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der feine Unterschied Der Diesseits - Humanistischer Verband ...

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A 59349; 21. Jahrgang; 4. Quartal, Nr. 81/2007; E 4,25<br />

ZEITSCHRIFT DES HUMANISTISCHEN VERBANDES<br />

20<br />

JAHRE


ZEITSCHRIFT DES HUMANISTISCHEN VERBANDES<br />

Inhalt<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong><br />

Deutschlands<br />

Nr. 81 / Dezember / 07<br />

Editorial Jens-Peter Krüger 1<br />

Landauf / Landab 2<br />

Menschen im <strong>Diesseits</strong> 7<br />

Aus den Län<strong>der</strong>n Brandenburg: Lebenskunde-Start Gerd Eggers 8<br />

Brandenburg: Landestreffen Junger HumanistInnen David Driese 9<br />

Berlin: <strong>Humanistischer</strong> Bestattungshain Patricia Block 10<br />

Nürnberg: Weltanschauungsschule Michael Bauer 12<br />

Nürnberg: Internetradio Michael Bauer 12<br />

Nürnberg: Häuser für Kin<strong>der</strong> Michael Bauer 13<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen: Regionalverband Weser-Ems Jürgen Gerdes 13<br />

Titel 20 Jahre <strong>Diesseits</strong> Patricia Block 15<br />

Einblicke / Ausblicke Reform <strong>der</strong> Bundesstrukturen Horst Groschopp 18<br />

Mittelfoto 20/21<br />

Internationales Lebenskundelehrer in <strong>der</strong> Türkei Bernhard Stolz 22<br />

Zwischenruf Ethikunterricht Felicitas Tesch 23<br />

<strong>Diesseits</strong>-Gedanke Victor Hugo 23<br />

Forum <strong>Der</strong> Lahrer Kodex Patricia Block 24<br />

Deschner-Preis für Richard Dawkins Patricia Block 25<br />

Symposium turm<strong>der</strong>sinne Inge Hüsgen 27<br />

Magazin Weihnachten für Atheisten Ralf Bachmann 29<br />

150. Geburtstag von Heinrich Zille Joachim Kahl 31<br />

Angesehen Die Falle Gernoth Schmidt 33<br />

Kreuz/Quer 35<br />

Auslese 36<br />

Aussprache 38<br />

Gedicht Ode ans <strong>Diesseits</strong> Holger Saarmann 41<br />

Humanisten im Internet: http://www.humanismus.de E-Mail: diesseits@humanismus.de<br />

Herausgeber: <strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> Deutschlands, Wallstraße 61-65, 10179 Berlin, Telefon 030-613 904-41. Verantwortlich im Sinne<br />

des Berliner Pressegesetzes: Patricia Block. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers<br />

wi<strong>der</strong>. Redaktion: Ralf Bachmann, Michael Bauer, Patricia Block, Gerd Eggers, Jürgen Gerdes, Christian John, Jens-Peter Krüger, Jürgen<br />

Springfeld. Anzeigenleitung/Verwaltung: Bettina Kebschull. Titelgestaltung/Grafik/Layout: Jürgen Holtfreter, Berlin. Fotos:<br />

Hentschel S. 2, Grießbach S. 3, Voss S. 5, Witzke S. 5, Volgmann S. 6, Malling S. 7, Block S. 10, Michel S. 21/22, Patricia Block, S. 25.<br />

Zeichnungen: Mette S. 24. diesseits erscheint vierteljährlich am 1. März, 1. Juni, 1. September und 1. Dezember. Redaktionsschluss ist<br />

sechs Wochen vor dem Erscheinen. Bezugspreise: Jahresabonnement 13,- E (inklusive Porto und Mehrwertsteuer), Ausland zuzüglich Portomehrkosten.<br />

Einzelexemplar 4,25 E. Satz/Reinzeichnung: Michael Pickardt, Berlin. Druck: H & P Druck, Körtestr. 10, 10967, Telefon<br />

030-693 77 37. ISSN 0932-6162., diesseits wird auf umweltfreundlichem, zu 50 % chlorfrei gebleichtem Papier mit 50 % Recyclingfaseranteilen<br />

gedruckt.


Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Sie halten hier die 81. Ausgabe <strong>der</strong> diesseits in den Händen. Eine<br />

ganz beson<strong>der</strong>e, denn vor genau 20 Jahren, im Dezember 1987, erschien<br />

Nr. 1 dieses humanistischen Magazins. Vielleicht sind Sie<br />

uns als Leser ja schon über diese lange Zeit treu. Dann werden Sie<br />

durch den kleinen Rückblick unserer verantwortlichen Redakteurin<br />

Patricia Block, die immerhin schon seit 16 Jahren mit dabei ist,<br />

sicher gern an das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e „Highlight“ erinnert.<br />

Wir nutzen dieses Jubiläum und frischen unser Layout ein wenig<br />

auf. Das hat im Übrigen auch <strong>der</strong> Humanistische <strong>Verband</strong> vor.<br />

<strong>Der</strong> wird im nächsten Jahr zwar „erst“ 15. Doch ist es mehr als an<br />

<strong>der</strong> Zeit, dass man sich in neue Klei<strong>der</strong> begibt und die „Marke“<br />

HVD weiterentwickelt. Auf Initiative des Berliner Landesverbandes<br />

hat eine Kommunikationsagentur einen Entwurf erarbeitet,<br />

<strong>der</strong> vieles miteinan<strong>der</strong> verbindet. Altbewährtes und Traditionelles<br />

genauso wie Dynamik und Aufbruchstimmung für die nächsten<br />

Jahre.<br />

Mit Sicherheit kennen Sie unser <strong>Verband</strong>slogo. Doch was verbinden<br />

Sie damit? Die Bedeutung des visuellen Erscheinungsbildes einer<br />

Organisation wird häufig unterschätzt. Es kommt wie so oft<br />

auf den (ersten) Eindruck an, <strong>der</strong> über Sympathie entscheidet und<br />

nicht zuletzt dafür sorgt, dass man wie<strong>der</strong>erkannt wird. Auch <strong>der</strong><br />

HVD bewegt sich nicht im luftleeren Raum, son<strong>der</strong>n in Konkurrenz<br />

und Abgrenzung zu an<strong>der</strong>en Gruppen. Die Vielfalt innerhalb<br />

unserer Organisation macht uns zwar attraktiv und interessant.<br />

Doch steckt darin auch die Gefahr, dass die Menschen den HVD<br />

als Ganzes nicht wahrnehmen. Deshalb muss er sich visuell klar positionieren,<br />

die Weiterentwicklung seiner Dachmarke vorantreiben<br />

und vor allem auch ein bundesweit einheitliches Logo haben.<br />

Editorial<br />

Das <strong>Verband</strong>slogo ist grundsätzlich das elementare Mittel, das einen<br />

<strong>Verband</strong> darstellt. Es ist mehr als ein Symbol, es ist ein Signal,<br />

das den Status, das Selbstverständnis, die Identität eines <strong>Verband</strong>es<br />

für den Betrachter visuell manifestiert. So steht es übrigens<br />

auch in den Richtlinien zum ersten Corporate Design des HVD,<br />

das Mitte <strong>der</strong> 90er-Jahre entwickelt wurde. Ein Logo muss jedoch<br />

viel mehr können. Es muss den <strong>Verband</strong> greifbar machen, nach<br />

außen hin einzigartig, klar und unverwechselbar sein und nach innen<br />

Identifikation stiften.<br />

Genau das versucht eine Gruppe von Fachleuten jetzt umzusetzen.<br />

Die entscheidende Än<strong>der</strong>ung beruht auf <strong>der</strong> Wegnahme <strong>der</strong> begrenzenden<br />

und oft als einengend empfundenen vertikalen Linien<br />

links und rechts. Damit konzentriert sich das Bild mehr auf den<br />

Menschen selbst, <strong>der</strong> insgesamt leichter, weicher und harmonischer<br />

wirkt. Aber machen Sie sich einfach selbst ein Bild (siehe unten).<br />

Die Grafik zeigt die einzelnen Verän<strong>der</strong>ungsschritte bis hin<br />

zum (vorgeschlagenen) fertigen Produkt.<br />

Zurzeit wird dieser Vorschlag in den Landesgremien diskutiert.<br />

Auch diesseits nimmt gern Ihre Denkanstöße entgegen. Das tat<br />

die Zeitschrift auch zur Einführung des ersten Logos, hitzige Diskussionen<br />

bewegten da die Leserschaft. Das steht in diesem Falle<br />

nicht zu befürchten und wenn eine Übereinkunft gefunden werden<br />

kann, könnte <strong>der</strong> <strong>Verband</strong> ein neues Logo auf <strong>der</strong> nächsten<br />

Bundesdelegiertenkonferenz verabschieden und im Jahr seines 15jährigen<br />

Bestehens damit auch einen Schritt weiter in Richtung gemeinsamer,<br />

abgestimmter Außendarstellung/Öffentlichkeitsarbeit<br />

gehen.<br />

Jens-Peter Krüger<br />

4/2007 1


Kooperation mit Jugendweihe<br />

Deutschland e.V.<br />

Berlin – Die beiden größten Verbände<br />

für weltlich-humanistische<br />

Jugendarbeit, Jugendweihen und<br />

Jugendfeiern haben am 2. November<br />

2007 in Berlin einen Kooperationsvertrag<br />

unterzeichnet.<br />

Jugendweihe Deutschland e.V.<br />

(JWD) und <strong>der</strong> Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> Berlin (HVD) wollen damit<br />

Synergieeffekte nutzen, um<br />

ihre Arbeitsfel<strong>der</strong> für konfessionsfreie<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche systematisch<br />

auszuweiten. Hierzu erklärte<br />

<strong>der</strong> Präsident von JWD, Wilfried<br />

Estel: „Grundlage für die gemeinsame<br />

Arbeit sind die überein-<br />

stimmenden humanistischen Werteauffassungen.“<br />

Dr. Bruno Osuch,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des Berliner Landesverbandes<br />

des HVD plädierte<br />

dafür: „Die großen Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> JWD – mit bisher mehr als 1,3<br />

Mio. Jugendweihe-Teilnehmern –<br />

… künftig mit den weit gefächerten<br />

Potenzialen und Angeboten des<br />

HVD, wie z. B. dem Lebenskundeunterricht<br />

mit mehr als 44.000<br />

Schülern“ zu verbinden.<br />

Klage eingereicht<br />

Dortmund – Das Ministerium für<br />

Schule und Weiterbildung des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen teilte<br />

dem Humanistischen <strong>Verband</strong> in<br />

NRW nach 17-monatiger Wartezeit<br />

mit: „Für Schülerinnen und<br />

Schüler, die nicht am Religionsunterricht<br />

teilnehmen, wurde in <strong>der</strong><br />

Sekundarstufe I das Fach Praktische<br />

Philosophie eingeführt... Dies<br />

bedeutet, dass die Schülerinnen<br />

und Schüler, die nicht am Religionsunterricht<br />

teilnehmen, verpflichtet<br />

sind, am Unterrichtsfach<br />

Praktische Philosophie teilzunehmen,<br />

soweit die personellen und<br />

sachlichen Voraussetzungen erfüllt<br />

sind.<br />

In <strong>der</strong> Gymnasialen Oberstufe besuchen<br />

konfessionslose Schülerinnen<br />

und Schüler das Fach Philosophie.<br />

Eines weiteren gleichgerichte-<br />

2<br />

4/2007<br />

ten Unterrichtsangebotes bedarf es<br />

daher nicht.“<br />

In einem ersten Erwi<strong>der</strong>ungsschreiben<br />

an das zuständige Ministerium<br />

weist <strong>der</strong> bevollmächtigte Rechtsanwalt<br />

Prof. Dr. Ludwig Renck<br />

darauf hin, dass <strong>der</strong> Anspruch des<br />

<strong>Verband</strong>es, an öffentlichen Schulen<br />

Lebenskunde zu unterrichten,<br />

sich unmittelbar aus Art. 7 Abs. 3<br />

GG ergibt, von welcher Vorschrift<br />

das Landesrecht nicht abweichen<br />

kann (Art. 31 GG). Dem <strong>Verband</strong><br />

ist an einer gütlichen und einvernehmlichen<br />

Regelung mit dem Ministerium<br />

gelegen. Da das Schreiben<br />

bislang unbeantwortet blieb,<br />

haben die Humanisten Nordrhein-<br />

Westfalens Klage eingereicht.<br />

Stuttgarter Kulturnacht<br />

Stuttgart – Am zweiten Oktoberwochenende<br />

war es wie<strong>der</strong> soweit.<br />

Die Stuttgarter Kulturnacht mit an<br />

die 80 ausgewählten Kultureinrichtungen<br />

bot ein Programm <strong>der</strong> Extraklasse<br />

und mit dabei war auch<br />

wie<strong>der</strong> das Humanistische Zentrum<br />

Stuttgart. Hier wurde die<br />

Ausstellung „Humanismus in Geschichte<br />

und Gegenwart“ gezeigt,<br />

kontrastiert mit Skulpturen des<br />

Stuttgarter Künstlers Wolfram Gögelein,<br />

die den Menschen und seine<br />

Körperlichkeit zum Thema haben.<br />

Musikalisch umrahmt und gestaltet<br />

war die Veranstaltung durch<br />

das Trio Cantando, das kammermusikalische<br />

Werke von Händel,<br />

Mozart, Beethoven, Fauré und Ravel<br />

aufführte. Das Programmheft<br />

zur Kulturnacht kündigte die Veranstaltung<br />

<strong>der</strong> Humanisten Württemberg<br />

dann auch mit folgenden<br />

LANDAUF<br />

Worten an: „Ihren <strong>Verband</strong>ssitz,<br />

eine ehemals großbürgerliche Villa,<br />

nutzen ‚Die Humanisten Württemberg’<br />

für vielfältige kulturelle<br />

Veranstaltungen und versuchen damit<br />

zu zeigen, dass <strong>der</strong> Humanismus<br />

keine verstaubte Weltanschauung<br />

ist, son<strong>der</strong>n brandaktuell und<br />

notwendig“. Die über 200 Besucher<br />

zeigten sich hoch interessiert<br />

und so manch einer fand hier vielleicht<br />

auch den Mosaikstein, „<strong>der</strong><br />

die Erinnerung an eine erfolgreiche<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung für Demokratie<br />

und Menschenrechte, für Meinungsfreiheit<br />

und Toleranz wach<br />

hält“. So Werner Schulz, Bildungsreferent<br />

des Humanistischen Landesverbandes<br />

Berlin, in seinem einführenden<br />

Vortrag zur Ausstellungseröffnung.<br />

Und gesellschaftspolitisch<br />

merkte er an, dass es gilt<br />

„die längst überfällige Trennung<br />

von Staat und Kirche zu vollenden.<br />

Noch immer genießen Kirchen ungerechtfertigte<br />

Privilegien gegenüber<br />

an<strong>der</strong>en Bekenntnissen.“<br />

Säkularistin des Jahres<br />

London – Mina Ahadi, die Vorsitzende<br />

des Zentralrats <strong>der</strong> Ex-Muslime,<br />

ist Preisträgerin des mit £ 5.000<br />

dotierten „Irwin Prize for Secularist<br />

of the Year“. <strong>Der</strong> in Deutschland lebenden<br />

Iranerin wurde <strong>der</strong> Preis am<br />

20. Oktober in London überreicht.<br />

Die britische National Secular Society<br />

ehrte mit <strong>der</strong> Verleihung ihr<br />

Engagement für die Rechte <strong>der</strong><br />

Frauen in islamischen Gesellschaften<br />

und ihren Mut, den Islam offen<br />

zu kritisieren. Mina Ahadi gründete<br />

u.a. das Internationale Komitee<br />

gegen die Steinigung und leitet das<br />

Internationale Komitee gegen Hinrichtungen.<br />

Junge Humanisten beginnen<br />

Projekt Lebenskunde<br />

Dortmund – <strong>Der</strong> Jugendverband<br />

Junge Humanisten (JuHu’s), Mitglied<br />

im Dortmun<strong>der</strong> Jugendring,<br />

hat einen Projektantrag Humanistische<br />

Lebenskunde an „Offenen<br />

Ganztagsschulen“ bewilligt bekommen.<br />

<strong>Der</strong>zeit befindet sich das Projekt<br />

in <strong>der</strong> Planungsphase und soll<br />

für zunächst ein Jahr umgesetzt<br />

werden. Nach Ablauf <strong>der</strong> Erprobungsphase<br />

wird eine Dokumentation<br />

mit Schil<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Einzelprojekte, Erlebnisberichte<br />

– <strong>der</strong> Beteiligten und darüber<br />

hinausgehende – Äußerungen von<br />

Schülern, Eltern und Lehrern erstellt.<br />

Die Inhalte werden in Form<br />

von thematischen Schwerpunkten<br />

bestimmt und umfassen die ThemenbereichePersönlichkeitsentwicklung,<br />

soziale Beziehungen,<br />

Verantwortung für Natur und Gesellschaft.<br />

Freigeistige Aktion für<br />

humanistische Kultur mit<br />

neuem Vorstand<br />

Neu-Isenburg – Die Freigeistige<br />

Aktion für humanistische Kultur<br />

e.V. (FA) hat einen neuen Vorstand<br />

gewählt. Auf ihrer Bundesversammlung<br />

am 5. Oktober in Neu-<br />

Isenburg standen <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

Arnher E. Lenz, <strong>der</strong> Stellvertretende<br />

Vorsitzende Klaus Hofmann<br />

und die Kassiererin Angelika Lenz<br />

nach langjähriger Tätigkeit nicht<br />

mehr für Neuwahlen zur Verfügung.<br />

Gewählt wurden Ortrun E.<br />

Lenz als Vorsitzende, Melanie Hofmann<br />

als stellvertretende Vorsitzende,<br />

Jasmin Hofmann ist die<br />

neue Kassiererin, Manja Stegemann<br />

ist weiterhin Schriftführerin


und Beisitzer blieben Dr. Peter<br />

Jäckel und Dr. Erich Satter, Revisoren<br />

sind Walter Witt und Dr.<br />

Volker Mueller.<br />

Ortrun Lenz dankte den zurückgetretenen<br />

Vorstandsmitglie<strong>der</strong>n und<br />

hob beson<strong>der</strong>s die Arbeit von Arnher<br />

und Angelika Lenz hervor, die<br />

zwei Jahrzehnte lang die Geschicke<br />

<strong>der</strong> FA gelenkt hatten und vor allem<br />

mit ihrer Seminarorganisation<br />

viel zur Entwicklung <strong>der</strong> FA beigetragen<br />

haben.<br />

Gutes tun<br />

Berlin – Die Stiftung Gute Tat<br />

bringt in Berlin Wirtschaft und soziale<br />

Unternehmen zusammen. Auf<br />

einem Marktplatz können sich Firmen<br />

über die Wünsche von sozialen<br />

Einrichtungen informieren.<br />

Hier geht es nicht um Geld-, son<strong>der</strong>n<br />

um Sachspenden, auch tatkräftige<br />

Hilfe ist erwünscht. Dank<br />

des ehrenamtlichen Engagements<br />

vieler Mitarbeiter <strong>der</strong> IBB-Bank<br />

Berlin ist es auf diesem Wege gelungen,<br />

den Innenhof <strong>der</strong> Berliner<br />

Wohngemeinschaft für Demenzkranke<br />

in <strong>der</strong> Czarnikauer Straße<br />

für eine Nutzung umzugestalten.<br />

Viele Tage planerischen Vorlaufs<br />

und drei Tage handfestes Anpacken,<br />

Spenden von IBB-Mitarbeitern<br />

und Angehörigen, die<br />

Übernahme <strong>der</strong> Kosten für die<br />

Fachfirma durch die IBB-Bank sowie<br />

<strong>der</strong> Wohnungsbauverwaltung<br />

waren nötig. Aus dem lieblosen<br />

Durchgangshof wird nun ein Ort<br />

<strong>der</strong> Begegnung werden – nicht nur<br />

für die Pflegekunden <strong>der</strong> Wohngemeinschaft,<br />

son<strong>der</strong>n für alle Mieter.<br />

Auch in diesem Jahr war <strong>der</strong> HVD<br />

Berlin auf dem Gute-Tat-Marktplatz<br />

vertreten, <strong>der</strong> unter <strong>der</strong><br />

Schirmherrschaft des Regierenden<br />

Bürgermeisters, Klaus Wowereit,<br />

stand. <strong>Der</strong> ambulante Kin<strong>der</strong>hospizdienst<br />

„Berliner Herz“ und das<br />

Projekt „Rund um’s Alter“ konnten<br />

eine Reihe von Vereinbarungen mit<br />

Berliner Unternehmen schließen.<br />

Erste Ausschüttung von<br />

För<strong>der</strong>mitteln<br />

Berlin – Erst im Herbst letzten Jahres<br />

gegründet, konnte die Huma-<br />

nismus Stiftung Berlin jetzt erstmalig<br />

För<strong>der</strong>mittel ausschütten, insgesamt<br />

über 8.000 Euro. Eine Reihe<br />

von Projekten des Berliner HVD<br />

wurde hierbei bedacht: so zum Beispiel<br />

die neu gegründete Humanistische<br />

Lebensberatung für einen Erfahrungsaustausch<br />

mit Humanistischen<br />

Beraterinnen in Belgien, die<br />

Senioren Internet Cafés für die Anschaffung<br />

von Software, die Jungen<br />

HumanistInnen für ein bundesweites<br />

Treffen in Berlin, aber auch die<br />

Humanistische Akademie für eine<br />

Tagungs-Dokumentation im nächsten<br />

Jahr. Wer die Arbeit <strong>der</strong> Stiftung<br />

unterstützen möchte, wende<br />

sich bitte an die Humanismus Stiftung<br />

Berlin, Wallstr.61-65 in<br />

10179 Berlin, Tel. 030 61390481<br />

o<strong>der</strong> E-Mail info@humanismusstiftung.de.<br />

Die Stiftung ist im Internet<br />

erreichbar unter www.humanismus-stiftung.de.<br />

Empfang für jugendliche<br />

Neumitglie<strong>der</strong><br />

Berlin – Am Freitag, 28. September<br />

luden die Berliner Jungen HumanistInnen<br />

alle jugendlichen<br />

Neumitglie<strong>der</strong> und Reiserückkehrer<br />

<strong>der</strong> Sommerreisen zu einem<br />

LANDAB<br />

großen Empfang ein. Neben <strong>der</strong> offiziellen<br />

Begrüßung durch den<br />

JuHu-Vorstand sowie den Berliner<br />

Landesvorsitzenden Dr. Bruno<br />

Osuch wurde bis in den Abend hinein<br />

ein buntes Programm geboten:<br />

Auspowern beim Trampolinsprin-<br />

gen im Hof, beim Boul<strong>der</strong>n an <strong>der</strong><br />

Kletterwand o<strong>der</strong> im Fight Club<br />

(Kissenschlacht).<br />

Drei <strong>der</strong> diesjährigen Sommerreiseteilnehmer<br />

durften sich über tolle<br />

Preise für ihre eingereichten Reisefotos<br />

freuen – die Gruppe <strong>der</strong><br />

Frankreich-Integrationsfahrt hat<br />

sogar ein eigenes Lied über ihre Reise<br />

zum Besten gegeben.<br />

Außerdem gab es für alle die Mög-<br />

lichkeit, eigene Ideen und Wünsche<br />

für neue JuHu-Projekte an einer<br />

Ideenwand festzuhalten, die<br />

wertvolle Anregungen für die weitere<br />

Planung bieten.<br />

Humanismus auf Erfolgskurs<br />

Berlin – „<strong>Der</strong> Humanismus in <strong>der</strong><br />

Hauptstadt ist weiter auf Erfolgskurs“.<br />

Das war die einhellige Meinung<br />

<strong>der</strong> rund 100 Delegierten auf<br />

<strong>der</strong> diesjährigen Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es Berlin am 29. September<br />

2007. <strong>Der</strong> <strong>Verband</strong> beschäftigt<br />

mittlerweile fast 1.000 Mitarbeiter<br />

und auch im vergangenen Jahr sind<br />

wie<strong>der</strong> neue Arbeitsfel<strong>der</strong> und Projekte<br />

hinzugekommen. Die Ausweitung<br />

<strong>der</strong> Arbeitsbereiche führt<br />

dazu, dass im <strong>Verband</strong> <strong>der</strong> Bedarf<br />

an Nachwuchskräften ständig<br />

steigt. Vor diesem Hintergrund<br />

sprach sich die Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

für den Aufbau einer eigenen<br />

Hochschule aus. <strong>Der</strong> starke Mit-<br />

glie<strong>der</strong>zuwachs ermöglicht es dem<br />

<strong>Verband</strong>, im nächsten Jahr den Antrag<br />

auf Verleihung <strong>der</strong> Körperschaftsrechte<br />

zu stellen.<br />

Deutsche demokratische<br />

Literaten<br />

Ulm/Neu-Ulm – Deutsche demokratische<br />

Literaten stellt <strong>der</strong> neue<br />

Freidenkerkalen<strong>der</strong> 2008 vor. Kurze<br />

Auszüge aus den Werken <strong>der</strong><br />

deutschsprachigen Schriftsteller<br />

weisen sie als vernunftorientiert,<br />

humanistisch, kirchenkritisch und<br />

lebenslustig aus. Auf einem Extra-<br />

Blatt wird <strong>der</strong> Republikanische Kalen<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Französischen Revolution<br />

vorgestellt.<br />

13 Blatt, A4, zweifarbig, 7 Euro<br />

Zu beziehen unter Tel 0731 57176<br />

o<strong>der</strong> www. Denkladen.de<br />

4/2007 3


Lebenskunde in Brandenburg<br />

Potsdam – Eine Fachtagung zum<br />

Thema „Humanistische Lebenskunde<br />

– ein neues Fach an Brandenburger<br />

Schulen; Konzeption<br />

und erste Erfahrungen“ findet am<br />

Donnerstag, dem 6. Dezember<br />

2007, von 9 bis 16 Uhr statt. Dort<br />

wird unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> neue Rahmenplan<br />

vorgestellt. Für interessierte<br />

Lehrkräfte gibt es eine Informationsbörse.<br />

Anmeldungen bis 15. November<br />

2007 und Rückfragen unter:<br />

gerd.eggers@t-online.de<br />

MIZ mit neuem<br />

Chefredakteur<br />

Aschaffenburg – Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

des Internationalen<br />

Bundes <strong>der</strong> Konfessionslosen und<br />

Atheisten (IBKA) wählte den 31jährigen<br />

Politikwissenschaftler<br />

Christoph Lammers zum neuen<br />

Chefredakteur <strong>der</strong> atheistischen<br />

Zeitschrift „Materialien und Informationen<br />

zur Zeit“ (MIZ), für<br />

zunächst zwei Jahre. Lammers initiierte<br />

2000 die erste dem IBKA nahestehende<br />

Hochschulgruppe an<br />

<strong>der</strong> Universität Trier.<br />

<strong>Der</strong> bisherige Chefredakteur Michael<br />

Schmidt-Salomon hatte auf<br />

Grund hoher Arbeitsbelastung<br />

nicht mehr für den Posten kandidiert.<br />

Frischer Wind für den HVD Hamburg<br />

Hamburg – Am 24. September<br />

2007 wurde <strong>der</strong> neue Vorstand des<br />

HVD Landesverbandes Groß-<br />

Hamburg gewählt. Neue Vorsitzende<br />

ist Petra Schmidt, ihr Stellvertreter<br />

Konny G. Neumann.<br />

Arne Lund übernimmt die Geschäftsführung<br />

und Dr. Carsten<br />

4<br />

4/2007<br />

Deschner-Film jetzt im<br />

Internet<br />

Trier – <strong>Der</strong> Film von Ricarda Hinz<br />

„Die hasserfüllten Augen des Herrn<br />

Deschner“ (Untertitel: „Die Kriminalgeschichte<br />

des Christentums im<br />

Kreuzfeuer“) ist jetzt im Internet zu<br />

sehen. Thomas Schmidt, Betreiber<br />

des Interportals SkepTicker, stellte<br />

den Film mit Genehmigung <strong>der</strong><br />

Autorin auf seine Seiten und damit<br />

einer großen Öffentlichkeit zur<br />

Verfügung. <strong>Der</strong> Film führt getrennt<br />

aufgenommene Aussagen<br />

von Kirchenvertretern und radikalen<br />

Kirchenkritikern zu einer virtuellen<br />

Diskussion zusammen. Zugleich<br />

dokumentiert er das Schaffen<br />

und die Persönlichkeit Karlheinz<br />

Deschners.<br />

IHEU-Weltkongress<br />

London – Die Internationale Humanistische<br />

und Ethische Union<br />

lädt Interessierte zum 17. IHEU-<br />

Weltkongress ein. Unter dem Motto<br />

„E Pluribus Unum: Reclaiming<br />

Humanist Values“ treffen sich vom<br />

6. bis 8.Juni 2008 Humanisten im<br />

L’Enfant Plaza Hotel, 480 L’Enfant<br />

Plaza, SW, Washington, D.C.<br />

20024, USA. Nähere Informationen<br />

finden sich auf <strong>der</strong> IHEU-<br />

Website www.iheu.org.<br />

Kontakt: conference@AmericanHumanist.org.<br />

Frerk zeichnet für die Öffentlichkeitsarbeit<br />

verantwortlich. <strong>Der</strong><br />

neue Vorstand freut sich auf die<br />

Zusammenarbeit mit den an<strong>der</strong>en<br />

Landesverbänden und hofft für den<br />

Neuanfang auf tatkräftige Unterstützung.<br />

Kontakt:<br />

hvd-hamburg@alice-dsl.net<br />

LANDAUF<br />

Bundes-JuHu<br />

Berlin – Auf <strong>der</strong> gut besuchten<br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong> Bundes-JuHu<br />

am 21. September 2007<br />

in Wuppertal fand eine Vorstands-<br />

Nachwahl statt, da Matthias Wiedenlübbert<br />

(NRW) nach einem<br />

Jahr voller Engagement ausgeschieden<br />

ist. Als 2. Vorsitzen<strong>der</strong> ist nun<br />

Andreas Henschel (Die Humanisten<br />

Württemberg) tätig. Neu gewählt<br />

wurden auch zwei Vorstands-<br />

Beisitzer: Johanna Schmidt (JuHu<br />

Nürnberg) und Florian Noack<br />

(JuHu Brandenburg). Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

beschloss eine<br />

Beitragsordnung und beauftragte<br />

den Vorstand, einen Aufnahmeantrag<br />

bei <strong>der</strong> IHEYO, <strong>der</strong> internationalen<br />

Organisation humanistischer<br />

Jugendverbände, zu stellen.<br />

Schwerpunkt <strong>der</strong> inhaltlichen Aktivitäten<br />

von Bundes-JuHu sollen im<br />

kommenden Jahr Begegnungen<br />

von Jugendgruppen <strong>der</strong> einzelnen<br />

Mitgliedsverbände sein.<br />

Geist im Turm<br />

Nürnberg – Unter diesem Titel<br />

startete <strong>der</strong> turm<strong>der</strong>sinne am<br />

UNESCO-Welttag <strong>der</strong> Philosophie,<br />

15. November 2007, ein neues<br />

beson<strong>der</strong>es Veranstaltungsangebot:<br />

Helmut Fink im Gespräch mit<br />

Experten aus Philosophie, Naturwissenschaft<br />

und Didaktik.<br />

Im kleinen Kreis, in lockerer Atmosphäre<br />

spricht Helmut Fink,<br />

Vorsitzen<strong>der</strong> des HVD-Nürnberg,<br />

Dipl.-Physiker und Referent für<br />

Wissenschaft und Philosophie<br />

beim turm<strong>der</strong>sinne, mit je einem<br />

prominenten Gast über Fragen aus<br />

dessen Spezialgebiet zu Grundlagen<br />

und Grenzen unserer Wahrnehmung,<br />

unseres Wissens und <strong>der</strong><br />

Wissenschaft. Vom Phänomen zur<br />

Theorie und zurück, von <strong>der</strong> Hypothese<br />

zur Erkenntnis und ihrer<br />

Kritik. Termin ist jeweils <strong>der</strong> dritte<br />

Donnerstag des Monats – zunächst<br />

von November bis April, jeweils ab<br />

19.30 Uhr im „Oberstübchen“ des<br />

turm<strong>der</strong>sinne (5. Stock).<br />

Erster Gast war am 15. November<br />

war <strong>der</strong> Erlanger Philosophieprofessor<br />

Theo Ebert zum Thema<br />

„Wissenschaft in <strong>der</strong> griechischen<br />

Antike – Wie sie entstand und was<br />

sie erreichte“. Die weiteren Gäste<br />

sind <strong>der</strong> Physikdidaktiker Werner<br />

Schnei<strong>der</strong> (20. 12. 2007), <strong>der</strong> Psy-


chologe Dietrich Dörner (17. 1.<br />

2008), <strong>der</strong> Philosoph Rudolf Kötter<br />

(21. 2. 2008), <strong>der</strong> Biologe und<br />

Wahrnehmungsforscher Rainer<br />

Wolf (20. 3. 2008) sowie <strong>der</strong> Kulturmanager<br />

und Philosoph Pierre<br />

Leich (17. 4. 2008).<br />

Weitere Informationen: www.<br />

turm<strong>der</strong>sinne.de; 0911 9443281<br />

Zaubern im Turm<br />

Nürnberg – Weitere Zauberveranstaltungen<br />

im turm<strong>der</strong>sinne finden<br />

im Winterhalbjahr statt: Immer am<br />

ersten Mittwoch im Monat lädt<br />

Täuschungskünstler Werner Fleischer<br />

abwechselnd zu einer Zaubershow<br />

„Faszination Täuschung“<br />

und einem Zauberworkshop „Täuschungskunst“<br />

in den turm<strong>der</strong>sinne.<br />

Termine Zaubershow: 7.11.<br />

2007, 9.1., 5.3. und 7.5. 2008,<br />

Termine Zauberworkshop: 5.12.<br />

2007, 6.2., 2.4.2008. Voranmeldung<br />

unter 0911 9443281 bis zum<br />

Vortag wird empfohlen, da die<br />

Teilnehmerzahl jeweils auf 20 Personen<br />

begrenzt ist. Weitere Informationen:<br />

s.o.<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendtreff<br />

deltabase<br />

Berlin – Das ambulante Kin<strong>der</strong>hospiz<br />

Berliner Herz bietet ab Oktober<br />

die Geschwistergruppe „deltabase“<br />

an. Angesprochen sind Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche zwischen 6<br />

und 14 Jahren, <strong>der</strong>en Bru<strong>der</strong> o<strong>der</strong><br />

