Harmonische Analysis, Skript TU-Darmstadt SS2010
Harmonische Analysis, Skript TU-Darmstadt SS2010
Harmonische Analysis, Skript TU-Darmstadt SS2010
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Vorlesungsmanuskript<br />
<strong>Harmonische</strong> <strong>Analysis</strong><br />
<strong>TU</strong> <strong>Darmstadt</strong>, SS 2010<br />
Mads Kyed<br />
Fachbereich Mathematik<br />
Technische Universität <strong>Darmstadt</strong><br />
E-Mail:kyed@mathematik.tu-darmstadt.de<br />
July 17, 2010
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einführung 5<br />
1.1 Was ist <strong>Harmonische</strong> <strong>Analysis</strong>? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
1.2 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2 Distributionen und die Fouriertransformation 9<br />
2.1 Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2.2 Schwartz-Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />
2.3 Temperierte Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
2.4 Fourier-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
2.5 Faltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />
2.6 Distributionen und Partielle Differentialgleichungen . . . . . . . . . . . . . 21<br />
2.7 Allgemeine Distributionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />
2.8 Distributionen mit Kompakten Trägern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
2.9 Übungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />
3 Interpolation 31<br />
3.1 Notation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
3.2 Distributionsfunktion und Schwach-Lp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />
3.3 Faltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />
3.4 Interpolationssätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />
3.5 Lp-Theorie für die Fourier-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40<br />
4 Maximal-Funktion 45<br />
4.1 Hardy-Littlewood Maximal-Operator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />
4.2 Anwendungen der Maximalfunktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47<br />
5 Singuläre Integrale 51<br />
5.1 Hilbert-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />
5.2 Homogene Singuläre Integrale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />
5.3 Riesz-Transformation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />
3
1 Einführung<br />
1.1 Was ist <strong>Harmonische</strong> <strong>Analysis</strong>?<br />
<strong>Harmonische</strong> <strong>Analysis</strong> ist der Teil der mathematischen <strong>Analysis</strong>, der auf die Zerlegung<br />
von Funktionen in ihre harmonische Bestandteile aufbaut. Ursprünglich war hiermit die<br />
Entwicklung von Funktionen f : [0, 2π) → C in ihre Fourierreihen<br />
f(x) = �<br />
αk e ikx<br />
(1.1.1)<br />
k∈Z<br />
gemeint. Dabei sind e ikx = cos(kx) + i sin(kx) die klassischen “harmonischen Schwingungen”.<br />
Die Fourierkoeffizienten sind bekanntlich durch<br />
(1.1.2)<br />
αk = 1<br />
2π<br />
�<br />
0<br />
2π<br />
f(x) e −ikx dx<br />
gegeben.<br />
Die Zerlegung (1.1.1) kann verallgemeinert werden auf Funktionen f : G → C, deren<br />
Definitionsbereich eine lokal-kompakte, topologische, abelsche Gruppe G ist. Der erste<br />
Schritt in dieser Verallgemeinerung ist es, die Koeffizienten {αk}k∈Z als eine Fouriertransformation<br />
von f aufzufassen. Dazu wird die Charaktergruppe (auch Dualgruppe von G<br />
genannt)<br />
(1.1.3)<br />
�G := {χ : G → T | χ stetiger Homomorphismus}<br />
bestehend aus den stetigen Homomorphismen von G in den Torus T benötigt, wobei<br />
T := {z ∈ C | |z| = 1} mit Multiplikation als Gruppenoperation zu einer Gruppe wird.<br />
Auch das Haar-Maß auf G wird benötigt (jede lokal-kompakte, topologische, abelsche<br />
Gruppe besitzt ein eindeutiges, positives, translationsinvariantes Borel-reguläres Maß;<br />
das so-genannte Haar-Maß1 ). Die Fouriertransformation von f : G → C ist dann durch<br />
�f : � �<br />
(1.1.4)<br />
G → C, f(χ) � := f(x) χ(x) dx<br />
gegeben, wobei dx das Haar-Maß auf G ist. Erstaunlicherweise gilt in diesem abstrakten<br />
“Setting” die Fouriersche Inversionsformel<br />
�<br />
(1.1.5)<br />
f(x) = �f(χ) χ(x) dχ,<br />
�G<br />
1 Die Eindeutigkeit des Haar-Maßes gilt bis auf Multiplikation mit einer positiven Konstanten.<br />
G<br />
5
1 Einführung<br />
vorausgesetzt f sei hinreichend regulär. Dabei wird � G durch die kompakt-offene Topologie<br />
und Multiplikation als Gruppenoperation zu einer lokal-kompakten, topologischen,<br />
abelschen Gruppe mit Haar-Maß dχ.<br />
Die Inversionsformel (1.1.5) ist eine Verallgemeinerung von (1.1.1). Dies stellen wir<br />
fest, indem wir das Intervall [0, 2π) mit der lokal-kompakten, topologischen, abelschen<br />
Gruppe G0 := R/2πZ identifizieren. Man kann leicht zeigen, dass die Charaktere auf G0<br />
genau die Funktionen χ(x) = e ikx , k ∈ Z sind. Die dazu gehörende Charaktergruppe � G0<br />
ist durch die Abbildung k → e ikx topologisch isomorph zu Z. Das Haar-Maß auf G0 ist<br />
einfach das normierte Lebesgue-Integral auf [0, 2π), bzw. das Zählmaß auf Z. In diesem<br />
Fall ist somit<br />
(1.1.6)<br />
und (1.1.5) wird zu<br />
(1.1.7)<br />
�f : Z → C, � f(k) = 1<br />
2π<br />
�<br />
0<br />
2π<br />
f(x) = �<br />
�f(k) e ikx .<br />
k∈Z<br />
f(x) e −ikx dx<br />
Somit erhalten wir (1.1.1) als Spezialfall von (1.1.5).<br />
Indem wir die Charaktere als Verallgemeinerung der “harmonischen Schwingungen”<br />
auffassen, können wir durch (1.1.5) die harmonische <strong>Analysis</strong> auf eine sehr große Klasse<br />
von Funktionen und Gruppen erweitern. Eine gute Referenz zu der abstrakten harmonischen<br />
<strong>Analysis</strong> auf topologischen Gruppen ist das zwei-bändige Buch [3], [4] von Hewitt<br />
and Ross. Hier finden Sie z.B. Beweise für die Existenz des Haar-Maßes, sowie der Inversionsformel<br />
(1.1.4) und vieles mehr.<br />
In dieser Vorlesung werden wir uns auf den Fall G1 = R n beschränken. In diesem Fall<br />
besteht die Charaktergruppe � G1 aus den Funktionen χ(x) = e iξ·x , ξ ∈ R n , und � G1 ist<br />
durch die Abbildung ξ → e iξ·x topologisch isomorph zu R n . Die Fouriertransformation<br />
(1.1.4) ist dann durch<br />
(1.1.8)<br />
�<br />
n<br />
�f(ξ)<br />
−<br />
= (2π) 2<br />
gegeben und die Inversionsformel durch<br />
(1.1.9)<br />
R n<br />
n<br />
−<br />
f(x) = (2π) 2<br />
�<br />
R n<br />
f(x) e −ix·ξ dx,<br />
�f(ξ) e ix·ξ dξ.<br />
Die Theorie der harmonischen <strong>Analysis</strong> auf R n ist sehr reichhaltig und bildet die Grundlage<br />
für viele Methoden in der angewandten Mathematik. Die harmonische <strong>Analysis</strong> auf<br />
R n sowie auf [0, 2π) wird oft als klassische harmonische <strong>Analysis</strong> bezeichnet. Eine gute<br />
Referenz zu der klassischen harmonischen <strong>Analysis</strong> ist das zweibändige Buch [1], [2] von<br />
Grafakos. Wir werden in dieser Vorlesung zum großen Teil dem Buch [1] folgen.<br />
6
1.2 Anwendungen<br />
1.2 Anwendungen<br />
Die klassische harmonische <strong>Analysis</strong> spielt für die Lösungs- und Regularitätstheorie<br />
von partiellen Differentialgleichungen eine wichtige Rolle. Entscheidend ist dabei die Eigenschaft<br />
(1.2.1)<br />
�∂ku(ξ) = iξk�u(ξ).<br />
D.h. die Fouriertransformation ist ein Kalkül wodurch Differentiation in Multiplikation<br />
mit einem Polynom übergeht. Wir betrachten nun eine lineare partielle Differentialgleichung<br />
in Rn mit konstanten Koeffizienten:<br />
�<br />
aα ∂ α u = f in R n (1.2.2)<br />
.<br />
|α|≤N<br />
Hier bezeichnet α = (α1, . . . , αn) ∈ N n 0 einen Multiindex mit |α| = α1 + · · · + αn, ∂ α den<br />
Differentialoperator<br />
∂ α = ∂ α1<br />
1<br />
. . . ∂αn<br />
n<br />
und aα ∈ R. Wenden wir in (1.2.2) auf beiden Seiten formal die Fouriertransformation<br />
an, so erhalten wir<br />
�<br />
�<br />
aα(iξ) α<br />
�<br />
�u = � f ∈ R n ,<br />
wobei ξα = ξ α1<br />
1<br />
durch<br />
(1.2.3)<br />
|α|≤N<br />
· · · ξαn<br />
n . Somit können wir formal mittels (1.1.9) die Lösung u von (1.2.2)<br />
�<br />
n<br />
−<br />
u(x) = (2π) 2<br />
R n<br />
�f(ξ)<br />
�<br />
|α|≤N aα(iξ) α eix·ξ dξ.<br />
darstellen. Wenn diese formale Rechnung gültig ist, so liefert die harmonische <strong>Analysis</strong><br />
eine erstaunlich � einfache Methode zur Lösung von (1.2.2). Sollte das Polynom<br />
aber Nullstellen haben, oder � f nicht genügend Regularität (im Sin-<br />
�<br />
�<br />
|α|≤N aα(iξ) α<br />
ne von Integrabilität) besitzen, so ist es höchst fragwürdig ob das Integral in (1.2.3)<br />
überhaupt existiert.<br />
Es ist ein Ziel dieser Vorlesung zu untersuchen unter welchen Umständen die Lösungsformel<br />
(1.2.3) wohldefiniert ist. Wir werden dafür Funktionenräume X(Rn ) suchen, worin<br />
sowohl die Fouriertransformation F(f) := � f als auch die inverse Fouriertransformation,<br />
die formal über die Inversionsformel durch<br />
F −1 n<br />
−<br />
(g)(x) := (2π) 2<br />
�<br />
R n<br />
g(ξ) e ix·ξ dξ<br />
7
1 Einführung<br />
gegeben ist, sinnvoll definiert sind. D.h. Funktionenräume X(R n ) mit der Eigenschaft<br />
das<br />
F : X(R n ) → X(R n )<br />
ein Homöomorphismus ist. Zunächst werden wir einen möglichst großen Raum suchen,<br />
da dann die Wahrscheinlichkeit das (1.2.3), genauer<br />
u = F −1<br />
�<br />
�<br />
�f(ξ)<br />
(1.2.4)<br />
,<br />
�<br />
|α|≤N aα(iξ) α<br />
wohldefiniert ist steigt. Diese Suche wird uns zu den so-genannten temperierten Distributionen<br />
führen.<br />
Ein weiteres Ziel ist es, Eigenschaften von Lösungen u, die durch (1.2.4) gegeben sind,<br />
herzuleiten. Dabei sind insbesondere Integrabilitätseigenschaften von Interesse. Solche<br />
Integrabilitätseigenschaften sind wichtig für die Lösungstheorie von nichtlinearen partiellen<br />
Differentialgleichungen.<br />
8
2 Distributionen und die<br />
Fouriertransformation<br />
2.1 Notation<br />
Sei n ∈ N. Wenn nichts anderes angegeben ist, bezeichnen x und ξ Vektoren in Rn .<br />
f für<br />
Für Funktionen f : R n → C setzen wir ∂jf = ∂<br />
∂xj f für 1 ≤ j ≤ n und ∂m j<br />
m ∈ N. Ein Multiindex α = (α1, . . . , αn) ∈ N n 0<br />
f = ∂m<br />
∂x m j<br />
ist ein geordnetes Tupel bestehend aus n<br />
nicht-negativen ganzen Zahlen. Wir setzen ∂ α f := ∂ α1 . . . ∂ αn f, |α| := α1 + · · · + αn und<br />
α! := α1!α2! · · · αn!. Wir schreiben β ≤ α wenn βi ≤ αi für alle 1 ≤ i ≤ n.<br />
Mit C k (R n ) bezeichnen wir den Funktionenraum bestehend aus allen zur Ordnung<br />
k stetig differenzierbaren Funktionen, d.h. alle f : R n → C mit ∂ α f stetig für alle<br />
Multiindices |α| ≤ k. Mit C ∞ (R n ) wird der Raum aller unendlich oft differenzierbaren<br />
Funktionen bezeichnet. Schließlich ist C ∞ 0 (Rn ) der Unterraum von C ∞ (R n ) bestehend<br />
aus Funktionen mit kompaktem Träger.<br />
Lemma 2.1.1. Es gilt:<br />
(2.1.1)<br />
(2.1.2)<br />
(2.1.3)<br />
Beweis. (Übung).<br />
∀α ∈ N n 0 ∀x ∈ R n : |x α | ≤ |x| |α| ,<br />
∀k ∈ N ∀x ∈ R n : |x| k ≤ C(k) �<br />
|x β |,<br />
|β|=k<br />
∀α ∈ N n 0 ∀f, g ∈ C |α| (R n ) : ∂ α (fg) = �<br />
�<br />
α1<br />
2.2 Schwartz-Funktionen<br />
Definition 2.2.1. Für f ∈ C ∞ (R n ) und α, β ∈ N n 0<br />
