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Merkblatt DWA-M 612-1 Gewässerrandstreifen Teil 1

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<strong>DWA</strong>-<br />

Regelwerk<br />

<strong>Merkblatt</strong> <strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

<strong>Gewässerrandstreifen</strong><br />

<strong>Teil</strong> 1: Grundlagen und Funktionen,<br />

Hinweise zur Gestaltung<br />

September 2012<br />

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.


<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (<strong>DWA</strong>) setzt sich intensiv für die Entwicklung einer<br />

sicheren und nachhaltigen Wasser- und Abfallwirtschaft ein. Als politisch und wirtschaftlich unabhängige Organisation arbeitet<br />

sie fachlich auf den Gebieten Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall und Bodenschutz.<br />

In Europa ist die <strong>DWA</strong> die mitgliederstärkste Vereinigung auf diesem Gebiet und nimmt durch ihre fachliche Kompetenz bezüglich<br />

Regelsetzung, Bildung und Information sowohl der Fachleute als auch der Öffentlichkeit eine besondere Stellung ein. Die<br />

rund 14 000 Mitglieder repräsentieren die Fachleute und Führungskräfte aus Kommunen, Hochschulen, Ingenieurbüros, Behörden<br />

und Unternehmen.<br />

Impressum<br />

Herausgeber und Vertrieb:<br />

<strong>DWA</strong> Deutsche Vereinigung für<br />

Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef, Deutschland<br />

Tel.:<br />

Fax:<br />

E-Mail:<br />

Internet:<br />

+49 2242 872-333<br />

+49 2242 872-100<br />

info@dwa.de<br />

www.dwa.de<br />

2 September 2012 <strong>DWA</strong>-Regelwerk<br />

Satz:<br />

<strong>DWA</strong><br />

Druck:<br />

Druckhaus Köthen<br />

ISBN:<br />

978-3-942964-48-7<br />

Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier<br />

© <strong>DWA</strong> Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., Hennef 2012<br />

Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein <strong>Teil</strong> dieses <strong>Merkblatt</strong>es darf ohne schriftliche<br />

Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Digitalisierung oder irgendein anderes Verfahren – reproduziert oder<br />

in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen werden.


Vorwort<br />

<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

Fließgewässer mit ihren Auen zählen zu den artenreichsten Landschaftsbestandteilen. Sie beherbergen eine Vielzahl von<br />

Lebensräumen und sind geprägt durch Abflussschwankungen sowie Verlagerungen des Gewässerbetts, den sogenannten<br />

hydromorphologischen Prozessen.<br />

Im 20. Jahrhundert wurden viele Fließgewässer begradigt, eingetieft und aufgestaut. Ziele waren die Verbesserung der<br />

Schifffahrt, die Nutzung der Wasserkraft sowie der Schutz von landwirtschaftlichen Nutzflächen, von Siedlungsgebieten<br />

und Infrastruktureinrichtungen vor Hochwasser. Auf diese Weise wurden die natürlichen bettgestaltenden Prozesse stark<br />

eingeschränkt, oft sogar ganz unterbunden. Lebensräume in und an den Gewässern und in ihren Auen gingen verloren.<br />

Einleitungen in die Gewässer, vor allem der Eintrag aus landwirtschaftlichen Nutzflächen, können die Lebensbedingungen<br />

in den Gewässern zusätzlich belasten.<br />

Wegen ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt bedürfen Fließgewässer und Auen eines besonderen Schutzes. Die Naturschutz-<br />

und Umweltgesetzgebung fordert deshalb heute die Erhaltung bzw. die Wiederherstellung des guten ökologischen<br />

Zustands in unseren Gewässern und die Erhaltung der Artenvielfalt (Biodiversität). Voraussetzung dafür ist das<br />

