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“130 Jahre Leuchtturm Buk“ - WSA Lübeck - Wasser- und ...

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<strong>“130</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>Dipl.-Ing. Björn Seidel<strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt <strong>Lübeck</strong>


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>Die Landspitze, die sich an der Ostseeküste zwischen Kühlungsborn <strong>und</strong> Rerik in dieSee schiebt, wird Buk genannt. Auf ihr wurde am 1. Dezember 1878 der „<strong>Leuchtturm</strong><strong>Buk“</strong> in Betrieb genommen <strong>und</strong> auch heute, nach 130 <strong>Jahre</strong>n, dient dieser Turm alsgute, weit sichtbare Navigationshilfe der Schifffahrt auf der südwestlichen Ostsee.Über viele Kilometer ist der gesamte Küstenverlauf überschaubar. In nordöstlicherRichtung sind Rostock <strong>und</strong> Warnemünde zu sehen. In nördlicher Richtung, am Fußedes <strong>Leuchtturm</strong>s, liegen der Riedensee <strong>und</strong> die Stadt Kühlungsborn. Nach Westenschließt sich der Blick auf Rerik, die Wismar Bucht <strong>und</strong> bei besonders klarem Wetterauf die holsteinische Küste <strong>und</strong> einzelne dänische Inseln an.Aufgr<strong>und</strong> der Geländehöhe von 78 Metern über dem Meeresspiegel behauptet der<strong>Leuchtturm</strong> Buk den höchsten Standort vergleichbarer Schiffsweiser an deutschenKüsten. Durch die topographische Lage erreicht der Turm mit seiner relativ kleinenHöhe von 20,8 m <strong>und</strong> seinen insgesamt 55 Stufen trotzdem eine beachtlicheFeuerhöhe von 95,3 m.Diese Höhe ist auch erforderlich, um die Sichtbarkeit des Leuchtfeuers über weiteStrecken zu gewährleisten. Ansonsten würde das Feuer durch die Erdkrümmungbereits nach einigen Seemeilen hinter dem Horizont verschwinden.Abb. 1: <strong>Leuchtturm</strong> in ganzer PrachtAbb. 2: LängsschnittzeichnungDas <strong>Leuchtturm</strong>bauwerk BukGebaut wurde der r<strong>und</strong>e Turm aus rotbraunem dreischaligen Backsteinmauerwerk,auf einem F<strong>und</strong>ament aus Findlingen. Oberhalb der ersten Galerie verjüngt sich derTurm dann auf den leuchtend roten Laternenaufbau. In dieser r<strong>und</strong>herum verglastenLaterne befindet sich das Leuchtfeuer. Da der hintere Bereich der Laterne jedochabgedunkelt wurde, ist das Feuer nur im für die Schifffahrt relevanten Bereich von 40bis 265° zu sehen.Dipl.-Ing. Björn Seidel Seite 2 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>Die genaue Position des <strong>Leuchtturm</strong>s wird für die Seefahrer in den Seekarten mit 54°07' 55" nördlicher Breite <strong>und</strong> 11° 41' 37" östlicher Länge angegeben. Bei Tag <strong>und</strong>guter Sicht kann der Seefahrer den <strong>Leuchtturm</strong> auch noch in 25 SeemeilenEntfernung als Landmarke wahrnehmen. Bei einsetzender Dunkelheit, spätestenseine St<strong>und</strong>e vor Sonnenuntergang, wird das Leuchtfeuer des <strong>Leuchtturm</strong>sautomatisch gezündet <strong>und</strong> dient Schiffen so auch bei Nacht als Navigationshilfe. Umeine Tragweite des Lichtes von bis zu 25 Seemeilen zu erreichen, wurde dasLeuchtfeuer mit einem „Fresnelschen-Linsensystem“ (Abb. 3) ausgestattet, benanntnach seinem Erfinder Jean Augustin Fresnel. Bei diesem System sind die optischenLinsen in einem geringen Radius um eine im Mittelpunkt feststehende Lichtquelleangeordnet. Fresnel schaffte es die optischen Linsen, durch die Aufteilung inringförmige Bereiche, so zu gestalten, dass das aus der