Rhönbrief Juli 2015
Informationsheft der Tagungsstätte Hohe Rhön gGmbH
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Im Missio-Camp 2014 hat Fritz Pawelzik folgende<br />
Geschichte auf der Bühne im RotoDOM<br />
erzählt:<br />
Jau, ich bin der Fritz, aber ich heiße auch noch<br />
Nana Kofu Marfu der II., weil ich Häuptling in<br />
einem afrikanischen Stamm bin.<br />
Leider sitze ich in einem Rollstuhl, weil ich<br />
Blödmann versucht hab, mit 79 Jahren einen<br />
Berg zu besteigen, und der hieß auch noch<br />
'Jungfrau', aber Resultat kann man sehen.<br />
Also wat ich euch erzähle, ist kaum zu glauben.<br />
Dat fing so ein bisschen hier bei euch<br />
aufer Rhön an. Ich komme ja aus der schönsten<br />
Gegend Deutschlands, aus dem Kohlenpott und<br />
mit 14 habe ich da oben bei euch auf der Wasserkuppe<br />
Segelfliegen gelernt. Da hab ich die<br />
A-Prüfung gemacht. Und da kriegt man so eine<br />
Schwinge auf die Brust. Und ich war so stolz.<br />
Fünf von Fünfzig haben dat bestanden.<br />
Ich bin runter nach Gersfeld gelaufen, hab<br />
meine Brust raus gestreckt damit alle Mädchen<br />
dat sehen konnten, aber die haben gar nicht<br />
hingeguckt. Also dat war eine Enttäuschung,<br />
kann ich euch sagen.<br />
Dann bin ich wieder hoch auf die Rhön und dann<br />
hab ich etwas später dort Leistungsfliegen gemacht,<br />
weil ich war dafür vorgesehen, inner Luftwaffe<br />
zu fliegen. Und dann war ich auch noch in<br />
der Eiffel tätig und habe geholfen, junge Flieger<br />
auszubilden. Und ich war da 15, und der Fluglehrer<br />
der hieß Katzenmeier, der sagte kein Wort.<br />
Aber eines Morgens, als wir die Jungs trainiert<br />
haben, die waren 14, da sagte er zu mir: „Fritz,<br />
wir fliegen mal beide hoch. Wunderschöne<br />
Thermik!“ Und dann habe ich ein Segelflugzeug<br />
gekriegt und er ging an die Winde, hat sich hoch<br />
schleppen lassen, ich hinterher, alleine mit 15,<br />
und dann sind wir gesegelt.<br />
Wunderschön! An der Mosel entlang, über die<br />
Eiffel. - Und dann sah ich auf einmal plötzlich<br />
so einen kleinen Punkt auf uns zukommen. „Ah“,<br />
dachte ich, „Deutsches Flugzeug.“<br />
Damals fing, dat war im Krieg, da fing dat mit<br />
den amerikanischen Bombern und Tieffliegern an,<br />
die Älteren kennen dat noch, und der Punkt kam<br />
immer näher. Und ich guckte erst, ich hab ja auch<br />
Flugerkennungsdienst gemacht. „Ah“, dachte ich,<br />
„Focke-Wulf.“ Da kam er ganz dicht ran und dann<br />
sah ich auf einmal: ein Amerikaner.<br />
Der jagte an uns vorbei, weil gerade ein Zug<br />
über den Bahndamm am Ende des Flughafens<br />
fuhr und schoss in den Zug hinein.<br />
Der Zug war voller Frauen und Mädchen, die<br />
Männer waren ja alle anner Front, und der<br />
schoss genau in alle Frauen und Kinder hinein,<br />
tötete dutzendweise. Und dann holte er zum<br />
großen Bogen auf, schoss noch mal in den Zug<br />
und dann kam er auf uns zugeschossen.<br />
War nur der Katzenmeier in der Luft und ich.<br />
Und ich war ja im Segelflugzeug, ohne Motor<br />
hilflos. Ich dachte: „Gleich fällst du runter.“<br />
Und da gab mir der Katzenmeier ein Zeichen:<br />
„Runter!“ Und dann bin ich im Sturzflug runter<br />
gejagt und hab immer drauf gewartet, dat der<br />
rein knallen würde.<br />
Aber der Katzenmeier, der Fluglehrer, ist oben<br />
geblieben und der hat sich für mich in Stücke<br />
schießen lassen. Die brennende Maschine flog<br />
runter, ich rannte dahin, da war nur noch der<br />
verkohlte Katzenmeier. Sein Leben, für mich<br />
gegeben. Ich war damals noch kein Christ. Ich<br />
konnte nur heulen und heulen und heulen.<br />
Ja, dann wurde ich Soldat und hab dann<br />
Messerschmitt-Fliegen gelernt. Ich war erst 16.<br />
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