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Praxisleitfaden Oranienbaumer Heide - Offenlandinfo.de

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Birgit FelinksSabine TischewAntje LorenzSusanne OsterlohAndreas WenkPeter PoppeJakob NoackBirgit Krummhaar<strong>Praxisleitfa<strong>de</strong>n</strong>Einrichtung, Betrieb und wissenschaftliche Begleitung vonhalboffenen Wei<strong>de</strong>landschaften auf ehemaligen militärischenÜbungsflächen – mit Beispielen aus <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>


Die Einrichtung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche, die wissenschaftlicheBegleitung sowie <strong>de</strong>r Druck dieses Leifa<strong>de</strong>ns wur<strong>de</strong>ge för<strong>de</strong>rt durch die Deutsche Bun<strong>de</strong>s stiftung Umwelt(Az. 25424-02), <strong>de</strong>n Europäischen Landwirtschaftsfondsfür die Entwicklung <strong>de</strong>s ländlichen Raums – Sachsen-Anhalt2007–2013 und die Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalt.ImpressumHerausgeber:Hochschule Anhalt, Fachbereich Landwirtschaft,Ökotrophologie und LandschaftsentwicklungStrenzfel<strong>de</strong>r Allee 28, 06406 BernburgBirgit Felinks, Sabine Tischew, Antje Lorenz,Susanne Osterloh, Andreas Wenk, Peter Poppe,Jakob Noack, Birgit KrummhaarBildnachweis:Titelseite: A. Lorenz (M.), A. Schonert (l.);Umschlag (vorne): A. Lorenz; Rückseite: C. Walter (3, hinten);C. Walter S. 1, 3, 4, 18 (u.), 19 (r.), 20, 23, 28, 31 (o. l.), 35 (2), 38,39 (M.), 40 (u.), 44, 46, 48; S. Tischew S. 2, 21, 34 (M., u.), 41 (u.);B. Krummhaar S. 6, 22 (u.), 24 (o.), 27, 39 (u.), 45 (4), 47 (o.),49; A. Lorenz S. 9 (o.), 12 (4), 13 (o. l., o. r., u. r.), 15 (M.), 18 (o.),19 (u. l.), 25 (o.), 31 (o. M., o. r., u. l., u. M.), 32 (o.), 34 (o.), 39(o.), 40 (o.), 41 (o.), 42 (o. l., u. l., u. r.); B. Felinks S. 9 (u.), 14, 24(u.), 26 (2), 29, 32 (M., u.), 36; A. Schonert S. 11 (4); T. StephanS. 13 (u. l.), 30, 31 (u. r.); N. Blume S. 15 (u.); A. Wenk S. 16, 22(o., M.), 25 (u.); J. Schonert S. 37; S. Osterloh S. 42 (o. r.), 43;I. Elz S. 47 (u.)Gestaltung: Borngräber-Kahl Grafik<strong>de</strong>sign, Wörlitz1. Auflage 2013Alle Rechte vorbehalten – Printed in Germany


Inhalt1. Zielstellung und Aufbau <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns 32. Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklung 62.1 I<strong>de</strong>ntifizierung relevanter Akteure 6 2.2 Recherche von Grundlagendaten und aktuelleRahmenbedingungen 6 2.3 Leitbil<strong>de</strong>ntwicklung 7 2.4 Ableitung von Defiziten 82.5 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> 8 2.6 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 113. Konkretisierung von Managementzielen 143.1 Ableitung von Managementzielen 14 3.2 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> 143.3 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 144. Basismanagement: Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n mit Megaherbivoren auf ehemaligen militärischen Übungsflächen 164.1 Auswirkungen von Wei<strong>de</strong>tieren in Sandökosystemen 16 4.2 Abschätzung <strong>de</strong>r Erfolgsaussichten 164.3 Betriebswirtschaftliche Absicherung 17 4.4 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> 184.5 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 185. Einrichtung und Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> auf munitionsbelasteten Flächen 225.1 Wei<strong>de</strong>einrichtung 22 5.2 Tierbesatz 23 5.3 Her<strong>de</strong>nmanagement 24 5.4 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 266. Langfristige betriebswirtschaftliche Absicherung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche 286.1 Anfangsinvestitionen 28 6.2 Absicherung <strong>de</strong>s Betriebs <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche 28 6.3 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 297. Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmen unter beson<strong>de</strong>rerBerücksichtigung von Munitionsverdachtsflächen 327.1 Entbuschung 32 7.2 <strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahd 33 7.3 Weitere Maßnahmen 33 7.4 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 348. Naturschutzfachliche Erfolgskontrolle 368.1 Rahmenbedingungen und Grundlagen 36 8.2 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> 398.3 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 429. Öffentlichkeitsarbeit – Information und Einbeziehung <strong>de</strong>r Bevölkerung 449.1 Anfangsphase 44 9.2 Projektbegleiten<strong>de</strong> Öffentlichkeitsarbeit 44 9.3 Umweltbildung / Naturerfahrung 459.4 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> 46 9.5 Vorsicht! Mögliche Fallstricke 4710. Literatur 481Ockerbindiger Samtfalter


Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns1. Zielstellung und Aufbau <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nsEhemalige militärische Übungsplätze, die als NationaleNaturerbeflächen in das Eigentum von z.B. Stiftungen o<strong>de</strong>rNaturschutzverbän<strong>de</strong>n übergehen, verfügen über einherausragen<strong>de</strong>s Potenzial, naturschutzfachliche Zielstellungenumzusetzen (z. B. ANDERS et al. 2004, CONRAD et al.2010, HÖNTSCH et al. 2008, RIECKEN et al. 2009, WAHMHOFF2010). Ausschlaggebend dafür sind v. a. die folgen<strong>de</strong>nAspekte:– Es han<strong>de</strong>lt sich überwiegend um zusammenhängen<strong>de</strong>Flächen mit einer Größe von mehreren hun<strong>de</strong>rt Hektar.– Die Flächen befin<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Hand eines einzelnenEigentümers. Dadurch wer<strong>de</strong>n die Konzeption, dieAbstimmung und die Umsetzung von Pflege- und Entwicklungsmaßnahmenstark vereinfacht.– Infolge <strong>de</strong>r militärischen Nutzung und <strong>de</strong>m damit verbun<strong>de</strong>nenStörungsregime sowie fehlen<strong>de</strong>r Nährstoff -einträge haben sich insbeson<strong>de</strong>re auf Sandstandortenvielfach FFH-relevante Offenlandlebensraumtypen nährstoffarmerStandorte, wie z.B. Zwergstrauchhei<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>rMagerrasenkomplexe, herausgebil<strong>de</strong>t bzw. konntenerhalten wer<strong>de</strong>n.– Die verschie<strong>de</strong>nen Offenlandlebensraumtypen und ihrejeweiligen Sukzessionsstadien kommen häufig in mo saik -artiger Verzahnung mit Einzelgehölzen o<strong>de</strong>r lückigenPionierwäl<strong>de</strong>rn vor. Diese räumliche Heterogenitätbietet optimale Lebensräume für zahlreiche seltene undgefähr<strong>de</strong>te Pflanzen- und Tierarten, wobei insbeson<strong>de</strong>reVogelarten <strong>de</strong>r Offen- o<strong>de</strong>r Halboffenlandschaften wertgebendsind. Zahlreiche ehemalige militärische Übungsflächensind <strong>de</strong>shalb als Natura 2000-Gebiet ausge -wiesen.Nach Beendigung <strong>de</strong>s militärischen Übungsbetriebs könnenauf Grund <strong>de</strong>r Munitionsbelastung Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen,die mit Bo<strong>de</strong>neingriffen verbun<strong>de</strong>nsind, wie z. B. Plaggen o<strong>de</strong>r auch Brand (KEIENBURG &PRÜTER 2004), zur Offenhaltung <strong>de</strong>r naturschutzfachlichrelevanten Lebensräume nur selten flächen<strong>de</strong>ckend abgesichertwer<strong>de</strong>n. Ebenso unterliegen Maßnahmen, die eineflächige Begehbarkeit erfor<strong>de</strong>rn, wie z. B. Mahd, Entbuschung,aber auch Beweidung mit Schafen o<strong>de</strong>r Ziegenverschie<strong>de</strong>nen Einschränkungen (CONRAD et al. 2010).Demzufolge ist bereits nach wenigen Jahren eine raschfortschreiten<strong>de</strong> Gehölzsukzession, v. a. mit Pionierbaum -arten wie Sand-Birke, Wald-Kiefer, Zitter-Pappel, aber auch<strong>de</strong>r neophytischen Spätblühen<strong>de</strong>n Traubenkirsche fest -zustellen.Auf Grund fehlen<strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nstörungen kommt es auf <strong>de</strong>nsandigen Substraten außer<strong>de</strong>m zu einer zunehmen<strong>de</strong>nSubstratfestlegung, wodurch Etablierung und Ausbreitungvon konkurrenzkräftigeren Brache- und Ru<strong>de</strong>ralartenbegünstigt wer<strong>de</strong>n. In Zwergstrauchhei<strong>de</strong>n wird darüberhinaus ein fast vollständiger Ausfall <strong>de</strong>r Verjüngung <strong>de</strong>rBesenhei<strong>de</strong> beobachtet. Ursachen können <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>mechanische Einfluss und eine zunehmen<strong>de</strong> Rohhumus -akkumulation sein. In <strong>de</strong>n subkontinental geprägtenRegionen wer<strong>de</strong>n diese Effekte zu<strong>de</strong>m offen sichtlich durcheine zunehmen<strong>de</strong> Frühjahrs- und Sommertrockenheitverstärkt. Demzufolge überwiegt auf vielen ehemaligenmilitärischen Übungsflächen die Degenerationsphase in<strong>de</strong>n Zwergstrauchhei<strong>de</strong>n (JäGER 2002, FELINKS et al. 2012a/b).Auch die südöstlich von Dessau-Roßlau gelegene <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> (Abb. S. 4) wur<strong>de</strong> bis 1991 durch die Sowjet-Armee als Truppenübungsplatz genutzt. Prägend für <strong>de</strong>nca. 1.200 ha großen zentralen Bereich ist ein Mosaik ausFFH-Offenlandlebensraumtypen wie Zwergstrauchhei<strong>de</strong>n,basenreichen Sandrasen, Silbergras-Pionierfluren sowiethermophilen Säumen, Gebüschstrukturen und Pionier-3


Zielstellung und Aufbau <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns1. Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nswäl<strong>de</strong>rn. Diese zusammenhängen<strong>de</strong>n Magerrasen-<strong>Hei<strong>de</strong></strong>-Komplexe zählen heute zu <strong>de</strong>n größten in Sachsen-Anhalt(ÖKOPLAN 1995). Des Weiteren weist das Gebiet infolge <strong>de</strong>rkleinräumigen Verzahnung verschie<strong>de</strong>ner geologischerVerhältnisse (Abb. S. 8), <strong>de</strong>r großräumigen Pufferzonen zuangrenzen<strong>de</strong>n, intensiver genutzten Gebieten, aber auchals Folge unterschiedlicher Nutzungsintensitäten <strong>de</strong>s militärischenÜbungsbetriebes eine hohe Arten- und Lebensraumvielfalt<strong>de</strong>r (Halb)Offenlandschaften auf und zählt zu<strong>de</strong>n biotop- und artenreich sten Gebieten in Sachsen-Anhalt. Große Bereiche <strong>de</strong>s ehemaligen Truppenübungsplatzeswur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb 1998 als Naturschutzgebiet undspäter mit leicht abweichen<strong>de</strong>n Außengrenzen als Natura2000-Gebiet „Mittlere <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>“ ausgewiesen.Darüber hinaus ist das Gebiet Bestandteil <strong>de</strong>s Biosphärenreservates„Mittelelbe“.Auf Grund <strong>de</strong>r Munitionsbelastung konnten auch in <strong>de</strong>r<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> kaum gezielte Maßnahmen zurOffenhaltung umgesetzt wer<strong>de</strong>n. Infolge<strong>de</strong>ssen wiesen2007, 15 Jahre nach Aufgabe <strong>de</strong>r militärischen Nutzung,zwar alle FFH-Lebensraumtypen noch durch ein vollständigesbzw. weitgehend vollständiges lebensraumtypischesArteninventar auf, die jeweiligen Habitatstruk turen warenjedoch überwiegend nur schlecht ausgeprägt. Die Strukturarmutin <strong>de</strong>n <strong>Hei<strong>de</strong></strong>bestän<strong>de</strong>n war v. a. auf die Dominanzvon überalterter Besenhei<strong>de</strong> zurückzuführen.Vor diesem Hintergrund wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>m Zeitraum von 2008bis 2012 in einem von <strong>de</strong>r DBU geför<strong>de</strong>rten Mo<strong>de</strong>llprojekt 1eine extensive Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> mit Robustrin<strong>de</strong>rnund -pfer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> eingerichtet.Auf diese Weise sollten die für Offenlandlebensraumtypenentschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n dynamischen Prozesse wie<strong>de</strong>r initiiert unddas räumliche Nebeneinan<strong>de</strong>r sowie das zeitliche Nach -einan<strong>de</strong>r von Pionierstadien und Vegetationseinheiten <strong>de</strong>rspäteren Sukzessionsstadien geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.Übersicht – Lage <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> im Biosphärenreservat „Mittelelbe“1Entwicklung von kosteneffizienten Strategien zum Erhalt undzur Entwicklung von FFH-Offenlandlebensräumen auf großenFlächen. – Erarbeitung, Umsetzung und Evaluierung von Pflegestrategienfür das Mo<strong>de</strong>llgebiet „<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>“4


Zielstellung und Aufbau <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nsAllerdings lagen zu Projektbeginn nur wenige Erfahrungenzum Management von sandgeprägten FFH-Offenland -lebensraumtypen mit Megaherbivoren im subkontinentalenRaum vor. Da die <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> mit einerGröße von 2.114 ha als eine von 33 Nationalen Naturerbeflächenin das Eigentum <strong>de</strong>r DBU Naturerbe GmbH übernommenwur<strong>de</strong> (WAHMHOFF 2010), waren hier optimaleVoraussetzungen gegeben, um verschie<strong>de</strong>ne kosteneffizienteVerfahren zur Offenhaltung von FFH-Lebensraumtypenzu erproben, zu analysieren und zu optimieren.Infolge <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llcharakters wur<strong>de</strong> beson<strong>de</strong>ren Wert aufdie wissenschaftliche Begleitung <strong>de</strong>s Projektes sowie <strong>de</strong>rKonzeption und Umsetzung einer umfassen<strong>de</strong>n naturschutzfachlichenErfolgskontrolle gelegt.Da mit <strong>de</strong>m Praxishandbuch von BUNZEL-DRÜKE et al. (2008)eine ausführliche Erläuterung von Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>nvorliegt, wer<strong>de</strong>n mit diesem Leitfa<strong>de</strong>n, ausgehend von <strong>de</strong>nErgebnissen <strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprojektes, praxisnahe Hinweisezur Einrichtung und langfristigen Sicherung von HalboffenenWei<strong>de</strong>landschaften in großflächigen, sandgeprägtenNatura 2000-Gebieten gegeben, die in <strong>de</strong>r Vergangenheitmilitärisch genutzt wur<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>mzufolge als Munitionsverdachtsflächeneinzuordnen sind. Des Weiteren wer<strong>de</strong>n,in Hinblick auf die Gewährleistung eines günstigen Erhaltungszustan<strong>de</strong>svon FFH-Lebensraumtypen sowie Arten<strong>de</strong>r FFH-Anhangslisten bzw. EU-Vogelschutzrichtlinie,konkrete Vorschläge zur Durchführung von einmaligenersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmen sowie das Wei<strong>de</strong>regimeergänzen<strong>de</strong>, flächenspezifisch begrün<strong>de</strong>te Maßnahmenhergeleitet, um das naturschutzfachliche Potenzial bestmöglichzu nutzen.In <strong>de</strong>n einzelnen Kapiteln wer<strong>de</strong>n die folgen<strong>de</strong>n Fragenbehan<strong>de</strong>lt:1. Welche Grundlagen und Informationen müssen im Vorfeldrecherchiert und analysiert wer<strong>de</strong>n?2. Wie können Ziele für ein großflächiges Offenlandma -nagement in sandgeprägten Natura 2000-Gebieten imsubkontinentalen Raum systematisch abgeleitet undkonkretisiert wer<strong>de</strong>n?3. Wie können aus diesen Zielsetzungen konkrete Vorgabenfür die Einrichtung von Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n aufmunitionsbelasteten Flächen abgeleitet wer<strong>de</strong>n?4. Was ist bei <strong>de</strong>r Einrichtung und <strong>de</strong>m Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächezu berücksichtigen?5. Wie kann eine wirtschaftliche Tragfähigkeit <strong>de</strong>r Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>langfristig abgesichert wer<strong>de</strong>n?6. Welche weiteren ersteinrichten<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong>nMaßnahmen können in Hinblick auf die angestrebtenManagementziele in Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n? Wasist in diesem Fall insbeson<strong>de</strong>re bei munitionsbelastetenFlächen zu berücksichtigen?7. Wie kann eine wissenschaftliche Begleitung und naturschutzfachlicheErfolgskontrolle <strong>de</strong>r Managementmaßnahmenetabliert und langfristig abgesichert wer<strong>de</strong>n?8. Wie können die Zielstellungen und Managementmaßnahmenin munitionsbelasteten Natura 2000-Gebietenin <strong>de</strong>r lokalen und regionalen Öffentlichkeit kommuniziertwer<strong>de</strong>n?In je<strong>de</strong>m Kapitel wer<strong>de</strong>n die grundlegen<strong>de</strong>n Problemeerläutert und es wird <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>gewählte Lösungsweg vorgestellt. Abschließend wer<strong>de</strong>nkonkrete Hinweise auf „Fallstricke“ gegeben, die evtl. imProjektverlauf auftreten, die jedoch, wenn sie rechtzeitigerkannt wer<strong>de</strong>n, vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n können bzw. vorausschauen<strong>de</strong>sHan<strong>de</strong>ln ermöglichen.Etappen zur Etablierung einer Halboffenen Wei<strong>de</strong>landschaftauf ehemaligen militärischen ÜbungsflächenKooperation mit allen Akteuren, umfassen<strong>de</strong> ÖffentlichkeitsarbeitAkteursanalyseGrundlagenrechercheAbgestimmtes LeitbildAbleitung DefiziteAbleitung und Konkretisierung von ManagementzielenAuswirkungen inSandökosystemenEntscheidung BasismanagementGanzjahresstandwei<strong>de</strong> mit Megaherbivoren / MischbeweidungWei<strong>de</strong>betriebWei<strong>de</strong>einrichtung,Tierbesatz,Her<strong>de</strong>nmanagementEventuell ergänzen<strong>de</strong>MaßnahmenEntbuschung, <strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahdmit Abtransport, Lenkungüber LecksteineAuswertung vorhan<strong>de</strong>ner Informationen,eigene Erfassungen und KartierungenCharakterisierung ökologischer ProzesseAbschätzung <strong>de</strong>rErfolgsaussichtenBetriebswirtschaftliche Absicherung<strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>betriebsVerän<strong>de</strong>rungsanalyseLandschaft, Lebensraum -typen, Pflanzen- undTierarten, weiterewei<strong>de</strong>spezifischeParameterMethodikVorher-Nachher-AnalyseMit-Ohne-VergleichSoll-Ist-Vergleich5


2. Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklungDie Einrichtung einer extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>auf ehemaligen militärischen Übungsflächen, die zu<strong>de</strong>meinen Schutzstatus als Natura 2000-Gebiet o<strong>de</strong>r Naturschutzgebietaufweisen, erfor<strong>de</strong>rt umfassen<strong>de</strong> Recherchenund <strong>de</strong>mzufolge – je nach örtlichen Gegebenheiten – eineVorlaufzeit von ca. ein bis zwei Jahren. I<strong>de</strong>alerweise sollte<strong>de</strong>shalb eine Vorstudie vorgeschaltet wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r ausgehendvon einer Recherche <strong>de</strong>r Grundlagendaten zumProjektgebiet naturschutzfachliche Leitbil<strong>de</strong>r abgeleitetund grundlegen<strong>de</strong> Defizite ermittelt wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitigkönnen in <strong>de</strong>r Vorstudie die relevanten Akteure kontaktiertund die erfor<strong>de</strong>rlichen Genehmigungen eingeholt wer<strong>de</strong>n.2.1 I<strong>de</strong>ntifizierung relevanter AkteureGrundlegen<strong>de</strong> Voraussetzung für einen möglichst konfliktfreienProjektablauf ist die I<strong>de</strong>ntifizierung und Einbeziehungaller relevanten Akteure. Dazu zählen in erster Liniedie nachfolgen<strong>de</strong>n Gruppen, die projektspezifisch zuergänzen sind:– Eigentümer: Stiftungen, Verbän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r, im Fall von ehemaligenLiegenschaften <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sanstalt für Immobilienaufgaben,die Bun<strong>de</strong>sforstbetriebe als Ansprechpartnervor Ort– Bewirtschafter o<strong>de</strong>r Pächter zur Absicherung einer langfristigenund an Naturschutzzielen orientierten Flächennutzung– Behör<strong>de</strong>n: Untere und Obere Naturschutz- und Forstbehör<strong>de</strong>,evtl. Verwaltungen von Großschutzgebieten, Ordnungsamt,Kampfmittelbeseitigungsdienst, Veterinäramt– Hochschulen o<strong>de</strong>r Planungsbüros zur Absicherung einerwissenschaftlichen Projektbegleitung und einer lang -fristigen naturschutzfachlichen Erfolgskontrolle– Lokale / regionale Akteure: Ehrenamtlich tätige Personenim Naturschutz, regionale Entscheidungsträger (Multiplikatoren),Bürgermeister angrenzen<strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n,Landschaftspflegeverbän<strong>de</strong>Während dieser Phase müssen zu allen Akteuren tragfähigeKommunikationsstrukturen und Kontakte, z. B. über persönlicheGespräche o<strong>de</strong>r Informationsveranstaltungen,aufgebaut wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig können diese Kontakte zurweiteren Informationsrecherche über das Projektgebietgenutzt wer<strong>de</strong>n.2.2 Recherche von Grundlagendaten und aktuelleRahmenbedingungenRecherche naturräumlicher GrundlagenFür die Ableitung und Begründung von zielorientiertenManagementstrategien ist eine Erfassung und Analyse <strong>de</strong>saktuellen Zustan<strong>de</strong>s unumgänglich. Für naturschutzfachlichrelevante Gebiete existieren häufig umfangreiche undz.T. sogar langfristige Aufzeichnungen, wie Gutachten,Pflege- und Entwicklungspläne, Gebietsmonographieno<strong>de</strong>r Artenlisten (Flora, Fauna) sowie geologische undhistorische Karten. Aus diesen Unterlagen können nichtnur Informationen zur biotischen Ausstattung, son<strong>de</strong>rnauch Angaben zu naturräumlichen Grundlagen (u.a. Geologie,Bo<strong>de</strong>n, Klima, Nährstoff- und Wasserhaushalt, Be -stockung) entnommen wer<strong>de</strong>n. Durch Auswertung vonAufzeichnungen über historische und aktuelle Nutzungsformenkönnen Rückschlüsse auf nachhaltig wirken<strong>de</strong> Verän<strong>de</strong>rungengezogen wer<strong>de</strong>n, wie z. B. Grundwasserab -senkungen o<strong>de</strong>r Nährstoffeinträge.Ergänzen<strong>de</strong> Kartierungen und UntersuchungenIn Ergänzung zu <strong>de</strong>n bereits vorhan<strong>de</strong>nen Daten sind in<strong>de</strong>r Regel eigene Erfassungen und Kartierungen (FFH-Lebensraum- und Biotoptypen, Luftbildauswertung, evtl.Erfassung von naturschutzfachlich wertgeben<strong>de</strong>n Arten)6


Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklungzur Beschreibung und Analyse <strong>de</strong>s aktuellen Zustandserfor<strong>de</strong>rlich. Zur Bewertung <strong>de</strong>s Erhaltungszustands sindje nach vorkommen<strong>de</strong>n FFH-Lebensraumtypen ergänzen<strong>de</strong>Angaben zu Habitatstrukturen und Beeinträchtigungenwie offene Bo<strong>de</strong>nstellen, Anteil <strong>de</strong>r Altersstadien <strong>de</strong>rBesenhei<strong>de</strong>, Vorkommen invasiver Neophyten, Verbuschung,Vergrasung o<strong>de</strong>r Ru<strong>de</strong>ralisierung sinnvoll. DieErfassung und Auswertung von Zeigerpflanzen vermitteltergänzen<strong>de</strong> Hinweise auf die Standortverhältnisse. Futterwertanalysenkönnen wichtige Hinweise zur Auswahlgeeigneter Tierrassen bzw. <strong>de</strong>n Mischungsverhältnissenund <strong>de</strong>r Besatzstärke geben.Zur grundsätzlichen Abschätzung <strong>de</strong>s Entwicklungspotenzialssollten außer<strong>de</strong>m Recherchen zur Einbindung <strong>de</strong>s Projektgebietesin die Umgebung durchgeführt wer<strong>de</strong>n.Hierzu zählen z. B. die Auswirkungen von angrenzen<strong>de</strong>nLandnutzungsformen auf das Projektgebiet, wie Nährstoff -eintrag, aber auch das Vorhan<strong>de</strong>nsein von Pufferzoneno<strong>de</strong>r das Potenzial zur Einwan<strong>de</strong>rung von Arten.Charakterisierung relevanter ökologischer ProzesseAusgehend von <strong>de</strong>n verfügbaren Grundlagendaten undunter Einbeziehung von Kenntnissen über ökologischeWechselwirkungen in <strong>de</strong>n jeweiligen Lebensraumtypen(z. B. Sukzessionsprozesse in Sandökosystemen, Konkurrenzmechanismenzwischen verschie<strong>de</strong>nen Pflanzenarten,Populationsökologie von Calluna vulgaris) erfolgt im Rahmen<strong>de</strong>r wissenschaftlichen Projektbegleitung eine Charakterisierungund Einordnung <strong>de</strong>r relevanten ökologischenProzesse als notwendige Grundlage für die spätereAbleitung von zielorientierten Managementoptionen.Munitionsbelastung, AltlastenFür ehemalige militärische Übungsflächen sind die Aus -wirkungen <strong>de</strong>r einstigen Nutzung so flächenscharf wiemöglich zu recherchieren. Munitionsbelastung, aber auchweitere Altlasten, wie z. B. mögliche Belastungen vonBo<strong>de</strong>n und Grundwasser mit Mineralölen, Schwermetalleno<strong>de</strong>r Herbizi<strong>de</strong>n sowie Müll, können sich stark einschränkendauf potenzielle Managementoptionen auswirken.Informationen über <strong>de</strong>n Belastungsgrad können z.B. Altlastengutachten<strong>de</strong>r Landkreise o<strong>de</strong>r historische Analysen,aus <strong>de</strong>nen Rückschlüsse auf die Größe o<strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r verwen<strong>de</strong>tenMunition sowie <strong>de</strong>r flächigen Belastungssituation(z.B. stärker, weniger stark belastete Bereiche) gezogenwer<strong>de</strong>n, liefern. Eventuell können auch Probesondierungeno<strong>de</strong>r stichprobenhafte Bo<strong>de</strong>n- und Grundwasseruntersuchungendurchgeführt wer<strong>de</strong>n, um die potenzielleBelastung besser einschätzen zu können.Weitere RahmenbedingungenAls Grundlage für die Ableitung von konkreten Managementmaßnahmenund Zielvorgaben ist außer<strong>de</strong>m die Auswertungvon Schutzgebietsverordnungen o<strong>de</strong>r Vorgabenzum günstigen Erhaltungszustand, <strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>n jeweiligenFFH-Kartieranleitungen entnommen wer<strong>de</strong>n kann, erfor<strong>de</strong>rlich.Ebenso müssen Einschränkungen ermittelt wer<strong>de</strong>n,die z. B. aus <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>swaldgesetz sowie legalemo<strong>de</strong>r illegalem Besucherverkehr und Nutzerdruck (z. B.Motorbiker, Pilz- o<strong>de</strong>r Schrottsammler, Reiter) resultieren.2.3 Leitbil<strong>de</strong>ntwicklungAusgehend von <strong>de</strong>m aktuellen Zustand und in Rückkopplungmit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Akteuren wird ein abgestimmtesLeitbild für die Entwicklung <strong>de</strong>s Gebietes formuliert.Auch wenn über Leitbil<strong>de</strong>r zunächst noch kein konkretesEntwicklungsziel transportiert wird, erfolgt hiermit bereitseine grundlegen<strong>de</strong> Weichenstellung für potentielleManagementoptionen, z. B. Erhalt o<strong>de</strong>r Entwicklung vonOffenlandbereichen o<strong>de</strong>r Bereitstellung von Flächen für<strong>de</strong>n Prozessschutz. Bei größeren Gebieten, die eine Zonierungermöglichen, trägt die Angabe von Flächenanteilen,die für die verschie<strong>de</strong>nen Strategien vorgesehen sind, dazubei, sich über die generelle Gebietsentwicklung zu ver-Leitbil<strong>de</strong>ntwicklung und DefizitanalyseAktueller ZustandRecherche vorhan<strong>de</strong>ner InformationenGutachten, Pflege- und Entwicklungspläne,Artenlisten, Luftbil<strong>de</strong>r etc.Geologische Karten, Bo<strong>de</strong>nkartenAktuelle, historische NutzungsformenMunitionsbelastung, AltlastenEigene Kartierungen, ErfassungenFFH-LebensraumtypenBiotoptypenLandschaftsausstattungWertgeben<strong>de</strong> Arten(gruppen)Charakterisierung ökologischer ProzesseSukzessionsprozesseWasserhaushaltNährstoffhaushaltBestehen<strong>de</strong>VorgabenAbgestimmtes LeitbildSchutzgebiets -verordnungen,Günstiger Erhaltungszustand,Lan<strong>de</strong>swaldgesetz,…..Weitere Rahmen -bedingungenMunitionsbelastung,Großflächigkeit,Eigentumsverhältnisse,…..DefiziteVerbuschung,Vergrasung,Ru<strong>de</strong>ralisierung,Neophyten;Rückgang wertgeben<strong>de</strong>rPflanzenundTierarten;Überalterung vonCalluna vulgaris;Fehlen offenerBo<strong>de</strong>nstellen7


Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklung1. Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nsständigen und Missverständnisse zu vermei<strong>de</strong>n. Für Natura2000-Gebiete können Leitbil<strong>de</strong>r auch aus <strong>de</strong>r Ausstattungmit FFH-Lebensraumtypen bzw. <strong>de</strong>r Artenausstattungabgeleitet wer<strong>de</strong>n.GewässerDünenKuppen und GrundmoräneSenkenNie<strong>de</strong>rungenanthropogene FormenGroßlandschaftGräfenhainichen-Söllichauer Platte<strong>Oranienbaumer</strong> TalsandgebietGebietsgrenzeNationales NaturerbeGeologische Verhältnisse in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> (Kartengrundlage: Topographische Karte,Geologische Karte Lizenznr. <strong>de</strong>r TK LVermD/P/196/97)2.4 Ableitung von DefizitenDurch Abgleich <strong>de</strong>s aktuellen Zustan<strong>de</strong>s mit <strong>de</strong>m abgestimmtenLeitbild und, falls vorhan<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n Schutzzielenlaut NSG-Verordnung können bestehen<strong>de</strong> Defizite (z. B.fortgeschrittene Gehölzsukzession, Überalterung vonBesenhei<strong>de</strong>bestän<strong>de</strong>n, Fehlen offener Bo<strong>de</strong>nstellen, Nährstoffeintragetc.) qualifiziert ermittelt und konkretisiertwer<strong>de</strong>n.2.5 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>Die südöstlich von Dessau-Roßlau gelegene <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> (Abb. S. 4) ist durch eine in Ost-West-Richtungdurch das Gebiet verlaufen<strong>de</strong> geologische Grenze zweierGroßlandschaften geprägt. Der nördliche und mittlere Teilgehört zum „<strong>Oranienbaumer</strong> Talsandgebiet“ <strong>de</strong>s Elbe-Elster-Tieflan<strong>de</strong>s und weist überwiegend nährstoffarmeSan<strong>de</strong> auf. Die „Gräfenhainicher-Söllichauer-Platte“ imsüdlichen Teil <strong>de</strong>s Gebietes hingegen zählt zur „Dahlen-Dübener <strong>Hei<strong>de</strong></strong>“ und ist durch Grundmoränen und teilweisedurch Reste eines Endmoränenzuges geprägt. Hierdominieren Bän<strong>de</strong>rsan<strong>de</strong> mit einer Unterlagerung durchGeschiebemergel (SCHULTZE 1955).Zur Erfassung <strong>de</strong>s Ausgangszustan<strong>de</strong>s erfolgte unter Einbeziehungvon CIR-Luftbil<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>n Jahren 2005 und2009 sowie <strong>de</strong>r CIR-Biotoptypen- und Nutzungstypenkartierung aus <strong>de</strong>n Jahren 1992 (PETERSON & LANGNER 1992)und 2005 zunächst eine Klassifikation in nachvollziehbar<strong>de</strong> tektierbare Einheiten, wie z. B. Besenhei<strong>de</strong>-Bestän<strong>de</strong>,Gehölzbestän<strong>de</strong>, Gras- und Stau<strong>de</strong>nfluren und Offen bo -<strong>de</strong>n be reiche. Des Weiteren wur<strong>de</strong> eine flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>FFH-Kartierung auf Grundlage <strong>de</strong>r jeweils aktuellen Kartieranleitung(LAU 2004, 2010) durchgeführt.8


Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklungZum Zeitpunkt <strong>de</strong>r Ersterfassung im Jahr 2007 entsprachenin <strong>de</strong>m ca. 1.200 ha großen Offenlandbereich etwa 492 haFFH-relevanten Lebensraumtypen (Abb. S. 10), davon 67 hamit Entwicklungspotenzial zu FFH-Lebensraumtypen. Etwazwei Drittel (ca. 328 ha) <strong>de</strong>r FFH-relevanten Fläche entfielenauf <strong>de</strong>n Lebensraumtyp Trockene Europäische <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n (LRT4030). Ein weiteres Drittel aller FFH-relevanten Flächen(ca. 136 ha) konnten <strong>de</strong>n Basenreichen Sandrasen (LRT6120*) bzw. Mosaiken aus Basenreichen Sandrasen undEuropäischen <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n (LRT 6120*/4030) zugeordnetwer<strong>de</strong>n. Silbergraspionierfluren (LRT 2330) und <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n(LRT 2310) auf Binnendünen kamen auf ca. 17 bzw. 11 ha<strong>de</strong>r FFH-relevanten Flächen vor. Offenlandflächen, dienicht FFH-Lebensraumtypen entsprachen, wur<strong>de</strong>n überwiegenddurch Landreitgrasfluren (ca. 221 ha) und durchGras-Krautfluren (ca. 71 ha) geprägt. Feuchtbereichekamen nur sehr kleinflächig (ca. 1 ha) vor. Pionierwäl<strong>de</strong>rnahmen ca. 418 ha ein, Feldgehölze und Gebüsche weitere16 ha sowie Gehölzpflanzungen ca. 7 ha.Die Verteilung <strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypen spiegelt die geologischeSituation wi<strong>de</strong>r. Auf <strong>de</strong>n ärmeren Standorten imNor<strong>de</strong>n dominieren Besenhei<strong>de</strong>-Bestän<strong>de</strong> und im Sü<strong>de</strong>nBasenreiche Sandrasen bzw. Mosaike von Sandrasen und<strong>Hei<strong>de</strong></strong>n (Abb. S. 10).Bislang konnten für das Gesamtgebiet etwa 800 Pflanzenarten,darunter 74 Arten <strong>de</strong>r Roten Liste <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalt,38 Arten <strong>de</strong>r Roten Liste Deutschlands und 22Arten <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>sartenschutzverordnung nachgewiesenwer<strong>de</strong>n (JOHN et al. 2010). Florengeographische Be<strong>de</strong>utungerhält das Gebiet durch die Überschneidung von Verbreitungsarealensubatlantischer und kontinentaler Pflanzenarten,wobei eine Vielzahl <strong>de</strong>r nachgewiesenen Arten anstickstoffarme Bedingungen gebun<strong>de</strong>n ist (JOHN et al.2010). Aus avifaunistischer Sicht ist das Vorkommen vonwertgeben<strong>de</strong>n Arten (Anhang I, EU-Vogelschutz-Richtlinie)<strong>de</strong>r Offen- und Halboffenlandschaften hervorzuheben, wiez.B. <strong>Hei<strong>de</strong></strong>lerche, Grauammer, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen,Sperbergrasmücke, Wen<strong>de</strong>hals, Neuntöter,Raubwürger und Ziegenmelker (IÖN 1993, ÖKOPLAN 1995,SCHULZE & PSCHORN 2006, PSCHORN 2009). Zu<strong>de</strong>m bietet dasGebiet Lebensraum für z. B. Ringelnatter und Glattnatterund ist durch eine artenreiche Insektenfauna gekennzeichnet.2009 konnten im südlichen und mittleren Teil <strong>de</strong>r<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> 53 Tagfalterarten (Papilionoi<strong>de</strong>a undHesperiidae) sowie 5 Wid<strong>de</strong>rchen-Arten nachgewiesenwer<strong>de</strong>n. Das sind mehr als 50 % <strong>de</strong>r insgesamt in <strong>de</strong>rRegion Dessau nachgewiesenen Tagfalterarten, davonunterliegen 23 Arten einer Schutz- und / o<strong>de</strong>r Gefährdungskategorie(KARISCH 2010, PSCHORN et al. 2009). Ebensowur<strong>de</strong>n ausschließlich im zentralen Offenbereich 30 Heuschreckenartenerfasst, davon wer<strong>de</strong>n 8 Arten als geschütztund / o<strong>de</strong>r gefähr<strong>de</strong>t geführt (PSCHORN et al. 2009).Allerdings wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Ermittlung <strong>de</strong>s Ausgangszustan<strong>de</strong>sauch die folgen<strong>de</strong>n Defizite ermittelt (Abb. S. 12–13).Starke Beeinträchtigungen resultierten auf ca. 80 % <strong>de</strong>rTrockenen Europäischen <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n (LRT 4030), auf 76% <strong>de</strong>rBasenreichen Sandrasen (LRT 6120*) und auf fast allenMosaikflächen (LRT 6120*/4030) durch Verbuschung mitSand-Birke, Wald-Kiefer und Zitter-Pappel. 90% <strong>de</strong>r Besenhei<strong>de</strong>-Bestän<strong>de</strong>befan<strong>de</strong>n sich in <strong>de</strong>r Degenerationsphase,die Juvenilphase fehlte nahezu vollständig. Der Anteil anoffenen Bo<strong>de</strong>nstellen lag in allen Lebensraumtypen <strong>de</strong>utlichunter 5%. Auch die FFH-Lebensraumtypen auf <strong>de</strong>n Binnendünenwaren auf jeweils ca. 55 % <strong>de</strong>r Flächen durchVerbuschung stark beeinträchtigt. Zu<strong>de</strong>m kam im Jahr2007 die neophytische Spätblühen<strong>de</strong> Traubenkirsche einzelno<strong>de</strong>r in Gruppen im gesamten zentralen Bereich vor.Nahezu alle Flächen <strong>de</strong>r Basenreichen Sandrasen wiesenstarke, die Zwergstrauchhei<strong>de</strong>n mittlere Beeinträchtigungeninfolge von Vergrasung, v. a. mit Land-Reitgras, o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>m Vorkommen von Brachezeigern auf. Zu<strong>de</strong>m waren dieDünenbereiche infolge <strong>de</strong>s militärischen Übungsbetriebesstark überprägt bzw. vollkommen zerstört und zu<strong>de</strong>m überweite Bereiche bereits bewal<strong>de</strong>t.Blütenreicher Sandrasen im JuniThymian-Wid<strong>de</strong>rchen, Steinklee-Wid<strong>de</strong>rchen9


Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklung1. Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nsNationales NaturerbeWei<strong>de</strong>grenze / Projektgebietbewei<strong>de</strong>te MakroplotsKontroll-MakroplotsLebensraumtypen<strong>Hei<strong>de</strong></strong>n auf Binnendünen (2310)Offene Grasfluren mit Corynephorusund Agrostis (2330)Mosaik (2330/2310)Trockene europäische <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n (4030)Basenreiche Sandrasen (6120*)Mosaik (4030/6120*)Seggendominanzbestän<strong>de</strong>LandreitgrasflurGras-KrautflurGewässerVorwäl<strong>de</strong>r, Gebüsche, FeldgehölzeVerteilung <strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypen imzentralen Bereich <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>(TK-Lizenznr. LVermD/P/196/97)Ein Vergleich <strong>de</strong>r aktuellen avifaunistischen Untersuchungen(PSCHORN 2009) mit zurückliegen<strong>de</strong>n Erfassungen(SCHULZE & PSCHORN 2006) zeigt z.T. große Unterschie<strong>de</strong>sowohl hinsichtlich <strong>de</strong>r Anzahl als auch <strong>de</strong>r Verteilung <strong>de</strong>rRevierstandorte <strong>de</strong>r wertgeben<strong>de</strong>n Vogelarten. Insbeson<strong>de</strong>rebeim Ziegenmelker war ein drastischer Rückgang von42 (3,8% am Gesamtbrutbestand von Sachsen-Anhalt) auf15 Brutreviere (1,4% am Gesamtbrutbestand) zu verzeichnen.Bestandseinbußen traten z. B. auch bei <strong>Hei<strong>de</strong></strong>lerche(Rückgang von 37 auf 32 Brutreviere), Braunkehlchen(Rückgang von 16 auf 12 Brutreviere) und Grauammer(Rückgang von 37 auf 32 Brutreviere) auf. Eine räumlicheVerschiebung <strong>de</strong>r Brutreviere ist teilweise bei <strong>Hei<strong>de</strong></strong>lerche,Wen<strong>de</strong>hals, Neuntöter, Sperbergrasmücke, Braun- undSchwarzkehlchen zu verzeichnen, was v. a. auf die fortschreiten<strong>de</strong>Verbuschung zurückzuführen ist.Eine Gegenüberstellung <strong>de</strong>r Stickstoffvorräte in <strong>de</strong>n oberenBo<strong>de</strong>nschichten (0–10 cm, inkl. Humusschicht) mitan<strong>de</strong>ren <strong>Hei<strong>de</strong></strong>gebieten zeigt, dass die Stickstoffvorräte in<strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> mit ca. 2.500 kg/ha relativ geringausfallen und mit <strong>de</strong>nen in <strong>de</strong>r Lüneburger <strong>Hei<strong>de</strong></strong> vergleichbarsind. Die Stickstoffvorräte für <strong>Hei<strong>de</strong></strong>gebiete in intensivlandwirtschaftlich genutzten Regionen wie <strong>de</strong>m UnterenSaaletal bei Halle o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n fallen im Vergleichzur <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> mehr als doppelt so hochaus (BIJLSMA et al. 2009). Ein Vergleich <strong>de</strong>r Phosphor-Gehaltemit <strong>de</strong>nen an<strong>de</strong>rer Magerrasenstandorte <strong>de</strong>utet auf einePhosphor-Limitierung hin. In <strong>de</strong>n oberen Bo<strong>de</strong>nschichten(0 bis 10 cm) liegen die Phosphorgehalte bei durchschnittlich0,7 mg/100 g Bo<strong>de</strong>n. Die atmogenen Stickstoffeinträgeliegen nach eigenen Messungen zwischen 8 und 11 kg jeHektar und Jahr. Diese Werte sind in etwa vergleichbar mit<strong>de</strong>n Stickstoffeinträgen in <strong>de</strong>r Lüneburger <strong>Hei<strong>de</strong></strong> und lassensich zwischen <strong>de</strong>n sehr niedrigen Werten (9 kg/ha/Jahr)für das <strong>Hei<strong>de</strong></strong>gebiet „Forsthaus Prösa“ in <strong>de</strong>r Lausitz (LÜTT-SCHWAGER & EWALD 2012) und <strong>de</strong>n sehr hohen Werten10


Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklung(ca. 30 kg/ha/Jahr) für die Nie<strong>de</strong>rländischen <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n einordnen.Der Critical Load (natürliche Belastungsgrenze) für<strong>Hei<strong>de</strong></strong>-Ökosysteme wird mit 10 bis 20 kg Stickstoff je Hektarund Jahr angegeben (BOBBINK et al. 2003).Für die Recherche <strong>de</strong>r Munitionsbelastung wur<strong>de</strong> v. a. aufdie Erfahrung und Gebietskenntnis <strong>de</strong>s Kampfmittelbeseitigungsdiensteszurückgegriffen. Die Ergebnisse wur<strong>de</strong>nbei <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>einrichtung entsprechend berücksichtigt(s. Kap. 5.1).Ausgehend von <strong>de</strong>m Ausgangszustand <strong>de</strong>r Vegetation, <strong>de</strong>rArtenausstattung und <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nverhältnissen wur<strong>de</strong> dieSukzessionsgeschwindigkeit nach Aufgabe <strong>de</strong>r militärischenNutzung abgeschätzt. Auf dieser Grundlage undunter Einbeziehung von Erhaltungs- und Entwicklungszielenaus <strong>de</strong>r NSG-Verordnung wur<strong>de</strong> als Leitbild für <strong>de</strong>n zentralenBereich <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> <strong>de</strong>r Erhalt und dieEntwicklung von großflächigen Offenlandbereichen miteinem Flächenumfang von ca. 750 ha im Komplex mitGebüschen, Baumgruppen und Einzelbäumen festgelegt(DBU 2009).Angesichts eines Flächenanteils von insgesamt ca. 450 hagemel<strong>de</strong>ten FFH-Offenlandlebensraumtypen wur<strong>de</strong> damitdie Voraussetzung geschaffen, dass bei einem angepasstenManagement auch langfristig einerseits das gebietstypischeräumliche Mosaik aus Basenreichen Sandrasen, Trockenen<strong>Hei<strong>de</strong></strong>n und Silbergraspionierfluren erhalten un<strong>de</strong>ntwickelt wer<strong>de</strong>n kann. An<strong>de</strong>rerseits kann somit die zeitlicheAbfolge von verschie<strong>de</strong>nen Sukzessionsstadien, einschließlich<strong>de</strong>r Entstehung von offenen Bo<strong>de</strong>nstellen mitPionierstadien bis zur Herausbildung von Gehölzstrukturentoleriert wer<strong>de</strong>n, die insbeson<strong>de</strong>re das für die wertgeben<strong>de</strong>nVogelarten notwendige komplexe Habitatgefügeergänzen.2.6 Vorsicht! Mögliche FallstrickeNicht für alle Projektgebiete liegen Daten zur Ermittlung<strong>de</strong>s Ausgangszustan<strong>de</strong>s in ausreichen<strong>de</strong>r Qualität vor. Häufigsind die Daten zu alt, o<strong>de</strong>r sie <strong>de</strong>cken eine räumlicheMaßstabsebene ab, die nur unzureichend geeignet ist, relevanteökologische Prozesse o<strong>de</strong>r Muster zu erkennen bzw.nachzuverfolgen.Während sich diese Defizite z. B. durch Kartierungen ineiner Vorstudie beheben lassen, stellen ungenügen<strong>de</strong>Kenntnisse zur Munitionsbelastung, Altlasten o<strong>de</strong>r evtl.sogar Grundwasserbelastungen ein größeres Problem dar.Um diese Kenntnislücken zu schließen sind zumeist Finanzmittelin vorher schwer kalkulierbaren Größenordnungenerfor<strong>de</strong>rlich.Da ein mit allen Akteuren abgestimmtes Leitbild die Basisfür das Verständnis und die Akzeptanz <strong>de</strong>r anschließen<strong>de</strong>nZielkonkretisierung und Maßnahmeplanung ist, liegt eineGefahr darin, dass die Be<strong>de</strong>utung von verschie<strong>de</strong>nenAkteuren falsch eingeschätzt wird und auf <strong>de</strong>n ersten Blickweniger relevante Akteure nicht frühzeitig o<strong>de</strong>r umfassendgenug informiert wer<strong>de</strong>n. Dies kann z. B. Heimat- o<strong>de</strong>rWan<strong>de</strong>rvereine o<strong>de</strong>r Personen(-gruppen) betreffen, diesich ggf. seit vielen Jahren für <strong>de</strong>n Erhalt von bestimmtenArten einsetzen, die aktuell aber nicht im Fokus von Natura2000 stehen.Unzureichen<strong>de</strong> Datengrundlagen, unvollständige Datenauswertung,aber auch Wissenslücken können zu<strong>de</strong>m zurFolge haben, dass z. B. Sukzessionsgeschwindigkeit und-richtung nicht richtig eingeschätzt o<strong>de</strong>r dynamischeProzesse nicht ausreichend berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Dieskann in <strong>de</strong>r Konsequenz dazu führen, dass falsche Managemententscheidungengetroffen wer<strong>de</strong>n.SchwarzkehlchenRaubwürgerNeuntöter11Baumpieper


Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklungFFH-LebensraumtypenDefizite vor ProjektbeginnVerbuschung mit Pionierbaumarten; Überalterung Besenhei<strong>de</strong>Verstaudungs- und Vergrasungsten<strong>de</strong>nzenAngestrebter günstiger ErhaltungszustandTrockene Europäische <strong>Hei<strong>de</strong></strong> (FFH-Lebensraumtyp 4030)Basenreiche Sandrasen (FFH-Lebensraumtyp 6120*)12


Akteursanalyse, Grundlagenrecherche und Leitbil<strong>de</strong>ntwicklungEinwan<strong>de</strong>rung von Land-Reitgras, Besenginster und Kiefer; Verlust offener Bo<strong>de</strong>nstellenEinwan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Spätblühen<strong>de</strong>n Traubenkirsche in FFH-Offenlandlebensräume (Bildmitte)Silbergraspionierfluren auf Binnendünen (FFH-Lebensraumtyp 2330)Mosaike aus Basenreichen Sandrasen und Trockenen Europäischen <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n13


Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns3. Konkretisierung von Managementzielen3.1 Ableitung von ManagementzielenFür die begrün<strong>de</strong>te und nachvollziehbare Ableitung vonManagementmaßnahmen, aber auch für eine spätereÜberprüfung <strong>de</strong>s Zielerreichungsgra<strong>de</strong>s sowie für eineOptimierung <strong>de</strong>s Managements ist neben einer Erfassung<strong>de</strong>s Ausgangszustan<strong>de</strong>s die Formulierung von ein<strong>de</strong>utigenund quantifizierbaren Managementzielen erfor<strong>de</strong>rlich. Nurdann kann mittels geeigneter Indikatoren die Entwicklungvom Ausgangs- zum Soll-Zustand bewertet und <strong>de</strong>r Erfolg<strong>de</strong>r Maßnahmen überprüft wer<strong>de</strong>n.Zur Ableitung von Managementzielen gehört auch dieFestlegung von Schwellenwerten für die jeweiligen Indikatorensowie die Vorgabe eines zeitlichen Rahmens, bis zu<strong>de</strong>m bestimmte Ziele erreicht wer<strong>de</strong>n sollen. Bei längerenEntwicklungsprozessen kann auch eine Festlegung vonTeilzielen erfor<strong>de</strong>rlich sein. In FFH-Gebieten könnenSchwellenwerte für FFH-Lebensraumtypen aus <strong>de</strong>r Kartieranleitung<strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r entnommen wer<strong>de</strong>n, diejedoch möglichst gebietsspezifisch zu konkretisieren sind.Auch in die Ableitung von Managementzielen sollten möglichstalle Akteure einbezogen wer<strong>de</strong>n, da dadurch dieTransparenz <strong>de</strong>r Naturschutzmaßnahmen geför<strong>de</strong>rt un<strong>de</strong>ine stärkere I<strong>de</strong>ntifizierung mit <strong>de</strong>m Projektgebiet sowieeine bessere Akzeptanz notwendiger Maßnahmen erreichtwird. Damit wird auch eine Teilhabe an <strong>de</strong>n Erfolgen <strong>de</strong>rNaturschutzmaßnahmen ermöglicht, bzw. bei Fehlentwicklungenkönnen notwendige Korrekturmaßnahmenleichter vermittelt wer<strong>de</strong>n.3.2 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>Für die <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> wur<strong>de</strong>n ausgehend vomAusgangszustand, <strong>de</strong>m übergeordneten Leitbild und <strong>de</strong>nfestgestellten Defiziten die folgen<strong>de</strong>n Managementzielefestgelegt (Tab. S. 15):– Erhalt <strong>de</strong>r Flächengröße <strong>de</strong>r kartierten FFH-Lebensraumtypen,wobei jedoch über die Zeit räumliche Verschiebungenim Flächenanteil zwischen <strong>de</strong>n Lebensraum -typen möglich sind.– Min<strong>de</strong>stens die Gewährleistung <strong>de</strong>s Erhaltungszustan<strong>de</strong>sB für alle Lebensraumtypen bei <strong>de</strong>utlicher Verbesserung<strong>de</strong>r lebensraumtypischen Habitatstrukturen.– Erhalt <strong>de</strong>s Artenspektrums <strong>de</strong>s Ausgangszustan<strong>de</strong>s.– Keine weitere Ausbreitung <strong>de</strong>r neophytischen Spätblühen<strong>de</strong>nTraubenkirsche.Diese Ziele wur<strong>de</strong>n anschließend unter Berücksichtigung<strong>de</strong>r Bewertungskriterien (LAU 2010) für die einzelnen FFH-Lebensraumtypen konkretisiert. Dabei fan<strong>de</strong>n auch dieHabitatansprüche <strong>de</strong>r wertgeben<strong>de</strong>n Vogelarten Berücksichtigung.Die Ziele sollen in ca. 3 bis 8 Jahren erreichtwer<strong>de</strong>n.3.3 Vorsicht! Mögliche FallstrickeFür größere und vielfältig strukturierte Offenlandflächenkann in <strong>de</strong>r Regel nicht ein einzelnes Managementzielbenannt wer<strong>de</strong>n. Vielmehr resultieren sowohl aus <strong>de</strong>njeweiligen Schutzgütern (Pflanzen, Tiere, Lebensraumtypen)als auch aus bereits bestehen<strong>de</strong>n Schutzgebietskategorieno<strong>de</strong>r -zonierungen verschie<strong>de</strong>ne Zielstellungen, diezwar häufig in Übereinstimmung gebracht wer<strong>de</strong>n können,die z. T. aber auch Wi<strong>de</strong>rsprüche in sich tragen.So weisen z.B. ehemalige militärische Übungsflächen aufSandstandorten häufig großflächig FFH-relevante Offenlandlebensraumtypenauf. Zur Gewährleistung eines günstigenErhaltungszustan<strong>de</strong>s dieser Lebensraumtypen isteine Zurückdrängung bzw. Beibehaltung <strong>de</strong>s Gehölzaufwuchsesauf maximal 30 % erfor<strong>de</strong>rlich, eine hervorragen<strong>de</strong>Ausprägung ist erst ab weniger als 10 % Verbuschunggegeben. Jedoch sind gera<strong>de</strong> Gehölzstrukturenhäufig Brut- o<strong>de</strong>r Nahrungshabitat für naturschutzrele-Offene Bo<strong>de</strong>nstellen im Bereich von Binnendünendurch Wälzen <strong>de</strong>r Pfer<strong>de</strong>14


Konkretisierung von ManagementzielenBewertungskriterienfür <strong>de</strong>n ErhaltungszustandTrockene Europäische <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n(LRT 4030, 2310)Basenreiche Sandrasen(LRT 6120*)Silbergrasflurenauf Binnendünen (LRT 2330)Ableitung und Konkretisierung von ManagementzielenLebensraumtypischeHabitatstrukturenOffene Bo<strong>de</strong>nstellenStrukturvielfaltmind. 5 −10 %Reduzierung <strong>de</strong>r Degenerationsphasevon Calluna auf < 70 %,Vorkommen aller Altersstadienmind. 5 −10 % > 10 – 30 %Zielerreichung ca. 5 bis 8 Jahre ca. 3 bis 5 Jahre– Quantifizierbare und ein<strong>de</strong>utige Ziele– Schwellenwerte für Indikatoren (z.B. FFH-Kartieranleitung, LAU 2010)– Zeitliche Vorgaben für ZielerreichungBeeinträchtigungenVerbuschungVergrasungRu<strong>de</strong>ralisierungZielerreichungØ < 30 % 1)10 – 30 %keine< 10 % 1)< 10 %< 10 %ca. 3 bis 5 Jahre< 10 % 1)< 10 %keineVorkommen von NeophytenZielerreichungLebensraumtypischesArteninventarkeine weitere Fruktifikation <strong>de</strong>r Spätblühen<strong>de</strong>n Traubenkirsche (Prunus serotina)ca. 3 bis 5 JahreErhalt <strong>de</strong>s Arteninventars <strong>de</strong>s AusgangszustandsManagementziele im Projektgebiet „<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>“ am Beispiel <strong>de</strong>r Strukturparameter <strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypen1) Begrenzung <strong>de</strong>r Stockausschläge nach Entbuschung (v. a. Sand-Birke, Zitter-Pappel)vante Vogelarten <strong>de</strong>r (Halb)Offenlandschaften. Die Fest -legung von allgemeingültigen o<strong>de</strong>r flächen<strong>de</strong>cken<strong>de</strong>nManagementzielen ist <strong>de</strong>shalb schwierig. Bei ausreichen<strong>de</strong>rFlächengröße kann mittels Zonierung vergleichsweiseleicht eine Lösung gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, sofern <strong>de</strong>r Konfliktbekannt ist bzw. von Beginn an berücksichtigt wur<strong>de</strong>.Unkonkrete Zielstellungen, fehlen<strong>de</strong> Schwellenwerte o<strong>de</strong>rfehlen<strong>de</strong> Zeitangaben führen dazu, dass eine spätere Überprüfung<strong>de</strong>s Zielerreichungsgra<strong>de</strong>s erschwert o<strong>de</strong>r eventuellgar nicht möglich ist. Fallstricke resultieren auch ausunrealistischen Managementzielen, die z. B. die aktuelleNährstoffsituation (Nährstoffvorrat im Bo<strong>de</strong>n, atmosphärischerStickstoffeintrag), die Grundwassersituation o<strong>de</strong>r dieMunitionsbelastung nicht berücksichtigen. Einschränkungenkönnen sich auch daraus ergeben, dass die Min<strong>de</strong>stflächengrößefür das Erreichen von spezifischen Entwicklungszielennicht vorhan<strong>de</strong>n ist, um dynamische Prozesse,wie z.B. die Entwicklung von Pionierstandorten bis hin zuVerbuschungsstadien im Bereich von FFH-Offenlandlebensraumtypen,zu tolerieren.Auch bestehen<strong>de</strong> Schutzgebietszonierungen können mit<strong>de</strong>n angestrebten Entwicklungszielen in Wi<strong>de</strong>rspruch stehen:So wird beispielsweise in Kernzonen ein Zulassen vonSukzessionsprozessen angestrebt, die je nach Standortbedingungenüber mehr o<strong>de</strong>r weniger lange Zeiträume zueiner Zunahme <strong>de</strong>r Gehölzbe<strong>de</strong>ckung führen. Konflikte entstehendann, wenn auch in Kernzonen FFH-Offenlandlebensraumtypenin Größenordnungen kartiert wur<strong>de</strong>n, die zurGewährleistung eines günstigen Erhaltungszustan<strong>de</strong>s aufein entsprechen<strong>de</strong>s Pflegemanagement angewiesen sind.Verjüngung <strong>de</strong>r Besenhei<strong>de</strong>-Bestän<strong>de</strong>Ausbreitung von Silbergras auf offenen Bo<strong>de</strong>nstellen15


Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns4. Basismanagement: Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n mit Megaherbivorenauf ehemaligen militärischen ÜbungsflächenAuf großflächigen ehemaligen militärischen Übungsflächensteht zur Gewährleistung eines günstigen Erhaltungszustan<strong>de</strong>s<strong>de</strong>r relevanten FFH-Lebensraumtypen nur einbegrenztes Spektrum an Maßnahmen zur Verfügung.Infolge <strong>de</strong>r Munitionsbelastung sind bo<strong>de</strong>neingreifen<strong>de</strong>Maßnahmen zur Wie<strong>de</strong>rherstellung von Offenbo<strong>de</strong>nbereichen(z. B. Plaggen, Schoppern) o<strong>de</strong>r auch kontrollierterBrand zur Reduzierung von Rohhumusauflagen bzw. zurVerjüngung <strong>de</strong>r Besenhei<strong>de</strong> kaum durchführbar. DurchEntbuschungsmaßnahmen kann die fortschreiten<strong>de</strong> Ge -hölz sukzession zwar kurzzeitig gestoppt wer<strong>de</strong>n, weiterefür Offenlandlebensraumtypen typische dynamische Prozessewer<strong>de</strong>n damit jedoch nicht initiiert. Durch eineBeschränkung auf Mahd wer<strong>de</strong>n kaum offene Bo<strong>de</strong>nstellenzur För<strong>de</strong>rung konkurrenzschwacher Pflanzenartenbzw. als Voraussetzung für eine generative Verjüngung <strong>de</strong>rüberalterten Besenhei<strong>de</strong> geschaffen. Des Weiteren wirddurch großflächige Mahd eine enge Verzahnung <strong>de</strong>rOffenlandlebensraumtypen mit Gehölzstrukturen ausgeschlossen.Insbeson<strong>de</strong>re auf Grund <strong>de</strong>r im Winter erfor<strong>de</strong>rlichenStallhaltung ist auch eine Hutewei<strong>de</strong> mit Schafenund Ziegen häufig keine langfristig ökonomisch vertretbareVariante. Zu<strong>de</strong>m bleiben bei einer Stallhaltung <strong>de</strong>rWei<strong>de</strong>tiere die landschaftspflegerischen Effekte einerWinterbeweidung ungenutzt. Eine Option, <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nenZielstellungen und Rahmenbedingungen gerechtzu wer<strong>de</strong>n, bietet die Einrichtung einer extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>mit Megaherbivoren.4.1 Auswirkungen von Wei<strong>de</strong>tieren in SandökosystemenZu <strong>de</strong>n Auswirkungen von extensiven Wei<strong>de</strong>systemen, v.a.mit Robustrin<strong>de</strong>rn und -pfer<strong>de</strong>n, liegen zahlreiche Veröffentlichungenvor (z.B. BUNZEL-DRÜKE et al. 1999, 2008, FINCKet al. 2004, GERKEN et al. 2008, SCHWABE & KRATOCHWIL 2004,PAIN 2005, REISINGER & LANGE 2005, ROSENTHAL ET AL. 2012,SCHAICH & BARTHELMES 2012, VERA 2000, VON OHEIMB et al. 2006).Unabhängig von <strong>de</strong>n spezifischen Rahmen- und Standortbedingungenwird übereinstimmend darauf hingewiesen,dass gera<strong>de</strong> durch die Winterbeweidung sowie durch dieKombination von unterschiedlichen Tierarten standort -typische dynamische Prozesse ausgelöst wer<strong>de</strong>n. Beispielhaftkann die Herausbildung o<strong>de</strong>r Vergrößerung von offenenBo<strong>de</strong>nstellen durch artspezifische Verhaltensweisengenannt wer<strong>de</strong>n, wodurch insbeson<strong>de</strong>re konkurrenzschwacheund lichtbedürftige Arten geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n. DesWeiteren führt v. a. die Beweidung in <strong>de</strong>n Wintermonatenzu einer Reduzierung <strong>de</strong>r Streuschicht und Verbiss vonüberständigen Gräsern und Stau<strong>de</strong>n sowie von Gehölzenund überalterter Besenhei<strong>de</strong>. Infolge<strong>de</strong>ssen kommt es zurHerausbildung von räumlichen und zeitlichen Übergangsstadienund einem Nebeneinan<strong>de</strong>r von verschie<strong>de</strong>nenSukzessionsstadien. Diese Landschaftsausstattung bietetwie<strong>de</strong>rum geeignete Habitatbedingungen für zahlreiche,auch seltene und gefähr<strong>de</strong>te Pflanzen- und Tier arten.Spezielle Artengruppen, wie z. B. Dungkäfer als wichtigeNahrungsbasis für Vögel und Fle<strong>de</strong>rmäuse, profitierendavon, dass auf extensiven Wei<strong>de</strong>flächen Medikamentenicht vorsorglich verabreicht wer<strong>de</strong>n.4.2 Abschätzung <strong>de</strong>r ErfolgsaussichtenVor Konkretisierung und Etablierung einer Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>sollten die Erfolgsaussichten dieser Managementmaßnahmeunter folgen<strong>de</strong>n Aspekten kritischgeprüft wer<strong>de</strong>n:Wenn <strong>de</strong>r Fokus auf <strong>de</strong>m Erhalt und <strong>de</strong>r Entwicklung vonSandökosystemen liegt, sind im Vorfeld die Nährstoffvorrätezu ermitteln o<strong>de</strong>r über Bioindikation einzuschätzen(s. Kap. 2.2). Des Weiteren kann auf <strong>de</strong>r Grundlage einesKartendienstes zu Vorbelastungsdaten von Stickstoff <strong>de</strong>rTA Luft Nr. 4.8 <strong>de</strong>s UMWELTBUNDESAMTES (2010) zunächst überschlägig<strong>de</strong>r atmosphärische Stickstoffeintrag abgeschätztund entsprechend BOBBINK et al. (2003) für das Gebietbewertet wer<strong>de</strong>n. Nur wenn die gebietsspezifischenSchwellenwerte nicht überschritten wer<strong>de</strong>n, bestehen16


