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Mitteilungen II/2013 - Vereinigung der Bayerischen Chirurgen eV

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,zunächst möchte ich Sie auf diesem Wege aufdie 90. Tagung <strong>der</strong> <strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong><strong>Chirurgen</strong> aufmerksam machen, die vom 24.-26.07.<strong>2013</strong> unter dem Vorsitz von Prof. Dr. JürgenRo<strong>der</strong> in Altötting stattfinden wird. Wir möchtenSie ganz herzlich zu dieser Veranstaltung einladen.Sie dürfen davon ausgehen, dass Ihnen eininteressantes und vielfältiges wissenschaftliches,aber auch Rahmenprogramm im Herzen Bayernsgeboten wird.Neue Erkenntnisse und eine Vielzahl von Schlagzeilenzum Transplantationsskandal haben auchin den ersten Monaten des neuen Jahres die Berichterstattungüber medizinische Themen in allenMedien dominiert. Die von <strong>der</strong> Bundesärztekammereingesetzte Kommission zur Kontrolle <strong>der</strong>Transplantationszentren hat bereits eine Vielzahlvon Transplantationskliniken besucht, und mandarf auf die abschließenden Bewertungen gespanntsein. Auch in Bayern hat die vom StaatsministerDr. Heubisch eingesetzte Kommissionunter <strong>der</strong> Leitung von Prof. Ferdinand Mühlbacheraus Wien die Besuche <strong>der</strong> bayerischen Lebertransplantationszentrenabgeschlossen undeinen Bericht darüber vorgelegt. Dabei wurdenüber die bekannten Probleme hinaus nur wenigeAbweichungen bei <strong>der</strong> Wartelistenführung undIndikationsstellung festgestellt, die nun einer weiteren,vor allem fachlichen Diskussion bedürfen.Auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> bisherigen Erkenntnissehat jedoch vor wenigen Tagen die bayerischeStaatsregierung beschlossen, dass in Bayern nurmehr an den Standorten München-Großha<strong>der</strong>n,Regensburg und Würzburg Lebertransplantationenstattfinden dürfen.Als Folge <strong>der</strong> intensiven Diskussionen im Zusammenhangmit dem Transplantationsskandal ist esin den letzten Monaten in ganz Deutschland zueinem Rückgang von Meldungen auf die Wartelistenfür Lebertransplantationen gekommen.Dies kann als Anzeichen dafür gewertet werdenkann, dass ausgelöst durch die Vorgänge <strong>der</strong>letzten 12 Monate außerordentlich sorgfältig undkritisch geeignete Patienten ausgewählt werden.Besorgniserregend ist <strong>der</strong> dramatische Einbruchin <strong>der</strong> Spendebereitschaft <strong>der</strong> Bevölkerung inDeutschland, vor allem aber auch in Bayern. DieAuswirkungen auf die Patienten auf den Wartelisten,und nicht nur für die Patienten, die aufeine Spen<strong>der</strong>leber warten, sind dramatisch. Wirwerden mit einer Zunahme <strong>der</strong> Wartezeit vonwenigstens 15-20% rechnen müssen, mit all dendamit verbundenen negativen Auswirkungen aufdie Patienten selbst, <strong>der</strong>en Familien und die betreuendenÄrzten. Deshalb möchte ich Sie einmalmehr aufrufen, in Ihrem persönlichen Umfeld fürdie postmortale Organspende zu werben, dennam Ende gab es in Deutschland, wie vielfach zulesen war, keinen Organspendeskandal, son<strong>der</strong>neinen Transplantationsskandal – ein ganzbedeutsamer Unterschied, <strong>der</strong> sich <strong>der</strong> Bevölkerungbislang nicht wirklich erschlossen hat.Die Finanzierungssituation <strong>der</strong> Krankenhäuserbleibt weiterhin angespannt. Erhöhte Kostendurch Tarifsteigerungen, Energiepreise und auchhöhere Versicherungsprämien sind durch die bestehendeFinanzierungssystematik nicht ausreichendgedeckt. In diesem Zusammenhang ist esdurchaus erfreulich, dass die Bundesregierungden Krankenhäusern mit einer zusätzlichen Zahlungvon 1,1 Mrd. Euro Erleichterung verschaffenwill. Dennoch, es ist nur ein Tropfen auf den heißenStein und mehr als 30% aller Kliniken auch inBayern bleiben durch erhebliche Lücken in denDeckungsbeiträgen in ihrer Existenz bedroht.Eine kürzlich publizierte Studie <strong>der</strong> AOK hat ergeben,dass <strong>der</strong> MDK bei etwa 50% aller stationärerAbrechnungen Fehler aufgedeckt hat.Hier sind alle Beteiligten aufgerufen durch sorgfältigesund verantwortliches Handeln Ordnungzum Wohle <strong>der</strong> Solidargemeinschaft <strong>der</strong> Versichertenherzustellen. Dies beinhaltet aber auch,dass die gesetzlichen Krankenkassen bei prallgefülltem Gesundheitsfond (ca. 23 Mrd. Euro)den enormen Schuldenbetrag von etwa 3 Mrd.Euro gegenüber den Krankenhäusern kurzfristigabbauen, um dadurch die Liquidität und damitdie Existenz von funktionierenden Krankenhäuserzu sichern.1


Schließlich sei darauf hingewiesen, dass eineneue, modulare Musterweiterbildungsordnung inVorbereitung ist. Die wissenschaftlichen Fachgesellschaftenwurden von <strong>der</strong> Bundesärztekammerbeauftragt bis zum 30.04.<strong>2013</strong> Vorschlägeeinzureichen. Kernpunkte <strong>der</strong> neuen Weiterbildungsordnungwerden neben einem zeitlichenRaster und <strong>der</strong> Festlegung von Inhalten sog.Kompetenzlevel sein. Wir dürfen gespannt sein,in welcher endgültigen Ausgestaltung und wanndiese neue Musterweiterbildungsordnung inKraft treten wird, und ob es dadurch gelingt denchirurgischen Nachwuchs in allen Fachbereichenorientiert an <strong>der</strong> klinischen Versorgungsrealitätzu indikationssicheren, technisch versierten undvom ärztlichen Ethos geprägten <strong>Chirurgen</strong> heranzuziehen.In diesem Sinne grüßt Sie herzlich bis zum Wie<strong>der</strong>sehenin Altötting!IhrProf. Dr. Matthias AnthuberSchriftführer2


Einladung zur Mitglie<strong>der</strong>versammlungam Mittwoch, den 24. Juli <strong>2013</strong>Ort:Zeit:Kultur + Kongressforum Altötting, Kleines Foyer16.30 bis 17.30 Uhr (im Anschluss an die klinischen Falldemonstrationen)Tagesordnung:TOP 1)TOP 2)TOP 3)TOP 4)TOP 5)Bericht des VorsitzendenWahlen2. Stellvertreten<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> (Vorsitzen<strong>der</strong> für das Jahr 2015)Bericht des Schriftführers und Kassenwarta) Mitglie<strong>der</strong>standb) Aufnahme von Neumitglie<strong>der</strong>nb) Kassenbericht (Einnahmen - Ausgaben 2012)c) Bilanz 1.1. bis 30.6.<strong>2013</strong>d) Wirtschaftsplan <strong>2013</strong>Bericht <strong>der</strong> Kassenprüfer und EntlastungVerschiedenesBekanntmachung zur Mitglie<strong>der</strong>versammlungzum Tagesordnungspunkt 2) – Wahlen:Zur Wahl steht <strong>der</strong> 2. stellvertretende Vorsitzende und damit <strong>der</strong> Vorsitzende für das Jahr 2015.Satzungsgemäß werden die Wahlvorschläge bekanntgegeben, die <strong>der</strong> Ausschuss auf seiner Sitzung am15.04.<strong>2013</strong> in München beschlossen hat.Zur Wahl des 2. stellvertretenden Vorsitzenden wird vorgeschlagenHerr Prof. Dr. med. Michael A. SchererChefarzt Abteilung Unfallchirurgie und OrthopädieKlinikum Dachau3


<strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Chirurgen</strong> e.V.Mitglie<strong>der</strong>verwaltungMitglie<strong>der</strong>stand zum 31.05.<strong>2013</strong>:Ehrenmitglie<strong>der</strong>* 21Mitglie<strong>der</strong> im Ausschuß** 32Mitglie<strong>der</strong> im Ruhestand 256Zahlende Mitglie<strong>der</strong> 694--------------------------------------------------Gesamt-Mitglie<strong>der</strong> 954* wird bis auf 4 nicht mitgezählt, da alle Mitglied sind** wird nicht mitgezählt, ebenfalls alle Mitglie<strong>der</strong>Neue Mitglie<strong>der</strong> (Bürgen in Klammer):• Düsterhöft Veronika, Dr. med., Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Kreiskliniken Altötting-Burghausen,Krankenhausstr. 1, 84489 Burghausen (Ro<strong>der</strong>/Heiß-Bogner)• Gleißner Sebastian, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Kreiskliniken Altötting-Burghausen,Vinzenz-von-Paul-Str. 10, 84503 Altötting (Wambach/Ro<strong>der</strong>)• Kasparek Michael Simon, PD Dr. med., Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, GefäßundThoraxchirurgie <strong>der</strong> LMU München, Campus Großha<strong>der</strong>n, Marchioninistr. 15, 81377 München(Jauch/Thasler)• Rumpf Martin, Dr. med. univ., Klinik für Unfall- und Handchirurgie, Kreiskliniken Altötting-Burghausen, Vinzenz-von-Paul-Str. 10, 84503 Altötting (Ro<strong>der</strong>/Wambach)• Urbanke Thomas, Dr. med., Ltd. Oberarzt, Klinik für Unfall- und Handchirurgie, KreisklinikenAltötting-Burghausen, Krankenhausstr. 1, 84489 Burghausen (Wambach/Ro<strong>der</strong>)• Weinrich Heribert, Klinik für Gefäßchirurgie, Kreiskliniken Altötting-Burghausen, Krankenhausstr. 1,84489 Burghausen (Ro<strong>der</strong>/Heiß-Bogner)4


Mitglied im Ruhestand:• Dr. med. Manfred Hausel, Chirurg, Am Orthegelmühlbach 21, 92637 WeidenKündigungen ab <strong>2013</strong>:• Leo Georg Alexan<strong>der</strong> Spor, Frankenstr. 1, 97228 Rottendorf• Dr. med. Dipl. Biol. Heinrich-Otto Steitz, Chefarzt <strong>der</strong> Abteilung für Allgemein- und Viszeral -chirurgie, Chirurgische Klinik Dr. Rinecker, Am Isarkanal 30, 81379 München• Prof. Dr. med. Herbert Vetter, Richard-Seel-Weg 12, 42113 WuppertalVerstorbene Mitglie<strong>der</strong>:• Prof. Dr. Fritz Lechner, Mitglied und Ehrenmitglied, em. Direktor Klinikum Garmisch Partenkirchen,✝ 25.05.<strong>2013</strong>5


Prof. em. Dr. med. Ernst Kern – 90 JahreR. ArbogastAm 13.01.<strong>2013</strong> feierte Prof. Dr. Ernst Kern in <strong>der</strong>Zehntscheuer des Juliusspitals Würzburg, imKreise nahezu all seiner Schüler und Weggefährten,seinen 90. Geburtstag.Auch wenn ihn gewisse Schwächen seines HörundSehvermögens plagen, so ist sein von unsstets bewun<strong>der</strong>ter scharfer Geist ungebrochenund lebendig.Ein Beleg dafür war sein faszinieren<strong>der</strong> Lichtbil<strong>der</strong>vortragüber das Einhorn und dessen Kulturgeschichte.Kern wurde am 13.Januar 1923 in Gleisenau geborenund wuchs in Augsburg auf. Nach demAbitur 1941 wurde er zur Wehrmacht eingezogenund diente bei den Gebirgsjägern bis 1945. DieseZeit prägte Ernst Kern bis heute, und er beschreibtdies in seinem beeindruckenden Buch:„Der Soldat an <strong>der</strong> Ostfront“, das auf Tagebuchaufzeichnungenseiner Eltern basiert.Von 1945 bis 1949 studierte er Medizin in Münchenund Erlangen, wo er anschließend beiO.F.Franke im Institut für Physiologie arbeitete.Dieses Fach beeindruckte ihn so sehr, dassseine ganze spätere wissenschaftliche Karrierestets durch die Physiologie und Pathophysiologiegeprägt wurde.Von 1952 bis 1954 war Kern Assistent bei W.Wachsmuth an <strong>der</strong> Chirurgischen UniversitätsklinikWürzburg, bevor er dann zu H. Kraus nachFreiburg wechselte. Dort habilitierte er 1959 miteiner beeindruckenden Arbeit über Pankreaserkrankungen.Dieses Organ faszinierte ihn biszum Ende seiner <strong>Chirurgen</strong>tätigkeit.1956 veröffentlichte er zusammen mit K. Wiemersdie erste Monographie über ChirurgischeInten-sivmedizin mit dem Titel: „Die postoperativenFrühkomplikationen“.Nach zweijähriger Zeit als Chefarzt <strong>der</strong> Chirurgieam Klinikum Lörrach, erhielt Ernst Kern den Rufan die Chirurgische Klinik <strong>der</strong> Julius MaximiliansUniversität Würzburg, zum 01.09.1969. Dort wurdeer am 31.03.1991 emeritiert.Mehr als 120 <strong>Chirurgen</strong> hat Ernst Kern ausgebildet,27 davon wurden habilitiert, und über30 seiner Schüler wurden Chefärzte, einer Ordinariusin Lübeck. Mit Stolz bemerkt er immerwie<strong>der</strong>, dass einer seiner Schüler Präsident <strong>der</strong>Deutschen Gesellschaft für Chirurgie wurde undein weiterer Schüler noch heute Präsident desBerufsverbandes Deutscher <strong>Chirurgen</strong> ist. Kernselbst hatte nie Interesse an einer intensiven Verbandstätigkeit,und trotzdem war er 1972 und1990 Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Chirurgen</strong>vereinigungund 1980 Präsident <strong>der</strong> <strong>Vereinigung</strong>Mittelrheinischer <strong>Chirurgen</strong>.Seine Interessen galten immer in beson<strong>der</strong>erWeise <strong>der</strong> Kunst, dem Reisen, <strong>der</strong> Musik, demSchreiben von Gedichten und nicht zuletzt demVerfassen von zahlreichen, bemerkenswertenBüchern. So überraschte er uns alle im Jahr 2012mit seinem bisher letzten Werk: „ Versuch einerAutobiographie – Dreizehn Leben parallel“.Ernst Kern besaß und besitzt noch immer eineganz beson<strong>der</strong>e Maxime für sein Leben: „Allesim Leben ist ersetzbar, nur nicht die Zeit“. DieserMaxime o<strong>der</strong> auch Philosophie ist er stets treugeblieben.Wir, alle seine Schüler, schätzen und lieben ErnstKern, wegen seiner Arbeit als Lehrer und Chirurg,und ganz beson<strong>der</strong>s weil er trotz seiner herausragendenErfolge und Lebensleistungen stets einbescheidener Mann geblieben ist.Prof. Dr. med. Rainer ArbogastWeissenburgstr. 2875173 Pforzheim6


