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"KfW-Gründungsmonitor 2010" (Langfassung, pdf)

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KFW RESEARCH<br />

<strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

LEbHAFtE GRündunGSAKtivität in dER KRiSE<br />

Jährliche Analyse von Struktur und dynamik des<br />

Gründungsgeschehens in deutschland


untERSuCHunG ZuR EntWiCKLunG vOn GRündunGEn iM vOLL- und nEbEnERWERb.<br />

Herausgeber<br />

<strong>KfW</strong> Bankengruppe<br />

Abteilung Volkswirtschaft<br />

Palmengartenstraße 5-9<br />

60325 Frankfurt am Main<br />

Telefon 069 7431-0, Telefax 069 7431-2944<br />

www.kfw.de<br />

Autoren<br />

Dr. Karsten Kohn, <strong>KfW</strong> Bankengruppe<br />

Dr. Katrin Ullrich, <strong>KfW</strong> Bankengruppe<br />

Prof. Dr. Hannes Spengler, Fachhochschule Mainz<br />

ISSN 1867-1489<br />

Frankfurt am Main, Juni 2010


Auf einen Blick<br />

• Im Jahr 2009 haben 872.000 Personen eine selbstständige Tätigkeit begonnen. Erstmals<br />

seit sechs Jahren sind damit wieder steigende Gründerzahlen zu verzeichnen.<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

1.290<br />

695<br />

596<br />

1.548<br />

932<br />

616<br />

1.461<br />

791<br />

1.496<br />

841<br />

1.357<br />

706<br />

669 655 651<br />

1.286<br />

678<br />

1.088<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

608<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Grafik: Anzahl der Unternehmensgründer 2000–2009 (in Tsd.)<br />

• Die Wirtschaftskrise zeigt sich in einer Polarisierung der Gründungsaktivität: Zum einen<br />

hat sich für jeden fünften Gründer der Druck für den Schritt in die Selbstständigkeit erhöht.<br />

Zum anderen eröffnete die Krise nahezu ebenso vielen Gründern eine explizite Gründungschance.<br />

• Gut ein Fünftel der Gründer war vor Beginn der Selbstständigkeit arbeitslos. Dieser Anteil<br />

ist nur marginal höher als im Vorjahr. Unter den vormals arbeitslosen Gründern sind Langzeitarbeitslose<br />

im Rezessionsjahr besonders häufig vertreten.<br />

• Der direkte Bruttobeschäftigungseffekt des Neugründungsgeschehens im Jahr 2009 beträgt<br />

rund 517.000 Vollzeitstellen. In der Krise wurden nicht nur mehr Gründungen mit Mitarbeitern,<br />

sondern auch im Durchschnitt größere Gründungen als in den Vorjahren realisiert.<br />

• Die Gründungsfinanzierung ist weiterhin durch kleine Losgrößen gekennzeichnet. Rund<br />

drei Viertel der Gründer mit Mittelbedarf bleiben innerhalb des Mikrofinanzierungsbereichs<br />

von bis zu 25.000 EUR. Bei der Deckung des externen Finanzierungsbedarfs dominieren<br />

Darlehen (längerfristige Bankdarlehen, Kontokorrentfinanzierungen und Förderkredite), die<br />

im Vergleich zum Vorjahr nochmals an Bedeutung gewonnen haben.<br />

• Jeder vierte Gründer mit externem Finanzierungsbedarf klagt über Schwierigkeiten bei der<br />

Gründungsfinanzierung. Gründer, die im schwierigen Umfeld der Krise ihr Projekt verwirklicht<br />

haben, waren jedoch vergleichsweise gut vorbereitet und besaßen so bessere Chancen,<br />

potenzielle Kapitalgeber zu überzeugen. Dies zeigt sich in einem signifikanten Rückgang<br />

der Finanzierungsschwierigkeiten im Vergleich zum Vorjahr.<br />

• Die Anfangssterblichkeit von Gründungen ist nach wie vor hoch. Rund ein Viertel aller<br />

Gründungen ist nach spätestens drei Jahren wieder aus dem Markt ausgeschieden.<br />

643<br />

446<br />

859<br />

544<br />

315<br />

795<br />

465<br />

330<br />

872<br />

475<br />

397


Executive Summary<br />

10 Jahre <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong><br />

[1] Seit dem Jahr 2000 erhebt die <strong>KfW</strong> Bankengruppe jährlich die repräsentative Bevölkerungsbefragung<br />

zum <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>. In diesen zehn Jahren hat sich der <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> zur umfassendsten Informationsquelle über das Gründungsgeschehen<br />

in Deutschland entwickelt. Für die vorliegende Jubiläumsausgabe des <strong>Gründungsmonitor</strong>-Berichts<br />

wurden 50.000 Personen zu ihrem Gründungsverhalten im<br />

Jahr 2009 befragt. Die große Fallzahl ermöglicht detaillierte Analysen zur Struktur des<br />

aktuellen Gründungsgeschehens. Darüber hinaus liefert eine Verknüpfung der vorliegenden<br />

zehn Befragungswellen wertvolle Erkenntnisse zur Dynamik der Gründungsaktivität.<br />

Belebung des Gründungsgeschehens in der Wirtschaftskrise<br />

[2] Im Jahr 2009 haben 872.000 Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren eine selbstständige<br />

Tätigkeit im Voll- oder Nebenerwerb begonnen. 397.000 Personen (46 %) haben<br />

sich im Vollerwerb und 475.000 Personen (54 %) im Nebenerwerb selbstständig gemacht.<br />

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren entspricht<br />

dies einer Gesamtgründerquote von 1,7 % (Vollerwerb: 0,8 %, Nebenerwerb: 0,9 %).<br />

[3] Im Vergleich zum Jahr 2008, in dem rund 795.000 Personen eine selbstständige Tätigkeit<br />

begonnen haben (Gesamtgründerquote 1,5 %), hat sich das Gründungsgeschehen<br />

insgesamt mit einer Zunahme der Gründerzahl um 10 % merklich belebt. Damit ist<br />

nach dem Abwärtstrend in den Jahren 2004 bis 2008 erstmals wieder ein Anstieg der<br />

Gründungsaktivität zu verzeichnen. Besonders stark ist die Zahl der Vollerwerbsgründer<br />

um 67.000 (+20 %) gestiegen. Aber auch im Nebenerwerb geht die Gründerzahl<br />

erstmals seit sechs Jahren nicht weiter zurück (+2 % bzw. 10.000 Gründer).<br />

[4] Der Anstieg der Gründerzahl resultiert aus dem Zusammenspiel von Konjunktureinbruch<br />

und verschlechterter Arbeitsmarktsituation. Auf der einen Seite haben die höhere<br />

Arbeitslosenquote und die geschmälerten Perspektiven in abhängiger Beschäftigung<br />

vor allem Gründer im Vollerwerb hervorgebracht. Auf der anderen Seite generiert der<br />

dramatische Konjunktureinbruch insofern einen gegenläufigen Effekt zur Push-Wirkung<br />

der Arbeitslosigkeit, als die Risiken für Gründungen steigen und Gründungswillige besonders<br />

Hinzuverdienstprojekte als weniger aussichtsreich einstufen. Dieser negativ<br />

wirkende Pull-Effekt beeinflusst insbesondere Nebenerwerbsgründer, deren Zahl nach<br />

Aufrechnung beider Effekte nahezu konstant geblieben ist.


IV <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

[5] Im Jahr der Wirtschaftskrise zeigt sich eine Polarisierung der Gründungsaktivität. Einerseits<br />

hat sich durch die Rezession für ein Fünftel aller Gründer nach eigener Aussage<br />

der Druck für den Schritt zur Selbstständigkeit erhöht, andererseits eröffnete die<br />

Krise auch besondere Gründungschancen (für 17 % aller Gründer). Entsprechend ist<br />

bei gleich gebliebenem Anteil von Notgründern (34 %) ein höherer Anteil von Chancengründern<br />

(39 %) als im Jahr zuvor zu verzeichnen, der zu Lasten eines geringeren<br />

Anteils von Gründern mit sonstigem Hauptmotiv (27 %, hierunter z. B. Hinzuverdienstoder<br />

Selbstverwirklichungsziele) geht. Die Krise wirkte demnach als Impulsgeber,<br />

Gründungsprojekte umzusetzen. Knapp die Hälfte aller Gründer (44 %) gibt jedoch an,<br />

dass die Wirtschaftskrise bis zum Befragungszeitraum im zweiten Halbjahr 2009 keine<br />

Auswirkungen auf die eigene Gründung hatte.<br />

Gründungsgeschehen in den Regionen<br />

[6] In Westdeutschland lag die Gesamtgründerquote mit 1,8 % im Jahr 2009 wie im Vorjahr<br />

höher als in Ostdeutschland (1,3 %) und auch die Zunahme der Gründungsaktivität<br />

fiel im Osten insgesamt schwächer als im Westen aus. So stieg die Zahl der Gründer in<br />

Westdeutschland um 11 % auf 752.000 und in Ostdeutschland um 7 % auf 122.000 an.<br />

[7] Die Betrachtung nach Bundesländern untermauert die Einschätzung, dass einer höhere<br />

ökonomische Aktivität einer Region positiv auf die Gründungsintensität wirkt (Pull-<br />

Effekt). So weisen neben den Stadtstaaten Berlin und Hamburg auch Flächenländer<br />

wie Hessen und Bayern mit einem hohen Bruttoinlandsprodukt pro Kopf eine überdurchschnittliche<br />

Gründerquote auf. Darüber hinaus zeigt sich auch in der Analyse auf<br />

Bundesländerebene der Push-Effekt der Arbeitslosigkeit.<br />

Strukturmerkmale der Gründungen<br />

[8] Eine Betrachtung nach Gründungsform, d. h. nach Neugründungen, Übernahmen und<br />

Beteiligungen zeigt, dass Neugründungen mit einem Anteil von gut 69 % an allen Gründungsprojekten<br />

die bedeutendste Gründungsform darstellen. Knapp 13 % des gesamten<br />

Gründungsgeschehens sind Übernahmen und 18 % Beteiligungen.<br />

[9] Im Vergleich zum Vorjahr sind die Anteile von Neugründern im Vollerwerb um fast<br />

12 Prozentpunkte (von 79 % auf 67 %) zurückgegangen. Dem stehen fast ebenso hohe<br />

Zunahmen bei den Gründern mit Übernahmen gegenüber (von 8 % auf 19 %). Dieses<br />

Muster zeigt sich auch im Vergleich der Jahre 2002 und 2001. „In die Krise hinein“<br />

gründen offenbar viele Personen ein neues Unternehmen, die dies unabhängig von der<br />

wirtschaftlichen Lage vorhaben; gleichzeitig erscheint die Übernahme eines etablierten<br />

Unternehmens in solchen Zeiten einfacher als ein kompletter Neuanfang. Erst wenn die


Executive Summary V<br />

Krise auch den Arbeitsmarkt erreicht, erhöht sich durch die Push-Wirkung auf das<br />

Gründungsgeschehen neben den Gründerzahlen per se auch wieder der Anteil der<br />

Neugründer.<br />

[10] Nur ein kleiner Teil der Gründer (im Vollerwerb) startet sein Projekt außerhalb des<br />

Dienstleistungsbereiches [Verarbeitendes Gewerbe 3 % (5 %), Baugewerbe 7 %<br />

(11 %) sonstige Nicht-Dienstleistungsbranchen 7 % (2 %)]. Entsprechend beträgt der<br />

Anteil der Gründer (Vollerwerbsgründer) im Dienstleistungssektor 83 % (82 %) und<br />

liegt über dem Anteil der Dienstleister an den kleinen und mittleren Bestandsunternehmen<br />

(ca. 76 %). Dies deutet auf eine voranschreitende Tertiarisierung der deutschen<br />

Wirtschaft hin.<br />

[11] Der Innovationsgehalt des Gründungsgeschehens wird im <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong><br />

durch die Frage: „Stellen die Produkte oder Dienstleistungen, die Sie anbieten, eine regionale,<br />

nationale oder weltweite Marktneuheit dar?“ eruiert. Knapp 9 % der Gründer<br />

geben an, eine regionale Marktneuheit anzubieten, jeweils 2 % geben an, eine<br />

deutschlandweite oder eine weltweite Marktneuheit anzubieten. Demnach waren im<br />

Jahr 2009 knapp 13 % der Gründungsprojekte innovativ. Im Vollerwerb liegt der Anteil<br />

bei 15 %. Diese Anteile unterscheiden sich kaum von früheren Jahren.<br />

[12] Eine Sichtung der Projektbeschreibungen lässt Zweifel daran aufkommen, dass es sich<br />

bei den als neu bezeichneten Geschäftsideen tatsächlich um Innovationen im Schumpeter’schen<br />

Sinn handelt. Die kritische Beurteilung der Innovationsangaben führt vielmehr<br />

zu dem Schluss, dass der Anteil tatsächlich innovativer Gründungen noch geringer<br />

als die beobachteten 13 % ist.<br />

Gestiegener Bruttobeschäftigungseffekt der Gründungen<br />

[13] In Neugründungen des Jahres 2009 sind rund 517.000 vollzeitäquivalente Stellen entstanden<br />

(direkter Bruttobeschäftigungseffekt des Gründungsgeschehens). Davon entfallen<br />

ca. 267.000 Stellen auf die (Vollerwerbs-) Neugründer selbst und gut 250.000<br />

Stellen auf angestellte Mitarbeiter.<br />

[14] Das Frageprogramm des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s erlaubt eine Berechnung des Bruttobeschäftigungseffekts<br />

ab dem Erhebungsjahr 2005. Der Bruttobeschäftigungseffekt<br />

des Jahres 2009 übertrifft die Werte aller Vorjahre mit Ausnahme des Jahres 2005, in<br />

dem jedoch auch die Gründerquote (2,47 %) wegen der damals sehr hohen Arbeitslosigkeit<br />

wesentlich höher lag. Zwischen 2005 und 2008 war der Bruttobeschäftigungseffekt<br />

von 799.000 auf 447.000 vollzeitäquivalente Stellen gesunken.


VI <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

[15] Der mittlere Bruttobeschäftigungseffekt einer Neugründung beträgt im Jahr 2009 1,69<br />

vollzeitäquivalente Stellen im Voll- und 0,37 vollzeitäquivalente Stellen im Nebenerwerb.<br />

Die Vorjahreswerte lagen mit 1,56 bzw. 0,25 Stellen etwas niedriger.<br />

Wer gründet? Individuelle Bestimmungsgründe der Gründungsentscheidung<br />

[16] Nach Kontrolle jeweils aller anderen Merkmale besitzen Männer, Nicht-EU-Ausländer,<br />

Universitätsabsolventen, Absolventen von Fach- und Meisterschulen, angestellte Unternehmens-<br />

oder Geschäftsführer, leitende oder hoch qualifizierte Angestellte und Arbeitslose<br />

signifikant höhere Gründungswahrscheinlichkeiten. Andererseits sind Frauen,<br />

ältere Menschen (55–64 Jahre) und Beamte signifikant seltener unter den Gründern im<br />

Vollerwerb anzutreffen. Demnach gründen sowohl Personen mit besseren formalen<br />

Qualifikationen und damit höherem Humankapital, als auch Personen, für die eine<br />

selbstständige Erwerbstätigkeit häufig die einzige Erwerbsalternative darstellt, überdurchschnittlich<br />

häufig.<br />

[17] Jeder fünfte Gründer insgesamt (20 %) und knapp jeder dritte Vollerwerbsgründer<br />

(30 %) war vor bzw. bei Gründung arbeitslos. Diese Anteile liegen weit über der Erwerbslosenquote.<br />

Bei Gründern aus der Arbeitslosigkeit überwiegt das Notmotiv<br />

(53 %); andererseits geben auch 38 % die Ausnutzung einer Geschäftsidee als vorrangiges<br />

Gründungsmotiv an; weniger als 10 % berichten einen anderen Hauptgrund. Die<br />

Polarisierung zwischen „Not“ und „Chance“ ist bei Gründern aus der Arbeitslosigkeit<br />

stärker ausgeprägt als bei anderen Gründern.<br />

Gründung: ein häufig beschrittener Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit<br />

[18] Vollerwerbsgründungen aus der Arbeitslosigkeit wurden im Jahr 2009 in fast der Hälfte<br />

der Fälle (47 %) von Langzeitarbeitslosen unternommen. Der Langzeitarbeitslosenanteil<br />

an allen Vollerwerbsgründern aus der Arbeitslosigkeit liegt deutlich über dem Anteil<br />

von Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen eines Jahres. Eine Existenzgründung<br />

stellt deshalb gerade für langzeitarbeitslose Menschen eine relativ häufig gewählte Option<br />

zum Wiedereintritt in die Arbeitswelt dar.<br />

[19] Die Entwicklung des Langzeitarbeitslosenanteils an allen Vollerwerbsgründern im Zeitraum<br />

2005–2009 zeigt hohe Werte bei schlechter Konjunktur und umgekehrt. Demnach<br />

könnten Rezessionen in Bezug auf Langzeitarbeitslose einen „doppelten“ Push-Effekt<br />

bewirken: Neben dem Push-Effekt der Arbeitslosigkeit per se entsteht in der Rezession<br />

ein zusätzlicher Gründungsdruck, weil die im Grunde bevorzugten abhängigen Beschäftigungsverhältnisse<br />

gerade für Langzeitarbeitslose noch schwerer zugänglich sind<br />

als in konjunkturell besseren Zeiten.


Executive Summary VII<br />

Nachhaltigkeit von Gründungsprojekten: Hohe Anfangssterblichkeit<br />

[20] Zur Untersuchung der kurzfristigen Mortalität von Gründungsprojekten werden im <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> neben Gründern mit jüngst vollzogener Gründung (Gründung innerhalb<br />

der letzten 12 Monate) auch Gründer erfasst, die ihr Gründungsprojekt mindestens<br />

12, aber höchstens 36 Monate vor dem Befragungszeitpunkt begonnen haben.<br />

Diese erweiterte Perspektive erlaubt Einblicke in die Nachhaltigkeit von Gründungen in<br />

der kurzen Frist. Es zeigt sich, dass zwischen einem Fünftel und einem Viertel der<br />

Gründer spätestens nach drei Jahren aus dem Markt ausgeschieden sind.<br />

[21] Eine multivariate Analyse der Ursachen des Abbruchs von Gründungsprojekten kommt<br />

zu dem Ergebnis, dass Gründer mit Wohnsitz in Ostdeutschland, in den Freien Berufen<br />

und im Handwerk sowie mit einem Finanzmitteleinsatz von über 10.000 EUR signifikant<br />

länger am Markt verbleiben. Gründer, die vor Gründung als Facharbeiter oder sonstige<br />

Arbeiter tätig waren, ihre Gründung als Beteiligung an einem bereits bestehenden Unternehmen<br />

vollziehen, ein Handelsunternehmen gründen, deren Produkt oder Dienstleistung<br />

eine „nur“ regionale Marktneuheit darstellt oder die Teamgründer ohne Mitarbeiter<br />

sind, haben dagegen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, mit ihrem Projekt<br />

frühzeitig zu scheitern.<br />

Gründungsfinanzierung: Mitteleinsatz größtenteils kleinvolumig<br />

[22] Gut zwei Drittel aller Gründer (70 %) haben finanziellen Mittelbedarf zur Finanzierung<br />

von Investitionen und Betriebsmitteln. Dabei ist im Vergleich zu den Vorjahren der Anteil<br />

der Gründer mit Finanzierungsbedarf nochmals gestiegen (2008: 67 %, 2007:<br />

57 %). Jeder zehnte Gründer kommt ganz ohne Mittelbedarf aus und ein Fünftel nutzt<br />

ausschließlich bereits vorhandene Sachmittel, wie beispielsweise eingebrachte Büroräume,<br />

Computer oder Autos. Gründer ohne finanziellen Mittelbedarf treten erwartungsgemäß<br />

häufiger im Neben- als im Vollerwerb auf (Vollerwerb 24 %, Nebenerwerb<br />

35 %).<br />

[23] Ein Großteil der Gründer mit Sach- bzw. Finanzmittelbedarf (46 %) gibt einen Gesamtmittelbedarf<br />

von unter 5.000 EUR an, während nur rund 10 % einen Gesamtmittelbedarf<br />

von über 50.000 EUR aufweisen. Drei von vier Gründern mit Mittelbedarf<br />

(76 %) bleiben innerhalb des Mikrobedarfs von 25.000 EUR. Das Gros der Gründungen<br />

fällt somit in die Kategorie der Klein- und Kleinstgründungen mit keinem oder nur<br />

geringem Mittelbedarf. Bei mittleren und größeren Gründungsprojekten kommt finanziellen<br />

Mitteln im Vergleich zu Sachmitteln erwartungsgemäß eine wichtigere Rolle zu.


VIII <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

[24] Einerseits sind mehr Gründungen den Kleinstgründungen mit einem Gesamtmitteleinsatz<br />

von bis zu 10.000 EUR zuzurechnen (2009: 65 %, 2008: 62 %, 2007: 57 %); andererseits<br />

ist auch der Anteil der größeren Gesamtmittelbedarfe in Höhe von über<br />

25.000 EUR von 19 % in 2007 über 20 % in 2008 auf 24 % in 2009 angewachsen. Im<br />

Sinne einer Polarisierung haben in der Wirtschaftskrise zum einen mehr Gründer kleine,<br />

wenig kapitalintensive Selbstständigkeiten begonnen, zum anderen schlagen mehr<br />

größere Gründungen zu Buche.<br />

Nutzung von Finanzierungsquellen: Bankdarlehen und Förderkredite dominieren<br />

[25] Ein erheblicher Anteil der Gründungsprojekte wird mit eigenen Mitteln der Gründer finanziert.<br />

63 % der Gründer mit finanziellem Mittelbedarf setzen ausschließlich eigene<br />

Mittel ein, während weitere 30 % sowohl eigene als auch externe Mittel, wie beispielsweise<br />

Bankkredite, Förderdarlehen oder Förderzuschüsse der Bundesagentur für Arbeit<br />

nutzen. Mit 37 % ist der Anteil der Gründer, die für ihren Finanzierungsbedarf auf<br />

Mittel externer Kapitalgeber zurückgegriffen haben, im Vergleich zum Vorjahr nahezu<br />

unverändert geblieben.<br />

[26] Zur Deckung des externen Finanzierungsbedarfs setzt ein Großteil der Gründer mit<br />

Nutzung externer Mittel längerfristige Bankdarlehen (51 %), Kontokorrentfinanzierungen<br />

(34 %) und/oder Förderkredite (29 %) ein. Darlehen und Schenkungen von Verwandten<br />

und Bekannten, Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit und sonstige Finanzierungsquellen<br />

wie Mezzanine- oder Beteiligungskapital kamen seltener zum Einsatz.<br />

Im Krisenjahr 2009 ist die Häufigkeit der Kreditfinanzierungsvarianten deutlich angestiegen<br />

(längerfristige Bankdarlehen im Vergleich zum 2008 um 16 Prozentpunkte,<br />

Kontokorrentfinanzierungen um 19 Prozentpunkte, Förderkredite um 11 Prozentpunkte).<br />

[27] Auch in der Volumenbetrachtung dominieren Kreditfinanzierungen in Form von längerfristigen<br />

Bankdarlehen (46 % des externen Finanzierungsvolumens), Förderkrediten<br />

(14 %) und Kontokorrentkrediten (10 %), wobei analog zur Nutzungshäufigkeit dieser<br />

Quellen auch die Volumenanteile im Jahr 2009 zugenommen haben. Fördermittel der<br />

Bundesagentur für Arbeit (Volumenanteil 5 %) und Mittel von Verwandten und Bekannten<br />

(18 %) werden nach Möglichkeit in Anspruch genommen, reichen zur Finanzierung<br />

größerer Investitionen jedoch bei Weitem nicht aus.<br />

Finanzierungsschwierigkeiten: Gründer von Krise weniger betroffen<br />

[28] Während der weit überwiegende Anteil der Befragten keine Schwierigkeiten mit der<br />

Finanzierung der Gründung hatte, klagen 10 % aller Gründer im Jahr 2009 über Finan-


Executive Summary IX<br />

zierungsprobleme im Gründungszusammenhang. Die häufigste Schwierigkeit stellen<br />

unzureichende Eigenmittel dar (54 % der Gründer mit Finanzierungsschwierigkeiten)<br />

und jeder dritte (29 % der Gründer mit Finanzierungsschwierigkeiten) hat einen beantragten<br />

Bankkredit nicht erhalten.<br />

[29] Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Gründer mit Finanzierungsschwierigkeiten<br />

um 6 Prozentpunkte signifikant zurückgegangen. Hierfür verantwortlich ist zum einen<br />

die Tatsache, dass unter den Gründern, die im schwierigen Umfeld der Wirtschaftskrise<br />

den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben, vergleichsweise viele gut vorbereitet<br />

waren und so bessere Chancen besaßen potenzielle Kapitalgeber zu überzeugen, als<br />

Gründer mit weniger überlegten Projekten zu besseren Zeiten. Zum anderen mögen<br />

Banken angesichts der eingebrochenen Investitionskreditnachfrage etablierter Unternehmen<br />

verstärkt auf die Finanzierung von Gründern und jungen Unternehmen gesetzt<br />

haben.<br />

[30] Nur selten haben Gründer Finanzierungsschwierigkeiten erfahren und daraufhin auf<br />

eine Finanzierung ganz verzichtet oder sich auf eigene Mittel beschränkt. Allerdings<br />

haben Gründer mit externem Finanzmitteleinsatz überdurchschnittlich häufig mit<br />

Schwierigkeiten zu kämpfen (23 %). Auch dieser Wert liegt unter dem Niveau des Vorjahres<br />

(32 %). In den vorliegenden (wie auch den vorangegangenen) Auswertungen<br />

der Befragungsdaten werden allerdings potenzielle Gründer nicht erfasst, die durch<br />

(Finanzierungs-)Schwierigkeiten gänzlich an einer Realisierung ihrer Gründungsidee<br />

gehindert worden sind. Insofern wird das Ausmaß von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

insgesamt tendenziell unterschätzt.<br />

[31] Eine im diesjährigen <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> erstmals mögliche multivariate Untersuchung<br />

zu den Determinanten des Auftretens von Finanzierungsschwierigkeiten unterstreicht<br />

die Einschätzung, dass Gründer mit umfangreicheren Projekten stärker von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

betroffen sind: Schwierigkeiten treten signifikant häufiger<br />

bei Gründern im Vollerwerb sowie bei höherem Finanzmitteleinsatz (> 10.000 EUR)<br />

auf. Darüber hinaus berichten jüngere Gründer, Gründer aus der Arbeitslosigkeit, jene<br />

ohne Berufsabschluss und Nicht-EU-Ausländer häufiger von Finanzierungsschwierigkeiten,<br />

während leitende oder hoch qualifizierte Angestellte bei der Finanzierung ihrer<br />

Selbstständigkeit signifikant seltener auf Schwierigkeiten stoßen.


Inhaltsverzeichnis<br />

Auf einen Blick ........................................................................................................................I<br />

Executive Summary ..............................................................................................................III<br />

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................ XI<br />

Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... XII<br />

Tabellenverzeichnis ........................................................................................................... XIV<br />

1 Einleitung ....................................................................................................................1<br />

2 Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>......................................................................................3<br />

2.1 Methodik und Struktur...................................................................................................3<br />

2.2 Abgrenzung zu anderen Datensätzen mit Gründungsbezug........................................6<br />

2.3 Zentrale Definitionen und Konventionen.....................................................................10<br />

3 Entwicklung und Struktur des Gründungsgeschehens........................................13<br />

3.1 Aktuelle Entwicklungen von Gründerquote und Gründerzahl .....................................14<br />

3.2 Strukturmerkmale der Gründungen ............................................................................29<br />

3.3 Bruttobeschäftigungseffekt des Gründungsgeschehens ............................................37<br />

4 Analysen zu Beginn und Abbruch von Gründungsprojekten ..............................43<br />

4.1 Wer gründet? Bestimmungsgründe der individuellen Gründungsentscheidung.........43<br />

4.2 Abbruch von Gründungsprojekten ..............................................................................57<br />

5 Gründungsfinanzierung ...........................................................................................63<br />

5.1 Mittelbedarf der Gründer.............................................................................................64<br />

5.2 Finanzierungsschwierigkeiten.....................................................................................74<br />

6 Fazit............................................................................................................................87<br />

Literatur.................................................................................................................................91<br />

Anhang ................................................................................................................................101


Abbildungsverzeichnis<br />

Grafik 1: Gründerquoten in Deutschland 2000–2009 ....................................................15<br />

Grafik 2: Gründungsaktivität im Konjunkturablauf .........................................................17<br />

Grafik 3: Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Gründer.............................................22<br />

Grafik 4: Gründerquoten in West- und Ostdeutschland 2000–2009..............................24<br />

Grafik 5: Gründerquoten nach Bundesländern (Durchschnitt 2005–2009) ...................27<br />

Grafik 6: Gründer nach Branche (Durchschnitt 2007–2009) .........................................33<br />

Grafik 7: Gründerquote und direkter Bruttobeschäftigungseffekt ..................................41<br />

Grafik 8: Gründungsmotiv nach Erwerbsstatus vor Gründung, 2009 ............................51<br />

Grafik 9: Vollerwerbsgründer aus der Arbeitslosigkeit nach Arbeitslosigkeitsdauer......53<br />

Grafik 10: Beendete Selbstständigkeitsprojekte nach Gründungszeitpunkt....................58<br />

Grafik 11: Mittelbedarf nach Sachmitteln und finanziellen Mitteln, 2009 .........................65<br />

Grafik 12: Höhe des Mittelbedarfs nach Sachmitteln und finanziellen Mitteln, 2009.......67<br />

Grafik 13: Einsatz eigener und externer Mittel durch Gründer mit finanziellem<br />

Mittelbedarf 2009 ............................................................................................68<br />

Grafik 14: Höhe des Finanzmittelbedarfs bei Nutzung eigener bzw. externer<br />

Finanzmittel durch Gründer mit Finanzmittelbedarf 2009 ...............................69<br />

Grafik 15: Externe Finanzierungsquellen nach Häufigkeit und Volumen der<br />

Inanspruchnahme, 2009 .................................................................................71<br />

Grafik 16: Finanzierungsschwierigkeiten von Gründern..................................................76<br />

Grafik 17: Finanzierungsschwierigkeiten nach Finanzierungseinsatz,<br />

Anteile in Prozent............................................................................................78<br />

Grafik 18: Art der Schwierigkeiten von Gründern mit Finanzierungs<br />

schwierigkeiten, 2009 .....................................................................................80<br />

Grafik 19: Gründerquoten nach Gemeindegrößenklassen............................................101<br />

Grafik 20: Form der Gründung (Neugründung, Übernahme oder Beteiligung) .............102<br />

Grafik 21: Gründer nach Branche..................................................................................103<br />

Grafik 22: Gründer nach Berufsgruppe .........................................................................104<br />

Grafik 23: Neuheitsgrad der angebotenen Produkte und Dienstleistungen ..................105


Grafik 24: Größe der Gründung.....................................................................................106<br />

Grafik 25: Größe der Neugründung...............................................................................107<br />

Grafik 26: Gründer nach Staatsangehörigkeit ...............................................................108<br />

Grafik 27: Gründer nach Berufsabschluss.....................................................................109<br />

Grafik 28: Gründer nach Erwerbsstatus ........................................................................110<br />

Grafik 29: Gründer nach hauptsächlichem Gründungsmotiv.........................................111<br />

Grafik 30: Verteilung sonstiger Gründungsmotive.........................................................112


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Ausgewählte Strukturmerkmale der Gründung 2009 (Anteile in Prozent) ......31<br />

Tabelle 2: Bruttobeschäftigungseffekt von Neugründungen 2009...................................40<br />

Tabelle 3: Ausgewählte Merkmale der Gründer 2009 (Anteile in Prozent)......................46<br />

Tabelle 4: Bestimmungsfaktoren der persönlichen Gründungsneigung<br />

(Probitschätzung)............................................................................................55<br />

Tabelle 5: Bestimmungsfaktoren des Abbruchs der Gründungsprojekte<br />

(Probitschätzung)............................................................................................60<br />

Tabelle 6: Bestimmungsfaktoren von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

(Probit-Regressionen).....................................................................................82<br />

Tabelle 7: Gründerquoten nach Region, 2000–2009.....................................................113<br />

Tabelle 8: Gründerzahlen (hochgerechnet in Tausend) nach Region, 2000–2009 .......113<br />

Tabelle 9: Push- und Pull-Faktoren des Gründungsgeschehens ..................................114<br />

Tabelle 10: Förderung von Existenzgründungen durch die Bundesagentur<br />

für Arbeit: Instrumentarium ...........................................................................115<br />

Tabelle 11: Form der Gründung ......................................................................................116<br />

Tabelle 12: Gründeranteile nach Geschlecht und Region ...............................................117<br />

Tabelle 13: Gründeranteile nach Alter .............................................................................118<br />

Tabelle 14: Finanzierungsstruktur von Gründungen 2007 bis 2009,<br />

Anteile (bedingte Häufigkeiten) in Prozent....................................................119<br />

Tabelle 15: Finanzierungsstruktur von Gründungen 2007 bis 2009,<br />

Anteile (unbedingte Häufigkeiten) in Prozent................................................120


1 Einleitung<br />

Unternehmensgründungen beziehen ihre Bedeutung aus ihrem positiven Einfluss auf die<br />

Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum von Volkswirtschaften. Neugründungen fördern die<br />

Technologiediffusion in bestehenden Märkten und führen, wenn sie hinreichend innovativ<br />

sind, auch zur Erschließung neuer Märkte. Die Möglichkeit von Eintritten in bestehende Märkte<br />

und Branchen fördert den Wettbewerb und hält existierende Unternehmen zu einer Verbesserung<br />

ihrer Produkte und Dienstleistungen an. Dies führt zu Effizienzsteigerungen und<br />

ersetzt solche Unternehmen auf dem Markt, die notwendige Anpassungen an ein sich veränderndes<br />

Umfeld nicht leisten können. In Zeiten der Wirtschaftskrise verstärkt sich dieser<br />

Strukturwandel und der „Prozess schöpferischer Zerstörung“ intensiviert sich. Somit begünstigen<br />

Gründungen den Erneuerungsprozess der Wirtschaft. Zudem schaffen Gründungen<br />

neue Arbeitsplätze für zuvor arbeitslose oder von Arbeitslosigkeit bedrohte Gründer sowie<br />

– insbesondere bei größeren, wachstumsorientierten Gründungen – für die eingestellten Mitarbeiter.<br />

Sie tragen auch zur Entlastung der sozialen Sicherungssysteme bei.<br />

Für den Beginn einer selbstständigen Erwerbstätigkeit muss eine Gründerperson jedoch bereit<br />

sein, neben der Wahrnehmung der Chancen die teilweise auch erheblichen Risiken einer<br />

Gründung zu tragen. Die Unsicherheit, ob sich das Gründungsprojekt als tatsächlich tragfähig<br />

erweist, ist zum Start der Selbstständigkeit nicht vollständig auszuräumen. Zudem muss ein<br />

Gründer willig und fähig sein, verschiedene Hürden zu überwinden. Letztere reichen von administrativen<br />

und organisatorischen Schwierigkeiten bei der Gründungsvorbereitung bis zu<br />

Finanzierungshemmnissen bei der Umsetzung der Gründungsidee.<br />

Um vermeidbaren, häufig aus Gründungshemmnissen resultierenden Fehlentwicklungen bis<br />

hin zum Scheitern in der Gründungsphase entgegenzuwirken und das Wachstums- und Innovationspotenzial<br />

von Gründungen bestmöglich auszunutzen, betreiben viele Volkswirtschaften<br />

insbesondere in Westeuropa eine aktive Politik der Gründungs- und Mittelstandsförderung.<br />

Zum optimalen Einsatz öffentlicher Steuerungsmaßnahmen bedarf es aussagekräftiger<br />

Informationsinstrumente, die eine detaillierte Analyse von Gründungen, Gründungsentscheidungen<br />

und den dabei auftretenden Schwierigkeiten ermöglichen. Denn nur auf der Grundlage<br />

einer soliden repräsentativen Datenbasis können belastbare Aussagen über das Gründungsgeschehen<br />

getroffen und wirtschaftspolitische Implikationen abgeleitet werden. Mit dem<br />

seit dem Jahr 2000 jährlich erhobenen <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> und den gleichnamigen Publikationen<br />

stellt die <strong>KfW</strong> Bankengruppe eine solche Informationsquelle zur Verfügung, die sich<br />

an politische Entscheidungsträger, einschlägig interessierte Personen aus Medien und Forschung,<br />

sowie an die breite Öffentlichkeit richtet.


2 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Die in diesem Jahr vorliegende Jubiläumsausgabe des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s enthält umfassende<br />

Auswertungen der Daten aus der Befragung des Jahres 2009 und setzt darüber<br />

hinaus das aktuelle Gründungsgeschehen an vielen Stellen in Beziehung zum Gründungsgeschehen<br />

früherer Jahre. Der Bericht ist wie folgt gegliedert. Das sich anschließende Kapitel 2<br />

stellt das Konzept des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s als repräsentativer Bevölkerungserhebung<br />

vor. In Kapitel 3 erfolgt zunächst die jährliche Fortschreibung der Zeitreihen zum Gründungsgeschehen<br />

in Deutschland. Es werden makroökonomische Ursachen für die zeitliche<br />

Entwicklung am aktuellen Rand und regionale Differenzen im Gründungsgeschehen diskutiert.<br />

Hieran schließt sich eine Charakterisierung der Gründungsprojekte an, wobei Gründungen<br />

u. a. nach Branche, Innovationsgehalt und Größe unterschieden werden. Überdies erfolgt<br />

eine Abschätzung des Bruttobeschäftigungseffektes des Gründungsgeschehens. In Kapitel<br />

4 werden Unterschiede zwischen Gründern und Nicht-Gründern bezüglich ausgewählter<br />

persönlicher Merkmale wie bspw. Geschlecht, Alter, Berufsabschluss oder Erwerbsstatus<br />

herausgearbeitet. Dies erlaubt eine Analyse der Gründungsentscheidung in Abhängigkeit von<br />

verschiedenen sozioökonomischen Personenmerkmalen. Anschließend wird die Mortalität<br />

von Gründungsprojekten behandelt, wobei personenbezogene und projektbezogene Determinanten<br />

des Gründungsabbruchs in den ersten 36 Monaten nach Aufnahme der selbstständigen<br />

Tätigkeit analysiert werden. Das Schwerpunktkapitel 5 ist der Gründungsfinanzierung<br />

gewidmet. Neben einer ausführlichen Darstellung der Finanzierungsstruktur, im Zuge derer<br />

u. a. Fragen zur Nutzung verschiedener Finanzierungsquellen beantwortet werden, erfolgen<br />

auch Auswertungen zu Ausmaß, Art und Bestimmungsgrößen von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

der Gründer. Kapitel 6 schließt den Bericht mit einem Fazit ab.


