Hoher Energiebedarf - Berndt-Enersys
Hoher Energiebedarf - Berndt-Enersys
Hoher Energiebedarf - Berndt-Enersys
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Technik und Innovation<br />
<strong>Hoher</strong> <strong>Energiebedarf</strong> – hohes Einsparpotenzial<br />
Blockheizkraftwerke auf dem Vormarsch<br />
Wir alle sind uns des Dilemmas bewusst:<br />
Der <strong>Energiebedarf</strong> steigt weltweit stetig an,<br />
aber der Vorrat an fossilen Brennstoffen ist<br />
endlich. So wird die Suche nach Alternativen –<br />
wie etwa die effizientere Ausnutzung vorhandener<br />
Rohstoffe – immer dringender.<br />
Der durchschnittliche Wirkungsgrad konventioneller<br />
Kraftwerke liegt zum Beispiel bei<br />
40 Prozent. Fast 60 Prozent der eingesetzten<br />
Energie wird als Abwärme ungenutzt an die<br />
Umwelt abgegeben. Ganz neue Perspektiven<br />
kann ein Blockheizkraftwerk (BHKW) eröffnen.<br />
Denn es produziert direkt am Verbrauchsort sowohl<br />
Strom als auch Wärme und nutzt so mit<br />
knapp 90 Prozent den Großteil der eingesetzten<br />
Primärenergie.<br />
Ein motorisches BHKW besteht im Wesentlichen<br />
aus Verbrennungsmotor, Generator und<br />
Wärmetauscher. Der vom Motor angetriebene<br />
Generator erzeugt Strom. Der Motor gibt Wärme<br />
ab, die über einen Wärmetauscher an die Heizungsanlage<br />
übertragen wird. Dieses System der<br />
gekoppelten Erzeugung von Strom (= Kraft) und<br />
Wärme heißt Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).<br />
Wo lohnt sich ein BHKW?<br />
Generell gilt die Faustformel, dass ein BHKW<br />
überall da sinnvoll eingesetzt werden kann, wo ein<br />
ganzjährig hoher Warmwasserbedarf herrscht.<br />
Zum Beispiel schwankt in Einfamilienhäusern<br />
WR 2/2012 (69)<br />
der Heizenergiebedarf jahreszeitlich<br />
sehr stark; denn im Sommer<br />
entsteht er nur für die Brauchwassererwärmung.<br />
Außerdem ist zu<br />
beachten, dass ein BHKW nie den<br />
ganzen Wärmebedarf, sondern nur<br />
eine Grundlast abdeckt. Der Einsatz<br />
herkömmlicher Heiztechnik, wie<br />
zum Beispiel einer Heizungstherme,<br />
ist weiterhin erforderlich.<br />
Seit Anfang 2011 besteht zwischen der Westfalen<br />
AG und der <strong>Berndt</strong> EnerSys eine Kooperation<br />
mit dem Schwerpunkt BHKW. Das Unternehmen<br />
aus dem rheinland-pfälzischen Gelsdorf bietet<br />
mit dem Aisin-Marathon-Kraftwerk ein Mini-<br />
In Häusern mit hohem Wärme- und Warmwasserbedarf – zum Beispiel aufgrund eines<br />
Schwimmbads – sind Mini-BHKW sinnvoll.<br />
BHKW mit einer elektrischen Leistung<br />
von 4,6 und einer thermischen<br />
Leistung von 11 Kilowatt (kW), das<br />
unter anderem in Mehrfamilienhäusern und Gewerbebetrieben<br />
verwendet wird – also überall dort,<br />
wo ein konstant hoher <strong>Energiebedarf</strong> herrscht.<br />
Darüber hinaus bestehen Kooperationen zwischen<br />
der Westfalen AG und der ETZ Glenk aus Blaufelden<br />
in Baden-Württemberg, die nicht nur BHKW-<br />
Partner, sondern auch Autorisierter Servicepartner<br />
des Geschäftsbereichs Westfalengas ist.<br />
BHKW-Interessenten können sich von den<br />
Westfalengas-Anwendungstechnikern individuell<br />
beraten lassen. Mit einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
wird abgeschätzt, ob ein BHKW für<br />
den konkreten Anwendungsfall die richtige Lö-<br />
Einbau des Aisin-Mini-<br />
BHKW. Die qualifizierte<br />
Montage und perfekte<br />
Einstellung sichern<br />
den hohen Nutzen.<br />