Wiederzulassen hydromorphologischer Prozesse. Zu diesem Zweck müssen künftig mehr Flächen entlang der Fließgewässer<br />

zur Verfügung gestellt werden. Der im WHG normierte „<strong>Gewässerrandstreifen</strong>“ ist in der Regel nicht ausreichend<br />

groß, um hydromorphologische Prozesse zu tolerieren.<br />

Der vorliegende <strong>Teil</strong> 1 des <strong>Merkblatt</strong>es <strong>DWA</strong>-M-<strong>612</strong> „<strong>Gewässerrandstreifen</strong> – <strong>Teil</strong> 1: Grundlagen und Funktionen, Hinweise<br />

zur Gestaltung“ soll die Bedeutung der ufernahen Bereiche für die Gewässerentwicklung und den Gewässerschutz<br />

verdeutlichen. In einem bald folgenden <strong>Teil</strong> 2 des <strong>Merkblatt</strong>es werden ausgeführte Beispiele vorgestellt, um den Praxisbezug<br />

herzustellen.<br />

Die Normierung des Begriffes „<strong>Gewässerrandstreifen</strong>“ im Wasserhaushaltsgesetz (WHG) (u. a. Mindestbreite für<br />

<strong>Gewässerrandstreifen</strong> von fünf Metern) und die oftmals genutzte Möglichkeit der Länder, abweichende Vorschriften<br />

zu erlassen, erfordern vorab eine Klarstellung der im <strong>Merkblatt</strong> verwendeten Begriffe. Um nicht an die unterschiedlichen<br />

Normierungen der <strong>Gewässerrandstreifen</strong> gebunden zu sein, werden zusätzlich die Bezeichnungen „Uferstreifen“<br />

und „Entwicklungskorridor“ eingeführt.<br />

Der Begriff „Uferstreifen“ steht allgemein für diejenigen gewässernahen Bereiche, deren Ausgestaltung, Funktionalität<br />

und Breite über den <strong>Gewässerrandstreifen</strong> hinausgehen. Der „Entwicklungskorridor“ ist in der Regel das Ergebnis einer<br />

Planung, die einem Gewässer einen definierten Raum für eine eigendynamische Gewässerentwicklung bereitstellen soll.<br />

Der Flächenbedarf eines „Entwicklungskorridors“ muss sich daher vornehmlich an der Größe des Gewässers und an seiner<br />

Laufgestalt, dem Gewässertyp, orientieren. Zudem fließen vorhandene Restriktionen in die Bestimmung eines Entwicklungskorridors<br />

ein.<br />

Das <strong>Merkblatt</strong> gibt Hinweise zu den Funktionen von <strong>Gewässerrandstreifen</strong> und die in ihrer Breite über den <strong>Gewässerrandstreifen</strong><br />

hinausgehenden Uferstreifen bzw. Entwicklungskorridore. Es stellt mögliche Entwicklungsziele vor und<br />

zeigt auf, wie sowohl <strong>Gewässerrandstreifen</strong> als auch Uferstreifen im Hinblick auf wasserwirtschaftliche und naturschutzfachliche<br />

Anforderungen gestaltet, entwickelt und gepflegt werden sollten. Zusätzlich werden Konzepte zur Realisierung<br />

vorgestellt. Der Flächenanspruch für Uferstreifen und Entwicklungskorridore geht dabei über die gesetzlichen Mindestbreiten<br />

von <strong>Gewässerrandstreifen</strong> hinaus.<br />

Die vorliegende Abhandlung ist eine Aktualisierung des <strong>Merkblatt</strong>es DVWK-M 244 „Uferstreifen an Fließgewässern –<br />

Funktion, Gestaltung und Pflege“ aus dem Jahre 1997. Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (EG-WRRL), die aktuelle<br />

Fassung des Wasserhaushaltsgesetzes (WHG) und des Bundesnaturschutzgesetzes sowie neuere Erkenntnisse im Bereich<br />

der Gewässerökologie haben diese Neubearbeitung erforderlich gemacht. Inhaltlich ist es auch eine Fortschreibung<br />

des <strong>Merkblatt</strong>es DVWK-M 204 „Ökologische Aspekte bei Ausbau und Unterhaltung von Fließgewässern“ aus dem Jahre<br />

1984. Darüber hinaus ergänzt es das <strong>Merkblatt</strong> <strong>DWA</strong>-M 610 „Neue Wege der Gewässerunterhaltung – Pflege und Entwicklung<br />

von Fließgewässern“ aus dem Jahr 2010 in Bezug auf die Gestaltung der gewässernahen Flächen.<br />

