2008 - ensemble magazin
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3 . 08<br />
K LAVIERBAU<br />
Karbon ist nicht das einzige Material, das man für Resonanzböden in<br />
Klavieren einsetzen kann. Glas, Metalle und andere Komponenten sind ebenfalls<br />
getestet worden.<br />
Neues Konzept für Klavierdesign<br />
Kürzlich haben hochwertige Klaviere das Konzept des traditionellen Klavierbaus<br />
verändert, fast unbemerkt von der Firma Steinway & Sons, die dieses Feld<br />
einmal anführte, aber überraschender Weise seine intensiven und aktiven Klavierinnovationen<br />
vor über einem Jahrhundert beendete. Im neuen Millennium<br />
wird durch die aktiven Klavierbauunternehmen sehr deutlich, dass Musikliebhaber<br />
nach Verbesserungen suchen, die durch moderne Technologie in den Bereichen<br />
Akustik und neue Materialien ermöglicht werden. Diese Herausforderung<br />
wurde erstmals von Wayne Stuart in Australien aufgegriffen, wurde<br />
aber mittlerweile von anderen Klavierbauern adaptiert, solche die neu im Bereich<br />
des Klavierbaus sind, und längst etablierten Unternehmen. Hochwertige<br />
Klaviere mit herausfordernden Leistungen, die auf der Grundlage von verschiedenen<br />
Arten hochentwickelter Technologie arbeiten, werden heute von Stuart<br />
and Sons, Steingraeber-Phoenix, Fazioli und Stephen Paulello angeboten, aber<br />
nur Stuart und Steingraeber sind bisher die Einzigen, die Flügel mit Karbon-Resonanzböden<br />
gebaut haben (wenn man einmal den einmaligen Versuch eines<br />
Sauter-Flügels vor 25 Jahren außer Acht lässt, bei dem das Material noch<br />
durchaus anders geartet war). Kawai hat eine Karbon-Mechanik entwickelt<br />
(mit Ausnahme der Hammer-Schenkel, die mit ihrer Eigenfrequenz ungewollt<br />
mitklingen würden).<br />
Es gibt drei Wege, wie man sinnvollerweise Karbon im Klavierbau einsetzen<br />
kann:<br />
1. Spielbarkeit und Klangqualität<br />
Ein idealer Klavier-Resonanzboden sollte eine niedrige Dichte und Masse haben<br />
und sollte keine akustische Energie innerhalb der Eigenmasse absorbieren.<br />
Er sollte steif und stark und elastisch sein, und sollte von Luftfeuchtigkeit unbeeinflusst<br />
sein, wenn man eine gute Stimmhaltung anstrebt. Wenn diese<br />
Voraussetzungen gegeben sind, kann man die Klangstärke, den langen Nachklang<br />
und die Standfestigkeit eines Klaviers optimieren. Karbon bietet das<br />
Potenzial, um all diese Attribute zu verbessern.<br />
Im Klavierbau muss darauf geachtet werden, dass die hohen Frequenzen im<br />
Klang nicht angereichert werden, ansonsten wird ein Klavier zu brillant und<br />
die hohen Harmonien klingen uneinheitlich. Das war die Hersausforderung<br />
bei der Entwicklung eines Resonanzbodens aus Karbon. Steingraeber hat mit<br />
dem Autor an zwei bestimmten Typen von Karbon-Resonanzböden gearbeitet,<br />
in denen eine Karbonschicht variabler Stärke in unterschiedlichen Bereichen<br />
und von direktionalen Kohlefasern eingearbeitet ist. Diese liegt sandwich-ähnlich<br />
zwischen zwei Schichten von Ahornfurnier. Der eine Typ weist eine solide<br />
Schicht von Karbon in einer Stärke von 1,5 und 2,5 Millimeter Dicke auf. Die<br />
Bodenkrone (in Form eines Doms) ist bei dem einen Resonanzboden in konventioneller<br />
Weise durch auf die Unterseite geschraubte und geleimte Rippen<br />
geformt. Der andere Typ zeigt eine hexagonalen Karbon-Struktur und ist zwischen<br />
zwei sehr dünne Schichten von Karbon-Blättern gelegt, die die Krone des<br />
Resonanzbodens bilden, und dann zwischen zwei Furnierblätter geleimt. Die<br />
zuletzt genannte Form, auch wenn sie nur 4,5 Millimeter Dicke aufweist, ist<br />
stark und steif genug, um eine Krone im Resonanzboden beizubehalten, ohne<br />
dabei auf Rippen zurückgreifen zu müssen.<br />
Die Schichten Holzfurnier wurden gewählt, um die Reaktion des Resonanzbodens<br />
auf hohe Harmonien zu reduzieren, obwohl auch andere Dämpfungsmaterialien<br />
aus der Akustik gewählt werden könnten, um die hochfrequenten<br />
Harmonien an der Spitze des Resonanzbodens zu filtern, ohne Holz zu benutzen,<br />
so beispielsweise akustischer Schaum, wie er in Hörhilfen oder Hörschutz-<br />
Hilfen zum Einsatz kommt. Mehr durch Glück als durch Absicht zeigte sich allerdings,<br />
dass das Ahornfurnier sich besonders gut eignet. Und Ahorn wurde<br />
gewählt, um die Reflektion im akustischen Körper zu erhöhen.<br />
Erfahrungen mit diesem holzbeschichteten Karbon-Resonanzboden, in<br />
Kombination mit den speziell entwickelten Stegagraffen, haben gezeigt, dass es<br />
möglich ist, einen Stutzflügel zu bauen, dessen klangliches Ergebnis dem eines