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DAS HERZ DES VEREINS: - Supporters Direct

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INHALTAbschnitt 1Abschnitt 2Abschnitt 3ZusammenfassungEinleitung:Warum soll Fan-Mitbestimmung bzw.-Beteiligung gefördert werden?Verbesserung der Governanceim europäischen FußballGovernance auf VereinsebeneGovernance auf LigaebeneVerbesserung der finanziellenNachhaltigkeit der Vereine und LigenDie finanzielle Zukunftsfähigkeitvon FußballvereinenAusgewogener Wettbewerbzwischen Klubs und LigenVerbesserung der sozialenFunktion des Sports in EuropaDemokratie und aktive BürgerschaftKohärente Gemeinschaftenund Ehrenamt4681012141618202224Abschnitt 4Abschnitt 5Abschnitt 6Bewährte PraktikenVerbesserungder TransfervorgängeTransparenzbei TransfervorgängenDritteigentümerschaft an SpielernSpielervermittlerIntensivierung des Kampfsgegen SpielmanipulationReduzierung vonDiskriminierungen und GewaltReferenzteilWichtige Dokumente und Fußnoten2628303132343640POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE03


© courtesy HSV <strong>Supporters</strong> ClubVERBESSERUNG DER GOVERNANCEIM EUROPÄISCHEN FUSSBALLEs ist weitgehend anerkannt,dass Good Governance vonwesentlicher Bedeutung fürdie Förderung finanziellerNachhaltigkeit und dieSicherstellung sozialerVorteile istKontextIn ganz Europa erlebt der Profisport dienachteiligen Auswirkungen nicht nachhaltigerFinanzmodelle, schwacher Führung undfehlender demokratischer Kontrolle. Dadurchwird der positive soziale Einfluss, den derSport haben kann, abgeschwächt.Das Fehlen von Good Governance wurdebereits mehrfach von der Europäischen Union 4sowie verschiedenen Anspruchsgruppenim Sportbereich wie z.B. der UEFA undMitgliedsstaaten wie Großbritannien undFrankreich angemahnt.Es ist weitgehend anerkannt, dass GoodGovernance von wesentlicher Bedeutung fürdie Förderung finanzieller Nachhaltigkeitund die Sicherstellung sozialer Vorteile ist.Außerdem ist sie eine Grundbedingung für dieSelbstregulierung von Sportorganisationen 5 .Good Governance trägt zur Förderung vielereuropäischer Kernwerte und Ziele der EUbei, wie z.B. demokratische Beteiligung,bürgerschaftliches Engagement, Transparenz,finanzielle Nachhaltigkeit, Gemeinwesenentwicklung,Kampf gegen Korruption sowieAus- und Weiterbildung.Schwache Governance führt zu einermangelhaften Entscheidungsfindung und zurfinanziellen Instabilität von Vereinen (sieheAbschnitt 2). Außerdem unterminiert siedas Potenzial des Sports, wichtige sozialeFunktionen wie etwa Bürgerbeteiligung oder08POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


1SD EURoPE: KERNPUNKTEFan-Beteiligung und -Mitbestimmung bei der Entscheidungsfindung müssen von den Vereinen, leitenden Gremien,EU-Institutionen und Mitgliedsstaaten unterstützt werden, um eine bessere Führung im Fußball zu stützen.Die Vereinslizenzierungs- und Financial Fair Play-Regeln müssen auf alle Ligen erweitert werden.Die strukturierte Beteiligung der Fans sollte in allen Vereinen, Ligen und Verbänden umgesetzt werden und in dieVereinslizenzierungsregeln oder andere regulatorische Rahmen aufgenommen werden.Gemeinwesenentwicklung sowie EU-Wertewie Demokratie und Transparenz zu fördern(wie im Abschnitt 3 erörtert). MangelhafteGovernance kann auch Korruption undAmtsmissbrauch als Folge haben(siehe Abschnitt 4 und 5).Fan-Mitbestimmung in Entscheidungsprozessenhat nicht nur in Europa gezeigt,dass Vereine erfolgreich sein können undgleichzeitig Good Governance-Richtlinienbefolgen sowie europäische Werte fördern.Damit dieses Potenzial jedoch ausgeschöpftwerden kann, sind im Fußball übergreifendeGovernance-Strukturen erforderlich, die nachhaltigmitgliedergeführte Vereine in die Lageversetzen, mit anderen Eigentumsmodellenernsthaft konkurrieren zu können.SD Europe ist der Meinung, dass dieMitwirkung von Fans bei der Führungvon Vereinen und Nationalverbänden einhöheres Maß an Kontrolle, Unabhängigkeit,Rechenschaft und Transparenz als derzeitvorhanden gewährleisten. Außerdem trägtsie zu besseren und ausgewogenerenEntscheidungen im besten langfristigenInteresse des Sports und der Institutionen(Klubs) bei, die so eine wichtige Rolle imLeben der Fans und der Menschen inderen Umfeld spielen.Die Mitwirkung von Fans beider Führung von Vereinenund Nationalverbändenkann ein höheres Maß anKontrolle, Unabhängigkeit,Rechenschaft undTransparenz gewährleistenPOSITIONSPAPIER VON SD EUROPE09


den Interessen des Klubs und seinerAnspruchsgruppen ausgerichtet ist, waswirtschaftliche Vorteile mit sich bringen kann.Die Nachforschungen von <strong>Supporters</strong><strong>Direct</strong> 7 haben ergeben, dass:Kapitalgesellschaften, die nicht imkurzfristigen Interesse ihrer Anteilseigner,sondern im langfristigen Interesseihrer wichtigsten Anspruchsgruppengeführt werden, mit einer höherenWahrscheinlichkeit zum Erfolg gelangen 8 .sich Kapitalgesellschaften, dielängerfristige Strategien verfolgen (unddurch gemeinschaftliche Eigentumsformenunterstützt werden) besser entwickeln 9 .Unternehmen mit einer an denAnspruchsgruppen orientiertenUnternehmensstrategie bessereKennwerte in Bezug auf dieUnternehmensleistung ausweisen, 10mit dem Ergebnis, dass das Engagementder beteiligten Personen steigt und dieUnternehmen als vertrauenswürdigerwahrgenommen werden 11 .bei Unternehmen mit genossenschaftsähnlichenStrukturen der Gewinn indas Unternehmen zurückfließt und dasUnternehmen weniger auf zinsgünstigeFinanzierungsmöglichkeiten angewiesenist. Hierdurch wird die Nachhaltigkeitgefördert und der Fokus auf dieDienstleistung und Kundenzufriedenheitund nicht auf die Maximierung derDividenden gelegt 12 .Die Untersuchungen und Erfahrungenvon <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> haben gezeigt, dassfür Fußballvereine als sozial und kulturellausgerichtete Unternehmen mit einerbedeutenden Funktion in denKommunen 13 dies umso mehr gilt.Die praktische Umsetzung dieserErkenntnisse durch <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>Europe sieht wie folgt aus:Entwicklung einer Modellstruktur fürdie Einbeziehung von Fans alsGesellschafter bzw. Mitgesellschafter derals Kapitalgesellschaft geführten Vereine.Ausarbeitung strategischer und rechtlicherEmpfehlungen zu verschiedenen Artenvon Fan-Mitbestimmung bzw.-Beteiligung.Entwicklung von Methoden für dieMitwirkung von Fans in denFührungsstrukturen der Vereine, wiez.B. „goldene Aktien“, „Fan-Anteile“und Beratungsmechanismen 14 .Durchführung einer vorbereitendenAktion der Europäischen Kommission imBereich Sport zur Kapazitätsentwicklungfür Fanorganisationen in ganz Europa.Unterstütztung der Nationalverbändebei der Einsetzung von Fanbeauftragtengemäß Artikel 35 des UEFA-Reglementszur Klublizenzierung 15 .Unterstützung der europäischenFanorganisation Football <strong>Supporters</strong>Europe (FSE) bei der Entwicklung vonFan-Chartas 16 .POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 11


1VERBESSERUNG DER GoVERNANCE IM EURoPäISChEN FUSSBAllGOVERNANCE AUFLIGAEBENEDer Fußball wirdimmer mehr von denkurzfristigen Interessen derVereinseigentümer zu Lastender längerfristigen Interessendes Sports bestimmtFESTGESTEllTE PRoBlEMBEREIChENationale Governance-Strukturen werden häufig von Vereinen dominiert, dieden Interessen ihrer Eigentümer zu Lasten der langfristigen Interessen desFußballs dienen.Es fehlen Prozesse zur Gewährleistung der finanziellen Stabilität allerVereine sowie der Solidarität bzw. des sozialen Nutzen des Sports.In den meisten Ländern bleiben Fans bei Beratungs- undEntscheidungsprozessen sowie in den Strukturen von Fußballverbändenund -Ligen ausgeschlossen.Die zunehmende Kommerzialisierungdes Fußballs und die immensenUmsatzsteigerungen der Spitzenvereine undTop-Ligen haben zu einer Machtverschiebungweg von den Nationalverbänden hin zu denfinanzstärksten Vereinen geführt. DerFußball wird somit in zunehmendem Maßevon den kurzfristigen Interessen derVereinseigentümer zum Nachteil derlangfristigen Interessen des Sports bestimmt.Außerdem wird dadurch die Fähigkeit vielerVerbände zur Einführung stabiler und unabhängigerRegelungen beeinträchtigt.Die Regularien der Klublizenzierung und desfinanziellen Fairplays, wie z.B. die der UEFA,sind sehr willkommen. In den meisten Ligensind jedoch solche Regeln größtenteils nichtvorhanden. Dies hat die Entstehung einer Art„Kasinowirtschaft“ ermöglicht, bei der eineunverantwortliche Ausgabenpolitik oderRisikobereitschaft nicht sanktioniert wird 17 .Zudem haben mangelhafte Aufsicht undFinanzkontrolle dazu geführt, dass potenzielleKorruption und mangelhafte Praktiken (etwabei den Transfergeschäften) nichtordnungsgemäß kontrolliert werden.Die Verbände haben außerdem versäumt, einangemessenes Maß an Solidaritätszahlungen(Weiterverteilung) an untere Ligen und denBreitenfußball zu wahren, was die pyramidaleLiga-Struktur und die wichtige sozialeFunktion des Fußballs weitab von dengroßen Vereinen und Stars schwächt.Die Position von SD EuropeFans sind die finanziellen und kulturellenHüter des Fußballs. Sie blieben jedochnahezu universal von den Führungsgremiender nationalen Verbände und Ligenausgeschlossen. Außerdem werden sieselten zu wichtigen Entscheidungen bezüglichder sportlichen Struktur angehört. Es gibteinige gute Beispiele – im russischenFußballverband ist ein Fansprecher imExekutivkomitee vertreten. 18 Die UEFA führteinige spezifische Verweise auf die Fansals wichtige Anspruchsgruppe in ihrenSatzungen auf 19 . Alles in allem sind sichdie Führungsgremien jedoch weitestgehendder Ansichten der Fans nicht bewusst undtreffen in der Folge Entscheidungen ohneBerücksichtigung ihrer Interessen.12 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


