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des Eindrucks nicht erwehren, dass<br />
diejenigen, die von Waffen fasziniert<br />
sind und die, die sie verabscheuen,<br />
doch in einem Punkt zusammen<br />
stimmen: Sie sind auf die Waffen, die<br />
Gewaltinstrumente fixiert. Die <strong>Eine</strong>n<br />
erhoffen sich von überlegenen Waffen,<br />
dass man damit potenzielle Friedensstörer<br />
ausreichend abschrecken, die<br />
Anderen, dass man mit vollständiger<br />
Abrüstung die gewaltförmige Konflikte<br />
beenden könne.<br />
Aber der Blick auf die heutigen, nicht<br />
zuletzt innerstaatlichen Gewaltkonflikte<br />
zeigt: Sie werden durch Waffen von<br />
außen befeuert und verschärft, aber<br />
die Rüstungsexporte sind nicht für die<br />
Genese dieser Konflikte ursächlich.<br />
Die Forderung nach der Beendigung<br />
von Waffenausfuhren in Krisengebiete<br />
ist gleichwohl richtig und wichtig, aber<br />
sie reicht eben nicht.<br />
Was getan werden muss<br />
Dieser kritische Blick auf einen<br />
rigorosen und – mit Verlaub – oft nur<br />
instrumentellen Pazifismus in unseren<br />
Reihen (der also strömungspolitischideologisch<br />
genutzt wird oder funktional<br />
als »Alleinstellungsmerkmal« dienen<br />
soll) darf aber nicht dazu führen,<br />
dass unsere grundsätzliche Position<br />
gegen Krieg und völkerrechtswidrige<br />
Militäreinsätze aufgeweicht wird. Wir<br />
sind hier immer wieder gefordert,<br />
Gegenposition zu beziehen gegen die,<br />
die auf gewaltförmige Interventionen<br />
setzen, um skrupellos die eigenen<br />
Interessen durchzusetzen, aber auch<br />
gegen die »Menschenrechtsbellizisten«,<br />
die den Rest der Welt Mores<br />
lehren wollen und dabei immer mehr<br />
Schaden anrichten (siehe Libyen, siehe<br />
Afghanistan). Gegenwärtig stehen<br />
wir vor drei großen Aufgaben in der<br />
internationalen Politik, die wir noch<br />
energischer angehen müssen:<br />
Erstens muss die drohende neuerliche<br />
Spaltung zwischen dem »Westen« und<br />
Russland abgewendet, stattdessen<br />
ein Prozess der Wiederannäherung,<br />
der Vertrauensbildung und Entspannung<br />
eingeleitet werden. Dass dazu<br />
die friedliche und gerechte Lösung<br />
des Ukraine-Konflikts gehört, versteht<br />
sich (die Umsetzung von Minsk II ist<br />
dabei alternativlos). Aber dann müssen<br />
weitere Schritte folgen, die eng<br />
mit einer Re-Aktivierung und Stärkung<br />
der OSZE verbunden sein müssen und<br />
die auf eine verlässliche Europäische<br />
Sicherheitsordnung gerichtet sein<br />
müssen.<br />
Zweitens gilt es darum zu kämpfen,<br />
dass – neben einer humanen Flüchtlings-<br />
und Einwanderungspolitik<br />
– endlich die Ursachen angegangen<br />
werden, die Menschen zu verzweifelten<br />
Versuchen treiben, ihrer zerstörten<br />
bzw. zerstörerischen Umwelt zu<br />
entkommen. Wir reden hier nicht<br />
zuletzt von der Armuts- und Repressionsbekämpfung<br />
auf dem afrikanischen<br />
Kontinent.<br />
Das ist drittens untrennbar damit<br />
verbunden, dass sich die Europäische<br />
Union jetzt stark machen muss für<br />
eine wirkliche Lösung des israelischpalästinensischen<br />
Dauerkonflikts, für<br />
eine Beendigung der Gewalt in Syrien<br />
und im Irak, für eine gedeihliche<br />
Kooperation mit dem Iran, mit einem<br />
Wort: für eine friedliche Regelung der<br />
gesamten Nahost-Region, die auch<br />
Demokratisierungsprozesse einleiten<br />
hilft.<br />
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