60385 Frankfurt - Förderung der Bewährungshilfe in Hessen eV
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F ör<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong> e.V.<br />
JAHRESBERICHT 2008
IMPRESSUM<br />
Herausgegeben von:<br />
<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
Neebstraße 3<br />
<strong>60385</strong> <strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong><br />
Tel.: 069 /9776 8106<br />
Fax: 069 /45 15 70<br />
E-Mail: office@FBH-<strong>eV</strong>.de<br />
http://www.FBH-<strong>eV</strong>.de<br />
Texte:<br />
Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter des Vere<strong>in</strong>s<br />
Redaktion:<br />
Kornelia Kamla<br />
Bankverb<strong>in</strong>dungen:<br />
Postbank <strong>Frankfurt</strong><br />
BLZ 500 100 60<br />
Kto.-Nr. 15 1139-606<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Sparkasse<br />
BLZ 500 502 01<br />
Kto.-Nr. 26 15 72<br />
Mitgliedschaften:<br />
Paritätischer Wohlfahrtsverband – Landesverband <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
DBH e.V.<br />
Fachverband für Soziale Arbeit, Strafrecht und Krim<strong>in</strong>alpolitik<br />
Landeszusammenschluss für Straffälligenhilfe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
H<strong>in</strong>weis:<br />
Das für diesen Bericht verwendete Papier ist bei <strong>der</strong><br />
gewählten Gestaltung preisgünstiger gegenüber an<strong>der</strong>en.
SEHR GEEHRTE LESERINNEN UND LESER,<br />
das vergangene Jahr 2008 brachte e<strong>in</strong>e erhebliche Verän<strong>der</strong>ung<br />
für unseren Vere<strong>in</strong>. Die Schließung unseres Karl-<br />
Hemfler-Hauses – Übergangswohnheim für haftentlassene<br />
Männer <strong>in</strong> Kassel – bedeutete die Aufgabe e<strong>in</strong>es jahrzehntelangen<br />
und bewährten Angebotes <strong>der</strong> Haftentlassenenhilfe.<br />
Die wirtschaftlichen Zwänge, bed<strong>in</strong>gt durch den stetigen<br />
Rückgang <strong>der</strong> Belegungszahlen, ließen jedoch nach langem<br />
Zögern, vielen Gesprächen und dem vergeblichen Erproben<br />
neuer Ansätze ke<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Wahl.<br />
E<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>terne Arbeitsgruppe hat sich <strong>in</strong> den ersten<br />
Monaten des Jahres <strong>in</strong>tensiv Gedanken über den möglichen<br />
weiteren Weg des Vere<strong>in</strong>s gemacht. Sie hat auch die Vorbereitung<br />
zu e<strong>in</strong>em fachöffentlichen Expertensymposium zur<br />
zukünftigen Ausrichtung <strong>der</strong> Arbeit des Vere<strong>in</strong>s von Fachleuten<br />
aus Justiz und Straffälligenhilfe geleistet. Das Symposium fand<br />
im Juni 2008 statt und erbrachte wertvolle Analysen und Anregungen.<br />
E<strong>in</strong>e Zusammenfassung f<strong>in</strong>den Sie <strong>in</strong> diesem Heft.<br />
Der Vere<strong>in</strong> wird sich <strong>in</strong> den nächsten Jahren bemühen, e<strong>in</strong>en<br />
Beitrag zur Verbesserung <strong>der</strong> begleitenden psychotherapeutischen<br />
Versorgung für Probanden des Sicherheitsmanagements<br />
zu leisten. Schon vor e<strong>in</strong>igen Jahren hat er die f<strong>in</strong>anzielle<br />
Trägerschaft – gestützt durch e<strong>in</strong>e größere Geldbuße –<br />
für die Gruppentherapie <strong>in</strong>nerhalb des Projekts Ambulante<br />
Nachsorge Kassel <strong>der</strong> dortigen <strong>Bewährungshilfe</strong> übernommen.<br />
Angestrebt wird, nun e<strong>in</strong> vergleichbares Angebot <strong>in</strong> allen<br />
hessischen Landgerichtsbezirken zu schaffen. Dazu ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
e<strong>in</strong>e <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> des hessischen M<strong>in</strong>isteriums <strong>der</strong> Justiz,<br />
für Integration und Europa notwendig.<br />
In allen weiteren Tätigkeitsbereichen des Vere<strong>in</strong>s wurde die<br />
Arbeit im Jahr 2008 engagiert und erfolgreich weitergeführt.<br />
Der Vere<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>nen werden als verlässliche<br />
Partner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Straffälligenhilfe wahrgenommen. Dies zeigt<br />
sich <strong>in</strong> vielen Kontakten <strong>in</strong> Gremien und Netzwerken, zu<br />
Kooperationspartnern und zu unseren wichtigsten Bezugspersonen<br />
<strong>in</strong> diesem Arbeitsgebiet: den Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen<br />
und Bewährungshelfern.<br />
Vorstand, Mitglie<strong>der</strong>n, Ehrenamtlichen und allen an<strong>der</strong>en, die<br />
im Jahr 2008 unsere Arbeit mitgetragen und unterstützt<br />
haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Unser Dank gilt<br />
auch allen Angehörigen <strong>der</strong> Justiz, die unsere Arbeit durch die<br />
Zuweisung von Geldbußen erst ermöglichen. Ihnen, den Leser<strong>in</strong>nen<br />
und Lesern des Berichts, wünschen wir e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante<br />
Lektüre und danken für Ihr Interesse an unserer<br />
Arbeit.<br />
<strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong>, im Mai 2008<br />
Kornelia Kamla<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
INHALT Seite<br />
Sehr geehrte Leser<strong>in</strong>nen und Leser 1<br />
Wohnraumversorgung 2<br />
Ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> 3<br />
Theater h<strong>in</strong>ter Gittern 7<br />
Treffpunkt <strong>Frankfurt</strong> 11<br />
Konflikte lösen ohne Gewalt 13<br />
Fachtagungen und Fachveranstaltungen 14<br />
Fachöffentliches Expertensymposium<br />
zur zukünftigen Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> Arbeit des Vere<strong>in</strong>s 14<br />
Krim<strong>in</strong>alität br<strong>in</strong>gt Quote<br />
Fasz<strong>in</strong>ation und Angst – Pole subjektiver<br />
Wahrnehmung 16<br />
Sicherheitsmanagement und Rückfallprophylaxe<br />
nach Sexualstraftaten<br />
Umsetzung richterlicher Beschlüsse 16<br />
<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> von Angeboten <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> 21<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung 23<br />
Vorstand, Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />
des Vere<strong>in</strong>s 24<br />
Anhang 25<br />
1
JAHRESBERICHT 2008<br />
WOHNRAUMVERSORGUNG<br />
Ende Februar 2008 endete mit <strong>der</strong> Schließung des Karl-<br />
Hemfler-Hauses <strong>in</strong> Kassel die Betreuung von haftentlassenen<br />
Männern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Übergangswohnheim des Vere<strong>in</strong>s. Bereits<br />
im Jahr 2006 wurde das Haus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ruhlstraße aufgegeben,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, durch e<strong>in</strong>e Reduzierung <strong>der</strong> Plätze und neue<br />
konzeptionelle Ansätze das Angebot erhalten zu können. Am<br />
Ende musste auch das zweite Haus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ludwig-Massie-<br />
Straße geschlossen werden, weil zurückgehende Nachfrage,<br />
kürzere Aufenthaltszeiten und gleich bleibende Pflegesätze bei<br />
steigenden Kosten e<strong>in</strong>en wirtschaftlich vertretbaren Betrieb<br />
unmöglich machten. Der Vere<strong>in</strong> musste sich von se<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>richtungen<br />
und se<strong>in</strong>en verdienten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />
Mitarbeitern nach langem Zögern trennen. Der – heute so<br />
genannte – „Soziale Empfangsraum“ für Männer, die aus <strong>der</strong><br />
Haft entlassen werden, ist um e<strong>in</strong> bewährtes Angebot ärmer<br />
geworden.<br />
Der Auszug <strong>der</strong> letzten Bewohner erfolgte sukzessive. In<br />
Anbetracht <strong>der</strong> bevorstehenden Schließung waren schon <strong>in</strong><br />
den letzten Monaten des Jahres 2007 ke<strong>in</strong>e neuen Betreuungsvere<strong>in</strong>barungen<br />
getroffen worden. Für alle Bewohner<br />
konnten rechtzeitig Perspektiven und neue Wohnmöglichkeiten<br />
gefunden werden, zum Teil <strong>in</strong> eigenen Wohnungen,<br />
zum Teil <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en betreuten Wohnformen. Ke<strong>in</strong>er stand<br />
nach <strong>der</strong> Schließung auf <strong>der</strong> Straße. Das Haus selbst fand<br />
am Ende des Jahres e<strong>in</strong>en Käufer.<br />
Unser Vere<strong>in</strong> engagiert sich auch weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wohnraumversorgung<br />
für Haftentlassene. Er hält im südhessischen<br />
Raum drei angemietete Wohnungen zur weiteren Vermietung<br />
an Probanden <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> vor. E<strong>in</strong>e von diesen<br />
Wohnungen wurde Anfang des Jahres 2008 gründlich renoviert<br />
und im sanitären Standard deutlich verbessert. Wir ver-<br />
2<br />
fügen außerdem über Belegungsrechte bei <strong>der</strong> Neuen<br />
Wohnraumhilfe gGmbH <strong>in</strong> Darmstadt für weitere Wohnungen.<br />
Der Vere<strong>in</strong> ist Gesellschafter <strong>der</strong> Neuen Wohnraumhilfe und<br />
hat dieser darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> z<strong>in</strong>sgünstiges Darlehen gewährt.<br />
Zurzeit s<strong>in</strong>d sechs Mieter <strong>der</strong> NWH <strong>der</strong>zeitige o<strong>der</strong> ehemalige<br />
Probanden <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong>.<br />
Auf e<strong>in</strong>em ähnlichen Modell beruht die Unterstützung <strong>der</strong><br />
Wohnraumversorgung <strong>in</strong> Marburg. Hier wurde <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>nützigen<br />
Wohnungsbau GmbH Marburg-Lahn (GeWoBau) 1992<br />
e<strong>in</strong> langfristiges, z<strong>in</strong>sgünstiges Darlehen gegeben. Die dafür<br />
im Gegenzug erhaltenen Belegungsrechte wurden <strong>der</strong> E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe<br />
Marburg e.V. zur Verfügung gestellt, die sie für ihr<br />
Angebot des betreuten Wohnens für straffällig gewordene und<br />
haftentlassene Frauen und Männer nutzt.<br />
Neue Wohnraumhilfe gGmbH<br />
Elisabeth-Selbert-Straße 26<br />
64289 Darmstadt<br />
Telefon: 06151-78077-0<br />
Fax: 06151-78077-99<br />
E-Mail: kontakt@neue-wohnraumhilfe.de<br />
E<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ungshilfe Marburg e.V.<br />
– Betreutes Wohnen –<br />
Heus<strong>in</strong>ger Straße 1<br />
35037 Marburg<br />
Telefon: 06421-12788<br />
Fax: 06421-5908682<br />
Die F<strong>in</strong>anzierung dieses Angebots wurde auch im Jahr 2008<br />
durch e<strong>in</strong>en Zuschuss des Hessischen Justizm<strong>in</strong>isteriums aus<br />
Lottomitteln unterstützt.<br />
Sie f<strong>in</strong>den uns<br />
auch im Internet<br />
unter:<br />
www.fbh-ev.de
EHRENAMTLICHE MITARBEIT IN DER BEWÄHRUNGSHILFE<br />
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht,<br />
son<strong>der</strong>n die Gewissheit, dass etwas S<strong>in</strong>n hat, egal wie es<br />
ausgeht. (Vaclav Havel)<br />
Die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung von straffällig gewordenen Menschen<br />
<strong>in</strong> die Gesellschaft ist das zentrale Anliegen unseres Vere<strong>in</strong>s.<br />
Die fachkundige Arbeit von ausgebildeten Sozialarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Sozialarbeitern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewährungs- und Straffälligenhilfe<br />
bildet dabei e<strong>in</strong>e unverzichtbare Grundlage. Daneben ersche<strong>in</strong>t<br />
es ebenso zw<strong>in</strong>gend notwendig, nach Wegen zu<br />
suchen, die Beteiligung von Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern an <strong>der</strong><br />
gesellschaftlichen Aufgabe <strong>der</strong> Resozialisierung zu ermöglichen.<br />
Ergänzend zur hauptamtlich und staatlich organisierten<br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> s<strong>in</strong>d ehrenamtliche Angebote s<strong>in</strong>nvoll und<br />
wichtig, damit Klient<strong>in</strong>nen und Klienten wie<strong>der</strong> Fuß <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Gesellschaft fassen. Durch die ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> werden zusätzliche Hilfen ermöglicht, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>in</strong> alltagsnahen Fragen und Bereichen.<br />
Ehrenamtliches Wirken hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gefangenen- und Straffälligenhilfe<br />
e<strong>in</strong>e lange Tradition. Unabhängig von <strong>der</strong> weltanschaulichen<br />
Ausrichtung liegt hier e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Wurzeln jeglichen<br />
professionellen sozialen Handelns. Es ist von unabd<strong>in</strong>gbarer<br />
Bedeutung, wenn es darum geht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft für<br />
Akzeptanz und Unterstützung des Bemühens um Resozialisierung<br />
von Straffälligen zu werben. Die <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> ehrenamtlichen<br />
Engagements ermöglicht Bürger<strong>in</strong>nen und Bürgern,<br />
Verantwortung für die sozialen Belange ihrer Mitmenschen<br />
zu erkennen und zu übernehmen. Die Delegation <strong>der</strong> Lösung<br />
sozialer Probleme ausschließlich an professionelle Sozialarbeit<br />
kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em demokratischen Zusammenleben ke<strong>in</strong><br />
wünschenswerter Zustand se<strong>in</strong>. Nimmt man das Ziel ernst,<br />
straffällig gewordenen Menschen den Weg <strong>in</strong> die Gesellschaft<br />
zurück zu ermöglichen, muss <strong>der</strong> Gesellschaft auch die<br />
Chance geboten werden, sich für den E<strong>in</strong>zelnen e<strong>in</strong>zusetzen.<br />
Ehrenamtliche setzen <strong>in</strong> ihrem persönlichen Engagement Zeit<br />
und Vertrauen e<strong>in</strong>. Ihre E<strong>in</strong>satzbereitschaft und ihre Kompetenzen<br />
– Geduld, Lebenserfahrung, Realitätss<strong>in</strong>n, vielfältige<br />
Kontakte und an<strong>der</strong>es mehr – können e<strong>in</strong>e Brücke se<strong>in</strong> auf<br />
dem Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Leben ohne Straftaten – o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong><br />
schmaler, manchmal wackeliger Steg. Ehrenamtliche s<strong>in</strong>d<br />
aber auch Vermittler ihrer E<strong>in</strong>drücke vom Leben <strong>der</strong><br />
Probanden <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> und nicht zuletzt auch von <strong>der</strong><br />
Arbeit <strong>der</strong> hauptamtlichen <strong>Bewährungshilfe</strong>. Sie s<strong>in</strong>d Botschafter<br />
<strong>in</strong> beide Richtungen. Die wichtige und oftmals nicht<br />
e<strong>in</strong>fache Aufgabe <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
nur wenig Beachtung. Wünschenswert ist, den Bürgern<br />
auch auf diesem Wege stärker zu vermitteln, dass diese<br />
Aufgabe mit e<strong>in</strong>er sehr hohen Erfolgsquote geleistet wird.<br />
Als Träger des Projekts Ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> übernimmt es unser Vere<strong>in</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
Bürger für e<strong>in</strong>e ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
zu gew<strong>in</strong>nen, zu schulen und bei ihrer Arbeit zu begleiten<br />
und zu unterstützen. Um dies mit <strong>der</strong> gebotenen Sorgfalt und<br />
Umsicht zu gewährleisten, beschäftigen wir sozialpädagogisch<br />
ausgebildete Mitarbeiter<strong>in</strong>nen als Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen. Das<br />
Projekt wird seit se<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung im Jahr 2001 kont<strong>in</strong>uierlich<br />
geför<strong>der</strong>t durch das Hessische M<strong>in</strong>isterium <strong>der</strong> Justiz.<br />
Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter<br />
Hauptamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong> im Projekt ist die Diplom-<br />
Sozialarbeiter<strong>in</strong> Damaris Quandt-Wiese. Als teilzeitbeschäftigte<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong> für den süd- und mittelhessischen<br />
Bereich hat ihren Arbeitplatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geschäftsstelle des<br />
Vere<strong>in</strong>s. In Kassel ist die Diplom-Sozialpädagog<strong>in</strong> Sibylle<br />
Lachmitz auf Honorarbasis als Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> tätig. Sie<br />
hat die Möglichkeit e<strong>in</strong>en Raum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beratungsstelle <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> zu nutzen und ist dort zu festen Zeiten<br />
erreichbar. Sie ist Ansprechpartner<strong>in</strong> für Kassel und den<br />
Schwalm-E<strong>der</strong>-Kreis.<br />
Im Jahr 2008 standen <strong>in</strong>sgesamt <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> 84 Ehrenamtliche<br />
zur Mitarbeit zur Verfügung. 48 <strong>der</strong> Ehrenamtlichen waren<br />
Frauen und 36 Männer. 100 Proband<strong>in</strong>nen und Probanden <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> wurden ganzjährig o<strong>der</strong> zeitweise zusätzlich<br />
von e<strong>in</strong>er/m Ehrenamtlichen unterstützt. Ehrenamtliche und<br />
Betreuungen gab es <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> (38 Personen/40 Betreuungen),<br />
Kassel (14/14), Schwalm-E<strong>der</strong> (9/5), Marburg (6/14),<br />
Wiesbaden (4/11), Hanau (4/5), Gießen (2/3), Darmstadt (1/6)<br />
und Fulda (1/1). Neu geworben wurden Ehrenamtliche <strong>in</strong><br />
Bensheim, ohne dass es dort schon zu Betreuungen gekommen<br />
ist.<br />
Menschen aller Altersgruppen engagieren sich <strong>in</strong> unserem<br />
Projekt. E<strong>in</strong> deutlicher Schwerpunkt lässt sich bei denjenigen<br />
Sibylle Lachmitz,<br />
Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
im Landgerichtsbezirk Kassel<br />
Damaris Quandt-Wiese,<br />
Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> Süd- und Mittelhessen<br />
3
JAHRESBERICHT 2008<br />
erkennen, die nicht mehr aktiv im Berufsleben stehen und e<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>nvolle Aufgabe suchen und f<strong>in</strong>den. Auch die Dauer <strong>der</strong><br />
Mitarbeit lässt e<strong>in</strong>e gesunde Mischung erkennen. Es gel<strong>in</strong>gt,<br />
Ehrenamtliche über Jahre für diese Aufgabe zu <strong>in</strong>teressieren,<br />
die so Erfahrungen sammeln und oftmals e<strong>in</strong> Vertrauensverhältnis<br />
zu „ihrer“ o<strong>der</strong> „ihrem“ Bewährungshelfer/<strong>in</strong> aufbauen<br />
können. Trotzdem können kont<strong>in</strong>uierlich auch neue ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter gewonnen und e<strong>in</strong>gebunden werden. Die<br />
Gruppenzusammensetzung bleibt so dynamisch und läuft<br />
nicht Gefahr, abgeschlossene Zirkel zu bilden.<br />
Die beruflichen H<strong>in</strong>tergründe <strong>der</strong> Ehrenamtlichen umfassen<br />
