Querbrief Nr. 2/2003 - Westafrika - Weltfriedensdienst e.V.
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Naturschutz ist kein Luxus<br />
Über den Zusammenhang von Armut und<br />
Naturschutz in Guinea-Bissau<br />
18<br />
Charlotte Karibuhoye<br />
Trotz vieler natürlicher Reichtümer<br />
gehört Guinea-Bissau zu den zehn<br />
ärmsten Ländern der Welt und ist<br />
stark auf internationale Unterstützung<br />
angewiesen. Als Folge der Einführung<br />
von Strukturanpassungsprogrammen<br />
und der hohen Auslandsschulden hat<br />
das Land gravierende soziale Probleme.<br />
Auch in Guinea Bissau sind die<br />
Probleme des Naturschutzes eng mit<br />
Armut verbunden. Das führt dazu,<br />
dass dringende kurzfristige Bedürfnisse<br />
Vorrang haben gegenüber notwendigen<br />
Langzeitstrategien.<br />
Wirtschaftsliberalisierung, unklare<br />
Bodenbesitzverhältnisse, Bevölkerungszuwachs,<br />
sich schnell verändernde<br />
sozio-kulturelle Verhältnisse<br />
und politische Instabilität, sind einige<br />
Hintergrundfaktoren für die Zerstörung<br />
der natürlichen Ressourcen.<br />
Eine schwierige Lage<br />
Die rasch voran schreitende Waldzerstörung<br />
und die damit verbundene<br />
Verringerung oder gar das Aussterben<br />
von Wildtierarten, wie auch die Ausbeutung<br />
der Meeresressourcen durch<br />
unkontrolliertes Fischen und die Verarmung<br />
der Böden sind einige der<br />
wichtigsten Naturschutzprobleme in<br />
Guinea-Bissau.<br />
Die Zerstörung der Waldflächen ist<br />
unter anderem eine Folge des Wanderfeldbaus<br />
und der damit verbundenen<br />
Brandrodungen. Eine Methode,<br />
die aufgrund des gestiegenen Bevölkerungswachstums<br />
und des damit<br />
verbundenen höheren Bedarfs an<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche nicht<br />
mehr geeignet ist: die verkürzten<br />
Brachezeiten führen zur Bodenverarmung,<br />
der Wald regeneriert sich<br />
nicht. Zur großflächigen Waldzerstörung<br />
tragen auch die unkontrollierte<br />
industrielle Exportholzproduktion und<br />
die Erzeugung von Holzkohle bei,<br />
Hauptenergiequelle für einen Großteil<br />
der Bevölkerung.<br />
Ein weiterer Grund liegt im staatlich<br />
geförderten Anbau von Cashewnüssen,<br />
die das wichtigste Exportprodukt<br />
und Hauptdevisenquelle des Landes<br />
sind. Die staatliche Förderung verbunden<br />
mit der Unsicherheit der<br />
Kleinbauern über den Bodenbesitz<br />
führen dazu, dass immer mehr Waldflächen<br />
durch Cashew-Plantagen ersetzt<br />
werden. Auch Flächen, auf<br />
denen bisher lebenswichtige Nahrungsmittel<br />
wie Reis und Getreide<br />
angepflanzt wurden, werden zunehmend<br />
für den Anbau von Cashew<br />
genutzt.<br />
Weniger Waldflächen bedeuten<br />
zwangsläufig eine Verarmung der<br />
Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren.<br />
Letztere werden aber auch durch die<br />
zunehmende kommerzielle und illegale<br />
Jagd bedroht, die die traditionelle<br />
Jagd zur Selbstversorgung heute zu-<br />
nehmend ersetzt. Illegale professionelle<br />
Jäger kommen aus städtischen<br />
Gebieten oder den Nachbarländern.<br />
Neue Essgewohnheiten und der Verlust<br />
vieler kultureller Traditionen haben<br />
vor allem bei der jüngeren Generation<br />
zu einer steigenden Nachfrage<br />
und zunehmenden Verzehr von Wildfleisch<br />
geführt.<br />
Viehzucht hingegen wurde bis heute<br />
nur wenig gefördert und kaum betrieben,<br />
so dass Fleisch von Nutztieren<br />
für die Mehrheit der Bevölkerung unzugänglich<br />
und zudem teurer als<br />
Wildfleisch ist.<br />
Für die Bevölkerung in Guinea-Bissau<br />
stellen Fischereiprodukte die Haupteiweißquelle<br />
und damit eine wichtige<br />
Grundlage der Ernährung dar. Die<br />
Subsistenzfischerei wird vor allem als<br />
zusätzliche Aktivität neben der Landwirtschaft<br />
betrieben. Allerdings gibt<br />
es – als Folge der Abkommen zwischen<br />
Guinea-Bissau und den Nachbarländern<br />
– immer mehr ausländi-<br />
<strong>Querbrief</strong> 2/<strong>2003</strong>