Lichtquelle austretende Lichtparallel gebündelt wird <strong>und</strong> dadurch eine deutlich größere Tragweite erhält. WeitereVorteile dieses System sind die kompakte Bauform <strong>und</strong> das relativ geringe Gewicht.Der <strong>Leuchtturm</strong> Buk besitzt auch heute noch seinen ursprünglichen 208,5 cm hohenLinsenapparat (Abb. 4), bestehend aus 20 Linsenfeldern, mit einem Abstand derLichtquelle zu den Linsen (Brennweite) von 700 mm. Die Fresnelschen-Linsenmussten damals aus Frankreich beschafft werden, da 1878 kein Hersteller inDeutschland in der Lage war, solche Linsen zu fertigen.Abb. 3: Fresnel-LinsensystemAbb. 4: Blick in die OptikDer <strong>Leuchtturm</strong> hat auch heute noch mehrere Aufgaben zu erfüllen. SeineHauptaufgabe ist es, der Schifffahrt als Orientierungshilfe auf See <strong>und</strong> nahe derKüste zu dienen. Deshalb wird der <strong>Leuchtturm</strong> Buk auch als Orientierungsfeuerbezeichnet. Aufgr<strong>und</strong> der Dauer der Lichterscheinungen <strong>und</strong> deren Abfolge hat dasLeuchtfeuer des <strong>Leuchtturm</strong>s Buk seine ganz spezielle Leuchtcharakteristik, die manauch als Kennung bezeichnet. Dadurch lässt sich der <strong>Leuchtturm</strong> identifizieren <strong>und</strong>ermöglicht den Schiffen eine eindeutige Positionsbestimmung.Neben der Positionsbestimmung hat der <strong>Leuchtturm</strong> Buk weiterhin die Aufgabe vorder Untiefe "Hannibal", einer lang gestreckten Sandbank vor der Wismar Bucht zuDipl.-Ing. Björn Seidel Seite 3 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>warnen. Man bezeichnet das Feuer des Turmes deshalb auch als Warnfeuer. DieWarnung erfolgt durch verschiedenfarbene Sektoren. Für Schiffe im Bereich von 73-265° erscheint das Leuchtfeuer weiß (in Abb. 5 als gelbe Linie dargestellt). Wennman sich jedoch in den Bereich zwischen 40 <strong>und</strong> 73° bewegt, wird die Farbe desFeuers rot <strong>und</strong> weist auf die Gefahr hin. Dies wird mit Hilfe von transparenten, rotgefärbten Glasscheiben erreicht, die sich vor dem Linsensystem befinden.Abb. 5: Ausschnitt aus der Sportschifffahrtskarte („Nautische Veröffentlichung“)Die Inbetriebnahme 1878Erste Überlegungen zur Notwendigkeit eines <strong>Leuchtturm</strong>es auf der Bukspitze beiBastorf gab es bereits 1824. Nach genauen Studien der Leuchttürme Cuxhaven <strong>und</strong>Travemünde hatte der Landbaumeister Carl Severin dem Amt Bukow zeichnerischeUnterlagen <strong>und</strong> Kostenschätzungen für den Bau eines <strong>Leuchtturm</strong>es vorgelegt. Obwohldie Beleuchtung der Mecklenburger Bucht im Bereich Wismar mit knapp 70Seemeilen unbeleuchteter Küste unbefriedigend war, wurde zu diesem Zeitpunkt einBau nicht realisiert. Erst durch das erneute Drängen der nautischen Vereine Wustrow(Fischland/Darß) <strong>und</strong> <strong>Lübeck</strong> ließ 1876 die deutsche Reichsregierung das Errichteneines <strong>Leuchtturm</strong>s an der Großherzoglichen Küste auf „Bukow“ in der Nähe vonKühlungsborn gründlich prüfen. Dafür wurden zunächst alle Vor- <strong>und</strong> Unfälle an demKüstenabschnitt des Amtes Bukow aus den letzten 20 <strong>Jahre</strong>n zusammengestellt.Diese Aufstellung war beträchtlich. Gründe dafür gab es einige. Die benachbartenLeuchtfeuer von Travemünde <strong>und</strong> vom Darßer Ort reichten nicht weit genug <strong>und</strong> soblieb die Küste von Warnemünde bis zu den der Wismar Bucht vorgelagertenSandbänken gänzlich unbeleuchtet. Zu nennen ist dabei vor allem die Sandbank„Hannibal“ mit ihren Untiefen von nur zwei bis acht Fuß. Die unregelmäßigen, nichtDipl.