08 - Virologie Wien
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als Frauen. Das Alter der Patienten reichte von 8 bis 71 Jahren, mit einem Durchschnitt<br />
von 43 Jahren. Eine 64-jährige Patientin ist im Jahr 2011 an einer Puumalavirus<br />
Infektion verstorben. Klinisch stand nicht das für eine Puumalavirus Infektion typische<br />
Nierenversagen im Vordergrund (siehe VEI 07/2011) sondern die Patientin wurde mit<br />
einem Lungenversagen hospitalisiert. Im weiteren Verlauf entwickelte die Patientin einen<br />
therapierefraktären Kreislaufschock und verstarb 4 Tage nach Hospitalisierung an einem<br />
Multiorganversagen. Aufgrund ihrer Tätigkeiten mit möglichem Kontakt zu<br />
Mäuseexkrementen wurde ein Hantavirus Antikörpertest durchgeführt, der positiv<br />
ausfiel, und an unserem Department wurde mittels Virusgenom-Sequenzanalyse eine<br />
Puumalavirus Infektion eindeutig diagnostiziert. Ein durch Puumalavirus<br />
hervorgerufenes schweres Lungenversagen ist eine bekannte allerdings seltene<br />
Verlaufsform dieser Hantavirus Infektion. Damit sind in Österreich von den 450 bisher<br />
diagnostizierten Fällen 2 Todesfälle bei Puumalavirus Infektionen aufgetreten. In<br />
Übereinstimmung mit internationalen Angaben entspricht dies einer Letalität von ca.<br />
0,5%.<br />
Neben dem Puumalavirus sind das Dobravavirus und Saaremaavirus die<br />
wichtigsten weiteren humanpathogenen Hantaviren in Europa. Das Dobravavirus wurde<br />
in Slowenien in dessen Mäusereservoir, der Maus Apodemus flavicollis (Af), entdeckt,<br />
ist am Balkan verbreitet, wurde aber auch in Ungarn, in der Slowakei und in Tschechien<br />
nachgewiesen. Das Saaremaavirus wurde auf der estnischen Insel Saaremaa in dessen<br />
Mäusereservoir, der Maus Apodemus agrarius (Aa), entdeckt, ist in den Baltischen<br />
Ländern und in Ostdeutschland verbreitet, wurde aber auch in den Nachbarländern<br />
Tschechien, der Slowakei und Ungarn nachgewiesen. Obwohl diese Mäuse in<br />
Österreich vorkommen, konnten bisher nur Erkrankte, die sich in Nachbarländern mit<br />
diesen Hantaviren infiziert hatten (also importierte Infektionen) nachgewiesen werden.<br />
Im letzten Jahr wurde allerdings in Österreich die erste wahrscheinlich autochthone<br />
Dobravavirus Infektionen diagnostiziert. Der Patient erkrankte Ende August 2011 mit<br />
Fieber und gastrointestinalen Symptomen und wurde aufgrund eines Nierenversagens<br />
in Graz hospitalisiert. Mittels spezieller serologischer Tests sowie durch<br />
Sequenzanalyse des im Blut des Patienten nachgewiesenen Hantavirus konnte an<br />
unserem Department eindeutig eine Dobravavirus Infektion bestätigt werden. Die<br />
Dobravavirus Infektion verläuft häufig mit Kreislaufschock und schwerem<br />
Nierenversagen und hat eine Letalität von ca. 10%. Der österreichische Patient hatte<br />
einen relativ milden Verlauf und konnte nach 2 Wochen in gutem Allgemeinzustand<br />
entlassen werden. Da sich der Patient 2 Monate vor Erkrankungsbeginn - also innerhalb<br />
der 4-8 Wochen Inkubationszeit - nicht im Ausland aufgehalten hatte, muss er die<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. Franz X. Heinz, Department f. <strong>Virologie</strong> d. Med. Universität <strong>Wien</strong><br />
VIR. EP. INF. NR. _______ <strong>08</strong>/12-2 Redaktion: Prof. Dr. H. Holzmann, Prof. Dr. Th. Popow-Kraupp; Department f. <strong>Virologie</strong> d. Med. Universität <strong>Wien</strong><br />
Mit Unterstützung der Firmen Baxter, Novartis, Abbott und Roche.<br />
Copyright by Prof. Dr. Franz X. Heinz. Veröffentlichungen auch auszugsweise sind nur mit Genehmigung gestattet.