angewandte kunst | formgestaltung - The Hansen Family
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immer häufiger anzutreffen sind. Heutzutage ist man mit einem<br />
Computer, einem FedEx und PayPal Account praktisch eigener<br />
Produzent. Der Trend wird sich 2012 fortsetzen. Die starke Infrastruktur<br />
im Raum Stuttgart wird das noch verstärken.<br />
Welche Eindrücke haben Sie in Wien und Zürich gewonnen,<br />
die zu programmatischen Änderungen in Stuttgart führen?<br />
Unser Beitrag wird in dieser Saison nicht zu programmatischen<br />
Änderungen führen. So was braucht Zeit.<br />
Gibt es regionale Besonderheiten, die gerade für Stuttgart sprechen?<br />
Die Stuttgarter haben eine unglaubliche Infrastruktur und bilden,<br />
im Vergleich zu anderen Bundesländern wie Bayern, viel mehr<br />
Studenten im Design aus.<br />
Sie sind mit dem Designpreis 2012 der Bundesrepublik Deutschland<br />
in Gold für Houdini von e15 und in Silber für Chassis von Wilkhahn<br />
ausgezeichnet worden. Was bedeuten diese Preise für Sie?<br />
Ich freue mich über die Auszeichnungen. Manche sind wichtig,<br />
vor allem bei der Industrie, die sich oft lieber auf die Meinung<br />
anderer verlässt.<br />
Ihre Stuhlkreation Chassis ist in einer aus der Autoindustrie bekannten<br />
Space-Frame-Technologie entwickelt worden. Welche<br />
Rolle spielen die Materialität der Rohstoffe und andere technische<br />
Features für Ihr Design?<br />
Technik, Material und Verarbeitung können dazu beitragen, dass<br />
für das Design neue Spielräume entstehen und der Hersteller<br />
einen Grund bekommt, sich selbst mit Begeisterung auf ein<br />
<strong>The</strong>ma einzulassen. Das führt zu Stolz und kann eine ganze<br />
Firma hinter einem Projekt stehen lassen.<br />
Für den Universalstuhl Chassis gelten wichtige Designkriterien.<br />
Er ist stapelbar, multifunktional, minimalistisch und durch seine<br />
modulare Vielfältigkeit auch nachhaltig. Sehen Sie in diesen Kriterien<br />
grundlegende Zukunftstendenzen?<br />
Die Kriterien, die ich bei Chassis universeller anwendbar sehe,<br />
sind seine Robustheit, die Recyclebarkeit durch Materialtrennung<br />
und die Möglichkeit, das Produkt nach Jahren der Benutzung<br />
reparieren und überholen zu können.<br />
Erfüllen die Produkte der Jungdesigner, die auf der Blickfang in<br />
Stuttgart ihre Produkte vorstellen, ebenso diese Kriterien?<br />
Sicherlich ja, wobei das Besondere der meisten Aussteller eine<br />
regionale Produktion ist, die an sich einen Wert darstellt und in<br />
meiner Arbeit selten von Bedeutung ist.<br />
So ist wohl ein Messebesuch unabdingbar! Sie selbst haben<br />
sich bereits für renommierte Firmen wie Authentics, Bree,<br />
Rosenthal oder Thonet einen Namen gemacht. Sie setzen auf<br />
Teamwork und historische Recherche, um die Rolle der Transformation<br />
im Design zu optimieren. Welche weiteren Design-Interessen<br />
verfolgen Sie, wenn Sie für so vielfältige Sektoren des<br />
Interiorbereichs tätig sind?<br />
Für unterschiedliche Bereiche zu arbeiten bringt das Anfängerglück<br />
und den Vorteil der Überraschung mit ins Spiel.<br />
30<br />
Stuhl «Leo» von Stefan Diez<br />
Nicht zuletzt haben Sie auch mit dem Künstler Tobias Rehberger<br />
zusammengearbeitet – wie wichtig ist für Sie die Schnittstelle zwischen<br />
Kunst und Design, wo würden Sie eine Grenze ziehen?<br />
Tobias bestellt bei uns manchmal Möbel, die er für seine Projekte<br />
benötigt. Darüber hinaus sind wir in seine Projekte wenig involviert,<br />
obwohl wir uns gut kennen und uns gelegentlich und zufällig<br />
in seiner Lieblingsbar in Frankfurt über den Weg laufen.<br />
Natürlich birgt die Schnittstelle zur Kunst Möglichkeiten. Genau<br />
wie die zum Grafik Design und zur Musik und Mode. Die Grenzen<br />
verschwimmen, was mich aber nicht stört und einmal eher<br />
ein Problem für die Kunsthistoriker werden dürfte. Wir beschäftigen<br />
uns im Büro gerade selbst mit einem Projekt zum <strong>The</strong>ma<br />
„Pre und Post Production“. Dazwischen liegt für mich Industriedesign.<br />
Wir machen das zusammen mit einer Galerie in München.<br />
Wir werden sehen, was dabei herauskommt.<br />
Als Professor für Produktdesign an der HfG in Karlsruhe stehen<br />
Sie in direktem Kontakt zu den Nachwuchsdesignern. Die Französin<br />
Charlotte Talbot wurde für „Les Grappes“ in Zürich mit<br />
dem blickfang Designpreis in Gold ausgezeichnet. Welche Anforderungen<br />
an das Design der Zukunft im Kontext von Innovation,<br />
Umwelt und erneuerbaren Energien sind für Sie relevant?<br />
Ich würde den Kontext gar nicht so vordefinieren. Mir liegt aber<br />
sehr an der Schlüssigkeit in den Arbeiten der jungen Designerinnen<br />
und Designer. Und daran, dass gewisse Komplexitäten,<br />
welche die aktuelle Situation mit sich bringt, auch berücksichtigt<br />
werden. Man kann die Dinge also nicht isoliert betrachten.<br />
Sie haben ein Hochschulprojekt in Kooperation mit BASF zum<br />
<strong>The</strong>ma Solarthermie gestartet. Sehen Sie in diesem Zusam-