Bonn, im Juli 2012 Prof. Dr.-Ing. habil. Heinz Patt<br />

Frühere Ausgaben<br />

DVWK-M 244 (1997)<br />

<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1 (Entwurf 05/2011)<br />

<strong>DWA</strong>-Regelwerk September 2012 3


<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

Verfasser<br />

Das <strong>Merkblatt</strong> wurde von der <strong>DWA</strong>-Arbeitsgruppe GB-2.10 „<strong>Gewässerrandstreifen</strong>“ im Fachausschuss GB-2 „Ausbau und<br />

Unterhaltung von Fließgewässern“ erstellt, der folgende Mitglieder angehören:<br />

ENGELS, Kerstin Dipl.-Ing., Fakultät für Ingenieurwissenschaften, Abteilung Bauwissenschaften,<br />

Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft, Universität Duisburg-Essen, Essen<br />

FRÖHLICH, Klaus-D. Rechtsanwalt, Partnerschaftsgesellschaft Wellmann Fröhlich Langbein, Bonn,<br />

Lehrbeauftragter für Umweltrecht an der Universität Duisburg-Essen, Essen<br />

KAISER, Michaela Dipl.-Ing., Niersverband, Viersen<br />

KOENZEN, Uwe Dr., Planungsbüro Koenzen, Hilden<br />

MOJSSETSCHUK, Viola Dipl.-Ing., Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, Pirna<br />

NEUMANN, Alexander Dipl.-Ing., Baudirektor, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Leiter des Referats<br />

„Flussbauliche Grundlagen, naturnaher Ausbau von Gewässern“, München<br />

PATT, Heinz Prof. Dr.-Ing. habil., United Nations University (UNU), Institute for Environment<br />

and Human Security (UNU-EHS), College of Associated Scientists and Advisers<br />

(CASA), Bonn (Sprecher)<br />

PAULUS, Thomas Dr. rer. nat., Geschäftsführer, Gemeinnützige Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft<br />

und Landschaftsentwicklung (GFG) mbH, Mainz<br />

STÄDTLER, Eberhard Dipl.-Ing., Obmann der <strong>DWA</strong>-Gewässernachbarschaft Sieg, Euskirchen<br />

Neben den Mitgliedern der Arbeitsgruppe hat zum Gelingen des Werks beigetragen:<br />

BINDER, Walter Dipl.-Ing., Regierungsdirektor a. D., München<br />

(vormals Bayerisches Landesamt für Umwelt)<br />

Die Arbeitsgruppe ist dem <strong>DWA</strong>-Fachausschuss GB-2 „Ausbau und Unterhaltung von Fließgewässern“ zugeordnet,<br />

dem die folgenden Mitglieder angehören:<br />

BÖTTCHER, Roland Dr.-Ing., Beratender Ingenieur Wasserbau und Wasserwirtschaft, Urbar<br />

BURKART, Bernhard Dipl.-Ing., Baudirektor, Regierungspräsidium Freiburg, Freiburg<br />

FRÖHLICH, Klaus-D. Rechtsanwalt, Partnerschaftsgesellschaft Wellmann Fröhlich Langbein, Bonn,<br />

Lehrbeauftragter für Umweltrecht an der Universität Duisburg-Essen, Essen<br />

NEUMANN, Alexander Dipl.-Ing., Baudirektor, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Leiter des Referats<br />

„Flussbauliche Grundlagen, naturnaher Ausbau von Gewässern“, München<br />

PATT, Heinz Prof. Dr.-Ing. habil., United Nations University (UNU), Institute for Environment<br />

and Human Security (UNU-EHS), College of Associated Scientists and Advisers<br />

(CASA), Bonn (FA-Obmann)<br />

PAULUS, Thomas Dr. rer. nat., Gemeinnützige Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und<br />

