06.12.2012 Aufrufe

Querbrief Nr. 2/2003 - Westafrika - Weltfriedensdienst e.V.

Querbrief Nr. 2/2003 - Westafrika - Weltfriedensdienst e.V.

Querbrief Nr. 2/2003 - Westafrika - Weltfriedensdienst e.V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

24<br />

Am 26. Mai <strong>2003</strong><br />

haben wir einen guten Freund<br />

verloren. Nach einem Unfall beim<br />

Surfen vor der französischen<br />

Mittelmeerküste verstarb<br />

Erich Grunwaldt viel zu früh.<br />

Eigentlich wollte Ete gerne Brücken<br />

im Ausland bauen – dies hat er<br />

schließlich getan, wenn auch<br />

im übertragenen Sinn.<br />

Ete hatte in früher Jugend malochen<br />

gelernt. Kurz nach Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs in einer kinderreichen Familie<br />

in Kiel aufgewachsen, schweißte<br />

er zunächst lange Jahre auf der Werft<br />

Schiffsböden zusammen. Nach seiner<br />

Gesellenprüfung als Maschinenbauer<br />

holte er die Fachhochschulreife nach<br />

und begann ein Maschinenbaustudium<br />

an der technischen Fachhochschule<br />

Kiel. Die Einsicht, dass ein<br />

Ingenieurstudium an der Fachhochschule<br />

nach damaligen Studienbedingungen<br />

nicht dazu qualifizierte,<br />

Brückenbauer zu werden, gab Anstoß<br />

zu seiner Politisierung.<br />

Anfang der 70er Jahre wechselte er<br />

nach Berlin, um dort an der Fachhochschule<br />

für veränderte Studienbedingungen<br />

zu kämpfen. Nach dem<br />

Vordiplom folgte er dem Ruf der studentischen<br />

Linken, sich „in der Produktion“<br />

für eine Veränderung der<br />

Gesellschaft einzusetzen. Als Maschi-<br />

Erich Grunwaldt<br />

11. 05. 1945 – 26. 05. <strong>2003</strong><br />

nenschlosser heuerte er bei dem<br />

Zehlendorfer Metallbetrieb Krone an.<br />

Es war charakteristisch für Ete, dass<br />

er bald das Vertrauen der dortigen<br />

Belegschaft gewann, die ihn in den<br />

Betriebsrat wählte. Charakteristisch<br />

auch, dass er es nicht bei bloßen Parolen<br />

bewenden ließ, sondern sich für<br />

konkrete Verbesserungen für die Beschäftigten<br />

einsetzte. Der Kindergarten<br />

bei Krone, für den er sich stark<br />

machte, existiert noch heute.<br />

Charakteristisch für Ete war auch,<br />

dass er seinen Traum, im Ausland zu<br />

arbeiten, nicht aufgab. Nach der Unabhängigkeit<br />

Mosambiks bewarb er<br />

sich als einer der ersten beim WFD,<br />

um als Kooperant dort zu arbeiten.<br />

Der Name <strong>Weltfriedensdienst</strong> war für<br />

ihn Programm. Mit seinem Einsatz in<br />

Mosambik wollte er zu friedlicheren<br />

Bedingungen in der Welt beitragen.<br />

Wie sehr dies mit der Realität kon-<br />

frontiert werden sollte, war bei seiner<br />

Bewerbung noch nicht zu ahnen. Aber<br />

als Ete 1982 ausreiste, befand sich<br />

Mosambik wieder im Krieg.<br />

Für zwei Jahre wurde die abgelegene<br />

Provinz Niassa für ihn, seine damalige<br />

Lebensgefährtin Senta und die drei<br />

Kinder Jonny, Joscha und Katja zum<br />

Lebensmittelpunkt. Die äußeren Umstände<br />

waren sehr hart. Die Zerstörung<br />

der Eisenbahnlinie nach Lichinga<br />

führte dazu, dass die Provinz<br />

zeitweise von jeder Versorgung von<br />

außen abgeschnitten war. Wegen der<br />

katastrophalen Versorgungslage waren<br />

die Häuser der wenigen Europäer<br />

oft das Ziel spontaner Überfälle. Doch<br />

diese hungerten selbst, versuchten<br />

durch den Anbau von Gartenprodukten,<br />

durch Hühnerhaltung oder durch<br />

die Jagd ihr Leben zu erleichtern. Dabei<br />

kommt mir immer wieder ins Gedächtnis,<br />

wie Ete geistesgegenwärtig<br />

<strong>Querbrief</strong> 2/<strong>2003</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!