Schwester schwer erkrankt ist. Bei<br />

„deltabase“ stehen die nicht erkrankten<br />

Geschwister im Mittelpunkt;<br />

hier können sie an<strong>der</strong>e kennen<br />

lernen, Zeit verbringen, spielen,<br />

etwas gemeinsam unternehmen.<br />

Begleitet werden die Gruppen<br />

(aufgeteilt in zwei Altersklassen)<br />

von zwei erfahrenen Familienbegleitern.<br />

Wenn ein Kind schwer<br />

erkrankt ist, leidet die gesamte Familie.<br />

Geschwister müssen zurückstecken<br />

und versuchen zumeist, die<br />

Eltern nicht zusätzlich zu belasten.<br />

Eigene Sorgen und Wünsche erscheinen<br />

nichtig. Das Autohaus<br />

Koch, Berlin, bietet einen Shuttleservice<br />

an.<br />

Um telefonische Anmeldung wird<br />

gebeten: Christiane Edler, 030<br />

61390483<br />

Biografie Susanne Leonhard<br />

Heidenheim – Eine neue Broschüre<br />

des Deutschen Freidenkerverbandes<br />

Ostwuerttemberg erinnert<br />

an Susanne Leonhard, die nach einem<br />

bewegenden Leben in den<br />

1960er-Jahren den Stuttgarter Freidenker-<strong>Verband</strong><br />

wie<strong>der</strong>belebte.<br />

Die Kampfgefährtin Rosa Luxemburgs<br />

war Gründungsmitglied <strong>der</strong><br />

KPD und wurde wegen „versuchten<br />

Hochverrats“ verurteilt. Es folgten<br />

Flucht und Exil nach Moskau.<br />

Aufgrund einer Denunziation wegen<br />

„konterrevolutionärer trotzkistischer<br />

Tätigkeit“ musste sie über<br />

zwölf Jahre in sowjetischen Straflagern<br />

verbringen. Ihr Sohn Wolfgang<br />

Leonhard („Die Revolution<br />

entlässt ihre Kin<strong>der</strong>“) sagte in einem<br />

Interview über seine Mutter:<br />

„Wir hatten ein umgekehrtes Generationsverhältnis:<br />

Sie war linker<br />

als ich. (...) Einmal sagte sie vorwurfsvoll:<br />

‚Ich höre, du bist in einer<br />

evangelischen Akademie aufgetreten.<br />

Dein moralischer Nie<strong>der</strong>gang<br />

ist ja kaum noch zu überbieten.’<br />

Meine Mutter blieb immer die Revolutionärin<br />

<strong>der</strong> zwanziger Jahre.“<br />

Die Neuerscheinung kostet 6 Euro<br />

+ Porto. Alternativ wird die Broschüre<br />

auch als pdf-Datei verschickt.<br />

Bestellungen an: Deutscher<br />

Freidenker-<strong>Verband</strong> Ostwürttemberg<br />

e.V. (DFV), Hellensteinstr. 3,<br />

89518 Heidenheim, Fax: 07321<br />

42892, E-Mail: DFV-Ostwuerttemberg.de<br />

LANDAB<br />

Neuer Weltenbummler<br />

Berlin – Das Senioren-Internet-<br />

Café „Weltenbummler“ eröffnete<br />

im Rahmen des Berliner Freiwilligentages<br />

am 15. September seine<br />

dritte Zweigstelle in Berlin. Neben<br />

Neukölln und Tempelhof existiert<br />

nun auch im Bezirk Pankow, in <strong>der</strong><br />

Begegnungsstätte Am Friedrichshain<br />

15, dieses ebenso innovative<br />

wie erfolgreiche Projekt. Hier kön-<br />

nen ältere Menschen in angenehmer<br />

Atmosphäre den Umgang mit dem<br />

Computer lernen. Zur feierlichen<br />

Eröffnung kamen etwa 80 Gäste.<br />

Grußworte hielten die Bezirksstadträtin<br />

Lioba Zürn, die sich für den<br />

„Weltenbummler“ im Bezirk Pankow<br />

beson<strong>der</strong>s stark einsetzte und<br />

die stellvertretende Vorsitzende des<br />

HVD Berlin, Dr. Felicitas Tesch.<br />

Andrang zur Eröffnung: Bärbel Koch – Sachbearbeiterin BA<br />

Pankow, Fachbereich Geriatrie u. Altenhilfekoordination,<br />

Helga Hampel, Vors. <strong>der</strong> Seniorenvertretung bei <strong>der</strong> BVV,<br />

Christel Becker, Fachgebietsleiterin BA Pankow, Fachbereich<br />

Geriatrie u. Altenhilfekoordination, Dr. Felicitas Tesch, MdA,<br />

stellv. Landesvorsitzende HVD, Lioba Zürn, Stadtbezirksrätin für<br />

Gesundheit, Soziales Schule und Sport<br />

5. bis 7. Oktober 2007: Kin<strong>der</strong>-Erlebnis-Camp <strong>der</strong> Jungen<br />

HumanistInnen in <strong>der</strong> HVD-Kita Rappelkiste in Berlin-Köpenick.<br />

45 Kin<strong>der</strong> hatten viel Spaß, anregende Erlebnisse in <strong>der</strong> Natur, beim<br />

Programm <strong>der</strong> JuHu´s, mit den Spielmöglichkeiten und im Garten<br />

<strong>der</strong> Kita. Groß war auch <strong>der</strong> Andrang, wenn es darum ging, <strong>der</strong><br />

netten Kita-Köchin zu helfen. Dank an alle, die dieses schöne und für<br />

die meisten Kin<strong>der</strong> kostenfreie Wochenende mit ihrem<br />

ehrenamtlichen Engagement ermöglichten.<br />

4/2007 5


LANDAUF<br />

Kreative „Bildungsbaustelle“<br />

Berlin – Im Oktober 2007 präsentierte<br />

<strong>der</strong> HVD für drei Wochen<br />

die Ergebnisse eines einjährigen<br />

Praxisprojekts zur “Beobachtung<br />

und Dokumentation frühkindlicher<br />

Bildung”. Beteiligt an dieser<br />

kreativen Baustelle waren Erzieherinnen<br />

aus allen 22 HVD-Kitas.<br />

Ziel <strong>der</strong> Untersuchungen ist die<br />

Entwicklung einer humanistischen<br />

Beobachtungsphilosophie, die den<br />

Menschen nicht zum Beobachtungsobjekt<br />

macht und vor allem<br />

die Würde <strong>der</strong> „kleinen und großen<br />

6<br />

4/2007<br />

Menschen“ im Alltag wahrt. Frühkindliche<br />

Bildungsprozesse zu begleiten<br />

heißt in erster Konsequenz,<br />

versuchen zu verstehen, was Kin<strong>der</strong><br />

bewegt und in ihre Theorie von <strong>der</strong><br />

Welt einzutauchen. Bildungsprozesse<br />

sind Erkenntnisprozesse und<br />

setzen ein respektvolles entdeckendes<br />

Beobachten auf allen Ebenen<br />

voraus.<br />

Interessenten an einem Erfahrungsaustausch<br />

zu den Ergebnissen können<br />

sich an Kerstin Volgmann, 030<br />

61390444 wenden.<br />

Schuldnercoaches starten<br />

Beratung<br />

Nürnberg – Ein halbes Jahr nach<br />

<strong>der</strong> Spin-Off-Veranstaltung im<br />

März und mehreren Fortbildungsveranstaltungen<br />

ist das Projekt „ehrenamtliche<br />

Schuldnercoachs“ an<br />

den Start gegangen. Träger ist das<br />

Humanistische Sozialwerk Bayern<br />

gGmbH.<br />

In dem Projekt soll überschuldeten<br />

Menschen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet<br />

werden – durch Gespräche,<br />

Unterstützung bei Behördengängen,<br />

Aufstellung eines Haushaltsplanes,<br />

Hilfe beim Ordnen <strong>der</strong> Unterlagen<br />

o<strong>der</strong> Kontaktaufnahme zu<br />

weiteren Beratungsstellen. Die ersten<br />

Erfahrungen <strong>der</strong> 20 ehrenamtlichen<br />

Coachs: Oft hilft es schon,<br />

gemeinsam die lange ungeöffnet<br />

gebliebenen Briefe zu sichten und<br />

zu sortieren. Denn eine <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Voraussetzungen für einen<br />

erfolgreichen Weg aus <strong>der</strong> Schuldenfalle<br />

ist es, sich <strong>der</strong> eigenen Situation<br />

zu stellen und einen<br />

Überblick zu gewinnen.<br />

Das Projekt ist ein Ergebnis <strong>der</strong><br />

diesjährigen Frühjahrstagung <strong>der</strong><br />

Humanistischen Akademie Bayern<br />

zum Thema „Neue Armut, Unterschicht<br />

und Prekariat – Aspekte sozialer<br />

und ökonomischer Unterprivilegierung“,<br />

die von <strong>der</strong> Aktion<br />

Mensch (diegesellschafter) geför<strong>der</strong>t<br />

wurde.<br />

Weitere Informationen: 0911<br />

431040 o<strong>der</strong> im Internet unter<br />

www.hsw-bayern.de.<br />

Staatskirchenvertrag<br />

Stuttgart – Im Juli 2007 handelte<br />

<strong>der</strong> baden-württembergische Ministerpräsident<br />

Günther Oettinger<br />

mit den beiden evangelischen Landesbischöfen<br />

Fischer und July einen<br />

„Kirchenvertrag zwischen dem<br />

Land Baden-Württemberg und<br />

den Evangelischen Landeskirchen<br />

in Baden und Württemberg“ aus.<br />

Dieser soll nun parlamentarisch beraten<br />

und beschlossen werden. Das<br />

Stuttgarter Kultusministerium hatte<br />

vorab wie vorgeschrieben alle im<br />

Land registrierten „Körperschaften<br />

des öffentlichen Rechts“ um eine<br />

Stellungnahme gebeten. „Die Humanisten<br />

Württemberg, K.d.ö.R,<br />

Freireligiöse Landesgemeinde“ in<br />

Stuttgart, ein seit 1845 bestehen<strong>der</strong><br />

Interessensverband religionsfreier<br />

Menschen, kam dieser Auffor<strong>der</strong>ung<br />

nach. Tenor <strong>der</strong> ausführlichen<br />

Analyse: <strong>Der</strong> Staatskirchenvertrag<br />

schadet dem Land.<br />

Wörtlich wird festgehalten, dass<br />

dieser Vertrag dem Grundgesetz<br />

Art. 140 und dem dort inkorporierten<br />

Art. 138 (1) Weimarer<br />

Reichsverfassung entgegenläuft,<br />

<strong>der</strong> die Abschaffung <strong>der</strong> auf Gesetz,<br />

Vertrag o<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Rechtstiteln<br />

beruhenden Privilegien, wie sie<br />

in Konkordaten o<strong>der</strong> Staatsverträgen<br />

mit den beiden großen christlichen<br />

Kirchen bestehen, gebietet.<br />

Nicht „nur, dass das Land mit den<br />

beiden Evangelischen Landeskirchen<br />

(und wie bereits angekündigt<br />

aus Paritätsgründen auch mit den<br />

beiden Katholischen [Erz-]Diözesen<br />

im Lande) ein neues Vertragswerk<br />

begründet, in dem die gemäß<br />

unserer Verfassung eigentlich abzulösenden<br />

Privilegien <strong>der</strong> großen<br />

christlichen Kirchen festgeschrieben<br />

werden. Diese werden sogar<br />

noch ausgebaut.“<br />

<strong>Der</strong> HVD unterstützt die Humanisten<br />

in Baden-Württemberg in<br />

dessen Kritik des geplanten Staatskirchenvertrages<br />

und for<strong>der</strong>t „Pluralismus<br />

statt Privilegien“. <strong>Der</strong><br />

Bundesvorsitzende des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es Deutschlands,<br />

Dr. Horst Groschopp, erklärte<br />

dazu <strong>der</strong> Presse: „Wie<strong>der</strong> einmal<br />

haben wir es mit einem eklatanten<br />

Fall von einseitiger Privilegierung<br />

<strong>der</strong> Kirchen durch den Staat zu tun.<br />

(...) Baden-Württemberg ist allerdings<br />

nicht das erste Bundesland,<br />

das mit einem <strong>der</strong>artigen Vertrag<br />

die staatlichen Subventionen für<br />

die beiden Kirchen in Deutschland<br />

für eine unbegrenzte Zeit beschließt.<br />

(…) <strong>Der</strong> Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> for<strong>der</strong>t bereits seit Jahren,<br />

die einseitige Bevorzugung <strong>der</strong><br />

großen christlichen Kirchen in<br />

Konkordaten o<strong>der</strong> Staatsverträgen<br />

endlich abzuschaffen. Da dies lei<strong>der</strong><br />

nicht zu erwarten ist, trotz klarer<br />

Festlegungen im Grundgesetz, for<strong>der</strong>t<br />

<strong>der</strong> HVD, gleiche Verträge<br />

auch mit an<strong>der</strong>en Religions- und<br />

Weltanschauungsgemeinschaften<br />

abzuschließen und so das Gleichbehandlungsgebot<br />

umzusetzen.“<br />

Ausführliche Informationen unter:<br />

http://hpd-online.de/node/3075<br />

LANDAB


Menschen im <strong>Diesseits</strong><br />

Auf <strong>der</strong> Pflegestation des Seniorenparks<br />

im havelländischen Hennigsdorf<br />

erreichte Ruth Reyer, 92 Jahre<br />

alt, die Nachricht, dass sie von<br />

<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong><br />

Berliner Humanisten mit <strong>der</strong> Ehrennadel<br />

des Humanistischen <strong>Verband</strong>es<br />

in Gold für 50-jährige Mitgliedschaft<br />

ausgezeichnet wurde.<br />

Carmen Malling, Freiwilligenmanagerin,<br />

ließ es sich nicht nehmen,<br />

die Auszeichnung persönlich zu<br />

Carmen Malling hat es geschafft!<br />

Die Berliner Freiwilligenmanagerin<br />

lief beim 34. Berlin-Marathon am<br />

30. September 2007 nach exakt 4<br />

Stunden, 1 Minute und 49 Sekunden<br />

als 16113. Läufer ins Ziel.<br />

überbringen. Das freute die Jubilarin<br />

sehr, denn seit die Gesundheit<br />

nicht mehr so mitspielt, fehlt es ihr<br />

an Kontakten. Zwar nimmt sie am<br />

Weltgeschehen noch immer rege<br />

teil, Lesen ist ihre große Leidenschaft<br />

geblieben, aber ein Gespräch<br />

kann die Tageszeitung nicht ersetzen.<br />

<strong>Der</strong>zeit sind die Ehrenamtlichen<br />

in Berlin dabei, für Frau Reyer<br />

einen regelmäßigen Besuchsdienst<br />

zu organisieren.<br />

Dierk Koch, eigentlich ein Hamburger<br />

Jung, aber seit einigen Jahren<br />

in Düsseldorf lebend, nahm<br />

über die Patientenverfügung die<br />

Spur zum HVD Nordrhein-Westfalen<br />

auf. Warum, fragte er sich,<br />

gibt es keine organisierten Humanisten<br />

in Düsseldorf? Die Frage<br />

stand nicht lange im Raum, jetzt<br />

gibt es wie<strong>der</strong> welche, mit ihm als<br />

neuem Gemeinschaftsleiter. Seit<br />

September gibt es nun zweimal monatlich<br />

„Düsseldorfer Donnerstagsgespräche“.<br />

Dierk Koch hat den<br />

Anspruch, eine humanistische Basisgemeinschaft<br />

für Jung und Alt in<br />

Düsseldorf zu etablieren. Dafür<br />

sucht er nach Wegen, die Öffentlichkeit<br />

besser über den <strong>Verband</strong> zu<br />

informieren. Sein großes Ziel ist es,<br />

dass <strong>der</strong> HVD mit seinem gesamten<br />

Dienstleistungsspektrum bald<br />

auch in Düsseldorf (wie<strong>der</strong>) präsent<br />

ist. Daran wird er selbst großen Anteil<br />

haben. Als nächstes wird sich<br />

Dierk Koch im kommenden Jahr<br />

zum Sprecher für humanistische<br />

Feierkultur ausbilden lassen.<br />

Jens Heimendahl, bei den Berliner<br />

Humanisten aktiv, unterrichte im<br />

Sommer 2007 für einige Zeit an einer<br />

privaten Grundschule in einem<br />

Slumviertel in Accra, <strong>der</strong> Hauptstadt<br />

Ghanas. Für den ehemaligen<br />

Lebenskundelehrer beson<strong>der</strong>s enttäuschend<br />

war die Erfahrung, dass<br />

in dem säkularen Staat Ghana <strong>der</strong><br />

Glaube an einen Schöpfergott so<br />

selbstverständlich ist, dass er auch<br />

in die Schulbücher Einzug gehalten<br />

hat. Viele Kin<strong>der</strong> hörten erstmalig<br />

von einer wissenschaftlichen Theorie<br />

von <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Erde<br />

und <strong>der</strong> Lebewesen, von Urmenschen<br />

und Dinosauriern. So zieht er<br />

denn auch sein Fazit. Es ist nicht allein<br />

entscheidend, dass die Kin<strong>der</strong><br />

in Entwicklungslän<strong>der</strong>n zur Schule<br />

gehen können, son<strong>der</strong>n auch, welche<br />

Bildungsinhalte ihnen vermittelt<br />

werden. Lernen sie dort nur,<br />

Vorgegebenes kritiklos hinzunehmen,<br />

haben die radikalen Prediger,<br />

überall im Land live und im Fernsehen<br />

zu erleben, leichtes Spiel, die<br />

materiellen Ungleichheiten zwischen<br />

den Menschen zu zementieren.<br />

Prof. Dr. Hero Janßen aus Göttingen<br />

ist neuer stellvertreten<strong>der</strong><br />

Bundesvorsitzen<strong>der</strong> des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es. Die Delegierten<br />

des Bundeshauptausschusses wählten<br />

den Professor <strong>der</strong> englischen<br />

Sprach- und Literaturwissenschaft<br />

von <strong>der</strong> TU Braunschweig am 22.<br />

September in Wuppertal mit überzeugen<strong>der</strong><br />

Mehrheit. Hero Janßen<br />

tritt die Nachfolge seines schwer erkrankten<br />

Bru<strong>der</strong>s Folker Janßen<br />

an, dem die Redaktion alles Gute<br />

wünscht.<br />

Dr. Klaus Sühl, von 1990 bis 1995<br />

Berliner Vorsitzen<strong>der</strong> und Gründungsvorsitzen<strong>der</strong><br />

des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es geht in Dresden<br />

für die Linke in den Oberbürgermeisterwahlkampf<br />

2008. <strong>Der</strong> 56-<br />

Jährige stammt aus dem nie<strong>der</strong>sächsischen<br />

Eddelstorf und war von<br />

2001 bis 2006 als Staatssekretär im<br />

Ministerium für Arbeit und Landesentwicklung<br />

in Mecklenburg-<br />

Vorpommern tätig. <strong>Diesseits</strong><br />

drückt ihm beide Daumen. Vielleicht<br />

erfährt <strong>der</strong> organisierte Humanismus<br />

in den sächsischen Gefilden<br />

auf diese Weise etwas Aufwind.<br />

4/2007 7


8<br />

4/2007<br />

Die ersten Brandenburger Lebenskundelehrkräfte in einer Dienstberatung nach <strong>der</strong><br />

Unterzeichnung <strong>der</strong> Vereinbarung<br />

Gerd Eggers<br />

Humanistische<br />

Lebenskunde in<br />

Brandenburg – die Arbeit<br />

vor Ort hat begonnen<br />

Potsdam – Am 9. Oktober 2007 unterzeichneten<br />

das Land Brandenburg und <strong>der</strong> Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> Berlin-Brandenburg<br />

(HVBB) die „Vereinbarung über die Durchführung<br />

des Humanistischen Lebenskundeunterrichts“.<br />

Damit ist die vollständige<br />

Gleichbehandlung mit den Kirchen und dem<br />

Religionsunterricht auch vertraglich festgeschrieben.<br />

Die Arbeit vor Ort hat begonnen<br />

und in einer Fachtagung im Dezember 2007<br />

wird <strong>der</strong> <strong>Verband</strong> sein Konzept vorstellen<br />

und über erste Erfahrungen berichten.<br />

■ „Im Bewusstsein, dass zur Bildung von<br />

Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen werteorientierte<br />

Erziehung gehört, kommen die Vertragsschließenden<br />

überein, dass <strong>der</strong> unterzeichnende<br />

<strong>Verband</strong> in den Räumen <strong>der</strong> Schulen<br />

im Land Brandenburg Humanistischen Le-<br />

benskundeunterricht erteilt“, heißt es in <strong>der</strong><br />

Präambel <strong>der</strong> unterzeichneten Vereinbarung.<br />

Rahmenbedingungen verbindlich<br />

geregelt<br />

Die Vereinbarung regelt die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an den Unterricht, die Zusammenarbeit mit<br />

Schulen und Schulämtern, die Teilnahmebedingungen,<br />

Finanzierung sowie die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Lehrkräfte.<br />

Lebenskunde kann für Lerngruppen mit<br />

mindestens zwölf Schülern durchgeführt<br />

werden, wobei auch jahrgangs- und schulübergreifende<br />

Lerngruppen möglich sind.<br />

Das Fach kann von staatlichen Lehrkräften<br />

mit bis zu acht Wochenstunden sowie von<br />

<strong>Verband</strong>slehrkräften mit Teilzeit- o<strong>der</strong><br />

Vollzeitanstellung unterrichtet werden. <strong>Der</strong><br />

Unterricht <strong>der</strong> staatlichen Lehrkräfte wird<br />

zu 100 Prozent vom Land bezahlt und bei<br />

den Lehrkräften des <strong>Verband</strong>es trägt das<br />

Land bis zu 90 Prozent <strong>der</strong> Personalkosten.<br />

Für Weiterbildung und Sachkosten gibt es<br />

Zuschüsse.<br />

Neues Wertefach öffentlich begrüßt<br />

Brandenburger Medien haben die Unterzeichnung<br />

<strong>der</strong> Vereinbarung aufmerksam<br />

wahrgenommen. In <strong>der</strong> Märkischen O<strong>der</strong>zeitung<br />

war bereits einen Tag zuvor ein aus-


führlicher Bericht über eine Unterrichtsstunde<br />

in <strong>der</strong> Petershagener Grundschule<br />

erschienen. In dieser Unterrichtsstunde mit<br />

19 Mädchen und Jungen einer ersten Klasse<br />

ging es <strong>der</strong> Lebenskunde-Lehrerin und<br />

Diplom-Pädagogin Kirsten Döhring um<br />

Persönlichkeitsentwicklung durch Wahrnehmung<br />

von Gefühlen und das Sprechen<br />

darüber. Im Kommentar <strong>der</strong> Zeitung ist zur<br />

Einführung des neuen Faches zustimmend<br />

zu lesen: „Endlich hat man sich eingeprägt,<br />

dass LER ausgesprochen Lebensgestaltung –<br />

Ethik – Religion bedeutet, da warten die<br />

Humanisten schon mit einem neuen Wertefach<br />

auf. Sind unsere Werte nicht letztendlich<br />

sowieso auf die Zehn Gebote<br />

zurückzuführen? Reicht es da nicht, Religions-Unterricht<br />

anzubieten? Nein. Es ist gut,<br />

dass das neue Fach die Möglichkeit bietet,<br />

Moral und Tugend auch ohne religiösen<br />

Ansatz zu vermitteln. Und es ist immer besser,<br />

die Wahl zu haben… So füllt Lebenskunde<br />

eine Lücke, weil das Fach an Grundschulen<br />

angeboten wird. Es kann doch nie<br />

früh genug sein, einem Menschen Werte<br />

wie Verantwortung und Toleranz zu vermitteln.“<br />

Die ersten Lehrkräfte<br />

Zur Zeit wird das Fach Humanistische Lebenskunde<br />

in Brandenburg von 13 Lehrkräften<br />

unterrichtet. Zum großen Teil sind<br />

dies Lehrer mit Wohnsitz in Brandenburg,<br />

die schon mehrere Jahre an Berliner Schulen<br />

mit diesem Fach gute Erfahrungen sammeln<br />

konnten.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Verband</strong> ist nun bestrebt, weitere<br />

Lehrkräfte aus Brandenburg für den Lebenskundeunterricht<br />

zu gewinnen. Davon<br />

hängt <strong>der</strong> schrittweise Aufbau des Unterrichtsangebots<br />

entscheidend ab. Für interessierte<br />

Lehrkräfte werden zwei Formen <strong>der</strong><br />

Qualifizierung angeboten: eine einjährige<br />

berufsbegleitende Weiterbildung und ein<br />

zweijähriges Ergänzungsstudium zum Erwerb<br />

eines weiteren Lehramtes.<br />

Öffentliche Fachtagung in Potsdam<br />

Am 6. Dezember 2007 wird im Alten Rathaus<br />

– Potsdam Forum eine öffentliche<br />

Fachtagung zur Humanistischen Lebenskunde<br />

in Brandenburg stattfinden. Dazu<br />

hat <strong>der</strong> <strong>Verband</strong> auch Abgeordnete und bildungspolitische<br />

Sprecher <strong>der</strong> Fraktionen<br />

des Landtages, Vertreter des Bildungsministeriums,<br />

des Landesinstituts für Schule und<br />

Medien, <strong>der</strong> GEW und des Fachverbandes<br />

LER eingeladen. In Kurzvorträgen werden<br />

Ziele und Inhalte des Lebenskundeunterrichts<br />

dargestellt und nach einem Rundtischgespräch<br />

werden Lehrkräfte über ihre<br />

Erfahrungen in den ersten Monaten berichten.<br />

Alle Interessierten aus den Mitgliedsverbänden<br />

des Humanistischen <strong>Verband</strong>es<br />

Deutschlands sind zu dieser Tagung herzlich<br />

willkommen. ●<br />

Gerd Eggers ist freier Mitarbeiter im Zentrum<br />

für Humanistische Lebenskunde Berlin-Brandenburg<br />

und Koordinator des Bundesarbeitskreises<br />

Humanistische Lebenskunde.<br />

Weitere Informationen zum Lebenskundeunterricht<br />

in Berlin und Brandenburg und zur<br />

Qualifizierung dafür unter www.lebenskunde.de<br />

und unter Tel.: 03321 402532 (Dr. Volker Mueller)<br />

und 030 61390460 (Dr. Heike<br />

Kuschmierz). Nachfragen zum Programm <strong>der</strong><br />

Fachtagung am 6. Dezember 2007 und Anmeldungen<br />

bitte per E-Mail an: gerd.eggers@t-online.<br />

David Driese<br />

Landestreffen <strong>der</strong> JuHu’s<br />

in Brandenburg<br />

Potsdam – Vom 28. bis 30. September 2007<br />

trafen sich die Jungen Humanisten aus verschiedenen<br />

brandenburgischen Regionen in<br />

Strausberg (Märkisch-O<strong>der</strong>land) zu ihrem<br />

traditionellen Landestreffen. Sie verabschiedeten<br />

dort eine Erklärung zur verbandsinternen<br />

Jugendarbeit.<br />

■ Im Rahmen <strong>der</strong> traditionellen Kennenlernrunde<br />

begrüßte <strong>der</strong> gastgebende Freidenkerbund<br />

Barnim (Bernau) die rund 80<br />

Jungen Humanisten vom Humanistischen<br />

Freidenkerbund Havelland e.V., vom<br />

HIBBZ e.V. Eberswalde und von den Jungen<br />

Humanisten aus dem Landkreis Dah-<br />

Erklärung <strong>der</strong> Jungen Humanistinnen und Humanisten in<br />

Deutschland e.V zum Thema: <strong>Verband</strong>sinterne Jugendarbeit<br />

(Grundlage einstimmig verabschiedet auf dem<br />

Landestreffen <strong>der</strong> Jungen Humanisten im Land<br />

Brandenburg am 30. September 2007 in<br />

Strausberg, aufgegriffen und unterstützt von<br />

den Jungen Humanistinnen und Humanisten<br />

in Deutschland e.V.)<br />

Globalisierung und Gesellschaftswandel, Kapitalismus<br />

und soziale Ungerechtigkeit,<br />

Krieg und Frieden, Demokratie und Diktatur,<br />

Freiheit und Unterdrückung sind Herausfor<strong>der</strong>ungen,<br />

die heute unser Leben beeinflussen.<br />

Wir befinden uns in einer Zeit, in<br />

<strong>der</strong> die Klarheit von Werten verschwimmt<br />

und in <strong>der</strong> wir ständig all unsere Auffassungen<br />

hinterfragen müssen.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e trifft dies auf die Heranwachsenden<br />

in unserer Gesellschaft zu. „Sie brauchen<br />

unsere Aufmerksamkeit und unsere Zuwendung;<br />

sie brauchen und wollen Werteorientierung.<br />

Wir dürfen sie in den prägenden<br />

Jahren des Aufwachsens, bei ihrer subjektiven<br />

Aneignung <strong>der</strong> Welt nicht allein lassen.“ *<br />

An dieser Stelle verstehen wir den Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong> als eine Institution, die jungen<br />

Menschen eine Werteorientierung anbietet<br />

und eigenständiges sowie verantwortungsvolles<br />

demokratisches Denken und<br />

Handeln för<strong>der</strong>t. Uns ist es wichtig, Jugendliche<br />

aufzufangen, ihnen Angebote zu machen<br />

und Raum zu geben sowie als Ansprechpartner<br />

zur Seite zu stehen. Dafür ist es<br />

unerlässlich, Jugendorganisationen zu schaffen,<br />

diese zu för<strong>der</strong>n und zu entwickeln, sodass<br />

auch in Zukunft kommende Generationen<br />

die Werte und Ziele des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es vertreten können.<br />

Deswegen for<strong>der</strong>n wir<br />

- jede an <strong>der</strong> Basis wirkende Organisation<br />

auf, aktiv Jugendliche zu gewinnen, mit ihnen<br />

zu arbeiten und ihre Entwicklung zu unterstützen.<br />

- die Arbeit mit den Jugendgruppen auf einem<br />

gemeinsamen Wertekonsens (Humanistisches<br />

Selbstverständnis) aufzubauen.<br />

- die Verbände auf, in einen Austausch zu treten,<br />

in dem ein Diskurs über die interne Jugendverbandsarbeit<br />

vorangetrieben wird.<br />

- die Integration <strong>der</strong> Jugendlichen in die Erwachsenenorganisationen<br />

sowie in die Gremien<br />

<strong>der</strong> Humanistischen Verbände<br />

Deutschlands.<br />

Bei einer Unterstützung dieser For<strong>der</strong>ung<br />

wird es uns möglich sein, die oben genannten<br />

Aufgaben und Ziele bewältigen zu können.<br />

Denn wenn wir dies nicht bewerkstelligen,<br />

werden eine Weiterentwicklung des<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong>es und ein Ausbau<br />

<strong>der</strong> gesellschaftlichen Anerkennung umso<br />

schwerer realisierbar sein.<br />

Die Jugend ist nicht nur die Zukunft <strong>der</strong> Gesellschaft,<br />

son<strong>der</strong>n auch die des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es!<br />

Hierbei sei all denen Dank gesagt, die bisher<br />

viel Zeit und Kraft in die Jungen Humanistinnen<br />

und Humanisten in Deutschland e.V.<br />

und vor allem in den einzelnen Mitgliedsverbänden<br />

investiert haben und dies weiterhin<br />

tun.<br />

* Aus: Bündnis für Werte in <strong>der</strong> Erziehung<br />

im Land Brandenburg (2007), S. 3<br />

4/2007 9


me-Spreewald. Als Gäste nahmen junge<br />

Humanisten und Rationalisten aus Polen<br />

und aus Hannover (Nie<strong>der</strong>sachsen) teil.<br />

Zu Beginn <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

richtete Gerd Wartenberg, Vorsitzen<strong>der</strong> des<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong>es Berlin-Brandenburg,<br />

ein Grußwort an die Jugendlichen.<br />

<strong>Der</strong> erste Landessprecher David Driese<br />

gab den Bericht über die zurückliegende<br />

Zeit und einen Ausblick auf Künftiges. Florian<br />

Noack berichtete über die finanzielle Situation<br />

<strong>der</strong> Landesorganisation und in seiner<br />

Eigenschaft als neues Mitglied des Vorstandes<br />

<strong>der</strong> Bundes-JuHus informierte er<br />

über <strong>der</strong>en Arbeit. Karina Berg, Andrea Rätzel<br />

und Martin Roth sprachen über die<br />

zurückliegende Arbeit in ihren Gebietskörperschaften.<br />

Komplettiert wurde alles durch<br />

Silvana Uhlrichs Bericht aus <strong>der</strong> IHEYO<br />

und einen Beitrag unserer polnischen<br />

Freunde, die über die komplizierte Situation<br />

<strong>der</strong> Humanisten und Rationalisten in<br />

Polen Auskunft gaben.<br />

Einstimmig verabschiedeten die Mandatsträger<br />

eine Erklärung zur verbandsinternen<br />

Jugendarbeit (verfasst von Florian<br />

Noack und David Driese), die sie an den<br />

Vorstand des HVBB adressierten und dem<br />

JuHu-Bundesvorstand zur „Nachnutzung“<br />

übergaben, um nach Abstimmung in den<br />

Län<strong>der</strong>n mit einer gemeinsamen Erklärung<br />

auftreten zu können.<br />

Abschließend verabredete man sich zum<br />

nächsten Landestreffen vom 26. bis 28. September<br />

2008, <strong>der</strong> Ort steht noch nicht fest.<br />

Neben <strong>der</strong> konzentrierten Arbeit gab es<br />

auch wie<strong>der</strong> ausreichend Gelegenheit für<br />

Eine wissenschaftliche Fachtagung<br />

<strong>der</strong> Rosa-Luxemburg-Stiftung in<br />

Kooperation mit <strong>der</strong> Humanistischen<br />

Akademie Deutschland und<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft für radikale<br />

Philosophie widmet sich am<br />

2. Februar 2007 dem Thema<br />

„Wertedebatte, Neue Armut und<br />

soziale Gerechtigkeit –<br />

Überlegungen zu einem<br />

‚Humanistischen Sozialwort’“.<br />

Nähere Informationen: 030 619040<br />

o<strong>der</strong> info@Humanistische-<br />

Akademie.de.<br />

10<br />

4/2007<br />

Gespräche am Rande. Das vom HIBBZ<br />

vorbereitet „Chaos-Spiel“ vermittelte geschickt<br />

verpackt neben je<strong>der</strong> Menge Spaß<br />

auch viele inhaltliche Bezüge zum humanistischen<br />

Selbstverständnis. Da die Teams gemischt<br />

worden waren, lässt sich keine Delegation<br />

als Sieger benennen. Wer dabei war,<br />

wird aber zustimmen: Gewinner waren alle!<br />

Patricia Block<br />

Begraben unter Bäumen<br />

<strong>Humanistischer</strong> Bestattungshain in Berlin<br />

eröffnet<br />

Berlin – Am 16. September, dem bundesweiten<br />

„Tag des Friedhofs“, eröffnete <strong>der</strong> Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> Deutschlands, Landesverband<br />