Landschaftsentwicklung (GFG) mbH, Mainz<br />

PODRAZA, Petra Dr. rer. nat., Ruhrverband Essen, Essen<br />

SCHACKERS, Bernd Dipl.-Ing., Ingenieur- und Planungsbüro Umwelt Institut Höxter, Höxter<br />

SCHRENK, Georg Dipl.-Geogr., <strong>DWA</strong> Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und<br />

Abfall e. V., Abteilung Wasser- und, Abfallwirtschaft, Hennef<br />

SEMRAU, Mechthild Dipl.-Ing., Emschergenossenschaft/Lippeverband, Abt. Gewässer- und<br />

Landschaftspflege, Essen<br />

STÄDTLER, Eberhard Dipl.-Ing., Obmann der <strong>DWA</strong>-Gewässernachbarschaft Sieg, Euskirchen<br />

STOWASSER, Andreas Dipl.-Ing., Geschäftsführer, Planungsbüro Stowasserplan, Radebeul<br />

Projektbetreuer in der <strong>DWA</strong>-Bundesgeschäftsstelle:<br />

SCHRENK, Georg<br />

Dipl.-Geogr., Hennef<br />

Abteilung Wasser- und Abfallwirtschaft<br />

4 September 2012 <strong>DWA</strong>-Regelwerk


Inhalt<br />

<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

Vorwort ................................................................................................................................................................ 3<br />

Verfasser ................................................................................................................................................................ 4<br />

Bilderverzeichnis ...................................................................................................................................................... 7<br />

Tabellenverzeichnis .................................................................................................................................................. 8<br />

Benutzerhinweis ....................................................................................................................................................... 9<br />

1 Anwendungsbereich ............................................................................................................................... 9<br />

2 Begriffe ................................................................................................................................................... 9<br />

2.1 <strong>Gewässerrandstreifen</strong> ............................................................................................................................... 9<br />

2.2 Entwicklungskorridor ............................................................................................................................... 10<br />

2.3 Uferstreifen .............................................................................................................................................. 10<br />

3 Rechtliche Vorgaben .............................................................................................................................. 12<br />

3.1 Vorbemerkung ......................................................................................................................................... 12<br />

3.2 Wasserrecht ............................................................................................................................................. 12<br />

3.3 Nutzungsvorgaben nach sonstigen Rechtsvorschriften ............................................................................. 13<br />

3.3.1 Naturschutzrecht ...................................................................................................................................... 13<br />

3.3.2 Pflanzenschutzrecht ................................................................................................................................. 14<br />

3.3.3 Düngemittelrecht ..................................................................................................................................... 14<br />

3.4 Behördliche Genehmigungen ................................................................................................................... 14<br />

3.5 Ansprüche der Eigentümer ....................................................................................................................... 14<br />

4 Gewässernahe Bereiche – Bedeutung und Funktionen ........................................................................ 15<br />

4.1 Allgemeines ............................................................................................................................................. 15<br />

4.2 Gewässerentwicklung .............................................................................................................................. 15<br />

4.3 Gewässerstruktur ..................................................................................................................................... 15<br />

4.4 Wasserabfluss .......................................................................................................................................... 15<br />

4.5 Abstand-, Puffer- und Filterwirkung ......................................................................................................... 16<br />

4.6 Energie- und Stoffhaushalt ....................................................................................................................... 16<br />

4.7 Funktion als Lebensraum ......................................................................................................................... 17<br />

4.7.1 Vorbemerkung ......................................................................................................................................... 17<br />

4.7.2 Auwald, Ufergehölze ................................................................................................................................ 17<br />

4.7.3 Feucht- und Nasswiesen, Hochstaudenfluren, Großseggenriede .............................................................. 19<br />

4.7.4 Fluss- und Bachröhrichte .......................................................................................................................... 20<br />

4.7.5 Kies- und Sandflächen .............................................................................................................................. 21<br />

4.7.6 Biotopvernetzung, Trittsteinbiotope ......................................................................................................... 21<br />

4.8 Landschafts- und Ortsbild, Freizeit und Erholung .................................................................................... 22<br />

5 Hinweise zu Planung und Umsetzung ................................................................................................... 23<br />

5.1 Allgemeines ............................................................................................................................................. 23<br />