2 Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong><br />

Seit nunmehr 10 Jahren analysiert die <strong>KfW</strong> Bankengruppe das Gründungsgeschehen in<br />

Deutschland mit einer jährlichen repräsentativen Bevölkerungsbefragung: dem <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>.<br />

In dieser Zeit haben sich die erhobenen Daten und die hieraus resultierenden<br />

Publikationen zu einer festen Größe in der deutschen Gründungsforschung entwickelt. Darüber<br />

hinaus liefert der jährliche Bericht zum <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> politischen Entscheidungsträgern,<br />

Medien und der breiten Öffentlichkeit verständlich aufbereitete, ausführliche<br />

und aktuelle Analysen der Gründungsaktivität in Deutschland. Im Laufe der Jahre wurde das<br />

Befragungsprogramm stets weiterentwickelt und an aktuelle Fragestellungen angepasst. Mittlerweile<br />

existieren insgesamt zehn Querschnittsdatensätze, die nicht nur für sich genommen<br />

wichtige Strukturinformationen zum Gründungsgeschehen eines jeweiligen Jahres bereitstellen,<br />

sondern in ihrer Kombination wertvolle Einblicke in die kurz- bis mittelfristige Gründungsdynamik<br />

zulassen. So stellt der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> nun die umfassendste Informationsquelle<br />

zum Gründungsgeschehen in Deutschland dar.<br />

Die folgenden Abschnitte stellen das Erhebungsdesign des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s vor,<br />

nehmen eine Abgrenzung zu anderen Datensätzen mit Gründungsbezug vor und halten zentrale<br />

Definitionen und Konventionen für den vorliegenden Bericht fest.<br />

2.1 Methodik und Struktur<br />

Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> ist eine computerunterstützte telefonische (CATI) Bevölkerungsbefragung<br />

zum Gründungsgeschehen in Deutschland. In der aktuellen Erhebungswelle für<br />

das Jahr 2009 wurden 50.000 zufällig ausgewählte in Deutschland ansässige Personen<br />

interviewt. Durch spezielle, dem aktuellen Standard der Marktforschung entsprechende Verfahren<br />

bei Stichprobengenerierung und Befragung wird eine weit gehende Repräsentativität<br />

des Datensatzes für die deutsche Wohnbevölkerung gewährleistet.<br />

Zielgruppe / Grundgesamtheit<br />

Die angestrebte Grundgesamtheit, über die die Nettostichprobe (d. h. die Gesamtheit der<br />

Personen mit vollendetem Interview) des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s repräsentativ Auskunft<br />

geben soll, sind alle 51,6 Mio. in der Bundesrepublik Deutschland ansässigen Personen im<br />

„gründungsrelevanten“ Alter von 18 bis 64 Jahren.<br />

Erhebungsmethode / Feldphase<br />

Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> wird mittels computerunterstützter telefonischer Interviews erhoben.<br />

Die Interviewsprache ist deutsch. Zur telefonischen Erhebungsform besteht keine Alter-


4 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

native, da der Fragebogen eine sehr komplexe Filterstruktur besitzt und es deshalb einer automatisierten<br />

(computerunterstützten) Führung durch seine Inhalte bedarf. Zudem verlangt<br />

der enge zeitliche Rahmen, in dem die benötigten 50.000 Interviews durchzuführen sind,<br />

nach einer telefonischen Erhebung. Für die Feldphase steht seit dem Jahr 2003 jeweils der<br />

Zeitraum von Anfang August bis Mitte Dezember zur Verfügung. 1 Die täglichen Telefonzeiten<br />

sind Montag bis Freitag von 19.00 bis 21.00 Uhr und Samstag von 10.00 bis 19.00 Uhr. 2<br />

Fragebogeninhalte<br />

Existenzgründer werden mit einer Eingangsfrage identifiziert, die darauf abzielt, ob der Proband<br />

innerhalb der letzten 12 Monate eine gewerbliche oder freiberufliche Selbstständigkeit<br />

im Voll- oder Nebenerwerb begonnen hat. Im weiteren Verlauf wird Gründern ein ausführliches<br />

Frageprogramm mit derzeit über 40 Fragen zu ihrer Person und ihrem Gründungsprojekt<br />

vorgelegt. Dabei handelt es sich z. B. um Fragen zu Ablauf und Art der Gründung, zu<br />

Mitarbeitern und Finanzierung, zum Fortbestand der Gründung sowie zur persönlichen Erwerbshistorie,<br />

beruflicher Qualifikation und weiteren soziodemografischen Merkmalen. Entsprechende<br />

Informationen werden – soweit sinnvoll (d. h. soweit die Beantwortung einzelner<br />

Fragen nicht eine vollzogene Gründung voraussetzt) – auch für eine Unterstichprobe von<br />

rund 7.500 Nicht-Gründern erhoben. Dies ermöglicht umfassende Vergleiche von Gründern<br />

mit Nicht-Gründern in der Bevölkerung und Analysen zur Gründungsentscheidung.<br />

Stichprobenstruktur<br />

Die Stichprobenziehung erfolgt gemäß dem in der Marktforschung für CATI Studien allgemein<br />

anerkannten und vom Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute (ADM)<br />

empfohlenen Verfahren der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (MA). Bei dem Verfahren<br />

werden zunächst auf Basis der eingetragenen Telefonnummern Blöcke gebildet, indem von<br />

allen vorhandenen eingetragenen Rufnummern die letzten zwei Stellen gelöscht und mit den<br />

Ziffern „00“ bis „99“ aufgefüllt werden. So werden neben den eingetragenen auch die nicht<br />

eingetragenen sowie ein gewisser Anteil nicht existierender Nummern generiert. Man spricht<br />

in diesem Zusammenhang vom Universum aller in Deutschland möglichen Festnetztelefonnummern.<br />

Aus dieser Auswahlgesamtheit erfolgt die Ziehung einer regional geschichteten<br />

1<br />

Die bisherigen Befragungen zum <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> haben in den folgenden Zeiträumen stattgefunden:<br />

02.08.–26.10.2000, 14.05.–06.07.2001, 15.04.–19.07.2002, 18.08.–22.11.2003,<br />

16.08.–16.11.2004, 22.08.–23.11.2005, 21.08.–28.11.2006, 27.08.–04.12.2007, 20.08.–23.12.2008,<br />

27.07.–23.12.2009.<br />

2<br />

Terminvereinbarungen für Interviews werden auch für Zeiten außerhalb der genannten Rahmenzeiten<br />

vorgenommen.


Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> 5<br />

Bruttostichprobe (der Menge aller potenziell anzurufenden Nummern). In der Feldphase des<br />

Projektes werden die Telefonnummern der Bruttostichprobe sukzessive „abtelefoniert“, bis<br />

eine Zahl von 50.000 vollständigen Interviews mit Privathaushalten erreicht ist. 3 Diese<br />

50.000 Merkmalsträger bilden die Nettostichprobe des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s.<br />

Stichprobengewichtung und Hochrechnung der Befragungsergebnisse<br />

Um von der Nettostichprobe auf die Grundgesamtheit schließen zu können, werden die Befragungsergebnisse<br />

mittels Gewichtungsfaktoren hochgerechnet. Diese Faktoren werden so<br />

gewählt, dass die Verteilung der gewichteten Stichprobe zumindest hinsichtlich der Merkmale<br />

Bundesland, Gemeindegrößenklasse, Geschlecht, Alter, Berufsausbildungsabschluss,<br />

Staatsangehörigkeit und Haushaltsgröße der Verteilung dieser Merkmale in der Grundgesamtheit<br />

der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland ansässigen Bevölkerung entspricht. Die Gewichtung<br />

anhand der vorgenannten Merkmale verfolgt insbesondere das Ziel, Repräsentativität<br />

in Bezug auf das erfasste Gründungsgeschehen zu erreichen. Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong><br />

enthält zwei Gewichtungsfaktoren, einen zur Gewichtung und Hochrechnung der Gesamtstichprobe<br />

der 50.000 Personen und einen zur Gewichtung und Hochrechnung der Unterstichprobe<br />

der gut 7.500 Personen, in der detaillierte soziodemografische Merkmale auch<br />

für die Nicht-Gründer vorliegen.<br />

Mögliche Beeinträchtigungen der Repräsentativität<br />

Die Begrenzung der Auswahlgesamtheit auf Festnetznummern, die Nichtberücksichtigung<br />

von Interviewpartnern ohne hinreichende Deutschkenntnisse und die Durchführung von Interviews<br />

zu den vorgenannten Zeiten können grundsätzlich zu Beeinträchtigungen der Repräsentativität<br />

des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s für das Gründungsgeschehen in Deutschland führen.<br />

• Stichprobenauswahl ausschließlich auf Basis von Festnetznummern: Während<br />

die Beschränkung der Stichprobenauswahl auf Festnetztelefonnummern bis zuletzt<br />

unumstritten und unproblematisch war, zeichnet sich jüngst eine Zunahme von Haushalten<br />

ab, die nur noch über das Mobilfunknetz telefonisch zu erreichen sind. Der Anteil<br />

dieser Haushalte wird derzeit mit rund 10 % veranschlagt, liegt jedoch in bestimm-<br />

3 Geschäftsanschlüsse werden, soweit im Vorfeld eindeutig identifizierbar, aus der Auswahlgesamtheit<br />

ausgeschlossen. Kommen dennoch Verbindungen mit Geschäftsanschlüssen zustande, wird das Interview<br />

abgebrochen.


6 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

ten Gruppen, wie z. B. junge Single-Haushalte, schon deutlich darüber. 4 Sofern sich<br />

die Personen, die ausschließlich über das Mobilfunknetz zu erreichen sind, hinsichtlich<br />

ihrer Gründungshäufigkeit oder der Merkmale ihrer Gründungsprojekte systematisch<br />

von Personen mit Festnetzanschluss unterscheiden, kann dies zu verzerrten<br />

Gründerquoten oder -strukturen führen.<br />

• Interviews ausschließlich in deutscher Sprache: Sofern sich in Deutschland ansässige<br />

Personen ohne hinreichend gute Deutschkenntnisse in ihrer Gründungsneigung<br />

systematisch von anderen Personen unterscheiden, ist die Repräsentativität einer<br />

nur mit deutschsprachigen Interviews operierenden Gründungsbefragung für die<br />

Gesamtbevölkerung ebenfalls eingeschränkt. Diesem Problem wirkt die für das Jahr<br />

2008 erstmalig vorgenommene Stichprobengewichtung anhand der Staatsbürgerschaft<br />

entgegen, da der Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft mit hinreichenden<br />

Kenntnissen der deutschen Sprache stark korreliert ist.<br />

• Interviewbeginn montags bis freitags ab 19.00 Uhr: Es kann nicht ausgeschlossen<br />

werden, dass die private Erreichbarkeit von Gründern geringer ist als die Erreichbarkeit<br />

von Nicht-Gründern (insbesondere von Nicht-Erwerbstätigen). Somit könnten sich<br />

aus einem zu frühen Interviewbeginn Beeinträchtigungen der Repräsentativität ergeben.<br />

Mögliche Verzerrungen werden durch den langen sonnabendlichen Interviewzeitraum<br />

sowie durch die freie Vereinbarkeit von Interviewterminen gemildert.<br />

• Allgemeine Teilnahmebereitschaft von Gründern: Beeinträchtigungen der Repräsentativität<br />

könnten schließlich darin bestehen, dass Gründer im Allgemeinen oder<br />

spezielle Gruppen von Gründern generell eine geringere oder aber eine auch höhere<br />

Bereitschaft zur Teilnahme an (telefonischen) Befragungen aufweisen als Nicht-<br />

Gründer. Eine höhere Abbruchwahrscheinlichkeit der längeren Interviews mit Gründern<br />

wird bei der Hochrechnung der Gründerquote berücksichtigt.<br />

2.2 Abgrenzung zu anderen Datensätzen mit Gründungsbezug<br />

Die zentralen Anforderungen an eine Datenbasis zum Gründungsgeschehen bestehen in<br />

einer möglichst vollständigen Erfassung desselben und in der Bereitstellung möglichst umfassender<br />

Informationen zu den Gründern und ihren Gründungsprojekten. Der <strong>KfW</strong>-<br />

4 Unter Haushalten mit Haupteinkommensbezieher unter 25 Jahren besitzen rund 35 % keinen Festnetzanschluss<br />

(Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2008 des Statistischen Bundesamtes;<br />

Behrends und Kott, 2009). Vgl. Schneid und Stiegler (2006) für eine Diskussion der Zukunftsfähigkeit<br />

von (computerunterstützten) Telefonumfragen.


Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> 7<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> erfüllt beide Kriterien: Er zeichnet sich sowohl durch einen breiten Gründungsbegriff<br />

– es werden gewerbliche und freiberufliche Gründungen (Neugründungen, Übernahmen<br />

und Beteiligungen) sowie Gründungen im Voll- und im Nebenerwerb erfasst – als<br />

auch durch einen außerordentlich großen Informationsumfang zur Person des Gründers und<br />

zu seinem Gründungsvorhaben aus. Die nachfolgenden Absätze stellen heraus, inwiefern<br />

sich andere Datensätze mit Gründungsbezug für Deutschland vom <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong><br />

unterscheiden.<br />

Der Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Landesämter stellt<br />

Informationen zu Selbstständigen im Vollerwerb bzw. in der ersten Erwerbstätigkeit bereit;<br />

Informationen zum gegründeten Unternehmen sind dort gar nicht enthalten. 5 Auch im Sozioökonomischen<br />

Panel (SOEP) 6 des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung lassen sich<br />

Existenzgründer identifizieren. Da das SOEP jedoch ebenso wie der Mikrozensus nicht spezifisch<br />

zur Untersuchung des Gründungsgeschehens erhoben wird, fehlen auch in diesem Datensatz<br />

jegliche Informationen zum gegründeten Unternehmen. Wichtige Unterschiede zwischen<br />

SOEP und Mikrozensus bestehen darin, dass das SOEP als echter Längsschnittdatensatz<br />

Aussagen über den Fortbestand einer selbstständigen Erwerbstätigkeit prinzipiell<br />

zulässt, 7 während dies anhand des Mikrozensus nur bedingt möglich ist. 8 Andererseits verfügt<br />

der Mikrozensus als Ein-Prozent-Stichprobe der in Deutschland lebenden Haushalte<br />

bzw. Personen über eine um ein Vielfaches höhere Beobachtungszahl (und damit über bedeutend<br />

mehr Gründer) als das SOEP.<br />

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist eine internationale Umfrage zum Gründungsgeschehen,<br />

an der auch Deutschland beteiligt ist. Der GEM weist in seiner Konzeption<br />

große Ähnlichkeit zum <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> auf, befragt hier zu Lande jedoch vergleichsweise<br />

wenige Personen (ca. 7.500), enthält bedeutend weniger Informationen zu Gründern<br />

5 Vgl. Statistisches Bundesamt (2009) und Piorkowsky et al. (2009).<br />

6 Vgl. Wagner et al. (2007).<br />

7<br />

Mit personen- bzw. haushaltsbezogenen Datensätzen wie dem SOEP (oder dem Mikrozensus) können<br />

allenfalls Aussagen darüber getroffen werden, ob bestimmte Personen weiterhin als Selbstständige<br />

tätig sind. Die Beendigung einer Selbstständigkeit durch eine Person kann jedoch nicht mit der<br />

Schließung des von ihr gegründeten Unternehmens gleichgesetzt werden.<br />

8<br />

Beim Mikrozensus handelt es sich um ein sogenanntes Rotationspanel, in dem Haushalte in bis zu<br />

vier aufeinander folgenden Befragungsjahren erfasst werden. Während die Scientific-Use-Files des<br />

Mikrozensus der Wissenschaft bislang nur als Querschnittsdatensätze angeboten wurden, ist seit<br />

kurzem auch ein Mikrozensuspanel des von 1996 bis 1999 befragten Rotationsviertels verfügbar.<br />

Demnach kann das Mikrozensuspanel – zumindest in begrenztem Umfang – ebenso wie das SOEP<br />

für Analysen des Fortbestandes von Selbstständigkeitsprojekten genutzt werden. Vgl. Schmidt (2000)<br />

und Konold (2006).


8 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

und Gründungen und verwendet einen anderen Gründerbegriff. 9 Ein anderer internationaler<br />

Befragungsdatensatz mit deutscher Beteiligung ist das Eurobarometer der Europäischen<br />

Kommission. In Ergänzung zu der Hauptbefragung werden auch kleinere sogenannte Flash<br />

Eurobarometer durchgeführt, die Spezialthemen gewidmet sind. 10 Seit dem Jahr 2000 ist<br />

Entrepreneurship eines dieser Spezialthemen und seit dem Jahr 2002 werden den Barometer-Teilnehmern<br />

auch explizite Fragen zu ihrem Gründungsverhalten gestellt. Ein bedeutender<br />

Nachteil der Flash Eurobarometer besteht jedoch darin, dass die Teilstichprobe für<br />

Deutschland nur 1.000 Personen umfasst und keine Informationen zum gegründeten Unternehmen<br />

erhoben werden.<br />

Die Gewerbeanzeigenstatistik der Statistischen Ämter, auf der auch die Gründungsstatistik<br />

des IfM Bonn 11 beruht, bietet nur rudimentäre Angaben zu Gründern und Gründungen und ist<br />

zudem auf gewerbliche Unternehmen begrenzt – enthält also z. B. keine Informationen zu<br />

Gründungen im Bereich der Freien Berufe. 12 Die Umsatzsteuerstatistik ist eine weitere amtliche<br />

Datenquelle mit Gründungsbezug. In ihr sind jedoch keinerlei Informationen zum Gründer<br />

und – abgesehen von umsatzsteuerspezifischen Angaben – lediglich Angaben zu dem<br />

Ort, dem Wirtschaftszweig und der Rechtsform des Unternehmens bzw. der Gründung enthalten.<br />

Außerdem ist der Datenbestand auf umsatzsteuerpflichtige Unternehmen begrenzt<br />

und schließt damit keine Kleinunternehmer und keine Selbstständigen im Bereich der freien<br />

Heilberufe ein. 13 Informationen über Gründungen lassen sich auch aus der Betriebsdatei zur<br />

Beschäftigtenstatistik der Bundesagentur für Arbeit gewinnen. Da die Betriebsinformationen<br />

jedoch nur ein Nebenprodukt des auf Arbeitnehmer abzielenden Meldeverfahrens zur<br />

Sozialversicherung sind, werden nur Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten erfasst. Zudem enthält diese Datenquelle nur wenige Informationen<br />

zum Betrieb und keine Informationen zum Gründer. 14 Die Erhebungen der Statistischen<br />

Ämter für bestimmte Wirtschaftsbereiche decken den Bereich der kleinen Betriebe eben-<br />

9<br />

Der zentrale Gründerbegriff des GEM ist der des „Nascent Entrepreneurs“. Dieser umfasst Personen<br />

im Alter von 18 bis 64 Jahren, die a) zum Zeitpunkt der Befragung versuchen, allein oder mit Partnern<br />

ein neues Unternehmen zu gründen, b) in den letzten 12 Monaten etwas zur Ingangsetzung dieser<br />

Neugründung unternommen haben, c) Inhaber- oder Teilhaberschaft im Unternehmen anstreben und<br />

d) während der letzten drei Monate keine Vollzeitlöhne oder -gehälter bezahlt haben (Brixy et al.,<br />

2010).<br />

10<br />

Vgl. Eurobarometer (2007).<br />

11 Vgl. Günterberg (2008).<br />

12 Vgl. Leiner (2002).<br />

13<br />

Kleinunternehmer im Sinn der Umsatzsteuerstatistik sind Unternehmer, deren Umsatz zuzüglich der<br />

darauf entfallenden Umsatzsteuer im vorangegangenen Kalenderjahr nicht höher als 17.500 EUR war<br />

und deren Umsatz im laufenden Kalenderjahr 50.000 EUR voraussichtlich nicht übersteigen wird.<br />

14<br />

Vgl. Brixy und Fritsch (2002).


Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> 9<br />

falls nur teilweise ab. Zudem wird bei den dort ausgewiesenen Gründungen der Gründungszeitpunkt<br />

im Zweifel zu spät angesetzt, weil neue Betriebe erst dann in der Statistik erscheinen,<br />

wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben. Schließlich umfassen die Erhebungen<br />

bislang nur Betriebe in ausgewählten Sektoren. 15<br />

Das statistische Unternehmensregister führt einige der amtlichen Statistiken mit Unternehmensbezug<br />

(insbesondere die Umsatzsteuerstatistik und die Beschäftigtenstatistik) zusammen<br />

und enthält somit Unternehmen/Gründungen mit steuerbarem Umsatz aus Lieferungen<br />

und Leistungen und/oder sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. 16 Damit bleiben Kleinund<br />

Kleinstunternehmen und freiberuflich Selbstständige aus dem Bereich der Heilberufe<br />

ohne sozialversicherungspflichtig Beschäftigte unerfasst und es stehen auch keine Gründerinformationen<br />

zur Verfügung.<br />

Das auf Daten der Kreditauskunftei CREDITREFORM beruhende Mannheimer Unternehmenspanel<br />

des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) schließlich ist auf<br />

sogenannte „wirtschaftsaktive“ Unternehmen (i. d. R. Unternehmen mit Eintrag ins Handelsregister<br />

und/oder Nachfrage nach Fremdkapital) beschränkt und schließt Klein- und Kleinstgründungen<br />

deshalb weit gehend aus. Überdies beinhaltet das Mannheimer Unternehmenspanel<br />

nur wenige Informationen zur Gründerperson. 17 Die im Mannheimer Unternehmenspanel<br />

erfassten Gründungen bilden gleichzeitig die Zielgruppe des <strong>KfW</strong>/ZEW-<br />

Gründungspanels, das seit dem Jahr 2008 als eine weitere informative Datenquelle zum<br />

Gründungsgeschehen in Deutschland zur Verfügung steht. Als Längsschnittbefragung zielt<br />

diese darauf ab, neu gegründete Unternehmen über mehrere Jahre hinweg zu verfolgen und<br />

längerfristige Erfolgsanalysen auf Unternehmensebene zu ermöglichen. 18 Im Gegensatz zur<br />

Bevölkerungsbefragung des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s zeichnet die Unternehmensbefragung<br />

des <strong>KfW</strong>/ZEW-Gründungspanels kein repräsentatives Bild des gesamten Gründungsgeschehens<br />

und das Unternehmen – nicht die Gründerperson – steht im Vordergrund. So enthält<br />

das <strong>KfW</strong>/ZEW-Gründungspanel auch keine Nicht-Gründer als Vergleichsgruppe.<br />

15 Vgl. Fritsch et al. (2002) und Niese (2002).<br />

16 Vgl. Statistisches Bundesamt (2010e) und Gräb und Zwick (2002).<br />

17 Bis zum Jahr 2008 firmierte das Mannheimer Unternehmenspanel unter der Bezeichnung ZEW-<br />

Gründungspanel. Die Panel-Bezeichnung hier kommt dadurch zu Stande, dass CREDITREFORM in<br />

regelmäßigen Abständen (zweimal jährlich jeweils im Januar und Juni) seinen gesamten Unternehmensdatenbestand<br />

zu Forschungszwecken an das ZEW liefert. Da die Unternehmensinformationen<br />

jedoch nicht regelmäßig, sondern häufig nur bei Kundenanfragen aktualisiert werden, ist die Bezeichnung<br />

der Daten als Panel streng genommen unzutreffend. Vgl. Almus, Engel und Prantl (2000, 2002).<br />

18 Vgl. Fryges et al. (2010), Gottschalk et al. (2008).


10 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Die vorgenannten Datenquellen lassen sich anhand ihrer Erhebungsform, ihres Erhebungsumfangs<br />

und ihrer Merkmalsträger (Gründungen/Gründer) in zwei Gruppen einteilen. Gewerbeanzeigenstatistik,<br />

Umsatzsteuerstatistik, die Betriebsdatei zur Beschäftigtenstatistik, die<br />

Erhebungen der Statistischen Ämter für bestimmte Wirtschaftsbereiche, das Unternehmensregister<br />

und das Mannheimer Unternehmenspanel sind prozessproduzierte Datensätze, die<br />

auf gesetzlich vorgeschriebenen Meldeprozessen oder im Fall des Mannheimer Unternehmenspanels<br />

auf kommerziell motivierten Rechercheprozessen aufbauen. Diese Datensätze<br />

stellen innerhalb des vorgegebenen Erfassungsbereichs Vollerhebungen dar und ihr Merkmalsträger<br />

ist das Unternehmen bzw. die Gründung. <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>, Mikrozensus,<br />

SOEP, GEM, Flash Eurobarometer und das <strong>KfW</strong>/ZEW-Gründungspanel, sind dagegen stichprobenbasierte<br />

Befragungsdatensätze, deren Merkmalsträger i. d. R. Personen bzw.<br />

Gründer sind. 19 Während der Vorteil von Befragungsdatensätzen in ihrem hohen, von Forschungsinteressen<br />

bestimmten Informationsumfang besteht, andererseits aber aus Kostengründen<br />

häufig nur relativ wenige Gründungen/Gründer in den Stichproben vorhanden sind,<br />

stellt sich der Sachverhalt im Fall von prozessproduzierten Datensätzen umgekehrt dar. Ihre<br />

Stärke liegt im Bereich der Beobachtungszahlen. Da es sich aber nicht um originär für die<br />

Forschung bestimmte Datensätze handelt, liegen ihre Schwächen in der Anzahl und/oder im<br />

Informationsgehalt der zur Verfügung stehenden Merkmale.<br />

2.3 Zentrale Definitionen und Konventionen<br />

Aus den dargestellten Besonderheiten der Gründungsdatensätze für Deutschland, aber auch<br />

aufgrund von Unterschieden im Erkenntnisinteresse, ergeben sich Abweichungen hinsichtlich<br />

grundlegender Begriffsabgrenzungen zum Gründungsgeschehen. Die wichtigsten Definitionen<br />

des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s sind die Folgenden:<br />

• Selbstständigkeit: selbstständige gewerbliche oder freiberufliche Tätigkeit im Volloder<br />

Nebenerwerb.<br />

• Voll-/Nebenerwerb: Die Einordnung in die Kategorien Voll- oder Nebenerwerb wird<br />

allein dem Gründer ohne nähere Spezifikation der Begriffsinhalte (von Voll- und Nebenerwerb)<br />

überlassen. 20<br />

19<br />

Lediglich das <strong>KfW</strong>/ZEW-Gründungspanel verknüpft ein Befragungsdesign mit einer Unternehmensstichprobe.<br />

20<br />

Denkbar wären auch Einordnungen gemäß der für die neue Selbstständigkeit eingesetzten Arbeitszeit<br />

(relativ zu einer anderen Erwerbstätigkeit) und/oder des Beitrages der Gründung zum Haushaltseinkommen.<br />

Hierdurch würde das häufig nicht triviale Abgrenzungsproblem zwischen Voll- und<br />

Nebenerwerb jedoch nur vom Befragten auf den mit der Datenauswertung befassten Forscher verlagert.


Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> 11<br />

• Gründer: Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit innerhalb der 12 Monate, die der<br />

Befragung vorangegangen sind, wobei unter die neue selbstständige Tätigkeit neben<br />

Neugründungen auch Übernahmen von und Beteiligungen an bereits bestehenden<br />

Unternehmen subsumiert sind. 21<br />

• Gründerquote: Anteil der Gründer im Alter von 18 bis 64 Jahren an der Bevölkerung<br />

im Alter von 18 bis 64 Jahren. Das Konzept findet auch für Untergruppen Anwendung<br />

(z. B. Anteil der ostdeutschen Gründer im Alter von 18 bis 64 Jahren an der<br />

ostdeutschen Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren).<br />

Zur Gewährleistung der besseren Lesbarkeit des Textes werden die folgenden Vereinfachungen<br />

vorgenommen:<br />

• Ohne dass dies an jeder Stelle explizit erwähnt wird, ziehen die nachfolgenden Analysen<br />

ausschließlich Personen (sowohl Gründer als auch Nicht-Gründer) im Alter von<br />

18 bis 64 Jahren in Betracht. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass sich<br />

nur ein kleiner Teil der Gesamtheit aller Gründer (10,3 %) und ein noch deutlich geringerer<br />

Teil der Vollerwerbsgründer (3,8 %) aus Jugendlichen oder Personen im (gegenwärtigen)<br />

Rentenalter rekrutieren. 22 Mit diesem Alterskonzept passt sich der <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> an andere Gründerstudien, wie z. B. den Global Entrepreneurship<br />

Monitor (GEM), an.<br />

• Die Befragungsergebnisse des Jahres 2009 werden ebenso wie die Befragungsergebnisse<br />

früherer Jahre mit dem Gründungsgeschehen des betreffenden Jahres<br />

gleichgesetzt. Tatsächlich ist es jedoch aufgrund des Befragungsdesigns des <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong>s (Erfassung einer Gründung innerhalb der letzten 12 Monate, bezogen<br />

auf den i. d. R. immer im Spätsommer oder Herbst liegenden Tag der Befragung)<br />

nicht möglich, das Gründungsgeschehen kalenderjahrgenau zu erfassen. So<br />

21<br />

Im Rahmen der Analysen zum Fortbestand von Selbstständigkeit in Abschnitt 4.2 werden zusätzlich<br />

zu diesem Gründerkonzept auch solche Gründer in den Blick genommen, die ihr Selbstständigkeitsprojekt<br />

bis zu 36 Monate vor dem Befragungszeitpunkt aufgenommen haben.<br />

22<br />

Diese Angaben beruhen auf Auswertungen des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s für das Befragungsjahr<br />

2005, in dem zum letzten Mal auch Personen im Alter von unter 18 oder über 67 Jahren befragt wurden.<br />

Im Rahmen der Erhebung 2008 wurden zwar auch Personen im Alter von 65 bis 67 Jahren befragt,<br />

diese fließen aber nicht in die Analysen ein.


12 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

haben z. B. rund 25 % der im Befragungsjahr 2009 identifizierten Gründer ihre Gründung<br />

bereits im Jahr 2008 vollzogen. 23<br />

• Zwecks besseren Leseflusses wird davon Abstand genommen, Substantive in einer<br />

Schreibweise wiederzugeben, die gleichzeitig auch eine explizite weibliche Form aufnimmt<br />

(z. B. ‚Gründer/innen’ oder ‚GründerInnen’). Die verwendete Schreibform (z. B.<br />

‚Gründer’) umfasst selbstverständlich sowohl weibliche als auch männliche Personen.<br />

In methodischer Hinsicht wird in dieser Studie der Tatsache Rechnung getragen, dass Aussagen<br />

über Grundgesamtheiten, die auf Stichproben beruhen, mit einer statistischen Unsicherheit<br />

behaftet sind. Diese Unsicherheit fällt unter sonst gleichen Bedingungen umso größer<br />

aus, je kleiner die Stichprobe ist, auf der eine Auswertung beruht. Die nachfolgenden<br />

deskriptiven Analysen in grafischer Form werden deshalb i. d. R. mit Schwankungsbreiten<br />

(95 %-Konfidenzintervallen) ausgewiesen. Je größer beispielsweise in einem Balkendiagramm<br />

das Konfidenzintervall relativ zu dem zugehörigen Balken (bzw. Anteils- oder Mittelwert)<br />

ist, desto eher kann der wahre Wert relativ weit von dem auf Basis der Stichprobe errechneten<br />

Wert entfernt liegen. Konfidenzintervalle dienen ferner dem Vergleich verschiedener<br />

Balken. Nur wenn sich die Konfidenzintervalle von zu vergleichenden Werten nicht überschneiden,<br />

ist davon auszugehen, dass diese Werte tatsächlich (d. h. in der Grundgesamtheit)<br />

voneinander verschieden sind.<br />

23 Für die Befragungsjahre 2006–2008 liegen die entsprechenden Anteile zwischen 16 und 25 %. Für<br />

die Befragungsjahre 2000–2005 wurde das genaue Gründungsdatum nicht erhoben. Unter Berücksichtung<br />

der in Fußnote 1 dargestellten Zeiträume der Feldphase kann für die Befragungsjahre 2000,<br />

2003, 2004 und 2005 ebenfalls von rund einem Viertel Gründer aus dem jeweiligen Vorjahr ausgegangen<br />

werden. In den Jahren 2001 und 2002 dürften diese Anteile aufgrund der früher liegenden<br />

Feldphasen bei ca. 50 % liegen.


3 Entwicklung und Struktur des Gründungsgeschehens<br />

Das Jahr 2009 war gekennzeichnet durch die schwerste Wirtschaftskrise seit Gründung der<br />

Bundesrepublik. Im Vergleich zu 2008 nahm das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) saison- und<br />

kalenderbereinigt um 4,9 % ab (Statistisches Bundesamt, 2010c). Eine Betrachtung nach<br />

Wirtschaftsbereichen zeigt, dass der Konjunktureinbruch zum größten Teil zu Lasten des<br />

Verarbeitenden Gewerbes ging (Statistisches Bundesamt, 2010b). Der Rückgang der Wirtschaftsleistung<br />

zeigte sich vor allem im ersten Halbjahr, zumal im Vergleich zum ersten Halbjahr<br />

2008, welches noch durch eine gute konjunkturelle Situation gekennzeichnet war. So<br />

betrugen die realen Wachstumsraten des BIP im 1. und im 2. Quartal 2009 im Vergleich zum<br />

jeweiligen Vorjahresquartal -6,4 % bzw. -7,0 % (Statistisches Bundesamt, 2010c). In der<br />

zweiten Jahreshälfte waren dann erste Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung zu verzeichnen,<br />

die vor allem von einer anziehenden Exporttätigkeit getrieben war. Im<br />

1. Quartal 2010 setzt sich der leichte Erholungstrend aus dem zweiten Halbjahr 2009 fort und<br />

für das Gesamtjahr 2010 ergibt die Prognose auf Basis des <strong>KfW</strong>-Konjunkturindikators eine<br />

reale Wachstumsrate des BIP von moderaten 1,8 % (Borger und Schoenwald, 2010).<br />

Der Arbeitsmarkt zeigte sich im Krisenjahr 2009 erstaunlich robust. Die Unternehmen haben<br />

die Anpassung an den Wirtschaftseinbruch vor allem über die Arbeitszeit und nicht über die<br />

Beschäftigtenzahl vorgenommen. Dadurch stieg die Erwerbslosigkeit vergleichsweise moderat:<br />

Die Erwerbslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt 2008 7,2 % und stieg in 2009 auf<br />

lediglich 7,6 % (Statistisches Bundesamt, 2010b). Der überwiegende Teil des Anstiegs vollzog<br />

sich dabei in den ersten vier Monaten des Jahres 2009 (Statistisches Bundesamt,<br />

2010a). Für das laufende Jahr rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrer Frühjahrsprognose<br />

im Gegensatz zu ihrer Einschätzung vom Herbst 2009 nicht mehr mit einer weiteren<br />

Verschlechterung der Arbeitsmarktlage (Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, 2009,<br />

2010). Die erwartete Seitwärtsbewegung setzt jedoch voraus, dass sich die wirtschaftliche<br />

Erholung wie erwartet fortsetzt.<br />

Neben der Wirtschaftskrise war das Jahr 2009 auch noch von Auswirkungen der Finanzmarktkrise<br />

gekennzeichnet. Seit der deutlichen Entspannung auf den Finanzmärkten im<br />

Sommer 2009 – nicht zuletzt wegen massiver geldpolitischer Maßnahmen und staatlicher<br />

Unterstützung des Bankensektors – setzte sich die Erholung tendenziell weiter fort (Deutsche<br />

Bundesbank, 2010b). Während sich der Bankensektor stabilisierte, zeichneten sich jedoch<br />

gegen Ende des Jahres 2009 zunehmend Sorgen um Staatspapiere in verschiedenen europäischen<br />

Ländern, insbesondere Griechenland, ab. Eine flächendeckende Kreditklemme ist<br />

daraus für Deutschland bisher nicht erwachsen.