DGAV-Eröffnungsveranstaltung beim Deutschen <strong>Chirurgen</strong>kongressLiebe Kolleginnen, Kollegen, Gäste und Freunde,es ist mir eine große Freude, Sie zu unserem 15.Jahreskongress <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft fürAllgemein- und Viszeralchirurgie hier in Münchenbegrüßen zu dürfen. Ich hoffe sehr, dass esuns, d.h. meinem Kongressteam, dem Vorstandund unseren Arbeitsgemeinschaften, gelungenist, Ihnen ein interessantes und vielseitigesProgramm zusammenzustellen, so dass Sie amEnde dieser Woche bilanzieren können „Es hatsich gelohnt, dafür nach München gekommen zusein“.Wir sind uns sicher alle einig „Es gibt zu vieleKongresse“. Aber dennoch werden Sie mir Rechtgeben: Auch im Zeitalter des elektronischen Lernenswird ein großer Jahreskongress unverzichtbarbleiben; nicht nur wegen <strong>der</strong> rein fachlichenInhalte, son<strong>der</strong>n auch wegen <strong>der</strong> gemeinsamenDiskussionen und Reflektionen in den Pausenund am Abend, die neben dem Inhalten <strong>der</strong> Weiterbildungund Wissenschaft die Essenz einessolchen Hauptkongresses bilden.Zurück zur Chirurgie und zu unserer Gesellschaft.Die DGAV wird ihre Anstrengungen zurQualitätssicherung weiter intensivieren; wir starteneine große Qualitätsinitiative, die wir bei <strong>der</strong>morgigen Mitglie<strong>der</strong>versammlung und vor allembei einer eigenen Sitzung am Freitag vorstellenwerden. Qualität hat viele Dimensionen, wir habenInitiativen, die vor allem die Struktur-, Prozess-und Ergebnisqualität betreffen und hierfürz.B. Zertifizierungen eingerichtet. Mir geht esin ganz beson<strong>der</strong>em Maße um die Qualität <strong>der</strong>Indikation, weshalb ich bei diesem Kongresszahlreiche Sitzungen unter <strong>der</strong> Überschrift „Indikation& Technik“ gestellt habe. Ich mache mirgerade an dieser Stelle – <strong>der</strong> guten Indikationsstellung– große Sorgen um unser Fach. Ich seheunser Fach in dem bedroht, was für mich –undich weiß: für viele von Ihnen – den Kern unseresSelbstverständnisses ausmacht:7Wir wollen ärztlich handeln, <strong>der</strong> Patient und seinWohl steht im Mittelpunkt, wir wollen ihn vor einerOperation Zeit und Gelegenheit haben, ihnals Persönlichkeit kennen und verstehen lernen,wir wollen ihm einen uneigennützigen Rat erteilen.Unsere Indikationsstellung zu einer Operationwird allein davon bestimmt, was nach unsererÜberzeugung das Beste für dieses uns gegenübersitzendeIndividuum ist, auch und geradedann – und dann zeigt sich beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Arztim <strong>Chirurgen</strong> – , wenn wir ihm in seinem eigenenInteresse vermitteln, dass eine Operation unnötigo<strong>der</strong> vermeidbar ist o<strong>der</strong> die Risiken eines Eingriffsgrößer sind als die realistischen Chancenauf Besserung, Überlebenszeit-Verlängerungo<strong>der</strong> Heilung.Die Realität sieht aber in zunehmend mehr Klinikenund Praxen an<strong>der</strong>s aus: Die Effizienzsteigerungsspirale,die im DRG-System immanent angelegtist erhöht den ökonomischen Druck aufdie Institutionen permanent. Das Überangebotan Kliniken verschärft den Konkurrenzdruck –vor allem in Ballungsgebieten, zT aber auchauf dem Land (z.B. in Thüringen). Viele Klinikenkönnen ihre Betten und Operationssäle bei ständigsteigen<strong>der</strong> Effizienz nur durch Mengenausweitungfüllen. Wenn die Abwerbung von Patienten/Zuweiserndes Nachbarkrankenhauseserschöpft ist, funktioniert eine Mengenausweitungnur noch über eine Indikationsausweitung.Diese Indikationsausweitung ist gerade anhandinternationaler Vergleichsstatistiken nicht nur beiWirbelsäulen- und Gelenkersatz-Operationen,son<strong>der</strong>n auch in unserem Fach festzustellen, u.a.bei elektiven Operationen unkomplizierter Divertikulitidenund Strumen. Differenzierte und abgewogeneIndikationsstellungen, die immer auchbedeuten müssen, im Einzelfall nicht zu operieren,gehen verloren.Für mich sind die Mengen- und Indikationsausweitungenzusammen mit <strong>der</strong> Depersonalisierungdie größten Bedrohungen unseres Fachs.Der Lebertransplantations-Skandal, bei demich mir im Einzelfall kein Urteil anmaßen will undkann, scheint nach den Berichten zum Teil auchnur <strong>der</strong> sichtbarste Spezialfall dieser Grundübels„Unkritische Indikationsausweitung und Zahlen-Maximierung um jeden Preis“ zu sein. DiesesGrundübel wird – wenn wir dem nicht Einhalt gebieten– letztlich uns alle beschädigen. Es drohtdann – wenn wir intern die Selbstkontrolle innerhalbunseres Fachs nicht schaffen – von au-


ßen die Wegnahme <strong>der</strong> Indikationsstellung unddie endgültige Degradierung des <strong>Chirurgen</strong> zumhandwerklichen Erfüllungsgehilfen.Drei Dinge möchte ich klarstellen, um Missverständnissezu vermeiden:1. Bitte verstehen Sie mich nicht als Nestbeschmutzer,son<strong>der</strong>n als Mahner, <strong>der</strong> getriebenwird von <strong>der</strong> Sorge um den Verlust des Vertrauensin uns als Ärzte. Nur durch selbstkritischeReflexion können wir dem entgegenwirken2. Auch wenn ich für den Abbau des Überangebotsund <strong>der</strong> Überversorgung plädiere, was inKonsequenz die Schließung einzelner Standortebedeuten kann, so können Sie sicher sein,dass angesichts <strong>der</strong> vielen offenen Stellen unddes Mangels an qualifizierten Fachärzten keineinziger Chirurg in unserem Lande dadurch arbeitsloswürde. Ich habe sogar die – vielleichtblauäugige – Hoffnung, dass wir dann, wenndieselbe Anzahl <strong>Chirurgen</strong> etwas wenigermacht, die exzessive Arbeitsverdichtung reduziertwerden kann, mehr Zeit für die Gesprächemit den Patienten bleibt und die Attraktivitätunseres herrlichen Berufs wie<strong>der</strong> steigt.3. Ich bin kein Gegner <strong>der</strong> Effizienz, im Gegenteil:als jemand, <strong>der</strong> sich viele Jahre in Entwicklungslän<strong>der</strong>nengagiert hat, weiß ich umdie moralische Pflicht, das Geld, was eineSoli-dargemeinschaft sich leisten kann fürGesundheit auszugeben, möglichst so einzusetzen,dass ein Maximum an Gesundheit <strong>der</strong>Bevölkerung dabei herauskommt. Die Makro-Effizienz auf gesellschaftlicher Ebene ist einhohes Gut, dem wir als <strong>Chirurgen</strong> unter an<strong>der</strong>endurch Vermeidung unnötiger Operationendienen können. Sie steht an vielen Stellen imdirekten Gegensatz zur Mikro-Effizienz auf Klinik-Ebene,wenn Sie für Ihre Geschäftsführungdann ein beson<strong>der</strong>s guter Mitarbeiter sind,wenn Sie durch Verdrängungswettbewerb undIndikationsausweitung die Zahlen verbessern.Deshalb möchte ich an Sie appellieren:• Lassen Sie uns gemeinsam nicht nur hinter vorgehaltenerHand aussprechen: „Wir haben einÜberversorgungs-Problem“• Lassen Sie uns daran arbeiten, dass allein dienachgewiesene Qualität (Ergebnisse und Indikation!)Kriterium für unvermeidliche Konzentrationsprozesseist• Lassen Sie uns gemeinsam gegen die wechselseitigeKannibalisierung vorgehen• Lassen Sie uns dafür kämpfen, dass auch dienächste Generation von <strong>Chirurgen</strong> noch eigenedifferenzierte Indikationen stellen kann unddarf und unser Selbstverständnis kein technokratischeswird, son<strong>der</strong>n ein ärztliches bleibt.Prof. Dr. Stefan PostPräsident <strong>der</strong> DGAV8


