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Marmeladen aus Lehde gewinnen neue Freunde

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Der Lehdsche Fährmann<br />

Informationen des Vereins zur Erhaltung und Förderung<br />

des Spreewalddorfes <strong>Lehde</strong> e.V. 2/2010 www.spreewald-lehde.de<br />

<strong>Lehde</strong> präsentiert sich in <strong>neue</strong>r Form<br />

Touristinfo gibt eigenen Flyer für das Spreewalddorf her<strong>aus</strong><br />

Der <strong>neue</strong> <strong>Lehde</strong>-Flyer, her<strong>aus</strong>gegeben und finanziert von der Spreewald-Touristinfomation.<br />

In <strong>neue</strong>r Form wirbt <strong>Lehde</strong> seit Saisonbeginn:<br />

Die Touristinfo Lübbenau hat<br />

einen Flyer her<strong>aus</strong>gebracht, der das<br />

Spreewalddorf <strong>aus</strong>führlich vorstellt.<br />

Christina Balke, Vorsitzende der Spreewald-Touristinformation<br />

Lübbenau, hatte<br />

dem Förderverein ein verlockendes Angebot<br />

gemacht: Man wolle über <strong>Lehde</strong> <strong>neue</strong>s<br />

Werbematerial erstellen. Ein Flyer werde<br />

das Dorf bei Urlaubern ins rechte Licht<br />

rücken. Die Touristinfo wolle die Finanzierung<br />

übernehmen; Zuarbeit bei Texten und<br />

Bildern sei möglich und erwünscht.<br />

Für die Vorstandschaft des Fördervereins<br />

war klar, dass diese Chance beim Schopf<br />

gepackt werden musste. Schließlich sind<br />

die eigenen Werbemittel veraltet, und <strong>neue</strong><br />

Prospekte wären zu teuer gekommen.<br />

Fährmannredakteur Herbert Obermayer er-<br />

hielt den Auftrag eine Struktur zu entwerfen,<br />

Texte zu schreiben und Bildmaterial<br />

<strong>aus</strong>zuwählen.<br />

In mehreren Sitzungen mit der Touristinfo<br />

wurden die Entwürfe diskutiert, verändert<br />

und angepasst. Schließlich sollte sich das<br />

Layout des <strong>neue</strong>n Flyers ja an den anderen<br />

Werbemitteln der Touristinfo orientieren.<br />

Jetzt präsentiert sich der Ort auf neun<br />

bunten Seiten (die Rückseite gehört der<br />

Touristinfo). Auf dem Titelbild staken Dr.<br />

Siegfried Stadelmayer und Hermann<br />

Pschipsch († 2005) einen Heukahn übers<br />

Fließ. Drei weitere Seiten sind dem einmaligen<br />

Charakter des "Dorfes <strong>aus</strong> dem Märchenbuch"<br />

gewidmet. Eine kleine Karte mit<br />

den wichtigsten Einrichtungen in <strong>Lehde</strong><br />

erleichtert die Orientierung. Auch das Freilandmuseum<br />

sowie das Gurken- und


-2- Der Lehdsche Fährmann 2/2010<br />

Fortsetzung von Seite 1<br />

Bauernh<strong>aus</strong>museum werden in Wort und<br />

Bild vorgestellt. Fotos mit Schnee, Reif und<br />

Eis zeigen, dass das Dorf auch in der kalten<br />

Jahreszeit einen Besuch lohnt. Das traditionelle<br />

<strong>Lehde</strong>fest hat seine eigene Seite, die<br />

Führungen durch den Ort mit Michael Mehlow,<br />

alias Gottlieb Grambauer, werden beworben,<br />

und zum Schluss wird auf die sorbischen<br />

Ursprünge <strong>Lehde</strong>s verwiesen.<br />

Große Sorgfalt wurde auf die Bebilderung<br />

des Prospektes gelegt. 28 Aufnahmen wurden<br />

am Ende <strong>aus</strong>gewählt, die <strong>Lehde</strong> abwechslungsreich<br />