Basismanagement: Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n mit Megaherbivorenauf ehemaligen militärischen Übungsflächenauch mittel- bis langfristig günstige Voraussetzungen,dass sich infolge <strong>de</strong>s durch die Wei<strong>de</strong>tiere ausgelöstenStörungsregimes die entsprechen<strong>de</strong>n Zielarten etabliereno<strong>de</strong>r erhalten wer<strong>de</strong>n können. Eine weitere Voraussetzungist dann jedoch, dass geeignete Diasporenquellen in ausreichen<strong>de</strong>rMenge und in räumlicher Nähe vorhan<strong>de</strong>n sindo<strong>de</strong>r die Möglichkeit besteht, die Arten gezielt einzubringen.Des Weiteren müssen die FFH-relevanten Lebensraum -typen mit einer ausreichen<strong>de</strong>n Größe vorhan<strong>de</strong>n sein, sodass sich eine standorttypische Dynamik, einschließlich <strong>de</strong>rInitiierung verschie<strong>de</strong>ner Sukzessionsstadien, herausbil<strong>de</strong>nbzw. auch erlaubt wer<strong>de</strong>n kann. Zum an<strong>de</strong>ren müssenVegetationsbestän<strong>de</strong> mit ausreichen<strong>de</strong>m Futterwert vorhan<strong>de</strong>nsein, um ganzjährig eine ausreichen<strong>de</strong> Versorgung<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere abzusichern. Demzufolge sollten z.B. auchstärker ru<strong>de</strong>ralisierte o<strong>de</strong>r vergraste Entwicklungsflächenzu FFH-Offenlandlebensraumtypen und Nicht-FFH-Le bens -raumtypen, wie z.B. Gras-Kraut-Fluren- o<strong>de</strong>r Landreitgras-Bestän<strong>de</strong>, in die Wei<strong>de</strong>fläche integriert wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>mkönnen diese Vegetationsbestän<strong>de</strong> durch Beweidung perspektivischaufgewertet wer<strong>de</strong>n. Ebenso können Gehölzstrukturenund Pionierwäl<strong>de</strong>r in die Wei<strong>de</strong> einbezogenwer<strong>de</strong>n, sie dienen <strong>de</strong>n Wei<strong>de</strong>tieren als Unterstand beiextremen Witterungsbedingungen. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n sich an<strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn dieser Strukturen für viele Tierartengruppenwertvolle Übergangsbereiche zwischen Wald und Offenland(= Ökotone) ausbil<strong>de</strong>n. Die kontinuierliche Betreuung<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> wird erleichtert, wenn auf <strong>de</strong>r Fläche ganzjährig,o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st zeitweise, wasserführen<strong>de</strong> Senken zu -gänglich sind.Des Weiteren sind bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Größe und <strong>de</strong>sZuschnitts <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> die Bewirtschaftungsanfor<strong>de</strong>rungenzu prüfen. Sowohl aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Her<strong>de</strong>nmanagementsals auch zur Instandhaltung <strong>de</strong>r Zauntrasse sollte dieWei<strong>de</strong>fläche eine möglichst kompakte Form aufweisen.Auf ehemaligen militärischen Übungsflächen liegt <strong>de</strong>r Vorteilvon extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n u.a. darin, dassInfrastruktureinrichtungen (z.B. Zauntrasse, Tränke, Fang -stand) nur in geringem Umfang erfor<strong>de</strong>rlich sind. Dennochmuss in dieser Projektphase geprüft wer<strong>de</strong>n, wie diese Einrichtungen,die mit bo<strong>de</strong>neingreifen<strong>de</strong>n Maßnahmenverbun<strong>de</strong>n sind, auf Munitionsverdachtsflächen umgesetztwer<strong>de</strong>n können. Durch Auswertung von historischen Aufzeichnungen(s. Kap. 2.2) und Informationen von <strong>de</strong>nzuständigen Ordnungsämtern und <strong>de</strong>m Kampfmittelbeseitigungsdienstkönnen nachweislich höher munitionsbelasteteBereiche (z.B. Spreng trichter) aus <strong>de</strong>r Beweidung o<strong>de</strong>rweitergehen<strong>de</strong>n Maßnahmen ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n.Ein an naturschutzfachlichen Zielvorgaben ausgerichtetesWei<strong>de</strong>management erfor<strong>de</strong>rt einen Bewirtschafter, <strong>de</strong>rnach Möglichkeit bereits über Erfahrungen in <strong>de</strong>r Haltungvon Robustrassen verfügt o<strong>de</strong>r bereit ist, sich in diese Aufgabenstellungeinzuarbeiten. Insbeson<strong>de</strong>re auf ehemaligenmilitärischen Übungsflächen muss <strong>de</strong>r Bewirtschafterzu<strong>de</strong>m häufig auch anfängliche Schwierigkeiten mittragenund sich konstruktiv an <strong>de</strong>r Suche nach Lösungsansätzenbeteiligen.4.3 Betriebswirtschaftliche AbsicherungAngesichts <strong>de</strong>s sowohl hohen organisatorischen Aufwan<strong>de</strong>sals auch <strong>de</strong>r notwendigen Anfangsinvestitionen ist vonBeginn an für das Wei<strong>de</strong>management eine mittel- bis langfristigebetriebswirtschaftliche Absicherung zu prüfen. Esmuss grundsätzlich abgeschätzt wer<strong>de</strong>n, ob für diese Form<strong>de</strong>r Landbewirtschaftung, wie für alle landwirtschaftlichenBetriebe auch, Zahlungen aus <strong>de</strong>r 1. o<strong>de</strong>r 2. Säule inAnspruch genommen wer<strong>de</strong>n können o<strong>de</strong>r eine Projektför<strong>de</strong>rung(z.B. nach Artikel 57 <strong>de</strong>r ELER-Verordnung, o<strong>de</strong>rim Rahmen von För<strong>de</strong>rprogrammen <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r)möglich ist.Auswirkungen in Sandökosystemen– Pfadsysteme, Trittsiegel, Wälzstellen– Reduzierung Streuschicht, oberirdischeBiomasse– Verbiss überständiger Gräser, Kräuter,Gehölze– För<strong>de</strong>rung konkurrenzschwacher,seltener Arten– Vegetative und generative Verjüngung<strong>de</strong>r Besenhei<strong>de</strong>– Verbiss <strong>de</strong>r neophytischen Spätblühen<strong>de</strong>nTraubenkirsche– För<strong>de</strong>rung Arten-, Habitat- undStrukturvielfaltAbschätzung <strong>de</strong>r Erfolgsaussichten– Nährstoffvorräte und atmogener Stickstoffeintrag– Ausstattung mit Lebensraumtypen– Futterwert– Größe und Zuschnitt <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche– Geeigneter Bewirtschafter– MunitionsbelastungBetriebswirtschaftliche Absicherung<strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>betriebs– Anfangsinvestitionen- Wei<strong>de</strong>infrastruktur- Tierkauf und -transport- Munitionssondierung und -bergung– Inanspruchnahme von Betriebsprämienauf militärischen Übungsflächen– Agrarumweltmaßnahmen- Grünland<strong>de</strong>finition- Gehölzbe<strong>de</strong>ckung– Projektför<strong>de</strong>rung (z.B.)- Artikel 57 ELER-Verordnung- För<strong>de</strong>rprogramme <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r- Stiftungen- privatwirtschaftliches EngagementEntscheidung:Ganzjahres -standwei<strong>de</strong> alsManagementmaßnahmeKosteneffizienz,Praktikabilität,Zielorientierung17


Basismanagement: Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n mit Megaherbivorenauf ehemaligen militärischen Übungsflächen1. Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nsBereich mit hohem Futterwert und ganzjährig wasserführen<strong>de</strong>n SenkenLandreitgras-Bestän<strong>de</strong> wer<strong>de</strong>n durch eine ganzjährige Beweidungnaturschutzfachlich aufgewertet4.4 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>In <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> konnten trotz <strong>de</strong>r zum Teilstarken Beeinträchtigungen sowie <strong>de</strong>r schlecht ausge -prägten lebensraumtypischen Habitatstrukturen <strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypen zu Projektbeginn die Erfolgschancen<strong>de</strong>r Renaturierung bei einem langfristig angelegtenManagement als sehr hoch eingeschätzt wer<strong>de</strong>n. Ausschlaggebendhierfür ist die außergewöhnlich hohe floristischeund faunistische Artenvielfalt im Projektgebiet (IÖN1993, ÖKOPLAN 1995, JOHN et al. 2010), die Nährstoffarmut<strong>de</strong>r oberen Bo<strong>de</strong>nschichten (LORENZ et al. 2011), die gegenwärtigmo<strong>de</strong>raten atmosphärischen Stickstoffeinträge(UMWELTBUNDESAMT 2010, FELINKS et al. 2012b) und die bislangnur sehr geringmächtige Rohhumusschicht. Für die Einrichtungeiner extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> sprach auch, dass neben <strong>de</strong>n naturschutzfachlichwertgeben<strong>de</strong>n FFH-Lebensraumtypen auchgrößere, gräserdominierte Bereiche mit ganzjährig höheremFutterwert sowie feuchte Senken vorhan<strong>de</strong>n sind.Für die Bewirtschaftung stand ein landwirtschaftlicherBetrieb zur Verfügung, <strong>de</strong>r über langjährige Erfahrungenin <strong>de</strong>r Betreuung von extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>nverfügt. Die Einrichtung und <strong>de</strong>r Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> in <strong>de</strong>nersten 3 Jahren wur<strong>de</strong>n über Projektför<strong>de</strong>rmittel und einenhohen persönlichen Einsatz <strong>de</strong>s landwirtschaftlichenBetriebes abge<strong>de</strong>ckt. In dieser Zeit konnten die Voraus -setzungen für eine zumin<strong>de</strong>st mittelfristige finanzielleAbsicherung <strong>de</strong>s Projektes über die Inanspruchnahme vonAgrarumweltmaßnahmen geschaffen wer<strong>de</strong>n.Da es sich bei <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> um eine Muni -tionsverdachtsfläche han<strong>de</strong>lt und <strong>de</strong>mzufolge <strong>de</strong>r Kampfmittelgefahrenabwehrverordnung<strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhalt unterliegt, wur<strong>de</strong>n in Kooperation mit <strong>de</strong>m Ordnungsamtund <strong>de</strong>m Kampfmittelbeseitigungsdienstgebiets spezifische Lösungen für die Einrichtung und <strong>de</strong>nBetrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche gefun<strong>de</strong>n.4.5 Vorsicht! Mögliche FallstrickeEinschränkungen können in dieser Projektphase darausresultieren, dass das breite Spektrum <strong>de</strong>r Managementoptionennicht umfassend in Hinblick auf eine Umsetzbarkeitgeprüft wird und vorzeitige Präferenzen entsprechend„festgefahrenen Traditionen“ (z. B. „<strong>Hei<strong>de</strong></strong>n können nurdurch Schaf (Ziegen-)beweidung erhalten wer<strong>de</strong>n…“)gesetzt wer<strong>de</strong>n.Ein Projekt kann auch daran scheitern, dass flächenspezifischeRahmenbedingungen nicht, bzw. nicht in voller Konsequenz,berücksichtigt wur<strong>de</strong>n. Für ehemalige militärischeÜbungsflächen sind <strong>de</strong>shalb ausreichend Finanzmitteleinzuplanen, um die Sondierung und im Zweifelsfallauch die Munitionsbergung für z. B. Zauntrassen, Fang -stand o<strong>de</strong>r Tränken zu realisieren. Während die Kosten fürdie Sondierung belastbar kalkuliert wer<strong>de</strong>n können, sinddie Kosten für die Munitionsbergung zunächst notgedrungenerWeise Schätzungen, mit z. T. sehr großen Unsicherheiten.Ebenso kann ein optimaler Wei<strong>de</strong>zuschnitt in <strong>de</strong>rPraxis, z.B. auf Grund von Auszäunungen, die sich aus <strong>de</strong>mLan<strong>de</strong>swaldgesetz (vgl. Kap. 5.1, Kap. 7.1), aus <strong>de</strong>m vorhan<strong>de</strong>nenWegenetz o<strong>de</strong>r auch aus bestehen<strong>de</strong>n Kernzonen(Totalreservat) ergeben, nicht immer realisiert wer<strong>de</strong>n.Große Probleme können auch daraus resultieren, wenn diewirtschaftliche Tragfähigkeit <strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>konzeptes nicht füreinen ausreichend langen Zeitraum geprüft wur<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>rwenn Einschränkungen, die sich bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahmevon Agrarumweltmaßnahmen aus <strong>de</strong>m Vorhan<strong>de</strong>nseinvon Gehölzen, „Nicht-Grünland“ (z. B. flächenhafte Farn -bestän<strong>de</strong>), größeren offenen Bo<strong>de</strong>nstellen o<strong>de</strong>r aus <strong>de</strong>rehemaligen militärischen Nutzung resultieren<strong>de</strong> Landschaftselemente(z.B. Gelän<strong>de</strong>erhebungen) ergeben, nichtausreichend berücksichtigt wur<strong>de</strong>n. Ebenso fallen zuBeginn <strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>managements Kosten für Erstinvestitionenwie Tierkäufe und -transporte, Zaunbau, Fangstän<strong>de</strong>und Brunnen an, die sich i.d.R. nicht über die reguläreAgrarför<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r 1. und 2. Säule kosten<strong>de</strong>ckend finan-18


Basismanagement: Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n mit Megaherbivorenauf ehemaligen militärischen Übungsflächenzieren lassen und insbeson<strong>de</strong>re für kleinere landwirtschaftlicheBetriebe eine hohe finanzielle Belastung darstellen.Zu<strong>de</strong>m muss <strong>de</strong>r zeitliche Abstand zwischen Wei<strong>de</strong>einrichtungund Auszahlung <strong>de</strong>r ersten Agrarför<strong>de</strong>rung berücksichtigtwer<strong>de</strong>n. Vorleistungszeiträume von bis zu zwei Jahrenkönnen zu erheblichen Liquiditätsengpässen führen,wenn keine an<strong>de</strong>ren, sofort verfügbaren Finanzquellenvorhan<strong>de</strong>n sind.Auf Grund fehlen<strong>de</strong>r Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Umsetzung vonWei<strong>de</strong>systemen mit Megaherbivoren in Sandökosystemenim (sub)kontinentalen Raum können in <strong>de</strong>r Planungsphasenicht alle Eventualitäten in Hinblick auf <strong>de</strong>n angestrebtenZielzustand mit ihrer vollen Konsequenz abgeschätzt wer<strong>de</strong>n.Die spätere Umsetzung evtl. erfor<strong>de</strong>rlicher ergänzen<strong>de</strong>rMaßnahmen gestaltet sich einfacher, wenn bereits vonBeginn an entsprechen<strong>de</strong> Optionen offen gehalten undkommuniziert wer<strong>de</strong>n.Infolge <strong>de</strong>r Munitionsbelastung auf ehemaligen militärischenÜbungsflächen müssen Standorte für Infrastruktureinrichtungen(z. B. Zaunpfähle) sondiert und beräumt wer<strong>de</strong>nPfer<strong>de</strong> tragen durch Wälzen zur Schaffung von offenen Bo<strong>de</strong>nstellen bei19


Basismanagement: Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n mit Megaherbivorenauf ehemaligen militärischen Übungsflächen21


Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns5. Einrichtung und Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> auf munitionsbelasteten FlächenEinrichtung <strong>de</strong>r ZauntrasseSofern nach einer umfassen<strong>de</strong>n Prüfung <strong>de</strong>r Rahmenbedingungendie Einrichtung einer extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>mit Megaherbivoren realistisch erscheint,sollten grundsätzlich die von BUNZEL-DRÜKE et al. (2008)beschriebenen Handlungsempfehlungen berücksichtigtwer<strong>de</strong>n. Nachfolgend wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb v. a. Aspekte aufgegriffen,die auf ehemaligen militärischen Übungsflächenvon Be<strong>de</strong>utung sind, und es wird jeweils unmittelbar Bezugauf die Vorgehensweise in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>genommen. Diese Herangehensweise ist unter Berück -sichtigung <strong>de</strong>r jeweiligen Voraussetzungen in an<strong>de</strong>renGebieten entsprechend zu modifizieren.Nasenpumpe zur WasserversorgungIm Bo<strong>de</strong>n eingelassene Gitterroste5.1 Wei<strong>de</strong>einrichtungUm die Bewirtschaftung langfristig zu erleichtern wur<strong>de</strong>in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> eine möglichst kompakteWei<strong>de</strong>fläche angestrebt. Aus diesem Grund wur<strong>de</strong>n auchstärker ru<strong>de</strong>ralisierte o<strong>de</strong>r vergraste Flächen mit Entwicklungspotenzialzu FFH-Offenlandlebensraumtypen, Nicht-FFH-Lebensraumtypen, wie z. B. Gras-Kraut-Fluren o<strong>de</strong>rLandreitgras-Bestän<strong>de</strong> in die Wei<strong>de</strong>fläche integriert(s. Kap. 4.2). Allerdings musste aus <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>nmehrfach von einer i<strong>de</strong>alen Zaunführung abgewichenwer<strong>de</strong>n.Infolge eines langjährigen Pflege<strong>de</strong>fizits hatten sich in <strong>de</strong>r<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>, wie auch auf vielen an<strong>de</strong>renehemaligen militärischen Liegenschaften, durch SukzessionGebüsch- und Vorwaldstadien unterschiedlicherGröße herausgebil<strong>de</strong>t, die bereits zu Projektbeginn unterdas Lan<strong>de</strong>swaldgesetz fielen. Im südlichen Bereich <strong>de</strong>rWei<strong>de</strong>fläche wur<strong>de</strong>n zu Projektbeginn <strong>de</strong>shalb 11,3 haVorwaldfläche ausgezäunt. Damit verbun<strong>de</strong>n war <strong>de</strong>r Baueiner 1,6 km langen, zusätzlichen Zauntrasse, die für <strong>de</strong>nBewirtschafter mit einem erhöhten Aufwand verbun<strong>de</strong>nist. Demgegenüber wur<strong>de</strong>n von Beginn an kleinere,verstreut über die Wei<strong>de</strong>fläche liegen<strong>de</strong> Gehölzbestän<strong>de</strong>,die u.a. von Vogelarten <strong>de</strong>s Halboffenlan<strong>de</strong>s wie Sperber -22


Einrichtung und Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> auf munitionsbelasteten Flächengrasmücke, Neuntöter o<strong>de</strong>r Raubwürger genutzt wer<strong>de</strong>n,Bestandteile <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche.Nach drei Jahren sehr extensiver Beweidung mit ca. 0,17 –0,23 GVE/ha lag nach Einschätzung <strong>de</strong>r Oberen Forstbehör<strong>de</strong>keine Gefährdung <strong>de</strong>r Wal<strong>de</strong>xistenz vor. Im Ergebnisumfangreicher Abstimmungen konnten im Zuge <strong>de</strong>rErweiterung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche ca. 70 ha Vorwäl<strong>de</strong>r in dieBeweidung integriert wer<strong>de</strong>n. Um die weitere Entwicklungzu dokumentieren, wur<strong>de</strong> vereinbart, dass über eineVerbiss- und Schälscha<strong>de</strong>nserhebung <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>rWei<strong>de</strong>tiere auf die Gehölzverjüngung fortlaufend dokumentiertwird. In<strong>de</strong>m die Erfassungen vor und nach Besatz<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche sowie auf Kontrollflächen durchgeführtwer<strong>de</strong>n, ist es möglich, <strong>de</strong>n zusätzlichen Einfluss von RotundRehwild zu berücksichtigen.Aus naturschutzfachlicher Sicht bieten die lichten und sehrextensiv bewei<strong>de</strong>ten Vorwäl<strong>de</strong>r optimale Bedingungen fürkonkurrenzschwache, lichtlieben<strong>de</strong> und oftmals gefähr<strong>de</strong>teArten früher Wal<strong>de</strong>ntwicklungsstadien. Aus Grün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Tiergesundheit sind Vorwaldstadien innerhalb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächeebenfalls vorteilhaft, da die Wei<strong>de</strong>tiere in <strong>de</strong>nGehölzbestän<strong>de</strong>n Schutz vor extremeren Witterungsbedingungenfin<strong>de</strong>n, z.B. vor Sonne, Hitze o<strong>de</strong>r kaltem Wind.Des Weiteren musste im Sü<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Projektgebietes einRadius von 400 m um einen ehemaligen Sprengtrichtervon <strong>de</strong>r Beweidung ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Ein zusätz -licher, erheblicher Aufwand resultierte auch aus <strong>de</strong>r Auszäunungvon Wan<strong>de</strong>rwegen.Als Zäunung hat sich ein Elektrozaun mit zwei Litzenbewährt. Er ist auch für Robustrin<strong>de</strong>r und -pfer<strong>de</strong> ausreichendund hat <strong>de</strong>n Vorteil, dass er für Wildtiere durchlässigist. Die kontinuierliche Stromversorgung erfolgt über einenFestanschluss, um die Gefahr <strong>de</strong>s Diebstahls, die mitSolaranlagen verbun<strong>de</strong>n ist, zu reduzieren. Auf häufiggenutzten Zufahrten wur<strong>de</strong>n Gitterroste in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n eingelassen.Für Fußgänger, Radfahrer und Fahrzeuge <strong>de</strong>rBewirtschafter ist an dieser Stelle ein Übergang problemlosmöglich, die Tiere wer<strong>de</strong>n durch ausreichend breite Gitterrostkonstruktionenjedoch von einem Übertreten abgehalten.Eine kontinuierliche Wasserversorgung wird durchNasenpumpen gewährleistet. Durch <strong>de</strong>n Einsatz von Petroleumlampenkönnen die Tränken im Winter frostfrei gehaltenwer<strong>de</strong>n.Auch wenn ein grundsätzliches Einverständnis <strong>de</strong>s zuständigenOrdnungsamtes und <strong>de</strong>s Kampfmittelbeseitigungsdienstesfür die Einrichtung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche vorliegt, sindbo<strong>de</strong>neingreifen<strong>de</strong> Maßnahmen ohne vorherige Sondierungnicht möglich. Um <strong>de</strong>n dafür erfor<strong>de</strong>rlichen Aufwandmöglichst zu reduzieren, wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> lediglich die Standorte für die Zaunpfähle sondiert.Sofern an diesen Punkten ein Munitionsverdacht nicht ausgeschlossenwer<strong>de</strong>n konnte, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Standort <strong>de</strong>s Zaunpfahlsnach Möglichkeit verschoben. Voraussetzung dafürwar eine enge zeitliche Abstimmung <strong>de</strong>r Arbeiten <strong>de</strong>s Sondierungstruppsmit <strong>de</strong>m Bewirtschafter. Um die Tränkenwur<strong>de</strong> allerdings ein Radius von 30 m sondiert, ebensoerfolgte eine vollständige Sondierung im Bereich <strong>de</strong>s Fang -stan<strong>de</strong>s. Alle Störpunkte wur<strong>de</strong>n aufgegraben und das entsprechen<strong>de</strong>Material entfernt.5.2 TierbesatzDie Auswahl <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere und die Zusammensetzung<strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> erfolgten in enger Abstimmung zwischenBewirtschafter und <strong>de</strong>r Projektleitung unter expliziterBerücksichtigung <strong>de</strong>r angestrebten Managementziele. Zu<strong>de</strong>n Kriterien, die bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Tierarten bzw.-rassen eine Rolle spielt, zählten einerseits Aspekte <strong>de</strong>r Tiergesundheit(wie z.B. Standortbedingungen, Ausstattungmit Lebensraumtypen, Futterwert), <strong>de</strong>s Betreuungsaufwan<strong>de</strong>s,<strong>de</strong>r sich v. a. aus <strong>de</strong>n veterinärrechtlichen Auflagen(z.B. Tierkennzeichnung) ergibt und <strong>de</strong>r Krankheitsanfälligkeit<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere.In <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> hat sich eine Mischbeweidungaus Heckrin<strong>de</strong>rn und Konikpfer<strong>de</strong>n bewährt. DasWei<strong>de</strong>einrichtung– Sondierung und Kampfmittelbergung auf Zauntrassen,Tränken, Fangstand, Gitterroste und Wegen– Fangstand– Umgang mit Gehölzbestän<strong>de</strong>n (Lan<strong>de</strong>swaldgesetz vs. Gewährleistunggünstiger Erhaltungszustand Offenland-LRT)– Wilddurchlässige ZäuneTierbesatz– Auswahl <strong>de</strong>r Tierarten nach Robustheit, Betreuungsaufwand,Krankheitsanfälligkeit und Fraßverhalten– Her<strong>de</strong>nzusammensetzung und Besatzdichte entsprechendManagementzielenHer<strong>de</strong>nmanagement– Einhaltung veterinärrechtlicher Vorgaben– Enge Zusammenarbeit mit Veterinäramt und Tierarzt– Klärung Rahmenbedingung Tötung, Schlachtung undUmgang mit Tierkadavern– Witterungsangepasste Zufütterung in <strong>de</strong>n Wintermonaten– Minerallecksteine– Lockfütterung im Fangstand als Vorbereitung zur Blutung– Steuerung <strong>de</strong>r Reproduktion bei Rin<strong>de</strong>rn23