Berlin e. V., den „Humanistischen<br />

Bestattungshain“, eine verbandseigene Urnengrabstätte<br />

auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.<br />

■ Immer beliebter wird die Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> naturnahen Bestattung einer Urne an<br />

den Wurzeln eines Baumes. In Berlin ging<br />

das bisher nur auf dem Südwestkirchhof in<br />

Stahnsdorf. Ein eigener Bestattungsort<br />

entspricht daher genau dem häufig<br />

geäußerten Wunsch vieler Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Entsprechend groß war <strong>der</strong> Andrang, als<br />

am 16. September mit einer festlichen Zeremonie<br />

in <strong>der</strong> Feierhalle des Waldfriedhofs<br />

Zehlendorf das Nutzungsrecht an <strong>der</strong><br />

Familienurnengrabstätte symbolisch dem<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong> übertragen<br />

wurde.<br />

Vor etwa 150 Anwesenden wies <strong>der</strong> Zehlendorfer<br />

Bezirksbürgermeister Norbert<br />

Kopp (CDU) in seinem Grußwort darauf<br />

hin, dass es dem Humanistischen <strong>Verband</strong><br />

gelungen sei, einen neuen Akzent in <strong>der</strong> Berliner<br />

Bestattungskultur zu setzen. Menschen<br />

suchten neue, individuelle Wege, brächen<br />

alte Traditionen auf und fänden neue Ausdrucksformen<br />

einer Gedenk- und Erinnerungskultur,<br />

die die weltanschaulich-religiöse<br />

Vielfalt einer Metropole wie Berlin angemessen<br />

berücksichtige.<br />

Die Familienurnengrabstätte befindet<br />

sich auf einer 5000 qm großen Rasenfläche,<br />

bewachsen mit etwa 200 Birken, Kiefern<br />

und Sträuchern. Mitglie<strong>der</strong> des HVD sowie<br />

ihre engsten Angehörigen haben hier die<br />

Möglichkeit, ein anonymes Urnengrab ent-


Anfang November fand die erste stille<br />

Abschiednahme auf dem verbandseigenen<br />

Grabfeld statt. Prof. Michael<br />

McPherson aus Santiago de Cuba, <strong>der</strong><br />

unter tragischen Umständen in Frankfurt<br />

am Main ums Leben kam, erhielt dort<br />

seine letzte Ruhestätte. Auf <strong>der</strong><br />

Beisetzung erinnerte unser <strong>Verband</strong>smitglied<br />

Dr. Udo Skladny, ein enger<br />

Freund <strong>der</strong> Familie McPherson, mit<br />

einfühlsamen und persönlichen Worten<br />

an den Verstorbenen. Die Witwe tröstet<br />

<strong>der</strong> Gedanke, dass das Grab ihres<br />

Mannes einen ihrem Leben<br />

entsprechenden Platz in freier Natur<br />

gefunden hat.<br />

we<strong>der</strong> direkt am Baum o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Wiese<br />

auch schon zu Lebzeiten zu erwerben, ganz<br />

in <strong>der</strong> Nachbarschaft zu Willy Brandt, Otto<br />

Suhr, Ernst Reuter o<strong>der</strong> Hildegard Knef,<br />

die hier ihre letzte Ruhe fanden.<br />

An<strong>der</strong>s als bei einer Bestattung im<br />

„Friedwald“ bleibt die Fläche hier nicht sich<br />

selbst überlassen, son<strong>der</strong>n wird von Landschaftsgärtnern<br />

behutsam gepflegt. Ein gestalteter<br />

Gedenkplatz bietet zusätzlichen<br />

Raum für Ruhe und Besinnung. Die Beisetzung<br />

<strong>der</strong> Urne, mit einer Ruhezeit von 20<br />

Jahren, erfolgt ohne individuelle Grabstellenkennzeichnung.<br />

Es wird aber über Möglichkeitennachge-<br />

dacht, für diejenigen,<br />

die nicht ganz so anonym<br />

bestattet werden<br />

wollen, z.B. einen nach<br />

alter Tradition hergestellten<br />

Ziegelstein mit<br />

dem Namen zu versehen<br />

und am Rande des<br />

Feldes einzulassen. Für<br />

die Gedenkstele spaltete<br />

<strong>der</strong> Brandenburger<br />

Holzgestalter Andreas<br />

Dorfstecher eine Eiche,<br />

die mit dem Logo<br />

des HVD versehen<br />

wurde. Die dazu<br />

gehörenden Bänke<br />

werden im kommenden<br />

Frühjahr aufgestellt. Da das Nie<strong>der</strong>legen<br />

von Blumen, Gestecken und Kränzen<br />

auf dem Areal laut Friedhofsordnung nicht<br />

gestattet ist, bietet ein an <strong>der</strong> Stele angebrachtes<br />

Gefäß aus poliertem Granit die<br />

Möglichkeit <strong>der</strong> Blumenablage.<br />

Mein Platz<br />

Schon am Montag nach <strong>der</strong> offiziellen<br />

Eröffnung des Bestattungshaines stand das<br />

Telefon bei Regina Malskies, Kulturreferentin<br />

des Humanistischen <strong>Verband</strong>es Berlin,<br />

nicht mehr still. Die Anrufer interessierten<br />

sich für das konkrete Verfahren, für<br />

Preise und Fristen und ob sich bestimmte<br />

Plätze schon vorab reservieren lassen. <strong>Diesseits</strong><br />

sprach mit HVD-Mitglied Dorit Albrecht,<br />

die sich als Erste „ihren“ Platz ausgesucht<br />

und gesichert hat.<br />

Frau Albrecht, 66 Jahre alt, schloss 2002<br />

beim HVD eine Patientenverfügung ab.<br />

Nun fand sie es an <strong>der</strong> Zeit, sich gedanklich<br />

damit zu befassen, wo sie später einmal be-<br />

Mitmachen und Gewinnen<br />

In vielen Diskussionsrunden<br />

versuchte <strong>der</strong> Berliner Landesvorstand<br />

einen passenden<br />

Begriff für diese neue<br />

Bestattungsform zu finden.<br />

Gar nicht einfach, wie sich<br />

bald erwies. Begriffe wie<br />

Friedwald o<strong>der</strong> Ruheforst,<br />

sind zwar umgangssprachlich<br />

eingebürgert, aber auch<br />

urheberechtlich geschützt.<br />

Auch Friedhain, Ruhehain<br />

o<strong>der</strong> Ruhepark sind schon<br />

vergeben. So ist <strong>Humanistischer</strong><br />

Bestattungshain zwar<br />

ein sachlich korrekter Begriff,<br />

aber Schöneres ließe<br />

sich denken. Bitte teilen Sie<br />

bis 15. Januar 2008 <strong>der</strong> Redaktion<br />

diesseits Ihre Ideen<br />

mit. Unter allen Einsen<strong>der</strong>n<br />

wird das Buch von Peter<br />

Cardoff und Conny Böttger<br />

„<strong>Der</strong> letzte Pass. Fussballzauber<br />

in Friedhofswelten“<br />

verlost.<br />

In Deutschland ist es dem<br />

Fußballer und dessen Fan<br />

nicht erlaubt, seine Asche<br />

auf dem Platz verstreuen<br />

o<strong>der</strong> sich am Spielfeldrand<br />

beisetzen zu lassen. Wie<br />

aber auch hierzulande die<br />

Leidenschaft für das runde<br />

Le<strong>der</strong> mit <strong>der</strong> letzten<br />

Ruhestätte vereinbart<br />

werden kann, zeigen die<br />

beiden Autoren mit ihrem<br />

Einblick in die Friedhofswelt<br />

von Fußballspielern,<br />

Trainern, Fans und an<strong>der</strong>en<br />

Begeisterten. Ihr Augenmerk<br />

richten sie dabei auf die<br />

Grabmalgestaltung<br />

berühmter Spieler. So weiß<br />

Jürgen Sparwasser schon,<br />

was eines Tages auf seinem<br />

Grabstein stehen wird: Nur<br />

„Hamburg 74“ und je<strong>der</strong><br />

weiß Bescheid.<br />

Cardorff schrieb in diesseits Nr.<br />

68 den Artikel „Was sucht ihr die<br />

Lebendigen bei den Toten“.<br />

4/2007 11


Dorit Albrecht<br />

erdigt sein wolle. „Man muss sich ja langsam<br />

mal kümmern, auch wenn ich noch zwanzig<br />

Jahre mitspielen möchte.“ Da kam die<br />

Einladung zur Eröffnung des Humanistischen<br />

Bestattungshaines gerade richtig.<br />

Auf <strong>der</strong> gedruckten Einladungskarte strahlte<br />

ein kleines Bäumchen im purpurroten<br />

Laub auf <strong>der</strong> ansonsten lichten grünen<br />

Fläche. Die langjährige Regieassistentin mit<br />

einem geübten Blick für Bil<strong>der</strong> fühlte sich<br />

„magisch“ angezogen: „Das könnte es sein.“<br />

Den Friedhof kannte sie, Freunde <strong>der</strong> Eltern<br />

liegen dort und sie selbst war auf <strong>der</strong> Beerdigung<br />

von Hildegard Knef, die dort ein<br />

Ehrengrab hat. Nach <strong>der</strong> offiziellen Eröffnungsrede<br />

in <strong>der</strong> Feierhalle öffneten sich die<br />

Glastüren und gaben den Blick auf den Bestattungshain<br />

frei. Die Septembersonne<br />

strahlte genau auf diesen Baum und „Prunus<br />

cerasifera nigra“, die Blutpflaume, leuchtete<br />

in unbeschreiblich warmen Rottönen.<br />

„Da wusste ich, Dorit, das ist dein Platz. Es<br />

war Liebe auf den ersten Blick. Diese Farbe<br />

entspricht genau meinem Temperament.“<br />

Wer Frau Albrecht erlebt, weiß, dass sie<br />

recht hat. Die energiegeladene Dame musste<br />

während ihrer Berufsjahre als Regieassistentin<br />

Schauspieler und Laiendarsteller motivieren,<br />

auch noch nach 8 Stunden Drehzeit<br />

mit Schwung durchs Bild zu stürmen.<br />

Diesen Elan bringt sie heute in die Seniorenarbeit<br />

des Humanistischen <strong>Verband</strong>es<br />

ein.<br />

Hinzu kommt, dass die gebürtige Zehlendorferin<br />

es auch irgendwie gut findet, in<br />

diesen Kiez zurückzukehren, auch wenn sie<br />

die Gegend schon als Kind verlassen hat. Ihr<br />

Berufsleben spielte sich in den DEFA-Studios<br />

im brandenburgischen Potsdam-Babelsberg<br />

ab. Ein bisschen Brandenburg wird<br />

sie dann auch wie<strong>der</strong> um sich haben. <strong>Der</strong><br />

Holzbildhauer Andreas Dorfstecher versicherte<br />

ihr, dass die Eiche, die er für die Stele<br />

gespalten hat, aus einem Wald bei Perleberg<br />

stammt.<br />

12<br />

4/2007<br />

Das Planquadrat FA Nr. 49, genau einen<br />

Quadratmeter groß, ist jetzt ihres. 349 Euro<br />

hat sie sich dies kosten lassen. Die darauf stehende<br />

Blutpflaume ist noch ein junges<br />

Bäumchen. Sie wird es immer mal besuchen<br />

in den nächsten Jahren, will sehen, wie<br />

wun<strong>der</strong>schön es im Frühling blüht, ob es<br />

Früchte trägt und ob wirklich so viele Vögel<br />

in ihm nisten. Dies verspricht zumindest<br />

ein botanisches Lehrbuch. Sie wird sich dem<br />

Baum vorstellen, ihm ihr Leben erzählen.<br />

„Ich bin we<strong>der</strong> verwirrt, noch spirituell angehaucht,<br />

aber vielleicht kann das <strong>der</strong> Ort<br />

werden, an dem ich mir über mich selbst<br />

Gedanken mache.“ Gedanken über ihre Bestattung<br />

muss sie sich nun nicht mehr machen:<br />

„Es ist ein gutes Gefühl, das geregelt<br />

zu haben.“ Wenn <strong>der</strong> Sohn das nächste Mal<br />

zu Besuch kommt, wird sie ihm das<br />

Fleckchen zeigen. Und sie wird auch eine<br />

Bekannte mitnehmen, die noch zögerlich<br />

ist. Am Eröffnungstag hat sie jedoch schon<br />

mit einer Birke, nicht weit von ihrem Baum<br />

entfernt, geliebäugelt.<br />

Weitere Informationen: Regina Malskies, 030<br />

61390441<br />

Michael Bauer<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong><br />

beantragt<br />

Weltanschauungsschule<br />

Nürnberg – Ergänzend zu seiner Berufungsklage<br />

für seine reformpädagogische Grundschule<br />

hat <strong>der</strong> HVD-Nürnberg am 20. September<br />

2007 nun auch die Zulassung einer<br />

humanistischen Weltanschauungsschule<br />

beantragt. Diese Schule soll in den Unterrichtsmethoden<br />

<strong>der</strong> reformpädagogischen<br />

Schule weitgehend entsprechen, jedoch ein<br />

noch größeres Gewicht auf ein weltlich-humanistisches<br />

Schulprofil legen.<br />

■ Ein entsprechen<strong>der</strong> Zulassungsantrag<br />

wurde von bisher 35 Eltern unterstützt. Sie<br />

haben den HVD-Nürnberg als Schulträger<br />

beauftragt, eine solche Schule zu errichten<br />

und zu betreiben. Eine Reaktion <strong>der</strong> für die<br />

Genehmigung zuständigen Regierung von<br />

Mittelfranken lag bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht vor.<br />

Bereits vier Jahre währt <strong>der</strong> Kampf um<br />

die Genehmigung einer reformpädagogischen<br />

Schule im mittelfränkischen Fürth.<br />

Im Februar hatte das Verwaltungsgericht<br />

Ansbach den Antrag auf eine Humanistische<br />

Schule negativ entschieden. Auch die<br />

Einholung eines eigenen pädagogischen<br />

Fachgutachtens zur Beurteilung des Konzepts<br />

hatte das Gericht abgelehnt. Darauf<br />

reagierte <strong>der</strong> HVD mit Unverständnis,<br />

denn „unser Konzept hat diese Abfuhr nicht<br />

verdient“, so Helmut Fink, <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

des <strong>Verband</strong>es in Nürnberg und Mitglied<br />

des HVD-Bundesvorstandes. Inzwischen<br />

geht <strong>der</strong> Prozess vor dem Verwaltungsgericht<br />

in München in Berufung.<br />

<strong>Der</strong> HVD Nürnberg spielt eine Vorreiterrolle,<br />

wenn es um die humanistische Betreuung<br />

und Erziehung von Kin<strong>der</strong>n geht.<br />

In seinen öffentlichen Kin<strong>der</strong>tagesstätten<br />

werden <strong>der</strong>zeit 270 Mädchen und Jungen<br />

liebevoll betreut.<br />

Da wun<strong>der</strong>t es nicht, dass viele Eltern an<br />

einer humanistischen Schulbildung ihrer<br />

Kin<strong>der</strong> interessiert sind, zumal es noch keine<br />

Privatschule in Fürth gibt. <strong>Der</strong> Humanistische<br />

<strong>Verband</strong> Nürnberg will in Fürth<br />

nicht lockerlassen.<br />

Die Genehmigung <strong>der</strong> HVD-Privatschule<br />

in Berlin zeigt, dass die verfassungsmäßige<br />

Gleichbehandlung von anerkannten<br />

Weltanschauungsgemeinschaften möglich<br />

und politisch sowie gegebenenfalls juristisch<br />

durchsetzbar ist.<br />

HVD-Nürnberg füttert<br />

„Internetradio“<br />

Nürnberg – <strong>Der</strong> HVD-Nürnberg beschreitet<br />

neue Wege <strong>der</strong> Internetkommunikation. Er<br />

stellt künftig regelmäßig Podcasts im mp3-<br />

Format zu wichtigen Ereignissen aus dem<br />

<strong>Verband</strong>sleben auf seiner Homepage zum<br />

Anhören o<strong>der</strong> Herunterladen zur Verfügung –<br />

journalistisch aufbereitet, vor Ort produziert<br />

und informativ.<br />

■ Geschäftsführer Michael Bauer, <strong>der</strong> in<br />

jungen Jahren selbst für das Fernsehen gearbeitet<br />

hat, freut sich: „Wir wollen das Medium<br />

Internet mit seinen großartigen Möglichkeiten<br />

nutzen, um über unsere Angelegenheiten<br />

nach professionellen Standards zu<br />

berichten. Mit dem Einstieg ins Podcasting<br />

sind wir in diesem Bereich journalistisch in<br />

einer angemessenen Qualität vertreten.“<br />

<strong>Der</strong> HVD-Nürnberg setzt sich damit<br />

von <strong>der</strong> im freigeistig-humanistischen Pu-


likationswesen verbreiteten Sendeform <strong>der</strong><br />

eingesprochenen Rundfunkrede ab. Im<br />

Bayerischen Rundfunk etwa gibt es in den<br />

frühen Morgenstunden des Sonntags einmal<br />

monatlich ein kurzes Fenster, das vom<br />

Bund für Geistesfreiheit Bayern mit selbst<br />

gesprochenen Beiträgen gefüllt wird.<br />

Die Sen<strong>der</strong>echte <strong>der</strong> Kirchen in Rundfunk<br />

und Fernsehen sind reichhaltig. Eigene<br />

Magazinsendungen, kirchlich beaufsichtigte<br />

Redaktionen, die Übertragung von<br />

Gottesdiensten sind hierfür Beispiele. Abgesichert<br />

wird <strong>der</strong> kirchliche Einfluss auf die<br />

Berichterstattung auch durch die zahlreichen<br />

kirchlichen Sitze in den Rundfunkräten.<br />

Die Sendemöglichkeiten freigeistiger<br />

Verbände im öffentlich-rechtlichen Rundfunk<br />

sind dagegen sehr gering und ihr Einfluss<br />

auf die Berichterstattung ist marginal.<br />

„Umso wichtiger ist es, diese alten Medienstrukturen<br />

zu durchbrechen und neue<br />

Verbreitungswege zu nutzen“, so Bauer.<br />

Nachdem das Internet auch als Audiomedium<br />

prinzipiell allen zugänglich ist, müssen<br />

hier nicht erst mühsam juristische o<strong>der</strong> technische<br />

Voraussetzungen geschaffen werden.<br />

<strong>Der</strong> erste humanistische Podcast berichtet<br />

über das Eröffnungsfest <strong>der</strong> neuen Kin<strong>der</strong>krippe<br />

im Nürnberger Stadtteil Mögeldorf.<br />

Er enthält unter an<strong>der</strong>em Interviews<br />

mit <strong>der</strong> Grünen-Landtagsabgeordneten<br />

Christine Stahl, <strong>der</strong> Krippenleiterin Julia<br />

Ehmke und dem Nürnberger HVD-Vorsitzenden<br />

Helmut Fink.<br />

Ein weiterer Podcast über das Fest anlässlich<br />

des symbolischen Spatenstichs für das<br />

innovative Wohnprojekt „WohnenPlus“<br />

am Nürnberger Karl-Bröger-Platz, an dem<br />

das Humanistische Sozialwerk Bayern beteiligt<br />

ist, befindet sind ebenfalls auf <strong>der</strong> Homepage<br />

www.hvd-nuernberg.de und wartet<br />

auf Zuhörer. Die Produktionen werden von<br />

<strong>der</strong> Firma Träger P.R. Fürth, betreut.<br />

Michael Bauer<br />

Häuser für Kin<strong>der</strong><br />

Nürnberg – <strong>Der</strong> Humanistische <strong>Verband</strong><br />

Nürnberg eröffnete zwei neue Kin<strong>der</strong>krippen<br />

in Nürnberg und Fürth<br />

■ Humanistisches Haus für Kin<strong>der</strong><br />

Nürnberg-Mögeldorf<br />

Am 3. September hat die neue zweigruppige<br />

Humanistische Kin<strong>der</strong>krippe in Mögel-<br />

dorf ihren Betrieb aufgenommen. Nach<br />

etwa sechs Monaten Bauzeit werden jetzt in<br />

Nürnberg-Mögeldorf 24 kleine Nürnbergerinnen<br />

und Nürnberger vom Neugeborenen<br />

bis zu drei Jahren liebevoll und fürsorglich<br />

betreut und geför<strong>der</strong>t.<br />

<strong>Der</strong> HVD-Nürnberg hat damit seinen<br />

seit 1994 bestehenden Kin<strong>der</strong>garten in <strong>der</strong><br />

Ziegenstraße zum „Haus für Kin<strong>der</strong>“ erweitert.<br />

Er bietet dort künftig 74 Betreuungsplätze<br />

für Kin<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Geburt bis<br />

zum 6. Lebensjahr an. Das pädagogische<br />

Team umfasst neun Mitarbeiterinnen, die<br />

von hauswirtschaftlichen Kräften unterstützt<br />

werden. Die Verpflegung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

wird frisch und „bio“ in <strong>der</strong> Einrichtung<br />

von einem qualifizierten Koch zubereitet.<br />

Bei <strong>der</strong> gelungenen Eröffnungsfeier am<br />

27. September konnten unter an<strong>der</strong>em die<br />

Grünen-Landtagsabgeordnete Christine<br />

Stahl und <strong>der</strong> SPD-Fraktionsvorsitzende im<br />

Stadtrat, Gebhardt Schönfel<strong>der</strong>, begrüßt<br />

werden. Aus dem Stadtrat ebenfalls gekommen<br />

waren Ulrike Hölldobler-Schäfer<br />

(CSU), Dr. Susanne Jauch und Arif Tasdelen<br />

(beide SPD).<br />

■ Humanistisches Haus für Kin<strong>der</strong><br />

Fürth-Am Südstadtpark<br />

Nicht ganz so reibungslos ging die neue<br />

Kin<strong>der</strong>krippe in Fürth in Betrieb. Zwar<br />

kamen auch hier Anfang September die<br />

Kleinen in ihre Krippe – doch das Gebäude<br />

war noch gar nicht fertig. Nachdem widrige<br />

Stimmen im Fürther Stadtrat den<br />

Baustart verzögert hatten und zudem noch<br />

während <strong>der</strong> Errichtung manche unerwartete<br />

Schwierigkeit überwunden werden<br />

musste, konnte die Krippe zunächst nur<br />

einen Notbetrieb im Mehrzweckraum des<br />

Bestandsbaus aufnehmen. Am 1. Oktober<br />

war es dann aber so weit: Das neue, schöne<br />

und lichtdurchflutete Gebäude konnte<br />

von den 12 kleinen Kin<strong>der</strong>n und ihren<br />

drei pädagogischen Begleiterinnen in Beschlag<br />

genommen werden. Damit werden<br />

im nunmehr sechsgruppigen Humanistischen<br />

Haus für Kin<strong>der</strong> in Fürth 140 Kin<strong>der</strong><br />

im Alter bis 12 Jahren betreut.<br />

Am 19.10. kam dann gleich hoher Besuch:<br />

<strong>Der</strong> Fürther Oberbürgermeister Dr.<br />

Thomas Jung und <strong>der</strong> Vorsitzende des Fürther<br />

Sparkassen-Vorstands Rainer Heller<br />

brachten einen Scheck vorbei und stießen<br />

mit den Aktiven vor Ort auf das neue Gebäude<br />

an.<br />

Neuer Regionalverband<br />

in <strong>der</strong> Region Weser-<br />

Ems<br />

Hannover – Als Zeichen eines gewachsenen<br />

Selbstbewusstseins gründeten 24 Delegierte<br />

aus Humanistischen Verbänden nie<strong>der</strong>sächsischer<br />

Städte und Landkreise am 8. September<br />

2007 in Brake an <strong>der</strong> Unterweser einen<br />

neuen Regionalverband. Er wird sich<br />

weit über das Weser-Ems-Gebiet hinaus bis<br />

an die Elbe erstrecken und auch den Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong> Bremen mit einbeziehen.<br />

■ Die langjährige Arbeitsgemeinschaft, die<br />

als freiwilliger Zusammenschluss unter dem<br />

Namen „Freie Humanisten“ über 50 Jahre<br />

im Norden Nie<strong>der</strong>sachsens funktionierte,<br />

wurde nun zum <strong>Verband</strong>steil des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es Nie<strong>der</strong>sachsen.<br />

Satzung und Neugründung erfolgten<br />

mit großer Mehrheit. Mit Hartmut Meyer<br />

an <strong>der</strong> Spitze werden sich im Vorstand<br />

langjährige Erfahrung und neuer Elan ideal<br />

ergänzen. <strong>Der</strong> Präsident des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es Nie<strong>der</strong>sachsen, Prof. Dr.<br />

Hero Janßen, sowie <strong>der</strong> Landessprecher Jürgen<br />

Gerdes, zeigten sich zufrieden mit dem<br />

Sitzungsverlauf und bekräftigten ihre Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> künftigen Arbeit.<br />

Diese wird vorrangig auf <strong>der</strong> Koordinierungsebene<br />

liegen, wobei die Orts- und<br />

Kreisverbände weiterhin ihre eigenständige<br />

Arbeit bei <strong>der</strong> Betreuung ihrer Mitglie<strong>der</strong><br />

wahrnehmen.<br />

Eine erste Arbeitstagung des Regionalverbandes<br />

fand bereits am 10. und 11. November<br />

in Tossens zum Thema „Umweltschutz“<br />

statt.<br />

<strong>Der</strong> Einladung zur bereits in <strong>der</strong> bisherigen<br />

Arbeitsgemeinschaft schöne Tradition<br />

gewordenen Morgenfeier (Matinee) waren<br />

neben den Delegierten <strong>der</strong> Mitgliedsverbände<br />

auch zahlreiche Gäste gefolgt. Die<br />

Feieransprache hielt <strong>der</strong> Landessprecher Jürgen<br />

Gerdes zum Thema „Wir Humanisten<br />

– Werte und Ideale für eine mo<strong>der</strong>ne, säkulare<br />

Gesellschaft“.<br />

4/2007 13


14<br />

4/2007


Patricia Block<br />

20Jahre diesseits<br />

■ Schon ein Jahr lang diskutiert <strong>der</strong> Vorstand<br />

über die <strong>Verband</strong>szeitschrift „Stimme<br />

des Freidenkers“. Nach einer Kompletterneuerung<br />

soll sie bundesweit agieren und<br />

den Spagat zwischen Mitglie<strong>der</strong>zeitung und<br />

Publikumsmagazin schaffen.<br />

Ein entsprechendes Papier benennt das<br />

Problem: „Freidenker wissen, dass in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit, in den Medien nur selten<br />

und unvollkommen Ziele und Arbeit <strong>der</strong><br />

Freidenkerbewegung diskutiert werden.<br />

Um die eigenen Sprachlosigkeit und die<br />

Medien-Barriere zu überwinden, wird eine<br />

qualitativ gute Freidenkerzeitschrift bundesweit<br />

immer wichtiger.“ Diese müsse „als<br />

öffentliches Forum für die … Verbreitung<br />

einer mo<strong>der</strong>nen humanistisch-wissenschaftlichen<br />

Weltanschauung wirken. (…) Die<br />

Zeitschrift will in populärwissenschaftlicher<br />

Form dazu betragen, die kulturellen, sozialen,<br />

politischen und ethischen Probleme <strong>der</strong><br />

Gegenwart für eine humane und friedliche<br />

Zukunft <strong>der</strong> Gesellschaft, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Mensch<br />

das höchste Wesen für die Menschen ist, zu<br />

lösen“. Ein hehres Ziel und angesichts <strong>der</strong><br />

Leserzahl vielleicht etwas hoch gegriffen. Als<br />

Zielgruppe fasste man „junge anpolitisierte<br />

Menschen zwischen 20 und 35 Jahren“ ins<br />

Auge. Das, daran lässt sich nichts schönreden,<br />

ist nie erreicht worden und wird heute<br />

in dieser Ausschließlichkeit auch nicht mehr<br />

angestrebt.<br />

Dezemberschreck<br />

Am 12. Januar 1987 fällt die Entscheidung,<br />

das Konzept steht, unter verschiedenen Titeln<br />

wird „diesseits“ ausgewählt.<br />

Und so verabschiedete sich die letzte<br />

Ausgabe <strong>der</strong> seit 1958 herausgegebenen<br />

„Stimme des Freidenkers“ mit dem Hinweis,<br />

man wolle mit einer neuen Zeitschrift<br />

„mehr und mehr über die verbandsinternen<br />

Erörterungen hinausgehen“. Was auch gelingt.<br />

Dem ersten neuen Heft ist seine Herkunft<br />

nicht anzumerken, ein buntes Sam-<br />

1987 – große Ereignisse schicken ihre Vorboten voraus. Anfang des Jahres kündigt Michail<br />

Gorbatschow auf einem Plenum seines Zentralkomitees die beabsichtigte Perestroika an.<br />

Bald darauf landet Matthias Rust mit seiner Cesna auf dem Roten Platz in Moskau. Erich<br />

Honecker zieht es in die an<strong>der</strong>e Richtung – er besucht als erster DDR-Staatschef die BRD.<br />

Gorbatschow und Reagan unterzeichnen den Vertrag zum vollständigen Abbau aller nuklearen<br />

Mittelstreckenwaffen. Aufbruchstimmung allerorten – so auch beim Berliner Freidenkerverband.<br />

Jüngere, politisch und weltanschaulich interessierte Mitglie<strong>der</strong> gelangen in<br />

Führungspositionen. Das Projekt „Lebenskunde“ war erfolgreich gestartet. Mit viel Enthusiasmus<br />

gehen diese Aktivisten daran, ihre Bewegung aus den Hinterzimmern <strong>der</strong> Vereinslokale<br />

zu holen. Öffentlichkeitsarbeit hieß schon damals das Zauberwort.<br />

melsurium von Beiträgen ohne <strong>Verband</strong>sklammer.<br />

Ungeteilte Zustimmung findet<br />

das nicht. Das Editorial weist auch mit keinem<br />

Wort auf die Neugründung hin. Erst<br />

in Heft 2 ging <strong>der</strong> damalige verantwortliche<br />

Redakteur Wolfgang Jaskulski auf den<br />

Schreck ein, den das neue Blatt bei einigen<br />

Lesern ausgelöst hatte. Erst hier erklärte<br />

man dem Neuling in <strong>der</strong> Leserschaft, dass es<br />

sich um die Nachfolgepublikation <strong>der</strong> Freidenkerzeitung<br />

handelt. Welcher Art die<br />

Schrecken waren, bleibt unerwähnt. Vielleicht<br />

war es neben <strong>der</strong> <strong>Verband</strong>sferne etwas<br />

ungeschickt, ausgerechnet als ersten Autor<br />

eines freidenkerischen Magazins den Katholiken<br />

Otto Schuhmacher über gegensätzliche<br />

Positionen innerhalb <strong>der</strong> katholischen<br />

Kirche zum Thema Aids schreiben<br />

zu lassen.<br />

Lange Vorlaufzeiten und ehrenamtliche<br />

Autoren und Redakteure können oft nicht<br />

gewährleisten, dass das aktuelle gesellschaftliche<br />

Geschehen sich im Heft wi<strong>der</strong>spiegelt.<br />

Das Winterheft 1989, erschienen am<br />

15.12., sprach von zukünftigen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in <strong>der</strong> DDR, <strong>der</strong> Mauerfall wurde<br />

nur am Rande erwähnt. Tod war das<br />

Schwerpunktthema. Man veröffentlichte lediglich<br />

einen Brief an die Freidenker im<br />

Osten, in dem man sich enttäuscht zeigte,<br />

dass die DDR-Freidenker sich in keiner<br />

Weise in die Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> DDR<br />

einbrachten, son<strong>der</strong>n diese Bewegung den<br />

Kirchen überließen.<br />

Erst ein Jahr später wendet man sich dem<br />

Thema zögerlich zu – die großen Chancen<br />

für die humanistische Bewegung wurden zu<br />

diesem Zeitpunkt noch immer nicht erkannt.<br />

Von Gemeinsamkeit noch keine<br />

Spur. Schuld daran war sicher auch <strong>der</strong><br />

schlechte Ruf des Freidenkerverbandes Ost,<br />

<strong>der</strong> auf Geheiß des Ministeriums für Staatssicherheit<br />

gegründet wurde.<br />

Sprachrohr des Bundesverbandes<br />

Und plötzlich wird es rasant. Neue Mitglie<strong>der</strong>,<br />

neue Projekte, neue Strukturen. 1991<br />

beginnen in diesseits die Diskussionen um<br />

die Umbenennung des <strong>Verband</strong>es. <strong>Diesseits</strong><br />

druckt auch die offensichtlich weniger<br />

ernst gemeinten Vorschläge ab (HumBuK –<br />

<strong>Humanistischer</strong> Bund <strong>der</strong> Konfessionslosen,<br />

ZWAU – Zwangsgemeinschaft <strong>der</strong><br />

Ungetauften). Ältere Mitglie<strong>der</strong> finden das<br />

wenig lustig und wehren sich dagegen über<br />

mehrere Ausgaben hinweg. Auf den traditionellen<br />

Namen Freidenker möchten viele<br />

gar nicht verzichten, egal welche Alternative<br />

auch gefunden wird.<br />

Ab 1992 wird überlegt, inwieweit es<br />

möglich sein würde, diesseits zum Sprachrohr<br />

des neu zu gründenden Bundesverbandes<br />

zu machen. Dessen Gründung war<br />

im November 1992 beschlossen und am 14.<br />

Januar 1993 formal vollzogen worden. Das<br />

nächste Jubiläum steht uns daher in Kürze<br />

ins Haus. <strong>Der</strong> erste Versuch als Bundeszeitung<br />

war nicht von Erfolg gekrönt, finanzi-<br />

4/2007 15


elle Turbulenzen stoppten die Euphorie des<br />

Anfangs. Es mussten dann noch einmal etliche<br />

Jahre vergehen, bis 2002 <strong>der</strong> Bundesverband<br />

endgültig Herausgeber wurde. Die<br />

Landesverbände entsandten nach und nach<br />

ihre Vertreter in die Redaktion, ein bis heute<br />

bewährtes Modell. Für Nürnberg, Nie<strong>der</strong>sachsen,<br />

NRW und Berlin gibt es in unterschiedlichen<br />

Varianten spezielle Landesseiten,<br />

die sich mehr auf die Regionalberichterstattung<br />

konzentrieren.<br />

Das formale Redaktionskonzept, <strong>der</strong><br />

Aufbau <strong>der</strong> Zeitschrift in ihre Rubriken, hat<br />

sich bewährt und ist im Wesentlichen bis<br />

heute erhalten geblieben – mit einer großen<br />

Ausnahme. Bis 2001 stand jedes Heft unter<br />

einem Schwerpunkt. Ein Thema wurde in<br />

mehreren Beiträgen aus verschiedenen Positionen<br />

differenziert aufgefächert. Mit <strong>der</strong><br />

endgültigen Umwandlung in ein Bundesorgan<br />

wichen diese Dossiers <strong>der</strong> Berichterstattung<br />

aus den Landesverbänden.<br />

Mittelfoto und Literarisches gibt es noch<br />

immer, und die Redaktion wünscht sich,<br />

dass dieser Luxus noch lange bestehen kann.<br />

Wenig auffällig war die mehrmalige Än<strong>der</strong>ung<br />

des Untertitels. Aus <strong>der</strong> „Zeitschrift<br />

für Kultur, Politik und Freidenkertum“<br />

wurde, den aktuellen Entwicklungen geschuldet,<br />

1990 die „Zeitschrift für Humanismus<br />

und Aufklärung“. Ab Heft Nr. 55,<br />

<strong>der</strong> denkwürdigen Janosch-Ausgabe 2001,<br />

heißt sie „Zeitschrift des Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong>es“. <strong>Der</strong> Haupttitel dagegen hat<br />

sich bewährt. Kurz und prägnant bringt er<br />

auf den Punkt, worum es geht. Den wird so<br />

schnell niemand än<strong>der</strong>n wollen.<br />

An dieser Stelle ist auch Dank zu sagen<br />

den „treuen“ Machern hinter den Kulissen.<br />

Gestalter Jürgen Holtfreter, Layouter Michael<br />

Pickardt und die Druckerei H&P haben<br />

das äußere, unverwechselbare Gestaltungsbild<br />

<strong>der</strong> diesseits über lange Jahre geprägt.<br />

Zwischen allen Stühlen<br />

Eine <strong>Verband</strong>szeitschrift hat vielen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu genügen. Einerseits soll sie den<br />