und von seinen schönsten<br />

Seiten zeigen.<br />

Bei der Jahresversammlung des Fördervereins<br />

wurden die <strong>neue</strong>n Flyer den Dorfbewohnern<br />

präsentiert. Die ersten Exemplare<br />

stießen auf lebhaftes Interesse und ernteten<br />

viel Lob. Auch die Vorstandschaft des Fördervereins<br />

war zufrieden. "Jetzt steht uns<br />

endlich ein modernes Prospekt zur Verfügung,<br />

mit dem wir hoffentlich erfolgreich für<br />

unser Dorf werben können", sagte Vorsitzende<br />

Manuela Filko und dankte der Spreewald-Touristinformation<br />

für deren finanzielles<br />

Engagement herzlich: "Hier hat sich deutlich<br />

gezeigt, dass die Zusammenarbeit mit der<br />

Die zweite Seite des <strong>neue</strong>n <strong>Lehde</strong>-Flyers.<br />

Touristinfo vorteilhaft für das Dorf ist. Und<br />

auch die Mitgliedschaft des Fördervereins<br />

in der Touristinfo hat mit geholfen, dass wir<br />

uns jetzt über diesen Flyer freuen können."<br />

Gastgeber können die Faltblätter bei der<br />

Geschäftsstelle der Touristinformation in<br />

Lübbenau, Ehm-Welk-Straße, oder beim<br />

Schriftführer des Fördervereins, Michael<br />

Wenske, <strong>Lehde</strong>, Dorfstraße, erhalten.<br />

In dieser Ausgabe lesen Sie<br />

Neuer <strong>Lehde</strong>-Flyer erschienen S. 1/2<br />

Saison 2010 eröffnet S. 3<br />

Museum "runder<strong>neue</strong>rt" S. 4<br />

Versammlung des Fördervereins S. 5<br />

Wiege des Dorfes <strong>Lehde</strong> S. 6/7<br />

Serie zur Dorfgeschichte S. 7<br />

Tourismusmesse S. 8<br />

Hotelanbau übergeben S. 9<br />

<strong>Marmeladen</strong> <strong>aus</strong> <strong>Lehde</strong> S. 10<br />

Osterfeuer S. 11<br />

Absetzbecken bis Juni S. 11<br />

Aktuelles in Kürze S. 12<br />

Impressum S. 12


Der Lehdsche Fährmann 2/2010 -3-<br />

DER FÖRDERVEREIN LEHDE setzte bei der diesjährigen Saisoneröffnung am<br />

Großen Hafen in Lübbenau einen farbigen Akzent. Der mit Frühlingsblumen geschmückte<br />

Kahn war bei den zahlreichen Gästen ein beliebtes Fotomotiv. Die Lehdsche Abordnung<br />

warb für den Besuch des 19. <strong>Lehde</strong>festes im September und knüpfte erste Kontakte mit<br />

Siegurd Heinze, dem <strong>neue</strong>n Landrat des Kreises OSL. Dieser hat eine Einladung angenommen<br />

und will im Mai ins Spreewalddorf kommen. Einen weiteren Kahn <strong>aus</strong> <strong>Lehde</strong><br />

hatten die Familien Opitz und Starick vorbereitet. Die kleinen kulinarischen Leckereien der<br />

beiden Gastronomen waren bei den Besuchern heiß begehrt.


-4- Der Lehdsche Fährmann 2/2010<br />

Im Freilandmuseum kann geheiratet werden<br />

Besucherzentrum hinter Gasth<strong>aus</strong> "Oppott" / Wieder Rundgang möglich<br />