Eine von der UEFA und <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>unter den 53 Nationalverbändendurchgeführte Umfrage belegt jedoch,dass alle Verbände der Meinung sind, dassder Dialog mit Fans „wichtig“ oder „sehrwichtig“ sei. Die Hälfte aller Verbände gibtan, dass es „eine gute Sache“ sei, denFans ein Mitspracherecht bei derVereinsführung einzuräumen. 20<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> und seine Mitgliedersetzen sich seit einigen Jahren für dieseThemen ein. Auch bedingt durch dieselobbyistische Einflussnahme wächst ineinigen Mitgliedsstaaten unter den nationalenEntscheidungsträgern die Besorgnis überden Zustand der Governance-Strukturen imFußball. <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> war sowohl inGroßbritannien als auch in Frankreich anparlamentarischen Untersuchungen beteiligt.Diese Arbeit umfasste auch die Erstellungeines Rahmenkonzepts für die Mitwirkungvon Fans und Bürgern auf Basis einesschrittweisen Wegs der Erhöhung der Rechteund Verantwortlichkeiten für Fans, der inganz Europa angewandt werden könnte.Abschnitt 1EMPFEHLUNGEN VON SD EUROPEErarbeitung und Förderung von Good Governance-Richtlinien für den Fußball auf europäischer Ebene:Diese Richtlinien sollten von EU-Institutionen vereinbart, von den Mitgliedsstaaten und dem Europäischen Rat angenommen und als Teil derKlublizenzierungsregelungen von allen Nationalverbänden und Ligen übernommen werden.Diese Richtlinien sollten eine klare, formalisierte Rolle für alle Anspruchsgruppen einschließlich der Fans in den Entscheidungsfindungsstrukturenauf allen Ebenen des Fußballs umfassen.Entwicklung der Rolle demokratischer Fanorganisationen in Governance-Strukturen:Die Mitwirkung von Fans in den Governance-Strukturen des Fußballs sollte formalisiert und strukturiert werden und auf demokratischenGrundsätzen beruhen.Die Fußballverbände auf internationaler und nationaler Ebene sollten den Aufbau demokratischerFanorganisationen unterstützen:Dies umfasst die Finanzierung, die Verbreitung bewährter Verfahren sowie eine aktive Einbindung in den eigenen Satzungsstrukturen.Die Verbände sollten ebenfalls die strukturierte Beteiligung demokratischer Fanorganisationen in den Vereinen fördern.Es sollte ein schrittweises System zur Steigerung des Repräsentationsgrades für Fanorganisationen implementiert werden. Dieses System mussauf Kriterien basieren, die belegen, dass die Fanorganisationen gut geführt, demokratisch und offen sind und als Ziel ihrer Arbeit die konstruktiveMitwirkung von Fans im Verein haben, die auch eine Beteiligung als Mitgesellschafter umfassen kann.Ein praktischer Weg zur Fanvertretung auf Vorstandsebene sollte in die gültigen Lizenzierungsstatuten aufgenommen werden.Die Erarbeitung von Konzepten zur Erhöhung der Beteiligung von Fans als Mitgesellschafter an den Vereinen sollte – wo durchführbar –unterstützt werden.Als erster Minimalschritt sollten Fan-Foren und -Chartas in allen Vereinen geschaffen bzw. erarbeitet werden. Außerdem sollten, in Erweiterungdes in Artikel 35 des UEFA-Reglements zur Klublizenzierung formulierten Ansatzes, Fanbeauftragte installiert werden. 21Die EU-Mitgliedsstaaten und Behörden auf nationaler Ebene sollten den Aufbau demokratischerFanorganisationen unterstützen:Die Verbände sollten die angemessene Repräsentation der Fans in den nationalen Governance-Strukturen des Sports über eine strukturierteund formale Beteiligung auf allen Entscheidungsfindungsebenen einschließlich einer Vertretung in den Vorständen gewährleisten.Zur Unterstützung dieser Ziele können die Mitgliedsstaaten diesen Prozess durch Lobby-Arbeit, Finanzierungsmaßnahmen sowie ggf.durch Gesetzgebung bzw. Regulierung unterstützen.Die Vergabe öffentlicher Finanzierungshilfen an Bedingungen knüpfen:Zur Förderung von Good Governance sollten öffentliche Institutionen (wie z.B. Europäische Kommission, Mitgliedsstaaten, Kommunen)den Grundsatz der Konditionalität in Verbindung mit der Vergabe öffentlicher Finanzierungshilfen etablieren und Anreize zur Förderungvon Fan-Mitbestimmung schaffen.Als Beispiel für die als Teil des Erasmus für Alle-Programms ab 2014 zur Verfügung gestellten Finanzmittel für die Sportförderung gilt,dass nur diejenigen öffentliche Gelder erhalten, die die Umsetzung bestimmter Good Governance-Kriterien belegen können.Es sollte eine Gleitskala handfester Kriterien und Anreize geschaffen werden, die Demokratie, Transparenz und Rechenschaftspflicht fördern.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE13


VERBESSERUNG DERFINANZIELLEN NACHHALTIGKEITDER VEREINE UND LIGENKontextDer Sport stellt eine bedeutendeWirtschaftstätigkeit dar. Die wirtschaftlichenAusmaße des Sports tragen zum Wachstumund zur Beschäftigung (3,7% des BIP derEU sowie 15 Millionen Beschäftigte oder5,4% der Arbeitskräfte 22 ) in ganz Europa bei.Trotz der allgemeinen Wirtschaftskrise setztder Fußballmarkt als Ganzes sein Wachstumfort – um 4% auf 16,9 Mrd. Euro im Jahr2010/11 23 . Gleichzeitig sehen sich dieFußballvereine einem Rekord-Schuldenstandgegenüber – die Gesamt-Nettoverluste derführenden Fußballvereine Europas erreichten1.641 Mrd. Euro 24 . Außerdem weisen dieVereine Steuerschulden in dreifacherMillionenhöhe aus 25 . Viele Fußballvereine(insbesondere tieferklassige Klubs)befinden sich in einer bedrohlichenfinanziellen Schieflage.Die finanziellen Probleme, denen sich dereuropäische Fußball gegenübersieht –schlechte Ressourcenverteilung innerhalbund zwischen den Ligen, über ihreVerhältnisse lebende oder einer Finanzkrisegegenüberstehende Klubs sowie fehlendesGleichgewicht im Wettbewerb – sind dennochlösbar. Eine wirtschaftliche Krise entsteht auchaus einer Führungskrise. Die finanziellenRessourcen zur Situationslösung durch einenganzheitlicheren Ansatz sind verfügbar.Dieser Ansatz, der nachhaltigere Finanzmodelleim Fußball schafft, finanzielle Solidaritätfördert und für einen ausgeglichenerenWettbewerb sorgt, kann durch immer mehrFan-Beteiligung und ein besseresManagement unterstützt werden.14 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


2SD EURoPE: KERNPUNKTEZur Förderung eines gesunden Wettbewerbsniveaus bzw. einer gesunden Ligapyramide sollten die Fußballverbändeeine bessere Ressourcenverteilung gewährleisten.Fußballvereine sollten ihre Ressourcen besser verwalten und nur im Rahmen ihrer Mittel Gelder ausgeben –geregelt durch die Maßnahmen des finanziellen Fairplays in allen Ligen.Finanzinstabilitäten im Fußball müssen über inklusivere und rechenschaftspfichtigere Entscheidungsstrukturenin den Vereinen und Verbänden bekämpft werden.Die Übernahme von Vereinsanteilen durch Fans und Bürger sollte über Vorzugsfinanzierungen und/oderSteuermaßnahmen begünstigt werden.Eine wirtschaftlicheKrise entstehtauch aus einerFührungskrisePOSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 15


2VERBESSERUNG DER FINANZIEllEN NAChhAlTIGKEIT DER VEREINE UND lIGENDIE FINANZIELLEZUKUNFTSFÄHIGKEITVON FUSSBALL -VEREINENEtatüberschreitungenhaben dazu geführt,dass zahlreiche Vereinedas Insolvenzverfahrenanmelden musstenTrotz gestiegener Einnahmen wird dieFinanzstabilität der Klubs unterwandert,weil sie eine chronische Tendenz haben,mehr Geld auszugeben als sie einnehmen.Obwohl die Einnahmen 2010/11 um 4%gestiegen sind 26 , wiesen die europäischenSpitzenvereine einen Nettoverlust von1.641 Mrd. Euro auf – eine Zunahmevon 36% gegenüber dem Vorjahr.Die Vereine geben aus zahlreichen Gründenzu viel aus. Bei immer höheren Einnahmenbei Erfolg und immer größeren Nachteilenbei Misserfolg tendieren die Vereine dazu,vermehrt „auf Sieg zu setzen“, was zu einerirrationalen und systemischen Risikobereitschaftgeführt hat. Das „Finanzdoping“ –Schuldenaufnahme zur Deckung vonBetriebsverlusten, Inanspruchnahmezinsbegünstigter Darlehen, Finanzspritzenvon Mäzenen sowie unverhältnismäßigeAusgaben – erhöht die finanzielle Instabilitätdes Fußballs. Diese wird durch einenwahrgenommenen Mangel an Ressourcenverstärkt, was den „Rüstungswettlauf“bei den Spielerausgaben noch weiterankurbelt.So hat Deloitte beispielsweise festgestellt,dass der Prozentsatz der für Gehälterausgegebenen Einnahmen in Europas fünfgroßen Ligen zwischen 2010 und 2011von 60% auf 66% gestiegen ist.Insgesamt nahmen die Spielergehälter umüber 2% (100 Mio.) zu und erreichtenmehr als 5,6 Mrd. Euro im Jahr2010/11 27 , wodurch das Umsatzplusübertroffen wurde.SD EURoPE: FESTGESTEllTE PRoBlEMBEREIChEFußballvereine haben die chronische Angewohnheit, über ihre Verhältnissezu leben.Zahlreiche Klubs in Europa gehen in die Insolvenz – mit negativenAuswirkungen für die Lokalbevölkerung.Die Entscheidungsstrukturen der meisten Fußballvereine funktionierennicht im Sinne der langfristigen Zukunftsfähigkeit des Vereins.Klubs mit einer nachhaltig angelegten, langfristigen Finanzstrategie werdendurch übermäßig freizügige bzw. lockere regulatorische Rahmenbedingungen,die nachweislich nicht adäquat funktionieren, benachteiligt.Dies untergräbt die finanzielleZukunftsfähigkeit der Klubs ganz wesentlich.Der Benchmarking-Bericht 28 der UEFA über650 Klubs besagt, dass im Jahr 2010:die Hälfte der europäischen Top-Klubs(Einnahmen > 50 Mio. Euro) Betriebsverlusteverbuchten. 29% der Vereineverbuchten beträchtliche Verluste, dieeiner Ausgabe in Höhe von 12 € je 10 €Einnahmen entsprechen; 52% der Klubsverbuchten eine rückgängige Bilanz.nur 2 von 20 Top-Ligengesamtwirtschaftlich kostendeckendarbeiteten; in den unteren Ligen siehtdie Situation noch drastischer aus.78 Vereine mehr als 100% ihrerEinnahmen für Spielergehälter ausgaben;bei 1 von 8 Vereinen meldeten dieWirtschaftsprüfer Bedenken, was denFortbestand des Vereins anbelangt.Diese Etatüberschreitungen haben dazugeführt, dass zahlreiche Vereine dasInsolvenzverfahren anmelden mussten, wasin einigen Fällen zum Konkurs geführt hat.Bis 2012 gab es beispielsweise in Englandseit der Gründung der Premier League imJahr 1992 in den fünf höchsten SpielklassenInsolvenzfälle bei 92 Vereinen 29 . Hierzuzählen unter anderem Leeds United,der FC Portsmouth und in Schottland dieGlasgow Rangers. In Italien meldetenzwischen 2002 und 2012 103 Profiklubsaus den vier höchsten Ligen Insolvenzoder Konkurs an. Hierzu zählten dieParma Associazione Calcio und der SocietàSportiva Calcio Napoli im Jahr 2004 sowieTorino Calcio und die A.C. Perugiain 2005 30 .In Spanien befinden oder befanden sich seitder Einführung des Konkursgesetzes 22Vereine im Insolvenzverfahren (Stand: März2012). Zu den betroffen Klubs zählen RealBetis Balompié, Málaga Club de Fútbol undReal Club Deportivo Mallorca.Zurzeit befinden sich 11 spanische Vereineim Insolvenzverfahren: Rayo Vallecano deMadrid, Real Zaragoza, Real Betis Balompié,Granada Club de Fútbol und Real ClubDeportivo Mallorca aus der Primera Divisiónsowie Hércules Club de Fútbol, Cádiz Clubde Fútbol, Polideportivo Ejido, Real ClubRecreativo de Huelva, Xerez Club Deportivound Córdoba Clúb de Fútbol aus der SegundaDivisión bzw. der Segunda División B.Die Insolvenz eines Vereins hatschwerwiegende Auswirkungen auf dieKommunen, in denen sich der Vereinbefindet. Die Untersuchungen von<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> haben gezeigt, dass z.B.bei der Insolvenz des FC PortsmouthUnternehmen oder Organisationen aus demVereinsumfeld uneinbringliche Forderungenin Höhe von 400.000 GBP hatten 31 .Der Schuldenstand im europäischen Fußballsteigt. Dadurch wird das Modell desMäzenatentums, welches die finanzielleStabilität der Vereine weiter untergräbt, amLeben erhalten:Die Nettoverschuldung der Top-Ligen inEuropa wird auf 6,9 Mrd. Euro geschätzt;„237 bzw. 36% der [von der UEFA16 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