5.2 Entwicklungsziel, Planungsprozess .......................................................................................................... 23<br />

5.3 Hochwasserschutz, Abflussleistung, Feststoffe ......................................................................................... 24<br />

5.4 Ufer- und Gehölzstruktur ......................................................................................................................... 24<br />

5.5 Naturschutzfachliche Kriterien ................................................................................................................. 25<br />

5.6 Nutzungskonflikte .................................................................................................................................... 25<br />

<strong>DWA</strong>-Regelwerk September 2012 5


<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

5.6.1 Vorbemerkung ......................................................................................................................................... 25<br />

5.6.2 Hochwasserschutz .................................................................................................................................... 25<br />

5.6.3 Landwirtschaft ......................................................................................................................................... 26<br />

5.6.4 Gewässernahe Infrastruktureinrichtungen ............................................................................................... 26<br />

5.6.5 Schifffahrt, Wasserkraftnutzung ............................................................................................................... 26<br />

5.6.6 Freizeit- und Erholungsnutzung ............................................................................................................... 26<br />

5.7 Interessenausgleich, Abwägungsprozess .................................................................................................. 26<br />

5.8 Auswahl der Flächen und Flächenbedarf .................................................................................................. 27<br />

5.9 Gewässerunterhaltung ............................................................................................................................. 27<br />

5.9.1 Vorbemerkung ......................................................................................................................................... 27<br />

5.9.2 Entwicklung der gewässernahen Bereiche ................................................................................................ 28<br />

5.9.3 Pflegemaßnahmen ................................................................................................................................... 29<br />

5.9.4 Vegetationsformen ................................................................................................................................... 30<br />

5.9.5 Gehölzanpflanzungen .............................................................................................................................. 30<br />

5.9.6 Mahd ....................................................................................................................................................... 30<br />

5.9.7 Gehölzpflege ............................................................................................................................................ 33<br />

5.9.8 Neophyten ............................................................................................................................................... 35<br />

5.9.9 Erlensterben ............................................................................................................................................. 36<br />

5.9.10 Unterhaltungskosten, Kosteneffizienz ...................................................................................................... 36<br />

5.10 Sicherung von Flächen an Gewässern ...................................................................................................... 36<br />

5.10.1 Vorbemerkung ......................................................................................................................................... 36<br />

5.10.2 Vorübergehende Flächensicherung .......................................................................................................... 36<br />

5.10.3 Flächensicherung durch Grunderwerb mit Bodenordnung ....................................................................... 36<br />

5.10.4 Flächensicherung durch Grunderwerb ohne Bodenordnung .................................................................... 37<br />

5.11 Landwirtschaft als Partner bei der Pflege von Uferstreifen ....................................................................... 39<br />

5.12 Akzeptanz durch offene Planung .............................................................................................................. 39<br />

5.13 Monitoring, Qualitätssicherung ................................................................................................................ 39<br />

5.14 Auswirkungen von Klimaveränderungen .................................................................................................. 39<br />

6 Finanzierungshilfen zur Umsetzung von Maßnahmen ........................................................................ 40<br />

6.1 Vorbemerkung ......................................................................................................................................... 40<br />

6.2 Programme der Europäischen Union ........................................................................................................ 40<br />

6.3 Bundesweite Programme ......................................................................................................................... 40<br />

6.4 Förderprogramme und Stiftungen der Bundesländer, Spenden ................................................................ 40<br />

6.5 Ersatzgeld als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme ..................................................................................... 41<br />

7 Ausblick .................................................................................................................................................. 41<br />

Anhang A Glossar .................................................................................................................................................... 42<br />

Recht ................................................................................................................................................................ 44<br />

Europäisches Recht .................................................................................................................................................... 44<br />

Bundesrecht ............................................................................................................................................................... 44<br />

Landesrecht ................................................................................................................................................................ 44<br />

Technische Regeln .................................................................................................................................................... 44<br />

DIN-Normen .............................................................................................................................................................. 44<br />

<strong>DWA</strong>-Regelwerk ......................................................................................................................................................... 44<br />

