Das ist mir heilig! - Albrecht-Bengel-Haus
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Römer 6,3 davon, dass man dieses Aufgenommen-Sein an<br />
der Taufe auf den Namen Jesus Chr<strong>ist</strong>us festmachen kann.<br />
Heiligung bedeutet also eine Lebenserneuerung, weil wir<br />
in der Taufe ein neues Leben geschenkt bekommen. Damit<br />
<strong>ist</strong> der Prozess im Grunde schon durch Gott abgeschlossen:<br />
Ich bin ge<strong>heilig</strong>t, weil Gott mich <strong>heilig</strong> macht. Ich muss nicht<br />
erst durch verschiedene Riten rein und sauber sein, bevor ich<br />
in die Nähe Gottes kommen darf. Jesus selbst lehnt dieses<br />
pharisäisch-priesterliche Denken ab, weil wir in allen seinen<br />
Worte und Taten erkennen, dass er zu allen Menschen auf<br />
die Erde kam und gerade nicht nur zu denen, die sich für<br />
besonders geeignet halten. Ich bin also ge<strong>heilig</strong>t, weil Gott<br />
mich <strong>heilig</strong> spricht, auch wenn ich mich nicht dementsprechend<br />
fühle.<br />
<strong>heilig</strong>UNg – schritte wageN<br />
Kann diese Heiligung gefährdet sein? Vielleicht <strong>ist</strong> sie<br />
nicht konkret in Gefahr, aber dennoch wird auch von uns<br />
als Chr<strong>ist</strong>en etwas verlangt, nämlich, dass wir uns mit diesem<br />
neuen, geschenkten Leben befassen. Paulus schreibt immer<br />
wieder davon, dass wir in voller Abhängigkeit zu Gott leben<br />
und deshalb auch gefordert sind, das erneuerte Leben zu<br />
erhalten. Es entsteht eben kein vollkommenes Chr<strong>ist</strong>sein<br />
durch den Glauben, vielmehr sind wir durch den Heiligen<br />
Ge<strong>ist</strong> zu einem anderen Leben berufen. Damit <strong>ist</strong> Heiligung<br />
ein schon von Gott abgeschlossener Prozess, und trotzdem<br />
sollen wir uns bemühen, dieses neue Leben zu verstehen und<br />
zu erhalten – aber nicht durch einen Heiligen Schein, sondern<br />
in einem Heiligen Sein! Doch wie schaffen wir das, kein<br />
schein<strong>heilig</strong>es, sondern ein authentisches Leben zu führen?<br />
Setzen wir nicht lieber eine fromme Fassade auf, nur damit<br />
wir <strong>heilig</strong> erscheinen? Unternehmen wir nicht allergrößte<br />
Anstrengungen, nur damit nicht auffällt, wie es uns wirklich<br />
geht? Fällt uns dabei nicht auf, dass wir uns in einem Strudel<br />
befinden, indem wir meinen, so sein zu müssen, wie es andere<br />
in der Gemeinde von <strong>mir</strong> erwarten? Wäre es nicht an der<br />
Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem wir beginnen,<br />
authentisch zu leben? Wie das gelingen kann? Vielleicht gibt<br />
es dafür keine perfekte Lösung. Aber vielleicht hilft es, wenn<br />
wir die fromme Maske sein lassen und anderen Menschen<br />
einen Einblick in unser Leben gewähren und dadurch zeigen,<br />
dass Gottes Kraft gerade in unserer Schwachheit wirkt.<br />
Wir werden als Chr<strong>ist</strong>en immer in einer gewissen Spannung<br />
leben zwischen dem, dass andere Menschen an uns erkennen<br />
sollen, dass wir Chr<strong>ist</strong>en sind, und dem, dass wir uns nicht<br />
selber <strong>heilig</strong> machen können, sondern Gott dies tut! Denn<br />
„in Chr<strong>ist</strong>us sein bedeutet Erlösung – aber Chr<strong>ist</strong>us in dir<br />
bedeutet Heiligung.“ (W. Ian Thomas)<br />