untersuchten] Klubs im Finanzjahr2010 wiesen negatives Eigenkapital(Verbindlichkeiten größer alsVermögenswerte) in ihrer Bilanz aus.Darunter befanden sich Erstligaklubsaus 47 verschiedenen Ländern, unteranderem 20 der 73 ‚TOP‘-Klubs.“ 32Im Jahr 2010 wurden die Zuschüsse derKlubeigentümer und Mäzene in Europaauf insgesamt 3,4 Mrd.€ geschätzt 33 .Vereine mit einer nachhaltig angelegtenlangfristigen Finanzstrategie werdendurch die Regularien des Fußballsbenachteiligt, weil Vereine, die nichtnachhaltig arbeiten, im Allgemeinentrotzdem gedeihen können. Dadurchwird eine Situation geschaffen, die esverantwortungsvoll geführten Vereinenerschwert, wettbewerbsfähig zu bleiben.Selbst dort, wo es eine zentraleVermarktung der Medienrechte gibt,werden Klubs, die nicht nachhaltigeFinanzstrategien anwenden, trotzdemweiterhin belohnt. Durch die allgemeineAbwesenheit breiter Interessengruppenin der Vereinsführung sowie fehlendeKontrolle wird eine Richtungsänderungweg von diesem Ansatz verhindert.Auf europäischer Ebene wurden mit demUEFA-Reglement zur Klublizenzierung undzum finanziellen Fairplay (FFP) beträchtlicheFortschritte erzielt.Ziel des Reglements ist es, einigeder schlimmsten Auswüchse derVereinsüberschuldung durch folgendeMaßnahmen zu verhindern:Verringerung der Abhängigkeit vonSchulden und Investitionen durch MäzeneEinführung erhöhter Disziplin undRationalität bei den KlubfinanzenAnsporn für die Vereine, nicht mehrauszugeben als einzunehmenFörderung von langfristigen InvestitionenVerpflichtung der Vereine, ihreVerbindlichkeiten fristgerecht zubegleichenDer Benchmarking-Bericht der UEFA weistaus, dass im Jahr 2010 56% der an denUEFAKlubwettbewerben teilnehmendenKlubs mindestens einen Indikator desfinanziellen Fairplays nicht erfüllten unddaher zur Einreichung zusätzlicherInformationen verpflichtet gewesenwären 34 . Das finanzielle Fairplay giltjedoch nur für die Vereine, die an deneuropäischen Wettbewerben teilnehmen.Das Reglement müsste jedoch auch aufdie Ligen auf nationaler Ebene ausgeweitetwerden. Erste Schritte in diese Richtungkonnten bereits in Großbritannien festgestelltwerden. Hier gab die Football League dieUnterzeichnung einer Vereinbarung überdie Einführung „eines FFP-Systemsbekannt, das „ab der Saison 2012/13 injeder der drei Ligen gültig sein wird“.In der Championship (2. Liga) stimmtendie Vereine für die Einführung einer aufdem FFP-Reglement basierendenBreakeven-Regel, während die LeagueOne sowie die League Two (3./4. Liga) einso genanntes „Salary Cost ManagementProtocol“ einführen werden, das dieGesamtausgaben für Spielergehälterauf einen bestimmten Prozentsatz desVereinsumsatzes begrenzt. 35Die Position von SD EuropeIn seiner Vorreiterrolle hat SD Europeaufgezeigt, wie demokratischeRepräsentation und formalisierteFan-Mitbestimmung in Fußballvereinenzur finanziellen Nachhaltigkeit beitragenkönnen. Die Untersuchungen von SDlegen nahe, dass Fangruppierungen mitBesitzanteilen an ihren Vereinen inder Regel einen größeren Zugang zufinanziellen und anderen Informationen(z. B. Vorstandsberichte) erlangen, waseine größere Kontrolle der Finanzen durchimmer mehr Anspruchsgruppenermöglicht 36 .SD Europe fordert eine verstärkte„Regulation von unten“ in Form einerstrukturierten Einbindung der Fans in dieGovernance-Strukturen des Vereins, dieparallel zu einer „Regulation von oben“in Form einer Ausweitung des UEFA-Reglements zur Klublizenzierung und zumfinanziellen Fairplay auf alle inländischenProfi- und Halbprofiligen eingeführtwerden soll.SD Europe ist der Ansicht, dass dieSicherung der finanziellen Zukunftsfähigkeitund Redlichkeit im Fußball letztendlich einebessere Regulierung erfordert, die miteiner formalisierten Mitwirkung der Fanseinhergeht. Nachfolgend sind einigestrukturelle Vorteile einer formalisiertenMitbestimmung und Beteiligung derFans aufgeführt:Vereine, die nicht im kurzfristigenInteresse der Aktionäre sondern imlangfristigen Interesse der wichtigstenAnspruchsgruppen geführt werden,sind eher erfolgreich 37 .Die Mitbestimmung bzw. Beteiligungder Fans geht mit einer erhöhtenVerantwortlichkeit und Kontrolle einher.Vereine, die per Satzung Gewinne in dasBusiness reinvestieren müssen, sindfinanziell zukunftsfähiger.Zu den geschäftlichen Vorteilen einerFan-Beteiligung 38 gehören:Längerfristige und nachhaltigerePartnerschaften mit wichtigenstrategischen Partnern.Eine Vielzahl an Geschäfts- undFinanzierungsmöglichkeiten, z.B.Unterstützung bei Bauprojekten,innovative Finanzierungen sowie Akquisitionvon Sponsoren, die mit „ethischen“Fußballvereinen in Verbindung gebrachtwerden möchten.Erhöhte Fantreue und –zufriedenheit zurStärkung des langfristigen Geschäfts.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 17


Nichtsdestotrotz kann nur ein stabilesregulatorisches Umfeld verhindern,dass die Vereine, die zukunftsträchtigeFinanzierungsmethoden anwenden, von denKlubs, die einfach über ihren finanziellenMöglichkeiten leben, überflügelt werden.Zur Verbesserung der Nachhaltigkeit undGewährleistung eines ausgewogenenWettbewerbs benötigen die nationalenLigen einen mehrdimensionalen Ansatz.Dieser muss ein stabiles regulatorischesUmfeld vorsehen, gestützt durch einVerteilungsmodell, das die Bildung vongrößeren, systematischen Probleme verursachendenWohlstandsgefällen verhindert.Die weiterhin in den großen Ligen und vonder UEFA zu erwartenden Umsatzstei -gerungen sollten als eine historischeMöglichkeit begriffen werden. Die zentraleVermarktung von Medienrechten innerhalbder jeweiligen Ligen ist die Grundlage fürgesunde Ligawettbewerbe. Eine bessereVerteilung der Einnahmen aus Medienverträgenzwischen den Klubs ist jedocherforderlich, um ein Mindestmaß an fairemund ausgewogenem Wettbewerb zugewährleisten. Die Einkünfte aus derzentralen Vermarktung können auch alsAnreiz zur Förderung von Good Governanceauf Vereinsebene genutzt werden.Das Wohlstandsgefälle zwischenden umsatzstärksten Klubs unddem Rest in Europa ist zu großgeworden, was die wirtschaftlicheSolidarität im Fußball und dieGesundheit seiner pyramidalenStruktur unterminiert.Abschnitt 2EMPFEHLUNGEN VON SD EUROPENACHHALTIGKEITImplementierung eines nationalen Klublizenzierungssystems und finanzieller Fairplay-Regeln in allen Ligen:Eine nachhaltige und verantwortungsvolle Finanzpolitik der Vereine sowie der Grundsatz des finanziellen Fairplays müssen über die Einführungnationaler Klublizenzierungssysteme und finanzieller Fairplay-Regeln auf der Basis des UEFA-Modells in allen Ligen gewährleistet werden.Die Grundsätze der wirtschaftlichen Stabilität und Good Governance müssen nicht nur auf die an den UEFA-Klubwettbewerben teilnehmendenMannschaften sondern auf alle in den verschiedenen Ligen spielenden Klubs angewandt werden.Die Klublizenzierungssysteme sollten außerdem die Mitwirkung der Fans über eine schrittweise Erhöhung deren Rechte vorsehen. 42Fans als Klubbesitzer und formalisierte Mitbestimmung der Anhänger in der Vereinsführung:Ein klar strukturiertes Rahmenwerk zur Gewährleistung der Fan-Beteiligung über das gesamte Spektrum (von Mitbestimmung bis hin zurEigentümerschaft) sollte von allen Anspruchsgruppen gefördert werden, da diese eine gewisse Transparenz, finanzielle Kontrolle und„Regulierung von unten“ gewährleistet.Das gemeinschaftliche Eigentum sollte über präferenzielle Finanz- und/oder Steuermaßnahmen, die von der EU gefördert bzw. unterstütztund von den Mitgliedsstaaten implementiert werden sollten, begünstigt werden.AUSGEWOGENER WETTBEWERBBedingte Verteilung der Ressourcen des Fußballs:Verbände, Ligen und Vereine müssen klare Richtlinien bezüglich der Implementierung und Gewährleistung von Good Governance aufstellen.Die Verteilung der Einnahmen aus der zentralen Vermarktung sollte teilweise an die nachweisliche Umsetzung der Good Governance-Richtlinieneinschließlich einer formalisierten Mitwirkung der Fans gebunden werden.Die Einnahmen aus der zentralen Verwertung der Medienrechte sowie anderer kollektiver Einnahmenmüssen zur Verbesserung der Governance auf Vereins- und nationaler Ebene sowie zur Erhaltung einergesunden pyramidalen Struktur effektiver verwendet werden:Zur Gewährleistung der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit des Fußballs innerhalb der gesamten Pyramide und in ganz Europa müssendie Verbände und Vereine die gestiegenen Einnahmen effektiver verwalten.Die EU fördert bereits die zentrale Vermarktung der Medienrechte durch die Ligen im Namen der Klubs und hat eine gerechte Verteilungder Einnahmen gemäß den Bestimmungen des EU-Wettbewerbsrechts gefordert.Die Mitgliedsstaaten sollten die Nationalverbände und Ligen ermutigen, die zentrale Vermarktung einzuführen, wo dies bislang noch nicht erfolgt ist.Die Einnahmezuwächse durch Medienrechte oder Wirtschaftspartner sollten nicht für eine weitere Erhöhungder Spielergehälter und Vermittlerprovisionen sondern zur Behebung von Governance- und Strukturproblemenaufgewendet werden:Die UEFA sollte Konzepte zur weiteren Bewältigung der Unausgewogenheit des Wettbewerbs in ganz Europa über die Organisationihrer Wettbewerbe und die Verteilung der Einnahmen erörtern.Die Mitgliedsstaaten sollten die Nationalverbände und Ligen ermutigen, ähnliche Konzepte umzusetzen.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE19


VERBESSERUNG DERSOZIALEN FUNKTION <strong>DES</strong> SPORTSDer Sport bietet seit jeherBürgerinnen und Bürgerndie Möglichkeit, sichin zivilgesellschaftlichenOrganisationen zuengagieren.20 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


3SD EURoPE: KERNPUNKTEZur Förderung von Demokratie und aktivem bürgerschaftlichen Engagement sollten die EU-Institutionen,Mitgliedsstaaten und Fußballverbände SD Europe bei der Beseitigung von Hindernissen unterstützen, die Fansin Bezug auf Repräsentation, strukturierte Mitwirkung und Eigentümerschaft im Wege stehen.Zur Förderung von aktiver Bürgerschaft, dem Breitensport und dem gemeinschaftlichen Zusammenhalt solltensie außerdem ehrenamtliches bzw. gemeinschaftliches Engagement durch Fannetzwerke mitfinanzieren.Der Fußball muss sich mit dem Problem auseinandersetzen, dass manche Gruppen, insbesondere junge Menschen,durch hohe Kartenpreise und -verkaufsregelungen ausgeschlossen bleiben und zur Förderung von aktiverBürgerschaft sowie Bürgerbeteiligung eine Kultur der Partizipation schaffen.KontextDie EU hat den sozialen Wert, den derSport schaffen kann, in einer Reihe vonwichtigen Berichten anerkannt 43 .Aufgrund der hohen Attraktion desFußballs ist er besonders dafür geeignet,die Bereitschaft der Bürger zum Engagementanzuregen und Lösungen zu entwickeln,die auch außerhalb des Sports für dieGesellschaft vom Vorteil sind.Diese Tatsache wurde auch durch die vonSD durchgeführte Studie „The Social Valueof Football“ 44 bestätigt, die den Mehrwerthervorhebt, der in verschiedenen für dieEU sehr wichtigen Bereichen durch Fan-Engagement bzw. Beteiligung erzieltwerden kann.Der Besitz von Vereinen durch Fanssowie deren strukturierte Mitwirkung amVereinsgeschehen können durch eineverbesserte Governance und die Einbindungeines breiteren Interessenspektrums in dieEntscheidungsfindung zu einer Verbesserungdes Fußballsports beitragen. Auf Vereinsebenekann dies zu einer physikalischen undphilosophischen Öffnung der Clubsfür die Menschen im unmittelbarenVereinsumfeld führen.Somit kann der Fußball verschiedenesoziale Vorteile liefern, wie z.B.:Förderung der Demokratie sowieaktiver BürgerschaftFörderung des Ehrenamts und Stärkungdes gemeinschaftlichen ZusammenhaltsPOSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 21


