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B - des Förderkreises Thomanerchor Leipzig eV

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03 2009<br />

MIT KRUZIANERN UND TÖLZER KNABEN IM KONZERT INTERVIEW MIT GEORG GIRARDET<br />

JOHANN SEBASTIAN BACH KANTATE BWV 36 THOMASKANTOR A.D. HANS-JOACHIM ROTZSCH<br />

Thomaner<br />

www.thomanerchor.de Schutzgebühr 2 Euro<br />

Journal


im<br />

Mitteldeutsche Zeitung 12.8.2009<br />

auften Gewandhaus<br />

vorgestern die Tholzer<br />

Knabenchor Joachs<br />

Matthäuspassion<br />

der Leitung Riccardo<br />

rten überdies das Geter<br />

und eine glanzvolle<br />

ng.<br />

Sonnabend/Sonntag, 4./5<br />

KULTUR<br />

<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 5.4.2009<br />

Tradition gebiert Zukunft<br />

Thomaner und Tölzer Knabenchor mit Bachs Matthäuspassion unter Riccardo Chailly im Großen Concert<br />

ER KORFMACHER<br />

Schema, kann es nicht geh.<br />

Und so zeigt Riccardo<br />

hilistern auch da die kalte<br />

ie längst Gewissheit zu habei<br />

den Chorälen. Reich hat<br />

eflexe auf den liturgischen<br />

sang mit Fermaten versehen,<br />

Atem-, Ruhepunkten. Bei seieipziger<br />

Passion, der nach Jo-<br />

06, hat Chailly noch ganz auf<br />

nktion gesetzt: Punkte standen<br />

e Zäsuren, Kommata für weni-<br />

, und die, die nicht mit Satzzeirelierten,<br />

ließ er unberücksichverbreitert<br />

überdies die Ausimension<br />

die Palette: Pausieren,<br />

Verzögern, Absetzen, Überbinbersingen,<br />

Zurücknehmen, Betoall<br />

das stellt Chailly in den Dienst<br />

xt, Affekt, Botschaft. Wie sein subtinamisches<br />

Konzept: Den ersten<br />

on „Ich will hier bei dir stehen“ geht schließend geklärt ist – wer wollte das im Donner“ beginnt geheimnisvoll raunend.<br />

sicher zart an, bei der Wiederholung Angesicht der Größe <strong>des</strong> Werks im Ernst Als würden erst nach und nach die Um-<br />

em Text „Von dir will ich nicht wei- behaupten? Aber die Gesamtanlage hat risse Golgathas über dem Garten Gethse- bei.<br />

“ ist alles Zaudern verschwunden. So auch in den Augen <strong>des</strong> Gewandhauskamane sichtbar.<br />

lt jeder Choral (auch instrumental) pellmeisters den Status der Gültigkeit er- Gerade in diesen Sätzen wird die Un-<br />

e eigene Farbe. Hier zeigen sich die langt.terschiedlichkeit<br />

der beiden Knabenchöre<br />

riten <strong>des</strong> Raums. Denn naturgemäß Sie ist bemerkenswert dramatisch, deutlich. Links die kristalline Transpa-<br />

ben es Details im Gewandhaus leichter weicht ab vom Klischee der Kontemplatirenz der Thomaner, rechts die bronzene<br />

s in der Thomaskirche. Deren spirituelle on, die der Leidensgeschichte nach Mat- Wucht der Tölzer. Links der naturbelasse-<br />

ura ersetzt Chailly durch die Transzenthäus anhaftet. Doch bereits der erste ne Glanz der hohen Stimmen, rechts die<br />

enz, die Bach aus der Passionserzählung Kontakt mit den turbae, den Chören der natürliche Autorität kraftvoller Männer-<br />

irekt in die Musik hat fließen lassen. Menge, der Gläubigen, der Zweifler, <strong>des</strong> stimmen, der virtuose Glanz wie selbst-<br />

Bachs Passionen seien Werke ohne An- Mobs, lässt im Gewandhaus die Frage verständlich beherrschter Koloraturen,<br />

kunft, gab Chailly vor drei Jahren zu Pro- aufkommen, wie es hat entstehen kön- denen auch Chaillys Tempi keine nentokoll,<br />

daher habe er sich nie durchringen nen, dieses Klischee. Auch hier nimmt nenswerten Schwierigkeiten in den Weg<br />

können, sie einzuspielen. Doch angekom- Chailly nichts als gegeben. Und wie im legen. Diesmal gibt es keinen Zweifel: Die<br />

men in der <strong>Leipzig</strong>er Tradition, scheint Choral der Entschluss erst reifen muss, Tölzer gehören zu den besten Knaben-<br />

erregenden Qualität <strong>des</strong> Ergebnis- fest im Glauben zu stehen, ergreift auch chören der Welt. Ungeheuer klangschön<br />

en in deren Gültig- der Tötungswille langsam nur vom Stra- reagieren sie auf die subtilsten Zeichen<br />

dieseßenpöbel Besitz: Fast zaghaft beginnt die Chaillys. Und was beide Chöre zwischen<br />

rderung „Lass’ ihn kreuzigen“. Nach dem Einzug in Jerusalem und der nicht<br />

rt die Mordlust sich in optimistischen Trauer <strong>des</strong> Schlusschors<br />

e, sind an Farben, Dynamik, Kultur, Schönheit<br />

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en Stispringt<br />

wirkte<br />

stellenedeutsperrig<br />

Fünf Sterne – mehr geht nicht<br />

Thomaner, Tölzer Knabenchor, Gewandhausorchester, Chailly triumphieren mit Bach in London<br />

n sprüdigkeit.<br />

ih<br />

nktionieren solle,<br />

Ulrich Noethen spie<br />

Kommissar Süden Seite 13<br />

ausbreiten, trägt maßgeblich zur Einzigartigkeit<br />

dieser historischen Aufführung<br />

plett aus. Mit<br />

g egenem Ton, der zwischen barock-<br />

Andreas Staier steifer Mechanik und graziler Zartheit<br />

n diesem Samstagabend nicht am Kon- hin- und hertänzelt.<br />

Dies gilt auch für die Solisten: Johannes<br />

Chum spürt sensibel (in extremer Höhe<br />

nicht ungefährdet) jeder Nuance der<br />

Evangelistenerzählung nach. Hanno Müller-Brachmann<br />

geht den Christus ein wenig<br />

gewaltig an, aber die schlichte Kraft<br />

seiner Deklamation fügt sich grandios ein<br />

in die Gesamtanlage. Der Bass Thomas<br />

Quasthoffs klingt wie aus einer besseren<br />

Welt herüber, und sein Rezitativ-Arie-<br />

Paar „Im Garten, als es kühle war“ – „Mache<br />

dich, mein Herze rein“ gehört zu den<br />

seltenen Momenten, in denen Schönheit<br />

und Wahrhaftigkeit die Zeit aushebeln.<br />

Keine ernsthaften Einwände beim geschmeidigen<br />

Arien-Tenor Maximilian<br />

Schmitt, beim körperlos strahlenden Sopran<br />

Christina Landshammers, beim sattdiesseitigen<br />

Alt Marie-Claude Chappuis’,<br />

bei Klaus Häger als Pilatus, Petrus, Judas.<br />

Und beim Gewandhausorchester, das um<br />

die beiden Konzertmeister Frank Michael<br />

Erben (I) und Sebastian Breuninger (II)<br />

diesen neuen <strong>Leipzig</strong>er Bach leuchten<br />

und leben lässt. Dabei wie selbstverständlich<br />

seine Tradition kurzschließt mit einer<br />

Ästhetik, die aus den Erkenntnissen der<br />

Aufführungspraxis Zukunft gebiert.<br />

Nur der Applaus mag nicht passen zu<br />

Botschaft, Würde, Unbedingtheit dieser<br />

grandiosen drei Stunden. Folgerichtig tun<br />

die <strong>Leipzig</strong>er sich anfangs schwer mit ihren<br />

Beifallsbekundungen, würden schon<br />

nach dem ersten Teil lieber Stille mit in<br />

die Pause nehmen. Was in der Thomaskirche<br />

selbstverständlich ist, im Gewandhaus<br />

muss es sich noch einspielen.<br />

Historisches Gipfeltreffen: Thomaner (links) und Tölzer mit Bachs Matthäuspassion unter Riccardo Chailly. Foto: Gert Mothes<br />

Sachkundige Anleitung: Thomaskantor Georg Christoph Biller beim Offenen Singen in der Lutherkirche. Foto: Wolfgang Z<br />

L<br />

angsam aber stetig füllen sich die<br />

Bankreihen der Lutherkirche am Johannapark.<br />

Ganze Schulklassen und<br />

auch viele Musikliebhaber sind zum Offenen<br />

Singen erschienen und warten gespannt<br />

auf die Anweisungen <strong>des</strong> gerung, und für eine Erstaufführung gibt er<br />

strengen Thomaskantors Georg Chris- die Leitung sogleich an seinen musikalitoph<br />

Biller.<br />

schen Assistenten ab.<br />

Dieser hält sich auch gar nicht erst mit Titus Heidemann hat zu Ehren Bachs<br />

langen Reden auf. „Singen ist nicht ganz einen Kanon komponiert, den er mit den<br />

leicht, aber der Beginn ist leicht“, moti- Schülern und Besuchern geschwind einviert<br />

er die Menge und steigt direkt in die studiert. „Gar nicht mal so besonders …<br />

Arbeit ein: Mit nur vier Silben zaubert er schlecht“, kommentiert er die eifrigen<br />

eine vierstimmige Melodie: „Wir sin/gen Bemühungen der Singenden.<br />

Bach.“ Jeder darf die Stimme singen, mit Zum Abschluss der dreiviertelstündi-<br />

der er sich am wohlsten fühlt. Nur die gen Musiklektion übernimmt erneut der<br />

kleinen Kinder haben keine Wahl: Sie Thomaskantor höchstpersönlich das<br />

singen Sopran. Der Thomaskantor er- Kommando. Er lässt Noten verteilen –<br />

klärt kindgerecht und mit einem Augen- denn jetzt wird es wirklich ernst. Wir<br />

zwinkern den Unterschied zwischen Pre- singen Bach! In der Lutherkirche ermiere,<br />

Uraufführung und Erstauffühklingt mehr schlecht als recht der<br />

London. Nach den Großen Concerten ger haben sich fest etabliert im Reigen Quasthoff, Marie-Claude Chappuis, Ma- belegen, dass auch die Insel-Kritiker das<br />

am Donnerstag und Freitag im Ge- der Weltorchester, mit denen das Barbiximilian Schmitt, Klaus Häger. Hinterher Besondere <strong>des</strong> langen Abends spürten.<br />

wandhaus sind Thomaner, Tölzer can langfristig zusammenarbeitet. Es bricht nach einem bewegenden Moment Was keine Selbstverständlichkeit ist.<br />

Knabenchor und Gewandhausorches- sind dies neben dem ältesten bürgerli- schmerzender Stille der Jubel los. Bravi, Schließlich steht in London eine Wiege<br />

ter am Sonntag mit Bachs Matthäuschen Orchester der Welt das Concertge- stehende Ovationen, manche weinen – der Originalklangbewegung. Ein Wagnis,<br />

passion in London aufgetreten. Gesbouworkest aus Amsterdam, das Los Semyon Bychkov, einst Chefdirigent der mit modernen Instrumenten und großer<br />

tern kehrten sie von ihrem Tagesaus- Angeles Philharmonic Orchestra, New Semperoper, läuft mit feuchten Augen Besetzung hier Bach zu Leibe zu rücken.<br />

flug zurück, der an der Themse als Yorks Philharmoniker und das Jazz at durchs Foyer. Und auch Riccardo Chailly Doch im Evening Standard von gestern<br />

musikalisches Highlight der Saison ge- Lincoln Center Orchestra.<br />

reagiert anders als gewohnt. Blass sieht ist zu lesen: „Das Gewandhausorchester<br />

handelt wurde.<br />

Glanzvolle Gesellschaft – und doch gilt er aus nach dem gedehnten Schluss-Ton. … erreichte eine kristalline Transpa-<br />

in London das Matthäuspassion-Gast- Er braucht eine Weile, um die Fassung renz, die winzige Details herausstellte<br />

Von PETER KORFMACHER spiel aus <strong>Leipzig</strong> als das musikalische wiederzuerlangen, zu seinem Lächeln zu und doch volles Gewicht auf die macht-<br />

Großereignis der Saison. Das grelloran- finden, zum Grinsen schließlich im Anvollen Höhepunkte legte. Wenn man ein<br />

Robert van Leer seufzt tief: „Wir sind ge Foyer <strong>des</strong> Barbican-Komplexes vigesicht <strong>des</strong> Triumphs. Und alle spüren, Orchester nach den leisen Momenten<br />

wahnsinnig, all diese Leute über den Kabriert vor Spannung, die Schlange mit dass dieser Moment einer von histori- beurteilt, sind die Gewandhaus-Musiker<br />

nal zu fliegen und wieder zurück.“ Aber Hoffnungsfrohen, die noch auf ein Ticket scher Dimension ist: Diese beiden Kna- superb, doch da sind auch Kraft und<br />

die kühne Gewand-<br />

warten, windet sich benchöre werden wohl<br />

rhythmische Virtuosihaus-Rechnung<br />

<strong>des</strong><br />

mehrfach zwischen nie wieder gemeinsam<br />

tät.“ Und Edward Se-<br />

Head of Music, <strong>des</strong><br />

den Treppenaufgängen musizieren, es war eickerson<br />

schreibt im<br />

musikalischen Kopfes<br />

hin und her, im Saal ne einzigartige Chance.<br />

Independent von einer<br />

<strong>des</strong> Barbican-Centers<br />

mit dem spröden Chailly hat sie genutzt.<br />

„außergewöhnlichen<br />

in London, Europas<br />

Charme rissiger Und das Ergebnis für<br />

Darbietung, wunder-<br />

größtem Kulturkom-<br />

Plüschpolster in Decca auf CD gebannt.<br />

voll, überbordend erplex,<br />

ging auf. Besser,<br />

schlimmen Farben ist Die Aufnahme-, Koreignisreich<br />

und von<br />

als er gehofft hatte.<br />

die Spannung mit Hänrektur-,Abhörsitzun- bleibendem Wert.<br />

Van Leer: „Die Rossini-Messe im Novemden greifbar.<br />

gen haben die vergangene Woche in Wenn der einsame Streicherakkord den<br />

ber war fast ausverkauft, Beethovens Dreieinhalb Stunden lang wagt kaum <strong>Leipzig</strong> beherrscht. Das Material ist seit Moment von Christi Sterben symboli-<br />

Neunte am Neujahrstag war schon im jemand zu atmen im Angesicht der Samstag im Kasten, in London gibt es siert, so ruhig ist, dass er die Stille <strong>des</strong><br />

Vorfeld vollständig ausverkauft, die Mat- nochmals gesteigerten Intensität der keine rote Lampe, die signalisiert, dass völligen Friedens hörbar macht, dann<br />

thäuspassion ist seit Monaten ausge- Chöre, der Orchester, der Solisten. Für die Ewigkeit ihren Anteil einfordert. weiß man sich in der Gegenwart wirklibucht.<br />

Und wir hätten sie noch zweimal die erkrankte Christina Landhammer ist Vielleicht auch ein Grund für die gelöste cher Kunst.“ In London bekommen Kon-<br />

vor restlos vollem Saal spielen können.“ in allerletzter Sekunde Sibylla Rubens Tiefe der Aufführung.<br />

zerte Noten. Für dieses gibt der Inde-<br />

Also wird die Londoner Residence <strong>des</strong> eingesprungen, der Rest der glanzvollen Gut zwei Dutzend Vertreter der britipendent fünf von fünf Sternen. Mehr geht<br />

Gewandhausorchesters mit seinem Chef Besetzung ist aus <strong>Leipzig</strong> bekannt: Joschen Presse sind im Saal, einige müs- nicht.<br />

Riccardo Chailly fortgeführt. Die Planungen<br />

reichen bereits bis 2012, die Leipzihannes<br />

Chum, Hanno Müller-Brachmann<br />

(subtiler, weicher, leiser), Thomas<br />

sen Nachtschichten einlegen. Und bereits<br />

die ersten Rezensionen von gestern<br />

⁄ Die Rezension der <strong>Leipzig</strong>er Matthäuspassion<br />

Robert van Leer: Die Matthäus-<br />

Evening Standard: Wenn man ein Orpassion<br />

ist seit Monaten ausgechester<br />

nach den leisen Momenten<br />

bucht, und wir hätten sie noch<br />

beurteilt, sind die Gewandhaus-Mu-<br />

zweimal vor restlos vollem Saal<br />

siker superb, doch da sind auch<br />

spielen können.<br />

Kraft und rhythmische Virtuosität.<br />

finden sie unter www.lvz-online.de/download<br />

<strong>Leipzig</strong>er Bach: Thomaner singen in der Thomaskirche die Matthäuspassion. Foto: And<br />

⁄ Morgen gastieren Chailly, Thomaner, Tölzer,<br />

Solisten und Gewandhausorchester in London.<br />

In der nächsten Woche singen die Thomaner in<br />

der Thomaskirche die Johannes-Passion. Für<br />

Donnerstag gibt‘s noch Karten unter Tel. 0341<br />

120280.<br />

wuchtigen<br />

g ln klingt so manches Bach-Stück<br />

und die eine oder andere Beethoven-Sonate<br />

oft breiig, eintönig und langweiligkonditioniert.<br />

Staier hingegen macht<br />

sich die Eigenheiten <strong>des</strong> Cembalos zu<br />

Im Dienste <strong>des</strong> Wortes<br />

Dahin<br />

ne, prescht wiede<br />

Stück ausreichend<br />

same Publikum,<br />

Zuhörer, der ver<br />

klatscht, dankt mi<br />

plaus.<br />

Denn Kelly Hanie<br />

eine 1:1-Kopie<br />

<strong>des</strong> ursprüngliers,<br />

wie der Ope-<br />

“ augenblicklich<br />

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der seit 2005<br />

amerikanischen<br />

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ein Auftritt<br />

zum Verwechssenen<br />

Augen<br />

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ment ist Kelnsen,<br />

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n sich <strong>Leipzig</strong>. Zum Höhepunkt geriet am Wokum noch in der Mitte <strong>des</strong> Mittelschiffs in- Was uneingeschränkt auch für den eine Matthäuspassion von be<br />

neues chenende der Hauptbeitrag der Thostinktiv den Kopf einziehen. Und mancher Christus Gotthold Schwarz gilt. Schlank werter Natürlichkeit. Ohne Effek<br />

a keep maner zum Bachfest 2009: Unter der Plosiv am Wortende knallt so gnadenlos ist er, jugendlich, naturbelassen und be- sie aus, ohne Übertreibungen<br />

