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Evolution: Volkshochschule, Zürich - uli-reyer.ch

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Reyer: <strong>Evolution</strong>stheorie Seite 11denno<strong>ch</strong> lohnt es si<strong>ch</strong> für Beta, zu kooperieren, denn die Alternative, allein (=Solitär) zuleben, erbringt einen no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teren Fitnessgewinn, viellei<strong>ch</strong>t weil sie zu höheremFeinddruck, weniger Nahrung oder gar keiner Fortpflanzung führt. Tiere, die trotz derUnglei<strong>ch</strong>heit kooperieren, werden dann ihr Erbgut stärker in die nä<strong>ch</strong>sten Generationenausbreiten als sol<strong>ch</strong>e, die allein leben. Kooperation wir si<strong>ch</strong> in der <strong>Evolution</strong> dur<strong>ch</strong>setzen,weil die Alternativen no<strong>ch</strong> weniger Erfolg verspre<strong>ch</strong>en.Reziproker Altruismus: In vielen Fällen s<strong>ch</strong>einen diese Fitness-Verhältnisse aber ni<strong>ch</strong>tgegeben zu sein (Abb. 3b). Einer in der Gruppe (Alpha) ist dur<strong>ch</strong> die Kooperation zwarwieder besser dran als beim Alleinleben, der andere (Beta) aber s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ter. Beta sollte alsoeigentli<strong>ch</strong> die Zusammenarbeit aufgeben und den Sozialverband verlassen … tut es aberni<strong>ch</strong>t. Eine Erklärung für diese s<strong>ch</strong>einbare Diskrepanz findet man oft erst in Langzeitstudien.Die Unglei<strong>ch</strong>heit besteht nämli<strong>ch</strong> nur zu einem bestimmten Zeitpunkt. Der Aufwand, denBeta treibt, führt zunä<strong>ch</strong>st zu einem Nutzen für Alpha (1 in Abb. 3b), bei einer späterenGelegenheit (2) aber hat Alpha die grösseren Kosten und Beta den Nutzen. In derEndabre<strong>ch</strong>nung gewinnen dadur<strong>ch</strong> beide. Sie müssen wiederum ni<strong>ch</strong>t in glei<strong>ch</strong>em Masseprofitieren; Voraussetzung ist nur, dass über ihr ganzes Leben beide dur<strong>ch</strong> Sozialverhaltenbesser abs<strong>ch</strong>neiden als in der Alternative des Alleinlebens. Sol<strong>ch</strong>e Beziehungen bes<strong>ch</strong>reibtman heute meist mit dem Begriff "reziproker Altruismus". Altruismus, weil zunä<strong>ch</strong>st einers<strong>ch</strong>einbar selbstlos einem anderen hilft; reziprok, weil der andere bei einer späterenGelegenheit, die Hilfe zurückzahlt.Zur Illustration ein Beispiel von reziprokem Altruismus, das i<strong>ch</strong> gemeinsam mit einemfrüheren Doktoranden, Hussein Adan Isack in Kenya untersu<strong>ch</strong>t habe (Isack & Reyer 1989).Dort gibt es einen Vogel, den grossen Honiganzeiger (Indicator indicator), der si<strong>ch</strong> vonBienenwaben und den darin enthaltenen Larven ernährt, aber allein an die Nester der wildenBienen ni<strong>ch</strong>t herankommt. Im glei<strong>ch</strong>en Gebiet gibt es Honigsammler vom Stamme derGabbra, wel<strong>ch</strong>e die Bienen ausräu<strong>ch</strong>ern und die Nester mit Äxten öffnen können; aber dieGabbra kennen die Lage der Nester ni<strong>ch</strong>t, denn sie ziehen als viehzü<strong>ch</strong>tende Nomaden vonOrt zu Ort. In dieser Situation haben der Vogel mit seiner Ortskenntnis und der Mens<strong>ch</strong> mitseinen te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>en Fähigkeiten eine einzigartige Zusammenarbeit entwickelt. Der Vogellockt den Mens<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> bestimmte Rufe und Flugmuster auf einer re<strong>ch</strong>t geradlinigenStrecke zum Bienennest, der Mens<strong>ch</strong> öffnet es und hinterlässt Wabenstücke für den Vogelals Belohnung. Es hilft also erst der Vogel dem Mens<strong>ch</strong>en, das Nest zu finden, und dann -reziprok - der Mens<strong>ch</strong> dem Vogel, an seine Nahrung zu kommen.Verwandten-Selektion (Das egoistis<strong>ch</strong>e Gen): In vielen Fällen ist aber au<strong>ch</strong> längerfristigkein Vorteil für die eigene Fortpflanzung des s<strong>ch</strong>einbar Bena<strong>ch</strong>teiligten festzustellen. ZurIllustration ein weiteres Beispiel aus meiner eigenen Fors<strong>ch</strong>ung (Reyer 1990a,b). Beiafrikanis<strong>ch</strong>en Graufis<strong>ch</strong>ern (Ceryle rudis), einer Eisvogelart, gibt es - wie bei vielen

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