3VERBESSERUNG DER SoZIAlEN FUNKTIoN <strong>DES</strong> SPoRTSDEMOKRATIEUND AKTIVEBÜRGERSCHAFTAufgrund mangelnderGovernance und derfinanziellen Instabilitätder Klubs wird die Fähigkeitdes Fußballs, einen Beitragzu Demokratie und aktiverBürgerschaft zu leisten,stark beeinträchtigt.SD EURoPE: ERKANNTE PRoBlEMBEREIChEInnerhalb der EU gibt es eine Reihe von Herausforderungen für die Demokratieund aktive Bürgerschaft, insbesondere junge Menschen betreffend.Das Potenzial des Sports, einen Beitrag zur Behebung dieser Probleme zuleisten, wird nicht ausreichend genutzt.Aufgrund mangelnder Governance, fehlenden Engagements und der finanziellenInstabilität der Klubs wird die Fähigkeit des Fußballs, einen Beitrag zuDemokratie und aktiver Bürgerschaft zu leisten, stark beeinträchtigt.Die Herausforderungen an Demokratieund aktive Bürgerschaft in Europa wurdenim „Vorschlag für ein EuropäischesJahr der Bürgerinnen und Bürger“aufgezeigt:Es gibt noch große Unterschiede bei derVertrautheit der Bürgerinnen und Bürgermit ihren Rechten.79% der Bürger gaben an, dass ihnen derBegriff „Bürger der Europäischen Union“etwas sagt, doch es mangelt ihnen ankonkretem Wissen über die genaueBedeutung, der mit diesem Statusverbundenen Rechte.Lediglich 43% kennen die Bedeutung desBegriffs „Bürger der Europäischen Union“.Fast die Hälfte der europäischen Bürger(48%) geben an, dass sie über ihreRechte „nicht gut informiert“ sind. 45Die Beteiligung junger Menschen inzivilgesellschaftlichen Organisationen unddemokratischen Strukturen wurde alsbesonderes Problem erkannt. Das Programm“Erasmus für Alle” (2014-2020) hat sich zumZiel gesetzt, soziales Kapital unter jungenMenschen zu entwickeln und sie in die Lagezu versetzen, in vollem Umfang an derGesellschaft teilnehmen zu können. JungeMenschen sollen ermutigt werden, sicham demokratischen Leben in Europa zubeteiligen. Außerdem soll das Engagementjunger Menschen in demokratischenOrganisationen, in der Politik und in derGesellschaft gestärkt werden. 46 Von derEU-Kommission wurde das Jahr 2013 zumEuropäischen Jahr der Bürgerinnen undBürger ausgerufen. In der Begründungheißt es dazu:„Je besser die Männer und Frauen in Europaihre Rechte als EU-Bürgerinnen und -Bürgerverstehen, desto bewusstere Entscheidungenkönnen sie in ihrem täglichen Leben treffenund desto intensiver wird das demokratischeLeben in Europa auf allen Ebenen.“ 47Der Sport bietet seit jeher Bürgerinnenund Bürgern die Möglichkeit, sich inzivilgesellschaftlichen Organisationen zuengagieren. Das europäische Sportmodellbasiert auf dessen demokratischen Strukturenund bietet der Gesellschaft anerkanntermaßenallgemein viele Vorteile. Hierzu zählt diePartizipation der Bürger an den dem Sportzugrunde liegenden „miteinander zusammenhängendenPrinzipien“ – wie z.B. Autonomieinnerhalb der gesetzlichen Grenzen,Demokratie, Transparenz und Verantwortlichkeitbei der Beschlussfassung sowieEinbeziehung aller betroffenen Akteure. 48Obwohl der Sport zur Behebung dieserProbleme beitragen kann, erschwerenmangelnde Governance und die finanzielleInstabilität der Klubs die Fähigkeit desFußballs, einen Beitrag zu Demokratie undaktiver Bürgerschaft zu leisten. Die steigendenKosten des Fußballs und eine stärkerformalisierte Vergabe von Eintrittskartenbedeuten außerdem, dass junge Menschen inzunehmendem Maß vom Stadionbesuchausgeschlossen werden, was auch derenBeteiligung in zivilgesellschaftlichenOrganisationen verringert. Der Fußballbesitzt ein hohes Potenzial, Menschen andemokratischen Strukturen und zivilgesellschaftlichenOrganisationen zu beteiligen.Aufgrund der Situation, dass wichtigeAnspruchsgruppen - und insbesondere22 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


Fans – aus Governancestrukturen undEntscheidungsprozessen ausgeschlossenbleiben, wird dieses Potenzial jedoch nichtrealisiert.Position von SD EuropeDie Einbeziehung demokratischerFanorganisationen in deren Fußballvereineerhöht die Möglichkeiten der Partizipationfür die Anspruchsgruppen. Das britischeModell der <strong>Supporters</strong>’ Trusts und dieStrukturen der mitgliedergeführten Vereinein Schweden, Deutschland, Spanien undandernorts basieren auf dem Grundsatz,„Ein Mitglied - eine Stimme“, nach demjedes Mitglied gleiches Stimmrecht beimBeschluss der Satzungsregeln bzw. derVereinsstrategie sowie bei der Wahl vonOffiziellen hat. Diese Schwerpunktsetzungauf Mitgliedschaft, wonach alle Vereinsmitgliederden gleichen Status haben,anstatt auf die Kapitalanlage, wonachdas Mitspracherecht ungleich verteilt wird,bedeutet, dass demokratische Anhängergruppierungenwie diese ideale Organisationsformenfür die Förderung aktiverBürgerschaft und demokratischerPartizipation sind. Dies gilt insbesondere,weil der Fußball insbesondere für jungeMenschen ungeheuer attraktiv ist undnicht zuletzt daher als „die größtezivilgesellschaftliche Bewegung in derEU“ bezeichnet wurde 49 .Die Arbeit von SD Europe hat gezeigt, wiedie Demokratisierung des Fußballs durchdie Einbeziehung von Fans dazu beitragenkann, dass sich die Bürgerinnen undBürger diese demokratischenFähigkeiten aneignen, was wiederumhilft, die Demokratie und aktive Bürgerschafteuropaweit weiter zu stärken.Zudem bringt es Vorteile für die Fußballvereineund –institutionen mit sich.Demokratie funktioniert am besten,wenn sie Teil einer täglichen Routine fürdie Bürger ist - im Gegensatz zu denunregelmäßigen und formellenMöglichkeiten der Wahl. Der Fußballkann und muss wesentlich dazu beitragen,Demokratie zu einer täglichen Routinezu machen. Eine höhere Beteiligung innicht-politischen oder staatlichenBereichen – wie etwa in demokratischenFanorganisationen – wird zu einer höherenBeteiligung an den formalen Mechanismender europäischen Demokratie führen.Die Untersuchungen von <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>haben gezeigt, dass bei mitgliedergeführtenVereinen die Beteiligung von Fans alsVertretern und Ehrenamtlichen im Vereingrößer ist als bei Klubs mit anderenBesitzformen 50 . Die meisten Klubs befindensich jedoch nicht im Besitz der Mitglieder,und vielen Fangruppierungen fehlen dieKapazitäten und Möglichkeiten, einebedeutende und engagierte Rolle mit demgrößtmöglichen Potenzial auszufüllen.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 23


3VERBESSERUNG DER SoZIAlEN FUNKTIoN <strong>DES</strong> SPoRTSKOHÄRENTEGEMEINSCHAFTENUND EHRENAMTTraditionell spielen Vereineeine einheitsstiftendeRolle vor Ort.Der Zusammenhalt von Gemeinschaften inEuropa ist durch die gestiegene Mobilität derMenschen, die Wirtschaftskrise, denNiedergang traditioneller Industriezweigeund die zunehmende Immigration auf denPrüfstand gestellt worden. Dies hat mit sichgeführt, dass Gemeinschaften, insbesonderein städtischen Bereichen, zerstückelter undgespaltener sein können. 51Viele Fußballvereine befinden sich inStadtteilen, in denen diese Probleme amakutesten sind. Aufgrund der Kraft desFußballs, Menschen einzubinden, spielenVereine traditionell eine einheitsstiftendeRolle vor Ort, in dem sie Menschen alsFans zusammenbringen, starke kollektiveIdentitäten schaffen und Möglichkeiten,sich als Spieler oder Funktionär zubetätigen, eröffnen.Viele Vereine sind jedoch immerweniger in der Lage, diese positivegemeinschaftliche Rolle zu spielen.Dies hat zahlreiche Gründe:Zerfall der traditionellen Bindungzwischen Klub und Gemeinde als Folgezunehmender wirtschaftlicher Zwänge.Problem der Finanzinstabilität undUnsicherheit bezüglich derKlubeigentümerschaft.Rückgang der Solidaritätszahlungenzur Unterstützung vonBreitensportorganisationen.Die Europäische Kommission hat die Rolledes Ehrenamts für die Förderung aktiverBürger und Schaffung kollektiver Identitätenüber „die universelle Sprache des Sports“betont52. Wie jedoch von der Ratsexpertengruppe„Nachhaltige Finanzierung desSports“ berichtet, haben eine Vielzahl anSD EURoPE: FESTGESTEllTE PRoBlEMBEREIChEEs besteht ein wachsender Bedarf an Mechanismen zur Förderung desgemeinschaftlichen Zusammenhalts in einem Europa, das immermannigfaltiger wird und besonderen demografischen und ökonomischenHerausforderungen gegenübersteht.Traditionell hat der Fußball als Sport, an dem alle als Spieler oder Fansteilnehmen können, Raum für die Entwicklung kollektiver Identitäten geboten.Diese Rolle muss durch europaweite Fannetzwerke weiter gestärkt werden.Das riesige Potenzial des Fußballs, Menschen auf Breitensportebeneinsbesondere als Ehrenamtler einzubinden, kann durch Fan-Mitbestimmungund -Beteiligung gestützt werden.Faktoren zu einem „schwierigen Umfeld fürden Breitensport der Zukunft“ 53 geführt. Zudiesen Faktoren zählen unter anderemfehlende Einkünfte aus der Vermarktungvon Medienrechten zur Unterstützung desBreitensports (nur 0,7% der Gelder fürden Breitensport).Die Bedrohungen für den Breitensportreduzieren die Möglichkeiten für Fans,Funktionen in Vereinen und Verbänden zuübernehmen. Außerdem haben diemangelnden (personellen und finanziellen)Ressourcen der Fanorganisationen zurFolge, dass die Möglichkeiten zurehrenamtlichen Betätigung in derdemokratischen Zivilgesellschaft und inSportorganisationen ebenfalls rückläufig sind.Position von SD EuropeDie Untersuchungen von SD zeigen, dassdie Mitwirkung von Fans im Verein, auchals Klubeigentümer, zur Entwicklung kohärentererGemeinschaften beitragen undden Gemeinschaftssport sowie dasEhrenamt auf verschiedenartige Weisefördern kann. Vereine, die sich im Besitzder Mitglieder befinden:ermöglichen mehr Bürgerbeteiligungan der Vereinsführung und amVereinsbetrieb;haben eine ganzheitlichere Beziehungzu ihren lokalen Gemeinschaften undspielen vor Ort – sowohl formell alsauch informell – vielfältigere Rollen;neigen dazu, für eine breitere Palettelokaler Anspruchsgruppen offener undzugänglicher zu sein und führen zueinem höheren ehrenamtlichen Engagementbzw. Einsatz. 54Eine stärkere Einbindung demokratischerFanorganisationen im Verein würde densozialen Wert des Klubs steigern. Diegeschaffenen Werte sind nicht nur auf dieBetreuung der lokalen Anspruchsgruppenund deren Berücksichtigung durch denVerein in seiner Geschäftstätigkeit zurückzuführen:Durch die Einbeziehung der Fanskann der Verein den Menschen auch dasGefühl verleihen, Teil der lokalen Identität zusein und Lokalstolz wecken. Geht der Klubauf die Belange der Bürger ein, kann auchGemeinschaftsgefühl vermittelt werden 55 .Fanorganisationen unterstützengemeindespezifische Interventionen,indem sie beispielsweise Gelder für dieWohltätigkeitseinrichtungen ihrer Vereine 56sammeln. Einige fangeführte Vereinesind Best-Practice-Beispiele für dieDurchführung von gemeindeorientiertenSport- und Bildungsangeboten. InGroßbritannien wurde FC Brentford mitseinem Community Trust viermal zum„Community Club of the Year“ gewählt,als sich der Klub noch im Besitz der Fansbefand. FC United of Manchester ist aktuellder „Community Club of the Year“ derbritischen Football Foundation. InDeutschland gibt es unter anderem beimeingetragenen Verein Hamburger SV dieAbteilung “Fördernde Mitglieder/<strong>Supporters</strong>Club”, die Ehrenamtlern eine Reihe vonMöglichkeiten zur Mitwirkung und zurUnterstützung der Gemeinschaft bietet.Hierzu gehören Fan-Botschaften, dieJugendgruppe „Young <strong>Supporters</strong>“ sowie dieverschiedenen Amateursportabteilungen. 57Die positive Rolle der mitgliedergeführtenKlubs im Vereinsumfeld spiegelt sich auchin erhöhter Zufriedenheit bei einem breiteren24 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


