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men Orientierung der Partei auf soziale<br />
Kernfragen bewegt.<br />
Deshalb möchte ich ausdrücklich für<br />
eine kritische und konstruktive Teilnahme<br />
an dieser Kampagne werben.<br />
Und wenn wir dabei alle auf strömungspolitische<br />
Abgrenzungsrituale<br />
verzichteten, wäre ich begeistert.<br />
Damit meine ich übrigens ausdrücklich<br />
auch die Strömung, der ich selbst<br />
angehöre.<br />
Zweitens betrifft das die Forderung<br />
von Dominic Heilig und Luise Neuhaus-<br />
Wartenberg, die Abstimmung des<br />
Deutschen Bundestages über die Einführung<br />
eines gesetzlichen Mindestlohnes<br />
zum Ausgangs- und Angelpunkt<br />
einer neuen Agenda Sozial zu machen.<br />
Die Kritik, dass dieser Mindestlohn mit<br />
8,50 Euro in der Tat viel zu niedrig ist,<br />
teile ich.<br />
Und richtig ist auch, dass er zudem<br />
mit den viel zu vielen Ausnahmen für<br />
Jugendliche, für Langzeiterwerbslose<br />
und einzelne Berufsgruppen, wie etwa<br />
Zeitungszusteller*innen, löchrig ist wie<br />
ein Schweizer Käse.<br />
Als Ausgangspunkt für eine neue<br />
»Agenda Sozial« wäre diese Kritik<br />
meines Erachtens aber eine zu schmale<br />
Basis zur falschen Zeit gewesen.<br />
Warum?<br />
1. Der Zeitpunkt war auch mit Blick auf<br />
die Auseinandersetzungen innerhalb<br />
der SPD und der Gewerkschaften nicht<br />
richtig gewählt:<br />
In der breiten Öffentlichkeit wurde die<br />
Einführung des gesetzlichen Mindestlohnes<br />
als soziale Kurskorrektur der<br />
großen Koalition wahrgenommen.<br />
Gesellschaftlich wurde sie vorwiegend<br />
von rechten und marktradikalen<br />
Positionen her kritisiert.<br />
2. Die vorgeschlagene zentrale Funktion<br />
der Mindestlohnausnahmen als<br />
Begründung einer neuen Agenda Sozial<br />
ist eine gesellschafts- und bündnisstrategisch<br />
viel zu enge Grundlage<br />
für ein stimmiges Konzept.<br />
Die »Agenda Sozial« der PDS war<br />
solch ein stimmiges Konzept, sie war<br />
mehr als nur eine griffige, rhetorische<br />
Geste des Protests gegen Schröders<br />
»Agenda 2010«.<br />
Lothar Bisky hatte sie mit Recht so<br />
charakterisiert: »Unsere Agenda<br />
Sozial ist freilich mehr als nur eine<br />
Zusammenfassung bisheriger Bundestagsinitiativen.<br />
Es ist ein ebenso<br />
stimmiges und umfassendes, wie<br />
zur Diskussion herausforderndes,<br />
Konzept.«<br />
Ein solches Konzept brauchen wir<br />
auch unter den veränderten Bedingungen<br />
des Jahres <strong>2014</strong>.<br />
Wir stehen dabei nicht bei Null, aber<br />
wir sind auch nicht in einer Situation,<br />
in der irgendjemand in der Partei<br />
es mal eben so aus der Schublade<br />
zaubern kann.<br />
Das sollten wir uns nicht gegenseitig<br />
vorwerfen, sondern uns gemeinsam<br />
an die Arbeit machen:<br />
Für eine neue soziale Agenda brauchen<br />
wir Antworten auf die seit 2007<br />
weit fortgeschrittene Zerstörung des<br />
Sozialstaates. Und wir brauchen Antworten<br />
auf die mit der großen Finanzund<br />
Währungskrise verbundenen<br />
neuen und alten gesellschaftlichen<br />
Verwerfungen.<br />
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