e<strong>in</strong>e breite Palette von A wie Amtsleiter o<strong>der</strong> Anwaltsgehilf<strong>in</strong><br />
bis V wie Versicherungskaufmann o<strong>der</strong> Volkswirt<strong>in</strong>. Kle<strong>in</strong>e<br />
Schwerpunkte bilden nur Angehörige pädagogischer und<br />
juristischer Berufe. Weitere Gruppen s<strong>in</strong>d Studierende unterschiedlichster<br />
Fachrichtungen und Mitarbeiter, die nicht<br />
mehr im Berufsleben stehen.<br />
4<br />
Der an<strong>der</strong>e Weg…<br />
Über e<strong>in</strong> Praktikum bei <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> Marburg bekam<br />
ich Kontakt mit <strong>der</strong> „<strong>För<strong>der</strong>ung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Hessen</strong>“ und so zu me<strong>in</strong>er Betreuung<br />
e<strong>in</strong>es Jugendlichen.<br />
Als ich den Jugendlichen, welchen<br />
ich betreuen sollte, das<br />
erste Mal traf, war er gerade von<br />
<strong>der</strong> Jugendhilfe Leimbach* geflohen.<br />
Sehr reflektiert und zielsicher erklärte er se<strong>in</strong>em<br />
Bewährungshelfer <strong>in</strong> unserem geme<strong>in</strong>samen Gespräch,<br />
warum er geflohen war und was er nun machen wollte. Er<br />
hatte e<strong>in</strong>en Flyer von e<strong>in</strong>er Bildungse<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Marburg<br />
mitgebracht, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er se<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss nachholen<br />
wollte. Während des Gesprächs fragte ich mich, ob ich<br />
vielleicht vorher falsch <strong>in</strong>formiert worden war. Der<br />
Jugendliche, über den ich <strong>in</strong>formiert war, hatte nämlich<br />
ke<strong>in</strong>erlei Interesse an e<strong>in</strong>em Abschluss und war über<br />
Drogen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e „Null-Bock-Haltung“ gerutscht. Zudem war<br />
er wegen gewalttätigen Handlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
angezeigt worden und durch e<strong>in</strong>en richterlichen Beschluss<br />
<strong>in</strong> Leimbach untergebracht worden. Unterstützung von se<strong>in</strong>en<br />
Eltern konnte <strong>der</strong> Jugendliche nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e völlig falsche<br />
Richtung bekommen.<br />
Der Bewährungshelfer fragte mich nach dem Term<strong>in</strong>, ob ich<br />
mir e<strong>in</strong>e Betreuung des Jugendlichen vorstellen könnte. Ich<br />
bejahte dies. Schnell wurde e<strong>in</strong> Anhörungsterm<strong>in</strong> bei dem<br />
zuständigen Richter vere<strong>in</strong>bart, <strong>der</strong> den Vorschlag <strong>der</strong> Betreuung<br />
unterstützte. Bei <strong>der</strong> Anhörung berücksichtigte <strong>der</strong><br />
Was motiviert Menschen sich gerade <strong>in</strong> diesem Arbeitsgebiet<br />
zu engagieren? In e<strong>in</strong>er Befragung nannten uns die Ehrenamtlichen<br />
ihre Beweggründe.<br />
Sie möchten<br />
� an<strong>der</strong>en helfen,<br />
� zum Wohlergehen <strong>der</strong> Gesellschaft beitragen,<br />
� Wissen und Erfahrungen weitergeben,<br />
� etwas für das eigene Leben lernen,<br />
� Nächstenliebe zeigen,<br />
� <strong>in</strong>teressante Menschen kennen lernen,<br />
� Freude durch die Tätigkeit erfahren.<br />
Genannt wurde auch <strong>der</strong> Wunsch, sich auf e<strong>in</strong>e berufliche<br />
Tätigkeit <strong>in</strong> diesem Bereich vorbereiten zu wollen o<strong>der</strong> generelles<br />
Interesse an Fragen <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alität.<br />
Richter die Vorschläge des Jugendlichen. Es wurde geme<strong>in</strong>sam<br />
beschlossen, dass er die Chance bekommen sollte zu<br />
zeigen, dass er sich geän<strong>der</strong>t hat. Hierzu wurden e<strong>in</strong>ige<br />
richterliche Vere<strong>in</strong>barungen** getroffen, unter an<strong>der</strong>em<br />
auch, dass <strong>der</strong> Jugendliche und ich uns e<strong>in</strong>mal wöchentlich<br />
treffen, um Schwierigkeiten zu besprechen und<br />
geme<strong>in</strong>sam Probleme zu lösen. Des Weiteren sollte ich ihn<br />
zur Suchtberatung begleiten.<br />
Der Jugendliche g<strong>in</strong>g regelmäßig <strong>in</strong> die Schule, war bei<br />
unseren Treffen stets pünktlich und nahm diese regelmäßig<br />
wahr. Ich wurde zwar oft mit den Worten „Müssen wir uns<br />
eigentlich jede Woche treffen?“ begrüßt, aber dann erzählte<br />
er oft stundenlang: wie es ihm geht, was die Schule macht<br />
und was ihn bedrückt. Auch war er sehr daran <strong>in</strong>teressiert<br />
zu wissen, warum ich mich mit ihm abgab und das nicht<br />
e<strong>in</strong>mal für Geld.<br />
Kurz vor se<strong>in</strong>en Abschlussprüfungen kam es zu e<strong>in</strong>em<br />
Durchhänger des Jugendlichen. Er fehlte plötzlich ständig <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Schule wegen Krankheit. Der Grund für se<strong>in</strong> Fehlen war<br />
aber se<strong>in</strong>e Kirchengeme<strong>in</strong>de. Von se<strong>in</strong>em starken Glauben<br />
angetrieben, wollte er ke<strong>in</strong>e Messe verpassen und fuhr<br />
immer wie<strong>der</strong> zu se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de, die außerhalb Marburgs<br />
liegt. Selbst Gespräche mit dem Lehrer, dem Jugendlichen<br />
und mir brachten ke<strong>in</strong>e Besserung. Auf e<strong>in</strong>er Fortbildungsveranstaltung<br />
des Projekts Ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> wurde me<strong>in</strong> Fall durchgesprochen und ich<br />
g<strong>in</strong>g mit vielen Anregungen <strong>in</strong> me<strong>in</strong> nächstes Treffen mit<br />
ihm. Ich erreichte, dass er wie<strong>der</strong> regelmäßig zur Schule<br />
g<strong>in</strong>g. Vor se<strong>in</strong>en Prüfungen für den Hauptschulabschluss<br />
vertraute er mir se<strong>in</strong>en Plan an: Er wollte nur E<strong>in</strong>sen schreiben,<br />
damit er dann nicht <strong>in</strong>s Mündliche müsste. Se<strong>in</strong> Plan<br />
g<strong>in</strong>g fast auf. Er hatte e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>s <strong>in</strong> Mathe, e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>s <strong>in</strong>
Biologie und e<strong>in</strong>e Drei <strong>in</strong> Deutsch. So musste er nur <strong>in</strong><br />
Deutsch und Arbeitslehre <strong>in</strong> die mündliche Prüfung, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
er e<strong>in</strong>e Zwei und e<strong>in</strong>e Drei bekam.<br />
Nach diesem Erfolg half ich ihm bei se<strong>in</strong>er Vorbereitung auf<br />
die Theorieprüfung für den Autoführersche<strong>in</strong>. Wir kreuzten<br />
die Antworten <strong>in</strong> den Bögen an und besprachen danach die<br />
Ergebnisse. Oft hatte er mehr Fragen richtig beantwortet als<br />
ich. Die Theorieprüfung hat er nach e<strong>in</strong>em Fehlversuch<br />
bestanden.<br />
Der Jugendliche ist kurz darauf wegen e<strong>in</strong>es Ausbildungsplatzes<br />
aus Marburg weggezogen. Lei<strong>der</strong> hat er diese<br />
Chance nicht wahrgenommen. Zurzeit arbeitet er ehren-<br />
Schulung und Fortbildung<br />
In Schulungen und Fortbildungen werden die Ehrenamtlichen<br />
auf ihren E<strong>in</strong>satz vorbereitet und erhalten Informationen über<br />
verschiedene Bereiche und Problemlagen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit<br />
Straffälligen relevant s<strong>in</strong>d. Zwei E<strong>in</strong>führungsschulungen fanden<br />
im vergangenen Jahr <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> statt, e<strong>in</strong>e weitere <strong>in</strong><br />
Kassel. Grundlegende Informationen über die Arbeit <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> sowie die Frage <strong>der</strong> Motivation <strong>der</strong> neuen<br />
Interessenten standen im Vor<strong>der</strong>grund. Dazu kamen Übungen<br />
<strong>in</strong> Gesprächsführung.<br />
Unsere Fortbildungen richten sich an alle Ehrenamtlichen,<br />
auch an diejenigen, bereits länger aktiv s<strong>in</strong>d. In <strong>Frankfurt</strong> gab<br />
es im Februar e<strong>in</strong>e Schulung <strong>in</strong> Gesprächsführung, die die<br />
Dipl. Pädagog<strong>in</strong> und Kommunikationstra<strong>in</strong>er<strong>in</strong> Heike Seiler<br />
durchführte. Im Mai war e<strong>in</strong>e Veranstaltung zu <strong>der</strong> Frage: „Was<br />
ist Sucht?“ Referent war Cet<strong>in</strong> Upc<strong>in</strong>, Leiter des Suchthilfezentrums<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden. Im Dezember <strong>in</strong>formierte <strong>der</strong> Dipl.<br />
Psychologe Sven Palapies über das Thema „Hilfe zur Selbsthilfe<br />
– Anregungen aus <strong>der</strong> Verhaltenstherapie, Informationen<br />
zur Verhaltenstherapie“. In Kassel wurde e<strong>in</strong>e Veranstaltung<br />
über Schuldnerberatung angeboten. Referenten waren Günter<br />
Blau und Ra<strong>in</strong>er Schüssler vom Vere<strong>in</strong> Soziale Hilfe e.V.<br />
Außerdem wurde e<strong>in</strong> Besuch <strong>der</strong> Jugendstrafvollzugsanstalt<br />
Rockenberg organisiert.<br />
E<strong>in</strong>führungsschulung für Ehrenamtliche <strong>in</strong> Kassel<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
amtlich für se<strong>in</strong>e Kirchengeme<strong>in</strong>de. Da er schon früher gern<br />
e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en etwas an<strong>der</strong>en Weg gegangen ist und dennoch<br />
über den Umweg ans Ziel kam, hoffe ich, dass er es<br />
auch dieses Mal schaffen wird.<br />
Stephanie Rumfeld, 27 Jahre, Student<strong>in</strong> <strong>der</strong> Pädagogik<br />
* Die Jugendhilfe Leimbach bietet Platz für 16 Jugendliche, die süchtig<br />
s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> bereits e<strong>in</strong>en problematischen Konsum erkennen lassen.<br />
Diese Jugendlichen erhalten e<strong>in</strong> bedarfsgerechtes Angebot, um<br />
wie<strong>der</strong> neuen Lebensmut und Selbstvertrauen zu f<strong>in</strong>den.<br />
(vgl. ttp://www.suchthilfe.org/suchthilfe/die_haeuser/leimbach.php)<br />
** Die richterliche Anordnung bezüglich des E<strong>in</strong>satzes e<strong>in</strong>er Ehrenamtlichen<br />
ist e<strong>in</strong>e Ausnahme.<br />
Im Jahr 2008 bestanden <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> zwei, <strong>in</strong> Kassel, Hanau<br />
und Marburg je e<strong>in</strong>e Praxisreflexionsgruppe/n, die sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>mal<br />
im Monat bzw. <strong>in</strong> 6-wöchigem Rhythmus trafen. Die fachliche<br />
Leitung <strong>der</strong> Gruppen obliegt <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>, Hanau und<br />
Kassel <strong>der</strong> jeweiligen Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Marburg e<strong>in</strong>er<br />
Supervisor<strong>in</strong> auf Honorarbasis.<br />
Anerkennung für das geleistete Engagement<br />
Die Arbeit mit Proband<strong>in</strong>nen und Probanden <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
erfor<strong>der</strong>t oftmals viel Geduld, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Großherzigkeit<br />
und e<strong>in</strong>e erhebliche Frustrationstoleranz. Straffälligen mangelt<br />
es häufig an sozialer Kompetenz, Diszipl<strong>in</strong> und Struktur, was<br />
sich z. B. <strong>in</strong> Unzuverlässigkeit o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em unangemessenen<br />
Umgang mit An<strong>der</strong>en äußern kann. Natürlich gibt es auch Beispiele,<br />
<strong>in</strong> denen Ehrenamtlichen für die geleistete Hilfe Dank<br />
und Anerkennung entgegengebracht wird. Auf jeden Fall ist es<br />
unserem Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Anliegen, die Arbeit <strong>der</strong> freiwillig Engagierten<br />
angemessen zu würdigen.<br />
Ehrenamtliche erhalten zwar ke<strong>in</strong> Geld für ihre Mitarbeit –<br />
aber ehrenamtliche Mitarbeit ist nicht umsonst zu haben.<br />
Auslagen, die <strong>in</strong> Zusammenhang mit <strong>der</strong> Betreuung entstehen,<br />
werden erstattet. Dafür besteht die Möglichkeit, e<strong>in</strong>e pauschale<br />
Auslagenerstattung von € 20,--/Monat pro Proband<br />
für Fahrtkosten, Telefonate und sonstige Ausgaben <strong>in</strong> Anspruch<br />
zu nehmen. Übersteigen die Ausgaben diesen Betrag,<br />
müssen alle Ausgaben mit Quittungen belegt werden. Weiterh<strong>in</strong><br />
s<strong>in</strong>d die Ehrenamtlichen über den Vere<strong>in</strong> unfall- und haftpflichtversichert.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus würdigt <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> die Arbeit<br />
<strong>der</strong> Ehrenamtlichen mit persönlichen Geburtstagskarten und<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Weihnachtsgeschenk. Das jährliche Sommerfest<br />
dient dem <strong>in</strong>formellen Austausch zwischen Haupt- und<br />
Ehrenamtlichen und fand im vergangenen Jahr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Apfelwe<strong>in</strong>lokal statt. Viele Ehrenamtliche schätzen<br />
die professionelle Begleitung ihrer Tätigkeit sehr und s<strong>in</strong>d<br />
dankbar für die Fortbildungsveranstaltungen, die ihren Erfahrungs-<br />
und Wissenshorizont erweitern. Selbstverständlich er-<br />
5
JAHRESBERICHT 2008<br />
halten die Ehrenamtlichen auf Wunsch e<strong>in</strong>en Nachweis ihrer<br />
Tätigkeit und den Besuch <strong>der</strong> verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen.<br />
Das „Sommerfest“ fand diesmal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Apfelwe<strong>in</strong>lokal<br />
<strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>-Sachsenhausen statt<br />
Zusammenarbeit mit den <strong>Bewährungshilfe</strong>dienststellen<br />
E<strong>in</strong>e gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen<br />
Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen und -helfern ist e<strong>in</strong> zentraler<br />
Bestandteil unserer Arbeit. Die Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong>nen<br />
pflegen <strong>in</strong>tensiv den Kontakt durch persönliche Gespräche,<br />
Telefonate und Schriftverkehr. Die <strong>Bewährungshilfe</strong> erhält<br />
regelmäßig Informationen über Ehrenamtliche, die ihr Engagement<br />
anbieten. Als nützlich und hilfreich haben sich Zirkeltreffen<br />
erwiesen, bei denen die beteiligten Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen<br />
und -helfer und die jeweilige Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> sich über<br />
aktuelle Themen und Erfahrungen austauschen.<br />
Es ist erfreulich, dass das Interesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
zwar langsam, aber doch stetig steigt. Im vergangenen Jahr<br />
haben 44 Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen und -helfer ergänzende<br />
Hilfen für ihre Probanden e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Der Vere<strong>in</strong> hat e<strong>in</strong>e Reihe von „Empfehlungen für die Zusammenarbeit<br />
mit Ehrenamtlichen“ formuliert und zur Verfügung<br />
gestellt. Sie sollen Anregungen geben und die Zusammenarbeit<br />
erleichtern. Über die Geschäftsstelle s<strong>in</strong>d sie für alle<br />
Interessierten erhältlich.<br />
F<strong>in</strong>anzierung und Perspektiven des Arbeitsbereichs<br />
Die Ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> wird<br />
durch das hessische Justizm<strong>in</strong>isterium geför<strong>der</strong>t. Der Vere<strong>in</strong><br />
setzt darüber h<strong>in</strong>aus Eigenmittel aus Geldbußen e<strong>in</strong>. Dazu<br />
kommen e<strong>in</strong>ige Spenden.<br />
6<br />
Die professionelle Begleitung und Anleitung <strong>der</strong> Ehrenamtlichen<br />
ist unverzichtbar. Bei dem wünschenswerten weiteren<br />
Ausbau des Bereiches durch die E<strong>in</strong>beziehung weiterer<br />
Beratungsstellen <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz weiterer<br />
Ressourcen notwendig. Wünschenswert wäre z. B. auch das<br />
vergrößerte Angebot <strong>der</strong> Gruppen für Praxisreflexionen, damit<br />
weite Fahrwege vermieden werden und die Größe <strong>der</strong> Gruppen<br />
e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>nvolles Arbeiten gewährleistet.<br />
Vorstellung des Projekts <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />
Präsentationen des Projekts erfolgen e<strong>in</strong>erseits um Interessierte<br />
für e<strong>in</strong>e Mitarbeit anzusprechen und an<strong>der</strong>erseits um<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> (Fach-)Öffentlichkeit über unsere Arbeit zu berichten.<br />
Es hat sich e<strong>in</strong>e gute und erfolgreiche Zusammenarbeit mit<br />
verschiedenen Volkshochschulen entwickelt. Informationsveranstaltungen<br />
über die Ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
können so <strong>in</strong> das Programm vor Ort aufgenommen<br />
werden. Auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Presse wird über diese Form des gesellschaftlichen<br />
Engagements berichtet. E<strong>in</strong>ige Beispiele s<strong>in</strong>d im<br />
h<strong>in</strong>teren Teil dieses Heftes zu f<strong>in</strong>den. Weitere wichtige Vermittler<br />
s<strong>in</strong>d die Freiwilligenagenturen <strong>in</strong> den verschiedenen Städten.<br />
Das Projekt wurde beim 13.Deutschen Präventionstag <strong>in</strong> Leipzig<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vortrag von <strong>der</strong> Geschäftsführer<strong>in</strong> des Vere<strong>in</strong>s und<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausstellung präsentiert. Der Vortrag ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dokumentation<br />
des DPT (www.praeventionstag.de) erschienen. Bei <strong>der</strong><br />
Tagung „Ehrenamtliche Straffälligen- und <strong>Bewährungshilfe</strong>“<br />
des DBH-Fachverbandes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> referierte Frau Quandt-<br />
Wiese. Frau Lachmitz nahm teil an <strong>der</strong> Podiumsdiskussion des<br />
Elisabeth-Forums <strong>in</strong> Kassel zum Thema „Straftäter <strong>in</strong> unserer<br />
Gesellschaft“.<br />
Weitere Präsentationen durch Informationsstände gab es am<br />
Tag des Bürgerengagements im <strong>Frankfurt</strong>er Römer sowie am<br />
Tag <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Darmstadium <strong>in</strong> Darmstadt.<br />
Beim Tag <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />
<strong>in</strong> Darmstadt wurde das<br />
Projekt von Damaris<br />
Quandt-Wiese und dem<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter<br />
Abdel Majid Ziyat<br />
vorgestellt<br />
Wir danken <strong>der</strong> Deutschen Bank AG, die 2008 das Projekt Ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />
Spende unterstützt hat. Das Geld wurde für Fortbildungsveranstaltungen für ehrenamtliche Mitarbeiter e<strong>in</strong>gesetzt.