(2.2.1)<br />
und definieren<br />
(2.2.2)<br />
β≤α<br />
β1<br />
�<br />
· · ·<br />
setzen wir<br />
ρα,β(f) := sup<br />
x∈Rn |x α ∂ β f(x)|<br />
� αn<br />
S := {f ∈ C ∞ (R n ) | ρα,β(f) < ∞ für alle α, β ∈ N n 0 }.<br />
βn<br />
�<br />
(∂ β f)(∂ α−β g).<br />
Wir nennen Funktionen aus S Schwartz-Funktionen und S den Schwartz-Raum. Ferner<br />
führen wir auf S die Initialtopologie der Abbildungsfamilie � ρα,β(f − ·) | α, β ∈ Nn 0 , f ∈<br />
S � ein.<br />
9
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
Beispiel 2.2.2. Es gilt e −|x|2<br />
alle p ≥ 1.<br />
∈ S aber 1<br />
1+|x| 2 /∈ S . Es ist C ∞ 0 (Rn ) ⊂ S ⊂ L p (R n ) für<br />
Lemma 2.2.3. Eine Folge {fk} ∞ k=1 ⊂ S konvergiert (in der Topologie von S ) gegen<br />
f ∈ S genau dann, wenn<br />
(2.2.3)<br />
∀α, β ∈ N n 0 : lim<br />
k→∞ ρα,β(f − fk) = 0.<br />
Eine Abbildung T : S → S ist stetig genau dann, wenn für alle konvergenten Folgen<br />
{fk} ∞ k=1 ⊂ S mit limk→∞ fk = f ∈ S gilt limk→∞ T (fk) = T (f). Sei X ein topologischer<br />
Raum. Dann ist eine Abbildung T : S → X stetig genau dann, wenn für alle<br />
konvergenten Folgen {fk} ∞ k=1 ⊂ S mit limk→∞ fk = f ∈ S gilt limk→∞ T (fk) = T (f).<br />
Beweis. Die erste Behauptung folgt direkt von der Definition der Initialtopologie. Für<br />
jedes Element f ∈ S bilden alle endlichen Schnitte der Mengen<br />
(2.2.4)<br />
{g ∈ S | ρα,β(f − g) < 1<br />
k }, k ∈ N, α, β ∈ Nn 0<br />
eine abzählbare Umgebungsbasis von f. Somit erfüllt S das erstes Abzählbarkeitsaxiom.<br />
Es folgt, dass Stetigkeit äquivalent zu Folgenstetigkeit in der Topologie von S ist. Damit<br />
folgen die zweite und dritte Behauptung.<br />
Bemerkung 2.2.4. In vielen Lehrbüchern wird Lemma 2.2.3 als Definition von Konvergenz<br />
in S benutzt. Dadurch vermeidet man die Einführung einer Topologie auf S .<br />
Lemma 2.2.5. Sei P : Rn → C ein Polynom und α ∈ Nn 0 . Die Abbildungen<br />
(2.2.5)<br />
(2.2.6)<br />
(2.2.7)<br />
(2.2.8)<br />
sind stetig.<br />
Beweis. (Übung)<br />
H1 : S × S → S , H1(f, g) := f + g,<br />
H2 : S × S → S , H2(f, g) := fg,<br />
H3 : S → S , H3(f) := P f,<br />
H4 : S → S , H4(f) := ∂ α f<br />
Bemerkung 2.2.6. Die Abbildungen A := {ρα,β | α, β ∈ Nn 0 } bilden eine Familie von<br />
Seminormen auf S . Die Topologie in Definition 2.2.1 ist die von A induzierte Seminorm-<br />
Topologie. Wie man leicht feststellen kann, ist S ein lokal-konvexer, topologischer Vektorraum.<br />
S ist sogar durch d(f, g) := �∞ h=1 2−j ρj(f−g)<br />
1+ρj(f−g) (ρj, j ∈ N ist hier eine Abzählung<br />
von ρα,β, α, β ∈ Nn 0 ) metrisierbar, und bezüglich dieser Metrik vollständig. Somit<br />
ist S ein Fréchet-Raum.<br />
Proposition 2.2.7. Es seien {fk} ∞ k=1 ⊂ S und f ∈ S mit limk→∞ fk = f in S . Dann<br />
gilt limk→∞ fk = f in Lp (Rn ) für 0 < p ≤ ∞. Ferner gilt<br />
�∂ β f�p ≤ C(p)<br />
�<br />
(2.2.9)<br />
ρα,β(f).<br />
10<br />
|α|≤[1+(n+1)/p]
Beweis. Es gilt<br />
�∂ β � �<br />
f�p ≤<br />
≤<br />
|∂ β f(x)| p dx +<br />
�<br />
2.2 Schwartz-Funktionen<br />
|x| n+1 |∂ β f(x)| p |x| −(n+1) � 1<br />
p<br />
dx<br />
|x|≤1<br />
|x|≥1<br />
�<br />
C�∂ β f(x)� p � n+1 β p�<br />
∞ + sup |x| |∂ f(x)|<br />
|x|≥1<br />
�<br />
|x|<br />
|x|≥1<br />
−(n+1) � 1<br />
p<br />
dx<br />
� 1+[(n+1)/p] � β<br />
|x| |∂ f(x)| �<br />
�<br />
≤ C(p) �∂ β f(x)�∞ + sup<br />
x∈R n<br />
�<br />
≤ C(p) �∂ β f(x)�∞ + sup<br />
x∈Rn �<br />
�<br />
|α|=1+[(n+1)/p]<br />
wobei wir in der letzten Ungleichung (2.1.2) benutzt haben.<br />
Proposition 2.2.8. Der Raum C ∞ 0 (Rn ) liegt dicht in S .<br />
|x α ∂ β f(x)| ��<br />
,<br />
Beweis. Sei ϕ ∈ S . Wähle χ ∈ C∞ 0 (Rn ) mit χ(x) = 1 für |x| ≤ 1 (Übung: Existiert so<br />
eine Funktion?). Setze ϕk(x) := χ( 1<br />
k x)ϕ(x). Offensichtlich ist ϕk ∈ C∞ 0 (Rn ). Wir zeigen<br />
nun, dass ϕk → ϕ in S . Sei α, β ∈ Nn 0 . Es gilt<br />
|x α ∂ β� ϕk(x) − ϕ(x) � |<br />
und<br />
= |x α� 1 − χ( 1<br />
k x)� ∂ β ϕ(x) + �<br />
0
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
2.3 Temperierte Distributionen<br />
Definition 2.3.1. Die Elemente des Dualraums<br />
von S heißen temperierte Distributionen.<br />
S ′ := � L : S → C | L stetig und linear �<br />
Bemerkung 2.3.2. Wir werden in der Regel Elemente aus S ′ mit z.B. u bezeichnen (wie<br />
bei “normalen” Funktionen) und schreiben u(ϕ) = 〈u, ϕ〉.<br />
Beispiel 2.3.3. Wir werden nun einige wichtige temperierte Distributionen betrachten:<br />
a) Durch δ0 : S → C, 〈δ0, f〉 := f(0) ist eine temperierte Distribution definiert. δ0 heißt<br />
Dirac Maß.<br />
b) Jede Funktion f ∈ L p (R n ) ist durch die Identifikation f → Lf mit<br />
eine temperierte Distribution.<br />
�<br />
Lf : S → C, Lf (ϕ) :=<br />
R n<br />
f ϕ dx<br />
c) Jede meßbare Funktion g : R n → C mit |g(x)| ≤ C(1 + |x|) k für ein k ∈ N ist durch<br />
die Identifikation g → Lg eine temperierte Distribution.<br />
d) log(|x|) ist eine temperierte Distribution.<br />
e) Jedes endliches Borel-Maß µ ist durch die Identifikation µ → Lµ mit<br />
�<br />
Lµ : S → C, Lµ(ϕ) := ϕ dµ<br />
eine temperierte Distribution.<br />
Definition 2.3.4. Seien u ∈ S ′ und α ∈ Nn 0 . Dann ist die distributionelle Ableitung<br />
∂αu die temperierte Distribution die durch<br />
R n<br />
∂ α u : S → C, 〈∂ α u, ϕ〉 := 〈u, (−1) |α| ∂ α ϕ〉<br />
definiert ist (Übung: Ist dadurch tatsächlich eine temperierte Distribution definiert?).<br />
Beispiel 2.3.5. Die Ableitung der Heavyside-Funktion<br />
�<br />
1 für x ≥ 0,<br />
H : R → R, H(x) :=<br />
0 für x < 0,<br />
ist ∂xH = −δ0.<br />
12
2.3 Temperierte Distributionen<br />
Proposition 2.3.6. Sei f ∈ C 1 (R n ) ∩ L p (R n ) mit klassische Ableitung ∂jf ∈ L p (R n ).<br />
Dann stimmt die klassische Ableitung ∂jf mit der distributionellen Ableitung ∂jLf überein.<br />
D.h. L∂jf = ∂jLf .<br />
Beweis. (Übung)<br />
Definition 2.3.7. Für eine Funktion f : R n → R setzen wir für y ∈ R n und a > 0:<br />
τ y (f)(x) := f(x − y), δ a f(x) := f(ax), � f(x) := f(−x).<br />
Definition 2.3.8. Für u ∈ S ′ setzen wir für y ∈ R n , a > 0 und A ∈ GL(R n ):<br />
τ y (u) ∈ S ′ , 〈τ y (u), ϕ〉 := 〈u, τ −y (ϕ)〉,<br />
δ a (u) ∈ S ′ , 〈δ a (u), ϕ〉 := 〈u, a −n δ 1<br />
a (ϕ)〉,<br />
�u ∈ S ′ , 〈�u, ϕ〉 := 〈u, �ϕ〉,<br />
u A ∈ S ′ , 〈u A , ϕ〉 := 〈u, |det A| −1 ϕ ◦ A −1 〉.<br />
Definition 2.3.9. Seien u ∈ S ′ und h ∈ C ∞ (R n ) mit<br />
Das Produkt hu ∈ S ′ ist durch<br />
∀α ∈ N n 0 ∃kα ∈ N, Cα > 0 : |∂ α h(x)| ≤ Cα(1 + |x|) kα .<br />
〈hu, ϕ〉 := 〈u, hϕ〉<br />
definiert. (Übung: Ist hu wohldefiniert als Element in S ′ ?).<br />
Definition 2.3.10. Sei u ∈ S ′ . Der Träger von u ist durch<br />
mit<br />
definiert.<br />
supp u := ∩K∈KK<br />
K := � K ⊂ R n geschlossen | ∀ϕ ∈ C ∞ 0 (R n ) : supp ϕ ⊂ K c ⇒ 〈u, ϕ〉 = 0 �<br />
Beispiel 2.3.11. Es ist supp δ0 = {0} (Übung: Beweisen Sie dies).<br />
Definition 2.3.12. Wir führen auf dem Dualraum S ′ die Schwach ∗ -Topologie ein. D.h.<br />
eine Folge {uk} ∞ k=1 ⊂ S ′ konvergiert gegen u ∈ S ′ genau dann wenn<br />
(2.3.1)<br />
∀ϕ ∈ S : lim<br />
k→∞ 〈uk, ϕ〉 = 〈u, ϕ〉.<br />
Proposition 2.3.13. Seien 1 ≤ p ≤ ∞ und {fk} ∞ k=1 ⊂ Lp (R n ) mit limk→∞ fk = f ∈<br />
L p (R n ) in L p (R n ). Dann gilt limk→∞ fk = f in S ′ .<br />
Beweis. (Übung)<br />
13
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
2.4 Fourier-Transformation<br />
Definition 2.4.1. Für f ∈ S ist durch<br />
(2.4.1)<br />
�f : R n → R n , � f(ξ) :=<br />
�<br />
R n<br />
f(x) e −2πix·ξ dx<br />
die Fourier-Transformation von f definiert. Wir führen auch die Fourier-Transformation<br />
als Operator F(f) := � f ein.<br />
Beispiel 2.4.2. Die Funktion f(x) := e−π|x|2 erfüllt � f = f. Wir werden diese Identität<br />
zeigen. Zuerst stellen wir mit Hilfe des Cauchyschen Integralsatzes fest, dass<br />
Ferner gilt<br />
� �∞<br />
−∞<br />
Es folgt 1<br />
e −x2<br />
�<br />
�f(ξ) =<br />
R n<br />
= f(ξ).<br />
�2 dx =<br />
�∞<br />
�∞<br />
−∞<br />
−∞ −∞<br />
e −πx2<br />
dx =<br />
�∞<br />
−∞<br />
e −π(x+is)2<br />
�∞<br />
e −x2<br />
e −y2<br />
�∞<br />
dxdy =<br />
e −π|x|2<br />
e −2πixjξj<br />
�<br />
dx =<br />
R n<br />
0<br />
�<br />
∂ Br<br />
dx, ∀s ∈ R.<br />
e −r2<br />
−π(xj+iξj) 2 π(iξj) 2<br />
e e<br />
dodr =<br />
dx =<br />
�∞<br />
0<br />
� �∞<br />
−∞<br />
2πr e −r2<br />
e −πy2<br />
dodr = π.<br />
�n dy e −π|ξ|2<br />
1 Wir wenden die Einsteinsche Summenkonvention an. D.h. wir werden manchmal die Summenzeichen<br />
einfach weglassen und implizit über doppelt auftretende Indizes summieren.<br />
14
Proposition 2.4.3. Für f, g ∈ S , y ∈ Rn , b ∈ C, α ∈ Nn 0 , t > 0 gilt:<br />
(2.4.2)<br />
(2.4.3)<br />
(2.4.4)<br />
(2.4.5)<br />
(2.4.6)<br />
(2.4.7)<br />
(2.4.8)<br />
(2.4.9)<br />
(2.4.10)<br />
(2.4.11)<br />
(2.4.12)<br />
(2.4.13)<br />
(2.4.14)<br />
(2.4.15)<br />
Beweis. (Übung)<br />
� � f�∞ ≤ �f� L 1,<br />
�f + g = � f + �g,<br />
�bf = b � f,<br />
� �f = � � f,<br />
�<br />
f = � � f,<br />
�τ y (f)(ξ) = e −2πiy·ξ � f,<br />
�<br />
e 2πix·y f(x)(ξ) = τ y ( � f)(ξ),<br />
�δ t f = t −n δ 1/t ( � f),<br />
�∂ α f(ξ) = (2πiξ) α � f(ξ),<br />
∂ α � f(ξ) = �<br />
(−2πix) α f(ξ),<br />
�f ∈ S ,<br />
�f ◦ A(ξ) = � f(Aξ), ∀A ∈ O(n),<br />
�f ∗ g = � f�g,<br />
�fg = � f ∗ �g.<br />
Definition 2.4.4. Für g ∈ S ist durch<br />
g ∨ �<br />
(x) := g(ξ) e 2πix·ξ dξ = �g(−x)<br />
R n<br />
2.4 Fourier-Transformation<br />
die inverse Fourier-Transformation definiert. Analog zu der Fourier Transformation führen<br />
wir auch die inverse Fourier-Transformation als Operator F −1 (g) := g ∨ ein.<br />
Theorem 2.4.5. Es seien f, g ∈ S . Dann gilt:<br />
�<br />
�<br />
(2.4.16)<br />
f(x)�g(x) dx = �f(x)g(x) dx,<br />
(2.4.17)<br />
(2.4.18)<br />
R n<br />
R n<br />
F −1� Ff � = f,<br />
�<br />
�<br />
f(x)g(x) dx =<br />
R n<br />
R n<br />
�f(x)�g(x) dx.<br />
Beweis. Mittels des Satzes von Fubini kann man leicht (2.4.16) zeigen. Um (2.4.17) zu<br />
zeigen setzen wir für ε > 0 und y ∈ R n<br />
gε(ξ) := e 2πiξ·y e −π|εξ|2<br />
15
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
in (2.4.16) ein. Am Beispiel 2.4.2 und Proposition 2.4.3 sieht man, dass<br />
�gε(x) = 1<br />
e−π|(x−y)/ε|2 =: ηε(y − x),<br />
εn wobei ηε eine approximierende Einheit ist; d.h.<br />
Wir setzen gε in (2.4.16) ein:<br />
�<br />
R n<br />
ηε(x) = 1<br />
η(1 x) mit<br />
εn ε<br />
�<br />
f(x)ηε(y − x) dx =<br />
R n<br />
�<br />
R n<br />
η dx = 1.<br />
�f(ξ) e i2πξ·y e −π|εξ|2<br />
Lassen wir nun ε → 0, so erhalten wir (siehe Übung 2.3)<br />
�<br />
f(y) =<br />
R n<br />
�f(ξ) e i2πξ·y dξ,<br />
womit wir dann (2.4.17) gezeigt haben. Mit (2.4.17) und Proposition 2.4.3 zeigt man<br />
leicht (2.4.18).<br />
Theorem 2.4.6. F : S → S ist ein Homöomorphismus (d.h. F ist stetig, bijektiv, und<br />
die Inverse F −1 ist stetig).<br />
Beweis. (Übung)<br />
Definition 2.4.7. Sei u ∈ S ′ . Die Fourier-Transformation �u von u ist die temperierte<br />
Distribution<br />
�u : S → C, 〈�u, ϕ〉 := 〈u, �ϕ〉.<br />
Wir schreiben auch F(u) := �u. (Übung: Ist �u wohldefiniert als temperierte Distribution?).<br />
Analog führen wir die inverse Fourier-Transformation von u,<br />
ein und schreiben F −1 (u) := u ∨ .<br />
u ∨ : S → C, 〈u ∨ , ϕ〉 := 〈u, ϕ ∨ 〉,<br />
Beispiel 2.4.8. Es gilt (Übung!) � δ0 = 1 und �∂ α δ0 = (2πix) α .<br />
16<br />
dξ.