Literatur ................................................................................................................................................................ 45<br />

6 September 2012 <strong>DWA</strong>-Regelwerk


Bilderverzeichnis<br />

<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

Bild 1: Skizze zu den Begriffsbestimmungen – Die Flächen für <strong>Gewässerrandstreifen</strong> sowie<br />

Uferstreifen und Entwicklungskorridor basieren auf unterschiedlichen Kriterien ..................................... 10<br />

Bild 2: Schematische Darstellung eines Entwicklungskorridors unter Berücksichtigung<br />

lokaler Restriktionen auf der konzeptionellen Ebene ............................................................................... 11<br />

Bild 3: Ausreichende Entwicklungsflächen sind ein Garant für die Funktionalität und<br />

Nachhaltigkeit einer Maßnahme .............................................................................................................. 11<br />

Bild 4: Großzügig dimensionierte Uferstreifen erfüllen oft die Kriterien eines Entwicklungskorridors<br />

und erlauben eine eigendynamische Entwicklung des Gewässers ohne Nachteile für die Anlieger ........... 15<br />

Bild 5: Naturnahe Bäche sind geprägt durch die stetige Erneuerung gewässertypischer Strukturen<br />

und bieten dadurch vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen ........................................................ 15<br />

Bild 6: Die Wurzeln dieser Schwarzerle stabilisieren das Ufer und bieten gleichzeitig Lebensräume<br />

für zahlreiche Gewässerbewohner ............................................................................................................ 16<br />

Bild 7: Überfluteter Auwald. Als natürliche Rückhalteflächen sollten derartige Bereiche unbedingt<br />

in die Entwicklung der gewässernahen Bereiche eingebunden werden .................................................... 16<br />

Bild 8: Der Uferstreifen kann Einträge und Oberflächenabfluss aus den angrenzenden Nutzflächen mindern ..... 16<br />

Bild 9: Gehölze vermindern die Sonneneinstrahlung und limitieren auf diese Weise<br />

den Aufwuchs von Wasserpflanzen .......................................................................................................... 17<br />

Bild 10: Uferstreifen mit Auwaldbeständen ermöglichen die enge Verzahnung von Lebensräumen ...................... 17<br />

Bild 11: Biber nutzen in der Regel einen Uferstreifen von bis zu 30 Metern Breite für die Nahrungssuche ........... 18<br />

Bild 12: Die Elritze (Phoxinus phoxinus) sucht vor allem im Winter Schutz in tieferen Kolken<br />

zwischen dem Wurzelwerk von Ufergehölzen .......................................................................................... 19<br />

Bild 13: Die Hochstaudenflur eines renaturierten Gewässerabschnitts wird vom Indischen Springkraut<br />

(Impatiens glandulifera) dominiert ........................................................................................................... 19<br />

Bild 14: Regelmäßig überflutete Feucht- und Nasswiesen zeichnen sich durch eine große Artenfülle<br />

für seltene Pflanzen aus ........................................................................................................................... 19<br />

Bild 15: Insbesondere periodische Überschwemmungen der Feucht- und Nasswiesen bieten u. a.<br />

Amphibien Laich- und Aufwuchslebensräume .......................................................................................... 20<br />

Bild 16: Schon ein Jahr nach Einstellung der konventionellen Unterhaltung – insbesondere der<br />

Böschungsmahd – beginnt sich eine typische Fluss- und Bachröhrichtvegetation mit<br />

vereinzelten Weiden zu entwickeln .......................................................................................................... 20<br />

Bild 17: Nach einem weiteren Jahr bietet die Gewässer begleitende Vegetation bereits vielfältige<br />

Lebensräume für Vögel, Insekten und Landlebewesen ............................................................................. 20<br />

Bild 18: Kies- und Sandflächen bieten Lebensraum für konkurrenzschwache Arten<br />

offener Pioniergesellschaften ................................................................................................................... 21<br />

Bild 19: Gewässer vernetzen Landschaftsräume in einzigartiger Weise ................................................................. 22<br />

Bild 20: Naturnahe Gewässerabschnitte mit entsprechendem Uferbewuchs übernehmen<br />

bei ausreichender Größe die Funktion von Trittsteinbiotopen .................................................................. 22<br />