THEATER HINTER GITTERN<br />
Inhaftierten Menschen e<strong>in</strong> kulturelles Erlebnis zu ermöglichen:<br />
dies ist das Ziel von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern. Der Alltag im<br />
Gefängnis ist extrem gleichförmig und für den gefangenen<br />
Menschen <strong>in</strong> außerordentlicher Weise fremdbestimmt. Er bietet<br />
wenig Reize; Langeweile und Beschäftigungslosigkeit s<strong>in</strong>d<br />
allgegenwärtig. Dazu möchten wir mit unseren Angeboten –<br />
auch wenn dies nur <strong>in</strong> begrenztem Rahmen möglich ist –<br />
e<strong>in</strong>en Gegenimpuls setzen.<br />
Theater h<strong>in</strong>ter Gittern br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> aller Regel Kultur <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Facetten von „draußen nach dr<strong>in</strong>nen“. Wenn möglich<br />
werden auch Vorhaben unterstützt, bei denen die Inhaftierten<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
selbst aktiv werden und z.B. <strong>in</strong> Hausbands Musik machen o<strong>der</strong><br />
an Trommel- und Theaterworkshops teilnehmen. Viele von<br />
ihnen haben auch sonst nicht oft den Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Theater o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong>e Literaturveranstaltung gefunden. In <strong>der</strong> abgeschlossenen<br />
Situation des Justizvollzuges besteht nun die Möglichkeit, sich<br />
– wenn auch nur selten – mit Kultur ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen.<br />
Theater h<strong>in</strong>ter Gittern ist e<strong>in</strong>e Veranstaltungsreihe mit e<strong>in</strong>er<br />
langen Tradition. Es wurde im Jahr 1972 aus e<strong>in</strong>er Privat<strong>in</strong>itiative<br />
heraus gegründet und bis 1994 vom <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Bund für Volksbildung betrieben. Nach dessen Auflösung übernahm<br />
unser Vere<strong>in</strong> 1995 <strong>in</strong> Absprache mit dem Hessischen<br />
JVA Künstler<strong>in</strong>/Künstler Art <strong>der</strong> Veranstaltung<br />
Butzbach Stadttheater Gießen Theateraufführung<br />
Butzbach Ines Geipel Autorenlesung<br />
Butzbach Sommerfest / Hausband Musikveranstaltung<br />
Butzbach Peter Z<strong>in</strong>gler Autorenlesung<br />
Butzbach Volkhard Brandes Autorenlesung<br />
Butzbach Stadttheater Gießen Theateraufführung<br />
Darmstadt Dagmar Großheim und Achim Heukemes Bild- und Tonvortrag<br />
Dieburg Theater Ra<strong>in</strong>er Bauer Theateraufführung<br />
Dieburg Peter Z<strong>in</strong>gler Autorenlesung<br />
Dieburg Ulyßka Musikveranstaltung<br />
<strong>Frankfurt</strong> III Getw<strong>in</strong>c S<strong>in</strong>gers Zw<strong>in</strong>genberg Chorkonzert<br />
<strong>Frankfurt</strong> III Kathar<strong>in</strong>a Merkel Trommelworkshop<br />
<strong>Frankfurt</strong> III Barbara Henn<strong>in</strong>gs Autorenlesung<br />
<strong>Frankfurt</strong> IV Theaterworkshop<br />
Fulda Jay Schreiber Musikveranstaltung<br />
Gießen Erja Lyyt<strong>in</strong>en Musikveranstaltung<br />
Gießen Stadttheater Gießen Theateraufführung<br />
Gießen All Colours Musikveranstaltung<br />
Gießen John Q Irritated Musikveranstaltung<br />
Hünfeld Stadttheater Gießen Theateraufführung<br />
Hünfeld Lesung mit Performance Autorenlesung<br />
Kassel 2 Hausband Musikveranstaltung<br />
Kassel 2 Clapp & Buchf<strong>in</strong>k Theateraufführung<br />
Rockenberg Stadttheater Gießen Theateraufführung<br />
Rockenberg Peter Z<strong>in</strong>gler Autorenlesung<br />
Rockenberg Erja Lyyt<strong>in</strong>en Musikveranstaltung<br />
Rockenberg Red Bananas Blues Band Musikveranstaltung<br />
Rockenberg Danny Wilde Musikveranstaltung<br />
Rockenberg John Q Irritated Musikveranstaltung<br />
Schwalmstadt Matoto Trommelgruppe<br />
Schwalmstadt Bruno Wendt Autorenlesung<br />
Schwalmstadt Red Bananas Blues Band Musikveranstaltung<br />
Weiterstadt A Tribute to Johnny Cash Musikveranstaltung<br />
Weiterstadt Anima Musikveranstaltung<br />
Wiesbaden Changes Musikveranstaltung<br />
7
JAHRESBERICHT 2008<br />
M<strong>in</strong>isterium <strong>der</strong> Justiz die Organisation und Durchführung. In<br />
<strong>der</strong> vergangenen „Saison“ – die zeitliche Ballung wird verursacht<br />
durch die Art <strong>der</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> durch das Hessische<br />
M<strong>in</strong>isterium <strong>der</strong> Justiz – wurden <strong>in</strong>sgesamt 36 Veranstaltungen<br />
<strong>in</strong> 13 <strong>der</strong> hessischen Vollzugsanstalten durchgeführt. Genaueres<br />
zeigt die Tabelle auf Seite 7.<br />
Je nach Art <strong>der</strong> Veranstaltung schwankt die Größe des Publikums<br />
sehr stark. Workshops und Lesungen sprechen oft nur<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Kreis an, während an Musikveranstaltungen<br />
sehr viele <strong>der</strong> Inhaftierten teilnehmen können und möchten.<br />
Im Schnitt wurden im vergangenen Jahr pro Veranstaltung<br />
ca. 60 Personen erreicht.<br />
Erfreulicherweise gel<strong>in</strong>gt es nach Jahren, <strong>in</strong> denen Musikveranstaltungen<br />
im Vor<strong>der</strong>grund standen, wie<strong>der</strong> mehr und mehr<br />
Theateraufführungen und Autorenlesungen durchzuführen. In<br />
den letzten Jahren ist e<strong>in</strong> guter Kontakt zum Stadttheater<br />
Gießen entstanden, wodurch vier Aufführungen aktueller<br />
Produktionen <strong>in</strong> drei Gefängnissen möglich waren. Gespielt<br />
wurde das Stück „Monsieur Ibrahim und die Blumen des<br />
Koran“. Wie z. B. die Gefangenenzeitschrift „E<strong>in</strong>Blick“ <strong>der</strong> JVA<br />
Hünfeld <strong>in</strong> ihrer Ausgabe 1/2009 berichtete, wohnten <strong>der</strong><br />
Aufführung dort 40 bis 50 Personen – Gefangene, Mitglie<strong>der</strong><br />
des Anstaltsbeirats und Beamte aus dem Vollzugsdienst und<br />
pädagogischen Dienst – bei und wurden zum Nachdenken für<br />
den Verlauf des eigenen Lebens, die eigene Situation und die<br />
eigenen Gefühle angeregt.<br />
Im Rahmen von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern wurden acht Lesungen<br />
von Autor<strong>in</strong>nen und Autoren durchgeführt, davon drei mit Peter<br />
Z<strong>in</strong>gler, <strong>der</strong> früher selbst <strong>in</strong> verschiedenen Län<strong>der</strong>n <strong>in</strong>haftiert<br />
war und nach se<strong>in</strong>er Entlassung Schriftsteller, Journalist und<br />
8<br />
Lesung <strong>in</strong> <strong>der</strong> JVA Butzbach<br />
Am 15. 12. 2008 kam <strong>der</strong> Schriftsteller und Verleger<br />
Volkhard Brandes aus <strong>Frankfurt</strong> zu e<strong>in</strong>er Lesung und Diskussion<br />
mit Gefangenen <strong>in</strong> die JVA Butzbach. Anlass war<br />
<strong>der</strong> 40. Jahrestag <strong>der</strong> Revolte von 1968, e<strong>in</strong>geladen hatte<br />
die hiesige „Kulturgruppe“, die auch das Publikum bildete.<br />
Um 17:15 Uhr fanden sich ca. 25 Gefangene im Leseraum<br />
gegenüber <strong>der</strong> Bücherei e<strong>in</strong>. Herr Brandes hatte ursprünglich<br />
vor, e<strong>in</strong>en ausgearbeiteten Text vorzutragen, aber es<br />
entwickelte sich rasch e<strong>in</strong>e angeregte Diskussion zwischen<br />
dem Gast und den Gefangenen und Herr Brandes<br />
legte se<strong>in</strong> Manuskript zur Seite. Vier Stunden lang wurde<br />
auf hohem Niveau und lebhaft diskutiert. Herr Brandes, <strong>der</strong><br />
im besten S<strong>in</strong>n 68er-Urgeste<strong>in</strong> verkörpert, erzählte von<br />
se<strong>in</strong>en Erfahrungen aus München und Paris, las zwischendurch<br />
kurze Passagen aus e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er zahlreichen<br />
Bücher zum Thema. Thematisch wurde e<strong>in</strong> Bogen von den<br />
„A Tribute to Jonny Cash“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> JVA Weiterstadt<br />
Drehbuchautor wurde. An dieser Art von Veranstaltung nehmen<br />
oft nur wenige Inhaftierte Teil, dafür ist <strong>der</strong> Kontakt<br />
zwischen ihnen und den Autor<strong>in</strong>nen und Autoren <strong>in</strong>tensiver<br />
und für beide Seiten anregend. Aber auch die Musikveranstaltungen<br />
haben ihren Platz und ihre Berechtigung im Kulturprogramm<br />
von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern. Durch sie werden auch<br />
Inhaftierte ohne o<strong>der</strong> mit ger<strong>in</strong>gen deutschen Sprachkenntnissen<br />
erreicht. Erfreulich ist, dass es durch die Verb<strong>in</strong>dung<br />
mit Aufführungsorten „draußen“ immer wie<strong>der</strong> gel<strong>in</strong>gt, auch<br />
erfolgreiche und bekanntere Gruppen zu akzeptablen Gagen<br />
zu verpflichten.<br />
Anliegen von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern ist auch, Gefangene anzuregen,<br />
selbst aktiv zu werden und sich mit ihrer Situation<br />
und ihrem Lebensweg auf kreativem Weg ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />
setzen. In <strong>der</strong> Frauenhaftanstalt <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>-Preungesheim<br />
wurde schon zum wie<strong>der</strong>holten Male e<strong>in</strong> Trommelworkshop<br />
durchgeführt, <strong>der</strong> „viel Spaß und Engagement bei den Teil-<br />
Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> damaligen Revolte bis zu den<br />
gegenwärtigen Jugendunruhen <strong>in</strong> Griechenland und <strong>der</strong><br />
F<strong>in</strong>anzkrise gespannt.<br />
Der Diskussion wurde schließlich durch den Nachtverschluss<br />
um 21 Uhr e<strong>in</strong> Ende gesetzt, sie wäre sonst möglicherweise<br />
noch Stunden weiter gegangen. Herr Brandes<br />
bedankte sich beim diskutierenden Publikum für die angeregte<br />
und kluge Diskussion und betonte, dass die Butzbacher<br />
Veranstaltung e<strong>in</strong> wun<strong>der</strong>barer Abschluss se<strong>in</strong>er<br />
umfangreichen Lesereise gewesen sei. Es sei mit Abstand<br />
die lebendigste Veranstaltung gewesen und er werde sie<br />
lange im Gedächtnis behalten. Er trug sich zum Schluss<br />
noch <strong>in</strong>s Gästebuch <strong>der</strong> Kulturgruppe e<strong>in</strong>. Die Kosten <strong>der</strong><br />
Veranstaltung übernahm <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> „<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V.“.<br />
Dr. Götz Eisenberg,<br />
Psychologischer Dienst <strong>der</strong> JVA Butzbach
nehmer<strong>in</strong>nen und drei Tage Ohrensausen für die Nichttrommler“<br />
gebracht hat, so die E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Verantwortlichen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Anstalt. Aber e<strong>in</strong>e Wie<strong>der</strong>holung und Weiterführung im<br />
nächsten Jahr ist bereits avisiert. Vorbildlich ist e<strong>in</strong> Theaterprojekt,<br />
das seit dem Herbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> JVA <strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong> IV<br />
<strong>in</strong> Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Fachhochschule <strong>Frankfurt</strong> durchgeführt<br />
wird. Auf <strong>der</strong> Grundlage des Mythos von Medea wird<br />
durch spielerische Übungen, Improvisationen und Theatertechniken<br />
Text- und Spielmaterial für e<strong>in</strong>e Inszenierung erarbeitet.<br />
Dabei wird die Kont<strong>in</strong>uität des Prozesses durch die<br />
beteiligten Studierenden gewährleistet, da wegen des Kurzstrafenvollzuges<br />
bei den Gefangenen nur e<strong>in</strong>e punktuelle<br />
Beteiligung erfolgen kann. Schon die geme<strong>in</strong>same Arbeit bietet<br />
die Begegnung zwischen „dr<strong>in</strong>nen und draußen“. Dazu<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
kommt die Möglichkeit, durch öffentliche Wahrnehmung e<strong>in</strong>en<br />
neuen Blick auf die Institution Justizvollzugsanstalt zu werfen.<br />
Das Erarbeitete soll 2009 <strong>in</strong> drei Aufführungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> JVA<br />
<strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong> IV gezeigt werden.<br />
Veranstaltungen, die den Tagesablauf durchbrechen, s<strong>in</strong>d für<br />
die Gefangenen wünschenswert, aber für die Bediensteten mit<br />
e<strong>in</strong>em erheblichen Aufwand verbunden. Wir möchten uns<br />
daher bei allen bedanken, die <strong>in</strong> den Vollzugsanstalten<br />
Veranstaltungen von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern för<strong>der</strong>n, organisieren<br />
und zu ihrem Gel<strong>in</strong>gen beitragen. Unser Dank gilt weiter<br />
den Künstler<strong>in</strong>nen und Künstlern, die häufig zu sehr günstigen<br />
Konditionen Auftritte anbieten und durchführen, und dafür<br />
auch Aufwand und Umstände <strong>in</strong> Kauf nehmen.<br />
Zeitungsbericht über e<strong>in</strong>e Veranstaltung<br />
von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern<br />
9
JAHRESBERICHT 2008<br />
10<br />
„…wir haben doch den ganzen Tag Theater…“<br />
o<strong>der</strong>: gerade deshalb: „Theater muss se<strong>in</strong>!“ *<br />
Der Schrecken des Sicherheitsdienstleiters – ja des gesamten<br />
Vollzugpersonals – ist e<strong>in</strong> Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>treffen von größeren<br />
Gefangenengruppen. Hier entstehen mögliche Risiken im Vollzug,<br />
für die Sicherheit des E<strong>in</strong>zelnen und gar die <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft.<br />
Auch Gruppen von außen, die Kontakt zu den<br />
Gefangenen erhalten, bed<strong>in</strong>gen mitunter das Denken im Vollzug:<br />
Wer kommt da here<strong>in</strong> und was wollen die? Wie verläuft die<br />
Zu- und Abführung? Welche Regeln müssen bedacht werden?<br />
Für Veranstaltungen von „Theater h<strong>in</strong>ter Gittern“ ist <strong>in</strong> Rockenberg<br />
<strong>in</strong>zwischen eher e<strong>in</strong>e engagierte Zusammenarbeit <strong>der</strong><br />
Organisatoren, Helfer und <strong>der</strong> unterschiedlichen Dienstgruppen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Anstalt feststellbar, statt des gedanklichen Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ns im<br />
Vorfeld. Vieles ist möglich durch persönliches Engagement, <strong>der</strong><br />
geme<strong>in</strong>samen Begeisterung für den Event und vor allem mit<br />
dem kollegialen „Wir“ an <strong>der</strong> Sache. Bedienstete im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
Vollzugsdienst, Ausbildungsmeister, Arbeitstherapeuten und<br />
Fachdienste wirken zusammen – über ihre eigentlichen Aufgaben<br />
h<strong>in</strong>aus. Dieses geme<strong>in</strong>same, zusätzliche Engagement für<br />
e<strong>in</strong>e Sache verb<strong>in</strong>det über den Tag h<strong>in</strong>aus und verbessert die<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Zusammenarbeit. Es wirkt über die beteiligten<br />
Personen h<strong>in</strong>aus positiv <strong>in</strong> die Anstalt h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Hiervon profitiert<br />
die Geme<strong>in</strong>schaft aller Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter. Die<br />
Aufführungen, die Events „för<strong>der</strong>n die positive Identifikation mit<br />
dem eigenen Arbeitsplatz“. Es „verbessert sich die Atmosphäre<br />
des Zusammenlebens und -arbeitens“ (Luther-Mosebach).<br />
Der Stellenwert <strong>der</strong> Veranstaltungen von „Theater h<strong>in</strong>ter<br />
Gittern“ ist vielfältig. Sie s<strong>in</strong>d unterhaltend, und das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Institution, die sicher <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten oberflächlichen Bemessung<br />
Außenstehen<strong>der</strong> Unterhaltung verbieten und stattdessen eher<br />
Strafen sollte. Der Wert <strong>der</strong> kulturellen Darbietungen – Kle<strong>in</strong>kunst<br />
und Artistik ebenso wie Lesungen, Musik- und Theaterveranstaltungen<br />
– für die pädagogische Intervention, ist jedoch<br />
<strong>in</strong> ihrer Wirkung auf die Inhaftierten nicht zu unterschätzen.<br />
„Das Leben im Vollzug soll den allgeme<strong>in</strong>en Lebensverhältnissen<br />
soweit als möglich angeglichen werden“ und „im Vollzug<br />
<strong>der</strong> Freiheitsstrafe soll <strong>der</strong> Gefangene fähig werden, künftig <strong>in</strong><br />
sozialer Verantwortung e<strong>in</strong> Leben ohne Straftaten zu führen“ so<br />
das Strafvollzugsgesetz. Es legitimiert mit <strong>der</strong> „Angleichung <strong>der</strong><br />
Lebensverhältnisse“ die „Unterhaltung“ somit e<strong>in</strong>deutig. Die<br />
Unterhaltung entspricht den kulturellen Zielen und Wertevorstellungen<br />
sozialer Geme<strong>in</strong>schaften und Staaten. Von <strong>der</strong> Unterhaltung<br />
leben e<strong>in</strong>e Vielzahl berufstätiger Menschen – nebenbei<br />
auch <strong>in</strong> großen Wirtschaftszweigen – und das ganz legal.<br />
Ehemalige Gefangene, „die aus dem Labyr<strong>in</strong>th krim<strong>in</strong>eller<br />
Wie<strong>der</strong>holungszwänge heraus und <strong>in</strong> e<strong>in</strong> straffreies Leben zurückgefunden<br />
haben“ berichten häufig von e<strong>in</strong>em „Schlüsselerlebnis“,<br />
das „ihrem Leben e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Wendung“ gegeben<br />
hat (Götz Eisenberg). Peter Z<strong>in</strong>gler beispielsweise kam zum<br />
Schreiben durch die Literaturgruppe <strong>in</strong> <strong>der</strong> JVA Dieburg und<br />
heute senden TV Sen<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e mit genauer szenetypischer<br />