Proposition 2.4.9. Für u, v ∈ S ′ , ϕ ∈ S , y ∈ Rn , b ∈ C, α ∈ Nn 0 , t > 0 gilt:<br />
(2.4.19)<br />
(2.4.20)<br />
(2.4.21)<br />
(2.4.22)<br />
(2.4.23)<br />
(2.4.24)<br />
(2.4.25)<br />
(2.4.26)<br />
(2.4.27)<br />
(2.4.28)<br />
Beweis. (Übung)<br />
�u + v = �u + �v,<br />
�bu = b�u,<br />
� �u = � �u,<br />
�τ y (u)(ξ) = e −2πiy·ξ �u,<br />
�<br />
e 2πix·y u = τ y (�u),<br />
�δ t u = (�u)t := t −n δ 1/t (�u),<br />
�∂ α f = (2πiξ) α � f,<br />
∂ α � f = �<br />
(−2πix) α f,<br />
F −1� F(u) � = u,<br />
∂ α (ϕu) = �<br />
γ≤α<br />
� α1<br />
γ1<br />
�<br />
· · ·<br />
� �<br />
αn �∂ �� � α−γ γ<br />
ϕ ∂ u .<br />
γn<br />
2.5 Faltung<br />
Theorem 2.4.10. F : S ′ → S ′ ist ein Homöomorphismus (d.h. F ist stetig, bijektiv,<br />
und die Inverse F −1 ist stetig).<br />
Beweis. (Übung)<br />
2.5 Faltung<br />
Definition 2.5.1. Für f, g ∈ S ist die Faltung von f und g durch<br />
f ∗ g : R n �<br />
→ C, f ∗ g(x) := f(y)g(x − y) dy<br />
definiert.<br />
Bemerkung 2.5.2. Definition 2.5.1 ist auch für f, g ∈ L 1 (R n ) sinnvoll. Mit dem Satz<br />
von Fubini folgt sogar, dass dann wieder f ∗ g ∈ L 1 (R n ). Ausgestattet mit Faltung als<br />
Multiplikationsoperator wird L 1 (R n ) zu einem Banach-Algebra.<br />
Proposition 2.5.3. Es seien f, g ∈ S . Dann gilt<br />
(2.5.1)<br />
(2.5.2)<br />
(2.5.3)<br />
R n<br />
∀α ∈ N n 0 : ∂ α (f ∗ g) = f ∗ (∂ α g),<br />
f ∗ g = g ∗ f ∈ S ,<br />
�f ∗ g = � f�g.<br />
17
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
Beweis. Mit dem Konvergenzsatz von Lebesgue kann man leicht zeigen, dass<br />
f ∗ g(x + h ej) − f ∗ g(x)<br />
h<br />
Durch Wiederholung dieses Argument folgt (2.5.1).<br />
Sei nun N > n. Es gilt (siehe Übung 2.4)<br />
�<br />
|f ∗ g(x)| ≤ CN<br />
≤ CN<br />
+<br />
R n<br />
→ f ∗ (∂jg)(x) für h → 0.<br />
(1 + |y|) −N (1 + |x − y|) −N dy<br />
� �<br />
{|x−y|≥ 1<br />
2 |x|}<br />
�<br />
{|x−y|< 1<br />
2 |x|}<br />
=: CN(I1 + I2).<br />
(1 + |y|) −N (1 + |x − y|) −N dy<br />
(1 + |y|) −N (1 + |x − y|) −N dy<br />
Setzen wir im Integranden in I1 1<br />
2 |x| für |x − y| ein, so erhalten wir<br />
I1 ≤ CN(1 + |x|) −N<br />
�<br />
R n<br />
(1 + |y|) −N dy ≤ CN(1 + |x|) −N .<br />
Setzen wir im Integranden in I2 1<br />
2 |x| für |y| ein, so erhalten wir<br />
Also gilt<br />
I2 ≤ CN(1 + |x|) −N<br />
�<br />
R n<br />
(1 + |x − y|) −N dy ≤ CN(1 + |x|) −N .<br />
|f ∗ g(x)| ≤ CN(1 + |x|) −N .<br />
Wiederholen wir dieses Argument mit ∂ α g für g, so bekommen wir<br />
∀N ∈ N ∀α ∈ N n 0 : |∂ α (f ∗ g)(x)| ≤ CN,α(1 + |x|) −N .<br />
Es folgt (siehe wieder Übung 2.4) f ∗ g ∈ S . Die Identität f ∗ g = g ∗ f folgt direkt von<br />
der Definition. Somit haben wir (2.5.2) bewiesen.<br />
Mit dem Satz von Fubini folgt<br />
� �<br />
�f ∗ g(ξ) = f(y)g(x − y) e −ix·ξ �<br />
dxdy = f(y)�g(ξ) e −iy·ξ dy = � f(ξ)�g(ξ)<br />
und somit (2.5.3).<br />
18<br />
Rn Rn R n<br />
�
Definition 2.5.4. Für u ∈ S ′ und h ∈ S ist die Faltung von u und h durch<br />
definiert.<br />
h ∗ u ∈ S ′ , 〈h ∗ u, ϕ〉 := 〈u, � h ∗ ϕ〉<br />
Beispiel 2.5.5. Für f ∈ S gilt ∀ϕ ∈ S :<br />
〈f ∗ δ0, ϕ〉 = 〈δ0, � f ∗ ϕ〉 = � �<br />
f ∗ ϕ(0) =<br />
D.h. f ∗ δ0 = f.<br />
Proposition 2.5.6. Für u ∈ S ′ und h ∈ S gilt<br />
(2.5.4)<br />
Beweis. (Übung)<br />
R n<br />
�h ∗ u = � h�u<br />
�<br />
f(−y)h(0 − y) dy =<br />
Lemma 2.5.7. Seien u ∈ S ′ und h ∈ S . Dann ist<br />
�<br />
〈h ∗ u, ϕ〉 = 〈u, τ y ( � (2.5.5)<br />
h)〉 ϕ(y) dy.<br />
D.h. h ∗ u ist gleich die Funktion y → 〈u, τ y ( � h)〉.<br />
Beweis. Sei ϕ ∈ S . Es gilt<br />
〈h ∗ u, ϕ〉 = 〈u, � �<br />
h ∗ ϕ〉 = 〈u,<br />
R n<br />
R n<br />
�<br />
�h(y)ϕ(· − y) dy〉 = 〈u,<br />
R n<br />
R n<br />
f(y)h(y) dy.<br />
� h(· − y)ϕ(y) dy〉<br />
2.5 Faltung<br />
Sei nun N ∈ N. Wir betrachten die Zerlegung von [−N, N] n in den (2N 2 ) n Würfeln Qm<br />
mit Kantenlänge 1/N. Sei ym der Mittelpunkt in Qm. Man kann zeigen (Übung!), dass<br />
die Riemann-Summe<br />
RN(x) :=<br />
(2N 2 ) 2<br />
�<br />
m=1<br />
� h(x − ym)ϕ(ym)|Qm|<br />
in der Topologie von S gegen das Integral<br />
�<br />
�h(y)ϕ(x − y) dy<br />
konvergiert für N → ∞. Die Stetigkeit von u liefert dann<br />
�<br />
〈u, �h(y)ϕ(· − y) dy〉 = lim 〈u, RN〉.<br />
N→∞<br />
R n<br />
R n<br />
19
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
Da aber 〈u, RN〉 eine Riemann-Summe des Integrals<br />
ist, folgt<br />
und somit die Behauptung.<br />
�<br />
R n<br />
lim<br />
N→∞ 〈u, RN〉<br />
�<br />
=<br />
Lemma 2.5.8. Sei ϕ ∈ S . Es gilt<br />
(2.5.6)<br />
Beweis. Es gilt<br />
〈u, τ y ( � h)〉 ϕ(y) dy<br />
R n<br />
〈u, τ y ( � h)〉 ϕ(y) dy<br />
ϕ(x + t ej) − ϕ(x)<br />
lim<br />
= ∂jϕ(x) in S .<br />
t→0 t<br />
� � � �<br />
2πitξj ϕ(· + t ej) − ϕ(·)<br />
e −1<br />
F<br />
− ∂jϕ(·) (ξ) =<br />
− 2πiξj �ϕ(ξ) =: ψt(ξ) �ϕ(ξ).<br />
t<br />
t<br />
Da F −1 stetig ist, brauchen wir nur zu zeigen, dass limt→0 ψt �ϕ = 0 in S . Dazu schätzen<br />
wir zuerst die Ableitung ∂ γ ψt ab (Übung!):<br />
Für α, β ∈ N n 0<br />
folgt dann<br />
sup<br />
ξ∈Rn |ξ α ∂ β [ψt �ϕ]| = sup<br />
ξ∈Rn und damit limt→0 ψh �ϕ = 0 in S .<br />
|∂ γ ⎧<br />
⎪⎨<br />
t|ξj|<br />
ψt(ξ)| ≤ C<br />
⎪⎩<br />
2<br />
für |γ| = 0,<br />
t|ξj|<br />
t|ξj|<br />
für |γ| = 1,<br />
|γ|−1<br />
für |γ| > 1.<br />
| �<br />
γ≤β<br />
Cγ,β ξ α ∂ γ ψt∂ β−γ �ϕ| ≤ C t → 0 für t → 0<br />
Theorem 2.5.9. Seien u ∈ S ′ und h ∈ S . Dann ist h ∗ u ∈ C ∞ (R n ) mit<br />
(2.5.7)<br />
Ferner gilt:<br />
(2.5.8)<br />
20<br />
∀α ∈ N n 0 : ∂ α (h ∗ u) = (∂ α h) ∗ u = h ∗ (∂ α u).<br />
∀α ∈ N n 0 ∃Cα, kα > 0 : |∂ α (h ∗ u)(x)| ≤ Cα(1 + |x|) kα .
2.6 Distributionen und Partielle Differentialgleichungen<br />
Beweis. Nach Lemma 2.5.7 können wir h ∗ u mit der Funktion x → 〈u, τ x ( � h)〉 identifizieren.<br />
Wir wollen nun zeigen, dass diese Funktion differenzierbar ist. Von Lemma 2.5.8<br />
erhalten wir für alle x ∈ R n :<br />
τ<br />
lim<br />
t→0<br />
x+t ej ( �h)(·) − τ x ( �h)(·) τ<br />
= lim<br />
t<br />
t→0<br />
x ( �h)(· − t ej) − τ x ( �h)(·) = −∂jτ<br />
t<br />
x ( �h)(·) in S .<br />
Die Stetigkeit von u liefert dann<br />
〈u, τ<br />
lim<br />
t→0<br />
x+t ej ( �h)〉 − 〈u, τ x ( �h)〉 = 〈u, −∂jτ<br />
t<br />
x ( �h)〉 = 〈u, τ x ( � ∂jh)〉.<br />
Also ist h ∗ u differenzierbar mit ∂j(h ∗ u) = (∂jh) ∗ u. Wiederholen wir dieses Argument,<br />
erhalten wir (2.5.7). Die Abstäztung kann man mittels Übung 2.9 und 2.4 zeigen (Übung!)<br />
Theorem 2.5.10. C ∞ 0 (Rn ) ist dicht in S ′ .<br />
Beweis. Sei u ∈ S ′ . Wähle ϕ ∈ C ∞ 0 (Rn ) mit ϕ(x) = 1 für |x| < 1. Setze ϕk(x) := ϕ( 1<br />
k x).<br />
Wir werden nun zeigen, dass<br />
Für ψ ∈ S ist<br />
lim<br />
k→∞ ϕkF −1� ϕk�u � = u in S ′ .<br />
〈ϕkF −1� ϕk�u � − u, ψ〉 = 〈F −1� ϕk�u � , ϕkψ〉 − 〈�u, ψ ∨ 〉<br />
Wir brauchen somit nur zu zeigen, dass<br />
Mit Übung 2.11 folgt die Behauptung.<br />
= 〈�u, ϕkF −1� ϕkψ � 〉 − 〈�u, ψ ∨ 〉 = 〈�u, ϕkF −1� ϕkψ � − ψ ∨ 〉.<br />
lim<br />
k→∞ ϕkF −1� ϕkψ � − ψ ∨ = ψ in S .<br />
2.6 Distributionen und Partielle Differentialgleichungen<br />
Definition 2.6.1. Eine Distribution Γ ∈ S ′ heißt Fundamentallösung der partielle Differentialgleichung<br />
�<br />
aα∂ α (2.6.1)<br />
u = f, aα ∈ C,<br />
falls<br />
(2.6.2)<br />
|α|≤N<br />
�<br />
|α|≤N<br />
aα∂ α Γ = δ0.<br />
21
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
Proposition 2.6.2. Sei f ∈ S und Γ eine Fundamentallösung von (2.6.1). Dann ist<br />
f ∗ Γ eine Lösung von (2.6.1).<br />
Beweis. (Übung!)<br />
Beispiel 2.6.3. Wir werden die Fundamentallösung der Laplace-Gleichung<br />
(2.6.3)<br />
∆u = f (∆u :=<br />
n�<br />
i=1<br />
∂ 2 i u)<br />
bestimmen für n > 2. Dazu wenden wir die Greensche Formel<br />
�<br />
�<br />
v∆w − w∆v dx = v ∂w ∂v<br />
− w<br />
∂n ∂n do<br />
Ω<br />
auf Ω = R n \Bε(0), v = |x| 2−n , w = ϕ ∈ S . Da ∆ � |x| 2−n� = 0 in R n \Bε(0) im klassichen<br />
Sinne (Übung!), erhalten wir<br />
Da<br />
und 2<br />
folgt<br />
�<br />
|x|>ε<br />
�<br />
|<br />
∂ Bε(0)<br />
�<br />
∂ Bε(0)<br />
|x| 2−n ∆ϕ dx =<br />
=<br />
�<br />
∂ Bε(0)<br />
�<br />
∂ Bε(0)<br />
∂Ω<br />
2−n ∂ϕ<br />
ε<br />
∂n do| ≤ ε �∇ϕ�∞ ε 1−n<br />
ε 1−n ϕ(x) do = nωn<br />
|∂ Bε(0)|<br />
lim<br />
�<br />
ε→0<br />
|x|>ε<br />
|x| 2−n ∂ϕ<br />
∂n − (2 − n)|x|−nx · −x<br />
ϕ(x) do<br />
|x|<br />
2−n ∂ϕ<br />
ε<br />
∂n + (2 − n)ε1−nϕ(x) do.<br />
�<br />
∂ Bε(0)<br />
�<br />
∂ Bε(0)<br />
1do → 0 für ε → 0<br />
ϕ(x) do → nωnϕ(0) für ε → 0<br />
2 − n<br />
|x|<br />
nωn<br />
2−n ∆ϕ dx = ϕ(0).<br />
Die Distribution Γ := 2−n<br />
nωn |x|2−n ist also die Fundamentallösung von (2.6.3). Da wir z.B.<br />
Γ zerlegen können als Γ = f1 + f2 mit f1 ∈ L 1 (R n ) und f2 ∈ L p (R n ) für p > n<br />
n−2 folgt<br />
Γ ∈ S ′ .<br />
2 ωn bezeichnet den Volumen von B1(0) ⊂ R n . D.h. ωn = |B1(0)| und somit nωn = |∂ B1(0)|.<br />
22
2.6 Distributionen und Partielle Differentialgleichungen<br />
Proposition 2.6.4. Sei u ∈ S ′ mit supp u = {x0}. Dann gibt es ein k ∈ N und<br />
Konstanten aα ∈ C so dass<br />
u = �<br />
aα ∂ α δx0 ,<br />
(2.6.4)<br />
wobei δx0 ∈ S ′ , 〈δx0 , ϕ〉 := ϕ(x0).<br />
|α|≤k<br />
Beweis. Wir nehmen OBdA x0 = 0 an. Nach Übung 2.9 gibt es C > 0 und m, k ∈ N so<br />
dass<br />
∀ϕ ∈ S : |〈u, ϕ〉| ≤ C<br />
�<br />
ρα,β(ϕ).<br />
Wir zeigen zuerst, dass für ψ ∈ S mit<br />
(2.6.5)<br />
|α|≤m,|β|≤k<br />
∀|α| ≤ k : ∂ α ψ(0) = 0<br />
gilt 〈u, ψ〉 = 0. Wähle dazu η ∈ C ∞ (R n ) mit η(x) = 1 für |x| ≥ 2 und η(x) = 0 für<br />
|x| ≤ 1. Setze ηε(x) := η( 1<br />
εx). Man kann zeigen (Übung!), dass für |α| ≤ m und |β| ≤ k<br />
gilt ρα,β(ηεψ − ψ) → 0 für ε → 0. Es folgt<br />
|〈u, ψ〉| ≤ |〈u, ηεψ〉| + |〈u, ηεψ − ψ〉| ≤ 0 + C<br />
�<br />
|α|≤m,|β|≤k<br />
ρα,β(ηεψ − ψ) → 0 für ε → 0,<br />
und somit 〈u, ψ〉 = 0. Damit ist die Implikation gezeigt.<br />