Einrichtung und Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> auf munitionsbelasteten Flächen1. Zielstellung und „Aufbau“ <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>nsMassiver Fangstand in HolzbauweiseTreibgang und Behandlungsstandjeweils unterschiedliche Fraß- bzw. Bewegungsverhalten<strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r und Pfer<strong>de</strong> ergänzt sich beson<strong>de</strong>rs gut in Hinblickauf die angestrebten Managementziele (z. B. Schaffungvon offenen Bo<strong>de</strong>nflächen, Verbiss von Gräsern,Besenhei<strong>de</strong> und Stockausschlägen; siehe Kap. 3.1). Für dieErmittlung eines optimalen Verhältnisses zwischen Rin<strong>de</strong>rnund Pfer<strong>de</strong>n lagen für sandgeprägte Offenlandlebensraumtypennur wenige konkrete Anhaltspunkte vor. ZuProjektbeginn wur<strong>de</strong> zunächst mit einem Verhältnis von4 : 1 (Rin<strong>de</strong>r : Pfer<strong>de</strong>) gearbeitet. Der Besatz <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächeerfolgte sukzessive. Um <strong>de</strong>n neuen Tieren <strong>de</strong>n Zugang zurHer<strong>de</strong> zu erleichtern, wur<strong>de</strong> zunächst nur eine Teilfläche<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> zur Verfügung gestellt.Mit Vergrößerung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche nahm auch <strong>de</strong>r Anteilan gräserdominierten Vegetationsbestän<strong>de</strong>n (u. a. Landreitgras-Fluren)zu. Aus diesem Grund wur<strong>de</strong> das Verhältnisvon Rin<strong>de</strong>rn zu Pfer<strong>de</strong>n in Rückkopplung zwischen Bewirtschafterund <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>r naturschutzfachlichenErfolgskontrolle (s. Kap. 8) auf gegenwärtig ca. 1 : 1 (Rin<strong>de</strong>r: Pfer<strong>de</strong>) angepasst. Nach Abschluss <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>einrichtungbeträgt die Größe <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche insgesamt 770 ha. ImFrühjahr 2012 war diese Fläche mit 41 Pfer<strong>de</strong>n und 45 Rin<strong>de</strong>rnbesetzt. Unter Berücksichtigung <strong>de</strong>r Vegetationsausstattungund <strong>de</strong>n nach drei Jahren dokumentierten Wei<strong>de</strong>effektenwird in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> langfristig einZielbesatz von 160–180 Tieren und eine Besatzstärke von0,17–0,23 GVE / ha angestrebt.5.3 Her<strong>de</strong>nmanagementähnlich wie in an<strong>de</strong>ren großflächigen Ganzjahreswei<strong>de</strong>projektenstehen die Bewirtschafter auch in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung, die veterinärrechtlichenVorgaben unter diesen beson<strong>de</strong>ren Bedingungenerfüllen zu müssen (z.B. BUNZEL-DRÜKE et al. 2008, SCHRÖDER2010). Es wur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>shalb alle Tiere vor Auftrieb auf dieWei<strong>de</strong>fläche auf seuchenrelevante Erreger getestet.Anschließend müssen alle Rin<strong>de</strong>r, die älter als 24 Monatesind, jährlich auf Krankheiten wie BHV-1, Brucellose undLeucose untersucht wer<strong>de</strong>n. Der BVD-Test erfolgt seit <strong>de</strong>m01.01.2011 im Zuge <strong>de</strong>s Einbringens <strong>de</strong>r Stanzohrmarke.Auf Grundlage <strong>de</strong>r Tierischen LebensmittelhygieneVO §12(än<strong>de</strong>rungsverordnung vom 25.11.2011) können aufAntrag und nach Genehmigung durch das zuständigeVeterinäramt und nach Lebendbeschau durch <strong>de</strong>nbestandsbetreuen<strong>de</strong>n Tierarzt die Rin<strong>de</strong>r im Fangstand perKugelschuss und Halsstich getötet wer<strong>de</strong>n. Anschließendwird das Tier unverzüglich mit einer Transport- und Entbluteboxin einen EU-zertifizierten Schlachthof gebracht. Dorterfolgt eine Tierkörperbeschau durch einen amtlich bestelltenFleischbeschauer. Bei Tieren älter 4 Jahren ist zusätzlichein BSE-Test erfor<strong>de</strong>rlich.Grundlegen<strong>de</strong> Voraussetzung für die Einhaltung <strong>de</strong>r veterinärrechtlichenVorgaben ist <strong>de</strong>shalb die Errichtung einesfunktionsfähigen Fangstan<strong>de</strong>s mit einem integriertenBehandlungsstand. Nach frühzeitigen und engen Abstimmungenmit <strong>de</strong>m zuständigen Veterinäramt und <strong>de</strong>mbetreuen<strong>de</strong>n Tierarzt wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>ein ortsfester, dreieckiger Fangstand errichtet. Die Seitenlängebeträgt jeweils 30 m, die Grundfläche ca. 1.300 m².Der Fangstand ist ausreichend groß, um <strong>de</strong>n aktuellen Rin<strong>de</strong>rbestandvon ca. 50 Rin<strong>de</strong>rn vollständig aufzunehmen.Für die Wän<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> eine haltbare und massive Holzkonstruktionaus Robiniensäulen und Lärchenstangen alsQuerverbau gewählt. Angebaut an <strong>de</strong>n Fangstand ist einBehandlungsstand, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Erfor<strong>de</strong>rnissen fürlanghornige Extensivrassen und <strong>de</strong>m Fangen von Pfer<strong>de</strong>nangepasst ist. Um das Eintreiben <strong>de</strong>r Tiere in <strong>de</strong>n Behandlungsstandzu erleichtern, wur<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Behandlungsstan<strong>de</strong>ine Trennwand zur Vorseparierung eingebaut. Umdie Tiere an <strong>de</strong>n Fangstand zu gewöhnen, wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>meine Tränke im Fangstand errichtet. Mit <strong>de</strong>mFangstand besteht auch die Möglichkeit, einzelne Tiere füreinige Zeit von <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> zu separieren.24


Einrichtung und Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> auf munitionsbelasteten FlächenDa die veterinärrechtlichen Auflagen für Pfer<strong>de</strong> wenigerumfangreich sind, reduziert sich bei einem höheren Pfer<strong>de</strong>anteil<strong>de</strong>r Betreuungsaufwand für <strong>de</strong>n Bewirtschafter. In<strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> sind die Pfer<strong>de</strong> als halbwildgehaltener Bestand beim Veterinäramt gemel<strong>de</strong>t, jährlicheBlutkontrollen sind nicht nötig. Als Voraussetzung für eineSchlachtung wur<strong>de</strong> für je<strong>de</strong>s Tier ein Pfer<strong>de</strong>pass ausgestellt.Eine ein<strong>de</strong>utige I<strong>de</strong>ntifizierung ist über einen implantiertenChip möglich.Um eine möglichst reibungslose veterinärrechtlicheBetreuung <strong>de</strong>r Her<strong>de</strong> zu gewährleisten, sollte bereits bei<strong>de</strong>r Planung <strong>de</strong>r Standwei<strong>de</strong> Kontakt mit einem örtlichenTierarzt und <strong>de</strong>m Veterinäramt aufgenommen wer<strong>de</strong>n, umvorausschauen<strong>de</strong> Absprachen zu treffen.Auch bei extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n müssen tierschutzrelevanteAspekte gegenüber erwünschten Landschaftspflegeleistungenabgewogen wer<strong>de</strong>n. Dazu zähltu. a. die Zufütterung während <strong>de</strong>r Wintermonate. Um <strong>de</strong>nzusätzlichen Nährstoffeintrag so gering wie möglich zu halten,wird die Besatzdichte so angepasst, dass die Zufütterungin <strong>de</strong>n Wintermonaten auf ein Min<strong>de</strong>stmaß begrenztwer<strong>de</strong>n kann.Um <strong>de</strong>n Zustand <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere in <strong>de</strong>n Wintermonatennicht über Gebühr zu strapazieren, hat es sich in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> bewährt, von jeweils Dezember bisApril die Möglichkeit zur Zufütterung bei <strong>de</strong>r UnterenNaturschutzbehör<strong>de</strong> zu beantragen. Bei lang anhalten<strong>de</strong>rund hoher Schnee<strong>de</strong>cke, wie im Winter 2010/2011, wur<strong>de</strong>nbei einem Besatz mit 45 Rin<strong>de</strong>rn und 14 Pfer<strong>de</strong>n ca. 850 kgHeu je Woche von ökologisch wirtschaften<strong>de</strong>n Betriebenaus <strong>de</strong>r Region zugefüttert. Sobald die Schnee<strong>de</strong>ckezurückgeht, kann die Zufütterung auf ca. 200 kg / Wocheeingeschränkt wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ganz unterbleiben, um die Verbissleistung<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere auch in diesen Monaten optimalauszunutzen. Damit die Tiere auch im Winter diegesamte Wei<strong>de</strong>fläche nutzen, erfolgt die Zufütterungan unterschiedlichen Stellen. Die Erfahrungen aus <strong>de</strong>r<strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> zeigen, dass das Heu v.a. von <strong>de</strong>nRin<strong>de</strong>rn angenommen wird, da sie im Gegensatz zu <strong>de</strong>nPfer<strong>de</strong>n nicht in <strong>de</strong>r Lage sind, sich durch Scharren Futterquellenunter <strong>de</strong>r Schnee<strong>de</strong>cke zu erschließen. Im Zeitraumvor <strong>de</strong>n veterinärmedizinischen Untersuchungenwird verstärkt im Fangstand zugefüttert, um die Wei<strong>de</strong>tieregezielt zu locken. Eine Verabreichung von Kraftfuttersilageo.ä. ist nicht erfor<strong>de</strong>rlich und sollte grundsätzlich unterbleiben.Um die kritische Winterzeit bei laktieren<strong>de</strong>n Mutterkühenzu umgehen und die Kalbungen gezielt auf das Frühjahrzu legen, wird in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> die Reproduktiondurch Sterilisation bzw. Schlachten <strong>de</strong>r Stiere gezieltgesteuert. Im Juli bis September wer<strong>de</strong>n jeweils 1–2 Zuchtstierezeitweise eingesetzt. Die Geburt <strong>de</strong>r Kälber fälltdamit in <strong>de</strong>n April bis Juni <strong>de</strong>s darauf folgen<strong>de</strong>n Jahres. DieStiere wer<strong>de</strong>n anschließend entwe<strong>de</strong>r geschlachtet o<strong>de</strong>ran an<strong>de</strong>re Wei<strong>de</strong>projekte verkauft.Um eine ausreichen<strong>de</strong> Versorgung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere mitSpurenelementen (z. B. Kupfer) sicher zu stellen, wer<strong>de</strong>nMineralienlecksteine ausgelegt. Auch über diese Minerallecksteinekönnen die Tiere vor <strong>de</strong>n veterinärmedizinischenUntersuchungen gezielt in <strong>de</strong>n Fangstand gelocktwer<strong>de</strong>n.Darüber hinaus muss selbstverständlich die tägliche Kontrolle<strong>de</strong>r Tiere und <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>infrastruktur (Zäune, Tränkenetc.) gewährleistet sein.Tägliche TierkontrollenJährliches Bluten <strong>de</strong>r Rin<strong>de</strong>r25


Einrichtung und Betrieb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong> auf munitionsbelasteten Flächen1. Zielstellung und „Aufbau" <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns5.4 Vorsicht! Mögliche FallstrickeAngesichts <strong>de</strong>r vielfältigen Auflagen, die u. a. aus <strong>de</strong>r Munitionsbelastung,<strong>de</strong>n veterinärrechtlichen Vorgaben o<strong>de</strong>r<strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>swaldgesetz (vgl. Kap. 5.1) resultieren, könnensich ungenügen<strong>de</strong> Abstimmungen mit <strong>de</strong>n relevanten Entscheidungsträgern(z.B. Veterinärbehör<strong>de</strong>n, Ordnungsämter,Kampfmittelbeseitigungsdienst, Untere und ObereNaturschutz- sowie Forstbehör<strong>de</strong>n) unmittelbar einschränkendauf das Wei<strong>de</strong>management auswirken. Eine kontinuierlicheund sachliche Kommunikation ist <strong>de</strong>shalb zwingen<strong>de</strong>Voraussetzung für einen erfolgreichen Projektverlauf.Auf diese Weise kann auch verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, dassz.B. forstliche Wirtschaftswege o<strong>de</strong>r von Anwohnerngenutzte Wan<strong>de</strong>rwege bei <strong>de</strong>r Planung nicht ausreichendberücksichtigt wer<strong>de</strong>n.Insbeson<strong>de</strong>re Pfer<strong>de</strong> tendieren in <strong>de</strong>n Wintermonatendazu, die Rin<strong>de</strong> von jungen Eichen zu schälen. Da Solitär -eichen eine wichtige Habitat- und Landschaftsbildfunktionübernehmen, kann in Einzelfällen mit Unterstützung <strong>de</strong>rzuständigen o<strong>de</strong>r betreuen<strong>de</strong>n Forstverwaltung ein geeigneterEinzelstammschutz angebracht wer<strong>de</strong>n.Eine einseitige Ausrichtung <strong>de</strong>s Her<strong>de</strong>nmanagements annaturschutzfachlichen Zielstellungen kann zu Beeinträchtigungen<strong>de</strong>r Tiergesundheit führen (z.B. Kalbungen in <strong>de</strong>nWintermonaten in relativ nährstoffarmen Ökosystemen).Sowohl aus Tierschutzgrün<strong>de</strong>n, aber auch um die Akzeptanzfür eine Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> nicht unnötig zugefähr<strong>de</strong>n, muss in je<strong>de</strong>m Fall <strong>de</strong>r Tiergesundheit Prioritätbei <strong>de</strong>r Umsetzung <strong>de</strong>r Managementmaßnahmen eingeräumtwer<strong>de</strong>n. Wenn die Bewirtschaftung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächedurch einen öko-zertifizierten landwirtschaftlichen Betrieberfolgt, müssen rechtzeitig Bezugsquellen für entsprechendzertifiziertes Heu recherchiert wer<strong>de</strong>n.Lockfütterung in <strong>de</strong>n Wintermonaten26


Zielstellung und „Aufbau" <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns6. Langfristige betriebswirtschaftliche Absicherung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche6.1 AnfangsinvestitionenDie Einrichtung von extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>nmit Megaherbivoren erfor<strong>de</strong>rt Anfangsinvestitionen fürInfrastruktur, wie z. B. Zaunmaterial, Fangstand, Tränken,Gitterroste, Auto und Hänger. Ebenso müssen Tierebeschafft und auf die Wei<strong>de</strong> transportiert wer<strong>de</strong>n (vgl. Abb.S. 23). Diese Investitionen sind zwar kalkulierbar und überschaubar,von einem kleineren Bewirtschafter können sietrotz<strong>de</strong>m nur schwer aus <strong>de</strong>m laufen<strong>de</strong>n Betrieb aufgebrachtwer<strong>de</strong>n. Eine För<strong>de</strong>rung dieser anfänglichen Investitionenist <strong>de</strong>mzufolge erfor<strong>de</strong>rlich. Von größeren Betriebenmit höheren Kapitalrücklagen sind entsprechen<strong>de</strong>Investitionen leichter zu realisieren.In <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> wur<strong>de</strong> die Einrichtung <strong>de</strong>rWei<strong>de</strong>fläche über die Deutsche Bun<strong>de</strong>sstiftung Umwelt,die Naturschutzrichtlinie (ELER, Sachsen-Anhalt) sowie dieStiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Sachsen-Anhaltgeför<strong>de</strong>rt. Der Tierbesatz und die Transporteerfolgten überwiegend in Eigenleistung durch <strong>de</strong>n Bewirtschafter.6.2 Absicherung <strong>de</strong>s Betriebs <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächeFür eine langfristige Absicherung <strong>de</strong>r extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>sind, ähnlich wie bei an<strong>de</strong>ren landwirtschaftlichenBetrieben auch, Flächenprämien aus <strong>de</strong>r1. Säule und Agrarumweltmaßnahmen aus <strong>de</strong>r 2. Säuleerfor<strong>de</strong>rlich. Für viele ehemalige militärische Übungsflächenbesteht jedoch kein Anspruch auf Betriebsprämien.Darüber hinaus greift, infolge von langjährigen Pflege<strong>de</strong>fizitenund <strong>de</strong>r damit einhergehen<strong>de</strong>n zunehmen<strong>de</strong>n Verbuschung,die Grünland<strong>de</strong>finition häufig nicht mehr.Um <strong>de</strong>nnoch die Durchführung von Maßnahmen in naturschutzfachlichrelevanten Offenlandlebensräumen, wiez. B. <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n o<strong>de</strong>r Sandmagerrasen honorieren zu können,besteht in Sachsen-Anhalt in <strong>de</strong>r aktuellen För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong>die Möglichkeit, aus <strong>de</strong>r zweiten Säule „Freiwillige Naturschutzleistungen“(FNL) auch für Flächen zu beantragen,für die keine landwirtschaftlichen Betriebsprämien gezahltwer<strong>de</strong>n (NB 200). Hierbei han<strong>de</strong>lt es sich um Flächen mit<strong>de</strong>n Nutzungsco<strong>de</strong>s „<strong>Hei<strong>de</strong></strong>“ (<strong>Hei<strong>de</strong></strong>mosaike, Sandtrockenrasensowie Silbergraspionierfluren) o<strong>de</strong>r „Sonstige nichtbetriebsprämienfähige Flächen“. Da die bestehen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rprogrammejedoch auf statischen Bewirtschaftungsvorgabenbasieren, wer<strong>de</strong>n sie dynamischen Prozessen, wiebeispielsweise einer in Natura 2000-Gebieten durchauserwünschten Entwicklung von Gehölzinseln, Gebüschgruppenund Einzelgehölzen o<strong>de</strong>r auch Ökotonen, z.B. alsBrut- o<strong>de</strong>r Nahrungshabitat, nicht gerecht. Eine Ausweisungvon Gehölzstrukturen als Landschaftselemente ist indiesem Fall nicht zielführend, da sie lagegetreu erhaltenwer<strong>de</strong>n müssen, was bei einer Ganzjahresbeweidung nichtgewährleistet wer<strong>de</strong>n kann. Bei einem Verlust von Gehölzstrukturen,die als Landschaftselemente ausgewiesen wur<strong>de</strong>n,drohen in <strong>de</strong>r aktuellen För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong>, ebenso wie beieiner Durchsetzung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche mit Gehölzgruppen,Sanktionen bei <strong>de</strong>r Vergabe von För<strong>de</strong>rmitteln.Vor diesem Hintergrund wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> nicht die gesamte Wei<strong>de</strong>fläche in die För<strong>de</strong>rungeinbezogen, son<strong>de</strong>rn ausschließlich Flächen, die über ausreichendgroße gehölzfreie Bereiche verfügen (bislang ca.305 ha <strong>de</strong>r 770 ha großen Wei<strong>de</strong>fläche, Abb. S. 29).Angesichts <strong>de</strong>r 2014 beginnen<strong>de</strong>n neuen För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong>ist <strong>de</strong>shalb darauf hinzuwirken, dass die Bewirtschaftereine zielorientierte Honorierung <strong>de</strong>r durch sie erbrachtenLeistungen erfahren. In <strong>de</strong>r künftigen För<strong>de</strong>rperio<strong>de</strong> sollte<strong>de</strong>shalb u. a. sichergestellt wer<strong>de</strong>n, dass die gesamteextensiv bewei<strong>de</strong>te Fläche, einschließlich Nicht-FFH-relevanterLebensraumtypen, über die 1. und 2. Säule geför<strong>de</strong>rtwer<strong>de</strong>n kann, auch wenn sie nicht von typischen Wei<strong>de</strong>gräserndominiert ist und sich auf ertragsschwachenStandorten befin<strong>de</strong>t. Zu<strong>de</strong>m sollte ein nach naturschutzfachlichenKriterien festgelegter maximaler Verbuschungsgradauf <strong>de</strong>r gesamten Wei<strong>de</strong>fläche (z.B. 20 bis 30 %) o<strong>de</strong>rteilflächenspezifisch toleriert wer<strong>de</strong>n (METZNER et al. 2010).28


Langfristige betriebswirtschaftliche Absicherung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächeAllerdings erfor<strong>de</strong>rt diese Vorgehensweise auch die Entwicklungnaturschutzfachlich orientierter Kontrollmechanismen(s. Kap. 8), einschließlich <strong>de</strong>r Ableitung von Erfolgsindikatoren,wie z.B. Reduzierung <strong>de</strong>r Streuschicht, Erhöhung<strong>de</strong>s Anteils von Kräutern o<strong>de</strong>r Einhalten von Schwellenwertenbei Verbuschung (s. Kap. 3.1).Extensive Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n könnten zu<strong>de</strong>m davonprofitieren, wenn auch Landwirte als Antragsteller für eineFör<strong>de</strong>rung nach Artikel 57 <strong>de</strong>r ELER-Verordnung berechtigtsind und Projekte, in Abhängigkeit von <strong>de</strong>n Ergebnissen<strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>n naturschutzfachlichen Erfolgskontrolle,auch über längere Zeiträume (min<strong>de</strong>stens 5 Jahre, optimallänger) geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n könnten.Eine Finanzierung <strong>de</strong>r extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>ausschließlich über die Produkte aus <strong>de</strong>r Landschaftspflegeo<strong>de</strong>r touristische Angebote ist nicht möglich. Jedoch trägtdie regionale Vermarktung <strong>de</strong>r hochwertigen Fleisch- undWurstprodukte zur Akzeptanz <strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>projektes bei(Kap. 9). Für <strong>de</strong>n Aufbau und die Etablierung von Vermarktungsstrukturenhat es sich als vorteilhaft erwiesen, z.B. miteinem regionalen Landschaftspflegeverband zusammenzuarbeiten,da hier bereits häufig entsprechen<strong>de</strong> Kontakteund Kenntnisse über geeignete Vermarktungsstrukturenvorhan<strong>de</strong>n sind.Vororttermin zur Begutachtung <strong>de</strong>s Wei<strong>de</strong>managementsin FFH-Offenlandlebensräumen6.3 Vorsicht! Mögliche FallstrickeAuf vielen ehemaligen militärischen Übungsflächenbesteht kein Anspruch auf Zahlungen aus <strong>de</strong>r 1. Säule,womit <strong>de</strong>m Bewirtschafter eine verlässlich kalkulierbareGrundsicherung nicht zur Verfügung steht.Die aktuell gültige Grünland<strong>de</strong>finition wird in <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rnunterschiedlich interpretiert und kann die Aufnahmenvon <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n bzw. Magerrasen in die För<strong>de</strong>rungerschweren o<strong>de</strong>r sogar unmöglich machen. Die entsprechen<strong>de</strong>nRegelungen sind <strong>de</strong>shalb in je<strong>de</strong>m Fall genau zuprüfen. Evtl. kann auch gemeinsam mit <strong>de</strong>n Bewilligungsbehör<strong>de</strong>nnach möglichen Ausnahmeregelungen recherchiertwer<strong>de</strong>n. Ebenso müssen die bun<strong>de</strong>slandspezifischenRegelungen zum Umgang mit Gehölzaufwuchs bei <strong>de</strong>rInanspruchnahme von Agrarumweltmaßnahmen berücksichtigtwer<strong>de</strong>n. Des Weiteren müssen die Bestimmungen<strong>de</strong>r zuständigen Berufsgenossenschaft berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.Hohe Beiträge können dazu führen, dass zu knappeFinanzierungen nicht tragfähig sind.Auf extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n weisen Feldblöckebzw. Schläge oft sehr unregelmäßige Außengrenzen auf.Es sind <strong>de</strong>shalb entsprechen<strong>de</strong> Vorsichtsmaßnahmen beimEinmessen bzw. Meldung <strong>de</strong>r Schläge durch <strong>de</strong>n Bewirtschaftererfor<strong>de</strong>rlich, um Abweichungen zwischen gemel<strong>de</strong>tenund von <strong>de</strong>n Kontrollbehör<strong>de</strong>n nachgemessenenFlächengrößen zu vermei<strong>de</strong>n. Darüber hinaus muss auchauf munitionsbelasteten Flächen eine Kontrolle <strong>de</strong>r beantragtenAgrarumweltmaßnahmen sichergestellt wer<strong>de</strong>n.Aktuell för<strong>de</strong>rfähige Schläge im Projektgebiet29