Bild 21: Die Erreichbarkeit eines Gewässers stärkt dessen Bedeutung für die Naherholung .................................. 23<br />

Bild 22: Unterschiedliche Gehölze führen zu einer Strukturierung des Uferstreifens<br />

mit aufgelockerter Wipfellinie .................................................................................................................. 25<br />

Bild 23: Hier können die gewässernahen Bereiche ihre gewässertypischen Funktionen nicht erfüllen .................. 26<br />

Bild 24: Ein erster Schritt: Extensive Grünlandnutzung im gewässernahen Bereich; die Uferböschung<br />

wird nicht genutzt .................................................................................................................................... 28<br />

Bild 25: Ein weiterer Schritt: Mahd der Seitenstreifen eines uferbegleitenden Wegs aus Gründen<br />

der Verkehrssicherheit. Ein 5 bis 10 Meter breiter Bereich am Gewässer wird nicht unterhalten ............. 28<br />

Bild 26: Abhängigkeiten bezüglich Art und Intensität der Gewässerunterhaltung ................................................. 29<br />

Bild 27: Der nicht unterhaltene Bereich ist mit Weiden und Neophyten – hier Riesenbärenklau – bewachsen ...... 29<br />

Bild 28: Gehölzpflege: Es wurde nur jedes zweite Gehölz auf den Stock gesetzt ................................................... 33<br />

Bild 29: Sträucher, die gruppenartig zurückgeschnitten wurden: Die Schnitthöhe ist zu hoch .............................. 33<br />

Bild 30: Frisch gepflegte Kopfweiden .................................................................................................................... 35<br />

Bild 31: Die Bekämpfung von Neophyten ist Bestandteil der Gewässerunterhaltung ............................................. 35<br />

<strong>DWA</strong>-Regelwerk September 2012 7


<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Vegetationstypen, Unterhaltungsarten und -arbeiten sowie Alternativen<br />

für die Aufwuchsverwertung .................................................................................................................... 31<br />

Tabelle 2: Auswahl einheimischer Gewässer begleitender Baum- und Straucharten .................................................<br />

Tabelle 3: Orientierungsrahmen (beispielhaft) für Arbeiten am und im Gewässer für<br />

32<br />

das Land Baden-Württemberg ................................................................................................................... 34<br />

8 September 2012 <strong>DWA</strong>-Regelwerk


Benutzerhinweis<br />

<strong>DWA</strong>-M <strong>612</strong>-1<br />

Dieses <strong>Merkblatt</strong> ist das Ergebnis ehrenamtlicher, technisch-wissenschaftlicher/wirtschaftlicher Gemeinschaftsarbeit,<br />

das nach den hierfür geltenden Grundsätzen (Satzung, Geschäftsordnung der <strong>DWA</strong> und dem Arbeitsblatt <strong>DWA</strong>-A 400)<br />

zustande gekommen ist. Für dieses besteht nach der Rechtsprechung eine tatsächliche Vermutung, dass es inhaltlich<br />

und fachlich richtig ist.<br />

Jedermann steht die Anwendung des <strong>Merkblatt</strong>es frei. Eine Pflicht zur Anwendung kann sich aber aus Rechts- oder<br />

Verwaltungsvorschriften, Vertrag oder sonstigem Rechtsgrund ergeben.<br />

Dieses <strong>Merkblatt</strong> ist eine wichtige, jedoch nicht die einzige Erkenntnisquelle für fachgerechte Lösungen. Durch seine<br />

Anwendung entzieht sich niemand der Verantwortung für eigenes Handeln oder für die richtige Anwendung im konkreten<br />

Fall; dies gilt insbesondere für den sachgerechten Umgang mit den im <strong>Merkblatt</strong> aufgezeigten Spielräumen.<br />