Herausgeber präsentieren, soll Schaufenster<br />

sein für zufällig Vorbeispazierende. Mitglie<strong>der</strong><br />

dagegen wollen gern ihre inhaltlichen<br />

Debatten wie<strong>der</strong>finden, manchmal auch<br />

ihren Unmut über Personal o<strong>der</strong> Projekte<br />

loswerden. Für einige Einzelkämpfer,<br />

wohnhaft in den „weißen Flecken <strong>der</strong> bundesdeutschen<br />

Humanismuslandkarte“, ist<br />

dieses Magazin manchmal die einzige Ver-<br />

16<br />

4/2007<br />

bindung zu ihrem <strong>Verband</strong>. Ein Patentrezept<br />

für diese Gratwan<strong>der</strong>ung gibt es nicht.<br />

Besser betuchte Unternehmen leisten sich<br />

für die erste Aufgabe ein spezielles Hochglanzmagazin.<br />

Die diesseits-Verantwortlichen<br />

stehen eher auf dem Standpunkt, ein<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> präsentiert sich<br />

gerade auch durch die Qualität seiner Debattenkultur<br />

in <strong>der</strong> Öffentlichkeit. Nicht<br />

immer einfach in einer Organisation, die<br />

Dogmen und Denkverbote für sich ablehnt.<br />

Zündstoff lieferte hier zum Beispiel die For<strong>der</strong>ung<br />

nach einer humanistischen Militärberatung.<br />

Auch die uralte Frage, ob Humanisten<br />

Pazifisten sein müssen, spaltete die<br />

Leserschaft in Pro und Contra.<br />

Seit Herbst 1997 erscheint die humanistische<br />

Theoriezeitschrift humanismus heute<br />

(jetzt humanismus aktuell). <strong>Diesseits</strong><br />

überließ von da ab in sinnvoller Arbeitsteilung<br />

umfangreiche Theoriedebatten ihrer<br />

„kleinen“ Schwester.<br />

Gemessen an an<strong>der</strong>en Publikationen waren<br />

wir schnell – immerhin ab Juni 1995<br />

hatte diesseits eine E-Mail-Adresse. Die lag<br />

auf <strong>der</strong> Homepage des damaligen Praktikanten<br />

Patrick Weber, dort konnte man die<br />

Beiträge auch schon in elektronischer Form<br />

lesen. <strong>Der</strong> humanistische <strong>Verband</strong> stellte<br />

seine Seite www.humanismus.de dagegen<br />

erst 1998 ins Netz.<br />

Wenige wissen sicher, dass diesseits in einen<br />

Datendienst für Blinde und Sehschwache<br />

eingespeichert wird. Eine Strafvollzugsanstalt<br />

erhält Freiexemplare.<br />

1992 führte diesseits eine Leserumfrage<br />

durch. Sie ergab keine signifikante Kritik<br />

am Blatt, einige aus traditionellem Freidenkerumkreis<br />

Stammende wünschten sich<br />

mehr Kirchenkritik, einigen an<strong>der</strong>en war<br />

schon <strong>der</strong> regelmäßige religionskritische<br />

Cartoon zuviel. Dringende Än<strong>der</strong>ungswünsche<br />

kamen jedoch nicht ans Tageslicht. Die<br />

Redaktion prüft gegenwärtig, eine ähnliche<br />

Befragung noch einmal zu starten.<br />

Ganz sicher würde sich dann <strong>der</strong> eine<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ein etwas mo<strong>der</strong>neres Erscheinungsbild<br />

wünschen. Ein Magazin, das sich<br />

nicht <strong>der</strong> Kunstfotografie widmet, kommt<br />

um eine farbige Gestaltung kaum noch herum.<br />

Doch lei<strong>der</strong> lässt dies <strong>der</strong> finanzielle<br />

Spielraum nicht zu. Engpässe gab es in den<br />

letzten Jahren immer mal wie<strong>der</strong>, einige<br />

Male stand sogar <strong>der</strong> Fortbestand <strong>der</strong> Zeitschrift<br />

auf <strong>der</strong> Kippe. Manchmal konnte sie<br />

nur in letzter Minute durch Spendenaktionen<br />

gerettet werden Die Situation zur Zeit<br />

ist ähnlich. Dass ausgerechnet jetzt eine<br />

Preiserhöhung vorgenommen werden<br />

muss, findet hier seinen Grund (siehe Mitteilung<br />

des Herausgebers auf Seite 38).<br />

Highlights und solide Arbeit<br />

Schauen wir doch stattdessen noch ein wenig<br />

auf die Inhalte. In den ersten Ausgaben<br />

betätigen sich vor allem Lebenskundelehrer<br />

und aktive Mitglie<strong>der</strong> als Allround-Autoren.<br />

Zu den Autoren, die uns buchstäblich<br />

20 Jahre die Treue gehalten haben, gehören<br />

Michael Schmidt, Ulrich Tünsmeyer,<br />

Christian John o<strong>der</strong> Manfred Isemeyer.<br />

Diesem ging es schon in Nr. 1 weniger um<br />

Religionskritik, son<strong>der</strong>n um „die Rekonstruktion<br />

eines praktischen Humanismus“.<br />

Er bewies damit eine große Weitsicht, wenn<br />

man bedenkt, wie lange es gedauert hat, bis<br />

die Mitglie<strong>der</strong> dieser Argumentation gefolgt<br />

sind. Und nicht alle konnten es. <strong>Der</strong> eingeschlagene<br />

Weg zum Dienstleister, dem man<br />

die ideologischen Grundlagen und die dahinter<br />

stehende Wertegemeinschaft auf den<br />

ersten Blick nicht ansieht, hat auch zu Verlusten<br />

geführt. Obwohl diesseits beharrlich<br />

für diese Neuorientierung geworben hat,<br />

konnten einige Freunde diesen Schritt nicht<br />

mitgehen. Nicht im <strong>Verband</strong> und nicht in<br />

<strong>der</strong> Redaktion. Allen, die noch immer gern<br />

dabei sind, die sich ohne Honorare und oft<br />

genug selbst ohne „Ruhm und Ehre“ für<br />

unsere <strong>Verband</strong>szeitschrift engagieren, sage<br />

ich an dieser Stelle herzlich Danke.<br />

Inzwischen sind in die Debatten längst<br />

zahlreiche außerhalb des HVD stehende<br />

Autoren einbezogen. Das betrifft zum einen<br />

die Garde <strong>der</strong> Religionskritiker, Karlheinz<br />

Deschner, Joachim Kahl, Horst Herrmann<br />

o<strong>der</strong> Uta Ranke-Heinemann. Darüber hinaus<br />

konnten wir als Redaktion aber auch<br />

Autoren gewinnen, die auch außerhalb <strong>der</strong><br />

säkularen Szene bekannt sind, zumindest in<br />

ihrer jeweiligen Fachöffentlichkeit als<br />

Koryphäen gelten. Wer erinnert sich nicht<br />

an den Beitrag von Janosch, <strong>der</strong> erst kürzlich<br />

wie<strong>der</strong> in die Schlagzeilen geriet? Stoiber<br />

hatte jetzt erst von dem gottlosen Kin<strong>der</strong>buchautor<br />

erfahren. Ach, hätte er doch diesseits<br />

gelesen!<br />

Blättert man die Inhaltsverzeichnisse<br />

durch, fallen einem sofort Namen wie Taslima<br />

Nasrin, Joseph Weizenbaum, Esther<br />

Vilar, Kay Blumenthal-Barby, Thomas<br />

Meyer, Gunter Preuß, Armin Pfahl-<br />

Traughber, Elmar Altvater, Richard Wagner<br />

ins Auge.


Allerdings weist die Liste <strong>der</strong> Autoren<br />

auch Ehrhart Neubert auf, <strong>der</strong> in diesseits<br />

über Christenverfolgung in <strong>der</strong> DDR<br />

schrieb und sich dann auf dem Berliner Kirchentag<br />

2003 den Zorn <strong>der</strong> Besucher zuzog,<br />

als er von Atheisten als „kulturellen Autisten“<br />

sprach. Ein wenig Glanz bekam die<br />

Zeitschrift durch einige Interviewpartner,<br />

allen voran durch den Philologen und Vorstand<br />

des Hamburger Instituts für Sozialforschung,<br />

Jan Philipp Reemtsma. Sein<br />

Ausspruch „Atheist? Allerdings!“ wurde<br />

zum geflügelten Wort. Aber auch „Urmelvater“<br />

Max Kruse, <strong>der</strong> Psychologe Heiko<br />

Ernst, <strong>der</strong> Pädagoge Jan-Uwe Rogge, Gerichtsmediziner<br />

Otto Prokop, Paul Watzlawick,<br />

Autor <strong>der</strong> weltbekannten „Anleitung<br />

zum Unglücklichsein“, Brandenburgs Ministerpräsident<br />

Matthias Platzeck stellten<br />

sich den Fragen <strong>der</strong> Redaktion. Nicht alle<br />

können hier genannt werden.<br />

Blätterrauschen<br />

Lei<strong>der</strong> bislang nur einmal gelang es diesseits,<br />

von den tonangebenden Blättern dieses<br />

Landes zitiert zu werden. Nachdem <strong>der</strong><br />

Theologe Wolfgang Ullmann von Bündnis<br />

90 / Die Grünen 1993 zur anstehenden Re-<br />

form des Grundgesetzes gefor<strong>der</strong>t hatte,<br />

Gott aus <strong>der</strong> Präambel zu streichen, holte<br />

die Redaktion Stellungnahmen von weiteren<br />

Politikern dazu ein. Am 18. Mai 1993<br />

schrieb Günter Verheugen an diesseits:<br />

„Gern bin ich bereit, Ihre Bitte zu erfüllen<br />

und zu <strong>der</strong> Frage „Grundgesetz mit/ohne<br />

Gott?“ Stellung zu nehmen.“ Wörtlich bekannte<br />

er: „Für mich ist ganz klar, dass es in<br />

<strong>der</strong> Verfassung eines laizistischen Staates<br />

keine Berufung auf Gott geben darf.<br />

Schlimmer als die entsprechende Formulierung<br />

in <strong>der</strong> Präambel des Grundgesetzes<br />

(…) sind für mich die Privilegien, die das<br />

Grundgesetz aus <strong>der</strong> Weimarer Reichsverfassung<br />

übernommen und den Kirchen erhalten<br />

hat. Beiden, Staat und Kirche, wäre<br />

mit einer sauberen Trennung besser gedient.“<br />

Kaum war diese Meldung publik, fand<br />

man Nachdrucke im Tagesspiegel, BZ,<br />

Welt, Welt am Sonntag, Berliner Morgenpost,<br />

Spiegel und Frankfurter Rundschau.<br />

Das war den Genossen dann doch zuviel<br />

und flugs gab es eine Pressemitteilung <strong>der</strong><br />

SPD, in <strong>der</strong> Verheugen „richtigstellte“: „Ich<br />

habe niemals vorgeschlagen, die Berufung<br />

auf Gott in <strong>der</strong> Präambel zu streichen.“ Nun<br />

ja. Anfragen nach dem Originaltext gingen<br />

selbst aus dem Bundeskanzleramt ein.<br />

Von <strong>der</strong> Idee zum Projekt<br />

Sein gutes Ansehen in <strong>der</strong> freigeistigen humanistischen<br />

Szene in Deutschland verdankt<br />

<strong>der</strong> HVD nicht zuletzt diesseits, die<br />

Breite und Vielfalt seiner Arbeit wäre ohne<br />

diese Zeitschrift nicht bekannt. <strong>Der</strong> für die<br />

Freidenkerbewegung <strong>der</strong> Nachkriegszeit<br />

neue Denkansatz, sich den wirklichen Interessen<br />

und Bedürfnissen <strong>der</strong> Konfessionslosen<br />

zuzuwenden und sich politisch über<br />

die traditionelle Arbeiterbewegung hinaus<br />

zu öffnen, konnte Ausstrahlung und Attraktivität<br />

nur gewinnen durch die regelmäßige<br />

Diskussion in diesseits, die nicht<br />

selten in konkrete neue Projekte mündete.<br />

Vielleicht haben Sie, liebe Leser, ja jetzt<br />

ein wenig Lust bekommen, in alten Ausgaben<br />

zu blättern. Das würde uns freuen, und<br />

wenn Ihnen eine fehlt – bei <strong>der</strong> Redaktion<br />

sind alle Hefte noch erhältlich.<br />

Taslima Nasrin wünschte <strong>der</strong> diesseits<br />

zu ihrem 10-jährigen Jubiläum, dass die<br />

Zeitschrift „solange bestünde, wie die<br />

Menschheit Bestand hat“. Wir werden sehen.<br />

Wir geben unser Bestes! ●


EINBLICKE<br />

18<br />

Horst Groschopp<br />

15 Jahre <strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> – Kontinuität<br />

sichern durch Reform <strong>der</strong> Bundesstrukturen<br />

Ein Wort des Bundesvorsitzenden<br />

Liebe Freundinnen und Freunde in unserem<br />

<strong>Verband</strong> und unseres <strong>Verband</strong>es,<br />

<strong>der</strong> Bundeshauptausschuss – unser höchstes<br />

Organ zwischen den Delegiertenversammlungen<br />

– hat am Samstag, dem 22. September<br />

2007, in Wuppertal getagt und Beschlüsse<br />

gefasst, die für die Zukunft des<br />

HVD entscheidend sein können.<br />

Wir haben Zwischenberichte zur<br />

„Humanistischen Beratung“ und zur Ausbildung<br />

von „Lebensberatern“ als Alternative<br />

zu „Seelsorgern“ entgegen genommen,<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Antragsverfahren zur „Humanistischen<br />

Lebenskunde“ in Bayern, Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

und Nordrhein-Westfalen Stellung<br />

bezogen, über „Bundesrichtlinien“ zur<br />

Vereinheitlichung <strong>der</strong> historisch gewachsenen,<br />

sehr unterschiedlichen Strukturen unserer<br />

Landesverbände beraten und uns zu<br />

Bündnisfragen und Ideen positioniert, wie<br />

eine bessere Interessenvertretung <strong>der</strong> Religionslosen<br />

und Bündelung ihrer Kräfte in unserem<br />

Land erreicht werden kann.<br />

<strong>Der</strong> Zeitplan<br />

Hauptpunkt unserer mehr als vierstündigen<br />

Debatte waren Fragen <strong>der</strong> Reform unserer<br />

inneren <strong>Verband</strong>sstruktur. Sogar in dieser<br />

Organisationsdiskussion, also einem Thema,<br />

bei dem Einvernehmlichkeit keineswegs<br />

selbstverständlich ist, weil es auch um<br />

Finanzierungsfragen geht, haben wir einen<br />

Durchbruch in Richtung Stärkung <strong>der</strong><br />

Bundesvertretung erzielt. Bekanntlich<br />

steckt <strong>der</strong> Teufel im Detail. Doch da wir<br />

ohne Gott und Teufel auskommen müssen<br />

und wollen, sind wir bei <strong>der</strong> Umsetzung auf<br />

4/2007<br />

uns selbst verwiesen. Wir können das Reformprojekt<br />

nur selbst vermasseln.<br />

Auch einen Zeitplan haben wir uns vorgegeben<br />

– wenn auch einen sehr engen: Bis<br />

Ende Oktober beraten die Landesverbände<br />

über ihre Haltung. Wenn ein Drittel von<br />

ihnen eine außerordentliche Bundesdelegiertenversammlung<br />

wünscht (das ist Satzungsnorm),<br />

wird sie <strong>der</strong> Bundesvorstand<br />

Mitte November zum 11. Januar 2008<br />

abends nach Berlin einberufen. Wir werden<br />

aber dort nicht nur an unserer Satzung und<br />

einer neuen Beitragsordnung basteln, son<strong>der</strong>n<br />

einige inhaltliche Beschlüsse fassen,<br />

die dem Anlass angemessen sind, <strong>der</strong> am<br />

Tag darauf, am 12. Januar 2008, den <strong>Verband</strong><br />

in einer Festveranstaltung zusammenführt:<br />

15 Jahre <strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong><br />

Deutschlands.<br />

Das ist ein Zwischenschritt hin zu unserem<br />

„Humanistentag“ am 7./8. Juni 2008,<br />

unserer regulären Bundesdelegiertenversammlung<br />

mit Neuwahlen des Vorstands<br />

für drei Jahre, dann einem Präsidium, etwas<br />

kleiner als bisher, aber mit einem aufgewerteten<br />

Bundeshauptausschuss. Dieser ist<br />

dann – stärker als bisher – ein „Kontrollrat“<br />

des Vorstandes und zugleich, was er schon<br />

jetzt ist, eine „Clearingstelle“ für Konflikte<br />

zwischen Vorstand, Landesverbänden und<br />

Einzelmitglie<strong>der</strong>n, die wir ja auch zunehmend<br />

haben. (Erfreulicherweise verlieren<br />

wir diese als Bundesverband stets, wenn sie<br />

eine Landesorganisation gründen.)<br />

Die Praxis als Beweis<br />

Nach 15 Jahren kann man innerhalb und<br />

außerhalb des HVD resümieren, was die<br />

Gründung am 14. Januar 1993 <strong>der</strong> säkularen<br />

Szene und den Humanistinnen und<br />

Humanisten unter den Konfessionsfreien<br />

gebracht hat. Wir sind unseren Weg gegangen.<br />

Je<strong>der</strong> freigeistige <strong>Verband</strong> kann seinen<br />

eigenen Weg gehen – auch in die Bedeutungslosigkeit.<br />

<strong>Der</strong> HVD ist offen für Humanistinnen<br />

und Humanisten, die sich<br />

dafür entscheiden, die in unserem „Humanistischen<br />

Selbstverständnis“ im Kern begründete<br />

mo<strong>der</strong>ne Weltanschauung zu leben,<br />

zu vertreten und in praktischen Humanismus<br />

umzusetzen für und mit Menschen,<br />

die sich von Religionen und Kirchen<br />

verabschiedet haben.<br />

Wer jetzt zu uns stoßen möchte, ist gern<br />

willkommen. Wir werden nicht in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

bohren. Aber 15 Jahre Mühen<br />

<strong>der</strong> Ebene und Neuaufbau von unten und<br />

Umbau des Überkommenen, aber auch <strong>der</strong><br />

Freude an Erfolgen, am Verän<strong>der</strong>n und <strong>der</strong><br />

Anerkennung dessen, was wir tun, sind Beleg<br />

genug für den guten Weg des HVD –<br />

wie auch die kritische Analyse angezeigt ist,<br />

wo wir uns geirrt haben und wo wir Freunde<br />

verloren haben, weil wir zu ungeduldig<br />

waren, noch nicht gut genug rechnen konnten,<br />

uns einfach zu ungeschickt anstellten<br />

o<strong>der</strong> es an Geduld, Freundlichkeit o<strong>der</strong><br />

auch Achtung denen gegenüber mangelte,<br />

die sich uns näherten.<br />

Wir haben für den organisierten Humanismus<br />

in Deutschland neue strategische<br />

Optionen und Arbeitsfel<strong>der</strong> eröffnet. Unsere<br />

diesseits erscheint seit zwanzig Jahren regelmäßig.<br />

Wir haben eine bescheidene, aber<br />

doch gut funktionierende Zentrale für die<br />

innerverbandliche Kommunikation und


äußere Darstellung. <strong>Der</strong> <strong>Verband</strong> hat Lebenskunde<br />

als Bundesprojekt auf den Weg<br />

geholfen.<br />

Die Patientenverfügungen sind ein Erfolgsprojekt.<br />

Beson<strong>der</strong>s auf diesem Feld hat<br />

<strong>der</strong> HVD politisch erfolgreich gearbeitet.<br />

Hier wie auf an<strong>der</strong>en Gebieten gelang <strong>der</strong><br />

Erfolg auch deshalb, weil sich Einzelne auf<br />

ihren Spezialfel<strong>der</strong>n hervortun konnten.<br />

Gita Neumann möchte ich vor allen nennen<br />

und ihr hier öffentlich den Dank des<br />

<strong>Verband</strong>es aussprechen.<br />

Innere Konflikte haben wir immer wie<strong>der</strong><br />

beigelegt. Wer als <strong>Verband</strong> keine Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

und Interessenunterschiede<br />

kennt – ist schon irgendwie tot. Es gibt<br />

eine Partnerschaft mit Jugendweihe<br />

Deutschland. In Mecklenburg-Vorpommern<br />

wurde ein Landesverband gegründet.<br />

Weitere Gründungen stehen in Aussicht.<br />

Die Württemberger und Sachsen-Anhaltiner<br />

Humanisten haben wir „assoziiert“ –<br />

wir arbeiten mit ihnen zusammen, als seien<br />

sie Mitglied.<br />

Eine Bundesakademie und ein Hilfswerk<br />

sind entstanden. In die Umsetzung des Personenstandsrechtsän<strong>der</strong>ungsgesetzesmischen<br />

wir uns ein. Mit dem „Humanistischen<br />

Pressedienst“ gibt es eine tägliche<br />

Öffentlichkeit. Mit all dem und weiteren<br />

Initiativen wird <strong>der</strong> Name „<strong>Humanistischer</strong><br />

<strong>Verband</strong>“ immer mehr zu einem anerkannten<br />

Zeichen in Deutschland, das wir schützen<br />

müssen.<br />

Die Reformen<br />

<strong>Der</strong> Bundesverband HVD lässt sich nicht<br />

rein ehrenamtlich führen. Er braucht jedoch<br />

ein großes Maß an Ehrenamtlichkeit zu seiner<br />

Legitimation. Aber ein Teil seiner Arbeit,<br />

die mehr wird, muss auch bezahlt werden.<br />

Wir wissen – ich benutze etwas ironisierend<br />

einen Marxschen Begriff –, dass die<br />

„Springquellen des Reichtums“ vor Ort<br />

nicht gerade lebhaft sprudeln. Aber wir werden<br />

zusammenlegen und schauen, was wir<br />

uns leisten können und müssen und wie wir<br />

zu einem „Generalsekretär“ kommen.<br />

Wir sind nun auf dem Weg, eine Reform<br />

<strong>der</strong> <strong>Verband</strong>sstrukturen vorzunehmen mit<br />

den Zielen: mehr Bundespräsenz, größere<br />

Effektivität, Professionalität und Sparsamkeit,<br />

mehr politische Handlungsfähigkeit<br />

und überprüfbare Verantwortlichkeit. Wir<br />

wollen Verwaltungs- und Reisekosten zugunsten<br />

einer professionelleren <strong>Verband</strong>sführung<br />

reduzieren.<br />

Es werden politisches Verständnis und<br />

organisatorisches Schöpfertum vor allem<br />

<strong>der</strong> gewählten Funktionäre und <strong>der</strong> Geschäftsführungen<br />

gefragt sein, wenn wir an<br />

die Reform <strong>der</strong> Bundesfinanzen gehen.<br />

Niemand will ein „Gesamtkunstwerk“ –<br />

aber wir müssen die langfristigen Strukturän<strong>der</strong>ungen<br />

unseres <strong>Verband</strong>es zur<br />

Kenntnis nehmen und überlegen, wie wir<br />

eine gerechte Beitragsordnung so hinbekommen,<br />

dass das „Abgabensystem“ nicht<br />

das innere demokratische System des <strong>Verband</strong>es<br />

dominiert; dass die Teilnahme an<br />

Gremiensitzungen erschwinglich bleibt;<br />

dass die <strong>Verband</strong>sstrukturen ebenfalls gerecht<br />

sind und nicht „reichere“ Verbände<br />

die „ärmeren“ (z.B. hinsichtlich <strong>der</strong> Delegiertenzahlen)<br />

an die Wand spielen o<strong>der</strong><br />

den „reicheren“ alle Deckungslücken des<br />

Haushaltes immer wie<strong>der</strong> aufgedrückt werden.<br />

Je vielgestaltiger unser HVD agiert, desto<br />

differenzierter sind die Formen <strong>der</strong> Mitgliedschaft<br />

vor Ort, die För<strong>der</strong>ungen, die<br />

„Geschäfte“ und <strong>der</strong>en Strukturen (z.B.<br />

gGmbH) sowie die Angebote „von <strong>der</strong> Wiege<br />

bis zur Bahre“. Das müssen wir mitdenken.<br />

Unsere Dienstleistungen<br />

Viele säkulare Verbände haben diese<br />

Schwierigkeiten nicht, weil sie solche Projekte<br />

nicht haben. Wir wollen diese Probleme<br />

des organisierten Humanismus. Wir setzen<br />

auf Langfristigkeit, nicht auf den kurzen<br />

öffentlichen Erregungseffekt angesichts von<br />

Ungerechtigkeiten, die uns von Seiten <strong>der</strong><br />

Regierungen und <strong>der</strong> Kirchen angetan werden.<br />

Unsere Politik folgt unserem Tun. Wir<br />

sind gut im politischen und theoretischen<br />

Denken, wo wir etwas tun, wo wir Mitdenkende<br />

gewinnen, wo unsere Fragen gefragt<br />

sind. Unsere „Geschäfte“ dienen zuallererst<br />

den Menschen und zwar allen, denen sie als<br />

Dienstleistung nützen – auch religiösen<br />

Menschen, wenn sie sie annehmen. Unsere<br />

„Geschäfte“ tragen dazu bei, Humanismus<br />

zu beför<strong>der</strong>n, wohl wissend, dass dies viel<br />

mehr ist als unser <strong>Verband</strong> bewegt. Sie bringen<br />

Menschen in Lohn und Brot – nicht<br />

nur Mitglie<strong>der</strong> unseres <strong>Verband</strong>es. Sie geben<br />

Rückhalt für gemeinnütziges Wirken,<br />

überzeugen Menschen in ihrem Leben vom<br />

Gehalt des Humanismus. So nützen die<br />

„Geschäfte“ auch dem <strong>Verband</strong>. Dass sie<br />

auch Geld bringen, das versteht sich von<br />

selbst. Aber in dieser Reihenfolge formulieren<br />

wir unsere Kriterien an unsere „Geschäfte“.<br />

Es darf gelacht werden<br />

Wir sind kein <strong>Verband</strong> sauerteigiger Kirchenfrontkämpfer,<br />

son<strong>der</strong>n ernsthafte Hedonisten.<br />

Also, liebe Freundinnen und<br />

Freunde, verlieren wir bei all dem, was zu<br />

tun ist, nicht unseren Humor. Nehmen wir<br />

das Ganze einmal bergsteigerisch und<br />

schauen aus diesem Grund nach Großbritannien<br />

(für den Tipp bedanke ich mich<br />

beim Agenturleiter von hpd-online). Auf<br />

<strong>der</strong> Insel über dem Ärmelkanal ist „HVD“<br />

eine „Bergbewertungskategorie“.<br />

HVS z.B. heißt „hard very severe“, was<br />

bedeutet, dass <strong>der</strong> englische technische<br />

Schwierigkeitsgrad 4b, 4c o<strong>der</strong> 5a vorliegt<br />

(was immer das ist; ich vermute: angeseilt<br />

wan<strong>der</strong>n). Darauf aufbauend gibt es in aufsteigen<strong>der</strong><br />

Reihenfolge folgende Schwierigkeitsgrade:<br />

M wie „mo<strong>der</strong>at“, D wie „difficult“,<br />

HD wie „hard difficult“, VD wie<br />

„very difficult“ – und schließlich HVD wie<br />

„hard very difficult“.<br />

Das haben wir immer geahnt – und sind<br />

im HVD. ●<br />

AUSBLICKE<br />

4/2007 19


Hedwigs-Kathedrale Berlin


Bernhard Stolz<br />

■ In naher Zukunft wird je<strong>der</strong> zweite Berliner<br />

Schüler einen so genannten Migrationshintergrund<br />

haben, ein Großteil hat seine<br />

Wurzeln in <strong>der</strong> Türkei. Doch nicht je<strong>der</strong><br />

türkischstämmige Schüler ist automatisch<br />

Muslim und viele Muslime wie<strong>der</strong>um sind<br />

offen für humanistische Unterrichtsinhalte.<br />

So wächst die Zahl <strong>der</strong> türkischstämmigen<br />

Lebenskundeschüler stark. Das führt auch<br />

in diesem Fach zu Unsicherheiten auf beiden<br />

Seiten, denn oft haben die Lehrer keine<br />

ausreichenden Kenntnisse von den Lebensgeschichten<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, den Erlebnissen ihrer<br />

Eltern. <strong>Der</strong> Fokus <strong>der</strong> Diskussion in<br />

Deutschland liegt auf Migration als Problem.<br />

Vom Islam als Bedrohung über mangelnde<br />

Deutschkenntnisse bis zur gescheiterten<br />

Integration reicht das Spektrum. Viel<br />

zu selten wird über Migration als Chance<br />

nachgedacht. Eine Gruppe von 20 Lebenskundelehrern<br />

nutzte eine zweiwöchige Bildungsreise<br />

im Oktober 2007 für Begegnungen<br />

und Gespräche aus erster Hand. Die<br />

Bandbreite von Lebensentwürfen und Ansichten<br />

<strong>der</strong> Menschen, die wir kennenlernten,<br />

ermöglichten Einblicke, die kein Lehrbuch<br />

vermitteln kann.<br />

Pädagogische Einblicke<br />

Ein geplanter Schulbesuch in einer Grundschule,<br />

auf den sich viele Kolleginnen gefreut<br />

hatten, platzte kurz vor <strong>der</strong> Abreise<br />

mangels offizieller Genehmigung, doch<br />

schon bei unserem ersten Treffen mit einer<br />

Transsexuelleninitiative war die Überraschung<br />

groß, eine Englischlehrerin war Mitglied<br />

<strong>der</strong> Gruppe und lud uns kurzerhand in<br />

ihre Grundschule im Zentrum von Istanbul<br />

ein. Diese spontane Gastfreundschaft, in<br />

Verbindung mit Offenheit und Herzlichkeit<br />

<strong>der</strong> Menschen, begleitete uns auf <strong>der</strong><br />

ganzen Reise und sorgte für eine tolle Atmosphäre.<br />

16, 18 o<strong>der</strong> gar 20 Millionen Einwohner,<br />

niemand weiß im Moment genau, wie groß<br />

die Stadt eigentlich ist. Dass man sich in einer<br />

<strong>der</strong> größten Städte <strong>der</strong> Welt befindet, ist<br />

jedoch deutlich zu merken. Erstaunlich, wie<br />

22<br />

4/2007<br />

INTERNATIONALES<br />

Begegnungen am Bosporus<br />

Lebenskundelehrer auf Studienreise in <strong>der</strong> Türkei<br />

Nette Gemüsehändler, anstrengende Jugendliche, verschleierte Frauen, diese Bil<strong>der</strong> von<br />

türkischen Menschen sind uns aus dem Berliner Straßenleben bekannt, doch was wissen<br />

wir wirklich über das Land, aus dem sie o<strong>der</strong> ihre Vorfahren eingewan<strong>der</strong>t sind?<br />

unaufgeregt das Mit- und Nebeneinan<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> verschiedensten Menschen funktioniert.<br />

<strong>Der</strong> Wechsel des Stadtviertels ist manchmal<br />

wie das Eintauchen in eine an<strong>der</strong>e Welt.<br />

Überraschende Einblicke fanden sich dann<br />

vor allem dort, wo wir sie, nicht zuletzt auf<br />

Grund unserer Vorurteile, überhaupt nicht<br />

vermutet hätten. Ein Frauenverein in einem<br />

überwiegend ärmeren kurdischen Vorort<br />

hat unter an<strong>der</strong>em einen selbst verwalteten<br />

Kin<strong>der</strong>garten eingerichtet, das pädagogische<br />

Konzept ist auf dem neuesten Stand. Die<br />

dort praktizierte Entwicklung zu Eigenständigkeit,<br />

Lernen mit allen Sinnen, Verschiedenheit<br />

als Chance, das wünscht man sich<br />

für viele Einrichtungen bei uns.<br />

Spiele mit Hand und Fuß<br />

Afacan, ein wun<strong>der</strong>schönes Gelände direkt<br />

am Meer, lädt ein. Die Berliner Stiftung<br />

Umverteilen hat hier ein tolles Begegnungszentrum<br />

entstehen lassen. Anfängliche<br />

Skepsis, ob Berliner Jugendliche des<br />

Straßensozialarbeitsprojekts „Outreach“ begeistert<br />

sein werden, mit 20 Lebenskundelehrern<br />

Zeit auf dem Gelände zu verbringen,<br />

weicht schnell, eine gemeinsame Kaffeetafel<br />

hilft Berührungsängste zu überwinden.<br />

Die große Überraschung sind die Istanbuler<br />

Straßenkin<strong>der</strong>, so ein freundlicher,<br />

rücksichtsvoller Umgang miteinan<strong>der</strong> beeindruckt<br />

viele von uns. Das gemeinsame<br />

Tanzen wird zu einem <strong>der</strong> Höhepunkte.<br />

<strong>Der</strong> Abschied fällt nicht leicht.<br />

Ein Dorf wie aus einer an<strong>der</strong>en Zeit, alte,<br />

windschiefe Steinhäuser, felsige Gassen. Das<br />

wenige Vieh scheint <strong>der</strong> einzige Besitz. Wir<br />

sind zum Dorffest eingeladen, eingeweiht<br />

wird ein von den Straßenkin<strong>der</strong>n gebauter<br />

Volleyballplatz vor <strong>der</strong> Dorfschule, ein Klassenraum,<br />

in dem alle Kin<strong>der</strong> von <strong>der</strong> ersten<br />

bis zur dritten Klasse unterrichtet werden.<br />

Die Lehrerin fehlt seit einiger Zeit. Mit<br />

Händen und Füßen erklären einige Kolle-<br />

ginnen Spiele aus dem Lebenskundeunterricht.<br />

Nach anfänglicher Zurückhaltung ist<br />

die Begeisterung riesig, sie wollen uns gar<br />

nicht mehr gehen lassen.<br />

Lebenskundeunterricht in <strong>der</strong> Türkei?<br />

Die türkische Schule hat seit dem vergangenen<br />

Jahr eines <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten Curricula in<br />

Europa. Eine Professorin <strong>der</strong> Universität<br />

Ankara gibt uns einen Einblick in das türkische<br />

Bildungssystem. Doch wie setzt man<br />

schülerzentriertes Lernen und Entwicklung<br />

eigenverantwortlichen Lernens in Klassen<br />

mit über 40 Kin<strong>der</strong>n um, in Räumen, die<br />

oft noch im Schichtdienst belegt sind?<br />

Unser zweiter Schulbesuch, ebenfalls<br />

spontan durch einen türkischen Kollegen<br />

ermöglicht, führt uns zu einem engagierten<br />

Kollegium, in dem viel Neues ausprobiert<br />

wird. Bei einem gemeinsamen Fest outen<br />

sich einige <strong>der</strong> Kollegen als Atheisten und<br />

wünschen sich einen Lebenskundeunterricht<br />

auch in <strong>der</strong> Türkei.<br />

Missverständnisse bleiben nicht aus. Bei<br />

einem Vortrag über die multikulturelle Zusammensetzung<br />

von türkischen Klassen<br />

warteten wir gespannt auf Informationen<br />

zur kurdischen Min<strong>der</strong>heit. Atatürks langer<br />

Schatten zeigt Grenzen auf. „Wir sind alle<br />

Türken hier, wenn, dann gibt es Probleme<br />

zwischen Arm und Reich“, so lässt sich die<br />

Position unserer Gesprächspartner zusammenfassen.<br />

Dass das Problem dennoch existiert,<br />

wird spätestens beim Blick in die<br />

Nachrichten klar.<br />

<strong>Der</strong> Blick auf die Realität vor Ort verän<strong>der</strong>t<br />

den Blick auf die Verhältnisse in<br />

Deutschland, erweitert die Sichtweise auf<br />

die Integrationsdebatte, so einige Stimmen<br />

aus <strong>der</strong> Abschlussdiskussion auf die<br />

Frage nach dem Erkenntnisgewinn. <strong>Der</strong><br />

viel zitierte Blick über den Tellerrand ist<br />

geglückt. ●<br />

Bernhard Stolz ist Lebenskundelehrer.


