60385 Frankfurt - Förderung der Bewährungshilfe in Hessen eV

F örderung der
Bewährungshilfe in
Hessen e.V.
JAHRESBERICHT 2008

IMPRESSUM
Herausgegeben von:
Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e.V.
Neebstraße 3
60385 Frankfurt am Main
Tel.: 069 /9776 8106
Fax: 069 /45 15 70
E-Mail: office@FBH-eV.de
http://www.FBH-eV.de
Texte:
Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter des Vereins
Redaktion:
Kornelia Kamla
Bankverbindungen:
Postbank Frankfurt
BLZ 500 100 60
Kto.-Nr. 15 1139-606
Frankfurter Sparkasse
BLZ 500 502 01
Kto.-Nr. 26 15 72
Mitgliedschaften:
Paritätischer Wohlfahrtsverband – Landesverband Hessen e.V.
DBH e.V.
Fachverband für Soziale Arbeit, Strafrecht und Kriminalpolitik
Landeszusammenschluss für Straffälligenhilfe in Hessen
Hinweis:
Das für diesen Bericht verwendete Papier ist bei der
gewählten Gestaltung preisgünstiger gegenüber anderen.

SEHR GEEHRTE LESERINNEN UND LESER,
das vergangene Jahr 2008 brachte eine erhebliche Veränderung
für unseren Verein. Die Schließung unseres Karl-
Hemfler-Hauses – Übergangswohnheim für haftentlassene
Männer in Kassel – bedeutete die Aufgabe eines jahrzehntelangen
und bewährten Angebotes der Haftentlassenenhilfe.
Die wirtschaftlichen Zwänge, bedingt durch den stetigen
Rückgang der Belegungszahlen, ließen jedoch nach langem
Zögern, vielen Gesprächen und dem vergeblichen Erproben
neuer Ansätze keine andere Wahl.
Eine vereinsinterne Arbeitsgruppe hat sich in den ersten
Monaten des Jahres intensiv Gedanken über den möglichen
weiteren Weg des Vereins gemacht. Sie hat auch die Vorbereitung
zu einem fachöffentlichen Expertensymposium zur
zukünftigen Ausrichtung der Arbeit des Vereins von Fachleuten
aus Justiz und Straffälligenhilfe geleistet. Das Symposium fand
im Juni 2008 statt und erbrachte wertvolle Analysen und Anregungen.
Eine Zusammenfassung finden Sie in diesem Heft.
Der Verein wird sich in den nächsten Jahren bemühen, einen
Beitrag zur Verbesserung der begleitenden psychotherapeutischen
Versorgung für Probanden des Sicherheitsmanagements
zu leisten. Schon vor einigen Jahren hat er die finanzielle
Trägerschaft – gestützt durch eine größere Geldbuße –
für die Gruppentherapie innerhalb des Projekts Ambulante
Nachsorge Kassel der dortigen Bewährungshilfe übernommen.
Angestrebt wird, nun ein vergleichbares Angebot in allen
hessischen Landgerichtsbezirken zu schaffen. Dazu ist allerdings
eine Förderung des hessischen Ministeriums der Justiz,
für Integration und Europa notwendig.
In allen weiteren Tätigkeitsbereichen des Vereins wurde die
Arbeit im Jahr 2008 engagiert und erfolgreich weitergeführt.
Der Verein und seine Mitarbeiterinnen werden als verlässliche
Partner in der Straffälligenhilfe wahrgenommen. Dies zeigt
sich in vielen Kontakten in Gremien und Netzwerken, zu
Kooperationspartnern und zu unseren wichtigsten Bezugspersonen
in diesem Arbeitsgebiet: den Bewährungshelferinnen
und Bewährungshelfern.
Vorstand, Mitgliedern, Ehrenamtlichen und allen anderen, die
im Jahr 2008 unsere Arbeit mitgetragen und unterstützt
haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Unser Dank gilt
auch allen Angehörigen der Justiz, die unsere Arbeit durch die
Zuweisung von Geldbußen erst ermöglichen. Ihnen, den Leserinnen
und Lesern des Berichts, wünschen wir eine interessante
Lektüre und danken für Ihr Interesse an unserer
Arbeit.
Frankfurt am Main, im Mai 2008
Kornelia Kamla
Geschäftsführerin
JAHRESBERICHT 2008
INHALT Seite
Sehr geehrte Leserinnen und Leser 1
Wohnraumversorgung 2
Ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe 3
Theater hinter Gittern 7
Treffpunkt Frankfurt 11
Konflikte lösen ohne Gewalt 13
Fachtagungen und Fachveranstaltungen 14
Fachöffentliches Expertensymposium
zur zukünftigen Ausrichtung
der Arbeit des Vereins 14
Kriminalität bringt Quote
Faszination und Angst – Pole subjektiver
Wahrnehmung 16
Sicherheitsmanagement und Rückfallprophylaxe
nach Sexualstraftaten
Umsetzung richterlicher Beschlüsse 16
Förderung von Angeboten der Bewährungshilfe 21
Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung 23
Vorstand, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des Vereins 24
Anhang 25
1

JAHRESBERICHT 2008
WOHNRAUMVERSORGUNG
Ende Februar 2008 endete mit der Schließung des Karl-
Hemfler-Hauses in Kassel die Betreuung von haftentlassenen
Männern in einem Übergangswohnheim des Vereins. Bereits
im Jahr 2006 wurde das Haus in der Ruhlstraße aufgegeben,
in der Hoffnung, durch eine Reduzierung der Plätze und neue
konzeptionelle Ansätze das Angebot erhalten zu können. Am
Ende musste auch das zweite Haus in der Ludwig-Massie-
Straße geschlossen werden, weil zurückgehende Nachfrage,
kürzere Aufenthaltszeiten und gleich bleibende Pflegesätze bei
steigenden Kosten einen wirtschaftlich vertretbaren Betrieb
unmöglich machten. Der Verein musste sich von seinen Einrichtungen
und seinen verdienten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern nach langem Zögern trennen. Der – heute so
genannte – „Soziale Empfangsraum“ für Männer, die aus der
Haft entlassen werden, ist um ein bewährtes Angebot ärmer
geworden.
Der Auszug der letzten Bewohner erfolgte sukzessive. In
Anbetracht der bevorstehenden Schließung waren schon in
den letzten Monaten des Jahres 2007 keine neuen Betreuungsvereinbarungen
getroffen worden. Für alle Bewohner
konnten rechtzeitig Perspektiven und neue Wohnmöglichkeiten
gefunden werden, zum Teil in eigenen Wohnungen,
zum Teil in anderen betreuten Wohnformen. Keiner stand
nach der Schließung auf der Straße. Das Haus selbst fand
am Ende des Jahres einen Käufer.
Unser Verein engagiert sich auch weiterhin in der Wohnraumversorgung
für Haftentlassene. Er hält im südhessischen
Raum drei angemietete Wohnungen zur weiteren Vermietung
an Probanden der Bewährungshilfe vor. Eine von diesen
Wohnungen wurde Anfang des Jahres 2008 gründlich renoviert
und im sanitären Standard deutlich verbessert. Wir ver-
2
fügen außerdem über Belegungsrechte bei der Neuen
Wohnraumhilfe gGmbH in Darmstadt für weitere Wohnungen.
Der Verein ist Gesellschafter der Neuen Wohnraumhilfe und
hat dieser darüber hinaus ein zinsgünstiges Darlehen gewährt.
Zurzeit sind sechs Mieter der NWH derzeitige oder ehemalige
Probanden der Bewährungshilfe.
Auf einem ähnlichen Modell beruht die Unterstützung der
Wohnraumversorgung in Marburg. Hier wurde der gemeinnützigen
Wohnungsbau GmbH Marburg-Lahn (GeWoBau) 1992
ein langfristiges, zinsgünstiges Darlehen gegeben. Die dafür
im Gegenzug erhaltenen Belegungsrechte wurden der Eingliederungshilfe
Marburg e.V. zur Verfügung gestellt, die sie für ihr
Angebot des betreuten Wohnens für straffällig gewordene und
haftentlassene Frauen und Männer nutzt.
Neue Wohnraumhilfe gGmbH
Elisabeth-Selbert-Straße 26
64289 Darmstadt
Telefon: 06151-78077-0
Fax: 06151-78077-99
E-Mail: kontakt@neue-wohnraumhilfe.de
Eingliederungshilfe Marburg e.V.
– Betreutes Wohnen –
Heusinger Straße 1
35037 Marburg
Telefon: 06421-12788
Fax: 06421-5908682
Die Finanzierung dieses Angebots wurde auch im Jahr 2008
durch einen Zuschuss des Hessischen Justizministeriums aus
Lottomitteln unterstützt.
Sie finden uns
auch im Internet
unter:
www.fbh-ev.de

EHRENAMTLICHE MITARBEIT IN DER BEWÄHRUNGSHILFE
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,
sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es
ausgeht. (Vaclav Havel)
Die Wiedereingliederung von straffällig gewordenen Menschen
in die Gesellschaft ist das zentrale Anliegen unseres Vereins.
Die fachkundige Arbeit von ausgebildeten Sozialarbeiterinnen
und Sozialarbeitern in der Bewährungs- und Straffälligenhilfe
bildet dabei eine unverzichtbare Grundlage. Daneben erscheint
es ebenso zwingend notwendig, nach Wegen zu
suchen, die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der
gesellschaftlichen Aufgabe der Resozialisierung zu ermöglichen.
Ergänzend zur hauptamtlich und staatlich organisierten
Bewährungshilfe sind ehrenamtliche Angebote sinnvoll und
wichtig, damit Klientinnen und Klienten wieder Fuß in der
Gesellschaft fassen. Durch die ehrenamtliche Mitarbeit in der
Bewährungshilfe werden zusätzliche Hilfen ermöglicht, insbesondere
in alltagsnahen Fragen und Bereichen.
Ehrenamtliches Wirken hat in der Gefangenen- und Straffälligenhilfe
eine lange Tradition. Unabhängig von der weltanschaulichen
Ausrichtung liegt hier eine der Wurzeln jeglichen
professionellen sozialen Handelns. Es ist von unabdingbarer
Bedeutung, wenn es darum geht, in der Gesellschaft für
Akzeptanz und Unterstützung des Bemühens um Resozialisierung
von Straffälligen zu werben. Die Förderung ehrenamtlichen
Engagements ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern,
Verantwortung für die sozialen Belange ihrer Mitmenschen
zu erkennen und zu übernehmen. Die Delegation der Lösung
sozialer Probleme ausschließlich an professionelle Sozialarbeit
kann in einem demokratischen Zusammenleben kein
wünschenswerter Zustand sein. Nimmt man das Ziel ernst,
straffällig gewordenen Menschen den Weg in die Gesellschaft
zurück zu ermöglichen, muss der Gesellschaft auch die
Chance geboten werden, sich für den Einzelnen einzusetzen.
Ehrenamtliche setzen in ihrem persönlichen Engagement Zeit
und Vertrauen ein. Ihre Einsatzbereitschaft und ihre Kompetenzen
– Geduld, Lebenserfahrung, Realitätssinn, vielfältige
Kontakte und anderes mehr – können eine Brücke sein auf
dem Weg in ein Leben ohne Straftaten – oder zumindest ein
schmaler, manchmal wackeliger Steg. Ehrenamtliche sind
aber auch Vermittler ihrer Eindrücke vom Leben der
Probanden der Bewährungshilfe und nicht zuletzt auch von der
Arbeit der hauptamtlichen Bewährungshilfe. Sie sind Botschafter
in beide Richtungen. Die wichtige und oftmals nicht
einfache Aufgabe der Bewährungshilfe findet in der Öffentlichkeit
nur wenig Beachtung. Wünschenswert ist, den Bürgern
auch auf diesem Wege stärker zu vermitteln, dass diese
Aufgabe mit einer sehr hohen Erfolgsquote geleistet wird.
Als Träger des Projekts Ehrenamtliche Mitarbeit in der
Bewährungshilfe übernimmt es unser Verein Bürgerinnen und
JAHRESBERICHT 2008
Bürger für eine ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe
zu gewinnen, zu schulen und bei ihrer Arbeit zu begleiten
und zu unterstützen. Um dies mit der gebotenen Sorgfalt und
Umsicht zu gewährleisten, beschäftigen wir sozialpädagogisch
ausgebildete Mitarbeiterinnen als Koordinatorinnen. Das
Projekt wird seit seiner Einrichtung im Jahr 2001 kontinuierlich
gefördert durch das Hessische Ministerium der Justiz.
Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
Hauptamtliche Mitarbeiterin im Projekt ist die Diplom-
Sozialarbeiterin Damaris Quandt-Wiese. Als teilzeitbeschäftigte
Ansprechpartnerin für den süd- und mittelhessischen
Bereich hat ihren Arbeitplatz in der Geschäftsstelle des
Vereins. In Kassel ist die Diplom-Sozialpädagogin Sibylle
Lachmitz auf Honorarbasis als Projektkoordinatorin tätig. Sie
hat die Möglichkeit einen Raum in der Beratungsstelle der
Bewährungshilfe zu nutzen und ist dort zu festen Zeiten
erreichbar. Sie ist Ansprechpartnerin für Kassel und den
Schwalm-Eder-Kreis.
Im Jahr 2008 standen insgesamt in Hessen 84 Ehrenamtliche
zur Mitarbeit zur Verfügung. 48 der Ehrenamtlichen waren
Frauen und 36 Männer. 100 Probandinnen und Probanden der
Bewährungshilfe wurden ganzjährig oder zeitweise zusätzlich
von einer/m Ehrenamtlichen unterstützt. Ehrenamtliche und
Betreuungen gab es in Frankfurt (38 Personen/40 Betreuungen),
Kassel (14/14), Schwalm-Eder (9/5), Marburg (6/14),
Wiesbaden (4/11), Hanau (4/5), Gießen (2/3), Darmstadt (1/6)
und Fulda (1/1). Neu geworben wurden Ehrenamtliche in
Bensheim, ohne dass es dort schon zu Betreuungen gekommen
ist.
Menschen aller Altersgruppen engagieren sich in unserem
Projekt. Ein deutlicher Schwerpunkt lässt sich bei denjenigen
Sibylle Lachmitz,
Projektkoordinatorin
im Landgerichtsbezirk Kassel
Damaris Quandt-Wiese,
Projektkoordinatorin
in Süd- und Mittelhessen
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JAHRESBERICHT 2008
erkennen, die nicht mehr aktiv im Berufsleben stehen und eine
sinnvolle Aufgabe suchen und finden. Auch die Dauer der
Mitarbeit lässt eine gesunde Mischung erkennen. Es gelingt,
Ehrenamtliche über Jahre für diese Aufgabe zu interessieren,
die so Erfahrungen sammeln und oftmals ein Vertrauensverhältnis
zu „ihrer“ oder „ihrem“ Bewährungshelfer/in aufbauen
können. Trotzdem können kontinuierlich auch neue ehrenamtliche
Mitarbeiter gewonnen und eingebunden werden. Die
Gruppenzusammensetzung bleibt so dynamisch und läuft
nicht Gefahr, abgeschlossene Zirkel zu bilden.
Die beruflichen Hintergründe der Ehrenamtlichen umfassen
eine breite Palette von A wie Amtsleiter oder Anwaltsgehilfin
bis V wie Versicherungskaufmann oder Volkswirtin. Kleine
Schwerpunkte bilden nur Angehörige pädagogischer und
juristischer Berufe. Weitere Gruppen sind Studierende unterschiedlichster
Fachrichtungen und Mitarbeiter, die nicht
mehr im Berufsleben stehen.
4
Der andere Weg…
Über ein Praktikum bei der
Bewährungshilfe Marburg bekam
ich Kontakt mit der „Förderung
der Bewährungshilfe in
Hessen“ und so zu meiner Betreuung
eines Jugendlichen.
Als ich den Jugendlichen, welchen
ich betreuen sollte, das
erste Mal traf, war er gerade von
der Jugendhilfe Leimbach* geflohen.
Sehr reflektiert und zielsicher erklärte er seinem
Bewährungshelfer in unserem gemeinsamen Gespräch,
warum er geflohen war und was er nun machen wollte. Er
hatte einen Flyer von einer Bildungseinrichtung in Marburg
mitgebracht, in der er seinen Hauptschulabschluss nachholen
wollte. Während des Gesprächs fragte ich mich, ob ich
vielleicht vorher falsch informiert worden war. Der
Jugendliche, über den ich informiert war, hatte nämlich
keinerlei Interesse an einem Abschluss und war über
Drogen in eine „Null-Bock-Haltung“ gerutscht. Zudem war
er wegen gewalttätigen Handlungen in der Öffentlichkeit
angezeigt worden und durch einen richterlichen Beschluss
in Leimbach untergebracht worden. Unterstützung von seinen
Eltern konnte der Jugendliche nur in eine völlig falsche
Richtung bekommen.
Der Bewährungshelfer fragte mich nach dem Termin, ob ich
mir eine Betreuung des Jugendlichen vorstellen könnte. Ich
bejahte dies. Schnell wurde ein Anhörungstermin bei dem
zuständigen Richter vereinbart, der den Vorschlag der Betreuung
unterstützte. Bei der Anhörung berücksichtigte der
Was motiviert Menschen sich gerade in diesem Arbeitsgebiet
zu engagieren? In einer Befragung nannten uns die Ehrenamtlichen
ihre Beweggründe.
Sie möchten
� anderen helfen,
� zum Wohlergehen der Gesellschaft beitragen,
� Wissen und Erfahrungen weitergeben,
� etwas für das eigene Leben lernen,
� Nächstenliebe zeigen,
� interessante Menschen kennen lernen,
� Freude durch die Tätigkeit erfahren.
Genannt wurde auch der Wunsch, sich auf eine berufliche
Tätigkeit in diesem Bereich vorbereiten zu wollen oder generelles
Interesse an Fragen der Kriminalität.
Richter die Vorschläge des Jugendlichen. Es wurde gemeinsam
beschlossen, dass er die Chance bekommen sollte zu
zeigen, dass er sich geändert hat. Hierzu wurden einige
richterliche Vereinbarungen** getroffen, unter anderem
auch, dass der Jugendliche und ich uns einmal wöchentlich
treffen, um Schwierigkeiten zu besprechen und
gemeinsam Probleme zu lösen. Des Weiteren sollte ich ihn
zur Suchtberatung begleiten.
Der Jugendliche ging regelmäßig in die Schule, war bei
unseren Treffen stets pünktlich und nahm diese regelmäßig
wahr. Ich wurde zwar oft mit den Worten „Müssen wir uns
eigentlich jede Woche treffen?“ begrüßt, aber dann erzählte
er oft stundenlang: wie es ihm geht, was die Schule macht
und was ihn bedrückt. Auch war er sehr daran interessiert
zu wissen, warum ich mich mit ihm abgab und das nicht
einmal für Geld.
Kurz vor seinen Abschlussprüfungen kam es zu einem
Durchhänger des Jugendlichen. Er fehlte plötzlich ständig in
der Schule wegen Krankheit. Der Grund für sein Fehlen war
aber seine Kirchengemeinde. Von seinem starken Glauben
angetrieben, wollte er keine Messe verpassen und fuhr
immer wieder zu seiner Gemeinde, die außerhalb Marburgs
liegt. Selbst Gespräche mit dem Lehrer, dem Jugendlichen
und mir brachten keine Besserung. Auf einer Fortbildungsveranstaltung
des Projekts Ehrenamtliche Mitarbeit in der
Bewährungshilfe wurde mein Fall durchgesprochen und ich
ging mit vielen Anregungen in mein nächstes Treffen mit
ihm. Ich erreichte, dass er wieder regelmäßig zur Schule
ging. Vor seinen Prüfungen für den Hauptschulabschluss
vertraute er mir seinen Plan an: Er wollte nur Einsen schreiben,
damit er dann nicht ins Mündliche müsste. Sein Plan
ging fast auf. Er hatte eine Eins in Mathe, eine Eins in