Beschreibung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Charaktere verfilmten Drehbücher<br />
zu besten Sendezeiten.<br />
E<strong>in</strong>e Vielzahl von Teilnehmern wird während den Veranstaltungen<br />
<strong>der</strong> Reihe „Theater h<strong>in</strong>ter Gittern“ im Gefängnis erreicht.<br />
Neben <strong>der</strong> Unterhaltung, <strong>der</strong> Abwechselung des Alltages, dem<br />
Verlassen des Haftraumes für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit und dem Zusammense<strong>in</strong><br />
mit An<strong>der</strong>en, also vielleicht dem oft genannten<br />
„Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g im Sozialen Kontext“, können die Gefangenen an <strong>der</strong><br />
Normalität des Alltäglichen positive Identifikationsprozesse<br />
durchleben. Defizite und Konflikte im sozialen Bereich verbessern<br />
sich ganz nebenbei durch die entstehende Atmosphäre des<br />
kulturellen Zusammenlebens. Die kulturelle Vielfalt <strong>der</strong> Angebote<br />
von „Theater h<strong>in</strong>ter Gittern“ bietet jedem Teilnehmer e<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>nvoll gestaltete „Freizeit“ während <strong>der</strong> Haft. Die neben<br />
„Theater h<strong>in</strong>ter Gittern“ stehenden vere<strong>in</strong>zelten weiteren Angebote<br />
(Pop- und klassische Konzerte sowie vere<strong>in</strong>zelte Workshops)<br />
s<strong>in</strong>d auf das Engagement von Mitarbeitern und Externen<br />
begrenzt. Sie s<strong>in</strong>d zusätzlich und ergänzend, da sie nicht wie<br />
„Theater h<strong>in</strong>ter Gittern“ <strong>in</strong>stitutionalisiert s<strong>in</strong>d.<br />
Das Interesse <strong>der</strong> Gefangenen an Unterhaltung, an Abwechselung<br />
und auch an Normalität im Gefängnis ist riesengroß. Die<br />
Musik- und Theaterveranstaltungen sprechen und rühren die<br />
Gefangenen <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise an. Ablehnung und Zuspruch,<br />
vor allem spontane Beteiligung am Geschehen auf <strong>der</strong><br />
Bühne, zeigen sich regelmäßig. Die meistens anschließend<br />
stattf<strong>in</strong>denden Gespräche mit Darstellern und Musikern – den<br />
„Stars“ – ermöglichen den Zuschauern neue E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die<br />
Vielfalt <strong>der</strong> kulturellen Ausdrucksmöglichkeiten. Musikveranstaltungen<br />
benötigen ke<strong>in</strong> sprachliches Vermögen; sie gehen<br />
direkt „<strong>in</strong>s Blut“, <strong>in</strong>dem sie Stimmungen transportieren.<br />
Theateraufführungen basieren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auf <strong>der</strong> deutschen<br />
Sprache. In <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Stücke wird aber Wert auf e<strong>in</strong>e<br />
verständliche Sprache gelegt, um den Zugang zu erleichtern.<br />
Das Projekt „Theater h<strong>in</strong>ter Gittern“ ist Krim<strong>in</strong>alprävention im<br />
besten S<strong>in</strong>ne. Es transportiert Ausdrucksmöglichkeiten, Vielfalt<br />
und kulturelle Identität. Es verbessert das Zusammenleben <strong>der</strong><br />
Gefangenen und för<strong>der</strong>t durch Erleben und Anregung ihre<br />
Kommunikation untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Es entstehen auch neue, positive<br />
Anknüpfungspunkte zwischen Bediensteten und den Gefangenen.<br />
Kulturarbeit im Strafvollzug dient somit auch <strong>der</strong> Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Kommunikationsfähigkeit <strong>der</strong> Insassen.<br />
E<strong>in</strong>e kultur- bzw. theaterpädagogische E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />
<strong>in</strong> Musik- und Theaterworkshops wäre natürlich e<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>nvolle Ergänzung, die seitens <strong>der</strong> Anstalten geleistet werden<br />
müsste. Workshops, die im Haushaltsbudget <strong>der</strong> JVA verankert<br />
s<strong>in</strong>d, können Anknüpfungspunkte an das freizeit-pädagogische<br />
Kulturprogramm von „Theater h<strong>in</strong>ter Gittern“ se<strong>in</strong>. Positive<br />
Fähigkeiten und Persönlichkeitsanteile werden durch künstlerische<br />
Projekte leichter geweckt und verstärken e<strong>in</strong>e gesunde<br />
Identitätsentwicklung. Das Zutrauen <strong>in</strong> gute Eigenschaften wirkt<br />
sich stabilisierend auf die Entwicklung des Betreffenden aus.<br />
Peter Gebhard, Vorstandsmitglied <strong>der</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
* Thomas Luther-Mosebach: „Kulturelle Bildung im Jugendstrafvollzug“<br />
* Götz Eisenberg: „Schlüsselerlebnisse“<br />
* Werbeaufkleber Theater Ma<strong>in</strong>z: „Theater muss se<strong>in</strong>“
TREFFPUNKT FRANKFURT<br />
Der „Treffpunkt“ im <strong>Frankfurt</strong>er Stadtteil Bornheim ist e<strong>in</strong> Ort,<br />
<strong>der</strong> allen Menschen offen steht, die aus f<strong>in</strong>anziellen o<strong>der</strong><br />
sozialen Gründen nicht an kommerziellen Freizeitangeboten<br />
teilnehmen können o<strong>der</strong> wollen. Viele, die wegen Armut,<br />
Krankheiten o<strong>der</strong> ehemaliger Straffälligkeit am Rand <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
stehen, haben ke<strong>in</strong>e Familie o<strong>der</strong> Freunde. Sie s<strong>in</strong>d<br />
oft e<strong>in</strong>sam und dankbar, für die Möglichkeit, Zeit <strong>in</strong> Gesellschaft<br />
zu verbr<strong>in</strong>gen. Wenn es dazu noch e<strong>in</strong>e Mahlzeit gibt –<br />
umso besser.<br />
Die Räume des Treffpunkts s<strong>in</strong>d an zwei Abenden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche<br />
– dienstags und donnerstags – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeit von 19 bis 22 Uhr<br />
geöffnet. Je<strong>der</strong> Abend wird von e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> zwei Ehrenamtlichen<br />
begleitet. Dieser ehrenamtliche E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>er Gruppe<br />
von acht bis zehn engagierten Frauen und Männern gewährleistet<br />
die beson<strong>der</strong>e Qualität des Angebots. Die Arbeit ist nicht<br />
problemorientiert, bietet ke<strong>in</strong>e pädagogischen Konzepte und<br />
drängt nicht auf Verän<strong>der</strong>ung. Je<strong>der</strong> kann so se<strong>in</strong>, wie er ist<br />
und darf dies auch bleiben – vorausgesetzt, er o<strong>der</strong> sie fügt<br />
sich soweit wie nötig <strong>in</strong> die Geme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Besucher<strong>in</strong>nen<br />
und Besucher e<strong>in</strong>. Erwartet wird allerd<strong>in</strong>gs Mithilfe bei <strong>der</strong><br />
Gestaltung <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Mahlzeit und beim Aufräumen<br />
und Geschirrspülen. Die Stärkung von sozialen Kompetenzen<br />
Ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des Treffpunkts<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
und eigener Initiative durch die Teilnahme an den geme<strong>in</strong>samen<br />
Abenden ist erwünscht. Der Treffpunkt wird an jedem<br />
Öffnungsabend von 20 bis 30 Menschen besucht.<br />
Für die Besucher<strong>in</strong>nen und Besucher ist die kostenlose, geme<strong>in</strong>same<br />
Mahlzeit e<strong>in</strong> wichtiger Teil jedes Abends. Meistens<br />
gibt es belegte Brote und Salat – manchmal auch etwas<br />
Warmes – mit Getränken (Kaffee, Tee, Limonade, M<strong>in</strong>eralwasser).<br />
E<strong>in</strong>e zuverlässige Belieferung durch die „<strong>Frankfurt</strong>er<br />
Tafel e.V.“ mit Backwaren aus verschiedenen örtlichen<br />
Bäckereien leistet uns dabei große Unterstützung. Große<br />
Freude bereitet es den Besuchern, wenn <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lieferung <strong>der</strong><br />
„Tafel“ zusätzlich Nachspeisen wie Joghurtspeisen, Milchreis<br />
o<strong>der</strong> ab und zu e<strong>in</strong> warmes Essen enthalten s<strong>in</strong>d. Daneben<br />
gibt es Gespräche, Spiele und Musik. Manche genießen auch<br />
e<strong>in</strong>fach still die Gesellschaft an<strong>der</strong>er.<br />
Großen Zuspruch fanden im vergangenen Jahr die zusätzlichen<br />
Veranstaltungen. Im Januar und im April konnten dank<br />
20 gespendeter Freikarten <strong>der</strong> Deutschen Bank zwei Spiele<br />
<strong>der</strong> Basketballmannschaft <strong>der</strong> „Deutsche Bank Skyl<strong>in</strong>ers<br />
<strong>Frankfurt</strong>“ besucht werden. Stimmungsvolle und <strong>in</strong>teressante<br />
Begegnungen gegen Bamberg und Berl<strong>in</strong> begeisterten die<br />
11
JAHRESBERICHT 2008<br />
Teilnehmer vom Treffpunkt. Zum sommerlichen Grillfest im<br />
Garten <strong>der</strong> Liebfrauen-Geme<strong>in</strong>de kamen 30 Personen. Bei<br />
gutem Wetter, gegrilltem Fleisch und Würstchen sowie<br />
Getränken war es e<strong>in</strong> gelungener Nachmittag. Im September<br />
wurde e<strong>in</strong> Ausflug mit dem Schiff nach Rüdesheim angeboten.<br />
E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Gruppe fuhr am späten Nachmittag mit<br />
<strong>der</strong> Bahn zurück, die an<strong>der</strong>en nutzten die Gelegenheit, den<br />
„Rhe<strong>in</strong> <strong>in</strong> Flammen“ zu genießen. Gelungener Abschluss<br />
unserer Arbeit <strong>in</strong> 2008 war die Weihnachtsfeier mit dem traditionellen<br />
„Wichteln“. E<strong>in</strong> Festessen aus e<strong>in</strong>er nahe gelegenen<br />
Metzgerei wurde ergänzt durch von den Ehrenamtlichen zubereiteten<br />
Salaten und Desserts. 35 Besucher genossen die vorweihnachtliche<br />
Stimmung des Abends. Auch am Heiligen<br />
12<br />
Was sagen die Besucher selbst zum Treffpunkt?<br />
Dazu e<strong>in</strong>ige Stimmen:<br />
Ich komme hier <strong>in</strong> den Treffpunkt, um an<strong>der</strong>e Menschen zu treffen! N.N.<br />
Abend war <strong>der</strong> Treffpunkt geöffnet, um mit denjenigen, die<br />
sonst alle<strong>in</strong> wären, e<strong>in</strong>en bes<strong>in</strong>nlichen und geselligen Abend<br />
zu gestalten.<br />
Die Arbeit des Treffpunkts wird durch e<strong>in</strong>en Mitarbeiter koord<strong>in</strong>iert,<br />
<strong>der</strong> nebenamtlich beim Vere<strong>in</strong> angestellt ist. Er plant<br />
geme<strong>in</strong>sam mit den Ehrenamtlichen die E<strong>in</strong>sätze, ist für die<br />
E<strong>in</strong>käufe von Lebensmitteln und Getränken verantwortlich,<br />
führt regelmäßige Teambesprechungen durch, organisiert die<br />
Werbung neuer Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter und <strong>in</strong>formiert<br />
Interessierte über die Aktivitäten des Treffpunkts. Die F<strong>in</strong>anzierung<br />
des Treffpunkts erfolgte auch 2008 durch e<strong>in</strong>en<br />
Zuschuss <strong>der</strong> Stadt <strong>Frankfurt</strong> und über Eigenmittel des Vere<strong>in</strong>s.<br />
Ich komme gerne <strong>in</strong> den Treffpunkt, weil man hier nette Leute treffen kann. Die Atmosphäre ist sehr gemütlich. An zwei<br />
Abenden pro Woche kann man sich hier bei Brot und Getränken aufhalten. Marion S.<br />
In Bornheim die „Petterweil“ hat gute Sozialarbeiter, die sich um die Leute kümmern und das ist gut so. N.N.<br />
Als Kommunikation f<strong>in</strong>de ich den Treffpunkt zur geme<strong>in</strong>samen Begegnung allgeme<strong>in</strong> sehr gut und b<strong>in</strong> <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung, ihn<br />
auch am Wochenende bzw. Freitag und Samstag ab 14.30 – 22.00 Uhr für die Treff-Besucher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gestaltung des geme<strong>in</strong>samen<br />
Kaffee-Essens zu öffnen. Klaus<br />
Zum Treffpunkt gehe ich, weil ich soziale Kontakte pflegen möchte. Um auch vom täglichen E<strong>in</strong>erlei abgelenkt zu werden.<br />
Natürlich auch, um etwas Nahrung aufzunehmen. Insgesamt b<strong>in</strong> ich ganz froh, dass es den Treffpunkt gibt. Laszlo<br />
Der Treffpunkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Petterweilstraße ist e<strong>in</strong>zigartig <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>. Wo man Getränke und Essen umsonst bekommt. Am<br />
Computer arbeiten und spielen kann. Schön ist auch die jährliche Schifffahrt, auch e<strong>in</strong>malig <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>. Nur schade, dass<br />
es zwei Mal die Woche und nur drei Stunden offen ist. Es müsste e<strong>in</strong>en Tag mehr geöffnet se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> zwei Stunden länger<br />
offen. Durch die Renovierung und neue Möbel ist es auch angenehmer und schöner geworden. Peter<br />
Foto: F. Matte / PantherMedia Foto: F. Matte / PantherMedia
KONFLIKTE LÖSEN OHNE GEWALT<br />
Dieses Beratungsangebot richtet sich an Männer, die <strong>in</strong> ihrem<br />
familiären bzw. sozialen Nahbereich gewalttätig geworden<br />
s<strong>in</strong>d. Opfer dieser Gewalt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel Frauen und Freund<strong>in</strong>nen<br />
o<strong>der</strong> Eltern und Geschwister. Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d Handlungen<br />
wie zum Beispiel:<br />
Körperliche Gewalt gegen Personen o<strong>der</strong> Sachen:<br />
Schlagen, würgen, treten; zerstören von Möbeln, Eigentum<br />
und Geschenken.<br />
Seelische Gewalt:<br />
E<strong>in</strong>schüchtern, den Ausgang versperren, bedrohen, ängstigen,<br />
e<strong>in</strong>sperren, verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n von Kontakten mit Freund<strong>in</strong>nen, Verwandten<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Menschen.<br />
Ökonomische Gewalt:<br />
Unterb<strong>in</strong>den des Zugangs zum Konto o<strong>der</strong> zum Geld, ökonomisch<br />
abhängig machen.<br />
Sexuelle Gewalt:<br />
Die Partner<strong>in</strong> vergewaltigen, sie gegen ihren Willen und mittels<br />
psychischen Druck zu sexuellen Handlungen zu manipulieren,<br />
etc.<br />
Häufig ergeht bei Strafverfahren bzw. <strong>der</strong>en E<strong>in</strong>stellung nach<br />
153 a StPO die Auflage an den Beschuldigten, sich e<strong>in</strong>er Beratung<br />
zu unterziehen. Dies scheitert jedoch oft an e<strong>in</strong>em mangelnden<br />
Angebot. Durch E<strong>in</strong>zelberatung und Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
möchte <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
e<strong>in</strong> qualifiziertes Angebot zur Verfügung stellen. Es wurde im<br />
Jahr 2006 zunächst im Landgerichtsbezirk Hanau e<strong>in</strong>geführt.<br />
Ziele s<strong>in</strong>d dabei das Erlernen gewaltfreier Konfliktlösungen,<br />
die Übernahme <strong>der</strong> Verantwortung für das eigene Gewalthandeln<br />
und dessen Folgen, die Entwicklung von Perspektiven für<br />
die persönliche Zukunft und das Gew<strong>in</strong>nen von Vertrauen <strong>in</strong><br />
sich selbst. In <strong>der</strong> Beratung werden Fragen behandelt wie:<br />
� Wie wurde die Konfliktsituation wahrgenommen?<br />
� Was genau wurde getan?<br />
� Was waren die Folgen?<br />
� Wie entwickelte sich die Situation?<br />
� Was ist nötig, um sich die Erlaubnis zu geben, gewalttätig<br />
zu se<strong>in</strong>?<br />
� Welche Gefühle entstehen bei <strong>der</strong> Ausübung von Gewalt?<br />
� Welche Gefühle gibt es nach <strong>der</strong> Gewaltausübung?<br />
� Welche Vorbil<strong>der</strong> und Modelle gibt es für Gewalt <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
eigenen Biographie?<br />
� Wie s<strong>in</strong>d Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung?<br />
� Welche Ressourcen stehen zur gewaltfreien Bewältigung<br />
<strong>der</strong> Konflikte zur Verfügung?<br />
Beratung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g werden von e<strong>in</strong>em qualifizierten Berater<br />
durchgeführt. Harald Scheffl hat u. a. e<strong>in</strong>e Ausbildung zum Gestaltpädagogen<br />
und verfügt über langjährige Berufserfahrung<br />
als Tra<strong>in</strong>er und Coach. Er ist auf Honorarbasis für den Vere<strong>in</strong><br />
tätig. Das Angebot wurde bewusst niedrigschwellig konzipiert.<br />
Die E<strong>in</strong>zelberatung besteht zunächst aus drei Sitzungen von je<br />
e<strong>in</strong>er Stunde. Zunächst sollen das Problembewusstse<strong>in</strong> ge-<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
weckt und gestärkt sowie erste Lösungsansätze erörtert werden.<br />
Das darauf aufbauende Gruppentra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zielt auf e<strong>in</strong>e<br />
dauerhafte Än<strong>der</strong>ung des Verhaltens.<br />
Die Arbeit mit Gewalttätern dient dem Opferschutz. Das primäre<br />
Ziel ist die Beendigung jeglicher Gewalt und die Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
weiterer Gewalttaten. Die Sicherheit von Frauen und<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Täterarbeit e<strong>in</strong> zentrales Anliegen. E<strong>in</strong>e zentrale<br />
Frage dabei ist, wie gewalttätige Männer bewegt werden<br />
können, an Beratungs- o<strong>der</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogrammen teilzunehmen,<br />
denn sie suchen <strong>in</strong> den seltensten Fällen von sich aus<br />
Hilfe, um ihr gewalttätiges Verhalten zu verän<strong>der</strong>n. Zunehmende<br />
Bedeutung gew<strong>in</strong>nt daher die Teilnahme an Täterprogramm<br />
aufgrund justizieller Weisungen. Wissenschaftlichen<br />
Studien bestätigen, dass Täterarbeit im Kontext von Interventionsprojekten<br />
e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Maßnahme für gewalttätige<br />
Männer ist. Knapp zwei Drittel <strong>der</strong> Männer, die e<strong>in</strong> Programm<br />