Brennstoff-<br />
Luft-Gemisch Abgas<br />
kaltes Wasser<br />
Motor<br />
Abgaswärmetauscher<br />
warmes Wasser<br />
Generator Strom<br />
So funktioniert ein<br />
BHKW: Ein Motor betreibt<br />
den Generator<br />
zur Stromerzeugung.<br />
Dabei wird mechanische<br />
in elektrische Energie<br />
umgewandelt. Die<br />
entstehende Abwärme<br />
wird durch einen Wärmetauscher<br />
für die Heizung<br />
und die Warmwasserbereitunggenutzt.<br />
3
Technik und Innovation<br />
Das Aisin-Marathon-Kraftwerk kann sowohl<br />
innen als auch außen aufgestellt werden.<br />
Ein Monteurbesuch wird selten sein, denn die<br />
Wartungs- und Ölwechselintervalle sind bei einem<br />
Aisin-Mini-BHKW sehr viel länger als bei<br />
herkömmlichen Systemen.<br />
Blick auf das Aisin-<br />
Mini-BHKW im Keller<br />
von Gut Holtmann mit<br />
Pufferspeicher (links)<br />
und Steuerung (rechts).<br />
4<br />
sung ist. Bei einer wirtschaftlich erscheinenden<br />
Amortisationszeit – diese liegt idealerweise bei<br />
fünf bis zehn Jahren – wird das Projekt genauer<br />
unter die Lupe genommen. Unter Mitwirkung<br />
unserer BHKW-Partner erhält der potenzielle Betreiber<br />
eine umfassende Beratung einschließlich<br />
eines Angebots zur optimalen Einbindung des<br />
BHKW in die vorhandene Heizungsanlage.<br />
Beispiel: BHKW für Ferienpark<br />
Seit mehr als 14 Jahren wird der Ferienpark<br />
Baumberge Gut Holtmann, westlich von Münster,<br />
mit Flüssiggas der Marke Westfalengas versorgt.<br />
Im vergangenen Jahr entstanden Überlegungen,<br />
eine Modernisierung und Effizienzsteigerung<br />
bei der Energienutzung verschiedener<br />
Objekte des Ferienparks mit einem BHKW zu<br />
verbinden.<br />
Der Ferienpark Baumberge Gut Holtmann liegt<br />
idyllisch im westlichen Münsterland.<br />
Mitarbeiter der Westfalengas-Anwendungstechnik<br />
nahmen die Verbrauchsdaten auf und<br />
erstellten anhand des Wärme- und Strombedarfs<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnungen. Außerdem<br />
prüften sie die Einbindung in die bestehende<br />
Anlage. Dabei erwiesen sich das Schwimmbad<br />
mit Bistro sowie ein Einfamilienhaus als<br />
optimal geeignet. Hier waren die Installationswege<br />
für Rohrleitungen kurz und die Integration<br />
des Kraftwerks in die Anlage gut umsetzbar.<br />
Auf Gut Holtmann wurde das Aisin-Mini-<br />
BHKW in die vorhandene Heizungsanlage eingebunden.<br />
Die mit dem BHKW erzeugte Wärme<br />
wird zur Anhebung der Rücklauftemperatur des<br />
bestehenden Heizkessels eingesetzt. Dadurch reduziert<br />
sich die Laufzeit des Kessels – das spart<br />
Brennstoff. Wird die Wärme nicht direkt im<br />
Schwimmbad genutzt, lädt das BHKW einen<br />
ebenfalls neu installierten Warmwasserspeicher<br />
auf. So steht immer genug warmes Wasser zur<br />
Verfügung, um den Grundbedarf zu decken. Der<br />
dabei parallel erzeugte Strom wird direkt vor<br />
Ort verbraucht, Überschüsse werden ins öffentliche<br />
Netz abgegeben.<br />
WR 2/2012 (69)
Technik und Innovation<br />
Seit April des vergangenen Jahres ist das<br />
Aisin-Marathon-Kraftwerk in Betrieb und hat<br />
den Ferienpark-Betreiber von der effektiven, wirtschaftlichen<br />
und umweltverträglichen BHKW-<br />
Technologie überzeugt. Die Anlage wird sich<br />
nach vier bis fünf Jahren amortisieren. Im ersten<br />
Betriebsjahr hat sich bereits die Wirtschaftlichkeit<br />
des BHKW gezeigt, da eine attraktive<br />
Rückvergütung des eingespeisten Stroms erfolgte.<br />