-Ing. Björn Seidel Seite 4 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>zu berechnenden Strömungen taten ihr übriges <strong>und</strong> führten zu zahlreichenStrandungen. Die Vielzahl solcher Seeunfälle führte letztendlich zum Bau des<strong>Leuchtturm</strong>s auf der Bukspitze.Das für den <strong>Leuchtturm</strong> benötigte Bauland mit einer Fläche von ungefähr 6250 m²wurde dem Erbpächter Westendorf aus der Gemeinde Bastorf für 6600 Markabgekauft.Die Bauarbeiten begannen im <strong>Jahre</strong> 1876 <strong>und</strong> erstreckten sich über knapp zwei<strong>Jahre</strong>. Für den Bau waren der Amtshauptmann Kuhberg des Amtes Bukow, derLandbaumeister Luckow <strong>und</strong> der Distriktingenieur Hafften verantwortlich. Beinautischen Fragestellungen wurden sie durch den Navigationsschuldirektor Schützaus Wustrow (Fischland) unterstützt. Der Bau des <strong>Leuchtturm</strong>s <strong>und</strong> der dazugehörigen zwei Wärterwohnungen wurde vom Kröpeliner Zimmerermeister Hansenübernommen. Die an der Südseite des Turms gelegenen Wohnungen wurdendamals durch einen verdeckten Gang verb<strong>und</strong>en. Fertig gestellt <strong>und</strong> somit auch inBetrieb genommen wurde der <strong>Leuchtturm</strong> Buk am 1. Dezember 1878.Das LeuchtfeuerAls Lichtquelle erhielt der <strong>Leuchtturm</strong> damals eine vier-dochtige Petroleumlampe.Dieses Petroleumfeuer brannte nach mündlichen Überlieferungen bis 1912, ehe derBetrieb des Hauptfeuers, als eines der ersten Leuchtfeuer an der deutschenOstseeküste, auf Elektrik umgestellt wurde. Als elektrische Glühlampe wurde eine2000 Watt starke Osram-Scheinwerferlampe verwendet, die das weiße Licht bis zu18 Seemeilen auf die Ostsee strahlte. Das Reservefeuer blieb allerdings nochweiterhin im Propangasbetrieb <strong>und</strong> musste bei Stromausfall manuell gezündetwerden. Seit 1998 werden statt der riesigen Glühlampen die mittlerweile üblichenHalogenmetalldampflampen (HQJ-T 400W) verwendet, die nicht nur wartungsärmer(Austausch erst nach 5000 Betriebst<strong>und</strong>en statt früher 500 h) sind, sondern aucheine höhere Leuchtstärke als die alten Exemplare besitzen. Die auf Abbildung 6dargestellte 400 Watt starke Lichtquelle erzeugt eine Lichtstärke von r<strong>und</strong> 2,1 Mio.Candela. Dadurch wird eine Nenntragweite im weißen Sektor von bis zu 25,5Seemeilen erreicht. Da der Warnsektor mit einem roten Licht versehen ist, wird indiesem Bereich nur eine Nenntragweite von 21,8 Seemeilen erreicht.Neben dem Hauptfeuer ist heute auch das Reservefeuer auf Elektronik umgestelltworden <strong>und</strong> verwendet eine baugleiche Halogenmetalldampflampe. Bei einem Defektdreht sich die Reservelampe automatisch in den Brennpunkt <strong>und</strong> erreicht nachspätestens 10 Minuten ihre volle Helligkeit. Über Funk wird die Verkehrszentrale inTravemünde über die Störung benachrichtigt <strong>und</strong> leitet den Reparaturauftrag an daszuständige <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt <strong>Lübeck</strong> weiter.Bei einer möglichen Unterbrechung der Stromversorgung im öffentlichen Netzschaltet sich automatisch ein Dieselaggregat für die Notstromversorgung ein <strong>und</strong>innerhalb von 20 Sek<strong>und</strong>en kann das Feuer wieder leuchten.Dipl.-Ing. Björn Seidel Seite 5 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>Abb. 6: HalogenmetalldampflampenAbb. 