begannen, schlossen es auch ab. Täter, die aufgrund e<strong>in</strong>er<br />
justiziellen Weisung o<strong>der</strong> Auflage an e<strong>in</strong>em Täterprogramm<br />
teilnehmen, schließen dieses häufiger ab als Teilnehmer ohne<br />
diesen H<strong>in</strong>tergrund.<br />
Wichtiger Bestandteil des Konzepts ist die Erwartung an die<br />
Teilnehmer, für ihre Beratung zu bezahlen. Davon kann abgesehen<br />
werden, wenn gleichzeitig e<strong>in</strong>e Geldauflage an den Vere<strong>in</strong><br />
zu leisten ist. Für Teilnehmer, die nur über e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ges o<strong>der</strong><br />
ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>kommen verfügen, kann e<strong>in</strong>e deutliche Ermäßigung<br />
erfolgen. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Kosten ist jedoch <strong>in</strong> jedem Fall zu tragen.<br />
Erfahrungen des Beraters Harald Scheffl<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit Tätern<br />
Alle Männer haben selbst Gewalt <strong>in</strong> ihren Herkunftsfamilien<br />
erlebt. An diesen Modellen haben sie Gewalt als e<strong>in</strong> normales<br />
Verhalten von Mann zu Frau und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erlernt. Diese<br />
frühen Erfahrungen stellen gleichermaßen e<strong>in</strong>e bewusste<br />
o<strong>der</strong> unbewusste Legitimation ihres Verhaltens dar. So entwickeln<br />
viele im Laufe ihres Lebens „Lebenskonstrukte“<br />
und „Glaubenssätze“, mit denen sie ihr gewalttätiges<br />
Verhalten begründen.<br />
Dass sie sich damit selbst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Teufelskreis gefangen<br />
halten, ist ihnen nicht bewusst. Tief liegende Wünsche nach<br />
e<strong>in</strong>er befriedigenden und liebevollen Beziehung können nur<br />
noch als Frustration ausgeblendet und verdrängt werden.<br />
Die dauerhafte Enttäuschung, „es nicht h<strong>in</strong>zukriegen“, ist<br />
gleichermaßen <strong>der</strong> Nährboden für Aggression.<br />
Hauptthema bei allen Männern ist, dass sie wenig bis ke<strong>in</strong>en<br />
Zugang zu ihren eigenen Gefühlen, wie Trauer, Schmerz,<br />
Angst, Rache, Wut, Ohnmacht, sich e<strong>in</strong>sam fühlen haben. Sie<br />
berichten von schweren Misshandlungen aus ihrer eigenen<br />
K<strong>in</strong>dheit und Jugend, häufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Teilnahmslosigkeit, als<br />
hätten sie es gar nicht erlebt. „Mit <strong>der</strong> Zeit gewöhnst du dich<br />
daran und verlierst jedes Gefühl für Tränen.“<br />
13
JAHRESBERICHT 2008<br />
FACHTAGUNGEN UND FACHVERANSTALTUNGEN<br />
Fachöffentliches Expertensymposium zur zukünftigen<br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Arbeit des Vere<strong>in</strong>s<br />
<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
Welche Angebote benötigen straffällige Menschen jetzt und <strong>in</strong><br />
den kommenden Jahren?<br />
Welche Rolle sollte <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> bei Vorhaben übernehmen, die<br />
neben <strong>der</strong> Resozialisierung verstärkt auch Sicherungszwecke<br />
zum Inhalt haben?<br />
Was erwarten Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen und -helfer von e<strong>in</strong>em<br />
justiznahen För<strong>der</strong>vere<strong>in</strong>?<br />
Welche Rolle werden justiznahe Vere<strong>in</strong>e im Bereich <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong>,<br />
<strong>der</strong> Straffälligenhilfe und auch <strong>der</strong> Opferhilfe <strong>in</strong><br />
Zukunft spielen?<br />
Was erwarten die an<strong>der</strong>en Institutionen <strong>der</strong> Justiz (Gerichte,<br />
Staatsanwaltschaften) und wie können sie – auch f<strong>in</strong>anziell –<br />
die Vere<strong>in</strong>e bei ihrer Tätigkeit unterstützen?<br />
Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen veranstaltete<br />
unser Vere<strong>in</strong> am 18. Juni 2008 e<strong>in</strong> fachöffentliches Expertensymposium.<br />
Nach <strong>der</strong> Schließung <strong>der</strong> Karl-Hemfler-Häuser –<br />
Übergangswohnheime für haftentlassene Männer <strong>in</strong> Kassel –<br />
standen wir – und stehen wir noch – vor e<strong>in</strong>er Neuausrichtung<br />
unserer Arbeit. Begleitet durch e<strong>in</strong> entsprechendes Votum <strong>der</strong><br />
Mitglie<strong>der</strong>versammlung hatte <strong>der</strong> Vorstand e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>terne<br />
Arbeitsgruppe angeregt, die ebenfalls Überlegungen <strong>in</strong> dieser<br />
Der Vorsitzende des Vere<strong>in</strong>s Dr. Ra<strong>in</strong>er Möß<strong>in</strong>ger begrüßt Experten und Gäste<br />
14<br />
H<strong>in</strong>sicht angestellt hat. Auf schriftlichem Weg wurde auch<br />
die <strong>Bewährungshilfe</strong> um Anregungen und H<strong>in</strong>weise bezüglich<br />
zukünftiger Arbeitsschwerpunkte gebeten. Um e<strong>in</strong> möglichst<br />
breites Me<strong>in</strong>ungsspektrum e<strong>in</strong>zuholen und sich umfassend<br />
über neue und zu erwartende Tendenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewährungsund<br />
Straffälligenhilfe zu <strong>in</strong>formieren, erbaten wir uns die<br />
Mitwirkung von zwölf Expert<strong>in</strong>nen und Experten, die <strong>in</strong> dem<br />
Vere<strong>in</strong> und se<strong>in</strong>em Satzungszweck nahe stehenden Institutionen<br />
und Organisationen tätig s<strong>in</strong>d. Sie gaben <strong>in</strong> jeweils 10<br />
bis 15 M<strong>in</strong>uten langen Statements ihre H<strong>in</strong>weise und<br />
Empfehlungen zur F<strong>in</strong>dung neuer Arbeitsschwerpunkte ab.<br />
E<strong>in</strong>e Zusammenfassung <strong>in</strong> Stichworten f<strong>in</strong>den Sie an dieser<br />
Stelle, e<strong>in</strong>e ausführliche Darstellung senden wir Ihnen auf<br />
Wunsch gerne zu.<br />
Prof. Dr. Arthur Kreuzer, Institut für Krim<strong>in</strong>ologie an <strong>der</strong><br />
Justus-Liebig-Universität Gießen e.V.<br />
• Interessenvertretung für die <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
• Evaluation und Wirksamkeitsforschung für die<br />
<strong>Bewährungshilfe</strong><br />
• Anregung von Modellprojekten z.B. für gefährliche<br />
Straftäter<br />
• E<strong>in</strong>richtungen für junge Straffällige<br />
• Ausbau <strong>der</strong> ehrenamtlichen Arbeit unter E<strong>in</strong>beziehung des<br />
Straf- und Maßregelvollzugs<br />
• E<strong>in</strong>mischung <strong>in</strong> die Krim<strong>in</strong>alpolitik<br />
Peter Reckl<strong>in</strong>g, DBH – Fachverband für Soziale Arbeit,<br />
Strafrecht und Krim<strong>in</strong>alpolitik<br />
• Stärkung <strong>der</strong> Kooperation <strong>der</strong> staatlichen sozialen Dienste<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Justiz und <strong>der</strong> freien Straffälligenhilfe<br />
• Ausweitung von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern mit <strong>der</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong><br />
von kulturellen Aktivitäten <strong>der</strong> Gefangenen, aber auch <strong>der</strong><br />
Probanden <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
• För<strong>der</strong>n und For<strong>der</strong>n von Gruppenarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong><br />
• Geme<strong>in</strong>nützige Arbeit<br />
• Zeugenbetreuung<br />
• Bildung e<strong>in</strong>es Landesverbandes<br />
Werner Schulte, Hessisches M<strong>in</strong>isterium <strong>der</strong> Justiz,<br />
Abt. Justizvollzug<br />
• Mitarbeit bei <strong>der</strong> Überw<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Schnittstellenproblematik<br />
zwischen den verschiedenen Diensten und<br />
Hilfsangeboten<br />
• Mitarbeit bei <strong>der</strong> Gestaltung e<strong>in</strong>es Netzwerkes<br />
• Angebot und Steuerung e<strong>in</strong>er Plattform<br />
• Aufrechterhaltung und Ausweitung <strong>der</strong> ehrenamtlichen<br />
Arbeit <strong>in</strong> den Vollzug, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Form von<br />
Schulungen<br />
• Fortsetzung des Angebots von Theater h<strong>in</strong>ter Gittern<br />
• Wohnangebote für junge ehemalige Gefangene <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>heiten
Dr. Werner Päckert, Leiter <strong>der</strong> Justizvollzugsanstalt<br />
Hünfeld<br />
• Unterstützung vor Ort, z.B. bei Wohnungsauflösungen und<br />
bei <strong>der</strong> Sicherung <strong>der</strong> persönlichen Habe <strong>der</strong> Gefangenen<br />
• Sprechstunden <strong>in</strong> den Anstalten<br />
• Hilfe bei <strong>der</strong> Suche nach bezahlbaren Unterkünften<br />
• Unterstützung <strong>der</strong> Motivation <strong>der</strong> Gefangenen bei <strong>der</strong><br />
Wohnungs- und Arbeitsplatzsuche<br />
• Gesprächsangebote für Gefangene<br />
Stephan Volp, Landesarbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong><br />
Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen und Bewährungshelfer <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Für Probanden<br />
• Organisation, Koord<strong>in</strong>ation und flächendeckende<br />
Durchführung von Gruppenangeboten <strong>in</strong> den Bereichen<br />
• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g sozialer Kompetenzen,<br />
• Antiaggressionstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für Erwachsene,<br />
• Erlebnispädagogik,<br />
• Gruppenarbeit mit Sexualstraftätern (ggf. ambulante<br />
Gruppentherapie )<br />
• Rechtsberatung<br />
• Hilfsfonds zur Überbrückung beson<strong>der</strong>s schwieriger<br />
Lebenslagen<br />
Für die <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
• Fachtagungen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e qualifizierte vertiefende Fortbildungen<br />
zu aktuellen Problemlagen bzw. Tätergruppen<br />
(z. B. psychisch kranke Straftäter, Schuldenberatung)<br />
• Diskussion und Entwicklung von Qualitätsstandards<br />
• Organisationsberatung<br />
• Interessenvertretung<br />
• Engere Gesprächskultur und Absprachen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beteiligung<br />
und Kommentierung zu Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Strafpolitik<br />
geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong> LAG<br />
Peter Rettenbeck, Landeszusammenschluss für<br />
Straffälligenhilfe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
• Interessenvertretung für die Anliegen <strong>der</strong> Straffälligen und<br />
<strong>der</strong> Straffälligenhilfe<br />
Gaben ihren fachkundigen Rat: (v. l.:) Dr. Thomas Wolf, Christ<strong>in</strong>a Uwis, Jörg<br />
Bannach, Werner Schulte und rechts vorn im Bild Prof. Dr. Arthur Kreuzer<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
• Arbeit schaffen, Arbeitsprojekte und <strong>in</strong>telligente Produkte<br />
entwickeln<br />
• Vermittlung <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nützige Arbeit<br />
• Brücken bauen zwischen <strong>der</strong> staatlichen und <strong>der</strong> freien<br />
Straffälligenhilfe<br />
• Kooperation <strong>der</strong> Träger <strong>der</strong> freien Straffälligenhilfe<br />
Dr. Thomas Wolf, Vorsitzen<strong>der</strong> Richter am Landgericht<br />
• Beschränkung auf das, was man leisten kann<br />
• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramme und Kurse auch für Erwachsene<br />
• Lockerungen unterstützen durch Organisation ehrenamtlicher<br />
Arbeit<br />
• Zusammenarbeit mit dem Übergangsmanagement<br />
• Netzwerke, Austausch und „Runde Tische“ <strong>in</strong>itiieren und<br />
unterstützen<br />
Jörg Bannach, Oberstaatsanwalt<br />
• Arbeit mit jungen Straftätern, Jugendlichen und Heranwachsenden<br />
• Anti-Aggressions-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
• Anlaufstationen für Jugendliche und Heranwachsende<br />
• Ehrenamtliche, die für Jugendliche Türen öffnen können<br />
Christ<strong>in</strong>a Uwis, Bewährungshelfer<strong>in</strong>, Projekt Ambulante<br />
Nachsorge Kassel<br />
• Ehrenamtliche Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
• Tätertherapie für Sexualstraftäter<br />
• Rückfallvermeidungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für jugendliche und erwachsene<br />
Gewalttäter<br />
Christoph Hartmann, Bewährungshelfer,<br />
Projekt Schuldnerberatung<br />
• Ehrenamtliche Mitarbeit zur Unterstützung <strong>der</strong> Schuldnerberatung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> und im Vollzug<br />
• Unterstützung <strong>der</strong> Broschüre Schuldnerberatung<br />
• E<strong>in</strong>richtung e<strong>in</strong>es Fonds zur Durchführung kle<strong>in</strong>erer Schuldensanierungen<br />
• Informationsvermittlung – Angebot e<strong>in</strong>er Plattform<br />
• Gruppenangebote zur Budgetberatung<br />
• Bearbeitung und „Übersetzung“ von Vordrucken zur<br />
Insolvenz- und Schuldenberatung<br />
• Kochkurse „Gesund und Günstig“<br />
Cet<strong>in</strong> Upc<strong>in</strong>, Suchthilfezentrum Wiesbaden<br />
• Rechtsauskunft für geme<strong>in</strong>same Klientel <strong>der</strong> Sucht- und<br />
<strong>Bewährungshilfe</strong><br />
• E<strong>in</strong>richtung von klientenbezogenen Fallkonferenzen<br />
• <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen verschiedenen<br />
E<strong>in</strong>richtungen<br />
Wir danken an dieser Stelle nochmals allen Mitwirkenden<br />
für ihre Unterstützung.<br />
15
JAHRESBERICHT 2008<br />
Krim<strong>in</strong>alität br<strong>in</strong>gt Quote<br />
Fasz<strong>in</strong>ation und Angst – Pole subjektiver Wahrnehmung<br />
In Kooperation mit dem Vere<strong>in</strong> Soziale Hilfe e.V. und <strong>der</strong> Diakonie<br />
Kurhessen-Waldeck veranstalteten wir im Rahmen des<br />
50 jährigen Bestehens des Landeszusammenschlusses für<br />
Straffälligenhilfe am 28. 08. 2008 <strong>in</strong> Kassel e<strong>in</strong>e Podiumsdiskussion.<br />
Behandelt wurden Fragen <strong>der</strong> öffentlichen Wahrnehmung<br />
von Krim<strong>in</strong>alität, ihre Darstellung <strong>in</strong> den Medien und<br />
dem tatsächlichen Erleben von Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
Diskutiert wurden weiterh<strong>in</strong> die Auswirkungen auf die<br />
Krim<strong>in</strong>alpolitik und die Bed<strong>in</strong>gungen, unter denen Straffällighilfe<br />
stattf<strong>in</strong>den kann. Frau Ulrike Moritz, Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Soziale Hilfe e.V., begrüßte die Anwesenden und führte <strong>in</strong> den<br />
Abend e<strong>in</strong>. Die Mo<strong>der</strong>ation hatte Frau Gabriele Heppe-Knoche,<br />
Evangelisches Forum Kassel, übernommen. Teilnehmer des<br />
Podiums waren Herr Wilfried Henn<strong>in</strong>g, Polizeipräsident <strong>in</strong><br />
Kassel; Frau Ulrike Pflüger-Scherb, Hessisch-Nie<strong>der</strong>sächische<br />
Allgeme<strong>in</strong>e, Frau Susanne Z<strong>in</strong>ke, Geschäftsführer<strong>in</strong> des<br />
Präventionsrats <strong>der</strong> Stadt Kassel sowie Dr. Julia Simonson,<br />
Diplom-Soziolog<strong>in</strong> am Krim<strong>in</strong>ologischen Forschungs<strong>in</strong>stitut<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen e.V., die den Abend mit e<strong>in</strong>en Impulsvertrag<br />
eröffnete.<br />
Diskutierten auf dem Podium: (v.l.:) Susanne Z<strong>in</strong>ke, Gabriele Heppe-Knoche,<br />
Ulrike Pflüger-Scherb, Wilfried Henn<strong>in</strong>g, Dr. Julia Simonson<br />
Frau Dr. Simonson belegte <strong>in</strong> ihrem Vortrag e<strong>in</strong>drucksvoll den<br />
Zusammenhang zwischen Krim<strong>in</strong>alitätswahrnehmung und<br />
Medienkonsum. Obwohl die Krim<strong>in</strong>alität <strong>in</strong> den Jahren 1995<br />
bis 2005 ausweislich <strong>der</strong> polizeilichen Krim<strong>in</strong>alstatistik bei<br />
den meisten Delikten zurückgegangen sei, glaube die Bevölkerung<br />
im Gegenteil an e<strong>in</strong>en starken Anstieg, wie sich <strong>in</strong><br />
Befragungen zeigen lasse. Beispielsweise g<strong>in</strong>g die Zahl <strong>der</strong><br />
Diebstähle laut PKS im genannten Zeitraum um 29 % zurück,<br />
während 63 % <strong>der</strong> Bevölkerung schätze, dass diese sehr viel<br />
o<strong>der</strong> viel häufiger geworden seien. Dr. Simonson setzte hierzu<br />
den Medienkonsum <strong>in</strong> Bezug. Die Überschätzung des Anstiegs<br />
<strong>der</strong> Delikte korrespondiere deutlich mit e<strong>in</strong>er häufigen<br />
Nutzung von privaten TV-Sen<strong>der</strong>n. Deutlich werde dies vor<br />
16<br />
allem bei beson<strong>der</strong>s gravierenden Delikten wie Sexualmord.<br />
E<strong>in</strong>e Befragung des Krim<strong>in</strong>ologischen Forschungs<strong>in</strong>stituts<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen habe auch gezeigt, dass die Furcht vor Krim<strong>in</strong>alität<br />
steige, wenn die Nutzung von privaten TV-Sen<strong>der</strong>n hoch<br />
sei. Gleichzeitig steige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung die Zustimmung zu<br />
<strong>der</strong> Aussage, dass harte Strafen notwendig seien, um an<strong>der</strong>e<br />
von Straftaten abzuhalten. Es lasse sich auch zeigen, dass die<br />
Nutzung des Privatfernsehens E<strong>in</strong>fluss auf die Frage habe, ob<br />
die von deutschen Gerichten verhängten Strafen angemessen<br />
seien. Häufigen Nutzern dieses Mediums erschienen die<br />
Strafen eher als zu ger<strong>in</strong>g. Insgesamt lasse sich e<strong>in</strong> deutlicher<br />
Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> Nutzung von Privatfernsehen,<br />