Langfristige betriebswirtschaftliche Absicherung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche1. Zielstellung und „Aufbau" <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns30


<strong>Hei<strong>de</strong></strong>-NelkeFelsen-FingerkrautRundblättrige Glockenblume<strong>Hei<strong>de</strong></strong>-GünselHügel-KleeSandglöckchen


Zielstellung und „Aufbau" <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns7. Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmenunter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung von MunitionsverdachtsflächenEntbuschung mit anschließen<strong>de</strong>r Hackung undAbtransport <strong>de</strong>r HolzhackschnitzelWenn nach Beendigung <strong>de</strong>s militärischen Übungsbetriebesüber einen längeren Zeitraum keine Maßnahmen zurOffenhaltung durchgeführt wur<strong>de</strong>n, sind in Ergänzung zurGanzjahresstandwei<strong>de</strong> häufig ersteinrichten<strong>de</strong> Maßnahmenerfor<strong>de</strong>rlich. Ebenso kann sich im Projektverlaufherausstellen, dass für das Erreichen <strong>de</strong>r Managementzieleeine ausschließliche extensive Beweidung nicht ausreichendist, um die naturschutzfachlichen Ziele zu erreichen.Die nachfolgend vorgestellten ergänzen<strong>de</strong>n Maßnahmenwur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> unter <strong>de</strong>r Rahmenbedingung„Munitionsbelastung“ erfolgreich umgesetzt.Für nicht munitionsbelastete Flächen steht natürlich einumfangreicheres Maßnahmespektrum zur Verfügung, aufdas an dieser Stelle jedoch nicht weiter eingegangenwird.7.1 EntbuschungEine Entbuschung auf Teilflächen in Kombination mit einerextensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> kann u.a. aus folgen<strong>de</strong>nGrün<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rlich wer<strong>de</strong>n:– Entnahme von fruchten<strong>de</strong>n Individuen <strong>de</strong>r Spätblühen<strong>de</strong>nTraubenkirsche vor Auftrieb <strong>de</strong>r Tiere auf die Wei<strong>de</strong>,um zu verhin<strong>de</strong>rn, dass die Früchte durch die Wei<strong>de</strong>tiere(nur Wie<strong>de</strong>rkäuer, Pfer<strong>de</strong> fressen we<strong>de</strong>r die Früchte nochan <strong>de</strong>n Pflanzen) über die Fläche ausgebreitet wer<strong>de</strong>n.– Entnahme von Pioniergehölzen, wie z. B. Wald-Kiefer,Zitter-Pappel o<strong>de</strong>r Sand-Birke, die bereits so groß sind,dass sie durch die Wei<strong>de</strong>tiere nicht zurückgedrängt wer<strong>de</strong>nkönnen.Da Gehölzbestän<strong>de</strong>, die sich durch Sukzession in kartiertenFFH-Offenlandlebensraumtypen etabliert haben, unter dasLan<strong>de</strong>swaldgesetz fallen, müssen auch für Entbuschungsmaßnahmen,die ausschließlich zur Wie<strong>de</strong>rherstellungeines günstigen Erhaltungszustan<strong>de</strong>s dienen, im Vorfeldmit <strong>de</strong>n Forstbehör<strong>de</strong>n einvernehmliche Regelungengefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, da sonst möglicherweise eine Verpflichtungzur Ersatzpflanzung anfällt.Bevor die notwendigen Entbuschungsmaßnahmen ausgeschriebenwer<strong>de</strong>n, muss in je<strong>de</strong>m Fall die Zustimmung <strong>de</strong>sKampfmittelbeseitigungsdienstes sowie <strong>de</strong>s zuständigenOrdnungsamtes eingeholt wer<strong>de</strong>n. Bo<strong>de</strong>nverwundungensind bei allen Arbeiten grundsätzlich auszuschließen. Jenach Grad <strong>de</strong>r Munitionsbelastung müssen weitere Auflageneingehalten wer<strong>de</strong>n, wie z. B. Durchführung einermotormanuellen Entbuschung. Bei schwachen Dimensionenkann die Rückung auch manuell erfolgen, ansonstenmuss ein Forwar<strong>de</strong>r eingesetzt wer<strong>de</strong>n.Ist ein flächiges Befahren nicht möglich, kann in Erwägunggezogen wer<strong>de</strong>n, ca. 4 m breite Rückegassen in einemAbstand von 23 m zu sondieren und bis in eine Tiefe von1 m zu beräumen. Diese Pflegegassen können künftig mitmunitionsgeschützter Technik befahren wer<strong>de</strong>n. Ein entsprechen<strong>de</strong>sHolzerntesystem wur<strong>de</strong> im Rahmen <strong>de</strong>s von<strong>de</strong>r DBU geför<strong>de</strong>rten Projektes „Forsthaus Prösa“ entwickelt(CONRAD et al. 2010). Es besteht aus je einem splittergeschützemHarvester und Rückezug für die Energie -holzernte sowie einem Antriebsschlepper für <strong>de</strong>n Hacker.Im Einzelnen besteht <strong>de</strong>r Splitterschutz aus einer Aufpanzerungfür die Kabinenunterseite auf 10 mm Stahldickeund Makrolon Hygard 20 mm Scheiben für die splittergefähr<strong>de</strong>tenSeiten <strong>de</strong>r Fahrerkabinen.In <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> wur<strong>de</strong> auf Vor-Ort-Terminenmit <strong>de</strong>n Forstbehör<strong>de</strong>n eine Entbuschung in Teilbereichenkartierter FFH-Lebensraumtypen vereinbart, auf <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>rDeckungsgrad <strong>de</strong>r Gehölzschicht maximal 70 % betrug.Dies entspricht <strong>de</strong>r Obergrenze, bis zu <strong>de</strong>r die entsprechen<strong>de</strong>nOffenlandlebensraumtypen noch mit ErhaltungszustandC kartiert wer<strong>de</strong>n können (LAU 2010). Da dieserLösungsansatz explizit für das Mo<strong>de</strong>llgebiet erarbeitetwur<strong>de</strong>, kann aus dieser Vorgehensweise gegenwärtig keineÜbertragbarkeit für an<strong>de</strong>re Gebiete abgeleitet wer<strong>de</strong>n. Die32


Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmenunter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung von MunitionsverdachtsflächenHackung erfolgte unmittelbar auf <strong>de</strong>r Fläche, die Hackschnitzelwur<strong>de</strong>n abtransportiert und energetisch verwertet.In <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> konnte durch <strong>de</strong>n zuständigenBun<strong>de</strong>sforstbetrieb eine kostenneutrale Entbuschungmit ca. 85 srm / ha bei insgesamt 100 ha zu entbuschen<strong>de</strong>rFläche gewährleistet wer<strong>de</strong>n. Fällt <strong>de</strong>r Ertrag<strong>de</strong>utlich geringer aus, wenn z.B. überwiegend Zitterpappel-Aufwuchsentkusselt wer<strong>de</strong>n muss, können aber auchKosten von ca. 1.000,- € / ha o<strong>de</strong>r sogar mehr anfallen.Wenn möglich sollte auf Nationalen Naturerbeflächen dieAusschreibung, Kontrolle und Abnahme <strong>de</strong>r Maßnahmedurch <strong>de</strong>n jeweiligen Bun<strong>de</strong>sforstbetrieb erfolgen.Um die Habitatansprüche von naturschutzfachlich wertgeben<strong>de</strong>nVogelarten <strong>de</strong>s Halboffenlan<strong>de</strong>s zu berücksichtigen,können nach vorheriger Abstimmung mit Ornithologeneinzelne Baum- bzw. Gebüschgruppen von <strong>de</strong>r Entbuschungausgespart wer<strong>de</strong>n.7.2 <strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahdDer Erhalt bzw. die Entwicklung von vitalen Besenhei<strong>de</strong>-Bestän<strong>de</strong>n erfor<strong>de</strong>rn eine regelmäßige Verjüngung die aufmilitärischen Übungsflächen v. a. durch die mit <strong>de</strong>m Panzerfahrbetriebo<strong>de</strong>r Brän<strong>de</strong>n verursachten mechanischenStörungen und <strong>de</strong>r Entstehung von Offenbo<strong>de</strong>n geför<strong>de</strong>rtwird. Wenn nach Einstellung <strong>de</strong>s militärischen Übungsbetriebeskeine Nutzung bzw. Pflege mehr erfolgt, dominiertnach ca. 15 Jahren in Besenhei<strong>de</strong>-Bestän<strong>de</strong>n die Degenerationsphase.Die überalterten <strong>Hei<strong>de</strong></strong>pflanzen sind basalstark verholzt und wer<strong>de</strong>n <strong>de</strong>mzufolge von <strong>de</strong>n Wei<strong>de</strong>tierenüberwiegend nur im Spitzenbereich verbissen.Als ergänzen<strong>de</strong> Maßnahme kann in diesem Fall eine Mahdauf Teilflächen zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r vegetativen Verjüngungdurchgeführt wer<strong>de</strong>n. Da die Neuaustriebe nach eigenenBeobachtungen offensichtlich stärker von <strong>de</strong>n Wei<strong>de</strong>tierenverbissen wer<strong>de</strong>n, ist mit <strong>de</strong>r Mahd eine nachhaltig positiveAuswirkung auf die Besenhei<strong>de</strong>-Bestän<strong>de</strong> verbun<strong>de</strong>n.Auch für eine <strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahd muss die Zustimmung <strong>de</strong>sKampfmittelbeseitigungsdienstes und <strong>de</strong>s Ordnungsamtesvorliegen. Zu<strong>de</strong>m müssen die Flächen in einem grundsätzlichmähbaren Zustand sein, d. h. sie dürfen keine tiefenLöcher o<strong>de</strong>r Gräben aufweisen. Um eine Nachnutzungsicher zu stellen, müssen die Mahdflächen außer<strong>de</strong>m möglichsthomogene Besenhei<strong>de</strong>-Dominanzbestän<strong>de</strong>, ohnestärkeren Gehölzaufwuchs, aufweisen. Da durch Mahd ineiner Höhe von ca. 15 cm keine offenen Bo<strong>de</strong>nstellengeschaffen wer<strong>de</strong>n, kann auch <strong>de</strong>r Einsatz von tief eingestelltenSchlegelmähern mit anschließen<strong>de</strong>m Abtransport<strong>de</strong>s Mahdgutes in Erwägung gezogen wer<strong>de</strong>n. DieserManagementvariante sind auf munitionsbelasteten Flächenjedoch in <strong>de</strong>r Regel enge Grenzen gesetzt.In <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> erfolgte auf Teilflächen eineMahd mit einem Doppelmessermähbalken in einer Höhevon ca. 15 cm. Das Mahdgut wur<strong>de</strong> in einem Arbeitsgangaufgenommen, zu Ballen gepresst und abtransportiert. Dieanfallen<strong>de</strong> Biomasse kann z. B. im Firstbereich von Reet -dächern eingebaut wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r als Biofilter Verwendungfin<strong>de</strong>n. Sofern eine entsprechen<strong>de</strong> Nutzung <strong>de</strong>s Mahd -gutes gewährleistet ist, ist diese Maßnahme für <strong>de</strong>nFlächeneigentümer kostenneutral.7.3 Weitere MaßnahmenEine sehr einfache und kosteneffiziente Maßnahme zurpunktuellen Verjüngung von überalterten <strong>Hei<strong>de</strong></strong>bestän<strong>de</strong>nist das gezielte Auslegen von Minerallecksteinen in Calluna-Dominanzbestän<strong>de</strong>n(Abb. S. 34). Durch das häufigeAufsuchen <strong>de</strong>r Lecksteine wird durch Nie<strong>de</strong>rtreten <strong>de</strong>r<strong>Hei<strong>de</strong></strong>pflanzen erfolgreich eine vegetative Verjüngung initiiert.Zu<strong>de</strong>m entstehen in <strong>de</strong>r unmittelbaren Umgebung,ebenfalls durch Tritt, offene Bo<strong>de</strong>nstellen, die günstigeVoraussetzungen für eine generative Verjüngung <strong>de</strong>rBesenhei<strong>de</strong> bereitstellen (Abb. S. 34). In ähnlicher Weisekann auch bei einer notwendigen Zufütterung in <strong>de</strong>nDurchführung von ergänzen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmenauf Munitionsverdachtsflächen33


Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmenunter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung von Munitionsverdachtsflächen1. Zielstellung und „Aufbau" <strong>de</strong>s Leitfa<strong>de</strong>ns<strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahd mit Balkenmäher und BallenpresseSchaffung von offenen Bo<strong>de</strong>nstellen durch Auslegen von Minerallecksteinen<strong>Hei<strong>de</strong></strong>verjüngung auf LecksteinflächenWintermonaten durch wechseln<strong>de</strong> Futterplätze eine Lenkung<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere erreicht wer<strong>de</strong>n.Auf Flächen mit Kampfmittelbelastung, wie in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong>, ist <strong>de</strong>rzeit aus rechtlichen Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Einsatzvon kontrolliertem Feuer als Managementoption nichtmöglich. Lediglich auf Flächen ohne o<strong>de</strong>r mit schwacherMunitionsbelastung wur<strong>de</strong> diese Managementoption bisherumgesetzt (BRUNN 2009, GOLDAMMER et al. 2009). Sieerfor<strong>de</strong>rt eine umfangreiche Vorbereitung und Planung(GOLDAMMER et al. 2012), so dass diese Management -variante auf Truppenübungsplätzen bislang nur selten eingesetztwird. In einem aktuell laufen<strong>de</strong>n Pilotvorhaben imLand Bran<strong>de</strong>nburg wird <strong>de</strong>r Einsatz von kontrolliertemFeuer auf munitionsbelasteten Flächen getestet (GOLDAM-MER et al. 2012). Inwiefern dieses Verfahren auf an<strong>de</strong>reGebiete übertragbar ist, muss im Verlauf <strong>de</strong>s Projektes nochgeklärt wer<strong>de</strong>n.7.4 Vorsicht! Mögliche FallstrickeDie Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n Maßnahmen erfor<strong>de</strong>rtin je<strong>de</strong>m Fall eine umfassen<strong>de</strong> Abstimmung mit <strong>de</strong>mKampfmittelbeseitigungsdienst und <strong>de</strong>m Ordnungsamt,um vor allen weitergehen<strong>de</strong>n Planungen eine grundsätzlicheMachbarkeit sicher zu stellen. Bei <strong>de</strong>r Entbuschungsind zusätzlich vorausschauen<strong>de</strong> Abstimmungen mit <strong>de</strong>nzuständigen Forstbehör<strong>de</strong>n unumgänglich. So unterliegenauch FFH-Offenlandlebensraumtypen, für die entsprechend<strong>de</strong>r FFH-Richtlinie ein günstiger Erhaltungszustand,u.a. durch Zurückdrängung <strong>de</strong>r Verbuschung zu gewährleistenist, <strong>de</strong>n Lan<strong>de</strong>swaldgesetzen.Entsprechend <strong>de</strong>n Durchführungsbestimmungen zumLan<strong>de</strong>swaldgesetz ist in Sachsen-Anhalt <strong>de</strong>r Bestockungsgrad(> 0.4) und nicht <strong>de</strong>r Überschirmungsgrad ausschlaggebend,ob die Bestän<strong>de</strong> unter das Lan<strong>de</strong>swaldgesetz fallen.Ergebnisse aus Testläufen, bei <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Bestockungsgradin Sukzessionsbestän<strong>de</strong>n durch Kluppung ermitteltund anschließend mit <strong>de</strong>m Überschirmungsgrad in Beziehunggesetzt wur<strong>de</strong>, zeigen ten<strong>de</strong>nziell, dass ein Überschirmungsgradvon ca. 70 % einem Bestockungsgrad von ca.0.4 entspricht. Allerdings sind diese Ergebnisse noch nichtstatistisch abgesichert. Verallgemeinerbare Rückschlüssekönnen daraus nicht gezogen wer<strong>de</strong>n.Bei Entbuschungsmaßnahmen ist außer<strong>de</strong>m zu berücksichtigen,dass <strong>de</strong>r Abtransport <strong>de</strong>r Holzhackschnitzel zueiner starken Beanspruchung <strong>de</strong>r Wege führt und <strong>de</strong>mzufolgeKosten für die Instandsetzung einkalkuliert wer<strong>de</strong>nmüssen.Da Entbuschungsmaßnahmen gemäß BNatSchG nur imZeitraum von Oktober bis Februar durchgeführt wer<strong>de</strong>ndürfen, kann durch eine lang andauern<strong>de</strong> und hoheSchnee<strong>de</strong>cke die Maßnahmedurchführung stark eingeschränktwer<strong>de</strong>n. Insbeson<strong>de</strong>re wenn es zu zeitlichen Engpässenkommt, ist die Arbeit <strong>de</strong>r beauftragten Firmen regelmäßigund genau zu kontrollieren, um zu verhin<strong>de</strong>rn, dassgrößere Reisigmengen in <strong>de</strong>n wertgeben<strong>de</strong>n Offenlandlebensraumtypenauf <strong>de</strong>r Fläche verbleiben. Ebenso könnenStubben mit einer Höhe > 10 cm eine spätere <strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahddurch Schä<strong>de</strong>n am Mähbalken stark beeinträchtigen.Sofern die zur Entbuschung vorgesehenen Flächen nichtvorher nach z. B. Eisenteilen abgesucht wer<strong>de</strong>n, die alsFolge <strong>de</strong>s militärischen Übungsbetriebes noch auf <strong>de</strong>r Flächevorhan<strong>de</strong>n sind, können dadurch starke Beschädigungenam Hacker verursacht wer<strong>de</strong>n.Die Pioniergehölze Sand-Birke, Zitter-Pappel und Spätblühen<strong>de</strong>Traubenkirsche reagieren auf Entbuschung mit starkenStockaustrieben. Um eine nachhaltige Beeinträchtigung<strong>de</strong>s Erhaltungszustan<strong>de</strong>s <strong>de</strong>r FFH-relevanten Offenlandlebensraumtypenzu vermei<strong>de</strong>n, aber auch um dasSanktionsrisiko bei <strong>de</strong>r Kontrolle von Agrarumweltmaßnahmenauszuschließen, sollten im Anschluss an die Entbuschunggeeignete Nachpflegemaßnahmen eingeplantwer<strong>de</strong>n, sofern nicht gesichert ist, dass die Wei<strong>de</strong>tiere (v.a.Rin<strong>de</strong>r) die Stockausschläge, wie die <strong>de</strong>r Spätblühen<strong>de</strong>nTraubenkirsche, effektiv verbeißen.34


Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r ersteinrichten<strong>de</strong>n Maßnahmenunter beson<strong>de</strong>rer Berücksichtigung von MunitionsverdachtsflächenVor <strong>de</strong>r EntbuschungNach <strong>de</strong>r Entbuschung


8. Naturschutzfachliche Erfolgskontrolle8.1 Rahmenbedingungen und GrundlagenZiel von naturschutzfachlichen Erfolgskontrollen ist es,durch wie<strong>de</strong>rholte Erfassung und Analyse von IndikatorenVerän<strong>de</strong>rungen im Vergleich zu einem zuvor <strong>de</strong>finiertenund abgestimmten Zielzustand (vgl. Kap. 3) zu bewerten(Soll/Ist-Vergleich). Ausgehend von <strong>de</strong>n Ergebnissen <strong>de</strong>rnaturschutzfachlichen Erfolgskontrolle können die bislangdurchgeführten Managementstrategien kontinuierlich inHinblick auf <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Zielzustand optimiertbzw. modifiziert o<strong>de</strong>r durch weitere Maßnahmen ergänztwer<strong>de</strong>n.Grundlegen<strong>de</strong> Voraussetzung für naturschutzfachlicheErfolgskontrollen ist neben <strong>de</strong>r Erfassung und Auswertung<strong>de</strong>s Ausgangszustands und <strong>de</strong>r Benennung von quantifizierbarenManagementzielen ein geeignetes Probenahme<strong>de</strong>sign,welches sowohl <strong>de</strong>m angestrebten Zielzustand alsauch <strong>de</strong>n jeweiligen Managementstrategien Rechnung tragenmuss.Wenn auf großflächigen Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n explizitdynamische Prozesse zugelassen wer<strong>de</strong>n sollen, gleichzeitigaber die FFH-Lebensraumtypen in <strong>de</strong>m gemel<strong>de</strong>tenUmfang erhalten bzw. zu entwickeln sind, müssen mit <strong>de</strong>mProbenahme<strong>de</strong>sign verschie<strong>de</strong>ne räumliche Maßstabsebenenabge<strong>de</strong>ckt wer<strong>de</strong>n. So kann <strong>de</strong>r Erhalt <strong>de</strong>s Flächenumfangsan FFH-Lebensräumen nur auf Landschaftsebeneevaluiert wer<strong>de</strong>n. Gleichzeitig müssen mittels geeignetenIndikatoren die Auswirkungen <strong>de</strong>s Managements auf einerfeineren räumlichen Ebene erfasst wer<strong>de</strong>n, die aber unmittelbarEinfluss auf <strong>de</strong>n Erhaltungszustand (Habitatstrukturen)<strong>de</strong>r relevanten FFH-Lebensraumtypen nehmen. Undnicht zuletzt müssen auch Entwicklungstrends von naturschutzfachlichwertgeben<strong>de</strong>n Pflanzen- und Tierartensicher erfasst wer<strong>de</strong>n können. Für diesen Zweck eignensich v. a. Arten(gruppen), <strong>de</strong>ren ökologische Ansprücheausreichend bekannt sind, um Abundanzverän<strong>de</strong>rungenauch in Hinblick auf die Entwicklungsziele sicher interpretierenzu können.Eine pauschale und umfangreiche Erhebung von üblicherweiseerfassten Parametern o<strong>de</strong>r Artengruppen ist jedochwenig effizient und hilfreich, wenn sich darüber <strong>de</strong>r Grad<strong>de</strong>r Annäherung an die Entwicklungsziele nur schwerbewerten lässt. Beispielsweise können bei extensiverGanzjahresbeweidung in großen Gebieten (> 100 ha) ausschließlichüber Vegetationsaufnahmen Management -effekte in <strong>de</strong>n ersten Projektjahren kaum hinreichendabgebil<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, da sich Verschiebungen in <strong>de</strong>r Artenzusammensetzung<strong>de</strong>utlich langsamer vollziehen als Verän<strong>de</strong>rungenin <strong>de</strong>r Vegetationsstruktur. Weiterhin könnenausschließlich über die Erfassung von Artmächtigkeitenkeine repräsentativen Aussagen zum Erhaltungszustand<strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypen, z. B. hinsichtlich <strong>de</strong>r Habitatstruktureno<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>r Beeinträchtigungen (z.B. Verbuschung,neophytische Gehölze), abgeleitet wer<strong>de</strong>n.Um einen repräsentativen Ausschnitt <strong>de</strong>s Gebietes abzubil<strong>de</strong>n,sollten für Erfolgskontrollen möglichst große Dauerbeobachtungsflächen(Makroplots) eingerichtet wer<strong>de</strong>n,die über eine stratifizierte Zufallsauswahl ermittelt wer<strong>de</strong>n(TRAxLER 1997). Auf <strong>de</strong>n Makroplots können z. B. Vegeta -tionsstrukturparameter relativ einfach erfasst wer<strong>de</strong>n.Diese können auch für eine Bewertung <strong>de</strong>s Erhaltungszustands<strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypen nach FFH-Kartieranleitungherangezogen wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m eignen sich dieMakroplots als Eichflächen für Verän<strong>de</strong>rungsanalysen aufLandschaftsebene mittels Metho<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Fernerkundung.Aufwendiger zu erheben<strong>de</strong> Parameter, wie z.B. zur Populationsentwicklungbestimmter Zielarten o<strong>de</strong>r problematischerArten (z.B. Neophyten), müssen dagegen auf kleinerenFlächen erfasst wer<strong>de</strong>n. Zusätzliche Untersuchungenzum Stoff- und Wasserhaushalt (z. B. Pegelmessungen,Stickstoffeinträge) ermöglichen eine Ursachenanalyse beiVerän<strong>de</strong>rungen von Vegetationsmustern und Artverschiebungen.Des Weiteren ist das Probenahme<strong>de</strong>sign gezieltum Indikatoren zu ergänzen, die sich unmittelbar aus <strong>de</strong>rgewählten Managementstrategie ergeben, wie z.B. Fraß-36