Biologie und eine Drei in Deutsch. So musste er nur in
Deutsch und Arbeitslehre in die mündliche Prüfung, in der
er eine Zwei und eine Drei bekam.
Nach diesem Erfolg half ich ihm bei seiner Vorbereitung auf
die Theorieprüfung für den Autoführerschein. Wir kreuzten
die Antworten in den Bögen an und besprachen danach die
Ergebnisse. Oft hatte er mehr Fragen richtig beantwortet als
ich. Die Theorieprüfung hat er nach einem Fehlversuch
bestanden.
Der Jugendliche ist kurz darauf wegen eines Ausbildungsplatzes
aus Marburg weggezogen. Leider hat er diese
Chance nicht wahrgenommen. Zurzeit arbeitet er ehren-
Schulung und Fortbildung
In Schulungen und Fortbildungen werden die Ehrenamtlichen
auf ihren Einsatz vorbereitet und erhalten Informationen über
verschiedene Bereiche und Problemlagen, die in der Arbeit mit
Straffälligen relevant sind. Zwei Einführungsschulungen fanden
im vergangenen Jahr in Frankfurt statt, eine weitere in
Kassel. Grundlegende Informationen über die Arbeit der
Bewährungshilfe sowie die Frage der Motivation der neuen
Interessenten standen im Vordergrund. Dazu kamen Übungen
in Gesprächsführung.
Unsere Fortbildungen richten sich an alle Ehrenamtlichen,
auch an diejenigen, bereits länger aktiv sind. In Frankfurt gab
es im Februar eine Schulung in Gesprächsführung, die die
Dipl. Pädagogin und Kommunikationstrainerin Heike Seiler
durchführte. Im Mai war eine Veranstaltung zu der Frage: „Was
ist Sucht?“ Referent war Cetin Upcin, Leiter des Suchthilfezentrums
in Wiesbaden. Im Dezember informierte der Dipl.
Psychologe Sven Palapies über das Thema „Hilfe zur Selbsthilfe
– Anregungen aus der Verhaltenstherapie, Informationen
zur Verhaltenstherapie“. In Kassel wurde eine Veranstaltung
über Schuldnerberatung angeboten. Referenten waren Günter
Blau und Rainer Schüssler vom Verein Soziale Hilfe e.V.
Außerdem wurde ein Besuch der Jugendstrafvollzugsanstalt
Rockenberg organisiert.
Einführungsschulung für Ehrenamtliche in Kassel
JAHRESBERICHT 2008
amtlich für seine Kirchengemeinde. Da er schon früher gern
einmal einen etwas anderen Weg gegangen ist und dennoch
über den Umweg ans Ziel kam, hoffe ich, dass er es
auch dieses Mal schaffen wird.
Stephanie Rumfeld, 27 Jahre, Studentin der Pädagogik
* Die Jugendhilfe Leimbach bietet Platz für 16 Jugendliche, die süchtig
sind oder bereits einen problematischen Konsum erkennen lassen.
Diese Jugendlichen erhalten ein bedarfsgerechtes Angebot, um
wieder neuen Lebensmut und Selbstvertrauen zu finden.
(vgl. ttp://www.suchthilfe.org/suchthilfe/die_haeuser/leimbach.php)
** Die richterliche Anordnung bezüglich des Einsatzes einer Ehrenamtlichen
ist eine Ausnahme.
Im Jahr 2008 bestanden in Frankfurt zwei, in Kassel, Hanau
und Marburg je eine Praxisreflexionsgruppe/n, die sich in einmal
im Monat bzw. in 6-wöchigem Rhythmus trafen. Die fachliche
Leitung der Gruppen obliegt in Frankfurt, Hanau und
Kassel der jeweiligen Projektkoordinatorin, in Marburg einer
Supervisorin auf Honorarbasis.
Anerkennung für das geleistete Engagement
Die Arbeit mit Probandinnen und Probanden der Bewährungshilfe
erfordert oftmals viel Geduld, eine innere Großherzigkeit
und eine erhebliche Frustrationstoleranz. Straffälligen mangelt
es häufig an sozialer Kompetenz, Disziplin und Struktur, was
sich z. B. in Unzuverlässigkeit oder einem unangemessenen
Umgang mit Anderen äußern kann. Natürlich gibt es auch Beispiele,
in denen Ehrenamtlichen für die geleistete Hilfe Dank
und Anerkennung entgegengebracht wird. Auf jeden Fall ist es
unserem Verein ein Anliegen, die Arbeit der freiwillig Engagierten
angemessen zu würdigen.
Ehrenamtliche erhalten zwar kein Geld für ihre Mitarbeit –
aber ehrenamtliche Mitarbeit ist nicht umsonst zu haben.
Auslagen, die in Zusammenhang mit der Betreuung entstehen,
werden erstattet. Dafür besteht die Möglichkeit, eine pauschale
Auslagenerstattung von € 20,--/Monat pro Proband
für Fahrtkosten, Telefonate und sonstige Ausgaben in Anspruch
zu nehmen. Übersteigen die Ausgaben diesen Betrag,
müssen alle Ausgaben mit Quittungen belegt werden. Weiterhin
sind die Ehrenamtlichen über den Verein unfall- und haftpflichtversichert.
Darüber hinaus würdigt der Verein die Arbeit
der Ehrenamtlichen mit persönlichen Geburtstagskarten und
einem kleinen Weihnachtsgeschenk. Das jährliche Sommerfest
dient dem informellen Austausch zwischen Haupt- und
Ehrenamtlichen und fand im vergangenen Jahr in einem
Frankfurter Apfelweinlokal statt. Viele Ehrenamtliche schätzen
die professionelle Begleitung ihrer Tätigkeit sehr und sind
dankbar für die Fortbildungsveranstaltungen, die ihren Erfahrungs-
und Wissenshorizont erweitern. Selbstverständlich er-
5

JAHRESBERICHT 2008
halten die Ehrenamtlichen auf Wunsch einen Nachweis ihrer
Tätigkeit und den Besuch der verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen.
Das „Sommerfest“ fand diesmal in einem Apfelweinlokal
in Frankfurt-Sachsenhausen statt
Zusammenarbeit mit den Bewährungshilfedienststellen
Eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen
Bewährungshelferinnen und -helfern ist ein zentraler
Bestandteil unserer Arbeit. Die Projektkoordinatorinnen
pflegen intensiv den Kontakt durch persönliche Gespräche,
Telefonate und Schriftverkehr. Die Bewährungshilfe erhält
regelmäßig Informationen über Ehrenamtliche, die ihr Engagement
anbieten. Als nützlich und hilfreich haben sich Zirkeltreffen
erwiesen, bei denen die beteiligten Bewährungshelferinnen
und -helfer und die jeweilige Koordinatorin sich über
aktuelle Themen und Erfahrungen austauschen.
Es ist erfreulich, dass das Interesse in der Bewährungshilfe
zwar langsam, aber doch stetig steigt. Im vergangenen Jahr
haben 44 Bewährungshelferinnen und -helfer ergänzende
Hilfen für ihre Probanden eingesetzt.
Der Verein hat eine Reihe von „Empfehlungen für die Zusammenarbeit
mit Ehrenamtlichen“ formuliert und zur Verfügung
gestellt. Sie sollen Anregungen geben und die Zusammenarbeit
erleichtern. Über die Geschäftsstelle sind sie für alle
Interessierten erhältlich.
Finanzierung und Perspektiven des Arbeitsbereichs
Die Ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe wird
durch das hessische Justizministerium gefördert. Der Verein
setzt darüber hinaus Eigenmittel aus Geldbußen ein. Dazu
kommen einige Spenden.
6
Die professionelle Begleitung und Anleitung der Ehrenamtlichen
ist unverzichtbar. Bei dem wünschenswerten weiteren
Ausbau des Bereiches durch die Einbeziehung weiterer
Beratungsstellen der Bewährungshilfe ist der Einsatz weiterer
Ressourcen notwendig. Wünschenswert wäre z. B. auch das
vergrößerte Angebot der Gruppen für Praxisreflexionen, damit
weite Fahrwege vermieden werden und die Größe der Gruppen
ein sinnvolles Arbeiten gewährleistet.
Vorstellung des Projekts in der Öffentlichkeit
Präsentationen des Projekts erfolgen einerseits um Interessierte
für eine Mitarbeit anzusprechen und andererseits um
in der (Fach-)Öffentlichkeit über unsere Arbeit zu berichten.
Es hat sich eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit
verschiedenen Volkshochschulen entwickelt. Informationsveranstaltungen
über die Ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe
können so in das Programm vor Ort aufgenommen
werden. Auch in der Presse wird über diese Form des gesellschaftlichen
Engagements berichtet. Einige Beispiele sind im
hinteren Teil dieses Heftes zu finden. Weitere wichtige Vermittler
sind die Freiwilligenagenturen in den verschiedenen Städten.
Das Projekt wurde beim 13.Deutschen Präventionstag in Leipzig
in einem Vortrag von der Geschäftsführerin des Vereins und
in der Ausstellung präsentiert. Der Vortrag ist in der Dokumentation
des DPT (www.praeventionstag.de) erschienen. Bei der
Tagung „Ehrenamtliche Straffälligen- und Bewährungshilfe“
des DBH-Fachverbandes in Berlin referierte Frau Quandt-
Wiese. Frau Lachmitz nahm teil an der Podiumsdiskussion des
Elisabeth-Forums in Kassel zum Thema „Straftäter in unserer
Gesellschaft“.
Weitere Präsentationen durch Informationsstände gab es am
Tag des Bürgerengagements im Frankfurter Römer sowie am
Tag der Vereine in Darmstadium in Darmstadt.
Beim Tag der Vereine
in Darmstadt wurde das
Projekt von Damaris
Quandt-Wiese und dem
ehrenamtlichen Mitarbeiter
Abdel Majid Ziyat
vorgestellt
Wir danken der Deutschen Bank AG, die 2008 das Projekt Ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe mit einer
Spende unterstützt hat. Das Geld wurde für Fortbildungsveranstaltungen für ehrenamtliche Mitarbeiter eingesetzt.