Spektrum von Anspruchsgruppen als in dennicht mitgliedergeführten Klubs wider 58 .<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> hat eine führende Rollebei der Entwicklung innovativer gemeinschaftlicherFinanzierungsmaßnahmen wieetwa Community Shares gespielt und zurErarbeitung von Konzepten zum Schutzder Vermögenswerte des Fußballs (wie z.B.Fußballstadien sowie Trainingseinrichtungen)beigetragen 59 .© courtesy Press Association ImagesFanorganisationen arbeiten größtenteilsauf ehrenamtlicher Basis und sind somit fürdie Förderung des Ehrenamts vor Ort sehrgut aufgestellt. Die Untersuchungen vonSD deuten darauf hin, dass fangeführteVereine eher in der Lage sind, hohesehrenamtliches Engagement zu bewirkenals Klubs, die sich nicht im Besitz der Fansbefinden 60 . Durch die Einbeziehung derFans kann nicht nur die Abteilung fürÖffentlichkeitsarbeit als bindende Kraft fürgemeinschaftlichen Zusammenhaltdienen, sondern der Verein als Ganzes.Abschnitt 2EMPFEHLUNGEN VON SD EUROPEFörderung von Demokratie und aktiver Bürgerschaft über Fan-Mitbestimmung:Fußballverbände und -ligen sollten aktive Bürgerschaft durch Verankerung der formalen Mitwirkung von demokratischenFanorganisationen im Verein (als Teil des Klublizensierungssystems) und Nationalverband (über Satzungsänderungen) fördern.Vereine sollten Fanorganisationen aktiv einbinden, um eine höhere Beteiligung insbesondere von Jugendlichen zu gewährleisten.Das Programm “Erasmus für Alle” (2014-2020) sollte in jedem Aktionsbereich einen bestimmten Finanzierungsanteil für kleinereProgramme und Initiativen auf Basisebene vorsehen.Weitere Untersuchungen und Auswertungen sind für ein besseres Verständnis und eine bessereBerücksichtigung der sozialen Auswirkungen des Fußballs (und des Sports im Allgemeinen) erforderlich.Staatliche Stellen und Sportorganisationen sollten außerdem weitere Forschungen auf diesem Gebiet, wie etwa die von <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>in Großbritannien durchgeführten Arbeiten, unterstützen.EU-Institutionen, einzelne Mitgliedsstaaten und Fußballverbände sollten diesen Prozess aktiv vorantreiben, indem Sie dieFanorganisationen bei der Entwicklung demokratischer Fanstrukturen mit entsprechenden Finanzmitteln unterstützen.Stärkung kohärenter Gemeinschaften und ehrenamtlicher Tätigkeiten:Die EU-Institutionen sollten Finanzmittel bereitstellen, um die den Fanorganisationen zur Verfügung stehenden Möglichkeitenzur Beschäftigung von Ehrenamtlern und Erweiterung deren Tätigkeitsfelder zu verbessern.EU-Institutionen, Mitgliedsstaaten und Fußballverbände sollten SD Europe weiterhin bei dessen erklärtem Ziel unterstützen, bewährtePraktiken zu identifizieren und zu teilen sowie die Bürgerbeteiligung und den Einsatz von Ehrenamtlern im Verein über die breitereEinbeziehung von lokalen Anspruchsgruppen in dessen Führungsstrukturen zu fördern.Außerdem sollten Nationalverbände lokale Fangruppen bei der Erarbeitung von Freiwilligenprogrammen und der Stärkungdes Bürgerengagements unterstützen.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE25


BEWÄHRTE PRAKTIKENA LA NANTAISE, VEREINIGUNG DER FANS <strong>DES</strong> FC NANTES –FUSSBALL NACH ART VON NANTESDie Regulierung des Fußballs hat man in Frankreich nicht auf den Fanbereich ausgeweitet. Eine derFangruppierungen, die sich für mehr Einfluss in den Eigentums- und Entscheidungsstrukturen ihresVereins einsetzen, ist A la Nantaise, l’association des amoureux du FC Nantes (ASSO-ALN).Die 2010 nach demokratischen Prinzipien gegründete Vereinigung hat sich zum Ziel gesetzt, durch eineerhöhte Einbeziehung der Fans in die Besitzstrukturen und Entscheidungsprozesse des Klubs den Stolz derBürger auf ihren Verein wieder zu erwecken. Auf die traditionelle Spielweise des Klubs – den „jeu à lanantaise“ – zurückgreifend hat die ASSO-ALN über 2.000 Mitglieder gewinnen können und wird von einerFülle lokaler und nationaler Anspruchsgruppen unterstützt.Unter den Unterstützern befinden sich unter anderem der Stadtrat von Nantes sowie der aktuelle PremierministerFrankreichs (seinerzeit Bürgermeister von Nantes), Jean-Marc Ayrault, der einen Antrag auf Reformder Fußball-Governance durch finanzielle Aufsicht, Anerkennung der spezifischen Statuten des Fußballsinnerhalb der Gemeinschaft und Besitz durch die Gemeinschaft einreichte.FC UNITED OF MANCHESTER – DINGE ANDERS TUNFC United of Manchester wurde 2005 von unzufriedenen und entrechteten Fans von Manchester Unitedgegründet. Der halbprofessionelle Verein will zeigen, dass der Fußballsport besser geführt werden kann: Erbefindet sich im Besitz seiner mehr als 3.000 Mitglieder und wird von diesen demokratisch geführt. DerKlub will für alle Bevölkerungsgruppen Manchesters zugänglich sein.FC United hat sich zum Ziel gesetzt, „Dinge anders zu tun“:2009 stimmten die Mitglieder einem Vorschlag des gewählten Vorstandes zu, wonach jeder Fan denPreis der Dauerkarte selbst bestimmen darf - der durchschnittlich bezahlte Preis stieg an.2011 hat der FC United ein so genanntes „Community Share Scheme“ gestartet, um den Bau einesStadiums und einer Gemeindesportanlage im Norden Manchesters zu finanzieren. Der Verkauf von nichtstimmberechtigten „entnahmefähigen Anteilen“ brachte 1,7 Mio. GBP ein.Das große Community Programme des Klubs fördert Gesundheit, Bildung, Sport und Ehrenamt. FCUnited hat im Jahr 2009 den Cooperative Excellence Award gewonnen und wurde 2012 zum FootballFoundation Community Club des Jahres gewählt.26 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


HSV SUPPORTERS’ CLUB – <strong>VEREINS</strong>POLITIK MITGESTALTENDer Hamburger Sport-Verein e.V. (HSV) ist ein Verein in Hamburg mit mehreren Sportarten. Die Fußballabteilungist eine der ältesten in ganz Deutschland. Der Besitz durch die Mitglieder wird durch ein umfassendesKlublizenzierungssystem sowie die 50+1-Regel gestützt, wonach der Hauptverein eine Mitgliedervereinigung seinmuss und es Kapitalanlegern nicht möglich ist, die Stimmenmehrheit bei Kapitalgesellschaften zu übernehmen,in die Fußballvereine ihre Profimannschaften z.T. ausgliedern.Der HSV <strong>Supporters</strong> Club wurde 1993 mit vier Hauptzielen gegründet: Erhöhung der Einflussnahme der Fans;Teilnahme an den Vereinsaktivitäten; aktive Mitgestaltung der Vereinspolitik zum Wohl seiner Fans und Mitglieder; undAufrechterhaltung der Kameradschaft unter den HSV-Fans. Derzeit hat der <strong>Supporters</strong> Club über 54.000 Mitglieder.Über den <strong>Supporters</strong> Club sind die HSV-Fans vollständig sowohl in die formale Führungsstruktur des Vereins als auchin die alltäglichen Mechanismen eingebunden – es werden keine Entscheidungen bezüglich der Fans getroffen, ohnesich nach deren Meinung zu erkundigen.SWANSEA CITY SUPPORTERS’ TRUST – FANS ALS MITBESITZERIN DER PREMIER LEAGUEDurch den Aufstieg von Swansea City in die Premier League ist der Besitz von Fußballklubs durch Fans nun auchThema in der höchsten englischen Spielklasse.Der Swansea City <strong>Supporters</strong>’ Trust wurde im Juli 2001 infolge einer Versammlung von 150 Fans gegründet. Damalsstand der Klub auf Grund skrupelloser Besitzer kurz vor der Insolvenz. Dank der Beratung und Unterstützung von<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> wurde der Trust schnell gegründet. Am Gründungstag traten ihm über 600 Fans bei.Die Fans brachten ein Konsortium zusammen, mit dem es ihnen später gelang, die Kontrolle über den Verein anteiligzurück zu erlangen. Der Trust sammelte 50.000 GBP und erwarb einen Anteil von 19,99% am Verein. Mittlerweile ister der drittgrößte Anteilseigner und nimmt über einen in den Vereinsvorstand gewählten „Supporter <strong>Direct</strong>or“ an denEntscheidungsprozessen im Verein teil.Unabhängig von zukünftigen Anteilsverschiebungen kann der Sitz im Vorstand nicht mehr abgeschafft werden.Dauerkarteninhaber werden automatisch Mitglied des Trusts. Im Gegensatz zu vielen unterklassigen Vereinen mit demAnspruch, in die höchste englische Spielklasse aufzusteigen, leben die „Swans“ nicht über ihren Verhältnissen, setzendie Priorität auf die Beziehungen zu lokalen Anspruchsgruppen und stellen die Fans in den Mittelpunkt des Vereins.SOSTENIAMOLANCONA – LEIDENSCHAFT KANN NICHT ABSTEIGENIm Jahr 2010 mussten in Italien auf Grund chronischen Finanzmissmanagements mehr als 20 Vereine zwangsabsteigenoder den Spielbetrieb ganz einstellen. In Ancona versammelten sich die Fans des ortsansässigen Vereins, alsdieser von der Serie B in die Eccellenza – die sechste Liga in Italien – zwangsabsteigen musste.Im August 2010 wurde Sosteniamolancona von 700 Fans des Vereins als eine demokratische Organisationgegründet, die sich den Aufbau eines gemeindebasierten Klubs mit Fans als Mittelpunkt zum Ziel gesetzt hat. DerVerein wird unter dem Slogan „Unsere Leidenschaft kann nicht absteigen“ betrieben. Während der ersten Saison inder Eccellenza hat der Verein drei Titel gewonnen.Der Verein weist einen Zuschauerschnitt von ca. 3.500 Fans auf. Die Fangruppierung hat inzwischen ein Abkommenunterzeichnet, das als „vierter Titel“ bekannt ist. Es verankert eine demokratische Fanvertretung – über zwei inden Vereinsvorstand gewählte Vertreter und eine „goldene Aktie“ mit entsprechenden Schlüsselrechten – in derVereinssatzung: ein echter Meilenstein für den italienischen Fußball.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 27


© courtesy HSV <strong>Supporters</strong> ClubVERBESSERUNGDER TRANSFERVORGÄNGEIn Bezug auf dieTransfervorgänge wurdeeine Vielzahl schlechterPraktiken und externerBedrohungen festgestellt.KontextDas Wettrüsten um Fußballtalente steht imMittelpunkt des Profifußballgeschäfts.Der Ein- und Verkauf von Spielern aufdem Transfermarkt treibt auch dieSolidaritätsmechanismen an, die als Anreizfür Investitionen in die Nachwuchsförderungauf der ganzen Welt eingeführt wurden.Die FIFA reguliert das internationaleTransfersystem über sein „Reglementbezüglich Status und Transfer von Spielern“und das „Spielervermittler-Reglement”. InBezug auf die Transfervorgänge wurdejedoch eine Vielzahl schlechter Praktiken undexterner Bedrohungen festgestellt. Hierzuzählen unter anderem: Finanzkriminalität,Geldwäsche, Korruption, Steuerhinterziehung,Ausbeutung minderjähriger Spieler, Betrugund Interessenskonflikte.Daher ist es wichtig, dass die Fußballverbändedafür sorgen, dass der Fußball entsprechendvor diesen Problemen geschützt wird. Es istaber genauso wichtig, dass die Mitgliedsstaatenund die staatlichen Behördenentsprechend reagieren.Der Betrieb des Transfersystems ist einentscheidender Teil der Fußball-Governance.Für SD Europe gibt es daher wichtigeGrundsätze, die den erfolgreichen Betriebdes Transfer-systems untermauern28 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


4SD EURoPE: KERNPUNKTESteigerung der Transparenz von TransfervorgängenVerbot von Dritteigentümerschaft an SpielernStärkere Regulierung der Tätigkeiten von Spielervermittlernund Nachhaltigkeit und Transparenzin der Führung von Fußballvereinengewährleisten.Position von SD EuropeSD Europe billigt die Best-Practice-Grundsätze der Transparenz undRechenschaftspflicht, die auf den Betriebdes Transfermarktes angewandtwerden müssen.Zusammen mit einer entsprechendenRechenschaftspflicht stellt Transparenzbezüglich Marktinformationen, Entscheidungsprozessenund Ergebnisseneinen wirkungsvollen Kontroll- undGegenkontrollmechanismus dar undmindert die Gefahr von Fehlverhaltenund Missbrauch auf dem Transfermarkt.Unserer Ansicht nach gibt es bestimmteauf den Erfahrungen bei Transfervorgängenauf anderen Sportmärkten gestütztenMaßnahmen (wie z.B. die Veröffentlichungvon Finanzdaten), die von den Vereinen,Ligen und Verbänden zur Schaffung einestransparenteren und nachhaltigerenTransfermarktes ergriffen werden können.Damit jedoch wirkungsvolle langfristigeVerbesserungen erzielt werden können, musszur Bewältigung der Herausforderungen desmodernen Fußballs auch das allgemeineregulatorische Rahmenwerk in bestimmtenBereichen angepasst werden.Außerdem glauben wir, dass diedemokratische Repräsentation der Fans inden Entscheidungsprozessen der Vereine undVerbände zur Förderung dieser Prinzipienbeitragen und zu besserer Governance undmehr Transparenz bei Transfers führen kann.All diese Schritte müssten zu einemoffeneren und zukunftsfähigeren Marktführen, der wiederum den Besitz vonFußballklubs durch Fans möglicher undüberlebensfähiger macht.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 29