Naturschutzfachliche Erfolgskontrolleund Raumnutzungsverhalten o<strong>de</strong>r Habitatpräferenzen <strong>de</strong>rWei<strong>de</strong>tiere. Und nicht zuletzt sollte das Probenahme<strong>de</strong>signso aufgebaut sein, dass auch ehrenamtlich tätige Personenintegriert wer<strong>de</strong>n können.Bereits bei <strong>de</strong>r Erfassung <strong>de</strong>s Ausgangszustands, das heißtvor Umsetzung <strong>de</strong>s Managements, muss das Untersuchungs<strong>de</strong>signfeststehen. Nur so lässt sich <strong>de</strong>r Erfolg <strong>de</strong>rManagementmaßnahmen über einen Vorher/Nachher-Vergleich bewerten. Ebenso sind Kontrollflächen (Exclosures)einzuplanen, die genauso groß sein sollten, wie dieUntersuchungsflächen <strong>de</strong>r Managementvarianten. ÜberMit/Ohne-Vergleiche lässt sich evaluieren, ob Verän<strong>de</strong>rungenauf das jeweilige Management o<strong>de</strong>r auf an<strong>de</strong>re Faktoren(z. B. Witterung, Abiotik) zurückzuführen sind (vgl.ELZINGA et al. 2001, MACCHERINI et al. 2007). Der geplanteUntersuchungsumfang ist mit <strong>de</strong>n zur Verfügung stehen<strong>de</strong>nMitteln entwe<strong>de</strong>r langfristig durchzuhalten o<strong>de</strong>r spätersinnvoll zu reduzieren. In wenig untersuchten o<strong>de</strong>r stark<strong>de</strong>gradierten Lebensräumen sollte in <strong>de</strong>n ersten Jahrenjedoch ein erhöhter Untersuchungsaufwand betriebenwer<strong>de</strong>n.jaDatenrecherche im Projektgebiet Erfolgsaussichten: ökonomische /ökologische RahmenbedingungenBewertung wesentlicherökosystemarer ProzesseZielannäherung?neinLeitbil<strong>de</strong>ntwicklung,Festlegung ManagementzieleManagementoptimierungKonzeption Untersuchungs<strong>de</strong>signErfassung Ausgangszustand auf ProbeflächenManagementumsetzungZustandserfassung, Verän<strong>de</strong>rungsanalyseManagementkonzeptionggf. Erweiterung / OptimierungUntersuchungs<strong>de</strong>signWissenszuwachsggf. Zielkonkretisierungän<strong>de</strong>rung äußerer RahmenbedingungenVorgehensweise bei <strong>de</strong>r Planung und Umsetzung naturschutzfachlicherErfolgskontrollen von Managementmaßnahmen zum Erhalt und zurEntwicklung von FFH-Offenlandlebensraumtypen in großen Projektgebieten(nach ELZINGA et al. 2001, verän<strong>de</strong>rt).37


Naturschutzfachliche ErfolgskontrolleIndikatoren und Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n fürunterschiedliche Maßstabsebenen am Beispiel<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>llprojektes in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>(<strong>de</strong>taillierte Beschreibung <strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n, s. FELINKSet al. 2012a)Räumliche MaßstabsebeneLandschaftsebeneIndikatoren– Flächenanteil und Verteilung von FFH-Lebensraumtypen(v.a. <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n, Silbergraspionierfluren)– Ausprägung <strong>de</strong>r Lebensräume und Biotope(z.B. Verbuschungsgrad, Flächenanteil <strong>de</strong>rBiotope mit hohem Offenbo<strong>de</strong>nanteil)Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n– Klassifikation anhand von CIR-Luftbil<strong>de</strong>rnsowie Satellitenbil<strong>de</strong>rn– Landschaftsdynamik, z.B. vielfältige Wald-Offenland-Übergänge– nicht über Luft- o<strong>de</strong>r Satellitenbil<strong>de</strong>r<strong>de</strong>tektierbare Lebensräume und Biotope(Basenreiche Sandrasen, Landreitgrasfluren)– FFH-Lebensraumtypen- und Biotopkartierung– Brutvogelbestand <strong>de</strong>s Offen- und Halboffen -lan<strong>de</strong>s (SPA- / Rote Liste Arten, hei<strong>de</strong>typischeArten ohne Schutz- o<strong>de</strong>r Gefährdungsstaus)– Revierkartierungen im gesamten Offen- undHalboffenlandEbene <strong>de</strong>r FFH-LebensraumundBiotoptypen– Parameter zur Vegetationsstruktur:Verbuschungsgrad, Anteil <strong>de</strong>r Entwicklungs -stadien <strong>de</strong>s <strong>Hei<strong>de</strong></strong>krauts (Pionier-, Aufbau-,Optimal- und Zerfallsphase), Vergrasungszeiger(z.B. Land-Reitgras), offener Bo<strong>de</strong>nstellen,Brache-/Ru<strong>de</strong>ralzeiger (z.B. Rainfarn),Anteil sowie mittlere Höhe <strong>de</strong>r Streu<strong>de</strong>cke,Verhältnis von Gräsern und Kräutern– Erfassung auf 100 m x 100 mgroßen Makroplots– naturschutzfachlich wertgeben<strong>de</strong> Pflanzen -arten (FFH-LRT- sowie Rote-Liste-Arten,nach BArtSchV geschützte Arten)– Frequenz-Erfassungen auf 100 m x 100 mgroßen Makroplots– Gesamtartenspektrum, Artenzahl– Kartierungen im gesamten Offen- und Halb -offenland, Gesamtartenliste Makroplots– Artmächtigkeiten <strong>de</strong>r Pflanzenarten in <strong>de</strong>nLebensraumtypen’– Vegetationsaufnahmen auf 25 m 2 -Flächen,Londo-Skala– Bo<strong>de</strong>nparameter (pH-Wert, Nährstoffhaushalt)– Mischproben auf 25 m 2 -Flächen– Futterwert-Untersuchungen nach Ween<strong>de</strong>r– Probenahme auf je 8 Teilflächen pro MakroplotEbene Arten/Artengruppen– Entwicklung <strong>de</strong>r Spätblühen<strong>de</strong>n Traubenkirsche(Prunus serotina)– Individuenbezogene Untersuchungenzum Gehölzverbiss– Tagfalter/Wid<strong>de</strong>rchen: Vorkommen und Häufigkeitenausgewählter Indikatorarten sowie naturschutzfachlichwertgeben<strong>de</strong>r Arten– Erfassungen entlang von Transektenauf <strong>de</strong>n MakroplotsWarzenbeißer– Heuschreckenfauna: Vorkommen und Häufigkeitenausgewählter Indikatorarten sowie naturschutzfachlichwertgeben<strong>de</strong>r Arten– Erfassung auf 5 x 5 m Teilflächen<strong>de</strong>r Makroplots (offene Quadratmetho<strong>de</strong>)38


Naturschutzfachliche Erfolgskontrolle8.2 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>Die Erfolgskontrolle in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> ordnetsich in <strong>de</strong>n in Abb. S. 37 dargestellten theoretischen Rahmenein und basiert auf einer Kombination aus einer Vorher/Nachher-Analyse,Soll/Ist- und Mit/Ohne-Vergleichenauf verschie<strong>de</strong>nen räumlichen Maßstabsebenen. MittelsVerän<strong>de</strong>rungsanalysen wird überprüft, inwieweit das etablierteWei<strong>de</strong>management einschließlich ersteinrichten<strong>de</strong>rund ergänzen<strong>de</strong>r Maßnahmen zum Erreichen <strong>de</strong>s angestrebtenEntwicklungszustan<strong>de</strong>s beiträgt. Eine Übersichtüber die in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> gewählten räum -lichen Maßstabsebenen, Indikatoren und Untersuchungsmetho<strong>de</strong>nsind in <strong>de</strong>r Tabelle auf Seite 38 zusammengefasst.Ein wichtiger Baustein auf <strong>de</strong>r Ebene <strong>de</strong>r Lebensraumtypenund Biotope sind 100 m x 100 m große Makroplots, die aufGrundlage <strong>de</strong>r aktuellen FFH- und Biotoptypenkartierung(Kap. 2.2) über stratifizierte Zufallsauswahl für je<strong>de</strong>n vorkommen<strong>de</strong>nErhaltungszustand <strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypenin vierfacher Wie<strong>de</strong>rholung ausgewählt wur<strong>de</strong>n,sofern genügend Fläche im Gebiet zur Verfügung stand(Abb. S. 10, Tab. S. 40). Dabei wur<strong>de</strong>n auch Flächen mit Entwicklungspotenzialzu FFH-LRT (Entwicklungsflächen)sowie Pflanzengesellschaften ohne FFH-Status (z.B. Landreitgrasfluren)einbezogen, da diese sich durch dasManagement in FFH-LRT entwickeln können. Für alleZustandsstufen <strong>de</strong>r FFH-Lebensraumtypen sowie für Biotoptypenwur<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m 100 x 100 m große Makroplotsin möglichst zweifacher Wie<strong>de</strong>rholung als Kontrollflächenausgezäunt. Aus Praktikabilitätsgrün<strong>de</strong>n befin<strong>de</strong>nsich die Kontrollflächen überwiegend in <strong>de</strong>n Randbereichen<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche (Stromversorgung <strong>de</strong>r Zäune).Höhere Wie<strong>de</strong>rholungszahlen sind aus wirtschaftlichenGrün<strong>de</strong>n (Reduzierung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rfläche) sowie aufgrund<strong>de</strong>s Verschlechterungs verbotes nicht möglich. Von <strong>de</strong>n insgesamt53 Makroplots liegen 38 innerhalb <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche,bei 15 Makroplots han<strong>de</strong>lt es sich um ausgezäunte Kontrollflächen.Insgesamt sind auf <strong>de</strong>r ca. 770 ha großenWei<strong>de</strong>fläche somit ca. 5 % <strong>de</strong>r Gesamtfläche durch dienaturschutzfachliche Erfolgskontrolle abge<strong>de</strong>ckt.Da die Kontrollflächen in erster Linie <strong>de</strong>r Evaluierung <strong>de</strong>sWei<strong>de</strong>managements dienen, wur<strong>de</strong>n die Entbuschungsmaßnahmen(Kap. 7.1) auch auf <strong>de</strong>n Kontrollflächen durchgeführt,um zu verhin<strong>de</strong>rn dass sich durch voranschreiten<strong>de</strong>Gehölzsukzession und <strong>de</strong>r damit einhergehen<strong>de</strong>nBeschattungen ein verän<strong>de</strong>rtes Kleinklima herausbil<strong>de</strong>tund zu einem völlig an<strong>de</strong>ren System führt.Auf <strong>de</strong>n Makroplots können mit einem Aufwand von ca. 2Stun<strong>de</strong>n einfache Strukturparameter (s. Tab. S. 38) erfasstwer<strong>de</strong>n. Zur Analyse von Verän<strong>de</strong>rungen im Arteninventarwer<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m die Frequenzen für ausgewählte naturschutzfachlichwertgeben<strong>de</strong> Arten erhoben. Diese Frequenzerfassungist jedoch vergleichsweise aufwendig und<strong>de</strong>shalb vor allem in Gebieten mit beson<strong>de</strong>rs vielen Zielartensinnvoll. Für artenärmere Gebiete o<strong>de</strong>r bei geringemfinanziellem Budget sind einfache Artenlisten, gegebenenfallsmit einfacher Häufigkeitsangabe je Makroplot, zuempfehlen. Um langfristige Verschiebungen in <strong>de</strong>n Artmächtigkeiten<strong>de</strong>r Pflanzenarten zu <strong>de</strong>tektieren, wer<strong>de</strong>nim Zentrum <strong>de</strong>r Makroplots Vegetationsaufnahmen auf5 x 5 m großen Flächen durchgeführt.Mit <strong>de</strong>n Vogelarten <strong>de</strong>s Offen- und Halboffenlan<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>nTagfaltern/Wid<strong>de</strong>rchen sowie <strong>de</strong>n Heuschrecken wur<strong>de</strong>nTiergruppen ausgewählt, die eine gute Indikatorfunktionfür die qualitative Ausprägung von <strong>Hei<strong>de</strong></strong>- und Magerrasenökosystemenbesitzen, sich mit vertretbarem Aufwan<strong>de</strong>rfassen lassen und gleichzeitig auch verschie<strong>de</strong>ne räumlicheMaßstabsebenen ab<strong>de</strong>cken.Diese Parameter wer<strong>de</strong>n ergänzt durch Untersuchungendie speziell auf das Wei<strong>de</strong>management Bezug nehmen,wie z.B. Raumnutzung, Habitatwahl und Fraßverhalten <strong>de</strong>rWei<strong>de</strong>tiere (u.a. Anteil gefressener Gräser, Kräuter, Gehölzeund <strong>Hei<strong>de</strong></strong>kraut) sowie Futterwertuntersuchungen nachWeen<strong>de</strong>r für die Lebensraum- und Biotoptypen.Auslesen <strong>de</strong>r GPS-Halsbanddaten zur Analyse <strong>de</strong>r Raumnutzung und<strong>de</strong>r Habitatpräferenzen <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiereDirekte Tierbeobachtung zum Fraßverhalten <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiereEntnahme von Futterproben zur Analyse <strong>de</strong>r Futterqualität39


Naturschutzfachliche ErfolgskontrolleZustandsstufe B C E SummeBewei<strong>de</strong>te MakroplotsTrockene europäische <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n (FFH-LRT 4030) - 9 1 10Basenreiche Sandrasen (FFH-LRT 6120*) 4 4 1 9Mosaike (FFH-LRT 4030 und 6120*) 4 1 3 8Silbergraspionierfluren (FFH-LRT 2330) 4 - - 4Landreitgrasfluren 7Summe 38Unbewei<strong>de</strong>te MakroplotsTrockene europäische <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n (FFH-LRT 4030) - 3 1 4Basenreiche Sandrasen (FFH-LRT 6120*) 2 2 1 5Mosaike (FFH-LRT 4030 und 6120*) 2 - 1 3Silbergraspionierfluren (FFH-LRT 2330) 1 - - 1Landreitgrasfluren 2Summe 15<strong>Hei<strong>de</strong></strong>fläche im zweiten Jahr nach MahdAnzahl <strong>de</strong>r Dauerbeobachtungsflächen (Makroplots) je Lebensraumtyp und Zustandsstufe. „E“ = Flächen mit Entwicklungspotenzialzu einem FFH-Lebensraumtyp. Bei <strong>de</strong>n Landreitgrasfluren erfolgte keine Differenzierung in ZustandsstufenWei<strong>de</strong>tierpfa<strong>de</strong>Nach einem ersten Durchlauf <strong>de</strong>r Maßnahmen erfolgt mittelseiner Verän<strong>de</strong>rungsanalyse eine Auswertung <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungengegenüber <strong>de</strong>m Ausgangszustand sowie inHinblick auf <strong>de</strong>n angestrebten Zielzustand. Da je<strong>de</strong> Variante,mit Ausnahme <strong>de</strong>r nur kleinflächig im Projektgebietvorkommen<strong>de</strong>n Silbergraspionierfluren, mit einer ausreichen<strong>de</strong>nAnzahl an Wie<strong>de</strong>rholungen dokumentiert wur<strong>de</strong>,können die ermittelten Trends auch statistisch abgesichertwer<strong>de</strong>n.Bereits nach zwei Jahren extensiver Beweidung mit Heckrin<strong>de</strong>rnund Konikpfer<strong>de</strong>n zeigen Vorher/Nachher- sowieMit/Ohne-Vergleiche, dass das gewählte Managementgrundsätzlich geeignet ist, lebensraumtypische Habitatstrukturenin <strong>de</strong>n stark <strong>de</strong>gradierten sandgeprägten FFH-Lebensräumen wie<strong>de</strong>rherzustellen und <strong>de</strong>n Grad <strong>de</strong>rBeeinträchtigungen <strong>de</strong>utlich zu reduzieren. Soll/Ist-Vergleichelassen zu<strong>de</strong>m bei allen Lebensraumtypen, mit Ausnahme<strong>de</strong>r <strong>Hei<strong>de</strong></strong>n, eine <strong>de</strong>utliche Annäherung an die formuliertenEntwicklungsziele erkennen. Durch <strong>de</strong>n Tritt <strong>de</strong>rWei<strong>de</strong>tiere konnte <strong>de</strong>r Anteil offener Bo<strong>de</strong>nstellen <strong>de</strong>utlicherhöht wer<strong>de</strong>n. Für die Basenreichen Sandrasen (6120*),die Sandrasen-<strong>Hei<strong>de</strong></strong>-Mosaike (6120*/4030) sowie dieLandreitgrasfluren ist für diesen Parameter bereits nachzwei Jahren ein signifikanter Effekt nachzuweisen. Dietypisch lückigen Strukturen <strong>de</strong>r Silbergrasfluren auf <strong>de</strong>nDünenstandorten (2330) konnten durch das Wälzen <strong>de</strong>rPfer<strong>de</strong>, aber auch durch <strong>de</strong>n Tritt bei<strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tierartenwie<strong>de</strong>rhergestellt wer<strong>de</strong>n. Der Anteil offener Bo<strong>de</strong>nstellenstieg für diesen Lebensraumtyp von 8 bis 30 % auf 20 bis45 %. Nach zwei Jahren Beweidung wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m diedurch Land-Reitgras (Calamagrostis epigejos) verursachteVergrasung sowie die damit einhergehen<strong>de</strong>n mächtigenStreuauflagen in <strong>de</strong>n Basenreichen Sandrasen und <strong>de</strong>n40


Naturschutzfachliche ErfolgskontrolleLandreitgrasfluren signifikant reduziert. Eine Reduzierung<strong>de</strong>r Ru<strong>de</strong>ralzeiger war insbeson<strong>de</strong>re für die Landreitgrasfluren,die Sandrasen <strong>de</strong>r Zustandsstufe B sowie für dieSandrasen-<strong>Hei<strong>de</strong></strong>-Mosaike festzustellen.Durch die Wie<strong>de</strong>rherstellung lückiger Vegetationsstrukturenwar bereits nach zwei Jahren eine starke Ausbreitunglichtbedürftiger, konkurrenzschwacher und zugleich naturschutzfachlichwertgeben<strong>de</strong>r Arten wie z. B. Natternzungenfarne(Botrychium lunaria, B. matricariifolium, Ophioglossumvulgatum), Liegen<strong>de</strong>s Johanniskraut (Hypericum humifusum)o<strong>de</strong>r einjährige Arten wie Haferschmielen-Arten(Aira caryophyllea, A. praecox) o<strong>de</strong>r Bauernsenf (Teesdalianudiacaulis) zu beobachten. Diese Arten konnten sichbeson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n neu entstan<strong>de</strong>nen Trittsiegeln und Tierpfa<strong>de</strong>netablieren. In <strong>de</strong>n relativ artenarmen Landreitgrasflurenkonnte im zweiten Jahr <strong>de</strong>r Beweidung bereits eineErhöhung <strong>de</strong>r Artenzahlen von durchschnittlich 16 Artenauf 27 Arten / 25 m² festgestellt wer<strong>de</strong>n. Zu<strong>de</strong>m waren dieSandrasen <strong>de</strong>utlich kräuter- und blütenreicher. Bemerkenswertist die individuenstarke Neuetablierung von Silbergras(Corynephorus canescens) in <strong>de</strong>n neu entstan<strong>de</strong>nenOffenbo<strong>de</strong>nbereichen. Ein Erhalt <strong>de</strong>r Silbergraspionier -fluren über extensive Beweidung ohne ergänzen<strong>de</strong> Maßnahmenerscheint somit bereits jetzt langfristig realistisch.Ein wesentlicher Vorteil <strong>de</strong>r Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> ist die„Landschaftspflegeleistung“ <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere im Winter. Beilängeren und höheren Schneelagen verbeißen insbeson<strong>de</strong>reRin<strong>de</strong>r die Pflanzenteile, die aus <strong>de</strong>m Schnee herausragen,wie z.B. überständige Gräser, Gehölze und Besenhei<strong>de</strong>.Pfer<strong>de</strong> hingegen verschaffen sich durch Scharrenauch Zugang zu Futterquellen unter <strong>de</strong>r Schnee<strong>de</strong>cke undtragen auf diese Weise nachhaltig zu einer Reduzierung <strong>de</strong>rStreuschicht bei. Bei<strong>de</strong> Tierarten präferieren zu<strong>de</strong>m ganzjährigstärker vergraste Vegetationsbestän<strong>de</strong> und tragensomit zu einer raschen Verbesserung <strong>de</strong>s Erhaltungszustan<strong>de</strong>sbei.Die Stockaustriebe <strong>de</strong>r vor Wei<strong>de</strong>beginn entkusseltenSpätblühen<strong>de</strong>n Traubenkirsche wer<strong>de</strong>n durch die Heckrin<strong>de</strong>reffektiv verbissen (Abb. S. 42). Nach drei Beweidungsjahrenist eine <strong>de</strong>utliche Reduzierung <strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>raustreiben<strong>de</strong>nTriebe zu verzeichnen. Damit wird die Spätblühen<strong>de</strong>Traubenkirsche zwar nicht kurzfristig vollständigvon <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche verdrängt, aber sie wird am Fruchtenund somit an einer weiteren Ausbreitung gehin<strong>de</strong>rt.Zeichnet sich eine Zielannäherung ab, können die aktuellenManagementmaßnahmen beibehalten wer<strong>de</strong>n und dienächste Wie<strong>de</strong>rholungserfassung kann zunächst in einem3-Jahreszyklus, später nach 6 Jahren durchgeführt wer<strong>de</strong>n.Des Weiteren können die im Verlauf <strong>de</strong>r Erfassungen undAuswertungen gewonnenen Erkenntnisse dazu beitragen,die anfänglich beschriebenen ökosystemaren Prozesse (s.Abb. S. 37) zu justieren bzw. anzupassen (z.B. in Hinblickauf Sukzessionsgeschwindigkeit, Wie<strong>de</strong>reinwan<strong>de</strong>rn vonArten in offene Bo<strong>de</strong>nstellen, Reaktion von verschie<strong>de</strong>nenArten auf Beweidung, Konkurrenzmechanismen zwischenverschie<strong>de</strong>nen Arten, Verjüngungspotenzial von Besenhei<strong>de</strong>usw.). Auf dieser Basis kann, falls erfor<strong>de</strong>rlich, eineZielkonkretisierung erfolgen.Ergibt sich jedoch aus <strong>de</strong>r Verän<strong>de</strong>rungsanalyse, dass mit<strong>de</strong>n gegenwärtigen Managementstrategien keine bzw.keine ausreichen<strong>de</strong> Zielannäherung gewährleistet wer<strong>de</strong>nkann, ist eine Managementoptimierung erfor<strong>de</strong>rlich (Kap.7). Dies kann einerseits be<strong>de</strong>uten, dass ergänzen<strong>de</strong> Maßnahmenerfor<strong>de</strong>rlich sind, wie z.B. im Fall <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong><strong>Hei<strong>de</strong></strong> eine Entbuschung o<strong>de</strong>r kleinflächige <strong>Hei<strong>de</strong></strong>mahd.An<strong>de</strong>rerseits kann es sich dabei aber auch um eineModifizierung <strong>de</strong>r bislang umgesetzten Maßnahmen han<strong>de</strong>ln,wie z.B. Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Besatzstärke o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Verhältnissesvon Rin<strong>de</strong>rn zu Pfer<strong>de</strong>n. Die Erfolgskontrollemuss dann in einem kürzeren Intervall erfolgen.Verbiss <strong>de</strong>r Besenhei<strong>de</strong> durch Rin<strong>de</strong>rReduzierung <strong>de</strong>r Streuauflage und Zurückdrängung von Land-Reitgras41


