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Die britische Armee im 18. Jahrhundert Totaler Krieg in ... - MGFA

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<strong>Totaler</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> Südamerika<br />

<strong>Totaler</strong> <strong>Krieg</strong> <strong>in</strong> Südamerika.<br />

Paraguays Kampf gegen die<br />

Tripel-Allianz 1864 bis 1870<br />

Der <strong>Krieg</strong> Paraguays gegen die<br />

sogenannte Tripel-Allianz Brasilien,<br />

Argent<strong>in</strong>ien und Uruguay<br />

von 1864 bis 1870 war der größte <strong>Krieg</strong>,<br />

der jemals auf südamerikanischem Boden<br />

geführt wurde. Vor allem aber war<br />

er, was Paraguay angeht, der erste moderne<br />

sogenannte totale <strong>Krieg</strong>, dessen<br />

relative humanitäre und sozioökonomische<br />

Verluste alles übersteigen, was<br />

selbst das 20. <strong>Jahrhundert</strong> <strong>in</strong> zwei Weltkriegen<br />

an Opfern, auch <strong>in</strong> der UdSSR<br />

oder Deutschland, forderte: Paraguay<br />

verlor nach vorsichtigen Schätzungen<br />

fast 50 Prozent se<strong>in</strong>er Vorkriegsbevölkerung,<br />

220 000 Menschen. Von 140 000<br />

wehrdiensttauglichen Männern und<br />

männlichen Jugendlichen, zu denen<br />

dann noch e<strong>in</strong>ige Tausend oder Zehntausend<br />

mobilisierter K<strong>in</strong>dersoldaten<br />

zu rechnen s<strong>in</strong>d, wurden nach dem<br />

<strong>Krieg</strong> nur noch 30 000 Überlebende gezählt.<br />

Nach 1870 gab es <strong>in</strong> Paraguay<br />

über alle Altersklassen h<strong>in</strong>weg etwa<br />

dre<strong>im</strong>al so viele Frauen wie Männer.<br />

Paraguay musste überdies e<strong>in</strong> Viertel<br />

se<strong>in</strong>es Staatsgebietes an Brasilien und<br />

Argent<strong>in</strong>ien abtreten und wurde auf<br />

den Status e<strong>in</strong>es »Armenhauses« zurückgeworfen,<br />

dessen Entwicklungsprobleme<br />

bis heute andauern.<br />

Musterland Paraguay?<br />

Wie konnte es zu e<strong>in</strong>em solchen verheerenden<br />

<strong>Krieg</strong> kommen? Zu Beg<strong>in</strong>n<br />

der 1860er Jahre galt Paraguay als modernster<br />

Staat Südamerikas. Obwohl<br />

praktisch seit se<strong>in</strong>er Unabhängigkeit<br />

1813 e<strong>in</strong>e Diktatur, war das Land <strong>in</strong><br />

verschiedener H<strong>in</strong>sicht fortschrittlicher<br />

als se<strong>in</strong>e Nachbarn: <strong>Die</strong> paraguayische<br />

Gesellschaft zeichnete sich nach der<br />

Beseitigung der traditionellen weißen<br />

Adelsschicht und der weitgehenden<br />

Integration der <strong>in</strong>digenen Guaraní <strong>in</strong><br />

die Gesellschaft durch e<strong>in</strong>e hohe soziale<br />

und ethnische Homogenität aus.<br />

Aufgrund e<strong>in</strong>es ausgebauten Pr<strong>im</strong>arschulwesens<br />

konnte der Großteil der<br />

8 Militärgeschichte · Zeitschrift für historische Bildung · Ausgabe 1/2010<br />

5Gemälde »Nach der Schlacht von Cerró Corá«. Das letzte Gefecht des Tripel-Allianz-<br />

<strong>Krieg</strong>es am 1. März 1870 endete mit der Niederlage der Truppen Paraguays.<br />

Bevölkerung lesen und schreiben. <strong>Die</strong><br />

Wirtschaft war verhältnismäßig effizient<br />

als Mischung von bäuerlicher<br />

Selbstversorgungswirtschaft und staatlichen<br />

Agrargroßbetrieben organisiert;<br />

der Außenhandel erfolgte durch das<br />

staatliche Monopol.<br />

Mitte des 19. <strong>Jahrhundert</strong>s war Paraguay<br />

e<strong>in</strong> Land ohne Staatsschulden.<br />

1842 schaffte es offiziell die Sklaverei<br />

ab und begann unter Mithilfe ausländischer<br />

Experten mit der gezielten<br />

Modernisierung se<strong>in</strong>er Industrie und<br />

Infrastruktur. Hierzu gehörten die Errichtung<br />

e<strong>in</strong>es Hütten- und Stahlwerks<br />

(1849), e<strong>in</strong>er Schiffswerft (1855) und<br />

e<strong>in</strong>es Telegraphennetzes (1856). Trotz<br />

diktatorischer Gewalt und Korruption<br />

der Präsidentenfamilie schien die Bevölkerung<br />

mit ihrem sicheren und stabilen<br />

Leben weitgehend zufrieden und<br />

stand <strong>in</strong> der Masse voll und ganz h<strong>in</strong>ter<br />

der Regierung.<br />

<strong>Die</strong> <strong>in</strong>ternationale Lage des kle<strong>in</strong>en<br />

Paraguay war demgegenüber schwie-<br />

rig. Insbesondere die geopolitischen<br />

Schwergewichte Brasilien (mit 9 Millionen<br />

E<strong>in</strong>wohnern) und Argent<strong>in</strong>ien (mit<br />

1,6 Millionen) hegten größere Ambitionen,<br />

was die Expansion <strong>in</strong> der La-Plata-<br />

Region betraf. Beide Staaten hatten<br />

aber auch massive <strong>in</strong>nenpolitische Probleme:<br />

Argent<strong>in</strong>ien aufgrund des Dauerstreits<br />

zwischen regionalen Autonomiebestrebungen<br />

und der Zentralgewalt <strong>in</strong><br />

Buenos Aires; Brasilien wegen der Verkrustung<br />

der Gesellschaft, der Bürokratisierung<br />

<strong>im</strong> staatlichen Bereich und<br />

der weitverbreiteten Korruption. Es<br />

war e<strong>in</strong> Kaiserreich europäischer Prägung,<br />

dessen Wirtschaft noch auf der<br />

Sklavenhaltung beruhte. In den Jahrzehnten<br />

vor 1864 versuchte Paraguay,<br />

se<strong>in</strong>e Position gegenüber se<strong>in</strong>en rivalisierenden<br />

Nachbarn dadurch zu sichern,<br />

dass es neben e<strong>in</strong>er Autarkiepolitik<br />

auf den latenten Hegemonialkonflikt<br />

zwischen Brasilien und Argent<strong>in</strong>ien<br />

setzte und <strong>in</strong>sbesondere die<br />

Unabhängigkeit des zwischen beiden<br />

akg-<strong>im</strong>ages

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