Als nächstes betrachten wir wieder ein beliebiges ϕ ∈ S und erhalten mit der Taylor-<br />
Formel:<br />
ϕ(x) = � 1 − η(x) �� �<br />
|α|≤k<br />
∂αϕ(0) x<br />
α!<br />
α �<br />
+ h(x) + η(x)ϕ(x),<br />
mit h = O(|x| k+1 ) für x → 0. Da (1−η)h die Bedingung (2.6.5) erfüllt, gilt 〈u, (1−η)h〉 =<br />
0. Ferner ist 〈u, ηϕ〉 = 0. Es folgt<br />
〈u, ϕ〉 = �<br />
|α|≤k<br />
mit aα := (−1) |α| 〈u, � 1 − η(x) � x α 〉/α!.<br />
∂αϕ(0) 〈u,<br />
α!<br />
� 1 − η(x) � x α 〉 = �<br />
aα〈∂<br />
|α|≤k<br />
α δ0, ϕ〉<br />
Korollar 2.6.5. Sei u ∈ S ′ mit supp �u = {0}. Dann ist u ein Polynom.<br />
Beweis. Wenden Sie F −1 in (2.6.4) an.<br />
Beispiel 2.6.6. Sei u ∈ S ′ mit ∆u = 0. Dann gilt −4π 2 |ξ| 2 �u = 0. Nach Korollar 2.6.5<br />
folgt, dass u ein Polynom ist.<br />
23
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
2.7 Allgemeine Distributionen<br />
Wir haben bisher auf die temperierte Distributionen fokussiert, da diese in der harmonischen<br />
<strong>Analysis</strong> in Zusammenhang mit der Fourier-Transformation eine besondere<br />
Rolle spielen. Die temperierte Distributionen sind eine Teilmenge von den allgemeinen<br />
Distributionen, die wir jetzt einführen werden.<br />
Definition 2.7.1. Für K ⊂ R n kompakt setzen wir<br />
Auf DK führen wir die Normen<br />
DK := {ϕ ∈ C ∞ 0 (R n ) | supp ϕ ⊂ K}.<br />
˜ρN(ϕ) := sup<br />
x∈Rn , |α|≤N<br />
|D α ϕ(x)|, N ∈ N<br />
und die Initialtopologie τK der Abbildungsfamilie<br />
ein. Ferner sei<br />
{˜ρN(f − ·) | N ∈ N, f ∈ DK}<br />
β := � W ⊂ C ∞ 0 (R n ) | W konvex, ∀α ∈ C mit |α| ≤ 1 : αW ⊂ W,<br />
�<br />
.<br />
∀K ⊂ R n kompakt : W ∩ DK ∈ τK<br />
Wir setzen D := C ∞ 0 (Rn ) und Führen auf D die Topologie τ mit Basis<br />
{ϕ + W | ϕ ∈ C ∞ 0 (R n ), W ∈ β}<br />
ein. (Übung: Ist τ als Topologie wohldefiniert?)<br />
Bemerkung 2.7.2. Die Topologie τ auf D ist die so-genannte induktive Limes Topologie.<br />
Mit dieser Topologie sei D zwar ein vollständiger lokal-konvexer toplogischer Vektorraum<br />
aber nicht metirsierbar.<br />
Lemma 2.7.3. Eine Folge {fk} ∞ k=1 ⊂ D konvergiert (in der Topologie von D) gegen<br />
f ∈ D genau dann, wenn<br />
∃K ⊂ R n kompakt :<br />
Beweis. (Übung!)<br />
�<br />
� �<br />
∀k ∈ N0 : supp fk ⊂ K ∧ ∀α ∈ N n 0 : lim<br />
k→∞ �∂α �<br />
(f − fk)�∞ = 0 .<br />
Definition 2.7.4. Die Elemente des Dualraums<br />
von D heißen Distributionen.<br />
D ′ := {L : D → C | L stetig und linear}<br />
Beispiel 2.7.5. Der Raum der Distribution ist sehr groß. Zum Beispiel:<br />
24
a) S ′ ⊂ D ′ .<br />
2.8 Distributionen mit Kompakten Trägern<br />
b) Jede Funktion f ∈ L 1 loc (Rn ) ist durch die Identifikation f → Lf mit<br />
eine Distribution.<br />
�<br />
Lf : D → C, Lf (ϕ) :=<br />
R n<br />
f ϕ dx<br />
Definition 2.7.6. Seien u ∈ D ′ und α ∈ N n 0 . Dann ist die distributionelle Ableitung ∂α u<br />
die Distribution die durch<br />
∂ α u : D → C, 〈∂ α u, ϕ〉 := 〈u, (−1) |α| ∂ α ϕ〉<br />
definiert ist (Übung: Ist dadurch tatsächlich eine Distribution definiert?).<br />
Proposition 2.7.7. Sei f ∈ C 1 (R n ). Dann stimmt die klassische Ableitung ∂jf mit der<br />
distributionellen Ableitung ∂jLf überein. D.h. L∂jf = ∂jLf .<br />
Beweis. (Übung)<br />
Bemerkung 2.7.8. Die Fourier-Transformation läßt sich nicht sinnvoll auf D ′ definieren.<br />
Theorem 2.7.9 (Malgrange & Ehrenpreis). Die partielle Differentialgleichung<br />
�<br />
|α|=N<br />
aα∂ α u = f, aα ∈ C,<br />
hat eine Fundamentallösung Γ ∈ D ′ (siehe Definition 2.6.1).<br />
Beweis. Siehe Satz 8.5 in [5].<br />
2.8 Distributionen mit Kompakten Trägern<br />
Als letzter Distributionenraum führen wir die Distributionen mit kompakten Trägern<br />
ein.<br />
Definition 2.8.1. Wir setzen E := C ∞ (R n ) und führen auf E die Seminormen<br />
ρN,α(ϕ) := sup<br />
x∈Rn |D<br />
, |x|≤N<br />
α ϕ(x)|, N ∈ N, α ∈ N n 0 ,<br />
und die Initialtopologie τ der Abbildungsfamilie<br />
ein.<br />
{˜ρN,α(f − ·) | N ∈ N, α ∈ N n 0 , f ∈ C ∞ (R n )}<br />
Bemerkung 2.8.2. E ist ein Frechet-Raum.<br />
25
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
Lemma 2.8.3. Eine Folge {fk} ∞ k=1 ⊂ E konvergiert (in der Topologie von E ) gegen<br />
f ∈ E genau dann, wenn<br />
Beweis. (Übung!)<br />
∀α ∈ N n 0 , N ∈ N : lim<br />
k→∞ sup |∂<br />
|x|≤N<br />
α (f − fk)| = 0.<br />
Definition 2.8.4. Die Elemente des Dualraums<br />
E ′ := {L : E → C | L stetig und linear}<br />
von E heißen Distributionen mit kompakten Träger.<br />
Beispiel 2.8.5. E ′ ⊂ S ′ .<br />
Theorem 2.8.6. u ∈ E ′ genau dann wenn u ∈ D ′ mit supp u kompakt.<br />
Beweis. Sei u ∈ E ′ . Nach Übung 2.17 gibt es C > 0, N, m ∈ N so, dass<br />
∀ϕ ∈ E : |〈u, ϕ〉| ≤ C �<br />
ρN,α(ϕ). |α|≤m<br />
Für ϕ ∈ C ∞ (R n ) mit supp ϕ ⊂ R n \ BN(0) ist ρ N,α(ϕ) = 0 und somit 〈u, ϕ〉 = 0. Also<br />
gilt supp u ⊂ BN(0).<br />
Sei nun u ∈ D ′ mit supp u kompakt. Dann gibt es N ∈ N so, dass supp u ⊂ BN(0).<br />
Wähle nun η ∈ C ∞ 0 (Rn ) mit η = 1 auf BN(0) und η = 0 auf R n \ BN+1(0). Für<br />
ϕ ∈ C ∞ (R n ) setzte 〈ũ, ϕ〉 := 〈u, ηϕ〉. Nach Übung 2.16 gibt es C > 0, m ∈ N so, dass<br />
|〈ũ, ϕ〉| = |〈u, ηϕ〉| ≤ C �<br />
�∂ α [ηϕ]�∞ ≤ C �<br />
ρN+1,α(ϕ). |α|≤m<br />
|α|≤m<br />
Nach Übung 2.17 folgt ũ ∈ E ′ . Ferner gilt für ψ ∈ D (da supp u ⊂ BN(0))<br />
D.h. ũ |D = u.<br />
26<br />
〈ũ, ψ〉 := 〈u, ηψ〉 = 〈u, ηψ〉 + 〈u, (1 − η)ψ〉 = 〈u, ψ〉.
2.9 Übungen<br />
Ü2.1 Sei {ak} ∞ k=1 ⊂ R+ eine Folge nicht-negativer Zahlen. Zeigen Sie, dass<br />
(2.9.1)<br />
(2.9.2)<br />
(2.9.3)<br />
(2.9.4)<br />
∀ 0 ≤ θ ≤ 1 :<br />
∀ 1 ≤ θ < ∞ :<br />
∀ 1 ≤ θ < ∞ :<br />
∀ 0 ≤ θ ≤ 1 :<br />
Ü2.2(Glättender Faltungskern)<br />
a) Zeigen Sie, dass die Funktion<br />
(2.9.5)<br />
in C ∞ 0 (Rn ) liegt.<br />
� ∞ �<br />
k=1<br />
∞�<br />
k=1<br />
� N �<br />
N�<br />
k=1<br />
ak<br />
a θ k ≤<br />
k=1<br />
a θ k<br />
�θ ≤<br />
ak<br />
∞�<br />
k=1<br />
� ∞ �<br />
k=1<br />
ak<br />
a θ k ,<br />
� θ<br />
,<br />
�θ ≤ N θ−1<br />
N�<br />
�<br />
�N<br />
1−θ<br />
≤ N<br />
k=1<br />
k=1<br />
ak<br />
a θ k ,<br />
� θ<br />
.<br />
η : R n ⎧ �<br />
⎪⎨<br />
1<br />
C exp<br />
→ R, η(x) := |x|<br />
⎪⎩<br />
2 �<br />
für |x| < 1,<br />
− 1<br />
0 für |x| ≥ 1<br />
b) Wir wählen nun die Konstante C so, dass �<br />
(2.9.6)<br />
Für f ∈ L 1 loc (Rn ) setzen wir<br />
(2.9.7)<br />
Zeigen Sie, dass fε ∈ C ∞ (R n ).<br />
R n η dx = 1, und setzen<br />
ηε : R n → R, ηε(x) := 1<br />
η�1<br />
εn ε x� .<br />
fε : R n → C, fε(x) :=<br />
�<br />
R n<br />
ηε(x − y)f(y) dy.<br />
2.9 Übungen<br />
c) Sei f ∈ L1 loc (Rn ). Zeigen Sie, dass limε→0 fε(x) = f(x) f.ü. in Rn �<br />
. Hinweis: Für<br />
f ∈ L 1 loc (Rn ) gilt limr→0<br />
von Lebesgue).<br />
1<br />
|Br(x)|<br />
Br(x) f(x) dx = f(x) f.ü. in Rn (Differentiationssatz<br />
d) Sei f ∈ C(R n ). Zeigen Sie, dass ∀K ⊂ R n kompakt : limε→0�fε − f� L ∞ (K) = 0.<br />
27
2 Distributionen und die Fouriertransformation<br />
Ü2.3(Approximierende Einheit) Es sei<br />
η : R n �<br />
(2.9.8)<br />
→ R meßbar,<br />
R n<br />
η(x) dx = 1, ηε(x) := 1<br />
η�1<br />
εn ε x� .<br />
Für f ∈ L p (R n ) definieren wir die Glättung fε : R n → C wie in (2.9.7). Zeigen Sie, dass<br />
limε→0�fε − f�Lp = 0. Bemerkung: Die Funktion η ist eine approximierende Einheit in<br />
der Banach-Algebra L1 (Rn ).<br />
Ü2.4 Zeigen Sie: f ∈ S genau dann wenn<br />
(2.9.9)<br />
∀N ∈ N ∀α ∈ N n 0 ∃Cα,N ∀x ∈ R n : |∂ α f(x)| ≤ Cα,N(1 + |x|) −N<br />
Ü2.5 Seien 1 ≤ p, q ≤ ∞ mit 1 1<br />
p + q = 1. Zeigen Sie:<br />
a) Für f ∈ S (R) gilt �f� 2 ∞ ≤ 2�f�p�f ′ �q. Hinweis: f(x) 2 = � x<br />
−∞<br />
b) Für f ∈ S (R n ) gilt �f� 2 ∞ ≤ 2 �<br />
α+β=(1,...,1) �∂α f�p�∂ β f ′ �q.<br />
Ü2.6 Seien k ∈ N und µ ein positives Borelmaß auf Rn mit<br />
�<br />
1<br />
dµ(x) < ∞.<br />
(1 + |x|) k (2.9.10)<br />
Zeigen Sie, dass µ ∈ S (durch die Identifikation µ → Lµ).<br />
R n<br />
�<br />
d<br />
dy f 2 � dy.<br />
Ü2.7 Zeigen Sie, dass f(x) = log |x| ∈ S (R) und zeigen Sie, dass die distributionelle<br />
Ableitung f ′ von f die Distribution<br />
〈f ′ �<br />
ϕ(x)<br />
, ϕ〉 = lim dx, ϕ ∈ S (R)<br />
ε→0 x<br />
ist.<br />
ε≤|x|<br />
Ü2.8(Minkowskische Integralungleichung)<br />
a) Seien 1 ≤ p < ∞ und f : R n × R n → C meßbar. Zeigen Sie die Ungleichung:<br />
� �<br />
R n<br />
� �<br />
R n<br />
�p � 1<br />
p<br />
|f(x, y)| dx dy<br />
�<br />
≤<br />
R n<br />
� �<br />
R n<br />
|f(x, y)| p � 1<br />
p<br />
dy dx.<br />
b) Seien 0 < p < 1 und f : R n × R n → C meßbar. Zeigen Sie die Ungleichung:<br />
28<br />
� �<br />
R n<br />
� �<br />
R n<br />
�p � 1<br />
p<br />
|f(x, y)| dx dy<br />
�<br />
≥<br />
R n<br />
� �<br />
R n<br />
|f(x, y)| p � 1<br />
p<br />
dy dx.
2.9 Übungen<br />
c) Verifizieren Sie, dass die Aussage in a) und b) auch dann gilt, wenn wir R n × R n mit<br />
X × Y ersetzen, wobei (X, µ) und (Y, µ) positive Maßräume sind.<br />
Ü2.9 Ein lineares Funktional L : S → C ist genau dann stetig wenn gilt:<br />
∃C > 0, k, m ∈ N ∀ϕ ∈ S : |〈L, ϕ〉| ≤ C<br />
�<br />
(2.9.11)<br />
ρα,β(ϕ).<br />
|α|≤m,|β|≤k<br />
Ü2.10 Zeigen Sie, dass die Identifikation in Beispiel 2.3.3, c) injektiv ist, d.h. Lf =<br />
Lg ⇒ f = g.<br />
Ü2.11 Sei f ∈ S und ϕ ∈ C ∞ 0 (Rn ) mit ϕ(x) = 1 für |x| < 1. Setze ϕk(x) := ϕ( 1<br />
k x).<br />
Zeigen Sie, dass limk→∞ ϕkf = f und limk→∞ ϕkF −1� ϕk � f) = f in S .<br />
Ü2.12 Sei ϕ, f ∈ S . Setze ϕε(x) := ε−nϕ(ε−1x) für ε > 0 . Zeigen Sie, dass<br />
� � �<br />
ϕ(x) dx f in S .<br />
lim<br />
ε→0 ϕε ∗ f =<br />
Ü2.13 Sei 1 ≤ p ≤ ∞ und f ∈ Lp (Rn ). Zeigen Sie, dass<br />
�<br />
lim f(x) e<br />
N→∞<br />
−2πix·ξ dx = � f in S .<br />
BN (0)<br />
Ü2.14 Zeigen Sie, dass limk→∞ e ikx = 0 in S ′ (R).<br />
R n<br />
Ü2.15 Sei n = 2. Zeigen Sie, dass (2π) −1 log |x| die Fundamentallösung der partielle<br />