Daniel Leitung von Georg-Christoph Biller und durchs die Kirche, dass die Liebe zum weglich. Allerdings hat Schwarz – wie Choräle fallen vielleicht eine Sp<br />

begleitet von Concerto Köln sangen sie Wort dies nicht mehr erklären kann. Doch Arien-Kollege Peter Kooij und der Chor- bust aus, und ausgerechnet bei<br />

in der ausverkauften Thomaskirche sonst ist Petzold, der die Hauplast <strong>des</strong> bass – in der Tiefe mit dem Umstand zu maten schiebt Biller das Prin<br />

Bachs Matthäuspassion.<br />

Textes trägt, in diesen zweieinhalb zügi- kämpfen, der den Tenören das Leben er- Wort. Aber abgesehen davon ist<br />

gen Nettostunden, so gut wie lange kein heblich erleichtert: der tiefen Stimmung de wegen ihrer Schlichtheit so gro<br />

Von PETER KORFMACHER Evangelist mehr in der Thomaskirche. von Concerto Köln. Die Solo-Damen, die Matthäuspassion.<br />

Weil er zu einer Natürlichkeit zurückge- kristalline Ute Selbig und die voluminöse, Und Dank der großartigen inst<br />

„Am Anfang war das Wort“. Das ist funden hat, die die Passion nicht banali- aber klare Britta Schwarz haben naturge- talen Begleitung durch Concerto K<br />

zwar weder Passion noch Matthäus, sonsiert, sie aber auch nicht mit Blattgold mäß weniger Probleme damit. Die So- Rheinländer gehören zu den ganz G<br />

dern der Anfang von Johannes. Aber es überzieht. Und würde nicht manches „e“ pran-Knaben profitieren gleich doppelt der Zunft. Technische Fragen sind<br />

charakterisiert das Wesen der Matthäus- oben zum „ü“ tendieren, diese Erzählung von der vergleichsweise bequemen Lage. geklärt; die Spezialisten haben aufg<br />

passion <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>s in der Tho- der Leidensgeschichte in den Worten <strong>des</strong> Klar und präzise leuchten die Oberstim- in erster Linie Spezialisten zu se<br />

maskirche: Bachs Chor, in Bachs Kirche, Matthäus wäre vollkommen. Tief bewemen <strong>des</strong> berühmten Knabenchors. Und es sind vor allem Musiker. Und sie k<br />

unter Bachs Amts-Urenkel Georg-Chrisgend, plastisch, poetisch, sensibel, unter ist offenhörlich, dass der Ex-Thomaner auch in der Thomaskirche mit ihrer<br />

toph Biller. Die Konzentration, ja der die Haut gehend ist sie. Was auch daran Biller diesmal die Kräfte seiner Jungs be- unproblematischen Akustik satt un<br />

Rückzug auf die Worte hinter den Tönen liegen mag, dass Petzold die Arien an den hutsam eingeteilt hat. Keine Ermüdungs- und klar. Haben aber den Kollegen<br />

und die Botschaft hinter den Worten, sie Amarcordler Martin Lattke übergeben erscheinung nirgends. Fabelhaft deutlich modernen Instrumenten den silb<br />

sind eine Grundkonstante der <strong>Leipzig</strong>er hat, der, blickt man nicht zur Empore ist die Artikulation, unanfechtbar die In- Farbreichtum voraus, die Reakt<br />

Bachpflege. Was einerseits nur natürlich hoch, zunächst auch wie der Ex-Thomatonation, beeindruckend die Homogeni- schnelligkeit, die es erlaubt, auch Bi<br />

ist, weil auch Bach vom Wort ausging, als ner Petzold klingt. Aber das ist es nicht, es tät, alles auch profitierend von der erha- bisweilen sehr ambitionierte Tempi<br />

er diesen Kosmos schuf, andererseits ist die geistige Grundhaltung oder, um es benen Aufstellung rechts und links im Substanz und Bedeutung und Schön<br />

auch schon für manchen zischenden pho- weniger pathetisch zu sagen: der Stallge- Chorgestühl. Und selbst die cantus-fir- zu füllen – sie dem Wort untertan zu m<br />

netischen Manierismus gut war.<br />

ruch der Thomaner. Und so ist auch bei mus-Jüngsten bedürften der Verstärkung chen. Ganz selbstverständlich legen<br />

Vereinzelt gibt es sie immer noch. Lattke je<strong>des</strong> Wort zu verstehen und doch durch die Bach-Orgel nicht, die am ande- ihm ihre Pracht zu Füßen, und er ka<br />

Wenn etwa Evangelien-Tenor Martin Pet- jede Linie kostbar und weich und warm ren Ende <strong>des</strong> Kirchenschiffs zwangsläufig sich um den Chor kümmern, die Sänge<br />

zold singt „Und speieten ihn an“, lässt die ausgestaltet, haftet seinem Gesang nichts durchs Timing-Rost fällt.<br />

das Wort. Etwas zu früh einsetzender g<br />

naturalistische Ausgestaltung das Publi- Künstliches an und nichts Frömmeln<strong>des</strong>. Aus diesem Material modelliert Biller waltiger Jubel – für einen <strong>Leipzig</strong>er Bach<br />

l<br />

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Foto: André Kempner<br />

<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 7.4.2009<br />

<strong>Thomanerchor</strong> mit Concerto Köln unter Biller mit Bachs „Matthäuspassion“ in der Thomaskirch<br />

<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 22.6.2009<br />

Orchestereinwürfe scharf<br />

wie Granatsplitter<br />

Bach Mendel h<br />

KULTUR<br />

Munteres Singen<br />

Thomaskantor Georg Christoph Biller musiziert mit Laien<br />

Schlusschoral <strong>des</strong> zweiten Teils der beliebten<br />

und relativ häufig aufgeführten<br />

Bachkantate „Herz und Mund und Tat<br />

und Leben“, BWV 147.<br />

Anlass zu frohlockendem Beifall gibt<br />

das Ergebnis zwar nicht, aber das war<br />

auch gar nicht der Sinn der Übung. Das<br />

Singen mit Kindern und Laien sollte Mut<br />

machen. Viel schöner als sich Musik nur<br />

anzuhören sei es, selbst zu singen. „Am<br />

besten Bach“, schließt Biller die Veranstaltung.<br />

Eine gute Idee <strong>des</strong> viel beschäftigten<br />

Bach-Nachfolgers, sich auch einmal Zeit<br />

zu nehmen für die Menschen, die Musik<br />

zwar mögen, aber nicht professionell be-<br />

Alles ist Luft<br />

treiben – oder vielleicht auch gar n<br />

Denn ob man nun Noten lesen kann<br />

nicht, das spielt beim Offenen Singe<br />

turgemäß keine Rolle. Vom Chor m<br />

tragen und vom Kantor und seinem<br />

sistenten mit fester Stimme ange<br />

singt es sich schließlich fast von a<br />

Eine schöne Erfahrung.<br />

Das Offene Singen war Teil <strong>des</strong> g<br />

gen Forum-Thomanum-Tages. Mi<br />

rungen, Workshops und mit viel<br />

rund um die neugotische Luther<br />

stellte sich das Projekt Forum T<br />

num vor. Pünktlich zum 800. Ge<br />

tag der Thomaskirche, <strong>des</strong> Thom<br />

chors und der Thomasschule 20<br />

das Gelände zwischen Sebastian<br />

Straße und Schreberstraße zum<br />

nationalen Bildungszentrum<br />

sein. Irene<br />

@www.forum-thomanum.de<br />

<strong>Leipzig</strong>er Volkszeitung 6.6.2009<br />

Heutige Tradition u d<br />

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Maren Winterfeld<br />

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sich selbst als T ü<br />

20 Jahre liegt sie zurück: die Friedliche Revolution. Einschneiden<strong>des</strong><br />

hat sich seitdem verändert – für die Thomaskirche,<br />

die Thomasschule, den <strong>Thomanerchor</strong>. Noch zwei<br />

Tage vor dem 9. Oktober 1989 musste der <strong>Thomanerchor</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> im »Palast der Republik« in Berlin bei der Jubelfeier<br />

der Zuspätgekommenen auftreten. Ebenso wurde den<br />

Thomanern mit der Begründung »bei uns muss sich nichts<br />

ändern« die Teilnahme an den Montagsdemonstrationen<br />

verwehrt. In diesem Jahr aber hat der <strong>Thomanerchor</strong> am<br />

9. Oktober in der Thomas- und Nikolaikirche gesungen – »das<br />

mag ein Wechsel sein«.<br />

Dieser Wechsel schlägt sich auch im Projekt Forum<br />

Thomanum nieder, das eine Frucht der Friedlichen Revolution<br />

ist. Denn mit dem Forum Thomanum reagieren wir nicht nur<br />

auf die Notwendigkeit, den Nachwuchs für die älteste<br />

Kulturinstitution der Stadt <strong>Leipzig</strong> zu sichern. Wir wollen<br />

mit diesem Bildungsprojekt dafür Sorge tragen, dass es in<br />

Zukunft mehr kulturell gebildete, religiös gebundene, sozial<br />

kompetente und demokratisch gesinnte Menschen in den<br />

Führungsetagen unserer Gesellschaft gibt.<br />

Die Trias von Schule, Chor und Kirche hat den unschätzbaren<br />

Vorteil, in ihrem Wirken auf einen Gegenstand zurückgreifen<br />

zu können, der alle Brüche in der 800-jährigen<br />

Geschichte der Thomana überdauert hat und bis heute ein<br />

Kontinuum schafft: der Glaube in der jüdisch-christlichen<br />

Tradition und die damit verbundenen Werte, die vor allem<br />

durch die Musik abrufbar geblieben sind. Gerade die Musik<br />

will mit ihrer universalen Sprache von dem Gott künden, der<br />

alles Leben hält und trägt – ohne dass die Freiheit <strong>des</strong> Menschen<br />

eingeschränkt wird. Dieses Kontinuum ist das Fundament<br />

all unserer Überlegungen und aus ihm können wir die<br />

Kraft der Erneuerung schöpfen.<br />

Das hat den <strong>Thomanerchor</strong> in den Zeiten von Diktatur<br />

und Bevormundung vor dem Absturz bewahrt und das wird<br />

hoffentlich auch in Zukunft dafür sorgen, dass Chor, Schule<br />

und Kirche sich allen ideologischen Okkupationen widersetzen.<br />

Dazu ist die Erinnerung an die wichtigste Errungenschaft<br />

der Reformation vonnöten: die Verbindung von Glaube<br />

und Bildung. Dass sich bei<strong>des</strong> gegenseitig bedingt, sollten<br />

wir nicht als Einschränkung der Freiheit ansehen, sondern<br />

als Chance der Erneuerung und Bedingung freiheitlichen<br />

Denkens und Handelns nutzen.<br />

Christian Wolff, Pfarrer<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> Forum Thomanum <strong>Leipzig</strong> e.V.<br />

6<br />

VORWORT/INHALT 3<br />

KURZ BERICHTET 4<br />

THOMANER-LEBEN<br />

Sängerknaben unter sich 5<br />

Es muss kolossal klingen 6<br />

Bach-Choral für originale Kieler Bluse 8<br />

MOTETTE/KANTATE<br />

Christian Führer über Kantate BWV 36 9<br />

VERANSTALTUNGSPLAN 12<br />

INTERVIEW<br />

Dr. Georg Girardet – Weichen für die Zukunft<br />

sind gestellt 14<br />

MUSIKER IN LEIPZIG<br />

Thomaskantor a.D. Hans-Joachim Rotzsch 16<br />

Max Reger 18<br />

ABITURIENTEN DES THOMANERCHORES 20<br />

STIFTUNG THOMANERCHOR 21<br />

FORUM THOMANUM 22<br />

FÖRDERKREIS 23<br />

ZU GUTER LETZT 24<br />

9 14 16


4<br />

KURZ BERICHTET<br />

KLAUS-PETER HERZBERG<br />

ALUMNATSINSPEKTOR<br />

Mit dem Beginn <strong>des</strong> neuen<br />

Schuljahres ist Klaus-Peter<br />

Herzberg neuer Inspektor<br />

im Alumnat. Er ist an der<br />

Thomasschule Fachlehrer<br />

für Mathematik, Physik<br />

und Informatik und tritt die<br />

Nachfolge von Michael<br />

Rietz an. Herzberg wurde<br />

im Unstrut-Hainich-Kreis<br />

geboren und studierte in<br />

<strong>Leipzig</strong>. Seit 24 Jahren ist<br />

er als Fachlehrer an<br />

verschiedenen Schulen<br />

<strong>Leipzig</strong>s tätig. Seit 2006<br />

unterrichtet Herzberg an<br />

der Thomasschule. Er ist<br />

verheiratet und Vater<br />

zweier Söhne. Herzlich<br />

willkommen im Pädagogenteam<br />

<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />

<strong>Leipzig</strong>!<br />

CHORLAGER IN NEBRA<br />

Das Chorlager am Ende<br />

der Sommerferien führte<br />

die Thomaner in diesem<br />

Jahr wieder nach Nebra.<br />

Im idyllischen Örtchen<br />

an der Unstrut begrüßte<br />

Thomaskantor Georg<br />

Christoph Biller die neun<br />

neu aufgenommenen<br />

Thomaner. Neben Wanderungen<br />

in der Umgebung,<br />

einer Kanu-Tour auf der<br />

Unstrut, den Besuchen im<br />

benachbarten Freibad und<br />

den abendlichen Volleyball-<br />

und Fußball-Spielen,<br />

fanden erste Proben sowie<br />

Einzel-Vorsingen beim<br />

Kantor und einem Gesangslehrer<br />

<strong>des</strong> Chores statt.<br />

In der Kirche St. Georg<br />

zu Nebra gab der neu<br />

formierte <strong>Thomanerchor</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> ein Konzert.<br />

UND WIR HOLEN DEN POKAL...<br />

Zu den Höhepunkten <strong>des</strong> Thomaner-Jahres<br />

zählen mit Sicherheit die Fußballspiele<br />

gegen die befreundete Konkurrenz vom<br />

Dresdner Kreuzchor. Aus Zeitgründen<br />

konnte in diesem Jahr nur ein gemeinsames<br />

Spiel realisiert werden. Am 7. Juni 2009<br />

reisten die Sängerknaben aus der sächsischen<br />

Lan<strong>des</strong>weltstadt <strong>Leipzig</strong> in die<br />

sächsische Lan<strong>des</strong>hauptstadt Dresden.<br />

Das Spiel der Knabenmannschaften<br />

(10–13 Jahre) endete nach der regulären<br />

Spielzeit 3:3. Alle drei Tore für die Thomaner<br />

schoss Karl Knoch. Im anschließenden<br />

Siebenmeterschießen setzten sich die<br />

Dresdner Knaben durch. Das Spiel der<br />

Männermannschaften endete nach der<br />

regulären Spielzeit und der Verlängerung<br />

ebenfalls 3:3. Hier setzten sich die<br />

Thomaner im Elfmeterschießen durch und<br />

verteidigten damit den Wanderpokal<br />

der sächsischen Knabenchöre, der nun ein<br />

weiteres Jahr im Probensaal <strong>des</strong> Alumnates<br />

in der Hillerstraße stehen wird. Nach<br />

dem Spiel feierten die Kruzianer und die<br />

Thomaner gemeinsam mit ihren Familien,<br />

Betreuern und Fans, bevor es wieder auf<br />

die Heimfahrt nach <strong>Leipzig</strong> ging. Schon<br />

eine Woche später trafen sich beide Chöre<br />

wieder: In <strong>Leipzig</strong> musizierten sie gemeinsam<br />

im Rahmen <strong>des</strong> Bachfestes 2009 in<br />

der Thomaskirche.<br />

AS KASTENFEST D<br />

Am Ende eines jeden Sommers feiern die<br />

Thomaner ihr traditionelles »Kastenfest«.<br />

Der Begriff »Kasten« steht an dieser Stelle<br />

für die Behausung der Thomaner, das<br />

Alumnat in der Hillerstraße. Im Zentrum<br />

<strong>des</strong> Kastenfestes steht das Fußballspiel<br />

der Thomaner aus Klasse elf und zwölf<br />

gegen ein Alte-Herren-Team, das sich aus<br />

Mitarbeitern <strong>des</strong> Chores, Lehrern der<br />

Thomasschule, Pfarrern der Thomaskirche,<br />

Musikern und Managern <strong>des</strong> Gewandhausorchesters<br />

zusammensetzt. In diesem Jahr<br />

gewannen die Alten Herren knapp nach<br />

Elfmeterschießen gegen die Thomaner.<br />

Neben allerlei Köstlichkeiten der Küche gab<br />

es eine Kletterwand, ein rasantes Radrennen<br />

im benachbarten Johannapark, ein<br />

Schachturnier, verschiedene Wettbewerbe,<br />

Quiz, Tombola und viele andere Dinge,<br />

die Kindern Spaß machen. Das Kastenfest<br />

wird großzügig unterstützt vom Förderkreis<br />

<strong>Thomanerchor</strong> e.V.<br />

ESTKONZERTE MIT F DEM THOMANERCHOR<br />

Zum zentralen Pfarrertag der Evangelischen<br />

Lan<strong>des</strong>kirche Sachsen gestaltete der<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> einen Gottesdienst<br />

in der Thomaskirche. Rund 800 Pfarrer aus<br />

ganz Sachsen kamen am 9. September 2009<br />

zu Besuch. Zwei Tage später sangen die<br />

Thomaner zur Jahrestagung der Deutschen<br />

Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie<br />

im Alten Rathaus. Anlässlich <strong>des</strong><br />

20. Jahrestages der Friedlichen Revolution<br />

traten die Thomaner beim Erinnerungskonzert<br />

in der Nikolaikirche auf.<br />

Thomaskantor Georg Christoph Biller<br />

leitete die Motette »Fürchte dich nicht«<br />

von Johann Sebastian Bach und<br />

Felix Mendelssohn Bartholdys »Denn er<br />

hat seinen Engeln befohlen über dir«.<br />

Das Gewandhaus orchester bot Werke von<br />

Ludwig van Beethoven sowie die 2. Sinfonie<br />

von Johannes Brahms mit Kurt Masur<br />

am Pult. Der Fernsehsender Arte strahlte<br />

die Aufzeichnung <strong>des</strong> Konzertes am<br />

8. November aus.<br />

ARCHITEKTUR-WETTBEWERB<br />

Bis zum 800. Jubiläum <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />

<strong>Leipzig</strong> im Jahr 2012 baut die Stadt <strong>Leipzig</strong><br />

als Trägerin <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es das<br />

Alumnat komplett um. Damit geht ein lang<br />

gehegter Wunsch der Chorleitung in Erfüllung,<br />

die Lebens- und Arbeitsverhältnisse<br />

für die Thomaner zu verbessern. Ein<br />

einstimmiger Stadtratsbeschluss machte es<br />

möglich, einen Architekturwettbewerb<br />

auszuloben, an dem 25 Büros teilnahmen.<br />

Sämtliche Entwürfe waren im <strong>Leipzig</strong>er<br />

Rathaus über die Sommerferien ausgestellt.<br />

Im September 2009 wurde entschieden,<br />

welcher der Entwürfe realisiert werden soll:<br />

Das <strong>Leipzig</strong>er Architekturbüro Nieper und<br />

Partner hat die Ausschreibung gewonnen.<br />

Im November 2010 soll Baubeginn sein.<br />

Während <strong>des</strong> Umbaus werden die Thomaner<br />

das Alumnat für zirka 20 Monate nicht<br />

nutzen können und in dieser Zeit interimistisch<br />

untergebracht.