14 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

In diesem Kapitel werden die Auswirkungen dieser gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen auf<br />

das Gründungsgeschehen beleuchtet. Der aktuelle Stand und die zeitliche Entwicklung der<br />

Gründerquote und der hochgerechneten Gründerzahlen auf nationaler Ebene werden in Abschnitt<br />

3.1 beschrieben und in den gesamtwirtschaftlichen Zusammenhang gestellt. Für die<br />

Entwicklung des Gründungsgeschehens ist insbesondere der Einfluss der Wirtschaftskrise<br />

von Interesse, die das Zusammenspiel der Push- und Pull-Faktoren der Gründungsaktivität<br />

beeinflusst hat. Es schließen sich regionale Betrachtungen des Gründungsgeschehens für<br />

West- und Ostdeutschland und auf Bundesländerebene an. Abschnitt 3.2 wendet sich der<br />

Struktur des Gründungsgeschehens zu und untersucht Merkmale der gegründeten Unternehmen.<br />

Dabei werden u. a. die Form der Gründung (Neugründung, Beteiligung oder Übernahme),<br />

Branche, Innovationsgehalt und Größe (nach Anzahl der Teampartner und Anzahl<br />

der Mitarbeiter) betrachtet. Insbesondere ermöglicht die Kombination von Form und Größe<br />

der Gründung eine Abschätzung der in Neugründungen entstandenen vollzeitäquivalenten<br />

Arbeitsplätze (direkter Bruttobeschäftigungseffekt) in Abschnitt 3.3.<br />

3.1 Aktuelle Entwicklungen von Gründerquote und Gründerzahl<br />

Die jährlichen Gründerquoten der Jahre 2000 bis 2009 sind in Grafik 1 abgebildet. Für das<br />

Jahr 2009 beläuft sich die geschätzte Gründerquote auf 1,69 % bezogen auf die Gesamtbevölkerung.<br />

Dies entspricht einer Gesamtzahl von rund 872.000 Gründern. 24 Diese verteilen<br />

sich auf 397.000 (= 46 %) Vollerwerbs- und 475.000 (= 54 %) Nebenerwerbsgründer (siehe<br />

auch Tabelle 7 und Tabelle 8 im Anhang). Im Jahr 2008 belief sich die Gründerquote noch<br />

auf 1,54 %, entsprechend einer Gründeranzahl von rund 795.000, wobei 330.000 (= 41 %)<br />

Personen im Vollerwerb und 465.000 (= 59 %) im Nebenerwerb gegründet hatten. Im Vorjahresvergleich<br />

ist damit ein deutlicher Anstieg der Gründerzahl (+10 %) zu verzeichnen, wofür<br />

fast ausschließlich die Zunahme der Vollerwerbsgründer (+20 %) verantwortlich ist. Die Zahl<br />

der Nebenerwerbsgründer veränderte sich dagegen kaum (+2 %).<br />

24 Die absoluten Gründerzahlen ergeben sich durch Multiplikation der jeweiligen Gründerquote (Anteil<br />

der Gründer in der Stichprobe im Alter von 18 bis 64 Jahren; vgl. Abschnitt 2.4) mit der in Deutschland<br />

lebenden Bevölkerung im Alter von 18 bis 64 Jahren. Die Berechnung führt zur Gesamtgründerzahl<br />

als z. B. 1,69 / 100 x 51,590 Mio. = 872.000.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 15<br />

3,5%<br />

3,0%<br />

2,5%<br />

2,0%<br />

1,5%<br />

1,0%<br />

0,5%<br />

2,43<br />

1,31<br />

2,92<br />

1,76<br />

1,12 1,16<br />

2,76<br />

1,49<br />

2,84<br />

1,60<br />

2,59<br />

1,26 1,24 1,24<br />

2,47<br />

1,34 1,30<br />

1,17<br />

2,10<br />

1,24<br />

0,86<br />

1,66<br />

1,05<br />

1,54<br />

0,61 0,64<br />

1,69<br />

0,90 0,92<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Gründerquoten (Anteile der Gründer in der Bevölkerung) beruhen auf den folgenden Stichprobenumfängen: n=23.504<br />

(2000), n=15.017 (2001), n=29.776 (2002), n=30.659 (2003), n=30.463 (2004), n=29.964 (2005), n=37.231 (2006), n=37.620<br />

(2007), n=25.015 (2008), 48.437 (2009). Für die Jahre 2000 und 2001 beruhen die Gründerquoten auf Fragestellungen, die<br />

sowohl voneinander als auch von den Gründerfragen in den nachfolgenden Jahren abweichen. Die Quoten dieser Jahre sind<br />

deshalb nur eingeschränkt miteinander und mit den Gründerquoten der nachfolgenden Jahre vergleichbar.<br />

Grafik 1: Gründerquoten in Deutschland 2000–2009<br />

Die Abwärtsdynamik in der Gründungsaktivität, die im Jahr 2004 einsetzte, hatte sich schon<br />

2008 verlangsamt und ist nun gebrochen. 25 Während für die Gründerzahl im Vollerwerb wie<br />

schon von 2007 auf 2008 ein leichter Anstieg zu verzeichnen war, ist die Zahl der Nebenerwerbsgründer<br />

nun zum ersten Mal seit 2003 wieder leicht gestiegen.<br />

Makroökonomische Einflussfaktoren auf das Gründungsgeschehen<br />

Die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die in der ökonomischen Literatur nach<br />

ihrem Einfluss auf das Gründungsgeschehen in Push- und Pull-Faktoren unterschieden werden,<br />

bilden den Hintergrund für die individuelle Gründungsentscheidung. 26 Als bedeutender<br />

25<br />

Statistisch sind die die Veränderungen zwischen 2008 und 2009 nicht signifikant. Die 95 %-<br />

Konfidenzintervalle für die Gründerquoten im Jahr 2009 lauten [1,58; 1,80] für Gründer insgesamt,<br />

[0,69; 0,85] für Gründer im Vollerwerb und [0,83; 1,01] für Gründer im Nebenerwerb. Für die hochgerechneten<br />

Absolutzahlen ergeben sich die entsprechenden Schwankungsbreiten als 813.000–931.000<br />

für Gründer insgesamt; 431.000–519.000 für Vollerwerbsgründer und 405.000–527.000 für Nebenerwerbsgründer.<br />

26<br />

Vgl. Meager (1992).<br />

0,77


16 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Push-Faktor wird die Erwerbs- bzw. Arbeitslosigkeit angesehen, durch die die betroffenen<br />

Personen in Ermangelung von Erwerbsalternativen quasi in die Selbstständigkeit „gestoßen“<br />

werden. Die konjunkturelle Entwicklung wird dagegen als Pull-Faktor verstanden, da eine<br />

positive wirtschaftliche Dynamik – soweit sie nicht sogar durch das Entstehen neuer Unternehmen<br />

(mit)verursacht ist – Gründungen „nach sich zieht“, indem sich für potenzielle Gründer<br />

z. B. wachsende oder gar neue Absatzmärkte erschließen.<br />

Über die Jahre hinweg sind deutliche Anzeichen für die Relevanz von Erwerbslosigkeit als<br />

Push-Faktor zu finden. Wird der Zeitraum 2000–2008 betrachtet, dann ist der Korrelationskoeffizient<br />

zwischen der Veränderungsrate der ILO-Erwerbslosenquote 27 und der Gründerquote<br />

(im Vollerwerb / im Nebenerwerb) mit r = 0,83 (0,87 / 0,71) signifikant positiv. 28 Von 2008 zu<br />

2009 fällt der Anstieg der Erwerbslosenquote mit 0,4 Prozentpunkten auf 7,6 % nur relativ<br />

gering aus. Gleichzeitig hat die Gründerquote um 0,2 Prozentpunkte zugenommen, was jedoch<br />

bei der geringeren Varianz dieser Zeitreihe einen stärkeren relativen Anstieg bedeutet.<br />

Dies senkt den Zusammenhang zwischen der Gründerquote und der relativen Veränderung<br />

der Erwerbslosenquote auf r = 0,66 (0,75 / 0,52) 29 , wenn der Zeitraum 2000 bis 2009 betrachtet<br />

wird. Um den Gleichlauf zwischen Gründerquote und relativer Veränderung der Erwerbslosenquote<br />

zu veranschaulichen, sind in Grafik 2 die standardisierten Werte 30 für beide Zeitreihen<br />

abgebildet. Der deutliche Gleichlauf zwischen Veränderung der Erwerbslosenquote<br />

und Gründerzahlen im Vollerwerb verdeutlicht nochmals die Bedeutung der Arbeitsmarktsituation<br />

als Push-Faktor: höhere Arbeitslosigkeit und mangelnde Erwerbsalternativen in abhän-<br />

27 Die Erwerbslosenquote nach dem Standard der International Labour Organization (ILO) stellt den<br />

Vergleichsmaßstab zur Beurteilung der Arbeitsmarktsituation verschiedener Staaten dar. Sie ist unabhängig<br />

von nationalen Arbeitslosigkeitsdefinitionen und deren Veränderungen. In Bezug auf Deutschland<br />

erweist sich dies insbesondere im Hinblick auf das im Zug der Zusammenlegung von Arbeitslosen-<br />

und Sozialhilfe im Jahr 2005 erweiterte Arbeitslosigkeitskonzept als nützlich. Die ILO-Erwerbslosenquote<br />

ist als Anteil der Erwerbslosen an allen Erwerbspersonen (bestehend aus Erwerbstätigen<br />

und Erwerbslosen) definiert. Als erwerbslos im Sinn der ILO-Statistik gilt, wer weniger als eine Stunde<br />

pro Woche arbeitet, aber mehr arbeiten will und dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht.<br />

28<br />

r ist der Korrelationskoeffizient nach Bravais-Pearson. Er ist ein dimensionsloses Maß für den Grad<br />

des linearen Zusammenhangs zwischen zwei metrisch skalierten Merkmalen. Er kann Werte zwischen<br />

-1 und 1 annehmen. Bei einem Wert von +1 (-1) besteht ein vollständig positiver (negativer) linearer<br />

Zusammenhang zwischen den betrachteten Merkmalen. Wenn der Korrelationskoeffizient den Wert 0<br />

aufweist, hängen die beiden Merkmale überhaupt nicht linear zusammen.<br />

29<br />

Die p-Werte zur Ermittlung der Signifikanz lauten 0,04 (0,01 / 0,12).<br />

30 Für die Standardisierung werden die beobachteten Werte so transformiert, dass die Zeitreihe einen<br />

Mittelwert von Null und eine Varianz von Eins aufweist. Die zugehörigen p-Werte zur Ermittlung der<br />

Signifikanz lauten 0,01 (0,00 / 0,03).


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 17<br />

giger Beschäftigung führen dazu, dass Personen verstärkt eine Selbstständigkeit als Haupteinkommensquelle<br />

in Betracht ziehen. 31<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

-1,5<br />

-2,0<br />

-2,5<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Standardisierte Gründerquote<br />

Stand. Veränderungsrate ILO-Erwerbslosenquote<br />

Standardisierte BIP-Wachstumsrate<br />

Quelle: <strong>KfW</strong> <strong>Gründungsmonitor</strong>, Statistisches Bundesamt (2010a,b), eigene Berechnungen.<br />

Grafik 2: Gründungsaktivität im Konjunkturablauf<br />

Ein Zusammenhang zwischen Konjunkturzyklus und Gründungsaktivität lässt sich dagegen<br />

zunächst nicht identifizieren. Der Korrelationskoeffizient zwischen realer Wachstumsrate des<br />

BIP und Gründerquote (im Vollerwerb / im Nebenerwerb) für den gesamten Zeitraum von<br />

2000–2009 ist mit r = 0,13 (0,02 / 0,22) 32 insignifikant. Insbesondere am aktuellen Rand geht<br />

der Konjunkturabschwung mit einem Anstieg der Gründerzahlen einher, während noch 2008<br />

ein schwächeres Wirtschaftswachstum von einem – wenn auch gebremsten – Rückgang im<br />

Gründungsgeschehen begleitet war. Dies vermittelt eher den Eindruck eines negativen Zusammenhangs<br />

zwischen Konjunktur und Gründungsaktivität, der sich auch im Verlauf der<br />

standardisierten Zeitreihen in Grafik 2 widerspiegelt.<br />

Die Bewertung der Push- und Pull-Faktoren muss jedoch auch den Zusammenhang zwischen<br />

Arbeitsmarkt und Konjunktur in Betracht ziehen. So könnte die vermeintliche Unabhängigkeit<br />

der Gründungsaktivität von der konjunkturellen Entwicklung daraus resultieren,<br />

31<br />

Die Arbeitsmarktsituation lässt sich zum einen anhand der Erwerbslosenquote beschreiben. Ein<br />

zweiter Indikator ist die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten offenen Stellen, die die<br />

Alternativen in abhängiger Beschäftigung widerspiegelt (siehe Tabelle 9). Die Korrelation zwischen<br />

der ILO-Erwerbslosenquote und der Zahl der offenen Stellen beträgt -0,50 (p-Wert 0,12), die eine<br />

spiegelbildliche Entwicklung dieser beiden Größen nahelegt.<br />

32<br />

Die p-Werte zu Ermittlung der Signifikanz lauten 0,72 (0,94 / 0,54).


18 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

dass die stärker wirkende positive Korrelation zwischen der Veränderungsrate der Erwerbslosenquote<br />

und der Gründerquote den Zusammenhang zwischen realer Wachstumsrate und<br />

Gründerquote überlagert. Denn im Regelfall entwickeln sich Konjunktur und die Lage auf dem<br />

Arbeitsmarkt – wenn auch mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung – parallel: Einem Konjunkturabschwung<br />

folgt eine Verschlechterung der Arbeitsmarktlage. Der Zusammenhang<br />

zwischen konjunktureller Entwicklung und Arbeitsmarktlage spiegelt sich dann auch in einem<br />

negativen Korrelationskoeffizienten von r = -0,57 (p-Wert 0,09) zwischen der Veränderung<br />

der Erwerbslosenquote und der realen Wachstumsrate für den Zeitraum 2000 bis 2009 wider.<br />

Die Rezession 2009 weist ebenfalls diesen Zusammenhang auf, ist jedoch im Hinblick auf die<br />

quantitativen Auswirkungen des Konjunkturabschwungs auf den Arbeitsmarkt als Sonderfall<br />

einzuschätzen. Zwar ist die Wirtschaftsleistung so stark eingebrochen wie noch nie seit<br />

Gründung der Bundesrepublik, gleichzeitig haben Anpassungen der Arbeitszeit (und weniger<br />

Anpassungen der Beschäftigtenzahl), flankiert von konjunkturpolitischen Maßnahmen wie<br />

staatlich geförderter Kurzarbeit, dazu geführt, dass die Arbeitslosigkeit deutlich weniger als<br />

erwartet gestiegen ist. Dies wirkt sich auch auf das Zusammenspiel der Push- und Pull-<br />

Faktoren im Gründungsgeschehen aus. Die moderate Verschlechterung der Arbeitsmarktlage<br />

lässt zunächst einen relativ geringen Push-Effekt der Arbeitslosigkeit und damit Anstieg der<br />

Gründungsaktivität erwarten, der dramatische Wirtschaftseinbruch eine starke Verminderung<br />

der Pull-Wirkung der gesamtwirtschaftlichen Situation. Durch den stärkeren Zusammenhang<br />

der Gründungsaktivität mit der Arbeitsmarktlage zeigen die Daten im Saldo höhere Gründerzahlen<br />

an.<br />

Die im bivariaten Vergleich ermittelte weit gehende Unabhängigkeit von konjunktureller Entwicklung<br />

und Gründungen gibt demnach nicht den tatsächlichen Zusammenhang zwischen<br />

Gründungen und Konjunktur per se wieder. Vielmehr bewegen die mit einem wirtschaftlichen<br />

Aufschwung einhergehenden verbesserten Job- und Einkommenschancen in abhängiger<br />

Erwerbstätigkeit potenzielle Gründer eher zur Beibehaltung oder Aufnahme eines vergleichsweise<br />

sicheren abhängigen Beschäftigungsverhältnisses und lässt sie von der Aufnahme<br />

einer risikobehafteten selbstständigen Erwerbstätigkeit Abstand nehmen. Dementsprechend<br />

sollte die Pull-Hypothese nicht a priori verworfen werden, sondern ist in einem multivariaten<br />

Kontext zu überprüfen.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 19<br />

Exkurs 1: Der multivariate Zusammenhang zwischen Gründerquote, Erwerbslosenquote und<br />

realem Wirtschaftswachstum<br />

Um den Zusammenhang zwischen Gründungsaktivität, Konjunktur und Arbeitsmarkt zu überprüfen,<br />

bietet sich eine Regressionsanalyse für den Gesamtzeitraum 2000–2009 an. 33 Als abhängige Variable<br />

wird die Gründerquote q gewählt, als erklärende Größen die reale Jahreswachstumsrate des<br />

BIP, g, sowie die relative Veränderung der Erwerbslosenquote, Δu. Die Schätzung resultiert in folgender<br />

Gleichung (t-Werte in Klammern):<br />

q = 2,<br />

18 + 0,<br />

06 Δu<br />

+ 0,<br />

16 g;<br />

( 25,<br />

08)<br />

( 5,<br />

50)<br />

( 3,<br />

80)<br />

R = 0,<br />

7628,<br />

prob<br />

prob<br />

Breusch-Godfrey<br />

Test auf Autokorrelation<br />

Breusch-Pagan<br />

Test auf Heteroskedastie<br />

Die Schätzergebnisse unterstützen zum einen die Beobachtung, dass die Erwerbslosigkeit als<br />

Push-Faktor wirkt. Der Einfluss der relativen Veränderung der Erwerbslosenquote auf die Gründerquote<br />

ist signifikant positiv, wobei eine um einen Prozentpunkt höhere relative Veränderung der<br />

Erwerbslosenquote zu einem Anstieg der Gründerquote um 0,06 Prozentpunkte führen würde.<br />

Zum anderen entfaltet auch das Wirtschaftswachstum über die Pull-Wirkung einen signifikant positiven<br />

Einfluss auf die Gründerquote. Eine um einen Prozentpunkt höhere reale Wachstumsrate<br />

würde danach zu einem Anstieg der Gründerquote um 0,16 Prozentpunkte führen. Hätte sich die<br />

Wirtschaftskrise in einem noch im Frühjahr 2009 vermuteten Anstieg der Erwerbslosenquote auf<br />

8,1 % und in einem noch stärkeren Rückgang der Wirtschaftsleistung um insgesamt 6 % niedergeschlagen<br />

(Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, 2009), hätte dies die Gründerquote nochmals<br />

um 0,25 Prozentpunkte nach oben getrieben.<br />

Eine Unterteilung nach Bundesländern ermöglicht eine weitergehende Untersuchung mithilfe einer<br />

Panelregression. Wird die Gründerquote der Jahre 2000–2009 unter Berücksichtigung fixer Effekte<br />

für die Bundesländer auf die relative Änderung der Arbeitslosenquote 34 und die reale Wachstumsrate<br />

des BIP regressiert, so bestätigen sich die Push-Wirkung der Arbeitslosenquote und die Pull-<br />

Wirkung der konjunkturellen Entwicklung auch in dieser Analyse. Dies betrifft sowohl die Größe der<br />

Effekte als auch ihre Signifikanz. 35<br />

Auch wenn Regressionsergebnisse aufgrund der geringen Anzahl von Beobachtungen nicht<br />

allein zur Interpretation herangezogen werden können, unterstützen sie doch die Beobachtung,<br />

dass sowohl eine steigende Erwerbslosigkeit als Push-Faktor als auch eine positive<br />

33<br />

Multivariate Analysen erlauben die simultane Berücksichtung des Einflusses der beiden vorgenannten<br />

(und etwaiger weiterer potenzieller) Einflussfaktoren auf die zu erklärende Größe bzw. die Gründerquote.<br />

Indem die Korrelationsbeziehungen der erklärenden Variablen in multivariaten Analysen<br />

berücksichtigt werden, ist es möglich, die partiellen Effekte bzw. ceteris paribus Effekte der erklärenden<br />

Variablen zu bestimmen. Diese geben den Einfluss der jeweiligen erklärenden Variable auf die zu<br />

erklärende Variable bei unterstellter Konstanz aller anderen erklärenden Variablen wieder.<br />

Ob die zehn Beobachtungen der Jahre 2000–2009 für die Zeitreihenanalyse ausreichend sind, ist von<br />

verschiedenen Faktoren abhängig. Für belastbare Ergebnisse sind im Allgemeinen umso mehr Beobachtungen<br />

heranzuziehen, je mehr zufällige Variation in den Variablen enthalten ist. Für die vorliegenden<br />

Jahresdaten dürften zufällige Schwankungen hinreichend gering sein, was als Ergänzung der<br />

bivariaten Analyse eine Regression mit zwei erklärenden Variablen ermöglicht. Bei der Einordnung<br />

der Ergebnisse ist angesichts der geringen Anzahl von Freiheitsgraden selbstverständlich Vorsicht<br />

angebracht.<br />

34<br />

Arbeitslosenquote bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen.<br />

35 Schätzergebnisse auf Anfrage bei den Autoren.<br />

=<br />

=<br />

0,<br />

12<br />

0,<br />

27


20 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

konjunkturelle Entwicklung als Pull-Faktor das Gründungsgeschehen positiv beeinflussen. In<br />

der Situation des Jahres 2009 bedeutet dies eine Erhöhung der Gründungsaktivität durch die<br />

verschlechterte Arbeitsmarktsituation und einen gegenläufigen Effekt durch die Rezession.<br />

Da der erste Effekt stärker ausfällt, ist für die Gründerzahl im Jahr 2009 netto ein Anstieg zu<br />

verzeichnen.<br />

Durch den substanziellen Anteil von Gründern aus der Arbeitslosigkeit am Gründungsgeschehen<br />

in Deutschland haben Änderungen der Förderung der Selbstständigkeit durch die<br />

Bundesagentur für Arbeit (BA) einen entsprechend starken Einfluss auf die Gründerzahlen.<br />

Da das Förderinstrumentarium jedoch seit 2005 im Wesentlichen unverändert geblieben ist,<br />

dürfte am aktuellen Rand kein institutioneller Effekt mehr den Einfluss makroökonomischer<br />

Push- und Pull-Faktoren auf das aggregierte Gründungsgeschehen überlagern, wie dies im<br />

vorangegangenen Konjunkturzyklus der Fall war (siehe Exkurs 2). Insofern ist eher davon<br />

auszugehen, dass die Förderzahlen den Einfluss der Push-Faktoren auf die Gründungsaktivität<br />

widerspiegeln. Im Krisenjahr 2009 haben auch die Zugänge in die BA-Förderprogramme<br />

für Gründer wieder zugenommen (Tabelle 9 im Anhang). So wurden rund 158.000 Arbeitslose<br />

bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit von der BA unterstützt. Dies sind 9 % unterstützte<br />

Arbeitslose mehr als im Jahr 2008, in dem 144.000 Gründer von der BA gefördert wurden.<br />

Der Anstieg der Förderung geht einher mit einem Anstieg der Erwerbslosenquote um 3 %<br />

und einem Rückgang der gemeldeten Stellen um 15 %, beides Indikatoren für die Verschlechterung<br />

der Arbeitsmarktsituation in der Krise.<br />

Exkurs 2: Der Einfluss der aktiven Gründungsförderung durch die Bundesagentur für Arbeit<br />

Da die Dynamik des Gründungsgeschehens in den letzten Jahren maßgeblich durch Gründungen<br />

aus der Arbeitslosigkeit beeinflusst wurde, ist die Förderung der Selbstständigkeit durch die Bundesagentur<br />

für Arbeit (BA) als Einflussfaktor zu berücksichtigen. Eine Übersicht über die Gründerförderung<br />

der BA seit 1999 findet sich in Tabelle 10 im Anhang.<br />

Institutionelle Änderungen der BA-Förderung schlagen sich recht deutlich in den Gründerzahlen<br />

nieder. Die Ausweitung der Gründungsförderung der BA in den Jahren 2003–2004 und die danach<br />

einsetzende restriktivere Ausgestaltung der Förderkonditionen hat offensichtlich jenseits des reinen<br />

Push-Effekts der Arbeitslosigkeit einen spürbaren institutionellen Einfluss auf die Entwicklungen<br />

des Gründungsgeschehens (insbesondere im Vollerwerb) gehabt. Starke Belege für diese Vermutung<br />

sind die Verdopplung der Zugänge (+129.000 Fälle) zur BA-Gründungsförderung bei Einführung<br />

des Existenzgründungszuschusses im Jahr 2003 und der starke Abfall der Zugangszahlen (-<br />

86.000 Fälle) im Jahr 2005 bei Ausschluss der früheren Arbeitslosenhilfeempfänger vom Förderanspruch.<br />

Diese Ausschläge in BA-geförderten Gründungen, die sich auch in den Gründerquoten<br />

in Grafik 1 widerspiegeln (Anstieg der Gründerquote im Jahr 2003 und deutlicher Rückgang seit<br />

dem Jahr 2005), können nicht allein durch die Entwicklung der Erwerbslosigkeit erklärt werden. Die<br />

Erwerbslosenquote stieg bspw. im Jahr 2005 um 0,9 Prozentpunkte an, was für sich genommen<br />

eine steigende Gründerzahl induziert haben sollte.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 21<br />

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Gründungsgeschehen<br />

Die verstärkte Gründungsaktivität in der Rezession wird zwar vornehmlich von der Push-<br />

Wirkung einer schlechten Arbeitsmarktsituation gespeist, muss jedoch nicht nur Gründungen<br />

aus der Not heraus hervorbringen. Auch Personen, die eine Gründungsidee „in der Schublade“<br />

liegen hatten, können durch einen äußeren Anlass, wie ein unsicherer werdendes Beschäftigungsverhältnis,<br />

dazu bewogen werden, ihr Projekt umzusetzen. Zudem können Personen<br />

gerade in der Krise als Zeit des Wandels Chancen für eine Gründung entdecken. Mit<br />

dieser Einschätzung in Einklang steht die Erfahrung, dass Gründungsprojekte in Krisen insofern<br />

größer ausfallen, als der Schritt in die Selbstständigkeit dann ‚nur’ mit einer substanziellen<br />

und als tragfähig eingestuften Gründungsidee gegangen wird (OECD, 2009). Gründungen<br />

mit weniger ausgereiftem Konzept ‚zum Ausprobieren’ finden dagegen weniger häufig statt.<br />

Im Gegensatz dazu könnte die Gründungsgröße in Krisenzeiten aber auch kleiner ausfallen.<br />

Zum einen wäre dies der Fall, wenn für die Gründer, die auf externe Ressourcen zur Finanzierung<br />

ihres Projekts zurückgreifen müssen, der Finanzierungszugang eingeschränkt wäre. 36<br />

Zum anderen könnten Gründer in der Krise dezidiert klein starten und erst nach entsprechenden<br />

Anfangserfolgen eine Ausweitung des Geschäftsbetriebs auf den ursprünglich geplanten<br />

Umfang vornehmen. Ein infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise vorsichtiges Agieren sowohl<br />

der Gründer als auch der Kapitalgeber würde sich dann in einem kleineren Umfang der<br />

Gründungen widerspiegeln.<br />

In Grafik 3 werden die möglichen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Gründungsaktivität<br />

differenziert betrachtet. Für rund 44 % der Gründer blieb die Wirtschaftskrise bis zum Befragungszeitraum<br />

in der zweiten Jahreshälfte 2009 folgenlos. Die häufigste Auswirkung der<br />

Krise ist ein erhöhter Druck zur Selbstständigkeit, der am zweithäufigsten verbreitete Effekt<br />

ist die Eröffnung von Gründungschancen. Allerdings werden deutliche Unterschiede in Abhängigkeit<br />

vom Gründungsumfang sichtbar. Vollerwerbsgründer spüren seltener keine Krisenauswirkungen<br />

(33 %) als Nebenerwerbsgründer, von denen sich über die Hälfte als nicht<br />

betroffen bezeichnet. Die Differenz in der Wahrnehmung von Krisenauswirkungen zwischen<br />

Voll- und Nebenerwerbsgründern speist sich zum einen aus dem unterschiedlichen Druck,<br />

den die Krise auf die Gründer ausgeübt hat, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen.<br />

Zum anderen eröffnete die Krise aber auch Chancen, die Gründer häufiger für eine Vollerwerbsgründung<br />

genutzt haben.<br />

36<br />

Zur Gründungsfinanzierung und insbesondere zur Entwicklung von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

siehe Abschnitt 5.


22 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Ein Mangel an Erwerbsalternativen, der sich aus der unsicheren Arbeitsmarktlage angesichts<br />

(drohender) Arbeitslosigkeit und weniger offenen Stellen ergibt, ist vor allem für Vollerwerbsgründer<br />

spürbar. Für rund 25 % der Vollerwerbsgründer hat die Krise den Druck zur Selbstständigkeit<br />

erhöht. Im Gegensatz dazu sind Nebenerwerbsgründer, die per Definition auf eine<br />

alternative Haupterwerbsquelle zurückgreifen können, dem Druck weniger stark ausgesetzt<br />

(14 % derart betroffen). Verkürzte Arbeitszeiten aufgrund von weniger Überstunden oder<br />

Kurzarbeit, sowie möglicherweise auch geringere Arbeitsentgelte mögen aber auch die Notwendigkeit<br />

eines Hinzuverdienstes verstärkt haben.<br />

In Wirtschaftskrisen verstärkt sich der Strukturwandel in der Wirtschaft und der „Prozess der<br />

schöpferischen Zerstörung“ intensiviert sich. Die Veränderungen in der Wirtschaftsstruktur<br />

eröffnen Gründungschancen, die von Gründern im Vollerwerb stärker genutzt werden. Rund<br />

20 % der Vollerwerbsgründer und 15 % der Nebenerwerbsgründer geben an, dass sich die<br />

Wirtschaftskrise in Form einer eröffneten Gründungschance direkt positiv ausgewirkt hat.<br />

Gründungszeitpunkt verzögert<br />

Gründungsumfang kleiner als geplant<br />

Gründungschance eröffnet<br />

Druck für Schritt in Selbstständigkeit erhöht<br />

Bislang keine Auswirkungen<br />

7,1<br />

7,8<br />

6,6<br />

13,5<br />

14,7<br />

12,6<br />

17,2<br />

19,9<br />

14,8<br />

19,5<br />

25,3<br />

14,1<br />

44,4<br />

32,6<br />

54,6<br />

0% 20% 40% 60%<br />

Alle Gründer<br />

Vollerwerb<br />

Nebenerwerb<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen mind. n=668 Gründern, an<br />

allen mind. n=295 Gründern im Vollerwerb bzw. an allen mind. n=366 Gründern im Nebenerwerb wieder, die sich zu den Auswirkungen<br />

der Finanz- und Wirtschaftskrise auf ihr Gründungsprojekt geäußert haben (Mehrfachnennungen möglich). Lesehilfe:<br />

19,5 % aller Gründer haben durch die Finanz- und Wirtschaftskrise einen verstärkten Druck für den Schritt in die Selbstständigkeit<br />

verspürt.<br />

Grafik 3: Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Gründer<br />

Ein verzögerter Gründungszeitpunkt und ein kleinerer als geplanter Gründungsumfang sind<br />

zwei weitere Kanäle, durch die die Wirtschaftskrise negativ auf die Gründungsaktivität wirkt.<br />

Beide Effekte sind unter Voll- und Nebenerwerbsgründern nahezu gleichermaßen verbreitet.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 23<br />

Ein geringerer Gründungsumfang als geplant war für 15 % der Vollerwerbsgründer und 13 %<br />

der Nebenerwerbsgründer relevant; rund 8 % der Vollerwerbsgründer und 7 % der Nebenerwerbsgründer<br />

haben wegen der Wirtschaftskrise den Gründungszeitpunkt verschoben. Nicht<br />

ermitteln lassen sich hingegen die Gründer, die ihr Projekt aufgrund der Wirtschaftskrise ganz<br />

aufgegeben oder auf einen Zeitpunkt nach der Befragung verschoben haben. Insofern sind<br />

die Zahlen eher als Untergrenzen für die negativen Auswirkungen der Rezession auf die<br />

Gründungsaktivität in 2009 zu interpretieren.<br />

Gründungsgeschehen in den Regionen<br />

Unterschiede im Gründungsgeschehen zwischen West- und Ostdeutschland sind Grafik 4<br />

sowie Tabelle 7 und Tabelle 8 im Anhang zu entnehmen. Im Westen lag die Gesamtgründerquote<br />

im Jahr 2009 mit 1,78 % wie in den Vorjahren höher als im Osten (1,30 %). Die auf die<br />

jeweiligen Bevölkerungen hochgerechneten Gründerzahlen belaufen sich entsprechend auf<br />

752.000 (+11 %) Personen in Westdeutschland und 122.000 (+6 %) Personen in Ostdeutschland<br />

(Veränderungen zum Vorjahr in Klammern). Damit fiel, nachdem die Gründerzahlen bereits<br />

im Jahr 2008 im Westen weniger stark zurückgegangen waren als im Osten, der Anstieg<br />

in der Gründungsaktivität insgesamt in Westdeutschland stärker aus als in Ostdeutschland.<br />

Hierdurch hat sich die Lücke in der Gründungsaktivität zwischen Ost- und Westdeutschland<br />

weiter vergrößert. Die geringere Gründungsneigung in Ostdeutschland zeigt sich auch in den<br />

empirischen Analysen zur Struktur des Gründungsgeschehens und der Gründungsentscheidung<br />

(siehe Abschnitt 3.2 und Abschnitt 4.1).


24 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

3,5%<br />

3,0%<br />

2,5%<br />

2,0%<br />

1,5%<br />

1,0%<br />

0,5%<br />

0%<br />

2,45<br />

2,91 2,86 2,99<br />

West Ost<br />

2,64 2,55<br />

2,07<br />

1,72<br />

1,78<br />

1,61<br />

2,32<br />

2,94<br />

2,36 2,38<br />

2,25<br />

2,15 2,20<br />

1,43<br />

1,22 1,30<br />

2000 2003 2006 2009 2000 2003 2006 2009<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Gründerquoten beruhen auf den folgenden Stichprobenumfängen (1. Angabe jeweils für West-, 2. Angabe jeweils für Ostdeutschland):<br />

n=18.712, 4.792 (2000), n=12.020, 2.997 (2001), n=23.665, 6.111 (2002), n=24.468, 6.191 (2003), n=24.290,<br />

6.173 (2004), n=23.898, 6.066 (2005), n=30.029, 7.202 (2006), n=30.493, 7.127 (2007), n=20.080, 4.919 (2008) , n=32.785,<br />

15.635 (2009). Zur eingeschränkten Vergleichbarkeit der Gründerquoten der Jahre 2000 und 2001 vgl. die Anmerkungen in der<br />

Fußnote zu Grafik 1.<br />

Grafik 4: Gründerquoten in West- und Ostdeutschland 2000–2009<br />

Die Quoten der Gründer im Vollerwerb (Nebenerwerb) betragen am aktuellen Rand 0,78 %<br />

(1,00 %) in Westdeutschland und 0,74 % (0,56 %) in Ostdeutschland. Dementsprechend sind<br />

für 2009 in Westdeutschland 329.000 (+29 %) Vollerwerbsgründer und 422.000 (+/-0 %) Nebenerwerbsgründer,<br />

in Ostdeutschland 69.000 (-5 %) Vollerwerbs- und 52.000 (+27 %) Nebenerwerbsgründer<br />

zu verzeichnen (Veränderungen zum Vorjahr in Klammern). 37<br />

Der für Deutschland insgesamt im Jahr 2009 zu beobachtende Anstieg der Vollerwerbsgründungen<br />

resultiert dementsprechend ausschließlich aus einem deutlichen Anstieg in Westdeutschland<br />

um rund 73.000 Personen, während für die Zahl der Vollerwerbsgründer in Ostdeutschland<br />

ein – wenngleich geringer – Rückgang um 4.000 Personen zu verzeichnen ist.<br />

Der leichte Anstieg der Nebenerwerbsgründer auf Bundesebene ist dagegen ausschließlich<br />

auf eine Zunahme in Ostdeutschland (+11.000 Personen) zurückzuführen, da sich die Zahl<br />

der Nebenerwerbsgründer in Westdeutschland im Vergleich zu 2008 im Prinzip nicht verändert<br />

hat (-2.000 Personen). Die Verteilung der gestiegenen Gründungsaktivität auf mehr Vollerwerbsgründer<br />

in Westdeutschland und mehr Nebenerwerbsgründer in Ostdeutschland zeigt<br />

37 Statistisch signifikant ist keine der Veränderungen von 2008 auf 2009.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 25<br />

einmal mehr, dass in den Regionen vermutlich unterschiedliche Mechanismen das Gründungsgeschehen<br />

treiben. Während sich für Westdeutschland die Zahlen für Voll- und Nebenerwerbsgründer<br />

relativ parallel entwickeln, jedoch durchgängig mehr Nebenerwerbsgründer<br />

zu verzeichnen sind, verläuft die Entwicklung der Gründerzahlen in Ostdeutschland deutlich<br />

volatiler. Dies könnte einerseits daran liegen, dass das Gründungsgeschehen in Ostdeutschland<br />

stärker auf die Push- und Pull-Faktoren – konjunkturelle Entwicklung und Änderung der<br />

Arbeitsmarktsituation – reagiert. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass die stärkeren<br />

Ausschläge in Ostdeutschland lediglich das Ergebnis der aufgrund der geringeren Beobachtungszahlen<br />

für die neuen Bundesländer deutlich größeren Schwankungsbreiten (Konfidenzintervalle)<br />

der Zeitreihen sind.<br />

Die unterschiedliche Entwicklung der Vollerwerbsgründerzahl in Ost- und Westdeutschland<br />

im Jahr 2009 spiegelt mutmaßlich verschieden starke Push-Wirkungen der Arbeitslosigkeit<br />

wider. Während in Westdeutschland die Arbeitslosenquote gestiegen ist, ist sie in Ostdeutschland<br />

sogar etwas zurückgegangen, 38 was die gestiegene Zahl der Vollerwerbsgründer<br />

in Westdeutschland und die leicht gesunkene Zahl in Ostdeutschland erklären könnte.<br />

Für Nebenerwerbsgründer sind die sonstigen Gründe, vor allem Selbstverwirklichung und<br />

pekuniäre Gründe, ein weiter verbreitetes Gründungsmotiv als für Vollerwerbsgründer, während<br />

das Notmotiv eine geringere Rolle spielt (siehe Abschnitt 4.1, Tabelle 3). Zum einen ist<br />

daher der Push-Effekt der Arbeitslosigkeit weniger stark ausgeprägt. Zum anderen ist der<br />

zum Push-Effekt der Arbeitslosigkeit gegenläufige Effekt fehlender Gelegenheiten für Gründungen<br />

und Hinzuverdienstmöglichkeiten, die sich in der negativen Wachstumsrate des BIP<br />

widerspiegelt, bei den Nebenerwerbsgründern ausgeprägter. Dies zeigt sich insbesondere in<br />

Westdeutschland, wo die Zahl der Nebenerwerbsgründer in 2009 nur geringfügig zugenommen<br />

hat.<br />

In Ostdeutschland ist dagegen die Zahl der Nebenerwerbsgründer 2009 deutlich gestiegen.<br />

In den neuen Bundesländern hat sich zwar die Arbeitsmarktsituation angesichts eines hier<br />

weniger dramatischen Konjunkturabschwungs nicht so stark verschlechtert wie in den alten<br />

Bundesländern, aber die Unsicherheit über die Prognosen über den Arbeitsmarkt und Zweifel<br />

an der Belastbarkeit der sich abzeichnenden Erholung in der ersten Jahreshälfte 2009 dürften<br />

schon als Anstoß für eine erhöhte Gründungsaktivität gereicht haben. Da das Zeitbudget je-<br />

38 Arbeitslosenquote als Anteil an allen zivilen Erwerbspersonen: Westdeutschland 2008 6,4 %, 2009<br />

6,9 %; Ostdeutschland inkl. Berlin 2008 13,1 %, 2009 13,0 % (Quelle: Sachverständigenrat, 2010).<br />

Ein sehr ähnliches Bild ergibt sich, wenn die Unterbeschäftigung mit Kurzarbeit betrachtet wird. Während<br />

in Westdeutschland ein Anstieg um 18 % zu verzeichnen ist, ergibt sich für Ostdeutschland nur<br />

eine Zunahme um 1 % (eigene Berechnungen auf Basis Bundesagentur für Arbeit, 2010a).


