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DMG-informiert 4/2015

Spannende und bewegende Missionsberichte aus aller Welt. Unsere Mitarbeiter sind rund um den Globus im Einsatz, damit Menschen Gott begegnen.

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Afrika<br />

Madagaskar<br />

Karin Mende<br />

Südsudan<br />

Ruth Gebhardt<br />

Gott sei Dank für<br />

meine Niederlage!<br />

Vor 18 Jahren machte ich eine bittere<br />

Erfahrung. Als Feldleiterin war ich<br />

damals, genau wie meine Kollegen, fest<br />

überzeugt, dass die Korruption in der<br />

kirchlichen Gesundheitsarbeit schnell und<br />

wirkungsvoll bestraft werden musste.<br />

Von unserer westlich geprägten Schuldkultur<br />

her waren wir entsetzt über das<br />

Fehlverhalten einiger afrikanischer Kollegen<br />

… das aus der Sicht ihrer Kultur aber<br />

eher eine Nebensächlichkeit war.<br />

Schnell wurde das<br />

medizinische Komitee<br />

einberufen. Die letzte<br />

Entscheidung jedoch<br />

kam von uns Missionaren:<br />

Kurzerhand<br />

wurden die Schuldigen<br />

entlassen oder unter Kirchendisziplin<br />

gestellt und das Gesundheitszentrum wegen<br />

Inventur geschlossen. Wir übersahen<br />

bei unserer Entscheidung zwei wesentliche<br />

Tatsachen: Erstens, dass man in der<br />

Kultur unseres Einsatzlandes niemals<br />

einen Menschen bloßstellt. Und zweitens,<br />

dass die Afrikaner selbst das Problem<br />

hätten lösen müssen.<br />

Im Nu bildete sich eine Gruppe<br />

Einheimischer, die uns Missionaren alle<br />

erdenklichen Fehler in einem langen<br />

Anschuldigungsbrief aufzählten. Mit Hilfe<br />

der Regierung übten sie Druck aus. Sie<br />

wollten uns nicht mehr haben, weil wir<br />

sie ihrer Meinung nach nicht mehr im<br />

biblischen Sinn liebten – und zumindest<br />

ein wenig hatten sie damit Recht.<br />

Ich verstand Gott und die Welt nicht<br />

mehr. War diese Revolte der Dank für<br />

meinen jahrelangen hilfsbereiten Einsatz<br />

in einer entlegenen Ecke Afrikas? Nach<br />

14 Tagen Gebet und Diskussion entschied<br />

Schulung von Mitarbeitern<br />

Jener Novembertag war<br />

der dunkelste Tag meines<br />

Lebens! Ich dachte, Gott<br />

liebt mich nicht mehr.<br />

die Missionsleitung, unser ganzes<br />

Team aus dem Land abzuziehen. Wir<br />

hatten nur eine Woche, um unsere<br />

Sachen zu packen. Jener Novembertag<br />

war der dunkelste Tag meines<br />

Lebens! Ich dachte, Gott liebt mich<br />

nicht mehr.<br />

Und heute? Gott kann Schlimmes<br />

zu Gutem gebrauchen. Die Lektionen,<br />

die ich in den Monaten nach<br />

dem Ende des damaligen Einsatzes in<br />

der Seelsorge über<br />

Gott als Vater lernte,<br />

waren weichenstellend.<br />

Gott brach<br />

harte Stellen in<br />

meinem Herzen auf<br />

und wandelte mich<br />

mehr in sein Ebenbild um.<br />

In Madagaskar hat Gott mich in<br />

eine neue Arbeit geführt, bei der es<br />

genau darum geht: die Schulung von<br />

Schlüsselpersonen aus Gemeinde<br />

und Mission, partizipatives Arbeiten,<br />

erneuertes Denken, verändertes<br />