Innovation gleich Fortschritt?Innovationen sind Ergebnisse <strong>der</strong> den Menschenangeborenen Neugier und Wissbegier. Der Begriffleitet sich aus dem lateinischen innovare“erneuern” bzw. “verän<strong>der</strong>n” ab und bedeutet imDeutschen im allgemeinen die planvolle Erneuerungmit dem Ziel, entwe<strong>der</strong> bereits Bestehendeszu optimieren o<strong>der</strong> Neues zu realisieren.Dieser lexikalischen Definition fehlt für die Bewertungmedizinischer Innovationen als Fortschrittnoch ein entscheidendes Merkmal, nämlich eindamit verbundener Mehrwert an Nutzen für diePatienten. O<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s ausgedrückt: Nicht alles,was als Innovation firmiert, verdient auch dieseheute häufig überstrapazierte Bezeichnung. OhneInnovationen wie<strong>der</strong>um gibt es keinen Fortschritt.„Neu“ heißt aber noch nicht „gut“ undschon gar nicht „besser“, d.h. Innovation ist perse nicht schon mit Fortschritt gleichzusetzen.DefinitionenSo betrachtet bedeuten in <strong>der</strong> Medizin Innovationund Fortschritt nicht einfach „neu“, son<strong>der</strong>n• wirksamer (z. B. erhöhte diagnostische Wahrscheinlichkeit,bessere Therapie),• sicherer (für die Patienten o<strong>der</strong> für die Anwen<strong>der</strong>),• einfacher anzuwenden• und nicht zuletzt preisgünstiger (vorausgesetztnatürlich gleiche Effektivität).Auswirkungen einer so definierten Innovationsind die Erweiterung von Behandlungsmöglichkeitenauf bisher nicht therapierbare Krankheiten,ein Wirksamkeitsnachweis bekannter Technologienbei neuen Indikationen und/o<strong>der</strong> eine Erreichungdes Therapieziels bei deutlicher Reduktionvon Schmerzen und Nebenwirkungen sowieSteigerung <strong>der</strong> Lebensqualität [1].Es lassen sich Produktinnovationen beschreiben,<strong>der</strong>en wesentliche Komponenten entwe<strong>der</strong>neu o<strong>der</strong> hinsichtlich ihrer grundlegenden Merkmalewie technische Konzeption, Verwendungseigenschaften,Bedienungsfreundlichkeit undVerfügbarkeit merklich gegenüber dem bisher Bewährtenverbessert sind. Prozessinno vationen9sind neue deutlich verbesserte Fertigungs- o<strong>der</strong>Verfahrenstechniken sowie verbesserte Bedingungenund Ergebnisse einer Dienstleistungserbring.Von Durchbruchsinnovationen sprichtman dann, wenn vollkommen Neues entwickeltwird, was in <strong>der</strong> Regel seinerseits wie<strong>der</strong> Innovationenin an<strong>der</strong>en Bereichen nach sich zieht.Dazu zählen die als Sprunginnovationen geltendenArzneistoffe, die ohne Orientierung anbereits bekannten Wirkstoffen völlig neu entwickeltwurden und als erste Vertreter einer neuenStoffklasse einen bedeutenden therapeutischenFortschritt markieren. Fortschritt wird aber nichtnur durch große Schritte erreicht, son<strong>der</strong>n oftauch durch kontinuierliches Weiterentwickelndes einmal Erreichten. So beschreiben Verbesserungs-o<strong>der</strong> auch Schrittinnovationen dieOptimierung und Weiterentwicklung eines bestehendenProdukts o<strong>der</strong> einer Dienstleistung.Unter diese Begrifflichkeit entfallen mehr als 80%aller Innovationen.Innovationen sind die zentrale Triebfe<strong>der</strong> für patientenrelevantenFortschritt in <strong>der</strong> medizinischenVersorgung. Sie sind zugleich – auch bei Berücksichtigung<strong>der</strong> durch sie ebenfalls realisierbarenKostensenkungspotenziale – einer <strong>der</strong> zentralenKostentreiber im Gesundheitswesen Die Bewertungmedizinischen Fortschritts erfolgt deshalbheute zunehmend unter ökonomischen Aspekten.Es geht dabei um das mit <strong>der</strong> Anwendungneuen Wissens verbesserte Verhältnis zwischendem Einsatz von Ressourcen und dem damiterreichbaren gesundheitlichen Ergebnis [2].Der überwiegende Teil medizinischtechnischerEntwicklungen lässt eine bessere Zielerreichungbei erhöhtem Ressourceneinsatz erwarten EinBeispiel wäre die Therapie bisher nicht behandelbarerKrankheiten etwas als Resultat gentechnologischerForschung. Allerdings kann eindadurch möglicher Zugang zu kausalen Behandlungsprinzipienauch kostenträchtige langwierige,bisher nur symptomorientierte Therapien ablösen.In aller Regel dominieren allerdings nichtErsatztechnologien, welche die gleichen Diagnostik-und Therapieabläufe verbilligen. Beimmedizinischen Fortschritt handelt es sich meistum die Entwicklung von Zusatztechno logien,


die bisher Unmögliches möglich machen. Beispielesind die Transplantationsmedizin, dieEntwicklung künstlicher Organe o<strong>der</strong> auch neueonkologische Therapieverfahren. Das bedeutetwie<strong>der</strong>um, dass neue Verfahren meist entwickeltwerden, ohne dass es zu Substitutionsprozessenund zum Ersatz bisher angewandterVerfahren kommt. Zusatzkosten entstehen vorallem auch dadurch, dass neue Techniken o<strong>der</strong>Medikamente in <strong>der</strong> Regel nicht zur Heilung,son<strong>der</strong>n nur zu einer Verlängerung <strong>der</strong> weiterbehandlungs- und kostenintensiven Zeitspannezwischen Erkrankungsbeginn und Tod führen.Dies führte vor dem Hintergrund kontinuierlicherKostensteigerungen infolge des medizinischenForstschritts auch zu <strong>der</strong> Einschätzung, dass dieMedizin letztlich Opfer ihres eigenen Erfolges sei.InnovationsbewertungVereinfacht gesagt bedeutet Innovation erst danneinen Fortschritt, wenn sie besser ist als das Alte.Sie muss also im Vergleich zu dem, was es schongibt, einen höheren Nutzen aufweisen. Demnachgehört zur Innovationsbewertung immer <strong>der</strong> Vergleichmit dem Nachweis eines Mehrnutzens undzwar – das ist das Entscheidende – nicht nuranhand von mehr o<strong>der</strong> weniger relevanten Surrogatparametern,son<strong>der</strong>n patientenrelevanterEndpunkte. Dazu zählen:• Mortalität• Morbidität (Beschwerden und Komplikationen)• gesundheitsbezogene Lebensqualität• interventionsbezogener Aufwand• PatientenzufriedenheitEine im Sinne des Patienten positive Verän<strong>der</strong>ungdieser Aspekte wird als direkter patientenrelevanterNutzen definiert. Der Nutzenbegriff stehtdann auch im Zentrum dessen, was als medizinischeNotwendigkeit zu definieren ist. Im SGBV, §12. 1 ist festgelegt: „Die Leistungen müssenausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlichsein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nichtüberschreiten. Leistungen, die nicht notwendigo<strong>der</strong> unwirtschaftlich sind, können Versichertenicht beanspruchen, dürfen die Leistungserbringernicht bewirken und die Krankenkassen nichtbewilligen.“ Für eine in diesem ZusammenhangAbb. 1: Allgemeine Kriterien <strong>der</strong> Technologiebewertung [1].Kriterium (engl. Term) Inhalt KernfrageEthik (Ethics)Machbarkeit (Feasibility)Wirksamkeit (Efficacy)Effektivität (Effectiveness)Effizienz (Efficiency)Übereinstimmung mitethischen Normen undgesellschaftlicher MoralSicherheit und DurchführbarkeitVorteil <strong>der</strong> Methode unterIdealbedingungenVorteil <strong>der</strong> Methode unterNormalbedingungenKosten-Nutzen-Verhältnis<strong>der</strong> MethodeDarf man es machen?Könnte man es machen?Ist es wirksam?Kann man es machen?(Prinzipielle Wirksamkeit)Wirkt es in <strong>der</strong> PraxisKönnen es alle machen?(Praktische Wirksamkeit)Ist es das wert bzw. könnenwir uns es leisten?10


im SGB V nicht näher definierte medizinischeNotwendigkeit einer bestimmten Interventiongelten folgende Voraussetzungen:• Der Nutzen muss nachgewiesen sein.• Der Nutzen muss ein bestimmtes Ausmaßüberschreiten• Der Nutzen kann in diesem Ausmaß nicht aufeinem an<strong>der</strong>en Weg erreicht werdenDie Beurteilung, ob eine Innovation zu einerSteigerung von Qualität und Effizienz in <strong>der</strong> Gesundheitsversorgungführt, ist nur durch eine systematischeBewertung möglich. Geht man vonden in <strong>der</strong> Chirurgie im Vor<strong>der</strong>grund stehendennichtpharmakologischen Interventionen aus, geltendafür die allgemeinen Kriterien <strong>der</strong> Technologiebewertung(Abb. 1) [3].Im Zentrum <strong>der</strong> wissenschaftlichen Analyse steht<strong>der</strong> prinzipielle Wirksamkeitsnachweis durchkontrollierte Studien. Die wesentlichen Fortschrittein <strong>der</strong> Chirurgie sind bisher allerdingskaum durch die Anwendung <strong>der</strong> Methoden <strong>der</strong>evidenzbasierten Medizin (EbM) erreicht worden.Dennoch sind randomisiert kontrollierte Studien(RCTs) auch in <strong>der</strong> Chirurgie das Instrument, umdie Wirksamkeit einer Intervention o<strong>der</strong> die Überlegenheiteines neuen gegenüber einem etabliertenVerfahren wissenschaftlich fundiert zu belegen[4]. Die Komplexität und die Beson<strong>der</strong>heit<strong>der</strong> nahezu regelhaft als Teamleistung erbrachtenchirurgischern Interventionen stellt für die Evaluationchirurgischer Innovationen deshalb beson<strong>der</strong>eHerausfor<strong>der</strong>ungen dar [5]. Sie werden, an<strong>der</strong>sals bloße Modifikationen (Variationen), häu-Abb. 2: Einteilung von MedizinproduktenKlasse I• keine methodische Risiken• geringer Invasivitätsgrad• kein o<strong>der</strong> unkritischer Hautkontakt• Anwendungsdauer < 60 MinutenKlasse <strong>II</strong>a• Anwendungsrisiko gering• mäßiger Invasivitätsgrad• kurzzeitige Anwendungen in chirurgischgeschaffenen Körperöffnungen• kurzzeitig ( 30 Tage),sonst wie bei kurzzeitigKlasse <strong>II</strong>I• hohes Gefahrenpotential• beson<strong>der</strong>s hohes methodisches Risiko• langfristige Medikamentenabgabe• unmittelbare Anwendung an Herz, zentralemKreislaufsystem o<strong>der</strong> zentralem Nervensystem11