Haupthaus des BHKW-Projekts in Nidda. Gebäude und Gartenanlagen<br />
sind in sehr gepflegtem Zustand.<br />
Projektiert: BHKW für Wohnanlage<br />
Eines der aktuellen Projekte ist zurzeit die<br />
Beratung eines Interessenten aus Nidda im Regierungsbezirk<br />
Darmstadt. Auch dort haben wir<br />
nach einer ersten positiven Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
detailliert vor Ort beraten. Da es<br />
sich bei diesem Objekt um ein großes herrschaftliches<br />
Anwesen mit angeschlossenen Mietwohnungen<br />
handelt, fällt überwiegend in den<br />
Wintermonaten Wärmebedarf an. Der nächste<br />
Schritt ist eine aussagekräftige Ermittlung des<br />
tatsächlichen Warmwasserbedarfs in den Sommer-<br />
und Übergangsmonaten. Dazu erfolgt die<br />
Zusammenarbeit mit dem zuständigen Installateur,<br />
denn dieser kann seine Erfahrungen mit<br />
der vorhandenen Heizungsanlage einbringen<br />
und gegebenenfalls den Warmwasserbedarf<br />
durch Einbau von Warmwassermengenzählern<br />
ermitteln.<br />
Erst prüfen – dann sparen<br />
Bis zum Einbau eines BHKW ist eine genaue<br />
Prüfung aller Daten erforderlich. Nur eine objektive<br />
und detaillierte Aufnahme des Bedarfs<br />
ermöglicht eine verbindliche und ehrliche Aussage<br />
über den wirtschaftlichen Einsatz eines<br />
BHKW, das mit zurzeit noch recht hohen Anschaffungskosten<br />
verbunden ist. Denn wir wollen<br />
langfristig mit unseren Kunden zusammenarbeiten.<br />
So kann es durchaus sein, dass einem<br />
Interessenten von der Anschaffung eines BHKW<br />
abgeraten wird, sollte geringer Wärmebedarf dem<br />
wirtschaftlichen Einsatz entgegenstehen.<br />
Ansgar Jöckertitz<br />
Westfalen AG<br />
Diesen Artikel können<br />
Sie bei der Redaktion<br />
als PDF-Dokument anfordern:<br />
redaktion@<br />
westfalen-ag.de<br />
Auf dem großflächigen Grundstück des Anwesens verteilen<br />
sich verschiedene Nebengebäude.<br />
Extrem niedrige Einspeisevergütungen für nicht<br />
selbst genutzten Strom von derzeit 4 Cent/kWh (Ta-<br />
kooperiert mit rif der Leipziger Strombörse ohne KWK-Zuschlag)<br />
erschweren die dringend notwendige großflächige<br />
HTW<br />
Verbreitung von dezentraler Energieversorgung mit<br />
BHKW bei Wohnhäusern. Ein Kooperationsprojekt<br />
der Westfalen AG mit Prof. Dr. Thomas Heinze an<br />
der Hochschule für Technik und Wirtschaft des<br />
Saarlands (HTW) soll mit neuen Ansätzen Abhilfe<br />
schaffen. Kern des Projekts ist die Kopplung eines<br />
BHKW mit einer Erdwärmepumpe. Der überschüssige<br />
BHKW-Strom soll höchst profitabel zum Betrieb<br />
dieser Pumpe verwendet werden. Bestätigen<br />
sich die Erwartungen, können mit dem neuen Verfahren<br />
etwa 20 bis 40 Prozent des Primärenergiebedarfs zum Heizen eines<br />
Hauses eingespart werden. Eine weitere Besonderheit des Projekts ist, dass auch<br />
die hohen Kosten für eine Erdwärmebohrung beziehungsweise das Verlegen von<br />
Erdkollektoren weitgehend entfallen sollen. Damit würde das System auch hinsichtlich<br />
der Investitionen sehr attraktiv werden. „Dieses Kooperationsprojekt<br />
setzt die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen HTW und Westfalen AG fort”,<br />
so Thomas Beinlich, Leiter Geschäftsbereich Westfalengas. „Unsere bisherigen<br />
Erfahrungen zur Optimierung der Autogastechnologie, die seit Jahren ebenfalls<br />
von Prof. Dr. Heinze betrieben wird, waren durchweg positiv.”<br />
WR 2/2012 (69) 5<br />
HTW