2008 - ensemble magazin
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H<br />
H OCHSCHULEN<br />
PIANONews: Sie haben gesagt, Sie seien auf dieser<br />
Hochschule vor 20 Jahren gewesen, aber diese<br />
Universität wurde doch erst vor 22 Jahren gegründet.<br />
Emre Sen: Ja richtig, ich war einer der Ersten. Ich<br />
habe 1987 begonnen.<br />
PIANONews: Seit wann sind Sie dann Koordinator?<br />
Emre Sen: Seit drei Jahren. Ich habe meine Studien<br />
1995 abgeschlossen.<br />
PIANONews: Haben Sie direkt im Anschluss an Ihre<br />
Studien hier zu unterrichten begonnen?<br />
Emre Sen und eine seiner<br />
Schüülerinnen in seinem<br />
Unterrichtsraum.<br />
Foto: Dürer<br />
Emre Sen: Nein, ich war auch im Ausland, in Italien,<br />
in Frankreich am Conservatoire, war in den<br />
USA und habe bei Oxana Yablonskaja an der Juilliard<br />
School in New York studiert. Mein Master Degree<br />
habe ich dann in London bei Kevin Kenner<br />
absolviert. Danach kam ich zurück und begann zu<br />
unterrichten.<br />
PIANONews: Erst einmal wüsste ich nun auch gerne<br />
statistische Zahlen. Wie wir schon erfahren haben, studieren<br />
momentan 368 Studenten an dieser Hochschule,<br />
das obere Limit läge bei 500 Studenten, die unterrichtet<br />
werden könnten. Aber momentan ist man<br />
weniger daran interessiert, dass die Anzahl der Studenten<br />
wächst als vielmehr die Qualität der Studenten.<br />
Wie viele Schüler und Studenten studieren hier Klavier?<br />
Emre Sen: Man muss natürlich unterscheiden, an<br />
welcher Schule in Bilkent sie studieren. Wir haben<br />
ja die Grundschule und so fort bis hin zur Universität.<br />
Insgesamt sind es um die 60, die Klavier studieren.<br />
Im Hochschulbereich sind es in der Klavierabteilung<br />
12 Studenten, nicht sehr viele, aber<br />
wir versuchen die Qualität zu erhöhen, wie Isin<br />
Metin Ihnen schon gesagt hat.<br />
PIANONews: Und von wie vielen Lehrern werden diese<br />
unterrichtet?<br />
Emre Sen: Es sind mit mir 10 Lehrer. Allerdings<br />
unterrichten diese natürlich alle unterschiedlichen<br />
Altersstufen.<br />
PIANONews: Dennoch ist die Balance zwischen Lehrern<br />
und Schülern, verglichen mit anderen Ländern,<br />
wirklich bemerkenswert. Wenn alle Lehrer alle Altersgruppen<br />
unterrichten, hilft dies vielleicht auch eine<br />
gewisse Arroganz gegenüber den bislang weniger ausgebildeten<br />
Jüngeren abzubauen, oder?<br />
Emre Sen: Ja natürlich. Aber dazu muss man sagen,<br />
dass wir momentan wirklich ganz außerordentliche<br />
junge Studenten in den jüngeren Klassen<br />
haben. Als ich noch jung war, konnte man natürlich<br />
nirgendwo mit sieben Jahren zu studieren<br />
beginnen. Jetzt, wo es hier die Grundschule gibt,<br />
beginnen viele Mädchen und Jungen mit sechs<br />
oder sieben Jahren und entwickeln sich bis zum<br />
Alter von 13 Jahren sehr schnell. Und bald schon<br />
weiß man, wer begabt, wer hochtalentiert und<br />
wer genial ist. Ich konnte erst mit 13 Jahren beginnen,<br />
hatte also nur sieben Jahre zur Entwicklung.<br />
Heute sprechen wir von vollkommen anderen<br />
Voraussetzungen. Wenn die Aufnahmeprüfungen<br />
oder die Prüfungen zu einer anderen Schulform<br />
anstehen, ist es sehr schwierig, gleichberechtigt zu<br />
urteilen, wenn ein Schüler erst mit 13 Jahren oder<br />
bereits mit sechs Jahren das Instrument begonnen<br />
hat. Es ist dann schwer, zu sagen, ob der eine<br />
talentierter ist als der andere.<br />
PIANONews: Nimmt gerade bei den Bewerbungen<br />
für die Grundschule die Anzahl sehr zu?<br />
Emre Sen: Immens stark, ja. Und es gibt immens<br />
viele Talente unter ihnen. Ich erinnere mich an<br />
keine Zeit, in der es so viele talentierte junge Schüler<br />
gab wie momentan. Natürlich gibt es weltweit<br />
wahnsinnig viele Talente, aber in der Türkei ist<br />
dies schon etwas ganz Besonderes. Ich denke, das<br />
beweist auch, dass der Beginn von Instrumentalunterricht<br />
mit sechs oder sieben Jahren durch diese<br />
Talente gerechtfertigt wird.<br />
PIANONews: Was denken woran es liegt, dass gerade<br />
heutzutage diese große Anzahl an neuen Talenten<br />
in Ihrem Land zutage tritt? Die westliche, klassische<br />
Musik wurde ja erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
wirklich entdeckt und ausgeübt. Und dies<br />
meist von einer Art intellektueller Schicht. Seither hat<br />
sich diese Musik zwar verbreitet, aber das heißt nicht,<br />
dass die Talente von selbst kommen.<br />
Emre Sen: Da gibt es mehrere Aspekte. Zum einen<br />
sind da die Medien, die die breite Öffentlichkeit<br />
informieren, dass es überhaupt so etwas wie klassische<br />
Musik gibt. Zudem gehen immer mehr<br />
Menschen auch ins Ausland und kehren zurück.<br />
Aber auch der Regierung ist klar, welchen Erfolg<br />
die klassische Ausbildung dem Land bringt. So<br />
wird die klassische Musik von beiden Seiten, von<br />
der Öffentlichkeit und von der Regierung mehr<br />
und mehr unterstützt. Ein gutes Beispiel ist Fazil<br />
Say, der natürlich viel berühmter als erfolgreiche<br />
Wissenschaftler in anderen Fächern ist. Er spielt<br />
überall und wahrscheinlich ist er momentan der<br />
vielleicht bekannteste Türke in der Welt. Und er<br />
spielt Klavier! Was dadurch passiert, ist einfach:<br />
Die Eltern wollen, dass ihre Kinder ein zweiter<br />
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