Tölzer Knabenchor und<br />

<strong>Thomanerchor</strong> sangen<br />

gemeinsam im Londoner<br />

Barbican Centre.<br />

Sängerknaben unter sich<br />

Thomaner treffen auf freundschaftliche Konkurrenz<br />

Das erste große Knabenchortreffen fand im April 2006 in<br />

<strong>Leipzig</strong> statt. Gäste der Thomaner waren der Dresdner<br />

Kreuzchor, die Regensburger Domspatzen, der Windsbacher<br />

Knabenchor und der Poznaner Knabenchor. Es gab ein<br />

großes Konzert in der Thomaskirche, bei dem am Ende alle<br />

Chöre zusammen »Alta Trinita Beata« sangen, dirigiert von<br />

Thomaskantor Georg Christoph Biller. Das <strong>Leipzig</strong>er Treffen<br />

der Knabenchöre war offi zieller Bestandteil <strong>des</strong> kulturellen<br />

Rahmenprogramms der FIFA-WM 2006 – ein großes Fußballturnier<br />

zwischen den Chören wurde im <strong>Leipzig</strong>er Hauptbahnhof<br />

ausgerichtet.<br />

»Es ist erstaunlich wie schön etwa 250 verschiedene<br />

Jungen zusammen singen können.«<br />

Als »Internationales Knabenchor-Festival und europäische<br />

Fußballmeisterschaft der Knabenchöre« war das Knabenchortreffen<br />

2008 im polnischen Poznan ausgeschrieben.<br />

Die Einladung kam vom Poznan Boys’ Choir. Neben den<br />

Thomanern kamen der St. Michael’s Boys’ Choir aus Estland,<br />

der tschechische Knabenchor »Boni Pueri«, der Siauliai Boys’<br />

and Youth Choir »Dagilelis« aus Litauen, der Poznan<br />

Cathedral Choir und der Boys’ and Men’s Choir of the<br />

Poznan Philharmonic »Poznan Nightingales« nach Polen.<br />

Das erste Konzert gestaltete der <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

abwechselnd mit dem estnischen Chor in der Pfarrkirche<br />

St. Stanislaus.<br />

»Interessant war nicht nur der liturgische Gesang <strong>des</strong><br />

estnischen Chores, sondern dass sie ihr eigenes kleines<br />

chorinternes Orchester hatten, welches sie begleitete.«<br />

Zusammen mit dem Tölzer Knabenchor sang der<br />

<strong>Thomanerchor</strong> das erste große gemeinsame Projekt nach der<br />

Australientournee im Frühjahr 2009. Zur Aufführung kam<br />

die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach. Wenige<br />

Zeit später, im Mai 2009, fand das Knabenchortreffen in<br />

THOMANER-LEBEN<br />

Das gemeinsame Konzert <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong> und <strong>des</strong> Dresdner Kreuzchores war ein Höhepunkt<br />

beim <strong>Leipzig</strong>er Bachfest 2009. Wenige Monate zuvor sangen die Thomaner gemeinsam mit dem Tölzer<br />

Knabenchor unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Riccardo Chailly die Matthäuspassion von<br />

Johann Sebastian Bach im Gewandhaus und im Londoner Barbican Centre. Neben diesen gemeinsamen<br />

musikalischen Großprojekten gab und gibt es zahlreiche weitere Gelegenheiten, bei denen die jungen<br />

Konkurrenten der bekannten Knabenchöre aufeinander treffen.<br />

Dresden statt. Anlass war das 450-jährige Jubiläum der<br />

Dresdner Kapellknaben. Unter dem Motto »300 Stimmen<br />

gratulieren« gaben der <strong>Thomanerchor</strong>, der Kreuzchor, der<br />

St. Benno Jazzchor, der Mainzer Domchor und die Kapellknaben<br />

je ein Konzert in der Frauenkirche und in der Kreuzkirche.<br />

Das Besondere bei diesem Treffen war der Jazzchor:<br />

Nicht weil er in einer anderen Musikrichtung sang, sondern<br />

weil es ein gewöhnlicher, aber außerordentlich guter<br />

Schulchor ist, in dem auch Mädchen mitsingen. Gemeinsam<br />

sangen die Chöre den 43. Psalm »Richte mich Gott« von<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy.<br />

»Es bleiben Erinnerungen und einprägsame Momente,<br />

wie zum Beispiel das Chorwerk der Kapellknaben in der<br />

Frauenkirche, bei dem der Chor unten und eine kleine Besetzung<br />

oben aus der Kuppel den cantus fi rmus dazu sang. Man<br />

hatte den Eindruck, die Stimmen kämen aus dem Himmel.«<br />

Das Konzert zum Bachfest 2009 ist bis dato der letzte<br />

gemeinsame Auftritt mit einem anderen Chor. Mit dem<br />

Dresdner Kreuzchor studierte der <strong>Thomanerchor</strong> unter<br />

Thomaskantor Biller ein Konzertprogramm ein, welches<br />

nicht alle Tage dargeboten wird. Die Thomaskirche war voll,<br />

nicht nur, weil viele Besucher das Konzert hören wollten,<br />

sondern weil die über 100 Sänger und noch dazu das vollbesetzte<br />

Orchester die Emporen der Kirche ausfüllten.<br />

Max Regers 100. Psalm bleibt in Erinnerung – die musikalische<br />

Klangfülle ebenso, wie der hautnahe Kontakt zu<br />

anderen Sängerknaben.<br />

»Die anderen Chöre kennen zu lernen und miteinander<br />

zu musizieren, war ein unvergessliches Erlebnis.«<br />

Die Knabenchortreffen werden fortgesetzt: Im nächsten<br />

Jahr fahren die Chöre nach Regensburg.<br />

Thomaner Tobias Klenke<br />

5


6 THOMANER-LEBEN<br />

Der Dresdner Kreuzchor und der <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> proben zusammen mit dem Gewandhausorchester in der Thomaskirche<br />

<strong>Leipzig</strong> für das Bachfestkonzert.<br />

Es muss kolossal klingen<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> und Dresdner Kreuzchor beim Bachfest<br />

»Es muss kolossal klingen«. Diese Worte schrieb Max Reger an Karl Straube, als der Klavierauszug seines<br />

100. Psalms op. 106 frisch gedruckt vorlag. Er verlangte für das Werk eine Maximalbesetzung mit einem Chor,<br />

der sich in den vier Stimmgruppen in die Achtstimmigkeit erweitert, einem großen Orchester mit vierfacher<br />

Trompeten- und Hornbesetzung sowie einer großen Orgel. Anlässlich <strong>des</strong> Bachfestes 2009 in <strong>Leipzig</strong> erklang<br />

das Werk in der Thomaskirche zu <strong>Leipzig</strong>.<br />

Was lag bei der geforderten gigantischen Chorbesetzung in<br />

Regers Psalm näher, als zwei der bekanntesten und besten<br />

Knabenchöre hier gemeinsam auftreten zu lassen. So musizierten<br />

der Dresdner Kreuzchor und der <strong>Thomanerchor</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> nach längerer Zeit wieder einmal zusammen unter<br />

der Leitung von Thomaskantor Georg Christoph Biller in<br />

der Thomaskirche. Aber nicht nur zwischen den Chören besteht<br />

eine Kooperation, sondern auch deren Förderinstitutionen<br />

arbeiten mittlerweile gut zusammen. Am 14. Juni 2009<br />

fand daher nicht nur das gemeinsame Konzert von Thomanern<br />

und Kruzianern statt, sondern auch ein Treffen der<br />

Förderinstitutionen.<br />

Zwischen dem Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e. V. und dem<br />

Förderverein Dresdner Kreuzchor e. V. besteht seit langer Zeit<br />

ein guter Kontakt. Dazu gehören zum Beispiel das gegenseitige<br />

Austauschen von Publikationen, die Einladung zu<br />

den Mitgliederversammlungen und zu anderen Höhepunkten,<br />

wie zum Beispiel den Weihnachtsempfängen und ausge-<br />

wählten Konzerten. So ist Christoff Andrich, der Vorsitzende<br />

<strong>des</strong> Dresdner Vereins, regelmäßig in <strong>Leipzig</strong> – Dr. Michael<br />

Kampf, Vorsitzender <strong>des</strong> hiesigen <strong>Förderkreises</strong> besucht<br />

ebenso regelmäßig Dresden. Bei den gemeinsamen Treffen<br />

kommt es zum Erfahrungs- und Ideenaustausch. So ist die<br />

Förderkreis-CD, die seit 2006 jährlich erscheint, eine Anregung<br />

aus Dresden. Dort hatte man schon seit langer Zeit<br />

gute Erfahrungen mit exklusiven CD-Produktionen für die<br />

Freunde und Förderer <strong>des</strong> Chores. Umgekehrt gab der Förderkreis<br />

<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es den Dresdner Freunden Tipps<br />

und Anregungen, ihren Weihnachtsempfang zu organisieren<br />

und attraktiv zu gestalten.<br />

Als im Jahr 2006 anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft<br />

in Deutschland Kreuzchor und <strong>Thomanerchor</strong> zusammen<br />

mit dem Windsbacher Knabenchor, den Regensburger<br />

Domspatzen und dem Poznaner Knabenchor in der Thomaskirche<br />

musizierten, war eine gute Gelegenheit, auch die<br />

Förderinstitutionen der anderen Knabenchöre einzu laden


Die Vertreter der Förderinstitutionen (v.l.n.r.) Christoff Andrich,<br />

Peter Heckel, Dr. Michael Kampf und Christof Hartmann.<br />

und ein Treffen zu initiieren. Dieses kam jedoch nicht in<br />

gewünschter Weise zustande, am Ende blieb es die gewohnte<br />

Zusammenkunft von <strong>Leipzig</strong>ern und Dresdnern. Aber ein<br />

Kontakt zu den anderen Förderern war hergestellt und<br />

die feste Absicht geäußert, ein gemeinsames Treffen zu veranstalten.<br />

In Windsbach fand dieses erste Treffen am<br />

13. April 2008 statt. Peter Heckel, Vorsitzender der Fördergesellschaft<br />

<strong>des</strong> Windsbacher Knabenchores, hatte anlässlich<br />

<strong>des</strong> 40-jährigen Bestehens <strong>des</strong> Vereins nach Windsbach<br />

eingeladen. Bei diesem Treffen wurde beschlossen, nunmehr<br />

jährlich zusammenzukommen.<br />

Das Bachfestkonzert 2009 war Anlass, das Treffen der<br />

Förderinstitutionen in diesem Jahr in <strong>Leipzig</strong> zu organisieren.<br />

In der Villa Thomana fand eine gemeinsame Vorstandssitzung<br />

der Vereine statt: Alle Vorsitzenden der Förderinstitutionen<br />

waren anwesend, sowie Christof Hartmann, der<br />

Manager der Regensburger Domspatzen. Man beschloss eine<br />

noch engere Zusammenarbeit und sogar eine gegenseitige<br />

Mitgliedschaft in den Vereinen. In besonderer Erinnerung<br />

bleibt das Gespräch mit dem domesticus <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />

Lucas Heller, der jede Frage zum Konzertalltag eines<br />

Thomaners und dem Leben im Alumnat ausführlich beantwortete.<br />

Im Jahr 2010 wird es wieder ein gemeinsames Treffen<br />

geben: Eine Einladung aller Förderinstitutionen nach<br />

Regensburg liegt bereits vor. Anlass wird wieder ein gemeinsames<br />

Konzert verschiedener Knabenchöre sein.<br />

Das Bachfestkonzert<br />

Höhepunkt <strong>des</strong> Tages war der gemeinsame Besuch <strong>des</strong> Bachfestkonzertes,<br />

der den Gästen lange im Gedächtnis bleiben<br />

wird. Bereits bei der Haupt- und Generalprobe am Samstag,<br />

13. Juni 2009 in der Thomaskirche, konnte man einen<br />

Eindruck bekommen, wie »monumental« das musikalische<br />

Programm sein würde: Die beiden Chöre standen dicht gedrängt,<br />

zusammen waren es etwa 160 Sänger, dazu kam<br />

eine so große Orchesterbesetzung, dass die Blechbläser auf<br />

den Seitenemporen Platz nehmen mussten. Es war sehr erhebend,<br />

die Knaben zusammen beim Singen zu erleben.<br />

Durch die räumliche Enge war eine große Disziplin nötig,<br />

die von den großen und kleinen Sängern aufgebracht werden<br />

musste. Allein schon die Proben versprachen ein großartiges<br />

Konzerterlebnis.<br />

THOMANER-LEBEN<br />

Das eigentliche Konzert am Sonntag stellte alle Erwartung<br />

in den Schatten. Am Ende gab es für die Solisten<br />

Gesine Adler (Sopran), Susanne Langner (Alt), Martin<br />

Petzold (Tenor) und Dominik Wörner (Bass), den Organisten<br />

Gerhard Weinberger, das Gewandhausorchester, die beiden<br />

Knabenchöre und Thomaskantor Biller wohlverdienten,<br />

lang anhaltenden Applaus und standing ovations. Regers<br />

Anweisung an den Dirigenten der Uraufführung in Jena,<br />

dass die Zuhörer nach dem Konzert als »Relief an der Wand<br />

kleben« müssten, wurde vom Thomaskantor exzellent umgesetzt.<br />

Wenn der Chor am Ende die Doppelfuge »Denn der<br />

Herr ist freundlich« singt und die Blechbläser das Choralthema<br />

»Ein feste Burg« intonieren ist der Höhepunkt <strong>des</strong><br />

Werkes erreicht. Und doch steigert es sich mehr und mehr bis<br />

zum Schluss.<br />

Ein gemeinsames Konzert von Kreuzchor und <strong>Thomanerchor</strong><br />

ist etwas ganz besonderes. So wurde schnell der<br />

Wunsch nach einem Konzertmitschnitt laut. Der Förderkreis<br />

<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es bot sich für dieses Vorhaben an, da<br />

jährlich eine bestimmte Summe für CD-Publikationen geplant<br />

ist. Zwar fanden 2009 schon mehrere Konzertmitschnitte<br />

für die neue Förderkreis-CD statt, jedoch war der<br />

Gedanke, beide Chöre zusammen auf einem Tonträger zu<br />

hören so reizvoll, dass er in die Tat umgesetzt werde sollte.<br />

Es war für den Tonmeister eine große Herausforderung, die<br />

gewaltige Chor- und Orchesterbesetzung aufzunehmen. Mit<br />

dieser Aufnahme konnte ein ganz besonderes Konzert<br />

konserviert werden. Die CD erscheint voraussichtlich im<br />

kommenden Jahr.<br />

Dr. Michael Kampf<br />

Die Chorempore während der Probenpause.<br />

INFORMATIONEN<br />

Besetzung der beiden großen Chorwerke zum Bachfestkonzert<br />

am 14. Juni 2009 in der Thomaskirche <strong>Leipzig</strong><br />

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)<br />

Lauda Sion op. 73<br />

für Solisten, vierstimmigen Chor,<br />

Flöten, Oboen, Klarinetten,<br />

Fagotte, Hörner, Trompeten,<br />

Posaunen, Pauken, Violinen, Viola,<br />

Violoncello, Kontrabass<br />

Max Reger (1873–1916)<br />

Der 100. Psalm op. 106<br />

für achtstimmigen Chor,<br />

zwei Flöten, zwei Oboen,<br />

zwei Klarinetten, zwei Fagotte,<br />

vier Hörner, zwei Trompeten,<br />

drei Posaunen, Tuba,<br />

drei Pauken, Große Trommel,<br />

Becken, Violinen, Viola,<br />

Violoncello, Kontrabass, Orgel<br />

7


8<br />

THOMANER-LEBEN<br />

Bach-Choral für originale Kieler Bluse<br />

Thomaner-Rüstzeit im Norden Deutschlands<br />

Die Kirchgemeinde St. Thomas veranstaltet je<strong>des</strong> Jahr in den ersten zehn Tagen der Sommerferien eine Rüstzeit<br />

für Thomaner und deren Geschwister. Diese Tradition reicht bis weit in die DDR-Zeit zurück. Die Rüstzeit<br />

führte zum wiederholten Male in die Jugendbildungsstätte Koppelsberg, zwischen Lübeck und Kiel gelegen.<br />

Im Kieler Schifffahrtsmuseum ist nicht etwa ein Thomaner zu sehen, sondern ein<br />

Matrose, <strong>des</strong>sen Anzug seit General Tirpitz zur Kleidung der Thomaner wurde.<br />

Das Thema der Rüstzeit lautete in diesem<br />

Jahr »In/mit welcher Verfassung<br />

leben wir? 2000 Jahre Christentum,<br />

800 Jahre Thomaskirche, <strong>Thomanerchor</strong>,<br />

Thomas schule, 60 Jahre Grundgesetz,<br />

20 Jahre Aufbruch zur Demokratie!«<br />

Unter diesem Gesichtspunkt<br />

fanden die täglichen Bibelarbeiten<br />

statt: Die Zehn Gebote wurden dabei<br />

ebenso thematisiert wie Verse aus dem<br />

Ersten Buch Samuels, in dem das Volk<br />

Israel einen König fordert, und dem<br />

Ersten Petrusbrief, einem frühchristlichen<br />

Verhaltenskompass. Die an geregten<br />

Diskussionen wurden nach dem<br />

P fl i c h t programm intensiv weiter geführt.<br />

Filme wie »Nikolaikirche« nach<br />

dem Roman von Erich Loest und die<br />

Einstudierung <strong>des</strong> Märchens »Das<br />

kalte Herz« als Theater stück ergänzten<br />

die Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema in den Bibelarbeiten.<br />