fig in systematischer Weise weiterentwickelt un<strong>der</strong>füllen damit letztlich Kriterien <strong>der</strong> chirurgischenForschung. Nötig ist aber auch eine geän<strong>der</strong>teKultur <strong>der</strong> Innovations- und Fortschrittsbewertungin unserem Gesundheitswesen, nämlichjede Technologie so früh wie möglich und methodischso sinnvoll wie nötig zu prüfen, ob sie denKriterien nicht nur <strong>der</strong> Wirksamkeit, son<strong>der</strong>n desNutzens und damit des Fortschritts und nichtzuletzt <strong>der</strong> Notwendigkeit in <strong>der</strong> Anwendung amPatienten in <strong>der</strong> Breitenversorgung genügen. Mitsolchen über die Verrgungsforschung zu generierendenErkenntnissen stehen wir in vielen Bereichennoch am Anfang.Regulation von Innovationen und vonMedizinproduktenZur Methodenbewertung gibt es seit 1.1.2012 imSGB V Neuregelungen (§137c ergänzt und §137neu). Danach können Hersteller und sonstige Anbietereiner Methode für Untersuchungs- und Behandlungsmethoden,<strong>der</strong>en Nutzen noch nichthinreichend belegt ist, aber das Potenzial einesNutzens erkennen lassen, beim GBA eine Richtliniezur Erprobung beantragen. Krankenkassenzahlen die Leistung, Hersteller und sonstige Anbietermüssen sich an den Overheadkosten <strong>der</strong>Studie beteiligen. Details zur Erprobungsregelungwerden in einer Verfahrensordnung vom GBAfestgelegt. Dabei geht es u. a. auch um die Festlegung,wann beispielsweise ein „Potenzial“ einerMethode vorliege. In den Erprobungs-Richtlinienbestehen dann Hinweise zum Potenzial, wennentsprechend begründete Unterlagen vorliegen,dass aufgrund des Wirkprinzips und <strong>der</strong> bishervorliegenden Erkenntnisse an<strong>der</strong>e aufwändigere,für den Patienten invasivere, nebenwirkungsreichereo<strong>der</strong> nicht erfolgreiche Methoden ersetztwerden können (Stufe I) und wenn (§137e Abs. 1)<strong>der</strong> Nutzen einer erfor<strong>der</strong>lichen Behandlungsalternative(noch) nicht mit hinreichen<strong>der</strong> Evidenzbelegt ist (Stufe <strong>II</strong>).Im Gesetz ist dabei keine Unterscheidung zwischenMedikamenten und Medizinproduktenvorgenommen. Nach Auffassung des Instituts fürQualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen(IQWiG) gilt:12• Auch für (innovative) Medizinprodukte ist eineNutzenbewertung erfor<strong>der</strong>lich, die angepasstist an Invasivität bzw. Risikopotenzial und Ähnlichkeitzu existierenden Medizinprodukten• Zu Medizinprodukten mindestens <strong>der</strong> Klasse<strong>II</strong>I (Abb. 2) müssen randomisierte klinischeStudien vor Marktzugang durchgeführt werden(Abb. 3) [6]• Wirtschaftsinteressen sind legitim• Patienteninteressen bzgl. Nutzen und Sicherheithaben VORRANGDas Medizinproduktegesetz (MPG) sieht in §19Absatz 1 (neu seit 2010) vor, dass die Eignungvon Medizinprodukten durch eine klinische Bewertunganhand von klinischen Daten zu belegenist, soweit nicht in begründeten Ausnahmefällenan<strong>der</strong>e Daten ausreichend sind. Klinische Datensind Sicherheits- o<strong>der</strong> Leistungsangaben, dieaus <strong>der</strong> Verwendung eines Medizinprodukts hervorgehen.Sie stammen nach MPG §3, Satz 25 aus folgendenQuellen:• einer klinischen Prüfung des betreffenden Medizinproduktso<strong>der</strong>• klinischen Prüfungen o<strong>der</strong> sonstigen in <strong>der</strong>wissenschaftlichen Fachliteratur wie<strong>der</strong>gegebenenStudien über ein ähnliches Produkto<strong>der</strong>• veröffentlichten o<strong>der</strong> unveröffentlichten Berichtenüber sonstige klinische Erfahrungen.Vor dem Hintergrund des PIP-Skandals umschadhafte Brustimplantate und den Diskussionenüber den Einsatz von MoM-Hüftprothesensind die Zulassungsverfahren für Medizinprodukteerheblich in die Kritik geraten. In <strong>der</strong> gesundheitspolitischenDiskussion wurde z. T.erheblicher Än<strong>der</strong>ungsbedarf <strong>der</strong> gesetzlichenRegelungen angemahnt. Dabei geht es vor allemum mehr Qualität, Transparenz und Kontrolle <strong>der</strong>sog. benannten Stellen für die Erteilung <strong>der</strong> CE-Zulassung bis hin zu jüngsten For<strong>der</strong>ungen nachVigilanzbeauftragten für Medizinprodukte in größerenmedizinischen Einrichtungen, um dadurch


Abb. 3: Grundkonzept zur Notwendigkeit klinischer Evidenz in <strong>der</strong> Bewertung vonMedizinprodukten [6]die gesetzliche Meldepflicht von Vorkommnissenmit Medizinprodukten an das Bundesinstitut fürArzneimittel und Medizinprodukte praktikabler zugestalten.Nach Auffassung des IQWiG geht es um 3 zentraleFor<strong>der</strong>ungen:• Für neue Hochrisikoprodukte sind Nutzenstudienvor Marktzugang vorzuschreiben.• Das System <strong>der</strong> Benannten Stellen muss zentralisierto<strong>der</strong> zentral überwacht werden.• Alle klinischen Daten, die zur Zulassung vorgelegtwerden, müssen veröffentlicht werden.Aber ebenso, wie vor einer voreiligen Akzeptanzneuer Technologien gewarnt werden muss, darfes nicht dazu kommen, dass Erkenntnisse auswissenschaftlichen Studien nicht o<strong>der</strong> erst sehrverspätet Eingang in die klinische Versorgungfinden. Der Auffassung des BMG, dass die imVersorgungsstrukturgesetz (VStG) vorgeseheneErprobungsregelung für ärztliche Untersuchungs-und Behandlungsmethoden mit Medizinproduktenals Chance gesehen und genutztwerden sollten, ist zuzustimmen. Die Beteiligten(Ärzte, Kliniken, Hersteller und Krankenkassen)müssen gemeinsam bereit sein, das neue Instrumentzu nutzen. Der scheidende Vorsitzendedes GBA Dr. Rainer Hess hat sich dazu ebenfallsnoch geäußert: „Wir sind nicht RCT-gläubig.Wir erkennen die bestmögliche Evidenz an undwissen sehr wohl, dass es bei Medizinproduktennicht immer randomisierte kontrollierte Studiengeben kann.“ Die DGCH hat sich mit dem Stu-13


dienzentrum <strong>der</strong> Gesellschaft (SDGC) und demStudiennetzwerk CHIR-Net schon seit Jahren fürdiese Herausfor<strong>der</strong>ungen mit bereits nachweisbarenErfolgen gerüstet [7].Prof. Dr. med. Hartwig BauerFischervorstadt 61, 84524 NeuöttingMail prof.bauer@t-online.deLiteratur1. Bauer H. Medizinische Innovationen gleich Fortschritt? In:Schumpelick V, Vogel BJ (Hrsg.) Innovationen in Medizin undGesundheitswesen, Her<strong>der</strong> Verlag 2019, S. 61-772. Bauer H. Übertragbarkeit von Studienergebnissen in die Versorgungaus Sicht des klinischen Alltags: NichtpharmakologischeInterventionen (Chirurgie) Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh.wesen 103 (2009) 371–3773. Sauerland S, Bauer H,. Neugebauer EAM. Medizinische Technologiebewertungam Beispiel <strong>der</strong> laparoskopischen Chirurgie.Viszeralchirurgie 2001; 36: 287-2934. Seiler CM, Knaebel HP, Wente MN, et al. (2004) Plädoyer fürmehr evidenzbasierte Chirurgie. Deutsches Ärzteblatt 101: A-338-A-3445. Ergina PL, Cook JA, Blazeby JM, Boutron I, Clavien P-A, ReevesBC, Seiler CM for the Balliol Corporation. Challenges inevaluating surgical innovation. Lancet 2009; 374: 1097-1046. Windeler J, Sauerland S, Ernst A-S. Warum Medizinproduktein Deutschland einer besseren Regulierung bedürfen. In: RepschlägerU, Schulte C, Osterkamp N (Editors) Gesundheitswesenaktuell 2011. Düsseldorf: Barmer GEK; 2011. p. 152-66.7. Neudecker J, Diener MK, Schuhmacher Ch. Forschung in<strong>der</strong> Chirurgie. CHIR-Net: eine Leistungsbilanz. Dtsch Arztebl<strong>2013</strong>; 110 : A-502-50414