Mit vielen Neuerungen ist das Freilandmuseum<br />

in die Saison 2010 gestartet.<br />

Präsentiert wurden die Veränderungen bei<br />

der Vorstellung des geplanten Besucherzentrums,<br />

das im früheren Kilko-Anwesen<br />

hinter dem Gasth<strong>aus</strong> "Oppott" entsteht.<br />

Wichtigste Veränderung: Es ist wieder ein<br />

Rundgang möglich. Mit dem Umbau des<br />

ehemaligen Kilko-Wohnh<strong>aus</strong>es zum Besucherzentrum<br />

entsteht ein zweiter Eingang.<br />

Durch den historischen Obstgarten führt der<br />

Weg dann zum ehemaligen Hintereingang,<br />

der unter dem früheren Museumsdirektor<br />

Hartmut Lotzwig erst vor wenigen Jahren<br />

geschlossen worden war.<br />

Das Besucherzentrum soll nach Auskunft<br />

von Museumsdirektor Stefan Heinz auch<br />

einen kleinen Museumladen und Sozialräume<br />

erhalten. Auch Informationsmaterial über Lüb-<br />

Bürgerliche Wohnkultur des frühen 20. Jahrhunderts im<br />

<strong>neue</strong>n Besucherzentrum.<br />

benau und <strong>Lehde</strong> werde dort seinen Platz<br />

finden.<br />

Im Museum kann ab dem Frühsommer<br />

geheiratet werden. Schauplatz der Zeremonie<br />

wird das "Altenteil" des Burger<br />

H<strong>aus</strong>es sein. Passend dazu wurde eine<br />

<strong>neue</strong> Ausstellung zum Themenbereich<br />

"Hochzeit und Heiraten" eingerichtet,<br />

Dabei zeigen lebensgroße Figuren die<br />

Festtagstracht <strong>aus</strong> den 30er Jahren des<br />

20. Jahrhunderts vor Mobiliar <strong>aus</strong> derselben<br />

Zeit. Komplett renoviert wurde außerdem<br />

die Stallgalerie gegenüber dem<br />

Burger H<strong>aus</strong>. Zweisprachig – deutsch und<br />

englisch – ist die <strong>neue</strong> Beschilderung der<br />

Häuser.<br />

In Zukunft will das Museum, so die "Vision"<br />

von Stefan Heinz, stärkeres Augenmerk<br />

auf den Bereich der Landwirtschaft<br />

richten. Dafür sollen langfristig die jetzt<br />

neu hinzu gewonnenen Flächen genutzt<br />

werden. In einem ersten Schritt soll bis<br />

zum 1. Mai der Obstgarten in Ordnung<br />

gebracht werden, damit dort bald die<br />

Besucher auch eine Ruhep<strong>aus</strong>e einlegen<br />

können. Bereits erledigt ist die Reparatur<br />

der Brücke beim alten Hintereingang.<br />

Mit Saisonbeginn gelten im Freilandmuseum<br />

<strong>neue</strong> Preise wie folgt:<br />

Erwachsene: 5,00 €<br />

Ermäßigt: 3,50 €<br />

(Studenten, Azubis, Behinderte, Arbeitslose)<br />

Jugendliche ab 16 Jahre 3,50 €<br />

Kinder/Jugendliche bis 16 Jahre 1,00 €<br />

(sowie Schüler im Rahmen des Lehrauftrages)<br />

Familienkarte 10,00 €<br />

(Erwachsene mit Kindern bis 16 Jahre)<br />

Gruppenkarte ab 10 Personen p.P. 3,50 €<br />

Kinder bis 3 Jahre frei


Der Lehdsche Fährmann -5-<br />

Kulturlandschaft Spreewald weiter im Mittelpunkt<br />

Vollversammlung beim Förderverein / Keine Gastronomie im Vereinsheim<br />

Seine Arbeit zum Erhalt der Kulturlandschaft<br />

Spreewald will der Förderverein<br />

<strong>Lehde</strong> fortsetzen. Dies wurde bei<br />

der Jahresversammlung im "Hirschwinkel"<br />

deutlich. Die notwendigen finanziellen<br />

Grundlagen sollen durch das traditionelle<br />

<strong>Lehde</strong>fest, Spenden und Sponsorengelder<br />

geschaffen werden.<br />

Vertreter des WAC (Wasser- und Abwasserzweckverband<br />

Calau) und der SÜLL<br />

(Stadt- und Überlandwerke Luckau-Lübbenau)<br />