Zwischenruf<br />

Ob getrennt o<strong>der</strong> zusammen, nicht nur<br />

die Rechtschreibreform sorgt in dieser<br />

Frage für Verwirrung, es lässt sich auch<br />

trefflich Politik mit ihr machen. Worum<br />

geht’s?<br />

Die Mitglie<strong>der</strong>versammlung <strong>der</strong> Berliner<br />

Humanisten am 29. September 2007<br />

beschloss, eine Kampagne „Ethik für alle“<br />

zu starten. Damit soll <strong>der</strong> Initiative „Pro<br />

Reli“ entgegengewirkt werden, die immer<br />

noch fälschlicherweise behauptet, <strong>der</strong> Religionsunterricht<br />

solle abgeschafft werden.<br />

Doch dies ist nicht <strong>der</strong> Fall. Durch das<br />

neue staatliche Unterrichtsfach „Ethik“ ist<br />

<strong>der</strong> freiwillige Religionsunterricht in keiner<br />

Weise betroffen. Obwohl ja nun mittlerweile<br />

alle Eltern bemerkt haben dürf-<br />

Felicitas Tesch<br />

Getrennt o<strong>der</strong> zusammen –<br />

<strong>der</strong> <strong>feine</strong> <strong>Unterschied</strong><br />

ten, dass ihre Kin<strong>der</strong> trotz Ethikunterricht<br />

weiterhin Religionsunterricht haben können,<br />

so sie das denn wollen, sammelt die<br />

kirchennahe Initiative Unterschriften, um<br />

durch ein Volksbegehren Religion in Berlin<br />

zum ordentlichen Lehrfach zu machen.<br />

Und zwar im Rahmen eines Wahlpflichtbereichs<br />

Ethik/Religion. Im Klartext<br />

hieße das, wer zu Religion geht, ist<br />

vom staatlichen Ethikunterricht befreit.<br />

Dagegen müssen wir uns wehren. Das<br />

Land Berlin gibt viel Geld aus, um den<br />

freiwilligen Unterricht von Religionsgemeinschaften<br />

und an<strong>der</strong>en Weltanschauungen<br />

weiterhin zu finanzieren. Trotz unseres<br />

Lebenskundeunterrichts haben wir<br />

uns immer für ein gemeinsames Wertefach<br />

„Ethik“ für alle Schülerinnen und<br />

Schüler eingesetzt. Kaum ist dies geschafft,<br />

sollen nun die Schülerinnen und<br />

Schüler wie<strong>der</strong> getrennt unterrichtet werden.<br />

Das entspricht nicht meiner Vorstellung<br />

von gelungener interkultureller Bildung<br />

und unterläuft die Trennung von<br />

Staat und Kirche.<br />

Fein, denkt sich da <strong>der</strong> Berliner Senat.<br />

Dann eben alle zusammen! In einem sehr<br />

zweifelhaften Schulversuch, dem soge-<br />

<strong>Der</strong> <strong>Diesseits</strong> -Gedanke<br />

nannten 1:1:1–Modell unterrichten Religions-<br />

und Ethiklehrer an einigen Schulen<br />

gemeinsam. Eine Stunde Ethik, eine<br />

Stunde Religion (für alle!), in <strong>der</strong> dritten<br />

Stunde stehen beide Lehrer gemeinsam<br />

vorn. Zwar ist im Schulgesetz ursprünglich<br />

nur von <strong>der</strong> „Einbeziehung bei einzelnen<br />

Themenbereichen“ die Rede, doch<br />

bei diesem Modell wird die gemeinsam<br />

unterrichtete Zeit auf 50 Prozent ausgeweitet.<br />

Skandalös finde ich, dass Religionslehrer<br />

sogar durch „Hinweise“ an den<br />

Ethiklehrer die Zensur des staatlichen Faches<br />

beeinflussen können sollen.<br />

Den Schulen ist dabei überlassen, mit<br />

welcher <strong>der</strong> sechs zugelassenen Religionso<strong>der</strong><br />

Weltanschauungsgemeinschaft sie<br />

kooperieren wollen. Unter diesen Voraussetzungen<br />

ist eine verfassungsgemäße, das<br />

heißt gleichberechtigte und ausgewogene<br />

Beteiligung <strong>der</strong> verschiedenen Bekenntnisgemeinschaften<br />

wohl kaum sicher zu<br />

stellen.<br />

Dabei könnte es so einfach sein: Ethik<br />

für alle, Weltanschauungsunterricht zusätzlich,<br />

für die, die es wünschen. ●<br />

Dr. Felicitas Tesch ist stellvertretende Vorsitzende<br />

des HVD Berlin.<br />

Die Religion ist nichts als <strong>der</strong> Schatten, den das Universum<br />

auf die menschliche Intelligenz wirft.<br />

Victor Hugo, Schriftsteller („<strong>Der</strong> Glöckner von Notre-Dame“), 1802-1885<br />

4/2007 23


24<br />

Wenn sich Ärzte angesichts schwerster Leiden fragen, wann sie lebenserhaltende<br />

Apparate abstellen dürfen, so ist diese Frage falsch gestellt. Korrekt müsste es heißen:<br />

„Wie lange dürfen wir noch weitermachen?“<br />

Dr. med. Michael de Rid<strong>der</strong>, Leiter <strong>der</strong> Rettungsstelle des Vivantes-Klinikums<br />

„Am Urban“ in Berlin-Kreuzberg und Mitunterzeichner<br />

Patricia Block<br />

<strong>Der</strong> Wille des Patienten hat oberste<br />

Priorität<br />

<strong>Der</strong> Lahrer Kodex stärkt das Vertrauen zwischen<br />

Arzt und Patient<br />

Die Würde des Menschen ist unantastbar und durch unser Grundgesetz geschützt. Dies gilt<br />

auch für die letzte Lebensphase eines schwer kranken Menschen. We<strong>der</strong> die gesetzlichen<br />

Vorgaben noch die aktuelle Rechtsprechung haben die Zweifel <strong>der</strong> Ärzte in existenziellen<br />

Grenzsituationen bei <strong>der</strong> Behandlung ihrer Patienten beseitigen können. Eine Initiative des<br />

Herzzentrums Lahr/Baden möchte sowohl den Ärzten als auch ihren Patienten, <strong>der</strong>en Angehörigen,<br />

Betreuern und Bevollmächtigten mehr Sicherheit geben.<br />

■ Am Donnerstag, dem 27. September<br />

2007, wurde in den Räumen <strong>der</strong> Berliner<br />

Heinrich-Böll-Stiftung <strong>der</strong> Lahrer Kodex<br />

unterzeichnet, mit dem sich Ärzte zur Wahrung<br />

<strong>der</strong> Patientenautonomie und zur Befolgung<br />

von Patientenverfügungen verpflichten.<br />

Initiiert von Medizinern des<br />

Herzzentrums Lahr/Baden war neben weiteren<br />

Ärzten und nichtmedizinischen Experten<br />

auch <strong>der</strong> Humanistische <strong>Verband</strong><br />

Deutschlands (HVD), vertreten durch Gita<br />

Neumann, Bundesbeauftragte für Patientenverfügungen<br />

und Humanes Sterben,<br />

maßgeblich an <strong>der</strong> Abfassung des Kodex`<br />

beteiligt. <strong>Der</strong> Ärztekodex folgt <strong>der</strong> Position<br />

<strong>der</strong> vom Bundesministerium <strong>der</strong> Justiz eingesetzten<br />

Arbeitsgruppe „Patientenautonomie<br />

am Lebensende“ und den Empfehlungen<br />

<strong>der</strong> Bundesärztekammer zum Umgang<br />

mit Vorsorge und Patientenverfügung in<br />

<strong>der</strong> ärztlichen Praxis.<br />

Die politische Debatte um die gesetzliche<br />

Regelung von Patientenverfügungen wird<br />

voraussichtlich Ende dieses Jahres zu einem<br />

Abschluss kommen. Ob das dann vorliegende<br />

Gesetz geeignet ist, einen verantwortungsvollen<br />

Umgang mit dem Willen des<br />

Patienten zu garantieren, bezweifelte Initiator<br />

Dr. Dr. med. Tejas Alexan<strong>der</strong>, Chefarzt<br />

<strong>der</strong> Anästhesiologie am Herzzentrum<br />

Lahr/Baden, auf <strong>der</strong> Pressekonferenz. Er<br />

4/2007<br />

und seine Kollegen wollten nicht auf den<br />

Gesetzgeber warten, son<strong>der</strong>n sich schon vorab<br />

gegenüber ihren Patienten persönlich<br />

verpflichten, <strong>der</strong>en Wünsche zu respektieren.<br />

Diese Haltung ist erfreulich, macht eine<br />

gesetzliche Regelung jedoch nicht entbehrlich.<br />

Auf die Frage, was geschieht, wenn <strong>der</strong><br />

Kodex mit dem zukünftigen Gesetz kollidiert,<br />

machte Till Müller-Heidelberg von<br />

<strong>der</strong> Humanistischen Union deutlich klar,<br />

dass es dann darum gehen wird, dieses Gesetz<br />

vor dem Verfassungsgericht zu Fall zu<br />

bringen.<br />

Damit für Patienten erkennbar ist, nach<br />

welchen Grundsätzen ein gewählter Arzt an<br />

<strong>der</strong> Schwelle zwischen Leben und Tod handeln<br />

wird, wurde ein Logo entwickelt, mit<br />

dem nur werben darf, wer diesen Kodex unterschrieben<br />

hat.<br />

Auf <strong>der</strong> Seite www.lahrer-kodex.de können<br />

sich Mediziner den Erstunterzeichnern<br />

anschließen.<br />

Die drei Grundsätze des<br />

Lahrer Kodex<br />

1. <strong>Der</strong> Wille des Patienten hat für mich<br />

oberste Priorität.<br />

Ich verpflichte mich, den Willen meiner<br />

Patienten zu achten und ihm im<br />

Rahmen des medizinisch wie rechtlich<br />

Möglichen zu entsprechen. Falls ein<br />

Patient entscheidungsunfähig ist,<br />

werde ich eine vorher von ihm o<strong>der</strong><br />

eine von seinem Vertreter vorgelegte<br />

Patientenverfügung respektieren,<br />

sofern diese aktuell und auf die gegebene<br />

Situation anwendbar ist. (…)<br />

2. Ich werde für meine Patienten im<br />

Notfall alles Mögliche tun o<strong>der</strong><br />

veranlassen und auch die<br />

Verantwortung für ein würdiges,<br />

möglichst schmerzfreies Sterben<br />

übernehmen.<br />

Als Arzt bemühe ich mich prinzipiell,<br />

Leben zu bewahren und Krankheiten<br />

nach zeitgemäßen Qualitätsstandards<br />

<strong>der</strong> medizinischen Forschung zu<br />

heilen o<strong>der</strong> zumindest die verbleibende<br />

Lebensqualität zu verbessern.<br />

Solange eine Prognose nicht völlig<br />

aussichtslos ist und <strong>der</strong> Patient dies<br />

wünscht, halte ich dazu auch Maximaltherapie<br />

für geboten. Ich bin mir<br />

jedoch bewusst, dass ich einen<br />

unvermeidbaren Tod nicht als persönliche<br />

Nie<strong>der</strong>lage anzusehen und nicht<br />

bis zuletzt zu bekämpfen habe. (…)<br />

3. Ich nehme mir Zeit für Gespräche<br />

„von Mensch zu Mensch“, nutze<br />

kollegiale Fallbesprechungen und trage<br />

zur Vertrauensbildung bei.<br />

Ich nehme mir Zeit, Angehörige und<br />

dem Patienten sonst nahe stehende<br />

Personen sowie Betreuer und<br />

Bevollmächtigte über den Krankheitsverlauf<br />

und damit zusammenhängende<br />

notwendige Entscheidungen<br />

aufzuklären, sofern meine<br />

Schweigepflicht dem nicht entgegensteht.<br />

Ich bemühe mich, gegenseitiges<br />

Verständnis zu för<strong>der</strong>n. Ich bin an<br />

Sichtweisen und Bewertungen von<br />

Kollegen – vor allem auch <strong>der</strong> Pflege –<br />

interessiert und werde mich mit ihnen<br />

in Teamsitzungen regelmäßig<br />

austauschen und bei Konflikten auf die<br />

Möglichkeit einer ethischen<br />

Fallbesprechung hinweisen. (…)


Patricia Block<br />

■ Mit dem mit 10.000 Euro dotierten<br />

Deschner-Preis sollen Personen o<strong>der</strong> Organisationen<br />

ausgezeichnet werden, die – wie<br />

<strong>der</strong> Namensgeber Karlheinz Deschner – in<br />

beson<strong>der</strong>em Maße zur Stärkung des säkularen,<br />

wissenschaftlichen und humanistischen<br />

Denkens und Handelns beitragen. Diesen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen dürfte <strong>der</strong> erste Träger dieses<br />

Preises, <strong>der</strong> britische Evolutionstheoretiker<br />

Richard Dawkins, vollauf genügen. Und<br />

so gestaltete sich die Kandidatensuche bei<br />

<strong>der</strong> Giordano Bruno Stiftung überraschend<br />

einfach und einhellig. Wie <strong>der</strong> Vorstandssprecher<br />

Michael Schmidt-Salomon versicherte,<br />

gab es schlichtweg keinen geeigneteren<br />

Kandidaten. Wer sich Gedanken über<br />

ein humanistisches Menschenbild mache,<br />

komme an Dawkins nicht vorbei. Das sahen<br />

auch die Gäste des Festaktes so, die dem<br />

Preisträger in <strong>der</strong> völlig überfüllten Aula <strong>der</strong><br />

Frankfurter Universität mit „Standing Ovations“<br />

huldigten.<br />

Vor 30 Jahren wurde er mit seiner Theorie<br />

bekannt, die besagt, dass das Überleben<br />

einer Art ausschließlich vom Erbgut abhänge<br />

(„Das egoistische Gen“). Die Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>der</strong> Religion konnte da nicht<br />

ausbleiben, er machte seine Zweifel an <strong>der</strong><br />

Existenz Gottes öffentlich. Mit Erfolg: Sein<br />

soeben in deutscher Sprache erschienenes<br />

Buch „<strong>Der</strong> Gotteswahn“, Ende Oktober auf<br />

Platz 2 <strong>der</strong> Spiegel-Bestseller-Liste, fehlt <strong>der</strong>zeit<br />

in keinem Feuilleton.<br />

Seit Jahren macht er unmissverständlich<br />

klar, dass er mit dem einseitigen Nichtangriffspakt,<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wissenschaft von <strong>der</strong> Religion<br />

abverlangt wird, nicht einverstanden<br />

ist und auch gesellschaftlich privilegierte<br />

Wahnideen <strong>der</strong> Überprüfung durch die kritische<br />

Vernunft nicht entzogen werden dürfen.<br />

„Wir sind dem <strong>Diesseits</strong> verpflichtet“,<br />

kommentiert Herbert Steffen, Vorstandsmitglied<br />

und Stifter <strong>der</strong> Giordano Bruno<br />

Stiftung, die eher ungewöhnliche Tatsache,<br />

dass <strong>der</strong> Preis den Namen eines Lebenden<br />

trägt. Und so stand <strong>der</strong> 82-jährige Karlheinz<br />

Deschner, sonst nur noch selten in <strong>der</strong> Öf-<br />

FORUM<br />

Dem <strong>Diesseits</strong> verpflichtet<br />

Die Giordano Bruno Stiftung verlieh am 12. Oktober 2007 in <strong>der</strong> Universität Frankfurt/Main<br />

zum ersten Mal den Deschner-Preis. Preisträger ist <strong>der</strong> britische Evolutionsbiologe und Religionskritiker<br />

Richard Dawkins.<br />

fentlichkeit, an diesem Abend ebenso im<br />

Mittelpunkt. Leicht machte er es seinen<br />

Zuhörern jedoch nicht. Er formulierte drei<br />

Wünsche hinsichtlich zukünftiger Preisträger.<br />

So bat er darum, dass Agnostiker – er<br />

selbst bezeichnet sich als solchen – bei <strong>der</strong><br />

Preisvergabe nicht ausgeschlossen werden,<br />

ebenso wenig wie Wissenschaftler, die lautstark<br />

auf die möglichen schrecklichen Folgen<br />

ihrer eigenen Forschungsarbeit hinweisen.<br />

Für preiswürdig befand er auch „Aufwiegler“,<br />

die „denen, die verhungern, zurufen,<br />

nach dem Eigentum <strong>der</strong>er zu greifen,<br />

die sie verhungern lassen“. Wer Deschners<br />

Aphorismen kennt, weiß auch um sein ganz<br />

beson<strong>der</strong>es Anliegen, den Tierschutz. Und<br />

so wäre es natürlich ganz in seinem Sinne,<br />

wenn <strong>der</strong> nächste Preisträger ebenso wie er<br />

auf das Essen von Fleisch verzichtete.<br />

<strong>Diesseits</strong> hatte am Rande dieser Veranstaltung<br />

Gelegenheit, mit dem Namensgeber<br />

Karlheinz Deschner, Ehrenmitglied des<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong>es, zu sprechen.<br />

<strong>Diesseits</strong>: Herr Deschner, erstmalig wurde<br />

ein Preis mit ihrem Namen verliehen,<br />

wie fühlt man sich da?<br />

Karlheinz Deschner: Es freut mich,<br />

drückt sich darin doch die Anerkennung<br />

meines Lebenswerkes aus; wobei mein<br />

Name stellvertretend für eine Reihe an<strong>der</strong>er<br />

steht.<br />

Haben Sie an <strong>der</strong> Entscheidung mitgewirkt?<br />

Nein. Ich bin nicht stimmberechtigt. Ich<br />

bin nicht Mitglied <strong>der</strong> Stiftung.<br />

4/2007 25


Ist Professor Dawkins ein würdiger<br />

Preisträger?<br />

Gar keine Frage. Richard Dawkins wird<br />

nicht nur weltweit beachtet, son<strong>der</strong>n verdient<br />

diese Beachtung auch, was nicht immer<br />

zusammentrifft. Er ist unbestritten einer<br />

<strong>der</strong> bedeutendsten Evolutionsbiologen<br />

unserer Zeit, ja gilt vielen als führen<strong>der</strong> Vertreter<br />

seines Faches überhaupt. Ich selbst,<br />

das sagte ich in meiner Rede, schätze beson<strong>der</strong>s<br />

den Elan des Religionskritikers, seine<br />

Angriffigkeit, das so Unverblümte, wenig<br />

„Professorale“, so gar nicht vernunfteitle seiner<br />

Bücher, nicht zuletzt seine intellektuelle<br />

Redlichkeit. Auch persönlich wirkt <strong>der</strong><br />

Oxford-Gelehrte auf mich sehr gewinnend.<br />

Er strahlt, wenn ich so sagen darf, eine Aura<br />

souveräner Bescheidenheit aus.<br />

Dawkins geht es mit seinem Werk darum,<br />

den Menschen zu beweisen, dass es<br />

Gott nicht gibt. Ihnen liegt es eher am<br />

Herzen, die Verbrechen <strong>der</strong> Institution<br />

Kirche aufzuklären. Gibt es trotzdem<br />

Parallelen zwischen Ihren Arbeiten?<br />

Parallelen? In Menge! Ich bin ja nicht nur<br />

Verfasser <strong>der</strong> „Kriminalgeschichte“ – übrigens<br />

keineswegs <strong>der</strong> Kirche bloß, son<strong>der</strong>n<br />

„des Christentums“, was weit mehr umfasst.<br />

Ich schrieb umfangreiche Aufsätze, ja ganze<br />

Bücher, die viel, viel weniger den Verbrechen<br />

als dem Glauben <strong>der</strong> Christen gelten,<br />

26<br />

4/2007<br />

oft fast allein dem Glauben. Dazu gehört<br />

meine erste christentumskritische Publikation,<br />

durch ein halbes Jahrhun<strong>der</strong>t immer<br />

wie<strong>der</strong> neu aufgelegt, siebenhun<strong>der</strong>t Seiten<br />

stark: „Abermals krähte <strong>der</strong> Hahn“. Dazu<br />

gehört das Buch „<strong>Der</strong> gefälschte Glaube.<br />

Die wahren Hintergründe <strong>der</strong> kirchlichen<br />

Lehren“. Dazu gehört das beinahe hun<strong>der</strong>t<br />

Seiten umfassende Traktat „Warum ich<br />

Agnostiker bin“ sowie <strong>der</strong> Aufsatz „Ich<br />

brauche kein Gottesbild“ und weitere Essays.<br />

Dazu zählen auch die meisten <strong>der</strong> von<br />

mir editierten christentumskritischen Dokumentationen,<br />

etwa „Was halten Sie vom<br />

Christentum?“, „Warum ich aus <strong>der</strong> Kirche<br />

ausgetreten bin“, „Jesusbil<strong>der</strong> in theologischer<br />

Sicht“ o<strong>der</strong> die zweibändige Anthologie<br />

„Das Christentum im Urteil seiner Gegner“.<br />

Sogar in <strong>der</strong> „Kriminalgeschichte“ betrifft<br />

Band 3 zum größten Teil die Historie<br />

des Glaubens.<br />

Es stimmt einfach nicht, es ist geradezu<br />

lächerlich unwahr, engt man meine Christentumskritik<br />

auf den Rapport bloßer<br />

Mord- und Totschlagaktionen ein, vielleicht<br />

gar mit dem pseudokecken Zungenschlag<br />

jenes Berliner Kirchenmannes, <strong>der</strong><br />

mir einst in einer Talkshow, brustgeschwellt<br />

sein Credo beschwörend, zurief: „... da können<br />

Sie noch so viele Kriminalromane<br />

schreiben…“ – als schriebe ich die Romane<br />

<strong>der</strong> Christentumsgeschichte, als schriebe sie<br />

nicht diese Seite selbst, von den Bibelschreibern<br />

angefangen! Kurz, wer meine Schriften<br />

liest, wird darin immer wie<strong>der</strong>, wird schockweise<br />

Parallelen zu Dawkins finden, mag<br />

auch <strong>der</strong> Ansatz verschieden sein.<br />

Haben Sie schon eine Idee, wer <strong>der</strong> nächste<br />

Preisträger sein könnte?<br />

Eine Idee schon, aber wie gesagt, keine<br />

Stimme bei <strong>der</strong> Entscheidungsfindung.<br />

In Ihrer Rede am heutigen Abend haben<br />

Sie sich sehr wissenschaftskritisch<br />

geäußert. Wenn Religion den Menschen<br />

nicht hilft, Wissenschaft jedoch auch<br />

nicht, woran sollen wir uns halten?<br />

Ich bin wissenschaftskritisch, ja, gerade<br />

im Sinn <strong>der</strong> Wissenschaft, die stets kritisch,<br />

selbstkritisch sein muss o<strong>der</strong> keine Wissenschaft<br />

ist. Wie zum Beispiel die Theologie,<br />

die längst aus den Universitäten hätte fliegen<br />

sollen und die dort nur noch kraft des unheilvollen<br />

Techtelmechtels zwischen Thron<br />

und Altar ihre Windeier ausbrütet. Die Religion<br />

hilft den Menschen bloß scheinbar.<br />

Unter krasser Ignorierung des Wahrheitsbereiches.<br />

O<strong>der</strong> sagen wir besser: Missachtung<br />

<strong>der</strong> Wahrscheinlichkeit. Religionen<br />

sind falsche Mittel zur Befriedigung echter<br />

Bedürfnisse. Wissenschaft kann wirklich<br />

helfen, doch auch ruinieren. Schon die Resultate<br />

<strong>der</strong> Zell- und Atomkernforschung<br />

sprechen für sich. Ihre Frage, nur allzu begreiflich,<br />

berührt das Problem, das uralte<br />

Thema: Hat unser Leben – aufs Ganze gesehen<br />

– einen Sinn? Wer ihn zu wissen vorgibt,<br />

lügt. Ein solches Wissen übersteigt die<br />

Erkenntnisgrenze unseres Gehirns. Wir<br />

können aber dem letztlich vielleicht wohl<br />

Sinnlosen einen Sinn geben, und eine <strong>der</strong><br />

sowohl einfachsten wie tiefsten Sentenzen<br />

hierzu schrieb Goethe: „<strong>Der</strong> Sinn des Lebens<br />

ist das Leben selbst.“ Die eher noch bedeutsamere<br />

Frage freilich, wie wir leben sollen,<br />

beantwortet Albert Schweitzer für mich<br />

beson<strong>der</strong>s überzeugend: „Ich bin Leben, das<br />

leben will, inmitten von Leben, das leben<br />

will.“ Empathie also, Mitgefühl, Beistand.<br />

Ich selber glaube, je älter ich werde, desto<br />

mehr, dass die kleinste Hilfe oft besser ist als<br />

<strong>der</strong> größte Gedanke. ●<br />

Einen ausführlichen Bericht über die Preisverleihung<br />

lesen Sie unter: http://hpd-online.de/<br />

node/2969<br />

Dawkins, Richard: <strong>Der</strong> Gotteswahn. – Berlin<br />

: Ullstein, 2007. – 22,90 Euro


Inge Hüsgen<br />

■ <strong>Der</strong> Nürnberger turm<strong>der</strong>sinne hat die<br />

verschiedenen Aspekte <strong>der</strong> Wahrnehmungsforschung<br />

zum Thema seines zehnten<br />

Symposiums vom 5. bis 7. Oktober gemacht,<br />

<strong>der</strong> Titel: „Nicht wahr?! Sinneskanäle,<br />

Hirnwindungen und Grenzen <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung“.<br />

Das Programm hatte <strong>der</strong> turm<strong>der</strong>sinne<br />

gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut<br />

für biologische Kybernetik zusammengestellt:<br />

Renommierte Forscher sprachen zu so<br />

unterschiedlichen Themen wie Wahrnehmungstäuschungen,<br />

Neuroökonomie und<br />

Synästhesie. Hubert Dinse, <strong>der</strong> maßgeblich<br />

am Entwurf des sensorischen Homunkulus<br />

„Heiner“ im Museum turm<strong>der</strong>sinne beteiligt<br />

war, erklärte, wie wichtig <strong>der</strong> Tastsinn<br />

im Alltagsleben ist. Bernd Lingelbach vom<br />

Institut für Augenoptik Aalen stellte das<br />

Hermann-Gitter vor, ein zweifarbiges Gittermuster,<br />

in dem scheinbar dunkle Flecken<br />

auftauchen. Lingelbach ist Schöpfer des bekannten<br />

Szintillationsgitters, das seit Beginn<br />

das Logo des Symposiums bildet. Dieses<br />

szintillierende Gitter ist eine Weiterentwicklung<br />

des Hermann-Gitters. Die verblüffende<br />

Täuschung gibt den Forschern bis<br />

heute Rätsel auf: Ein seit fast 50 Jahren bekannter<br />

Erklärungsansatz wurde vor drei<br />

Jahren durch eine einfache Modifikation<br />

des Musters erschüttert – ein kleiner Einblick<br />

in den Expertenstreit kam in <strong>der</strong> Diskussion<br />

zum Vorschein.<br />

Die Auswahl kam an: Erstmals in <strong>der</strong><br />

Geschichte des Symposiums war die Veranstaltung<br />

schon eine Woche vor Beginn ausverkauft.<br />

Was wir wahrnehmen, ist nicht immer<br />

wahr. Aber kann es sein, dass grundlegende<br />

Konzepte unseres Selbstverständnisses, wie<br />

das Ich und <strong>der</strong> freie Wille, ebenfalls auf Illusionen<br />

beruhen? Nichts Geringeres behauptet<br />

die mo<strong>der</strong>ne Hirnforschung. Einen<br />

FORUM<br />

Nicht wahr?! Sinneskanäle,<br />

Hirnwindungen und Grenzen <strong>der</strong><br />

Wahrnehmung<br />

Besucherrekord zum Jubiläum:<br />

Über 500 Gäste beim 10. Symposium turm<strong>der</strong>sinne<br />

Je<strong>der</strong> Computer würde vor dieser Datenflut kapitulieren: Nicht weniger als 1 Gigabyte Information<br />

leiten die Sinnesorgane pro Sekunde ans Gehirn weiter. Um die enorme Informationsmenge<br />

zu bewältigen, trifft das Gehirn eine rigorose Auswahl. Und damit fängt seine Arbeit<br />

erst an. Denn Wahrnehmung ist ein aktiver Prozess: Unser Denkorgan deutet die Sinnesreize<br />

und ergänzt unvollständige Informationen aus <strong>der</strong> Erfahrung.<br />

Wolf Singer<br />

<strong>der</strong> prominentesten Vertreter dieser These,<br />

Wolf Singer, konnte <strong>der</strong> turm<strong>der</strong>sinne für<br />

die Auftakt-Veranstaltung gewinnen. <strong>Der</strong><br />

Direktor <strong>der</strong> Abteilung für Neurophysiologie<br />

am Frankfurter Max-Planck-Institut für<br />

Hirnforschung bestritt den Doppelvortrag<br />

gemeinsam mit dem Magdeburger Philosophen<br />

Michael Pauen.<br />

Die über 500 Besucher erlebten unter<br />

dem Motto „Science meets Philosophy“ ein<br />

konstruktives Start-Gespräch. Waren frühere<br />

fächerübergreifende Dialoge, etwa eine<br />

Tagung des Kulturwissenschaftlichen Instituts<br />

Essen 2002, von kontroversen Standpunkten<br />

geprägt, staunte Singer jetzt, dass er<br />

mit Michael Pauen „gar nicht richtig streiten“<br />

könne. <strong>Der</strong> Philosoph vertritt ein kompatibilistisches,<br />

also durchaus mit naturwissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen zu vereinbarendes<br />

Konzept <strong>der</strong> Willensfreiheit.<br />

Die mo<strong>der</strong>ne Neurobiologie geht davon<br />

aus, dass alle mentalen Funktionen auf neuronalen<br />

Prozessen beruhen. Das gesamte<br />

Weltwissen sowie die Regeln für dessen Erwerb<br />

und Anwendung sitzen demnach in<br />

<strong>der</strong> funktionellen Architektur des Gehirns.<br />

Diese beeinflusst den Entscheidungsprozess<br />

und ist wie<strong>der</strong>um geprägt von <strong>der</strong> Evolution,<br />

früher Prägung und dem aktuellen dynamischen<br />

Zustand des Gehirns.<br />

4/2007 27


Auch von <strong>der</strong> Vorstellung einer festen<br />

Instanz namens Ich hat sich die Wissenschaft<br />

verabschiedet. Sie geht vielmehr davon<br />

aus, dass kohärente Wahrnehmungen<br />

durch Ensembles von Neuronen erzeugt<br />

werden, ähnlich wie sich Texte aus den 26<br />

Buchstaben des Alphabets zusammensetzen.<br />

Nach Ansicht von Wolf Singer beruhen<br />

auch bewusste Entscheidungen, die wir als<br />

frei empfinden, auf neuronalen Prozessen.<br />

Wenn wir dafür dennoch stets bewusste<br />

Gründe angeben können, stecken oft<br />

nachträgliche Rationalisierungen dahinter.<br />

Stimmen die bewusste und die unbewusste<br />

Abwägung überein und stehen mehrere<br />

Entscheidungsmöglichkeiten offen, fühlen<br />

wir uns frei in unseren Entscheidungen.<br />

Aber bringt <strong>der</strong> Abschied vom freien<br />

Willen nicht eine weitere narzisstische<br />

Kränkung mit sich, wie sie gern mit den<br />

Entdeckungen von Kopernikus, Darwin<br />

und Freud verbunden werden? Keineswegs,<br />

erklärte Michael Pauen in seinem Vortrag.<br />

We<strong>der</strong> stehe angesichts des <strong>der</strong>zeitigen Forschungsstands<br />

eine Krise ins Haus, noch sei<br />

es in <strong>der</strong> Vergangenheit zu <strong>der</strong>artigen Kränkungen<br />

gekommen. Im Gegenteil habe die<br />

Forschung immer bessere Erklärungen für<br />

die menschlichen Fähigkeiten gefunden.<br />

Während man beispielsweise noch bis Mitte<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts am dualistischen<br />

Leib-Seele-Konzept festhielt, sind heute an<br />

seine Stelle leistungsfähigere, naturalistische<br />

Modelle getreten. Eine vergleichbare Entwicklung<br />

diagnostiziert Pauen bei <strong>der</strong> Hirnforschung.<br />

Das Staunen über die Fähigkeiten des<br />

Denkorgans haben die Naturalisten indes<br />

nicht verloren. Auf die Publikumsfrage<br />

„Sind künstlerische Leistungen nur Produkte<br />

des Gehirns?“ antwortete Wolf Singer<br />

mit einem Schmunzeln: „Das Wörtchen<br />

‚nur’ ist zuviel in Ihrem Satz.“ ●<br />

Weitere Informationen und Materialien zu den<br />

Vorträgen des Symposiums unter www.turm<strong>der</strong>sinne.de<br />

Inge Hüsgen ist Redaktionsleiterin <strong>der</strong> kritischen<br />

Wissenschaftszeitung Skeptiker und Redakteurin<br />

des turm<strong>der</strong>sinne-Newsletters Sinnesorgan.<br />

Das nächste Symposium turm<strong>der</strong>sinne findet<br />

vom 10.-12. Oktober 2008 in Nürnberg statt.<br />

<strong>Der</strong> Titel: „Künstliche Sinne – gedoptes Gehirn.<br />

Neurotechnik und Neuroethik“. Zur Einführung<br />

spricht <strong>der</strong> Philosoph Thomas Metzinger,<br />

Leiter des Arbeitsbereichs Neurophilosophie<br />

am Interdisziplinären Forschungszentrum für<br />

Neurowissenschaften an <strong>der</strong> Universität Mainz.<br />

28<br />

4/2007<br />

Sinnliches unterm säkularen Weihnachtsbaum<br />

Sinnliches Schenken ganz an<strong>der</strong>s? Wenn Sie noch nach einem geeigneten<br />

säkularen Weihnachtspräsent für Ihre Liebsten grübeln, warum verschenken<br />

Sie nicht mal eine „sinnliche“ Reise in die schöne mittelalterliche Stadt<br />

Nürnberg? Einen Gutschein für einen Besuch im Hands-on-Museum<br />

turm<strong>der</strong>sinne erhalten diesseits-Abonennten von uns kostenlos dazu. Das<br />

Museum stellt dafür 3 Gutscheine für Einzelpersonen (Wert: 6 Euro) und 3<br />

Familiengutscheine (Wert: 16 Euro, gültig für max. zwei Erwachsene und<br />

<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>) zur Verfügung. Die Eintrittskarten sind auch über den<br />

Jahreswechsel hinaus gültig.<br />

Bitte schreiben Sie bis 15. Dezember an: <strong>Diesseits</strong>, Wallstraße 61-65, 10179<br />

Berlin o<strong>der</strong> an: diesseits@humanismus.de<br />

Dazu auch gleich ein passen<strong>der</strong> Lesestoff? Soeben im mentis-Verlag<br />

erschienen ist das zweite Buch aus <strong>der</strong> Reihe <strong>der</strong> Symposiumsbände des<br />

turm<strong>der</strong>sinne: „Von Sinnen. Traum und Trance, Rausch und Rage aus Sicht<br />

<strong>der</strong> Hirnforschung“ (Euro 29,80, ISBN: 978-3-89785-572-4). Die erste<br />

Veröffentlichung „Freier Wille – frommer Wunsch?“ (Euro 29,80, ISBN 978-3-<br />

89785-445-1) ist in zweiter Auflage ebenfalls noch erhältlich.