THEATER HINTER GITTERN
Inhaftierten Menschen ein kulturelles Erlebnis zu ermöglichen:
dies ist das Ziel von Theater hinter Gittern. Der Alltag im
Gefängnis ist extrem gleichförmig und für den gefangenen
Menschen in außerordentlicher Weise fremdbestimmt. Er bietet
wenig Reize; Langeweile und Beschäftigungslosigkeit sind
allgegenwärtig. Dazu möchten wir mit unseren Angeboten –
auch wenn dies nur in begrenztem Rahmen möglich ist –
einen Gegenimpuls setzen.
Theater hinter Gittern bringt in aller Regel Kultur in verschiedenen
Facetten von „draußen nach drinnen“. Wenn möglich
werden auch Vorhaben unterstützt, bei denen die Inhaftierten
JAHRESBERICHT 2008
selbst aktiv werden und z.B. in Hausbands Musik machen oder
an Trommel- und Theaterworkshops teilnehmen. Viele von
ihnen haben auch sonst nicht oft den Weg in ein Theater oder
eine Literaturveranstaltung gefunden. In der abgeschlossenen
Situation des Justizvollzuges besteht nun die Möglichkeit, sich
– wenn auch nur selten – mit Kultur auseinander zu setzen.
Theater hinter Gittern ist eine Veranstaltungsreihe mit einer
langen Tradition. Es wurde im Jahr 1972 aus einer Privatinitiative
heraus gegründet und bis 1994 vom Frankfurter
Bund für Volksbildung betrieben. Nach dessen Auflösung übernahm
unser Verein 1995 in Absprache mit dem Hessischen
JVA Künstlerin/Künstler Art der Veranstaltung
Butzbach Stadttheater Gießen Theateraufführung
Butzbach Ines Geipel Autorenlesung
Butzbach Sommerfest / Hausband Musikveranstaltung
Butzbach Peter Zingler Autorenlesung
Butzbach Volkhard Brandes Autorenlesung
Butzbach Stadttheater Gießen Theateraufführung
Darmstadt Dagmar Großheim und Achim Heukemes Bild- und Tonvortrag
Dieburg Theater Rainer Bauer Theateraufführung
Dieburg Peter Zingler Autorenlesung
Dieburg Ulyßka Musikveranstaltung
Frankfurt III Getwinc Singers Zwingenberg Chorkonzert
Frankfurt III Katharina Merkel Trommelworkshop
Frankfurt III Barbara Hennings Autorenlesung
Frankfurt IV Theaterworkshop
Fulda Jay Schreiber Musikveranstaltung
Gießen Erja Lyytinen Musikveranstaltung
Gießen Stadttheater Gießen Theateraufführung
Gießen All Colours Musikveranstaltung
Gießen John Q Irritated Musikveranstaltung
Hünfeld Stadttheater Gießen Theateraufführung
Hünfeld Lesung mit Performance Autorenlesung
Kassel 2 Hausband Musikveranstaltung
Kassel 2 Clapp & Buchfink Theateraufführung
Rockenberg Stadttheater Gießen Theateraufführung
Rockenberg Peter Zingler Autorenlesung
Rockenberg Erja Lyytinen Musikveranstaltung
Rockenberg Red Bananas Blues Band Musikveranstaltung
Rockenberg Danny Wilde Musikveranstaltung
Rockenberg John Q Irritated Musikveranstaltung
Schwalmstadt Matoto Trommelgruppe
Schwalmstadt Bruno Wendt Autorenlesung
Schwalmstadt Red Bananas Blues Band Musikveranstaltung
Weiterstadt A Tribute to Johnny Cash Musikveranstaltung
Weiterstadt Anima Musikveranstaltung
Wiesbaden Changes Musikveranstaltung
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JAHRESBERICHT 2008
Ministerium der Justiz die Organisation und Durchführung. In
der vergangenen „Saison“ – die zeitliche Ballung wird verursacht
durch die Art der Förderung durch das Hessische
Ministerium der Justiz – wurden insgesamt 36 Veranstaltungen
in 13 der hessischen Vollzugsanstalten durchgeführt. Genaueres
zeigt die Tabelle auf Seite 7.
Je nach Art der Veranstaltung schwankt die Größe des Publikums
sehr stark. Workshops und Lesungen sprechen oft nur
einen kleinen Kreis an, während an Musikveranstaltungen
sehr viele der Inhaftierten teilnehmen können und möchten.
Im Schnitt wurden im vergangenen Jahr pro Veranstaltung
ca. 60 Personen erreicht.
Erfreulicherweise gelingt es nach Jahren, in denen Musikveranstaltungen
im Vordergrund standen, wieder mehr und mehr
Theateraufführungen und Autorenlesungen durchzuführen. In
den letzten Jahren ist ein guter Kontakt zum Stadttheater
Gießen entstanden, wodurch vier Aufführungen aktueller
Produktionen in drei Gefängnissen möglich waren. Gespielt
wurde das Stück „Monsieur Ibrahim und die Blumen des
Koran“. Wie z. B. die Gefangenenzeitschrift „EinBlick“ der JVA
Hünfeld in ihrer Ausgabe 1/2009 berichtete, wohnten der
Aufführung dort 40 bis 50 Personen – Gefangene, Mitglieder
des Anstaltsbeirats und Beamte aus dem Vollzugsdienst und
pädagogischen Dienst – bei und wurden zum Nachdenken für
den Verlauf des eigenen Lebens, die eigene Situation und die
eigenen Gefühle angeregt.
Im Rahmen von Theater hinter Gittern wurden acht Lesungen
von Autorinnen und Autoren durchgeführt, davon drei mit Peter
Zingler, der früher selbst in verschiedenen Ländern inhaftiert
war und nach seiner Entlassung Schriftsteller, Journalist und
8
Lesung in der JVA Butzbach
Am 15. 12. 2008 kam der Schriftsteller und Verleger
Volkhard Brandes aus Frankfurt zu einer Lesung und Diskussion
mit Gefangenen in die JVA Butzbach. Anlass war
der 40. Jahrestag der Revolte von 1968, eingeladen hatte
die hiesige „Kulturgruppe“, die auch das Publikum bildete.
Um 17:15 Uhr fanden sich ca. 25 Gefangene im Leseraum
gegenüber der Bücherei ein. Herr Brandes hatte ursprünglich
vor, einen ausgearbeiteten Text vorzutragen, aber es
entwickelte sich rasch eine angeregte Diskussion zwischen
dem Gast und den Gefangenen und Herr Brandes
legte sein Manuskript zur Seite. Vier Stunden lang wurde
auf hohem Niveau und lebhaft diskutiert. Herr Brandes, der
im besten Sinn 68er-Urgestein verkörpert, erzählte von
seinen Erfahrungen aus München und Paris, las zwischendurch
kurze Passagen aus einem seiner zahlreichen
Bücher zum Thema. Thematisch wurde ein Bogen von den
„A Tribute to Jonny Cash“ in der JVA Weiterstadt
Drehbuchautor wurde. An dieser Art von Veranstaltung nehmen
oft nur wenige Inhaftierte Teil, dafür ist der Kontakt
zwischen ihnen und den Autorinnen und Autoren intensiver
und für beide Seiten anregend. Aber auch die Musikveranstaltungen
haben ihren Platz und ihre Berechtigung im Kulturprogramm
von Theater hinter Gittern. Durch sie werden auch
Inhaftierte ohne oder mit geringen deutschen Sprachkenntnissen
erreicht. Erfreulich ist, dass es durch die Verbindung
mit Aufführungsorten „draußen“ immer wieder gelingt, auch
erfolgreiche und bekanntere Gruppen zu akzeptablen Gagen
zu verpflichten.
Anliegen von Theater hinter Gittern ist auch, Gefangene anzuregen,
selbst aktiv zu werden und sich mit ihrer Situation
und ihrem Lebensweg auf kreativem Weg auseinander zu
setzen. In der Frauenhaftanstalt in Frankfurt-Preungesheim
wurde schon zum wiederholten Male ein Trommelworkshop
durchgeführt, der „viel Spaß und Engagement bei den Teil-
Entstehungsbedingungen der damaligen Revolte bis zu den
gegenwärtigen Jugendunruhen in Griechenland und der
Finanzkrise gespannt.
Der Diskussion wurde schließlich durch den Nachtverschluss
um 21 Uhr ein Ende gesetzt, sie wäre sonst möglicherweise
noch Stunden weiter gegangen. Herr Brandes
bedankte sich beim diskutierenden Publikum für die angeregte
und kluge Diskussion und betonte, dass die Butzbacher
Veranstaltung ein wunderbarer Abschluss seiner
umfangreichen Lesereise gewesen sei. Es sei mit Abstand
die lebendigste Veranstaltung gewesen und er werde sie
lange im Gedächtnis behalten. Er trug sich zum Schluss
noch ins Gästebuch der Kulturgruppe ein. Die Kosten der
Veranstaltung übernahm der Verein „Förderung der
Bewährungshilfe in Hessen e.V.“.
Dr. Götz Eisenberg,
Psychologischer Dienst der JVA Butzbach

nehmerinnen und drei Tage Ohrensausen für die Nichttrommler“
gebracht hat, so die Einschätzung der Verantwortlichen in
der Anstalt. Aber eine Wiederholung und Weiterführung im
nächsten Jahr ist bereits avisiert. Vorbildlich ist ein Theaterprojekt,
das seit dem Herbst in der JVA Frankfurt am Main IV
in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Frankfurt durchgeführt
wird. Auf der Grundlage des Mythos von Medea wird
durch spielerische Übungen, Improvisationen und Theatertechniken
Text- und Spielmaterial für eine Inszenierung erarbeitet.
Dabei wird die Kontinuität des Prozesses durch die
beteiligten Studierenden gewährleistet, da wegen des Kurzstrafenvollzuges
bei den Gefangenen nur eine punktuelle
Beteiligung erfolgen kann. Schon die gemeinsame Arbeit bietet
die Begegnung zwischen „drinnen und draußen“. Dazu
JAHRESBERICHT 2008
kommt die Möglichkeit, durch öffentliche Wahrnehmung einen
neuen Blick auf die Institution Justizvollzugsanstalt zu werfen.
Das Erarbeitete soll 2009 in drei Aufführungen in der JVA
Frankfurt am Main IV gezeigt werden.
Veranstaltungen, die den Tagesablauf durchbrechen, sind für
die Gefangenen wünschenswert, aber für die Bediensteten mit
einem erheblichen Aufwand verbunden. Wir möchten uns
daher bei allen bedanken, die in den Vollzugsanstalten
Veranstaltungen von Theater hinter Gittern fördern, organisieren
und zu ihrem Gelingen beitragen. Unser Dank gilt weiter
den Künstlerinnen und Künstlern, die häufig zu sehr günstigen
Konditionen Auftritte anbieten und durchführen, und dafür
auch Aufwand und Umstände in Kauf nehmen.
Zeitungsbericht über eine Veranstaltung
von Theater hinter Gittern
9