nutzten die Versammlung zur<br />

Information. Thema der WAC waren die<br />

Geruchsbelästigungen. In dieser Angelegenheit<br />

habe man bereits viel getan und<br />

wolle auch weiter aktiv bleiben, allerdings<br />

"werden wir Geruch nie verhindern". Um<br />

weitere Maßnahmen einleiten zu können,<br />

seien Grunddienstbarkeiten notwendig.<br />

Die SÜLL wird Erdgas nach <strong>Lehde</strong> bringen.<br />

Auf einer Trasse, die der Leitung für<br />

Wasser und Abwasser folgt soll der Hauptstrang<br />

verlaufen. Die Genehmigungsverfahren<br />

sind eingeleitet, mit dem Baubeginn<br />

ist im Sommer zu rechnen. Ende 2010 soll<br />

die Maßnahme abgeschlossen sein.<br />

Umfangreich war der Tätigkeitsbericht.<br />

Vorsitzende Manuela Filko bezifferte die<br />

Mitgliederzahl auf 95 Personen. Der Förderverein<br />

sei in fast allen Familien vertreten<br />

und daher als Vertretung der Einwohner<br />

legitimiert. Filko erinnerte an die Schwerpunkte<br />

des vergangenen Jahres und sparte<br />

dabei auch die weniger erfreulichen Dinge<br />

nicht <strong>aus</strong>. So habe sich der Winterstau trotz<br />

gegenteiliger Bekundungen der verantwortlichen<br />

Behörde auch in diesem Winter zum<br />

Ärgernis entwickelt. Nicht ganz sorgenfrei<br />

war im vergangenen Jahr das Verhältnis zu<br />

zu Kahnfährgenossenschaft und Freilandmuseum.<br />

Zurzeit versuche man, vor allem<br />

für das 19. <strong>Lehde</strong>fest, wieder zu einem<br />

ungestörten Miteinander zu kommen.<br />

Erfreulich hat sich die Zusammenarbeit<br />

mit der Spreewald-Touristinformation Lübbenau<br />

e.V. entwickelt, wo der Förderverein<br />

im Vorstand vertreten ist. Ein Resultat der<br />

guten Kontakte sei der <strong>neue</strong> <strong>Lehde</strong>-Flyer.<br />

Dr. Siegfried Stadelmayer berichtete von<br />

den erfolgreichen Anstrengungen, die<br />

große Wasserschlagwiese zwischen Kaltschmidtna<br />

und Dorfeingang zu sanieren.<br />

Jetzt wolle man weitere 16 ha Fläche in das<br />

Projekt einbeziehen. Die Finanzierung der<br />

Maßnahmen stehe dank der finanziellen<br />

Beteiligung des Fördervereins und vieler<br />

Spender. Zusätzlich will der Förderverein<br />

eine verwilderte Fläche zwischen Puschischa<br />

und Zeitzfließ pachten und pflegen,<br />

damit auch vom Kahn <strong>aus</strong> der Ortseingang<br />

in diesem Gebiet attraktiv gestaltet ist.<br />

Der stellvertretende Vorsitzende Wolfgang<br />

Gahl befasste sich mit den Plänen zur<br />

Erweiterung und Sanierung des Vereinsheims<br />

"Kleiner Hecht". Diese Maßnahme<br />

falle in den Zuständigkeitsbereich der<br />

Stadt. Für den Förderverein komme es<br />

darauf an, das Objekt möglichst intensiv zu<br />

nutzen, damit über mehr Einnahmen die<br />

hohen Unterhaltskosten bestritten werden<br />

können. In der Folge wurden verschiedene<br />

Nutzungsarten für den "Kleinen Hecht"<br />

diskutiert. Vorschlägen zu einer gastronomischen<br />

Verwertung erteilte die Vorstandschaft<br />

eine Absage. Es sei nicht Aufgabe<br />

des Fördervereins, in Konkurrenz zu den<br />

Fachbetrieben im Ort zu treten oder sich<br />

als "Schwarzgastronom" zu betätigen.


-6- Der Lehdsche Fährmann 2/2010<br />

Schelischa – die Wiege des Dorfes <strong>Lehde</strong><br />

Großbrand vernichtete das "alte" <strong>Lehde</strong> / Teil I der Dorfhistorie<br />