4VERBESSERUNG DER TRANSFERVoRGäNGETRANSPARENZBEI TRANSFER -VORGÄNGENSD EURoPE: FESTGESTEllTE PRoBlEMBEREIChEKontextGeringe Verfügbarkeit von Informationen über den allgemeinen Betriebdes TransfermarktesKein anerkanntes Finanzsystem für den HandelsvorgangWenig regulatorische Intervention auf dem Markt, erhöhtes Risiko vonManipulation und anderen missbräuchlichen und strafbaren VerhaltensweisenDer Transfermarkt ist von Natur ausundurchsichtig. Es sind nur sehr wenigeInformationen über den allgemeinen Betrieb,die Verfügbarkeit der gehandelten Spielerund die finanziellen Ergebnisse verfügbar.Dies gilt sowohl innerhalb des Marktes(in dem Spielern und Vereinen häufigwichtige Informationen vorenthaltenwerden) als auch außerhalb des Marktes(wo Schlüsselinformationen für externe Dritteeinfach nicht verfügbar sind), was natürlichEinfluss auf die Entscheidungsfindung hat.Die aufgerufenen Summen sind aufSpitzenniveau beträchtlich. Mit derBewertung der gehandelten Spieler ist einhohes Maß an Subjektivität verbunden.Darüber hinaus fand und findet immer nochsehr wenig aktive regulatorische Interventionauf dem Markt statt.Dies lässt den Markt offen für Manipulationenund erhöht die Gefahr von Fehlverhalten/Marktmissbrauch sowie von potenziellemBetrug, Geldwäsche, Steuerhinterziehungund anderen kriminellen Machenschaften.Alle diese Faktoren setzen die Vereinehöheren Risiken und Ungewissheitenaus, was wiederum Einfluss auf dieGlaubwürdigkeit und Nachhaltigkeit ihrerGeschäfte und den Sport im Allgemeinen hat.Mit der Einführung des FIFA-Transferabgleichungssystem im Jahr 2009wurde ein positiver Schritt gemacht.Dieses System stellt jedoch lediglich einÜberprüfungs werkzeug dar. Es gibt keinanerkanntes fußballspezifisches Systemzur Verwaltung der finanziellen Aspekte derHandelsvorgänge auf internationaler Ebene.Es gibt kein anerkanntesfußballspezifisches System zurVerwaltung der finanziellenAspekte der Handelsvorgängeauf internationaler Ebene.30 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


DRITTEIGENTÜMER-SCHAFT AN SPIELERNSD EURoPE: FESTGESTEllTE PRoBlEMBEREIChEDritteigentümerschaft an Spielern kann zu Wettbewerbsverzerrungen führen undleitet Gelder weg von den Fußballvereinen.Dritteigentümerschaft an Spielern verringert die Kontrolle des Vereins überseine Spieler.Dritteigentümerschaft an Spielern verleiht Dritten, die außerhalb derRegulierungsgremien des Fußballs stehen, einen beträchtlichen finanziellenEinfluss bzw. Kontrolle.Dritteigentümerschaft an Spielern bedroht potenziell die sportliche Integritätund schädigt die Vertragsstabilität.KontextDer Fußball-Transfermarkt dient alsSolidaritätsmechanismus, um Anreize fürdie Spielerförderung zu schaffen undGeld aus den Spitzenligen an die Basisumzuverteilen. Dritteigentümerschaft anSpielern bedroht dieses Modell fundamental.Dritteigentümerschaft an Spielern wirdvon den Vereinen als Mittel genutzt:Um kurzfristig Liquidität durch dieVeräußerung von Transferrechten anSpielern zu schaffen.Um Spieler unter Vertrag zu nehmen,die anders nicht bezahlbar wären. Zudiesem Zweck wird nur ein Teil derwirtschaftlichen Rechte erworben.Um das Risiko finanzieller Investitionenin wichtige Vermögenswerte durchAufteilung der Last abzuschwächen.Das kann man zwar auch als Vorteil sehen,aber nur von kurzfristiger Dauer. Dielangfristigen negativen Folgen überwiegenbeträchtlich. Dritteigentümerschaft anSpielern kann zu Wettbewerbsverzerrungenführen, da Investitionen in oder derHandel mit Spielern nur durch finanzielleInteressen angetrieben werden, was Geldweg von den Vereinen in die Händeexterner Spekulanten lenkt.Aus folgenden Gründen schwört diesGefahren für den Fußball und den Sportim Allgemeinen herauf:Dritteigentümerschaft an Spielernentzieht dem Verein die Kontrolle überdie eigenen Spieler bzw. verringert diesesignifikant. Diese Kontrolle wird an Dritteübertragen, die möglicherweise keinInteresse am langfristigen Wohl desVereins, sondern eher an einem Wechseldes Spielers interessiert sind, um ihreRendite zu steigern.Dritteigentümerschaft an Spielernbeeinträchtigt den sozialen undgemeinschaftlichen Wert der Vereine,wenn der Vereinserwerb lediglich zumZwecke der Handel mit Spielern erfolgt.Sie verleiht Dritten, die außerhalbder regulatorischen Strukturen desFußballsports stehen und häufig mitundurchsichtigen Offshore-Strukturenarbeiten, was wiederum die Gefahr vonMarktmissbrauch und/oder Kriminalitäterhöht, einen beträchtlichen finanziellenEinfluss und unverhältnismäßig großeKontrolle.Dritteigentümerschaft an Spielern bedrohtpotenziell die sportliche Integrität (z.B.wenn Spieler, die sich im Besitz desselbenUnternehmens befinden, bei konkurriendenKlubs unter Vertrag stehen) und erhöhtgleichzeitig die Gefahr durch andereFormen von Marktmissbrauch, wie z.B.Spielmanipulationen. Dadurch kann dasöffentliche Vertrauen in den Fußballbeschädigt werden.Dritteigentümerschaft an Spielern istbereits im französischen und englischenFußball verboten. Er ist jedoch von der FIFAauf internationaler Ebene nicht verboten 61und ist in Südamerika weiterhin dasvorherrschende Eigentumsmodell. In einigeneuropäischen Ländern wie beispielsweisePortugal, Spanien und in der Türkei nimmt dieDritteigentümerschaft an Spielern sogar zu.Ein Verbot auf internationaler Ebene bringtgroße systemische Veränderungen mit sich,die Zeit erfordern. Wir glauben dennoch, dassdieser Prozess vorrangig gestartet werdensollte. Auf europäischer Ebene zieht derStrategische Beirat für Berufsfußball der UEFAbereits ein Verbot der Dritteigentümerschaftan Spielern gemäß dem französischen undenglischen Modell in Betracht. Die UEFA hatdarüber hinaus vor Kurzem bestimmteOffenlegungsmaßnahmen in ihr FinancialFairplay-Reglement aufgenommen, damitDritteigentümerschaft an Spielern nicht zurUmgehung der „break-even-Anforderungen“genutzt wird. SD Europe regt an, dassauch andere Ligen und Nationalverbände,Dritteigentümerschaft an Spielernentsprechend verbieten sollen.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE 31


4VERBESSERUNG DER TRANSFERVoRGäNGEAGENTISPIELERVERMITTLERSD EURoPE: FESTGESTEllTE PRoBlEMBEREIChEKontextBeträchtliche Anzahl nicht lizenzierter Vermittler.Wenig Transparenz bezüglich der Rolle, Mitwirkung und Bezahlungder Vermittler im Fußball.Ethische Risiken einschließlich Falschdarstellungen bei Vertragsabschlüssenund Interessenskonflikte.Die FIFA hat angegeben, dass sie das derzeitige Lizenzierungssystemzu Gunsten eines anderen Konzepts aufgeben wird.Das FIFA-Reglement bezüglichSpielervermittler (auch Spielerberateroder Spieleragent) stellt seit der Einführungim Jahr 1991 die Grundlage des regulatorischenRahmenwerks für Transfers dar.Dennoch hat die FIFA eingeräumt, dass dasSpielervermittler-Reglement in der Praxisnicht effektiv funktioniert und bei derMehrheit der Transfers nicht beachtet wird.Die Hauptprobleme beim Betrieb undder Regulierung dieses Teilbereichsdes Transfermarktes sind nachfolgendaufgeführt:Auf dem weltweiten Markt gibt es eine beträchtlicheAnzahl nicht lizenzierter (undsomit nicht an das Reglement gebundener)Spielervermittler.Bezüglich der Rolle, Mitwirkung undBezahlung der Spielervermittler im Fußballgibt es nur wenig Transparenz, trotz der Tatsache,dass sie Schätzungen zufolgejährlich mehr als 400 Mio. Euro verdienen. 62Die Transaktionen sind häufig komplex undgrenzüberschreitend, wodurch wirksameDurchsetzungsmaßnahmen nur schwer undselten zu realisieren sind.Die oft nicht regulierte und heimliche Artder Vermittlertätigkeit sowie die damitverbundenen hohen Geldsummen schaffenpotenzielle Gefahren, wie z.B. Fehlverhaltenbzw. Marktmissbrauch sowie Finanzdelikte,Korruption und Geldwäsche.Außerdem gibt es ethische Risiken wiebeispielweise Falschdarstellungen beiVertragsabschlüssen, Interessenskonflikteund Ausnutzung junger Spieler.Diese Risiken sind beträchtlich undbedrohen die Integrität des Sports. Die FIFAhat bekannt gegeben, dass sie das derzeitigeLizenzierungssystem aufgeben möchte, undhat neue Regelungsentwürfe vorgelegt, dieden Vereinen und Spielern die Kontrolle überdie Tätigkeit der Spielervermittler überlassen.Das ist möglicherweise ein Schritt rückwärts,da diese häufig nicht in der Lage sind,das Verhalten der Vermittler effektivzu kontrollieren.Wichtig ist, dass eventuelle Änderungendes Reglements zu einer Verbesserung desMarktbetriebs bzw. der Durchsetzungs -mechanismen sowie mehr Transparenz undweniger Marktmissbrauch führen. Es bleibtabzuwarten, ob die Vorschläge der FIFA fürein überarbeitetes Konzept diese Bedingungenerfüllen und die Glaubwürdigkeit derVermittlertätigkeiten im Fußball verbessern.32 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


Abschnitt 4EMPFEHLUNGEN VON SD EUROPEZur Bekämpfung der oben aufgeführten Probleme und Schaffung eines nachhaltigeren und stabilerenregulatorischen Rahmenwerks gibt SD Europe die folgenden Empfehlungen:Erhöhte Transparenz bei Transfervorgängen:Zur Ergänzung des Transferabgleichungssystems der FIFA sollte eine vollfunktionale Transfer-Clearingstelle sowohl für nationale als auchinternationale Transfers entwickelt werden.Die FIFA muss entweder eine aktivere Rolle bei der robusten Regulierung des Marktes einnehmen oder formal mehr Verantwortung(und Kompetenzen) an die Mitgliedsverbände delegieren (insbesondere bezüglich Spielervermittler), damit diese die Transfervorgängebesser kontrollieren können.Zusätzlich zu den von der FIFA ergriffenen Maßnahmen müssen alle Anspruchsgruppen Initiativen zur Erhöhung der Markttransparenzergreifen, beispielweise durch die Veröffentlichung bzw. Erteilung der Zustimmung zur Veröffentlichung von Informationen(z.B. Ablösesummen, Vermittlerhonorare, Spielergehälter).Falls erforderlich sollten die nationalen und internationalen Verbände eingreifen, um sicherzustellen, dass die entsprechendenregulatorischen Maßnahmen ergriffen werden. Dies wird zahlreiche Vorteile mit sich bringen, wie z.B.:Verbesserung der Marktinformation.Bessere Entscheidungsfindung.Verringerung des Inflationsdrucks in Verbindung mit Ablösesummen, Vermittlerhonoraren und Spielergehältern.Steigerung der Zukunftsfähigkeit der Vereine.Hin zum Verbot von Dritteigentümerschaft an Spielern:Die Nationalverbände (über die UEFA) sowie der Verband europäischer professioneller Fußballligen (EPFL), die European Club Association(ECA), die weltweite Spielervereinigung FIFPro, die Ligen, Vereine und Fans müssen einen offenen Dialog führen mit dem Ziel, gemeinsamein kohärentes und koordiniertes Konzept zu erarbeiten, das das Eigentum an den wirtschaftlichen Rechten der Spieler durch andereRechtspersönlichkeiten als registrierte Fußballvereine verbietet.Auf internationaler Ebene sollte dasselbe Konzept schrittweise eingeführt werden, um das Aufzwirbeln systemischer Positionen in bestimmtenLändern zu erleichtern. Gegen Vereine und/oder Spieler, die diese Regeln nicht beachten, müssen robuste Sanktionen verhängt werden.Die EU-Institutionen sollten untersuchen, ob Vereinbarungen über die Dritteigentümerschaft anSpielern mit der EU-Gesetzgebung konform sind, insbesondere im Hinblick auf die Freizügigkeitund die Grundrechte:Zum Schutz gegen die von Dritteigentümerschaft an Spielern ausgehenden Bedrohungen sollten die EU-Institutionen ein robustesund konsequentes Vorgehen im gesamten europäischen Fußball unterstützen.Bezüglich der Auswirkungen der Dritteigentümerschaft an Spielern auf die Rechte der Spieler, insbesondere dann, wenn der Spieler beikeinem Verein unter Vertrag steht, sollte die rechtliche Lage gezielt untersucht werden.Verbesserung der Regulierung von Spielervermittlern:Zur Förderung eines entsprechenden Verhaltens sind Maßnahmen zur Erhöhung der allgemeinen Transparenz auf dem Spielervermittler- undTransfermarkt und der Verfügbarkeit von klaren Marktinformationen zu ergreifen.Hierzu gehören unter anderem:Die Veröffentlichung von Vermittlerhonoraren;Die Veröffentlichung von Informationen über Vermittler/Spieler-Beziehungen.Darüber hinaus ist eine regulatorische Intervention zur Gewährleistung ordnungsgemäßer Aufsicht und Kontrolle dieses Bereichsdes Transfermarktes und dessen Akteure unausweichlich. Wenn die FIFA hier nicht handelt, ist die Zuständigkeit an die Nationalverbändezu übertragen, damit diese gemäß Mindeststandards entsprechend intervenieren können.Registrierungssysteme für Spielervermittler sollten von den Nationalverbänden beibehalten bzw. eingeführt werden, damit eine klarerechtliche Beziehung zwischen den Verbänden und den Vermittlern besteht.Die Honorare der Spielervermittler sollten den relevanten Ligen/Verbänden offen gelegt und über diese abgewickelt werden. Darüber hinaussollte die Höhe des Honorars öffentlich gemacht werden. In jedem Fall müssen Interessenskonflikte vernünftig bewältigt werden, damit dieVermittler nicht in einer Grauzone arbeiten und geeigneten Offenlegungspflichten unterliegen.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE33