Differentialgleichung ∆u = f ist.<br />
Ü2.16 Ein lineares Funktional u : D → C ist genau dann stetig wenn gilt:<br />
∀K ⊂ R n kompakt ∃C > 0, m ∈ N : ∀ϕ ∈ DK : |〈u, ϕ〉| ≤ C �<br />
|α|≤m<br />
Ü2.17 Ein lineares Funktional u : E → C ist genau dann stetig wenn gilt:<br />
∃C > 0, N, m ∈ N : ∀ϕ ∈ E : |〈u, ϕ〉| ≤ C �<br />
ρN,α(ϕ). |α|≤m<br />
�∂ α ϕ�∞.<br />
Ü2.18 Es sei ϕ ∈ C∞ 0 (R) mit ϕ �= 0. Setze ϕk(x) := 1<br />
k ϕ(x − k). Zeigen Sie, dass ϕk<br />
nicht gegen 0 in der Topologie von D(R) konvergiert.<br />
29
3 Interpolation<br />
In der harmonischen <strong>Analysis</strong> spielen L p -Abschätzungen von singulären Integralen und<br />
Fourier-Multiplikatoren eine wichtige Rolle. Viele solche Abschätzungen können elegant<br />
mittels Interpolation etabliert werden. In diesem Kapitel werden wir einige wichtige Interpolationssätze<br />
beweisen.<br />
3.1 Notation<br />
In diesem Kapitel bezeichnen (X, µ) (und (Y, ν)) einen σ-endlichen 1 Maßraum mit<br />
zugehörigem positiven Maß µ (bzw. ν). Mit Lp (X, µ) (0 < p < ∞) bezeichnen wir den<br />
�<br />
�<br />
normierten Raum aller messbaren Funktionen f : X → C mit �f�p := X |f|p � 1<br />
p<br />
dµ <<br />
∞. Der Raum L ∞ (X, µ) ist definiert als alle messbaren Funktionen f : X → C mit<br />
�f�∞ := ess sup x∈X |f(x)| < ∞.<br />
3.2 Distributionsfunktion und Schwach-Lp<br />
Definition 3.2.1. Sei f : X → C messbar. Die Funktion<br />
df : [0, ∞) → [0, ∞], df (α) := µ � {x ∈ X | |f(x)| > α} �<br />
heißt Distributionsfunktion von f.<br />
Proposition 3.2.2. Seien f, g : X → C messbare Funktionen. Für α, β > 0 gilt:<br />
a) Wenn |g| ≤ |f| µ-f.ü. dann ist dg ≤ df .<br />
b) Für alle c ∈ C \ {0} ist dcf (α) = df ( α<br />
|c| ).<br />
c) df+g(α + β) ≤ df (α) + dg(β).<br />
d) dfg(αβ) ≤ df (α) + dg(β).<br />
Beweis. (Übung!)<br />
Proposition 3.2.3. Seien 0 < p < ∞ und f ∈ L p (X, µ). Dann gilt<br />
(3.2.1)<br />
�f� p p = p<br />
�<br />
0<br />
∞<br />
α p−1 df (α) dα.<br />
1 Um den Satz von Fubini anwenden zu können, setzen wir voraus, dass die Maßräume σ-endlich sind.<br />
31
3 Interpolation<br />
Beweis. Mittels den Satz von Fubini bekommen wir:<br />
�<br />
p<br />
0<br />
∞<br />
α p−1 df (α) dα = p<br />
�<br />
=<br />
X<br />
�<br />
=<br />
X<br />
�<br />
∞<br />
0<br />
∞<br />
�<br />
0<br />
α p−1<br />
�<br />
�<br />
X<br />
χ {x∈X | |f(x)|>α} dµ dα<br />
pα p−1 χ {x∈X | |f(x)|>α}(y) dα dµ(y)<br />
|f(y)|<br />
0<br />
pα p−1 �<br />
dα dµ(y) =<br />
X<br />
|f(y)| p dµ(y).<br />
Bemerkung: Eine zulässige Anwendung von dem Fubinischen Satzes setzt voraus, dass<br />
der Integrand in dem Doppelintegral meßbar bzgl. das Produkt-Maß X × [0, ∞) ist. Dies<br />
ist in diesem Fall erfüllt (siehe Übung 3.3).<br />
Definition 3.2.4. Sei 0 < p < ∞. Der Raum<br />
L p,∞ (X, µ) := {f : X → C | f ist meßbar, �f�p,∞ < ∞} mit<br />
�f�p,∞ := inf{K > 0 | ∀α > 0 : df (α) ≤ K p /α p }<br />
heißt Schwach-L p . Wir setzen L ∞,∞ (X, µ) := L ∞ (X, µ).<br />
Proposition 3.2.5. Seien 0 < p < ∞ und f ∈ L p (X, µ). Dann gilt<br />
�f�p,∞ = sup<br />
γ>0<br />
�<br />
γdf (γ) 1 �<br />
p .<br />
Beweis. Sei K > 0 mit df (α) ≤ Kp /αp für alle α > 0. Dann ist K ≥ supγ>0 Es folgt<br />
Umgekehrt gilt sup γ>0<br />
inf{K > 0 | ∀α > 0 : df (α) ≤ K p /α p } ≥ sup<br />
γ>0<br />
sup<br />
γ>0<br />
�<br />
γdf (γ) 1 �<br />
p .<br />
�<br />
γdf (γ) 1 �<br />
p ≥ αdf (α) 1<br />
p für alle α > 0 und somit<br />
�<br />
γdf (γ) 1 �<br />
p ≥ inf{K > 0 | ∀α > 0 : df (α) ≤ K p /α p }.<br />
�<br />
γdf (γ) 1 �<br />
p .<br />
Bemerkung 3.2.6. Wie bei den gewöhnlichen Lp-Räumen unterschieden wir zwischen zwei<br />
Funktionen in Lp,∞ (X, µ) nicht, wenn sie nur auf eine Nullmenge in X verschiedene Werte<br />
annehmen. D.h., Lp,∞ (X, µ) ist streng genommen der Faktor-Raum Lp,∞ (X, µ)/N mit<br />
N := {g : X → C | g ist meßbar, g(x) = 0 f.ü.}.<br />
Proposition 3.2.7. Sei 0 < p < ∞. � Lp,∞ , ��Lp,∞ �<br />
ist ein quasi-normierter Raum.<br />
32
Beweis. Für p ≥ 1 gilt<br />
�f + g�Lp,∞ = sup<br />
γ>0<br />
� γdf+g(γ) 1<br />
p<br />
3.2 Distributionsfunktion und Schwach-Lp<br />
� ≤ sup<br />
γ>0<br />
≤ sup<br />
γ>0<br />
� �<br />
γ df ( 1<br />
2<br />
�<br />
γdf ( 1 1<br />
γ) p + γdg(<br />
2 1<br />
2<br />
�<br />
.<br />
≤ 2 � �f�Lp,∞ + �g�Lp,∞ 1 1<br />
p γ) + dg( γ)�<br />
2 �<br />
1 �<br />
γ) p<br />
1 � �<br />
Analog zeigt man �f + g�Lp,∞ ≤ 2 p �f�Lp,∞ + �g�Lp,∞ wenn 0 < p ≤ 1. Für k ∈ C<br />
zeigt man leicht �kf�L p,∞ = |k|�f�Lp,∞. Ferner gilt �f�Lp,∞ = 0 ⇒ ∀γ > 0 : df (γ) =<br />
0 ⇒ f = 0 f.ü. Somit haben wir gezeigt, dass ��Lp,∞ ein Quasinorm (Seminorm) ist.<br />
Proposition 3.2.8. Sei 0 < p < ∞. Es gilt �f�L p,∞ ≤ �f�L p (d.h. Lp (X, µ) ⊂<br />
L p,∞ (X, µ)).<br />
Beweis. Sei α > 0. Dann ist<br />
α p df (α) = α p<br />
Es folgt �f�Lp,∞ ≤ �f�Lp. �<br />
{|f(x)|>α}<br />
dµ ≤<br />
�<br />
{|f(x)| p >α p }<br />
|f(x)| p dµ ≤ �f� p<br />
L p.<br />
Beispiel 3.2.9. Sei X = Rn und f(x) := |x| −n/p . Dann gilt �f�Lp,∞ = ωn und �f�Lp = ∞.<br />
Proposition 3.2.10. Seien 0 < p < ∞, {fk} ∞ k=1 ∈ Lp,∞ (X, µ) und f ∈ L p,∞ (X, µ).<br />
Falls limk → ∞fk = f in L p,∞ , dann gilt limk → ∞fk = f dem Maße nach.<br />
Beweis. Es gilt<br />
für alle α > 0. Es folgt<br />
�fk − f� p<br />
Lp,∞ � p<br />
= sup γ df (γ)<br />
γ>0<br />
� ≥ α p df (α)<br />
�fk − f� p<br />
L p,∞ < ε p+1 ⇒ ε p µ{x ∈ X | |fk(x) − f(x)| > ε} < ε p+1<br />
für all ε > 0, und somit die Behauptung.<br />
Proposition 3.2.11. Seien 0 < p < q ≤ ∞. Sei f ∈ L p,∞ (X, µ) ∩ L q,∞ (X, µ). Dann gilt<br />
f ∈ L r (X, µ) für alle p < r < q und<br />
(3.2.2)<br />
� � 1<br />
r r r<br />
�f�Lr ≤ +<br />
r − p q − r<br />
1/r−1/q<br />
1/p−1/q<br />
�f�<br />
L p,∞<br />
1/p−1/r<br />
1/p−1/q<br />
�f� .<br />
L q,∞<br />
33
3 Interpolation<br />
Beweis. Sei q < ∞. Setze<br />
Mit<br />
und Proposition 3.2.3 folgt<br />
�f� r Lr = r<br />
� q<br />
�f�<br />
B :=<br />
df (α) ≤ min � �f� p<br />
�<br />
∞<br />
0<br />
∞<br />
�<br />
≤ r<br />
0<br />
B<br />
�<br />
≤ r<br />
0<br />
α r−1 df (α) dα<br />
L q,∞<br />
�f� p<br />
L p,∞<br />
� 1/(q−p)<br />
.<br />
Lp,∞/α p , �f� q q�<br />
Lq,∞/α α r−1 min � �f� p<br />
L p,∞/α p , �f� q<br />
L q,∞/α q� dα<br />
α r−1−p �f� p<br />
L p,∞ dα + r<br />
�∞<br />
= r<br />
r − p �f�p Lp,∞B r−p + r<br />
q − r �f�q L<br />
� �<br />
r r ��f�p = + L r − p q − r<br />
p,∞<br />
B<br />
α r−1−q �f� q<br />
Lq,∞ �<br />
dα<br />
p,∞B r−q<br />
� q−r<br />
q−p � �f� q<br />
Lq,∞ � r−p<br />
q−p .<br />
Damit folgt (3.2.2) für den Fall q < ∞. Sei nun q = ∞. Da df (α) = 0 wenn α > �f�∞,<br />
folgt<br />
3.3 Faltung<br />
�f� r Lr = r<br />
≤ r<br />
�<br />
0<br />
∞<br />
�<br />
α r−1 df (α) dα ≤ r<br />
�f�∞<br />
0<br />
�<br />
�f�∞<br />
0<br />
α r−1 df (α) dα<br />
α r−1−p �f� p<br />
Lp,∞ dα = r<br />
r − p �f�p L<br />
p,∞�f� r−p<br />
Die Faltungsoperation (Siehe Definition 2.5.1) wollen wir in diesem Paragraphen auf<br />
den L p (R n )- und L p,∞ (R n )-Räumen erweitern.<br />
Theorem 3.3.1. Sei 1 ≤ p ≤ ∞. Für f ∈ L p (R n ) und g ∈ L 1 (R n ) gilt<br />
(3.3.1)<br />
34<br />
�g ∗ f�Lp ≤ �g�L1�f�L p.<br />
∞ .
Beweis. (Übung! Hinweis: Hölder und Fubini.)<br />
Theorem 3.3.2 (Youngsche Ungleichung). Seien 1 ≤ p, q, r ≤ ∞ mit<br />
(3.3.2)<br />
Für f ∈ L p (R n ) und g ∈ L r (R n ) gilt<br />
(3.3.3)<br />
1 1 1<br />
+ 1 = +<br />
q p r .<br />
�g ∗ f�Lq ≤ �g�Lr�f�L p.<br />
Beweis. (Übung! Hinweis: Hölder und Fubini.)<br />
3.3 Faltung<br />
Theorem 3.3.3 (Youngsche Ungleichung in L p,∞ ). Seien 1 ≤ p < ∞ und 1 < q, r < ∞<br />
mit<br />
(3.3.4)<br />
1 1 1<br />
+ 1 = +<br />
q p r .<br />
Es gibt eine Konstante C(r, q, p) > 0 so, dass für alle f ∈ L p (R n ) und g ∈ L r,∞ (R n ) gilt<br />
(3.3.5)<br />
Beweis. Sei M > 0. Setze<br />
Nach Übung 3.2 folgt<br />
�<br />
dg(α) für α > M,<br />
dg2 (α) =<br />
dg(M) für α ≤ M,<br />
Ferner gilt nach Proposition 3.2.2:<br />
�g ∗ f�Lq,∞ ≤ C(r, q, p) �g�Lr,∞�f�L p.<br />
g1 := gχ {|g(x)|≤M}, g2 := gχ {|g(x)|>M}.<br />
dg1 (α) =<br />
df∗g(α) ≤ df∗g1 (α/2) + df∗g2 (α/2).<br />
Wir fixieren jetzt α > 0. Mit Proposition 3.2.3 gilt für r < s < ∞:<br />
(3.3.6)<br />
�<br />
R n<br />
|g1| s �<br />
dx = s<br />
0<br />
∞<br />
�<br />
= s<br />
M<br />
0<br />
M<br />
�<br />
≤ s<br />
0<br />
α s−1 dg1 (α) dα<br />
α s−1� dg(α) − dg(M) � dα<br />
α s−1−r �g� r �<br />
Lr,∞ dα − s<br />
≤ s<br />
s − r M s−r �g� r L r,∞ − M s dg(M).<br />
� 0 für α ≥ M,<br />
dg(α) − dg(M) für α < M.<br />
0<br />
M<br />
α s−1 dg(M) dα<br />
35
3 Interpolation<br />
Analog berechnen wir für g2 und 0 < t < r:<br />
(3.3.7)<br />
�<br />
R n<br />
Sei p ′ die Hölder-konjugierte zu p (d.h. 1<br />
p<br />
|g1| t dx ≤ r<br />
r − t M t−r �g� r L r,∞.<br />
1 + p ′ = 1). Da 1<br />
r<br />
nun s = p ′ in (3.3.6). Mit der Hölder-Ungleichung folgern wir dann:<br />
|f ∗ g1(x)| ≤ �f�Lp�g1� Lp ′ ≤ �f�Lp in dem Fall p ′ < ∞. In dem Fall p ′ = ∞ gilt<br />
Wir wählen nun M > 0 so, dass<br />
Genauer setzten wir<br />
Dann gilt<br />
M :=<br />
� p ′<br />
|f ∗ g1(x)| ≤ �f�L pM<br />
|f ∗ g1(x)| ≤ α<br />
2 .<br />
� �αp ′<br />
2 −p′<br />
rq −1 �f� −p′<br />
Lp �g� −r<br />
Lr,∞ �1/(q ′ −r)<br />
= 1<br />
p ′ + 1<br />
q , gilt 1 < r < p′ . Wähle<br />
p ′ − r M p′ −r �g� r L r,∞<br />
für p ′ < ∞,<br />
α/(2�f� L 1) für p ′ = ∞.<br />
df∗g1 (α/2) = 0.<br />
Wähle nun t = 1 in (3.3.7). Nach Theorem 3.3.1 folgt<br />
Wir haben dann<br />
�f ∗ g2�L p ≤ �f�L p�g2� L 1 ≤ �f�L p<br />
df∗g(α) ≤ df∗g2 (α/2)<br />
�<br />
≤<br />
Es folgt (3.3.5).<br />
36<br />
|f ∗ g2(x)| p (α/2) −p dx<br />
Rn = � 2�f ∗ g2�Lpα−1� p<br />
r<br />
r − 1 M 1−r �g� r Lr,∞. ≤ � 2�f�Lp r<br />
r − 1 M 1−r �g� r Lr,∞α−1� p −q q<br />
= C(p, q, r)α �f�L � 1/p ′<br />
q<br />
p�g�Lr,∞.
