Artikel lesen - Sinn-Stiftung
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- einen Bereich, der von einer aus der Erfahrung der Resonanz getragenen Bewusstseinshaltung<br />
strukturiert wird. (Die letzten beiden Bereiche bezeichnet Belschner als ‚non-duale Präsenz’.)<br />
In verschiedenen empirischen Studien bei Psychotherapeuten und anderen Professionellen in<br />
psycho-sozialen Settings konnte Belschner zeigen, dass – zumindest – die ersten drei Bereiche<br />
(in deren Erfahrung) unterschieden werden konnten und kommt zu folgender Aussage und einer<br />
interessanten Schlussfolgerung:<br />
„Für die Beschreibung des professionellen Handelns ist es generell nützlich, zwischen der algorithmischen,<br />
der empathischen und der nondualen Präsenz zu unterscheiden. Diese drei Modi<br />
der Präsenz scheinen grundlegenden Bewusstseinsstrukturen zu entsprechen… Die Modi der<br />
Präsenz sollten von den Professionellen in ihren jeweiligen Handlungsfeldern als Kompetenzen<br />
situationsadäquat aufgerufen und eingesetzt werden können.“ 69 (Dies bezeichnet Belschner als<br />
‚Modulation der Präsenz’.)<br />
Macht man sich bewusst, wie selten Professionelle in psychosozialen Berufsfeldern (Pädagogen,<br />
Therapeuten, Berater) über Kompetenzen vor allem in den Bereichen empathische und<br />
‚nonduale’ Bewusstseinsstrukturen verfügen, obwohl vermutlich viele Menschen diese aus eigener<br />
Erfahrung kennen, scheint Belschners Ansatz ein geeignetes (und empirisch geprüftes) Instrument<br />
zur Schulung dieser verschiedenen Bewusstseinszustände als ‚Modi von Präsenz’ zu<br />
sein.<br />
Im Kontext eigener Untersuchungsansätze für Praktiker des Playbacktheaters 70 sowie für Lehrer<br />
unterscheide ich vier, sprachlich etwas umformulierte 71 Grundkompetenzen:<br />
(1) Kenntnis und Beherrschung der Regeln professionellen Handelns im jeweiligen Berufsfeld<br />
als ‚berufstechnische’ Kompetenz<br />
(2) Wahrnehmung ausgedrückter und verdeckter Gefühle bei den Partnern im Feld und beim<br />
Professionellen selbst als ‚empathische’ Kompetenz<br />
(3) Gewahrsein für ein größeres Resonanzfeld, das die berufliche Handlungssituation übergreift,<br />
als ‚intuitive’ Kompetenz und<br />
(4) die Fähigkeit zwischen diesen verschiedenen Formen des Bewusstseins zu modulieren,<br />
d.h. situationsadaequat (professionell-regelgeleitet, empathisch und intuitiv) zu handeln,<br />
als ‚Modulationskompetenz’. 72<br />
69<br />
Belschner, a.a.O., S. 98<br />
70<br />
Abendländische Erzähltraditionen, in: Reinhard Fuhr/ Heinrich Dauber (Hg.), Praxisentwicklung im Bildungsbereich<br />
– ein integraler Forschungsansatz, Bad Heilbrunn (Klinkhardt) 2002, S. 31-76<br />
71<br />
Eine wesentliche Schwierigkeit bei der Entwicklung entsprechender Fragebögen besteht darin, Formulierungen zu<br />
finden, die einerseits den entsprechenden Bewusstseinszustand treffend beschreiben und andererseits keinen Widerstand<br />
gegen ‚esoterisch’ klingende Konzepte provozieren.<br />
72<br />
Dass Menschen prinzipiell zu einer breiteren Wahrnehmung fähig sind, bestätigt die moderne, nicht-biologistisch<br />
verkürzte Hirnforschung in verblüffender Weise. Zohar-Marshall unterscheiden drei verschiedene, angeblich auch<br />
physiologisch nachweisbare Aktivitätsebenen unseres Gehirns:<br />
- eine serielle Intelligenz auf der mental-rationalen Ebene des Verstandes, mit deren Hilfe wir zu logischen, kausal<br />
ableitbaren Schlüssen kommen,<br />
- eine assoziativ-emotionale Intelligenz, die uns erlaubt, in komplexen Situationen intuitive Wertentscheidungen zu<br />
treffen und<br />
- eine bindende, transformierende, spirituelle Intelligenz, durch die neue ganzheitliche Muster gebildet werden. Vgl.:<br />
Danah Zohar/ Dr. Ian Marshall, SQ. Spirituelle Intelligenz, München (Scherz) 2000<br />
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