Lassen Sie uns Schritte wagen, davon wegzukommen,<br />
anderen etwas vorzuspielen! Lassen Sie uns durchscheinender<br />
leben! Gott soll es sein, auf den wir hinweisen, und<br />
nicht unsere Frömmigkeit! Gott <strong>ist</strong> es, der dies in uns schafft:<br />
ein Leben in einem <strong>heilig</strong>en Sein. Lassen Sie uns innehalten<br />
und darüber nachdenken, indem wir auf Gott vertrauen und<br />
auf Jesus schauen, der durch uns scheinen will! Denn: Die<br />
Heiligkeit zeigt sich nicht in dem, was ich tue, sondern in<br />
dem, was Gott tut!<br />
Die Heiligkeit zeigt sich nicht<br />
in dem, was ich tue, sondern<br />
in dem, was Gott tut!<br />
sabine schmalzhaf und Doreen steeger<br />
Studentinnen<br />
FOTO: S. 11 Elisanth/shutterstock<br />
in 10 worten:<br />
Gott, Person, <strong>heilig</strong>, Tempel, Lobgesang,<br />
Glaubensbekenntnis, Verkündigung, Kraf t,<br />
Frucht, Gaben<br />
Der<br />
<strong>heilig</strong>e<br />
ge<strong>ist</strong><br />
Wer er <strong>ist</strong> und<br />
was er wirkt<br />
In einer kleinen Dorfschule Anfang<br />
des 20. Jh. hat sich der Schulinspektor<br />
angemeldet. Er will wissen, ob die Kinder<br />
auch etwas lernen. Allen <strong>ist</strong> klar,<br />
dass er auch das Glaubensbekenntnis<br />
und die Erklärungen von Martin Luther<br />
hören will. In der Klasse wird vereinbart,<br />
welche Schüler sich auf welchen Teil des<br />
Glaubensbekenntnisses vorbereiten.<br />
Der Prüfungstag kommt – und tatsächlich:<br />
Auch das Glaubensbekenntnis wird<br />
abgefragt. Fehlerlos sagen zwei Mädchen<br />
den ersten Artikel auf: „Ich glaube<br />
an Gott...“. Ein Junge fährt fort: „Und an<br />
Jesus Chr<strong>ist</strong>us...“. Alle warten auf den<br />
dritten Artikel vom Heiligen Ge<strong>ist</strong>. Niemand<br />
rührt sich. Endlich meldet sich<br />
ein Mädchen: „Der Junge, der an den<br />
Heiligen Ge<strong>ist</strong> glaubt, fehlt heute...“<br />
Mit dem Heiligen Ge<strong>ist</strong> <strong>ist</strong> es keine<br />
ganz einfache Sache. An wen oder was<br />
glauben wir, wenn wir im Apostolischen<br />
Glaubensbekenntnis erklären: „Ich<br />
glaube an den Heiligen Ge<strong>ist</strong>“?<br />
Die Person des<br />
Heiligen Ge<strong>ist</strong>es<br />
In der so genannten Alten Kirche<br />
wurde das Verhältnis von Gott-Vater,<br />
Gottes Sohn Jesus Chr<strong>ist</strong>us und Gottes<br />
Heiligem Ge<strong>ist</strong> auf die Formel gebracht:<br />
„Ein Wesen, drei Personen“. Wird die<br />
Gottheit Jesu Chr<strong>ist</strong>i bis heute immer<br />
wieder bestritten (am deutlichsten<br />
durch die „Zeugen Jehovas“ oder im<br />
Islam), <strong>ist</strong> diese für den Ge<strong>ist</strong> leichter<br />
nachvollziehbar: „Gott <strong>ist</strong> Ge<strong>ist</strong>“<br />
(Johannes 4,24). Vor allem in der Apostelgeschichte<br />
fallen die personalen<br />
Züge des Ge<strong>ist</strong>es auf. Die junge chr<strong>ist</strong>liche<br />
Gemeinde erfährt den Ge<strong>ist</strong>, wie<br />
ihn Jesus selbst verheißen hat: als personales<br />
Gegenüber an seiner Statt, als<br />
die Gegenwart Gottes des Vaters und<br />
des Sohnes in Person. Von Philippus,<br />
Petrus und verschiedenen Gemeindegliedern<br />
in Antiochia lesen wir, dass<br />
12 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 13<br />
Lesedauer<br />
10 – 15 min