BreMer Ärzte - Ärztekammer Bremen
BreMer Ärzte - Ärztekammer Bremen
BreMer Ärzte - Ärztekammer Bremen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
emer ÄrZTeJournal 09 09<br />
endabrechnung<br />
Das Bremer <strong>Ärzte</strong>journal befasst sich in dieser Ausgabe schwerpunktmäßig<br />
mit medizinischen Aspekten eines der beiden Faktoren,<br />
die gemeinhin für ein Ansteigen der Gesundheitskosten in<br />
Deutschland verantwortlich gemacht werden: Auf Grund des<br />
demographischen Wandels nimmt die Zahl der geriatrischen Patienten<br />
und damit der Behandlungsbedarf kontinuierlich zu. Für die<br />
gesetzliche Krankenversicherung war damit über die vergangenen<br />
Jahre allerdings kein entsprechender Zuwachs der ambulanten<br />
Leistungsausgaben verbunden: Seit Einführung einer strengen<br />
Budgetierung der Gesamtvergütung anfangs der 90er Jahre des<br />
vorigen Jahrhunderts waren die meist marginalen Steigerungen<br />
des vertragsärztlichen Honorarvolumens an den nichtmedizinischen<br />
Parameter der Entwicklung aller beitragspflichtigen Einkommen<br />
gekoppelt, was zu dem sattsam bekannten Missstand<br />
einer zunehmend inadäquateren Leistungsvergütung von <strong>Ärzte</strong>n<br />
und Psychotherapeuten geführt hat. Wie Sie wissen, ist es den<br />
Vertretern der vertragsärztlichen Körperschaften im letzten Jahr<br />
gelungen, durch die Vergütungsreform die ärztlichen Honorare<br />
von der Grundlohnsumme ab- und an die Morbiditätsentwicklung<br />
anzukoppeln sowie nach langer Zeit zum ersten Mal wieder eine<br />
überfällige Erhöhung der Vergütung auszuhandeln – all das mit<br />
dem Glück der Tüchtigen, denn kurz danach begann die größte<br />
ökonomische Katastrophe der letzten 80 Jahre!<br />
Nachdem unlängst die erste Endabrechnung unter den neuen Zuteilungsbedingungen<br />
an die KV-Mitglieder verschickt wurde, kann<br />
jetzt konstatiert werden, dass auch realiter entgegen vieler Unkenrufe<br />
und Proteste (die anderswo wesentlich lauter als im vernünftigen<br />
<strong>Bremen</strong> erschallten) ein deutlicher Honorarzuwachs zu verbuchen<br />
ist. Der betrifft nicht alle Arztgruppen und nicht alle <strong>Ärzte</strong><br />
und Psychotherapeuten in gleicher Weise (so wie er von Anfang<br />
an nicht alle Kassenärztlichen Vereinigungen gleichmäßig begünstigte);<br />
unter Würdigung der langjährigen Budgetierung einerseits<br />
und des gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeldes andererseits ist<br />
das Resultat aber insgesamt gesehen als ein gutes zu bezeichnen,<br />
wenngleich natürlich noch genau analysiert werden muss, welche<br />
Ergebnisse gewollt und welche ungewollt sind und wo deshalb<br />
Korrekturbedarf erforderlich und möglich ist.<br />
Nun bildete ja die Neuordnung der vertragsärztlichen Vergütung<br />
nur einen Teilaspekt der letzten Gesundheitsreform. Ein größeres<br />
Herzensanliegen war der zuständigen Ministerin die Beförderung<br />
Dr. Till C. Spiro,<br />
Vorsitzender des Vorstands der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung <strong>Bremen</strong><br />
bremer sTandPunkT<br />
des Wettbewerbs im Gesundheitswesen (vor dessen Unbilden sie<br />
nur gute Freunde durch Spezialgesetze schützte). Gerade vor dem<br />
Hintergrund einer vergreisenden Gesellschaft zeigen sich aber schon<br />
jetzt die Folgen der damit verbundenen Zerfaserung des Sicherstellungsauftrages<br />
der KVen und einer zunehmend komplexeren<br />
Vertragsvielfalt: Wo Versicherte sich früher auf einen einheitlichen<br />
Leistungskatalog verlassen durften, müssen sie heute sorgfältig<br />
die wechselnden Bedingungen der Kassen studieren, während ihre<br />
<strong>Ärzte</strong> die unterschiedlichen Verträge ihrer Patienten administrieren,<br />
was Behandlungszeit kostet. Hierdurch werden Unternehmen begünstigt,<br />
die möglichst große MVZ (-Ketten) betreiben und verwalten<br />
wollen. Nicht zuletzt als Folge dieser Entwicklungen haben<br />
die Bürger wenig Zutrauen in die Gesundheitspolitik: Laut aktuellster<br />
Allensbach-Umfrage fürchtet sich die Mehrheit der Bevölkerung<br />
(und in besonderem Maße die Senioren) vor einer immer schlechteren<br />
Versorgung und teilt diese Angst mit der großen Mehrzahl<br />
ihrer <strong>Ärzte</strong>; von der nächsten Gesundheitsreform wird nichts Gutes<br />
erwartet.<br />
Angesichts der politischen Endabrechnung am 27. September haben<br />
die Vertreter der Kassenärztlichen Bundesvereinigung deshalb ihre<br />
Kernforderungen an die nächste Bundesregierung formuliert: Der<br />
Arztberuf muss als freier Beruf vor zunehmender Ökonomisierung<br />
und Überregulierung geschützt werden. Freie Arztwahl, solidarischer<br />
Leistungskatalog, faire ärztliche Kooperation sowie suffiziente<br />
Qualitätssicherung erfordern den ungeteilten Sicherstellungsauftrag<br />
für das KV-System. Nach den Reformerfahrungen der<br />
letzten Jahrzehnte steht im Hinblick auf das Ergebnis der Bundestagswahl<br />
aber ein summarischer Wunsch von Karl Valentin an<br />
erster Stelle: Hoffentlich wird es nicht so schlimm, wie es jetzt<br />
schon ist!<br />
3