7: Nach Beschuss hergerichtetes LinsenfeldDie Kennung des LeuchtfeuersWie schon erwähnt, sendet der <strong>Leuchtturm</strong> Buk sein Lichtsignal nicht ununterbrochenaus, sondern blinkt in ganz bestimmten Takten. Diese sogenannte Kennungwird beim <strong>Leuchtturm</strong> Buk dadurch erzeugt, dass sich das Linsensystem, über einenMotor angetrieben, ständig dreht. Man bezeichnet die optische Einrichtung desLeuchtfeuers deshalb auch als Drehlinsensystem. Durch die Unterteilung desLinsensystems in jeweils vier helle <strong>und</strong> einen abgedunkelten Bereich erscheint es fürden Betrachter auf See so, als wenn das Leuchtfeuer zeitweise aus ist.Lange Zeit wurde die Drehvorrichtung vom <strong>Leuchtturm</strong>wärter über einen aufzuziehendenUhrwerk-Gewichtsantrieb in Gang gesetzt. Der <strong>Leuchtturm</strong>wärter zog dieGewichte über eine Kurbel in einem Führungsschacht in der Mitte des Turmes hoch<strong>und</strong> spannte somit eine Feder, ähnlich wie bei einer Standuhr. An kurzen Tagen wardies teilweise auch 2-mal nötig. Heute sorgt ein Elektromotor für den Antrieb desLinsensystems. Die volle Umlaufzeit beträgt 180 s.Die genaue Bezeichnung der Kennung lautet: Blk. (4) WR 45 sec. Mit Blk wird in denSeekarten angegeben, dass es sich hierbei um ein Blinkfeuer handelt. Die vier in derKlammer zeigt die Häufigkeit der Lichterscheinungen eines Intervalls an. W <strong>und</strong> Rstehen für die Farben des Feuers, weiß <strong>und</strong> rot <strong>und</strong> die 45 s beschreiben die Dauerfür die Wiederkehr des Blinkens. Die 45 s ergeben sich aus 1,2 s kurzer Schein + 7,8s Unterbrechung + 1,2 + 7,8 + 1,2 + 7,8 + 1,2 + 16,8 s langer Schein.Diese Kennung wird seit 1945 verwendet. Vorher blinkte das Leuchtfeuer alle 15Sek<strong>und</strong>en mit einem hellen Blink von ungefähr 6 s Dauer. 1945, in den letzten Tagendes 2. Weltkrieges, wurde die <strong>Leuchtturm</strong>einrichtung mit MG <strong>und</strong> Bordkanonenalliierter Flugzeuge stark beschossen. Dabei wurde das kupferne Kuppeldach starkdurchlöchert, die Außenverglasung der Laterne war nahezu vollständig zerstört <strong>und</strong>auch sechs übereinander liegende Linsenfelder wurden so stark durch EinschüsseDipl.-Ing. Björn Seidel Seite 6 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>beschädigt, dass sie für den Betrieb ausfielen. Da nur zwei Linsenfelder wiederhergerichtet werden konnten (siehe Abb. 7) <strong>und</strong> ein Ersatz der zerstörten Linsenunmöglich war, mussten die übrigen 4 Linsenfelder durch Blenden ersetzt werden.Seitdem zeigt das Leuchtfeuer Buk seine typische Kennung.Die Technik ersetzt den LeuchtfeuerwärterSeit Beginn des Leuchtfeuerbetriebes versahen etwa 20 <strong>Leuchtturm</strong>wärter ihrenDienst auf dem <strong>Leuchtturm</strong>. Besonders bis zur Elektrifizierung im <strong>Jahre</strong> 1912 gab esfür den <strong>Leuchtturm</strong>wärter viel zu tun. Das Petroleumdochtfeuer musste ständiggewartet werden. Die Dochte wurden mehrfach bei Betrieb nachgestellt <strong>und</strong> derPetroleumverbrauch reguliert. Das Petroleum wurde in großen Kannen innerhalb desTurms zur Lampe getragen. Eine weitere Aufgabe war die Führung des <strong>Leuchtturm</strong>buches,in dem Wetter- <strong>und</strong> Sichtverhältnisse notiert wurden. Die täglich mehrmalsfestgestellte Windgeschwindigkeit sowie die Bewölkungsart wurden dann auch demSeehydrographischen Dienst mitgeteilt. Ab einer gewissen Windstärke gab der<strong>Leuchtturm</strong>wärter Sturmwarnung, indem er am Signalmast auf dem <strong>Leuchtturm</strong>weithin sichtbar Sturmzeichen setzte. Besonders für die Küstenfischerei <strong>und</strong> denSportbootverkehr war es wichtig, diese Information am Signalmast des <strong>Leuchtturm</strong>szu erkennen. Der Sturmwarndienst wurde 1974 eingestellt <strong>und</strong> die Sturmsignalstelledemontiert. Stattdessen wurde ein neuer Mast montiert, an dem sich jetzt eineAntenne zur automatischen Schiffsidentifikation (AIS) <strong>und</strong> eine Richtfunkantennebefinden. Zur Ausrüstung des <strong>Leuchtturm</strong>wärters gehörten bis ins 20. Jahrh<strong>und</strong>erthinein auch Raketen <strong>und</strong> eine Leuchtpistole, um bei schlechtem Wetter Schiffebesonders zu warnen. Ein Nebelsignal hat diese Leuchtfeuerstation nie.Bis zu seiner Automatisierung wurde das Leuchtfeuer manuell gezündet. LautVorschrift geschah das im Normalfall eine St<strong>und</strong>e vor Sonnenuntergang. Wiederausgeschaltet wurde das Leuchtfeuer in der Regel eine St<strong>und</strong>e nach Sonnenaufgang.Die <strong>Leuchtturm</strong>wärter orientierten sich jedoch hauptsächlich an der Sicht.Maßstab für die In- oder Außerbetriebnahme der Lampen war zum Beispiel dasVerschwinden des Waldes von Heiligendamm beziehungsweise dessen klareoptische Wahrnehmung.Im <strong>Jahre</strong> 1979 erfolgte die Automatisierung des Turmes, der Leuchtfeuerwärter imklassischen Sinne hatte ausgedient. Über ein Fernmeldekabel erfolgte dieFernsteuerung <strong>und</strong> -überwachung des Leuchtfeuers Buk von der Schaltzentrale des"Seehydrographischen Dienstes der DDR" in Warnemünde aus. Bei Ausfällen wurdevon dort einerseits eine Meldung an die Schifffahrt über den Seewarndienst <strong>und</strong>andererseits die Reparatur veranlasst.1991 wurde der <strong>Leuchtturm</strong> durch die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung desB<strong>und</strong>es übernommen. Das für den <strong>Leuchtturm</strong> zuständige <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong>Schifffahrtsamt <strong>Lübeck</strong> verfolgte seitdem eine schrittweise Modernisierung der<strong>Leuchtturm</strong>technik. Neben der Umstellung der Lichtquelle wurde auch der bis dahinverwendete Dämmerungsschalter für das Ein- <strong>und</strong> Ausschalten des Feuers eingespart.Heute legt ein Computer mittels des astronomischen Kalenders fest, wanndas Feuer gezündet werden soll. Alle für die Schifffahrt wichtigen Meldungen überden Betriebszustand des Leuchtfeuers werden zur Verkehrszentrale in Travemündeübertragen. Von hieraus kann das Leuchtfeuer bei Bedarf auch per Fernsteuerunggezündet werden.Dipl.-Ing. Björn Seidel Seite 7 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>Nachdem der letzte <strong>Leuchtturm</strong>wärter aufgr<strong>und</strong> der Automatisierung des Leuchtfeuersausgezogen war, wurde ein Leuchtfeuerwärterhaus nicht mehr benötigt. Biszur Wende war die Leuchtfeuerliegenschaft militärisches Gelände <strong>und</strong> so nutzte dieNVA das Wohngebäude bis 1990 als Kinderferienlager. Als das gesamte Areal vonder <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung übernommen wurde, dachte man auf Gr<strong>und</strong>der starken Schäden am Wohngebäude zunächst über einen Abriss nach. Um dasBaudenkmal „<strong>Leuchtturm</strong>gehöft <strong>Buk“</strong> zu schützen, entschied man sich 1996 dannjedoch auch für eine Gr<strong>und</strong>instandsetzung des <strong>Leuchtturm</strong>wärterhauses (Abb. 10).Abb. 10: <strong>Leuchtturm</strong>wärterhaus 1991Abb. 11: <strong>Leuchtturm</strong>wärterhaus komplett entkerntZunächst wurden die vorhandenen Anbauten sowie die Verbindung zwischen