JAHRESBERICHT 2008
10
„…wir haben doch den ganzen Tag Theater…“
oder: gerade deshalb: „Theater muss sein!“ *
Der Schrecken des Sicherheitsdienstleiters – ja des gesamten
Vollzugpersonals – ist ein Aufeinandertreffen von größeren
Gefangenengruppen. Hier entstehen mögliche Risiken im Vollzug,
für die Sicherheit des Einzelnen und gar die der Gemeinschaft.
Auch Gruppen von außen, die Kontakt zu den
Gefangenen erhalten, bedingen mitunter das Denken im Vollzug:
Wer kommt da herein und was wollen die? Wie verläuft die
Zu- und Abführung? Welche Regeln müssen bedacht werden?
Für Veranstaltungen von „Theater hinter Gittern“ ist in Rockenberg
inzwischen eher eine engagierte Zusammenarbeit der
Organisatoren, Helfer und der unterschiedlichen Dienstgruppen
in der Anstalt feststellbar, statt des gedanklichen Verhinderns im
Vorfeld. Vieles ist möglich durch persönliches Engagement, der
gemeinsamen Begeisterung für den Event und vor allem mit
dem kollegialen „Wir“ an der Sache. Bedienstete im Allgemeinen
Vollzugsdienst, Ausbildungsmeister, Arbeitstherapeuten und
Fachdienste wirken zusammen – über ihre eigentlichen Aufgaben
hinaus. Dieses gemeinsame, zusätzliche Engagement für
eine Sache verbindet über den Tag hinaus und verbessert die
interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es wirkt über die beteiligten
Personen hinaus positiv in die Anstalt hinein. Hiervon profitiert
die Gemeinschaft aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die
Aufführungen, die Events „fördern die positive Identifikation mit
dem eigenen Arbeitsplatz“. Es „verbessert sich die Atmosphäre
des Zusammenlebens und -arbeitens“ (Luther-Mosebach).
Der Stellenwert der Veranstaltungen von „Theater hinter
Gittern“ ist vielfältig. Sie sind unterhaltend, und das in einer
Institution, die sicher in der ersten oberflächlichen Bemessung
Außenstehender Unterhaltung verbieten und stattdessen eher
Strafen sollte. Der Wert der kulturellen Darbietungen – Kleinkunst
und Artistik ebenso wie Lesungen, Musik- und Theaterveranstaltungen
– für die pädagogische Intervention, ist jedoch
in ihrer Wirkung auf die Inhaftierten nicht zu unterschätzen.
„Das Leben im Vollzug soll den allgemeinen Lebensverhältnissen
soweit als möglich angeglichen werden“ und „im Vollzug
der Freiheitsstrafe soll der Gefangene fähig werden, künftig in
sozialer Verantwortung ein Leben ohne Straftaten zu führen“ so
das Strafvollzugsgesetz. Es legitimiert mit der „Angleichung der
Lebensverhältnisse“ die „Unterhaltung“ somit eindeutig. Die
Unterhaltung entspricht den kulturellen Zielen und Wertevorstellungen
sozialer Gemeinschaften und Staaten. Von der Unterhaltung
leben eine Vielzahl berufstätiger Menschen – nebenbei
auch in großen Wirtschaftszweigen – und das ganz legal.
Ehemalige Gefangene, „die aus dem Labyrinth krimineller
Wiederholungszwänge heraus und in ein straffreies Leben zurückgefunden
haben“ berichten häufig von einem „Schlüsselerlebnis“,
das „ihrem Leben eine andere Wendung“ gegeben
hat (Götz Eisenberg). Peter Zingler beispielsweise kam zum
Schreiben durch die Literaturgruppe in der JVA Dieburg und
heute senden TV Sender seine mit genauer szenetypischer
Beschreibung der einzelnen Charaktere verfilmten Drehbücher
zu besten Sendezeiten.
Eine Vielzahl von Teilnehmern wird während den Veranstaltungen
der Reihe „Theater hinter Gittern“ im Gefängnis erreicht.
Neben der Unterhaltung, der Abwechselung des Alltages, dem
Verlassen des Haftraumes für eine gewisse Zeit und dem Zusammensein
mit Anderen, also vielleicht dem oft genannten
„Training im Sozialen Kontext“, können die Gefangenen an der
Normalität des Alltäglichen positive Identifikationsprozesse
durchleben. Defizite und Konflikte im sozialen Bereich verbessern
sich ganz nebenbei durch die entstehende Atmosphäre des
kulturellen Zusammenlebens. Die kulturelle Vielfalt der Angebote
von „Theater hinter Gittern“ bietet jedem Teilnehmer eine
sinnvoll gestaltete „Freizeit“ während der Haft. Die neben
„Theater hinter Gittern“ stehenden vereinzelten weiteren Angebote
(Pop- und klassische Konzerte sowie vereinzelte Workshops)
sind auf das Engagement von Mitarbeitern und Externen
begrenzt. Sie sind zusätzlich und ergänzend, da sie nicht wie
„Theater hinter Gittern“ institutionalisiert sind.
Das Interesse der Gefangenen an Unterhaltung, an Abwechselung
und auch an Normalität im Gefängnis ist riesengroß. Die
Musik- und Theaterveranstaltungen sprechen und rühren die
Gefangenen in unterschiedlicher Weise an. Ablehnung und Zuspruch,
vor allem spontane Beteiligung am Geschehen auf der
Bühne, zeigen sich regelmäßig. Die meistens anschließend
stattfindenden Gespräche mit Darstellern und Musikern – den
„Stars“ – ermöglichen den Zuschauern neue Einblicke in die
Vielfalt der kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten. Musikveranstaltungen
benötigen kein sprachliches Vermögen; sie gehen
direkt „ins Blut“, indem sie Stimmungen transportieren.
Theateraufführungen basieren in der Regel auf der deutschen
Sprache. In der Auswahl der Stücke wird aber Wert auf eine
verständliche Sprache gelegt, um den Zugang zu erleichtern.
Das Projekt „Theater hinter Gittern“ ist Kriminalprävention im
besten Sinne. Es transportiert Ausdrucksmöglichkeiten, Vielfalt
und kulturelle Identität. Es verbessert das Zusammenleben der
Gefangenen und fördert durch Erleben und Anregung ihre
Kommunikation untereinander. Es entstehen auch neue, positive
Anknüpfungspunkte zwischen Bediensteten und den Gefangenen.
Kulturarbeit im Strafvollzug dient somit auch der Verbesserung
der Kommunikationsfähigkeit der Insassen.
Eine kultur- bzw. theaterpädagogische Einbettung der Veranstaltungen
in Musik- und Theaterworkshops wäre natürlich eine
sinnvolle Ergänzung, die seitens der Anstalten geleistet werden
müsste. Workshops, die im Haushaltsbudget der JVA verankert
sind, können Anknüpfungspunkte an das freizeit-pädagogische
Kulturprogramm von „Theater hinter Gittern“ sein. Positive
Fähigkeiten und Persönlichkeitsanteile werden durch künstlerische
Projekte leichter geweckt und verstärken eine gesunde
Identitätsentwicklung. Das Zutrauen in gute Eigenschaften wirkt
sich stabilisierend auf die Entwicklung des Betreffenden aus.
Peter Gebhard, Vorstandsmitglied der Förderung der
Bewährungshilfe in Hessen e.V.
* Thomas Luther-Mosebach: „Kulturelle Bildung im Jugendstrafvollzug“
* Götz Eisenberg: „Schlüsselerlebnisse“
* Werbeaufkleber Theater Mainz: „Theater muss sein“

TREFFPUNKT FRANKFURT
Der „Treffpunkt“ im Frankfurter Stadtteil Bornheim ist ein Ort,
der allen Menschen offen steht, die aus finanziellen oder
sozialen Gründen nicht an kommerziellen Freizeitangeboten
teilnehmen können oder wollen. Viele, die wegen Armut,
Krankheiten oder ehemaliger Straffälligkeit am Rand der Gesellschaft
stehen, haben keine Familie oder Freunde. Sie sind
oft einsam und dankbar, für die Möglichkeit, Zeit in Gesellschaft
zu verbringen. Wenn es dazu noch eine Mahlzeit gibt –
umso besser.
Die Räume des Treffpunkts sind an zwei Abenden in der Woche
– dienstags und donnerstags – in der Zeit von 19 bis 22 Uhr
geöffnet. Jeder Abend wird von einem oder zwei Ehrenamtlichen
begleitet. Dieser ehrenamtliche Einsatz einer Gruppe
von acht bis zehn engagierten Frauen und Männern gewährleistet
die besondere Qualität des Angebots. Die Arbeit ist nicht
problemorientiert, bietet keine pädagogischen Konzepte und
drängt nicht auf Veränderung. Jeder kann so sein, wie er ist
und darf dies auch bleiben – vorausgesetzt, er oder sie fügt
sich soweit wie nötig in die Gemeinschaft der Besucherinnen
und Besucher ein. Erwartet wird allerdings Mithilfe bei der
Gestaltung der gemeinsamen Mahlzeit und beim Aufräumen
und Geschirrspülen. Die Stärkung von sozialen Kompetenzen
Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Treffpunkts
JAHRESBERICHT 2008
und eigener Initiative durch die Teilnahme an den gemeinsamen
Abenden ist erwünscht. Der Treffpunkt wird an jedem
Öffnungsabend von 20 bis 30 Menschen besucht.
Für die Besucherinnen und Besucher ist die kostenlose, gemeinsame
Mahlzeit ein wichtiger Teil jedes Abends. Meistens
gibt es belegte Brote und Salat – manchmal auch etwas
Warmes – mit Getränken (Kaffee, Tee, Limonade, Mineralwasser).
Eine zuverlässige Belieferung durch die „Frankfurter
Tafel e.V.“ mit Backwaren aus verschiedenen örtlichen
Bäckereien leistet uns dabei große Unterstützung. Große
Freude bereitet es den Besuchern, wenn in der Lieferung der
„Tafel“ zusätzlich Nachspeisen wie Joghurtspeisen, Milchreis
oder ab und zu ein warmes Essen enthalten sind. Daneben
gibt es Gespräche, Spiele und Musik. Manche genießen auch
einfach still die Gesellschaft anderer.
Großen Zuspruch fanden im vergangenen Jahr die zusätzlichen
Veranstaltungen. Im Januar und im April konnten dank
20 gespendeter Freikarten der Deutschen Bank zwei Spiele
der Basketballmannschaft der „Deutsche Bank Skyliners
Frankfurt“ besucht werden. Stimmungsvolle und interessante
Begegnungen gegen Bamberg und Berlin begeisterten die
11

JAHRESBERICHT 2008
Teilnehmer vom Treffpunkt. Zum sommerlichen Grillfest im
Garten der Liebfrauen-Gemeinde kamen 30 Personen. Bei
gutem Wetter, gegrilltem Fleisch und Würstchen sowie
Getränken war es ein gelungener Nachmittag. Im September
wurde ein Ausflug mit dem Schiff nach Rüdesheim angeboten.
Ein Teil der Gruppe fuhr am späten Nachmittag mit
der Bahn zurück, die anderen nutzten die Gelegenheit, den
„Rhein in Flammen“ zu genießen. Gelungener Abschluss
unserer Arbeit in 2008 war die Weihnachtsfeier mit dem traditionellen
„Wichteln“. Ein Festessen aus einer nahe gelegenen
Metzgerei wurde ergänzt durch von den Ehrenamtlichen zubereiteten
Salaten und Desserts. 35 Besucher genossen die vorweihnachtliche
Stimmung des Abends. Auch am Heiligen
12
Was sagen die Besucher selbst zum Treffpunkt?
Dazu einige Stimmen:
Ich komme hier in den Treffpunkt, um andere Menschen zu treffen! N.N.
Abend war der Treffpunkt geöffnet, um mit denjenigen, die
sonst allein wären, einen besinnlichen und geselligen Abend
zu gestalten.
Die Arbeit des Treffpunkts wird durch einen Mitarbeiter koordiniert,
der nebenamtlich beim Verein angestellt ist. Er plant
gemeinsam mit den Ehrenamtlichen die Einsätze, ist für die
Einkäufe von Lebensmitteln und Getränken verantwortlich,
führt regelmäßige Teambesprechungen durch, organisiert die
Werbung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und informiert
Interessierte über die Aktivitäten des Treffpunkts. Die Finanzierung
des Treffpunkts erfolgte auch 2008 durch einen
Zuschuss der Stadt Frankfurt und über Eigenmittel des Vereins.
Ich komme gerne in den Treffpunkt, weil man hier nette Leute treffen kann. Die Atmosphäre ist sehr gemütlich. An zwei
Abenden pro Woche kann man sich hier bei Brot und Getränken aufhalten. Marion S.
In Bornheim die „Petterweil“ hat gute Sozialarbeiter, die sich um die Leute kümmern und das ist gut so. N.N.
Als Kommunikation finde ich den Treffpunkt zur gemeinsamen Begegnung allgemein sehr gut und bin der Meinung, ihn
auch am Wochenende bzw. Freitag und Samstag ab 14.30 – 22.00 Uhr für die Treff-Besucher in der Gestaltung des gemeinsamen
Kaffee-Essens zu öffnen. Klaus
Zum Treffpunkt gehe ich, weil ich soziale Kontakte pflegen möchte. Um auch vom täglichen Einerlei abgelenkt zu werden.
Natürlich auch, um etwas Nahrung aufzunehmen. Insgesamt bin ich ganz froh, dass es den Treffpunkt gibt. Laszlo
Der Treffpunkt in der Petterweilstraße ist einzigartig in Frankfurt. Wo man Getränke und Essen umsonst bekommt. Am
Computer arbeiten und spielen kann. Schön ist auch die jährliche Schifffahrt, auch einmalig in Frankfurt. Nur schade, dass
es zwei Mal die Woche und nur drei Stunden offen ist. Es müsste einen Tag mehr geöffnet sein oder zwei Stunden länger
offen. Durch die Renovierung und neue Möbel ist es auch angenehmer und schöner geworden. Peter
Foto: F. Matte / PantherMedia Foto: F. Matte / PantherMedia