<strong>Lehde</strong> liegt an zwölf Fließen, die ineinander<br />

münden: Dolzke, Giglitza, Grobla,<br />

Jabuna, Lischka, Mosching, Ogrena,<br />

Priminska, Quodda, Sabugna, Schogna<br />

und Zeitz. Das war nicht immer so. Nach<br />

mündlicher Überlieferung brannte das<br />

Dorf nämlich kurz nach dem Dreißigjährigen<br />

Krieg, also Mitte des 17. Jahrhunderts,<br />

ab und wurde an anderer Stelle<br />

wieder aufgebaut. Vor dem Brand soll<br />

sich der Ort südlich von Ogrena auf Schelischa<br />

befunden haben.<br />

Schelischa ist ein Flurname wie Dolzke<br />

(beim heutigen Verladeplatz), Oppott (beim<br />

gleichnamigen Gasth<strong>aus</strong>) oder Ugrotke<br />

(wurde 1975/76 abgebaggert, um den Hafen<br />

anzulegen). Die Flur Schelischa wird von der<br />

Ogrena im Norden und Osten begrenzt. Im<br />

Westen schließt es an den ehemaligen<br />

Garten von <strong>Lehde</strong> Nr. 31 (jetzt Freilandmuseum)<br />

an und reicht schließlich im Süden<br />

ans Lehdsche Feld (einst Ackerfläche, jetzt<br />

zum größten Teil Kleingartenanlage).<br />

Schelischa gilt als Wiege von <strong>Lehde</strong> mit<br />

dem ursprünglichen Dorfkern. Für diese<br />

mündliche Überlieferung ließen sich bislang<br />

keine schriftlichen Belege finden, doch einige<br />

Indizien sprechen für die Annahme: So setzt<br />

sich Schelischa <strong>aus</strong> vielen Flurstücken zusammen,<br />

die wegen ihrer besonders geringen<br />

Größe als "Backofenstückchen" bezeichnet<br />

werden. In dieser Bezeichnung<br />

spiegelt sich ein typisches Merkmal der<br />

Landwirtschaft im Inneren Spreewald wider.<br />

Auf Grund der zahlreichen Fließe und der<br />

vielen Inseln war es unmöglich, weiträumige<br />

Ackerflächen zu schaffen. Stattdessen legten<br />

die Spreewaldbauern, von der Natur dazu<br />

gezwungen, mehrere Flächen an. Da diese<br />

im Vergleich zu den Ackerstücken außerhalb<br />

des Spreewaldes klein waren, nannte<br />

man sie auch "Handtuchflächen". Die Flurstücke<br />

auf Schelischa wiederum erreichen<br />

nicht einmal die Größe eines normal kleinen<br />

Spreewaldackers – sie bieten gerademal<br />

Platz für einen Backofen und noch ein<br />

wenig Grund drum herum. Deshalb heißen<br />

die Flächen "Backofenstücke" oder "Backofenstückchen".<br />

Fast jede Familie verfügte<br />

früher über ein solches.<br />

Die Existenz der Lehdschen Backofenstücke<br />

hängt mit den Veränderungen in der<br />

Lebensweise zusammen. Als neben dem<br />

Fischfang Ackerbau und Viehzucht immer<br />

wichtiger für die Ernährung wurden, konnten<br />

nicht sofort ganze Inseln gerodet und<br />

als Ackerstücke eingerichtet werden. Dies<br />

geschah vielmehr in kleinen Schritten: Die<br />

ersten landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />

dürften sich, einem Garten gleich, nicht weit<br />

vom H<strong>aus</strong> bzw. in seiner unmittelbaren<br />

Nachbarschaft befunden haben.<br />

Viele Familien in <strong>Lehde</strong> besaßen wenigstens<br />

eines der vielen Flurstücke auf Schelischa.<br />

Dies waren entweder Einwohner, die<br />

nachweislich seit Jahrhunderten in <strong>Lehde</strong><br />

zu H<strong>aus</strong>e sind, oder Personen, die durch


Der Lehsche Fährmann 2/2010 -7-<br />

Kauf oder Heirat Eigentümer auf Schelischa<br />

wurden.<br />

