04.12.2012 Aufrufe

Interview Museumsdirektoren - Senckenberg Museum

Interview Museumsdirektoren - Senckenberg Museum

Interview Museumsdirektoren - Senckenberg Museum

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

INTERVIEW MIT DEN DREI DIREKTOREN<br />

WAS TUN? Über den Sinn menschlicher Arbeit<br />

Sehr geehrter Herr Prof. Mosbrugger, sehr geehrter Herr Dr. Gerchow, Sie haben ein<br />

Experiment gewagt und als Generaldirektor der <strong>Senckenberg</strong> Gesellschaft für<br />

Naturforschung und Direktor des Historischen <strong>Museum</strong>s Frankfurt eine Ausstellung zum<br />

Sinn des menschlichen Arbeitens entstehen lassen. Wie mutig war dieses Projekt?<br />

Prof. Mosbrugger: Das Projekt war mutig und es ist geglückt. Das Thema „Arbeit“ bietet sich in<br />

hervorragender Weise für ein interdisziplinäres Experiment an, das auch eine Brücke zwischen<br />

Kultur und Natur schlagen will. Wir bei <strong>Senckenberg</strong> sind sehr froh, dass Herr Gerchow mit der<br />

Idee, die Ausstellung in der Wolfgang-Steubing-Halle des <strong>Senckenberg</strong> Naturmuseum zu<br />

zeigen, zu uns kam.<br />

Dr. Gerchow: Frankfurt am Main hat eine sehr vielfältige und lebendige <strong>Museum</strong>slandschaft.<br />

Für Gesellschafts- und Gegenwartsthemen wie „Arbeit“ gab es bisher in Frankfurt noch keinen<br />

Ausstellungsort. Wir betreten hier also Neuland. Außerdem, sind Kooperationsprojekte mehrerer<br />

Häuser immer ein Wagnis; erst recht, wenn zwei Hauser so unterschiedlicher Ausrichtung<br />

zusammen arbeiten. Ich denke, dass wir hier eine neue Qualität der Interdisziplinarität schaffen.<br />

Sehr geehrter Herr Prof. Vogel, die Ausstellung wurde ursprünglich in Ihrem Haus, dem<br />

Deutschen Hygiene-<strong>Museum</strong> in Dresden, mit großem Erfolg gezeigt. Inwieweit wurde die<br />

Ausstellung nun für Frankfurt verändert?<br />

Prof. Vogel: In der Überarbeitung finden sich nun natürlich Bezugspunkte zum <strong>Senckenberg</strong><br />

Naturmuseum und zum Historischem <strong>Museum</strong> Frankfurt. Am auffälligsten ist sicher der Bezug<br />

zur Tierwelt. So findet sich jetzt eine „Tierspur“, die durch die Ausstellung leitet und einen Bezug<br />

zu mindestens einem Tier in jedem der Ausstellungsräume herstellt. Tiermotive haben wir auch<br />

auf den Plakaten und Bannern aufgegriffen. Der Inhalt der Ausstellung, also die<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema „Arbeit“, wird durch den Einbezug der Tierwelt gleichzeitig<br />

intensiviert und mit einer spielerischen Note versehen. Diese unerwartete und ‚fremde’<br />

Perspektive und die so gewonnene Distanz auf das Thema fungiert als Blicköffner für<br />

grundlegende Fragen nach der menschlichen Arbeit, ihren verschiedenen Beweggründen, ihren<br />

Freiheitsgraden und zukünftigen Perspektiven.<br />

Herr Dr. Gerchow, wo ist der Einfluss des Historischen <strong>Museum</strong>s Frankfurt deutlich?<br />

SENCKENBERG GESELLSCHAFT FÜR NATURFORSCHUNG<br />

Dr. Sören B. Dürr | Alexandra Donecker | Judith Jördens<br />

<strong>Senckenberg</strong>anlage 25 | D-60325 Frankfurt am Main<br />

T +49 (0) 69 7542 - 1561 F +49 (0) 69 7542 - 1517 pressestelle@senckenberg.de www.senckenberg.de<br />

SENCKENBERG Gesellschaft für Naturforschung | <strong>Senckenberg</strong>anlage 25 | D-60325 Frankfurt am Main | Amtsgericht Frankfurt am Main HRA 6862<br />

Mitglied der Leibniz Gemeinschaft


Dr. Gerchow: Aus dem geschichtswissenschaftlichen Fachmuseum entwickelt sich das<br />

Historischen <strong>Museum</strong>s Frankfurt momentan zum Stadtmuseum für Frankfurt und „Rhein-Main“.<br />