26 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

doch nicht für eine Vollerwerbsgründung ausreicht, wenn eine Person weiter in abhängiger<br />

Beschäftigung arbeitet, können Gründungswillige in den Nebenerwerb „umgeleitet“ worden<br />

sein. Dass hinreichend viele Gelegenheiten für Gründer im Nebenerwerb vorhanden waren,<br />

könnte auch auf den Rückgang der Gründerquote im Nebenerwerb von 1,28 % in 2006 auf<br />

0,44 % in 2008 zurückzuführen sein. War das Gründungspotenzial während der guten konjunkturellen<br />

Entwicklung bis Mitte 2008 nicht ausgeschöpft, so mag dies zu einem Nachholbedarf<br />

bei Nebenerwerbsgründungen in Ostdeutschland geführt haben.<br />

Gründungsgeschehen in den Bundesländern<br />

Mit der Betrachtung des Gründungsgeschehens auf Bundesländerebene erfolgt in Grafik 5<br />

eine weiter gehende regionale Differenzierung der Gründungsaktivität. Um eine höhere statistische<br />

Belastbarkeit der Analyse zu gewährleisten, werden die Daten der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>befragungen<br />

für die Jahre 2006 bis 2009 gemeinsam betrachtet. Die Länder sind in<br />

absteigender Reihenfolge der Gesamtgründerquote angeordnet.<br />

Die höchsten Gründerquoten sind in den beiden Stadtstaaten Berlin (3,20 %) und Hamburg<br />

(2,51 %), gefolgt von den drei wirtschaftsstarken Flächenstaaten Hessen (2,12 %), Bayern<br />

(1,97 %) und Schleswig-Holstein (1,91 %) auf den Plätzen 3 bis 5 zu verzeichnen. Die niedrigste<br />

Gründerquote besitzt Bremen (1,16 %). Auf den Plätzen 12 bis 15 finden sich die Flächenstaaten<br />

Saarland, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, und Thüringen wieder. Generell<br />

sind die (in Termini des BIP pro Kopf) wohlhabenden Länder eher in der oberen und die ärmeren<br />

Länder eher in der unteren Hälfte der Liste angesiedelt. Eine höhere Kaufkraft in den<br />

wohlhabenden Bundesländern führt zu günstigen Nachfragebedingungen, die sich in einer<br />

höheren Gründungsaktivität insbesondere im Nebenerwerb niederschlagen.<br />

Zwei Ausnahmen fallen ins Auge. Zum ersten findet sich das Land Brandenburg mit einer<br />

Gründerquote von 1,79 % im Mittelfeld auf Rang 8 wieder, obwohl es das zweitniedrigste BIP<br />

pro Kopf aufweist. Die vergleichsweise hohe Gründungsaktivität ist mutmaßlich auf das brandenburgische<br />

Umland von Berlin zurückzuführen. Die zweite Ausnahme bildet Bremen, welches<br />

vom Pro-Kopf-Einkommen her auf dem zweiten Platz steht, jedoch für die geringste<br />

Gründerquote verantwortlich zeichnet. Auch für den Bereich der technologie- und wissensintensiven<br />

Gründungen ist die Region Bremen-Oldenburg am unteren Ende der Metropolregionen<br />

Deutschlands zu finden (Metzger et al., 2008). Für die Schwäche Bremens im technologieorientierten<br />

Gründungsgeschehen dürften eine eher ungünstige Branchenstruktur sowie<br />

die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten verantwortlich zeichnen (Meurer und Stenke,<br />

2007).


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 27<br />

Berlin<br />

Hamburg<br />

Hessen<br />

Bayern<br />

Schleswig-Holstein<br />

Baden-Württemberg<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Brandenburg<br />

Niedersachsen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Sachsen-Anhalt<br />

Saarland<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Sachsen<br />

Thüringen<br />

Bremen<br />

0,57<br />

0,76<br />

0,81<br />

0,79<br />

0,80<br />

1,06<br />

1,22<br />

0,93<br />

0,98<br />

1,11<br />

1,08<br />

0,90<br />

0,89<br />

0,74 1,01<br />

0,68<br />

0,94<br />

0,69 0,82<br />

0,71 0,80<br />

0,78<br />

0,65<br />

0,81<br />

0,58<br />

0,57<br />

0,59<br />

1,10<br />

1,32<br />

1,32<br />

1,44<br />

1,39<br />

1,16<br />

1,45<br />

1,88<br />

1,97<br />

1,91<br />

1,87<br />

1,75<br />

1,67<br />

1,62<br />

1,51<br />

1,79<br />

1,51<br />

1,91<br />

2,12<br />

0% 1% 2% 3%<br />

2,51<br />

3,20<br />

Alle Gründer<br />

Vollerwerb<br />

Nebenerwerb<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Die regionalen Gründerquoten wurden aus den kumulierten Gründerzahlen der Jahre 2005 bis 2009 berechnet, um statistisch<br />

belastbarere Ergebnisse zu erhalten. Den Berechnungen liegen die folgenden Stichprobenumfänge zu Grunde: n=7.729 (Berlin),<br />

n=3.596 (Hamburg), n=12.012 (Hessen), n=26.447 (Bayern), n=5.452 (Schleswig-Holstein), n=20.115 (Baden-Württemberg),<br />

n=36.333 (Nordrhein-Westfalen), n=6.910 (Brandenburg), n=16.474 (Niedersachsen), n=8.557 (Rheinland-Pfalz),<br />

n=6.942 (Sachsen-Anhalt), n=2.139 (Saarland), n=4.615 (Mecklenburg-Vorpommern), n=12.141 (Sachsen), n=6.834 (Thüringen),<br />

n=1.310 (Bremen).<br />

Grafik 5: Gründerquoten nach Bundesländern (Durchschnitt 2005–2009)<br />

Weiterhin auffällig ist, dass die Rangfolge der Gründerquoten in Grafik 5 durch zwei dicht<br />

besiedelte Stadtstaaten angeführt wird. In diesen Ballungsräumen existiert eine vergleichsweise<br />

hohe Gründungsdynamik. Dieses Bild untermauert auch Grafik 19 im Anhang, die die<br />

Gründerquoten nach Gemeindegrößenklassen ausweist: Im Vergleich zu kleinen Gemeinden<br />

liegt in Großstädten und insbesondere in Gemeinden mit über 100.000 Einwohnern die Gründerquote<br />

tendenziell höher und die Gründungsneigung ist in Großstädten ab 500.000 Einwohner<br />

höher als in kleineren Gemeinden (siehe Tabelle 4). Dies gilt vor allem für Gründer im<br />

Vollerwerb. Großstädte weisen höhere Arbeitslosenquoten auf, was als Pushfaktor Gründer<br />

aus der Arbeitslosigkeit antreibt. Gleichzeitig ist durch das Vorhandensein von Clustern und<br />

die Möglichkeit, sich in Netzwerke einzubinden, die Attraktivität einer Gründung erhöht.<br />

Fazit und Ausblick zum aktuellen Gründungsgeschehen<br />

Im Jahr 2009 hat die Wirtschaftskrise zu einer Polarisierung des Gründungsgeschehens geführt.<br />

Auf der einen Seite hat sich der Druck zur Selbstständigkeit aufgrund der verschlechterten<br />

Arbeitsmarktsituation erhöht, auf der anderen Seite eröffnete die Wirtschaftskrise<br />

durch den verstärkten Strukturwandel auch Gründungschancen. Entsprechend sind in 2009


28 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

sowohl ein höherer Anteil von Chancengründern im Voll- und Nebenerwerb als auch ein höherer<br />

Anteil von Notgründern im Vollerwerb zu Lasten der Gründung aus sonstigen Motiven<br />

zu verzeichnen (siehe Grafik 29).<br />

Insgesamt ist die Gründungsaktivität deutlich angestiegen. Dieser Gesamteffekt nährt sich<br />

aus den entgegengesetzt wirkenden Faktoren Arbeitsmarktsituation und konjunktureller Entwicklung.<br />

Auf der einen Seite steht die Push-Wirkung einer (drohenden) Arbeitslosigkeit und<br />

den weniger zahlreichen Möglichkeiten in abhängiger Beschäftigung, die für sich genommen<br />

zu steigenden Gründerzahlen führt. Wenn sich die Aussichten für abhängige Beschäftigungsverhältnisse<br />

verschlechtern, kann dies der äußere Auslöser sein, Gründungspläne<br />

umzusetzen oder den Schritt in die Selbstständigkeit in Ermangelung anderer Möglichkeiten<br />

der Erwerbstätigkeit zu gehen. Auf der anderen Seite steht die Pull-Wirkung der konjunkturellen<br />

Entwicklung, die in der Rezession einen entsprechend negativen Einfluss auf die<br />

Gründungsaktivität entfaltet. Die Schwere der Rezession hat allerdings nicht nur zu einem<br />

Nachfrageausfall geführt, sondern gleichzeitig den „Prozess schöpferischer Zerstörung“ verstärkt,<br />

der direkt Gründungschancen eröffnet. Im Jahr 2009 haben der positive Push-Effekt<br />

der schlechten Arbeitsmarktsituation und die durch die Krise hervorgerufenen Gründungschancen<br />

den negativen Pull-Effekt des Konjunkturabschwungs deutlich überkompensiert.<br />

Die Unterscheidung nach Vollerwerbs- und Nebenerwerbsgründern lässt zudem vermuten,<br />

dass die Push- und Pullfaktoren im Jahr 2009 unterschiedlich auf potenzielle Gründer gewirkt<br />

haben. So ist die Zahl der Vollerwerbsgründer deutlich gestiegen, während sich das<br />

Gründungsgeschehen im Nebenerwerb auf dem gleichen Niveau wie im Jahr 2008 bewegt.<br />

Die starke Push-Wirkung der Arbeitslosigkeit und die Wahrnehmung von länger geplanten<br />

und langfristig ausgelegten Projekten, die die höheren Markteintrittsschranken in der Rezession<br />

überwinden können, dürften die Entscheidung für Gründungen im Vollerwerb begünstigt<br />

haben. Für Gründungen im Nebenerwerb hat sich in dieser Rezession die Arbeitsmarktsituation<br />

insofern günstig ausgewirkt, als die starke Zunahme der Kurzarbeit und die Reduktion<br />

des Arbeitsvolumens das Zeitbudget von Gründungswilligen zu Gunsten von Selbstständigkeitsprojekten<br />

verschoben hat. Allerdings dürfte die fehlende Nachfrage die Hinzuverdienstchancen<br />

für selbstständige Zusatztätigkeiten deutlich reduziert haben, sodass die Zahl der<br />

Nebenerwerbsgründer in der Summe letztendlich kaum zugenommen hat.<br />

Für das Jahr 2010 deuten Konjunkturprognosen auf eine weitere wirtschaftliche Erholung<br />

hin, allerdings in gemäßigtem Tempo. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen, dass die<br />

wirtschaftliche Erholung von Rezessionen, die mit Finanzkrisen gekoppelt waren, langsamer<br />

verläuft als Aufschwünge im normalen Konjunkturzyklus (Reinhart und Rogoff, 2008). Der<br />

Arbeitsmarkt hat sich in der Rezession als robuster als erwartet erwiesen. Da er der Konjunktur<br />

nachläuft, kann eine weitere Verschlechterung zwar nicht vollständig ausgeschlossen


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 29<br />

werden, nach Einschätzung der Wirtschaftsforschungsinstitute dürfte sich jedoch kein erhöhter<br />

Entlassungsdruck aufbauen (Projekt Gemeinschaftsdiagnose, 2010).<br />

Vor diesem Hintergrund ist für die Gründungsaktivität im laufenden Jahr und der nahen Zukunft<br />

eine Seitwärtsbewegung der Gründungszahlen zu erwarten. Die moderate konjunkturelle<br />

Erholung führt zwar zu einem positiven Pull-Effekt für das Gründungsgeschehen, der<br />

aber weiterhin schwach ausfallen dürfte, denn erstens ist die Wachstumsrate noch niedrig<br />

und zweitens hat sich das Gründungsgeschehen in Deutschland in der Vergangenheit wenig<br />

konjunkturreagibel gezeigt. Einen stärkeren Effekt übt die Arbeitsmarktlage aus. Da sich diese<br />

erwartungsgemäß leicht entspannt, baut sich kein zusätzlicher Druck zur Selbstständigkeit<br />

auf. Gleichzeitig deutet sich aber auch keine wesentliche Verbesserung der Situation für<br />

die schon Arbeitslosen an, sodass insbesondere Langzeitarbeitslose in Ermangelung von<br />

Erwerbsalternativen eine Selbstständigkeit in Betracht ziehen können. Selbstständigkeit<br />

– evtl. auch nur auf Zeit – kann helfen, dass sich die konjunkturell bedingte höhere Arbeitslosigkeit<br />

nicht wieder in eine strukturelle Arbeitslosigkeit verfestigt. Weiterhin sind keine Aufstockungen<br />

oder Erleichterungen der BA-Förderprogramme für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />

absehbar, sodass auch kein institutioneller Effekt die konjunkturellen Einflussgrößen<br />

überlagern dürfte.<br />

3.2 Strukturmerkmale der Gründungen<br />

Im vorangegangenen Abschnitt wurde das Gründungsgeschehen in Deutschland als ganzes<br />

und somit in seiner Quantität beleuchtet. Die nachfolgenden Betrachtungen wenden sich nun<br />

den Strukturmerkmalen der Gründungen zu und rücken damit Qualitätsaspekte in den Fokus.<br />

Analysiert werden die Strukturmerkmale „Gründungsform“ (Neugründung, Beteiligung oder<br />

Übernahme), „Branche“, „Innovationsgehalt“ sowie „Gründungsgröße“ (Anzahl der Mitgründer<br />

und Mitarbeiter). Tabelle 1 enthält eine Übersicht über die Verteilungen dieser Merkmale unter<br />

den Gründungsprojekten. Grafik 20 bis Grafik 25 und Tabelle 11 im Anhang können weiter<br />

gehende Informationen entnommen werden.<br />

Gründungsform<br />

Der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> ist eine Bevölkerungsbefragung und erfasst das Gründungsgeschehen<br />

folglich auf der Personenebene. Aus diesem Grund ist es naheliegend, dem Gründungsgeschehen<br />

sowohl Neugründungen von Unternehmen als auch Übernahmen von und<br />

Beteiligungen an bestehenden Unternehmen zuzurechnen, da jede dieser drei Gründungsformen<br />

aus der Sicht des Existenzgründers den Schritt in die Selbstständigkeit definiert.<br />

Wesentliche Unterschiede zwischen den Gründungsformen bestehen in der Anzahl der<br />

Teampartner des Gründers und hinsichtlich der Anzahl von Mitarbeitern, die der Gründer be-


30 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

schäftigt. Während Neugründer (im Vollerwerb) mit durchschnittlich 0,35 (0,26) Teampartnern<br />

und 0,58 (0,69) vollzeitäquivalenten Mitarbeitern die kleinsten Gründungsprojekte starten,<br />

sind die Projekte von Übernahmegründern (im Vollerwerb) mit 0,64 (0,60) Teampartnern und<br />

1,8 (2,2) Mitarbeitern und die Projekte von Beteiligungsgründern (im Vollerwerb) mit<br />

1,0 (0,65) Teampartnern und 0,71 (0,68) Mitarbeitern merklich größer. 39 Die Unterscheidung<br />

der drei Gründungsformen bietet sich auch deshalb an, weil sie eine mitunter sehr unterschiedliche<br />

Qualität mit entsprechenden Konsequenzen für das Wachstum und die Beschäftigung<br />

in einer Volkswirtschaft besitzen. Man denke dabei z. B. an die Neugründung eines<br />

Technologieunternehmens, die Beteiligung an einem bestehenden Direktvertriebsunternehmen<br />

im Konsumgüterbereich oder an die familieninterne Übernahme eines Handwerksbetriebs.<br />

Während von Neugründungen insbesondere in technologieorientierten Branchen wichtige<br />

Impulse für Innovation und Beschäftigung erwartet werden können, sichern Übernahmen<br />

und Beteiligungen in erster Linie das Fortbestehen von und die Arbeitsplätze in bestehenden<br />

Unternehmen und weisen eine relativ geringe Innovationsaktivität auf (vgl. Spengler und Tilleßen<br />

2006).<br />

Tabelle 1 sowie Tabelle 11 im Anhang zeigen, dass Neugründungen sowohl am aktuellen<br />

Rand als auch über den Zeitraum 2001–2009 hinweg die bedeutendste Gründungsform darstellen.<br />

Im Jahr 2009 waren 69 % aller Gründer, 67 % der Voll- und 71 % der Nebenerwerbsgründer<br />

Neugründer. Diese Anteile entsprechen hochgerechneten Zahlen von<br />

ca. 603.000 Neugründern insgesamt, 267.000 Neugründern im Vollerwerb und 336.000 Neugründern<br />

im Nebenerwerb. Im Vergleich zum Vorjahr (79 %) ist der Anteil der Neugründungen<br />

an allen Vollerwerbsgründungen allerdings um mehr als 10 Prozentpunkte (!) zurückgegangen;<br />

gleichzeitig ist der Anteil der Übernahmegründungen ebenso stark angestiegen. In<br />

der Rezession gewinnt so die wirtschaftspolitische Diskussion um Unternehmensnachfolgen<br />

und ihre Erfolgsfaktoren nochmals an Gewicht.<br />

39 Um den Einfluss von Ausreißern und potenziellen Falschangaben bei Teampartnerzahl und Mitarbeiterzahl<br />

zu reduzieren, wurden nur solche positiven Angaben zur Teampartner- bzw. Mitarbeiterzahl<br />

in die Mittelwertberechnungen einbezogen, die höchstens so groß wie das 95 %-Perzentil der positiven<br />

Wertangaben sind. Angaben von „Null“ Teampartnern bzw. Mitarbeitern sind in die Mittelwertberechnungen<br />

einbezogen.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 31<br />

Tabelle 1: Ausgewählte Strukturmerkmale der Gründung 2009 (Anteile in Prozent)<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Gründungsform<br />

Neugründung 69,2 67,3 70,8<br />

Übernahme 12,6 19,3 6,6<br />

Beteiligung<br />

Branche<br />

18,2 13,4 22,6<br />

Verarbeitendes Gewerbe 3,2 5,1 1,7<br />

Baugewerbe 6,7 10,8 3,3<br />

Handel 20,3 19,7 20,8<br />

Gastgewerbe 2,8 2,2 3,2<br />

Verkehr, Nachrichtenübermittlung 2,9 4,4 1,6<br />

Versicherungs-, Finanzdienstleistungen 5,0 8,4 2,2<br />

wirtschaftliche Dienstleistungen 28,6 26,5 30,0<br />

persönliche Dienstleistungen 23,7 20,6 26,2<br />

sonstige Branchen (keine Dienstleistungen)<br />

Berufsgruppe<br />

6,9 2,2 11,1<br />

Freie Berufe 27,6 25,0 29,8<br />

Handwerk 16,7 24,0 10,8<br />

andere Berufsgruppe<br />

Neuheit der Produkte / Dienstleistungen<br />

55,7 51,1 59,4<br />

keine Marktneuheit 87,5 85,0 89,5<br />

regionale Marktneuheit 8,6 9,8 7,8<br />

deutschlandweite Marktneuheit 1,8 2,4 1,4<br />

weltweite Marktneuheit<br />

Gründungsgröße<br />

2,0 2,8 1,3<br />

Sologründer ohne Mitarbeiter 55,2 50,2 59,2<br />

Sologründer mit Mitarbeitern 23,4 30,4 17,6<br />

Teamgründer ohne Mitarbeiter 6,7 3,0 9,8<br />

Teamgründer mit Mitarbeitern<br />

Nachrichtl.: Gründungsgröße von Neugründungen<br />

14,6 16,4 13,4<br />

Sologründer ohne Mitarbeiter 58,9 53,9 63,2<br />

Sologründer mit Mitarbeitern 25,4 29,8 21,4<br />

Teamgründer ohne Mitarbeiter 5,7 3,3 7,8<br />

Teamgründer mit Mitarbeitern 10,0 13,0 7,6<br />

Grafische Darstellungen der Gründungsmerkmale inklusive Konfidenzintervallen finden sich im Anhang (Grafik 20 bis Grafik<br />

25). Den Fußnoten der Grafiken ist zu entnehmen, auf welchen Stichprobengrößen die dargestellten Verteilungen der Gründungsmerkmale<br />

beruhen.<br />

Die Zeitreihen zur Gründungsform in Tabelle 11 erlauben einen Vergleich der Verteilung der<br />

Gründungsform am aktuellen Rand mit den Jahren 2001/2002. Wie das Jahr 2009 war auch<br />

das Jahr 2002 das erste (reine) Rezessionsjahr nach einer Hochkonjunktur und auch damals<br />

gab es im gleichen Ausmaß eine Verschiebung innerhalb der Gründungsformen im Vollerwerb<br />

hin zu Übernahmen und zu Lasten der Neugründungen. Wie ist dieses Muster zu interpretieren?<br />

Setzt eine Wirtschaftskrise in Deutschland ein, so gibt es aufgrund der verzögerten<br />

Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt (z. B. aufgrund automatischer Stabilisatoren wie dem<br />

vergleichsweise generösen Arbeitslosengeld oder Kündigungsschutzregeln, aber auch aufgrund<br />

des Kurzarbeitergeldes) zunächst noch keine starken Neugründungsimpulse aus der<br />

Arbeitslosigkeit. „In die Krise hinein“ gründen offenbar hauptsächlich diejenigen Personen ein<br />

neues Unternehmen, die dies unabhängig von der wirtschaftlichen Lage vorhaben; familieninterne<br />

Nachfolgen beispielsweise sind i. d. R. längerfristig geplant. Zudem erscheint die Übernahme<br />

eines etablierten Unternehmens in solchen Zeiten einfacher als ein kompletter Neuanfang.<br />

Erst wenn die Krise auch den Arbeitsmarkt erreicht, setzt die oben diskutierte Push-


32 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Wirkung auf das Gründungsgeschehen ein und erhöht neben den Gründungszahlen insgesamt<br />

auch wieder den Anteil der Neugründungen, 40 da Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />

zumeist Neugründungen sind.<br />

Branchenstruktur des Gründungsgeschehens<br />

Tabelle 1 zeigt, wie sich das Gründungsgeschehen auf neun ausgewählte Wirtschaftszweige<br />

verteilt. Auffällig ist, dass nur 17 % aller Gründer und 18 % der Vollerwerbsgründer außerhalb<br />

des Dienstleistungssektors gründen. Die Gründer (Vollerwerbsgründer) außerhalb des<br />

Dienstleistungsbereichs verteilen sich auf das Verarbeitende Gewerbe (3 % aller Gründer,<br />

5 % aller Vollerwerbsgründer), das Baugewerbe (7 % bzw. 11 %) und die sonstigen Nicht-<br />

Dienstleistungsbranchen „Forstwirtschaft, Fischerei und Fischzucht“ und „Erneuerbare Energien“<br />

(7 % bzw. 2 %). Damit liegt der Anteil der Gründer (im Vollerwerb) im Dienstleistungsgewerbe<br />

mit 83 % (82 %) im Jahr 2009 deutlich über dem entsprechenden Anteil im Bestand<br />

der kleinen und mittleren Unternehmen, der laut <strong>KfW</strong>-Mittelstandspanel im aktuellsten verfügbaren<br />

Jahr (2006) ca. 76 % betrug. 41 Die Konsequenz dieser Differenz von Bestand und<br />

Zugang, die u. a. von der häufigeren Zugehörigkeit von Bestandsunternehmen zum Verarbeitenden<br />

Gewerbe (7 % versus 3 % der Gründungen) und der selteneren Zugehörigkeit zu<br />

den persönlichen Dienstleistungen (16 % versus 24 % der Gründungen) verursacht wird, ist<br />

ein weiteres Voranschreiten der Tertiarisierung des Mittelstandes und damit der deutschen<br />

Volkswirtschaft.<br />

Eine stärkere Aufgliederung der Branchenstruktur (nach 20 Branchen) bietet Grafik 6. Insbesondere<br />

dient diese Darstellung dem besseren Einblick in die stark besetzten Branchen<br />

„Handel“ sowie „wirtschaftliche Dienstleistungen“ und „persönliche Dienstleistungen“. Um<br />

belastbare Aussagen zu erhalten, werden die Daten der Befragungsjahre 2007 bis 2009 gemeinsam<br />

ausgewertet. Die Dienstleistungsbranchen mit den höchsten Gründeranteilen bzw.<br />

der höchsten Gründungsaktivität (im Vollerwerb) sind der Einzelhandel mit 9 % (9 %), Direktvertrieb<br />

und Networkmarketing mit 7 % (3 %), das Versicherungs- und Finanzdienstleistungsgewerbe<br />

mit 5 % (7 %), das Gesundheits-, Veterinär- & Sozialwesen 8 % (8 %) und die<br />

heterogene Restgruppe der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 12 % (11 %). In letzterer<br />

sind z. B. viele Existenzgründer aus den Bereichen Werbung sowie Büro- und Gebäudeservices<br />

vertreten. Zusammen mit dem ebenfalls gründungsaktiven Baugewerbe (7 %<br />

40<br />

Im Jahr 2003 stieg der Neugründungsanteil im Vollerwerb von 62 % auf 76 % (Tabelle 11 im Anhang).<br />

41<br />

Vgl. Reize und Zimmermann (2009).


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 33<br />

aller und 11 % der Gründungen im Vollerwerb) repräsentieren die vorgenannten Branchen<br />

knapp die Hälfte des Gründungsgeschehens (im Vollerwerb).<br />

Land- & Forstwirtschaft, Fischerei & Fischzucht<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Erneuerbare Energien<br />

Baugewerbe<br />

Handel mit KfZ, Instandhaltung & Reparatur von KfZ, Tankstellen<br />

Großhandel & Handelsvermittlung<br />

Einzelhandel<br />

Direktvertrieb & Networkmarketing<br />

Gastgewerbe<br />

Verkehr & Nachrichtenübermittlung<br />

Versicherungs- & Finanzdienstleistungen<br />

Grundstücks- & Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen<br />

Datenverarbeitung & Datenbanken, Forschung & Entwicklung<br />

Rechts-, Steuer-, Unternehmens- & sonst. Wirtschaftsberatung<br />

Architektur- & Ingenieurbüros u.ä.<br />

Erbringung von sonst. wirtschaftlichen Dienstleistungen<br />

Erziehung & Unterricht<br />

Gesundheits-, Veterinär- & Sozialwesen<br />

Kultur, Sport & Unterhaltung<br />

Sonstige persönliche Dienstleistungen<br />

1,8 2,7<br />

1,2<br />

3,6<br />

3,4<br />

3,8<br />

3,5<br />

0,2<br />

4,5<br />

2,4<br />

1,6<br />

3,5<br />

2,6<br />

1,4<br />

4,3<br />

3,3<br />

6,0<br />

7,4<br />

6,7<br />

2,6<br />

2,4<br />

2,7<br />

2,9<br />

4,4<br />

1,9<br />

5,3<br />

6,8<br />

4,3<br />

3,5<br />

4,8<br />

2,6<br />

5,3<br />

5,1<br />

5,3<br />

4,3<br />

4,7<br />

4,0<br />

3,1<br />

4,0<br />

2,5<br />

4,2<br />

6,4<br />

8,1<br />

7,5<br />

7,6<br />

7,5<br />

3,1<br />

5,4<br />

4,7<br />

5,0<br />

4,3<br />

7,1<br />

9,1<br />

8,8<br />

9,2<br />

9,2<br />

11,4<br />

11,8<br />

10,5<br />

12,8<br />

0% 5% 10% 15%<br />

Alle Gründer<br />

Vollerwerb<br />

Nebenerwerb<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Um statistisch belastbarere Ergebnisse zu erhalten, wurden neben der aktuellen auch die Erhebungswellen für die Jahre 2007<br />

und 2008 in die Analyse einbezogen. Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppe<br />

an allen (n=1.984) Gründern, an allen (n=836) Gründern im Vollerwerb bzw. allen (n=1.139) Gründern im Nebenerwerb<br />

wieder, für die Angaben zum Wirtschaftszweig ihres Unternehmens verfügbar sind. Lesehilfe: Im Durchschnitt der Jahre 2007<br />

bis 2009 haben sich 11,4 % der Vollerwerbsgründer im Baugewerbe selbstständig gemacht.<br />

Grafik 6: Gründer nach Branche (Durchschnitt 2007–2009)<br />

In Grafik 6 lassen sich einige Branchen identifizieren, die deutliche Unterschiede hinsichtlich<br />

der Gründungshäufigkeiten in Voll- und Nebenerwerb aufweisen. Gründungen im Baugewer-<br />

be (11 % versus 5 %), in Großhandel und Handelsvermittlung (4 % versus 1 %) sowie im<br />

Bereich Verkehrs- und Nachrichtenübermittlung (4 % versus 2 %) erfolgen signifikant häufiger<br />

im Vollerwerb. Weitere deutliche Übergewichte des Vollerwerbs sind in der Land- und Forstwirtschaft<br />

(3 % versus 1 %), der Kfz-Branche (4 % versus 2 %), im Versicherungs- und Finanzdienstleistungsgewerbe<br />

(7 % versus 4 %), im Grundstücks- und Wohnungswesen (5 %<br />

versus 3 %) sowie in den Architektur- und Ingenieurdienstleistungen (4 % versus 3 %) zu<br />

finden.


34 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Exkurs 3: Gründungsgeschehen nach Berufsgruppen<br />

Im Jahr 2009 waren 28 % (22 %) aller Gründer (im Vollerwerb) einer der von Freiberuflern dominierten<br />

Branchen Rechts-, Steuer- Unternehmens- und sonstige Wirtschaftsberatung, Architektur-,<br />

Ingenieur- und ähnliche Büros, Erziehung und Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen<br />

oder Kultur, Sport und Unterhaltung zuzurechnen. Ohne genau deckungsgleich zu sein (nicht<br />

alle Gründer in den vorgenannten Branchen üben tatsächlich einen freien Beruf aus und nicht alle<br />

Freiberufler sind einer der vorgenannten Branche zuzurechnen), bewegt sich der aggregierte Gründeranteil<br />

dieser Branchen in der Größenordnung des auf der Grundlage einer Detailanalyse der Vorhabensbeschreibung<br />

ermittelten Anteils von Freiberuflern an allen Gründern (im Vollerwerb) in Höhe von<br />

28 % (25 %, siehe Tabelle 1).<br />

Auch hier lohnt sich – wie schon bei der Branchenstruktur – der Vergleich von Strom- und Bestandsgrößen.<br />

Zieht man die Zahlen der Selbstständigen in den Freien Berufen des Instituts für<br />

Freie Berufe (IFB) heran und kombiniert diese mit der Zahl von Selbstständigen des Statistischen<br />

Bundesamtes, ergibt sich für das Jahr 2009 eine Freiberuflerquote als Anteil an allen Selbstständigen<br />

von (1.053.000 / 4.412.000 x 100 =) 24 %. 42 Da es relativ mehr Freiberufler unter den Gründern<br />

als unter den Bestandsselbstständigen gibt, kann mit einer weiteren Zunahme des Anteils der<br />

Freiberufler am Bestand der Selbstständigen gerechnet werden. Diese Prognose liegt in dem seit<br />

Gründung der Bundesrepublik Deutschland anhaltenden Trend zu mehr Freiberuflern (210 Tsd. in<br />

1950, 415 Tsd. in 1989, 668 Tsd. in 1999, 1.053 Tsd. in 2009), der sich insbesondere innerhalb der<br />

letzten 10 Jahre nochmals deutlich verstärkte und neben der zunehmenden Ausgliederung freiberuflicher<br />

Tätigkeiten von Unternehmen (z. B. im Ingenieur- und Wirtschaftlichkeitsbereich) durch die<br />

(alterungsbedingte) Expansion des Gesundheits- und Sozialwesens getrieben wird.<br />

Die zweite Berufsgruppe, die im Rahmen der Detailanalyse der Vorhabensbeschreibung erfasst<br />

wurde, ist das Handwerk. Für das Jahr 2009 ergaben sich „Handwerkeranteile“ an allen Gründern<br />

in Höhe von 17 %, an allen Vollerwerbsgründern von 24 % und an allen Nebenerwerbsgründern<br />

von 11 %. Im Baugewerbe handelt es sich bei praktisch jeder Gründung um eine Handwerksgründung<br />

(Hoch- und Tiefbauer, Elektriker, Trockenbauer, Haustechniker etc.). Andere Branchen mit<br />

hohen Anteilen von Handwerksgründern sind das Verarbeitende Gewerbe (z. B. Bäcker, Fleischer,<br />

Metallbauer, (Kunst-) Schmiede, Schneider), die Kfz-Branche (Kfz-Mechaniker, Lackierer), die wirtschaftlichen<br />

Dienstleistungen (z. B. Fotografen, Gebäudereiniger), die persönlichen Dienstleistungen<br />

(Kosmetiker, Friseure) und der Handel (z. B. Änderungsschneider, Reparaturbetriebe).<br />

Branchen mit einer signifikanten Überrepräsentation von Gründern im Nebenerwerb sind die<br />

Erneuerbaren Energien (fast ausschließlich Personen mit privaten Energieerzeugungsanlagen,<br />

die einen Teil ihres erzeugten Stroms an die Netzanbieter verkaufen) mit 6 % versus<br />

0,2 % im Vollerwerb, der Direktvertrieb (9 % versus 3 %), Erziehung und Unterricht (8 % versus<br />

4 %) und Kultur, Sport und Unterhaltung (7 % versus 3 %).<br />

Exkurs 4: Technologieorientierung<br />

Aus der Branchenverteilung des Gründungsgeschehens lassen sich auch Rückschlüsse auf seine<br />

Technologieorientierung ziehen. Technologiegründungen i. e. S. sind im Verarbeitenden Gewerbe<br />

42 Vgl. IFB (2009) und Statistisches Bundesamt (2010d).


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 35<br />

angesiedelt und relativ selten, sodass ihr wahrer Umfang nur durch Totalerhebungen oder allenfalls<br />

sehr große Stichproben adäquat erfasst werden kann. 43 Technologiegründungen i. w. S.<br />

schließen jedoch auch technologieorientierte Dienstleister mit ein, deren Anzahl deutlich höher ist.<br />

Hierzu zählen etwa Gründungen in folgenden Branchen: Fernmeldedienste, Datenverarbeitung und<br />

Datenbanken, Forschung & Entwicklung im Bereich Natur-, Ingenieur-, Agrarwissenschaften und<br />

Medizin, Architektur- und Ingenieurbüros sowie technische, physikalische und chemische Untersuchungen.<br />

44 Diese Abgrenzung korrespondiert mit den Branchen Datenverarbeitung u. ä. sowie Architektur<br />

und Ingenieurbüros des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s in Grafik 6. 45 Demnach haben im Mittel<br />

der Jahre 2007 bis 2009 7 % (9 %) der Gründer (im Vollerwerb) ein Unternehmen im Bereich der<br />

technologieorientierten Dienstleistungen gegründet. Technologieorientierte Gründungen sind besonders<br />

erwünscht, weil von ihnen ein wichtiger Beitrag zur Innovationskraft und damit zur Stärkung<br />

der Leistungsfähigkeit und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft erwartet<br />

wird. Die Erfassung des Innovationsgehalts der Gründungsprojekte erfolgt im <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> – wie der folgende Abschnitt zeigt – aber auch unmittelbar.<br />

Die unterschiedliche Verteilung von Voll- und Nebenerwerbsgründungen auf die einzelnen<br />

Wirtschaftszweige lässt sich durch die zu den genannten Branchen gehörigen Berufsfelder<br />

und deren Vereinbarkeit mit einer (anderen) Haupterwerbstätigkeit erklären. So erscheint es<br />

plausibel, dass sich gerade Tätigkeiten im Baugewerbe und in den angrenzenden technischen<br />

Dienstleistungen (Architekten und Ingenieure) aufgrund des erforderlichen Zeiteinsatzes<br />

häufig nur schwer im Nebenerwerb realisieren lassen. Direktvertrieb, Unterricht und unterhaltende<br />

Dienstleistungen sollten dagegen eine gute Vereinbarkeit mit einer weiteren Erwerbstätigkeit<br />

bzw. einer Haupterwerbstätigkeit besitzen.<br />

Neuheit der Produkte / Innovationsgehalt<br />

Im Rahmen der Erhebung des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s werden Gründer auch gefragt, ob<br />

die von ihnen angebotenen Produkte oder Dienstleistungen eine regionale, nationale oder<br />

weltweite Marktneuheit darstellen. Wie Tabelle 1 zeigt, gaben im Jahr 2009 15 % der Vollerwerbsgründer<br />

und 11 % der Nebenerwerbsgründer an, dass sie mit einer Marktneuheit starten.<br />

Grafik 23 im Anhang zeigt ferner, dass die Angaben zum Innovationsgehalt über die<br />

Jahre hinweg kaum variieren.<br />

43<br />

Nach Schätzungen des ZEW Mannheim auf Grundlage der Unternehmensdaten von CREDITRE-<br />

FORM fanden im Jahr 2008 in Deutschland nur ca. 2.300 Gründungen im Bereich der Spitzen- und<br />

hochwertigen Technologie statt (Heger et al., 2009). Mit einem Umfrageinstrument wie dem <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong>, in dem im Durchschnitt der letzten Befragungsjahre jeweils insgesamt rund<br />

700 Gründer enthalten sind, lassen sich allenfalls vereinzelte dieser Technologiegründungen bzw.<br />

-gründer „auffinden“. Dies kann keine valide Basis für eine Abschätzung des wahren Umfangs dieses<br />

Gründungssegmentes darstellen.<br />

44<br />

Vgl. Gottschalk et al. (2008).<br />

45<br />

Gründungen im Bereich Fernmeldedienste waren in den Jahren 2007 bis 2009 nicht im <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> enthalten.