Handeln und Entwicklung. Es funktioniert<br />

wunderbar, wenn einheimische<br />

Mitarbeiter und Seminarteilnehmer<br />

mitentscheiden dürfen. Echos aus<br />

meinen Schulungen bestätigen das.<br />

Da erkennt ein Dorfpastor: „Ich bin<br />

ja gar nicht arm!“ Und sein erneuertes<br />

Denken (Röm 12,2) verändert<br />

seine Gemeinde. Plötzlich fangen alle<br />

an, ihre Gaben einzusetzen. Dadurch<br />

verändert Jesus ihr Dorf – von innen<br />

nach außen.<br />

Gott sei Dank für meine Niederlage.<br />

Diese Erfahrung hilft mir heute,<br />

Christen zu schulen, wie sie seine<br />

Botschaft gemeinsam zu ihren Nachbarn<br />

tragen können.<br />

Vom Trauma<br />

zum inneren Frieden<br />

Wir sitzen im Flüchtlingscamp im<br />

Schatten eines großen Baumes und trinken<br />

Tee. Peter erzählt: „Mit 13 Jahren<br />

bin ich der Armee beigetreten. Eines<br />

Tages wurde unser Dorf überfallen. Wir<br />

versuchten, die Menschen zu schützen.<br />

Sie sind alle geflohen, zum Glück haben<br />

wir uns wiedergefunden. Ab da zogen<br />

wir von einem Ort zum nächsten …“<br />

Die Geschichte seiner Odyssee sprudelt<br />

nur so aus ihm heraus. Perfekt verstehe<br />

ich seine Sprache noch nicht, doch in<br />

groben Zügen kann ich seinen Kriegserlebnissen<br />

folgen.<br />

Ich bin dankbar, dass er an meinem<br />

Kurs teilnimmt, sich öffnet und erzählt.<br />

Es geht um Traumabewältigung aus<br />

biblischer Sicht. Wie es sein kann, dass<br />

Gott uns liebt, und wir trotzdem so<br />

viel leiden müssen. Und wie Wunden in<br />

unseren Herzen, die durch schlimme Erlebnisse<br />

entstanden sind, wieder heilen<br />

können. In mehreren Einheiten bringe<br />

ich den Kursteilnehmern bei, ihren<br />

Schmerz auszudrücken: ein Klagelied zu<br />

schreiben, ein Bild zu malen oder eine<br />

Figur aus Lehm zu formen.<br />

Peters Lehmfigur stellt einen Mann<br />

dar, der die Hände über dem Kopf<br />

zusammenschlägt. Ein Ausdruck tiefer<br />

Verzweiflung. Er erklärt: „Ich denke,<br />

dass Gott mich verlassen hat. Ich habe<br />

so viel Schmerz erlebt, auf dieser Welt<br />

wird überall gekämpft. Wenn ich in mein<br />

Leben schaue, habe ich das Gefühl, Gott<br />

ist nicht da.“<br />

Im weiteren Verlauf des Kurses<br />

bringen die Teilnehmer ihren Schmerz<br />

zu Jesus: Sie schreiben ihre Erlebnisse<br />

auf und gemeinsam verbrennen wir ihre<br />

Zettel unterm Kreuz. Als Symbol, dass<br />

Jesus ihr Leid getragen hat, wie es in<br />

Jesaja 53,5b heißt:<br />

„Die Strafe liegt auf ihm, auf dass<br />

wir Frieden hätten, und durch<br />

seine Wunden sind wir geheilt.“<br />

Diesen Trost hat Peter erfahren. Er<br />

konnte seine schweren Gedanken an<br />

Jesus abgeben und ist jetzt frei – ein<br />

wichtiger Schritt zur Heilung. Als ich<br />

ihn frage, ob ich seine Geschichte in<br />

Deutschland erzählen darf, meint er: „Ja,<br />

die Leute dort sollen wissen, wie es uns<br />

im Südsudan geht. Und sag ihnen, wir<br />

brauchen ihr Gebet!“<br />

12 <strong>DMG</strong>-<strong>informiert</strong> | 4 | <strong>2015</strong>

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