Der Brand kurz nach dem Ende des Dreißigjährigen<br />

Krieges vernichtete das "alte"<br />

<strong>Lehde</strong>. Es entstand an anderer Stelle wieder<br />

neu: An den eingangs genannten,<br />

zwölf sich kreuzenden Spreearmen. Die<br />

Hütten nunmehr verstreut entlang der<br />

Fließe zu errichten, mag eine Schlussfolgerung<br />

<strong>aus</strong> dem verheerenden Feuer gewesen<br />

sein: Schilfgedeckte Holzhäuser, die<br />

dicht beieinander stehen, werden schneller<br />

ein Raub der Flammen als Beh<strong>aus</strong>ungen,<br />

die weiter voneinander entfernt gebaut<br />

werden, zudem von hohen Bäumen umgeben<br />

sind und das Löschwasser nicht weit<br />

von der Tür haben.<br />

Dass <strong>Lehde</strong> in der zweiten Hälfte des 17.<br />

Jahrhunderts an einem anderen, nämlich<br />

dem heutigen Standort wieder aufgebaut<br />

wurde, darauf deuten auch die Namen der<br />

Höfe. Wenn ein Anwesen neu gegründet<br />

wurde, erhielt es den Familiennamen des<br />

Hofgründers. Dieser Name ging in der<br />

Folge auf jeden <strong>neue</strong>n Besitzer über und<br />

wurde so über Generationen weitergetragen.<br />

Dabei spielte es keine Rolle, ob der<br />

<strong>neue</strong> Eigentümer eines Anwesens mit dem<br />

Gründer verwandt war oder nicht. Die<br />

ältesten dieser Hofnamen, wie Haduschka,<br />

Hannas, Letko, Pintsch, Puschasch und<br />

andere dürften sämtlich <strong>aus</strong> der zweiten<br />

Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen.<br />

Auch <strong>aus</strong> diesem Grund dürften die Überlieferung<br />

und historische Wirklichkeit übereinstimmen,<br />

dass <strong>Lehde</strong> nach der Feuerbrunst<br />

auf der Schelischa an der jetzigen<br />

Stelle neu entstanden ist.<br />

Die letzten Flurstücke auf Schelischa<br />

wurden bis in die siebziger Jahre des 20.<br />

Jahrhunderts bewirtschaftet. Das Freilandmuseum<br />

nutzte in jener Zeit bereits diesen<br />

ältesten Teil <strong>Lehde</strong>s, um sich sowohl flächenmäßig<br />

als auch baulich zu erweitern.<br />

Daher konnten Gäste damals nicht nur die<br />

umgesetzten Gebäude besichtigen sondern<br />

auch beobachten, wie Landwirtschaft an<br />

historischem Ort und auf authentische<br />

Weise von den Einheimischen betrieben<br />

wurde.<br />

Im Jahr 1315 wird <strong>Lehde</strong> zum ersten Mal<br />

erwähnt. Eine Verkaufsurkunde berichtet<br />

vom Ort als "Lede". Daher kann unser Dorf<br />

2015 seinen 700. Geburtstag feiern. Dieses<br />

Jubiläum ist für den Förderverein <strong>Lehde</strong><br />

e.V. Grund, verschiedene Aspekte der<br />

Geschichte <strong>Lehde</strong>s zu beleuchten. Der<br />

"Fährmann" wird in seinen kommenden<br />

Michael Mehlow<br />

Ausgaben immer wieder historische Beiträge<br />

zu diesem Themenkreis veröffentlichen.<br />

Autor der Aufsätze ist Michael Mehlow,<br />

Historiker <strong>aus</strong> <strong>Lehde</strong> und Mitglied im<br />

Förderverein. Ihm sei an dieser Stelle für<br />

seine Forschungsarbeit herzlich gedankt.


-8- Der Lehdsche Fährmann 2/2010<br />

Sehen, was die Mitbewerber anders machen<br />

Förderverein bei 1. Tourismusfachmesse vertreten / Kontakte geknüpft<br />

Förderverein <strong>Lehde</strong> und die Touristinfo Lübbenau warben gemeinsam bei der 1. Tourismusfachmesse<br />