KONFLIKTE LÖSEN OHNE GEWALT
Dieses Beratungsangebot richtet sich an Männer, die in ihrem
familiären bzw. sozialen Nahbereich gewalttätig geworden
sind. Opfer dieser Gewalt sind in der Regel Frauen und Freundinnen
oder Eltern und Geschwister. Gemeint sind Handlungen
wie zum Beispiel:
Körperliche Gewalt gegen Personen oder Sachen:
Schlagen, würgen, treten; zerstören von Möbeln, Eigentum
und Geschenken.
Seelische Gewalt:
Einschüchtern, den Ausgang versperren, bedrohen, ängstigen,
einsperren, verhindern von Kontakten mit Freundinnen, Verwandten
oder anderen Menschen.
Ökonomische Gewalt:
Unterbinden des Zugangs zum Konto oder zum Geld, ökonomisch
abhängig machen.
Sexuelle Gewalt:
Die Partnerin vergewaltigen, sie gegen ihren Willen und mittels
psychischen Druck zu sexuellen Handlungen zu manipulieren,
etc.
Häufig ergeht bei Strafverfahren bzw. deren Einstellung nach
153 a StPO die Auflage an den Beschuldigten, sich einer Beratung
zu unterziehen. Dies scheitert jedoch oft an einem mangelnden
Angebot. Durch Einzelberatung und Gruppentraining
möchte der Verein Förderung der Bewährungshilfe in Hessen
ein qualifiziertes Angebot zur Verfügung stellen. Es wurde im
Jahr 2006 zunächst im Landgerichtsbezirk Hanau eingeführt.
Ziele sind dabei das Erlernen gewaltfreier Konfliktlösungen,
die Übernahme der Verantwortung für das eigene Gewalthandeln
und dessen Folgen, die Entwicklung von Perspektiven für
die persönliche Zukunft und das Gewinnen von Vertrauen in
sich selbst. In der Beratung werden Fragen behandelt wie:
� Wie wurde die Konfliktsituation wahrgenommen?
� Was genau wurde getan?
� Was waren die Folgen?
� Wie entwickelte sich die Situation?
� Was ist nötig, um sich die Erlaubnis zu geben, gewalttätig
zu sein?
� Welche Gefühle entstehen bei der Ausübung von Gewalt?
� Welche Gefühle gibt es nach der Gewaltausübung?
� Welche Vorbilder und Modelle gibt es für Gewalt in der
eigenen Biographie?
� Wie sind Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung?
� Welche Ressourcen stehen zur gewaltfreien Bewältigung
der Konflikte zur Verfügung?
Beratung und Training werden von einem qualifizierten Berater
durchgeführt. Harald Scheffl hat u. a. eine Ausbildung zum Gestaltpädagogen
und verfügt über langjährige Berufserfahrung
als Trainer und Coach. Er ist auf Honorarbasis für den Verein
tätig. Das Angebot wurde bewusst niedrigschwellig konzipiert.
Die Einzelberatung besteht zunächst aus drei Sitzungen von je
einer Stunde. Zunächst sollen das Problembewusstsein ge-
JAHRESBERICHT 2008
weckt und gestärkt sowie erste Lösungsansätze erörtert werden.
Das darauf aufbauende Gruppentraining zielt auf eine
dauerhafte Änderung des Verhaltens.
Die Arbeit mit Gewalttätern dient dem Opferschutz. Das primäre
Ziel ist die Beendigung jeglicher Gewalt und die Verhinderung
weiterer Gewalttaten. Die Sicherheit von Frauen und
Kindern ist in der Täterarbeit ein zentrales Anliegen. Eine zentrale
Frage dabei ist, wie gewalttätige Männer bewegt werden
können, an Beratungs- oder Trainingsprogrammen teilzunehmen,
denn sie suchen in den seltensten Fällen von sich aus
Hilfe, um ihr gewalttätiges Verhalten zu verändern. Zunehmende
Bedeutung gewinnt daher die Teilnahme an Täterprogramm
aufgrund justizieller Weisungen. Wissenschaftlichen
Studien bestätigen, dass Täterarbeit im Kontext von Interventionsprojekten
eine sinnvolle Maßnahme für gewalttätige
Männer ist. Knapp zwei Drittel der Männer, die ein Programm
begannen, schlossen es auch ab. Täter, die aufgrund einer
justiziellen Weisung oder Auflage an einem Täterprogramm
teilnehmen, schließen dieses häufiger ab als Teilnehmer ohne
diesen Hintergrund.
Wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Erwartung an die
Teilnehmer, für ihre Beratung zu bezahlen. Davon kann abgesehen
werden, wenn gleichzeitig eine Geldauflage an den Verein
zu leisten ist. Für Teilnehmer, die nur über ein geringes oder
kein Einkommen verfügen, kann eine deutliche Ermäßigung
erfolgen. Ein Teil der Kosten ist jedoch in jedem Fall zu tragen.
Erfahrungen des Beraters Harald Scheffl
in der Arbeit mit Tätern
Alle Männer haben selbst Gewalt in ihren Herkunftsfamilien
erlebt. An diesen Modellen haben sie Gewalt als ein normales
Verhalten von Mann zu Frau und Kindern erlernt. Diese
frühen Erfahrungen stellen gleichermaßen eine bewusste
oder unbewusste Legitimation ihres Verhaltens dar. So entwickeln
viele im Laufe ihres Lebens „Lebenskonstrukte“
und „Glaubenssätze“, mit denen sie ihr gewalttätiges
Verhalten begründen.
Dass sie sich damit selbst in einem Teufelskreis gefangen
halten, ist ihnen nicht bewusst. Tief liegende Wünsche nach
einer befriedigenden und liebevollen Beziehung können nur
noch als Frustration ausgeblendet und verdrängt werden.
Die dauerhafte Enttäuschung, „es nicht hinzukriegen“, ist
gleichermaßen der Nährboden für Aggression.
Hauptthema bei allen Männern ist, dass sie wenig bis keinen
Zugang zu ihren eigenen Gefühlen, wie Trauer, Schmerz,
Angst, Rache, Wut, Ohnmacht, sich einsam fühlen haben. Sie
berichten von schweren Misshandlungen aus ihrer eigenen
Kindheit und Jugend, häufig in einer Teilnahmslosigkeit, als
hätten sie es gar nicht erlebt. „Mit der Zeit gewöhnst du dich
daran und verlierst jedes Gefühl für Tränen.“
13

JAHRESBERICHT 2008
FACHTAGUNGEN UND FACHVERANSTALTUNGEN
Fachöffentliches Expertensymposium zur zukünftigen
Ausrichtung der Arbeit des Vereins
Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e.V.
Welche Angebote benötigen straffällige Menschen jetzt und in
den kommenden Jahren?
Welche Rolle sollte der Verein bei Vorhaben übernehmen, die
neben der Resozialisierung verstärkt auch Sicherungszwecke
zum Inhalt haben?
Was erwarten Bewährungshelferinnen und -helfer von einem
justiznahen Förderverein?
Welche Rolle werden justiznahe Vereine im Bereich der Bewährungshilfe,
der Straffälligenhilfe und auch der Opferhilfe in
Zukunft spielen?
Was erwarten die anderen Institutionen der Justiz (Gerichte,
Staatsanwaltschaften) und wie können sie – auch finanziell –
die Vereine bei ihrer Tätigkeit unterstützen?
Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen veranstaltete
unser Verein am 18. Juni 2008 ein fachöffentliches Expertensymposium.
Nach der Schließung der Karl-Hemfler-Häuser –
Übergangswohnheime für haftentlassene Männer in Kassel –
standen wir – und stehen wir noch – vor einer Neuausrichtung
unserer Arbeit. Begleitet durch ein entsprechendes Votum der
Mitgliederversammlung hatte der Vorstand eine vereinsinterne
Arbeitsgruppe angeregt, die ebenfalls Überlegungen in dieser
Der Vorsitzende des Vereins Dr. Rainer Mößinger begrüßt Experten und Gäste
14
Hinsicht angestellt hat. Auf schriftlichem Weg wurde auch
die Bewährungshilfe um Anregungen und Hinweise bezüglich
zukünftiger Arbeitsschwerpunkte gebeten. Um ein möglichst
breites Meinungsspektrum einzuholen und sich umfassend
über neue und zu erwartende Tendenzen in der Bewährungsund
Straffälligenhilfe zu informieren, erbaten wir uns die
Mitwirkung von zwölf Expertinnen und Experten, die in dem
Verein und seinem Satzungszweck nahe stehenden Institutionen
und Organisationen tätig sind. Sie gaben in jeweils 10
bis 15 Minuten langen Statements ihre Hinweise und
Empfehlungen zur Findung neuer Arbeitsschwerpunkte ab.
Eine Zusammenfassung in Stichworten finden Sie an dieser
Stelle, eine ausführliche Darstellung senden wir Ihnen auf
Wunsch gerne zu.
Prof. Dr. Arthur Kreuzer, Institut für Kriminologie an der
Justus-Liebig-Universität Gießen e.V.
• Interessenvertretung für die Bewährungshilfe
• Evaluation und Wirksamkeitsforschung für die
Bewährungshilfe
• Anregung von Modellprojekten z.B. für gefährliche
Straftäter
• Einrichtungen für junge Straffällige
• Ausbau der ehrenamtlichen Arbeit unter Einbeziehung des
Straf- und Maßregelvollzugs
• Einmischung in die Kriminalpolitik
Peter Reckling, DBH – Fachverband für Soziale Arbeit,
Strafrecht und Kriminalpolitik
• Stärkung der Kooperation der staatlichen sozialen Dienste
in der Justiz und der freien Straffälligenhilfe
• Ausweitung von Theater hinter Gittern mit der Förderung
von kulturellen Aktivitäten der Gefangenen, aber auch der
Probanden der Bewährungshilfe
• Fördern und Fordern von Gruppenarbeit in der
Bewährungshilfe
• Gemeinnützige Arbeit
• Zeugenbetreuung
• Bildung eines Landesverbandes
Werner Schulte, Hessisches Ministerium der Justiz,
Abt. Justizvollzug
• Mitarbeit bei der Überwindung der Schnittstellenproblematik
zwischen den verschiedenen Diensten und
Hilfsangeboten
• Mitarbeit bei der Gestaltung eines Netzwerkes
• Angebot und Steuerung einer Plattform
• Aufrechterhaltung und Ausweitung der ehrenamtlichen
Arbeit in den Vollzug, insbesondere in Form von
Schulungen
• Fortsetzung des Angebots von Theater hinter Gittern
• Wohnangebote für junge ehemalige Gefangene in kleinen
Einheiten

Dr. Werner Päckert, Leiter der Justizvollzugsanstalt
Hünfeld
• Unterstützung vor Ort, z.B. bei Wohnungsauflösungen und
bei der Sicherung der persönlichen Habe der Gefangenen
• Sprechstunden in den Anstalten
• Hilfe bei der Suche nach bezahlbaren Unterkünften
• Unterstützung der Motivation der Gefangenen bei der
Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche
• Gesprächsangebote für Gefangene
Stephan Volp, Landesarbeitsgemeinschaft der
Bewährungshelferinnen und Bewährungshelfer in Hessen
Für Probanden
• Organisation, Koordination und flächendeckende
Durchführung von Gruppenangeboten in den Bereichen
• Training sozialer Kompetenzen,
• Antiaggressionstraining für Erwachsene,
• Erlebnispädagogik,
• Gruppenarbeit mit Sexualstraftätern (ggf. ambulante
Gruppentherapie )
• Rechtsberatung
• Hilfsfonds zur Überbrückung besonders schwieriger
Lebenslagen
Für die Bewährungshilfe
• Fachtagungen, insbesondere qualifizierte vertiefende Fortbildungen
zu aktuellen Problemlagen bzw. Tätergruppen
(z. B. psychisch kranke Straftäter, Schuldenberatung)
• Diskussion und Entwicklung von Qualitätsstandards
• Organisationsberatung
• Interessenvertretung
• Engere Gesprächskultur und Absprachen in der Beteiligung
und Kommentierung zu Entwicklungen in der Strafpolitik
gemeinsam mit der LAG
Peter Rettenbeck, Landeszusammenschluss für
Straffälligenhilfe in Hessen
• Interessenvertretung für die Anliegen der Straffälligen und
der Straffälligenhilfe
Gaben ihren fachkundigen Rat: (v. l.:) Dr. Thomas Wolf, Christina Uwis, Jörg
Bannach, Werner Schulte und rechts vorn im Bild Prof. Dr. Arthur Kreuzer
JAHRESBERICHT 2008
• Arbeit schaffen, Arbeitsprojekte und intelligente Produkte
entwickeln
• Vermittlung in gemeinnützige Arbeit
• Brücken bauen zwischen der staatlichen und der freien
Straffälligenhilfe
• Kooperation der Träger der freien Straffälligenhilfe
Dr. Thomas Wolf, Vorsitzender Richter am Landgericht
• Beschränkung auf das, was man leisten kann
• Trainingsprogramme und Kurse auch für Erwachsene
• Lockerungen unterstützen durch Organisation ehrenamtlicher
Arbeit
• Zusammenarbeit mit dem Übergangsmanagement
• Netzwerke, Austausch und „Runde Tische“ initiieren und
unterstützen
Jörg Bannach, Oberstaatsanwalt
• Arbeit mit jungen Straftätern, Jugendlichen und Heranwachsenden
• Anti-Aggressions-Trainings
• Anlaufstationen für Jugendliche und Heranwachsende
• Ehrenamtliche, die für Jugendliche Türen öffnen können
Christina Uwis, Bewährungshelferin, Projekt Ambulante
Nachsorge Kassel
• Ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe
• Tätertherapie für Sexualstraftäter
• Rückfallvermeidungstraining für jugendliche und erwachsene
Gewalttäter
Christoph Hartmann, Bewährungshelfer,
Projekt Schuldnerberatung
• Ehrenamtliche Mitarbeit zur Unterstützung der Schuldnerberatung
in der Bewährungshilfe und im Vollzug
• Unterstützung der Broschüre Schuldnerberatung
• Einrichtung eines Fonds zur Durchführung kleinerer Schuldensanierungen
• Informationsvermittlung – Angebot einer Plattform
• Gruppenangebote zur Budgetberatung
• Bearbeitung und „Übersetzung“ von Vordrucken zur
Insolvenz- und Schuldenberatung
• Kochkurse „Gesund und Günstig“
Cetin Upcin, Suchthilfezentrum Wiesbaden
• Rechtsauskunft für gemeinsame Klientel der Sucht- und
Bewährungshilfe
• Einrichtung von klientenbezogenen Fallkonferenzen
• Förderung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen
Einrichtungen
Wir danken an dieser Stelle nochmals allen Mitwirkenden
für ihre Unterstützung.
15

