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FDS-Akademie 2014 Eine Auswertung

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men Orientierung der Partei auf soziale<br />

Kernfragen bewegt.<br />

Deshalb möchte ich ausdrücklich für<br />

eine kritische und konstruktive Teilnahme<br />

an dieser Kampagne werben.<br />

Und wenn wir dabei alle auf strömungspolitische<br />

Abgrenzungsrituale<br />

verzichteten, wäre ich begeistert.<br />

Damit meine ich übrigens ausdrücklich<br />

auch die Strömung, der ich selbst<br />

angehöre.<br />

Zweitens betrifft das die Forderung<br />

von Dominic Heilig und Luise Neuhaus-<br />

Wartenberg, die Abstimmung des<br />

Deutschen Bundestages über die Einführung<br />

eines gesetzlichen Mindestlohnes<br />

zum Ausgangs- und Angelpunkt<br />

einer neuen Agenda Sozial zu machen.<br />

Die Kritik, dass dieser Mindestlohn mit<br />

8,50 Euro in der Tat viel zu niedrig ist,<br />

teile ich.<br />

Und richtig ist auch, dass er zudem<br />

mit den viel zu vielen Ausnahmen für<br />

Jugendliche, für Langzeiterwerbslose<br />

und einzelne Berufsgruppen, wie etwa<br />

Zeitungszusteller*innen, löchrig ist wie<br />

ein Schweizer Käse.<br />

Als Ausgangspunkt für eine neue<br />

»Agenda Sozial« wäre diese Kritik<br />

meines Erachtens aber eine zu schmale<br />

Basis zur falschen Zeit gewesen.<br />

Warum?<br />

1. Der Zeitpunkt war auch mit Blick auf<br />

die Auseinandersetzungen innerhalb<br />

der SPD und der Gewerkschaften nicht<br />

richtig gewählt:<br />

In der breiten Öffentlichkeit wurde die<br />

Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes<br />

als soziale Kurskorrektur der<br />

großen Koalition wahrgenommen.<br />

Gesellschaftlich wurde sie vorwiegend<br />

von rechten und marktradikalen<br />

Positionen her kritisiert.<br />

2. Die vorgeschlagene zentrale Funktion<br />

der Mindestlohnausnahmen als<br />

Begründung einer neuen Agenda Sozial<br />

ist eine gesellschafts- und bündnisstrategisch<br />

viel zu enge Grundlage<br />

für ein stimmiges Konzept.<br />

Die »Agenda Sozial« der PDS war<br />

solch ein stimmiges Konzept, sie war<br />

mehr als nur eine griffige, rhetorische<br />

Geste des Protests gegen Schröders<br />

»Agenda 2010«.<br />

Lothar Bisky hatte sie mit Recht so<br />

charakterisiert: »Unsere Agenda<br />

Sozial ist freilich mehr als nur eine<br />

Zusammenfassung bisheriger Bundestagsinitiativen.<br />

Es ist ein ebenso<br />

stimmiges und umfassendes, wie<br />

zur Diskussion herausforderndes,<br />

Konzept.«<br />

Ein solches Konzept brauchen wir<br />

auch unter den veränderten Bedingungen<br />

des Jahres <strong>2014</strong>.<br />

Wir stehen dabei nicht bei Null, aber<br />

wir sind auch nicht in einer Situation,<br />

in der irgendjemand in der Partei<br />

es mal eben so aus der Schublade<br />

zaubern kann.<br />

Das sollten wir uns nicht gegenseitig<br />

vorwerfen, sondern uns gemeinsam<br />

an die Arbeit machen:<br />

Für eine neue soziale Agenda brauchen<br />

wir Antworten auf die seit 2007<br />

weit fortgeschrittene Zerstörung des<br />

Sozialstaates. Und wir brauchen Antworten<br />

auf die mit der großen Finanzund<br />

Währungskrise verbundenen<br />

neuen und alten gesellschaftlichen<br />

Verwerfungen.<br />

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