Die aktuellen Themen der Stadt Frankfurt und ihrer Region werden hier präsentiert und<br />

diskutiert – das schließt „Tiefenbohrungen“ in die reiche Geschichte der Stadt ebenso wie<br />

Zukunftsperspektiven ein. „Arbeit“ aus der Perspektive von Gegenwart und Zukunft ist so ein<br />

aktuelles Thema mit Zukunftsbezug. Gerade die Region Frankfurt-Rhein-Main ist wie keine<br />

andere in Deutschland von modernen Arbeitsformen und einem dynamischen, in vielen<br />

Bereichen globalisierten Arbeitsmarkt geprägt. Und wir treiben die in Dresden begonnene Arbeit<br />

am Begriff der Arbeit gemeinsam weiter: im Spannungsfeld von Natur und Gesellschaft.<br />

Professor Mosbrugger, der Erfolg der Ausstellung in Dresden war beeindruckend. Lässt<br />

sich das toppen?<br />

Professor Mosbugger: Das Thema und das museale Konzept sind ja aktueller denn je. Und<br />

natürlich sind wir an möglichst hohen Besucherzahlen interessiert. Entscheidend für uns ist<br />

jedoch die bereits erwähnte interdisziplinäre Kooperation. Gewissermaßen ist dies auch ein<br />

Probelauf für das, was der Bockenheimer Kulturkampus ja einmal ermöglichen soll: Die<br />

Interaktion verschiedener Wissensdisziplinen aber auch die Interaktion zwischen<br />

Wissenschaften und darstellenden Künsten. Denn diese Ausstellung könnte auch in einer<br />

Kunsthalle stattfinden. Und wir sind begeistert, wie gut dies bei der Verwirklichung der<br />

Frankfurter Zeigung geklappt hat.<br />

Prof. Vogel: Die Ausstellung hatte in Dresden ein umfangreiches Begleitprogramm, das viel<br />

zum Erfolg der Ausstellung beigetragen hat. Das Frankfurter Begleitprogramm ist naturgemäß<br />

ganz anders strukturiert und bietet viele neue, attraktive Elemente.<br />

Mit dem Begleitprogramm ist es uns ein Anliegen, im Rhein-Main-Gebiet ein Forum für<br />

gesellschaftspolitische Diskussionen zu schaffen. Es ist uns ein Anliegen, die<br />

Argumentationsmuster öffentlicher Debatten zu überschreiten und sich realistisch aber auch<br />

utopisch mit der Zukunft der Arbeit befassen.<br />

Was bietet das Begleitprogramm?<br />

Dr. Gerchow: Wir führen in Streitgesprächen und Podiumsdiskussionen Experten aus der<br />

Natur- und Sozialwissenschaft, aus Politik, Kultur und Wirtschaft zusammen, um mit ihnen über<br />

die Gestaltung unserer heutigen und zukünftigen Arbeitswelt zu diskutieren. Parallel findet ein<br />

Filmfestival im Kino Orfeos Erben statt, in dem deutlich wird, wie vielschichtig sich der Film der<br />

Thematik Arbeit angenommen hat.<br />

Die Schwerpunkte der zehn Veranstaltungen liegen auf ökologischer und ökonomischer<br />

Nachhaltigkeit, individueller Zufriedenheit, psychischer und physischer Gesundheit und<br />

Seite 2 von 3


Gleichberechtigung in globalisierten Arbeitswelten.<br />

Wie erlebt der Besucher des Begleitprogramms dann in der Ausstellung diese<br />

Perspektiven des Sinns von Arbeit?<br />

Professor Mosbrugger: Die Ausstellung bietet raumgreifende Installationen, modernste<br />

<strong>Museum</strong>sdidaktik und viel Interaktion. „Spielerische Elemente, wie ein Kartenspiel, bieten<br />

Besuchern jeder Altersklasse Anreize, Arbeit auch jenseits des Verständnisses einer<br />

Erwerbsquelle zu verstehen.<br />

Unter anderem haben Videokünstler, Filmemacher und Dokumentarfilmer über 100 Menschen<br />

beobachtet, aufgezeichnet und interviewt. Letztlich möchten wir auf unterhaltsame Art und<br />

Weise vermitteln, dass einfache Antworten nicht zu haben sind und Arbeit kein ein für alle Mal<br />

fest stehender Begriff ist – aber ein äußerst spannendes Thema darstellt.<br />

Dr. Gerchow: Und wir wünschen uns auch eine Interaktion mit den Besuchern und der<br />

Besucher untereinander. Dazu soll nicht nur das Begleitprogramm dienen, sondern auch der<br />

„Ausstellungsblog“ www.wastun.senckenberg.de, dessen „Evolution“ wir mit Spannung<br />

erwarten.<br />

Meine Herren, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

Seite 3 von 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!