JAHRESBERICHT 2008
Kriminalität bringt Quote
Faszination und Angst – Pole subjektiver Wahrnehmung
In Kooperation mit dem Verein Soziale Hilfe e.V. und der Diakonie
Kurhessen-Waldeck veranstalteten wir im Rahmen des
50 jährigen Bestehens des Landeszusammenschlusses für
Straffälligenhilfe am 28. 08. 2008 in Kassel eine Podiumsdiskussion.
Behandelt wurden Fragen der öffentlichen Wahrnehmung
von Kriminalität, ihre Darstellung in den Medien und
dem tatsächlichen Erleben von Kriminalität in der Bevölkerung.
Diskutiert wurden weiterhin die Auswirkungen auf die
Kriminalpolitik und die Bedingungen, unter denen Straffällighilfe
stattfinden kann. Frau Ulrike Moritz, Geschäftsführerin
Soziale Hilfe e.V., begrüßte die Anwesenden und führte in den
Abend ein. Die Moderation hatte Frau Gabriele Heppe-Knoche,
Evangelisches Forum Kassel, übernommen. Teilnehmer des
Podiums waren Herr Wilfried Henning, Polizeipräsident in
Kassel; Frau Ulrike Pflüger-Scherb, Hessisch-Niedersächische
Allgemeine, Frau Susanne Zinke, Geschäftsführerin des
Präventionsrats der Stadt Kassel sowie Dr. Julia Simonson,
Diplom-Soziologin am Kriminologischen Forschungsinstitut
Niedersachsen e.V., die den Abend mit einen Impulsvertrag
eröffnete.
Diskutierten auf dem Podium: (v.l.:) Susanne Zinke, Gabriele Heppe-Knoche,
Ulrike Pflüger-Scherb, Wilfried Henning, Dr. Julia Simonson
Frau Dr. Simonson belegte in ihrem Vortrag eindrucksvoll den
Zusammenhang zwischen Kriminalitätswahrnehmung und
Medienkonsum. Obwohl die Kriminalität in den Jahren 1995
bis 2005 ausweislich der polizeilichen Kriminalstatistik bei
den meisten Delikten zurückgegangen sei, glaube die Bevölkerung
im Gegenteil an einen starken Anstieg, wie sich in
Befragungen zeigen lasse. Beispielsweise ging die Zahl der
Diebstähle laut PKS im genannten Zeitraum um 29 % zurück,
während 63 % der Bevölkerung schätze, dass diese sehr viel
oder viel häufiger geworden seien. Dr. Simonson setzte hierzu
den Medienkonsum in Bezug. Die Überschätzung des Anstiegs
der Delikte korrespondiere deutlich mit einer häufigen
Nutzung von privaten TV-Sendern. Deutlich werde dies vor
16
allem bei besonders gravierenden Delikten wie Sexualmord.
Eine Befragung des Kriminologischen Forschungsinstituts
Niedersachsen habe auch gezeigt, dass die Furcht vor Kriminalität
steige, wenn die Nutzung von privaten TV-Sendern hoch
sei. Gleichzeitig steige in der Bevölkerung die Zustimmung zu
der Aussage, dass harte Strafen notwendig seien, um andere
von Straftaten abzuhalten. Es lasse sich auch zeigen, dass die
Nutzung des Privatfernsehens Einfluss auf die Frage habe, ob
die von deutschen Gerichten verhängten Strafen angemessen
seien. Häufigen Nutzern dieses Mediums erschienen die
Strafen eher als zu gering. Insgesamt lasse sich ein deutlicher
Zusammenhang zwischen der Nutzung von Privatfernsehen,
Kriminalitätswahrnehmung und -furcht sowie dem Strafbedürfnis
zeigen.
Sicherheitsmanagement und Rückfallprophylaxe
nach Sexualstraftaten
Umsetzung richterlicher Beschlüsse
So lautete das Thema einer halbtägigen Fachtagung am 10.
September 2008 in Kassel. Dort hat unser Verein die finanzielle
Trägerschaft für die therapeutischen Angebote innerhalb
des Projektes Ambulante Nachsorge von Sexualstraftätern
übernommen. Die Finanzierung einer Gruppentherapie wurde
in den ersten Jahren dankenswerterweise durch eine hohe
Bußgeldzuweisung des Landgerichts Kassel ermöglicht, ab
Juli 2008 durch eine Zuwendung des hessischen Justizministeriums.
Anlass für die Tagung war die bevorstehende Einrichtung des
Sicherheitsmanagements als Spezialdienst innerhalb der Bewährungshilfe
an allen hessischen Landgerichten. Die Sicherheitsmanager
haben die Aufgabe, eine umfassende Betreuung
und Kontrolle des Täters im Rahmen der Bewährungs- oder
Führungsaufsicht zu gewährleisten.
Notwendig erscheint darüber hinaus ein therapeutisches
Angebot an Sexualstraftäter, das in erster Linie zum Ziel hat,
neue Taten zu verhindern und Frauen, Kinder und Jugendliche
von erneuten Gewalttaten zu schützen. Wesentliche Lernschritte
in dieser in verschiedenen Projekten bereits erfolgreich
erprobten Behandlung sind die verbale Übernahme der
Verantwortung für die Taten, das Erkennen der Entscheidungsschritte
im Vorfeld, die Bearbeitung von kognitiven Verzerrungen
und das Erlernen von Opferempathie. Den Teilnehmern
sollen ein Risikomanagement und Verhaltensalternativen
vermittelt werden. Für eine wirksame Teilnahme an einer
ambulanten Tätertherapie sind nach den bisherigen Erfahrungen
eine richterliche Weisung sowie die enge Zusammenarbeit
mit dem Sicherheitsmanagement Voraussetzungen.
Bei der Fachtagung wurden zuerst das Konzept des Sicherheitsmanagements
in Hessen und danach praxiserprobte
Therapieangebote für Sexualstraftäter in verschiedenen Bundesländern
vorgestellt. Dabei lag der Schwerpunkt auf der
Darstellung der Ambulanten Tätertherapie Kassel, die seit fast

drei Jahren in Form einer Gruppenbehandlung durchgeführt
wird. Die Veranstaltung richtete sich an Richterinnen und
Richter, die Bewährungshilfe, die Staatsanwaltschaft und die
Gerichtshilfe sowie an die interessierte Fachöffentlichkeit.
Begrüßung und Einführung
Zu Beginn des Nachmittags begrüßte Herr Präsident des Landgerichts
Blomer als Hausherr und Dienstherr der Bewährungshilfe
die Anwesenden und stellte das Programm vor. Der
Vorsitzende des Vereins Herr Dr. Rainer Mößinger betonte in
seinem kurzen Grußwort die Bedeutung eines therapeutischen
Angebotes für die erfolgreiche Rückfallvermeidung bei Sexualstraftaten.
Der Verein werde sich auf diesem Gebiet zukünftig
stärker engagieren und entwickle ein Konzept, wie die beispielhafte
Arbeit der Therapiegruppe in Kassel auf die anderen
hessischen Landgerichtsbezirke übertragen werden könne.
Helmut Blomer, Präsident des Landgerichts in Kassel, begrüßt die Referenten
und Teilnehmer der Fachtagung
Das Sicherheitsmanagement der Bewährungshilfe
in Hessen
Als Vertreter des hessischen Justizministeriums berichteten
Herr Dr. Ralph Bünger und Herr Christof Bücker über die Arbeit
einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der hessischen Ministerien
der Justiz, des Inneren und für Sport und des Sozialministeriums,
deren Ergebnisse die Einrichtung des Sicherheitsmanagements
sowie einer Auskunftsdatei rückfallgefährdeter
Sexualstraftäter (ARGUS) waren. Dr. Bünger betonte die
Bedeutung der ressortübergreifenden Zusammenarbeit, die
innerhalb des Konzeptes ARGUS in Form von Fallkonferenzen
und Runden Tischen ihren Ausdruck gefunden habe.
Zielgruppe seien vor allem Personen, die ihre Freiheitsstrafe
voll verbüßt haben, aber auch diejenigen, bei denen sich nach
einer vorzeitigen Haftentlassung aufgrund einer günstigen
Prognose im Laufe der Bewährung ein ungünstiger Verlauf
gezeigt habe. Die in der Datei erfasste Tätergruppe sei nicht
identisch mit den Probanden im Sicherheitsmanagement. Der
Ablauf sei folgendermaßen geplant: Sechs Monate vor der
möglichen Haftentlassung eines Sexualstraftäters erhalte die
Staatsanwaltschaft von der Justizvollzugsanstalt eine entspre-
JAHRESBERICHT 2008
chende Information. Die Staatsanwaltschaft veranlasse eine
Gefährdungsanalyse als Entscheidungsgrundlage für eine
Weitergabe der Daten an das Landeskriminalamt. Hier befindet
sich die Zentralstelle zur Überwachung von rückfallgefährdeten
Sexualstraftätern. Das LKA entscheide über die
Aufnahme in die Datei und entwerfe ein Maßnahmenkonzept,
das in eigener Verantwortung der Polizei umgesetzt werde.
Zugang zu der Datei hätten neben der Polizei selbst die projektbeteiligten
Justizbehörden.
Herr Bücker – im Hessischen Ministerium der Justiz zuständig
für Bewährungs- und Gerichtshilfe – erörterte zunächst den
Ausgangspunkt der Überlegungen. Wie könne man mit
Straftätern umgehen, die hohes Leid verursachen und für
deren Straftaten hohe öffentliche Aufmerksamkeit besteht?
Mit der vorher genannten Datenbank habe das Sicherheitsmanagement
nur mittelbar zu tun. Nur einige Probanden seien
auch in die Datei aufgenommen, die tatsächliche Zielgruppe
sei größer. Festzustellen sei auf der einen Seite, dass Sexualstraftäter
ihre Taten in großem Maße leugnen und verdrängen
und eine Konfrontation damit ablehnten. Auf der anderen Seite
sei die Bewährungshilfe mit hohen Fallzahlen und sehr unterschiedlichen
Tätertypen belastet. Es bestünde daher die Gefahr,
dass Sexualstraftäter sich der Betreuung entziehen könnten.
Für das Sicherheitsmanagement seien daher 23 neue
Stellen geschaffen worden, was unter der gegebenen finanziellen
Situation des Landes Hessen sehr bemerkenswert sei. Zu
Beginn würden etwa 800 Probanden aus der Bewährungshilfe
bzw. der Führungsaufsicht übernommen. Alle Bewährungshelferinnen
und -helfer im Sicherheitsmanagement erhalten eine
besondere Fortbildung, die verteilt über ein Jahr 160 Schulungseinheiten
umfassen und mit einer Zertifizierung abschließen
wird. In das Sicherheitsmanagement können auch
andere gefährliche Straftäter aufgenommen werden. Es wird
als eigenes Sachgebiet einschließlich Leitung geführt. Gearbeitet
wird nach festgelegten fachlichen Standards, die insbesondere
die Kontaktdichte, den Informationsfluss und die
Dokumentation regeln. Verpflichtend vorgesehen sind weiter
Fallkonferenzen und Supervisionen.
Das Sicherheitsmanagement sei jedoch kein therapeutisches
Projekt, eine therapeutische Intervention aber gleichwohl notwendig.
Die Therapiegruppe in Kassel habe dafür einen Weg
gezeigt. Die Bereitstellung der erforderlichen Mittel werde
daher im nächsten Landeshaushalt angestrebt. Wenn dies
verwirklicht werde, begänne die Suche nach einem freier Träger,
der ein therapeutisches Angebot für alle Landgerichtsbezirke
sicherstelle.
Die psychotherapeutische Ambulanz für Sexualstraftäter
der Bewährungshilfe Stuttgart e.V.
Diese nunmehr seit mehr als 10 Jahren bestehende Einrichtung
wurde von Dr. Axel Boetticher, Richter am Bundesgerichtshof
i.R. vorgestellt. Dr. Boetticher schilderte zunächst
17

JAHRESBERICHT 2008
eine generelle Entwicklung. Durch den Ausbau der ambulanten
Nachsorge des Maßregelvollzugs seien die Probandenzahlen
dort in den letzten Jahren stark angestiegen. Was im
Bereich des Maßregelvollzugs möglich sei, sollte auch im
Strafvollzug möglich sein. Es sei bedauerlich, dass die Justizhaushalte
traditionell schlechter ausgestattet seien. Zudem
werde zuwenig ressortübergreifend gedacht. Ein weiteres
Problem sei der Rückgang von Hafturlaub, Ausgang und offenem
Vollzug. Sexualstraftäter würden in den Justizvollzugsanstalten
in der Regel nicht behandelt, nur etwa 10 % seien in
den Sozialtherapeutischen Anstalten untergebracht.
Die Finanzierung der psychotherapeutische Ambulanz für
Sexualstraftäter der Bewährungshilfe Stuttgart e.V. erfolge
über ein Fondsmodell. Der Fonds „Psychotherapie und Bewährung
Baden-Württemberg“ erhalte Zuwendungen der
Mitgliedsvereine des Verbands Bewährungs- und Straffälligenhilfe
Württemberg e.V. und des Badischen Landesverbands
für Soziale Rechtspflege sowie Mittelzuweisungen durch das
Justizministerium Baden-Württemberg. Abhängig von der
Zielgruppe bestünden drei „Töpfe“:
• Für Probanden der Bewährungshilfe, die sich in Freiheit
befinden und selbst den Antrag auf Finanzierung einer
Therapie stellen;
• Für Inhaftierte, die keine Aussicht auf Entlassung haben;
• Für Sexualstraftäter, die sich zum Zeitpunkt der Antragstellung
noch im Strafvollzug befinden, deren Entlassung aber
in Aussicht steht und bei denen Lockerungen möglich sind.
Der Verein beschäftige zwei angestellte Therapeuten sowie
einen Weiteren extern. In zehn Jahren wurden etwa 500
Therapien durchgeführt, die Rückfallquote lag dabei unter
10 %. Zum Schluss seiner Ausführungen weist Dr. Boetticher
darauf hin, dass es sehr schwierig sei, niedergelassene Therapeuten
zu finden, die bereit seien, ambulante Therapien mit
Sexualstraftätern durchzuführen.
Die Facheinrichtung für ambulante Tätertherapie
im Packhaus Kiel
Herr Klaus-Peter David berichtete im nächsten Vortrag über
die Arbeit der Ambulante Therapie und Nachsorge von
Sexualtätern im „Packhaus“ Kiel. Die Einrichtung bestehe seit
1995, Träger sei profamilia, Landesverband Schleswig-
Holstein. Aufgaben seien zum einen Therapie und Nachsorge
von jugendlichen und erwachsenen Sexualtätern und zum
anderen die Beratung und Gruppenarbeit mit Erwachsenen,
die in ihrer Partnerschaft gewalttätig waren. Die Finanzierung
erfolge durch eine Förderung des Justizministeriums in Höhe
von ca. 165.000 €, die Kostenbeteiligung der Teilnehmer und
Eigenmittel in Höhe von ca. 7.000 € sowie die Jugendhilfe in
Höhe von ca. 15.000 € (Angaben jeweils pro Jahr).
In der Arbeit mit erwachsenen Sexualtätern gelten als Zugangsvoraussetzungen
die (Teil)Geständigkeit und die Bereit-
18
schaft zur Mitarbeit. Erste Priorität hätten Klienten mit gerichtlichen
Therapieauflagen und dem von der Bewährungshilfe
bzw. einem Gutachten bestätigten Bedarf in Hinsicht auf
Gefährlichkeit und Behandlungsnotwendigkeit in der Nachsorge
nach Aufenthalten im Strafvollzug bzw. der Forensik
(8 von 13 Gruppenklienten). Nachrangig würden Klienten mit
weniger gravierenden Delikten oder Strafen, die zur Bewährung
ausgesetzt wurden, aufgenommen (5 von 13). Falls möglich,
würden auch Klienten vor einer gerichtlichen Verhandlung
aufgenommen.
Die therapeutische Arbeit beruhe auf vier Grundsätzen. Als
grundlegend würden Verpflichtung und extrinsische Motivierung
angesehen, die z. B. durch die Bewährungshilfe, das
Jugendamt oder die Familie erfolgen könne. Während der
Therapie erfolgten eine intensive Auseinandersetzung mit der
regelmäßig zu beobachtenden Bagatellisierung und Neutralisierung
der Taten, mit dem Delikt sowie eine Arbeit an der
Persönlichkeit und an sozialen Kompetenzen. Die Täterarbeit
werde als spezialisierte Psychotherapie angesehen, wobei
fundamentale Unterschiede zu sehen und beachten seien. Als
primäre Ziele gelten der Schutz der Opfer und eine Trennung
von Opfern und Tätern, die Herstellung eines Rahmens verpflichtender
Mitarbeit sowie die Benennung der Delikte und
eine erste Verantwortungsübernahme. Als sekundäre Ziele
nannte Herr David die Notwendigkeit zu erarbeiten, welchen
internen, persönlichen Nutzen die Täter im Sinne der Erfüllung
ihrer Grundbedürfnisse von ihren Übergriffen hatten. Es könnten
und müssten sozial angemessene Wege der Bedürfnisbefriedigung
gefunden und eingeübt werden, d. h. ohne verbessertes
Selbstwertgefühl kein Therapieerfolg. Wichtig sei
auch zu beachten, dass Jugendliche und Erwachsene, die
sexuelle Übergriffe begangen haben, schon vor den Delikten
durch eigene Beschädigungen der Persönlichkeit belastet
waren.
Zum Schluss seines Beitrages nannte Klaus-Peter David zwei
wichtige Gründe für psychotherapeutische Täterarbeit. Durch
Die Therapeuten der Ambulanten Nachsorge in Kassel:
(v.l.) Ulrike Schriever, Detlev Schulze und Antonia Koerhuis-Arnold