Ausfl üge in nahe gelegene Städte<br />

gehören zum Programm von Rüstzeiten,<br />

und so führte eine Tagesfahrt nach<br />

Kiel in das Schifffahrtsmuseum. In<br />

diesem war neben den Anfängen der<br />

unter seeischen Schifffahrt ein originaler<br />

Kieler Matrosenanzug zu sehen,<br />

der seit General Tirpitz die Uniform der<br />

Thomaner darstellt. Der Kieler Bluse<br />

gewidmet stimmten die Thomaner<br />

pfl ichtbewusst an Ort und Stelle einen<br />

Bach-Choral an. Die Hafenrundfahrt<br />

stellte nicht zuletzt <strong>des</strong> phantastischen<br />

Wetters wegen einen Höhepunkt dar.<br />

Ein besonderer Zufall führte die<br />

Gruppe am Sonntag nach Lübeck. In<br />

der dortigen Marienkirche wurde im<br />

Gottesdienst der bisherige Assistenzorganist<br />

an der Thomaskirche,<br />

Johannes Unger, in sein neues Amt als<br />

Marienorganist eingeführt. Anlass<br />

genug, die Lübecker Knaben sangeskräftig<br />

zu unterstützen und im Besonderen<br />

dem einstigen <strong>Leipzig</strong>er<br />

Organisten mit »Denn er hat seinen<br />

Engeln befohlen über dir« von Felix<br />

Mendelssohn Bartholdy eine große<br />

Freude zu machen. Die anschließende<br />

Freizeit nutzen die meisten, um durch<br />

Lübecks schöne Straßen zu bummeln<br />

und die Sonne zu genießen. Einer der<br />

Anlaufpunkte war das Grass-Haus, in<br />

welchem neben dem literarischen<br />

Schaffen das graphische und bildhauerische<br />

Œuvre <strong>des</strong> Literaturnobelpreisträgers<br />

Raum fi ndet. Auf dem<br />

groß zügigen Gelände der Bildungsstätte<br />

auf dem Koppelsberg standen<br />

zahlreiche Freizeitangebote zur Verfügung<br />

wie Volleyball, Schwimmen am<br />

angrenzenden Plöner See und Grillen<br />

mit anschließendem Lagerfeuer.<br />

Summa summarum verbrachten die<br />

31 Rüstzeit teilnehmer erholsame und<br />

anregende Tage in der Holsteinischen<br />

Schweiz.<br />

Um eine solche Rüstzeit veranstalten<br />

zu können benötigt die Evangelisch-<br />

Lutherische Kirchgemeinde St. Thomas<br />

<strong>Leipzig</strong> die Unterstützung Dritter, und<br />

so soll an dieser Stelle dem Förderkreis<br />

<strong>Thomanerchor</strong> e. V. ganz herzlich<br />

gedankt sein.<br />

Sascha Hille und Lukas Lomtscher<br />

Das obligatorische Gruppenfoto entstand am Bismarck-Denkmal in Lübeck.<br />

An der dortigen Marienkirche erfreute sich das bronzene Teufelchen großer Beliebtheit.


Der <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

musiziert gemeinsam mit dem<br />

Gewandhausorchester unter<br />

der Leitung von Thomaskantor<br />

Georg Christoph Biller am<br />

19. Dezember 2009 die Kantate<br />

»Schwingt freudig euch empor«<br />

BWV 36 in der Thomaskirche.<br />

Christian Führer setzt die<br />

Kantate und ihre Geschichte<br />

in Beziehung zur Gegenwart.<br />

Geschichte und Gegenwart<br />

Christian Führer über die Kantate BWV 36<br />

Acht Jahre nach seinem Amtsantritt in <strong>Leipzig</strong> schrieb<br />

Johann Sebastian Bach für den 1. Advent 1731 die Kantate<br />

»Schwingt freudig euch empor« BWV 36. Genauer gesagt, zu<br />

diesem Anlass war die Kantate in der vorliegenden Form<br />

fertiggestellt und aufführungsbereit.<br />

Man stelle sich vor: Für jeden Sonntag <strong>des</strong> Kirchenjahres<br />

vom 1. Advent bis zum Ewigkeitssonntag, zu jedem kirchlichen<br />

Fest und zu außerordentlichen Anlässen, wie zum<br />

Beispiel dem Ratswechsel, hatte Bach als director musices<br />

der Stadt <strong>Leipzig</strong> die situationsbezogene Kirchenmusik<br />

bereitzustellen – ein immenses Arbeitspensum, das er nur<br />

durch seine Genialität und seinen tief gegründeten christlichen<br />

Glauben zu bewältigen in der Lage war. Trotzdem<br />

waren die Zeitzwänge bisweilen erdrückend. Doch musikalische<br />

Meterware abzuliefern konnte und wollte er sich nicht<br />

leisten. So nahm er Bausteine eigener Musik und verwendete<br />

sie zur Vollendung eines neuen Werkes. Eine weltliche<br />

Kantate von 1725 veränderte er durch Textwegfall und<br />

Hinzufügung der letzten Strophe eines Epiphaniaschorals<br />

in eine Kirchenkantate. War der Zeitdruck zu groß gewesen<br />

– für Bach war das Ergebnis noch unbefriedigend, er ließ es<br />

nicht dabei bewenden. Zu der bereits vorhandenen Choralstrophe<br />

fügte er den Adventschoral Martin Luthers »Nun<br />

komm, der Heiden Heiland« an die Stelle der sonst üblichen<br />

MOTETTE/KANTATE<br />

Rezitative so ein, dass alle Teile ein neues Ganzes bildeten,<br />

die wunderbare Adventskantate »Schwingt freudig euch<br />

empor«. Eine Synthese von weltlicher Kantatenform und<br />

geistlichem Choral war gelungen.<br />

Der 1. Advent 1731 fi el auf den 2. Dezember. Ein Tag, der<br />

in <strong>Leipzig</strong> Bedeutung hat. Am 2. Dezember 1409 war die<br />

Universität <strong>Leipzig</strong> gegründet worden. In diesem Jahr ist das<br />

600-Jahre-Gedenken, wozu auch die Gebäude der Universität<br />

einschließlich der Paulinerkirche in neuer Form errichtet<br />

werden. Was Bach in genialer Weise gelang, eine Synthese<br />

von weltlicher Form und geistlichem Inhalt, ohne Trennungs-<br />

und Berührungsängste, will den heute Verantwortlichen der<br />

Universität einfach nicht gelingen. Beim Namen geht das<br />

Dilemma bereits los. Von der »Paulinerkirche« ist ein<br />

Paulinum geblieben. Der Innenraum ist streng geteilt: hier<br />

ein Drittel Andachtsraum, dort zwei Drittel Aula, hier der<br />

Altar, dort die Orgel. Und dazwischen eine gläserne Trennwand,<br />

damit ja nicht zusammengedacht wird, was zusammengehört.<br />

Man hätte von Bach lernen können, Grenzen zwischen<br />

Welt und Kirche zu überwinden, statt neu zu errichten.<br />

Genial zu sein, statt kleinlich und rechthaberisch. Die<br />

Synthese zwischen Geschichte und Gegenwart zu versuchen,<br />

wie es in der äußeren Gebäudeform wenigstens erreicht ist.<br />

9


10 MOTETTE/KANTATE<br />

Aber alles Getrennte fi ndet sich wieder. Bachs unvergängliche<br />

Musik wird eines Tages wieder in der ungeteilten<br />

Paulinerkirche erklingen, so wie zu seiner Zeit, als er selbst<br />

in der Paulinerkirche musizierte.<br />

Im Advent erinnern wir die Ankunft Jesu in Geschichte<br />

und Gegenwart. Genau das verwirklicht Bach mit der<br />

Adventskantate »Schwingt freudig euch empor«:<br />

Der Eingangschor macht seinem Titel alle Ehre. Der<br />

Schwung empor nimmt den Hörer mit. Er wird in die<br />

Bewegung derer hineingezogen, die jetzt »in Zion fröhlich«<br />

sind. Da ist der Bezug zum Evangelium <strong>des</strong> 1. Advent<br />

her gestellt, das die Ankunft Jesu in Jerusalem schildert. Die<br />

freudig wogende Menge der Menschen mit Palmzweigen, die<br />

ihr »Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen <strong>des</strong><br />

Herrn, Hosianna in der Höhe« anstimmen, wird in der Musik<br />

hörbar. Erhebt eure Herzen, schwingt freudig euch empor.<br />

Doch plötzlich ein »Halt! Haltet ein!« Dass der König der<br />

Ehren auf einem Esel ankommt, nicht stan<strong>des</strong>gemäß, aber<br />

Die Kantate BWV 36 »Schwingt<br />

freudig euch empor« hatte eine<br />

lange Vorgeschichte, bevor sie<br />

zum 1. Advent 1731 in der heute<br />

bekannten Fassung erklang.<br />

Eingangschor und Arien gehen<br />

auf eine weltliche Kantate<br />

gleichen Namens zurück, die<br />

Johann Sebastian Bach 1725<br />

zum Geburtstag eines Lehrers<br />

aufführte und deren Musik er<br />

später mehrfach für ähnliche<br />

Anlässe wiederverwendete.<br />

Eine entstandene geistliche<br />

Version wurde für die Neufassung<br />

<strong>des</strong> Jahres 1731 gründlich<br />

umgearbeitet. So erweiterte Bach<br />

die Kantate zur Zweiteiligkeit und<br />

ersetzte die Rezitative durch<br />

Choralbearbeitungen <strong>des</strong><br />

lutherischen Adventslie<strong>des</strong><br />

»Nun komm, der Heiden Heiland«.<br />

Der bisherige Schlusschoral<br />

Gottesdienstliches Musizieren<br />

zur Zeit Johann Sebastian<br />

Bachs. Titelkupfer von<br />

Johann Gottfried Walthers<br />

Musikalischem Lexikon aus<br />

dem Jahr 1732.<br />

»Zwingt die Saiten in Cythara«<br />

wurde an das Ende <strong>des</strong> ersten<br />

Teils gesetzt.<br />

Chor »Schwingt freudig euch<br />

empor« für vierstimmigen Chor,<br />

zwei Oboen d`amore, Streicher<br />

und Basso continuo<br />

Choral »Nun komm, der Heiden<br />

Heiland« für Sopran, Alt, zwei<br />

Oboen d´amore und Basso<br />

continuo<br />

Arie »Die Liebe zieht mit sanften<br />

Schritten« für Tenor, Oboe<br />

d´amore und Basso continuo<br />

Choral »Zwingt die Saiten in<br />

Cythara« für vierstimmigen Chor,<br />

Instrumente und Basso continuo<br />

Secunda pars:<br />

Arie »Willkommen, werter Schatz«<br />

für Bass, Streicher und Basso<br />

continuo<br />

INFORMATIONEN ZUR KANTATEH<br />

jesusgemäß, zwingt zum Nachdenken, Innehalten. Versteht,<br />

was ihr seht. »Es naht sich selbst zu euch der Herr der<br />

Herrlichkeit.«<br />

Der Choral, innig, zart und ernst im Duett musiziert,<br />

fügt sich an: Nun komm! »Nun komm der Heiden Heiland«.<br />

Choraltext von Martin Luther, Vertonung von Bach. Die<br />

zwei heraus ragendsten Persönlichkeiten der protestantischen<br />

Kirche vereint, die Ankunft Jesu zu erbitten und zu vertiefen.<br />

Der Ankunft in Jerusalem auf einem Esel, dem Arbeitstier<br />

der armen Leute, geht die Ankunft im Stall von Bethlehem<br />

voraus. Was für eine arme Geburt! In einer chromatischen<br />

Steigerung wird musikalisch erlebbar, worüber sich alle<br />

Welt wundert, dass »Gott solch Geburt ihm bestellt.«<br />

In der Arie »Die Liebe zieht mit sanften Schritten«<br />

wechselt erneut das Bild wie auch im darauffolgenden Choral.<br />

Jesus im Bild <strong>des</strong> Bräutigams, nach dem sich die Herzen<br />

sehnen: »Gleich wie es eine Braut entzücket, wenn sie den<br />

Bräutigam erblicket, so folgt ein Herz auch Jesus nach.« Die<br />

anziehende, liebliche Melodik legt uns den Glauben als<br />

Herzenssache nahe. In einer Welt der Elektronik, in der das<br />

wirkliche Leben immer mehr durch virtuelles Erleben<br />

ersetzt wird, bleibt der Glaube echt, live, unersetzbare<br />

Herzenssache. Da kann es schon einmal überfl ießend wallen,<br />

springen, jubilieren.<br />

Im 2. Teil, Nr. 5 Aria, wird das Motiv <strong>des</strong> Ankommens,<br />

<strong>des</strong> Einzugs Jesu ins Herz, weitergeführt. Aus der Geschichte<br />

wird Gegenwart. Von Bethlehem über Jerusalem und über<br />

2009 Jahre hinweg kommt Jesus in mein Herz. Keine Zeit<br />

kann ihn festhalten. Kein System kann ihm die Einreise<br />

verweigern. In seinem Lauf halten ihn weder Marx noch<br />

Lenin, weder Bank noch Börse auf. »Zieh bei mir ein!«<br />

Doch gerade da wird es bei uns Menschen problematisch.<br />

Im Choral »Der du bist dem Vater gleich« kommt der brutale<br />

Realismus ungeschönt zu Wort. Das kranke Fleisch, das<br />

kalte Herz, die aus dem Ruder gelaufene Welt hat keinen<br />

Platz für Jesus. Mit »kein Raum in der Herberge« fi ng es an.<br />

Choral »Der du bist dem Vater<br />

gleich« für Tenor, zwei Oboen<br />

d´amore und Basso continuo<br />

Arie »Auch mit gedämpften,<br />

schwachen Stimmen« für Sopran,<br />

Solovioline und Basso continuo<br />

Choral »Lob sei Gott dem Vater<br />

ton« für vierstimmigen Chor,<br />

Instrumente und Basso continuo<br />

Im Rahmen der Kantatenaufführung<br />

am 19. Dezember 2009 um<br />

15 Uhr in der Thomaskirche erklingt<br />

die Kantate, musiziert vom<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> und dem<br />

Gewandhausorchester unter<br />

der Leitung von Thomaskantor<br />

Georg Christoph Biller.<br />

Von dieser Aufführung wird es<br />

einen CD-Mitschnitt von Rondeau<br />

Production geben.


Mit dem Gewohnheitsatheismus, dem Relikt aus zwei Weltanschauungsdiktaturen,<br />

und dem Wohlstandsatheismus der<br />

Gegenwart wird Jesus heute der Platz in den Herzen streitig<br />

gemacht. Die Situation wird im Choral durch unruhige<br />

Rhythmen, aber auch durch die in starken Strichen durchgezogene<br />

Melodie von »Nun komm der Heiden Heiland«<br />

erläutert und geklärt: »Der du bist dem Vater gleich, führ<br />

hinaus den Sieg im Fleisch...«<br />

In der letzten Arie kommt durch eine melodiöse, sanfte<br />

Stimmführung von Violine und Sopran die Hoffnung für<br />

das allenthalben schwache Fleisch und die kranke Welt ans<br />

Licht. Ist doch Jesus anders als gedacht, gekommen als der<br />

Heiland der Heiden, damals wie heute: Er stellte sich zur<br />

Ehebrecherin, als sich alle von ihr distanzierten; er kehrte<br />

bei dem Zöllner ein, als sich alle über ihn empörten; er vergab<br />

dem Petrus, als er sich selbst verdammte; er versprach<br />

dem Verbrecher am Kreuz das Himmelreich, als alle ihm<br />

die Hölle wünschten; er heilte die Kranken, die schon von<br />

am 5. März 1943 in <strong>Leipzig</strong><br />

geboren, aufgewachsen<br />

in Langenleuba-Oberhain<br />

1961 Abitur in Eisenach<br />

· Studium der evangelischen<br />

Theologie in <strong>Leipzig</strong><br />

1966 Staatsexamen<br />

1968 Ordination und Einsetzung<br />

als Pfarrer in Lastau und Colditz<br />

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1980–2008 Pfarrer an der<br />

<strong>Leipzig</strong>er Stadt- und Pfarrkirche<br />

St. Nikolai<br />

ab 1982 organisierte er regelmäßig<br />

die montags stattfi ndenden<br />

Friedensgebete, die halfen, die<br />

gewaltfreien Demonstrationen<br />

<strong>des</strong> Herbstes 1989 vorzubereiten<br />

seit 2009 Präsident <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />

<strong>Thomanerchor</strong> e. V.<br />

MOTETTE/KANTATE<br />

den anderen aufgegeben waren. Bei diesem haben gerade<br />

auch die Ungeeigneten, die Unwürdigen, die Schuldigen<br />

eine Chance, die, wenn überhaupt, nur mit gedämpften,<br />

schwachen Stimmen Gott verehren können. Doch der Geist<br />

Jesu hilft aller Schwachheit auf. »Denn schallet nur der Geist<br />

dabei, so ist ihm solches ein Geschrei, das er im Himmel<br />

selber hört.«<br />

Im Schlusschoral kommt es vorwegnehmend zum Ziel,<br />

was der ganzen Welt verheißen ist. Allen Widerständen, allen<br />

Fehlentwicklungen, allen Irrungen und Wirrungen zum<br />

Trotz wird die Menschheit eins, eins im vielstimmigen Chor<br />

der Befreiten und Geheilten und Erlösten:<br />

»Lob sei Gott dem Vater ton, / lob sei Gott sein’m eingen<br />

Sohn, / lob sei Gott dem Heilgen Geist / immer und in Ewigkeit.«<br />

Der gewaltige Schlusschoral öffnet die Seele und<br />

schwingt freudig den Hörer empor, empor zu dem, der da ist<br />

und der da war und der da kommt.<br />

Pfarrer em. Christian Führer<br />

PFARRER EM. CHRISTIAN FÜHRER<br />

· für sein Engagement erhielt er<br />

den Theodor-Heuss-Preis, das<br />

Bun<strong>des</strong>verdienstkreuz, den<br />

Augsburger Friedenspreis sowie<br />

die Hans-Böckler-Medaille<br />

· Christian Führer ist verheiratet,<br />

hat vier erwachsene Kinder und<br />

acht Enkelsöhne<br />

11


12 VERANSTALTUNGSKALENDER<br />

Dezember<br />

1. Di 18:00 Festgottesdienst<br />

zum 600. Jubiläum der Universität<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Thomaskantor Georg Christoph Biller<br />