Joachim Kahl<br />

■ Weihnachten stilvoll und fröhlich feiern<br />

– jenseits von Konsumrausch und Konsumkritik,<br />

ohne Erwartungsstress und Geschenkzwänge,<br />

ohne christlichen Mythos<br />

vom welterlösenden Säugling, also ohne<br />

Krippe und ohne Engel, aber doch mit Adventskranz<br />

und Tannenbaum als den ökologischen<br />

Hauptsymbolen!? Ja, das ist sinnvoll<br />

und praktikabel. Immer mehr Menschen<br />

suchen einen neuen und selbstbewussten<br />

Umgang mit diesem Fest <strong>der</strong><br />

Feste. Sie erlauben sich eine phantasievolle<br />

und produktive Auswahl aus <strong>der</strong> überlieferten<br />

weihnachtlichen Folklore, öffnen sich<br />

<strong>der</strong>en ästhetischem Reiz, bedienen sich aus<br />

dem reichen Arsenal ihrer internationalen<br />

Utensilien.<br />

Für viele freilich bleibt Weihnachten ein<br />

Ärgernis. Bereits in <strong>der</strong> Erwartung des Festes<br />

spüren sie ein Unbehagen, verfallen in<br />

Depressionen o<strong>der</strong> Aggressionen – und<br />

zwar nicht nur die Einsamen und Betagten<br />

MAGAZIN<br />

Frohe Weihnachten…<br />

Warum auch Atheisten guten Gewissens Weihnachten feiern können, ein Fest, das alle Abschaffungsparolen<br />

souverän überstanden hat und überstehen wird<br />

ohne Angehörige, son<strong>der</strong>n auch an<strong>der</strong>e,<br />

Jüngere und Feinfühlige, die einen geheuchelten<br />

Familienfrieden und leere Konventionen<br />

verabscheuen. In <strong>der</strong> Weihnachtszeit<br />

steigen erfahrungsgemäß Alkoholmissbrauch<br />

und Selbsttötungsrate.<br />

Heitere Mittwinterzeit<br />

Religionsphilosophische, historische und<br />

kulturtheoretische Überlegungen können<br />

jedoch dazu beitragen, die Festverdrossenheit<br />

zu mil<strong>der</strong>n und eine zugleich spontane<br />

und reflektierte Festfreude zu ermöglichen.<br />

Dabei geht es um die doppelte Einsicht, dass<br />

Weihnachten vom Ursprung her gar kein<br />

ausschließlich christliches Fest und insofern<br />

auch einer weltlich-humanistischen Sinngebung<br />

leicht zugänglich ist und dass das Fei-<br />

ern von Festen einen unverzichtbaren Bestandteil<br />

eines kultivierten Lebens darstellt.<br />

Ich schlage vor, Weihnachten als weltliches<br />

Friedensfest zu feiern, als geselliges und<br />

heiteres Fest <strong>der</strong> Mittwinterzeit. Nehmen<br />

wir uns die Freiheit, diesem Fest, das eine<br />

lange christliche und eine noch längere vorchristliche<br />

Geschichte hat, einen neuen,<br />

nachchristlichen, weltlich-humanistischen<br />

Sinn zu geben: einen Sinn, <strong>der</strong> mit einem<br />

undogmatischen Atheismus im Einklang<br />

steht und dessen Spiritualität beflügelt.<br />

Das Weihnachtsfest ist tief im Leben<br />

breitester Bevölkerungskreise verwurzelt.<br />

Denn es entspringt und entspricht einem<br />

realen Bedürfnis: sich in <strong>der</strong> dunkelsten und<br />

kältesten Zeit des Jahres mit einer Fülle<br />

sinnlicher und kulinarischer Elemente das


Licht, die Wärme, das Wohlbehagen symbolisch<br />

zu vergegenwärtigen, die die Menschen<br />

gerade im Winter zum Leben brauchen.<br />

In eins damit wird eine weltanschauliche<br />

Orientierung über den Tag hinaus vermittelt.<br />

Warten auf Wärme und Licht<br />

Die dauerhafte, objektive, naturgeschichtliche<br />

Grundlage des Weihnachtsfestes ist die<br />

Wintersonnenwende, <strong>der</strong> Punkt im Umlauf<br />

<strong>der</strong> Erde um die Sonne, von dem an<br />

(auf <strong>der</strong> Nordhalbkugel) ihre Leben spendende<br />

Strahlung wie<strong>der</strong> zunimmt. Die Tage<br />

werden wie<strong>der</strong> länger, ein neuer Frühling<br />

bahnt sich an. Dies ereignet sich – „alle Jahre<br />

wie<strong>der</strong>“ – in <strong>der</strong> Zeit um den 21. Dezember<br />

herum. <strong>Der</strong> Sieg des Lichtes über<br />

die Finsternis, <strong>der</strong> Sieg <strong>der</strong> Wärme über die<br />

Kälte sind unaufhaltsam im Kommen. Ein<br />

nachchristliches, weltlich-humanistisches<br />

Verständnis von Weihnachten knüpft an<br />

diese kosmische und insofern unverwüstliche<br />

Verankerung an und verbindet sie unbefangen<br />

mit dem Beitrag <strong>der</strong> christlichen<br />

Religion zur Ausgestaltung des Festes. Neuheidnisch<br />

und damit rückwärtsgewandt<br />

wäre es, nur auf die Wintersonnenwende<br />

abzuheben und die qualitative Bereicherung<br />

des Festes durch das Christentum zu ignorieren<br />

o<strong>der</strong> gar zu leugnen.<br />

Dieser produktive Beitrag besteht in <strong>der</strong><br />

Ethisierung, Historisierung und Politisierung<br />

des Festinhaltes. „Friede auf Erden und<br />

den Menschen ein Wohlgefallen“, so singen<br />

die Engel über dem Stall von Bethlehem<br />

und greifen damit messianische Visionen<br />

Anzeige<br />

Helmut Fink (Hrsg.)<br />

Was heißt<br />

Humanismus heute?<br />

Ein Streitgespräch zwischen Joachim<br />

Kahl und Michael Schmidt-Salomon<br />

Schriftenreihe <strong>der</strong> Humanistischen<br />

Akademie Bayern,Bd.2<br />

73 Seiten,geheftet,Euro 5.-<br />

ISBN 3-86569-035-1<br />

Ausgehend von <strong>der</strong> Kritik des letzten<br />

Buches des jeweils an<strong>der</strong>en versuchen<br />

die beiden bekannten Philosophen<br />

das Profil des Humanismus zu<br />

schärfen.<br />

30<br />

www.alibri.de<br />

4/2007<br />

aus dem Alten Testament („Schwerter zu<br />

Pflugscharen“) und Proklamationen aus <strong>der</strong><br />

Regierungszeit des römischen Kaisers Augustus<br />

auf. Da sie freilich illusionär mit dem<br />

Eingreifen eines himmlischen Retters in das<br />

irdische Geschehen verklammert werden,<br />

erfolgt – „alle Jahre wie<strong>der</strong>“ – ihre praktische<br />

Entzauberung. Ein weltlich-humanistisches<br />

Verständnis von Weihnachten haftet daher<br />

nicht länger am Mythos von <strong>der</strong> Menschwerdung<br />

Gottes, son<strong>der</strong>n feiert die Menschwerdung<br />

des Menschen als ständige Aufgabe,<br />

wofür Friede eine entscheidende gesellschaftliche<br />

Bedingung ist. Friede wird aber<br />

nicht den Menschen irgendwie von oben<br />

geschenkt, wie es die Botschaft <strong>der</strong> Engel<br />

und <strong>der</strong> Glaube an die wun<strong>der</strong>bare Geburt<br />

eines göttlichen Heilands behaupten. Friede<br />

lässt sich nur als Resultat einer gewaltigen<br />

und koordinierten Anstrengung von Millionen<br />

Menschen verwirklichen.<br />

Das Interesse am Geburtsdatum des<br />

christlichen Erlösers tauchte erst im vierten<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t nach <strong>der</strong> konstantinischen<br />

Wende auf, als das Christentum zur Staatsreligion<br />

erhoben worden war. Mit strategischer<br />

Klugheit und bis heute reichenden<br />

Folgen setzte <strong>der</strong> römische Bischof aus eigener<br />

Machtvollkommenheit fest: <strong>Der</strong> Welterlöser,<br />

dessen Geburtsdatum in <strong>der</strong> Bibel<br />

nirgendwo erwähnt wird, wurde in <strong>der</strong><br />

Nacht vom 24. auf den 25. Dezember geboren.<br />

Warum? Weil im gesamten Imperium<br />

Romanum <strong>der</strong> 25. Dezember staatsoffiziell<br />

als Geburtstag des „unbesiegten<br />

Sonnengottes“ (sol invictus) gefeiert wurde.<br />

Das Datum lag kurz nach <strong>der</strong> Wintersonnenwende<br />

und bewies mit den bereits wie<strong>der</strong><br />

länger werdenden Tagen die Unbesiegtheit<br />

<strong>der</strong> Sonne, den sich erneuernden Triumph<br />

des Lebens. Mit dieser Datierung<br />

sollte gezielt <strong>der</strong> heidnische Sonnengott verdrängt<br />

und das römische Fest umfunktioniert<br />

werden zur Feier des Aufgangs <strong>der</strong><br />

wahren Gnadensonne über Bethlehem. Das<br />

war umso leichter möglich, als bereits im<br />

Neuen Testament Aussagen aus dem antiken<br />

Sonnenkult auf Jesus übertragen worden<br />

waren. „Ich bin das Licht <strong>der</strong> Welt“,<br />

heißt es beispielsweise im Johannes-Evangelium.<br />

Elemente des Sonnenkultes<br />

So setzten sich im christlichen Weihnachtsfest<br />

Elemente und Symbole des Sonnenkultes<br />

naturwüchsig durch, und zwar vor allem<br />

im mittwinterlichen Grünschmuck und im<br />

Lichterglanz <strong>der</strong> Kerzen. Zwar ist <strong>der</strong> lichtergeschmückte<br />

Tannenbaum als optischer<br />

Mittelpunkt erst ein Erzeugnis <strong>der</strong> bürgerlichen<br />

Familienkultur des neunzehnten Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Doch ist die mit dem Sonnenkult<br />

unmittelbar verbundene Baum- und Lichtsymbolik<br />

als solche uralt und hat in mannigfachen<br />

Formen Advents- und Weihnachtsbräuche<br />

beeinflusst. Harmonisch ist<br />

das Grün <strong>der</strong> Vegetation verbunden mit<br />

dem Abglanz des Sonnenlichtes als dem Ursprung<br />

allen Gedeihens und Wachsens.<br />

Als das Christentum über seine mediterranen<br />

Ursprünge hinauswuchs, wurde es<br />

nördlich <strong>der</strong> Alpen mit germanischen Sitten<br />

und Anschauungen konfrontiert. Unsere<br />

Vorfahren feierten in den Tagen vor und<br />

nach <strong>der</strong> Wintersonnenwende das Julfest<br />

mit Julschmaus und Julbier und Julfrieden.<br />

Die Nächte um den 21. Dezember herum<br />

nannten sie die „wihen nachten“, die geweihten<br />

Nächte, aus denen das Wort Weihnachten<br />

hervorgegangen ist. Die Nächte<br />

schienen „geweiht“, etwas Beson<strong>der</strong>es zu<br />

sein, weil in dieser dunkelsten Zeit des Jahres<br />

<strong>der</strong> Umschlag zum Licht erfolgt und die<br />

wie<strong>der</strong> zunehmende Wärme den Winter zuverlässig<br />

besiegen wird. Das Julfest war ein<br />

Fest des Friedens, des Lichtes, <strong>der</strong> Freude,<br />

<strong>der</strong> Hoffnung, <strong>der</strong> Fruchtbarkeit. Die Einheit<br />

von Sonne und Erde, von Mensch und<br />

Natur, von Mensch und Tier wurde gefeiert.<br />

Den wilden Tieren in Wald und Feld<br />

wurde Futter hingestreut, Streitereien und<br />

Kämpfe zwischen Menschen wurden vorübergehend<br />

ausgesetzt, eine Verhaltensweise,<br />

die Julfrieden genannt wurde.<br />

So führt ein nachchristliches, ja insgesamt<br />

nachreligiöses, weltlich-humanistisches<br />

Verständnis des Weihnachtsfestes seine<br />

beiden bisherigen Entwicklungsstufen zu<br />

einer höheren Einheit zusammen. Zwei<br />

Sinnebenen lassen sich deutlich unterscheiden.<br />

In <strong>der</strong> kosmologisch-ökologischen<br />

Sinndimension wird die Einheit von Erde<br />

und Sonne, von Mensch und Natur gefeiert.<br />

In <strong>der</strong> historisch-ethischen Dimension wird<br />

<strong>der</strong> Friede auf Erden als ständige Aufgabe<br />

vergegenwärtigt. Da es sich hierbei um rein<br />

weltlich-menschliche Dinge handelt, nicht<br />

um ein wun<strong>der</strong>bares göttliches Geschehen,<br />

ergibt sich daraus eine charakteristische Verschiebung<br />

in <strong>der</strong> Gefühlslage des Festes. An<br />

die Stelle traulich besinnlicher Andacht tritt<br />

eine gelöste Heiterkeit. ●<br />

Dr. Dr. Joachim Kahl ist freiberuflicher Philosoph.


Ralf Bachmann<br />

■ Zille steht auf dem flachen Sockel, wie<br />

man ihn von ungezählten Selbstbildnissen<br />

kennt, ganz in die Arbeit vertieft, den Malerhut<br />

in die Stirn gezogen, die Brille auf <strong>der</strong><br />

Nasenspitze, einen Zigarrenstummel im<br />

Mundwinkel, den Skizzenblock in <strong>der</strong> linken,<br />

den Griffel in <strong>der</strong> rechten Hand, konzentriert<br />

ein Sujet fixierend. Indem ihm<br />

Drake den Schusterjungen zugesellt, dem<br />

man auch auf einer <strong>der</strong> von Zille gezeichneten<br />

Hinterhofszenen mitten unter den an<strong>der</strong>en<br />

Zillegören begegnen kann, gestaltet er<br />

die Einheit des Malers mit seinem „Milljöh“,<br />

die enge Vertrautheit <strong>der</strong> von ihm zum<br />

Kunstobjekt gemachten Berliner „Unterschicht“<br />

mit „ihrem“ Zeichner, Karikaturisten<br />

und Fotografen.<br />

„Wat jibt’s ’n hier ze maln?“<br />

Denn <strong>der</strong> Schusterjunge hält keineswegs respektvollen<br />

Abstand. Er drängt sich, beide<br />

Hände in den Taschen und eine flotte Melone<br />

auf dem Kopf, dicht an den Meister<br />

heran und blickt ihm ungeniert über die<br />

Schulter ins Skizzenheft. Das Gesicht<br />

spricht, es ist kess und staunend zugleich:<br />

„Wat jibt’s ’n hier ze maln?“ vielleicht und<br />

„Eene Handvoll Krakel, schon weeß mer,<br />

was er meent!“ <strong>Der</strong> Junge von <strong>der</strong> Straße<br />

ahnt und empfindet, was Zilles Malerfreundin<br />

Käthe Kollwitz logisch in Worte fasst:<br />

„Er ist restlos Künstler. Ein paar Linien, ein<br />

paar Striche, ein wenig Farbe mitunter –<br />

und es sind Meisterwerke.“ Die schuf er mit<br />

bewun<strong>der</strong>nswertem Fleiß. Nicht weniger als<br />

10 bis 15 000 Porträtskizzen und Zeichnungen<br />

aus seiner Hand sind erhalten geblieben.<br />

Und doch ist Zille nach den Worten<br />

Otto Nagels „wohl <strong>der</strong> volkstümlichste,<br />

aber vielleicht auch <strong>der</strong> missverstandenste<br />

deutsche Künstler“. Zuerst musste sich <strong>der</strong><br />

aus ärmlichen Verhältnissen stammende gelernte<br />

Lithograf vom Stallgeruch des bloßen<br />

Handwerkers befreien. Immerhin war er<br />

schon 66, als er auf energische Fürsprache<br />

des Präsidenten Max Liebermann Ordentliches<br />

Mitglied <strong>der</strong> Preußischen Akademie<br />

<strong>der</strong> Künste und zum Professor ernannt wur-<br />

MAGAZIN<br />

Pinselheinrich und <strong>der</strong> Schusterjunge<br />

An Heinrich Zille, den „Pinselheinrich“, erinnert zu werden, dazu gehört in Berlin nicht viel.<br />

Zille ist Berlin, „Berlins Bester“, wie sein Zeit- und Sinnesgenosse Kurt Tucholsky schrieb:<br />

„Du wahst ein jroßa Meista. Du hast jesacht, wies is.“ Ich begegne ihm am liebsten im Köllnischen<br />

Park. Hinter dem Märkischen Museum, in dem 1928 an Zilles 70. Geburtstag die<br />

Ausstellung seines Lebenswerkes zum Wallfahrtsziel <strong>der</strong> Berliner wurde, und dem Zwinger<br />

<strong>der</strong> Wappenbären wird er dort auch zu seinem 150. im Schatten <strong>der</strong> alten Bäume stehen und<br />

„kritzeln“. <strong>Der</strong> Bildhauer Heinrich Drake (1903-1994) hatte eine geniale Idee, als er da<br />

gleich zwei unsterblichen Berlinern das sprichwörtliche Denkmal setzte: Heinrich Zille und<br />

dem Schusterjungen.<br />

de. Noch gravieren<strong>der</strong> waren die permanenten<br />

Versuche, die sozialkritische Darstellung<br />

des „Berlins von unten“ in seinen<br />

Arbeiten als reinen Ulk abzutun. In <strong>der</strong> Satirezeitschrift<br />

„Simplicissimus“ erschien eine<br />

(von einem Freund gezeichnete und gar<br />

nicht gegen ihn gerichtete) Karikatur, in <strong>der</strong><br />

ein Reichtumsprotz tönt: „Nehm se sich<br />

noch ne frische Habana, Meister Zille. Sie<br />

ham uns mit Ihren Nutten un armen Leuten<br />

imma so vill Freude jemacht!“ Zille bekannte:<br />

„Da schämte ich mich.“ Ein an<strong>der</strong>mal<br />

sagte er: „Wer über meine Witze lacht,<br />

versteht sie nicht.“ Selbstkritisch fügte er<br />

hinzu: „Denn hab ick det nich besser jekonnt.“<br />

Die Tränen hinter dem Lachen<br />

Manche seiner Volksmund gewordenen bissigen<br />

Texte, wie den von <strong>der</strong> Wohnung, mit<br />

<strong>der</strong> man einen Menschen erschlagen kann<br />

wie mit einer Axt, verdanken wir diesem<br />

Gefühl. Ein Verlag verlangte Zeichnungen<br />

des inzwischen populären und gefragten<br />

Künstlers, aber „keine Gebrechen, keine<br />

schwangeren Frauen, keine Kranken, kein<br />

Elend“. „Dann kann ich Ihnen Berlin nicht<br />

zeichnen“, antwortete er. „Es tut weh, wenn<br />

4/2007 31


Michael Bauer /<br />

Alexan<strong>der</strong> Endreß (Hrsg.)<br />

Selbstbestimmung<br />

am Ende des Lebens<br />

208 Seiten, kartoniert, Euro 16.-<br />

Schriftenreihe <strong>der</strong> Humanistischen<br />

Akademie Bayern, Band1<br />

ISBN 3-86569-018-1<br />

<strong>Der</strong> Sammelband nähert sich aus interdisziplinärer<br />

Perspektive <strong>der</strong> Problematik<br />

<strong>der</strong> Selbstbestimmung am<br />

Ende des Lebens. Dabei wird das<br />

komplexe Thema nicht auf die Frage<br />

„(Aktive) Sterbehilfe – ja o<strong>der</strong> nein?“<br />

zugespitzt. Vielmehr loten die Beiträge<br />

grundsätzliche philosophische Fragen<br />

aus, berücksichtigen sozioökonomische<br />

Aspekte und stellen interkulturelle<br />

Vergleiche an.<br />

Mit Beiträgen von Frie<strong>der</strong>-Otto Wolf,<br />

Wolfgang Putz, Norbert Hoerster,<br />

Frank Erbguth, Andreas Frewer, Isabella<br />

Jordan, Reiner Sörries, Klaus<br />

Feldmann, Georg Marckmann, Gita<br />

Neumann, Horst Groschopp, Ursula<br />

Seitz, Ludwig A. Minelli.<br />

Die Humanistische Akademie Bayern<br />

veröffentlicht in ihrer Schriftenreihe<br />

die Beiträge zu den Frühjahrstagungen<br />

sowie weiteren Veranstaltungen<br />

und Arbeitsmaterialien. Als nächster<br />

Band ist die Dokumentation eines<br />

Streitgespräch zwischen Michael<br />

Schmidt-Salomon und Joachim Kahl<br />

vorgesehen.<br />

32<br />

www.alibri.de<br />

4/2007<br />

man den Ernst als Witz verkaufen muss“,<br />

klagte Zille einmal.<br />

Max Liebermann zählte zu denen, die<br />

ihn verstanden. Er packte das in die klugen<br />

Sätze: „Tausende und aber Tausende werden<br />

achtlos und, wenn sie darauf achteten,<br />

sogar mit Abscheu an den Szenen, die Sie<br />

schil<strong>der</strong>n, vorübergehen...Sie dagegen werden<br />

von ihnen tief bewegt. Das große Mitleid<br />

regt sich in Ihnen, aber Sie beeilen sich,<br />

darüber zu lachen, um nicht gezwungen zu<br />

sein, darüber zu weinen. Wir spüren die<br />

Tränen hinter Ihrem Lachen.“ Hinter<br />

scheinbar sachlich-ruhigem Registrieren<br />

von Eindrücken „fühlen wir den warmen<br />

Pulsschlag Ihres Herzens, Ihr Mitleid mit<br />

den Armen und Elenden, mit den Verkommenen<br />

und Deklassierten“.<br />

Wer den wahren Zille erleben will, dem<br />

sei ein Besuch im seit April nach gründlicher<br />

Erneuerung wie<strong>der</strong>eröffneten Zille-Museum<br />

im Nikolaiviertel empfohlen. Dort läuft<br />

auch eine sehenswerte Arbeit <strong>der</strong> bekannten<br />

Berliner Filmemacherin Irmgart von zur<br />

Mühlen, die nicht nur ein lückenloses Bild<br />

von Zilles Leben und Werk bietet, son<strong>der</strong>n<br />

gleichzeitig seine bisher kaum gewürdigten<br />

fotografischen Arbeiten über das Leben und<br />

die Umwelt <strong>der</strong> Ärmsten durch geschickte<br />

Kombination mit dokumentarischem Filmmaterial<br />

„zum Laufen“ bringt.<br />

Das Museum gehört <strong>der</strong> privaten Heinrich-Zille-Gesellschaft.<br />

Ein staatliches o<strong>der</strong><br />

städtisches für den 80. Ehrenbürger Berlins,<br />

den wohl berlinischsten unter den zeitgenössischen<br />

Bildenden Künstlern, existiert<br />

nicht. Dabei hielt schon Tucholsky <strong>der</strong><br />

Stadt vor, „nichts, aber auch gar nicht das<br />

leiseste zu tun“, um Zilles Bil<strong>der</strong>n vom<br />

„großen Stadttheater“ eine Heimstatt zu geben.<br />

Vorbehalte gegen Zilles Kunst und<br />

Persönlichkeit sind nie ganz verschwunden.<br />

Als er eigentlich ganz gegen seine eigenen<br />

Ambitionen zu akademischen Ehren gekommen<br />

war, schrieb – Zille zitierte es<br />

genüsslich – das völkische Blatt „Fri<strong>der</strong>icus“:<br />

„<strong>Der</strong> Berliner Abort- und Schwangerschaftszeichner<br />

Heinrich Zille ist zum Mitglied<br />

<strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Künste gewählt und<br />

als solcher vom Minister bestätigt worden.<br />

Verhülle, o Muse, dein Haupt.“<br />

„Vata jeht stehl’n – icke soll beten“<br />

So lange sich Zilles Kunst als „kleinbürgerlicher<br />

Firlefanz“ wie Zillebällen, wo sich die<br />

Damen und Herren des Establishments als<br />

Luden und Huren, Bettler und Knastbrü-<br />

<strong>der</strong>, Krüppel und Marktweiber aus dem<br />

„Milljöh“ verkleideten, aber auch in Familienblättern<br />

und Illustrierten gut vermarkten<br />

ließ, versuchte man, ihn dafür gleichzeitig<br />

zu entschärfen und nutzbar zu machen.<br />

Zille durchschaute den Rummel<br />

bald, obwohl man ihm einredete, die Maskenbälle<br />

mit den Zillefiguren seien Wohltätigkeitsveranstaltungen<br />

für die Armen.<br />

„Das sollte ein Volksfest sein. Ein richtiges<br />

Volksfest!“, klagte er. „Sie aber machten<br />

eine Champagnerpropaganda daraus.“<br />

Selbst die Lobesworte des Oberbürgermeisters<br />

zu seinem 70. Geburtstag, er habe mit<br />

seinem humorvollen Wesen das Volk Berlins<br />

in die Kunst eingeführt, nahm Zille<br />

misstrauisch auf: „Sie wollen in mir nur das<br />

Volk streicheln...“<br />

Politisch war Zille stets ein Linker. Ohne<br />

sich an eine Partei zu binden, unterstützte er<br />

die „Rote Hilfe“ und die Kämpfe <strong>der</strong> Arbeiter<br />

um den Achtstundentag, nannte er sich<br />

Kommunist. Er wollte kein politischer Akteur<br />

sein, aber er empfand sich als ein Teil<br />

<strong>der</strong> Klasse, die er malte. Als er gemeinsam<br />

mit Otto Nagel, wie er ein Maler des Berliner<br />

Proletariats, das engagierte Buch „An<br />

alle“ herausgab, in dem „zum ersten Mal <strong>der</strong><br />

unverfälschte, unfrisierte Zille zu Worte“<br />

kommt, meinte er dazu: „Viele werden enttäuscht<br />

sein, sie werden sagen: Also so einer<br />

ist das! Na, – wenn sie es erst jetzt merken!“<br />

Wie in seinen Bil<strong>der</strong>n die soziale Wahrheit,<br />

so war in seinem Leben schonungslose Offenheit<br />

kein Beiwerk, son<strong>der</strong>n selbstverständlich.<br />

Heuchelei war ihm fremd. In einer<br />

Skizze weint ein Mädchen bitterlich.<br />

„Vata jeht stehl’n – icke soll beten“, lautet<br />

<strong>der</strong> Text.<br />

Ja, und noch etwas prägte sein Leben:<br />

ein aus dem tiefsten Inneren kommen<strong>der</strong><br />

Humanismus, immerwährende praktische<br />

Hilfsbereitschaft. An Autogrammjäger<br />

schrieb er: „Wenn Sie an die Frau Soundso<br />

fünf Mark schicken, dann will ich Ihnen<br />

gern meinen Namenszug zukommen lassen.“<br />

Und er kommentierte für seine Leser:<br />

„Ich habe doch immer ’ne ganze Masse armer<br />

Witwen und andre arme Lu<strong>der</strong>s.“ Das<br />

war es, was die von ihm so geliebte Diseuse<br />

Claire Waldoff in einem zum Schlager gewordenen<br />

Lied Willi Kollos vom „guten<br />

Vater Zille“ singen ließ. Er war, mag das<br />

Wort auch neuerdings zu Unrecht in Verruf<br />

geraten sein, nehmt alles nur in allem,<br />

einfach ein guter, verehrenswürdiger<br />

Mensch. ●


angesehen<br />

Gernoth Schmidt<br />

Sterben in Serbien<br />

■ Das Herz ist krank. <strong>Der</strong> zehnjährige Nemanja<br />

ist zusammengebrochen und wird<br />

ohne baldige Operation sterben. Die lebensrettende<br />

Behandlung kann in Deutschland<br />

durchgeführt werden, für 26.000 Euro.<br />

Doch Operationen im Ausland zahlt die<br />

Krankenversicherung nicht. Diese Nachrichten<br />

reißen eine Belgra<strong>der</strong> Mittelstandsfamilie<br />

aus ihrer wohl geordneten Durchschnittlichkeit.<br />

Was tun? Das Geld reicht ohnehin<br />

kaum, ein Kredit in dieser Höhe ist nicht zu<br />

bekommen, die Zeitungen sind voll von<br />

Bettelinseraten. Die Nerven liegen blank, in<br />

<strong>der</strong> Ehe knirscht es. Sie sagt es nicht, aber<br />

zeigt deutlich, dass sie Mladen, ihren Mann,<br />

für einen Versager hält, dem selbst nichts<br />

einfällt, während sie sich verzweifelt abstrampelt,<br />

eine Lösung wenigstens sucht.<br />

Doch dann erhält er das abenteuerliche Angebot<br />

eines Fremden, Operation und Reisekosten<br />

zu finanzieren ... als Gegenleistung<br />

für den Mord an einem neureichen Geschäftsmann,<br />

ohne den „die Welt ein Stück<br />

besser wäre“. Also fast eine gute Tat. Mladen<br />

lehnt zunächst ab, um sich nach einem erneuten<br />

Anfall seines Sohnes auf diesen faustischen<br />

Pakt einzulassen. Er wird morden.<br />

Aus Liebe zum Kind. Doch das Gewissen ist<br />

übermächtig, es wird Mladen nicht loslassen.<br />

Aus diesem Stoff sind antike Tragödien.<br />

Was würden wir in einer solchen Situation<br />

tun, konfrontiert mit Fragen, auf die es nur<br />

falsche Antworten gibt? Wie weit gehen wir,<br />

wenn wir Leid und Schuld ohnehin nicht<br />

ausweichen können? Könnten wir mit dem<br />

Vorwurf leben, nicht alles getan zu haben,<br />

um einen geliebten Menschen zu retten?<br />

Glück ist, nie vor eine solche Wahl gestellt<br />

zu werden.<br />

<strong>Der</strong> Film ist als Beichte angelegt. Nach<br />

<strong>der</strong> Tat will Mladen endlich das Richtige<br />

tun. Er erzählt seiner ahnungslosen Frau<br />

von dem Mord. Er sucht die Sühne. Da die<br />

Polizei sein Geständnis nicht ernst nimmt –<br />

vermutlich hält sie ihn für einen Aufschnei<strong>der</strong><br />

–, offenbart er sich schließlich <strong>der</strong> Witwe<br />

des Ermordeten, die er vom Spielplatz<br />

kennt und die zwischenzeitlich Nemanjas<br />

Operation bezahlt hat. Dass er damit quasi<br />

Selbstmord begeht, weiß er.<br />

„Klopka – Die Falle“ protokolliert die<br />

Selbstzerstörung eines im Grunde anständigen<br />

Mannes und ist zugleich das finstere<br />

Soziogramm einer Gesellschaft, die sich<br />

spaltet in eine im wahrsten Sinne des Wortes<br />

um das Leben kämpfende Mittel-, eine<br />

ohnehin verelendete Unter- und eine immer<br />

reicher und dreister werdende Oberschicht,<br />

von <strong>der</strong> niemand genau weiß, wie<br />

sie eigentlich zu dem vielen Geld kommt.<br />

Mladen, Bauingenieur in einer Firma, <strong>der</strong>en<br />

Übernahme durch einen westlichen Investor<br />

bevorsteht, hat, geprägt von sozialistischem<br />

Trott, schlechte Karten in dieser<br />

neuen Welt, <strong>der</strong>en Werte sich ausschließlich<br />

ökonomisch definieren. Zwar ist <strong>der</strong><br />

Krieg vorbei, doch in je<strong>der</strong> Szene ist den<br />

Menschen die Anstrengung anzusehen, die<br />

ihnen <strong>der</strong> Alltag abverlangt. Jede staatliche<br />

Autorität ist dahin, im Film versinnbildlicht<br />

durch eine inkompetente Polizei, die<br />

nirgends präsent ist – immerhin ist ein<br />

Mord aufzuklären. Die Regeln machen<br />

durch ihren Reichtum legitimierte, eher<br />

mehr als weniger kriminelle Oligarchen.<br />

<strong>Der</strong> aus den Trümmern des Sozialismus erwachsene,<br />

von „überkommenen“ Werten<br />

befreite neue Mensch erweist sich im entstandenen<br />

moralischen Vakuum schlimmer<br />

als <strong>der</strong> alte. Das Herz ist krank.<br />

<strong>Der</strong> Diktatur Milosevics folgte eine<br />

kaum humanere Tyrannei des Geldes, die in<br />

vergleichbarer Totalität alle Lebensbereiche<br />

zu dominieren beansprucht. Ein schönes<br />

Bild findet Regisseur Srdan Golubovic in<br />

dem bie<strong>der</strong>en Bankangestellten, <strong>der</strong> jeden<br />

Kreditwunsch penetrant lächelnd verweigert.<br />

Um den Job zu behalten, <strong>der</strong> ihn zum<br />

freundlichen Dauerlächeln verpflichtet,<br />

4/2007 33


34<br />

OPPO-VERLAG - Postfach 61 02 16, 10923 Berlin<br />

Fax: 0049 (0)30/285 08 266, www.oppo-verlag.de<br />

Neuerscheinung<br />

ISBN 978-3-926880-16-1, 160 Seiten / € 16,00<br />

<strong>Der</strong> Humanismus formuliert Positionen in freidenkerischer Form, die den<br />

Menschen als Natur- und Sozialwesen in den Mittelpunkt stellen. Die<br />

Würde des Menschen ist Ausgangs- und Endpunkt des Denkens und<br />

Handelns, sowie dessen Einmaligkeit und Individualität.<br />

Im Pazifismus ist <strong>der</strong> Leitgedanke die Ablehnung von Krieg und<br />

Gewalt und die Suche nach gewaltlosen Lösungen von<br />

zwischenstaatlichen Konflikten sowie die Überwindung von kriegerischen<br />

Ursachen in <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

„Kriegsdienste verweigern - Pazifismus aktuell“ will zum Handeln gegen<br />

Kriegsursachen ermutigen. In <strong>der</strong> Kritik stehen Staat und Militär, die<br />

christlichen Kirchen und an<strong>der</strong>e religiöse Formen.<br />

Die vorliegende Textsammlung präsentiert unterschiedliche libertäre und<br />

humanistische Friedens-Perspektiven.<br />

Säkulare Geschichtspolitik<br />

Herausgegeben im Auftrag <strong>der</strong> Humanistischen Akademie<br />

und mit einem Vorwort von<br />

Horst Groschopp<br />

Berlin 2007<br />

(humanismus aktuell, Heft 20)<br />

ISBN 3-937265-08-2<br />

ISSN 1433-514X<br />

Mit Beiträgen von<br />

Petra Caysa, Alexan<strong>der</strong> Endreß, Gerhard Engel, Hermann Glaser,<br />

Manfred Isemeyer, Günter Kehrer, Christian G. Langenbach,<br />

Dietrich Mühlberg, Michael Schmidt, Christine Weckwerth<br />

4/2007<br />

muss er in Kauf nehmen, leicht verhaltensgestört<br />

zu wirken. Wall Mart lässt grüßen.<br />

Die Attitüde von Mladens Auftraggeber erweist<br />

sich ebenfalls als hohle Maskerade.<br />

<strong>Der</strong> vermeintlich mächtige Strippenzieher<br />

entpuppt sich als jämmerliches Wrack, unfähig,<br />

seinen Teil <strong>der</strong> Abmachung zu erfüllen,<br />

nachdem er sein Unglück wie einen Virus<br />

verbreitet hat.<br />

Golubovic inszeniert die Tragödie langsam,<br />

aber mit unerbittlicher Konsequenz.<br />

Seine Regie drängt sich nie in den Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Doch gerade weil er seine Kausalkette<br />

so modellhaft entwickelt, ist <strong>der</strong> Ablauf<br />

vorhersehbar. Bei solch exemplarischer<br />

Konstruktion sollte alles stimmen, doch<br />

lei<strong>der</strong> gibt es einen logischen Fehler. Woher<br />

nämlich hat <strong>der</strong> ominöse Auftraggeber<br />

von Mladens Geständnis bei <strong>der</strong> Polizei erfahren,<br />

war er doch als insolventer Einzeltäter<br />

sicher nicht mit korrupten Beamten<br />

vernetzt? Selbst die permanente Überwachung<br />

seines „Werkzeugs“ könnte diese<br />

Schlussfolgerung nicht erklären, denn Anlass<br />

von Mladens Anwesenheit auf <strong>der</strong> Wache<br />

war eine heftige Schlägerei. Schade zudem,<br />

dass die Glaubwürdigkeit <strong>der</strong> Fabel<br />

durch die „zufällige“ Bekanntschaft des<br />

Täters mit <strong>der</strong> Frau seines Opfers überstrapaziert<br />

wird.<br />

Doch die Stärken des Films – Kandidat<br />

für den Oscar und den Europäischen Filmpreis<br />

– überwiegen. Er hat Substanz. Es gelingt<br />

ihm, das Schweigen hörbar zu machen<br />

und das Atmen. Die Kamera ist auf kalten<br />

Fluren, in schäbigen Zimmern und auf regnerischen<br />

Straßen zu Hause, sie beobachtet<br />

nüchtern. Ihr Radius ist so eng wie <strong>der</strong><br />

Handlungsspielraum <strong>der</strong> Figuren, nie fängt<br />

sie einen weiten Horizont ein. Die musikalische<br />

Begleitung ist unaufdringlich-eindringlich,<br />

superb. Geradezu frösteln macht<br />

die Präzision, mit <strong>der</strong> gezeigt wird, wie ein<br />

hilfloser Mensch alles verliert, seine Wertvorstellungen,<br />

seine Familie, sein gutes Gewissen.<br />

Indem er erkennt, dass ihn keine<br />

Seife reinigt und er am Verheimlichen erstickt,<br />

stirbt er wenigstens in Würde.<br />

Letztlich ist die Bilanz negativ. Statt Leben<br />

für Leben zu tauschen, sind am Ende<br />

mindestens vier Augen verloschen. Und<br />

<strong>der</strong> sensible Nemanja – <strong>der</strong> schon darunter<br />

litt, dass sich die Eltern seinetwegen zerstritten<br />

und trennten – wird diese erdrückende<br />

Hypothek sein Leben lang mit<br />

sich tragen. Man darf vermuten: Das Herz<br />

bleibt krank. ●


Super-Moslem<br />

New-York – Eine neue Comic-Serie<br />

verbreitet sich mit großem Erfolg<br />

in arabischen und islamischen<br />

Län<strong>der</strong>n. Nicht mehr X-Men, Super-<br />

o<strong>der</strong> Spi<strong>der</strong>man, son<strong>der</strong>n 99<br />