Naturschutzfachliche ErfolgskontrolleVerbiss <strong>de</strong>r Spätblühen<strong>de</strong>n Traubenkirsche auf <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächeHöhenzuwachs <strong>de</strong>r Spätblühen<strong>de</strong>n Traubenkirscheauf ausgezäunten Kontrollflächen in einem JahrVon <strong>de</strong>n Maßnahmen profitieren konkurrenzschwache Pflanzenartenwie z. B. Ästiger Mondrautenfarn (oben) o<strong>de</strong>r Deutscher Ginster (unten)8.3 Vorsicht! Mögliche FallstrickeNaturschutzfachliche Erfolgskontrollen befin<strong>de</strong>n sichimmer im Spannungsfeld ein Probenahme<strong>de</strong>sign zu entwickelnund zu etablieren, was einerseits alle relevantenProzesse und Muster auf unterschiedlichen räumlichenMaßstabsebenen mit <strong>de</strong>r notwendigen Detailliertheitabbil<strong>de</strong>t, welches aber an<strong>de</strong>rerseits auch finanziell undpersonell tragfähig sein muss. Nach einer ersten Verän<strong>de</strong>rungsanalysesind <strong>de</strong>shalb die einbezogenen Indikatorenauf ihre Eignung zu überprüfen. Sofern sie redundanteInformationen liefern, können sie evtl. gestrichen wer<strong>de</strong>n.Ebenso kann es erfor<strong>de</strong>rlich sein, an<strong>de</strong>re Indikatoren aufzunehmen.In diesem Sinn entspricht eine naturschutzfachlicheErfolgskontrolle keinem einfachen Kreislauf, son<strong>de</strong>rneiner Spirale, in <strong>de</strong>r kontinuierlich eine Optimierungangestrebt wird. In entsprechen<strong>de</strong>r Weise ist das Erfassungsintervallanzupassen.Naturschutzfachliche Erfolgskontrollen sind vor allem dannsinnvoll, wenn sie über einen langen Zeitraum durchgeführtund ausgewertet wer<strong>de</strong>n können. Dies trifft umsomehr zu, wenn sie begleitend zu Maßnahmen durchgeführtwer<strong>de</strong>n, die nur langsam zu einer Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>sErhaltungszustan<strong>de</strong>s führen. Die finanzielle Absicherungvon langfristigen naturschutzfachlichen Erfolgskontrollenist aktuell jedoch nur selten gegeben. In einigen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rnist aber durch die För<strong>de</strong>rung von entsprechen<strong>de</strong>nNaturschutzprojekten über die ELER-Verordnung (Artikel57) prinzipiell die Möglichkeit gegeben, wenn <strong>de</strong>r Bezugzu <strong>de</strong>m Netzwerk Natura 2000 hergestellt wer<strong>de</strong>n kann.Zur personellen Absicherung <strong>de</strong>r Erfolgskontrollen könnenauch ehrenamtlich tätige Personen eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.In diesem Fall ist jedoch eine Projektleitung erfor<strong>de</strong>rlich,die einerseits darauf achtet, dass die Erfassungen in <strong>de</strong>merfor<strong>de</strong>rlichen Umfang und mit <strong>de</strong>r notwendigen Qualitätdurchgeführt wer<strong>de</strong>n und die an<strong>de</strong>rerseits auch die einzelnenErgebnisse zusammenfasst und eine Verän<strong>de</strong>rungsanalysedurchführt.42


9. Öffentlichkeitsarbeit – Information und Einbeziehung <strong>de</strong>r Bevölkerung9.1 AnfangsphaseWenn nach Prüfung <strong>de</strong>r wesentlichen Rahmenbedingungendie grundsätzliche Machbarkeit einer extensiven Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>bestätigt ist, muss eine umfassen<strong>de</strong> undfachlich fundierte Information <strong>de</strong>r lokalen Bevölkerungerfolgen. Insbeson<strong>de</strong>re auf ehemaligen militärischenÜbungsflächen sollte die Öffentlichkeitsarbeit darauf ausgerichtetsein, zu vermitteln, dass es durch die geplantenMaßnahmen nicht zu einer weiteren Einschränkung <strong>de</strong>rBetretbarkeit bzw. Erlebbarkeit <strong>de</strong>s Gebietes kommt. Essollten <strong>de</strong>shalb die Grün<strong>de</strong> nachvollziehbar erläutert wer<strong>de</strong>n,warum ein entsprechen<strong>de</strong>s Projekt in Erwägung gezogenwird. Ebenso können die positiven Aspekte für dieRegion herausarbeitet wer<strong>de</strong>n. So kann sich aus <strong>de</strong>r extensivenWei<strong>de</strong> ein attraktives Ziel für Naherholung o<strong>de</strong>rNaturerleben entwickeln, sofern dies mit <strong>de</strong>r Munitionsbelastungkonform geht. Auch die Möglichkeit zum Kauf vonhochwertigen Produkten aus <strong>de</strong>r Landschaftspflege (z.B.Fleisch- und Wurstwaren, Honig) kann dargestellt wer<strong>de</strong>n.Um Konflikte zu reduzieren, ist zu recherchieren, in welchemUmfang sich die Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>, einschließlichergänzen<strong>de</strong>r Maßnahmen, auf bereits im Gebiet stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>o<strong>de</strong>r tradierte (auch nicht legale) Nutzungen auswirkenkönnte. Ein offensichtliches Beispiel sind notwendigeZäunungen, die Wegeverbindungen unterbrechen.Des Weiteren können jagdliche Interessen o<strong>de</strong>r Interessenvon Eigentümern angrenzen<strong>de</strong>r Flächen durch die neuenNutzungsformen beeinträchtigt wer<strong>de</strong>n.Unmittelbar nach Einrichtung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche bietet eineerste geführte Exkursion in das Projektgebiet die Gelegenheit,dass insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r Bewirtschafter Fragen <strong>de</strong>rBevölkerung zum Her<strong>de</strong>nmanagement beantwortet undweitere Informationen zu <strong>de</strong>n Tieren gibt. Die erste Projektphasesollte auch genutzt wer<strong>de</strong>n, tragfähige Kontakte zurlokalen Presse aufzubauen, um die Grundlage für einesachliche Berichterstattung zu legen.9.2 Projektbegleiten<strong>de</strong> ÖffentlichkeitsarbeitWährend <strong>de</strong>r Projektlaufzeit sollte <strong>de</strong>r Kontakt zu <strong>de</strong>n Bürgerinnenund Bürgern gehalten wer<strong>de</strong>n. Dazu kann inregelmäßigen Abstän<strong>de</strong>n über Neuigkeiten, wie z. B.Geburt von Fohlen o<strong>de</strong>r Kälbern, Erweiterung <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>flächeo<strong>de</strong>r auch die Durchführung von ergänzen<strong>de</strong>n Maßnahmenmittels Exkursionen o<strong>de</strong>r Zeitungsberichten informiertwer<strong>de</strong>n.Sofern ersteinrichten<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r ergänzen<strong>de</strong> Maßnahmengeplant sind, die sowohl <strong>de</strong>n Einsatz von Technik auf Flächenerfor<strong>de</strong>rn, die für die Bevölkerung wegen <strong>de</strong>r Munitionsbelastungnicht zugänglich sind, o<strong>de</strong>r die größereAuswirkungen auf das Landschaftsbild haben, wie z.B. Entbuschung,können die Informationsveranstaltungen imVorfeld genutzt wer<strong>de</strong>n, um diese Maßnahmen zu erklärenund <strong>de</strong>n Bezug zu <strong>de</strong>n übergeordneten Entwicklungs -zielen herzustellen.Häufig leben in <strong>de</strong>r Umgebung <strong>de</strong>s Projektgebietes engagierteBürgerinnen o<strong>de</strong>r Bürger, die z.B. ehrenamtlich alsNatur- o<strong>de</strong>r Wan<strong>de</strong>rführer, als Naturschutzhelfer o<strong>de</strong>r auchin <strong>de</strong>r Kommunalpolitik aktiv sind. Hier fin<strong>de</strong>t sich schnellein Anknüpfungspunkt, um die regionalen Gruppen bei<strong>de</strong>r Durchführung von eigenen Exkursionen in das Gebietzu unterstützen o<strong>de</strong>r um Informationsangebote gemeinsamzu gestalten. Ebenso können über diese Personenauch konkrete Informationen weitergeleitet wer<strong>de</strong>n.Alle Angebote für Umweltbildung, Naturerfahrung o<strong>de</strong>rallgemeine Öffentlichkeitsarbeit müssen natürlich immerunter <strong>de</strong>r Berücksichtigung <strong>de</strong>r Munitionsbelastung konzipiertwer<strong>de</strong>n.44


Öffentlichkeitsarbeit – Information und Einbeziehung <strong>de</strong>r Bevölkerung9.3 Umweltbildung / NaturerfahrungDa Robustrassen häufig „Sympathieträger“ in <strong>de</strong>r Landschaftsind und von <strong>de</strong>r Bevölkerung eher zur Offenhaltungvon naturschutzfachlich relevanten Lebensraumtypenakzeptiert wer<strong>de</strong>n, als z.B. Entbuschung o<strong>de</strong>r Brand, eignensich Ganzjahresstandwei<strong>de</strong>n in beson<strong>de</strong>rer Weise, umunterschiedliche Zielgruppen an die Notwendigkeit o<strong>de</strong>rdie Zielstellungen in munitionsbelasteten Natura 2000-Gebieten o<strong>de</strong>r Nationalen Naturerbeflächen heranzuführen(KONOLD et al. 2004).Um <strong>de</strong>n interessierten Personen einen Zugang zu <strong>de</strong>mGebiet zu ermöglichen, können gemeinsam mit <strong>de</strong>nzuständigen Behör<strong>de</strong>n Wegeverbindungen abgestimmtund festgelegt wer<strong>de</strong>n. Damit soll einerseits eine Erlebbarkeit<strong>de</strong>r Landschaft, <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>tiere o<strong>de</strong>r auch beson<strong>de</strong>renPflanzen und Tieren ermöglicht wer<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits müssendiese Wegeverbindungen so gewählt wer<strong>de</strong>n, dasssensible Bereiche ungestört bleiben. Sofern eine grundsätzlicheAkzeptanz <strong>de</strong>r Ganzjahresstandwei<strong>de</strong> gegebenist, können auch Wei<strong>de</strong>zäune <strong>de</strong>r Besucherlenkung dienen.Um <strong>de</strong>n Aufwand für Zaunbau und -instandhaltung zureduzieren, ist auch zu prüfen, ob die Möglichkeit besteht,Teilstrecken unmittelbar über die Wei<strong>de</strong> verlaufen zu lassen.Da in <strong>de</strong>r Regel auch die Wege als Munitionsverdachts -flächen eingestuft sind, kann geprüft wer<strong>de</strong>n, ob die ab -gestimmten Wegeverbindungen sondiert und beräumtwer<strong>de</strong>n können. Diese Wege können anschließend für dieÖffentlichkeit als Wan<strong>de</strong>rwege freigegeben wer<strong>de</strong>n.Erfahrungsaustausch – Vor Ort und auf TagungenVermittlung von Artenkenntnis und ökologischen Zusammenhängenauf geführten Wan<strong>de</strong>rungen45


Öffentlichkeitsarbeit – Information und Einbeziehung <strong>de</strong>r BevölkerungLehrpfad in <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>EingangstafelnInformationstafelnÖffentlicher Wan<strong>de</strong>r-/Radweg(entmunitioniert)Weitere öffentliche Wan<strong>de</strong>r-/RadwegeNicht öffentlicher Weg(nicht entmunitioniert)Wei<strong>de</strong>landschaft (ca. 770 ha)Nationales Naturerbe9.4 Mo<strong>de</strong>llbeispiel <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>In <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong> wur<strong>de</strong> die Bevölkerung vonBeginn an über das Projekt informiert und soweit wie möglicheinbezogen. Dazu wur<strong>de</strong> zunächst Kontakt zu je<strong>de</strong>mBürgermeister in <strong>de</strong>n Anliegergemein<strong>de</strong>n aufgenommenund in einem persönlichen Gespräch wur<strong>de</strong>n die relevantenInformationen vermittelt. Dabei hat es sich als vorteilhafterwiesen, dass an diesem Termin nicht nur die Projektleiteranwesend waren, son<strong>de</strong>rn auch ein Vertreter <strong>de</strong>sEigentümers, <strong>de</strong>s Ordnungsamtes und <strong>de</strong>s Biosphären -reservates „Mittelelbe“. Anschließend erfolgte eine ausführlicheProjektvorstellung mit anschließen<strong>de</strong>r Diskussion infast je<strong>de</strong>r Kommune.Im weiteren Verlauf wur<strong>de</strong>n auf geführten Exkursionen dieAuswirkungen <strong>de</strong>r extensiven Beweidung auf die Naturraumausstattungerläutert o<strong>de</strong>r es wur<strong>de</strong> ein Einblick in dieVorgehensweise <strong>de</strong>r naturschutzfachlichen Erfolgskontrollevermittelt. Im Winterhalbjahr wur<strong>de</strong>n mittels Vorträgenauch komplexere Sachverhalte, wie z.B. die Ergebnisse<strong>de</strong>r wissenschaftlichen Begleituntersuchungen anschaulichaufbereitet und auf diese Weise ein Beitrag zum Verständnisund zur Akzeptanz für die Durchführung <strong>de</strong>rManagementmaßnahmen geleistet. Ebenso wur<strong>de</strong>n beidiesen Gelegenheiten Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>s Her<strong>de</strong>nmanagements,z. B. „Bluten“, Ohrmarkensetzen o<strong>de</strong>r die beimSchlachten einzuhalten<strong>de</strong>n Auflagen, erklärt sowie allgemeinereInformationen über Naturschutzstrategien,Inhalte <strong>de</strong>r Natura 2000-Richtlinie o<strong>de</strong>r die Be<strong>de</strong>utung vonNationalen Naturerbeflächen vermittelt. Zu<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>nmittels einer Vi<strong>de</strong>odokumentation (KLIMMER 2011) <strong>de</strong>r breitenÖffentlichkeit Einblicke in das Her<strong>de</strong>nmanagemento<strong>de</strong>r die naturschutzfachliche Erfolgskontrolle ermöglicht.Um <strong>de</strong>n Bürgerinnen und Bürgern <strong>de</strong>r angrenzen<strong>de</strong>n Ortschaftenauch langfristig einen Zugang zu <strong>de</strong>m Projektgebietzu ermöglichen, wur<strong>de</strong> ein Wegekonzept mit <strong>de</strong>nNaturschutzbehör<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>m Ordnungsamt, <strong>de</strong>m Flächeneigentümerund <strong>de</strong>n Kommunen abgestimmt. Im Ergebnis46


Öffentlichkeitsarbeit – Information und Einbeziehung <strong>de</strong>r Bevölkerungdieser Abstimmungen erklärten sich die DBU NaturerbeGmbH als Flächeneigentümerin und die angrenzen<strong>de</strong>nKommunen bereit, die Kosten für die Munitionsberäumungzu übernehmen. Im Fall <strong>de</strong>r <strong>Oranienbaumer</strong> <strong>Hei<strong>de</strong></strong>wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>m Kampfmittelbeseitigungsdienst abgestimmt,dass auf Abschnitten ohne wegbegleiten<strong>de</strong> Zäunungbei<strong>de</strong>rseits <strong>de</strong>r Wege ein jeweils 4 Meter breiterStreifen sondiert und beräumt wird. Für eine verlässlicheKostenschätzung <strong>de</strong>r Munitionsberäumung wur<strong>de</strong> zu -nächst eine Probesondierung durchgeführt.Entlang <strong>de</strong>r beräumten Wege wur<strong>de</strong> ein Lehrpfad errichtet,<strong>de</strong>r über Landschaft, Pflanzen, Tiere, Managementmaßnahmenund die wissenschaftliche Begleitung informiert. Dieregionale Vermarktung <strong>de</strong>r hochwertigen Fleischprodukteerfolgte in Kooperation zwischen <strong>de</strong>m Bewirtschafter und<strong>de</strong>m örtlichen Landschaftspflegeverein.9.5 Vorsicht! Mögliche FallstrickeDie erste Information <strong>de</strong>r Bevölkerung über das Projektsollte in je<strong>de</strong>m Fall aus erster Hand und nicht ausschließlichüber die Presse erfolgen. Zum einen können in einem Presseartikeldie relevanten Information nicht mit <strong>de</strong>r Ausführlichkeitdargestellt wer<strong>de</strong>n, wie es die komplexe Thematikerfor<strong>de</strong>rt und zum an<strong>de</strong>ren entsteht auf diese Weiseunweigerlich <strong>de</strong>r Eindruck, dass die Planung und Umsetzungohne die Einbeziehung <strong>de</strong>r lokalen Bevölkerungerfolgt.Da das Betreten von munitionsbelasteten Gebieten für dieBevölkerung nicht bzw. nur mit Ausnahmegenehmigungenmöglich ist, die Bewirtschafter und die weiteren Projektbearbeiteraber über entsprechen<strong>de</strong> Genehmigungenverfügen und eine Haftungsverzichtserklärung unterzeichnethaben und sich häufig auf <strong>de</strong>r Fläche aufhalten, könnenöffentliche Informationsveranstaltungen o<strong>de</strong>rgeführte Exkursionen rasch durch die Thematik „Betretungsverbot“dominiert wer<strong>de</strong>n. Um in diesem Fall wi<strong>de</strong>rsprüchlicheAussagen zu vermei<strong>de</strong>n, sollten durch die Projektleitungdie Antworten auf die entsprechen<strong>de</strong>n Fragenim Vorfeld mit <strong>de</strong>n Behör<strong>de</strong>n (Kampfmittelbeseitigungsdienst,Ordnungsamt) und <strong>de</strong>m Eigentümer abgestimmtwer<strong>de</strong>n. Es wird aber wahrscheinlich kaum zu vermei<strong>de</strong>nsein, dass die Projektleitung auch langfristig <strong>de</strong>m Druckausgesetzt ist, eine für alle tragbare Lösung in Hinblick aufeine – zumin<strong>de</strong>st eingeschränkte Betretbarkeit – zu erarbeitenund auch in einem absehbaren Zeitraum umzusetzen.Falls eine Munitionssondierung als Grundlage für eine verlässlicheKostenschätzung einer anschließen<strong>de</strong>n Muni -tionsberäumung auf <strong>de</strong>n abgestimmten Wegeverbindungenin Betracht gezogen wird, zu früheren Zeitpunkten imWegebau jedoch Recyclingmaterial eingesetzt wur<strong>de</strong>,kann das übliche geomagnetische Verfahren zur Kartierungnicht eingesetzt wer<strong>de</strong>n. Für <strong>de</strong>n Einsatz von elektromagnetischenKartierverfahren müssen höhere Kostenangesetzt wer<strong>de</strong>n. Während für die Sondierungsarbeitenausgehend von <strong>de</strong>r berechneten Grundfläche konkreteKostenangebote eingeholt wer<strong>de</strong>n können, ist die Ermittlungvon Kosten für die anschließen<strong>de</strong> Munitionsbergungnur auf Basis <strong>de</strong>r Sondierungsergebnisse möglich.Insbeson<strong>de</strong>re attraktive Umweltbildungsangebote für Kin<strong>de</strong>r,die auf direkter Naturerfahrung basieren, sind aufmunitionsbelasteten Flächen kaum umsetzbar.Eine Begehbarkeit <strong>de</strong>r Wei<strong>de</strong>fläche in Form von Wegeabschnittenohne Zäunung, sollte nur bei langjähriger Erfahrungmit <strong>de</strong>m Verhalten von Wei<strong>de</strong>tieren in Erwägunggezogen wer<strong>de</strong>n. Auf Informationstafeln sollten die Besucherinsbeson<strong>de</strong>re auf ein Fütterungsverbot und Leinenzwangfür Hun<strong>de</strong> hingewiesen wer<strong>de</strong>n.Vermarktung von Produkten aus <strong>de</strong>r Landschaftspflege.47


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