6. So 20:00 Festkonzert Aula der Universitätskirche<br />

St. Pauli<br />

zum Universitätsjubiläum<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantate 1 bis 3)<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

Karten nur über Gewandhauskasse und Vorver kaufsstellen<br />

11. Fr 19:00 Konzert<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Weihnachtsoratorium BWV 248 (Kantate 1 bis 6)<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

(CD-Mitschnitt)<br />

Karten nur über Gewandhauskasse und Vorverkaufsstellen<br />

12. Sa 17:00 Konzert<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Weihnachtsoratorium BWV 248<br />

(siehe 11.12.09)<br />

13. So 17:00 Konzert<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Weihnachtsoratorium BWV 248<br />

(siehe 11.12.09)<br />

18. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

19. Sa 15:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Schwingt freudig euch empor« BWV 36<br />

Heinz Werner Zimmermann<br />

»Ave Maria«<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

(CD-Mitschnitt)<br />

20. So 19:30 Weihnachtsliederabend<br />

<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />

(CD-Mitschnitt)<br />

Karten nur über Musikalienhandlung Oelsner,<br />

Telefon 0341-960 50 56<br />

21. Mo 11:00 Schülerkonzert<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

(geschlossene Veranstaltung)<br />

19:30 Weihnachtsliederabend<br />

(siehe 20.12.09)<br />

22. Di 19:30 Weihnachtsliederabend<br />

(siehe 20.12.09)<br />

24. Do 13:30 Weihnachtsmotette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

18:00 Christvesper<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

24:00 Komplet<br />

mit Männerstimmen <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />

Die Auftritte <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong> leitet Thomaskantor Georg Christoph Biller. Freitags um 18 Uhr<br />

und samstags um 15 Uhr fi nden in der Thomaskirche wöchentlich Motetten statt. Auch der Gottesdienst<br />

sonntags um 9:30 Uhr wird stets musikalisch gestaltet.<br />

25. Fr 09:30 Festgottesdienst<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Jauchzet, frohlocket, auf, preiset die<br />

Tage« BWV 248,1<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

26.12.09–3.1.10 Weihnachtsferien <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />

31. Do 13:30 Silvestermotette<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Herrscher <strong>des</strong> Himmels, erhöre das Lallen«<br />

BWV 248,3<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

Januar<br />

6. Mi 09:30 Festgottesdienst<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Herr, wenn die stolzen Feinde schnauben«<br />

BWV 248,6<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

17. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

22. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

23. Sa 15:00 Motette<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Jesus schläft, was soll ich hoffen« BWV 81<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

24. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

28. Do 14:00–19:00 Alumnat<br />

Tag der offenen Tür beim <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

29. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

30. Sa 15:00 Motette<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Mit Fried und Freud ich fahr dahin« BWV 125<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

(CD-Mitschnitt)<br />

31. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

Februar<br />

6.–22.2. Winterferien <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />

26. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>


27. Sa 15:00 Motette<br />

Igor Strawinsky<br />

»Messe«<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

(CD-Mitschnitt)<br />

28. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

März<br />

5. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

6. Sa 15:00 Motette<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

7. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

12. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

13. Sa 15:00 Motette<br />

Georg Philipp Telemann<br />

71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

14. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

19:30 Konzert Magdeburg<br />

im Rahmen der Telemann-Festtage<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />

Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182<br />

Georg Philipp Telemann<br />

71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7<br />

Georg Philipp Telemann / Johann Sebastian Bach<br />

»Jauchzet dem Herrn«<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, <strong>Leipzig</strong>er Barockorchester<br />

19. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

20. Sa 15:00 Motette<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

(CD-Mitschnitt)<br />

21. So 09:30 Gottesdienst<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />

(siehe 20.3.10)<br />

17:00 Konzert<br />

zum 325. Bachgeburtstag<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Wie schön leuchtet der Morgenstern« BWV 1<br />

Kantate »Himmelskönig, sei willkommen« BWV 182<br />

Georg Philipp Telemann<br />

71. Psalm »Deus judicium tuum« TWV 7:7<br />

Georg Philipp Telemann / Johann Sebastian Bach<br />

»Jauchzet dem Herrn«<br />

(siehe 14.3.10)<br />

April<br />

DEZEMBER 2009–APRIL 2010<br />

1. Do 19:00 Konzert<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Matthäuspassion (Fassung 1736) BWV 244<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

Karten nur über Gewandhauskasse und Vorverkaufsstellen<br />

2. Fr 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

19:00 Konzert<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Matthäuspassion (Fassung 1736) BWV 244<br />

(siehe 1.4.10)<br />

4. So 06:00 Ostermette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

09:30 Festgottesdienst<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Christ lag in To<strong>des</strong> Banden« BWV 4<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

(CD-Mitschnitt)<br />

5. Mo 15:00 Oper Oper <strong>Leipzig</strong><br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

»Die Zauberfl öte« KV 620<br />

mit Solisten <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />

(Drei Knaben)<br />

5.–11.4. Osterferien <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong><br />

11. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

16. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

17. Sa 15:00 Motette<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Halt im Gedächtnis Jesum Christ« BWV 67<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

(CD-Mitschnitt)<br />

18. So 09:30 Gottesdienst<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

23. Fr 18:00 Motette<br />

mit dem <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

24. Sa 15:00 Motette<br />

Johann Sebastian Bach<br />

Kantate »Ihr werdet weinen und heulen« BWV 103<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong>, Gewandhausorchester<br />

Stand: 1. Oktober 2009 – Änderungen vorbehalten.<br />

Weitere ausführliche Hinweise zu den Veranstaltungen mit dem<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> oder Gastkonzerten in der Thomaskirche fi nden<br />

Sie unter www.thomanerchor.de oder auch unter www.thomaskirche.org.<br />

Alle Veranstaltungen fi nden, soweit nicht anders angegeben, in der<br />

Thomaskirche zu <strong>Leipzig</strong> statt.<br />

13


14<br />

INTERVIEW<br />

Weichen für die Zukunft sind gestellt<br />

Interview mit Dr. Georg Girardet<br />

Nach 18 arbeitsreichen Jahren im Dienste der <strong>Leipzig</strong>er Kulturlandschaft lebt Dr. Georg Girardet jetzt im (Un-)Ruhestand.<br />

Mit großem Interesse verfolgt er nach wie vor die kulturpolitischen Entwicklungen und nimmt am kulturellen Leben der<br />

Stadt teil – auch wenn die Besuche in <strong>Leipzig</strong> seltener werden. Girardet blickt zurück auf seine Arbeit als Bürgermeister<br />

für Kultur und spricht über die Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong> für die Stadt und für ihn persönlich.<br />

Dr. Georg Girardet hatte von 1991 bis 2009 das Amt <strong>des</strong> Bürgermeisters<br />

und Beigeordneten für Kultur der Stadt <strong>Leipzig</strong> inne.<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Girardet, Sie waren knapp 18 Jahre,<br />

vom 1. Dezember 1991 bis 29. Mai 2009, Beigeordneter für<br />

Kultur der Stadt <strong>Leipzig</strong>. Was machen Sie heute? Wo sind Sie<br />

noch tätig? Welche kulturellen Einrichtungen oder Vereine<br />

profi tieren noch von Ihnen?<br />

Ich bin ein aktiver Pensionär und habe noch eine Fülle<br />

von Aufgaben. So arbeite ich in vielen Vereinsvorständen<br />

mit, bin Vorsitzender der Förderstiftung hier in <strong>Leipzig</strong>.<br />

Außerdem arbeite ich in vielen Gremien, Kuratorien und<br />

Stiftungen mit. So bin ich zum Beispiel im Vorstand <strong>des</strong><br />

Vereins der Freunde der preußischen Schlösser und Gärten<br />

Berlin-Brandenburg, <strong>des</strong> größten Berliner Fördervereins.<br />

Auch in <strong>Leipzig</strong> bin ich noch tätig, zum Beispiel in der<br />

Stiftung Chorherren zu St. Thomae, im Verein Thomaskirche<br />

Bach 2000 und in der Carlebach-Stiftung. Zur Zeit<br />

organisiere ich eine Demokratie-Konferenz, die im Oktober<br />

2009 in <strong>Leipzig</strong> stattfi nden soll. In erster Linie ist hierbei<br />

meine Aufgabe, die Referenten zu gewinnen.<br />

Welche Rolle spielt Kultur, beispielsweise Theater, Musik,<br />

Oper oder Konzerte in Ihrem Leben. Bevorzugen Sie eine<br />

bestimmte Richtung?<br />

Ich habe ein paar Semester Kunstgeschichte studiert,<br />

die Bildende Kunst war mir immer sehr wichtig. Auch meine<br />

Frau ist Kunsthistorikerin. Mit meiner Zeit hier in <strong>Leipzig</strong><br />

hat sich mein Interesse aber zu Gunsten der Musik verschoben.<br />

<strong>Leipzig</strong> ist eine sehr musikalische Stadt. Hier hat sich bei<br />

mir die Musik quasi vor die Bildende Kunst gestellt. Weiterhin<br />

ist mir auch das Theater sehr wichtig. Insgesamt zeige<br />

ich eine große Offenheit und große Neugier zur Kultur.<br />

Wie hat Sie Ihr Elternhaus geprägt. Welche Rolle spielte dort<br />

Kultur?<br />

Ich bin in einem kulturbürgerlichen Elternhaus aufgewachsen.<br />

Mein Urgroßvater und mein Vater haben beide<br />

Gemälde gesammelt. Meine Eltern hatten zum Beispiel<br />

Abonnements für Konzerte, in die ich schon sehr früh mitgenommen<br />

wurde. Oft sind wir auch in Museen gegangen.<br />

Kultur gehörte also schon früh zu meinem Leben. Auch bei<br />

meiner jetzigen Familie ist es so.<br />

Spielen Sie ein Instrument oder malen Sie?<br />

Ich selbst bin hier wenig kreativ. Weder noch. Ich habe<br />

es einmal mit Klavier versucht, aber es ist nur bei einem<br />

kurzen Intermezzo geblieben. Heute bedauere ich das etwas.<br />

Aber über meine Enkelkinder, die Klavier spielen, hält die<br />

Musik heute doch noch Einzug in unsere Familie.<br />

Über 18 Jahre als Kulturbürgermeister sind eine lange Zeit, in<br />

der man viel bewegen kann. Welche großen Ver änderungen<br />

hat die Kulturszene in <strong>Leipzig</strong> in dieser Zeit durchlebt? Was<br />

waren die wichtigsten Ziele Ihrer Arbeit?<br />

Die inhaltlichen Veränderungen, würde ich sagen, sind<br />

gar nicht so groß. Auch die DDR hielt die Kultur in <strong>Leipzig</strong><br />

hoch. Auch die Wende bedeutete keine große Zäsur. Unsere<br />

Aufgabe war es zunächst, die vorhandene Substanz zu erhalten<br />

und weiterzuentwickeln und der neuen Finanzsituation<br />

anzupassen. Während meiner Zeit als Kulturbürgermeister<br />

wurde sehr viel gebaut. immerhin ein Auftragsvolumen von<br />

400 Millionen Euro. Die Bausubstanz wurde ja in der DDR<br />

stark vernachlässigt, sodass hier viel zu tun war. Auch<br />

personell hat sich vieles verändert. Die wichtigsten dieser<br />

Veränderungen waren sicher die beiden Neubesetzungen <strong>des</strong><br />

Postens <strong>des</strong> Gewandhauskapellmeisters mit Herbert<br />

Blomstedt und später Riccardo Chailly. Außerdem ist die


Bedeutung der Musik für <strong>Leipzig</strong> weiter gestiegen. Zu nennen<br />

sind hier die Bachfeste, die seit 1999 regelmäßig jährlich<br />

stattfi nden und die Mendelssohn-Festtage. Auch die Rolle<br />

<strong>des</strong> Bacharchivs ist größer geworden, das Mendelssohnhaus<br />

ist hier zu nennen.<br />

Welche Entwicklung hat der <strong>Thomanerchor</strong> in dieser Zeit<br />

genommen?<br />

Der <strong>Thomanerchor</strong> ist eine Konstante in <strong>Leipzig</strong>. Er<br />

steht in einer wunderbaren Tradition. Thomaskantor Georg<br />

Christoph Biller betont selbst, dass er der 16. Amtsnachfolger<br />

Johann Sebastian Bachs ist und zeigt somit eine fortlaufende<br />

Traditionslinie an. Der Chor befi ndet sich heute in<br />

einem Prozess der starken Umgestaltung der Strukturen.<br />

Dieser wichtige Schritt ist sicher ein bisschen spät gekommen.<br />

Der Chor ist heute auf einem guten Weg. Der Stadtrat hat<br />

über 13 Millionen für den Umbau <strong>des</strong> Alumnats mit dem<br />

neuen Versorgungstrakt bewilligt. Die Weichen für die<br />

Zukunft sind damit gestellt. Etwas ironisch gesagt bedeutet<br />

das, dass wenn der Chor 2012 sein 800-jähriges Bestehen<br />

feiert soll er so aufgestellt sein, dass er auch weitere 800 Jahre<br />

bestehen kann.<br />

Wann haben Sie die Thomaner das letzte Mal gehört?<br />

Es ist noch nicht lange her, aber den genauen Termin<br />

kann ich Ihnen jetzt nicht nennen. Aber ich habe heute Post<br />

vom Gewandhaus erhalten: 18 Karten für die Aufführungen<br />

<strong>des</strong> Weihnachtsoratoriums in der Thomaskirche für meine<br />

Familie und Freunde. Nachdem ich die Karten letzte Woche<br />

bezahlt habe, wurden sie mir heute zugeschickt. Ich verdanke<br />

dem <strong>Thomanerchor</strong> ganz wichtige Impulse. Bis heute ist mir<br />

das gemeinsame Konzert der Knabenchöre anlässlich der<br />

Fußball-Weltmeisterschaft in <strong>Leipzig</strong> unvergesslich. Als alle<br />

fünf Chöre zusammen am Ende das Gotteslob anstimmten,<br />

war ich den Tränen nahe. Es war sehr ergreifend. Die Kirche<br />

löste sich in Musik auf. Ich habe die Musik auf eine besondere<br />

Weise entdeckt. Und das verdanke ich auch dem <strong>Thomanerchor</strong>.<br />

Ich habe Professor Biller und dem Chor anlässlich<br />

meiner Verabschiedung daher auch ganz herzlich gedankt,<br />

dass er mir solche Impulse ermöglicht hat.<br />

Wenn man die <strong>Leipzig</strong>er Presse liest hat man den Eindruck,<br />

der Chor führt dort ein Schattendasein. Ist das als Freund<br />

<strong>des</strong> Chores nur mein persönlicher Eindruck?<br />

Nein, da haben Sie schon Recht. Aber ich kann mir nicht<br />

erklären, woran es liegt. Der Chor führt ein Inseldasein.<br />

Obwohl die Zuhörerschaft je<strong>des</strong> Wochenende in den Motetten<br />

in der Thomaskirche und zu anderen Konzerten groß ist,<br />

spielt der Chor in <strong>Leipzig</strong> nicht die Rolle, die er verdient<br />

hätte. Das könnte daran liegen, dass wir mittlerweile in einer<br />

atheistischen Welt leben und der Chor stark mit geistlichen<br />

Werken auftritt. Da ist vielleicht eine Art Fremdheit bei<br />

manchen Menschen. Das ist auch ein Problem <strong>des</strong> Bachfestes.<br />

Auch hier sind nur 20 Prozent der Besucher aus <strong>Leipzig</strong>. Die<br />

Bevölkerung hat das Bachfest noch immer nicht als typisch<br />

für <strong>Leipzig</strong> angenommen. Daher gibt es ja auch die Open Air<br />

Konzerte, die gerade junge <strong>Leipzig</strong>er Bürger anziehen sollen.<br />

Sie standen schon sehr früh zum Projekt Forum Thomanum.<br />

Warum ist Ihnen das so wichtig?<br />

Ich habe einen großen Respekt vor der Leistung der<br />

Thomaner. Um diese Leistungen erbringen zu können, müssen<br />

die Rahmenbedingungen stimmen. Die spartanischen<br />

Lebensbedingungen, die im Moment noch herrschen, ziehen<br />

auf Dauer kaum noch Kinder und Jugendliche an. Deshalb<br />

wird ja das Alumnat umgebaut. Kleinere Zimmer und<br />

Wohngemeinschaften und damit mehr Privatsphäre und<br />

Lernmöglichkeiten sowie mehr Erzieherinnen und Erzieher<br />

sind hier ein wichtiger Weg. Mit dem Bildungscampus wird<br />

die nationale und internationale Ausstrahlung <strong>des</strong> Chores<br />

wachsen. Außerdem wird die Nachwuchsgewinnung für den<br />

Chor durch das Forum Thomanum gewährleistet.<br />

<strong>Thomanerchor</strong>, Thomaskirche und Thomasschule bereiten<br />

sich auf das große Jubiläum 2012 vor. Wird das Alumnat<br />

fertig sein?<br />

Im Moment hängen wir dem Zeitplan für den Umbau<br />

<strong>des</strong> Alumnats hinterher. Das liegt vor allem daran, dass die<br />