Gerd Hegemann-Reisestipendium 2006 <strong>der</strong><strong>Vereinigung</strong> Bayerischer <strong>Chirurgen</strong>Reisebericht Prof. Dr. med. Marcus N. SchererEmory University School of Medicine, Atlanta,GA, U.S.A, Emory Transplant Center (ClinicalDirector: Prof. Dr. S. Knechtle)Harvard Medical School, Boston, MA, U.S.A.,Brigham and Women’s Hospital, Dept. of Transplantation(Director: Prof. Dr. S. Tullius)Die experimentelle und klinische Transplantationund Transplantations-Immunologie begleitenmich seit dem Beginn meiner Laufbahn undwaren Thema meiner Habilitationsschrift. Diewichtigsten Themenschwerpunkte bis heute sind„Induktion spen<strong>der</strong>spezifischer Toleranz“, „individualisierteimmunsuppressive Strategien zurMinimierung/Optimierung <strong>der</strong> medikamentösenImmunsuppression, nierenprotektive immunsuppressiveStrategien und simultan immunsuppressivantineoplastischeTherapiestrategien (mTOR-Inhibitoren), da Tumorrezidive und de-novo Malignomebeson<strong>der</strong>e Risikofaktoren für immunsupprimierteTransplantationspatienten darstellen.Aus chirurgischer Sicht macht insbeson<strong>der</strong>edie „zwingende“ Symbiose aus optimalerchirurgischer Technik und medikamentöser-„immunologischer“ Behandlung <strong>der</strong> Organempfängerdie Transplantationsmedizin so interessant,schwierig, for<strong>der</strong>nd und reizvoll zugleich,wobei mit dieser „zwingenden kombinierten“Therapiestrategie insgesamt sehr gute Patienten-und Organüberlebensraten erreicht werdenkönnen. Eine Transplantation kann zugleichlebenserhaltend und langfristig lebensqualitätssicherndsein, jedoch werden trotz exzellenterchirurgischer Techniken und dem Einsatz verschiedenstermo<strong>der</strong>ner Immunsuppressiva („individualisierteImmunsuppression“) letztendlichOrgane zu verschiedenen Zeitpunkten weiterhinabgestoßen und zwingen in den meisten Fällenzu einer erneuten Transplantation. Eine <strong>der</strong> Gründehierfür ist letztendlich die nur unspezifischeSuppression des Empfänger-Immunsystemsdurch die medikamentöse Immunsuppression,15wobei dies dann noch verbunden ist mit <strong>der</strong> Gefahr<strong>der</strong> Entwicklung opportunistischer Infektioneno<strong>der</strong> maligner Erkrankungen.Konsequenterweise fiel meine Wahl auf obengenannte national und international sehr bekannteZentren, die sowohl höchste chirurgische alsauch höchste immunologische/immunsuppressiveExpertise aufweisen. Beide Direktoren sindabsolute Experten auf dem Gebiet <strong>der</strong> Transplantationsimmunologie,Spen<strong>der</strong>konditionierungund sind Vorreiter des Grundgedankens <strong>der</strong>individualisierten minimierten Immunsuppression,in letzter Konsequenz also auch <strong>der</strong> spen<strong>der</strong>spezifischenToleranz ohne medikamentöseImmunsuppression. Insbeson<strong>der</strong>e interessantfür mich, da beiden Direktoren ein grundsätzlichtranslationeller Gedankenansatz sehr wichtig ist.Experimentelle Erkenntnisse/Strategien solltenzügig auch in klinischen Studien als proof-ofprincipleerneut gezeigt werden, ein Prinzip, dasich für sehr wichtig erachte.Ich darf es hier schon vorwegnehmen, mein Aufenthaltin beiden Zentren war vom jeweiligen personalassistantexzellent vororganisiert und strukturiert,so dass meine Besuche extrem angenehm,intensiv, lehrreich, spannend, hocheffektivund hocheffizient, zugleich aber freundschaftlich,fast familiär, waren. In beiden Zentren erfolgtemeine „Integration“ in den täglichen Labor- undKlinikbetrieb völlig reibungslos und ich erhieltuneingeschränkten Zugang zu allen Mitarbeiternaller „Karrierestufen“. Da <strong>der</strong> jeweilige personalassistantvorab sehr gute Itineraries erstellt hatte,war ich in <strong>der</strong> Lage am gesamten klinischen Alltag,z. B. an allen Visiten etc. teilzunehmen undtrotzdem persönliche Treffen/Interviews mit vielenMitarbeitern aus <strong>der</strong> Klinik, dem Labor undvielen Chiefs/Directors durchführen zu können.Die jeweiligen Mitarbeiter/Chiefs hatten zu denTreffen/Interviews mit mir dann auch tatsächlichZeit, so dass sich stets ein sehr fundiertesund doch unkompliziertes, sehr angenehmesGespräch entwickelte, in dem dann nicht seltenauch mal aus dem „Nähkästchen“ geplau<strong>der</strong>tund Tacheles geredet wurde. Diese Tatsache


war für mich extrem wichtig, da ich mich dadurchnicht nur „integriert und akzeptiert“ gefühlt habe,son<strong>der</strong>n auch von absoluten Top-SpezialistenInformationen und Ratschläge bekam, die man,glaube ich, selten in einem <strong>der</strong> sonst üblichen,etwas oberflächlichen „Kongress-Smalltalks“ erfährt.Insgesamt konnte ich in Atlanta am EmoryTransplant Center mit 13 Directors/ Chiefs/Fellows/Chief-Nurses/Chief-Administration/Research-Fellows intensiv sprechen, an <strong>der</strong> HarvardMedical School mit 10.In beiden Zentren sehr positiv aufgefallen ist mirauch <strong>der</strong> sehr gute Team-Spirit von den Directorsbis zum Assistenzarzt bzw. zur Schwester, diealle mit einer sehr hohen „Transplant-Team/CenterCorporate Identity“ ausgestattet sind, obwohlsie alle in einem hochkompetitiven und stressigenFeld (intellektuell und finanziell) arbeiten. Mitverantwortlichhierfür ist meiner Ansicht nach die inden USA traditionell starke Corporate Identity mitInstitutionen wie Schulen, Colleges und Universitäten,aber auch die sehr klaren hierarchischenStrukturen, die so eindeutig klar sind, dass sieeher wie<strong>der</strong> zu einem entspannten Arbeitsalltagführen. Als Beispiel sei hier das System <strong>der</strong> nationalsehr streng limitierten Plätze (durch ASTSund ACS, enspricht ungefähr DTG und DGCH)für „Transplant-Fellows“ genannt, die eine klarenPlatz in <strong>der</strong> Hierarchie und auf <strong>der</strong> „Karriereleiter“haben; wenn aber ihr Transplant-Fellow-Shiperfolgreich beendet ist, stehen die Chancen füreinen Top-Job mindestens in den USA sehr gut.Natürlich gibt es hier auch Konkurrenz und Neid,die klaren hierarchischen Strukturen scheinendies aber so zu kanalisieren, dass man es imKlinikalltag nicht direkt spürt, zumindest Visiting-Surgeons nicht.Beeindruckend für mich war auch die „komplettelektronische Krankenakte“, die den Zugriff voneinem vollmobilen Computerterminal auf Rollenauf jedes Patientendetail zulässt … welch einTraum. Während den stets interdisziplinären Visiten(auch am Wochenende) rollt je<strong>der</strong> Transplant-Team-Arzt und <strong>der</strong> zuständige hauptberuflichStationsarzt sein vollmobiles Terminal von Zimmerzu Zimmer, je<strong>der</strong> kann auf jedes Röntgenbild,jeden Laborwert, jeden mikrobiologischen Wert,16jede Intensivkurve...einfach auf alles zugreifen,alle Entscheidungen/Anordnungen werden sofortvom hauptberuflichen Stationsarzt in die Krankenakteonline eingegeben, alle Anmeldungenvon ihm durchgeführt, so dass alle das Ergebnis<strong>der</strong> Visite online sehen können. Die Kombinationaus interdisziplinärer Visite, hauptberuflichemStationsarzt und vollelektronischer, vollmobilerKrankenakte macht eine Visite schnell, sicher,effektiv und effizient. Interessanterweise ist <strong>der</strong>prinzipielle Tagesablauf nicht beson<strong>der</strong>s an<strong>der</strong>sals bei uns, frühe chirurgische Visite (später danninterdisziplinär), dann grosse Morgenbesprechungmit Berichten vom Dienst bzw. Besprechungdes Tages, dann erfolgt die Aufteilung inden OP o<strong>der</strong> in die Ambulanz/Outpatient-Clinic,welche einen hohen Stellenwert hat (Meet yourTransplant Team/Transplant Surgeon in person =happy patient) !Im OP herrscht insgesamt eine sehr ruhige Stimmung,sehr grosse Monitore in jedem Gang undin jedem Saal zeigen Online den Verlauf in jedemSaal, so dass je<strong>der</strong> Operateur und Anästhesiststets über den gesamten OP-Ablauf informiertist. Ich habe nicht ein einziges Mal erlebt, dassein Operateur „zeitlich“ in Frage gestellt o<strong>der</strong>„getrieben“ wurde, „um noch weitere Punkte“durchzubringen. Diese wurden entwe<strong>der</strong> ineinem an<strong>der</strong>en Saal operiert, o<strong>der</strong> verschoben.Dies hängt wahrscheinlich mit <strong>der</strong> Tatsache zusammen,dass viele Verträge <strong>der</strong> Kliniken mit denKrankenkassen outcome-/qualitätsbezogen sindund nicht die reine Anzahl <strong>der</strong> Operationen denGewinn einbringt. So müssen die Transplantzentreneine bestimmte, vorher vereinbarte, 1-Jahresüberlebensratevorweisen, sonst verliert dasKrankenhaus seinen Vergütungsvertrag mit <strong>der</strong>entsprechenden Krankenkasse. Am Nachmittagfinden dann Konferenzen (z. B. die wöchentlicheTransplantkonferenz), Meetings und Fortbildungenstatt. Beachtet werden muss aber, dassdie Organentnahmen, nach Akzeptanz des/<strong>der</strong>Organ(e), selbst vom Empfängerteam durchgeführtwerden müssen, was ein erheblicher zusätzlicherZeitaufwand ist (aber dafür Qualitätsgewinn!), den sich die Transplant-Fellows untereinan<strong>der</strong>aufteilen müssen.