Darsteller, die auf den „99 Namen<br />

Gottes“ beruhen, sollen jungen Lesern<br />

die Werte des Islam näher<br />

bringen. Angefangen vom „Einzigen“<br />

und „Mächtigen“ bis hin zum<br />

„Allwissenden“ und „Barmherzigen“.<br />

An<strong>der</strong>e Namen erinnern<br />

mehr an fernöstliche Gottheiten<br />

wie <strong>der</strong> „Lebensspendende“ und<br />

<strong>der</strong> „Erhaltende“ – aber auch <strong>der</strong><br />

„Vergelter“ und <strong>der</strong> „Tötende“. In<br />

den Serien bekommen die Fans<br />

eine Reihe junger Menschen präsentiert,<br />

die aus unterschiedlichen<br />

Ethnien kommen. Jabbar (<strong>der</strong><br />

Mächtige) ist ein Muskelpaket aus<br />

Saudi-Arabien, die schwarzhaarige<br />

Schönheit Noora (das Licht)<br />

stammt aus den Arabischen Emiraten.<br />

Die tödliche Mumita ist aus<br />

Portugal, <strong>der</strong> schmächtige Bari (<strong>der</strong><br />

Heiler) aus Südafrika, Hadya (die<br />

Wegfin<strong>der</strong>in) ist eine attraktive pakistanisch-britische<br />

Mischung und<br />

Soora (die Organisatorin) Afro-<br />

Amerikanerin.<br />

Produzent Naif Al-Mutawa weiß<br />

natürlich um die möglichen Fallstricke,<br />

beson<strong>der</strong>s nach dem heftigen<br />

Streit um die Karikaturen des<br />

Propheten reagieren viele Muslime<br />

empfindlich. Daher spielen we<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Prophet selbst, noch islamische<br />

Riten wie das Gebet o<strong>der</strong> das Fasten<br />

in <strong>der</strong> Serie eine Rolle.<br />

Schuldzuweisung<br />

Lincoln – Ernie Chambers, religionskritischer<br />

Abgeordneter des<br />

Parlaments im US-Staat Nebraska,<br />

hat eine Strafanzeige gegen<br />

Gott gestellt. Er macht geltend,<br />

dass er Angst verbreite und „unter<br />

Abermillionen von Erdbewohnern<br />

Tod, Zerstörung und Terror“ verursacht<br />

habe. Eingereicht wurde<br />

die Klage im Bezirk Douglas.<br />

Chambers hält das dortige Gericht<br />

für zuständig, da Gott überall sei.<br />

Gott habe Wirbelstürme, Überschwemmungen<br />

und Tornados<br />

verursacht, erklärte Chambers.<br />

Dies wolle er jetzt wenigstens mit<br />

einer einstweiligen Verfügung<br />

stoppen. <strong>Der</strong> Senator will mit seinem<br />

Vorstoß nach eigenen Angaben<br />

das amerikanische Rechtswesen<br />

anprangern, in dem je<strong>der</strong> jeden<br />

verklagen könne.<br />

KREUZ & QUER<br />

Unblutig<br />

Kassel – Bei <strong>der</strong> Kostenerstattung<br />

für Krankentransporte kommt es<br />

allein auf medizinische Erwägungen<br />

und nicht auf Glaubensfragen<br />

an. In einem Anfang November<br />

verkündeten Urteil des Bundessozialgerichts<br />

(BSG) in Kassel lehnten<br />

die obersten Sozialrichter die Erstattung<br />

von 4950 Euro für einen<br />

Hubschrauberflug ab, <strong>der</strong> notwendig<br />

wurde, weil ein Zeuge Jehovas<br />

sich nur ohne Bluttransfusionen in<br />

einem an<strong>der</strong>en Krankenhaus operieren<br />

lassen wollte. (Az: B 1 KR<br />

11/07 R)<br />

<strong>Der</strong> Mann wurde im Frühjahr<br />

2002 mit Brustschmerzen in eine<br />

Klinik in Augsburg eingeliefert.<br />

Dort stellten die Ärzte eine Verletzung<br />

<strong>der</strong> Hauptschlaga<strong>der</strong> fest, die<br />

dringend operiert werden musste.<br />

Die 170.000 Zeugen Jehovas in<br />

Deutschland lehnen bei Operationen<br />

Bluttransfusionen ab. Mangels<br />

ausreichend geschulten Personals<br />

lehnte das Augsburger Krankenhaus<br />

dies ab. Das Klinikum Fulda<br />

sah dagegen in einer solchen Operation<br />

kein Problem. Wegen <strong>der</strong> gebotenen<br />

Eile wurde <strong>der</strong> Mann per<br />

Hubschrauber dorthin verlegt.<br />

Die Operation in Fulda verlief erfolgreich<br />

und wurde von <strong>der</strong> Krankenkasse<br />

bezahlt. Auf den Kosten<br />

für den Flug blieb <strong>der</strong> Zeuge Jehovas<br />

jedoch sitzen. Mit seiner Klage<br />

hatte er nun auch vor dem BSG keinen<br />

Erfolg. Wer das Krankenhaus<br />

wechseln wolle, obwohl er die medizinisch<br />

notwendige Behandlung<br />

auch vor Ort erhalten könne, müsse<br />

für die Kosten <strong>der</strong> Verlegung<br />

selbst aufkommen, urteilten die<br />

Kasseler Richter. Daran än<strong>der</strong>e<br />

auch die Religionsfreiheit nichts.<br />

Deutschland sucht den<br />

Superpfarrer<br />

Frankfurt / Main – Die katholische<br />

Kirche hat ein Casting für Prediger<br />

organisiert, um bei ihren<br />

Fernseh-Gottesdiensten künftig frische<br />

Gesichter auf dem Bildschirm<br />

präsentieren zu können. Die Arbeitsstelle<br />

Katholische Fernseharbeit<br />

<strong>der</strong> Deutschen Bischofskonferenz<br />

kündigte in Frankfurt eine<br />

entsprechende Initiative an. Bewerber<br />

könnten ein selbst gedrehtes<br />

Kurzvideo einreichen o<strong>der</strong> sich beispielsweise<br />

bei <strong>der</strong> Predigt filmen<br />

lassen, hieß es. „Es fehlt an Theologen,<br />

die die katholische Kirche im<br />

Fernsehen vertreten“, stellten die<br />

Organisatoren fest. Mitmachen<br />

dürfen Priester, Ordensleute, aber<br />

auch Laien, die „im Idealfall: kompetent,<br />

engagiert, fotogen, authentisch,<br />

eloquent und fähig in freier<br />

Rede“ sind. Eine Jury wählt im Dezember<br />

drei Gewinner aus. Sie dürfen<br />

entwe<strong>der</strong> ihren Sonntagsgottesdienst<br />

im ZDF übertragen lassen,<br />

einen „Verkündigungsbeitrag“ bei<br />

Sat.1 mo<strong>der</strong>ieren o<strong>der</strong> den „Tagessegen“<br />

im Internet gestalten.


<strong>Der</strong> „Humansozialist“ Ossip<br />

K. Flechtheim<br />

Zeitgeschichte anhand <strong>der</strong> Biografie<br />

bekannter Persönlichkeiten zu<br />

betrachten, erhellt nicht nur die<br />

Motive des Denkens und Handelns<br />

des Portraitierten. Wenn persönliche<br />

Lebensgeschichte und allgemeine<br />

Zeitgeschichte zu einem gemeinsamen<br />

Bild zusammengefügt<br />

werden, wird dem Leser im Nachhinein<br />

auch <strong>der</strong> Rückblick auf eigene<br />

Denkbewegungen (selbst)verständlicher.<br />

Dies gilt umso mehr,<br />

wenn er sich in den Hoffnungen,<br />

Einsichten und auch manchen Irrtümern<br />

des Portraitierten selbst erkennt.<br />

<strong>Der</strong> Potsdamer Historiker<br />

Mario Kessler hat mit <strong>der</strong> Biografie<br />

des Politikwissenschaftlers, Zukunftsdenkers<br />

und Humanisten<br />

Ossip K. Flechtheim einen solchen<br />

Reflektionsanstoß vorgelegt.<br />

Flechtheim, <strong>der</strong> 1909 in einem säkularen<br />

deutsch- und russisch-jüdischen<br />

Elternhaus in Odessa geboren<br />

wurde, studierte in Freiburg, Heidelberg,<br />

Paris und Berlin und promovierte<br />

schließlich als Jurist in<br />

Köln zu Hegels Strafrechtstheorie.<br />

Die Emigration führte ihn über die<br />

Schweiz in die USA. Nach diversen<br />

kürzeren Deutschlandaufenthalten<br />

ab 1945 kam er 1951/52 dauerhaft<br />

zurück nach Deutschland und wurde<br />

Professor für Politische Wissenschaft<br />

in Berlin. Er war zunächst<br />

Kommunist, später Sozialdemokrat,<br />

dann Mitglied <strong>der</strong> Berliner Alternativen<br />

Liste bzw. <strong>der</strong> Grünen. Seine<br />

wissenschaftliche Arbeit galt <strong>der</strong><br />

Kommunismus- und Parteienforschung<br />

und schließlich, ab Anfang<br />

<strong>der</strong> 70er-Jahre, <strong>der</strong> Zukunftsforschung.<br />

Das Bild <strong>der</strong> Futurologie in<br />

Deutschland prägte er maßgeblich.<br />

Weniger bekannt – und in <strong>der</strong> Biografie<br />

auch nicht erwähnt – ist seine<br />

Mitgliedschaft im Deutschen<br />

Freidenkerverband bzw. im Humanistischen<br />

<strong>Verband</strong> Deutschlands<br />

seit den 50er-Jahren. Diese Mitgliedschaft<br />

war in mehrfacher Hinsicht<br />

konsequent: Flechtheim war<br />

bekennend areligiös und seine Vision<br />

eines ethisch begründeten Sozialismus<br />

jenseits von Marxismus<br />

o<strong>der</strong> Christentum „passte“ durchaus<br />

in einen <strong>Verband</strong>, <strong>der</strong> es sich<br />

auch im antikommunistischen<br />

West-Berlin <strong>der</strong> 50er- und 60er-<br />

Jahre nicht nehmen ließ, die progressiven<br />

Traditionen <strong>der</strong> Arbeiterbewegung<br />

– etwa in seinem Lebenskundeunterricht<br />

o<strong>der</strong> in den<br />

Angeboten zur Jugendweihe – offensiv<br />

zu propagieren.<br />

36<br />

4/2007<br />

AUSLESE<br />

Für Humanisten, die heute Fragen<br />

nach den Konsequenzen <strong>der</strong> eigenen<br />

Ethik für praktische Politik<br />

stellen, bietet Flechtheims Denken<br />

wichtige Anregungen. So ist sein<br />

Festhalten am Sozialismus als erfor<strong>der</strong>licher<br />

Systemalternative zum<br />

selbstzerstörerischen Kapitalismus<br />

immer verbunden gewesen mit einer<br />

eindeutigen Kritik am „Cäsarismus“<br />

des Realsozialismus’ sowjetischer<br />

Prägung. Dabei ging er in seiner<br />

Analyse <strong>der</strong> Ursachen für die<br />

Entwicklung in <strong>der</strong> Sowjetunion<br />

und ihren „Bru<strong>der</strong>staaten“ einerseits<br />

weiter als zeitgenössische marxistische<br />

Denker, in dem er den im<br />

marxschen Denken angelegten Geschichtsdeterminismus<br />

kritisierte,<br />

ohne jedoch an<strong>der</strong>erseits in den<br />

Antikommunismus des damaligen<br />

Zeitgeistes zu verfallen. Diese Eigenständigkeit<br />

im Denken und die<br />

– trotz aller Skepsis – im Kern optimistische<br />

Zukunftszugewandtheit<br />

<strong>der</strong> Futurologie wünscht man sich<br />

heute, wenn Politikwissenschaft affirmativ-technokratische<br />

Expertise<br />

zu allen möglichen Themen liefert,<br />

ohne die ethische Dimension des<br />

eigenen Handelns zu reflektieren.<br />

Im März 2008 steht <strong>der</strong> zehnte Todestag<br />

von Ossip K. Flechtheim an,<br />

ein Jahr später sein hun<strong>der</strong>tster Geburtstag.<br />

Es wird Zeit, sein Denken<br />

auch inhaltlich stärker zu würdigen<br />

und auf seine Zukunftstauglichkeit<br />

für einen mo<strong>der</strong>nen Humanismus<br />

hin zu prüfen, nachdem man mit<br />

dem Ossip-K.-Flechtheim-Preis<br />

bereits eine Verbeugung vor dem<br />

Erbe des geistigen Begrün<strong>der</strong>s des<br />

„Humansozialismus“ gemacht hat.<br />

Gregor Ziese-Henatsch<br />

Kessler, Mario: Ossip K. Flechtheim.<br />

Politischer Wissenschaftler<br />

und Zukunftsdenker (1909-<br />

1989). – Köln [u.a.] : Böhlau-<br />

Verlag, 2007. – 295 S. – 39,90<br />

Euro<br />

Vom Ende <strong>der</strong> Gottesidee<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Bücher, in denen sich<br />

Atheisten mit Gott herumschlagen,<br />

nimmt zu, wie das Bedürfnis, sol-<br />

che Schriften zu lesen. Mit einem<br />

umfänglichen Buch, dem man lebenslanges<br />

Nachdenken anmerkt,<br />

meldet sich <strong>der</strong> Philosoph und Psychologe<br />

Ernst F. Salcher zu Wort.<br />

Es ist dem Autor unbegreiflich, wie<br />

dreitausend Jahre alte Gottesbil<strong>der</strong><br />

noch in einer Zeit geglaubt werden,<br />

in <strong>der</strong> allgemein zugängliche naturwissenschaftliche<br />

Befunde jedes<br />

Bild von einem allmächtigen, allgütigen<br />

und allwissenden Gott wi<strong>der</strong>legen.<br />

Von dieser Idee ausgehend,<br />

befragt Salcher die wichtigsten<br />

Religionen nach ihrem Gottesbild<br />

und liefert ein gründlich<br />

durchdachtes Plädoyer für einen<br />

auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeitgedanken stehenden<br />

Atheismus.<br />

Wohltuend für die Leserschaft ist<br />

die Unaufgeregtheit, in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s<br />

Mono-Theismen, und hier beson<strong>der</strong>s<br />

die christlichen Kirchen,<br />

kritisiert werden. In allen Abschnitten<br />

werden den Lesern weiterführende<br />

Fragen gestellt. Das gesamte<br />

Buch ist gekennzeichnet von<br />

Sachlichkeit, Argumentationsliebe,<br />

Liberalität und Humanität – aber<br />

auch klarem atheistischem Bekenntnis.<br />

Das schließt Offenheit<br />

gegenüber den Argumenten <strong>der</strong> religiösen<br />

Wi<strong>der</strong>sacher ein, um sie zu<br />

wi<strong>der</strong>legen. <strong>Der</strong> Drang zur Vollständigkeit<br />

zwingt zur Kompaktheit,<br />

dröselt innere Wi<strong>der</strong>sprüche<br />

nicht auf.<br />

Sowohl Phänomene <strong>der</strong> Religionen,<br />

wie des Glaubens werden vorwiegend<br />

als Erscheinungen des<br />

Geisteslebens genommen, bis hin<br />

zum Ernstnehmen von <strong>der</strong>en<br />

Wortlaut. Da stimmt dann das „Fazit:<br />

Alle zentralen Inhalte <strong>der</strong> Religionen<br />

entziehen sich einer naturwissenschaftlichen<br />

o<strong>der</strong> logischen<br />

Überprüfbarkeit. Es bleibt nur die<br />

Möglichkeit zu glauben!“<br />

Nun liegt aber gerade im Glauben<br />

(im Wissen, dass die eigenen Annahmen<br />

richtig sind) die kulturelle<br />

Kraft je<strong>der</strong> Religion o<strong>der</strong> Weltanschauung.<br />

Kulturen sind zwar wissenschaftlich<br />

analysierbar, aber auf<br />

diese Weise nicht wi<strong>der</strong>legbar o<strong>der</strong><br />

gar bewertbar. Das ist die Crux des<br />

„alten“ wie des „neuen“ Atheismus:<br />

Außerhalb <strong>der</strong> Gotteswi<strong>der</strong>legungen<br />

fangen die Probleme erst an, ob<br />

man das nun Glauben, Überzeugungen,<br />

Menschenbil<strong>der</strong>, Alltagswissen,<br />

Kulturanschauungen o<strong>der</strong><br />

sonst wie nennt. Das thematisiert<br />

<strong>der</strong> Autor zwar nicht, aber es bewegt<br />

ihn sichtlich auf seinem gedanklichen<br />

Weg hin zu den „Sittengesetzen“.<br />

Nachdem er umfangreich<br />

Religionskritik übt, die ihn zu


den Koryphäen des mo<strong>der</strong>nen<br />

Atheismus führt und diese sprechen<br />

lässt, betreibt er „Weltanschauungsproduktion“,<br />

nämlich die<br />

Übersetzung evolutionstheoretischer,<br />

beson<strong>der</strong>s evolutionsbiologischer<br />

Erkenntnisse in Lebensgewissheiten.<br />

Es geht um die Entstehung<br />

von Weltall, Erde, Mensch. Diese<br />

begründeten Welt-Ansichten ohne<br />

Religion und Gottesglauben empfiehlt<br />

Salcher seinen Lesern in bild-<br />

Michael Bauer<br />

Wo bitte geht’s zu<br />

Gott?<br />

Zurückhaltend ist die Werbung<br />

für das neue Bil<strong>der</strong>buch von<br />

Michael Schmidt-Salomon und<br />

Helge Nyncke „Wo bitte geht’s zu<br />

Gott?, fragte das kleine Ferkel“<br />

nicht gerade. Das „frechste Kin<strong>der</strong>buch<br />

aller Zeiten“ sei es, so <strong>der</strong><br />

Humanistische Pressedienst. <strong>Der</strong><br />

„Dawkins for Kids“ als „Erste-Hilfe-Set<br />

für genervte Eltern“. Ein<br />

„subversiver Erwachsenencomic“<br />

ebenso wie ein „Heidenspaß für<br />

Groß und Klein“.<br />

Hält das Buch, was es verspricht?<br />

In gewisser Weise schon: Es liegt<br />

ganz auf <strong>der</strong> kirchen- und religionskämpferischen<br />

Linie, die ein<br />

gewisser Teil <strong>der</strong> freigeistigen Szene<br />

traditionell und nicht ohne<br />

Recht vertritt. Ich frage mich nur:<br />

Ist dafür ein Kin<strong>der</strong>buch <strong>der</strong> rechte<br />

Ort?<br />

An <strong>der</strong> grafischen Qualität jedenfalls<br />

gibt es nichts zu mäkeln.<br />

Schon beim ersten Durchblättern<br />

fallen die sorgfältigen und für Kin<strong>der</strong><br />

bis circa sechs Jahren sicher altersgerechten<br />

Zeichnungen auf,<br />

auch wenn <strong>der</strong> Text sich gewiss an<br />

etwas ältere Kin<strong>der</strong> wendet. Bei<br />

näherem Hinsehen allerdings<br />

stellt sich schon die Frage, ob<br />

denn tatsächlich die Darstellung<br />

jedes <strong>der</strong> vorkommenden Religionsgelehrten<br />

– des Rabbis, des Bischofs,<br />

des Muftis – so zornig und<br />

Furcht einflößend hat ausfallen<br />

müssen. Man könnte ja meinen,<br />

die Autoren des Büchleins sähen<br />

alle Priester prinzipiell nicht nur<br />

als Dunkelmänner, son<strong>der</strong>n auch<br />

als Schreckgestalten. In merkwürdigem<br />

Kontrast dazu steht die immer<br />

wie<strong>der</strong>holte Aussage, diese allesamt<br />

zähnefletschenden Angstmacher<br />

trügen „lustige“ Klei-<br />

hafter Sprache. Er beschreibt sie als<br />

vernünftig, als Ansichten, die<br />

glaubhaft sind. Alle Ideen – auch<br />

die über Gott o<strong>der</strong> Götter – unterliegen<br />

Evolutionen und Revolutionen.<br />

So kann auch <strong>der</strong> Gottglaube<br />

letztlich an sein Ende kommen, obwohl<br />

heute noch vielleicht mehr als<br />

Hälfte <strong>der</strong> Menschheit einen Architekten<br />

Gott für wahr hält. Das<br />

von diesen Menschen ganz persönlich<br />

zu lösende Problem dabei ist<br />

dungsstücke, vor allem Kopfbedeckungen.<br />

Persönlich finde ich<br />

we<strong>der</strong> eine Bischofskäppchen<br />

noch einen schwarzen Hut beson<strong>der</strong>s<br />

lustig. Aber über Humor lässt<br />

sich eben nicht streiten.<br />

Grässliche Gestalten in<br />

lustiger Bekleidung<br />

<strong>Der</strong> Plot ist schnell erzählt. Das<br />

kleine Ferkel und <strong>der</strong> kleine Igel<br />

wollen sich Äpfel pflücken, treten<br />

vor ihr Haus, finden dort ein Plakat:<br />

„Wer Gott nicht kennt, dem<br />

fehlt etwas!“ Sie kennen Gott nicht<br />

und machen sich auf die Suche<br />

nach ihm. Schließlich finden Sie<br />

auf einem Berg drei Gotteshäuser<br />

mit den dazugehörigen Priestern.<br />

<strong>Der</strong> Rabbi („mit einem lustigen<br />

Hut“) erschreckt sie mit <strong>der</strong> grässlichen<br />

Geschichte von <strong>der</strong> Sintflut<br />

und erklärt ihnen, nur <strong>der</strong> jüdische<br />

Gott sei <strong>der</strong> tatsächliche, alle an<strong>der</strong>en<br />

eingebildet. Als sie ihn fragen,<br />

ob er sich da denn ganz sicher<br />

ist, verjagt er sie. Fazit <strong>der</strong> beiden:<br />

<strong>Der</strong> jüdische Gott ertränkt kleine<br />

Meerschweinchen. Dann treffen<br />

sie den katholischen Bischof („lustiges<br />

lila Käppchen“). Er erschreckt<br />

sie mit dem toten Jesus<br />

und seinem Blut. Als das Ferkel<br />

hungrig ein paar Hostien isst, herrscht<br />

es <strong>der</strong> Bischof an, diese seien<br />

das „Fleisch Jesu“. Die beiden ergreifen<br />

die Flucht, denn: „Das sind<br />

Menschenfresser“, und sie wollen<br />

auch nicht auf dem Teller landen.<br />

Als drittem Priester begegnen sie<br />

dem Mufti (hat „sich ein Tuch<br />

über den Kopf gezogen“, das „den<br />

kleinen Igel ein wenig an seine<br />

Großmutter Elfriede erinnerte“).<br />

Er erklärt ihnen, um Gott zu finden,<br />

müssten sie fünfmal am Tag<br />

beten und sich ebenso oft waschen.<br />

Das ist den beiden Tieren<br />

nicht recht, und mit <strong>der</strong> Vermutung,<br />

dass Mohammed gar kein<br />

Prophet gewesen sei, son<strong>der</strong>n die<br />

Gläubigen nur auf den Arm ge-<br />

die Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen<br />

bestimmte Sittengesetze – <strong>der</strong>en<br />

Anwendungen, weniger um <strong>der</strong>en<br />

Begründungen. Lebensweisen sind<br />

wenig durch Akte wissenschaftlichen<br />

Erkennens gesteuert. Menschen<br />

handeln vielmehr innerhalb<br />

ihrer kulturellen Zwänge. Eine „naturalistische“<br />

Strömung in säkularen<br />

Organisationen befürwortet<br />

nun – beson<strong>der</strong>s in Distanz zu Religionen<br />

– neue Varianten einer<br />

nommen hätte, ergreifen sie vor<br />

den aufgebrachten Muslimen die<br />

Flucht. Draußen prügeln sich die<br />

drei Priester und streiten sich darüber,<br />

wer die heißeste Hölle habe.<br />

(Da fehlt eigentlich noch eine vierte<br />

Gestalt in <strong>der</strong> Rauferei: ein<br />

ebenfalls zähnefletschen<strong>der</strong> atheistischer<br />

Kirchenkämpfer, <strong>der</strong> es<br />

mit allen dreien um seiner Wahrheit<br />

Willen aufnimmt.) Das Ferkel<br />

und <strong>der</strong> Igel gehen zurück zu<br />

ihrem Haus und stellen fest, dass<br />

ihnen Gott mit seinen „komischen<br />

Dienern“ gestohlen bleiben kann.<br />

Fazit: „Wer Gott kennt, dem fehlt<br />

etwas – nämlich hier oben.“<br />

Grober Keil schlägt groben<br />

Klotz<br />

Alles richtig. Die mör<strong>der</strong>ische Intoleranz<br />

<strong>der</strong> monotheistischen Religionen,<br />

die wi<strong>der</strong>lichen Vernichtungsorgien<br />

<strong>der</strong> Bibel, die traumatisierende<br />

Schmerz- und<br />

Blutästhetik des Christentums<br />

und die übertriebene Erregbarkeit<br />

mancher Muslime. Dem „religiös<br />

Unmusikalischen“ kommt in <strong>der</strong><br />

Tat vieles im Glauben höchst<br />

merkwürdig vor, manches auch<br />

richtiggehend verrückt und einiges<br />

wirklich gefährlich. Und es ist<br />

natürlich zulässig und sogar notwendig,<br />

sich darüber lustig zu machen.<br />

Aber was für ein Bild von<br />

Religion und religiösen Menschen<br />

soll den kindlichen LeserInnen<br />

mit diesem Buch eingeprägt werden?<br />

Die Gläubigen sind ausschließlich<br />

entwe<strong>der</strong> als graue, freudlose<br />

Masse o<strong>der</strong> in Furcht einflößen<strong>der</strong><br />

Körperhaltung mit zähnefletschen<strong>der</strong><br />

Grimasse dargestellt.<br />

Sollte es bei Kin<strong>der</strong>büchern<br />

überhaupt um einen mit solch<br />

harten Bandagen ausgefochtenen<br />

Weltanschauungskampf gehen –<br />

wäre wohlverpackte Aufklärung<br />

nicht besser? Ich gebe es zu: Mir ist<br />

das milde Lächeln über die Skurrilitäten<br />

des Glaubens lieber als<br />

„wissenschaftlichen Weltanschauung“<br />

als Bindekraft einer atheistischen<br />

Ethik. Gerade deshalb ist das<br />

Buch zu empfehlen. Es stellt die Position<br />

dieser Kulturanschauung<br />

vom evolutionären Humanismus<br />

nahezu geschlossen vor.<br />

Horst Groschopp<br />

Salcher, Ernst F.: Gott? Das Ende<br />

einer Idee. – Frankfurt a.M. :<br />

VAS-Verlag, 2007. – 425 S., –<br />

22,80 Euro<br />

<strong>der</strong> Holzhammer, <strong>der</strong> den groben<br />

Keil in den groben Klotz schlägt.<br />

Harsche Zuspitzung <strong>der</strong><br />

Religionskritik<br />

Vermutlich ist es diese allzu harsche<br />

Zuspitzung <strong>der</strong> Religionskritik<br />

und die Überheblichkeit dem<br />

Religiösen gegenüber, die mein<br />

Unwohlsein an dem Büchlein ausmacht.<br />

An<strong>der</strong>erseits: Wer christliche<br />

Kin<strong>der</strong>indoktrinationsfibeln<br />

ansieht, <strong>der</strong> findet auch dort wenig<br />

Zurückhaltung. Warum also<br />

nicht mit gleichem Kaliber<br />

zurückschießen? Und schließlich<br />

haben Rabbis ja wirklich schwarze<br />

Locken, Vollbärte und große Nasen,<br />

o<strong>der</strong>? Ich bin aus Nürnberg,<br />

da kennt man sich historisch mit<br />

solchen Darstellungen aus... Ups,<br />

war das übertrieben? Entschuldigung!<br />

Darf ich diese Assoziation<br />

haben? Kommt es auf den Kontext<br />

einer karikaturhaften Darstellung<br />

an? O<strong>der</strong> vielleicht doch<br />

nicht? Ist ja nur Spaß, ein „Heidenspaß“<br />

eben... Aber würden wir<br />

wollen, dass so über uns geschrieben<br />

wird? Mit respektvollem Umgang<br />

miteinan<strong>der</strong> und Toleranz<br />

gegenüber dem An<strong>der</strong>sdenkenden<br />

hat das Werk jedenfalls wenig zu<br />

tun. Das will es wohl auch nicht –<br />

schließlich ist es ja das „frechste<br />

Kin<strong>der</strong>buch aller Zeiten“. Deshalb<br />

eignet es sich allenfalls für<br />

den Privatgebrauch. Als pädagogisches<br />

Arbeitsmittel etwa in einer<br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätte dürfte es nicht<br />

in Frage kommen. Schließlich sollen<br />

dort die Kin<strong>der</strong> bei allen <strong>Unterschied</strong>lichkeiten<br />

zu eben jenem<br />

respektvollen Miteinan<strong>der</strong> erzogen<br />

werden, <strong>der</strong> sich im „Dawkins<br />

for Kids“ so gar nicht findet.<br />

Aber für Bedenken tragende und<br />

Skrupel wälzende Erwachsene ist<br />

das Buch nicht geschrieben. Was<br />

sagt die eigentliche Zielgruppe?<br />

Ein Praxistest zu Hause ergibt: Sie<br />

lacht. Na dann.<br />

4/2007 37


38<br />

Mitteilung des Herausgebers<br />

Bezieher von diesseits sind in aller Regel auch<br />

selbst diesseits-orientiert. Sie wissen, dass ringsum<br />

die Preise für Druckerzeugnisse steigen, sei es, weil<br />

das Papier teurer wurde o<strong>der</strong> die Mehrwertsteuererhöhung<br />

zuschlägt. Das geht an uns nicht vorbei.<br />

<strong>Der</strong> Herausgeber von diesseits hat vor allem<br />

darauf zu achten, dass unsere Zeitschrift weiter regelmäßig<br />

erscheint und möglichst die Kosten gedeckt<br />

sind. Das hat uns nun gezwungen – nach<br />

vielen Jahren <strong>der</strong> Stabilität – ebenfalls den Verkaufspreis,<br />

wie wir meinen mo<strong>der</strong>at, heraufzusetzen<br />

und zwar gleichmäßig um 1 Euro pro Jahr.<br />

4/2007<br />

Aussprache<br />

Generationenprojekt<br />

Liebe Humanistinnen und Humanisten,<br />

Allerorten wird über an<strong>der</strong>e Wohnformen<br />

nachgedacht und diskutiert.<br />

Überall entstehen neue Gemeinschaften,<br />

die dies unter den verschiedensten<br />

Prioritäten verwirklichen. Einen ersten<br />

Anlauf habe ich gemacht, Humanisten<br />

für ein altersgemischtes<br />

Wohnprojekt zu begeistern. Die wenigen<br />

Menschen, die Resonanz gaben,<br />

waren interessiert, aber die Gruppe<br />

ist für ein Treffen noch zu klein, weil<br />

sich bisher nur ältere Menschen gemeldet<br />

haben. Hier sollen sich auch<br />

Jüngere, die (wie<strong>der</strong>) an „freidenken<strong>der</strong><br />

Großfamilie“ interessiert sind,<br />

angesprochen fühlen, egal, ob Singles<br />

o<strong>der</strong> Paare mit und ohne Kin<strong>der</strong>. Ich<br />

denke, dass <strong>der</strong> Humanismus eine<br />

Gruppe von Menschen einen kann<br />

und dass innerhalb einer grünen und<br />

begrünten Wohnungsbaugenossenschaft<br />

ein Wohnprojekt entstehen<br />

kann, in dem Jung und Alt, gut –<br />

o<strong>der</strong> meist weniger gut – betuchte<br />

Mitglie<strong>der</strong> des HVD gemeinsam<br />

wohnen können. Sie können dort in<br />

ihrem Kiez auch sozial tätig werden,<br />

Humanismusgedanken in die Nachbarschaft<br />

tragen, für die Patientenverfügung<br />

werben und natürlich einan<strong>der</strong><br />

unterstützen.<br />

Wer sich angesprochen fühlt, melde<br />

sich bitte unter 030 84410629.<br />

Franziska Kohlmeyer-Lemke, Berlin<br />

<strong>Der</strong> HVD ist auch einschläfernd,<br />

weil bei ihm eine Plattform für<br />

geistige Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

fehlt, er also zu brav ist im Gegensatz<br />

zum Internationalen<br />

Bund <strong>der</strong> Konfessionslosen und<br />

Atheisten (IBKA), um ein Beispiel<br />

zu nennen. Und wenn man die<br />

Zeitschrift „diesseits“ des HVD<br />

in die Hände nimmt, hat man<br />

das Gefühl, als ob hier eine Selbstbeweihräucherung<br />

stattfindet,<br />

weil laufend von Humanismus<br />

und Humanisten die Rede ist.<br />

Heinz Gremer<br />

Aus dem Rundbrief 3/07, Bund<br />

für Geistesfreiheit (bfg) Kulmbach/Bayreuth<br />

Noch ein Wort zur<br />

„Schwatzgesellschaft“<br />

Zur Rezension „Gott sei Dank“<br />

(diesseits 80/2007)<br />

Heinz-Florian Oertels „Gott sei<br />

Dank. Schluss mit <strong>der</strong> Schwatzgesellschaft“<br />

hatte ich wie viele seiner<br />

langjährigen Fans (nicht umsonst<br />

wurde es ein Bestseller) mit Spannung<br />

erwartet. Teilweise enttäuschte mich<br />

das Buch dann, weil Oertels Antwort<br />

auf Peter Hahnes missionarische Fibel<br />

über das notwendige Ende <strong>der</strong><br />

Spaßgesellschaft nicht in allen Punkten<br />

überzeugt, an <strong>der</strong> Oberfläche<br />

bleibt und mit seiner erschöpfenden<br />

Zitatensammlung eher an Büchmanns<br />

„Geflügelte Worte“ als an den<br />

einst nicht zuletzt durch brillante<br />

Formulierungen begeisternden Allroundsportreporter<br />

erinnert. Eine Rezension<br />

wie in diesseits 3/2007 hat<br />

das Buch denn doch nicht verdient.<br />

Mehr als den guten Willen lässt ihm<br />

<strong>der</strong> Rezensent kaum. Das Hauptziel<br />

des Autors, Hahnes bigotte For<strong>der</strong>ung<br />

nach Rückkehr des Allmächtigen in<br />

die Sümpfe <strong>der</strong> Tagespolitik (als ob<br />

da nicht genug Senilitäten werkeln)<br />

zurückzuweisen, wird unter diesem<br />

Rubrum abgetan. Gerade da ist aber<br />

Oertels Verdienst kaum hoch genug<br />

zu werten. Er kann aus eigenem Erinnern<br />

die verheerende Rolle von Religion,<br />

Kirche und Gottergebenheit<br />

bei <strong>der</strong> Errichtung und Erhaltung des<br />

Verbrecherregimes in Deutschland<br />

und im Krieg so beschreiben, dass klar<br />

wird: Damit kann es nur schlimmer<br />

werden.<br />

<strong>Diesseits</strong> rief in Heft 3/2007 zum<br />

Malen von Saurierbil<strong>der</strong>n auf. Die<br />

Klasse 4b <strong>der</strong> Sachsenwaldgrundschule<br />

in Berlin-Steglitz ließ sich<br />

von ihrer Lebenskundelehrerin Inge<br />

Brand zur Teilnahme an diesem<br />

Wettbewerb begeistern. Die<br />

Familienkarte für das Naturkundemuseum<br />

Berlin gewann Silan<br />

Soglu. Ihre Dinos haben die<br />

Redaktion einfach überzeugt!


