Stroh kompakt - Fabrik der Zukunft
Stroh kompakt - Fabrik der Zukunft
Stroh kompakt - Fabrik der Zukunft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
STROH KOMPAKT – ENDBERICHT 32<br />
4.4 HYPOTHESE 4: DURCH DIE ENTWICKLUNG VON SYSTEMLÖSUNGEN FÜR<br />
TRADITIONELLE BAUWEISEN UND DIE GEWERBLICHE HERSTELLUNG<br />
VON BAUTEILEN KANN DIE POTENTIELLE EINSATZMENGE VON STROH<br />
MASSIV GESTEIGERT WERDEN<br />
Zur Bearbeitung dieser Hypothese wurde beim European Straw Bale Gathering 2002 in Wösendorf<br />
eine Umfrage durchgeführt, die zeigte, dass bereits 2003/2004 mit einem Absatz von mehr als 16.000<br />
<strong>Stroh</strong>kleinballen gerechnet werden kann. Die Diskussion mit potenziellen Zulassungsinhabern zeigt, dass<br />
Absatzziele im Jahr 2006 von mindestens 120.000 <strong>Stroh</strong>ballen bzw. ca. 180 Häusern angestrebt werden.<br />
4.5 HYPOTHESE 5: DIE „FABRIK ZUR STROHDÄMMSTOFFPRODUKTION“ IST<br />
EIN REGIONALES PRODUKTIONSNETZWERK<br />
(bestehend aus Landwirten, Baustoffhändlern und Bauherren in einer Region. Sowohl Herstellung als auch Einsatz <strong>der</strong><br />
Dämmstoffe erfolgen in einer Region: Die Herstellung des Grundproduktes erfolgt dezentral bei den Landwirten. Der professionelle<br />
Einbau des Dämmstoffes <strong>Stroh</strong> erfolgt durch den befugten Baumeister, <strong>der</strong> von den spezialisierten Landwirten den<br />
Rohstoff bezieht. Der Einbau erfolgt in Gebäuden <strong>der</strong> Region. Finanzielle Aufwendungen und Ressourcenverbrauch für<br />
Transport und Manipulation können im Vergleich zur zentralen Herstellung und anschließenden Verteilung verringert<br />
werden. Für die Region eröffnen sich zusätzliche Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten.)<br />
Die Untersuchung dieser Hypothese erfolgte durch Interviews bei den Akteuren entlang <strong>der</strong> Wertschöpfungskette<br />
<strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>ballendämmstoffe, durch Testläufe bei <strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>ballenlieferungen<br />
für die Pilotprojekte und durch die bereits erwähnte Kostenkalkulation (siehe Seite 22).<br />
Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse <strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>dämmstoffbereitstellung im Projekt, dass ein regionales<br />
Produktionsnetzwerk funktionieren kann, dass aber auch zentrale Strukturen notwendig sind: Als<br />
Zulassungsinhaber für den <strong>Stroh</strong>ballendämmstoff kann nur ein Zulassungsinhaber auftreten, <strong>der</strong> die<br />
Rechte und Pflichten aus <strong>der</strong> Zulassung übernimmt. Da <strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>ballendämmstoff jedoch dezentral von<br />
verschiedenen Herstellern (Landwirten) produziert wird und nicht je<strong>der</strong> Landwirt aus Effizienz eine Zulassung<br />
beantragen kann, sind hier Kooperationen gefragt. Es bietet sich eine Vielzahl von Kooperationsmöglichkeiten<br />
für die Zulassungsinhaberschaft an, z.B. könnten Landwirte kooperieren und einen<br />
Landwirt als Zulassungsinhaber nominieren, <strong>der</strong> im Auftrag sämtlicher beteiligter Landwirte die Zulassungsinhaberschaft<br />
übernimmt. Es könnte ein eigenes Unternehmen gegründet o<strong>der</strong> ein bestehendes Unternehmen<br />
für die Zulassungsinhaberschaft gewonnen werden usw. Rechtliche, ökonomische, organisatorische,<br />
institutionelle und soziale Aspekte müssen bei <strong>der</strong> Auswahl und Gestaltung des Kooperationsmodells<br />
berücksichtigt werden.<br />
Kooperationen sind aber nicht nur zwischen Herstellern und Zulassungsinhabern notwendig. Da <strong>der</strong><br />
Einsatz <strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>ballendämmstoffe auch dezentral, z.B. in regionalen Zimmereibetrieben erfolgen wird,<br />
wäre es aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten zielführen<strong>der</strong>, sowohl Herstellung als auch<br />
Vertrieb und Anwendung <strong>der</strong> Dämmstoffe dezentral mit möglichst geringem Manipulationsaufwand ablaufen<br />
zu lassen. Hier sind Kooperationen, insbeson<strong>der</strong>e Absprachen bezüglich Mindestbestellmengen<br />
und Preisen zwischen Zimmereibetrieben, Baumeistern, Architekten, potenziellen Vertriebskanälen und<br />
Herstellern von Nutzen. Auch <strong>der</strong> Transport <strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>ballendämmstoffe stellt beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an die Termintreue und Flexibilität des Transportunternehmens und daher sind auch hier Kooperationen<br />
bzw. spezielle, vertragliche Regelungen notwendig. Um eine Zertifizierung <strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>ballendämmstoffe zu<br />
ermöglichen, den effizienten Einsatz <strong>der</strong> <strong>Stroh</strong>dämmstoffe zu gewährleisten und den Kostenvorteil von<br />
<strong>Stroh</strong>dämmstoffen im Vergleich zu herkömmlichen Dämmstoffen zu sichern, sind Kooperationen zwischen<br />
den genannten Akteuren - Hersteller (Landwirte), Zulassungsinhaber, Vertrieb, Transport, Anwen<strong>der</strong><br />
(Baumeister, Architekten etc.) und Nutzer (Gebäudenutzer) - notwendig. Daher wurde die Entwicklung<br />
und Optimierung von Kooperationssystemen im Rahmen eines Nachfolgeprojekts „<strong>Stroh</strong> Koop“ in<br />
<strong>der</strong> 3. Ausschreibung „<strong>Fabrik</strong> <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong>“ angeboten.