36 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Eine genaue Auseinandersetzung mit den Vorhabensbeschreibungen (im Rahmen einer<br />

Frage des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s sind die Gründer dazu aufgefordert, ihr Gründungsprojekt<br />

aussagekräftig zu beschreiben) lässt jedoch Zweifel daran aufkommen, dass es sich bei<br />

diesen von den Gründern selbst als neu bezeichneten Geschäftsideen tatsächlich um Innovationen<br />

im Schumpeter’schen Sinn handelt. Selbst die große Mehrheit der ohnehin sehr<br />

seltenen (angeblichen) weltweiten Marktneuheiten (nur 2 % der Gründer berichten, ein solches<br />

Produkt bzw. eine solche Dienstleistung anzubieten) scheint nicht dazu geeignet, einer<br />

„schöpferischen Zerstörung“ oder gar einer Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

der deutschen Volkswirtschaft Vorschub zu leisten.<br />

Dieses Ergebnis impliziert jedoch nicht, dass es unter den Gründungsprojekten in Deutschland<br />

keine ernst zu nehmenden Innovationen gibt. Es zeigt vielmehr die Beschränktheit einer<br />

Bevölkerungsbefragung auf, seltene Ereignisse zu erfassen, wenn diese Ereignisse kein<br />

Schichtungskriterium bei der Stichprobengenerierung darstellen. Angenommen 0,5 % der<br />

Gründungen eines Jahres seien im Schumpeter’schen Sinn innovativ. Dann erfasst man mit<br />

dem <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> bei gegebenem Stichprobenumfang und aktueller Gründerquote<br />

(siehe Kapitel 2 und 3.1) jährlich im Durchschnitt nur vier bis fünf solcher Projekte.<br />

Wären die tatsächlich innovativen Gründungsprojekte andererseits zahlreicher, dann müssten<br />

sie auch in höherer Anzahl im <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> zu beobachten sein, insbesondere<br />

vor dem Hintergrund der jährlichen Wiederholung der Befragung. Deshalb kann trotz der<br />

Einschränkungen des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s als Instrument zur Analyse der Innovationsaktivität<br />

darauf geschlossen werden, dass das innovative Segment im deutschen Gründungsgeschehen<br />

sehr klein ist. Vor diesem Hintergrund sollten hierzulande noch weiter gehende<br />

Anstrengungen zur Ermutigung zu und Förderung von innovativen Gründungsprojekten<br />

unternommen werden. Mehr als im Bereich anderer Gründungen kann das Versäumnis,<br />

eine viel versprechende innovative Gründung nicht angemessen gefördert zu haben, einen<br />

immensen Verlust an zukünftiger Wertschöpfung und Wohlfahrt bedeuten.<br />

Gründungsgröße<br />

Das Merkmal Gründungsgröße setzt sich hier aus den Kombinationen des Vorhandenseins<br />

von Teampartnern und Mitarbeitern zusammen. Tabelle 1 ist zu entnehmen, dass eine Mehrheit<br />

von 55 % der Gründer (Vollerwerb: 50 %) ihr Projekt ohne Teampartner – als Sologründer<br />

– und ohne Mitarbeiter aufnimmt. Demnach handelt es sich bei dem Gros des Gründungsgeschehens<br />

in Deutschland um Kleinstgründungen, die nur aus dem Gründer selbst<br />

bestehen. Dieser Gründungstyp ist dann noch häufiger, wenn es sich um Gründungen aus<br />

der Arbeitslosigkeit heraus handelt: zwei von drei Vollerwerbsgründern aus der Arbeitslosigkeit<br />

sind Sologründer ohne Mitarbeiter.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 37<br />

Weitere 7 % der Gründer (Vollerwerb: 3 %) beschäftigen ebenfalls keine Mitarbeiter, haben<br />

ihre Gründung aber mit mindestens einem Teampartner realisiert (Teamgründer ohne Mitarbeitern).<br />

Insgesamt ergibt sich somit ein Anteil von 62 % (53 %) aller Gründer (im Vollerwerb),<br />

die ihre Geschäfte zum Befragungszeitpunkt ohne die Unterstützung durch Mitarbeiter<br />

– als Sologründer – tätigten. Auf den ersten Blick erscheinen diese Anteile an Kleinstgründungen<br />

hoch, sie deuten aber im Vergleich mit den Vorjahren auf eine Qualitätsverbesserung<br />

des Gründungsgeschehens hin. So lagen in den Jahren 2008 und 2007 die Anteile der<br />

Gründer (Vollerwerbsgründer) ohne Mitarbeiter mit 72 % (66 %) und 74 % (67 %) noch bedeutend<br />

höher als im Jahr 2009 (siehe Grafik 24).<br />

Gut 19 % der Vollerwerbsgründer und gut 23 % der Nebenerwerbsgründer sind Teamgründer.<br />

Von diesem Gründungstyp wird gemeinhin erwartet, dass er gegenüber Sologründungen<br />

den Vorteil besitzt, die komparativen Stärken der Teampartner in das Unternehmen einzubringen<br />

und eine Verteilung der Last des i. d. R. sehr arbeitsintensiven Gründungsprozesses<br />

auf mehrere Schultern zu erlauben – letzteres dürfte auch der Grund für die größere<br />

Häufigkeit von Teamgründungen im Nebenerwerb sein. Potenzielle Nachteile von Gründerteams<br />

können darin bestehen, dass Entscheidungsprozesse aufgrund des Mitspracherechts<br />

mehrerer Personen nur verzögert ablaufen und es zu Streitigkeiten im Gründerteam kommen<br />

kann, die, wenn sie nicht beizulegen sind, in einer Trennung des Teams und einer Unternehmensaufgabe<br />

resultieren. Bislang existieren unseres Wissens nach noch keine eindeutigen<br />

wissenschaftlichen Ergebnisse, die belastbar belegen könnten, dass sich Gründerteams<br />

in Ihrem Erfolg von Sologründern unterscheiden. 46 Abschnitt 4.2 liefert Evidenz zu dieser<br />

offenen Forschungsfrage.<br />

Die Strukturierung des Gründungsgeschehens anhand der vier Ausprägungen des Merkmals<br />

Gründungsgröße erweist sich auch im Zuge der folgenden Abschätzung des Bruttobeschäftigungseffekts<br />

des Gründungsgeschehens als nützlich.<br />

3.3 Bruttobeschäftigungseffekt des Gründungsgeschehens<br />

Neben der positiven Wirkung auf die Innovationskraft und internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Volkswirtschaften ist an Gründungen auch die Erwartung eines positiven Beschäftigungseffekts<br />

geknüpft. Die Ermittlung der Beschäftigungswirkung des Gründungsgeschehens<br />

ist jedoch sehr komplex, weil Gründungen einerseits nicht nur neue Arbeitsplätze kreieren,<br />

sondern auch bestehende Arbeitsplätze obsolet machen (direkter versus indirekter Ef-<br />

46<br />

Vgl. bspw. Lechler und Gemünden (2003) und die Ausführungen hierzu in Spengler und Tilleßen<br />

(2006).


38 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

fekt) und es sich andererseits erst nach etlichen Jahren herausstellt, ob sich eine Gründung<br />

am Markt etabliert und die in ihr geschaffenen Arbeitsplätze auch als dauerhaft bezeichnet<br />

werden können (Brutto- versus Nettoeffekt). Mit Querschnittsbefragungen wie dem <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> kann weder die Problematik des „Verdrängungseffekts“ noch die Frage<br />

der „Nachhaltigkeit“ angemessen berücksichtigt und untersucht werden. Mittels der enthaltenen<br />

Angaben zur Anzahl der Teampartner und der Mitarbeiter zum Gründungszeitpunkt,<br />

kann jedoch zumindest der direkte Bruttobeschäftigungseffekt des Gründungsgeschehens<br />

eines Jahres berechnet werden.<br />

Exkurs 5: Beschäftigungseffekte von Unternehmensgründungen<br />

Direkter Bruttobeschäftigungseffekt: Gesamtzahl der in allen Unternehmensgründungen eines<br />

bestimmten Jahres zum Gründungszeitpunkt entstandenen Arbeitsplätze.<br />

Direkter Nettobeschäftigungseffekt: Zahl der in einer Gründungskohorte noch verbliebenen Arbeitsplätze<br />

nach einer bestimmten Anzahl von Jahren (z. B. nach zehn Jahren).<br />

Diese Größe wird dadurch beeinflusst, dass eine Reihe von Gründungen (etwa 60 %, vgl. Boeri<br />

und Cramer, 1992) die ersten 8–10 Jahre nicht überlebt und wieder schließt. Andere bauen einen<br />

Teil ihrer ursprünglichen Beschäftigung wieder ab, weitere bleiben bei ihrer ursprünglichen Größe<br />

und wieder andere wachsen, einige sogar stark. Wird diese Dynamik berücksichtigt und die Beschäftigung<br />

berechnet, die in einer Gründungskohorte nach mehreren Jahren verbleibt, erhält man<br />

den direkten Nettobeschäftigungseffekt. Internationale Studien zum direkten Nettobeschäftigungseffekt<br />

konnten zeigen, dass die Beschäftigung einer Gründungskohorte im ersten Jahr stark ansteigt,<br />

um dann in den Folgejahren wieder abzunehmen. Langfristig stabilisiert sich die Beschäftigung<br />

einer Gründungskohorte zumeist auf dem Ausgangsniveau oder geringfügig darunter, sodass<br />

die direkten Nettobeschäftigungseffekte ungefähr so groß wie die direkten Bruttobeschäftigungseffekte<br />

sind (vgl. Boeri und Cramer, 1992; Engel et al., 2004). Da es sich bei dem <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> um eine Querschnittsbefragung handelt und eine Betrachtung der Entwicklung<br />

von Gründungen über die Zeit damit nur sehr eingeschränkt möglich ist, muss eine fundierte Analyse<br />

von Nettobeschäftigungseffekten Paneldatensätzen (wie z. B. dem <strong>KfW</strong>/ZEW-Gründungspanel)<br />

vorbehalten bleiben.<br />

Berücksichtigung indirekter Effekte: Nicht berücksichtigt sind in den angegebenen Zahlen indirekte<br />

positive oder negative Effekte. Positive indirekte Effekte äußern sich z. B. in einer gesteigerten gesamtwirtschaftlichen<br />

Effizienz durch zunehmenden Wettbewerb, in beschleunigtem Strukturwandel,<br />

aber auch in Spillover-Effekten durch positive Impulse von Unternehmensgründungen für Zulieferer,<br />

Abnehmer und das Innovationsgeschehen. Negative indirekte Effekte werden z. B. durch die<br />

Verdrängung etablierter Unternehmen vom Markt hervorgerufen (vgl. Wagner, 2006). Von den indirekten<br />

Effekten wird insbesondere angenommen, dass sie für einen bedeutenden Anteil des Einflusses<br />

von Gründungen auf Wachstum und Beschäftigung verantwortlich sind (vgl. Fritsch, 2008).<br />

Obwohl indirekte Effekte nur schwer quantifiziert werden können, lassen Ergebnisse von Fritsch<br />

und Müller (2004) vermuten, dass der Beschäftigungseffekt von Neugründungen unter Berücksichtigung<br />

sämtlicher indirekter Effekte zumindest in der langen Frist positiv ist.<br />

Es erscheint sinnvoll, den Beschäftigungseffekt auf Neugründungen zu begrenzen (siehe<br />

hierzu die Ausführungen in Abschnitt 3.1 zur Gründungsform), da diese anders als Übernahmen<br />

oder Beteiligungen unmittelbar in Beziehung zur Schaffung von Arbeitsplätzen stehen.<br />

Aus berechnungstechnischen Gründen bietet es sich weiterhin an, die Ermittlung des<br />

Gesamteffekts in vier Schritten gemäß der Ausprägungen des zuvor diskutierten Merkmals<br />

„Gründungsgröße“ durchzuführen.


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 39<br />

Neugründer ohne Teampartner und ohne angestellte Mitarbeiter repräsentieren 54 % der<br />

Neugründer im Vollerwerb und 63 % der Neugründer im Nebenerwerb (siehe Tabelle 1). Der<br />

Bruttobeschäftigungseffekt dieser Neugründungen besteht allein in der Schaffung eines Arbeitsplatzes<br />

für den Gründer selbst. Im Zuge einer konservativen Abschätzung des Beschäftigungseffektes<br />

werden nur die Stellen der Vollerwerbsgründer in die Berechnung einbezogen,<br />

da Nebenerwerbsgründer i. d. R. mit ihrer Haupterwerbstätigkeit bereits eine Stelle besitzen.<br />

Damit beläuft sich der Beschäftigungseffekt aus Neugründungen durch Alleingründer<br />

auf (0,539 x 267.000 =) ca. 144.000 Stellen.<br />

Sologründer mit Mitarbeitern beginnen ihr Selbstständigkeitsprojekt ebenfalls ohne Teampartner,<br />

beschäftigen aber mindestens einen Mitarbeiter in Voll- oder Teilzeit. Erwartungsgemäß<br />

findet sich dieser Gründertyp häufiger im Bereich des Vollerwerbs (30 %) als im Nebenerwerb<br />

(21 %), da Vollerwerbsgründungen im Durchschnitt aufwendigere und damit auch<br />

personalintensivere Projekte darstellen. Im Vollerwerb beschäftigt dieser Gründertyp im<br />

Durchschnitt 1,43 vollzeitäquivalente Mitarbeiter. Im Nebenerwerb sind es 1,28 vollzeitäquivalente<br />

Mitarbeiter. 47 Der Bruttobeschäftigungseffekt dieser Gruppe von ca.<br />

285.400 Stellen ergibt sich als Summe der (0,298 x 267.000 =) ca. 79.600 Gründer im Vollerwerb,<br />

deren (79.600 x 1,43 =) ca. 113.800 Mitarbeiter und der (0,214 x 336.000 x 1,28 =)<br />

ca. 92.000 Mitarbeiter der Nebenerwerbsgründer.<br />

Gründerteams ohne Mitarbeiter treten im Vollerwerb (3 %) seltener auf als im Nebenerwerb<br />

(8 %), wobei sich die durchschnittliche Teamgröße im Vollerwerb auf 2,83 Teampartner im<br />

Voll- und 2,44 Teampartner im Nebenerwerb beläuft. Der durch Gründerteams ohne Mitarbeiter<br />

induzierte Beschäftigungseffekt beläuft sich analog zu den Sologründern ohne Mitarbeiter<br />

lediglich auf die für Vollerwerbsgründer geschaffenen (0,033 x 267.000 =) ca.<br />

8.700 Stellen.<br />

Teamgründungen mit Mitarbeitern unternahmen im Jahr 2009 13 % der Gründer im Vollerwerb<br />

und 8 % der Gründer im Nebenerwerb. Diese Gründungen erfolgten im Vollerwerb<br />

(Nebenerwerb) mit einer durchschnittlichen Teamgröße von 2,55 (4,19) Partnern und<br />

1,91 (3,05) vollzeitäquivalenten Mitarbeitern. Der Bruttobeschäftigungseffekt dieser Gruppen<br />

ergibt sich aus der Summe der für die Teampartner im Vollerwerb selbst geschaffenen<br />

(0,13 x 267.000 =) ca. 34.700 Stellen zuzüglich der (34.700 x 1,91 / 2,55 =) ca. 26.000 von<br />

Teamgründern im Vollerwerb geschaffenen Stellen für Mitarbeiter und der (0,076 x 336.000 x<br />

47 Zur Berechnung der Durchschnittswerte beachte Fußnote 39.


40 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

3,05 / 4,19 =) ca. 16.600 von Teamgründern im Nebenerwerb geschaffenen Stellen für Mitarbeiter<br />

zu ca. 79.200 Stellen. 48<br />

Der gesamte in Tabelle 2 dargestellte direkte Bruttobeschäftigungseffekt von Neugründungen<br />

im Jahr 2009 ergibt sich als Summe der Beschäftigungseffekte der vier Gründungsgrößentypen<br />

in Höhe von 517.400 Stellen (Vorjahr: 448.800 Stellen). Davon entfallen ca.<br />

267.000 (Vorjahr: 261.000) Stellen auf die (Vollerwerbs-) Neugründer selbst und ca. 250.400<br />

(Vorjahr: 187.800) Stellen auf angestellte Mitarbeiter. Die positive Differenz des Bruttobeschäftigungseffekts<br />

zum Vorjahr von ca. 69.000 Stellen resultiert somit zum überwiegenden<br />

Teil aus der im Jahr 2009 wesentlich höheren Zahl der für Mitarbeiter geschaffenen Stellen.<br />

Tabelle 2: Bruttobeschäftigungseffekt von Neugründungen 2009<br />

Stellen von ...<br />

Stellen für ...<br />

Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Gründer Mitarbeiter Gründer Mitarbeiter<br />

Summe<br />

Sologründern ohne Mitarbeiter 144.000 --- --- --- 144.000<br />

Sologründern mit Mitarbeitern 79.600 113.800 --- 92.000 285.400<br />

Teamgründern ohne Mitarbeiter 8.700 --- --- --- 8.700<br />

Teamgründern mit Mitarbeitern 34.700 26.000 --- 18.600 79.200<br />

Summe<br />

267.000<br />

406.800<br />

139.800 ---<br />

110.600<br />

110.600<br />

517.400<br />

Das Frageprogramm des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s erlaubt eine Berechnung des Bruttobeschäftigungseffekts<br />

ab dem Erhebungsjahr 2005. In Grafik 7 ist die Zeitreihe des Bruttobeschäftigungseffekts<br />

(blaue Line, rechte Ordinate) gemeinsam mit der Zeitreihe der Gründerquote<br />

(orangenfarbene Line, linke Ordinate) dargestellt. Der Bruttobeschäftigungseffekt des<br />

Jahres 2009 übertrifft die Werte aller Vorjahre mit Ausnahme des Jahres 2005. Im Jahr 2005<br />

lag die Gründerquote mit 2,47 % jedoch auch – nicht zuletzt wegen der damals sehr hohen<br />

Arbeitslosigkeit und der Existenzgründungszuschuss-Förderung von Seiten der Bundesagentur<br />

für Arbeit – wesentlich höher als im Jahr 2009 mit 1,69 %. Insgesamt ist eine deutliche<br />

Korrelation zwischen Bruttobeschäftigungseffekt und Gründerquote erkennbar. Dies ist<br />

intuitiv plausibel, da sich der Bruttobeschäftigungseffekt wie oben diskutiert aus dem Zusammenwirken<br />

von Gründerzahl und Mitarbeiterzahl ergibt. 49<br />

48<br />

Zur Vermeidung von Doppelzählungen müssen die Stellen für Mitarbeiter um die jeweiligen durchschnittlichen<br />

Teamgrößen korrigiert werden.<br />

49<br />

Die Gründerzahlen werden dabei mit erheblich höherer statistischer Präzision als die Mitarbeiterzahlen<br />

(nach Gründungsgröße im obigen Sinn) gemessen, da die Schätzung letzterer häufig nur auf<br />

wenigen Beobachtungen basiert. Durch solche Messungenauigkeiten könnte auch ein Teil des vergleichsweise<br />

sehr hohen Beschäftigungseffektes des Jahres 2005 zu erklären sein, da sich für dieses


Analysen zur Aufnahme und zur Beendigung der Selbstständigkeit 41<br />

3,0%<br />

2,5%<br />

2,0%<br />

1,5%<br />

1,0%<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

Gründerquote (linke Skala)<br />

Bruttobeschäftigungseffekt (rechte Skala)<br />

800.000<br />

700.000<br />

600.000<br />

500.000<br />

400.000<br />

Für die Gründerquoten sind die in der Erläuterung zu Grafik 1 angegebenen Stichprobenumfänge relevant. Für die Bruttobeschäftigungseffekte<br />

sind darüber hinaus auch die Unterstichproben zur Gründungsgröße und zur Mitarbeiter- als auch Teampartnerzahl<br />

relevant. Im Fall der beiden letztgenannten Merkmale bewegen sich die Beobachtungszahlen teilweise im einstelligen<br />

Bereich (z. B. basiert die Schätzung der mittleren Teamgröße von Teamgründern ohne Mitarbeiter im Jahr 2010 auf sechs<br />

Beobachtungen). Vergleiche über die Jahre zeigen aber trotzdem weit gehend robuste Werte.<br />

Grafik 7: Gründerquote und direkter Bruttobeschäftigungseffekt<br />

Eine weitere Möglichkeit der Kombination von Gründer- und Mitarbeiterzahl besteht in der<br />

Berechnung des durchschnittlichen Bruttobeschäftigungseffekts einer Neugründung. Geht<br />

man unter Berücksichtigung der durchschnittlichen Teamgröße davon aus, dass die Zahl von<br />

267.000 Neugründern im Vollerwerb ungefähr (144.000 + 79.600 + 8.700 / 2,83 + 34.700 /<br />

2,55 =) 240.300 Neugründungen im Vollerwerb entspricht und diese zusammen ca. 406.800<br />

vollzeitäquivalente Stellen schaffen, dann ergibt sich der mittlere Bruttobeschäftigungseffekt<br />

einer Neugründung im Vollerwerb mit (406.800 / 240.300 =) 1,69 vollzeitäquivalenten Stellen<br />

(Vorjahr: 1,56 Stellen). Der mittlere Bruttobeschäftigungseffekt einer Nebenerwerbsgründung<br />

kann analog bestimmt werden: 336.000 Neugründer im Nebenerwerb entsprechen (212.300<br />

+ 71.900 + 26.300 / 2,44 + 25.500 / 4,19 =) ca. 301.100 Neugründungen im Nebenerwerb.<br />

Durch diese wurden 110.600 vollzeitäquivalente Stellen geschaffen, was dem mittleren Brut-<br />

Jahr (trotz Anwendung der Beschränkung auf Angaben unterhalb des 95%-Perzentils) hohe durchschnittliche<br />

vollzeitäquivalente Mitarbeiterzahlen für Sologründer mit Mitarbeitern von 2,6 (2009: 1,4)<br />

und Teamgründer mit Mitarbeitern von 4,2 (2009: 1,9) ergaben.


42 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

tobeschäftigungseffekt einer Neugründung im Nebenerwerb von (110.600 / 301.100 =)<br />

0,37 vollzeitäquivalenten Stellen (Vorjahr: 0,25 Stellen) entspricht. 50<br />

Damit ist im Jahr 2009 nicht nur die Zahl der Gründungen, sondern auch die durchschnittliche<br />

Gründungsgröße gemessen an der Mitarbeiterzahl sowohl im Vollerwerb als auch im<br />

Nebenerwerb deutlich gestiegen. Offenbar haben sich in der Krise gerade vergleichsweise<br />

substanzhaltige Gründungen durchgesetzt.<br />

50 Im Fall der Nebenerwerbsgründungen ist es angebracht, die Gründerperson(en) von der Berechnung<br />

des Bruttobeschäftigungseffekts auszuschließen. Ihre Berücksichtigung bei der Bestimmung der<br />

durchschnittlichen Unternehmensgröße einer Neugründung ist jedoch naheliegend. Unterstellt man,<br />

dass die Stelle des Nebenerwerbsgründers selbst im Durchschnitt einer halben vollzeitäquivalenten<br />

Stelle entspricht, ergibt sich eine durchschnittliche Größe einer Nebenerwerbsneugründung von<br />

([(336.000 x 0,5) + 110.600] / 301.100 =) 0,93 (Vorjahr: 0,80) vollzeitäquivalenten Beschäftigten. Für<br />

Vollerwerbsgründungen ist die mittlere Unternehmensgröße mit dem mittleren Bruttobeschäftigungseffekt<br />

identisch.


4 Analysen zu Beginn und Abbruch von Gründungsprojekten<br />

Wer gründet und welche Gründer sind mit welchen Projekten erfolgreich? Diese Fragen sind<br />

nicht nur aus wissenschaftlicher Perspektive interessant, sondern auch aus der Sicht der<br />

Gründungsfinanzierer im Allgemeinen und aus förderpolitischer Sicht im Besonderen hoch<br />

relevant. Beide Fragen werden deshalb in diesem Kapitel ausführlich behandelt. Abschnitt<br />

4.1 richtet den Fokus auf die individuelle Gründungsentscheidung, indem Unterschiede<br />

zwischen Gründern und Nicht-Gründern bezüglich ausgewählter persönlicher Merkmale<br />

(Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit, Berufsabschluss, Erwerbsstatus) deskriptiv herausgearbeitet<br />

und anschließend einer Überprüfung mittels multivariater Analyseverfahren unterzogen<br />

werden. In Abschnitt 4.2 erfolgen Ausführungen zur Bestandsfestigkeit bzw. zum Abbruch<br />

von Gründungsprojekten in der ersten besonders kritischen Zeit nach dem Beginn der<br />

Selbstständigkeit. Hier werden Abbrecherquoten innerhalb der ersten drei Jahre deskriptiv<br />

dargestellt und mögliche Bestimmungsgrößen mittels multivariater Verfahren analysiert.<br />

4.1 Wer gründet? Bestimmungsgründe der individuellen Gründungsentscheidung<br />

Die Betrachtung persönlicher Merkmale von Gründern dient dem Ziel, das aktuelle Gründungsgeschehen<br />

besser einordnen und Veränderungen im zukünftigen Gründungsgeschehen<br />

besser prognostizieren zu können. Ein über die vergangenen Jahre hinweg robuster Befund<br />

besteht beispielsweise darin, dass Gründungen zum größten Teil von jüngeren Menschen<br />

realisiert werden. Die Tatsache, dass der Altersdurchschnitt der deutschen Bevölkerung<br />

zunehmend steigt, wird folglich auch Auswirkungen auf das Gründungsgeschehen haben.<br />

51 Ebenso zeigte sich zuletzt ein konstant hoher Anteil von zuvor arbeitslosen Personen<br />

an den Gründern. Dies lässt Schlüsse auf die Entwicklung der Gründungsintensität in Abhängigkeit<br />

von der Konjunkturlage bzw. der Situation am Arbeitsmarkt zu. Den Ursachen für die<br />

höhere Gründungsneigung von Personen, die bestimmte (Kombinationen) von soziodemografischen<br />

und sozioökonomischen Merkmalen aufweisen, wird ebenfalls in diesem Abschnitt<br />

nachgegangen.<br />

Exkurs 6: Die individuelle Gründungsentscheidung<br />

Analog zu anderen (ökonomischen und nicht-ökonomischen) Entscheidungsprozessen kann die<br />

Gründungsentscheidung als (rationales) persönliches Erwartungsnutzenkalkül verstanden werden,<br />

bei dem der potenzielle Gründer den erwarteten Nutzen aus einer selbstständigen Beschäftigung<br />

51 Mit den Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Gründungsgeschehen in Deutschland<br />

befassen sich z. B. die Studien von Engel et al. (2008) und Gottschalk und Theuer (2008).


44 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

dem erwarteten Nutzen aus einem alternativen Erwerbszustand gegenüberstellt. 52 Nur wenn der<br />

erwartete Nutzen aus einer Gründung höher ist als der Nutzen aus dem alternativen Erwerbszustand,<br />

entscheidet sich die Person zu einer Gründung. Die zu erwarteten vergleichenden Nutzen<br />

umfassen dabei nicht nur die Einkommenschancen in den Erwerbsalternativen. Die Individuen ziehen<br />

ebenso nicht pekuniäre Faktoren, wie z. B. soziale Anerkennung und die Möglichkeit zur<br />

Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung zum Vergleich heran. Wie sich die Einkommenschancen<br />

als Gründer oder abhängiger Beschäftigter darstellen und welches Gewicht die für Unternehmer<br />

i. d. R. besseren Möglichkeiten zur Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung bei der Gründungsentscheidung<br />

erhalten, hängt entscheidend von den persönlichen Merkmalen, Einstellungen<br />

und Präferenzen des potenziellen Gründers ab. 53<br />

Die drei folgenden Beispiele mögen dies verdeutlichen: Geht man von Gründungen als sehr zeitintensiven<br />

und sowohl körperlich als auch psychisch anstrengenden Ereignissen aus und sind jüngere<br />

Menschen ceteris paribus besser geeignet, diese Herausforderungen zu meistern, so kann das<br />

Alter bezüglich der Einkommenschancen als Unternehmer als gründungsrelevanter Faktor angesehen<br />

werden. Bedenkt man, dass die Einkommenschancen als Unternehmer im Vergleich zum<br />

Einkommen aus einem Angestelltenverhältnis mit einer größeren Unsicherheit behaftet sind, ist es<br />

plausibel anzunehmen, dass sich risikofreudige Menschen unter ansonsten gleichen Bedingungen<br />

eher für eine Gründung entscheiden als Menschen mit einer niedrigen Risikotoleranz. Insofern ist<br />

vom Geschlecht, das nachweislich in engem Zusammenhang mit der Risikoaversion steht, ein Einfluss<br />

auf die Gründungsneigung zu erwarten. Unterstellt man schließlich, dass Personen mit mangelnder<br />

Sprachkenntnis oder Personen in unfreiwilliger Arbeitslosigkeit (bestimmte) abhängige Beschäftigungsverhältnisse<br />

temporär oder dauerhaft nicht zugänglich und die diesbezüglichen Einkommenserzielungschancen<br />

für diese Personen niedrig sind, sollten auch die nationale Herkunft<br />

und der Arbeitsmarktstatus Bestimmungsfaktoren der Gründungsentscheidung darstellen.<br />

In Tabelle 3 werden zentrale Personenmerkmale wie Geschlecht, Alter, nationale Herkunft,<br />

Berufsabschluss und Erwerbsstaus im Hinblick auf ihre Gründungsrelevanz untersucht und<br />

interpretiert. Dies geschieht anhand einer Gegenüberstellung der jeweiligen Merkmalsverteilungen<br />

zwischen Gründern und der gesamten Bevölkerung. Die beobachtbaren Unterschiede<br />

können zumeist in den Kontext des beschriebenen Erwartungsnutzenkalküls eingebettet werden.<br />

Weiter gehende Informationen zu den dargestellten Merkmalen sind Grafik 26 bis Grafik<br />

30 sowie Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang zu entnehmen.<br />

Geschlecht<br />

Frauen sind im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil und auch zu ihrem Anteil an den Erwerbstätigen<br />

im Gründungsgeschehen stark unterrepräsentiert. Während Frauen ca. die Hälfte<br />

der Bevölkerung und ca. 45 % der Erwerbstätigen (Statistisches Bundesamt, 2010f) repräsentieren,<br />

liegt ihr Gründeranteil nur bei 38 % (Tabelle 3). Dieser Unterschied wird noch deutlicher,<br />

wenn man die Betrachtung auf Vollerwerbsgründer konzentriert. Weniger als jeder<br />

dritte Vollerwerbsgründer ist eine Frau. Mögliche Einflüsse, die vom Geschlecht auf die<br />

Gründungsneigung ausgehen, könnten in den körperlichen Voraussetzungen (insbesondere<br />

52<br />

Zur Anwendung des ökonomischen Erwartungsnutzenkalküls auf verschiedenste Lebensbereiche<br />

siehe Becker (1976).<br />

53<br />

Vgl. Blanchflower und Oswald (1998) und Arenius und Minniti (2005).


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 45<br />

der Körperkraft) zu sehen sein, die Gründungen von Frauen in bestimmten Branchen wie<br />

z. B. Landwirtschaft und Baugewerbe, in denen die Selbstständigenquote relativ hoch ist,<br />

deutlich unwahrscheinlicher machen. Bedeutender ist aber vermutlich eine im Vergleich zu<br />

Männern höhere durchschnittliche Risikoaversion, die in vielen Studien nachgewiesen wird<br />

und sich negativ auf die Partizipation in Unterfangen mit unsicherem Ausgang, wie es Gründungen<br />

sind, auswirken sollte. 54<br />

Alter<br />

Jüngere Altersgruppen sind im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil im Gründungsgeschehen<br />

deutlich über-, ältere Altersgruppen dagegen deutlich unterrepräsentiert. 25- bis 34-Jährige<br />

stellen z. B. 24 % der Gründer, aber nur 16 % der Bevölkerung im Alter von 18 bis<br />

64 Jahren. Umgekehrt verhält es sich mit den 55- bis 64-Jährigen, die 19 % der Bevölkerung<br />

im gründungsrelevanten Alter, aber nur knapp 12 % der Gründer repräsentieren. Jüngere<br />

Menschen dürften deshalb stärker zu einer Gründung tendieren, weil diese für sie i. d. R. mit<br />

geringeren Opportunitätskosten verbunden ist. Im Gegensatz zu älteren Erwerbspersonen<br />

gehen sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit bereits einer gut entlohnten abhängigen Beschäftigung<br />

nach. Ein weiterer Grund dürfte – wie in Exkurs 6 erläutert – darin bestehen, dass<br />

jüngere Menschen der hohen Arbeitsbelastung und nicht selten auch psychischen Belastung,<br />

die eine Gründung mit sich bringt, besser gewachsen sind und deshalb ceteris paribus im<br />

Vergleich zu älteren Personen höhere Erfolgs- bzw. Einkommenschancen durch eine Gründung<br />

besitzen. Andererseits besitzt ein höheres Alter auch einen Aspekt, der sich positiv auf<br />

die Gründungswahrscheinlichkeit auswirken sollte, denn mit zunehmendem Alter nimmt (bei<br />

Erwerbstätigkeit) auch die Arbeitserfahrung und damit die berufsspezifische Qualifikation zu.<br />

Fehlende Gründungskompetenz aufgrund mangelnder beruflicher Erfahrung dürfte der Grund<br />

für die in Relation zu ihrem Bevölkerungsanteil nur durchschnittliche Gründungsneigung von<br />

Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren sein. 55 Die Altersgruppe mit der höchsten Gründungsaktivität<br />

insbesondere im Vollerwerb, in dem sie für jede dritte Gründung steht, ist die<br />

der 35- bis 44 Jährigen. Hier kommen vermutlich beide Gründungen begünstigende Faktoren<br />

zusammen: „Jugend“ und Berufserfahrung.<br />

54<br />

Vgl. beispielsweise die internationalen Übersichtsartikel von Brush (1992, 2006) und Carter und<br />

Shaw (2006) sowie für Deutschland Wagner (2007), Furdas und Kohn (2010) und die Sammelwerke<br />

Leicht und Welter (2004) und <strong>KfW</strong> Bankengruppe (2004).<br />

55<br />

Vgl. die Arbeiten zu Altersaspekten des Gründungsgeschehens von Bönte et al. (2009), van Praag<br />

und Booij (2003) und Lévesque und Minniti (2006) und Kohn und Spengler (2008c).


46 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Tabelle 3: Ausgewählte Merkmale der Gründer 2009 (Anteile in Prozent)<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb Bevölkerung<br />

Geschlecht<br />

männlich 61,7 68,7 56,1 50,2<br />

weiblich<br />

Alter<br />

38,3 31,3 43,9 49,8<br />

18 bis 24 Jahre 14,0 8,5 18,8 14,1<br />

25 bis 34 Jahre 23,6 22,0 24,9 15,6<br />

35 bis 44 Jahre 29,0 32,6 26,2 24,9<br />

45 bis 54 Jahre 21,3 26,0 17,2 26,0<br />

55 bis 64 Jahre<br />

Staatsbürgerschaft<br />

12,0 10,9 12,9 19,3<br />

schon immer deutsche Staatsbürgerschaft 80,1 77,1 82,4 82,4<br />

eingebürgert oder Spätaussiedler 6,8 9,6 4,5 6,3<br />

EU27-Ausländer 6,5 4,2 8,5 5,1<br />

sonstiger Ausländer<br />

Berufsabschluss<br />

6,6 9,1 4,7 6,3<br />

Universität 13,8 13,8 13,6 8,8<br />

Fachhochschule, Berufsakademie u. ä. 8,6 9,1 8,4 8,4<br />

Fachschule, Meisterschule 8,4 13,0 4,7 4,1<br />

Lehre, Berufsfachschule 40,8 42,8 39,4 51,6<br />

kein Berufsabschluss<br />

Erwerbsstatus<br />

28,3 21,3 34,0 27,1<br />

Angestellter Unternehmensleiter 6,4 6,8 6,0 1,7<br />

leitender / hoch qualifizierter Angestellter 12,6 12,9 12,4 9,8<br />

sonstiger Angestellter 24,9 26,0 23,9 33,9<br />

Beamter 1,9 0,5 3,2 4,1<br />

Facharbeiter 3,4 1,6 5,1 7,2<br />

sonstiger Arbeiter 1,7 1,9 1,5 4,4<br />

selbstständig 10,7 11,3 10,1 8,1<br />

arbeitslos 21,4 28,0 15,0 7,5<br />

Nichterwerbsperson<br />

Hauptgrund Gründung (Gründungsmotiv)<br />

17,0 11,0 22,9 23,4<br />

Ausnutzung Geschäftsidee 39,2 39,0 39,8 --fehlende<br />

Erwerbsalternativen 33,9 41,5 27,3 --sonstiger<br />

Hauptgrund<br />

Region<br />

26,9 19,5 32,9 ---<br />

Westdeutschland 86,5 83,1 89,3 82,4<br />

Ostdeutschland<br />

Gemeindegröße<br />

13,5 16,9 10,7 17,6<br />

unter 5.000 Einwohner 15,3 15,6 15,1 15,4<br />

5.000 bis unter 20.000 Einwohner 23,5 22,2 24,3 25,1<br />

20.000 bis unter 100.000 Einwohner 23,2 19,7 25,9 27,5<br />

100.000 bis unter 500.000 Einwohner 18,9 20,7 17,5 15,5<br />

ab 500.000 Einwohner 19,2 21,7 17,3 16,6<br />

Grafische Darstellungen ausgewählter Gründermerkmale inklusive Konfidenzintervallen finden sich im Anhang (Grafik 26 bis<br />

Grafik 30). Die Verteilungen der Merkmale Geschlecht, Alter, Staatsbürgerschaft, Berufsabschluss, Region und Gemeindegröße<br />

beruhen für Gründer jeweils auf einer Stichprobengröße von n=678, 301, 373 (alle Gründer, Vollerwerb, Nebenerwerb). Die<br />

Stichprobengrößen für die Verteilungen der übrigen Merkmale sind die folgenden: n=628, 296, 332 für Erwerbsstatus, n=667,<br />

298, 365 für Gründungsmotiv. Die letzte Tabellenspalte enthält zu Vergleichszwecken (außer für das Merkmal „Gründungsmotiv“,<br />

das nur für Gründer beobachtbar ist) die Verteilungen der Merkmale für alle antwortenden Personen (Gründer und Nicht-<br />

Gründer) des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s. Diese Berechnungen beruhen für alle Merkmale mit Ausnahme des Erwerbsstatus<br />

(n=9.343) auf n=48.025 Beobachtungen.<br />

Tabelle 13 im Anhang zeigt einen interessanten Aspekt den Gründeranteil der 45- bis 54 Jährigen<br />

betreffend. Dieser liegt im Jahr 2009 im Vollerwerb mit 26 % deutlich höher als im Vorjahr<br />

(20 %) und höher als in allen früheren Jahren seit Durchführung des <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong>s. Der Grund hierfür mag in der sehr schwierigen konjunkturellen Lage des<br />

Jahres 2009 zu sehen sein, der verstärkt etablierte abhängige Beschäftigte dazu bewogen


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 47<br />

haben könnte, ihre trotz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen immer unsicherer werdenden<br />

abhängigen Beschäftigungsverhältnisse zu Gunsten einer Selbstständigkeit aufzugeben.<br />

Zugleich ist der Vollerwerbsgründeranteil der 25- bis 34 Jährigen von 28 % auf 22 % zurückgegangen.<br />

Auch hier mag die konjunkturelle Entwicklung ursächlich sein, da in Rezessionszeiten<br />

die Markteintrittsbarrieren höher liegen und damit größere Gründungsprojekte für eine<br />

erfolgsreiche Umsetzung der Gründungsidee verlangen. Die größere Gründungsgröße erfordert<br />

gegebenenfalls einen höheren Ressourceneinsatz der Gründer, den diese im Alter zwischen<br />

25 und 34 Jahren noch nicht aufbringen können.<br />

Migrationshintergrund<br />

Die vier erfassten Ausprägungen dieses an den Mikrozensus angelehnten Merkmals sind<br />

„Deutsche Staatsbürgerschaft von Geburt an“, „Deutsche Staatsbürgerschaft durch Einbürgerung<br />

oder als Spätaussiedler“, „Ausländer aus einem EU27-Staat“ und „Nicht-EU-Ausländer“.<br />

Die stärksten relativen Abweichungen zwischen Bevölkerungsanteil und Gründeranteil sind<br />

im Vollerwerb für Eingebürgerte / Spätaussiedler und sonstige Ausländer zu beobachten.<br />

Während Eingebürgerte / Spätaussiedler und sonstige Ausländer jeweils 6 % der in Deutschland<br />

lebenden Bevölkerung repräsentieren, ist Ihr Anteil an allen Vollerwerbsgründern mit<br />

10 % bzw. 9 % deutlich höher. Dies kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass der erwartete<br />

Nutzen aus einer Selbstständigkeit für diese Bevölkerungsgruppen im Vergleich zu<br />

den anderen beiden Gruppen (Deutsche von Geburt an und EU-Ausländer) deutlich höher ist.<br />

Die Gründe liegen vermutlich in den geringeren Opportunitätskosten einer Selbstständigkeit<br />

für Eingebürgerte / Spätaussiedler und sonstige Ausländer, z. B. aufgrund eines erschwerten<br />

Zugangs zu abhängigen Beschäftigungsverhältnissen. Hierfür können Sprachhemmnisse,<br />

das Fehlen spezifischer in Deutschland geforderter formaler Qualifikationen, aber auch Benachteiligungen<br />

bei Einstellungsprozessen verantwortlich sein. 56 Für diese These spricht insbesondere<br />

der Blick auf den Nebenerwerb. Dort sind Eingebürgerte / Spätaussiedler und<br />

sonstige Ausländer mit Anteilen von jeweils knapp 5 % nicht über-, sondern unterrepräsentiert.<br />

Dies wiederum spricht dafür, dass für den Fall des Zugangs zu abhängigen Beschäftigungsverhältnissen<br />

– Nebenerwerbsgründer besitzen in der Regel ein solches – keine erhöhte<br />

Gründungsneigung mehr vorliegt. EU-Ausländer heben sich von den anderen beiden<br />

Migrantengruppen deutlich ab, indem sie relativ zu ihrem Bevölkerungsanteil von 5 % im<br />

Vollerwerb unterrepräsentiert (4 %) und im Nebenerwerb (9 %) überrepräsentiert sind. Dies<br />

56<br />

Eine ausführliche Darstellung der Gründungsaktivitäten von Personen mit Migrationshintergrund<br />

erfolgt in Kohn und Spengler (2007b).