Es ist wahr, gegen Hahne spricht weit<br />

mehr: Die Unvereinbarkeit von Religion<br />

und Demokratie, von Glaubensdiktat<br />

und Gedankenfreiheit.<br />

Oertel spürt das wohl selbst. Einige<br />

seiner „Heilmittel“ fasst er unter dem<br />

unglücklichen Begriff „alte Werte“<br />

zusammen, <strong>der</strong> wolkig, jedoch Hahnes<br />

Text entnommen ist. Lassen wir<br />

doch dem Sportreporter und den<br />

Stammtischen die bürgerlichen Tugenden<br />

<strong>der</strong> Turnbewegung, die keinem<br />

schaden, lassen wir ihm die Idole<br />

von Schmeling bis Schur und meinetwegen<br />

bis Schumacher, die jedenfalls<br />

einen besseren Einfluss auf die<br />

junge Generation ausüben als die sich<br />

vor dem Start bekreuzigenden Dopingheuchler.<br />

Natürlich löst das Probleme<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft, die er wohl<br />

mit Recht für nicht gesund hält,<br />

höchstens zeitweise und an <strong>der</strong> Oberfläche.<br />

Aber dringen denn die Großmeister<br />

<strong>der</strong> Bildschirmunterhaltung,<br />

die laut Oertel „Baldrianisierer“ und<br />

„Spaßmacher“, mit ihren meist unverbindlichen<br />

Plau<strong>der</strong>eien und ihrer<br />

verführerischen Scheinobjektivität<br />

tiefer? Die Frage muss ihm doch wenigstens<br />

erlaubt sein, ohne dass sich<br />

gleich einer zu ihrer Verteidigung gegen<br />

„homöopathische Diffamierung“<br />

erhebt. Zumal <strong>der</strong> diesseits-Rezensent<br />

selbst nicht davor zurückschreckt,<br />

Oertel wegen einer ihm nicht behagenden<br />

Formulierung gleich <strong>der</strong><br />

„LTI“-Anfälligkeit zu beschuldigen.<br />

Das ist eine schon nicht mehr homöopathische,<br />

son<strong>der</strong>n, wie mein alter<br />

Geografielehrer in einer seiner Bildungskeulen<br />

orakelhaft zu steigern<br />

pflegte, eine wahrhafte Chimborassodiffamierung.<br />

Dr. Heinz-Uwe Bach, Berlin<br />

Preisgabe von vertraulichen<br />

Informationen?<br />

Zum Beitrag „Berliner Krankenschwester<br />

tötete ohne Verlangen“<br />

(diesseits 80/2007)<br />

Ich bin seit 1993 Mitglied im<br />

Humanistischen <strong>Verband</strong> Berlin.<br />

Zum HVD kam ich durch ein halbjähriges<br />

Praktikum bei Gita Neumann<br />

mit dem Schwerpunkt Trauerbegleitung.<br />

Gita Neumann, <strong>der</strong>en<br />

Arbeit ich sehr schätze, baute zu dieser<br />

Zeit gerade den Bereich Patientenverfügung<br />

auf.<br />

Seitdem habe ich als „stilles Mitglied“<br />

die Aktivitäten und die Entwicklung<br />

des HVD wohlwollend zur Kenntnis<br />

genommen. Das neue Angebot <strong>der</strong><br />

humanistischen Lebensberatung begrüße<br />

ich sehr.<br />

Überrascht und auch ein wenig<br />

schockiert war ich, als ich in <strong>der</strong> letzten<br />

Ausgabe von „diesseits“ den Beitrag<br />

von Gita Neumann über den<br />

Fall Irene Becker las.<br />

Ich selbst bin chronisch krank und<br />

nur Dank hochtechnisierter Intensivmedizin<br />

am Leben. Mehr als acht<br />

Jahre habe ich ehren- und hauptamtlich<br />

schwerkranke (Mit-)Patienten<br />

beraten und betreut. Insofern sind<br />

mir sowohl die Nöte von Todkranken<br />

als auch die Zwänge und Realitäten<br />

auf Intensivstationen und <strong>der</strong> dort<br />

arbeitenden Menschen aus eigener<br />

Anschauung vertraut. <strong>Der</strong> Beitrag<br />

von Gita Neumann interessierte mich<br />

deshalb sehr.<br />

Völlig unverständlich ist für mich,<br />

wie die Autorin als ausgebildete Psychologin,<br />

die, wie sie selbst schreibt,<br />

Irene Becker „auf <strong>der</strong>en Wunsch hin“<br />

und „im Rahmen <strong>der</strong> humanistischen<br />

Lebensberatung“ aufgesucht hat, <strong>der</strong>art<br />

persönliche und intime Informationen<br />

preisgeben kann. Als Nutzer<br />

<strong>der</strong> humanistischen Lebensberatung<br />

muss man doch auf die Verschwiegenheit<br />

in einer solchen Beratung vertrauen<br />

können. Auch wenn Irene<br />

Becker möglicherweise im Moment<br />

ihr Einverständnis zu dem Text gegeben<br />

hat, halte ich es für einen unlösbaren<br />

Rollenkonflikt, wenn die Lebensberaterin<br />

später als „diesseits“-<br />

Autorin“ aus <strong>der</strong> Schule“ plau<strong>der</strong>t.<br />

Die Arbeit mit Menschen und ihre<br />

Geschichten können sehr spannend<br />

sein. Als Journalist kenne ich den<br />

Spagat: Interessante Hintergrundinformationen<br />

sind oft erst „das Salz in<br />

<strong>der</strong> Suppe“, an<strong>der</strong>erseits aber oft vertraulich<br />

und schützenswert. Eine Patentlösung,<br />

um hier richtig abzuwägen,<br />

gibt es sicher nicht. Wichtig ist<br />

aber, für sich selbst und für sein Gegenüber<br />

von Anfang an die Rolle zu<br />

klären. Gita Neumann kam<br />

zunächst als Lebensberaterin. Sie hätte<br />

das Schreiben über ihre Klientin<br />

besser an<strong>der</strong>en überlassen.<br />

Martin Franke, Berlin<br />

<strong>Diesseits</strong> gab Gita Neumann die<br />

Gelegenheit, auf diesen Brief zu<br />

antworten. Auszüge lesen Sie<br />

hier:<br />

Sollte <strong>der</strong> Eindruck entstanden sein,<br />

ich hätte hier etwas aus einem Gespräch<br />

mit Irene Becker preisgegeben,<br />

so ist dieser falsch. Tatsächlich hatte<br />

die Begegnung im Gefängnis mit ihr<br />

eine ganz an<strong>der</strong>e Dimension, die im<br />

Beitrag von mir völlig ausgespart<br />

wurde. Ich bin diesbezüglich zwar<br />

von <strong>der</strong> Verschwiegenheitspflicht entbunden<br />

worden, habe aber davon<br />

keinen Gebrauch gemacht. Die angeführten<br />

Schil<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> diesseits<br />

sind alle ausnahmslos (!) <strong>der</strong> sehr<br />

umfangreichen öffentlich zugänglichen<br />

Berichterstattung entnommen.<br />

Medienvertreter wie Filmteams waren<br />

den ganzen Prozess über anwesend<br />

und haben ausführlich berichtet<br />

(auch zu allen Zeugenaussagen, inklusive<br />

denen des psychiatrischen<br />

Gutachters über innerste Vorgänge,<br />

persönlichste Details und die mögliche<br />

Motivlage von Frau Becker. Ich<br />

habe im diesseits-Artikel sogar darauf<br />

verzichtet, veröffentlichte (!) intime<br />

Details aus dem nahen Beziehungsumfeld<br />

von Irene Becker zu<br />

wie<strong>der</strong>holen, die in <strong>der</strong> Berichterstattung<br />

auch zur Motiverhellung herangezogen<br />

worden waren. Ich will<br />

auch jetzt nicht einmal andeuten,<br />

worum es dabei ging.<br />

Die Kritik, dass hier Rollen im Spiel<br />

sind, die vielleicht nicht eindeutig genug<br />

auseinan<strong>der</strong> gehalten werden<br />

(können?), ist sicher berechtigt. Ob<br />

ich den Artikel deshalb lieber nicht<br />

hätte schreiben o<strong>der</strong> umgekehrt Irene<br />

Becker nicht hätte besuchen sollen<br />

(das war allerdings bereits im Januar)?<br />

Mag sein. Allerdings bin ich mir<br />

sicher, keine Persönlichkeitsrechte<br />

und keinen Vertrauensschutz verletzt<br />

zu haben.<br />

Es gab ja einen Auslöser, aufgrund<br />

dessen ich mich überhaupt motiviert<br />

sah, den Fall aufzugreifen und auch<br />

von an<strong>der</strong>en um eine Klarstellung gebeten<br />

wurde: <strong>Der</strong> Beitrag von Prof.<br />

Vilmar, einem Gremien-Mitglied des<br />

HVD, in <strong>der</strong> Berliner Zeitung vom<br />

1. Juli mit dem Titel „Aus Sterbehelfern<br />

werden Mör<strong>der</strong> gemacht“. Eine<br />

dort zum Ausdruck gebrachte Verharmlosung<br />

auf <strong>der</strong> Grenze zur Billigung<br />

<strong>der</strong> Tötungsdelikte konnte –<br />

namentlich bei dem ethischen und<br />

politischen Anliegen, welches wir als<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> ja in <strong>der</strong><br />

Stadt vertreten – so keinesfalls stehen<br />

bleiben.<br />

Gita Neumann, Berlin<br />

Unterstützung<br />

für Gesetzentwurf<br />

Zum Aufruf, das Internetforum<br />

www.abgeordnetenwatch.de zu<br />

nutzen (diesseits 89/2007)<br />

Gern mache ich, da ich keinen Internet-Anschluss<br />

habe, von <strong>der</strong> Möglichkeit<br />

Gebrauch, in dieser angebotenen<br />

Form den Stünker-Entwürf zu unterstützen.<br />

(…)<br />

Dr. Wolfgang Weyell, Nürnberg<br />

4/2007 39


HUMANISTISCHER VERBAND<br />

DEUTSCHLANDS (HVD)<br />

Bundesvorstand<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

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HVD Nürnberg K.d.ö.R.<br />

■ Geschäftsstelle<br />

Äußere Cramer-Klett-Str. 11-13,<br />

90489 Nürnberg<br />

Fon 0911-43104-0, Fax 43104-15<br />

info@hvd-nuernberg.de<br />

www.hvd-nuernberg.de<br />

■ Bestattungsreden: 0911-43104-14<br />

■ Service-Line 0180-11 123 11<br />

■ Jugendfeier-Team und Junge<br />

HumanistInnen: 0911-43104-11<br />

jugendfeier@hvd-nuernberg.de<br />

www.jugendfeier.net<br />

Stadtmauerturm <strong>der</strong> JuHus:<br />

Spittlertormauer 7, 90402 Nürnberg<br />

■ <strong>Humanistischer</strong> Kin<strong>der</strong>garten<br />

Nbg.-St. Peter<br />

Burgerstr. 6, 90478 Nürnberg<br />

Fon 0911-42 45 68-0, Fax -3<br />

kiga.st.peter@hvd-nuernberg.de<br />

■ <strong>Humanistischer</strong> Kin<strong>der</strong>garten<br />

Nbg.-Mögeldorf<br />

Ziegenstr. 28, 90482 Nürnberg<br />

Fon 0911-95 33 58-0, Fax -3<br />

kiga.moegeldorf@hvd-nuernberg.de<br />

■ Humanistisches Haus für Kin<strong>der</strong><br />

Am Südpark<br />

Dr. Meyer-Spreckels-Str. 5,<br />

90763 Fürth<br />

Telefon 0911-97791013, Fax -17<br />

hfk.fuerth@hvd-nuernberg.de<br />

■ Turm <strong>der</strong> Sinne gGmbH<br />

Büro: Spittlertorgraben 45<br />

90429 Nürnberg<br />

Fon 0911-441620, Fax 9443269<br />

info@turm<strong>der</strong>sinne.de<br />

www.turm<strong>der</strong>sinne.de<br />

Adresse des Turms: Mohrenturm am<br />

Westtor, Nürnberg, Spittlertormauer 17<br />

HVD Würzburg<br />

Bukarester Str. 12, 97084 Würzburg<br />

www.hvd-wuerzburg.de.vu<br />

hvd-wuerzburg@gmx.de<br />

BERLIN/BRANDENBURG<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong><br />

Berlin-Brandenburg<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-0<br />

Fax 030-613 904-50<br />

BERLIN<br />

HVD Berlin<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-0<br />

Fax 030-613 904-50<br />

hvd-berlin@humanismus.de<br />

Direkte Durchwahlnummern:<br />

■ Abteilung Kitas -39<br />

■ Abteilung Gesundheit/Soziales –25<br />

■ Abteilung Lebenskunde -60<br />

■ Abteilung Jugend/Jugendfeier<br />

Fon 030-613 904-74, Fax -89<br />

■ Patientenverfügungen/Trauergruppen<br />

-11, -19, Fax -36<br />

www.patientenverfuegung.de<br />

mail@patientenverfuegung.de<br />

■ V.I.S.I.T.E.<br />

Besuchs- und Hospizdienst -32<br />

www.visite-hospiz.de<br />

mail@visite-hospiz.de<br />

■ Öffentlichkeitsarbeit -26<br />

■ Kultur -23<br />

■ Fundraising -38<br />

■ Freiwilligenarbeit/Mitglie<strong>der</strong>betreuung/Seniorenkoordinatorin<br />

-15<br />

■ Junge HumanistInnen Berlin<br />

Danziger Str. 50, 10437 Berlin<br />

Fon 030-442 72 16, Fax 442 34 93<br />

info@juhu-berlin.de, ingo@juhu-berlin.de<br />

■ Jugendtreff „PPZ“ <strong>der</strong> Jungen<br />

HumanistInnen, Marzahner Chaussee 9<br />

10315 Berlin, Fon/Fax 030-510 17 76<br />

■ Schulklub Sakura-Grundschule<br />

Rochstraße 7, 10178 Berlin<br />

Fon 030-42 85 21 79<br />

■ Café Rix GmbH<br />

Karl-Marx-Straße 141, 12043 Berlin<br />

Fon/Fax 030-686 90 20<br />

■ Sozialstation „Die Brücke“<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-93 /-97, Fax -91<br />

■ Mobilitätshilfedienst Berlin-Mitte<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon 030-613 904-95 /-96, Fax -91<br />

■ Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle,<br />

Behmstr. 73<br />

10439 Berlin, Fon/Fax 030-441 79 92<br />

skb@hvd-berlin.de<br />

■ Kontakt- und Informationsstelle für<br />

Selbsthilfe (KIS)<br />

Nachbarschaftshaus Pfefferwerk<br />

Fehrbelliner Str. 92, 10119 Berlin<br />

Fon 030-443 43 17, Fax 44 34 04 78<br />

■ Betreuungsverein<br />

Alt-Moabit 108 a, 2. Etg., 10559 Berlin<br />

Fon 030-441 30 57, Fax 441 30 59<br />

Betreuungsverein.hvd@berlin.de<br />

■ Brückentreff Psychosoziale Kontakt- und<br />

Beratungsstelle<br />

Torstraße 158, 10115 Berlin<br />

Fon 030-280 74 42/ -43, Fax -44<br />

Kitas:<br />

■ Adlershofer Marktspatzen<br />

Helbigstr.31, 12489 Berlin<br />

Fon/Fax 030-677 42 09<br />

■ Am Park<br />

Engelhardtstr. 10, 12487 Berlin<br />

Fon/Fax 030-631 66 99<br />

■ Bornsdorfer Str. 14, 12053 Berlin<br />

Fon 030-56 82 86 63<br />

■ Dreikäsehoch<br />

Johanna-Tesch-Str. 20, 12439 Berlin<br />

Fon 030-671 70 33, Fax 67 89 45 28<br />

dreikaesehoch@humanistischekitas.de<br />

■ Friedenauer Strolche<br />

Sponholzstraße 16, 12159 Berlin<br />

Fon/Fax 030-75 60 62 09<br />

■ Gartenstadtfrösche<br />

Zur Gartenstadt 239, 12526 Berlin<br />

Fon 030-67 82 45 03, Fax 67 82 45 04<br />

gartenstadt@humanistischekitas.de<br />

■ General-Woyna-Str. 48<br />

13403 Berlin, Fon/Fax 030-413 30 72<br />

■ Holtheimer Weg 6-8, 12207 Berlin<br />

Fon 030-712 49 30, Fax 71 09 74 92<br />

■ Hopsekäse<br />

Scharnweberstr. 60, 10247 Berlin<br />

Fon/Fax 030-291 61 64<br />

■ Kastanienallee 28/30, 12627 Berlin<br />

Fon/Fax 030-995 22 69<br />

kastanienallee@humanistischekitas.de<br />

■ Kin<strong>der</strong>haus Felix<br />

Zühlsdorfer Str. 16, 12679 Berlin<br />

Fon 030-935 80 35, Fax 93 02 78 16<br />

kin<strong>der</strong>hausfelix@humanistischekitas.de<br />

■ Knirpsenstadt am Glitzerbach<br />

Geraer Ring 50/52, 12689 Berlin<br />

Fon/ Fax 030-933 91 98<br />

■ Landreiterweg 55, 12353 Berlin<br />

Fon 030-667 90 90, Fax 66 79 09 33<br />

■ Michel-Klinitz-Weg 18<br />

12349 Berlin, Fon 030-743 10 14<br />

■ Mühlengeister<br />

Thomas-Mann-Str. 17/19, 10409 Berlin<br />

Fon 030-424 17 31, Fax 42 16 15 86<br />

muehlengeister@humanistischekitas.de<br />

■ Pillnitzer Weg 6, 13593 Berlin<br />

Fon 030-20 91 48 90, Fax 209 14 89 20<br />

pillnitzerweg@humanistischekitas.de<br />

■ PrenzlZwerge<br />

Stahlheimer Str. 27, 10439 Berlin<br />

Fon 030-445 71 94, Fax 40 00 30 61<br />

prenzlzwerge@humanistischekitas.de<br />

■ Stadtfüchse<br />

Jablonskistr. 11, 10405 Berlin<br />

Fon/Fax 030-441 42 82<br />

erzieherinnen.stadtfuechse @web.de<br />

■ Wasserwerkstr. 3, 13589 Berlin<br />

Fon 030-37 49 90 30, Fax 374 99 03 24<br />

wasserwerkstrasse@humanistischekitas.de<br />

■ Rappelkiste<br />

Alfred-Randt-Str.15/17, 12559 Berlin<br />

Fon 030-654 35 58, Fax 654 60 49<br />

■ Wirbelwind, Friedrich-Engels-<br />

Str. 45/47, 13156 Berlin<br />

Fon 030-916 51 24, Fax 47 03 68 69<br />

wirbelwind@humanistischekitas.de<br />

■ Zum Hasenhügel<br />

Waldheimer Str. 10/12, 12627 Berlin<br />

Fon 030-994 28 49, Fax 99 28 50 79<br />

zum.hasenhuegel@humanistischekitas.de<br />

■ Konfliktberatung für Paare<br />

Fon über 030-613 904-15<br />

■ Neustart – Betreutes Wohnen<br />

für Obdachlose<br />

Holzhauser Straße 72, 13509 Berlin<br />

Fon 030-4 14 68 74, Fax -75<br />

neustart@hvd-berlin.de<br />

www.wp-neustart.de<br />

■ Humanistische Akademie e.V.<br />

Redaktion „humanismus aktuell“<br />

Wallstr. 61-65, 10179 Berlin<br />

Fon/Fax 030-44 34 09 41<br />

www.humanistische-akademie.de<br />

■ Koordinierungsstelle für ambulante Rehabilitation<br />

älterer Menschen in Neukölln<br />

Haus des älteren Bürgers<br />

Werbellinstraße 42, 12053 Berlin<br />

Fon 030-689 77 00, Fax 68 97 70 20<br />

■ Berliner Seniorentelefon<br />

Fehrbelliner Straße 92, 10119 Belin<br />

Fon 030-279 63 93, Fax 44 02 49 97<br />

Sprechzeiten: Mo, Fr, So 14-16 Uhr, Mi<br />

12-16 Uhr unter Fon 030-279 64 44<br />

www.berliner-seniorentelefon.de<br />

info@berliner-seniorentelefon.de<br />

■ HOTEL4YOUth<br />

Schönhauser Allee 103, 10439 Berlin<br />

Fon 030-446 77 -83, Fax -859<br />

www.hotel4youth.de, info@hotel4youth.de<br />

■ Kin<strong>der</strong>- und Jugendbüro Marzahn<br />

Kastanienallee 55, 12627 Berlin<br />

kijubue-marzahn@web.de<br />

■ Internetcafé für Senioren<br />

Weltenbummler, Werbellinstraße 42,<br />

12053 Berlin-Neukölln<br />

Fon 030-68054287<br />

■ Gesundheitliche und soziale Dienste des<br />

HVD in Tempelhof,<br />

Friedrich-Wilhelm-Straße 59<br />

12103 Berlin, Fon 030-71096852<br />

BRANDENBURG<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverband<br />

Ostbrandenburg e.V.<br />

PF 1142, 15701 Königs Wusterhausen<br />

Fon 03375-29 77 78, Fax 29 33 35<br />

humanistus@aol.com<br />

www.hro-kwh.de<br />

■ Aktionskita „Knirpsenstadt“<br />

Goethestr. 5,<br />

15711 Königs Wusterhausen<br />

Fon 03375-87 28 45<br />

■ Jugend-Freizeit-Zentrum<br />

Schee<strong>der</strong>str. 47,<br />

15711 Königs Wusterhausen<br />

Fon 03375-29 67 69<br />

HVD Regionalverband Brandenburg<br />

Nord e.V.<br />

Mühlenfeld 12, 16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-83 41 11, Fax 83 41 20<br />

■ Humanistisches Musikzentrum<br />

■ Feierkultur<br />

■ Schuldnerberatung, Vermeidung von<br />

Obdachlosigkeit<br />

■ Jugend- und Sozialwerk gGmbH<br />

Kanalstr. 20, 16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-58 28 94<br />

■ Berufsbildungswerk Nordost gGmbH<br />

Albert-Buchmann-Str. 1,<br />

16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-53 54 40<br />

■ Betreutes Jugendwohnen<br />

Bernauer Str. 146, Haus 106,<br />

16515 Oranienburg<br />

Fon 03301-80 70 56<br />

Nebenstelle Neuruppin<br />

Fehrbelliner Str. 139, 16816 Neuruppin<br />

Fon 03391-50 38 42, Fax 35 05 13<br />

■ Feierkultur<br />

■ Selbsthilfe-Kontaktstelle<br />

■ Schulsozialarbeit<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverband<br />

Brandenburg/Belzig e.V.<br />

Willibald-Alexis-Str. 28<br />

14772 Brandenburg<br />

Fon 03381-73 03 80, Fax 73 03 79<br />

humreg@humreg.de<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendclub, Jugendfeier,<br />

Seniorenarbeit, Junge Humanisten,<br />

Schulsozialarbeit, Bereich „Hilfe zur<br />

Erziehung“<br />

Stadtteilbüro im Bürgerzentrum<br />

Große Gartenstraße 42a<br />

14776 Brandenburg an <strong>der</strong> Havel<br />

Fon 03381-25 09-62, Fax -63<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverband<br />

Potsdam/Potsdam-Mittelmark e.V.<br />

■ Geschäftsstelle Potsdam<br />

Jägerstr. 36, 14467 Potsdam<br />

Büro und Patientenverfügung:<br />

Fon 0331-290 94 76<br />

Jugendfeier: Fon 0331-270 98 04<br />

Fax 0331-280 58 81<br />

hvdppm@aol.com<br />

hvd-potsdam@freenet.de<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverband<br />

Teltow-Fläming e.V.<br />

Goethestr. 8, 14959 Trebbin<br />

Fon/Fax 033731-805 24<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverband<br />

Märkisch-O<strong>der</strong>land e.V.<br />

„Arche“, Carl-Schmäcke-Straße 33<br />

15366 Neuenhagen<br />

Tel. 03342-21584, Fax 21586<br />

Humanistisches Internationales<br />

Begegnungs- und Beratungszentrum<br />

(HIBBZ)<br />

Eisenbahnstr.14, 16225 Eberswalde<br />

Fon und Fax 03334-212491<br />

www.hibbz.de, info@hibbz.de<br />

<strong>Humanistischer</strong> Freidenkerbund<br />

Brandenburg e.V.<br />

Postfach 600 813, 14408 Potsdam<br />

Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47<br />

Fon 03338-396 31, Fax 03338-396 32<br />

<strong>Humanistischer</strong> Freidenkerbund<br />

Havelland e.V.<br />

■ Geschäftsstelle<br />

Karl-Thon-Str. 42, 14641 Nauen<br />

Fon 03321-45 07 46, Fax 45 07 47<br />

Freidenker-Havelland@web.de<br />

■ Jugendtreff Miteinan<strong>der</strong>, Frauen- und<br />

Selbsthilfetreff, Berliner Str. 41, 14712<br />

Rathenow, Fon 03385-51 55 31<br />

■ Treff: Suchthilfe, Klei<strong>der</strong>kammer,<br />

Obdachlosenarbeit, Suppenküche<br />

Ritterstr. 9, 1641 Nauen<br />

Fon 03321-45 07 46<br />

Freidenker Barnim e.V.<br />

■ Geschäftsstelle<br />

Rüdnitzer Chaussee 48-50, 16321 Bernau<br />

Fon 03338-3 96 31, Fax 3 96 32<br />

■ Informations- und Beratungspunkt<br />

Berliner Str. 48, 16321 Bernau<br />

Fon/Fax 03338-2416<br />

Jugendarbeit, Jugendfeier, Senioren- und<br />

Rentenberatung, Patientenverfügung,<br />

Sozialberatung<br />

HAMBURG<br />

hvd-hamburg@alice-dsl.net<br />

MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

hvd-mv@web.de<br />

NIEDERSACHSEN<br />

Humanistisch <strong>Verband</strong><br />

Nie<strong>der</strong>sachen K.d.ö.R.<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover<br />

Fon 0511-167691-60, Fax -78<br />

zentrale@humanisten.de<br />

www.humanisten.de<br />

■ Studentenwohnheim Humanistisches<br />

Sozialwerk Norddeutschland GmbH<br />

Haus Humanitas Fon -61<br />

■ Feierservice für weltliche Familienfeiern,<br />

Fon -63<br />

■ Junge Humanisten Hannover<br />

Landeskoordination JugendFEIER<br />

Fon 0511-18561<br />

www.juhus-hannover.de<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> Bremen<br />

Prager Str. 41, 28211 Bremen<br />

Fon 0421-243 96 35<br />

Bremen@humanisten.de<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong><br />

Wesermarsch<br />

Postfach 1125, 26926 Elsfleth<br />

Fon 04401-695817<br />

elsfleth@humanisten.de<br />

Freie Humanisten Oldenburg<br />

Grünberger Str. 7, 26127 Oldenburg<br />

Fon 0441 882943<br />

Freie Humanisten Osnabrück<br />

freie-humanisten-os@osnanet.de<br />

<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong><br />

Wesermarsch<br />

Postfach 1125, 26926 Elsfleth<br />

Fon 04401-695817<br />

Regionalgeschäftsstellen<br />

Hannover<br />

Otto-Brenner-Str. 22, 30159 Hannover<br />

Fon 0511-1 61 40 12, Fax 16 76 91 78<br />

Emden<br />

c/o Eckhard Kühl<br />

An <strong>der</strong> Sporthalle 1, 26759 Hinte<br />

Fon 04925-8725, Fax 2146<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

HVD Nordrhein-Westfalen K.d.ö.R.<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Küpferstr. 1, 44135 Dortmund<br />

Fon 0231-52 72 48, Fax 57 20 72<br />

mail@hvd-nrw.de<br />

www.hvd-nrw.de<br />

Ortsgruppen in vielen Städten!<br />

Tel. erfragen!<br />

■ Humanitas-Verlag<br />

www.humanitas-verlag.de<br />

■ Junge HumanistInnen NRW<br />

Fon 0231-5 86 15 70<br />

HVD Bergisches Land<br />

Chlodwigstr. 28<br />

42119 Wuppertal-Elberfeld<br />

Fon 0202-46 04 555<br />

HVD Bielefeld<br />

Fon 05234-203761<br />

hvd-bielefeld@web.de<br />

HVD Duisburg<br />

Fon 0203-29 82 440<br />

SACHSEN<br />

HVD Sachsen<br />

Großenhainer Straße 88<br />

01127 Dresden, Fon 0351-2198100<br />

Ronny.Winkler@hvd-sachsen.de<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

Humanisten Sachsen-Anhalt<br />

c/o Junge Humanisten Magdeburg e.V.<br />

39128 Magdeburg<br />

Johannes-R.-Becher-Straße 57<br />

Fon 0391-2515938, Fax 2516338<br />

humanisten.sachsen-anhalt@<br />

juhu-magdeburg.de<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverb.<br />

Halle-Saalkreis e.V.<br />

Bürgerhaus „alternativE“<br />

Gustav-Bachmann-Straße 33<br />

06130 Halle<br />

Fon 0345-1 31 94 73<br />

Fax 0345-1 31 94 75<br />

buergerhaus-halle@freenet.de<br />

■ Frauen Kommunikationszentrum<br />

■ Offener Kin<strong>der</strong>- und Jugendtreff<br />

■ Trauerberatung, Patientenverfügungen,<br />

Fon 0345-2023168<br />

■ Begegnungsstätte<br />

Fon 0345-12 26 90 22<br />

■ Schuldnerberatung<br />

Fon 0345-1319053<br />

■ Musikinstrumentenkabinett<br />

■ Jugendfeier Fon 0345-1319473<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverb.<br />

Südliches Sachsen-Anhalt e.V.<br />

■ Bürger und Jugendhaus/Herberge<br />

Huttenstraße 12, 06217 Merseburg<br />

Fon 03461-21 35 19<br />

hrvbuergerhaus@aol.com<br />

■ Jugendlub „Die Hütte“<br />

Unter den Eichen, 06217 Merseburg<br />

Fon/Fax 03461-50 28 75<br />

■ Jugendfeier Fon 03461-213519<br />

■ Jugendclub „Elofant“<br />

Häuerstraße 33, 06242 Braunsbedra<br />

Fon 0177-2115619<br />

■ Projekt Schulsozialarbeit<br />

Sekundarschule „Unteres Geiseltal“<br />

Häuerstr. 39, 06242 Braunsbedra<br />

Fon 034633-2 26 09<br />

Junge Humanisten Magdeburg e.V.<br />

■ KJFE „Kannenstieg“<br />

Johannes-R.-Becher-Straße 57<br />

39128 Magdeburg<br />

Fon 0391-2 51 59 38, Fax -63 38<br />

juhu-magdeburg@t-online.de<br />

■ Schülertreff „Rothensee“<br />

Badeteichstraße, 39126 Magdeburg<br />

Fon 0391-5 05 00 44<br />

■ Jugendfeier Fon 0391-2515938<br />

<strong>Humanistischer</strong> Regionalverb.<br />

Mansfel<strong>der</strong> Land e.V.<br />

■ Jugendclub „Die Leuchte“<br />

Beethovenstraße 1, 06333 Hettstedt<br />

Fon 03476-85 11 49<br />

■ Jugendtreff „Bombastic“<br />

Friedenstraße 1, 06456 San<strong>der</strong>sleben<br />

Fon 034785-2 02 59


Aus gegebenem Anlass feiert sich diesseits<br />

hier selbst. Auch wenn <strong>der</strong> 1971 geborene<br />

Lyriker und Lie<strong>der</strong>poet Holger Saarmann<br />

beim Texten mit ziemlicher Sicherheit<br />

nicht unsere <strong>Verband</strong>szeitschrift vor<br />

Augen hatte.<br />

Holger Saarmann<br />

Ode ans <strong>Diesseits</strong><br />

Dein Stern bleibt Wahrheit immer,<br />

ist er auch lang zerfalln,<br />

verglommen je<strong>der</strong> Schimmer<br />

<strong>der</strong> Erinnerung im All.<br />

Es stand einst eine Welt<br />

voll Leben, Lust und Licht,<br />

und das alleine zählt –<br />

ob du’s glaubst o<strong>der</strong> nicht.<br />

Mein Name ist kein Erbe<br />

an ein Volk <strong>der</strong> Ewigkeit.<br />

Ich lebe, bis ich sterbe,<br />

droht mir auch Vergessenheit.<br />

Und geh ich ohne Christentum<br />

verrottend ins Gericht –<br />

im Erleben lag mein Ruhm,<br />

ob ich glaubte, o<strong>der</strong> nicht.<br />

Wir woll’n den Tag nutzen, mit Armen und Beinen<br />

das Leben umschlingen im Tanz!<br />

Komm, wir vergessen den Sinn, stell’n uns vor, es gibt keinen,<br />

und leben im <strong>Diesseits</strong> ganz!<br />

Wert hat nur das, was mal stirbt und vergeht,<br />

was einmalig ist und befristet.<br />

Eines Tages, wenn nirgends dein Name mehr steht,<br />

hast du Gott und die Welt überlistet.<br />

Und selbst dann, wenn nirgends dein Name mehr steht,<br />

gab es dich – ob man’s weiß o<strong>der</strong> nicht.


<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> Deutschlands, Wallstraße 61-65, D-10179 Berlin<br />

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<strong>Humanistischer</strong> <strong>Verband</strong> Deutschlands<br />

Wallstraße 61-65,10179 Berlin<br />

Selbst denken – Gemeinsam leben<br />

Humanistinnen und Humanisten gestalten ihr Leben<br />

selbstbestimmt und verantwortlich, frei von Religion. Es liegt am<br />

Menschen selbst, ethische und moralische Entscheidungen zu<br />

treffen. Diese Freiheit haben wir den Gedanken <strong>der</strong> Aufklärung<br />

zu verdanken, in <strong>der</strong>en Tradition <strong>der</strong> Humanistische <strong>Verband</strong><br />

Deutschlands steht.<br />

Als Humanistinnen und Humanisten stehen wir zu unserer<br />

Verantwortung für die Menschen, das Leben und die Natur. Über<br />

die Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg setzen wir auf<br />

den friedlichen Austausch von Ideen und Erfahrungen. Dabei<br />

achten und respektieren wir alle weltanschaulichen und religiösen<br />

Lebensauffassungen. Toleranz hat jedoch dort Grenzen, wo<br />

Menschenrechte missachtet und Positionen <strong>der</strong> Intoleranz<br />

vertreten werden.<br />

Wir arbeiten eng mit unseren Partnerverbänden in <strong>der</strong> ganzen<br />

Welt zusammen, die wie wir <strong>der</strong> Internationalen Humanistischen<br />

und Ethischen Union (IHEU) angehören.<br />

<strong>Der</strong> Humanistische <strong>Verband</strong> Deutschlands ist eine<br />

überparteiliche, demokratische Organisation, die sich in allen<br />

Bereichen des gesellschaftlichen und politischen Lebens engagiert,<br />

in denen weltanschauliche Fragen berührt sind. Humanistinnen<br />

und Humanisten beziehen Stellung in den ethischen Debatten<br />

unserer Zeit.<br />

<strong>Der</strong> Humanistische <strong>Verband</strong> Deutschlands organisiert Kulturund<br />

Bildungsangebote und bietet soziale Unterstützung und<br />

humanistische Beratung für Menschen in allen individuellen<br />

Lebenslagen. Wir richten weltliche Namens-, Jugend-, Hochzeitsund<br />

Trauerfeiern aus. In Berlin ist <strong>der</strong> Humanistische <strong>Verband</strong><br />

Träger des Schulfaches Lebenskunde und bundesweit von vielen<br />

Kin<strong>der</strong>tagestätten. Beson<strong>der</strong>s gefragt ist das Angebot <strong>der</strong><br />

Patientenverfügung. Die „Jungen HumanistInnen“ unterstützen<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche auf dem Weg zu einem selbstbestimmten<br />

Leben. Bundesweit werden zirka 250.000 Menschen pro Jahr<br />

durch die Dienstleistungen des <strong>Verband</strong>es erreicht.

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