Baumaßnahmen europaweit ausgeschrieben werden müssen.<br />

Aber es gibt ein Festkomitee, auch das Festprogramm steht<br />

ja schon in großen Teilen. Das Fest wird fantastisch vorbereitet.<br />

Außerdem freut es mich, dass auch Einrichtungen<br />

wie das Gewandhaus und die Oper an dem Jubiläum teilhaben.<br />

Die Vorbereitungen dafür laufen gut.<br />

Welche kulturelle Veranstaltung in <strong>Leipzig</strong> haben Sie zuletzt<br />

besucht?<br />

Ich habe am 18. September anlässlich der Mendelssohn-<br />

Festtage die Aufführung <strong>des</strong> Oratoriums Elias mit dem<br />

Gewandhausorchester unter Kurt Masur im Gewandhaus<br />

erleben können.<br />

Sehr geehrter Herr Dr. Girardet, ich danke Ihnen für dieses<br />

Gespräch und wünsche Ihnen für Ihren (Un-)Ruhestand<br />

alles Gute.<br />

Die Fragen stellte Dr. Michael Kampf.<br />

Georg Girardet wurde<br />

am 7. September 1942<br />

in Kempten / Allgäu<br />

geboren. Nach dem<br />

Abitur studierte er<br />

Jura und promovierte.<br />

Von 1973 bis 1977<br />

war er Referent in<br />

der Abteilung für<br />

Berufsbildung im<br />

Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Bildung und<br />

Wissenschaft. Später<br />

übernahm er das Amt<br />

<strong>des</strong> Kulturreferenten<br />

DR. GEORG GIRARDET<br />

in der Ständigen<br />

Vertretung der<br />

Bun<strong>des</strong>republik<br />

Deutschland in<br />

der DDR. Von 1985<br />

bis 1989 war er<br />

Referatsleiter »750<br />

Jahr-Feier-Berlin<br />

1987 und Berlin –<br />

Kulturhauptstadt<br />

Europas 1988« in der<br />

Senatsverwaltung für<br />

kulturelle Angelegenheiten<br />

Berlins. 1989<br />

bis 1991 arbeitete er<br />

INTERVIEW<br />

im Bun<strong>des</strong>ministerium<br />

für Bildung und<br />

Wissenschaft als<br />

Referatsleiter.<br />

Vom 1. Dezember 1991<br />

bis 29. Mai 2009 war<br />

Girardet Bürgermeister<br />

und Beigeordneter<br />

für Kultur der<br />

Stadt <strong>Leipzig</strong>. Er ist<br />

ver heiratet, hat<br />

zwei Kinder und<br />

drei Enkelkinder.<br />

15


16<br />

MUSIKER IN LEIPZIG<br />

am 25. April 1929 in <strong>Leipzig</strong><br />

geboren<br />

HANS-JOACHIM<br />

ROTZSCH<br />

1940–1945 Besuch <strong>des</strong><br />

Musischen Gymnasiums Frankfurt<br />

am Main unter Kurt Thomas<br />

1945–1946 Tiefbauhilfsarbeiter<br />

in Espenhain<br />

1946–1949 Lehre und<br />

Facharbeiterabschluss als<br />

Kraftfahrzeugschlosser<br />

1949–1953 Studium der<br />

Kirchenmusik mit A-Abschluss<br />

in <strong>Leipzig</strong>, Gesangsunterricht<br />

bei Fritz Polster<br />

1953–1965 Stimmbildner beim<br />

<strong>Thomanerchor</strong>; freiberufl icher<br />

Konzertsänger, zahlreiche<br />

Konzertreisen ins Ausland<br />

1963–1973 Leiter <strong>des</strong> <strong>Leipzig</strong>er<br />

Universitätschores<br />

1972–1991 Thomaskantor<br />

· Aufgabe <strong>des</strong> Amtes wegen<br />

IM-Tätigkeit für das Ministerium<br />

für Staatssicherheit der DDR<br />

1992–2000 Professor für<br />

evangelische Kirchenmusik am<br />

Mozarteum in Salzburg<br />

Hans-Joachim Rotzsch (* 1929)<br />

Freiheit der Kunst stößt an politische Grenzen<br />

Rotzsch bei seiner Amtseinführung 1972. Er trat die Nachfolge von Thomaskantor<br />

Erhard Mauersberger an.<br />

links: Rotzsch in einer Karikatur von Kammersänger Martin Petzold, der selbst Thomaner<br />

unter Thomaskantor Rotzsch war.<br />

Als »Thomaskantor neuen Stils« wurde er<br />

1972 im Amt begrüßt, 19 Jahre später musste<br />

er dieses wegen Tätigkeit als Inoffi zieller<br />

Mitarbeiter (IM) »Johannes« für die Staatssicherheit<br />

der DDR räumen: Hans-Joachim<br />

Rotzsch. In diesem Jahr ist er 80 geworden.<br />

Rotzsch war, wie seine Amtsvorgänger in<br />

Nationalsozialismus und DDR, in ein aus -<br />

geprägtes Spannungsverhältnis gestellt, das<br />

ein regelmäßig in der Kirche singender<br />

städtischer Chor auszuhalten hatte.<br />

Nach dem Ausscheiden von Erhard<br />

Mauersberger aus dem Thomaskantorat<br />

erhoffte man sich von Rotzsch mehr Zugeständnisse<br />

an die sozialistische Praxis<br />

der DDR, als sie sein Vorgänger zu leisten bereit<br />

war. Ein Stück <strong>des</strong> Weges legte man mit<br />

der 1973 erfolgten Trennung von räumlicher<br />

und organisatorischer Einheit von Thomasschule<br />

und <strong>Thomanerchor</strong> zurück (der<br />

bisherige Schulrektor und Vorsteher <strong>des</strong><br />

<strong>Thomanerchor</strong>es, Heinz Nöbert, wurde (nur<br />

noch) Direktor <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es und ein<br />

linientreuer Genosse neuer Thomasschulrektor).<br />

Mehr noch als in früheren Jahren<br />

traten die Thomaner nun bei staatlichen<br />

und gesellschaftlichen Anlässen auf, vom<br />

IX. SED-Parteitag bis zum 40. Jahrestag der<br />

DDR. Und auch Rotzsch persönlich leistete<br />

seine »gesellschaftliche Arbeit«: als Mitglied<br />

der CDU seit 1977 und zeitweise als Stadtverordneter<br />

in der Ständigen Kommission<br />

Kultur <strong>des</strong> <strong>Leipzig</strong>er Stadtparlaments.<br />

Jedoch bildete Johann Sebastian Bachs Musik<br />

mit ihrem geistlichen Wesensgehalt ein zu<br />

pflegen<strong>des</strong> Kulturgut mit universalem<br />

Anspruch, an dem weitere grundlegende<br />

Versuche zur Beeinfl ussung <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />

abprallten. Und auch Rotzschs eigene<br />

Bindung an die musische Tradition <strong>des</strong><br />

Chores ließ ihn mehr und mehr gegen solche<br />

Einfl ussnahmen Stellung beziehen, die gegen<br />

die Substanz der geistlichen Verpfl ichtung<br />

<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es gerichtet waren.<br />

Von Günther Ramin und Kurt Thomas<br />

musikalisch geprägt, hatte der studierte<br />

Kirchenmusiker Rotzsch vor der Amtsübernahme<br />

als Thomaskantor in der musikalischen<br />

Welt bereits einen ausgezeichneten<br />

Ruf: als herausragender Interpret der Bachschen<br />

Evangelistenpartien, als erfolgreicher<br />

Leiter <strong>des</strong> <strong>Leipzig</strong>er Universitätschores, als


Stimmbildner und Sänger, dem mit großer<br />

Stilsicherheit ein breit gefächertes Repertoire<br />

von Claudio Monteverdi bis Paul Dessau<br />

zur Verfügung stand. Als Mitglied der von<br />

Hermann Christian Polster gegründeten<br />

»<strong>Leipzig</strong>er Bachsolisten« war er einer der bekanntesten<br />

Protagonisten <strong>des</strong> musikalischen<br />

<strong>Leipzig</strong>. Noch heute belegen zahlreiche<br />

Auf nahmen seine Wandlungsfähigkeit als<br />

Sänger, dem der Alfred in der »Fledermaus«<br />

genauso entsprach, wie der Erzähler in Hugo<br />

Distlers »Weihnachtsgeschichte«.<br />

Als Thomaskantor gelang es ihm schnell,<br />

den <strong>Thomanerchor</strong> zu neuer klanglicher<br />

Blüte zu führen. Mit zahlreichen Konzertreisen<br />

in die Staaten <strong>des</strong> Ostblocks, die Länder<br />

Westeuropas, nach Westdeutschland und seit<br />

den 70er Jahren auch nach Japan, fungierten<br />

die Thomaner als wirksame Kulturbotschafter<br />

einer um internationale Anerkennung<br />

kämpfenden DDR. Für viele aus<br />

christlich geprägten Elternhäusern stammende<br />

Choristen war der <strong>Thomanerchor</strong> ein<br />

Ort, wo ideologische Zwänge als weniger<br />

wirksam erfahren wurden und die Pfl ege<br />

geistlicher Musik im Vordergrund stand. Die<br />

Kantatenaufnahmen der Thomaner unter<br />

Rotzsch für die ab 1975 erscheinende Eterna<br />

Edition <strong>des</strong> VEB Deutsche Schallplatten,<br />

sind auf dem Gebiet der Bachpfl ege bis heute<br />

Vertreter eines Stils, der mit modernen Instrumentarium,<br />

aber spezialisierten Musikern,<br />

einen bleibenden Anspruch auf Gültigkeit<br />

über den Tag hinaus geltend machen<br />

kann. In den Musikern <strong>des</strong> 1979 von Universitätsmusikdirektor<br />

Max Pommer gegründeten<br />

Neuen Bachischen Collegium Musicum<br />

fand Rotzsch dafür geeignete Partner.<br />

Sein bescheidener Lebensstil, seine Kollegialität,<br />

Offenheit und Bodenständigkeit,<br />

bewirkten im Umgang mit den Thomanern<br />

das Entstehen einer Vaterfi gur, die für die<br />

Sorgen und Nöte der ihr anvertrauten Jungen<br />

Verständnis und Interesse zeigte und<br />

sich bei alltäglichen Problemen in der Verantwortung<br />

sah. Dass solches Verhalten<br />

Strenge nicht ausschließt, sondern überzeugend<br />

erst möglich macht, gehörte mit zu den<br />

unbezweifelbaren Eigenschaften <strong>des</strong> Chorerziehers<br />

Rotzsch. Sein großes Ansehen<br />

brachte es mit sich, dass, als es um seine<br />

Entlassung ging, der überwiegende Teil der<br />

Öffentlichkeit, der Thomaner und deren<br />

Eltern für ihn Partei ergriffen. Der über ihn<br />

beratende Hauptausschuss musste dennoch<br />

1991 feststellen, dass das Maß seiner<br />

Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit,<br />

wie zum Beispiel seine konspirativen Treffs<br />

mit seinem Führungsoffi zier, über die normalen<br />

Gespräche eines staatlichen Leiters<br />

hinausgegangen seien. Dass er nicht sogleich<br />

nach der politischen Wende seine Mitarbeit<br />

eigenständig offengelegt hatte, sondern erst<br />

im Februar 1991, mag menschlich verständlich<br />

sein, ein Fehler war es trotzdem. Zu den<br />

Me thoden der Machthaber gehörte es, auch<br />

ihnen skeptisch gegenüberstehende Personen<br />

zu kompromittieren: Unter den Bedingungen<br />

einer Nachrichtendiktatur wird derjenige<br />

zum Komplizen <strong>des</strong> Staates gemacht, dem<br />

dieser an seinem Informationsmonopol<br />

teilhaben lässt. Wenn vor jeder Reise neu<br />

gefeilscht werden musste, welches Chormitglied<br />

aufgrund der Einstellung der Eltern<br />

oder wegen vorhandener Westverwandtschaft<br />

daheim bleiben sollte, so sind die<br />

enormen Schwierigkeiten unter denen künstlerische<br />

Arbeit zu leisten war, offenkundig.<br />

Dass es Rotzsch dennoch gelang, in schwieriger<br />

Zeit die Chor strukturen und ein hohes<br />

künstlerisches Niveau zu erhalten, muss als<br />

ein bleibender Verdienst angesehen werden.<br />

So konnte durch Beharrlichkeit und Flexibilität<br />

einiges erreicht werden: Mitte der<br />

achtziger Jahre – also in einer ökonomisch<br />

schon gespannten Phase der Existenz der<br />

DDR – erfolgte mit dem Anbau eines neuen<br />

Probensaals an das Alumnat eine wichtige<br />

materielle Verbesserung der Arbeitsverhältnisse<br />

<strong>des</strong> Chores. Gleichwohl beschädigte<br />

seine Zusammenarbeit mit der Staatssicherheit<br />

einen kollektiven Wert: die Unverbrüchlichkeit<br />

privater Vertrauenskreise gegenüber<br />

den Zumutungen und Übergriffen <strong>des</strong><br />

Staates.<br />

Patrick Grahl<br />

MUSIKER IN LEIPZIG<br />

Rotzsch war der 15. Thomaskantor<br />

nach Johann Sebastian<br />

Bach. Im Hintergrund ist<br />

das bekannte Bach-Gemälde<br />

von Elias Gottlob Haußmann<br />

zu sehen.<br />

Als Kulturbotschafter der DDR unternahm der <strong>Thomanerchor</strong> unter der Leitung<br />

Rotzschs zahlreiche Konzertreisen ins Ausland.<br />

17


18<br />

MUSIKER IN LEIPZIG<br />

MAX REGER<br />

am 19. März 1873 in Brand<br />

(bayrische Oberpfalz) geboren<br />

1890–1893 Studien in Wiesbaden<br />

bei Hugo Riemann, später dort<br />

Lehrer am Konservatorium<br />

1898 gesundheitlicher<br />

Zusammenbruch; Rückkehr<br />

ins Elternhaus<br />

1901 Übersiedlung nach München<br />

· zeitlebens rege Konzert- und<br />

Kompositionstätigkeit<br />

1905–1906 Lehrer an der<br />

Akademie der Tonkunst<br />

in München<br />

1907 Berufung zum <strong>Leipzig</strong>er<br />

Universitätsmusikdirektor und<br />

Professor für Komposition<br />

am Königlichen Konservatorium<br />

der Musik zu <strong>Leipzig</strong><br />

1908 Niederlegung <strong>des</strong> Amtes<br />

an der Universität; Beibehaltung<br />

der Professur am Konservatorium<br />

bis zu seinem Tode<br />

1911–1914 Hofkapellmeister<br />

in Meinigen<br />

1915 Übersiedlung nach Jena<br />

· Reger stirbt am 16. Mai 1916<br />

in <strong>Leipzig</strong><br />

Seine Drei Motetten op. 110<br />

widmete Reger dem<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> und<br />

<strong>des</strong>sen damaligen Kantor<br />

Gustav Schreck.<br />

Max Reger (1873–1916)<br />

Kein Komponist <strong>des</strong> Entweder-Oder<br />

Wenn am 6. Dezember 2009 die Thomaner<br />

die ersten drei Kantaten <strong>des</strong> Bachschen<br />

Weihnachtsoratoriums anlässlich der Feierlichkeiten<br />

zum 600-jährigen Bestehen der<br />

Universität <strong>Leipzig</strong> aufführen, so ist dies ein<br />

Zeichen der Verbundenheit zweier ursprünglich<br />

eng zusammenhängender Institutionen.<br />

Denn am 2. Dezember 1409, als in der<br />

Thomaskirche die Gründung der Universität<br />

<strong>Leipzig</strong> begangen wurde, nahm eine bis<br />

heute andauernde wechselvolle Geschichte<br />

ihren Anfang. Grund genug, an einen Musiker<br />

zu erinnern, der in diesem Jahr zwar durch<br />

kein Jubiläum geadelt worden ist, aber zu<br />

den prägenden Namen <strong>des</strong> diesjährigen<br />

Bachfestes gehörte: Max Reger, Schöpfer<br />

bahnbrechender Orgelwerke, <strong>Leipzig</strong>er<br />

Universitätsmusikdirektor 1907/08 und<br />

Komponist zahlreicher geistlicher Werke,<br />

die sich im Repertoire der Thomaner bis<br />

heute ihren festen Platz bewahrt haben<br />

(einige Stücke Regers, wie etwa die Drei<br />

Motetten op. 110, sind dem <strong>Thomanerchor</strong><br />

<strong>Leipzig</strong> und <strong>des</strong>sen damaligen Kantor<br />

Gustav Schreck gewidmet.)<br />

»Die Woche in <strong>Leipzig</strong> hat mich um zehn<br />

Jahre gefördert« bekennt Reger 1904 nach<br />

einer Reihe von Publikum und Kritik im<br />

Gewandhaus begeistert aufgenommener<br />

Konzerte mit eigenen Werken. Gleichwohl er<br />

schon nach einem Jahr das Amt <strong>des</strong> Universitätsmusikdirektors<br />

wieder aufgibt<br />

(Biografen Regers sprechen von einer grundlegend<br />

»verfehlten Chorarbeit mit der akademischen<br />

Sängerschaft der Pauliner«),<br />

behält er seine Professur am <strong>Leipzig</strong>er<br />

Konservatorium bis zu seinem Tode. Im Café<br />

Hannes pfl egt er bei viel Alkohol und fettem<br />

Essen gesellige Runden von Kollegen, Freunden<br />

und Bewunderern um sich zu scharen<br />

(und hinterlässt so neben Bergen von Musik<br />

eine ansehnliche Zahl von Anekdoten, deren<br />

Grenze zur Zote oft nicht eindeutig gezogen<br />

werden kann). Regel mäßig ist er zu Gast in<br />

den Gewandhauskammerkonzerten – mit<br />

eigenen Werken wie dem Klaviertrio e-Moll<br />

op. 102 oder als Pianist. In <strong>Leipzig</strong> entstehen<br />

für die Entwicklung seines Orchesterstils so<br />

wichtige Komposi tionen wie die Hiller-Variationen<br />

op. 100 oder das Violinenkonzert<br />

op. 101.<br />

Noch heute erzeugt Reger bei vielen die<br />

seine Musik hören in erster Linie Rat losigkeit.<br />

Der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus<br />

schreibt: »Regers Musik hinterlässt, im<br />

Unterschied zu der von Mahler oder Berg,<br />

bei Hörern, die wenig oder nichts begriffen<br />

haben, das ebenso deutliche wie unangenehme<br />

Gefühl, dass sie nichts begriffen<br />

haben.« Er erregt Ablehnung und große<br />

Begeisterung, doch kaum jemals Gleichgültigkeit.<br />

Und so, wie er Zeit seines Lebens ein<br />

schwieriges Verhältnis zum Kritikerstande<br />

hatte (»Der will sich wohl an mir berühmt<br />

schimpfen!«), blieb sein Bild für die Nachwelt<br />

oft größeren Wechseln unterworfen.<br />

»Reger, ein leeres gefährliches Können und<br />

eine Lüge dazu. Er weiß nicht recht, ungebildet<br />

wie er schon ist, ob er Walzer oder<br />

Passacaglien schreiben soll, ob er die Toteninsel<br />

oder den hundertsten Psalm zu vertonen<br />

hat. So sehen Ton und Sprache nicht<br />

aus, wenn man morgens an ihrer Quelle sitzt.<br />

Wie leer bleibt alles, wenn sich Reger, die<br />

unbachischste aller nur denkbaren Erscheinungen,<br />

auch noch gläubig gibt, weil der geborene<br />

Anlehner und Variationskünstler<br />

gerade formal in diesem Geleise läuft. Er ist<br />

nichts, er hat nichts als eine Fingerfertigkeit<br />

höherer Ordnung, und das Empörende<br />

daran bleibt, dass er nicht nur nichts ist, ein<br />

Quell der beständigen fruchtlosen Irritierung.«<br />

Ernst Blochs 1920 verfasste Kritik ist<br />

hart und grundsätzlich.<br />

Nicht zufällig glaubte etwa Regers<br />

Freund Karl Straube, seit 1902 Thomasorganist<br />

in <strong>Leipzig</strong> und ab 1918 Thomaskantor,<br />

Regers Orgelwerke von (aus seiner<br />

Sicht) extremen Tempobezeichnungen und<br />

übersteigerter Dynamik »läutern« zu müssen.<br />

Und so wie er meinte, Regers Orgelwerk dem<br />

ästhetischen Empfi nden der sich an das<br />

Barock anlehnenden Orgelbewegung der<br />

20er Jahre anpassen zu müssen, so betonte<br />

etwa Paul Hindemith bei seinen Bearbeitungen<br />

Regerscher Werke die Merkmale, die<br />

denen der »Neuen Sachlichkeit« entsprachen:<br />

Verwendung alter musikalischer Formen<br />

und polyphone Satztechnik. Von Romantik,<br />

übersteigertem Gefühlsüberschwang und<br />

individualistischem Expressionismus keine<br />

Spur.