48 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

könnte seine Ursache im höheren Qualifikationsniveau dieser Gruppe und dem dadurch erleichterten<br />

Zugang zu abhängigen Beschäftigungsverhältnissen haben.<br />

Humankapital (Berufsabschluss und Erwerbsstatus)<br />

Die beiden Merkmale Berufsabschluss und Erwerbsstatus vor Gründung spiegeln das Humankapital<br />

der Befragten unmittelbar wider. 57 Im Kontext des persönlichen Erwartungsnutzenkalküls<br />

der Gründungsentscheidung ist jedoch nicht offensichtlich, ob eine höhere Humankapitalausstattung<br />

die Gründungsneigung eher fördert oder behindert. Einerseits wirkt<br />

sich höheres Humankapital positiv auf die Wahrscheinlichkeit unternehmerischen Erfolgs aus<br />

und sollte sich deshalb in einer höheren Gründungsneigung niederschlagen. Andererseits<br />

beeinflusst es auch die Opportunitätskosten der Gründung, weil gerade gut ausgebildeten<br />

und qualifizierten Personen auch attraktivere abhängige Beschäftigungsverhältnisse offen<br />

stehen. Insgesamt dürften die Chancen von hoch qualifizierten Personen, mit unternehmerischer<br />

Tätigkeit höhere Einkommen als in abhängiger Beschäftigung zu erzielen, größer sein<br />

als für Personen mit niedrigerer Humankapitalausstattung. 58 Diese Hypothese kann damit<br />

begründet werden, dass es Personen mit hohem Humankapital besser gelingen sollte, mit<br />

ihren Angeboten auf bestehende oder sogar neue Märkte mit überdurchschnittlichen Renditechancen<br />

vorzudringen (z. B. in wirtschaftsberatenden oder ingenieurwissenschaftlichen und<br />

anderen technologiegeprägten Bereichen). Ferner gewährleistet höheres Humankapital auch<br />

den Zugang zu einer breiteren Palette von potenziellen Gründungsprojekten, was vor allem<br />

auch unter anderen Nutzenaspekten, wie z. B. Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung,<br />

attraktiv sein mag. Insgesamt ist zu erwarten, dass überdurchschnittlich gut ausgebildete<br />

Personen überdurchschnittlich häufig gründen.<br />

Diese Überlegungen bestätigen sich sowohl im Merkmal Berufsabschluss als auch in der<br />

Variable Erwerbsstatus in Tabelle 3. Sowohl im Voll- als auch im Nebenerwerb sind Universitätsabsolventen<br />

im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil unter den Gründern deutlich überrepräsentiert<br />

(Vollerwerbsgründeranteil: 14 %; Nebenerwerbsgründeranteil: 14 %, Bevölkerungsanteil:<br />

9 %). Personen, die nur einen Lehr- oder Berufsfachschulabschluss besitzen,<br />

sind dagegen in Voll- und Nebenerwerb stark unterrepräsentiert (43 % bzw. 39 % versus<br />

52 %). Personen ohne Berufsabschluss sind unter den Vollerwerbsgründer ebenfalls erwartungsgemäß<br />

unterrepräsentiert (21 % versus 27 %); ihre Überrepräsentation im Nebener-<br />

57 Das Merkmal Alter (s. o.) kann ebenfalls als ein Humankapitalindikator angesehen werden. Der<br />

Zusammenhang zwischen Alter und Humankapital gilt jedoch als indirekt, da er sich über die im<br />

Durchschnitt mit dem Alter ansteigende Berufserfahrung entfaltet.<br />

58 Vgl. van der Sluis, van Praag und van Witteloostuijn (2007).


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 49<br />

werb (34 %) ist jedoch überraschend. Ein Erklärungsansatz dafür ist, dass Angehörige dieser<br />

niedrigsten und vergleichsweise häufig in Arbeitslosigkeit oder Nichterwerbstätigkeit befindlichen<br />

Bildungsgruppe neben dem Bezug von Sozialleistungen Nebeneinkünfte durch selbstständige<br />

Arbeit erzielen.<br />

Der auffälligste Wert zum Berufsabschluss ist für die Absolventen von Fach- und Meisterschulen<br />

(Meister und Techniker) zu beobachten. Obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur 4 % beträgt,<br />

stellen sie 13 % der Vollerwerbsgründer. Grafik 27 im Anhang ist zu entnehmen, dass<br />

dieser Anteil signifikant höher als im Vorjahr (6 %) liegt. Die unsichere Arbeitsmarktlage aufgrund<br />

der Wirtschaftskrise mag gerade qualifiziertes technisches Personal in Produktionsbetrieben<br />

(z. B. in der Automobilindustrie oder ihren Zulieferbetrieben) dazu bewogen haben,<br />

einer möglichen späteren Entlassung (z. B. nach Auslaufen von Kurzarbeitsregelungen) zuvorzukommen<br />

und sich trotz Krise in der Selbstständigkeit zu versuchen. Hinzu kommt, dass<br />

gerade von Personen mit einer technischen Qualifikation substanzhaltige Gründungsideen zu<br />

erwarten sind.<br />

Der Erwerbsstatus spiegelt neben dem formalen Berufsabschluss auch die Berufserfahrung<br />

und die Einbindung in geschäftsbezogene Netzwerke wider. Hier greifen entsprechend ähnliche<br />

Mechanismen wie beim Berufsabschluss. Im Vollerwerb geht innerhalb der Gruppen, die<br />

vor Gründung abhängig beschäftigt waren, eine höhere Qualifikation bzw. ein höheres Humankapital<br />

ebenfalls mit einer höheren Gründungsaffinität einher. Angestellte Unternehmensleiter<br />

und Geschäftsführer (7 % versus 2 %) sind vor leitenden oder hoch qualifizierten Angestellten<br />

(13 % versus 10 %) im Gründungsgeschehen am stärksten überrepräsentiert; sonstige<br />

Angestellte (26 % versus 34 %), Facharbeiter (2 % versus 7 %) und sonstige Arbeiter (2 %<br />

versus 4 %) sind deutlich unterrepräsentiert. Im Nebenerwerb ist über die Erwerbsgruppen<br />

hinweg annähernd das gleiche Muster zu beobachten.<br />

Beamte – zumeist gut ausgebildet – nehmen eine Sonderposition ein. Für sie sind die Opportunitätskosten<br />

einer Gründung im Vollerwerb besonders hoch, weil die Aufnahme einer<br />

selbstständigen Vollzeittätigkeit den Übergang von einem i. d. R. unkündbaren Beschäftigungsverhältnis<br />

mit sicherem Einkommen in eine Betätigung mit unsicheren Zukunftsaussichten<br />

bedeutet. Deshalb liegt der Anteil der Vollerwerbsgründer unter den Beamten mit 1 %<br />

deutlich unter ihrem Bevölkerungsanteil (4 %).<br />

Wendet man sich mit den Gründern aus Selbstständigkeit, Arbeitslosigkeit und Nichterwerbsbeteiligung<br />

den drei Erwerbsgruppen zu, die vor Gründung nicht abhängig beschäftigt waren,<br />

findet sich ebenfalls eine Bestätigung für das Humankapitalargument. Nichterwerbspersonen<br />

besitzen i. d. R. weniger Humankapital und sind entsprechend am Gründungsgeschehen<br />

(zumindest) im Vollerwerb stark unterrepräsentiert (11 % versus 23 %). Auf den ersten Blick


50 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

sollten Selbstständige, also Personen, die bereits ein Unternehmen führen, beispielsweise<br />

aufgrund zeitlicher Beschränkungen für eine (weitere) Gründung weniger infrage kommen.<br />

Dennoch setzt sich auch hier das gründungsbezogene Humankapital durch, sodass Selbstständige<br />

am Gründungsgeschehen sowohl im Voll- als auch Nebenerwerb sogar überrepräsentiert<br />

sind (11 % bzw. 10 % versus 8 %). Dieser Effekt wird jedoch nicht nur von „Bestandsselbstständigen“<br />

bzw. Serienunternehmern, die ein weiteres Projekt gründen, sondern<br />

auch und womöglich sogar in stärkerem Ausmaß von Selbstständigen mit einem zuvor abgebrochenen<br />

Selbstständigkeitsprojekt (Restarter) getrieben.<br />

Gründer aus der Arbeitslosigkeit<br />

Arbeitslosigkeit stellt zum ersten eine enorme Kostenbelastung für das Sozialsystem dar und<br />

ist zum zweiten auch mit erheblichen finanziellen und häufig auch psychischen Belastungen<br />

für die Betroffenen verbunden. Neben der (erfolgreichen) Suche eines abhängigen Beschäftigungsverhältnisses<br />

stellt die Selbstständigkeit den zweiten Ausweg aus der Arbeitslosigkeit.<br />

Gründungen aus der Arbeitslosigkeit heraus sind deshalb ein wichtiger Aspekt des Gründungsgeschehens<br />

und ständiger Gegenstand der Gründungsforschung (siehe hierzu die aktuelle<br />

Studie von Kohn et al. (2010) und die dort zitierte Literatur).<br />

Bei gut 20 % aller Gründer und knapp 30 % aller Vollerwerbsgründer handelt es sich im<br />

Jahr 2009 um Personen, die zum Zeitpunkt der Gründung arbeitslos waren. Diese Anteile<br />

unterscheiden sich nicht stark von den Vorjahren (siehe Grafik 28 im Anhang). Dass der Anteil<br />

der Vollerwerbsgründer aus der Arbeitslosigkeit im Krisenjahr 2009 nicht höher (sondern<br />

sogar etwas niedriger) als im Vorjahr ausfällt (28 % versus 32 %), dürfte seine Ursache einerseits<br />

darin haben, dass die Krise sich bislang nur schwach auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt<br />

hat (Anstieg der ILO-Erwerbslosenquote von 2008 auf 2009 um nur 0,4 Prozentpunkte,<br />

s. Tabelle 9). Anderseits hat die Krise eine verstärkte Gründungsaktivität aufseiten der Erwerbstätigen,<br />

deren Jobs häufig unsicher geworden sind, ausgelöst und somit deren Gründeranteil<br />

erhöht (Grafik 28 zeigt einen signifikanten Anstieg des Vollerwerbsgründeranteils<br />

der sonstigen Angestellten von 16 % im Jahr 2008 auf 26 % im Jahr 2009).<br />

Im Jahr 2009 – wie auch in allen früheren Jahren – überschreiten die Anteile der zuvor Arbeitslosen<br />

an den Gründern den Anteil der arbeitslosen Personen an allen Teilnehmern des<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong>s bei Weitem (siehe Tabelle 3). Die Relevanz von Arbeitslosigkeit als treibender<br />

Faktor für Unternehmensgründungen widerspricht zwar dem Humankapitalargument,


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 51<br />

da Arbeitslose im Durchschnitt weniger hoch qualifiziert sind als andere Erwerbstätige. 59<br />

Dennoch ist die hohe Gründungsneigung Arbeitsloser gut mit dem Erwartungsnutzenkalkül<br />

vereinbar. Arbeits- bzw. Erwerbslosigkeit ist mit geringem Einkommen, niedrigem sozialen<br />

Status und geringer beruflicher Selbstbestimmung verbunden. Zudem finden Arbeitslose<br />

– insbesondere so genannte schwer vermittelbare Arbeitslose – häufig trotz intensiver Suche<br />

kein passendes abhängiges Beschäftigungsverhältnis (siehe auch Exkurs 7 zur Dauer der<br />

Arbeitslosigkeit vor Gründung). Aus diesen Gründen stellt eine Existenzgründung häufig die<br />

einzige Erwerbsalternative zur Arbeitslosigkeit dar. Das Erwartungsnutzenkalkül kann somit<br />

als theoretische Fundierung der in Abschnitt 3.1 motivierten Sichtweise der Arbeitslosigkeit<br />

als Pull-Faktor des Gründungsgeschehens herangezogen werden.<br />

Ausnutzung Geschäftsidee<br />

Fehlende Erwerbsalternativen<br />

Sonstiger Hauptgrund<br />

Ausnutzung Geschäftsidee<br />

Fehlende Erwerbsalternativen<br />

Sonstiger Hauptgrund<br />

Erwerbstätige Arbeitslose<br />

5,4<br />

14,7<br />

24,4<br />

45,0<br />

38,9<br />

51,0<br />

34,3<br />

30,6<br />

26,8<br />

34,3<br />

28,8<br />

32,3<br />

27,1<br />

28,0<br />

34,1<br />

43,2<br />

38,8<br />

62,3<br />

9,1<br />

7,8<br />

11,5<br />

38,0<br />

42,7<br />

29,3<br />

52,9<br />

49,5<br />

0% 20% 40% 60% 80% 0% 20% 40% 60% 80%<br />

Nichterwerbspersonen<br />

0% 20% 40% 60% 80%<br />

59,1<br />

Alle Gründer<br />

Vollerwerb<br />

Nebenerwerb<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der jeweiligen Gründergruppen an allen Gründern (Vollerwerbsgründern) [Nebenerwerbsgründern]<br />

an, die vor ihrer Gründung erwerbstätig, arbeitslos bzw. Nichterwerbspersonen waren und Angaben zu<br />

ihrem Gründungsmotiv gemacht haben. Die Stichprobenumfänge sind die Folgenden: n=412, (n=186) [n=226] für Erwerbstätige,<br />

n=113, (n=79) [n=34] für Arbeitslose und n=96, (n=29) [n=67] für Nichterwerbspersonen. Lesehilfe: Bei 49,5 % der Vollerwerbsgründer,<br />

die vor Beginn ihrer Selbstständigkeit arbeitslos waren, waren fehlende Erwerbsalternativen (Notmotiv) das<br />

dominante Gründungsmotiv.<br />

Grafik 8: Gründungsmotiv nach Erwerbsstatus vor Gründung, 2009<br />

Grafik 8 zeigt, dass der Großteil (53 %) der Existenzgründungen von Arbeitslosen in der Tat<br />

in Ermangelung von Erwerbsalternativen (als sog. „Notgründung“) erfolgte (Vollerwerb:<br />

59 Vgl. Reinberg, A. und M. Hummel (2005). Niefert (2010) zeigt indes, dass Gründer aus der Arbeitslosigkeit<br />

innerhalb der Gruppe aller Arbeitslosen signifikant besser qualifiziert sind.


52 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

50 %). Dennoch geben beachtliche 38 % der Gründer aus der Arbeitslosigkeit an, die Gründung<br />

vorrangig zur Realisierung einer Geschäftsidee (als „Chancengründung“) realisiert zu<br />

haben. Richtet man den Blick auf den Vollerwerb, findet sich unter den Gründern aus der<br />

Arbeitslosigkeit sogar ein höherer Anteil (43 %) von Chancengründern als unter den Gründern<br />

aus der Erwerbstätigkeit (39 %). Dieser Vergleich fiel im Vorjahr auf niedrigerem Niveau<br />

noch genau umgekehrt aus. Hier handelte es sich bei 22 % (29 %) der vor Gründung arbeitslosen<br />

(erwerbstätigen) Vollerwerbgründer um Chancengründer. 60 Arbeitslosigkeit per se dürfte<br />

bei vielen Betroffenen ein intensives Nachdenken über potenzielle Gründungsprojekte auslösen<br />

und führt offenbar auch häufig zu einer konkreten Geschäftsidee. Dies wird dann nicht<br />

mehr nur als Ausweg aus einer Notsituation, sondern in höherem Maß als Ausnutzung einer<br />

Chance empfundenen. Dass sich in 2009 im Gegensatz zum Vorjahr ein höherer Anteil von<br />

Gründern aus der Arbeitslosigkeit als von Gründern aus einer abhängigen Beschäftigung als<br />

chancenmotiviert bezeichnet, mag daran liegen, dass in der Rezession aufgrund der unsicheren<br />

Arbeitsmarktentwicklung die Suche nach Alternativen zu Arbeitslosigkeit und die Wahrnehmung<br />

der Selbstständigkeit als Chance besonders ausgeprägt gewesen ist.<br />

Exkurs 7: Dauer der Arbeitslosigkeit vor Gründung<br />

Grafik 9 beschreibt die Vollerwerbsgründer aus der Arbeitslosigkeit nach der Arbeitslosigkeitsdauer<br />

vor Gründung. Für das Jahr 2009 zeigt sich mit 47 % der im Beobachtungszeitraum höchste Anteil<br />

von Langzeitarbeitslosen. Dieser Anteil muss zu seiner richtigen Einordnung nicht zum Anteil der<br />

Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen zu einem Stichtag oder im Durchschnitt eines Jahres<br />

(Jahresdurchschnitt 2009: ca. 30 %), sondern zum Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen<br />

eines Jahres in Beziehung gesetzt werden. Da im Lauf des Jahres 2009 rund 12,35 Mio. Arbeitslosigkeitsmeldungen<br />

(= 3,10 Mio. Arbeitslose Ende 2008 + 9,25 Mio. zugehende Arbeitslose<br />

2009) registriert wurden, stammen zwischen 10 % und 25 % der Meldungen des Jahres 2009 von<br />

Langzeitarbeitslosen. 61 Geht man von der realistischen Annahme aus, dass sich der wahre Anteil<br />

eher unter als über 20 % bewegt, dann liegt der Langzeitarbeitslosenanteil an allen Vollerwerbsgründern<br />

aus Arbeitslosigkeit mehr als doppelt so hoch, wie der Anteil (der Meldungen) von Langzeitarbeitslosen<br />

an allen (Meldungen von) Arbeitslosen des Jahres 2009. Diese Überrepräsentation<br />

von Langzeitarbeitslosen unter den Gründern aus der Arbeitslosigkeit zeigt, dass die Existenzgründung<br />

gerade für langzeitarbeitslose Menschen eine häufig wahrgenommene Option zum Wiedereintritt<br />

in die Erwerbstätigkeit darstellt. [Die in diesem Abschnitt verwendeten Arbeitslosigkeitszahlen<br />

stammen aus Bundesagentur für Arbeit 2010b und 2010c.]<br />

Die Entwicklung des Langzeitarbeitslosenanteils im Zeitraum 2005–2009 verläuft entgegengesetzt<br />

zur Konjunktur (vgl. Tabelle 1). Im Jahr 2005 waren bei einem Wirtschaftswachstum von 0,9 %<br />

rund 36 % aller Vollerwerbsgründer aus der Arbeitslosigkeit vormals langzeitarbeitslos, im Jahr<br />

2006 betrugen das Wachstum 3,4 % und der Langzeitarbeitslosenanteil 26 %, im Jahr 2007 waren<br />

2,6 % Wachstum und ein Anteil von 30 %, 2008 1 % Wachstum und ein Anteil von 38 % – also fast<br />

60 Vgl. Kohn und Spengler (2009).<br />

61 Untergrenze: ca. 1,13 Mio. Langzeitarbeitslose Ende 2008 / 12,35 Mio. Arbeitslosigkeitsmeldungen<br />

2009 = 9% (Annahme: im Jahr 2009 kommen zu den ca. 1,13 Mio. Langzeitarbeitslosen zum Jahresende<br />

2008 keine weiteren dazu). Obergrenze: 25 % (Annahme: jeder der 1,97 Mio. Ende 2008 nicht<br />

langzeitarbeitslosen Arbeitslosen wird 2009 zum Langzeitarbeitslosen).


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 53<br />

die gleiche Konstellation wie 2005 – und 2009 schließlich ein Wachstum von -4,9 % und ein Anteil<br />

von 47 % zu beobachten. Diese Zahlen zeigen, dass Langzeitarbeitslose die Selbstständigkeitsoption<br />

dann verstärkt wählen, wenn die Konjunktur schwach und der Weg in abhängige Beschäftigungsverhältnisse<br />

aufgrund geringer Arbeitsnachfrage (stärker als sonst) versperrt ist. Möglicherweise<br />

tragen Rezessionen über die induzierten Gründungen sogar dazu bei, dass viele Langzeitarbeitslose<br />

schneller wieder am Erwerbsleben teilnehmen als dies bei normaler Wirtschaftslage der<br />

Fall gewesen wäre. Es könnte hier von einem „doppelten“ Push-Effekt gesprochen werden. Neben<br />

dem normalen Push-Effekt der Arbeitslosigkeit per se, entsteht in der Rezession ein zusätzlicher<br />

Druck auf Langzeitarbeitslose eine Gründung zu vollziehen, weil die im Grunde bevorzugten abhängigen<br />

Beschäftigungsverhältnisse noch schwerer zugänglich sind.<br />

Bis zu 13 Wochen<br />

Über 13 bis 52 Wochen<br />

Über 52 Wochen<br />

13,8<br />

12,4<br />

13,7<br />

19,7<br />

25,8<br />

35,8<br />

25,8<br />

30,1<br />

37,5<br />

50,4<br />

54,5<br />

44,1<br />

50,1<br />

39,3<br />

47,0<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />

2005<br />

2006<br />

2007<br />

2008<br />

2009<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der jeweiligen Gründergruppen an allen Vollerwerbsgründern aus der Arbeitslosigkeit<br />

in den Jahren 2005, 2006, 2007, 2008 und 2009 an, für die Angaben zur Arbeitslosigkeitsdauer vor Gründung<br />

vorhanden sind. Die Stichprobenumfänge sind die Folgenden: n=134 für das Jahr 2005, n=100 für das Jahr 2006, n=79 für<br />

das Jahr 2007, n=80 für das Jahr 2008 und n=77 für das Jahr 2009. Lesehilfe: Im Jahr 2009 waren 47 % der Vollerwerbsgründer<br />

aus der Arbeitslosigkeit zum Gründungszeitpunkt über 52 Wochen arbeitslos, d. h. langzeitarbeitslos.<br />

Grafik 9: Vollerwerbsgründer aus der Arbeitslosigkeit nach Arbeitslosigkeitsdauer<br />

Multivariate Analyse: Determinanten der Gründungsentscheidung<br />

Die bisherige Betrachtung der Merkmale der Gründerpersonen diente deren Strukturierung<br />

und der Identifikation potenzieller Einflussfaktoren für die Gründungsentscheidung. Ob es<br />

sich bei den diskutierten Variablen jedoch tatsächlich um Bestimmungsfaktoren der persönlichen<br />

Gründungsentscheidung handelt, kann nur im Rahmen einer weiter gehenden multivariaten<br />

Analyse geklärt werden. Nur indem die potenziellen Bestimmungsfaktoren (Geschlecht,<br />

Alter, nationale Herkunft, Berufsabschluss und Erwerbsstatus) gemeinsam in Beziehung zur<br />

persönlichen Gründungsentscheidung gesetzt und damit gegenseitige Abhängigkeiten der<br />

Bestimmungsfaktoren berücksichtigt werden, kann eine Annäherung an ihre eigenständigen<br />

(bzw. partiellen) Effekte auf die Gründungsentscheidung erreicht werden.


54 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Die multivariaten Analysen erfolgen mittels Probitschätzungen, bei denen die abhängige Variable<br />

den Wert 1 (0) annimmt, wenn es sich bei der Person um einen Gründer (Nicht-<br />

Gründer) handelt. Es wurden eine Schätzung zur Erklärung der allgemeinen Gründungsentscheidung<br />

sowie getrennte Schätzungen nach Vollerwerb und Nebenerwerb durchgeführt. In<br />

der Schätzung zur Erklärung einer Gründung im Vollerwerb (Nebenerwerb) rechnen die Nebenerwerbsgründer<br />

(Vollerwerbsgründer) zu den Nicht-Gründern. Die Ergebnisse der multivariaten<br />

Analyse sind in Tabelle 4 dargestellt.<br />

Die Werte in den Spalten 1, 3 und 5 geben die partiellen Änderungen der Gründungswahrscheinlichkeit<br />

bei Veränderungen der jeweiligen Merkmalsausprägungen relativ zu einer Referenzperson<br />

wieder. Bei dieser Referenzperson handelt es sich um einen Mann deutscher<br />

Herkunft im Alter von 35–44 Jahren, der einen Lehrabschluss besitzt, als sonstiger Angestellter<br />

beschäftigt ist, in einem westdeutschen Ort mit über 500.000 Einwohnern lebt und dessen<br />

Daten im Rahmen der Befragung im Jahr 2008 erhoben wurden (zur Reduktion der Schätzfehler<br />

werden die Daten der Befragungen 2009 und 2008 verwendet). 62 Die ausgewiesenen<br />

Effekte sind deshalb z. B. wie folgt zu interpretieren (siehe Tabelle 4, Spalte 1): Würde die<br />

Person nicht aus West-, sondern aus Ostdeutschland stammen, dann wäre ihre Wahrscheinlichkeit,<br />

eine Gründung zu unternehmen, um 1,7 Prozentpunkte bzw. um 27 % niedriger als<br />

die für die Referenzperson geschätzte Gründungswahrscheinlichkeit (zweite Tabellenzeile<br />

von unten) i. H. v. von 6,3 %. 63 Interpretationen dieser Art sind jedoch nur für statistisch signifikante<br />

Effekte zulässig.<br />

62<br />

Die Auswahl der Referenzperson richtet sich (außer bei dem Geschlecht) nach den (ungewichtet)<br />

am häufigsten im Datensatz auftretenden Merkmalsausprägungen. Ferner soll die Referenzperson<br />

insofern realistisch sein, als tatsächlich Personen mit der beschriebenen Merkmalskombination existieren.<br />

63<br />

Im Vergleich zur Gründungswahrscheinlichkeit auf der Grundlage aller Teilnehmer des <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong>s im Alter von 18 bis 64 Jahren von 1,69 % liegen die mittlere Gründungswahrscheinlichkeit<br />

im Schätzdatensatz und die Gründungswahrscheinlichkeit der Referenzperson mit<br />

5,7 % bzw. 6,3 % erheblich höher. Gründer sind dezidiert überrepräsentiert, weil im <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> manche Merkmale (z. B. Erwerbsstatus) zwar für alle Gründer, jedoch aus Kostengründen<br />

nur für eine Unterstichprobe von ca. 7.500 Nicht-Gründern erhoben werden. Eine Beschränkung<br />

der in die Schätzung einfließenden Gründer auf jene, die zu den ersten ca. 7.500 Befragten gehören,<br />

erschient indes nicht sinnvoll, weil die Güte von Probitschätzungen negativ von zu geringen<br />

Anteilen von Einsen bzw. Erfolgen in der abhängigen Variable beeinflusst wird. Indem die geschätzten<br />

absoluten Wahrscheinlichkeitseffekte wie hier in Beziehung zur Gründungswahrscheinlichkeit der<br />

Referenzperson im Schätzdatensatz gesetzt werden, können jedoch Rückschlüsse auf die Effektstärken<br />

in der Grundgesamtheit gezogen werden.


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 55<br />

Tabelle 4: Bestimmungsfaktoren der persönlichen Gründungsneigung (Probitschätzungen)<br />

Abhängige Variable: Gründungsentscheidung (Gründer: y=1, kein Gründer: y=0)<br />

Gründer gesamt Vollerwerbsgründer Nebenerwerbsgründer<br />

dF/dx<br />

(1)<br />

t-Wert<br />

(2)<br />

dF/dx<br />

(3)<br />

t-Wert<br />

(4)<br />

dF/dx<br />

(5)<br />

t-Wert<br />

(6)<br />

Geschlecht (= weiblich) -0,0131 *** -3,87 -0,0130 *** -5,92 0,0008 0,31<br />

Alter (Ref.: 35–44 Jahre)<br />

18 bis 24 Jahre 0,0185 ** 2,1 0,0076 1,13 0,0115 * 1,91<br />

25 bis 34 Jahre 0,0159 *** 2,93 0,0022 0,58 0,0129 *** 3,37<br />

45 bis 54 Jahre -0,0126 *** -3,03 -0,0056 * -1,82 -0,0064 ** -2,3<br />

55 bis 64 Jahre -0,0353 *** -8,01 -0,0182 *** -5,73 -0,0162 *** -5,37<br />

Staatsangehörigkeit (Ref.: D)<br />

D erst durch Einbürgerung -0,0129 -1,63 0,0048 0,77 -0,0142 *** -2,84<br />

EU27-Ausländer 0,0043 0,35 0,0026 0,28 0,0025 0,31<br />

sonstige Ausländer 0,0151 1,22 0,0221 ** 2,21 -0,0024 -0,31<br />

Bildung (Ref.: Lehre)<br />

Universität 0,0384 *** 6,27 0,0213 *** 4,59 0,0180 *** 4,28<br />

Fachhochschule, BA u. ä. 0,0117 ** 1,98 0,0057 1,28 0,0065 1,61<br />

Fachschule, Meisterschule 0,0190 * 1,87 0,0202 *** 2,65 -0,0003 -0,04<br />

kein Berufsabschluss -0,0127 ** -2,18 -0,0072 -1,63 -0,0050 -1,27<br />

Status (Ref.: Sonst. Angest.)<br />

Unt.leiter / Geschäftsführer 0,0965 *** 6,89 0,0676 *** 6,18 0,0321 *** 3,46<br />

leitender / hochq. Angest. 0,0189 *** 2,94 0,0171 *** 3,4 0,0033 0,79<br />

Beamter -0,0235 *** -2,7 -0,0228 *** -3,35 -0,0035 -0,6<br />

Facharbeiter -0,0231 *** -2,88 -0,0173 *** -3,02 -0,0055 -0,98<br />

sonstiger Arbeiter -0,0280 *** -2,57 -0,0152 * -1,89 -0,0131 * -1,79<br />

selbstständig 0,0242 *** 3,33 0,0081 1,52 0,0154 *** 3,04<br />

arbeitslos 0,1204 *** 13,26 0,1083 *** 13,62 0,0202 *** 3,68<br />

Nichterwerbsperson 0,0230 *** 3,69 0,0025 0,54 0,0171 *** 4<br />

Region (= Ostdeutschland) -0,0170 *** -4,31 -0,0004 -0,12 -0,0138 *** -5,55<br />

Ort (Ref.: ab 500.000 Einw.)<br />

bis 5.000 Einw. -0,0064 -1,13 -0,0063 -1,59 0,0003 0,07<br />

5.000 bis unter 20.000 Einw. -0,0059 -1,15 -0,0041 -1,12 -0,0016 -0,45<br />

20.000 bis unter 100.000 E. -0,0163 *** -3,37 -0,0119 *** -3,59 -0,0041 -1,17<br />

100.000 bis unter 500.000 E. -0,0108 * -1,94 -0,0074 * -1,9 -0,0031 -0,78<br />

Jahr (= 2009) 0,0019 0,53 0,0017 0,63 0,0003 0,11<br />

Anzahl der Beobachtungen 22.139 22.139 22.139<br />

Beobachtete Wahrscheinlichkeit 0,0568 0,0261 0,0307<br />

Geschätzte Wahrscheinlichkeit 0,0625 0,0304 0,0303<br />

Pseudo-R² 0,052 0,087 0,031<br />

***, **, * signifikant auf dem 1 %, 5 %, 10 %-Niveau, heteroskedastiekonsistente t-Werte in Klammern.<br />

Für die Schätzungen sind die Gründungen aus den Befragungswellen 2008 und 2009 zusammengefasst. Die Schätzkoeffizienten<br />

geben die Veränderung der Wahrscheinlichkeit einer Gründung relativ zur Referenzperson für die diskrete Veränderung der<br />

Dummyvariablen von 0 nach 1 an. Die Referenzperson ist ein Mann im Alter von 35–44 Jahren mit deutscher Staatsangehörigkeit<br />

von Geburt an, der einen Lehrabschluss besitzt, als sonstiger Angestellter beschäftigt ist und in einem westdeutschen Ort<br />

mit über 500.000 Einwohnern wohnt und der im Jahr 2008 befragt wurde.<br />

Ein qualitativer Vergleich der Signifikanzen und Wirkungsrichtungen der Effekte der multivariaten<br />

Analyse ergibt eine umfassende Übereinstimmung mit den Ergebnissen der deskriptiven<br />

Analyse. Die meisten der persönlichen Merkmalsausprägungen, die in den jeweiligen Gründergruppen<br />

(im Vergleich zur Gesamtbevölkerung) deutlich häufiger auftreten, erweisen sich<br />

in den Schätzungen als signifikante Einflussfaktoren mit den erwarteten Wirkungsrichtungen.


56 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

So korrespondiert z. B. die deutliche Unterrepräsentation von Frauen und Beamten (im Gründungsgeschehen)<br />

im Vollerwerb mit signifikant negativen Effekten dieser Merkmale auf die<br />

Gründungswahrscheinlichkeit (Spalten 1 und 3). Gleiches gilt für die durchweg signifikant<br />

negativen Effekte der Altersgruppe 55–64 und des Arbeitsmarktstatus „sonstiger Arbeiter“,<br />

die signifikant positiven Effekte einer ausländischen Nicht-EU-Staatsbürgerschaft und eines<br />

Fach- / Meisterschulabschlusses für den Vollerwerb, sowie für die durchweg signifikant positiven<br />

Effekte eines Universitätsabschlusses, der (früheren) Tätigkeit als angestellter Unternehmens-<br />

oder Geschäftsführer und der Arbeitslosigkeit vor Gründung.<br />

Ein Beispiel für ein Ergebnis der multivariaten Analyse, das nicht aus der deskriptiven Untersuchung<br />

ableitbar ist (und damit auch die Notwendigkeit einer multivariaten Überprüfung deskriptiver<br />

Evidenz unterstreicht), besteht in dem insignifikanten Einfluss des Arbeitsmarktstatus<br />

„Nichterwerbsperson“ auf die Gründungswahrscheinlichkeit im Vollerwerb, der resultiert,<br />

obwohl diese Gruppe im Vergleich zu Ihrem Bevölkerungsanteil deutlich stärker unterrepräsentiert<br />

ist als die Referenzkategorie. Eine wahrscheinliche Erklärung besteht darin, dass<br />

Nichterwerbstätige häufiger als in anderen Altersgruppen in der Gruppe der 55–64-Jährigen<br />

zu finden sind. Wird diese Altersgruppe kontrolliert, die für sich genommen einen starken negativen<br />

Einflüsse auf die Gründungswahrscheinlichkeit im Vollerwerb besitzt, zeigt sich, dass<br />

von der Nichterwerbstätigkeit per se kein signifikanter negativer Einfluss auf die Gründungswahrscheinlichkeit<br />

ausgeht.<br />

Zwischenfazit zur persönlichen Gründungsentscheidung<br />

In einem deskriptiven Vergleich zentraler persönlicher Merkmale wie Geschlecht, Alter,<br />

Staatsangehörigkeit, Berufsabschluss und Erwerbsstatus vor Gründung kann gezeigt werden,<br />

dass es systematische Unterschiede zwischen Gründern und Nicht-Gründern gibt. Diese Unterschiede<br />

können weit gehend im Rahmen des individuellen Erwartungsnutzenkalküls erklärt<br />

werden und halten auch einer Überprüfung mittels multivariater Analyseverfahren stand. Ceteris<br />

paribus besitzen Männer, Nicht-EU-Ausländer, Universitätsabsolventen, Absolventen<br />

von Fach- und Meisterschulen, angestellte Unternehmens- oder Geschäftsführer, leitende<br />

oder hoch qualifizierte Angestellte und Arbeitslose zumindest im Vollerwerb signifikant höhere<br />

Gründungswahrscheinlichkeiten. Andererseits sind Frauen, ältere Menschen (55–64 Jahre)<br />

und Beamte signifikant seltener unter den Gründern im Vollerwerb anzutreffen. Demnach<br />

neigen einerseits Personen mit besseren formalen Qualifikationen und damit höherem Humankapital,<br />

andererseits aber auch Personen, für die eine selbstständige Erwerbstätigkeit<br />

häufig die einzige Erwerbsalternative darstellt, überdurchschnittlich stark zu einer Gründung.


