20.07.2015 Aufrufe

BCM – der neue ISO-Standard - müller-gauss consulting

BCM – der neue ISO-Standard - müller-gauss consulting

BCM – der neue ISO-Standard - müller-gauss consulting

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Business Continuity Management 53<strong>BCM</strong> <strong>–</strong> <strong>der</strong> <strong>neue</strong> <strong>ISO</strong>-<strong>Standard</strong>Der <strong>neue</strong> <strong>ISO</strong>-<strong>Standard</strong> 22301:2012 ist planmässig veröffentlicht worden.Hierbei handelt es sich um den weltweit ersten internationalen <strong>Standard</strong> fürBusiness Continuity Management (<strong>BCM</strong>), <strong>der</strong> Organisationen helfen wird, dieRisiken von Betriebsunterbrechungen jeglichen Ursprungs zu reduzieren.© shutterstock | Müller-Gauss ConsultingVon Uwe Müller-GaussAm 15. Juni 2012 wurden von<strong>der</strong> International <strong>Standard</strong>sOrganisation (<strong>ISO</strong>) die erstenNormen für den Bereich BusinessContinuity Managementveröffentlicht. Es handelt sich dabei umdie <strong>ISO</strong> 22300:2012 Societal Security;Terminology und die <strong>ISO</strong> 22301:2012 SocietalSecurity; Business Continuity ManagementSystems; Requirements. Damitwurde ein bedeuten<strong>der</strong> Meilenstein bei<strong>der</strong> internationalen Harmonisierung vonRegelwerken auf diesem Gebiet erreicht.Während die Norm <strong>ISO</strong> 22300 ein Referenzwerkfür die Sprachregelung darstellt,welches die Basis für eine Reihe vonNormen des Technical Committee <strong>ISO</strong>/TC 223 darstellt, wird die <strong>ISO</strong> 22301 dieNachfolge des bisherigen ReferenzstandardsBS 25999 antreten. Der internationale<strong>Standard</strong> ersetzt somit den aktuellenBritischen <strong>Standard</strong> BS 25999.Der <strong>ISO</strong>-<strong>Standard</strong> 22301 spezifiziertalle Anfor<strong>der</strong>ungen, wie ein Kontinuitätsmanagementsystem(engl.: BusinessContinuity Management; <strong>BCM</strong>) zu planen,einzurichten, zu realisieren, zu betreiben,zu überwachen, zu überprüfen,zu unterhalten und kontinuierlich zu verbessernist, um sich wirkungsvoll aufmögliche Betriebsunterbrechungen präventivvorzubereiten, auf diese zu reagiereno<strong>der</strong> um sich als Unternehmen vonBetriebsunterbrechungen schnellstmög­5/12