3.4 Interpolationssätze<br />
3.4 Interpolationssätze<br />
Theorem 3.4.1 (Interpolationssatz von Marcinkiewicz). Es seien 0 < p0 < p1 ≤ ∞,<br />
M := {g : Y → C | g ist ν-meßbar} der Raum aller (Y, ν)-meßbaren Funktionen, und<br />
eine Abbildung mit<br />
(3.4.1)<br />
(3.4.2)<br />
(3.4.3)<br />
T : L p0 (X, µ) + L p1 (X, µ) → M<br />
|T (f + g)(y)| ≤ |T (f)(y)| + |T (g)(y)| für alle y ∈ Y,<br />
�T (f)�L p 0 ,∞ ≤ M0�f�L p 0 ,<br />
�T (f)�L p 1 ,∞ ≤ M1�f�L p 1 .<br />
Dann gilt für all 0 < p0 < p < p1 ≤ ∞:<br />
(3.4.4)<br />
wobei<br />
(3.4.5)<br />
�T (f)�Lp ≤ M�f�L p,<br />
�<br />
p<br />
M = 2 +<br />
p − p0<br />
p<br />
� 1<br />
p<br />
p1 − p<br />
M<br />
1/p−1/p1 1/p0−1/p1 0<br />
M<br />
1/p0−1/p 1/p0−1/p1 1<br />
Beweis. Wir betrachten zuerst den Fall p1 < ∞. Sei f ∈ Lp (X) und α > 0. Sei δ > 0<br />
und<br />
� �<br />
f(x) für |f(x)| > δα,<br />
f(x) für |f(x)| ≤ δα,<br />
(3.4.6)<br />
Da p0 < p gilt<br />
und da p < p1:<br />
f α 0 (x) :=<br />
�f α 0 � p0<br />
L p 0 =<br />
�f α 1 � p1<br />
L p 1 =<br />
0 für |f(x)| ≤ δα,<br />
�<br />
{|f(x)|>δα}<br />
�<br />
{|f(x)|≤δα}<br />
f α 1 (x) :=<br />
.<br />
0 für |f(x)| > δα.<br />
|f| p |f| p0−p dµ(x) ≤ (δα) p0−p �f� p<br />
L p,<br />
|f| p |f| p1−p dµ(x) ≤ (δα) p1−p �f� p<br />
L p.<br />
Also ist f α 0 ∈ Lp0 (X, µ) und f α 1 ∈ L p1 (X, µ). Es folgt nach (3.4.1):<br />
und damit<br />
|T (f)(y)| ≤ |T (f α 0 )(y)| + |T (f α 1 )(y)|<br />
{y ∈ Y | |T (f)(y)| > α} ⊂ {y ∈ Y | |T (f α 0 )(y)| > α<br />
2 } ∪ {y ∈ Y | |T (f α 1 )(y)| > α<br />
2 }.<br />
37
3 Interpolation<br />
Somit folgt<br />
d T (f)(α) ≤ d T (f α 0 )<br />
Nach (3.2.5), (3.4.2) und (3.4.3) folgt dann<br />
d T (f)(α) ≤<br />
Mit Proposition 3.2.3 bekommen wir somit:<br />
�T (f)� p<br />
L p ≤ p(2M0) p0<br />
≤ p(2M0) p0<br />
p(2M1) p1<br />
�∞<br />
0<br />
∞<br />
�<br />
0<br />
�<br />
0<br />
∞<br />
�α<br />
2<br />
� + dT (f α 1 )<br />
�α �<br />
.<br />
2<br />
p0 M0 (α/2) p0 �f α 0 � p0<br />
Lp p1 M1 0 +<br />
(α/2) p1 �f α 1 � p1<br />
Lp1 .<br />
α p−1−p0 �f α 0 � p0<br />
L p 0 dα + p(2M1) p1<br />
α p−1−p0<br />
α p−1−p1<br />
�<br />
{|f(x)|>δα}<br />
�<br />
{|f(x)|≤δα}<br />
�∞<br />
|f(x)| p0 dµ(x)dα+<br />
0<br />
|f(x)| p1 dµ(x)dα.<br />
Wenden wir nun den Satz von Fubini an, so erhalten wir<br />
�T (f)� p<br />
Lp ≤ p(2M0) p0<br />
�<br />
X<br />
p(2M1) p1<br />
�<br />
X<br />
|f(x)| p0<br />
|f(x)| p1<br />
1<br />
δ |f(x)|<br />
�<br />
0<br />
�<br />
∞<br />
1<br />
δ |f(x)|<br />
α p−1−p0 dαdµ(x)+<br />
α p−1−p1 �f α 1 � p1<br />
L p 1 dα<br />
α p−1−p1 dαdµ(x)<br />
= p(2M0) p0 1<br />
p − p0 δp−p0 �<br />
|f(x)|<br />
X<br />
p0 p−p0 |f(x)| dµ(x)+<br />
p(2M1) p1 1<br />
p1 − p δp−p1 �<br />
|f(x)|<br />
X<br />
p1 p−p1 |f(x)| dµ(x)<br />
�<br />
p(2M0)<br />
=<br />
p0<br />
p1<br />
1 p(2M1)<br />
+ p−p0 p − p0 δ p1 − p δp1−p<br />
�<br />
�f� p<br />
Lp. Diese Ungleichung gilt für jedes δ > 0. Wir wählen nun δ > 0 so, dass<br />
womit (3.4.4), (3.4.5) folgt.<br />
38<br />
(2M0) p0<br />
1<br />
δ p−p0 = (2M1) p1 δ p1−p ,
3.4 Interpolationssätze<br />
Wir betrachten nun den Fall p1 = ∞. Wir werden wieder für δ > 0 die Zerlegung<br />
(3.4.6) benutzen. Da nach Definition L ∞,∞ (X, µ) = L ∞ (X, µ), gilt nach (3.4.3):<br />
Wählen wir δ = (2M1) −1 , so erhalten wir<br />
Es folgt dann<br />
Nach (3.4.2) erhalten wir:<br />
�T (f α 1 )�L∞ ≤ M1�f α 1 �L∞ ≤ M1δα.<br />
�T (f α 1 )�L∞ ≤ α/2.<br />
d T (f α 1 )(α/2) = ν � {y ∈ Y | |T (f α 1 )| > α/2} � = 0.<br />
dT (f α<br />
0 )( α<br />
2 ) ≤ (2M0) p0�f α<br />
0 � p0<br />
Lp0 αp0 p0 (2M0)<br />
≤<br />
αp0 �<br />
{|f(x)|> α<br />
2M 1 }<br />
Nach (3.4.1), Proposition 3.2.3 und den Satz von Fubini folgt damit:<br />
�T (f)� p<br />
Lp �∞<br />
= p α p−1 dT (f)(α) dα<br />
0<br />
∞<br />
�<br />
≤ p<br />
0<br />
= p(2M0) p0<br />
p0<br />
p−1 (2M0)<br />
α<br />
αp0 �<br />
X<br />
|f(x)| p0<br />
�<br />
{|f(x)|> α<br />
2M 1 }<br />
�<br />
2M1|f(x)|<br />
0<br />
|f(x)| p0 dµ(x) dα<br />
Somit folgt (3.4.4), (3.4.5) auch für den Fall p1 = ∞.<br />
|f(x)| p0 dµ(x).<br />
α p−p0−1 p(2M1)<br />
dαdµ(x) = p−p0 (2M0) p0<br />
�f�<br />
p − p0<br />
p<br />
Lp. Theorem 3.4.2 (Interpolationssatz von Riesz-Thorin). Es seien 1 ≤ p0, p1, q0, q1 ≤<br />
∞,<br />
und<br />
T := {f : X → C | f =<br />
N�<br />
βi χAi , Ai ⊂ X µ-meßbar, βi ∈ C},<br />
i=1<br />
M := {g : Y → C | g ist ν-meßbar}<br />
T : T → M<br />
39
3 Interpolation<br />
eine Abbildung mit<br />
(3.4.7)<br />
(3.4.8)<br />
(3.4.9)<br />
Dann gilt für all 0 < θ < 1:<br />
(3.4.10)<br />
wobei<br />
(3.4.11)<br />
T (f + g)(y) = T (f)(y) + T (g)(y) für alle y ∈ Y,<br />
�T (f)�L q 0 ≤ M0�f�L p 0 ,<br />
�T (f)�L q 1 ≤ M1�f�L p 1 .<br />
1−θ<br />
�T (f)�Lq ≤ M M θ 1 �f�Lp, 1 1 − θ<br />
= +<br />
p p0<br />
θ<br />
p1<br />
0<br />
and<br />
1<br />
q<br />
= 1 − θ<br />
q0<br />
+ θ<br />
.<br />
q1<br />
Ferner gibt es eine eindeutige Erweiterung von T auf einen stetigen linearen Operator<br />
von L p (X, µ) nach L q (Y, ν) (mit p und q wie in (3.4.11)).<br />
Beweis. (Siehe Kapitel 1.3.2 in [1]).<br />
3.5 Lp-Theorie für die Fourier-Transformation<br />
Proposition 3.5.1 (Plancherel). Die Fouriertransformation ist eine Isometrie auf dem<br />
Funktionenraum L 2 (R n ), d.h. �f� L 2 = � � f� L 2 für alle f ∈ L 2 (R n ).<br />
Beweis. Sei f ∈ L2 (Rn ). Da S dicht in L2 (Rn ) liegt (folgt aus Übung 2.2 und 2.3)<br />
gibt es eine Folge {ϕk} ∞ k=1 ⊂ S mit limk→∞ ϕk = f in L2 (Rn ). Nach Theorem 2.4.5<br />
(genauer (2.4.18)) ist �ϕk −ϕm�L2 = � �ϕk − �ϕm� L2. Also ist { �ϕk} ∞ k=1 eine Cauchy-Folge in<br />
L2 (Rn ) und somit konvergent. D.h. limk→∞ �ϕk = F ∈ L2 (Rn ) in L2 (Rn ) und somit, nach<br />
Proposition 2.3.13, auch limk→∞ �ϕk = F in S ′ . Nach Proposition 2.3.13 und Theorem<br />
2.4.10 ist aber limk→∞ �ϕk = � f in S ′ . Also muss F = � f und damit<br />
� � f�L2 = �F �L2 = lim<br />
k→∞ � �ϕ� L2 = lim<br />
k→∞ �ϕ�L2 = �f�L2. Proposition 3.5.2. Die Fouriertransformation ist eine lineare stetige Abbildung von<br />
L1 (Rn ) nach L∞ (Rn ), genauer ist F : L1 (Rn ) → L∞ (Rn ) mit �F(f)�L ∞ ≤ �f�L1. Ferner gilt<br />
∀f ∈ L 1 (R n �<br />
) : f(ξ) � = f(x) e −2πix·ξ (3.5.1)<br />
dx<br />
punktweise.<br />
40<br />
R n
3.5 Lp-Theorie für die Fourier-Transformation<br />
Beweis. Sei f ∈ L1 (Rn ). Genau wie in dem Beweis von Proposition 3.5.1 können wir eine<br />
Folge {ϕk} ∞ k=1 ⊂ S mit limk→∞ ϕk = f in L1 (Rn ) und limk→∞ �ϕk = � f in S ′ . Da<br />
�<br />
� �ϕk(ξ) − f(x) e −2πix·ξ dx�L∞ ≤ �ϕk − f�L1 ist aber auch limk→∞ �ϕk = �<br />
R n<br />
und somit auch �F(f)�L ∞ ≤ �f� L 1.<br />
Rn f(x) e−2πix·ξ dx in S ′ . Es folgt<br />
�<br />
�f(ξ) = f(x) e −2πix·ξ dx<br />
R n<br />
Bemerkung 3.5.3. Wir können zum Beispiel für Funktionen in L 2 (R n ) im allgemeinen<br />
nicht die Fouriertransformation explizit angeben wie in (3.5.1).<br />
Theorem 3.5.4 (Hausdorff-Young). Sei 1 ≤ p ≤ 2. Dann gilt<br />
(3.5.2)<br />
∀f ∈ L p (R n ) : � � f�p ′ ≤ �f�Lp, wobei 1 = 1 1<br />
p + p ′ . D.h. F : Lp (Rn ) → Lp′ (Rn ).<br />
Beweis. Nach Proposition 3.5.1 und 3.5.2 können wir den Interpolationssatz von Riesz-<br />
Thorin (Theorem 3.4.2) anwenden mit q0 = 2, p0 = 2, q1 = ∞, p1 = 1 und θ = 2<br />
p − 1. Es<br />
folgt (3.5.2).<br />
Wir werden nun eine Verallgemeinerung von Theorem 3.5.4 in gewichteten L p -Räumen<br />
beweisen. Für eine nicht-negative messbare Funktion w : R n → R führen wir den gewichtete<br />
L p -Raum<br />
(3.5.3)<br />
ein.<br />
L p w(R n ) := {f : R n → C | f messbar, �f� p<br />
Lw
3 Interpolation<br />
ist dann nach Theorem 3.5.4 wohldefiniert als Abbildung nach M. Ferner ist T linear,<br />
und erfüllt somit (3.4.1). Da, nach Proposition 3.2.8 und 3.5.1,<br />
�T (f)� L 2,∞ (Y,ν) ≤ �T (f)� L 2 (Y,ν) =<br />
� �<br />
R n<br />
| � f(ξ)|ξ| n | 2 |ξ| −2n � 1<br />
2<br />
dξ<br />
= � � f� L 2 = �f� L 2<br />
erfüllt T auch (3.4.2) mit p0 = 2. Weiter gilt für α > 0, nach Proposition 3.5.2:<br />
α dT (f)(α) = αν � {ξ ∈ R n | | � f|(ξ)|ξ| n > α} �<br />
≤ αν � {ξ ∈ R n | �f�L1|ξ| n > α} �<br />
�<br />
= α<br />
|ξ| −2n dξ<br />
≤ Cα<br />
{ξ∈R n | |ξ|>(α/�f� L 1 ) 1/n }<br />
= C�f� L 1.<br />
�<br />
∞<br />
(α/�f� L 1 ) 1/n<br />
r −2n r 2 dr; Polar-Koordinaten!<br />
Es folgt �T (f)� L 1,∞ (Y,ν) ≤ C�f� L 1. Somit erfüllt T auch (3.4.3) mit p1 = 1. Nach<br />
Theorem 3.4.1 folgt nun für 1 ≤ p ≤ 2: �T (f)� L p (Y,ν) ≤ C�f� L p (X,ν). D.h.<br />
und damit (3.5.4).<br />
42<br />
� �<br />
R n<br />
� 1<br />
�<br />
| f(ξ)|ξ| � n � p<br />
p|ξ| −2n<br />
| dξ<br />
≤ C�f� L p (R n ),
3.5 Lp-Theorie für die Fourier-Transformation<br />
Ü3.1 Sei ϕ : [0, ∞) → R eine stetig differenzierbare monoton wachsende Funktion mit<br />
ϕ(0) = 0. Seien 0 < p < ∞ und f ∈ L p (X, µ). Zeigen Sie, dass<br />
(3.5.5)<br />
�<br />
X<br />
ϕ(|f|) dµ =<br />
�∞<br />
0<br />
ϕ ′ (α) df (α) dα.<br />
Ü3.2 Es sei f : X → C meßbar. Für γ > 0 seien fγ := fχ {|f(x)|>γ} und f γ := f − fγ =<br />
fχ {|f(x)|≤γ}.<br />
a) Zeigen Sie, dass<br />
�<br />
df (α) für α > γ,<br />
dfγ (α) =<br />
df (γ) für α ≤ γ,<br />
b) Zeigen Sie, dass für f ∈ L p (X, µ) gilt<br />
�fγ� p<br />
Lp �∞<br />
= p<br />
γ<br />
γ<br />
�f γ � p<br />
Lp �<br />
= p<br />
�<br />
{γ p und fγ ∈ L r (X, µ)<br />
für alle r < p.<br />
Ü3.3 Es es f : X → C µ-meßbar. Zeigen Sie, dass die Funktion<br />
ψ : X × (0, ∞) → R, ψ(y, α) := α p χ {x∈X | |f(x)|>α}(y)<br />
meßbar bzgl. das Produktmaß auf X × (0, ∞) ist. Hinweis: Approximieren Sie f durch<br />
Treppenfunktionen.<br />
Ü3.4 Zeigen Sie, dass der Raum L p,∞ (X, µ) vollständig in der vom Halbnorm �·�L p,∞<br />
induzierte Topologie ist.<br />
43
4 Maximal-Funktion<br />
Die Maximal-Funktion M(f) einer Funktion f ist, wie die Distributionsfunktion (siehe<br />
Definition 3.2.1), einer von f abgeleitete Funktion, die zwar nicht sämtliche qualitative<br />
Informationen von f besitzt, aber genug um wichtige Eigenschaften von f über M(f)<br />
herzuleiten.<br />
4.1 Hardy-Littlewood Maximal-Operator<br />
Definition 4.1.1. Sei f ∈ L1 loc (Rn ). Die Funktion<br />
�<br />
1<br />
(4.1.1)<br />
M(f)(x) := sup<br />
δ>0 |Bδ(x)|<br />
heißt zentrierte Maximalfunktion von f.<br />
Definition 4.1.2. Sei f ∈ L 1 loc (Rn ). Die Funktion<br />
(4.1.2)<br />
M (f)(x) := sup<br />
δ>0,|y−x| ji so, dass Bs und ∪ i r=1 Bjr disjunkt<br />
sind. Somit erhalten wir eine endliche Teil-Familie von paarweise disjunkte Kugeln<br />
{Bj1 , Bj2 , . . . , Bjl }. Wir betrachten nun eine Kugel Bm, die nicht ausgewählt wurde.<br />
Dann muss Bm ∩ Bjr �= ∅ für ein jr < m. Da |Bjr| ≥ |Bm| folgt Bm ⊂ 3Bjr. Somit folgt<br />
|∪ k i=1Bi| ≤ |∪ l r=13Bjr| ≤<br />
l�<br />
|3Bjr| ≤ 3 n<br />
r=1<br />
l�<br />
|Bjr|.<br />
r=1<br />
45
4 Maximal-Funktion<br />
Wir betrachten nun die Operatoren f → M(f) und f → M (f). Diese Operatoren<br />
heißen Hardy-Littlewood Maximal-Operatoren.<br />
Theorem 4.1.5. Sei 1 < p < ∞. Es gilt<br />
(4.1.4)<br />
(4.1.5)<br />
und<br />
(4.1.6)<br />
(4.1.7)<br />
M : L 1 (R n ) → L 1,∞ (R n ) mit �M(f)� L 1,∞ ≤ 3 n �f� L 1,<br />
M : L p (R n ) → L p (R n ) mit �M(f)�L<br />
�f�Lp. p − 1<br />
p ≤ p3n/p<br />
M : L 1 (R n ) → L 1,∞ (R n ) mit �M (f)� L 1,∞ ≤ 3 n �f�L q,<br />
M : L p (R n ) → L p (R n ) mit �M (f)�L<br />
�f�Lp. p − 1<br />
p ≤ p3n/p<br />
Beweis. Zuerst zeigen wir, dass die Menge Eα := {x ∈ Rn | |M (f)(x)| > α} offen ist.<br />
Sei dazu x ∈ Eα. Wähle nun δ > 0 und y ∈ Bδ(x) so, dass<br />
�<br />
1<br />
|f(z)| dz > α.<br />
|Bδ(y)|<br />
Für ˜y ∈ Bδ(y) gilt y ∈ Bδ(˜y) und somit<br />
Bδ(y)<br />
1<br />
M (f)(˜y) ≥<br />
|Bδ(y)|<br />
�<br />
Bδ(y)<br />
|f(z)| dz > α.<br />
Es folgt x ∈ Bδ(y) ⊂ Eα. Also ist Eα offen.<br />
Sei nun K ⊂ Eα kompakt. Mit dem Argument von oben, gibt es für x ∈ K eine Kugel<br />
Bx ⊂ Eα so, dass x ∈ Bx und<br />
�<br />
|f(z)| dz > |Bx|α.<br />
Bx<br />
Da K kompakt ist, können wir eine endliche Familie {Bx1 , Bx2 , . . . , Bxk } auswählen mit<br />
K ⊂ ∪k Bxi i=1 . Nach Lemma 4.1.4 gibt es eine endliche Teil-Familie von disjunkten Kugeln<br />
{Bxj , Bxj , . . . , Bxj } die (4.1.3) erfüllt. Es folgt<br />
1 2 l<br />
|K| ≤ |∪ k i=1 Bxi | ≤ 3n<br />
l�<br />
|Bxj | ≤<br />
i 3n<br />
α<br />
i=1<br />
l�<br />
�<br />
i=1<br />
Bxji |Eα| = sup |K| ≤<br />
K⊂Eα,K kompakt<br />
3n<br />
α<br />
Eα<br />
|f(z)| dz ≤ 3n<br />
α<br />
Das Lebesguemaß ist ein reguläres Maß, und somit ist<br />
�<br />
|f(z)| dz ≤ 3n<br />
α �f�L1. 46<br />
�<br />
Eα<br />
|f(z)| dz.