sie könne jugendlichen und erwachsenen Tätern geholfen
werden, sich ihre Bedürfnisse wirksamer und angemessener
zu erfüllen. Zufriedenheit in Beziehungen und in der Sexualität
sei für sich eine wirksame Motivation für ein langfristig rückfallfreies
Leben. Auf diese Weise werde Täterarbeit wirksamer
Opferschutz.
Ambulante Tätertherapie Kassel
Die therapeutische Gruppenarbeit mit Sexualstraftätern
begann 2006 im Rahmen des Projekts „Ambulante Nachsorge
Kassel“, das innerhalb der Bewährungshilfe in Kassel eingerichtet
war und im Sicherheitsmanagement aufgegangen ist.
Nachdem seitens des Justizministeriums keine Mittel für eine
therapeutische Versorgung bereitgestellt werden konnten,
ermöglichte eine Bußgeldzuweisung an den Verein Förderung
der Bewährungshilfe in Hessen e.V. den Beginn der Gruppentherapie.
Über diese Arbeit berichteten die drei in der Gruppe
tätigen Therapeuten Frau Antonia Koerhuis-Arnold, Frau Ulrike
Schriever und Herr Detlef Schulze.
Frau Schriever informierte zunächst über die bisherige
Zusammensetzung der Gruppe. Insgesamt habe es bislang 15
Teilnehmer gegeben. Die überwiegende Mehrheit war wegen
des sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden, die
anderen wegen sexueller Nötigung bzw. Vergewaltigung. Bei
den erstgenannten gab es sowohl pädophil-fixierte wie auch
regressive Täter. Fünf der Teilnehmer hatten Bewährungsstrafen,
die anderen Haftstrafen zwischen fünf und acht
Jahren, zwei der Teilnehmer standen unter Führungsaufsicht.
Die meisten Teilnehmer waren bei Eintritt in die Gruppe im
Alter zwischen 40 und Anfang 50, nur ein Teilnehmer war mit
30 Jahren deutlich jünger. Sechs der bisherigen Teilnehmer
wurden nach 60 bis 90 Sitzungen regulär aus der Gruppe entlassen,
zwei weitere vorzeitig, da sie für die Teilnahme nicht
geeignet waren und ein Teilnehmer ist plötzlich verstorben.
Sechs Teilnehmer befanden sich noch in der Gruppe. Es gab
bislang keine Rückfälle während der Gruppenteilnahme.
Herr Schulze referierte im Anschluss über den Zugang für
Teilnehmer zu der Behandlungsgruppe. In Gesprächen und
Konferenzen mit der Bewährungshilfe und dem Sozialdienst
der sozialtherapeutischen Anstalt würden Informationen zur
Person, der Straftat und den sozialen, familiären und therapeutischen
Hintergründen erhoben. Am Beginn stünden
Informationen über die aktuellen Lebensumstände und die
generellen Möglichkeiten zur Teilnahme, z. B. aus zeitlichen
Gründen. Es werde geklärt, ob psychische- oder Suchterkrankungen
vorlägen und ob die kognitiven Fähigkeiten für die
Teilnahme an der Gruppe ausreichten. Weitere Voraussetzungen
seien das Eingeständnis eines sexuellen Kontaktes zwischen
Täter und Opfer sowie zumindest das Vorliegen einer
extrinsischen Motivation. Anhand von Gerichtsakten, Gutachten
und anderen möglicherweise verfügbaren Quellen werden
Detailinformationen über die Straftat eingeholt. Eine Behand-
Dr. Rainer Mößinger im Gespräch mit Dr. Axel Boetticher
Helmut Blomer im Gespräch mit Dr. Ralph Bünger
JAHRESBERICHT 2008
19

JAHRESBERICHT 2008
lungsperspektive werde aufgrund der aktuellen Lebenssituation,
der Klassifikation von psychischen Störungen und der
sozialen Kompetenz überprüft. Ebenfalls Berücksichtigung
finde der sozialtherapeutische Rahmen, d. h. das soziale Umfeld,
die aktuelle bzw. die Herkunftsfamilie sowie Bezugspersonen.
Würden all diese Faktoren ausreichend günstig
beurteilt, erfolgten das Vorgespräch mit dem Klienten und die
Diagnosephase anhand von diagnostischen- und Testverfahren.
Am Ende stehen die Erstellung einer Behandlungsvereinbarung
und die Aufnahme in die Gruppe.
Frau Koerhuis-Arnold stellte im letzten Teil die Behandlungsmodule
der Gruppe vor. Sie bestünden aus drei Komplexen,
die jeweils wieder drei Unterpunkte beinhalten und der Vergangenheit,
der Gegenwart und der Zukunft zugeordnet seien.
Der erste Komplex umfasse die Punkte Teilgeständnis,
Rekonstruktion und Grooming, wobei das Teilgeständnis die
Arbeitsgrundlage für den gesamten Prozess in der Gruppenarbeit
sei. In der Rekonstruktion werde der Kontext des
Missbrauchs und möglicher weiterer sexueller Übergriffe
benannt und es erfolge eine detaillierte Beschreibung des
Gesamtrahmens sexualisierter Handlungen und Planungen. Im
sog. Grooming werde eine Feinanalyse der letzten sechs
Stunden vor der jeweiligen sexuellen Misshandlung vorgenommen
und eine Untersuchung aller Handlungen, die nötig
waren, um sie einzuleiten. Im zweiten Komplex gehe es um die
Gegenwart. Ziele seien die Verantwortungsübernahme durch
Auflösung der kognitiven Verzerrung und Konfrontation mit der
Realität, die Entwicklung von Empathie durch Aufhebung der
emotionalen Verzerrung und der emotionalen Realität der
Opfer sowie die Anerkennung der Veränderung und einer veränderten
Realitätswahrnehmung beim Opfer, im sozialen
Nahraum und bei sich selbst. Als mögliche Konflikte in dieser
Phase werden Suizidgedanken, Überlegungen zum Therapieabbruch,
weitere Straftaten usw. genannt. Der dritte Komplex
beschäftige sich mit der Zukunft. Es würden neue
Strategien zur Konfliktlösung erarbeitet und der Umgang mit
Gefühlen wie Wut, Enttäuschung, Schwäche thematisiert.
Lösungsorientiertes Handeln solle erlernt werden und ein
Nach den Referaten wurde lebhaft diskutiert
20
Plan für das weitere Leben entwickelt. Am Ende stehe die
Klärung der Beziehung bzw. des Kontaktes zum Opfer und /
oder der Familie.
Nach der regulären Beendigung der Gruppentherapie werde
den Teilnehmern eine Nachsorge durch eine Nachbetreuungsgruppe,
die Vermittlung in Einzel-, Paar- oder Familiengespräche
und eine Krisenhilfe angeboten.
Tätertherapie und Opferschutz
Im letzten Beitrag der Tagung sprach Frau Ute Ochs, Diplompädagogin
bei der Kasseler Hilfe – Opfer- und Zeugenhilfe
Kassel e.V. über die Bedeutung der Arbeit mit Tätern für den
Opferschutz. Für viele Opfer sei es ein Anliegen und eine
Beruhigung, dass eine therapeutische Behandlung der Täter
erfolge. Die Bedeutung eines solchen Angebotes für die
Verhinderung von Rückfällen werde durchaus gesehen und für
notwendig erachtet. Insofern seien Täterarbeit und Opferschutz
keinesfalls ein Gegensatzpaar.
Fazit
Die halbtägige Fachtagung zeigte ein beeindruckendes Bild
von den verschiedenen Ansätzen und Ausprägungen von therapeutischen
Behandlungsangeboten für Sexualstraftäter. Dargestellt
wurden auch unterschiedliche Finanzierungsmodelle,
wobei deutlich wurde, dass eine verlässliche Finanzierung für
die Gewährleistung einer kontinuierlichen Arbeit notwendige
Voraussetzung ist. Erfolgreiche Arbeit mit Tätern ist keine
Kurzzeitmaßnahme, da neben einer schwierigen und belastenden
Realisierung und Aufarbeitung des Geschehen umfangreiche
Verhaltensänderungen zu erarbeiten sind. Es ist daher
mehr als wünschenswert, dass das Land Hessen die notwendigen
Mittel bereitstellt, um die erprobte Arbeit in der Therapiegruppe
in Kassel weiterzuführen und das Konzept auf die
anderen Landgerichtsbezirke zu übertragen. Das Angebot
einer begleitenden psychotherapeutischen Versorgung für die
Probanden des Sicherheitsmanagement wird eine Lücke
schließen und zur Verhinderung von Rückfällen beitragen. Der
Verein Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e.V. ist
bereit, sich weiter in diesem Bereich zu engagieren.

FÖRDERUNG VON ANGEBOTEN DER BEWÄHRUNGSHILFE
Gruppenarbeit
Neben der klassischen Einzelfallhilfe als der am meisten angewandten
Methode in der Bewährungshilfe haben sich zusätzliche
Angebote für Gruppen von Probandinnen und Probanden
als sinnvoll und hilfreich erwiesen. Sie finden in unterschiedlicher
Form und Intensität statt. Der Verein hat 2008 Angebote
der Gruppenarbeit in Darmstadt, Hanau, Limburg, Schwalmstadt
und Wiesbaden unterstützt.
In drei Städten wurden Gruppen auf der Grundlage des von der
hessischen Bewährungshilfe entwickelten Trainings „Soziale
Kompetenzen“ durchgeführt. Ziele dieses Angebotes sind vor
allem:
• Die Entstehung und den Verlauf von Konflikten so zu beeinflussen,
dass ihr Ausgang zu einem sozial befriedigenden
Ausgang führt.
• Die soziale Handlungskompetenz zu verbessern und eigene
und fremde Verhaltensweisen bewusst erkennen, verstehen
und beeinflussen zu lernen.
• Die Dynamik der zwischenmenschlichen Kontakte und Beziehungen
zu erkennen und auf das eigene Handeln anzuwenden.
Eine Gruppenarbeit in der Dienststelle der Bewährungshilfe in
Limburg sei hier als Beispiel angeführt. Teilnehmer waren dort
männliche Straftäter im Alter zwischen 16 und 22 Jahren, die
nach Jugendstrafrecht verurteilt wurden. Alle waren deutsche
Staatsbürger, hatten jedoch einen Migrationshintergrund. Das
Training erfolgt nach einem festgelegten Ablauf, bei dem
zuerst das Kennenlernen innerhalb der Gruppe im Vordergrund
steht. Auf verschiedenen Wegen werden die Eigen- und die
Fremdwahrnehmung thematisiert. Gearbeitet wird häufig mit
dem Einsatz von Videoaufnahmen, durch die die Wirkung des
Gesagten und die Körpersprache analysiert werden können.
Im weiteren Verlauf werden durch Rollenspiele verschiedene
Situationen des alltäglichen Lebens erprobt. Dabei werden
typische Konflikte vorgegeben und von den Teilnehmern
mit verteilten Rollen „erspielt“. Beispiele sind Situationen in
der Kneipe oder der Disco aus denen Konflikte entstehen
können, aber auch solche in Behörden oder anderen öffentlichen
Institutionen. Auch dabei erfolgt ein Videofeedback,
das es den Teilnehmern ermöglicht, sich selbst zu sehen, ihr
Verhalten zu erkennen und daraus Veränderungsmöglichkeiten
abzuleiten.
Für die Durchführung des Trainings ist eine technische Grundausstattung
notwendig, deren Anschaffungen der Verein
unterstützt hat. Er hat weiterhin gemeinsam mit dem DBH-
Fachverband ein Handbuch herausgegeben, das als Heft 54
der DBH Materialien erschienen ist. Es ist über den Verband
oder den Buchhandel erhältlich.
JAHRESBERICHT 2008
DBH-Fachverband und Verein Förderung der Bewährungshilfe
in Hessen e.V. (Hrsg.): Training Soziale Kompetenzen
– Handbuch für ein verhaltensorientiertes Training in Bewährungs-
und Straffälligenhilfe, Berlin / Köln 2005,
ISBN 3-924570-12-4, 10,– €.
Andere Formen der Gruppenarbeit sind z. B. die traditionelle
Feier zum Advent bzw. Jahresausklang in der Beratungsstelle
Schwalmstadt. Im vergangenen Jahr nahmen daran sieben
Probanden und zwei Bewährungshelfer teil. In den Gesprächen
kommen vielfältige Themen, die die Mehrzahl der Probanden
betreffen, zum Tragen, wie z. B.:
• Erfahrungen mit dem Arbeitslosengeld II,
• anstehende neue Gerichtsverhandlungen,
• die Einstellung der Stromversorgung bei Nichtzahlung der
Rechnung sowie
• familiäre Probleme, oftmals verstärkt durch die bevorstehenden
Feiertage.
Die Finanzierung dieses Angebots wurde auch im Jahr 2008
durch einen Zuschuss des Hessischen Justizministeriums aus
Lottomitteln unterstützt.
Gemeinnützige Arbeit bei der Bewährungshilfe
Wiesbaden
Auch im vergangenen Jahr unterstützte der Verein das Projekt
Gemeinnützige Arbeit der Bewährungshilfe Wiesbaden. Es
wird auf dem Gelände des Behördenzentrums Konrad-
Adenauer-Ring durchgeführt, in dem auch die Bewährungshilfe
ihren Sitz hat. Viele Probanden der Bewährungshilfe sind
nicht in der Lage, die ihnen auferlegten Geldbußen zu bezahlen
und beantragen daher die Umwandlung in gemeinnützige
Arbeit, um einer Ersatzfreiheitsstrafe zu entgehen. Oft finden
sich jedoch keine geeigneten Einsatzstellen, z. B. weil aufgrund
von Suchterkrankungen die Arbeitsfähigkeit stark eingeschränkt
ist oder andere Probleme vorliegen. Für diese Probanden
ist der Einsatz auf dem Gelände des Behördenzentrums
geradezu ideal.
Arbeitsmöglichkeiten ergeben sich vor allem durch die Pflege
des Grundstücks und der Grünanlagen. Ein Arbeitsanleiter wird
durch den Hessischen Immobilienfond gestellt. Er koordinierte
und überwachte die Arbeiten und motivierte auch die
Probanden zu regelmäßigem Einsatz. Ein weiterer Mitarbeiter
wird aus dem Programm „58plus“ der Stadt Wiesbaden finanziert.
Täglich sind zwischen 10 und 20 Personen im Einsatz. Über
100 Personen müssen im Schnitt Arbeitsauflagen erfüllen.
Durch die Vielzahl der Aufgaben findet sich fast für jeden
21