Insgesamt hatte ich stets das Gefühl, im prinzipiellselben Tagesablauf mehr Zeit für Medizin/OP,direkten Patientenkontakt, spontane Fortbildungo<strong>der</strong> auch Forschung zu haben, da <strong>der</strong> bürokratischeTeil des Tages von vielen Helfern (Stationsarzt,Chief-Nurse, Controller etc.) professionellabgearbeitet wurde. Das gesamte Controllinghat mich auch stark beeindruckt. Controllingwird hier im positiven Sinne als direkter täglicherTeil des Transplant-Teams gesehen, um negativeEntwicklungen/ Stimmungen proaktiv erkennen,analysieren und beheben zu können. Es gibt nebendem Chef-Controller für jedes Organ einenBereichskontroller, <strong>der</strong> täglichen Kontakt zumTransplant-Team hat und in <strong>der</strong> wöchentlichenTransplantkonferenz mitanwesend ist. Die Organ-Controllerberichten dann einmal wöchentlichdem Chef-Controller, dasselbe Prinzip gibtes in <strong>der</strong> Pflege. Das Motto des Controllings ist,„nur wenn auch das kleinste Rädchen (zufrieden)im selben Takt arbeitet, erreichen wir eine hoheQualität und Gewinn“, jede Gegenentwicklunghierzu gilt es proaktiv im Keim zu erkennen undzu lösen.Nachdem ich jetzt über meine Erfahrungen berichtethabe, die strukturell waren bzw. in beidenHäusern ähnlich, möchte ich nun noch einmalkurz direkt vom jeweiligen Zentrumsbesuch einigeHighlights berichten:Im November 2012 durfte ich die Emory UniversitySchool of Medicine und das Emory TransplantCenter (ETC) in Atlanta besuchen. Der ClinicalDirector des WTC und Chief of Transplant SurgeryLiver Transplantation (adult und pädiatrisch)ist <strong>der</strong> national und international sehr bekannteChirurg Prof. Dr. Stuart Knechtle. Er kam 2008von <strong>der</strong> University of Wisconsin, Madison, nachAtlanta.Das ETC gehört mittlerweile zu den großen erfolgreichenTransplantcenter <strong>der</strong> USA. Interessanterweiseist das gesamte Emory UniversityHospital im nationalen Qualitäts-Ranking allerUniversitätskliniken (University Healthcare Consortium)und <strong>der</strong>en Affiliates (insgesamt n>400)an Platz 2. Sicherlich auch deswegen, weil manmehrere Top-Transplantmediziner und Forscher17rekrutiert hat, insbeson<strong>der</strong>e zu nennen nebenProf. Knechtle, Prof. Spivey (Head Hepatology),Prof. Pearson (Director Renal Transplantation),Prof. Larson (Dean, Chair Board of Directors,Transplant Surgeon) undProf. Allan Kirk, ETC Scientific Director, Vice-Chair Surgical Research und aktuell Editorin-Chief des American Journal of Transplantation(Ranking: 1/24 Transplantation; 2/198 Surgery;Impact Factor: 6.394). Ich konnte, wie schonerwähnt, mit jedem von ihnen ausführlich sprechen.Das 2-stündige, sehr entspannte 4-Augen Gesprächmit Allan Kirk in seinem Büro und dieFührung durch die Laboratorien mit späterenEinzelgesprächen mit Research Fellows/AssistantProfessors waren sicherlich ein beson<strong>der</strong>esHighlight. Allan Kirk hatte sich wirklichZeit genommen und so entwickelte sich einehochinteressantes Gespräch über den Standund die Entwicklung <strong>der</strong> Transplantimmunologie,die realistische Chance einer klinischen spen<strong>der</strong>spezifischenToleranzinduktion und aktuelletranslationelle Studien, als Beispiel sei hier eineToleranz-Studie mit Belatacept in einem Lebendnierenspende-Settinggenannt, die ein „almosttolerogenic“Milieu erzeugt hatte. Allan Kirk bereitetgerade die Folgestudie mit einer größerenAnzahl von Patienten vor.Das eigentlich Highlight war natürlich die Zeit an<strong>der</strong> Seite von Stuart Knechtle mit vielen intensivenGesprächen über Rückenschmerzen, Knieschmerzen,Fingerschmerzen, Kin<strong>der</strong>, (..guesswhat..), OP-Techniken, Allokation, Immunsuppression,Toleranz, Clinical Trials und vielemmehr verbringen zu dürfen. Ich kenne Ihn schonseit 1997, so dass wir auch privat etwas Zeit mitseiner Familie verbringen konnten. Er ist nicht nurein outstanding Surgeon/Transplant Physician,son<strong>der</strong>n auch ein outstanding Mensch.Im Januar <strong>2013</strong> durfte ich die Harvard MedicalSchool in Boston und das Brigham and Women’sHospital, Dept. of Transplantation mit dem DirektorProf. Dr. Stefan Tullius besuchen. In diesemweltberühmten Zentrum führte Dr. Murray 1954die weltweit erste erfolgreiche Nierentransplan-