in Calau.<br />

Mit vielen <strong>neue</strong>n Eindrücken kehrte der<br />

Förderverein von der 1. Tourismusfachmesse<br />

Spreewald-L<strong>aus</strong>itz in Calau heim.<br />

Haupterkenntnis: Die früher "natürliche"<br />

Vorrangstellung in der Region existiert für<br />

den Spreewald nicht mehr. Die Mitbewerber<br />

haben deutlich aufgeholt.<br />

120 Aussteller waren nach Calau gekommen,<br />

um das touristische Angebot der Region<br />

gebündelt zu präsentieren. Damit sollten<br />

nicht in erster Linie <strong>neue</strong> Besucher für<br />

Spreewald und L<strong>aus</strong>itz gewonnen werden,<br />

im Mittelpunkt standen gegenseitiges Kennenlernen<br />

und Ideen<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch.<br />

Beeindruckt war Manuela Filko, Vorsitzende<br />

des Fördervereins: "Es ist fast unglaublich,<br />

was alles in den vergangenen Jahren<br />

geschaffen wurde. Haben wir im Spreewald<br />

etwa den Zeitpunkt für größere Investitionen<br />

verpasst? Heute nämlich sind die<br />

Fördertöpfe so gut wie leer?" Manche der in<br />

Calau präsentierten Ideen könnten aber<br />

auch ohne finanziellen Aufwand auf den<br />

Tourismus vor Ort übertragen werden.<br />

Der Förderverein brachte sich bei der<br />

Messe als Partner der Touristinfo Lübbenau<br />

ein. In einem Interview auf der Bühne<br />

stellte Vorsitzende Filko das Spreewalddorf<br />

und den Förderverein vor. Gleichzeitig warb<br />

sie zusammen mit Vorsitzenden Holger<br />

Bartsch für die Bürgerstiftung Spreewald<br />

und deren <strong>neue</strong>n "Stiftungs-Meerrettich".


Der Lehdsche Fährmann 2/2010 -9-<br />

Den Fremdenverkehr in <strong>Lehde</strong> geprägt<br />

Unternehmen Starick feiert 20jähriges Bestehen / Viele Gratulanten<br />

Ein Ständchen zum Jubiläum: Der Spielmannszug der Feuerwehr gratuliert Familie Starick zum<br />

20jährigen Jubiläum des Unternehmens.<br />

Begonnen hat es mit dem "Hirschwinkel"<br />

– heute ist die Hotelanlage Starick<br />

der größte Fremdenverkehrsbetrieb des<br />

Spreewalddorfes. Mitte April feierte das<br />

Unternehmen 20jähriges Bestehen und<br />

beschenkte sich zum Jubiläum mit einer<br />

<strong>neue</strong>n Hotel-Lobby.<br />

Fragt man Karl-Heinz Starick nach den<br />

Höhepunkten in diesen beiden Jahrzehnten,<br />

nennt er drei Punkte: Dass er vor 20<br />

Jahren den Familienbesitz zum größten Teil<br />

wieder zurückerwerben konnte, dass "uns<br />

der Sohn eine so tüchtige Schwiegertochter<br />

gebracht hat" und dann als größte Freude<br />

die Geburt des Enkelsohns Maximilian im<br />

vergangenen Jahr.<br />

Geärgert hat er sich im gleichen Zeitraum<br />

besonders über die langen Wartezeiten auf<br />

Baugenehmigungen. Zornig wird der mitunter<br />

streitbare Hotelier auch, wenn er an die<br />

zunehmende Verschlammung der Spreewaldgewässer<br />

denkt, weil die Mittel für die<br />

Gewässerunterhaltung immer mehr zurück<br />

gefahren werden.<br />

Sichtbares Zeichen für die stetige Weiterentwicklung<br />

im Unternehmen ist die <strong>neue</strong><br />

Hotellobby, die mit Hilfe der Investitionsbank<br />

des Landes Brandenburg verwirklicht wurde.<br />

Unter den zahlreichen Gratulanten zum<br />

Jubiläum war auch der Förderverein <strong>Lehde</strong>.<br />

Vorsitzende Filko überbrachte neben einem<br />

Präsent die Glückwünsche des Vereins und<br />

hoffte, auch für die Zukunft, auf gute Zusammenarbeit.


-10- Der Lehdsche Fährmann 2/2010<br />

<strong>Marmeladen</strong> <strong>aus</strong> <strong>Lehde</strong> <strong>gewinnen</strong> <strong>neue</strong> <strong>Freunde</strong><br />