JAHRESBERICHT 2008
Probanden eine passende. Die intensive und individuelle
Betreuung ermöglicht es, trotz der hohen Fluktuation und der
unregelmäßigen Arbeitsmotivation die Arbeiten zur Zufriedenheit
der Auftraggeber durchzuführen. Zuweisungen erfolgen
auch von der Staatsanwaltschaft, den Amtsgerichten und der
Jugendgerichtshilfe.
Sommerfest des Projekts Gemeinnützige Arbeit der Bewährungshilfe
Wiesbaden
Ohne das Engagement, das aus der Bewährungshilfe Wiesbaden
hinaus geleistet wird, wäre das Projekt nicht möglich.
Auch im vergangenen Jahr wurde ein großes Sommerfest veranstaltet.
Bei schönem Wetter wurden im Garten hinter dem
Gebäude der Bewährungshilfe gegrillt. Zahlreiche Gäste aus
den Behörden und Dienststellen auf dem Gelände Konrad-
Adenauer-Ring kamen und verschafften sich so einen
Eindruck von der erfolgreichen Arbeit des Projekts.
Rechtsauskunft für Bewährungshilfeprobanden
in Wiesbaden
In einer Kooperation mit dem Suchthilfezentrum Wiesbaden,
einer Einrichtung des Vereins Jugendberatung und Jugendhilfe
e.V. und der Bewährungshilfe Wiesbaden finanziert der
Verein eine Rechtsauskunft für Probanden und Klienten. Die
Zusammenarbeit der Bewährungshilfe mit dem Suchthilfezentrum
ist sinnvoll, weil viele Personen von beiden Institutionen
betreut werden. Eine Rechtsanwältin bietet regelmäßig
zweiwöchentlich eine Sprechstunde. Dabei werden
Auskünfte zu allgemein rechtlichen Fragen erteilt, Themen
sind zum Beispiel strafrechtliche Fragen, Schulden, Miet-,
Familien- und Arbeitsrecht. 2008 wurde das Angebot von 63
Personen in Anspruch genommen.
In Hanau wurde ein Workshop für die Bewährungshilfe zum
Thema „Neue Entwicklung in der Gesetzgebung zur Arbeitserlaubnis
für Menschen mit Duldung oder humanitärem
Aufenthalt“ finanziell gefördert.
Verfügungsgelder
Für die hessischen Bewährungshelferinnen und -helfer wurden
vom Verein Verfügungsgelder in Höhe von 70 € pro
Bewährungshelfer/in und pro Quartal zur Verwendung für ihre
22
Probanden bereitgestellt. Dadurch soll die Möglichkeit bestehen,
in kleinen Notsituationen Hilfen anbieten zu können, z. B.
durch notwendige Zuzahlungen zu Medikamenten, hohe
Nachzahlungen durch gestiegene Energiekosten oder anderen
unvorhergesehenen Situationen. In manchen Dienststellen
wurden die Mittel in Form kleinerer Einzelbeihilfen von jeder
Bewährungshelferin/jedem Bewährungshelfer separat ausgezahlt,
in anderen Beratungsstellen fassten die Mitarbeiter/
-innen ihre Beträge zusammen und finanzierten daraus
größere Ausgaben für Probanden.
Die Gelder wurden ausschließlich für solche Zwecke verwandt,
für die keine Möglichkeiten der Kostenübernahme
durch andere öffentliche Stellen bestanden.
Runder Tisch Fechenheim
Unser Verein hat 2008 verschiedene Aktivitäten von „Runder
Tisch Fechenheim“ mit kleineren Zuschüssen unterstützt. Der
„Runde Tisch“ gründete sich 1999 aufgrund von Beschwerden
aus der Bevölkerung über Jugendliche in einem Wohnquartier
in Frankfurter Stadtteil Fechenheim. Seitdem arbeitet er generationsübergreifend
über Projektarbeit mit dem Ziel des
gegenseitigen Kennenlernens. Dadurch sollen Vorurteile überprüft
und Konflikte im Stadtteil reduziert werden. Die Mitglieder
kommen aus den unterschiedlichen Einrichtungen wie
z. B. Jugendzentren, Schulen, Kirchen, Polizei, Ortsbeirat,
Drogenberatung, städtische Ämter, Wohnungsbaugesellschaft
und Kinderbeauftragten. Vorsitzende ist die Bewährungshelferin
Margitta Vietsch. Der Verein würdigt mit seinen Zuschüssen
die Leistungen, die für die Kriminalprävention erzielt
werden. Bezuschusst wurden eine Podiumsdiskussion zum
Thema Jugendgewalt, zwei Feste für die Nachbarschaft sowie
ein Sportprojekt.

ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND VERNETZUNG
Der Verein war 2008 durch Mitglieder des Vorstands, seine
Geschäftsführerin oder Mitarbeiterinnen bei folgenden Gremien,
Fachtagungen und Fachveranstaltungen vertreten:
Fachgruppe Soziale Notlagen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands,
Landesverband Hessen e.V.
Vorstand des Landeszusammenschlusses für Straffälligenhilfe
in Hessen
Anstaltsbeirat der JVA Frankfurt am Main I –
Zweiganstalt Höchst
Arbeitskreis Häusliche Gewalt Hanau / Main-Kinzig-Kreis
Fachtagung „Behandlung und Nachsorge von Sexualstraftätern
– 10 Jahre Psychotherapeutische Ambulanz des Vereins
Bewährungshilfe Stuttgart e.V.
„Kriminalpolitische Herausforderungen – Bewährungs- und
Straffälligenhilfe auf neuen Wegen“, Fachtagung der DBH und
der Friedrich-Ebert-Stiftung
13. Deutscher Präventionstag in Leipzig, Standpräsentation
und Vortrag
„Ehrenamtliche Straffälligen- und Bewährungshilfe“, Tagung
des DBH-Fachverbandes in Berlin
Podiumsdiskussion des Elisabeth-Forums in Kassel zum
Thema „Straftäter in unserer Gesellschaft“
Festveranstaltung anlässlich des 50jährigen Bestehens des
Landeszusammenschlusses für Straffälligenhilfe in Hessen,
Frankfurt
„Meine Zeit – Deine Zeit“, Tag des Bürgerengagements in
Frankfurt
Tag der Vereine in Darmstadt
JAHRESBERICHT 2008
Kornelia Kamla und Damaris Quandt-Wiese sprechen mit einem Besucher
beim 13. Deutschen Präventionstag in Leipzig
Katharina Höhne, Liane Himmighofen und Damaris Quandt-Wiese präsentieren
den Verein am Tag des Bürgerengagements im Frankfurter Römer
23

JAHRESBERICHT 2008
Vorstand
Dr. Rainer Mößinger (Vorsitzender) Präsident des Landgerichts
Heide Borgwardt Bewährungshelferin beim Landgericht Frankfurt a.D.
Carmina Brusius Bewährungshelferin beim Landgericht Marburg
Prof. Erika Fellner
Peter Gebhard Sozialarbeiter in der Jugendvollzugsanstalt Rockenberg
Rolf-Jürgen Krämer Bewährungshelfer beim Landgericht Wiesbaden a.D.
Volker Nimrich Bewährungshelfer beim Landgericht Hanau
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vereins (Stand 31.12.2008)
Geschäftsstelle
Kornelia Kamla Geschäftsführerin
Cornelia Räcke Sekretariat
Dorothee Lehrke Buchhaltung / Bußgeldsachbearbeitung
Ehrenamtliche Arbeit in der Bewährungshilfe
Damaris Quandt-Wiese Diplom-Sozialarbeiterin/Projektkoordinatorin
Sibylle Lachmitz Diplom-Sozialarbeiterin/Projektkoordinatorin (Honorar)
Treffpunkt Frankfurt
Otto Gebhardt Koordinator
Unser ausdrücklicher Dank gilt allen hier namentlich nicht erwähnten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
Vereins sowie den Kooperationseinrichtungen, die sich in unterschiedlicher Weise und mit hohem Einsatz für straffällig gewordene
und haftentlassene Menschen engagiert haben.
24
Vorstand und Mitarbeiterinnen
des Vereins: (v.l.)
Dorothee Lehrke,
Volker Nimrich,
Dr. Rainer Mößinger,
Heide Borgwardt,
Peter Gebhard,
Carmina Brusius,
Prof. Erika Fellner,
Kornelia Kamla,
Cornelia Räcke und
Damaris Quandt-Wiese.
Rolf-Jürgen Krämer
ist nicht dabei

ANHANG
Seite
Organigramm 26
Leitbild des Vereins 27
Presseartikel 28
Mitgliedschaft 39
JAHRESBERICHT 2008
25

JAHRESBERICHT 2008
Organigramm
26
Neue Wohnraumhilfe
Darmstadt

Leitbild des Vereins
I. Der Verein Förderung der Bewährungshilfe in Hessen
e.V. bietet Hilfs- und Unterstützungsangebote für straffällig
gewordene Menschen und hat als Freier Träger die
besondere Aufgabe, in Ergänzung zur staatlichen Straffälligenhilfe
Lücken im Betreuungssystem zu erkennen
und zu schließen.
II. Wir setzten uns für eine Politik der Integration straffälliger
und haftentlassener Menschen ein. Eine solche
Zielvorstellung ist keine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit,
sondern muß immer wieder durch in der
Kriminal- und Sozialpolitik engagierte Kräfte vorangetrieben
und gesichert werden.
Der Verein nimmt Einfluß auf die politische Diskussion in der
fachlichen und allgemeinen Öffentlichkeit und gewährleistet
durch ein vielfältiges Engagement seiner Mitglieder, des aus
den Bereichen Justiz, Bewährungshilfe, Wissenschaft und
Politik zusammengesetzten Vorstandes und der professionellen
bzw. ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in verschiedenen kriminal- und sozialpolitischen Gremien eine
sozialanwaltliche Vertretung ausgegrenzter Gruppen.
III. Wir stellen Hilfen und Ressourcen zur Verfügung, die
es straffälligen und haftentlassenen Menschen ermöglichen,
ihre Situation des Ausgeschlossenseins zu bewältigen.
Der Verein unterhält in verschiedenen Regionen Hessens integrierende
Angebote und Einrichtungen:
• Wir leisten Hilfe und Unterstützung bei der Wiedereingliederung
straffälliger und hafentlassener Menschen durch
intensive sozialarbeiterische Betreuung in Wohneinrichtungen.
• Wir bieten Wohnraum für Haftentlassene und Bewährungshilfeprobanden
an und tragen damit zu einer Normalisierung
ihrer Lebensverhältnisse bei.
• Wir fördern materielle und soziale Unterstützungsleistungen
für straffällig gewordene Menschen.
IV. Unsere Aktivitäten im Strafvollzug richten sich darauf,
die schädlichen Folgen des Freiheitsentzugs für die Inhaftierten
zu verringern.
Der Verein fördert die Tätigkeit ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter im Strafvollzug und in der Haftentlasse-
JAHRESBERICHT 2008
nenhilfe und trägt mit der Aktion Theater hinter Gittern dazu
bei, Gefangenen eine Möglichkeit kultureller Teilhabe zu eröffnen.
V. Wir bewerten und beurteilen die Qualität sozialer
Arbeit auch unter dem Aspekt ihrer Wirtschaftlichkeit,
ihrer Effizienz und Effektivität.
Der Verein ist bestrebt, die ihm zur Verfügung gestellten finanziellen
Ressourcen optimal auf die Erfüllung seiner Ziele auszurichten.
Dies wird durch Maßnahmen zur Qualitätssicherung
und -kontrolle gewährleistet.
VI. Wir fördern die inhaltliche und methodische Professionalität
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der
Straffälligen- und Bewährungshilfe bei der Bewältigung
ihrer anspruchsvollen Tätigkeit im Arbeitsfeld.
Der Verein unterstützt innovative Ansätze und Kooperationen
in der Straffälligen- und Bewährungshilfe, bietet Ausund
Fortbildungsseminare für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter an, führt Fachveranstaltungen zu kriminalund
sozialpolitischen Themen durch und beteiligt sich an
fachlichen Tagungen, Seminaren und fachpolitischen Gremien
auf Landes- und Bundesebene.
27

JAHRESBERICHT 2008
28

JAHRESBERICHT 2008
29

JAHRESBERICHT 2008
Presseartikel Hessisch-Niedersächsische Allgemeine (HNA) 23. 02. 2008
30

Presseartikel Frankfurter Rundschau vom 30. 02. 2008
JAHRESBERICHT 2008
31

JAHRESBERICHT 2008
Presseartikel Hessisch-Niedersächsische Allgemeine (HNA) vom 15. 02. 2008
32

Presseartikel
JAHRESBERICHT 2008
33

JAHRESBERICHT 2008
Presseartikel
34

Presseartikel Hessisch-Niedersächsische Allgemeine (HNA) 12. 09. 2008
JAHRESBERICHT 2008
35

�
An den Verein
Förderung der Bewährungshilfe
in Hessen e.V.
Neebstraße 3
60385 Frankfurt
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Einfacher und schneller geht es per Fax an folgende Nummer: 069 /45 15 70

�
Wir würden uns freuen,
auch Sie
bald als Mitglied in unserem Verein begrüßen zu dürfen.
An den Verein
Förderung der Bewährungshilfe
in Hessen e.V.
Neebstraße 3
60385 Frankfurt
Aufnahme in den Verein
Ich möchte ❑ ab sofort
❑ ab dem
❑ zum Beginn des nächsten Jahres
als Mitglied in den Verein Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e.V. aufgenommen werden.
Der Jahresbeitrag beträgt 20,00 €.
Absender:
Firma / Institution
Name
Postfach / Straße
PLZ / Ort
Telefon
Telefax
E-Mail
Datum / Unterschrift

Förderung der
Bewährungshilfe in Hessen e.V.
- Geschäftsstelle -
Neebstraße 3
60385 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 9776 8106
Fax: 069 / 4515 70
E-Mail: office@FBH-eV.de
http://www.FBH-eV.de
Bankverbindungen:
Postbank Frankfurt
BLZ 500 100 60
Kto.-Nr. 15 11 39-606
Frankfurter Sparkasse
BLZ 500 502 01
Kto.-Nr. 26 15 72