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 57<br />

4.2 Abbruch von Gründungsprojekten<br />

Der Abbruch bzw. das Überleben von Gründungsprojekten ist – wie in Exkurs 5 ausgeführt –<br />

der Keil zwischen dem Brutto- und dem Nettobeschäftigungseffekt des Gründungsgeschehens.<br />

Querschnittserhebungen wie der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> eignen sich nur bedingt zur<br />

Analyse der Entwicklung von Gründungen über die Zeit. Dennoch ermöglicht ein innovatives<br />

Befragungsdesign Einblicke zumindest in die kurzfristige Entwicklungsdynamik. Um Informationen<br />

zur Bestandsfestigkeit von Gründungen gewinnen zu können, wurden die Teilnehmer<br />

im <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> auch nach dem Fortbestand ihres Selbstständigkeitsprojekts befragt.<br />

Insbesondere wurde diese Frage nicht nur Gründern mit jüngst (innerhalb der letzten<br />

12 Monate) vollzogenen Gründungen gestellt, sondern auch an zuvor identifizierte Personen<br />

gerichtet, die im Zeitraum zwischen 12 und 36 Monaten vor dem Befragungszeitpunkt den<br />

Schritt in die Selbstständigkeit unternommen haben. Die Ergebnisse dieser Zusatzbefragung<br />

sind in Grafik 10 dargestellt.<br />

Innerhalb des ersten Jahres nach der Gründung haben gemäß der Befragung des Jahres<br />

2009 (2008) mindestens 7 % (11 %) der Gründer ihr Selbstständigkeitsprojekt wieder aufgegeben.<br />

64 Diese Betrachtung ist jedoch zu kurzfristig, um eine belastbare Evidenz zur Bestandsfestigkeit<br />

von Gründungen abzuleiten, da ein Zeitraum von einem Jahr oftmals zu<br />

kurz für die Offenlegung des Misserfolgs eines Gründungsprojekts ist. Dies gilt insbesondere<br />

dann, wenn in der Startphase in ausreichendem Umfang Kapital (z. B. in Form eines Kredits<br />

aus einem Gründerprogramm) zur Verfügung steht. In dieser frühen Phase sind Gründungen<br />

dann „zu jung zum Scheitern“. Bei den dennoch eingestellten Projekten dürfte es sich<br />

unter anderem um solche handeln, die von vornherein auf eine bestimmte Dauer befristet<br />

angelegt waren und für die die Überlebensdauer daher kein Erfolgskriterium darstellt.<br />

Bereits aussagekräftiger ist die Abbruchrate von 21 % (17 %) derjenigen Gründer, die ihr<br />

Projekt mindestens 12, aber höchstens 24 Monate vor dem Befragungszeitpunkt begonnen<br />

haben. Im Fall dieser Gründer existiert mindestens eine Zeitspanne von 12 Monaten, die<br />

fortbestehende Unternehmen am Markt überdauert haben müssen. Aber auch bei diesen<br />

Projekten spielt das „Polster“ der Startphasenfinanzierung wahrscheinlich noch eine bedeutende<br />

Rolle. Die belastbarsten Aussagen über die Nachhaltigkeit des Gründungsgesche-<br />

64 Bei den Anteilen von 7 % bzw. 11% handelt es sich um Untergrenzen für den Anteil der innerhalb<br />

eines Jahres beendeten Projekte, da die meisten Projekte weniger als 12 Monate vor dem Befragungszeitpunkt<br />

begonnen wurden und somit kein ganzes Jahr beobachtet werden konnten. Die Abbruchraten<br />

sind somit zensiert. Entsprechend geben die Abbruchraten für die beiden anderen Gründergruppen<br />

(Gründung vor 12 bis 24 Monaten und Gründung vor 24 bis 36 Monaten) die Untergrenzen<br />

für die ersten zwei bzw. drei Jahre nach der Gründung an.


58 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

hens sollten die Angaben zu den Projekten liefern, die mindestens 24, aber höchstens<br />

36 Monate vor dem Befragungszeitpunkt begonnenen wurden. Um gemäß dieser Abgrenzung<br />

als erfolgreich gelten zu können, muss ein Gründungsprojekt mindestens zwei Jahre<br />

am Markt überdauert haben. Die in diesem Segment beobachteten Abbruchraten liegen bei<br />

rund einem Fünftel (2009) bzw. einem Viertel (2008). 65<br />

Gründung liegt höchstens 12 Monate zurück<br />

Gründung liegt über 12 Monate aber<br />

höchstens 24 Monate zurück<br />

Gründung liegt über 24 Monate aber<br />

höchstens 36 Monate zurück<br />

2008 2009<br />

10,9<br />

8,9<br />

11,9<br />

17,3<br />

15,0<br />

20,0<br />

19,6<br />

24,2<br />

28,7<br />

0% 10% 20% 30% 40% 0% 10% 20% 30% 40%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen Gründern, Vollerwerbsgründern<br />

bzw. Nebenerwerbsgründern wieder, deren Selbstständigkeitsprojekt zum Befragungszeitpunkt bereits beendet war<br />

und für die Angaben zum Gründungszeitpunkt vorliegen. Die Auswertungen beruhen auf den folgenden Fallzahlen (erster Wert<br />

jeweils für alle Gründer, zweiter Wert für Voll-, dritter Wert für Nebenerwerbsgründer): n=655, 285, 367 im Jahr 2008 und<br />

n=675, 300, 371 im Jahr 2009 für Gründer, deren Gründung höchstens 12 Monate zurückliegt; n=374, 182, 192 im Jahr 2008<br />

und n=310, 144, 165 im Jahr 2009 für Gründer, deren Gründung über 12, aber höchstens 24 Monate zurückliegt; n=401, 200,<br />

199 im Jahr 2008 und n=316, 165, 151 im Jahr 2009 für Gründer, deren Gründung über 24, aber höchstens 36 Monate zurückliegt.<br />

Lesehilfe: 18,8 % der Vollerwerbsgründer aus der Befragung des Jahres 2009, die ihre Selbstständigkeit über 12, aber<br />

höchstens 24 Monate vor dem Befragungszeitpunkt begonnen hatten, hatten dieses zum Befragungszeitpunkt bereits wieder<br />

beendet.<br />

Grafik 10: Beendete Selbstständigkeitsprojekte nach Gründungszeitpunkt<br />

65 Das unerwartete Ergebnis, dass die Abbrecherquoten der Projekte, die vor über 12, aber höchstens<br />

24 Monaten begonnen wurden, teils höher sind als die Mortalitätsraten der Projekte mit Beginn vor<br />

über 24, aber höchstens 36 Monaten, ist eine Folge des Querschnittscharakters des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s.<br />

Daraus resultiert das Problem, dass Informationen über die Vergangenheit nicht (wie<br />

im Panel) automatisch durch wiederkehrende Befragungen derselben Personen / Gründer generiert<br />

werden, sondern durch die Befragung unterschiedlicher Personen / Gründer zu einem einzigen Befragungszeitpunkt<br />

über unterschiedlich lange zurückliegende Ereignisse der Vergangenheit. Hierdurch<br />

entstehen häufig – wie auch hier – Beeinträchtigungen der Datenqualität durch Einschränkungen des<br />

Erinnerungsvermögens und potenzielle Umdeutungen von vergangenen Ereignissen.<br />

2,8<br />

6,8<br />

10,3<br />

21,4<br />

18,8<br />

20,2<br />

20,0<br />

20,3<br />

24,0


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 59<br />

Eine sich aufdrängende Frage ist die nach den Ursachen für das beobachtete Gründungssterben.<br />

Hierzu bietet der <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong> aufgrund seiner umfassenden Erfassung<br />

von Gründungs- und Gründermerkmalen (siehe Abschnitte 3.2, 3.3 und 4.1) eine reichhaltige<br />

Informations- und Analysebasis. Nachfolgend werden die Ergebnisse einer multivariaten<br />

Analyse des Abbruchs von Gründungsprojekten präsentiert. 66<br />

Multivariate Analyse: Determinanten des Gründungsüberlebens<br />

Wie bereits in Abschnitt 4.1, erfolgt die Analyse mittels Probit-Regression. Hier nimmt die<br />

abhängige Variable nun den Wert 1 (0) an, wenn es sich bei der Person um einen Gründer<br />

mit beendetem (fortbestehendem) Projekt handelt. Der Schätzdatensatz speist sich aus<br />

Gründern der Befragungsjahre 2009 und 2008. 67 Die Analyse basiert nur auf Gründern, die<br />

ihr Projekt mehr als 6 Monate, aber höchstens 36 Monate vor dem Befragungszeitpunkt begonnen<br />

haben. Gründer innerhalb des letzten halben Jahres werden von der Analyse ausgeschlossen,<br />

weil sie, wie oben dargelegt, in vielen Fällen noch „zu jung zum Scheitern“ sind.<br />

Durch ihre Berücksichtigung würden (zu) viele eigentlich zum Scheitern verurteilte Projekte<br />

als überlebend in die Analyse eingehen. Diese fehlerhafte Messung der abhängigen Variable<br />

würde sich in unpräzisen Schätzungen des Einflusses der erklärenden Variablen niederschlagen<br />

und (wie Schätzversuche unter Einbeziehung auch der jüngsten Gründer gezeigt<br />

haben) die Identifikation der Determinanten des Gründungsüberlebens erschweren. Die<br />

Schätzergebnisse sind in Tabelle 5 zusammengestellt.<br />

Analog zu den Schätzungen der Gründungswahrscheinlichkeit in Tabelle 4 geben die Werte<br />

in den Spalten 1 und 3 die partiellen Änderungen der Wahrscheinlichkeit des Abbruchs des<br />

Gründungsprojekts relativ zu einem Referenzgründer an. Der Referenzgründer besitzt die<br />

gleichen persönlichen Merkmale wie die Referenzperson in Tabelle 4. Darüber hinaus handelt<br />

es sich um einen Gründer, der eine Neugründung im Vollerwerb im Bereich der wirtschaftlichen<br />

Dienstleistungen und der sonstigen Berufe ohne Teampartner, ohne Mitarbeiter<br />

und als Realisation einer Gründungschance begonnen hat. Die Gründung wurde 7–9 Monate<br />

vor dem Befragungszeitpunkt mit einem Finanzmitteleinsatz zwischen einem und<br />

10.000 EUR begonnen. Das angebotene Produkt ist keine Marktneuheit.<br />

66<br />

Einen Überblick über verwandte nationale und internationale Studien (in Verbindung mit originären<br />

Ergebnissen auf Basis des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s) zu den Bestimmungsgründen des Gründungsüberlebens<br />

geben Kohn und Spengler (2008d). Vgl. auch van Praag (2003).<br />

67<br />

Die Daten des Jahres 2008 werden mitberücksichtigt, um eine der Vielzahl der erklärenden Variablen<br />

angemessene Beobachtungszahl (Zahl von Freiheitsgraden) zu erreichen. Aus dem gleichen<br />

Grund werden keine getrennten Schätzungen für Voll- und Nebenerwerb durchgeführt.


60 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Tabelle 5: Bestimmungsfaktoren des Abbruchs der Gründungsprojekte (Probitschätzung)<br />

Abhängige Variable: Fortbestand des Gründungsprojekts (Projekt beendet: y=1, Projekt besteht fort: y=0)<br />

Gründermerkmale + Kontrollvariablen Strukturmerkmale Gründung + Kontrollvariablen<br />

dF/dx<br />

(1)<br />

t-Wert<br />

(2)<br />

dF/dx<br />

(3)<br />

t-Wert<br />

(4)<br />

Geschlecht (= weiblich) 0,0161 1,29 Umfang (= Nebenerwerb) -0,0107 -1,02<br />

Alter (Ref.: 35–44 Jahre) Form (Ref.: Neugründung)<br />

18 bis 24 Jahre 0,0063 0,22 Übernahme -0,0062 -0,30<br />

25 bis 34 Jahre 0,0085 0,62 Beteiligung 0,0570 *** 3,23<br />

45 bis 54 Jahre -0,0091 -0,72 Branche (Ref.: wirtsch. Dienstleist.)<br />

55 bis 64 Jahre -0,0093 -0,57 Verarbeitendes Gewerbe -0,0052 -0,18<br />

Staatsangehörigkeit (Ref.: D) Baugewerbe -0,0165 -0,64<br />

deutsch durch Einbürgerung 0,0156 0,63 Handel 0,0361 ** 2,11<br />

EU27-Ausländer 0,0149 0,47 persönliche Dienstleistungen 0,0076 0,51<br />

sonstige Ausländer -0,0255 -0,86 sonstige Branchen -0,0341 -1,46<br />

Bildung (Ref.: Lehre) Berufsgruppe (Ref.: Sonstige Berufe)<br />

Universität 0,0035 0,24 Freie Berufe -0,0262 ** -2,18<br />

Fachhochschule, BA u. ä. -0,0179 -1,24 Handwerk -0,0272 * -1,72<br />

Fachschule, Meisterschule 0,0024 0,08 Marktneuheit (Ref.: keine Neuheit)<br />

kein Berufsabschluss 0,0022 0,12 regionale Neuheit 0,0708 *** 3,26<br />

Status (Ref.: Sonstige Angestellte) deutschlandweite Neuheit -0,0168 -0,58<br />

Unt.leiter / Geschäftsführer -0,0073 -0,27 weltweite Neuheit 0,0567 1,25<br />

leitender / hochq. Angestellte -0,0181 -1,20 Größe (Ref.: Sologründer o. Mitarbeit.)<br />

Beamte -0,0191 -0,50 Sologründer mit Mitarbeitern 0,0032 0,22<br />

Facharbeiter 0,0593 * 1,80 Teamgründer ohne Mitarbeiter 0,0716 *** 2,97<br />

sonstiger Arbeiter 0,2208 *** 3,63 Teamgründer mit Mitarbeitern -0,0118 -0,61<br />

selbstständig -0,0235 -1,33 Finanzmitteleinsatz (Ref.: 1–10 TEUR)<br />

arbeitslos 0,0268 1,52 keine finanziellen Mittel 0,0309 ** 2,28<br />

Nichterwerbsperson 0,0126 0,74 > 10.000 bis 25.000 EUR -0,0304 ** -2,06<br />

Gründungsmotiv (Ref.: Chance) > 25.000 EUR -0,0414 *** -3,13<br />

Notmotiv im Vordergrund 0,0144 1,06 Gründung vor … (Ref.: 7–9 Monate)<br />

sonstiges Motiv im Vordergrund -0,0106 -0,85 10–12 Monaten 0,0677 ** 2,35<br />

Region (= Ostdeutschland) -0,0260 ** -2,35 13–15 Monaten 0,0841 ** 2,48<br />

Ort (Ref.: ab 500.000 Einw.) 16–18 Monaten 0,0757 ** 2,34<br />

bis 5.000 Einwohner -0,0136 -0,88 19–21 Monaten 0,1535 *** 3,98<br />

5.000 bis unter 20.000 Einw. 0,0025 0,15 22–24 Monaten 0,0908 ** 2,52<br />

20.000 bis unter 100.000 Einw. 0,0030 0,18 25–27 Monaten 0,1258 *** 3,22<br />

100.000 bis unter 500.000 Einw. 0,0133 0,72 28–30 Monaten 0,1543 *** 4,14<br />

Jahr (= 2009) -0,0103 -1,06 31–33 Monaten 0,1240 ** 3,52<br />

34–36 Monaten 0,1947 *** 4,79<br />

Anzahl Beobachtungen 1.617<br />

Beobachtete Wahrscheinlichkeit 0,173<br />

Geschätzte Wahrscheinlichkeit 0,065<br />

Pseudo-R 2 0,130<br />

***, **, * signifikant auf dem 1 %, 5 %, 10 %-Niveau, heteroskedastiekonsistente t-Werte in Klammern.<br />

Für die Schätzungen sind die Gründungen aus den Befragungswellen 2008 und 2009 zusammengefasst. Die Schätzkoeffizienten<br />

geben die Veränderung der Wahrscheinlichkeit eines Abbruchs des Selbstständigkeitsprojekts für Projekte, die über ein<br />

halbes Jahr vor dem Befragungszeitpunkt begonnen wurden, relativ zu einem Referenzgründer für die diskrete Veränderung<br />

der Dummyvariablen von 0 nach 1 an. Der Referenzgründer besitzt die gleichen persönlichen Merkmale wie die Referenzperson<br />

in der Schätzung der Gründungswahrscheinlichkeit (siehe Fußnote zu Tabelle 4). Darüber hinaus handelt es sich um einen<br />

„Chancengründer“ aus der Befragung des Jahres 2008, der eine Neugründung im Vollerwerb im Bereich der wirtschaftlichen<br />

Dienstleistungen und sonstigen Berufe ohne Teampartner und Mitarbeiter realisiert hat. Die Gründung wurde 7–9 Monate vor<br />

dem Befragungszeitpunkt mit einem Finanzmitteleinsatz von einem bis 10.000 Euro vollzogen. Beim angebotenen Produkt<br />

handelt es sich nicht um eine Marktneuheit.


Analysen zu Aufnahme und Beendigung der Selbstständigkeit 61<br />

Die Ergebnisse in Tabelle 5 bestätigen teils die Erwartungen, sind in manchen Punkten aber<br />

überraschend. So ist für den Bildungsabschluss kein signifikanter Einfluss auf die Beendigung<br />

von Gründungsprojekten zu beobachten. Auch für Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />

kann kein signifikanter Effekt auf die Mortalität nachgewiesen werden. Jedoch besitzt der<br />

Effekt das erwartete positive Vorzeichen und verfehlt die schwache Signifikanz nicht weit.<br />

Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass nicht aussichtsreiche Projekte von vornherein nicht<br />

realisiert werden, wenn ihnen wegen einer negativ ausgefallenen Tragfähigkeitsprüfung seitens<br />

der Bundesagentur für Arbeit keine Zuschüsse gewährt. In der Gruppe der Erwerbsstatusvariablen<br />

besitzen die Merkmale „Facharbeiter“ schwach und „sonstige Arbeiter“ stark signifikant<br />

positive Effekte auf die Abbruchwahrscheinlichkeit. Relativ geringes Humankapital,<br />

das für diese beiden Erwerbsgruppen typisch ist, schlägt sich somit in niedrigeren Lebenserwartungen<br />

der Gründungsprojekte nieder. Insbesondere die Gründungen von sonstigen Arbeitern<br />

bieten mit einer um 22 Prozentpunkte erhöhten Sterbewahrscheinlichkeit im Durchschnitt<br />

keine guten Aussichten.<br />

Eine bislang für Deutschland noch nicht geklärte Frage besteht in den Erfolgsaussichten von<br />

Team- versus Sologründungen. Hier zeigt sich, dass die Risiken einer Teamgründung<br />

– zumindest für den Fall, dass sie ohne Mitarbeiter erfolgt – die Chancen offenbar überwiegen.<br />

Teamgründer ohne Mitarbeiter besitzen im Vergleich zu Sologründern ohne Mitarbeiter<br />

eine um 7 Prozentpunkte erhöhte Wahrscheinlichkeit, spätestens innerhalb der ersten drei<br />

Jahre nach Gründung zu scheitern. Eine mögliche Erklärung könnte in der Gefahr von Meinungsverschiedenheiten<br />

der Gründer gerade in der aufreibenden frühen Phase des Gründungsprojekts<br />

bestehen, die schließlich zum Ausscheiden von Partnern oder der gänzlichen<br />

Aufgabe des Projekts führen.<br />

Gründungen im Bereich der Freien Berufe erhöhen die Überlebenswahrscheinlichkeit im<br />

3-Jahreszeitraum signifikant um knapp 3 Prozentpunkte. Dies ist mit den vergleichsweise<br />

komplexen Gütern und Dienstleistungen zu erklären, die diese Gründergruppe anbietet. Je<br />

komplexer oder ausbildungsintensiver das Produkt ist, desto weniger Personen sind potenziell<br />

dazu in der Lage, dieses nachzuahmen. Für das Handwerk wird ein ebenfalls (wenngleich<br />

nur schwach) signifikanter Effekt in gleicher Größe gefunden. Im Gegensatz hierzu<br />

sind Gründungen im Handel, der sich durch eine hohe Wettbewerbsintensität auszeichnet,<br />

mit einer um 4 Prozentpunkte höheren Abbruchrate verbunden als Gründungen in der Referenzkategorie<br />

der wirtschaftlichen Dienstleistungen.<br />

Marktneuheiten, die lediglich eine regionale Neuheit darstellen, erweisen sich bzgl. der Überlebensfähigkeit<br />

schwächer als imitative Gründungen: Im Vergleich zu Gründungsprojekten,<br />

die keine Neuheit darstellen, scheitern sie mit einer um 7 Prozentpunkte erhöhten Wahrscheinlichkeit<br />

innerhalb der ersten maximal 3 Jahre. Bei diesen Gründern, die in der Regel


62 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

ein einfaches Produkt (häufig im Bereich Einzelhandel) anbieten, mag der Gründungsidee<br />

häufig eine Fehleinschätzung bzgl. des lokalen bzw. regionalen Marktpotenzials zu Grunde<br />

liegen. Für deutschlandweite oder weltweite Neuheiten kann kein signifikanter Effekt im Vergleich<br />

zu nicht innovativen Projekten festgestellt werden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass<br />

diese Projekte tatsächlich ein höheres Potenzial als nur regionale Marktneuheiten besitzen.<br />

Im Rahmen der Analyse der Gründungswahrscheinlichkeit wurde herausgearbeitet, dass<br />

Nicht-EU-Ausländer (und auch eingebürgerte Migranten / Spätaussiedler) aufgrund mutmaßlich<br />

schlechterer Voraussetzungen, eine geeignete abhängige Beschäftigung zu erhalten,<br />

signifikant häufiger den Weg in die Selbstständigkeit wählen (müssen). Insofern wäre es nicht<br />

überraschend, wenn ihre Projekte auch mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit scheitern würden.<br />

Dies ist jedoch nicht der Fall. Ein Grund für die gute Performance von Nicht-EU-<br />

Ausländern könnte darin bestehen, dass sie aufgrund der geringeren Erwerbsalternativen<br />

und des häufigen Fehlens von Ansprüchen auf Sozialleistungen aus der Arbeitslosenversicherung<br />

auf die Aufrechterhaltung und den Erfolg ihres Gründungsprojekts angewiesen sind<br />

und einen entsprechend hohen persönlichen Einsatz bringen.<br />

Der Finanzmitteleinsatz hängt signifikant mit dem Fortbestand des Projekts zusammen. Je<br />

mehr finanzielle Mittel bei der Gründung eingesetzt werden bzw. je größer das Projekt ist,<br />

desto wahrscheinlicher ist sein Fortbestand. Gründungen, die ohne den Einsatz finanzieller<br />

Mittel einhergehen, werden im untersuchten 3-Jahresfenster mit einer um 3 Prozentpunkte<br />

erhöhten Wahrscheinlichkeit beendet, Gründungen mit einem anfänglichen Finanzmitteleinsatz<br />

von 10 TEUR bis 25 TEUR und über 25 TEUR bestehen mit einer um 3 bzw. 4 Prozentpunkte<br />

höheren Wahrscheinlichkeit fort als Projekte mit einem Mitteleinsatz von einem<br />

bis 10 TEUR (Referenz). In diesem nicht unerwarteten Ergebnis könnte allerdings eine Endogenitätsbeziehung<br />

zum Ausdruck kommen. So ist denkbar, dass genau jene Projekte mit höheren<br />

Finanzmitteln operieren, denen diese von Seiten der Kapitalgeber gerade wegen ihrer<br />

vergleichsweise hohen Erfolgsaussichten zugestanden wurden. Dennoch liefern die Schätzergebnisse<br />

Hinweise darauf, dass eine Unterausstattung von Gründungen mit finanziellen<br />

Mitteln mit negativen Folgen für den Unternehmenserfolg verbunden sein kann. Wie sich die<br />

aktuelle Finanzierungssituation von Gründungen in Deutschland darstellt, ist Gegenstand des<br />

folgenden Kapitels.


5 Gründungsfinanzierung<br />

Ausgehend von den hohen Volumina des Jahres 2008 ist das Kreditneugeschäft der deutschen<br />

Kreditinstitute an Unternehmen und Selbstständige seit Anfang des vergangenen Jahres<br />

rückläufig. Insbesondere für die zweite Hälfte 2009 verzeichnet der <strong>KfW</strong>-<br />

Kreditmarktausblick hohe Schrumpfungsraten am Kreditmarkt; inzwischen hat sich die Abwärtsdynamik<br />

jedoch wieder verlangsamt. 68 Angesichts von Wirtschaftskrise und Finanzmarktunsicherheiten<br />

haben Banken ihre Standards für Kredite an Unternehmen, die bereits<br />

seit dem 3. Quartal 2007 stetig angehoben worden waren, in 2009 vor allem in der ersten<br />

Jahreshälfte nochmals verschärft. Am aktuellen Rand sind jedoch kaum noch Verschärfungstendenzen<br />

bei den Kreditrichtlinien zu verzeichnen. 69<br />

Gemäß „Unternehmensbefragung 2010“ (Bauer und Zimmermann, 2010) hat sich die Finanzierungssituation<br />

von etablierten Unternehmen im Lauf des Jahres 2009 deutlich verschlechtert.<br />

Die extrem negative Beurteilung des Kreditzugangs während der letzen Rezession in<br />

den Jahren 2002 und 2003 wurde jedoch bisher nicht erreicht. Auch im ifo Konjunkturtest liegt<br />

die sog. „Kredithürde“ als Anteil der teilnehmenden Unternehmen, die angeben, die Kreditvergabe<br />

der Banken sei restriktiv, zwar aktuell deutlich höher als noch zur Mitte des Jahres<br />

2007. Nach einem massiven Anstieg im Jahr 2008 hat jedoch im Verlauf des Jahres 2009<br />

eine Plateaubildung stattgefunden, und seit Anfang dieses Jahres befindet sich die Hürde<br />

wieder im Sinken. Traditionell lag die Kredithürde für kleine und mittlere Unternehmen höher<br />

als für große Unternehmen. Seit Herbst 2008 stellt sich die Situation jedoch umgekehrt dar.<br />

Im Branchenvergleich sind zudem Handelsunternehmen weniger von Kreditrestriktionen betroffen<br />

als Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, und auch von der Entspannung am<br />

aktuellen Rand profitierte der weniger kapitalintensive Handel stärker. 70<br />

Der Analyse von Schoenwald (2010) zufolge liegt das Schrumpfen des Kreditneugeschäfts<br />

der Banken im Jahr 2009 angesichts des tiefen konjunkturellen Einschnitts im Rahmen der<br />

Erwartungen. Auf Basis des <strong>KfW</strong>-Mittelstandspanels zeigt Reize (2010) weiterhin, dass der<br />

Anstieg der Kreditablehnungsquote in 2009 durch das schlechte konjunkturelle Umfeld nachfrageseitig<br />

und nicht angebotsseitig durch ein übermäßig restriktives Verhalten der Banken<br />

bedingt war. Finanzielle Engpässe im Unternehmenssektor sind aber für den Fall nicht aus-<br />

68<br />

Vgl. Denzer-Speck und Schoenwald (2010).<br />

69<br />

Vgl. die Ergebnisse des Bank Lending Survey für April 2010 (EZB, 2010; Deutsche Bundesbank,<br />

2010a).<br />

70<br />

Vgl. ifo (2010).


64 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

zuschließen, wenn bei wieder anziehender Konjunktur die Investitionskreditnachfrage der<br />

Unternehmen steigt und dann auf ein restriktives Kreditangebot von Seiten der Banken trifft.<br />

Aufgrund der Belastung der Eigenkapitalbasis durch krisenbedingte Kreditausfälle und steigender<br />

regulatorischer Anforderungen stehen die Banken derzeit geschwächt dar. Alles in<br />

allem lässt sich jedoch trotz der Risiken im Finanzmarktsektor bisher nicht von einem flächendeckenden<br />

Kreditklemmenszenario in der Unternehmensfinanzierung sprechen.<br />

Für Gründer stellt der Zugang zu bedarfsgerechten Finanzierungsinstrumenten eine zentrale<br />

Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung ihres Vorhabens dar. 71 Der <strong>KfW</strong>-<br />

<strong>Gründungsmonitor</strong> widmet deshalb regelmäßig ein Kapitel der Gründungsfinanzierung. Dabei<br />

unterscheidet das Fragedesign explizit zwischen Sachmitteln und Finanzmitteln und erlaubt<br />

damit eine trennscharfe Erfassung des Mittelbedarfs. 72 Unter Sachmitteleinsatz fallen bereits<br />

vor der Gründung vorhandene und vom Gründer genutzte Objekte, wie beispielsweise eigene<br />

Autos oder Computer. Finanzmittel dienen der Finanzierung sowohl von Investitionen als<br />

auch von Betriebsmitteln, wobei der Einsatz eigener Mittel der Gründer – beispielsweise das<br />

Einbringen von Ersparnissen – und die Nutzung verschiedener externer Finanzierungsquellen<br />

zu unterscheiden sind.<br />

Die nachfolgenden Abschnitte analysieren zunächst den Mittelbedarf von Voll- und Nebenerwerbsgründern<br />

und die Finanzierungsstruktur der Gründungen (Abschnitt 5.1). Sodann<br />

schließen sich Untersuchungen zu Existenz, Art und Bestimmungsgrößen von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

im Gründungszusammenhang an (Abschnitt 5.2).<br />

5.1 Mittelbedarf der Gründer<br />

Der Sach- und Finanzmittelbedarf von Gründern des Jahres 2009 zur Bereitstellung und Finanzierung<br />

von Investitionen und Betriebsmitteln ist Grafik 11 (ergänzt durch Tabelle 14 im<br />

Anhang) zu entnehmen. Jeder zehnte Gründer (10,3 %) kam ganz ohne Mittelbedarf aus und<br />

ein Fünftel (19,8 %) nutzte ausschließlich Sachmittel, wie etwa eingebrachte Büroräume,<br />

Computer oder Autos. Gut zwei Drittel aller Gründer (69,9 %) hatten jedoch finanziellen Mittelbedarf,<br />

wobei das Gros (54,8 %) sowohl Finanz- als auch Sachmittel in Anspruch genommen<br />

hat.<br />

71<br />

Die Auffassung, dass Liquiditätsbeschränkungen bei einer Gründungsentscheidung tatsächlich bindend<br />

sind, wird durch eine Vielzahl internationaler empirischer Studien gestützt. Vgl. z. B. Evans und<br />

Jovanovic (1989) und die Übersichten in Parker (2004) und Kohn (2009).<br />

72<br />

Vgl. Kohn und Spengler (2007a).


Gründungsfinanzierung 65<br />

Mehr Gründer mit Finanzierungsbedarf<br />

Im Vergleich zu den Vorjahren 2007 und 2008 (Tabelle 14 im Anhang) ist damit der Anteil der<br />

Gründer, die einen Finanzierungsbedarf aufweisen, merklich angestiegen (2008: 67,3 %,<br />

2007: 56,6 %). Dies kann als Hinweis auf einen größeren Umfang und verbesserte Erfolgsaussichten<br />

zahlreicher in Zeiten der Wirtschaftskrise realisierter Gründungsprojekte dienen,<br />

zumal die Entwicklung im Voll- wie auch im Nebenerwerb zu beobachten ist und ein Finanzmitteleinsatz<br />

– wie im Abschnitt 4.2 diskutiert – mit einer höheren Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

der Gründung einhergeht.<br />

60,9%<br />

54,8%<br />

Vollerwerb Nebenerwerb<br />

7,3%<br />

Alle Gründer<br />

10,3%<br />

16,2%<br />

15,1%<br />

15,5%<br />

19,8%<br />

50,2%<br />

12,7%<br />

14,8%<br />

22,3%<br />

Weder Sachmittel noch finanzielle Mittel<br />

Nur Sachmittel<br />

Nur finanzielle Mittel<br />

Sachmittel und finanzielle Mittel<br />

Die Zahlen geben die Anteile der jeweiligen Gründergruppen an allen n=623 Gründern, an allen n=265 Gründern im Vollerwerb<br />

bzw. allen n=355 Gründern im Nebenerwerb wieder, für die Angaben zum Sach- und Finanzmittelbedarf verfügbar sind. Lesehilfe:<br />

60,9 % der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 haben sowohl Sachmittel als auch finanzielle Mittel eingesetzt.<br />

Grafik 11: Mittelbedarf nach Sachmitteln und finanziellen Mitteln, 2009<br />

Gründer, die den Schritt in die Selbstständigkeit ohne jedweden Mitteleinsatz unternehmen,<br />

stellen eine kleine Minderheit dar. Zudem treten Gründer ohne finanziellen Mittelbedarf erwartungsgemäß<br />

deutlich häufiger im Neben- als im Vollerwerb auf (Vollerwerb: 23,5 %, Nebenerwerb:<br />

35 %), 73 denn die Projekte von Nebenerwerbsgründern sind hinsichtlich Mitarbeiterzahl,<br />

Investitionsvolumina, Betriebsmittelbedarf usw. in der Regel kleiner als die von Voller-<br />

73 Weiter gehende Analysen zeigen, dass Nebenerwerbsgründer signifikant häufiger nur Sachmittel<br />

nutzen und Vollerwerbsgründer signifikant häufiger sowohl Sach- als auch Finanzmittel einsetzen.


66 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

werbsgründern. Zudem dürfte die Bereitschaft, finanzielle Risiken einzugehen, bei den Gründern<br />

geringer sein, die ihr Projekt primär als Hinzuverdienstmöglichkeit ansehen.<br />

Sach- und Finanzmittel: kleine Bedarfe dominieren<br />

Informationen zur Höhe des Mittelbedarfs im Jahr 2009 liefert Grafik 12, die zwischen Gründern<br />

mit Sachmitteleinsatz und/oder finanziellem Mittelbedarf (rechte Spalte, „gesamte Mittel“)<br />

und den Teilgruppen Gründer mit Sachmittelbedarf (linke Spalte) und Gründer mit finanziellem<br />

Mittelbedarf (Mitte) unterscheidet. 74<br />

Der Anteil der Gründer mit einem sehr kleinen Gesamtmittelbedarf von unter 5.000 EUR betrug<br />

45,8 % (aller Gründer mit Mittelbedarf), und drei von vier Gründern (76,5 %) blieben innerhalb<br />

der Mikrobedarfsgrenze von 25.000 EUR, während nur knapp 10 % einen Gesamtmittelbedarf<br />

von über 50.000 EUR angaben. In den Klassen der mittleren und größeren Gründungsprojekte<br />

kommt finanziellen Mitteln (7,8 % der Gründer mit finanziellem Mittelbedarf<br />

nutzten Finanzmittel von über 50.000 EUR) im Vergleich zu Sachmitteln (nur 2,1 % der Gründer<br />

mit Sachmittelbedarf setzten solche von über 50.000 EUR ein) eine wichtigere Rolle zu.<br />

Diese Ergebnisse untermauern zum einen die Tatsache, dass mit den Klein- und Kleinstgründungen<br />

ein erhebliches Segment im Gründungsgeschehen mit einer geringen Grundausstattung<br />

auskommt. Zum anderen unterstreichen sie die Bedeutung des Finanzmitteleinsatzes<br />

bei größeren Gründungen.<br />

Im Vergleich zu den Vorjahren sind 2009 einerseits mehr Gründungen den Kleingründungen<br />

mit einem Gesamtmitteleinsatz bis 10.000 EUR zuzurechnen (2009: 64,6 % der Gründungen<br />

mit Mittelbedarf, 2008: 62,1 %, 2007: 57,2 %); andererseits ist auch der Anteil der größeren<br />

Gesamtbedarfe i. H. v. über 25.000 EUR von 18,9 % in 2007 über 19,9 % in 2008 auf 23,5 %<br />

in 2009 angewachsen. Im Sinn einer Polarisierung des Gründungsgeschehens in der Wirtschaftskrise<br />

haben mehr Gründer kleine, wenig kapitalintensive und vermutlich häufig aus<br />

einem Notmotiv heraus gestartete Selbstständigkeiten begonnen. Auf der anderen Seite<br />

schlagen mehr größere, auch beschäftigungsintensive Gründungen zu Buche, die die Krise<br />

explizit als Chance genutzt haben (vgl. auch Abschnitte 3.2 und 3.3). In Bezug auf den Finanzmitteleinsatz<br />

allein haben sich die Finanzierungsklassen allerdings kaum verschoben.<br />

74 Die Spalte „Gesamte Mittel“ enthält somit Angaben für die Vereinigungsmenge von Gründern mit<br />

Sachmitteleinsatz und jenen mit finanziellem Mittelbedarf.