INTENSIVIERUNG <strong>DES</strong> KAMPFESGEGEN SPIELMANIPULATIONENSD EURoPE: SChlÜSSElPUNKTESpielmanipulationen verzerren nicht nur den Wettbewerb, sondern bedrohen die Ethik und die Kernwerte des Sports.Im Falle von Spielmanipulationen besteht ein Risiko, dass dem jeweiligen Sportwettbewerb (und letztendlich den Ligenund Vereinen) Einnahmen aus Werbung und Sponsoring entgehen und – noch wichtiger – das allgemeine Interesseund Vertrauen der Öffentlichkeit nachlässt.Spielmanipulationen schaden nicht nur den direkt daran beteiligten Vereinen, sondern letztendlich allen an demWettbewerb/Sport teilnehmenden Klubs.KontextSpielmanipulationen verzerren nicht nurden Wettbewerb, sondern bedrohen dieEthik und die Kernwerte des Sports. WennManipulationen zum Bestandteil derSportkultur werden, so untergräbt dies dieGlaubwürdigkeit des Sports und fügt demWettbewerb einen irreparablen Schaden zu.Spielmanipulationen schaden potenziell allenVereinen unabhängig vom Eigentumsmodell– egal ob sie an der Manipulation beteiligtwaren oder nicht.Spielmanipulationen und Korruption wurdensowohl von der Sportbewegung als auchden Behörden als Hauptbedrohungen für dieIntegrität des Sports eingestuft. Zusammenmit anderen Anspruchsgruppen haben dieEU-Institutionen vereinbart, den Kampfgegen Spielmanipulationen zu einemSchwerpunktthema für die Kooperation aufEU-Ebene im Bereich des Sports zu machen.Spielmanipulationen führen letztendlich zueinem allgemeinen Verlust der Attraktivitätdes sportlichen Wettbewerbs und habeneinen negativen Einfluss auf Sponsoren,die Medien und die Öffentlichkeit. DerSportwettbewerben innewohnende Reizbasiert auf Vertrauen, fairem Wettkampfund der Ungewissheit des Ausgangs. Kanndies nicht mehr garantiert werden, riskierendie Ligen, Vereine und Spieler den Verlustvon Einnahmen und des Interesses derbreiten Öffentlichkeit.Fans haben ein klares Interesse daran, dieaktuellen Bemühungen im Kampf gegenSpielmanipulationen zu unterstützen. DieserKampf kann nur auf der Basis eineskoordinierten Ansatzes aller beteiligtenAnspruchsgruppen erfolgreich sein, wieauch von SD Europe und Football <strong>Supporters</strong>Europe (FSE) befürwortet. Als wichtigeAnspruchsgruppe sind die Fans gefordert,sich mit der aktuellen Situation auseinanderzusetzen,indem sie sich im Kampfgegen Spielmanipulationen engagieren unddie von anderen Anspruchsgruppen undden Behörden eingeleiteten Maßnahmenbestmöglich unterstützen.Der Kampf gegen Spielmanipulationenerfordert erhebliche Investitionen. Wirunterstützen das Konzept einer fairenfinanziellen Gegenleistung seitensder Wettbranche zur Stärkung derMaßnahmen zur Förderung derIntegrität des Fußballs.del calcio.34 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


5Abschnitt 5EMPFEHLUNGEN VON SD EUROPEFans können eine aktive Rolle zur Verhinderung von Spielmanipulationen spielen:Der Kampf gegen Spielmanipulationen fängt nicht erst bei Sanktionen und Strafanzeigen an, sondern schon mit der Bereitstellung vonInformationen und Aufklärung über die negativen Auswirkungen von Spielmanipulationen auf Vereine, Ligen und den Sport als Ganzes.In ihren Netzwerken sollten Fans eine aktive Rolle bezüglich Aufklärungskampagnen und Projekten zur Verhinderung von Spielmanipulationeneinnehmen. In diesem Zusammenhang ist eine Zusammenarbeit zwischen Fans und Sportverbänden sowie öffentlichen und privatenEinrichtungen erforderlich.Bessere Governance bei Fußballklubs – einschließlich Fan-Mitbestimmung und Beteiligung – verringertdas Risiko von Spielmanipulationen:Ein formalisiertes und direktes Mitspracherecht für Fans sowie Besitzmodelle mit Bürgern als Miteigentümer von Klubs (Minderheits- oderMehrheitsbeteiligung) führen zu demokratischeren Entscheidungsstrukturen im Verein und somit zu mehr Transparenz und Nachhaltigkeit.Die Implementierung von Good Governance-Grundsätzen wie z.B. demokratische Repräsentation und Transparenz reduziert dieWahrscheinlichkeit von Spielmanipulationen, verstärkt den sozialen Wert des Fußballs und trägt zur Förderung der Gemeinwesenentwicklungund aktiver Bürgerschaft bei.Daher müssen bessere Compliance-Vorschriften mit einem stabilen Risikomanagement und Good Governance ein integraler Bestandteildes Kampfes gegen Spielmanipulationen sein.Fußballfans stimmen einem Null-Toleranz-Ansatz hinsichtlich Spielmanipulationen zu:Die meisten Fußballfans haben ein Interesse daran, dass alle Verdachtsmomente im Hinblick auf Spielmanipulationen untersucht werden.Gravierende Sanktionen müssen über gesetzliche Regelungen (sowohl sportrechtlich als auch öffentlich-rechtlich) auf allen Ebenenund für alle Beteiligten einschließlich der Vereine ergriffen werden.Fans unterstützen die auf EU- und internationaler Ebene zum Kampf gegen Spielmanipulationenunternommenen Anstrengungen:Die von den nationalen Behörden, den EU-Institutionen und dem Europarat auf allen Verwaltungsebenen gemeinsam ergriffenenMaßnahmen sind von zentraler Bedeutung im Kampf gegen Spielmanipulationen.Die Sportbewegung mit all ihren verschiedenen Anspruchsgruppen kann den Kampf nicht allein gewinnen. Daher müssen die Fans alle aufEU-Ebene und darüber hinaus gehende Aktivitäten zur Förderung des gemeinsamen Kampfes gegen Spielmanipulationen begrüßen.SD Europe und FSE kooperieren mit Transparency International im Kampf gegen Spielmanipulationen und arbeiten neben Vertretern der EU,der Mitgliedsstaaten und anderen Anspruchsgruppen aus dem Bereich des Sports in der Expertengruppe zu Good Governance mit.Der Kampf gegen Spielmanipulationen erfordert einen zwischen allen relevanten Anspruchsgruppenkoordinierten Ansatz (z. B. Behörden, Verbände, Ligen, Vereine, Spieler, Fans, Wettanbieter undandere Beteiligte):Dies umfasst die Kommunikation der gegen Spielmanipulation ergriffenen Maßnahmen und eine inklusive Vorgehensweise im Hinblick aufalle am Prozess beteiligten Anspruchsgruppen. Damit die Fans den Kampf gegen Spielmanipulationen unterstützen können, müssen sieformal als Partner in der Governance des Fußballsports anerkannt werden.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE35


REDUZIERUNG VONDISKRIMINIERUNG UND GEWALTEine differenziertere undverantwortungsvollereBerichterstattung überVorfälle und das positiveEngagement der Fansist erforderlich36 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


6SD EURoPE: KERNPUNKTEDiskriminierung sowohl durch Fans als auch von institutioneller Seite stellt weiterhin ein Problem im Fußball dar.Die Beteiligung von Fans an Governance-Strukturen und Entscheidungsprozessen trägt zur Bildung einesVerantwortungsbewusstseins unter den Fans bei und fördert die Selbstregulierung.Die Zusammenarbeit mit Fans muss zentraler Bestandteil von Sicherheitskonzepten werden.Die Arbeit von Fanorganisationen wie z.B. FSE und nichtstaatlichen Organisationen wie das FARE-Netzwerk und dasCentre for Access to Football in Europe (CAFE) muss von der EU und den Fußballinstitutionen unterstützt werden.Das Problem von Rassismus undDiskriminierung im Fußball ist in derheutigen Zeit vielfach zu beobachten, undentsprechende Verhaltensweisen findenweiterhin viel Beachtung. Hierzu zählenbeispielsweise das Zeigen von rassistischenTransparenten, verbale Verunglimpfung vonSpielern, homophobe Äußerungen undeklatante Fälle von Beleidigungen unterSpielern.Obwohl es viele gute Beispiele für dieUnterstützung von Antirassismus- undAntidiskriminierungskampagnen durchdie Fußballverbände gibt, lassenUntersuchungen darauf schließen, dassVereins- und Verbandsstrukturen weiterhinunter „institutioneller und strukturellerDiskriminierung“ leiden und Minderheitenweiterhin stark unterrepräsentiert sind 63 .Die UEFA und das FARE-Netzwerk habenzwar begonnen, diese Themen mit einemim Jahr 2011 abgehaltenen Seminar zubekämpfen, 64 aber es muss noch mehrgetan werden.Der Fußball war in der Vergangenheit auchhäufig ein Schauplatz für Gewalt, sei esdurch Vereinsfunktionäre, Spieler, Fans oderdie Polizei. Obwohl bereits viel zurBekämpfung des Problems unternommenwurde, bleibt Gewalt weiterhin einProblem. Fans müssen eine größere Rollebei der Suche nach Lösungen spielen,und der Fußball im Allgemeinen mussdas Problem besser kontextualisierenund verstehen 65 . Außerdem hat dieBerichterstattung in den Medien einenzunehmenden Einfluss auf diesesPhänomen. Hier ist eine differenziertereund verantwortungsvollere Berichterstattungüber Vorfälle und das positive Engagementder Fans erforderlich.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE37


6 Position von SD EuropeREDUZIERUNG VoN DISKRIMINIERUNG UND GEWAlTObwohl der Fußball mit Problemenbezüglich Diskriminierung und Gewaltzu kämpfen hat, sollte er auch als Ortangesehen werden, in dem Menschen ausverschiedenen Ländern, Regionen undmit unterschiedlichen Hintergründenzusammenkommen können. Als solcherhat er eine Schlüsselaufgabe in Bezug aufdie Gemeinschaftsbildung, insbesonderein einer Zeit, in der sich traditionelleBande auflösen.Eine größere Beteiligung von Fansin Bezug auf Governance undEntscheidungsfindung trägt zur Schärfungdes Verantwortungsbewusstseins unter denFans sowie zur Beseitigung von Barrierenbei und räumt ihnen eine zentrale Rollebei Entscheidungsprozessen überDiskriminierung und Gewalt ein. So wirdverantwortungsbewussten Fans derRücken gestärkt.Nach Vorfällen von Gewalt undDiskriminierung werden Fans häufig beider Lösungssuche ausgeschlossen,obwohl Untersuchungen zeigen, dass dieBeteiligung von Fans diese Lösungen stärkt.Neben europäischen Institutionen wie z.B.dem Europarat stehen Fanorganisationentraditionell bei Kampagnen gegenDiskriminierung und Gewalt anvorderster Front:Englische und deutsche Fans habenanlässlich der Weltmeisterschaft in Italien1990 die allerersten Fanbotschaftengegründet.Das FARE-Netzwerk, das mittlerweile in41 Ländern aktiv ist, wurde 1999 vonFangruppierungen mit gegründet.Fans haben die Entwicklung derAntirassistischen Fan-WM in Italiensowie eine Vielzahl von antirassistischenKampagnen auf Vereinsebenevorangetrieben, selbst wenn dieVereine ihre Beteiligung versagt haben.RElEVANTE oRGANISATIoNEN IN DIESEM BEREIChFootball <strong>Supporters</strong> Europe (FSE) ertritt Fußballfans und Fanorganisationen in über 40 Ländern, istfederführend für die Organisation von Fanbotschaften zuständig und setzt sich für Selbstregulierung undBest-Practice-Modelle (einschließlich Fan-Chartas) bei der Bekämpfung von Gewalt und Diskriminierung ein.FSE arbeitet als anerkannte Fanorganisation mit der UEFA in diesen Themenbereichen zusammen.Es besteht außerdem eine enge Zusammenarbeit mit dem Europarat.www.footballsupporterseurope.orgDas FARE-Netzwerk spielt bei der Bewusstseinsbildung auf den Gebieten Diskriminierung – sowohlinnerhalb als auch außerhalb des Stadions – und Förderung sozialer Inklusion in Europa eine führendeRolle. Durch sein Engagement hat FARE dafür gesorgt, dass der Kampf gegen Diskriminierung auf denTagesordnungen der Fußballverbände, Mitgliedsstaaten und nichtstaatlichen Organisationen steht. Diejährlich stattfindenden FARE-Aktionswochen, in deren Rahmen verschiedenste Aktivitäten in mehr als40 Ländern durchgeführt werden, zählen zu den erfolgreichsten Kampagnen im Kampf gegen Rassismusund Diskriminierung und für soziale Inklusion in Europa.www.farenet.orgDas Centre for Access to Football in Europe (CAFE) setzt sich für den gleichberechtigten Zugang zumFußball für Menschen mit Behinderung sowie deren gesellschaftlicher Gleichstellung im Fußball ein. CAFEberät Vereine und Stadien hinsichtlich Zugangslösungen, unterstützt Fußballfans mit Behinderung bei derGründung von Interessengemeinschaften und hat gemeinsam mit der UEFA den „Good Practice Guide toCreating an Accessible Stadium and Matchday Experience – Access for All“ erarbeitet.www.cafefootball.eu38 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