Zeit seines Lebens blieb Reger in den<br />

Dauerstreit <strong>des</strong> 19. Jahrhunderts eingebettet:<br />

auf der einen Seite die Neudeutschen mit<br />

ihren Idolen Franz Liszt und Richard Wagner<br />

im Gepäck, auf der anderen die »Traditionalisten«<br />

um Johannes Brahms. Die Wahl der<br />

Gattungen – Reger schrieb Fugen, Variationen<br />

und Sonaten – weist auf die Tradition.<br />

Und obwohl er nie einen Zugang zu athematischer,<br />

atonaler Musik fand, ragt doch vieles<br />

von Reger über seine Zeit hinaus. Man denke<br />

nur an seine Themenbehandlung: Abstrakte<br />

Themen ohne festgelegte melodische Struktur<br />

werden, etwa im 100. Psalm, in polyphoner<br />

Klangmassierung bis zur Un kenntlichkeit<br />

zerpfl ückt. Über Schönbergs Klavierstücke,<br />

die ersten Zeugen der Atonalität, schrieb er<br />

1910: »Die drei Klavierstücke kenne ich; da<br />

kann ich selbst nicht mehr mit; ob so was<br />

noch irgend mit dem Namen »Musik« versehen<br />

werden kann, weiß ich nicht: Mein<br />

Hirn ist dazu wirklich zu veraltet! (...) O, es<br />

ist zum Konservativ werden. Ich glaube, behaupten<br />

zu dürfen, dass der Weg, den ich (...)<br />

gehe, eher zu einem Ziel führt, als all die<br />

neuen Wege.«.<br />

So haftet seinem Schaffen eine seltsame<br />

Zwiespältigkeit an: Schlichte, mit einfacher<br />

Harmonik ausgestattete geistliche Volkslieder<br />

stehen neben gewaltigen chorsinfonischen<br />

Werken oder wilden, eruptiven<br />

Ausbrüchen, die, scheinbar harmonisch und<br />

thematisch überfrachtet, sich jedem Verständnis<br />

zu entziehen suchen (beispielsweise<br />

die Violinsonate C-Dur op. 72). Max Reger,<br />

»kein Komponist <strong>des</strong> Entweder-Oder,<br />

sondern einer <strong>des</strong> Soundnichtanders.«<br />

(Hanspeter Krellmann)<br />

Der Artikel über Max Reger von<br />

Patrick Grahl spiegelt die<br />

Problematik wider, die der<br />

Verbreitung und dem besseren<br />

Verständnis seiner Werke<br />

entgegenstehen. Heute ist<br />

kaum davon die Rede, welche<br />

schöpferische Vielfalt, welche<br />

visionäre Kraft in seiner Musik<br />

steckt, ja wie wegweisend sie ist.<br />

Dieser geniale Erfi ndungsreichtum<br />

ist allerdings gepaart mit<br />

höchster Anforderung an alle, die<br />

mit dieser Musik zu tun haben:<br />

die Interpreten, die sich durch ein<br />

Dickicht von Noten zur klingenden<br />

Vision durcharbeiten müssen, wie<br />

Der Erste Weltkrieg hatte für Regers<br />

Schaffen nachhaltige Auswirkungen: Er<br />

schuf patriotische Werke wie die Vaterländische<br />

Ouvertüre op. 140 (gewidmet »Dem<br />

deutschen Heere«), die seine Rezeption im<br />

Ausland weit über den Krieg hinaus zum<br />

Erliegen brachten. Nach seinem frühen Tod<br />

1916 blieb es eine innerdeutsche Angelegenheit,<br />

sein Werk zu erhalten. Man bräuchte<br />

einen eigenen Aufsatz um aufzuzeigen, wie<br />

die Nationalsozialisten nach 1933 Reger als<br />

deutschnationalen Musiker, als Künder eines<br />

»wurzelechten Deutschtums« zu vereinnahmen<br />

suchten, unterstützt von der Reger-<br />

Gemeinde um seine Witwe und so die nach<br />

seinem Tode vorherrschende professionelle<br />

Musikkritik an die Seite drängten. Reger<br />

selbst sagt: »Was ich unter Deutschtum<br />

verstehe, ist natürlich nicht Chauvinismus –<br />

ist ganz und gar unpolitisch, der Ausdruck<br />

»Deutschtum« ist für mich nur Gattungsbegriff;<br />

wir könnten ebenso gut sagen<br />

»bachisch«, das heißt aus klassischem Geiste<br />

geboren.« Je nachdem, wo der Betrachter<br />

stand, da sollte auch Reger stehen (im Osten<br />

nach 1945: »der letzte große Zeuge <strong>des</strong><br />

musikalischen Könnens der bürgerlichen<br />

Klasse in Deutschland«). Heute, fernab<br />

politischer Erwartungen, wartet ein Großteil<br />

von Regers mannigfaltigem Schaffen<br />

noch darauf, neu entdeckt und interpretiert<br />

zu werden. Arnold Schönberg 1922: »Reger<br />

muss meines Erachtens viel gebracht werden;<br />

erstens, weil er viel geschrieben hat; zweitens,<br />

weil er schon tot ist und man noch immer<br />

nicht Klarheit über ihn besitzt. (Ich halte<br />

ihn für ein Genie.)«<br />

Patrick Grahl<br />

THOMASKANTOR GEORG CHRISTOPH BILLER ZU MAX REGER<br />

auch die Hörer, die dem hohen<br />

Anspruch der ständig<br />

wechselnden Harmonik durch<br />

Verstehen gewachsen sein müssen.<br />

Allein das Zitat von Ernst Bloch<br />

zeigt, wie ein Gelehrter angesichts<br />

dieser Schwierigkeit in die Irre<br />

gehen kann.<br />

Es ist vielmehr eine<br />

Verpfl ichtung für uns Musiker von<br />

heute, diesem wichtigen<br />

Komponisten den Weg zu bereiten.<br />

Die Voraussetzungen dafür sind<br />

meiner Meinung nach heute<br />

noch schlechter als zu Regers<br />

Lebzeiten, da die Verfl achung<br />

<strong>des</strong> allgemeinen musischen<br />

Bildungsstan<strong>des</strong> dem entgegen<br />

steht. Doch wir müssen die Musik,<br />

die vor 100 Jahren neu war,<br />

verstehen, wenn wir der<br />

Avantgarde von heute überhaupt<br />

eine Chance geben wollen.<br />

Regers Umgang mit der Zukunft<br />

in der Musik ist allein schon<br />

interessant: Er besann sich auf alte<br />

Formen (Toccata, Präludium,<br />

Passacaglia, Fuge), obwohl dies zu<br />

seiner Zeit noch gar nicht »in« war,<br />

und belebte sie mit neuartigen<br />

Ausdrucksmitteln. Zunächst<br />

wurde die Orgel das Instrument,<br />

der er seine Musik widmete.<br />

Immer mehr schrieb er aber auch<br />

MUSIKER IN LEIPZIG<br />

Reger an der Orgel <strong>des</strong><br />

<strong>Leipzig</strong>er Konservatoriums<br />

um 1908.<br />

Die Karikaturen über<br />

Max Reger zeichnete<br />

Wilhelm Thielmann.<br />

Kammermusik, Lieder und<br />

Kompositionen für Orchester.<br />

Überall begegnen wir einem<br />

genialen Erfi nder, der vor lauter<br />

Ideen überzuquellen schien, was<br />

zu einem überaus gewaltigen<br />

Werkverzeichnis angesichts seines<br />

allzu frühen To<strong>des</strong> führte.<br />

Ich werde mich für die<br />

großartigsten von seinen Werken<br />

immer wieder mit voller Hingabe<br />

einsetzen.<br />

Thomaskantor<br />

Georg Christoph Biller<br />

(im August 2009)<br />

19


20<br />

ABGÄNGE DES THOMANERCHORES<br />

Die Abiturienten 2009<br />

Acht Thomaner verabschieden sich<br />

Für acht Thomaner endet in diesem Jahr ihre<br />

Chorzeit.<br />

oben v.l.n.r.: Felix Hübner, Friedrich Weißbach,<br />

Jan Schlegel, Lucas Heller<br />

unten v.l.n.r.: Gregor Praetorius,<br />

Paul Heller, Malte Klevenow, Johannes Ernst<br />

Acht Thomaner verließen im Sommer 2009 den Chor,<br />

nachdem sie erfolgreich ihr Abitur gemeistert haben. Der<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> verabschiedet einen Jahrgang, der<br />

musikalisch und schulisch sehr leistungsstark war und auch<br />

menschlich die Chorgemeinschaft maßgeblich geprägt hat.<br />

Der Chor bedankt sich herzlich für viele Jahre gemeinsamen<br />

Lernens und Musizierens und wünscht allen Absolventen<br />

alles Gute!<br />

Gregor Praetorius aus Wittenberg, war lange Zeit<br />

Sopransolist im Knabenchor und nach dem Stimmwechsel<br />

als Tenor im Männerchor tätig. Gregor geht zunächst für<br />

einige Monate nach Süd-Indien, um in einem Waisenhaus zu<br />

arbeiten. Anschließend möchte er Gesang studieren. Die<br />

Zwillinge Lucas und Paul Heller stammen aus der Bachstadt<br />

Köthen. Lucas war im vergangenen Schuljahr der<br />

domesticus und nimmt demnächst ein duales Studium bei<br />

der Sparkasse <strong>Leipzig</strong> auf. Paul war als famulus <strong>des</strong><br />

Geschäftsführers für den CD-Verkauf an der Thomaskirche<br />

zuständig. Er möchte Korrepetition und später Orchesterdirigieren<br />

studieren, wenn möglich in <strong>Leipzig</strong>. Die Bibliothek<br />

KULTUR<br />

Bei uns wird Inspiration groß geschrieben.<br />

Die <strong>Leipzig</strong>er Messe – ein wesentliches Element<br />

der kulturellen Vielfalt unserer Stadt. Auf unseren<br />

Messen und Fachkongressen begegnen sich Kultur<br />

und Handel. Und die Besucher aus aller Welt, für<br />

die das Kulturerlebnis <strong>Leipzig</strong> zu einem festen<br />

Begriff geworden ist.<br />

Sie sind mittendrin!<br />

<strong>des</strong> Alumnates leitete Felix Hübner aus dem <strong>Leipzig</strong>er Land.<br />

Er macht nach dem Abitur zunächst ein Freiwilliges Soziales<br />

Jahr in Frankreich, um sich danach für ein Studium zu<br />

entscheiden. Johannes Ernst aus <strong>Leipzig</strong> verbringt das kommende<br />

Jahr work & travel in Australien und möchte danach<br />

Psychologie oder Medizin studieren. Der <strong>Leipzig</strong>er Friedrich<br />

Weißbach war erster praefect <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es und absolviert<br />

seinen Zivildienst in einem <strong>Leipzig</strong>er Krankenhaus.<br />

Anschließend wird Friedrich Gesang in <strong>Leipzig</strong> studieren.<br />

Der Mecklenburger Malte Klevenow studiert ab Herbst 2009<br />

Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und Theater in<br />

<strong>Leipzig</strong> und möchte sich auf Orgel spezialisieren. Jan Schlegel<br />

aus <strong>Leipzig</strong> organisierte zuletzt das Tonstudio <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es<br />

und möchte an der Hochschule für Technik, Wirtschaft<br />

und Kultur <strong>Leipzig</strong> Elektrotechnik studieren um<br />

später einmal Tonmeister zu werden.<br />

Gregor, Felix, Lucas und Paul gründeten das Ensemble<br />

Nobiles, mit dem sie erfolgreich Konzerte geben. Friedrich<br />

und Johannes wirken im Ensemble de Morales mit.<br />

Roland Weise<br />

<strong>Leipzig</strong>er Buchmesse<br />

18.03. – 21.03.2010<br />

Tel.: 0341 678-0 · www.leipziger-messe.de


Festschrift zur 800-Jahrfeier<br />

Aus der Arbeit der Stiftung <strong>Thomanerchor</strong><br />

Adam Olearius gab 1666 die<br />

Gedichtsammlung »Teutsche Poemata«<br />

von Paul Fleming heraus.<br />

Eine bronzene Gedenktafel in der<br />

Grimmaischen Straße in <strong>Leipzig</strong><br />

erinnert an den sächsischen Dichter.<br />

Der 400. Geburtstag von Paul Fleming<br />

im Oktober 2009 ist zugleich ein<br />

Markstein für die Hälfte der Geschichte<br />

<strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong>. Als<br />

1734 Thomaskantor Johann Sebastian<br />

Bach möglicherweise aus Anlass <strong>des</strong><br />

125. Geburtstages von Fleming <strong>des</strong>sen<br />

1636 von echter Frömmigkeit getragenes<br />

»In allen meinen Taten« als Textgrundlage<br />

für seine gleichnamige Kantate<br />

nutzte, erwies er dem ehemaligen<br />

Schüler der Thomana seine Reverenz.<br />

Der Text ist ein großes lutherisches, die<br />

Zeit überdauern<strong>des</strong> Lied. Bach war von<br />

der sangbaren Form dieses Textes<br />

überzeugt, nutzte er doch unverändert<br />

neun Strophen <strong>des</strong> Lie<strong>des</strong>.<br />

Warum steht das hier am Anfang?<br />

Für die 800-Jahrfeier 2012 ist eine<br />

von der Stiftung unterstützte Festschrift<br />

in Arbeit. Aus den Rinnsalen<br />

und Strömen, aus denen sich die heutige<br />

»Thomana« speist, ist allzu viel zu<br />

Unrecht verblasst oder schlicht vergessen.<br />

Aber nur der kann klare neue<br />

Ziele benennen, der weiß, vorauf er<br />

sich gründet. Das Jubiläum kann dazu<br />

Orientierungshilfen aufzeigen.<br />

Im vergangenen Jahr unterstütze<br />

die Stiftung <strong>Thomanerchor</strong> zahlreiche<br />

von Thomanern und der Chorleitung<br />

beantragte Projekte. Der Vorstand hat<br />

überdurchschnittlich gute Erträge<br />

erwirtschaftet. Zustiftungen, Nachlassannahmen<br />

und Spenden, wie die<br />

großzügige Spende von Ingeborg<br />

Fahrenkamp-Schäffl er aus München<br />

zum Kauf eines Flügels in der Villa<br />

Thomana, vergrößerten die Fördermittel.<br />

Mehr als 100.000 Euro standen<br />

zur Verfügung, inklusive der aus der<br />

Vergangenheit herrührenden und jetzt<br />

aufgelösten Projektmittelresten. Die<br />

nächste Ausschüttung wird gewiss<br />

weitaus geringer ausfallen.<br />

Neben den Dauerprojekten, wie<br />

den Zeitungsabonnements und den<br />

Geldern <strong>des</strong> Kulturetats der Inspektoren<br />

standen folgende Projekte bei der<br />

Vergabe der Mittel im Vordergrund:<br />

Neuausstattung der Villa, Druck sachen<br />

zur Nachwuchsarbeit, Neukauf für<br />

die Alumnen-, D.I.-, Lehrbibliothek,<br />

Weihnachtsgeschenk der Stiftung,<br />

Archiv- und Festschriftarbeiten und<br />

ein Mac-Notebook für die Alumnats-<br />

STIFTUNG THOMANERCHOR<br />

leiter. Darüber hinaus beteiligte sich<br />

die Stiftung an der Finanzierung<br />

<strong>des</strong> Thomaner-Journals, der Forum-<br />

Thomanum-Konzertreihe sowie an<br />

der Anschaffung von Tonequipment.<br />

Weitere Informationen sind direkt bei<br />

der Stiftung <strong>Thomanerchor</strong> erhältlich.<br />

Eine Gedenktafel erinnert seit dem<br />

27. September 2009 in der Grimmaischen<br />

Straße in <strong>Leipzig</strong> an den Dichter<br />

Paul Fleming. In einer Feierstunde im<br />

Alten Rathaus sang der <strong>Thomanerchor</strong><br />

Werke mit Texten <strong>des</strong> sächsischen<br />

Dichters. Mehr über Fleming in<br />

<strong>Leipzig</strong> ist im Artikel von Stefan Altner<br />

in der Neuausgabe der »<strong>Leipzig</strong>er<br />

Blätter«, Heft 55 (Herbst 2009) zu<br />

lesen.<br />

Dr. Stefan Altner und Felicitas Kirsten<br />

INFORMATIONEN UNTERH<br />

STIFTUNG THOMANERCHOR<br />

Hillerstraße 8<br />

04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 03 41-9 84 42 22<br />

info@thomanerchor.de<br />

www.stiftung-thomanerchor.de<br />

21


22<br />

FORUM THOMANUM<br />

BMit einem bunten Festtag eröffnete im Juni 2008 die Kindertagesstätte <strong>des</strong> Forum Thomanum.<br />

esuch in der Zukunft<br />

Kita <strong>des</strong> Forum Thomanum seit einem Jahr in Betrieb<br />

Ruhig und etwas unscheinbar liegt sie da: die Kita <strong>des</strong> Forum<br />

Thomanum in der Bachstraße, gleich gegenüber <strong>des</strong> Thomasalumnats.<br />

Dabei ist dies ein Ort, an dem wegweisen<strong>des</strong><br />

geschieht. Nicht allein, dass durch die Kita und die ebenfalls<br />

angrenzende Villa Thomana bereits die Grundzüge <strong>des</strong><br />

Campus Forum Thomanum zu erkennen sind, sondern auch<br />

und vor allem die Geschehnisse innerhalb <strong>des</strong> modernen<br />

Neubaus sind es, die diesen Ort zu etwas Besonderem<br />

machen.<br />

Die Kita, die in einer Kooperation <strong>des</strong> Berufsbildungswerks<br />