Krim<strong>in</strong>alitätswahrnehmung und -furcht sowie dem Strafbedürfnis<br />
zeigen.<br />
Sicherheitsmanagement und Rückfallprophylaxe<br />
nach Sexualstraftaten<br />
Umsetzung richterlicher Beschlüsse<br />
So lautete das Thema e<strong>in</strong>er halbtägigen Fachtagung am 10.<br />
September 2008 <strong>in</strong> Kassel. Dort hat unser Vere<strong>in</strong> die f<strong>in</strong>anzielle<br />
Trägerschaft für die therapeutischen Angebote <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Projektes Ambulante Nachsorge von Sexualstraftätern<br />
übernommen. Die F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>er Gruppentherapie wurde<br />
<strong>in</strong> den ersten Jahren dankenswerterweise durch e<strong>in</strong>e hohe<br />
Bußgeldzuweisung des Landgerichts Kassel ermöglicht, ab<br />
Juli 2008 durch e<strong>in</strong>e Zuwendung des hessischen Justizm<strong>in</strong>isteriums.<br />
Anlass für die Tagung war die bevorstehende E<strong>in</strong>richtung des<br />
Sicherheitsmanagements als Spezialdienst <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
an allen hessischen Landgerichten. Die Sicherheitsmanager<br />
haben die Aufgabe, e<strong>in</strong>e umfassende Betreuung<br />
und Kontrolle des Täters im Rahmen <strong>der</strong> Bewährungs- o<strong>der</strong><br />
Führungsaufsicht zu gewährleisten.<br />
Notwendig ersche<strong>in</strong>t darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong> therapeutisches<br />
Angebot an Sexualstraftäter, das <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie zum Ziel hat,<br />
neue Taten zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Frauen, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche<br />
von erneuten Gewalttaten zu schützen. Wesentliche Lernschritte<br />
<strong>in</strong> dieser <strong>in</strong> verschiedenen Projekten bereits erfolgreich<br />
erprobten Behandlung s<strong>in</strong>d die verbale Übernahme <strong>der</strong><br />
Verantwortung für die Taten, das Erkennen <strong>der</strong> Entscheidungsschritte<br />
im Vorfeld, die Bearbeitung von kognitiven Verzerrungen<br />
und das Erlernen von Opferempathie. Den Teilnehmern<br />
sollen e<strong>in</strong> Risikomanagement und Verhaltensalternativen<br />
vermittelt werden. Für e<strong>in</strong>e wirksame Teilnahme an e<strong>in</strong>er<br />
ambulanten Tätertherapie s<strong>in</strong>d nach den bisherigen Erfahrungen<br />
e<strong>in</strong>e richterliche Weisung sowie die enge Zusammenarbeit<br />
mit dem Sicherheitsmanagement Voraussetzungen.<br />
Bei <strong>der</strong> Fachtagung wurden zuerst das Konzept des Sicherheitsmanagements<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> und danach praxiserprobte<br />
Therapieangebote für Sexualstraftäter <strong>in</strong> verschiedenen Bundeslän<strong>der</strong>n<br />
vorgestellt. Dabei lag <strong>der</strong> Schwerpunkt auf <strong>der</strong><br />
Darstellung <strong>der</strong> Ambulanten Tätertherapie Kassel, die seit fast
drei Jahren <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Gruppenbehandlung durchgeführt<br />
wird. Die Veranstaltung richtete sich an Richter<strong>in</strong>nen und<br />
Richter, die <strong>Bewährungshilfe</strong>, die Staatsanwaltschaft und die<br />
Gerichtshilfe sowie an die <strong>in</strong>teressierte Fachöffentlichkeit.<br />
Begrüßung und E<strong>in</strong>führung<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des Nachmittags begrüßte Herr Präsident des Landgerichts<br />
Blomer als Hausherr und Dienstherr <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
die Anwesenden und stellte das Programm vor. Der<br />
Vorsitzende des Vere<strong>in</strong>s Herr Dr. Ra<strong>in</strong>er Möß<strong>in</strong>ger betonte <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em kurzen Grußwort die Bedeutung e<strong>in</strong>es therapeutischen<br />
Angebotes für die erfolgreiche Rückfallvermeidung bei Sexualstraftaten.<br />
Der Vere<strong>in</strong> werde sich auf diesem Gebiet zukünftig<br />
stärker engagieren und entwickle e<strong>in</strong> Konzept, wie die beispielhafte<br />
Arbeit <strong>der</strong> Therapiegruppe <strong>in</strong> Kassel auf die an<strong>der</strong>en<br />
hessischen Landgerichtsbezirke übertragen werden könne.<br />
Helmut Blomer, Präsident des Landgerichts <strong>in</strong> Kassel, begrüßt die Referenten<br />
und Teilnehmer <strong>der</strong> Fachtagung<br />
Das Sicherheitsmanagement <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Als Vertreter des hessischen Justizm<strong>in</strong>isteriums berichteten<br />
Herr Dr. Ralph Bünger und Herr Christof Bücker über die Arbeit<br />
e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Arbeitsgruppe <strong>der</strong> hessischen M<strong>in</strong>isterien<br />
<strong>der</strong> Justiz, des Inneren und für Sport und des Sozialm<strong>in</strong>isteriums,<br />
<strong>der</strong>en Ergebnisse die E<strong>in</strong>richtung des Sicherheitsmanagements<br />
sowie e<strong>in</strong>er Auskunftsdatei rückfallgefährdeter<br />
Sexualstraftäter (ARGUS) waren. Dr. Bünger betonte die<br />
Bedeutung <strong>der</strong> ressortübergreifenden Zusammenarbeit, die<br />
<strong>in</strong>nerhalb des Konzeptes ARGUS <strong>in</strong> Form von Fallkonferenzen<br />
und Runden Tischen ihren Ausdruck gefunden habe.<br />
Zielgruppe seien vor allem Personen, die ihre Freiheitsstrafe<br />
voll verbüßt haben, aber auch diejenigen, bei denen sich nach<br />
e<strong>in</strong>er vorzeitigen Haftentlassung aufgrund e<strong>in</strong>er günstigen<br />
Prognose im Laufe <strong>der</strong> Bewährung e<strong>in</strong> ungünstiger Verlauf<br />
gezeigt habe. Die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datei erfasste Tätergruppe sei nicht<br />
identisch mit den Probanden im Sicherheitsmanagement. Der<br />
Ablauf sei folgen<strong>der</strong>maßen geplant: Sechs Monate vor <strong>der</strong><br />
möglichen Haftentlassung e<strong>in</strong>es Sexualstraftäters erhalte die<br />
Staatsanwaltschaft von <strong>der</strong> Justizvollzugsanstalt e<strong>in</strong>e entspre-<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
chende Information. Die Staatsanwaltschaft veranlasse e<strong>in</strong>e<br />
Gefährdungsanalyse als Entscheidungsgrundlage für e<strong>in</strong>e<br />
Weitergabe <strong>der</strong> Daten an das Landeskrim<strong>in</strong>alamt. Hier bef<strong>in</strong>det<br />
sich die Zentralstelle zur Überwachung von rückfallgefährdeten<br />
Sexualstraftätern. Das LKA entscheide über die<br />
Aufnahme <strong>in</strong> die Datei und entwerfe e<strong>in</strong> Maßnahmenkonzept,<br />
das <strong>in</strong> eigener Verantwortung <strong>der</strong> Polizei umgesetzt werde.<br />
Zugang zu <strong>der</strong> Datei hätten neben <strong>der</strong> Polizei selbst die projektbeteiligten<br />
Justizbehörden.<br />
Herr Bücker – im Hessischen M<strong>in</strong>isterium <strong>der</strong> Justiz zuständig<br />
für Bewährungs- und Gerichtshilfe – erörterte zunächst den<br />
Ausgangspunkt <strong>der</strong> Überlegungen. Wie könne man mit<br />
Straftätern umgehen, die hohes Leid verursachen und für<br />
<strong>der</strong>en Straftaten hohe öffentliche Aufmerksamkeit besteht?<br />
Mit <strong>der</strong> vorher genannten Datenbank habe das Sicherheitsmanagement<br />
nur mittelbar zu tun. Nur e<strong>in</strong>ige Probanden seien<br />
auch <strong>in</strong> die Datei aufgenommen, die tatsächliche Zielgruppe<br />
sei größer. Festzustellen sei auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite, dass Sexualstraftäter<br />
ihre Taten <strong>in</strong> großem Maße leugnen und verdrängen<br />
und e<strong>in</strong>e Konfrontation damit ablehnten. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
sei die <strong>Bewährungshilfe</strong> mit hohen Fallzahlen und sehr unterschiedlichen<br />
Tätertypen belastet. Es bestünde daher die Gefahr,<br />
dass Sexualstraftäter sich <strong>der</strong> Betreuung entziehen könnten.<br />
Für das Sicherheitsmanagement seien daher 23 neue<br />
Stellen geschaffen worden, was unter <strong>der</strong> gegebenen f<strong>in</strong>anziellen<br />
Situation des Landes <strong>Hessen</strong> sehr bemerkenswert sei. Zu<br />
Beg<strong>in</strong>n würden etwa 800 Probanden aus <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
bzw. <strong>der</strong> Führungsaufsicht übernommen. Alle Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen<br />
und -helfer im Sicherheitsmanagement erhalten e<strong>in</strong>e<br />
beson<strong>der</strong>e Fortbildung, die verteilt über e<strong>in</strong> Jahr 160 Schulungse<strong>in</strong>heiten<br />
umfassen und mit e<strong>in</strong>er Zertifizierung abschließen<br />
wird. In das Sicherheitsmanagement können auch<br />
an<strong>der</strong>e gefährliche Straftäter aufgenommen werden. Es wird<br />
als eigenes Sachgebiet e<strong>in</strong>schließlich Leitung geführt. Gearbeitet<br />
wird nach festgelegten fachlichen Standards, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Kontaktdichte, den Informationsfluss und die<br />
Dokumentation regeln. Verpflichtend vorgesehen s<strong>in</strong>d weiter<br />
Fallkonferenzen und Supervisionen.<br />
Das Sicherheitsmanagement sei jedoch ke<strong>in</strong> therapeutisches<br />
Projekt, e<strong>in</strong>e therapeutische Intervention aber gleichwohl notwendig.<br />
Die Therapiegruppe <strong>in</strong> Kassel habe dafür e<strong>in</strong>en Weg<br />
gezeigt. Die Bereitstellung <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Mittel werde<br />
daher im nächsten Landeshaushalt angestrebt. Wenn dies<br />
verwirklicht werde, begänne die Suche nach e<strong>in</strong>em freier Träger,<br />
<strong>der</strong> e<strong>in</strong> therapeutisches Angebot für alle Landgerichtsbezirke<br />
sicherstelle.<br />
Die psychotherapeutische Ambulanz für Sexualstraftäter<br />
<strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> Stuttgart e.V.<br />
Diese nunmehr seit mehr als 10 Jahren bestehende E<strong>in</strong>richtung<br />
wurde von Dr. Axel Boetticher, Richter am Bundesgerichtshof<br />
i.R. vorgestellt. Dr. Boetticher schil<strong>der</strong>te zunächst<br />
17
JAHRESBERICHT 2008<br />
e<strong>in</strong>e generelle Entwicklung. Durch den Ausbau <strong>der</strong> ambulanten<br />
Nachsorge des Maßregelvollzugs seien die Probandenzahlen<br />
dort <strong>in</strong> den letzten Jahren stark angestiegen. Was im<br />
Bereich des Maßregelvollzugs möglich sei, sollte auch im<br />
Strafvollzug möglich se<strong>in</strong>. Es sei bedauerlich, dass die Justizhaushalte<br />
traditionell schlechter ausgestattet seien. Zudem<br />
werde zuwenig ressortübergreifend gedacht. E<strong>in</strong> weiteres<br />
Problem sei <strong>der</strong> Rückgang von Hafturlaub, Ausgang und offenem<br />
Vollzug. Sexualstraftäter würden <strong>in</strong> den Justizvollzugsanstalten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht behandelt, nur etwa 10 % seien <strong>in</strong><br />
den Sozialtherapeutischen Anstalten untergebracht.<br />
Die F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> psychotherapeutische Ambulanz für<br />
Sexualstraftäter <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> Stuttgart e.V. erfolge<br />
über e<strong>in</strong> Fondsmodell. Der Fonds „Psychotherapie und Bewährung<br />
Baden-Württemberg“ erhalte Zuwendungen <strong>der</strong><br />
Mitgliedsvere<strong>in</strong>e des Verbands Bewährungs- und Straffälligenhilfe<br />
Württemberg e.V. und des Badischen Landesverbands<br />
für Soziale Rechtspflege sowie Mittelzuweisungen durch das<br />
Justizm<strong>in</strong>isterium Baden-Württemberg. Abhängig von <strong>der</strong><br />
Zielgruppe bestünden drei „Töpfe“:<br />
• Für Probanden <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong>, die sich <strong>in</strong> Freiheit<br />
bef<strong>in</strong>den und selbst den Antrag auf F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>er<br />
Therapie stellen;<br />
• Für Inhaftierte, die ke<strong>in</strong>e Aussicht auf Entlassung haben;<br />
• Für Sexualstraftäter, die sich zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Antragstellung<br />
noch im Strafvollzug bef<strong>in</strong>den, <strong>der</strong>en Entlassung aber<br />
<strong>in</strong> Aussicht steht und bei denen Lockerungen möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Der Vere<strong>in</strong> beschäftige zwei angestellte Therapeuten sowie<br />
e<strong>in</strong>en Weiteren extern. In zehn Jahren wurden etwa 500<br />
Therapien durchgeführt, die Rückfallquote lag dabei unter<br />
10 %. Zum Schluss se<strong>in</strong>er Ausführungen weist Dr. Boetticher<br />
darauf h<strong>in</strong>, dass es sehr schwierig sei, nie<strong>der</strong>gelassene Therapeuten<br />
zu f<strong>in</strong>den, die bereit seien, ambulante Therapien mit<br />
Sexualstraftätern durchzuführen.<br />
Die Fache<strong>in</strong>richtung für ambulante Tätertherapie<br />
im Packhaus Kiel<br />
Herr Klaus-Peter David berichtete im nächsten Vortrag über<br />
die Arbeit <strong>der</strong> Ambulante Therapie und Nachsorge von<br />
Sexualtätern im „Packhaus“ Kiel. Die E<strong>in</strong>richtung bestehe seit<br />
1995, Träger sei profamilia, Landesverband Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong>. Aufgaben seien zum e<strong>in</strong>en Therapie und Nachsorge<br />
von jugendlichen und erwachsenen Sexualtätern und zum<br />
an<strong>der</strong>en die Beratung und Gruppenarbeit mit Erwachsenen,<br />
die <strong>in</strong> ihrer Partnerschaft gewalttätig waren. Die F<strong>in</strong>anzierung<br />
erfolge durch e<strong>in</strong>e <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> des Justizm<strong>in</strong>isteriums <strong>in</strong> Höhe<br />
von ca. 165.000 €, die Kostenbeteiligung <strong>der</strong> Teilnehmer und<br />
Eigenmittel <strong>in</strong> Höhe von ca. 7.000 € sowie die Jugendhilfe <strong>in</strong><br />
Höhe von ca. 15.000 € (Angaben jeweils pro Jahr).<br />
In <strong>der</strong> Arbeit mit erwachsenen Sexualtätern gelten als Zugangsvoraussetzungen<br />
die (Teil)Geständigkeit und die Bereit-<br />
18<br />
schaft zur Mitarbeit. Erste Priorität hätten Klienten mit gerichtlichen<br />
Therapieauflagen und dem von <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
bzw. e<strong>in</strong>em Gutachten bestätigten Bedarf <strong>in</strong> H<strong>in</strong>sicht auf<br />
Gefährlichkeit und Behandlungsnotwendigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nachsorge<br />
nach Aufenthalten im Strafvollzug bzw. <strong>der</strong> Forensik<br />
(8 von 13 Gruppenklienten). Nachrangig würden Klienten mit<br />
weniger gravierenden Delikten o<strong>der</strong> Strafen, die zur Bewährung<br />
ausgesetzt wurden, aufgenommen (5 von 13). Falls möglich,<br />
würden auch Klienten vor e<strong>in</strong>er gerichtlichen Verhandlung<br />
aufgenommen.<br />
Die therapeutische Arbeit beruhe auf vier Grundsätzen. Als<br />
grundlegend würden Verpflichtung und extr<strong>in</strong>sische Motivierung<br />
angesehen, die z. B. durch die <strong>Bewährungshilfe</strong>, das<br />
Jugendamt o<strong>der</strong> die Familie erfolgen könne. Während <strong>der</strong><br />
Therapie erfolgten e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong><br />
regelmäßig zu beobachtenden Bagatellisierung und Neutralisierung<br />
<strong>der</strong> Taten, mit dem Delikt sowie e<strong>in</strong>e Arbeit an <strong>der</strong><br />
Persönlichkeit und an sozialen Kompetenzen. Die Täterarbeit<br />
werde als spezialisierte Psychotherapie angesehen, wobei<br />
fundamentale Unterschiede zu sehen und beachten seien. Als<br />
primäre Ziele gelten <strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Opfer und e<strong>in</strong>e Trennung<br />
von Opfern und Tätern, die Herstellung e<strong>in</strong>es Rahmens verpflichten<strong>der</strong><br />
Mitarbeit sowie die Benennung <strong>der</strong> Delikte und<br />
e<strong>in</strong>e erste Verantwortungsübernahme. Als sekundäre Ziele<br />
nannte Herr David die Notwendigkeit zu erarbeiten, welchen<br />
<strong>in</strong>ternen, persönlichen Nutzen die Täter im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Erfüllung<br />
ihrer Grundbedürfnisse von ihren Übergriffen hatten. Es könnten<br />
und müssten sozial angemessene Wege <strong>der</strong> Bedürfnisbefriedigung<br />
gefunden und e<strong>in</strong>geübt werden, d. h. ohne verbessertes<br />
Selbstwertgefühl ke<strong>in</strong> Therapieerfolg. Wichtig sei<br />
auch zu beachten, dass Jugendliche und Erwachsene, die<br />
sexuelle Übergriffe begangen haben, schon vor den Delikten<br />
durch eigene Beschädigungen <strong>der</strong> Persönlichkeit belastet<br />
waren.<br />
Zum Schluss se<strong>in</strong>es Beitrages nannte Klaus-Peter David zwei<br />
wichtige Gründe für psychotherapeutische Täterarbeit. Durch<br />
Die Therapeuten <strong>der</strong> Ambulanten Nachsorge <strong>in</strong> Kassel:<br />
(v.l.) Ulrike Schriever, Detlev Schulze und Antonia Koerhuis-Arnold
sie könne jugendlichen und erwachsenen Tätern geholfen<br />
werden, sich ihre Bedürfnisse wirksamer und angemessener<br />
zu erfüllen. Zufriedenheit <strong>in</strong> Beziehungen und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sexualität<br />
sei für sich e<strong>in</strong>e wirksame Motivation für e<strong>in</strong> langfristig rückfallfreies<br />
Leben. Auf diese Weise werde Täterarbeit wirksamer<br />
Opferschutz.<br />
Ambulante Tätertherapie Kassel<br />
Die therapeutische Gruppenarbeit mit Sexualstraftätern<br />
begann 2006 im Rahmen des Projekts „Ambulante Nachsorge<br />