54Business Continuity ManagementPDCA-Model anhanddes <strong>BCM</strong>-Systems(gem. <strong>ISO</strong> 22301:2012)lich zu erholen. Die in <strong>ISO</strong> 22301 spezifiziertenAnfor<strong>der</strong>ungen sind, wie auch in<strong>der</strong> <strong>ISO</strong> 31000, allgemein gehalten. Siesollen auf Organisationen jeglicher Art,ohne Rücksicht auf die Grösse o<strong>der</strong> Branche,anwendbar sein. Der Umfang <strong>der</strong> Anwendbarkeit<strong>der</strong> definierten Anfor<strong>der</strong>ungenhängt von <strong>der</strong> Betriebsumgebung und<strong>der</strong> Komplexität <strong>der</strong> Organisation ab.BereicheDie <strong>ISO</strong> 22301 ist anwendbar auf Organisationen,welche:−−ein <strong>BCM</strong> einrichten, implementieren,unterhalten und verbessern möchten−−die Konformität gegenüber Dritten,z.B. Lieferanten, belegen möchten−−eine Zertifizierung ihres BusinessContinuity Managements durch eineakkreditierte Zertifizierungsstellean streben o<strong>der</strong> eine Konformität mitdiesem internationalen <strong>Standard</strong>selbst deklarieren möchten−−−−Bausteine zur UmsetzungFür eine erfolgreiche Umsetzung einesbetrieblichen Kontinuitätsmanagementsdefiniert <strong>der</strong> <strong>ISO</strong>-<strong>Standard</strong> <strong>–</strong> in Anlehnungan das PDCA-Model <strong>–</strong> eine Reihevon Bausteinen: Ein erstes Modul konzentriertsich auf die Organisation. So istes wichtig, dass die externen und internenSachverhalte analysiert werden, die fürden Erfolg <strong>der</strong> Organisation wichtig sind(strategische Erfolgspositionen = SEP)und welche durch eine Betriebsunterbrechunggefährdet werden.Hierzu gehört beispielsweise die Analyse:−−<strong>der</strong> Aktivitäten, Aufgaben, Dienstleistungen,Produkte, Partnerschaften,Lieferketten (Supply Chain),sonstigen Stakehol<strong>der</strong> sowie <strong>der</strong>potenziellen Auswirkung einer Betriebsunterbrechung<strong>der</strong> Verknüpfungen zwischen <strong>der</strong>Business-Continuity-Strategie(Po licy) und den Unternehmenszielen<strong>der</strong> Organisation sowie die Abhängigkeitzu an<strong>der</strong>en Regelwerkendie Analyse <strong>der</strong> unternehmensübergreifendenRisikomanagementstrategie−−des Risikoappetits sowie <strong>der</strong> Risiko ­tragfähigkeit <strong>der</strong> Organisation−−<strong>der</strong> Bedürfnisse und Erwartungen vonrelevanten Stakehol<strong>der</strong>n−−<strong>der</strong> Compliance-Anfor<strong>der</strong>ungen,d.h. relevanter gesetzlicher, regulatorischerund an<strong>der</strong>er Anfor<strong>der</strong>ungenGeltungsbereichEbenfalls wird in diesem Teil <strong>der</strong> Geltungsbereichdes betrieblichen Kontinuitätsmanagementsbestimmt. Dabei müssen diestrategischen Ziele, Schlüsselprodukte und-dienstleistungen, die Risikotoleranz sowiealle regulatorischen und vertraglichenVerpflichtungen o<strong>der</strong> Verpflichtungen gegenüberAnspruchsberechtigten <strong>der</strong> Organisationin genügendem Masse berücksichtigtwerden.Im nächsten Modul <strong>der</strong> <strong>ISO</strong> 22301 gehtes um die Führung. Analog zum betrieblichenRisikomanagement ist eine Vorbildfunktiondes Topmanagements (Commitment)entscheidend für eine erfolg reicheUmsetzung. Das Topmanagement mussdie Relevanz und Verpflichtung eines <strong>BCM</strong>fortlaufend demonstrieren. Durch Führungkann das Management eine Risikokulturschaffen, sodass alle Akteure bzw.Mitarbeiter in dem Prozess involviert sind.Das Management ist verantwortlich:−−sicherzustellen, dass das <strong>BCM</strong>kompatibel mit <strong>der</strong> strategischenAusrichtung <strong>der</strong> Organisation ist−−die <strong>BCM</strong>-Anfor<strong>der</strong>ungen in dieGeschäftsprozesse <strong>der</strong> Organisationzu integrieren−−die notwendigen Ressourcen für das<strong>BCM</strong> bereitzustellen−−die Bedeutung eines wirksamen <strong>BCM</strong>zu kommunizieren−−sicherzustellen, dass das <strong>BCM</strong> dieerwarteten Ergebnisse erzielt−−−−−−die kontinuierliche Verbesserung(Continuous Improvement Process,CIP) des <strong>BCM</strong> zu ermöglicheneine Business-Continuity-Strategie(Überlebensgarantie) zu erstellenund zu kommunizierensicherzustellen, dass die <strong>BCM</strong>-Zieledurch die Festlegung von kritischenProzessen und Wie<strong>der</strong>anlaufprioritätensowie geeigneter Notfallpläne(BCP) erreicht werden−−sicherzustellen, dass klare Verant ­wortlichkeiten und Befugnissezugeordnet werdenUnter kontinuierlicher Verbesserung (KVP;engl.: Continuous Improvement Process,CIP) werden alle Massnahmen zusammengefasst,die in <strong>der</strong> ganzen Organisationgetroffen werden, um die Wirksamkeit(Erreichung <strong>der</strong> Ziele) und Effizienz (einoptimales Kosten-/Nutzen-Verhältnis)zu erhöhen.In einem nächsten Modul geht es umdie Planung des betrieblichen Kontinui­© shutterstock | Müller-Gauss Consulting5/12