<strong>Leipzig</strong> für Hör- und sprachgeschädigte gGmbH (BBW) und<br />

dem Forum Thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V. betrieben wird, und die<br />

nun seit einem Jahr für 100 Kinder geöffnet ist, beschäftigt<br />

zurzeit 13 Pädagoginnen, unter ihnen zwei Musikpädagoginnen,<br />

sowie jeweils zwei italienische und englische<br />

Muttersprachlerinnen. Für die englischsprachige Pädagogin<br />

Tansin Deitenbeck, die auch Geigenbaumeisterin ist, war<br />

die Anstellung in der Kita ein Glücksfall: Fünf Jahre habe<br />

sie Englisch in Kindergärten unterrichtet, ohne, dass ihre<br />

zweite Leidenschaft, die Musik, gefragt gewesen sei. Die<br />

Anstellung in der Kita <strong>des</strong> Forum Thomanum kam da wie<br />

gerufen. Beim ganzheitlichen pädagogischen Ansatz, von<br />

dem Deitenbeck und die stellvertretende Leiterin der Kita,<br />

Juliane Köbler, mit eigener Begeisterung erzählen, prägen<br />

vor allem die Musik und Sprachen den Alltag der Kindertagesstätte.<br />

Die Tagesgestaltung fi nde vor allem in verschiedenen<br />

Gruppen statt, in denen jeweils unterschiedliche<br />

Themenschwerpunkte im Vordergrund stünden. Dabei sei<br />

gerade im Umgang mit der Musik Erstaunliches zu beobachten:<br />

Es mache den Kindern nicht nur großen Spaß, zu singen<br />

oder zu tanzen, sondern helfe ihnen auch dabei, besser zu<br />

rechnen oder sich italienische oder englische Worte einzuprägen.<br />

Da im Forum Thomanum vor allem auch christlich-humanistische<br />

Werte vermittelt werden sollen, sind die Kinder mit<br />

den Pädagoginnen zurzeit dabei, einen kleinen Hausaltar zu<br />

bauen. Juliane Köbler erzählt davon, wie sie Kinder beim<br />

»Kirchgang-spielen« beobachtet habe: Der Umgang mit den<br />

christlichen Glaubensgrundlagen sei für die Kinder durch<br />

Gottesdienste und Auftritte in der nahen Lutherkirche und<br />

die wöchentlichen Andachten in den Gruppen ein Stück<br />

Normalität.<br />

Für die Zukunft wünschen sich die beiden Pädagoginnen<br />

vor allem, dass der Kindergarten sich weiter im Campus<br />

Forum Thomanum integrieren kann. Durch den Austausch<br />

mit dem Alumnat und der Thomasschule sowie angedachten<br />

festen Partnerschaften zwischen Kita-Kindern und Jugendlichen<br />

lernten beide Parteien die später im Leben so wichtige<br />

soziale Kompetenz. Einen Haken gibt es allerdings noch,<br />

denn noch gibt es keine Grundschule, die die vorbildliche<br />

musikalische und sprachliche Früherziehung weiterführen<br />

könnte. »Damit unsere Arbeit in Zukunft Früchte trägt,<br />

muss sie kontinuierlich fortgeführt werden, bis die Kinder<br />

10 bis 12 Jahre alt sind«, erklärt Deitenbeck. Der Forum<br />

Thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V. plant die Eröffnung einer Grundschule<br />

für das Schuljahr 2010/2011. Dann wird es auf dem<br />

Campus Forum Thomanum einen lückenlosen Bildungsweg<br />

von der Kinderkrippe bis zum Abitur geben.<br />

Mathias Monrad Moller<br />

INFORMATIONEN UNTERH<br />

forum thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V.<br />

Thomaskirchhof 18<br />

04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 03 41-22 22 42 60<br />

info@forum-thomanum.de<br />

www.forum-thomanum.de


Vom Kalender zur Förderkreis-CD<br />

Ein Beitrag für die Nachwelt<br />

Nachdem der Förderkreis dank Dr.<br />

Heide marie Paul, Lehrerin für Kunsterziehung<br />

an der Thomasschule zu<br />

<strong>Leipzig</strong> über viele Jahre einen Thomaner-Kunstkalender<br />

herausgab, wurde<br />

vor einiger Zeit der Ruf nach einer Veränderung<br />

laut. Der Vorstand diskutierte<br />

das pro und contra <strong>des</strong> Kalenders<br />

und beschloss schließlich, eine eigene<br />

Förderkreis-CD als neue »Mitgliedsgabe«<br />

zu produzieren.<br />

In Absprache mit Thomaskantor<br />

Georg Christoph Biller wurden daher<br />

aktuelle Motettenmitschnitte vor allem<br />

zeitgenössischer Komponisten ausgewählt<br />

und im Dezember 2006 erschien<br />

die erste CD mit dem Titel »Alles was<br />

Odem hat«, produziert von der Firma<br />

Rondeau Production. Seitdem folgen<br />

jährlich weitere Förderkreis-CDs. Zwei<br />

Konzerte in der Thomaskirche <strong>Leipzig</strong><br />

wurden 2007 mitgeschnitten: Die<br />

Johannes-Passion von Johannes<br />

Weyrauch und das Te Deum von Heinz<br />

Werner Zimmermann. Dabei wirkten<br />

das Gewandhaus orchester und Solisten<br />

mit, die einer nichtkommerziellen<br />

CD zugestimmt hatten. Die zweite Förderkreis-CD<br />

war ein großer Erfolg und<br />

ermunterte, weiterzumachen.<br />

Im Jahr 2008 produzierte der<br />

Förder kreis ein komplettes Bachfestkonzert<br />

»Bach und seine Söhne«, bei<br />

dem die Akademie für Alte Musik<br />

Berlin den Orchesterpart übernahm.<br />

Ein Konzert in der ausverkauften<br />

Thomaskirche aufzunehmen, zumal<br />

nur eine Haupt- und die Generalprobe<br />

zusätzlich aufgezeichnet werden<br />

konnten, war ein Wagnis, aber die<br />

Qualität spricht für sich. Die CD erfreut<br />

sich großer Beliebtheit und ist fast<br />

vergriffen.<br />

In diesem Jahr widmet sich die<br />

Förderkreis-CD den drei großen<br />

Jubilaren Joseph Haydn, Georg<br />

Friedrich Händel und natürlich Felix<br />

Mendelssohn Bartholdy. Von Haydn<br />

wurde die Nicolai-Messe, von Händel<br />

der 3. Teil <strong>des</strong> Messias und von<br />

Mendelssohn zu den Mendelssohnfesttagen<br />

im August 2009 das Te Deum<br />

mitgeschnitten. Die CD erscheint im<br />

Dezember und ist zum Weihnachtsempfang<br />

<strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> erhältlich.<br />

Gerade die Aufnahmen für die<br />

Jubiläums-CD 2009 waren für alle<br />

Beteiligten mit zusätzlichen Proben<br />

und damit einem deutlich erhöhten<br />

Zeitaufwand verbunden. Daher gilt es<br />

FÖRDERKREIS<br />

Der Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e.V. bedankt sich bei allen Mitgliedern, Sponsoren und Freunden <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es <strong>Leipzig</strong>, die die Arbeit <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />

in den vergangenen Monaten fi nanziell unterstützt haben: Elfe Anders Günther Baden-Rühlmann Johannes Berchmann Elke Bosbach-<br />

Trog Dr. Joachim Böhm Christa Czech Jens Daniel Friedrich Dickmann Thoralf EgertGottfried Enders Uta Engel Susanne Finken<br />

Christoph Flache Flughafen <strong>Leipzig</strong> Dr. Gertraud und Horst Fuchs Christoph Funke Magda Graul Bettine und Dietrich Hagel Heiko Held<br />

Torsten Heyer Wilhelm Hock Hans Georg Holthausen Hermann Höltge Anita Hoß Helga Jäger Sigrid und Walther Klaus Christiane<br />

Klünder Dr. Martin Kohlhausen Klaus Kottmeier Dr. Michael Kretzschmar Prof. Dr. Renate Lieckfeldt Katharina und Dr. Klaus Lindner<br />

Johannes Löpmann Helga Mauersberger Bringfriede und Andreas Nestler Brigitte Nordt Anneliese und Dr. Heinrich Olschewski<br />

Renate Penndorf Dr. Jörg Plester Dr. Dieter Ramin Manfred Rasp Horst Reinicke Angelika Reuter-Leuoth Rotary Club <strong>Leipzig</strong>-Centrum<br />

Dr. Ulrike Schmalfuß Wolfram Schmieder Dr. Elisabeth Schultz Reinhard Silbermann Monika Sommer-Bloch Stadt- und Kreissparkasse <strong>Leipzig</strong><br />

Michael Steppes Hans- Georg Strauß Otto Tribbensee Karin Warkentin Elke Weihrauch Prof. Dr. Steffen Wilsdorf Petra und Lutz Winter<br />

Ulrike und Prof. Dr. Peter Würl Jürgen Heinrich Zieseniss Prof. Dr. Heinz Werner Zimmermann Dr. Jürgen Zimmermann Stefanie und Rolf<br />

Zimmermann<br />

Der Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e. V. begrüßt seine neuen Mitglieder: Jim Ayling Reinhard Christ Andrea und Lutz Cramer Axel Eichhorn<br />

Christian Führer Bettina und Thomas Griebenow Kathrin Jänecke Hans Martin Kaiser Christa Kampf Rolf Kattner Friedemann Klenke<br />

Dr. Josef M. Krämer Jan Kuilert Prof. Dr. Renate Lieckfeldt Dina Pauline Macdaniel Jan Gerhard Macdaniel Stefan Maciej Sabine Martens<br />

Constanze Mauersberger Jaqueline Neumann Dr. Ulrike Schmalfuß Alexandra Skiebe Elke Bossbach-Trog<br />

Danke zu sagen an alle, die sie ermöglichten:<br />

in erster Linie die Thomaner,<br />

die mit Mendelssohns Te Deum gleich<br />

zu Schuljahresbeginn bei hochsommerlichen<br />

Temperaturen in der Thomaskirche<br />

ein enormes Pensum zu bewältigen<br />

hatten, das Gewandhausorchester,<br />

alle Solistinnen und Solisten, Thomasorganist<br />

Ullrich Böhme und natürlich<br />

Thomaskantor Georg Christoph Biller.<br />

Die Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />

und Freunde <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es erhalten<br />

alle CDs in der Geschäftsstelle<br />

<strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> in der Villa Thomana.<br />

Die Tonträger werden nicht verkauft.<br />

Eine Spende zur Finanzierung weiterer<br />

CD-Aufnahmen ist willkommen. Der<br />

Förderkreis leistet damit seinen Bei-<br />

trag, dass Konzerte und Motetten <strong>des</strong><br />

<strong>Thomanerchor</strong>es für die Nachwelt<br />

erhalten bleiben.<br />

Dr. Michael Kampf<br />

Georg Friedrich Händel,<br />

Joseph Haydn und Felix<br />

Mendelssohn Bartholdy<br />

stehen im Mittelpunkt<br />

der aktuellen Ausgabe –<br />

alle drei Musiker sind<br />

Jubilare <strong>des</strong> Jahres<br />

2009.<br />

INFORMATIONEN UNTERH<br />

Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> e. V.<br />

Hillerstraße 8-10<br />

04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 03 41-9 83 93 53<br />

info@foerderkreis-thomanerchor.de<br />

www.foerderkreis-thomanerchor.de<br />

23


24<br />

ZU GUTER LETZT<br />

WEIHNACHTSEMPFANG IM ALUMNAT<br />

Der Förderkreis <strong>des</strong> <strong>Thomanerchor</strong>es lädt am<br />

Dienstag, 22. Dezember 2009 ab 21:15 Uhr, alle<br />

seine Mitglieder zum traditionellen Weihnachtsempfang<br />

in den Probensaal <strong>des</strong> Alumnates ein.<br />

An diesem Abend bedankt sich der Förderkreis<br />

bei allen Mitgliedern und Freunden <strong>des</strong><br />

<strong>Thomanerchor</strong>es für die geleistete Unterstützung.<br />

Bei einem kalten Buffet und<br />

Getränken ist die Gelegenheit, mit der Chorleitung,<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

dem Vorstand <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> und den<br />

Thomanern ins Gespräch zu kommen. Alle<br />

Mitglieder <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> können zuvor den<br />

Weihnachts liederabend in der Thomaskirche<br />

besuchen (Beginn 19:30 Uhr) und bevorzugt<br />

Karten über den Förderkreis beziehen.<br />

32. KIRCHENTAG IN BREMEN<br />

»Mensch wo bist Du?« war die Losung <strong>des</strong><br />

32. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der<br />

vom 20. bis 24. Mai die Stadt Bremen in den<br />

Ausnahmezustand versetzte. Der <strong>Thomanerchor</strong><br />

war indirekt dabei: Mit einem Informations- und<br />

Verkaufsstand machte der Chor in der norddeutschen<br />

Stadt auf sich aufmerksam. Interessierte<br />

konnten sich über den Chor und das Engagement<br />

<strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong> informieren, CDs mit dem<br />

<strong>Thomanerchor</strong> erwerben und mittels Kirchentagsquiz<br />

Konzertkarten zum Weihnachtsliederabend<br />

in der Thomaskirche <strong>Leipzig</strong> gewinnen.<br />

Realisiert wurde die Präsenz beim Kirchentag<br />

von dem Förderkreis <strong>Thomanerchor</strong> e.V., Rondeau<br />

Production und ehemaligen Thomanern.<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER<br />

FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG E. V.<br />

FORUM THOMANUM LEIPZIG E. V.<br />

STIFTUNG THOMANERCHOR<br />

THOMANERCHOR LEIPZIG<br />

FÖRDERKREIS THOMANERCHOR LEIPZIG<br />

Hillerstraße 8-10, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Dr. Michael Kampf<br />

Vorsitzender <strong>des</strong> <strong>Förderkreises</strong><br />

Telefon und Telefax 03 41-9 83 93 53<br />

info@foerderkreis-thomanerchor.de<br />

www.foerderkreis-thomanerchor.de<br />

Interessenten können dem Förderkreis<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong> e. V. beitreten oder<br />

die Arbeit <strong>des</strong> Vereins mit einer Spende<br />

unterstützen:<br />

Bankverbindung:<br />

»Spende für Förderkreis<br />

<strong>Thomanerchor</strong> e. V.«<br />

Commerzbank <strong>Leipzig</strong>:<br />

Konto: 115 800 501, BLZ: 860 400 00<br />

Verwendungszweck: Spende<br />

FORUM THOMANUM LEIPZIG<br />

Thomaskirchhof 18, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Annette Neuweiler-Hahm<br />

Telefon 03 41-22 22 42 60<br />

Telefax 03 41-22 22 42 65<br />

info@forum-thomanum.de<br />

www.forum-thomanum.de<br />

Interessenten können dem Forum<br />

Thomanum <strong>Leipzig</strong> e. V. beitreten<br />

oder die Arbeit <strong>des</strong> Vereins mit einer<br />

Spende unterstützen:<br />

Bankverbindung: Sparkasse <strong>Leipzig</strong><br />

Konto: 100 2012 100, BLZ: 860 555 92<br />

STIFTUNG THOMANERCHOR<br />

Hillerstraße 8, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 03 41-9 84 42 22<br />

Telefax 03 41-9 84 42 43<br />

info@thomanerchor.de<br />

www.stiftung-thomanerchor.de<br />

THOMANERCHOR LEIPZIG<br />

Hillerstraße 8, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 03 41-9 84 42-11<br />

Telefax 03 41-9 84 42-41<br />

info@thomanerchor.de<br />

www.thomanerchor.de<br />

HERSTELLUNG<br />

Rondeau Production GmbH<br />

Katharinenstraße 23, 04109 <strong>Leipzig</strong><br />

Telefon 0800-7 66 33 28<br />

[0800-RONDEAU]<br />

Telefax 0180-3-7 66 33 28<br />

[0180-F-RONDEAU]<br />

www.rondeau.de<br />

REDAKTION<br />

Dr. Stefan Altner, Teres Feiertag,<br />

Patrick Grahl, Frank Hallmann,<br />

Sascha Hille, Dr. Michael Kampf,<br />

Uta-Maria Thiele, Roland Weise<br />

GESTALTUNG<br />

Oberberg · Seyde und Partner:<br />

Lurette Seyde, Leila Tabassomi<br />

Redaktionsschluss: 20. Oktober 2009<br />

AUFRUF FÜR<br />

DIE BIBLIOTHEK<br />

Der <strong>Thomanerchor</strong> kann mit<br />

Stolz auf ein umfangreiches<br />

historisches Archiv blicken.<br />

Im 20. Jahrhundert wurden<br />

viele Werke aus dem Bestand<br />

<strong>des</strong> Archivs und der Bibliothek<br />

ausgesondert, zum Teil<br />

aus politischen Gründen.<br />

Bereits seit einigen Jahren<br />

ist der <strong>Thomanerchor</strong><br />

bemüht, seine Altbestände<br />

in das Archiv und die<br />

Bibliothek zurückzuführen.<br />

Viele Bücher und anderes<br />

konnte nach einem ersten<br />

Aufruf gerettet werden.<br />

Erneut richtet der <strong>Thomanerchor</strong><br />

einen Aufruf an<br />

alle Nachnutzer, diese<br />

Altbestände an den<br />

Thomaner chor zurückzugeben.<br />

Das kann auch<br />

anonym geschehen.<br />

Willkommen ist eine<br />

Geschichte rund um die<br />

teilweise wertvollen<br />

Bestände sowie persönliche<br />

Erinnerungen, die dem<br />

Archiv zugeführt werden<br />

können.<br />

Für den postalischen<br />

Versand gilt folgende Adresse:<br />

<strong>Thomanerchor</strong> <strong>Leipzig</strong><br />

z. Hd. Dr. Stefan Altner<br />

Hillerstr. 8, 04109 <strong>Leipzig</strong>.<br />

Bildnachweis: Gert Mothes S. 1, 5, 6, 8, 11, 22, 24; Roland Weise S. 4, 14, 20–22; Hans Scherhaufer S. 9; Wolfgang Hanke »Die Thomaner«,<br />

Union Verlag Berlin 1979 S. 10; Alex Heck S. 10; Helfried Strauß S. 16; Max Reger Institut S. 19; Erhard Franke S. 21; Matthias Knoch S. 22

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