1 Anwendungsbereich<br />

Natürliche Fließgewässer sind dynamisch und dadurch<br />

strukturell vielfältig. Durch Verlagerungen des Gewässerverlaufs<br />

werden stetig Feststoffe abgetragen, transportiert<br />

und wieder abgelagert. Die Gewässerbettstrukturen<br />

sind also einem stetigen Wandel unterworfen. Sie<br />

sind im Wesentlichen abhängig vom Gewässertyp, der<br />

Gewässergröße und dem Abflussverhalten. Naturnahe<br />

Gewässerbettstrukturen sind eine Voraussetzung für die<br />

Erreichung der Umweltziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

(EG-WRRL).<br />

Entscheidend für eine naturraumtypische Fließgewässerentwicklung<br />

ist, dass dem Gewässer ausreichend<br />

Raum zur Verfügung gestellt wird, um sich mit der Laufentwicklung<br />

(Laufkrümmung, Längsschnitt, Querschnitte<br />

und Gewässerstruktur) dem Abflussregime anpassen<br />

zu können (PATT et al. 2011).<br />

Das Strategiepapier „Leitlinien der Gewässerentwicklung“<br />

der LAWA (2006) nutzt für den Flächenanspruch<br />

der Gewässer den Begriff „Entwicklungskorridor“ und<br />

zeigt in der Beschreibung gleichermaßen deren Ansprüche<br />

und Komplexität auf.<br />

Der natürliche Bedarf der Fließgewässer an Entwicklungsflächen<br />

darf nicht mit dem gesetzlich normierten Begriff<br />

des „<strong>Gewässerrandstreifen</strong>s“ verwechselt werden. Da die<br />

Festlegungen im WHG in den meisten Fällen nicht ausreichen,<br />

um eine nachhaltige Gewässerentwicklung einzuleiten<br />

bzw. eigendynamische Prozesse dulden zu können,<br />

gibt das <strong>Merkblatt</strong> auch fachliche Hinweise auf darüber<br />

hinausgehende Konzepte zur Gewässerentwicklung.<br />

Das vorliegende <strong>Merkblatt</strong> wendet sich an die Unterhaltungspflichtigen<br />

in den verschiedenen Verwaltungsebenen,<br />

an die Entscheidungsgremien in den Kommunen<br />

sowie an die Fachleute vor Ort.<br />

Aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen<br />

an den Gewässern können nur allgemeine Hinweise<br />

gegeben werden. Sie sollen die sehr große Bedeutung<br />

der Uferbereiche für die Gewässerentwicklung allen<br />

Beteiligten bewusst machen. Der Leser möge diese Hinweise<br />

nutzen, um eigene Gedanken und Konzepte zu<br />

entwickeln. Nur die Situation vor Ort kann letztendlich<br />

das Vorgehen bestimmen.<br />

Der in Arbeit befindliche <strong>Teil</strong> 2 des <strong>Merkblatt</strong>es wird<br />

ausgeführte Beispiele enthalten und dazu beitragen, den<br />

Praxisbezug zu verbessern.<br />

2 Begriffe<br />

2.1 <strong>Gewässerrandstreifen</strong><br />

Ein wesentliches Ziel der <strong>Gewässerrandstreifen</strong> ist der<br />

Schutz des Gewässers vor Stoffeinträgen aus landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen (Pufferflächen). Im Hinblick<br />

auf die Schutzziele wird in § 38 WHG unter anderem<br />

festgelegt, das der <strong>Gewässerrandstreifen</strong> im<br />

Außenbereich fünf Meter breit ist. Für die weitere Ausgestaltung<br />

des § 38 WHG siehe Abschnitt 3.<br />

Die Ausführungen zu den „<strong>Gewässerrandstreifen</strong>“ in § 38<br />

WHG sind für die Bundesländer nicht bindend (siehe<br />

Abschnitt 3). Die Länder können und haben teilweise in<br />

ihren Landeswassergesetzen auf die Festlegung von<br />

<strong>Gewässerrandstreifen</strong> verzichtet, sodass es in den betreffenden<br />

Bundesländern keine im rechtlichen Sinne normierten<br />

„<strong>Gewässerrandstreifen</strong>“ gibt (z. B. Bayern und<br />

Niedersachsen).<br />

<strong>DWA</strong>-Regelwerk September 2012 9

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