Es folgt<br />
�M (f)�L1,∞ = sup α|Eα| ≤ 3<br />
α>0<br />
n �f�L1. 4.2 Anwendungen der Maximalfunktion<br />
Also haben wir (4.1.6) gezeigt.<br />
Um (4.1.7) zu zeigen, werden wir den Interpolationssatz von Marcinkiewicz benutzen.<br />
Es gilt nämlich<br />
�<br />
1<br />
�M (f)�L∞,∞ = ess sup sup<br />
|f(z)| dz ≤ �f�L<br />
|Bδ(y)|<br />
∞<br />
x∈R n<br />
δ>0,|y−x|0 ωn εn �<br />
Rn |f(x − y)|χB1(0)(y/ε) dy<br />
(4.2.2)<br />
= sup |f| ∗ kε(x),<br />
ε>0<br />
wobei k = ω −1<br />
n χ B1(0), schreiben. In diesem Sinne ist die Maximalfunktion ein Supremum<br />
von Glättungen. Wir können sogar die Maximalfunktion benutzen um eine große Klasse<br />
von Glättungen zu “kontrollieren”:<br />
Theorem 4.2.1. Sei j : [0, ∞) → [0, ∞) eine monoton fallende und bis auf endliche<br />
viele Punkte stetige Funktion derart, dass<br />
integrierbar ist. Dann gilt<br />
(4.2.3)<br />
J : R n → [0, ∞), J(x) := j(|x|)<br />
∀f ∈ L 1 loc (Rn ) : sup[|f|<br />
∗ Jε](x) ≤ �J�L1M(f)(x). ε>0<br />
1 ωn bezeichnet den Volumen von B1(0) ⊂ R n . D.h. ωn = |B1(0)| und somit nωn = |∂ B1(0)|.<br />
47
4 Maximal-Funktion<br />
Beweis. Wir beweisen den Satz unter der Annahme, dass J ∈ C∞ 0 (Rn ). Der allgemeine<br />
Fall folgt dann nach einem Approximation von J durch C∞ 0 -Funktionen (Übung: Führen<br />
Sie diese Approximation durch!). Ferner nehmen wir x = 0 an. Den Fall x �= 0 folgt<br />
einfach indem wir τxf für f einsetzen.<br />
Wir setzen<br />
�<br />
F (r) := |f(rθ)| do(θ).<br />
∂ B1(0)<br />
Durch Anwendung von Polarkoordinaten und partielle Integration folgt<br />
�<br />
|f| ∗ Jε(0) = |f(y)|Jε(−y) dy<br />
Rn ∞<br />
�<br />
=<br />
�<br />
=<br />
�<br />
=<br />
�<br />
0 ∂ Br(0)<br />
∞<br />
�<br />
0 ∂ B1(0)<br />
∞<br />
0<br />
� �r<br />
=<br />
�<br />
= −<br />
�<br />
= −<br />
�<br />
≤ −<br />
|f(y)|Jε(r e1) dodr<br />
r n−1 |f(rθ)|Jε(r e1) do(θ)dr<br />
r n−1 F (r)Jε(r e1) dr<br />
t<br />
0<br />
n−1 �∞ F (t) dt Jε(r e1)<br />
0<br />
∞ r<br />
�<br />
0 0<br />
∞<br />
�<br />
0 Br(0)<br />
∞<br />
0<br />
�<br />
= M(f)(0)<br />
�<br />
−<br />
0<br />
∞<br />
t n−1 F (t) dt d<br />
dr Jε(r e1) dr<br />
f(y) dy d<br />
dr Jε(r e1) dr<br />
ωnr n M(f)(0) d<br />
dr Jε(r e1) dr<br />
0<br />
∞<br />
�<br />
0<br />
r<br />
t n−1 F (t) dt d<br />
dr Jε(r e1) dr<br />
ωnnr n−1 Jε(r e1) dr = M(f)(0)�J� L 1.<br />
Korollar 4.2.2. Sei ϕ ∈ L 1 (R n ) und Φ ∈ L 1 (R n ) mit |ϕ(x)| ≤ |Φ(x)| und Φ(x) = j(|x|)<br />
mit j wie in Theorem 4.2.1. Dann gilt<br />
(4.2.4)<br />
48<br />
∀f ∈ L 1 loc (Rn ) : sup |f ∗ ϕε(x)| ≤ �Φ�L1M(f)(x). ε>0
4.2 Anwendungen der Maximalfunktion<br />
Als nächste Anwendung wollen wir den Differentiationssatz von Lebesgue beweisen.<br />
Dazu benötigen wir folgende Definition und Hilfssatz:<br />
Definition 4.2.3. Sei {Tε}ε>0 eine Familie von linearen Operatoren Tε : L p (X, µ) →<br />
M, wobei (X, µ), (Y, ν) Maßräume mit positiven Maße sind und M := {g : Y →<br />
C | g ist ν-meßbar}. Dann setzen wir<br />
(4.2.5)<br />
T∗ : L p (X, µ) → M, T∗(f)(y) := sup |Tε(f)(y)|<br />
ε>0<br />
Theorem 4.2.4. Es seien 0 < p ≤ ∞, 0 < q < ∞ und {Tε}ε>0, T∗ wie in Definition<br />
4.2.3. Wenn gilt<br />
(4.2.6)<br />
∀f ∈ L p (X, µ) : �T∗(f)�L q,∞ ≤ C�f�L p<br />
und für eine Menge D, die dicht in L p (X, µ) liegt,<br />
(4.2.7)<br />
∀g ∈ D : lim<br />
ε→∞ Tε(g)(y) = T (g)(y) ν − f.ü,<br />
dann existiert der Grenzwert in (4.2.7) für alle f ∈ L p (X, µ) und<br />
(4.2.8)<br />
Beweis. Sei f ∈ L p (X, µ). Setze<br />
Wir wollen nun zeigen, dass<br />
(4.2.9)<br />
∀f ∈ L p (X, µ) : �T (f)�Lq,∞ ≤ C�f�L p.<br />
Of (y) := lim sup<br />
ε→0<br />
lim sup |Tε(f)(y) − Tθ(f)(y)|.<br />
θ→0<br />
ν � {y ∈ Y | Of (y) > δ} � = 0<br />
für alle δ > 0. Betrachte dazu η > 0 und wähle g ∈ D so, dass �f − g�Lp < η. Da<br />
limε→0 Tε(g)(y) = T (g)(y) ν-f.ü. folgt Og = 0 ν-f.ü. Es folgt<br />
und somit für δ > 0<br />
Of (y) ≤ Og(y) + Of−g(y) = Of−g(y) ν − f.ü.,<br />
ν � {y ∈ Y | Of (y) > δ} � ≤ ν � {y ∈ Y | Of−g(y) > δ} �<br />
≤ ν � {y ∈ Y | 2T∗(f − g)(y) > δ} �<br />
�<br />
≤ 2 �T∗(f − g)�Lq,∞ �q δ<br />
�<br />
�q �<br />
�f − g�Lp,∞ ≤ 2C ≤ 2C<br />
δ<br />
η<br />
�q .<br />
δ<br />
Lassen wir η → 0 folgt (4.2.9). Aus (4.2.9) sehen wir, dass Of (y) = 0 ν-f.ü. D.h. Tε(f)(y)<br />
ist für ν-f.a. y ∈ Y eine Cauchy-Folge und somit konvergent ist, d.h. limε→0 Tε(f)(y) =:<br />
T (f)(y). Da |T (f)(y)| ≤ |T∗(f)(y)| folgt (4.2.8).<br />
49
4 Maximal-Funktion<br />
Korollar 4.2.5. Für f ∈ L1 loc (Rn ) gilt<br />
1<br />
lim<br />
r→0 |Br(x)|<br />
�<br />
f(y) dy = f(x) für f.a. x ∈ R n .<br />
Br(x)<br />
Beweis. Es genügt, wenn wir diese lokale Eigenschaft für f ∈ L1 (Rn ) zeigen. Wir setzen<br />
dazu jε = ω−1 n χB1(0) und<br />
�<br />
1<br />
Tε(f)(x) := f ∗ jε(x) =<br />
f(y) dy.<br />
|Bε(x)|<br />
Weiter definieren wir T (f) = f. Offensichtlich gilt<br />
Bε(x)<br />
∀f ∈ C 0(R n ) : lim<br />
ε→0 Tε(f)(x) = f(x) = T (f)(x).<br />
Da |T∗(f)(y)| ≤ M(f)(y) folgt nach Theorem 4.1.5, dass<br />
∀f ∈ L 1 (R n ) : �T∗(f)� L 1,∞ ≤ C�f� L 1.<br />
Das Korollar folgt nun nach eine Anwendung von Theorem 4.2.4.<br />
50
5 Singuläre Integrale<br />
Wir werden in diesem Kapitel singuläre Integral-Operatoren analysieren. Insbesondere<br />
werden wir L p -Abschätzungen für solche Operatoren etablieren.<br />
5.1 Hilbert-Transformation<br />
Lemma 5.1.1. Für ϕ ∈ S (R) setzen wir<br />
Es ist W0 ∈ S ′ (R).<br />
Beweis. Für η > ε > 0 gilt<br />
�<br />
|<br />
ϕ(x)<br />
dx −<br />
x<br />
�<br />
η≤|x|<br />
ε≤|x|<br />
〈W0, ϕ〉 := 1<br />
π lim<br />
ε→0<br />
ϕ(x)<br />
x<br />
dx| = |<br />
= |<br />
�<br />
ε≤|x|≤η<br />
�<br />
ε≤|x|≤η<br />
�<br />
ε≤|x|<br />
ϕ(x)<br />
x dx<br />
ϕ(x)<br />
x dx|<br />
ϕ(x) − ϕ(0)<br />
x<br />
Also ist { �<br />
ε≤|x|<br />
stellen damit fest, dass W0 wohldefiniert ist. Ferner gilt<br />
|〈W0, ϕ〉| = | 1<br />
π lim<br />
�<br />
�<br />
ϕ(x) 1<br />
dx +<br />
ε→0 x π<br />
dx| ≤ 2(η − ε)�ϕ ′ �∞.<br />
ϕ(x)<br />
x dx}ε>0 eine Cauchy-Folge (für ε → 0) und somit konvergent. Wir<br />
= | 1<br />
π lim<br />
ε→0<br />
ε≤|x|≤1<br />
�<br />
ε≤|x|≤1<br />
ϕ(x) − ϕ(0)<br />
x<br />
≤ 1<br />
π 2�ϕ′ �∞ + 1<br />
π sup |xϕ(x)|<br />
mit α = β = 1. Es folgt W0 ∈ S ′ (R).<br />
Bemerkung 5.1.2. Das Integral<br />
�∞<br />
−∞<br />
x∈R<br />
ϕ(x)<br />
x dx<br />
|x|>1<br />
dx + 1<br />
π<br />
�<br />
|x|>1<br />
ϕ(x)<br />
x dx|<br />
�<br />
|x|>1<br />
ϕ(x)<br />
x dx|<br />
1<br />
dx ≤ Cρα,β(ϕ)<br />
x2 51
5 Singuläre Integrale<br />
existiert nicht im klassischen Sinne (Riemann oder Lebesgue); es ist ein so-genanntes<br />
singuläres Integral. Wir können allerdings mit Lemma 5.1.1 dieses Integral als<br />
�∞<br />
−∞<br />
ϕ(x)<br />
x<br />
dx := lim<br />
�<br />
ε→0<br />
ε≤|x|<br />
ϕ(x)<br />
x dx<br />
definieren. Es ist gebräuchlich dieses Integral als ein Cauchy Hauptwert zu bezeichnen<br />
(oder V.P. (valeur principale) oder P.V. (principal value)).<br />
Definition 5.1.3. Die Hilbert-Transformation ist durch<br />
definiert.<br />
H : S (R) → S ′ (R), H(f) := f ∗ W0<br />
Bemerkung 5.1.4. Nach Theorem 2.5.9 ist H(f) ∈ C ∞ (R) für f ∈ S (R).<br />
Definition 5.1.5. Für f ∈ Lp (R) mit 1 ≤ p < ∞ setzen wir<br />
H (ε) (f)(x) := 1<br />
π<br />
�<br />
f(x − y)<br />
dy.<br />
y<br />
ε≤|y|<br />
Bemerkung 5.1.6. Nach Theorem 3.3.1 ist H (ε) (f) ∈ L ∞ (R) und es gilt (2.5.8).<br />
Proposition 5.1.7. Für f ∈ S (R) gilt<br />
Beweis. (Übung!)<br />
Proposition 5.1.8. Es sei<br />
(5.1.1)<br />
Q : R → R, Q(x) := 1<br />
π<br />
Sei 1 ≤ p < ∞. Für f ∈ L p (R) gilt<br />
(5.1.2)<br />
Beweis. Es gilt<br />
(5.1.3)<br />
mit<br />
(5.1.4)<br />
52<br />
∀x ∈ R : H(f)(x) = lim<br />
ε→0 H (ε) (f)(x).<br />
x<br />
x 2 + 1 , Qε : R → R, Qε(x) := ε −1 Q(ε −1 x).<br />
lim<br />
ε→0 f ∗ Qε − H (ε) (f) = 0 in L p (R).<br />
f ∗ Qε(x) − H (ε) (f)(x) = 1<br />
f ∗ ψε(x)<br />
π<br />
ψε(x) := ε −1 ψ(ε −1 x), ψ(t) :=<br />
⎧<br />
⎪⎨<br />
t<br />
t<br />
⎪⎩<br />
2 + 1<br />
t<br />
t2 + 1<br />
− 1<br />
t<br />
für |t| ≥ 1,<br />
für |t| < 1.
