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„Als Schuldner nackt an den Pranger gestellt, leidet ein Land“1 – die ...

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DIE GRIECHISCHE UND EUROPÄISCHE STAATSSCHULDENKRISE 29künfte aus dem Tabak- und Salzmonopol, <strong>den</strong> Stempelsteuern sowie <strong>den</strong> Zoll<strong>ein</strong>künftendes wichtigen Hafens von Piräus.Die dritte Krisenepisode Griechenl<strong>an</strong>ds erfolgte in Zusammenh<strong>an</strong>g mit der Weltwirtschaftskrisezu Beginn der 1930er Jahre. Wie viele <strong>an</strong>dere Länder <strong>–</strong> darunterDeutschl<strong>an</strong>d, Österreich, Rumänien, Jugoslawien, Polen, Ungarn, Brasilien, Mexiko,Chile, Kolumbien, Peru <strong>–</strong> war <strong>die</strong> griechische Regierung nicht mehr im St<strong>an</strong>de, <strong>die</strong>aufgelaufenen Staatsschul<strong>den</strong> (im Umf<strong>an</strong>g von ca. 380 Mio. $) zu be<strong>die</strong>nen und suspen<strong>die</strong>rteim April 1932 alle Zins- und Amortisationszahlungen. Erst mehr als dreissigJahre später, Mitte der 1960er Jahre, kam es zu <strong>ein</strong>er Regelung <strong>die</strong>ser Altschul<strong>den</strong>.Allerdings hatte das L<strong>an</strong>d bereits vor <strong>die</strong>ser Schul<strong>den</strong>regelung aufgrund s<strong>ein</strong>er grossenstrategischen Bedeutung im Kalten Krieg von grosszügigen Fin<strong>an</strong>zhilfen der USAprofitiert.Die gegenwärtige Strategie der Gläubiger und der griechischen Regierung zur Lösungder Staatsschul<strong>den</strong>krise erinnern <strong>an</strong> <strong>die</strong> Situation Griechenl<strong>an</strong>ds während derKrise der 1890er Jahre, aber auch <strong>an</strong> <strong>die</strong> lat<strong>ein</strong>amerik<strong>an</strong>ische Schul<strong>den</strong>krise der1980er Jahre. So ähnelt <strong>die</strong> derzeit von der Troika durchgeführte Fin<strong>an</strong>zkontrollestark der 1898 von <strong>den</strong> Gläubigern <strong>ein</strong>gesetzten externen Schul<strong>den</strong>- und Fin<strong>an</strong>zverwaltung.Wie damals verstricken sich Gläubiger und <strong>Schuldner</strong> dabei in l<strong>an</strong>gwierigenUmschuldungsverh<strong>an</strong>dlungen, <strong>an</strong>statt <strong>ein</strong>en raschen Schul<strong>den</strong>schnitt zu ver<strong>ein</strong>baren.Der Preis <strong>die</strong>ser wiederholten Umschuldungen und Restrukturierungen ist jedoch<strong>ein</strong>e Verlängerung des Lei<strong>den</strong>sweges: Griechenl<strong>an</strong>d (und Europa) droht <strong>ein</strong> l<strong>an</strong>gwieriger,schmerzhafter Anpassungsprozess, ähnlich demjenigen der lat<strong>ein</strong>amerik<strong>an</strong>ischenLänder während ihres „verlorenen Jahrzehnts“ nach der globalen Staatsschul<strong>den</strong>krisevon 1982-83.

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