„Wer gibt, gewinnt.“ www.bni-schloss-bensberg.de - GL VERLAGS ...
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<strong>www</strong>.glVerlag.<strong>de</strong> gl KOMPaKt Oktober 2012<br />
20<br />
Über Hebron<br />
„Marhaba, liebe Leserin und lieber Leser!<br />
Der Herbst legt sich langsam über Deutschland,<br />
und die dunkle Jahreszeit rückt näher. Warum ich<br />
so düster beginne? Im Oktober-Heft berichte ich<br />
von und über meine Erfahrungen, die ich in <strong>de</strong>r<br />
südpalästinensischen Stadt Hebron (al-Chalil) gemacht<br />
habe. Nicht, dass dieser Ort dunkel und kalt<br />
wäre, nein, nein. Allerdings war er die erste Bastion<br />
unserer Reise, an <strong>de</strong>r ich gemerkt habe, dass das<br />
Leben in <strong>de</strong>n besetzen Gebieten auch ganz an<strong>de</strong>rs<br />
aussehen kann. Lesen Sie selbst, viel Vergnügen!“<br />
Ihr<br />
Schreiben Sie mir: f.fel<strong>de</strong>r-mail@gmx.<strong>de</strong><br />
Die Stadt Hebron (arab. al-chalil = Freund) liegt ungefähr 30 km südlich<br />
von Jerusalem und hat schätzungsweise zwischen 160.000 und 230.000<br />
einwohner und ist damit eine echte Metropole. Hebron hat auch eine<br />
universität mit tausen<strong>de</strong>n Stu<strong>de</strong>nten und ist damit eine Universitätsstadt.<br />
lei<strong>de</strong>r hat Hebron aber auch stark unter <strong>de</strong>m Konflikt zu lei<strong>de</strong>n und<br />
ist damit –ähnlich wie Berlin– eine geteilte Stadt. eine Mauer verläuft<br />
zwar (noch) nicht durch die Stadtmitte, <strong>de</strong>nnoch <strong>gibt</strong> es eine palästinensisch<br />
kontrollierte Zone H1 und eine israelisch kontrollierte Zone H2. in<br />
Zone H2 leben neben 800 israelischen Siedlern, die von <strong>de</strong>n iDF (israeli<br />
Defence Forces) geschützt wer<strong>de</strong>n, mehr als 30.000 Palästinenser, <strong>de</strong>nen es<br />
untersagt ist, die Hauptstraße Hebrons zu nutzen.<br />
im unterschied zu an<strong>de</strong>ren Städten in <strong>de</strong>r West Bank, und das ist wie ich<br />
fin<strong>de</strong> sehr ungewöhnlich, leben hier israelische Siedler auch im Stadtzentrum.<br />
Sehenswert ist auf je<strong>de</strong>nfall das gotteshaus „Machpela“, in <strong>de</strong>m u.a.<br />
die Ruhestätte <strong>de</strong>s Religionsvaters abraham zu fin<strong>de</strong>n ist:<br />
Meine gruppe und ich mit Kin<strong>de</strong>rn aus <strong>de</strong>m abrahams Zelt vor <strong>de</strong>m grab <strong>de</strong>s Religionsgrün<strong>de</strong>rs<br />
abraham in „Machpela“.<br />
Wir machten mit <strong>de</strong>n jüngeren Kin<strong>de</strong>rn aus abrahams Zelt <strong>de</strong>n ausflug in die Stadt; welch ein buntes<br />
treiben durch Hebrons gassen. Die Kin<strong>de</strong>r und wir hatten viel Spaß.<br />
Von Bergisch Gladbach in die palästinensische Wüste<br />
Hebron – eine Stadt, zwei welten<br />
in Hebron spürt man die israelische Besatzung mit voller Härte.<br />
Von Kampfjets und Obstsalat<br />
Wie ich schon eingangs erwähnt habe, ist Hebron eine gespaltene Stadt, eine<br />
Stadt <strong>de</strong>r gegensätze. Hier ist die Besatzung nochmal ein Stück näher am alltäglichen<br />
leben, und doch <strong>gibt</strong> es Momente, in <strong>de</strong>nen die Stadt frei scheint.<br />
Bereits die einfahrt nach Hebron wirkte auf mich sehr fremd und beengend,<br />