Ferner gilt � ∞<br />
−∞ ψ(t) dt = 0 und somit<br />
f ∗ ψε(x) =<br />
�∞<br />
−∞<br />
f(t − x)ψε(t) dt =<br />
�∞<br />
−∞<br />
5.1 Hilbert-Transformation<br />
� f(t − x) − f(x) � ψε(t) dt.<br />
Man kann nun zeigen (Übung! Hinweis: Übung 2.3), dass limε→0 f ∗ψε = 0 in L p (R n ).<br />
Proposition 5.1.9. Für f ∈ S (R) gilt<br />
Beweis. Sei ϕ ∈ S (R). Dann ist<br />
〈 � W0, ϕ〉 = 〈W0, �ϕ〉<br />
= 1<br />
π lim<br />
�<br />
ε→0<br />
= 1<br />
π lim<br />
ε→0<br />
ε
5 Singuläre Integrale<br />
Korollar 5.1.10. H ist eine Isometrie auf L 2 (R) und H 2 = H ◦ H = I.<br />
Beweis. (Übung!)<br />
Theorem 5.1.11. Sei 1 < p < ∞. Es gilt<br />
(5.1.5)<br />
∀f ∈ S (R) : �H(f)�L p ≤ C(p)�f�L p.<br />
Beweis. Setze m(ξ) := −i sgn ξ. Es gilt<br />
F � f 2� (ξ) + 2F � H(fH(f)) � (ξ) = � f ∗ � �<br />
f(ξ) + 2m(ξ) �f ∗ F � H(f) � �<br />
(ξ)<br />
�<br />
= �f(η) � �<br />
f(ξ − η) dη + 2m(ξ) �f(η) � f(ξ − η)m(η) dη<br />
R<br />
�<br />
=<br />
R<br />
�f(η) � �<br />
f(ξ − η) dη + 2m(ξ)<br />
R<br />
R<br />
�f(η) � f(ξ − η)m(ξ − η) dη.<br />
Es folgt<br />
F � f 2� (ξ) + 2F � H(fH(f)) � (ξ) = 1<br />
�<br />
2<br />
�f(η)<br />
R<br />
� �<br />
f(ξ − η) dη + 2m(ξ) �f(η)<br />
R<br />
� f(ξ − η)m(η) dη<br />
+ 1<br />
�<br />
2<br />
�f(η)<br />
R<br />
� �<br />
f(ξ − η) dη + 2m(ξ) �f(η)<br />
R<br />
� f(ξ − η)m(ξ − η) dη<br />
�<br />
= �f(η) � f(ξ − η) � 1 + m(ξ) � m(η) + m(ξ − η) �� dη<br />
und somit<br />
R<br />
�<br />
=<br />
R<br />
�f(η) � f(ξ − η) � m(η)m(ξ − η) �� dη<br />
= F � H(f) � ∗ F � H(f) � (ξ),<br />
f 2 + 2H(fH(f)) = H(f) 2 .<br />
Wir werden nun (5.1.5) für p = 2 k und alle k ∈ N zeigen. Wir beweisen dies durch<br />
Induktion. Der Fall p = 1 folgt nach Korollar 5.1.10. Angenommen es gilt (5.1.5) für ein<br />
k ∈ N. Dann folgt<br />
54<br />
�H(f)� L 2 k+1 = �H(f)2 � 1<br />
2<br />
L 2k<br />
≤ � �f 2 � L 2 k + �2H(fH(f))� L 2k<br />
� 1<br />
2<br />
≤ � �f� 2<br />
L2k+1 + 2C�fH(f)�<br />
L2k � 1<br />
2<br />
≤ � �f� 2<br />
L 2k+1 + 2C�f� L 2 k+1 �H(f)� L 2k+1<br />
� 1<br />
2 ,
und somit<br />
Also ist<br />
� �H(f)�L 2 k+1<br />
�f� L 2 k+1<br />
� 2<br />
�H(f)� L 2 k+1<br />
�f� L 2 k+1<br />
− 2C �H(f)� L 2k+1<br />
�f� L 2 k+1<br />
≤ C + � C 2 + 1.<br />
5.1 Hilbert-Transformation<br />
− 1 ≤ 0.<br />
Es folgt damit (5.1.5) für k + 1. Per Induktion haben wir somit (5.1.5) für p = 2 k und<br />
alle k ∈ N gezeigt. Für ein beliebige p ≥ 2 folgt nun (5.1.5) indem wir k ∈ N wählen mit<br />
2 k ≤ p < 2 k+1 und den Interpolationssatz von Riesz-Thorin (Theorem 3.4.2) anwenden.<br />
Für 1 < p < 2 gilt, zunächst für f ∈ S (R), (1 = 1<br />
p<br />
+ 1<br />
p ′ )<br />
�H(f)�L p = sup<br />
g∈Lp′ |〈H(f), g〉 Lp ,Lp ′ |<br />
,�g�p ′=1<br />
�<br />
= sup | H(f) g dx|<br />
g∈S (R),�g�p ′=1<br />
R<br />
�<br />
(Übung!) = sup | �H(f) �g dξ|<br />
g∈S (R),�g�p ′=1<br />
R<br />
�<br />
= sup | −i sgn ξ<br />
g∈S (R),�g�p ′=1<br />
R<br />
� f �g dx|<br />
�<br />
= sup | �f<br />
g∈S (R),�g�p ′=1<br />
R<br />
� −H(g) dξ|<br />
�<br />
= sup<br />
g∈S (R),�g�p ′=1<br />
| f −H(g) dx|<br />
= sup �f�L<br />
g∈S (R),�g�p ′=1<br />
p�H(g)� Lp′ R<br />
= sup �f�L<br />
g∈S (R),�g�p ′=1<br />
p�H(g)� Lp′ ≤ C�f�L p.<br />
Bemerkung 5.1.12. Nach Theorem 5.1.11 besitzt H eine eindeutige Erweiterung auf einen<br />
beschränkten linearen Operator H : L p (R) → L p (R).<br />
Definition 5.1.13. Sei 1 ≤ p < ∞. Für f ∈ L p (R) ist durch<br />
H (∗) [f](x) := sup |H<br />
ε>0<br />
(ε) (f)(x)|<br />
die maximale Hilberttransformation definiert.<br />
55
5 Singuläre Integrale<br />
Theorem 5.1.14. Sei 1 < p < ∞. Es gibt eine Konstante C > 0 so, dass<br />
(5.1.6)<br />
Ferner gilt:<br />
(5.1.7)<br />
Beweis. Setze<br />
∀f ∈ L p (R) : �H (∗) [f]�Lp ≤ C(p) �f�Lp. ∀f ∈ L p (R) : lim<br />
ε→0 H (ε) [f] = H[f] in L p (R) und f.ü..<br />
P : R → R, P (x) := 1<br />
π<br />
Wir zeigen zuerst, dass<br />
(5.1.8)<br />
1<br />
x 2 + 1 , Pε : R → R, Pε(x) := ε −1 P (ε −1 x).<br />
∀ε > 0 : f ∗ Qε = H[f] ∗ Pε.<br />
Wie man mit (2.4.9) leicht feststellt, genügt es (5.1.8) für ε = 1 zu zeigen. Ferner stellt<br />
man fest, dass (5.1.8) (mit ε = 1) aus der Identität<br />
(5.1.9)<br />
�Q(ξ) = (−i sgn(ξ)) � P (ξ)<br />
folgt. Es gilt (Übung! Hinweis: Residuensatz)<br />
Um (5.1.9) zu zeigen, müssen wir also nur<br />
zeigen. Es gilt<br />
F −1 [(−i sgn(ξ)) e −2π|ξ| ] =<br />
�P (ξ) = e −2π|ξ| .<br />
F −1 [(−i sgn(ξ)) e −2π|ξ| ] = 1<br />
π<br />
=<br />
�∞<br />
−∞<br />
∞<br />
�<br />
−∞<br />
∞<br />
�<br />
= 2<br />
0<br />
x<br />
x 2 + 1<br />
(−i sgn(ξ)) e −2π|ξ| � cos(2πxξ) + i sin(2πxξ) � dξ<br />
sgn(ξ) e −2π|ξ| sin(2πxξ) dξ<br />
e −2π|ξ| sin(2πxξ) dξ = 1 x<br />
π x2 + 1 ,<br />
wobei die letzte Identität durch partielle Integration (zwei mal) folgt. Wir haben somit<br />
(5.1.8) gezeigt. Als nächstes benutzen wir, wie im Beweis von Proposition 5.1.8, dass<br />
56<br />
f ∗ Qε(x) − H (ε) (f)(x) = 1<br />
f ∗ ψε(x)<br />
π
mit ψ wie in (5.1.4). Da<br />
folgt nach Korollar 4.2.1, dass<br />
Analog folgt<br />
Somit können wir nun schliessen, dass<br />
(5.1.10)<br />
(5.1.11)<br />
⎧<br />
⎨<br />
x<br />
|ψε(x)| ≤ Ψ(x) := x<br />
⎩<br />
2 für |x| ≥ 1,<br />
+ 1<br />
1 für |x| < 1,<br />
sup |H<br />
ε>0<br />
(ε) [f](x) − f ∗ Qε(x)| ≤ �Ψ�L1 M(f)(x).<br />
sup<br />
ε>0<br />
sup |H[f] ∗ Pε(x)| ≤ M(H[f])(x).<br />
ε>0<br />
5.2 Homogene Singuläre Integrale<br />
|H (ε) [f](x)| = sup |H<br />
ε>0<br />
(ε) [f](x) − f ∗ Qε + H[f] ∗ Pε(x)|<br />
≤ �Ψ� L 1 M(f)(x) + M(H[f])(x).<br />
Theorem 4.1.5 in Verbindung mit Theorem 5.1.11 liefert nun (5.1.6). Schliesslich liefert<br />
Theorem 4.2.4 in Verbindung mit Proposition 5.1.7 (wähle dabei D := S ), dass<br />
∀f ∈ L p (R) : lim<br />
ε→0 H (ε) [f] = H[f] f.ü.<br />
Dass dieser Grenzwert auch in L p (R) gültig ist, folgt nach dem Konvergenzsatz von<br />
Lebesgue und (5.1.10).<br />
5.2 Homogene Singuläre Integrale<br />
Definition 5.2.1. Sei B1 ⊂ Rn . Für Ω : ∂ B1 → C integrierbar mit �<br />
wir<br />
KΩ : R n \ {0} → R, KΩ(x) := Ω(x/|x|)<br />
|x| n .<br />
Lemma 5.2.2. Sei Ω wie in Definition 5.2.1. Für ϕ ∈ S (R n ) setzen wir<br />
Es ist WΩ ∈ S ′ (R n ).<br />
〈WΩ, ϕ〉 := lim<br />
�<br />
ε→0<br />
ε≤|x|<br />
Beweis. Analog zum Beweis von Lemma 5.1.1.<br />
KΩ(x)ϕ(x) dx.<br />
∂ B1<br />
Ω do = 0 setzen<br />
57
5 Singuläre Integrale<br />
Definition 5.2.3. Sei Ω und WΩ wie in Definition 5.2.1 bzw. Lemma 5.2.2. Wir definieren<br />
Für 1 ≤ p < ∞ und f ∈ L p (R n ) setzen wir<br />
TΩ : S (R n ) → S ′ (R n ), TΩ(f) := f ∗ WΩ.<br />
T (ε,N)<br />
Ω (f)(x) :=<br />
�<br />
ε≤|y|≤N<br />
T (∗)<br />
Ω (f)(x) := sup sup<br />
0
ε≤|y|≤N<br />
5.2 Homogene Singuläre Integrale<br />
Wir wollen nun TΩ als Integral über Hθ schreiben. Sei dazu f ∈ S (Rn ). Mit Polarkoordinaten<br />
erhalten wir zunächst<br />
T (ε,N)<br />
�<br />
Ω (f)(x) = f(x − y) Ω(y/|y|)<br />
|y| n dy<br />
=<br />
=<br />
�N<br />
ε<br />
�N<br />
ε<br />
�<br />
∂ Br<br />
�<br />
∂ B1<br />
f(x − y) Ω(y/|y|)<br />
|y| n<br />
dodr<br />
f(x − rθ) Ω(θ)<br />
r do(θ)dr.<br />
Da Ω(−θ) = −Ω(θ) folgt durch einen Koordinatentransformation ( ˜ θ = −θ):<br />
Somit folgt<br />
(5.2.3)<br />
�<br />
∂ B1<br />
�N<br />
ε<br />
f(x − rθ) Ω(θ)<br />
r<br />
T (ε,N)<br />
Ω (f)(x) = 1<br />
Da f ∈ S (R n ) gilt (Übung!)<br />
2<br />
�<br />
∂ B1<br />
= 1<br />
�<br />
2<br />
|<br />
∂ B1<br />
�<br />
ε
5 Singuläre Integrale<br />
Theorem 5.2.7. Sei Ω : ∂ B1 → C mit Ω integrierbar und Ω(−x) = −Ω(x). Sei TΩ wie<br />
in Definition 5.2.3. Für 1 < p < ∞ gibt es eine Konstante C so, dass<br />
Beweis. (Übung!).<br />
5.3 Riesz-Transformation<br />
∀f ∈ L p (R n ) : �T (∗)<br />
Ω (f)�Lp ≤ C�f�L p.<br />
Die Riesz-Transformation ist der n-dimensionale Analogon zu der Hilberttransformation.<br />
Lemma 5.3.1. Sei 1 ≤ j ≤ n. Für ϕ ∈ S (R n ) setzen wir<br />
Es ist Wj ∈ S ′ (R n ).<br />
〈Wj, ϕ〉 :=<br />
1<br />
lim<br />
�<br />
πωn−1 ε→0<br />
ε≤|x|<br />
xj<br />
n+1 ϕ(x) dx<br />
|x|<br />
Beweis. (Übung! Hinweis: Analog zum Beweis von Lemma 5.1.1).<br />
Definition 5.3.2. Sei 1 ≤ j ≤ n. Die Riesz-Transformation ist durch<br />
definiert.<br />
Rj : S (R n ) → S ′ (R n ) : ∀f ∈ S (R n ) : Rj(f) := f ∗ Wj<br />
Bemerkung 5.3.3. Nach Theorem 2.5.9 ist Rj(f) ∈ C ∞ (R n ) für f ∈ S (R) und es gilt<br />
(2.5.8).<br />
Proposition 5.3.4. Für f ∈ S (R) gilt<br />
60<br />
Rj(f) = F −1<br />
�<br />
− i ξj<br />
|ξ| � �<br />
f(ξ) .
Beweis. Für ϕ ∈ S (R n ) gilt:<br />
〈 � Wj, ϕ〉 = 〈Wj, �ϕ〉<br />
=<br />
1<br />
lim<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
=<br />
�<br />
πωn−1 ε→0<br />
ε≤|ξ|<br />
1<br />
πωn−1<br />
1<br />
lim<br />
ε→0<br />
�<br />
lim<br />
�<br />
ξj<br />
ε≤|ξ|≤ 1 R<br />
ε<br />
n<br />
πωn−1 ε→0<br />
Rn ε≤|ξ|≤ 1<br />
ε<br />
1<br />
�<br />
lim<br />
n+1 �ϕ(ξ) dξ<br />
|ξ|<br />
�<br />
�<br />
�<br />
πωn−1 ε→0<br />
Rn ε≤r≤ 1 ∂ Br<br />
ε<br />
1<br />
�<br />
lim<br />
�<br />
ϕ(x) e −2πix·ξ dx ξj<br />
n+1 dξ<br />
|ξ|<br />
ϕ(x) e −2πix·ξ<br />
�<br />
�<br />
πωn−1 ε→0<br />
Rn ε≤r≤ 1 ∂ B1<br />
ε<br />
1<br />
�<br />
lim<br />
πωn−1 ε→0<br />
Rn = −i<br />
Da (siehe Übung 5.1)<br />
folgt<br />
�<br />
πωn−1<br />
Rn ϕ(x)<br />
�<br />
ε≤r≤ 1<br />
ε<br />
�∞<br />
−∞<br />
〈 � Wj, ϕ〉 = −i<br />
Da ferner (siehe Übung 5.2)<br />
ist<br />
Es folgt � Wj(ξ) = (−i) ξj<br />
|ξ|<br />
1<br />
�<br />
∂ B1<br />
ωn−1<br />
Rn �<br />
ωn−1<br />
∂ B1<br />
�<br />
∂ B1<br />
θj<br />
�∞<br />
−∞<br />
sin(br)<br />
r<br />
�<br />
ϕ(x)<br />
〈 � �<br />
Wj, ϕ〉 =<br />
ϕ(x) e −2πix·ξ<br />
ξj<br />
n+1 dξdx<br />
|ξ|<br />
ξj<br />
5.3 Riesz-Transformation<br />
n+1 do(ξ)drdx<br />
|ξ|<br />
ϕ(x) e −2πirx·θ rθj<br />
|r| n+1 rn−1 do(θ)drdx<br />
ϕ(x)i sin(−2πrx · θ) θj<br />
r do(θ)drdx<br />
sin(2πrx · θ)<br />
r<br />
dr = π sgn b,<br />
�<br />
∂ B1<br />
drdo(θ)dx.<br />
θj sgn(x · θ) do(θ)dx.<br />
θj sgn(x · θ) drdo(θ) = xj<br />
|x| ,<br />
R n<br />
ϕ(x)(−i) xj<br />
|x| dx.<br />
und somit die Behauptung.<br />
61
5 Singuläre Integrale<br />
Theorem 5.3.5. Sei 1 < p < ∞. Es gibt eine Konstante C so, dass<br />
∀f ∈ S (R n ) : �Rj(f)�L p ≤ C�f�L p.<br />
Beweis. Rj erfüllt die Bedingungen in Theorem 5.2.6.<br />
Bemerkung 5.3.6. Sei 1 < p < ∞. Nach Theorem 5.3.5 besitzt Rj eine eindeutige Erweiterung<br />
auf L p (R n ), d.h. als beschränkter lineare Operator Rj : L p (R n ) → L p (R n ).<br />
Beispiel 5.3.7 (Eine Anwendung). Sei 1 < p < ∞. Seien f ∈ S (R n ) und u ∈ S ′ eine<br />
Lösung der partielle Differentialgleichung<br />
Dann ist<br />
und somit<br />
Es folgt mit Theorem 5.3.5, dass<br />
62<br />
∆u = f in R n .<br />
−4π 2 |ξ| 2 �u = � f,<br />
∂j∂ku = F −1<br />
�<br />
�<br />
(2πiξj)(2πiξk)�u<br />
= F −1<br />
�<br />
(2πiξj)(2πiξk)<br />
�<br />
= −Rj Rk(f) � .<br />
�∇ 2 u�Lp ≤ C�f�L p.<br />
�f<br />
−4π 2 |ξ| 2<br />
�
Ü5.1<br />
a) Zeigen Sie, dass für 0 < a < b < ∞ gilt<br />
�<br />
|<br />
a<br />
b<br />
sin x<br />
x<br />
dx| ≤ 4.<br />
5.3 Riesz-Transformation<br />
Hinweis: Betrachten Sie die Fälle b ≤ 1, a ≤ 1 ≤ b, 1 ≤ a separat. Im Fall a ≥ 1:<br />
Partielle Integration.<br />
b) Setze für a > 0:<br />
I(a) :=<br />
�∞<br />
0<br />
sin x<br />
x e−ax dx.<br />
Zeigen Sie, dass der Grenzwert lima→0 I(a) existiert. Berechnen Sie I ′ (a) und zeigen<br />
Sie:<br />
und<br />
c) Zeigen Sie für a ≥ 0:<br />
�∞<br />
0<br />
1 − cos x<br />
x 2<br />
I(a) = π<br />
− arctan(a)<br />
2<br />
�∞<br />
−∞<br />
Ü5.2 Sei B1 ⊂ Rn . Zeigen Sie, dass<br />
�<br />
1<br />
sin(bx)<br />
x<br />
dx = π sgn b.<br />
e −ax dx = π<br />
a<br />
− arctan(a) + a log √<br />
2 1 + a2 .<br />
ωn−1<br />
∂ B1<br />
θj sgn(x · θ) do(θ) = xj<br />
|x| .<br />
Hinweis: Das Integral ist rotationsinvariant. Es genügt somit x = ej zu betrachten.<br />
63
Literaturverzeichnis<br />
[1] L. Grafakos. Classical Fourier analysis. 2nd ed. Graduate Texts in Mathematics 249.<br />
New York, NY: Springer. xvi, 2008. 6, 40, 47<br />
[2] L. Grafakos. Modern Fourier analysis. 2nd ed. Graduate Texts in Mathematics 250.<br />
New York, NY: Springer. xv, 2009. 6<br />
[3] E. Hewitt and K. Ross. Abstract harmonic analysis. Volume I: Structure of topological<br />
groups, integration theory, group representations. 2nd ed. Grundlehren der<br />
Mathematischen Wissenschaften. 115. Berlin: Springer- Verlag. viii, 1994. 6<br />
[4] E. Hewitt and K. A. Ross. Abstract harmonic analysis. Vol. II: Structure and analysis<br />
for compact groups. <strong>Analysis</strong> on locally compact Abelian groups. 2nd ed. Grundlehren<br />
der Mathematischen Wissenschaften. 152. Berlin: Springer- Verlag. viii, 1994. 6<br />
[5] W. Rudin. Functional analysis. McGraw-Hill Series in Higher Mathematics. New<br />
York etc.: McGraw-Hill Book Comp. XIII, 1973. 25<br />
65