Wohnhaus<strong>und</strong> Turm abgerissen. Neben der Instandsetzung <strong>und</strong> Trockenlegung derF<strong>und</strong>amente <strong>und</strong> dem teilweisen Ersatz des Außenmauerwerks erfolgte einekomplette Entkernung mit Ersatz der Holzbalkendecke <strong>und</strong> des Dachstuhls (Abb. 11).Außerdem bekam das Gebäude einen Anschluss an die Kläranlage der Gemeinde inBastorf.Seit der Fertigstellung im <strong>Jahre</strong> 1999 werden in dem <strong>Leuchtturm</strong>wärterhaus vierWohnungen zur Familienerholung durch das Sozialwerk der B<strong>und</strong>esverkehrsverwaltungbetrieben. In den Kellerräumen des Gebäudes wurde das Herzstück des<strong>Leuchtturm</strong>s, seine Schaltzentrale untergebracht. Hier findet man den Rechner, derdie Steuerung des Leuchtfeuers übernimmt <strong>und</strong> außerdem das Notstromaggregat mitden dazugehörigen Dieseltanks.Die Baukosten für die seit 1991 betriebene komplette Instandsetzung des<strong>Leuchtturm</strong>gehöfts beliefen sich auf ca. 1,1 Mio. Euro.Abb. 12: vollständig instand gesetztes <strong>Leuchtturm</strong>gehöftDipl.-Ing. Björn Seidel Seite 9 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>Im <strong>Jahre</strong> 2005 wurden nördlich des <strong>Leuchtturm</strong>geländes außerdem noch zweiAntennenmasten <strong>und</strong> ein dazugehöriges Schalthaus errichtet (Abb. 13). An ihnenbefinden sich vier 4-Feld-Antennen für das Automatische SchiffsidentifizierungssystemAIS, vier R<strong>und</strong>strahlerantennen für den Seenotrettungsdienst, eine GPS-Antenne sowie Antennen für den Mobilfunk.Abb. 13: Blick von der <strong>Leuchtturm</strong>galerie auf die AntennenmastenDie heutige BedeutungAn kaum einem anderen technischen Objekt in unserer Zeit arbeiten teilweise fast130 <strong>Jahre</strong> alte Bauteile so zuverlässig mit modernster Steuertechnik zusammen wieauf dem <strong>Leuchtturm</strong> Buk. Auch in absehbarer Zeit wird das Leuchtfeuer des Turmsnicht wegzudenken sein, sind doch die festen Seezeichen in Küstennähe auch heutenoch eine wichtige Orientierungsmöglichkeit auf See, die dem Seemann ohneaufwändige elektronische Hilfsmittel an Bord zur Verfügung steht. Wirtschaftlicher alsdieser imposante <strong>Leuchtturm</strong> wäre sicherlich ein Feuer, das man auf einemRohrmast errichtet. Doch Leuchtfeuer gehören zur Kulturlandschaft der Küste <strong>und</strong>die <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsverwaltung hat neben ihrer hoheitlichen Aufgabe, dieB<strong>und</strong>eswasserstraßen mit Schifffahrtszeichen zu kennzeichnen, auch eine kulturelleVerantwortung. Dank der vollständigen Instandsetzung vor einigen <strong>Jahre</strong>n ist der<strong>Leuchtturm</strong> Buk heute Kulturerbe <strong>und</strong> präsentiert sich seitdem als würdiger Vertreterseiner Art auch dem Tourismus <strong>und</strong> der Denkmalpflege.Herzlichen Glückwunsch!Dipl.-Ing. Björn Seidel Seite 10 von 11


„130 <strong>Jahre</strong> <strong>Leuchtturm</strong> <strong>Buk“</strong>Der Autor:Björn Seidel studierte Bauingenieurwesen an der Universität Rostock. Anschließendarbeitete er dort für ein weiteres Jahr als wissenschaftlicher Mitarbeiter imFachgebiet für Küstenwasserbau. Seit Oktober 2007 ist er Baureferendar bei derHamburg Port Authority <strong>und</strong> fertigte diesen Bericht während seinesAusbildungsabschnittes beim <strong>Wasser</strong>- <strong>und</strong> Schifffahrtsamt <strong>Lübeck</strong> an.Dipl.-Ing. Björn Seidel Seite 11 von 11

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