Abschnitt 6EMPFEHLUNGEN VON SD EUROPEDie Arbeit von FSE, FARE und CAFE beim Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt muss von denEU-Institutionen, Regierungen sowie den nationalen und internationalen Fußballverbänden unterstützt werden:Bereitstellung nicht nur von Finanzhilfen, sondern auch formale Unterstützung und Bekanntheitssteigerung.Vollständige Beteiligung von FSE, FARE und CAFE in Foren und bei Kampagnen.Finanzielle Unterstützung für nationale und vereinsbasierte Antidiskriminierungskampagnen, Verbesserung des Zugangs zuStadieneinrichtungen sowie der Fanbotschaftsangebote.Beteiligung von FSE an integrierten Strategien zur Steigerung der Sicherheit und Vermeidung von Gewalt einschließlich der Bereitstellungvon Know-how und Schulungen für Sicherheitspersonal.Finanzielle Unterstützung für fangeführte Projekte zur Förderung der Selbstregulierung unter den Fans.Flächendeckende Einführung von Fanbeauftragten zur Verbesserung des Dialogs unter Fans und zwischen Vereinen und Fans.Unterstützung der Forderung von CAFE nach einer europaweiten Vorschrift über Sportstätten zur Gewährleistung eines fairen undgleichberechtigten Zugangs zu allen Stadien für alle Fans.Unterstützung der Beteiligung von FARE an institutionellen Prozessen im Kampf gegen Diskriminierung.Erarbeitung von Best-Practice-Modellen für integrierte Strategien zur Verbesserung des Zugangs zum Fußball für unterrepräsentierte Gruppen.Die Fußballinstitutionen müssen dem Kampf gegen institutionelle Diskriminierung weiterhin hohe Prioritäteinräumen, sich für offene Einstellungsverfahren einsetzen, die Beschäftigung von Minderheiten fördernund Diversity-Schulungen durchführen.Die nationalen und internationalen Fußballverbände müssen:in Zusammenarbeit mit den Fans viel härter gegen jede Form von Rassismus vorgehen.härtere Sanktionen bei rassistischen Vorfällen auferlegen.den Wert von Antidiskriminierungsmaßnahmen, an denen alle Anspruchsgruppen teilnehmen, anerkennen.POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE39


REFERENZTEILEU - Wichtige DokumenteDer Helsinki-Bericht 1999Europäische Kommission (1999), Helsinki Bericht zum Sport: Bericht der Kommission an denEuropäischen Rat im Hinblick auf die Erhaltung der derzeitigen Sportstrukturen und die Wahrungder sozialen Funktion des Sports im Gemeinschaftsrahmen: Brüssel: EKDer Belet-Bericht 2006Ivo Belet MDEP (2006), Entwurf eines Berichts über die Zukunft des Profifußballs in Europa anden Ausschuss für Kultur und Bildung des EuropaparlamentsThe European Sport Review 2006José Luis Arnaut (2006), Independent European Sport ReviewWeißbuch Sport 2007Europäische Kommission (2007), Weißbuch Sport, Brüssel: EK.EK Mitteilung 2011Europäische Kommission (2011), Entwicklung der europäischen Dimension des Sports: Mitteilungder Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- undSozialausschuss und den Ausschuss der Regionen, Brüssel: EKFisas-Bericht 2012Europäisches Parlament (2012), Bericht über die europäische Dimension des Sports(der „Fisas-Bericht“)<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>-BerichteSD Machbarkeitsstudie 2008<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> und UEFA (2008): Ist ein europäisches Netzwerk zur Fan-Mitbestimmungnach dem Modell von <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> machbar? Zusammenfassung, London: SDSocial Value of Football; 2010Brown, A et al. (2010a): The Social and Community Value of Football: Final Report, London,<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>SD Briefing Papers 2011<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011a) Briefing Paper 1: Developing Public Policy to Encourage SupporterCommunity Ownership, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong><strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011b) Briefing Paper 2: Developing Football Regulation to EncourageSupporter Community Ownership, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong><strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011c) Briefing Paper 3: Financing Supporter and Community Ownership,London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong><strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011d) Briefing Paper 4: Business Advantages of Supporter CommunityOwnership, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>Einreichungen an den Untersuchungsausschuss des britischen Parlaments 2011<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011e) Football Club Licensing in England: Key Principles, London:<strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> November 2011UEFA-BerichteUEFA Klublizenzierung (2010)UEFA (2010) Reglement zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay, UEFA: NyonUEFA (2011) Handbuch für Fanbeauftragte, UEFA: NyonUEFA Benchmarking-Bericht 2012UEFA (2012) Die europäische Klublizenzierungslandschaft: UEFA Benchmarking-Bericht zurKlublizenzierung für das Finanzjahr 2010, Nyon: UEFASonstige BerichteDeloitte (2012) Annual Review of Football Finance 2012, London: DeloitteDeloitte Sports Business Group (2012) Fan Power: Football Money League, London: DeloitteEngerer Ausschuss für Kultur, Medien und Sport des britischen Parlaments (2011) Inquiry IntoFootball Governance, Juli 2011, London: House of Commons40 POSITIONSPAPIER VON SD EUROPE


fußnoten1 UEFA (2012) Benchmarking-Bericht zur Klublizenzierung für das Finanzjahr Year 2010, Nyon: UEFA2 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> und UEFA (2008) Ist ein europäisches Netzwerk zur Fan-Mitbestimmung nach dem Modell von <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> machbar? London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> und UEFAhttp://www.supporters-direct.org/wp-content/uploads/2012/07/SD-ES-German.pdf3 Europäische Kommission (2007) Weißbuch Sport, Brüssel: EK. http://ec.europa.eu/sport/documents/wp_on_sport_de.pdf4 EC (2007) Weißbuch Sport, op cit; EK (2011) Mitteilung zum Sport, op cit; Europäisches Parlament (2012) Report on the European Dimension of Sport (“The Fisas Report”),Brüssel: Europäisches Parlament; Europäischer Rat (2011) Work Plan for Sport, Brüssel: Europäischer Rat; UEFA (2010) UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und zumfinanziellen Fairplay, Nyon: UEFA5 EC (2011) Mitteilung zum Sport, S.10.6 TV-Deal führt zu Debatten in Frankreich http://www.wsc.co.uk/wsc-daily/1149-july-2012/8886-new-tv-deal-causes-controversy-in-france7 EK (2011) Mitteilung der Kommission: Entwicklung der europäischen Dimension des Sports, S.12.8 Wheeler und Sillanpaa (1997) The Stakeholder Corporation: A Blueprint for maximising stakeholder value Pitman: London9 Joan Lamm-Tennant und Laura T. 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Zusammenfassung, London: SD, S. 6-721 UEFA (2011) UEFA-Reglement zur Klublizenzierung und zum finanziellen Fairplay: Artikel 3522 EC (2011) Mitteilung zum Sport; EC (2007) Weißbuch Sport: S. 1023 Deloitte (2012) Annual Review of Football Finance 2012, London: Deloitte24 UEFA (2012) Benchmarking-Bericht: S. 825 23 Vereinen wurde die Lizenz in 2011/12 auf Grund nicht gezahlter Steuern verweigert UEFA (2012) op cit: S. 2926 Ebenda27 Deloitte (2012) Annual Review: p.8; Deloitte Sports Business Group (2012) Fan Power: Football Money League, London: Deloitte28 UEFA (2012) UEFA Benchmarking-Bericht zur Klublizenzierung für das Finanzjahr 2010: Zehn Schlüsselfakten, Nyon, UEFA: p.229 Dr. John Beech, http://footballmanagement.wordpress.com/no-of-clubs/30 Offizielle Angaben der FIGC (Federazione Italiana Giuoco del Calcio) aus der Saison 2002-2003 bis zur Saison 2012-2013 (Stand: 12. September 2012),wie unter www.figc.it veröffentlicht.31 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011a) Briefing Paper 1: Developing Football Regulation to Encourage Supporter Community Ownership, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>: S. 2432 UEFA (2012) Benchmarking-Bericht: S. 8833 Ebenda, p.5734 UEFA (2012): S. 2035 http://www.football-league.co.uk/page/FLExplainedDetail/0,,10794~2748246,00.html36 Brown, A et al. (2010a): The Social and Community Value of Football: Final Report, London, <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>: Abschnitt 537 Wheeler and Sillanpaa (1997) The Stakeholder Corporation: A Blueprint for maximising stakeholder value, Pitman: London; Brown, A. et al. (2009) Social Value Interim Report, op cit, S. 838 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011d) Briefing Paper 4: Business Advantages of Supporter Community Ownership, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>: S. 5039 http://de.uefa.com/uefaeuropaleague/season=2013/accesslist/index.html40 Eurostrategies (2011) Study on the funding of grassroots sports in the EU - With a focus on the internal market aspects concerning legislative frameworks and systems of financing,Executive Summary, S. 841 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011c) op cit.42 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011e) Football Club Licensing in England: Key Principles, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> November 201143 Europäische Kommission (1999) Helsinki-Bericht zum Sport: Bericht der Kommission an den Europäischen Rat im Hinblick auf die Erhaltung der derzeitigen Sportstrukturen und die Wahrungder sozialen Funktion des Sports im Gemeinschaftsrahmen: Brüssel: EC (2007): Weißbuch Sport, op cit; EC (2011) Mitteilung zum Sport, op cit; European Council Report44 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2010) Social Value op cit.45 Europäische Kommission (2011) Vorschlag für einen Beschluss des Europäischen Parlaments und des Rates über das Europäische Jahr der Bürgerinnen und Bürger (2013)[SEK(2011) 996 endgültig]: S. 246 Europäische Kommission (2011) Commission staff working paper: Impact assessment on youth actions, Accompanying document, Proposal for a Regulationof the European Parliament and of the Council Establishing a Single Education, Training, Youth and Sport Programme for the Period 2014-2020 [COM(2011) 788] S.1347 http://europa.eu/citizens-2013/de/home48 EK (2011) Mitteilung der Kommission: Entwicklung der europäischen Dimension des Sports: S. 1249 Rat der EU (2011) Council Conclusions on the role of voluntary activities in sport in promoting active citizenship; 3128th Education, Youth, Culture and Sport council meeting, Brüssel,28. und 29. November 2011: S. 350 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011d) Briefing Paper 4 op cit51 Commission on Integration and Cohesion (2008) Our Shared Future: COIC Final Report, London: COIC.52 Rat der EU (2011) op cit: S. 353 EC (2011) Expert Group "Sustainable Financing of Sport” Report from the 1st meeting (16. November 2011): S. 354 Brown, A et al. (2010b) The Social and Community Value of Football: Summary Report, London, <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>, S. 10-1155 Ebenda: p8.56 Brown, A et al. (2010a) op cit: p30.57 Hamburger SV, Fan-Abteilung (2011) Die Raute Im Herzen!, S. 4-558 Brown, A et al. (2010b), op cit, S. 1259 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011c) Briefing Paper 3: Financing Supporter and Community Ownership, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>60 <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong> (2011d) Briefing Paper 4: Business Advantages of Supporter and Community Ownership, London: <strong>Supporters</strong> <strong>Direct</strong>61 Das FIFA Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern (Artikel 18bis) verbietet die Beeinflussung von Vereinen durch Drittparteien, verbietet jedoch nichtdas vollständige Eigentumsrecht.62 CIES (2012) Football Observatory Report on Football Agents63 Bradbury, S, Amara, M, GarcÍa B and Bairner, A (2010) Representation and structural discrimination in football in Europe: The case of ethnic minorities and women, Institute of YouthSport, School of Sport, Exercise and Health Sciences, Loughborough University. Crabbe, T., Back, L., Solomos, J. (1998) The Cultures of Racism in Football, London: Berg.64 http://www.uefa.com/uefa/socialresponsibility/antiracism/news/newsid=946063.html65 Giulianotti, R., Bonney, N. And Hepworth, M. (eds.) (1994) Football, Violence and Social Identity, London: Routledge


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