zumal dies auch ein Moment <strong>de</strong>s gegensatzes war: Wir fuhren in unserem<br />
„dicken“ Reisebus in das heruntergekommene Stadtzentrum, die Menschen<br />
kamen in Scharen zum Bus gelaufen und riefen laut irgen<strong>de</strong>twas auf arabisch.<br />
Dass es liebe Worte gewesen sein mussten, konnte man an ihren gesichtern<br />
erkennen, die freu<strong>de</strong>strahlend vor <strong>de</strong>n eingefallenen und dreckigen Häuserfassa<strong>de</strong>n<br />
wie kleine Sonnen wirkten. Der Verkehr im hebron‘schen Stadtzentrum<br />
ist min<strong>de</strong>stens so geordnet-chaotisch und typisch arabisch wie in Beit Jala.<br />
es ging weiter durch eine la<strong>de</strong>nstraße, die von einer seltsam aussehen<strong>de</strong>n<br />
Dachkonstruktion aus Stahlträgern mit gitternetz überragt wur<strong>de</strong>. auf <strong>de</strong>m<br />
gitternetz war allerlei unrat zu fin<strong>de</strong>n; Flaschen, Dosen, Steine, eimer und sogar<br />
Schuhe. Die geschichte dahinter ist gleichzeitig traurig und unfassbar. Die<br />
la<strong>de</strong>nstraße war lange von arabern bewohnt, die geschäfte im erdgeschoss<br />
gehören heute noch fast ausschließlich arabischen Kaufleuten. als israelische<br />
Siedler in die Wohnungen über <strong>de</strong>r la<strong>de</strong>nstraße einzogen, warfen einige von<br />
ihnen Steine, Flaschen und<br />
Schuhe aus <strong>de</strong>n Fenstern hinab<br />
auf die arabischen Kaufleute.<br />
Neben vielen Verletzten gab es<br />
auch schon einige to<strong>de</strong>sopfer,<br />
die erschlagen wur<strong>de</strong>n. Muss<br />
ich da noch was zu sagen?<br />
Hebron ist schon eine sehenswerte<br />
Stadt, die auf <strong>de</strong>r Reiseliste<br />
stehen sollte, wenn man<br />
die Region besucht. aber sie ist<br />
ein hartes Pflaster, in je<strong>de</strong>r Hinsicht.<br />
immer. auf unserem Weg<br />
zur „Machpela“, einem großen<br />
Heiligtum <strong>de</strong>s Ju<strong>de</strong>ntums und<br />
<strong>de</strong>s islams (Ruhestätte abrahams), kamen wir an einem Markt mit Obststän<strong>de</strong>n<br />
vorbei, <strong>de</strong>r Obstsalat sah herrlich aus. Die Händler priesen und warben.<br />
Das gefiel mir. Bevor wir die grabesstätte betreten konnten, mussten wir durch<br />
die Sicherheitskontrolle <strong>de</strong>r israelischen armee. als wir kontrolliert wur<strong>de</strong>n,<br />
wur<strong>de</strong> es plötzlich donnernd laut und ein geschwa<strong>de</strong>r von vier Kampfjets <strong>de</strong>r<br />
israelischen luftwaffe zog über unsere Köpfe hinweg. Das gefiel mir gar nicht.<br />
Wir liefen mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn, die <strong>de</strong>n ausflug ebenso genossen wie wir, durch die<br />
Straßen und gassen dieser unglaublich schaurig-schönen Stadt. es tat mir nur<br />
leid, dass wir sozusagen ihren alltag besichtigten und ihnen nicht wirklich das<br />
gefühl von Freiheit und glück geben konnten,<br />
das wir hier empfin<strong>de</strong>n. Spätestens bei diesem<br />
Besuch habe ich gemerkt, dass ich mich kümmern<br />
sollte, kümmern muss, <strong>de</strong>nn Frie<strong>de</strong>n und<br />
glück sind unser aller Brot.<br />
Zu Gast bei Freun<strong>de</strong>n –<br />
Kin<strong>de</strong>r besuchen gladbach<br />
Fotos: Fabian Fel<strong>de</strong>r