Kassel“, das <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> Kassel e<strong>in</strong>gerichtet<br />
war und im Sicherheitsmanagement aufgegangen ist.<br />
Nachdem seitens des Justizm<strong>in</strong>isteriums ke<strong>in</strong>e Mittel für e<strong>in</strong>e<br />
therapeutische Versorgung bereitgestellt werden konnten,<br />
ermöglichte e<strong>in</strong>e Bußgeldzuweisung an den Vere<strong>in</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V. den Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Gruppentherapie.<br />
Über diese Arbeit berichteten die drei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe<br />
tätigen Therapeuten Frau Antonia Koerhuis-Arnold, Frau Ulrike<br />
Schriever und Herr Detlef Schulze.<br />
Frau Schriever <strong>in</strong>formierte zunächst über die bisherige<br />
Zusammensetzung <strong>der</strong> Gruppe. Insgesamt habe es bislang 15<br />
Teilnehmer gegeben. Die überwiegende Mehrheit war wegen<br />
des sexuellen Missbrauchs von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n verurteilt worden, die<br />
an<strong>der</strong>en wegen sexueller Nötigung bzw. Vergewaltigung. Bei<br />
den erstgenannten gab es sowohl pädophil-fixierte wie auch<br />
regressive Täter. Fünf <strong>der</strong> Teilnehmer hatten Bewährungsstrafen,<br />
die an<strong>der</strong>en Haftstrafen zwischen fünf und acht<br />
Jahren, zwei <strong>der</strong> Teilnehmer standen unter Führungsaufsicht.<br />
Die meisten Teilnehmer waren bei E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> die Gruppe im<br />
Alter zwischen 40 und Anfang 50, nur e<strong>in</strong> Teilnehmer war mit<br />
30 Jahren deutlich jünger. Sechs <strong>der</strong> bisherigen Teilnehmer<br />
wurden nach 60 bis 90 Sitzungen regulär aus <strong>der</strong> Gruppe entlassen,<br />
zwei weitere vorzeitig, da sie für die Teilnahme nicht<br />
geeignet waren und e<strong>in</strong> Teilnehmer ist plötzlich verstorben.<br />
Sechs Teilnehmer befanden sich noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe. Es gab<br />
bislang ke<strong>in</strong>e Rückfälle während <strong>der</strong> Gruppenteilnahme.<br />
Herr Schulze referierte im Anschluss über den Zugang für<br />
Teilnehmer zu <strong>der</strong> Behandlungsgruppe. In Gesprächen und<br />
Konferenzen mit <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> und dem Sozialdienst<br />
<strong>der</strong> sozialtherapeutischen Anstalt würden Informationen zur<br />
Person, <strong>der</strong> Straftat und den sozialen, familiären und therapeutischen<br />
H<strong>in</strong>tergründen erhoben. Am Beg<strong>in</strong>n stünden<br />
Informationen über die aktuellen Lebensumstände und die<br />
generellen Möglichkeiten zur Teilnahme, z. B. aus zeitlichen<br />
Gründen. Es werde geklärt, ob psychische- o<strong>der</strong> Suchterkrankungen<br />
vorlägen und ob die kognitiven Fähigkeiten für die<br />
Teilnahme an <strong>der</strong> Gruppe ausreichten. Weitere Voraussetzungen<br />
seien das E<strong>in</strong>geständnis e<strong>in</strong>es sexuellen Kontaktes zwischen<br />
Täter und Opfer sowie zum<strong>in</strong>dest das Vorliegen e<strong>in</strong>er<br />
extr<strong>in</strong>sischen Motivation. Anhand von Gerichtsakten, Gutachten<br />
und an<strong>der</strong>en möglicherweise verfügbaren Quellen werden<br />
Detail<strong>in</strong>formationen über die Straftat e<strong>in</strong>geholt. E<strong>in</strong>e Behand-<br />
Dr. Ra<strong>in</strong>er Möß<strong>in</strong>ger im Gespräch mit Dr. Axel Boetticher<br />
Helmut Blomer im Gespräch mit Dr. Ralph Bünger<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
19
JAHRESBERICHT 2008<br />
lungsperspektive werde aufgrund <strong>der</strong> aktuellen Lebenssituation,<br />
<strong>der</strong> Klassifikation von psychischen Störungen und <strong>der</strong><br />
sozialen Kompetenz überprüft. Ebenfalls Berücksichtigung<br />
f<strong>in</strong>de <strong>der</strong> sozialtherapeutische Rahmen, d. h. das soziale Umfeld,<br />
die aktuelle bzw. die Herkunftsfamilie sowie Bezugspersonen.<br />
Würden all diese Faktoren ausreichend günstig<br />
beurteilt, erfolgten das Vorgespräch mit dem Klienten und die<br />
Diagnosephase anhand von diagnostischen- und Testverfahren.<br />
Am Ende stehen die Erstellung e<strong>in</strong>er Behandlungsvere<strong>in</strong>barung<br />
und die Aufnahme <strong>in</strong> die Gruppe.<br />
Frau Koerhuis-Arnold stellte im letzten Teil die Behandlungsmodule<br />
<strong>der</strong> Gruppe vor. Sie bestünden aus drei Komplexen,<br />
die jeweils wie<strong>der</strong> drei Unterpunkte be<strong>in</strong>halten und <strong>der</strong> Vergangenheit,<br />
<strong>der</strong> Gegenwart und <strong>der</strong> Zukunft zugeordnet seien.<br />
Der erste Komplex umfasse die Punkte Teilgeständnis,<br />
Rekonstruktion und Groom<strong>in</strong>g, wobei das Teilgeständnis die<br />
Arbeitsgrundlage für den gesamten Prozess <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppenarbeit<br />
sei. In <strong>der</strong> Rekonstruktion werde <strong>der</strong> Kontext des<br />
Missbrauchs und möglicher weiterer sexueller Übergriffe<br />
benannt und es erfolge e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung des<br />
Gesamtrahmens sexualisierter Handlungen und Planungen. Im<br />
sog. Groom<strong>in</strong>g werde e<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>analyse <strong>der</strong> letzten sechs<br />
Stunden vor <strong>der</strong> jeweiligen sexuellen Misshandlung vorgenommen<br />
und e<strong>in</strong>e Untersuchung aller Handlungen, die nötig<br />
waren, um sie e<strong>in</strong>zuleiten. Im zweiten Komplex gehe es um die<br />
Gegenwart. Ziele seien die Verantwortungsübernahme durch<br />
Auflösung <strong>der</strong> kognitiven Verzerrung und Konfrontation mit <strong>der</strong><br />
Realität, die Entwicklung von Empathie durch Aufhebung <strong>der</strong><br />
emotionalen Verzerrung und <strong>der</strong> emotionalen Realität <strong>der</strong><br />
Opfer sowie die Anerkennung <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung und e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten<br />
Realitätswahrnehmung beim Opfer, im sozialen<br />
Nahraum und bei sich selbst. Als mögliche Konflikte <strong>in</strong> dieser<br />
Phase werden Suizidgedanken, Überlegungen zum Therapieabbruch,<br />
weitere Straftaten usw. genannt. Der dritte Komplex<br />
beschäftige sich mit <strong>der</strong> Zukunft. Es würden neue<br />
Strategien zur Konfliktlösung erarbeitet und <strong>der</strong> Umgang mit<br />
Gefühlen wie Wut, Enttäuschung, Schwäche thematisiert.<br />
Lösungsorientiertes Handeln solle erlernt werden und e<strong>in</strong><br />
Nach den Referaten wurde lebhaft diskutiert<br />
20<br />
Plan für das weitere Leben entwickelt. Am Ende stehe die<br />
Klärung <strong>der</strong> Beziehung bzw. des Kontaktes zum Opfer und /<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Familie.<br />
Nach <strong>der</strong> regulären Beendigung <strong>der</strong> Gruppentherapie werde<br />
den Teilnehmern e<strong>in</strong>e Nachsorge durch e<strong>in</strong>e Nachbetreuungsgruppe,<br />
die Vermittlung <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel-, Paar- o<strong>der</strong> Familiengespräche<br />
und e<strong>in</strong>e Krisenhilfe angeboten.<br />
Tätertherapie und Opferschutz<br />
Im letzten Beitrag <strong>der</strong> Tagung sprach Frau Ute Ochs, Diplompädagog<strong>in</strong><br />
bei <strong>der</strong> Kasseler Hilfe – Opfer- und Zeugenhilfe<br />
Kassel e.V. über die Bedeutung <strong>der</strong> Arbeit mit Tätern für den<br />
Opferschutz. Für viele Opfer sei es e<strong>in</strong> Anliegen und e<strong>in</strong>e<br />
Beruhigung, dass e<strong>in</strong>e therapeutische Behandlung <strong>der</strong> Täter<br />
erfolge. Die Bedeutung e<strong>in</strong>es solchen Angebotes für die<br />
Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Rückfällen werde durchaus gesehen und für<br />
notwendig erachtet. Insofern seien Täterarbeit und Opferschutz<br />
ke<strong>in</strong>esfalls e<strong>in</strong> Gegensatzpaar.<br />
Fazit<br />
Die halbtägige Fachtagung zeigte e<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>druckendes Bild<br />
von den verschiedenen Ansätzen und Ausprägungen von therapeutischen<br />
Behandlungsangeboten für Sexualstraftäter. Dargestellt<br />
wurden auch unterschiedliche F<strong>in</strong>anzierungsmodelle,<br />
wobei deutlich wurde, dass e<strong>in</strong>e verlässliche F<strong>in</strong>anzierung für<br />
die Gewährleistung e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen Arbeit notwendige<br />
Voraussetzung ist. Erfolgreiche Arbeit mit Tätern ist ke<strong>in</strong>e<br />
Kurzzeitmaßnahme, da neben e<strong>in</strong>er schwierigen und belastenden<br />
Realisierung und Aufarbeitung des Geschehen umfangreiche<br />
Verhaltensän<strong>der</strong>ungen zu erarbeiten s<strong>in</strong>d. Es ist daher<br />
mehr als wünschenswert, dass das Land <strong>Hessen</strong> die notwendigen<br />
Mittel bereitstellt, um die erprobte Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Therapiegruppe<br />
<strong>in</strong> Kassel weiterzuführen und das Konzept auf die<br />
an<strong>der</strong>en Landgerichtsbezirke zu übertragen. Das Angebot<br />
e<strong>in</strong>er begleitenden psychotherapeutischen Versorgung für die<br />
Probanden des Sicherheitsmanagement wird e<strong>in</strong>e Lücke<br />
schließen und zur Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung von Rückfällen beitragen. Der<br />
Vere<strong>in</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V. ist<br />
bereit, sich weiter <strong>in</strong> diesem Bereich zu engagieren.
FÖRDERUNG VON ANGEBOTEN DER BEWÄHRUNGSHILFE<br />
Gruppenarbeit<br />
Neben <strong>der</strong> klassischen E<strong>in</strong>zelfallhilfe als <strong>der</strong> am meisten angewandten<br />
Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> haben sich zusätzliche<br />
Angebote für Gruppen von Proband<strong>in</strong>nen und Probanden<br />
als s<strong>in</strong>nvoll und hilfreich erwiesen. Sie f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />
Form und Intensität statt. Der Vere<strong>in</strong> hat 2008 Angebote<br />
<strong>der</strong> Gruppenarbeit <strong>in</strong> Darmstadt, Hanau, Limburg, Schwalmstadt<br />
und Wiesbaden unterstützt.<br />
In drei Städten wurden Gruppen auf <strong>der</strong> Grundlage des von <strong>der</strong><br />
hessischen <strong>Bewährungshilfe</strong> entwickelten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs „Soziale<br />
Kompetenzen“ durchgeführt. Ziele dieses Angebotes s<strong>in</strong>d vor<br />
allem:<br />
• Die Entstehung und den Verlauf von Konflikten so zu bee<strong>in</strong>flussen,<br />
dass ihr Ausgang zu e<strong>in</strong>em sozial befriedigenden<br />
Ausgang führt.<br />
• Die soziale Handlungskompetenz zu verbessern und eigene<br />
und fremde Verhaltensweisen bewusst erkennen, verstehen<br />
und bee<strong>in</strong>flussen zu lernen.<br />
• Die Dynamik <strong>der</strong> zwischenmenschlichen Kontakte und Beziehungen<br />
zu erkennen und auf das eigene Handeln anzuwenden.<br />
E<strong>in</strong>e Gruppenarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dienststelle <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong><br />
Limburg sei hier als Beispiel angeführt. Teilnehmer waren dort<br />
männliche Straftäter im Alter zwischen 16 und 22 Jahren, die<br />
nach Jugendstrafrecht verurteilt wurden. Alle waren deutsche<br />
Staatsbürger, hatten jedoch e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Das<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g erfolgt nach e<strong>in</strong>em festgelegten Ablauf, bei dem<br />
zuerst das Kennenlernen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gruppe im Vor<strong>der</strong>grund<br />
steht. Auf verschiedenen Wegen werden die Eigen- und die<br />
Fremdwahrnehmung thematisiert. Gearbeitet wird häufig mit<br />
dem E<strong>in</strong>satz von Videoaufnahmen, durch die die Wirkung des<br />
Gesagten und die Körpersprache analysiert werden können.<br />
Im weiteren Verlauf werden durch Rollenspiele verschiedene<br />
Situationen des alltäglichen Lebens erprobt. Dabei werden<br />
typische Konflikte vorgegeben und von den Teilnehmern<br />
mit verteilten Rollen „erspielt“. Beispiele s<strong>in</strong>d Situationen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kneipe o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Disco aus denen Konflikte entstehen<br />
können, aber auch solche <strong>in</strong> Behörden o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en öffentlichen<br />
Institutionen. Auch dabei erfolgt e<strong>in</strong> Videofeedback,<br />
das es den Teilnehmern ermöglicht, sich selbst zu sehen, ihr<br />
Verhalten zu erkennen und daraus Verän<strong>der</strong>ungsmöglichkeiten<br />
abzuleiten.<br />
Für die Durchführung des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs ist e<strong>in</strong>e technische Grundausstattung<br />
notwendig, <strong>der</strong>en Anschaffungen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong><br />
unterstützt hat. Er hat weiterh<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam mit dem DBH-<br />
Fachverband e<strong>in</strong> Handbuch herausgegeben, das als Heft 54<br />
<strong>der</strong> DBH Materialien erschienen ist. Es ist über den Verband<br />
o<strong>der</strong> den Buchhandel erhältlich.<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
DBH-Fachverband und Vere<strong>in</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V. (Hrsg.): Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Soziale Kompetenzen<br />
– Handbuch für e<strong>in</strong> verhaltensorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> Bewährungs-<br />
und Straffälligenhilfe, Berl<strong>in</strong> / Köln 2005,<br />
ISBN 3-924570-12-4, 10,– €.<br />
An<strong>der</strong>e Formen <strong>der</strong> Gruppenarbeit s<strong>in</strong>d z. B. die traditionelle<br />
Feier zum Advent bzw. Jahresausklang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beratungsstelle<br />
Schwalmstadt. Im vergangenen Jahr nahmen daran sieben<br />
Probanden und zwei Bewährungshelfer teil. In den Gesprächen<br />
kommen vielfältige Themen, die die Mehrzahl <strong>der</strong> Probanden<br />
betreffen, zum Tragen, wie z. B.:<br />
• Erfahrungen mit dem Arbeitslosengeld II,<br />
• anstehende neue Gerichtsverhandlungen,<br />
• die E<strong>in</strong>stellung <strong>der</strong> Stromversorgung bei Nichtzahlung <strong>der</strong><br />
Rechnung sowie<br />
• familiäre Probleme, oftmals verstärkt durch die bevorstehenden<br />
Feiertage.<br />
Die F<strong>in</strong>anzierung dieses Angebots wurde auch im Jahr 2008<br />
durch e<strong>in</strong>en Zuschuss des Hessischen Justizm<strong>in</strong>isteriums aus<br />
Lottomitteln unterstützt.<br />
Geme<strong>in</strong>nützige Arbeit bei <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
Wiesbaden<br />
Auch im vergangenen Jahr unterstützte <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> das Projekt<br />
Geme<strong>in</strong>nützige Arbeit <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> Wiesbaden. Es<br />
wird auf dem Gelände des Behördenzentrums Konrad-<br />
Adenauer-R<strong>in</strong>g durchgeführt, <strong>in</strong> dem auch die <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
ihren Sitz hat. Viele Probanden <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> s<strong>in</strong>d<br />
nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die ihnen auferlegten Geldbußen zu bezahlen<br />
und beantragen daher die Umwandlung <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nützige<br />
Arbeit, um e<strong>in</strong>er Ersatzfreiheitsstrafe zu entgehen. Oft f<strong>in</strong>den<br />
sich jedoch ke<strong>in</strong>e geeigneten E<strong>in</strong>satzstellen, z. B. weil aufgrund<br />
von Suchterkrankungen die Arbeitsfähigkeit stark e<strong>in</strong>geschränkt<br />
ist o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Probleme vorliegen. Für diese Probanden<br />
ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz auf dem Gelände des Behördenzentrums<br />
geradezu ideal.<br />
Arbeitsmöglichkeiten ergeben sich vor allem durch die Pflege<br />
des Grundstücks und <strong>der</strong> Grünanlagen. E<strong>in</strong> Arbeitsanleiter wird<br />
durch den Hessischen Immobilienfond gestellt. Er koord<strong>in</strong>ierte<br />
und überwachte die Arbeiten und motivierte auch die<br />
Probanden zu regelmäßigem E<strong>in</strong>satz. E<strong>in</strong> weiterer Mitarbeiter<br />
wird aus dem Programm „58plus“ <strong>der</strong> Stadt Wiesbaden f<strong>in</strong>anziert.<br />
Täglich s<strong>in</strong>d zwischen 10 und 20 Personen im E<strong>in</strong>satz. Über<br />
100 Personen müssen im Schnitt Arbeitsauflagen erfüllen.<br />
Durch die Vielzahl <strong>der</strong> Aufgaben f<strong>in</strong>det sich fast für jeden<br />
21
JAHRESBERICHT 2008<br />
Probanden e<strong>in</strong>e passende. Die <strong>in</strong>tensive und <strong>in</strong>dividuelle<br />
Betreuung ermöglicht es, trotz <strong>der</strong> hohen Fluktuation und <strong>der</strong><br />
unregelmäßigen Arbeitsmotivation die Arbeiten zur Zufriedenheit<br />
<strong>der</strong> Auftraggeber durchzuführen. Zuweisungen erfolgen<br />
auch von <strong>der</strong> Staatsanwaltschaft, den Amtsgerichten und <strong>der</strong><br />
Jugendgerichtshilfe.<br />
Sommerfest des Projekts Geme<strong>in</strong>nützige Arbeit <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