55<strong>BCM</strong>-Lebenszyklus gemäss GoodPractice Guidelinestätsmanagements. Diese Phase wird alskritisch eingestuft, da die Definition <strong>der</strong>strategischen Ziele und Leitprinzipiendas Fundament für das <strong>BCM</strong> bildet. DieBusiness-Continuity-Ziele müssen u.a.:−−konsistent sein mit <strong>der</strong> Business-Continuity-Strategie (Policy)−−messbar sein−−anwendbare Anfor<strong>der</strong>ungen beachten−−überwacht und gegebenenfallsaktualisiert werdenRessourcenDer nächste Baustein beschäftigt sich mit<strong>der</strong> Unterstützung des <strong>BCM</strong> durch adäquateRessourcen. Das nachhaltige Managementeines wirksamen <strong>BCM</strong> basiertauf einem soliden Fundament angemessenerRessourcen. Diese beinhalten u.a.qualifiziertes Personal, unterstützendeDienstleistungen, ein gelebtes Risikobewusstseinsowie eine zeitgemässe Kommunikation.In diesem Kontext spielt vorallem die interne wie auch die externeKommunikation eine grosse Rolle. Auchdie Anfor<strong>der</strong>ungen an die Erstellung, dieAktualisierung und die Kontrolle <strong>der</strong><strong>BCM</strong>-Dokumentation sind Bestandteildieses Moduls.Nach <strong>der</strong> Planung des betrieblichenKontinuitätsmanagements muss eine Organisationdas <strong>BCM</strong>-System aufbauenund in Betrieb nehmen. Dazu haben sichdie folgenden Module bewährt:Business Impact Analysis (BIA): Hierbeihandelt es sich um eine Methode zurSammlung und Identifizierung von kritischenProzessen und Funktionen innerhalbeiner Organisation (siehe Impact-Kriterien im Kasten), um die den Prozessenzugrunde liegenden Ressourcen zu erfassen.Des Weiteren können durch eine BIAwechselseitige Abhängigkeiten zwischenProzessen resp. Unternehmensbereichenaufgezeigt, die Auswirkungen bei Ausfällenvon Prozessen, die Kritikalität jedesProzesses und die benötigte Wie<strong>der</strong>anlaufzeitaufgedeckt werden.Risikobeurteilung (RA): Die <strong>ISO</strong> 22301referenziert auf den internationalen Risikomanagement-<strong>Standard</strong><strong>ISO</strong> 31000. Die<strong>ISO</strong> 31000 weist drei spezifische Merkmaleauf: Es handelt sich erstens um einenumfassenden Top-down-Ansatz, zweitenswird Risikomanagement als Führungsaufgabedargestellt und drittenshandelt es sich um eine allgemein gehalteneBasis-Norm.Business-Continuity-Strategie (BCS):Nachdem die Anfor<strong>der</strong>ungen über die BIAund die Risikobeurteilung erfasst wordensind, müssen Überlebensstrategien entwickeltwerden, um Massnahmen zu identifizieren,welche es <strong>der</strong> Organisation erlauben,auf <strong>der</strong> Basis ihrer Risikotoleranzsowie Risikotragfähigkeit und innerhalbfestgelegter Ziele für die Wie<strong>der</strong>herstellungszeitkritische Prozesse zu schützenresp. wie<strong>der</strong>herzustellen. Dabei ist die<strong>BCM</strong>-Strategie auf die gesamte Geschäftsstrategieauszurichten und ist als ein integralerBestandteil <strong>der</strong> Unternehmensstrategiezu verstehen.Business-Continuity-Verfahren(BCP): Die Organisation muss Verfahrendokumentieren, um die Kontinuität vonAktivitäten und das Management vonBetriebsunterbrechungen sicherzustellen.Diese Verfahren müssen:−−einen angemessenen Plan für dieinterne und externe Kommunikationfestlegen−−−−−−−−−−flexibel sein, um auf unerwarteteBedrohungen und sich verän<strong>der</strong>ndeinterne und externe Bedingungenantworten