tation durch und erhielt 1990 für seine Arbeitenauf dem Gebiet <strong>der</strong> Transplantation den Nobel-Preis. Die Geschichte, Erfolge, Erfahrungen, Traditionaber auch Innovation in diesem Zentrumverknüpft mit <strong>der</strong> extrem erfolgreichen Arbeitvon Prof. Tullius waren sehr reizvoll für mich. MeineErwartungen wurden aber übertroffen undich durfte aufgrund <strong>der</strong> optimalen Vorbereitungmeines Besuchs durch den personal assistantvon Prof. Tullius die gesamte Bandbreite des HarvardAlltags erleben. Ich konnte den klinischenAlltag auf Station inklusive Outpatient-Clinic, eineNierenlebendspende (laparoskopisch), die folgendeNierentransplantation, die wöchentlicheTransplantkonferenz/QM/Fortbildung mit ca. 50Teilnehmern und eine Visitation <strong>der</strong> Labore erleben.Es wurde mir ermöglicht, mit vielen Kollegenund Research-Fellows Gespräche ohne ZeitdruckGespräche zu führen. Hier seien nur exemplarischProf. Hilary Goldberg (Medical Director,Lung Transplant Program), Prof. Anil Chandraker(Medical Director, Renal Medicine) und MollySteinberg (Director, Transplant Administration)genannt.Am wertvollsten für mich und das eigentlichHighlight war natürlich die Zeit an <strong>der</strong> Seite vonStefan Tullius mit vielen intensiven Gesprächenüber Rückenschmerzen, Knieschmerzen, Fingerschmerzen,Kin<strong>der</strong>, (..guess what..), Spen<strong>der</strong>qualitätund Spen<strong>der</strong>konditionierung, OP-Techniken, Lebendspende, Immunsuppression,Toleranz, Clinical Trials und vielem mehr verbringenzu dürfen. Ich kenne ihn schon seit 1998, sodass wir auch privat etwas Zeit mit seiner Familieverbringen konnten. Er ist nicht nur ein herausragen<strong>der</strong>Chirurg/Transplant Physician, son<strong>der</strong>nauch ein herausragen<strong>der</strong> Mensch.Insgesamt war die Zeit an den beiden Klinikenin den USA eine sehr große Bereicherung, lehrreicheErfahrung und inspirierende Zeit für mich,auf sowohl beruflicher als auch privater Ebene.Die extrem professionelle, sehr persönliche undäußerst freundschaftliche „Integration“ und Betreuungwährend meines gesamten Aufenthaltesan beiden Kliniken hat mich stark beeindruckt.Hinzu kamen <strong>der</strong> direkte freundschaftlich Kontaktzu zwei „Grossen Ärzten“ <strong>der</strong> Transplantationsmedizinsowie <strong>der</strong> sehr sympathische Einblickein <strong>der</strong>en Privat- und Familienleben.An dieser Stelle geht mein ausdrücklicher undsehr herzlicher Dank an die <strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong><strong>Chirurgen</strong> und an das Auswahlgremiumdes Gerd-Hegemann-Stipendiums für meineWahl und den Erhalt des Stipendiums. Die Zeitwar außerordentlich effektiv und effizient; die gesammeltenlehrreichen Erfahrungen, die inspirierendenEindrücke und das weitergegebene Wissenwerde ich nicht vergessen und sicherlich inmeinem „Tagesgeschäft“ in Zukunft aktiv nutzen.Prof. Dr. med. Marcus N. SchererLeiten<strong>der</strong> OberarztKlinik und Poliklinik für ChirurgieUniversitätsklinikum RegensburgFranz-Josef-Strauss-Allee 1193053 RegensburgE-Mail: marcus.scherer@ukr.de18


Mitglie<strong>der</strong>-ServiceUnter <strong>der</strong> Adresse http://www.vereinigung-bayerischer-chirurgen.de ist alles Wissenswerteüber unsere <strong>Vereinigung</strong> zu erfahren. Als Erleichterung des Geschäftsverkehrs dientdie Verfügbarkeit <strong>der</strong> Formulare wie Aufnahmeanträge und Bankeinzugsermächtigung sowiedie Möglichkeit, notwendige Verän<strong>der</strong>ungen im Mitglie<strong>der</strong>verzeichnis vornehmen zu lassen.Nutzen Sie diese Möglichkeit, die nicht nur eine Arbeitserleichterung für unsere Mitglie<strong>der</strong>verwaltungdarstellt.Es werden aber auch erneut Formulare zur Statusän<strong>der</strong>ung und zur Einzugsermächtigungdiesen <strong>Mitteilungen</strong> beigelegt. Unser jährlich erscheinendes Mitglie<strong>der</strong>verzeichnis hängtin seiner Qualität natürlich von den Angaben ab, die Sie uns machen. Für beide Seiten lästigeErinnerungsschreiben bezüglich ausstehen<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>beiträge sind am besten zu vermeiden,wenn uns eine Einzugsermächtigung erteilt wird.Zum Abschluss ergeht erneut die herzliche Bitte an alle Mitglie<strong>der</strong> und insbeson<strong>der</strong>e an diechirurgischen Chefärzte, Ihre Mitarbeiter zu einem Eintritt in die <strong>Vereinigung</strong> Bayerischer <strong>Chirurgen</strong>zu ermuntern. Allein die kostenlose Teilnahme am Jahreskongress deckt den Mitglie<strong>der</strong>beitragvon 25,00 E. Eine beson<strong>der</strong>e Attraktivität sollte auch die Möglichkeit haben, sichum Stipendien und Preise zu bewerben.Werben Sie unter Ihren Assistentinnen und Assistenten für eine Mitgliedschaft bei <strong>der</strong><strong>Vereinigung</strong> Bayerischer <strong>Chirurgen</strong>!Mitglie<strong>der</strong>-AusweisNach Zahlung des Beitrages erhält jedes Mitglied beim Besuch <strong>der</strong> Jahrestagung einen Mitgliedsausweis.Dieser wird jährlich erneuert. Er ist nicht übertragbar und gilt als Teilnehmerkarte für die Jahrestagung.Eine Zustellung des Mitgliedsausweises erfolgt auf Anfrage.Ausgabe <strong>der</strong> für <strong>2013</strong> gültigen Mitgliedsausweise im Kongressbüro „Anmeldung – Mitglie<strong>der</strong>“.19


VEREINIGUNG BAYERISCHER CHIRURGEN e.V.An alleMitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Vereinigung</strong>Bayerischer <strong>Chirurgen</strong> e.V.Einzugsermächtigung für die Mitglie<strong>der</strong>beiträge (Jahresbeitrag 25,00 E)Sehr verehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,zur Vereinfachung <strong>der</strong> Beitragserhebung möchte ich Sie bitten, die untenstehende Einzugsermächtigungauszufüllen, zu unterzeichnen und an mich zurückzusenden. Für Ihr Entgegenkommendarf ich mich herzlich bedanken.Prof. Dr. med. Matthias AnthuberSchriftführerEinzugsermächtigungHiermit ermächtige ich Sie wi<strong>der</strong>ruflich, den von mir zu entrichtenden jährlichen Beitragfür die <strong>Vereinigung</strong> Bayerischer <strong>Chirurgen</strong> e.V. bei Fälligkeit zu Lasten meines KontosNr.BLZbei(genaue Bezeichnung des kontoführenden Kreditinstitutes)durch Lastschrift einzuziehen.Ort, DatumUnterschriftgenaue Anschrift (Stempel)Rücksenden an:Geschäftsstelle<strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Chirurgen</strong>Vinzenz-von-Paul-Str. 10D-84503 AltöttingFax: 0 86 71 - 509 - 145420


VEREINIGUNG DER BAYERISCHEN CHIRURGEN e.V.Meine Eintragung im Mitglie<strong>der</strong>verzeichnis stimmt nicht. Die Anschrift bzw. Bankverbindung hatsich geän<strong>der</strong>tNam<strong>eV</strong>ornameAkadem. TitelDienstl. StellungKlinik-/PraxisanschriftStraßePLZ/OrtTelefonE-Mail@Neue Privatanschrift:StraßePLZ/OrtTelefonBankverbindungBLZKto-Nr.Rücksenden an:Geschäftsstelle<strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Chirurgen</strong>Vinzenz-von-Paul-Str. 10D-84503 AltöttingFax: 0 86 71 - 509 - 145421


VEREINIGUNG DER BAYERISCHEN CHIRURGEN e. V.AUFNAHME-ANTRAGHierdurch beantrage ich die Aufnahme als Mitglied in die <strong>Vereinigung</strong> Bayerischer <strong>Chirurgen</strong>e. V. – München.Meinen Lebenslauf (in Stichworten) füge ich bei.Ich benenne folgende zwei Bürgen, welche ordentliche Mitglie<strong>der</strong> sind:(Unterschrift des Bürgen)(Unterschrift des Bürgen)Ort/Datum/UnterschriftPersonalien des Antragstellers:(Bitte mit Schreibmaschine o<strong>der</strong> Blockschrift ausfüllen)Name/VornameTitel/DienststellungKrankenhaus o. KlinikWohnort/StraßeTelefon dienstlichTelefon privatFacharzt für Chirurgie: ja neinTeilgebiet/SchwerpunktE-Mail@Rücksenden an:Geschäftsstelle<strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Chirurgen</strong>Vinzenz-von-Paul-Str. 10D-84503 AltöttingFax: 0 86 71 - 509 - 145422


Herausgeber und verantwortlich für den redaktionellen Inhalt:Prof. Dr. med. Matthias Anthuber, Schriftführer und Kassenwart<strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Chirurgen</strong> e.V.Klinikum AugsburgStenglinstr. 2, 86156 Augsburg, Tel.: 0821/4002653, Fax: 0821/4003319E-Mail:Internetadresse:Matthias.Anthuber@klinikum-augsburg.dewww.vereinigung-bayerischer-chirurgen.deFrau Erika KurzweilGeschäftsstelle <strong>der</strong> <strong>Vereinigung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bayerischen</strong> <strong>Chirurgen</strong> e.V.Telefon: 08671/509-1492 o<strong>der</strong> 0177/2734874Fax: 08671/509-1454E-Mail:Internetadresse:e.kurzweil@krk-aoe.debaychir@vereinigung-bayerischer-chirurgen.dewww.vereinigung-bayerischer-chirurgen.de

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