Wiesbaden<br />
Ohne das Engagement, das aus <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> Wiesbaden<br />
h<strong>in</strong>aus geleistet wird, wäre das Projekt nicht möglich.<br />
Auch im vergangenen Jahr wurde e<strong>in</strong> großes Sommerfest veranstaltet.<br />
Bei schönem Wetter wurden im Garten h<strong>in</strong>ter dem<br />
Gebäude <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> gegrillt. Zahlreiche Gäste aus<br />
den Behörden und Dienststellen auf dem Gelände Konrad-<br />
Adenauer-R<strong>in</strong>g kamen und verschafften sich so e<strong>in</strong>en<br />
E<strong>in</strong>druck von <strong>der</strong> erfolgreichen Arbeit des Projekts.<br />
Rechtsauskunft für <strong>Bewährungshilfe</strong>probanden<br />
<strong>in</strong> Wiesbaden<br />
In e<strong>in</strong>er Kooperation mit dem Suchthilfezentrum Wiesbaden,<br />
e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung des Vere<strong>in</strong>s Jugendberatung und Jugendhilfe<br />
e.V. und <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> Wiesbaden f<strong>in</strong>anziert <strong>der</strong><br />
Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Rechtsauskunft für Probanden und Klienten. Die<br />
Zusammenarbeit <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> mit dem Suchthilfezentrum<br />
ist s<strong>in</strong>nvoll, weil viele Personen von beiden Institutionen<br />
betreut werden. E<strong>in</strong>e Rechtsanwält<strong>in</strong> bietet regelmäßig<br />
zweiwöchentlich e<strong>in</strong>e Sprechstunde. Dabei werden<br />
Auskünfte zu allgeme<strong>in</strong> rechtlichen Fragen erteilt, Themen<br />
s<strong>in</strong>d zum Beispiel strafrechtliche Fragen, Schulden, Miet-,<br />
Familien- und Arbeitsrecht. 2008 wurde das Angebot von 63<br />
Personen <strong>in</strong> Anspruch genommen.<br />
In Hanau wurde e<strong>in</strong> Workshop für die <strong>Bewährungshilfe</strong> zum<br />
Thema „Neue Entwicklung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesetzgebung zur Arbeitserlaubnis<br />
für Menschen mit Duldung o<strong>der</strong> humanitärem<br />
Aufenthalt“ f<strong>in</strong>anziell geför<strong>der</strong>t.<br />
Verfügungsgel<strong>der</strong><br />
Für die hessischen Bewährungshelfer<strong>in</strong>nen und -helfer wurden<br />
vom Vere<strong>in</strong> Verfügungsgel<strong>der</strong> <strong>in</strong> Höhe von 70 € pro<br />
Bewährungshelfer/<strong>in</strong> und pro Quartal zur Verwendung für ihre<br />
22<br />
Probanden bereitgestellt. Dadurch soll die Möglichkeit bestehen,<br />
<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Notsituationen Hilfen anbieten zu können, z. B.<br />
durch notwendige Zuzahlungen zu Medikamenten, hohe<br />
Nachzahlungen durch gestiegene Energiekosten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
unvorhergesehenen Situationen. In manchen Dienststellen<br />
wurden die Mittel <strong>in</strong> Form kle<strong>in</strong>erer E<strong>in</strong>zelbeihilfen von je<strong>der</strong><br />
Bewährungshelfer<strong>in</strong>/jedem Bewährungshelfer separat ausgezahlt,<br />
<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Beratungsstellen fassten die Mitarbeiter/<br />
-<strong>in</strong>nen ihre Beträge zusammen und f<strong>in</strong>anzierten daraus<br />
größere Ausgaben für Probanden.<br />
Die Gel<strong>der</strong> wurden ausschließlich für solche Zwecke verwandt,<br />
für die ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten <strong>der</strong> Kostenübernahme<br />
durch an<strong>der</strong>e öffentliche Stellen bestanden.<br />
Run<strong>der</strong> Tisch Fechenheim<br />
Unser Vere<strong>in</strong> hat 2008 verschiedene Aktivitäten von „Run<strong>der</strong><br />
Tisch Fechenheim“ mit kle<strong>in</strong>eren Zuschüssen unterstützt. Der<br />
„Runde Tisch“ gründete sich 1999 aufgrund von Beschwerden<br />
aus <strong>der</strong> Bevölkerung über Jugendliche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Wohnquartier<br />
<strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong>er Stadtteil Fechenheim. Seitdem arbeitet er generationsübergreifend<br />
über Projektarbeit mit dem Ziel des<br />
gegenseitigen Kennenlernens. Dadurch sollen Vorurteile überprüft<br />
und Konflikte im Stadtteil reduziert werden. Die Mitglie<strong>der</strong><br />
kommen aus den unterschiedlichen E<strong>in</strong>richtungen wie<br />
z. B. Jugendzentren, Schulen, Kirchen, Polizei, Ortsbeirat,<br />
Drogenberatung, städtische Ämter, Wohnungsbaugesellschaft<br />
und K<strong>in</strong><strong>der</strong>beauftragten. Vorsitzende ist die Bewährungshelfer<strong>in</strong><br />
Margitta Vietsch. Der Vere<strong>in</strong> würdigt mit se<strong>in</strong>en Zuschüssen<br />
die Leistungen, die für die Krim<strong>in</strong>alprävention erzielt<br />
werden. Bezuschusst wurden e<strong>in</strong>e Podiumsdiskussion zum<br />
Thema Jugendgewalt, zwei Feste für die Nachbarschaft sowie<br />
e<strong>in</strong> Sportprojekt.
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND VERNETZUNG<br />
Der Vere<strong>in</strong> war 2008 durch Mitglie<strong>der</strong> des Vorstands, se<strong>in</strong>e<br />
Geschäftsführer<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen bei folgenden Gremien,<br />
Fachtagungen und Fachveranstaltungen vertreten:<br />
Fachgruppe Soziale Notlagen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands,<br />
Landesverband <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
Vorstand des Landeszusammenschlusses für Straffälligenhilfe<br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
Anstaltsbeirat <strong>der</strong> JVA <strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong> I –<br />
Zweiganstalt Höchst<br />
Arbeitskreis Häusliche Gewalt Hanau / Ma<strong>in</strong>-K<strong>in</strong>zig-Kreis<br />
Fachtagung „Behandlung und Nachsorge von Sexualstraftätern<br />
– 10 Jahre Psychotherapeutische Ambulanz des Vere<strong>in</strong>s<br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> Stuttgart e.V.<br />
„Krim<strong>in</strong>alpolitische Herausfor<strong>der</strong>ungen – Bewährungs- und<br />
Straffälligenhilfe auf neuen Wegen“, Fachtagung <strong>der</strong> DBH und<br />
<strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
13. Deutscher Präventionstag <strong>in</strong> Leipzig, Standpräsentation<br />
und Vortrag<br />
„Ehrenamtliche Straffälligen- und <strong>Bewährungshilfe</strong>“, Tagung<br />
des DBH-Fachverbandes <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong><br />
Podiumsdiskussion des Elisabeth-Forums <strong>in</strong> Kassel zum<br />
Thema „Straftäter <strong>in</strong> unserer Gesellschaft“<br />
Festveranstaltung anlässlich des 50jährigen Bestehens des<br />
Landeszusammenschlusses für Straffälligenhilfe <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong>,<br />
<strong>Frankfurt</strong><br />
„Me<strong>in</strong>e Zeit – De<strong>in</strong>e Zeit“, Tag des Bürgerengagements <strong>in</strong><br />
<strong>Frankfurt</strong><br />
Tag <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Darmstadt<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
Kornelia Kamla und Damaris Quandt-Wiese sprechen mit e<strong>in</strong>em Besucher<br />
beim 13. Deutschen Präventionstag <strong>in</strong> Leipzig<br />
Kathar<strong>in</strong>a Höhne, Liane Himmighofen und Damaris Quandt-Wiese präsentieren<br />
den Vere<strong>in</strong> am Tag des Bürgerengagements im <strong>Frankfurt</strong>er Römer<br />
23
JAHRESBERICHT 2008<br />
Vorstand<br />
Dr. Ra<strong>in</strong>er Möß<strong>in</strong>ger (Vorsitzen<strong>der</strong>) Präsident des Landgerichts<br />
Heide Borgwardt Bewährungshelfer<strong>in</strong> beim Landgericht <strong>Frankfurt</strong> a.D.<br />
Carm<strong>in</strong>a Brusius Bewährungshelfer<strong>in</strong> beim Landgericht Marburg<br />
Prof. Erika Fellner<br />
Peter Gebhard Sozialarbeiter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendvollzugsanstalt Rockenberg<br />
Rolf-Jürgen Krämer Bewährungshelfer beim Landgericht Wiesbaden a.D.<br />
Volker Nimrich Bewährungshelfer beim Landgericht Hanau<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des Vere<strong>in</strong>s (Stand 31.12.2008)<br />
Geschäftsstelle<br />
Kornelia Kamla Geschäftsführer<strong>in</strong><br />
Cornelia Räcke Sekretariat<br />
Dorothee Lehrke Buchhaltung / Bußgeldsachbearbeitung<br />
Ehrenamtliche Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
Damaris Quandt-Wiese Diplom-Sozialarbeiter<strong>in</strong>/Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />
Sibylle Lachmitz Diplom-Sozialarbeiter<strong>in</strong>/Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> (Honorar)<br />
Treffpunkt <strong>Frankfurt</strong><br />
Otto Gebhardt Koord<strong>in</strong>ator<br />
Unser ausdrücklicher Dank gilt allen hier namentlich nicht erwähnten ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern des<br />
Vere<strong>in</strong>s sowie den Kooperationse<strong>in</strong>richtungen, die sich <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise und mit hohem E<strong>in</strong>satz für straffällig gewordene<br />
und haftentlassene Menschen engagiert haben.<br />
24<br />
Vorstand und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
des Vere<strong>in</strong>s: (v.l.)<br />
Dorothee Lehrke,<br />
Volker Nimrich,<br />
Dr. Ra<strong>in</strong>er Möß<strong>in</strong>ger,<br />
Heide Borgwardt,<br />
Peter Gebhard,<br />
Carm<strong>in</strong>a Brusius,<br />
Prof. Erika Fellner,<br />
Kornelia Kamla,<br />
Cornelia Räcke und<br />
Damaris Quandt-Wiese.<br />
Rolf-Jürgen Krämer<br />
ist nicht dabei
ANHANG<br />
Seite<br />
Organigramm 26<br />
Leitbild des Vere<strong>in</strong>s 27<br />
Presseartikel 28<br />
Mitgliedschaft 39<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
25
JAHRESBERICHT 2008<br />
Organigramm<br />
26<br />
Neue Wohnraumhilfe<br />
Darmstadt
Leitbild des Vere<strong>in</strong>s<br />
I. Der Vere<strong>in</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong><br />
e.V. bietet Hilfs- und Unterstützungsangebote für straffällig<br />
gewordene Menschen und hat als Freier Träger die<br />
beson<strong>der</strong>e Aufgabe, <strong>in</strong> Ergänzung zur staatlichen Straffälligenhilfe<br />
Lücken im Betreuungssystem zu erkennen<br />
und zu schließen.<br />
II. Wir setzten uns für e<strong>in</strong>e Politik <strong>der</strong> Integration straffälliger<br />
und haftentlassener Menschen e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e solche<br />
Zielvorstellung ist ke<strong>in</strong>e gesellschaftliche Selbstverständlichkeit,<br />
son<strong>der</strong>n muß immer wie<strong>der</strong> durch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Krim<strong>in</strong>al- und Sozialpolitik engagierte Kräfte vorangetrieben<br />
und gesichert werden.<br />
Der Vere<strong>in</strong> nimmt E<strong>in</strong>fluß auf die politische Diskussion <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
fachlichen und allgeme<strong>in</strong>en Öffentlichkeit und gewährleistet<br />
durch e<strong>in</strong> vielfältiges Engagement se<strong>in</strong>er Mitglie<strong>der</strong>, des aus<br />
den Bereichen Justiz, <strong>Bewährungshilfe</strong>, Wissenschaft und<br />
Politik zusammengesetzten Vorstandes und <strong>der</strong> professionellen<br />
bzw. ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />
<strong>in</strong> verschiedenen krim<strong>in</strong>al- und sozialpolitischen Gremien e<strong>in</strong>e<br />
sozialanwaltliche Vertretung ausgegrenzter Gruppen.<br />
III. Wir stellen Hilfen und Ressourcen zur Verfügung, die<br />
es straffälligen und haftentlassenen Menschen ermöglichen,<br />
ihre Situation des Ausgeschlossense<strong>in</strong>s zu bewältigen.<br />
Der Vere<strong>in</strong> unterhält <strong>in</strong> verschiedenen Regionen <strong>Hessen</strong>s <strong>in</strong>tegrierende<br />
Angebote und E<strong>in</strong>richtungen:<br />
• Wir leisten Hilfe und Unterstützung bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>glie<strong>der</strong>ung<br />
straffälliger und hafentlassener Menschen durch<br />
<strong>in</strong>tensive sozialarbeiterische Betreuung <strong>in</strong> Wohne<strong>in</strong>richtungen.<br />
• Wir bieten Wohnraum für Haftentlassene und <strong>Bewährungshilfe</strong>probanden<br />
an und tragen damit zu e<strong>in</strong>er Normalisierung<br />
ihrer Lebensverhältnisse bei.<br />
• Wir för<strong>der</strong>n materielle und soziale Unterstützungsleistungen<br />
für straffällig gewordene Menschen.<br />
IV. Unsere Aktivitäten im Strafvollzug richten sich darauf,<br />
die schädlichen Folgen des Freiheitsentzugs für die Inhaftierten<br />
zu verr<strong>in</strong>gern.<br />
Der Vere<strong>in</strong> för<strong>der</strong>t die Tätigkeit ehrenamtlicher Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter im Strafvollzug und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Haftentlasse-<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
nenhilfe und trägt mit <strong>der</strong> Aktion Theater h<strong>in</strong>ter Gittern dazu<br />
bei, Gefangenen e<strong>in</strong>e Möglichkeit kultureller Teilhabe zu eröffnen.<br />
V. Wir bewerten und beurteilen die Qualität sozialer<br />
Arbeit auch unter dem Aspekt ihrer Wirtschaftlichkeit,<br />
ihrer Effizienz und Effektivität.<br />
Der Vere<strong>in</strong> ist bestrebt, die ihm zur Verfügung gestellten f<strong>in</strong>anziellen<br />
Ressourcen optimal auf die Erfüllung se<strong>in</strong>er Ziele auszurichten.<br />
Dies wird durch Maßnahmen zur Qualitätssicherung<br />
und -kontrolle gewährleistet.<br />
VI. Wir för<strong>der</strong>n die <strong>in</strong>haltliche und methodische Professionalität<br />
von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Straffälligen- und <strong>Bewährungshilfe</strong> bei <strong>der</strong> Bewältigung<br />
ihrer anspruchsvollen Tätigkeit im Arbeitsfeld.<br />
Der Vere<strong>in</strong> unterstützt <strong>in</strong>novative Ansätze und Kooperationen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Straffälligen- und <strong>Bewährungshilfe</strong>, bietet Ausund<br />
Fortbildungssem<strong>in</strong>are für ehrenamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />
und Mitarbeiter an, führt Fachveranstaltungen zu krim<strong>in</strong>alund<br />
sozialpolitischen Themen durch und beteiligt sich an<br />
fachlichen Tagungen, Sem<strong>in</strong>aren und fachpolitischen Gremien<br />
auf Landes- und Bundesebene.<br />
27
JAHRESBERICHT 2008<br />
28
JAHRESBERICHT 2008<br />
29
JAHRESBERICHT 2008<br />
Presseartikel Hessisch-Nie<strong>der</strong>sächsische Allgeme<strong>in</strong>e (HNA) 23. 02. 2008<br />
30
Presseartikel <strong>Frankfurt</strong>er Rundschau vom 30. 02. 2008<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
31
JAHRESBERICHT 2008<br />
Presseartikel Hessisch-Nie<strong>der</strong>sächsische Allgeme<strong>in</strong>e (HNA) vom 15. 02. 2008<br />
32
Presseartikel<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
33
JAHRESBERICHT 2008<br />
Presseartikel<br />
34
Presseartikel Hessisch-Nie<strong>der</strong>sächsische Allgeme<strong>in</strong>e (HNA) 12. 09. 2008<br />
JAHRESBERICHT 2008<br />
35
�<br />
An den Vere<strong>in</strong><br />
<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
Neebstraße 3<br />
<strong>60385</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Bitte ankreuzen:<br />
❑ Ich habe Interesse an e<strong>in</strong>er ehrenamtlichen Mitarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong>.<br />
❑ Ich habe Interesse an e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft im Vere<strong>in</strong>.<br />
❑ Ich habe Interesse an weiteren Materialien zum Thema<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
Firma / Institution<br />
Name<br />
Postfach / Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Datum / Unterschrift<br />
Sie können diesen Bogen abtrennen und ausgefüllt per Post an uns senden.<br />
E<strong>in</strong>facher und schneller geht es per Fax an folgende Nummer: 069 /45 15 70
�<br />
Wir würden uns freuen,<br />
auch Sie<br />
bald als Mitglied <strong>in</strong> unserem Vere<strong>in</strong> begrüßen zu dürfen.<br />
An den Vere<strong>in</strong><br />
<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
Neebstraße 3<br />
<strong>60385</strong> <strong>Frankfurt</strong><br />
Aufnahme <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong><br />
Ich möchte ❑ ab sofort<br />
❑ ab dem<br />
❑ zum Beg<strong>in</strong>n des nächsten Jahres<br />
als Mitglied <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong> <strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong> <strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V. aufgenommen werden.<br />
Der Jahresbeitrag beträgt 20,00 €.<br />
Absen<strong>der</strong>:<br />
Firma / Institution<br />
Name<br />
Postfach / Straße<br />
PLZ / Ort<br />
Telefon<br />
Telefax<br />
E-Mail<br />
Datum / Unterschrift
<strong>För<strong>der</strong>ung</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Bewährungshilfe</strong> <strong>in</strong> <strong>Hessen</strong> e.V.<br />
- Geschäftsstelle -<br />
Neebstraße 3<br />
<strong>60385</strong> <strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong><br />
Tel.: 069 / 9776 8106<br />
Fax: 069 / 4515 70<br />
E-Mail: office@FBH-<strong>eV</strong>.de<br />
http://www.FBH-<strong>eV</strong>.de<br />
Bankverb<strong>in</strong>dungen:<br />
Postbank <strong>Frankfurt</strong><br />
BLZ 500 100 60<br />
Kto.-Nr. 15 11 39-606<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Sparkasse<br />
BLZ 500 502 01<br />
Kto.-Nr. 26 15 72