Heike und Andreas Schade setzen auf die Natur des Spreewalds<br />

Eine Geschäftsidee hat Fuß gefasst. Bei<br />

der ersten Tourismusmesse in Calau<br />

(Bericht auch an anderer Stelle) erhielten<br />

Heike und Andreas Schade die Zertifizierungsurkunde<br />

des Spreewaldvereins für<br />

ihre <strong>Marmeladen</strong>-Manufaktur – ein wichtiger<br />

Schritt für das kleine Unternehmen.<br />

Begonnen hatte alles beim <strong>Lehde</strong>fest 2008,<br />

als der Kürbistand eine <strong>neue</strong> Mannschaft<br />

brauchte. Heike und Andreas Schade sprangen<br />

ein, kochten Suppe und produzierten<br />

<strong>Marmeladen</strong>. Damit hätte die Angelegenheit<br />

erledigt sein können, doch das Ehepaar<br />

machte, vom Erfolg seiner "<strong>Marmeladen</strong>premiere"<br />

ermutigt, weiter.<br />

Zum Kürbis gesellte sich der Holunder, und<br />

dann kamen immer mehr <strong>neue</strong> Sorten hinzu.<br />

Jetzt werden im Anwesen an der Lischka<br />

ständig <strong>neue</strong> Rezepte und Kombinationen<br />

getestet. Inzwischen sind es saisonabhängig<br />

bis zu zehn verschiedene Produkte, die<br />

abgefüllt und vertrieben werden.<br />

Die Abnehmer sind begeistert und heben<br />

den frischen, fruchtigen Geschmack der<br />

Aufstriche <strong>aus</strong> dem Spreewald hervor. Bei<br />

der Tourismusmesse in Calau kam "Spreewaldkoch"<br />

Peter Franke am Stand der Schades<br />

vorbei, staunte über das Angebot, kostete<br />

und lobte Heike Schade: "Hast ein Händchen<br />

fürs Marmelade-Kochen!"<br />

Der Weg bis zum Verbraucher ist nicht<br />

einfach. Hürden, denn die Auflagen der<br />

Behörden waren nicht immer einfach umzusetzen,<br />

"schließlich sollen unsere Erzeugnisse<br />

etwas einbringen und uns nicht Unsummen<br />

kosten", erinnert sich Andreas Schade.<br />

Das Zertifikat der Dachmarke des Spreewaldvereins<br />

ist für das junge Unternehmen<br />

Jetzt mit dem offiziellen Spreewaldlogo.<br />

Heike und Andreas Schade freuen sich über<br />

die Zertifizierungsurkunde.<br />

ein großer Schritt nach vorne. Das Spreewald-Logo<br />

auf den Gläsern garantiert den<br />

Käufern, dass auch tatsächlich Spreewald<br />

drin ist, wo Spreewald draufsteht.<br />

Doch nicht nur wegen der Urkunde war für<br />

Heike und Andreas Schade der Auftritt in<br />

Calau erfolgreich. Bei der Tourismusmesse<br />

wurden Kontakte geknüpft, von denen die<br />

ersten bereits in konkrete Abschlüsse<br />

umgewandelt werden konnten. So zieht<br />

Andreas Schade "ein sehr, sehr zufriedenstellendes<br />

Fazit" der Veranstaltung. Überdies<br />

erhielt die <strong>Marmeladen</strong>-Manufaktur<br />

eine Einladung zur Messe "Fit & Gesund"<br />

2011 in Cottbus. Einen Wunsch hat Schade<br />

noch: "Es wäre schön, wenn bei noch mehr<br />

Vermietern unsere <strong>Marmeladen</strong> auf dem<br />

Frühstückstisch stehen würden!"


Der Lehdsche Fährmann 2/2010 -11-<br />

AUF WENIG VERSTÄNDNIS beim größten Teil der Bevölkerung von <strong>Lehde</strong> stößt das<br />

Schlammrückhaltebecken beim Garagenkomplex. In das von Sandwällen begrenzte und<br />

mit Folien abgedichtete Becken wird jener Schlamm gepumpt, der derzeit beim Ausbaggern<br />

der Hauptspree anfällt. Bis Juni soll die Maßnahme abgeschlossen und der Übergangsbau<br />

wieder beseitigt sein. Die Zwischenlagerung des nach Auskunft der Behörden belasteten<br />

Schlamms solle Kosten sparen. Abpumpen über Rohrleitung wäre viel teurer gewesen.<br />

Sehr gut besucht von Einheimischen und Urlaubern war zum<br />

Saisonauftakt das Osterfeuer am Festplatz beim Geräteh<strong>aus</strong>.<br />

Feuriger Auftakt<br />

zur Saison 2010<br />

Das gut besuchte Osterfeuer<br />

bildete den Auftakt<br />

zur Saison 2010 in <strong>Lehde</strong>.<br />

Die Freiwillige Feuerwehr<br />

hatte den Termin organisiert<br />

und auch für die unumgänglichenSicherheitsmaßnahmen<br />

gesorgt. In<br />

der benachbarten<br />

Bauernschänke ließen<br />

sich viele durstige Einheimische<br />

und Urlauber die<br />

ersten Grillspezialitäten<br />

des Jahres schmecken.

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