zu könnenspezifisch sein hinsichtlich <strong>der</strong>konkreten Schritte, die anlässlicheiner Betriebsunterbrechung zuerfolgen habenauf Auswirkungen von Ereignissenfokussieren, die möglicherweise denBetrieb unterbrechen könntenentwickelt werden auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong>Analyse von Wechselwirkungen undwirksam sein bei <strong>der</strong> Minimierungvon Folgen durch die Implementierungvon angemessenen Strategienzur Schadensmin<strong>der</strong>ungÜben und Testen: Um sicherzustellen,dass die Business-Continuity-Pläne(BCP = Notfallpläne) mit den Business-Continuity-Zielen konsistent sind, hatdie Organisation sie regelmässig zu testen.Üben und Testen sind die Prozessezur Bestätigung von Business-Continuity-Plänen,um zu gewährleisten, dass diegewählten Strategien sicherstellen, innerhalb<strong>der</strong> durch das Management bestimmtenZeitfenster Antworten undWie<strong>der</strong>herstellungsergebnisse zu liefern,und so das Überleben <strong>der</strong> Organisationgarantieren.Pflege: Sobald das <strong>BCM</strong>-System implementiertist, ist das System ständig zuüberwachen und periodisch zu überprüfen,um seinen Betrieb laufend zu verbessern/zuoptimieren:−−Messen <strong>der</strong> Leistung von Prozessen,Verfahren und Funktionen, diekritische Prozesse schützen−−−−−−Überwachung <strong>der</strong> Übereinstimmungmit dem <strong>Standard</strong> und denBusiness-Continuity-ZielenÜberwachung <strong>der</strong> historischenErfahrungen einer mangelhaftenLeistung des betrieblichenKontinuitätsmanagementsAusführung von regelmässigeninternen AuditsFazit: «Alter Wein in <strong>neue</strong>nSchläuchen»Der <strong>neue</strong> <strong>ISO</strong>-<strong>Standard</strong> 22301 ist auf <strong>der</strong>Basis <strong>der</strong> BS 25999 entwickelt worden,was allen bisherigen Anwen<strong>der</strong>n <strong>der</strong>Good Practice Guidelines (GPG siehe Abbildung2) von BCI die Gewissheit gibt,auch in Zukunft mit den <strong>neue</strong>n <strong>ISO</strong>-<strong>Standard</strong>s konform zu sein. n­uwe <strong>müller</strong>-<strong>gauss</strong>ist geschäftsführen<strong>der</strong> Inhaber <strong>der</strong> aufSicherheit, Risiko-, Krisen- und KontinuitätsmanagementspezialisiertenMÜLLER-GAUSS CONSULTING in Hinwil.Über 20 Jahre Erfahrung bei <strong>der</strong> Realisierungvon Security- & Risk-Management-Strategien, Notfall- und Evakuierungsorganisationenund Führungsinstrumentefür das Kontinuitätsmanagement (<strong>BCM</strong>).5/12


Knowing.Not guessing.20 Jahre Erfahrung in den BereichenPRÄVENTION - RESILIENCEBauherrenberatung // ProjektmanagementSicherheitsplanung // Trouble-ShootingIntegrale Tests // Security & Risk Audits // Reviews /Risikoanalysen // Risikomanagement SystemeEREIGNISBEWÄLTIGUNG - <strong>BCM</strong>Business Impact Analysen // ÜberlebensstrategienBusiness Continuity Management ManualsNotfall- und Evakuierungskonzepte // NotfallpläneKrisenmanagement HandbücherKrisenstabs- und EvakuierungsübungenEs ist besser, beizeiten Dämme zu bauen,als auf die Vernunft <strong>der</strong> Flut zu hoffen!MÜLLERGAUSSONSULTINGMÜLLER-GAUSS CONSULTINGSecurity│Risk│Crisis│Continuity Management+41 44 938 05 04 • uwe.mueller@<strong>gauss</strong>-<strong>consulting</strong>.ch • www.<strong>gauss</strong>-<strong>consulting</strong>.ch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!