Gründungsfinanzierung 67<br />

1 EUR bis 5 TEUR<br />

Über 5 TEUR bis 10 TEUR<br />

Über 10 TEUR bis 25 TEUR<br />

Über 25 TEUR bis 50 TEUR<br />

Über 50 TEUR<br />

2,1<br />

3,5<br />

0,9<br />

2,1<br />

2,5<br />

1,7<br />

Sachmittel Finanzielle Mittel Gesamte Mittel<br />

17,9<br />

22,3<br />

14,1<br />

9,3<br />

10,7<br />

8,1<br />

68,6<br />

61,0<br />

75,2<br />

7,6<br />

8,8<br />

6,6<br />

15,5<br />

20,6<br />

10,6<br />

10,7<br />

10,4<br />

10,9<br />

7,8<br />

11,8<br />

4,0<br />

58,5<br />

48,4<br />

67,9<br />

18,7<br />

22,1<br />

15,7<br />

12,0<br />

16,3<br />

8,3<br />

13,7<br />

17,0<br />

11,0<br />

9,8<br />

13,6<br />

6,5<br />

45,8<br />

31,0<br />

58,5<br />

0% 20% 40% 60% 80% 0% 20% 40% 60% 80% 0% 20% 40% 60% 80%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=389, 391, 488) Gründern,<br />

an allen (n=166, 188, 218) Gründern im Vollerwerb bzw. an allen (n=222, 203, 269) Gründern im Nebenerwerb wieder, die<br />

Bedarf an Sachmitteln (jeweils erste Angabe), finanziellen Mitteln (zweite Angabe) bzw. Bedarf an Sachmitteln oder finanziellen<br />

Mitteln (dritte Angabe) hatten und für die vollständige Angaben zum Mittelbedarf vorliegen. Lesehilfe: 31 % der Vollerwerbsgründer,<br />

die Sachmittel oder finanzielle Mittel eingesetzt haben, hatten einen Gesamtmittelbedarf (Summe von Sachmitteln und<br />

finanziellen Mitteln) zwischen einem und 5.000 EUR.<br />

Grafik 12: Höhe des Mittelbedarfs nach Sachmitteln und finanziellen Mitteln, 2009<br />

Unabhängig von der Art der Bedarfsdeckung tritt ein sehr kleiner Mittelbedarf von unter<br />

5.000 EUR bei Vollerwerbsgründern (z. B. 31,0 % im Fall des Gesamtmittelbedarfs) weit seltener<br />

auf als bei Nebenerwerbsgründern (58,5 %), was sich wiederum mit der geringeren<br />

Größe von Nebenerwerbsgründungen erklären lässt. Dementsprechend sind die größeren<br />

Bedarfsklassen unter Vollerwerbsgründern deutlich stärker besetzt als unter Nebenerwerbsgründern.<br />

Für die Gesamtbedarfsklasse oberhalb von 50.000 EUR beispielsweise betragen<br />

die Anteile 13,6 % im Vollerwerb und 6,5 % im Nebenerwerb.<br />

Deckung des finanziellen Mittelbedarfs: eigene Mittel besonders häufig<br />

Der geringe (Finanz-) Mittelbedarf des Großteils der Gründer geht damit einher, dass ein erheblicher<br />

Anteil der Projekte aus eigenen finanziellen Mitteln der Gründer, wie Ersparnissen<br />

und Rücklagen, finanziert wird. Grafik 13 (ergänzt durch Tabelle 14 im Anhang) ist zu entnehmen,<br />

dass im Jahr 2009 rund zwei Drittel (63,2 %) der Gründer mit finanziellem Mittelbedarf<br />

ausschließlich eigene Mittel eingesetzt haben (2008: 65,2 %, 2007: 59,3 %), während<br />

weitere 29,5 % sowohl eigene als auch externe Finanzmittel, wie beispielsweise Bankkredite,<br />

Förderzuschüsse der Bundesagentur für Arbeit (BA) oder Beteiligungskapital, nutzten (2008:


68 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

27,5 %, 2007: 34,1 %). Mit rund 7 % auf geringem Niveau konstant geblieben ist der Anteil<br />

derjenigen, die ihren Finanzierungsbedarf ausschließlich durch den Einsatz externer Mittel<br />

gedeckt haben. Insgesamt hat sich die relative Bedeutung eigener und externer Mittel im vergangenen<br />

Jahr nicht signifikant verändert. Der geringfügige Anstieg der Nutzungshäufigkeit<br />

externer Mittel um 2 Prozentpunkte – bezogen auf alle Gründer setzte im Jahr 2009 jeder<br />

vierte (25,7 %, s. Tabelle 15 im Anhang) externe Finanzierungen ein – mag indes als ein weiteres<br />

Indiz für einen gestiegenen Umfang vieler realisierter Gründungen dienen.<br />

34,3%<br />

7,3%<br />

7,8%<br />

29,5%<br />

Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Alle Gründer<br />

57,9%<br />

63,2%<br />

6,8%<br />

25,1%<br />

68,1%<br />

Nur eigene Finanzmittel<br />

Nur externe Finanzmittel<br />

Eigene und externe Finanzmittel<br />

Die Zahlen geben die Anteile der jeweiligen Gründergruppen an allen n=426 Gründern, an allen n=201 Gründern im Vollerwerb<br />

bzw. allen n=224 Gründern im Nebenerwerb mit finanziellem Mittelbedarf wieder, für die vollständige Angaben zur Aufteilung<br />

des finanziellen Mittelbedarfs auf eigene und fremde Mittel verfügbar sind. Lesehilfe: 34,3 % der Vollerwerbsgründer mit finanziellem<br />

Mittelbedarf im Jahr 2009 haben sowohl eigene als auch externe Mittel eingesetzt.<br />

Grafik 13: Einsatz eigener und externer Mittel durch Gründer mit finanziellem Mittelbedarf<br />

2009<br />

Unter Nebenerwerbsgründern war der Anteil der Gründer mit ausschließlicher Nutzung von<br />

eigenen Mitteln (68,1 %) im Jahr 2009 wie in den Vorjahren merklich höher als unter den Vollerwerbsgründern<br />

(57,9 %). 75 Vollerwerbsgründer setzen mithin in wesentlich stärkerem Maß<br />

externe Mittel zur Finanzierung ein. Neben der allgemein geringeren Gründungsgröße im<br />

Nebenerwerb dürfte dieser Unterschied auch darauf zurückzuführen sein, dass Nebener-<br />

75 Statistisch ist dieser Unterschied schwach signifikant.


Gründungsfinanzierung 69<br />

werbsgründer häufig ein weiteres Einkommen erzielen, das zur Finanzierung des Gründungsprojektes<br />

herangezogen werden kann.<br />

Externe Mittel auch zur Finanzierung größerer Losgrößen<br />

Grafik 14 beschreibt die Höhe des Finanzierungsbedarfs von Gründern im Jahr 2009, die<br />

eigene bzw. externe finanzielle Mittel eingesetzt haben. Im Einklang mit den Ergebnissen<br />

aus Grafik 12 zum Mittelbedarf allgemein nimmt der Großteil der Gründer nur geringe Finanzierungsmittel<br />

bis 5.000 EUR in Anspruch. Besonders stark besetzt ist die so definierte<br />

Gruppe der Kleinstfinanzierungen beim Einsatz eigener Mittel (63,4 %), während beim Einsatz<br />

externer Mittel der entsprechende Anteil unterhalb der Hälfte (44,8 %) liegt. In größeren<br />

Finanzierungsklassen dreht sich dieses Verhältnis um (eigene Mittel: 3 %; externe Mittel:<br />

9,9 % in der Klasse oberhalb von 50.000 EUR), sodass erwartungsgemäß eine relativ große<br />

Bedeutung der externen Finanzierung bei umfangreicheren Gründungsprojekten zu konstatieren<br />

ist.<br />

1 EUR bis 5 TEUR<br />

Über 5 TEUR bis 10 TEUR<br />

Über 10 TEUR bis 25 TEUR<br />

Über 25 TEUR bis 50 TEUR<br />

Über 50 TEUR<br />

4,4<br />

6,7<br />

2,4<br />

3,0<br />

5,5<br />

0,7<br />

12,8<br />

12,4<br />

13,2<br />

Eigene Mittel Externe Mittel<br />

16,4<br />

20,8<br />

12,3<br />

63,4<br />

54,7<br />

71,5<br />

11,4<br />

13,8<br />

8,5<br />

15,0<br />

9,2<br />

9,9<br />

12,5<br />

6,7<br />

18,9<br />

17,6<br />

20,5<br />

22,2<br />

44,8<br />

47,0<br />

42,0<br />

0% 20% 40% 60% 80% 0% 20% 40% 60% 80%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=394, 136) Gründern,<br />

an allen (n=186, 83) Gründern im Vollerwerb bzw. an allen (n=207, 53) Gründern im Nebenerwerb wieder, die Bedarf an eigenen<br />

(jeweils erste Angaben) bzw. an externen finanziellen Mitteln (zweite Angaben) hatten und für die vollständige Angaben zur<br />

Höhe des Finanzmittelbedarfs vorliegen. Lesehilfe: 9,2 % aller Vollerwerbsgründer mit externem Mittelbedarf hatten einen Bedarf<br />

von über 25.000 bis 50.000 EUR.<br />

Grafik 14: Höhe des Finanzmittelbedarfs bei Nutzung eigener bzw. externer Finanzmittel<br />

durch Gründer mit Finanzmittelbedarf 2009<br />

Insgesamt lag im Jahr 2009 ein Viertel (24,9 %) aller externen Gründungsfinanzierungen oberhalb<br />

der Mikrofinanzierungsgrenze von 25.000 EUR. Bezogen auf alle Gründer entspricht


70 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

dies einem Anteil von 6,5 %, während – ebenfalls bezogen auf alle Gründer – 19,3 % in den<br />

externen Mikrofinanzierungsbereich fallen. 76 Über die Jahre hinweg sind leichte Verschiebungen<br />

zwischen den Größenklassen zu verzeichnen. So ist insbesondere im Vergleich zu 2007,<br />

dem Jahr vor Beginn der Wirtschaftskrise, sowohl der Anteil der Kleinstfinanzierungen bis<br />

5.000 EUR gestiegen (bei eigenen Mitteln um 4,5 Prozentpunkte, bei externen Mitteln um<br />

1,3 Prozentpunkte), als auch der Anteil der größeren externen Finanzierungen oberhalb von<br />

25.000 EUR (um 4,1 Prozentpunkte). 77 Auch dieses Resultat deutet, wenngleich sich die Verschiebungen<br />

i. d. R. als statistisch nicht signifikant erweisen, auf die Polarisierung des Gründungsgeschehens<br />

in der Wirtschaftskrise hin: Auf der einen Seite vermehrt kleinere Projekte,<br />

die vergleichsweise häufig angesichts verschlechterter Jobaussichten, Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit<br />

gestartet wurden; auf der anderen Seite vermehrt chancenmotivierte, größer<br />

dimensionierte Gründungen. So sind nicht zuletzt für die größere Zahl von Übernahmegründungen<br />

(vgl. Abschnitt 3.2) vergleichsweise hohe Finanzierungssummen notwendig.<br />

Im Vergleich von Vollerwerbs- und Nebenerwerbsgründern zeigt sich in Grafik 14 wiederum<br />

analog zu Grafik 12, dass Nebenerwerbsgründer sowohl bei den eigenen als auch bei den<br />

externen Mitteln eher Kleinstprojekte bis 5.000 EUR und entsprechend seltener größere Projekte<br />

finanzieren. In den einzelnen Größenklassen erweisen sich die beobachteten Unterschiede<br />

auch angesichts der geringen Fallzahlen jedoch häufig als insignifikant.<br />

Externe Finanzierungsquellen: herausragende Rolle von Bankdarlehen und Förderkrediten<br />

Dem Einsatz bedarfsgerechter Finanzierungsinstrumente kommt eine zentrale Bedeutung für<br />

die erfolgreiche Umsetzung einer Gründungsidee zu. 78 Dementsprechend unterscheidet<br />

Grafik 15 verschiedene Finanzierungsquellen zur Deckung des externen Finanzierungsbe-<br />

76 Anteil aller Gründer mit Finanzierungsbedarf (15,1 % + 54,8 %) x bedingter Anteil Gründer mit externem<br />

Finanzmitteleinsatz (7,3 % + 29,5 %) x bedingter Anteil externe Finanzierungen oberhalb von<br />

25.000 EUR (15,0 % + 9,9 %) = 6,5 %. Analog berechnet sich der Anteil der Gründer mit externen<br />

Finanzierungen im Mikrofinanzierungsbereich: Anteil aller Gründer mit Finanzierungsbedarf (15,1 % +<br />

54,8 %) x bedingter Anteil Gründer mit externem Finanzmitteleinsatz (7,3 % + 29,5 %) x bedingter<br />

Anteil externe Finanzierungen bis 25.000 EUR (44,8 % + 11,4 % + 18,9 %) = 19,3 %.<br />

77<br />

Bei den eigenen Mitteln liegt der Anteil der Finanzierungen oberhalb von 25.000 EUR hingegen<br />

sowohl im Jahr 2007 als auch im Jahr 2009 bei 7,4 %.<br />

78<br />

Vgl. die Übersichtsartikel von Berger und Udell (2003) und Gompers und Lerner (2003) sowie<br />

Nathusius (2001) und Kohn und Spengler (2008a).


Gründungsfinanzierung 71<br />

darfs von Gründern nach der Häufigkeit ihrer Inanspruchnahme (linke Spalte) und ihrem Volumenanteil<br />

(rechte Spalte). 79<br />

Bankdarlehen (ohne Kontokorrent)<br />

Kontokorrentkredit<br />

Förderkredit von <strong>KfW</strong> oder<br />

Förderinstituten der Länder<br />

Darlehen und geschenktes Geld<br />

von Verwandten, Freunden etc.<br />

Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit<br />

Sonstiges (z. B. Beteiligungskapital)<br />

Häufigkeitsanteil Volumenanteil<br />

21,1<br />

29,2<br />

21,0<br />

20,8<br />

21,1<br />

20,5<br />

21,6<br />

18,8<br />

25,2<br />

19,3<br />

14,2<br />

25,8<br />

34,3<br />

39,7<br />

50,8<br />

53,8<br />

46,9<br />

51,1<br />

10,2<br />

7,1<br />

13,3<br />

4,6<br />

6,2<br />

3,0<br />

7,9<br />

8,3<br />

7,5<br />

13,7<br />

13,5<br />

14,0<br />

18,0<br />

11,6<br />

0% 30% 60% 0% 30% 60%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Kategorie ‚Kontokorrentkredit’ umfasst die Inanspruchnahme von Dispositions- oder Überziehungskrediten auf Girokonten<br />

sowie die Ausnutzung des Kreditrahmens von Kreditkarten. Die Zahlen neben den Balken der linken Teilgrafik geben die Anteile<br />

der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen n=129 Gründern, an allen n=81 Gründern im Vollerwerb bzw. an allen<br />

n=48 Gründern im Nebenerwerb wieder, die Bedarf an externen finanziellen Mitteln hatten und für die vollständige Angaben zur<br />

Mittelaufteilung vorliegen (Mehrfachnennungen möglich). Lesehilfe: 50,8 % aller Gründer mit Nutzung externer finanzieller Mittel<br />

haben Bankdarlehen (ohne Kontokorrentkredite) in Anspruch genommen. Die Zahlen neben den Balken der rechten Teilgrafik<br />

geben auf der Basis der vorgenannten Gründerzahlen die Anteile der Finanzierungsvolumina der jeweiligen Finanzierungsquellen<br />

am Volumen der gesamten externen Finanzierung an. Zur Vermeidung des Einflusses von Ausreißern erfolgt die Auswertung<br />

auf Basis der 95 % der Gründer mit den niedrigsten externen Finanzierungsbedarfen (95%-Perzentil). Lesehilfe: Der Anteil<br />

von Bankdarlehen (ohne Kontokorrentkredite) am gesamten externen Finanzierungsvolumen aller Gründer, die externe finanzielle<br />

Mittel genutzt haben, betrug 45,6 %.<br />

Grafik 15: Externe Finanzierungsquellen nach Häufigkeit und Volumen der Inanspruchnahme,<br />

2009<br />

Im Jahr 2009 nahm jeder zweite Gründer mit externem Finanzierungsbedarf längerfristige<br />

Bankdarlehen (50,8 %) in Anspruch. 80 Am zweithäufigsten kamen Kontokorrentfinanzierungen<br />

(34,3 %) und Förderkredite von Seiten der <strong>KfW</strong> und der Förderinstitute der Länder<br />

(29,2 %) zum Einsatz. Damit griff ein Großteil der Gründer für den Schritt in die Selbstständigkeit<br />

auf Varianten der Kreditfinanzierung zurück, wobei die Verbreitung der Kontokorrentfinanzierung<br />

deren leichte Verfügbarkeit widerspiegeln dürfte, zumal diese Finanzierungs-<br />

79<br />

Bei der Beantwortung der Frage nach Nutzung der unterschiedlichen Finanzierungsformen waren<br />

Mehrfachnennungen möglich, sodass sich die Häufigkeitsangaben – im Gegensatz zu den Volumenanteilen<br />

– über die Alternativen nicht zu 100 % addieren.<br />

80<br />

Bezogen auf alle Gründer entspricht dies einem Anteil von 13,1 % (vgl. Tabelle 15 im Anhang).<br />

24,4<br />

45,6<br />

37,9<br />

53,4


72 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

form im Vergleich zu Alternativen wie Förderkrediten in der Regel teurer ist. Informelles Kapital<br />

von Freunden und Verwandten (20,8 %) und Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit<br />

(21,6 %) wurden jeweils von rund einem Fünftel der Gründer mit externem Finanzierungsbedarf<br />

genutzt. Die Kategorie „sonstige Finanzierungsquellen“ schließlich u. a. Beteiligungskapital<br />

(inkl. Kapital von Business Angels), Mezzanine-Finanzierungen oder Gesellschafterdarlehen.<br />

Sie schlägt mit einem entsprechenden Häufigkeitsanteil von insgesamt 19,3 % zu<br />

Buche.<br />

Verglichen mit Vollerwerbsgründern haben Nebenerwerbsgründer tendenziell häufiger auf<br />

Kontokorrentfinanzierungen (Häufigkeitsanteile 51,1 % versus 21,1 %), Förderkredite<br />

(39,7 % versus 21 %) und die sonstigen Finanzierungsformen (25,8 % versus 14,2 %) zurückgegriffen,<br />

jedoch seltener längerfristige Bankdarlehen (46,9 % versus 53,8 %) genutzt.<br />

Gründer im Nebenerwerb profitieren jedoch in ähnlichem Maße wie Gründer im Vollerwerb<br />

von Zuschüssen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Dieses Ergebnis ist insofern bemerkenswert,<br />

als die Programme der BA zur Existenzgründungsförderung dezidiert auf Gründungen<br />

im „Hauptberuf“ ausgerichtet sind. 81 Der Begriff des Hauptberufs in der Nomenklatur<br />

der BA ist jedoch nicht unbedingt deckungsgleich mit der Vollerwerbs-Einschätzung seitens<br />

der Gründer im <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>. 82<br />

Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Anteile der Gründer, die zur Deckung ihres externen<br />

Finanzierungsbedarfs Kreditfinanzierungen eingesetzt haben, im Krisenjahr 2009 deutlich<br />

angestiegen (längerfristige Bankdarlehen im Vergleich zu 2008 um 16 Prozentpunkte, Kontokorrentfinanzierungen<br />

um 19 Prozentpunkte, Förderkredite um 11 Prozentpunkte; vgl. Tabelle<br />

14 im Anhang). 83 Dieses Ergebnis erstaunt nur auf den ersten Blick. Offenbar konnten neben<br />

der Mehrheit der Gründer, deren Geschäftsidee überhaupt nicht von der Krise beeinträchtigt<br />

wurde (vgl. Abschnitt 3.1), insbesondere diejenigen Gründer, die die Krise ausdrücklich zur<br />

Gründung genutzt haben, Banken von ihrem Geschäftsmodell überzeugen, die daraufhin<br />

Kredite beispielsweise für Übernahmen von gesunden Unternehmen, für Ausrüstungsinvestitionen<br />

oder zur Vorfinanzierung von Löhnen und Gehältern angesichts der gestiegenen Be-<br />

81<br />

Dies gilt sowohl für das Einstiegsgeld, welches Empfänger von Arbeitslosengeld II beim Schritt in<br />

die Selbstständigkeit unterstützt, als auch für den Gründungszuschuss, der Arbeitslose mit Anspruch<br />

auf Arbeitslosengeld I bei Aufnahme einer selbstständigen Tätigkeit fördert (Bundesagentur für Arbeit,<br />

2007).<br />

82<br />

Vgl. die Diskussion in Kohn et al. (2010).<br />

83 Bei den Anteilswertvergleichen ist die erhebliche statistische Unsicherheit bei der Erfassung der<br />

Finanzierungsquellen zu berücksichtigen, die daraus resultiert, dass für die einzelnen Finanzierungsquellen<br />

nur vergleichsweise geringe Beobachtungszahlen vorliegen. Umso bemerkenswerter ist das<br />

Ergebnis, dass die drei genannten Anstiege statistisch zumindest schwach signifikant sind.


Gründungsfinanzierung 73<br />

schäftigungsintensität der Gründungen ausgereicht haben. Zur intensiveren Nutzung von<br />

Förderkrediten dürfte neben der gestiegenen Attraktivität von Förderprogrammen mit Haftungsfreistellung<br />

für die durchleitenden Hausbanken auch die Tatsache beigetragen haben,<br />

dass der Bekanntheitsgrad der Förderbanken im Zuge der Kampagnen zur Bekämpfung der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise angestiegen ist, sodass mehr Gründer überhaupt auf die Förderangebote<br />

aufmerksam wurden.<br />

Bankdarlehen und Förderkredite mit gestiegenen Volumenanteilen<br />

Während die betrachteten Häufigkeiten Aufschluss über die Verbreitung der Inanspruchnahme<br />

der Quellen geben, lässt ein Vergleich der entsprechenden Volumenanteile in der<br />

rechten Spalte von Grafik 15 weiter gehende Rückschlüsse hinsichtlich der Bedeutung der<br />

unterschiedlichen Quellen externer Gründungsfinanzierungen zu. In Gegenüberstellung von<br />

Volumen- und Häufigkeitsanteilen erschließen sich Informationen zu durchschnittlichen Finanzierungsgrößen.<br />

Es zeigt sich, dass im Jahr 2009 mit einem Volumenanteil von nahezu<br />

der Hälfte (45,6 %) Bankdarlehen eine dominierende Rolle einnehmen. Über längerfristige<br />

Bankdarlehen werden somit überproportional große Gründungsprojekte finanziert. Dies äußert<br />

sich auch darin, dass Vollerwerbsgründer (53,4 %) einen deutlich höheren Anteil ihres<br />

externen Finanzierungsvolumens als Nebenerwerbsgründer (37,9 %) durch längerfristige<br />

Bankdarlehen decken. Weitere substanzielle Anteile im Finanzierungsmix kommen Darlehen<br />

und Geschenken von Freunden und Verwandten (18 %), Förderkrediten von der <strong>KfW</strong> und<br />

Landesförderinstituten (13,7 %) und Kontokorrentfinanzierungen (10,2 %) zu. In der Volumenbetrachtung<br />

insgesamt nur einen kleineren Finanzierungsbeitrag leisten die BA-<br />

Zuschüsse (4,6 % der gesamten externen Finanzierung). Hier manifestiert sich in dem mit<br />

6,2 % höheren Anteil für Vollerwerbsgründer (Nebenerwerb: 3 %) die Tatsache, dass Personen<br />

mit einem höheren Anspruch auf Zuschuss (Gründungszuschuss im Gegensatz zum<br />

Einstiegsgeld) ihre Selbstständigkeit eher als haupterwerbliche Vollzeitbeschäftigung ausüben<br />

und diese Mittel für das Gründungsprojekt verwenden können. 84<br />

Auch in Bezug auf das externe Finanzierungsvolumen zeigt sich das bereits bei den Nutzungshäufigkeiten<br />

beobachtete Bild, dass die Bedeutung der Kreditfinanzierung im Vergleich<br />

zu den Vorjahren am aktuellen Rand zugenommen hat. So liegen die Volumenanteile der<br />

84 Auch bei der Einordnung dieses Ergebnisses ist die erhebliche statistische Unsicherheit bei der<br />

Erfassung der selten genutzten Finanzierungsformen zu berücksichtigen. So erweisen sich die Unterschiede<br />

zwischen Vollerwerbs- und Nebenerwerbsgründern auch als statistisch nicht signifikant. Im<br />

Großen und Ganzen stehen die Ergebnisse zur Bedeutung der unterschiedlichen Finanzierungsquellen<br />

jedoch im Einklang mit verwandten Resultaten in der Literatur (vgl. z. B. Brüderl et al., 1993, oder<br />

Gottschalk et al., 2008).


74 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

längerfristigen Bankdarlehen, der Kontokorrentfinanzierungen und der Förderkredite im Jahr<br />

2009 um 4,9, 7,8 bzw. 0,8 Prozentpunkte oberhalb der Werte von 2008. 85 Gesunken ist hingegen<br />

vor allem die relative Bedeutung informellen Kapitals von Freunden und Verwandten<br />

(um 7,1 Prozentpunkte).<br />

Zwischenfazit zur Finanzierungsstruktur von Gründungen<br />

Zusammengefasst ist die Finanzierung des breiten Gründungsgeschehens in Deutschland<br />

strukturell charakterisiert durch eine erhebliche Zahl von Gründungen ohne nennenswerten<br />

Mittelbedarf oder mit intensiver Nutzung von Sachmitteln sowie einem Gesamtmittelbedarf,<br />

der häufig im Mikrobereich liegt. Gründer greifen vielfach auf eigene finanzielle Ressourcen<br />

zurück und bestreiten damit einen großen Teil ihres finanziellen Mittelbedarfs. Im Zuge externer<br />

Finanzierung, die vor allem für größere Gründungen sehr wichtig ist, werden nach<br />

Möglichkeit informelles Kapital und Zuschüsse in Anspruch genommen, es überwiegen jedoch<br />

bei Weitem Bankdarlehen und Förderkredite.<br />

Im Vergleich zu den Vorjahren wiesen im Jahr 2009 mehr Gründer überhaupt finanziellen<br />

Mittelbedarf auf. In Bezug auf den Gesamtmittelbedarf sowie die Höhe des externen Finanzierungsbedarfs<br />

ist eine Polarisierung der Gründungslandschaft zu konstatieren: Wurden auf<br />

der einen Seite vermehrt Kleingründungen realisiert, so ist auf der anderen Seite der Anteil<br />

größerer Finanzierungen jenseits des Mikrofinanzbereichs angewachsen. Zusammen mit<br />

dem Resultat, dass sowohl die Häufigkeit des Einsatzes als auch die volumenmäßige Bedeutung<br />

von Bankdarlehen und Förderkrediten gestiegen ist, untermauert dies die Einschätzung,<br />

dass die Wirtschaftskrise nicht nur Personen mit Kleinstgründungen in die Selbstständigkeit<br />

gedrängt hat, sondern auch explizit Chancen für umfangreichere Geschäftsideen eröffnet hat.<br />

5.2 Finanzierungsschwierigkeiten<br />

Aus finanzierungstheoretischer Sicht sind Gründungen und junge Unternehmen eher von<br />

Finanzierungsengpässen betroffen als bestehende ältere und größere Unternehmen. 86 Dies<br />

ist zum einen auf die kleineren Losgrößen in der Gründungsfinanzierung zurückzuführen, die<br />

in Anbetracht von Fixkosten bei der Finanzierung (bspw. für eine Kreditprüfung) ein schlechteres<br />

Kosten-Ertragverhältnis für mögliche Kapitalgeber und in der Folge höhere Finanzierungskosten<br />

nach sich ziehen. Zum anderen ist bei Gründungen das Problem asymmetrischer<br />

Informationsverteilung zwischen Kapitalgeber und -nehmer ausgeprägter als bei Be-<br />

85 Statistisch signifikant ist nur der Anstieg der Kontokorrentfinanzierungen.<br />

86 Vgl. Kohn und Mark (2009) und die dort zitierte Literatur.


Gründungsfinanzierung 75<br />

standsunternehmen. So fällt es Gründern angesichts des inhärenten Neuigkeitsgehalts ihres<br />

Projekts (insbesondere bei innovativen Gründungen) und einer fehlenden Unternehmenshistorie<br />

schwerer, potenzielle Kapitalgeber von der Profitabilität eines Finanzierungsengagements<br />

zu überzeugen und Sicherheiten bereitzustellen.<br />

In der aktuellen Befragungswelle wurden wie im Vorjahr alle Gründer dazu befragt, ob sie im<br />

Zusammenhang mit ihrer Gründung auf Schwierigkeiten bei der Finanzierung gestoßen sind<br />

und – sofern zutreffend – welcher Art diese Schwierigkeiten waren. 87<br />

Ausmaß und Entwicklung von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

Grafik 16 ist zu entnehmen, dass mit 89,8 % der überwiegende Anteil der Befragten keine<br />

Schwierigkeiten mit der Finanzierung der Gründung hatte. In diese Gruppe fallen sowohl diejenigen<br />

Gründer, deren Projekt von vornherein keiner Finanzierung bedurfte, als auch der<br />

größere Teil derjenigen, die problemlos mit eigenen Ersparnissen operieren konnten oder<br />

deren Zusammentreffen mit externen Kapitalgebern erfolgreich und problemlos war. Jeder<br />

zehnte Gründer (10,2 %) hatte jedoch mit Finanzierungsschwierigkeiten zu kämpfen. Dabei<br />

sind Vollerwerbsgründer (13,9 % mit Schwierigkeiten) angesichts ihrer i. d. R. größeren Projekte<br />

signifikant stärker betroffen als Nebenerwerbsgründer (7,1 %).<br />

Auf den ersten Blick bemerkenswert ist der mit gut 6 Prozentpunkten erhebliche, auch statistisch<br />

signifikante Rückgang der Finanzierungsschwierigkeiten im Vergleich zum Vorjahr 2008,<br />

von dem sowohl Vollerwerbs- als Nebenerwerbsgründer profitierten. Zur Erklärung dieses<br />

Befundes lassen sich verschiedene Argumente ins Feld führen. Erstens gibt rund die Hälfte<br />

aller Gründer (44,4 %, vgl. Grafik 3 in Abschnitt 3.1) an, von der Krise gar nicht betroffen zu<br />

sein, und jedem sechsten (17,2 %) hat die Krise sogar explizit eine Chance zur Gründung<br />

eröffnet. Bei diesen Gründungen, deren Konzept „in die Zeit passt“, sollten tendenziell weniger<br />

Schwierigkeiten zu erwarten sein. Mutmaßlich waren unter den Gründern, die sich im<br />

schwierigen Umfeld der Wirtschaftskrise zum Schritt in die Selbstständigkeit durchgerungen<br />

und ihr Projekt verwirklicht haben, vergleichsweise viele gut vorbereitet und hatten daher<br />

bessere Chancen, potenzielle Kapitalgeber zu überzeugen, als Gründer mit weniger überlegten<br />

Projekten in besseren Zeiten. Für diese Einschätzung sprechen auch weiter gehende<br />

Auswertungen des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s, nach denen der Anteil derjenigen Gründer, die<br />

87 Frühere Befragungswellen des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s bis einschließlich 2007 beschränkten sich<br />

auf Schwierigkeiten bei der externen Finanzierung und es wurden nur diejenigen Gründer nach ihren<br />

Schwierigkeiten befragt, die überhaupt Finanzmittel eingesetzt hatten (vgl. Spengler und Tilleßen,<br />

2006, und Kohn und Spengler, 2008b).


76 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

angeben keine Informationsquellen vor dem Schritt in die Selbstständigkeit genutzt zu haben,<br />

von 12,6 % im Jahr 2008 auf 9,5 % im Jahr 2009 gesunken ist.<br />

25%<br />

20%<br />

15%<br />

10%<br />

5%<br />

0%<br />

16,6<br />

10,2<br />

20,2<br />

13,9<br />

13,1<br />

7,1<br />

2008 2009 2008 2009 2008 2009<br />

Alle Gründer<br />

Vollerwerb<br />

Nebenerwerb<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen über den Balken geben die Anteile der Gründer mit Finanzierungsschwierigkeiten innerhalb der jeweiligen Gründergruppen<br />

wieder. Den Gründergruppen liegen die folgenden Stichprobengrößen zu Grunde (alle Gründer, Vollerwerb, Nebenerwerb):<br />

n=653, 284, 366 (2008), 672, 298, 370 (2009). Lesehilfe: Der Anteil der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 mit Finanzierungsschwierigkeiten<br />

beträgt 13,9 %.<br />

Grafik 16: Finanzierungsschwierigkeiten von Gründern<br />

Zweitens dürften Gründer angesichts der anhaltenden öffentlichen Diskussion um die Wirtschafts-<br />

und Finanzmarktkrise von vornherein skeptischer in Bezug auf die Finanzierbarkeit<br />

ihres Vorhabens gewesen sein. Gab es in der tatsächlichen Umsetzung dann weniger Probleme<br />

als erwartet, beantworteten die Gründer die Frage nach den Schwierigkeiten häufiger<br />

verneinend. Drittens war im Krisenjahr 2009 ein massiver Rückgang der Investitionskreditnachfrage<br />

zu verzeichnen (Schoenwald 2010). 88 Angesichts der eingebrochenen Nachfrage<br />

von Seiten etablierter Unternehmen mögen Banken im Vergleich zum Vorjahr verstärkt auf<br />

die Finanzierung von Gründern und jungen Unternehmen gesetzt haben.<br />

Schließlich fragen die allermeisten Gründer insgesamt vergleichsweise kleine Finanzierungsvolumina<br />

nach (Abschnitt 5.1). Sofern mit einem kleineren Finanzierungsvolumen im Durchschnitt<br />

ein geringeres Risiko der Projekte einhergeht oder die Finanzierung mehrerer kleiner<br />

88<br />

Gemäß Statistischem Bundesamt (2010g) gingen die Ausrüstungsinvestitionen 2009 im Vergleich<br />

zum Vorjahr um 20,5 % zurück.


Gründungsfinanzierung 77<br />

Projekte zu Diversifizierungsvorteilen bei den Kapitalgebern führt, ist das Gros der Gründer<br />

von angespannten Eigenkapitaldecken der Banken in der Krise vermutlich nicht so stark betroffen<br />

wie beispielsweise Bestandsunternehmen mit größeren Finanzierungsbedarfen. 89<br />

Gründer mit innovativen und technologieorientierten Projekten, die aufgrund einer erforderlichen<br />

Mindestgröße ihres Gründungsprojekts auf größere Finanzierungslosgrößen angewiesen<br />

sind und deren Erfolgschancen naturgemäß besonders schwer einzuschätzen sind, dürften<br />

sich hingegen in höherem Maße Finanzierungsschwierigkeiten gegenübersehen.<br />

Finanzierungsschwierigkeiten nach Nutzung der Finanzierungsformen<br />

Grafik 17 vergleicht das Ausmaß von Finanzierungsschwierigkeiten in ausgewählten Gründergruppen,<br />

die unterschiedliche Finanzierungsformen genutzt haben. Im Jahr 2009 haben<br />

nur wenige Gründer Finanzierungsschwierigkeiten erfahren und daraufhin auf eine Finanzierung<br />

ganz verzichtet: 4 % der Gründer, die letztlich keine Finanzmittel eingesetzt haben, berichten<br />

von Schwierigkeiten. Die allermeisten dieser Gründer haben also erst gar keine Finanzierung<br />

nachgefragt. Ähnliches gilt für diejenigen Gründer, die ausschließlich eigene Mittel<br />

eingesetzt haben (6,5 % mit Schwierigkeiten). Gründer mit externem Finanzierungseinsatz<br />

hatten dementsprechend überdurchschnittlich häufig mit Schwierigkeiten zu kämpfen (23 %).<br />

Nebenerwerbsgründer berichten im Vergleich zu den Vollerwerbsgründern in allen aufgeführten<br />

Finanzierungsklassen tendenziell seltener von Finanzierungsschwierigkeiten; und auch<br />

vom Rückgang der Schwierigkeiten vom Jahr 2008 auf 2009 profitierten alle Klassen in gleichem<br />

Ausmaß.<br />

89 Neben den aufgeführten Erklärungsansätzen sind zwei weitere Punkte denkbar. Erstens könnten<br />

die Beobachtungen für das Jahr 2008 einen Datenausreißer mit extrem häufigen Finanzierungsschwierigkeiten<br />

darstellen. Während dies vor dem Hintergrund der Unsicherheiten der sich im Lauf<br />

des Jahres 2008 abzeichnenden Krise prinzipiell vorstellbar wäre, lassen – wenngleich eingeschränkte<br />

– Vergleiche zu den Jahren vor 2008 diesen Schluss nicht zu. So lag der Anteil derer mit Finanzierungsschwierigkeiten<br />

unter denjenigen Gründern, die externe Mittel eingesetzt haben, mit 30,4 % im Jahr<br />

2008 genauso hoch wie der Anteil der Gründer mit externem Finanzmitteleinsatz, die im Jahr 2005 angaben,<br />

Schwierigkeiten bei der Akquisition externer Mittel gehabt zu haben (30,6 %), und unterschritt den<br />

entsprechenden Anteil von 37,9 % für das Jahr 2007 (s. Spengler und Tilleßen, 2006, und Kohn und<br />

Spengler, 2008b, 2009).<br />

Zweitens könnten die geringeren Finanzierungsschwierigkeiten allein auf systematische Verschiebungen<br />

in der Zusammensetzung des Gründungsgeschehens zurückzuführen sein. Dieser Möglichkeit<br />

gehen wir im Rahmen einer multivariaten Analyse zu den Bestimmungsfaktoren der Finanzierungsschwierigkeiten<br />

weiter unten nach; eine entsprechende Hypothese bestätigt sich dort nicht.


78 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Schwierigkeiten bei der Finanzierung<br />

hatten unter den Gründern …<br />

insgesamt<br />

ohne Einsatz finanzieller Mittel<br />

die nur eigene finanzielle Mittel einsetzen<br />

die externe finanzielle Mittel einsetzen<br />

die Bankfinanzierung<br />

o.ä.* finanzielle Mittel einsetzen<br />

mit externem Finanzmitteleinsatz<br />

bis 25 TEUR<br />

mit externem Finanzmitteleinsatz<br />

> 25 TEUR<br />

16,6<br />

20,2<br />

13,1<br />

10,0<br />

11,9<br />

7,7<br />

13,6<br />

17,4<br />

10,5<br />

3,5<br />

2008 2009<br />

32,2<br />

35,2<br />

27,7<br />

36,2<br />

43,1<br />

30,5<br />

33,4<br />

30,1<br />

37,0<br />

28,9<br />

49,9<br />

10,2<br />

13,9<br />

7,1<br />

4,0<br />

8,1<br />

1,8<br />

6,5<br />

8,4<br />

5,0<br />

6,7<br />

23,0<br />

26,5<br />

18,7<br />

22,3<br />

25,1<br />

19,1<br />

24,6<br />

25,4<br />

23,6<br />

18,1<br />

30,5<br />

0% 20% 40% 60% 80% 0% 20% 40% 60% 80%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer mit Finanzierungsschwierigkeiten innerhalb der jeweiligen Gründergruppen<br />

wieder. Den Gründergruppen liegen die folgenden Stichprobengrößen zu Grunde (alle Gründer, Vollerwerb, Nebenerwerb<br />

2008 / 2009): n=653, 284, 366 / 672, 298, 370 (Gründer insgesamt), n=203, 66, 136 / 183, 59, 122 (Gründer ohne<br />

Einsatz finanzieller Mittel), n=282, 125, 156 / 287, 116, 170 (Gründer, die nur eigene finanzielle Mittel eingesetzt haben), n=130,<br />

74, 55 / 136, 83, 53 (Gründer, die (auch) externe finanzielle Mittel eingesetzt haben), n=83, 42, 41 / 105, 61, 44 (Gründer, die<br />

(auch) Bankfinanzierung o. ä. externe finanzielle Mittel eingesetzt haben; * hierunter fallen Bankdarlehen, Kontokorrentfinanzierungen,<br />

Förderkredite und die Kategorie „sonstige Quellen“, die bspw. Beteiligungskapital umfasst; vgl. Grafik 15), n=96, 55,<br />

40 / 101, 64, 37 (Gründer mit externem Finanzmitteleinsatz von maximal 25.000 EUR), n=34, 19, 15 / 35, 19, 16 (Gründer mit<br />

externem Finanzmitteleinsatz von über 25.000 EUR). Lesehilfe: Der Anteil der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 mit externem<br />

Finanzmittelbedarf bis zu 25.000 EUR, der Finanzierungsschwierigkeiten angab, beträgt 25,4 %.<br />

Grafik 17: Finanzierungsschwierigkeiten nach Finanzierungseinsatz, Anteile in Prozent<br />

Innerhalb der Gruppe von Gründern mit externem Finanzierungsbedarf zeigen sich keine<br />

Unterschiede nach Art des Finanzierungseinsatzes (formelles Kapital wie Bankdarlehen, Förderkredite<br />

oder Beteiligungskapital versus ausschließlich informelles Kapital oder BA-<br />

Zuschüsse). Vor dem Hintergrund der ungünstigen Kosten-Ertragsrelation kleiner Finanzierungslosgrößen<br />

sehen sich Gründer mit externen Mikrofinanzierungen bis 25.000 EUR tendenziell<br />

häufiger Finanzierungsschwierigkeiten gegenüber als Gründer mit Finanzierungsvolumina<br />

jenseits des Mikrobereichs (in 2009: 24,6 % versus 18,1 %). 90 Vollerwerbsgründer mit<br />

hohem externem Finanzierungsbedarf sind Schwierigkeiten am stärksten ausgesetzt<br />

(30,5 %). Bei der Einordnung dieses Resultats ist aufgrund des geringen Anteils der Gründer<br />

mit großem Finanzierungsbedarf und der daraus resultierenden statistischen Unsicherheit<br />

90 Aufgrund des hohen Detaillierungsgrades der Auswertung sind die Gruppenvergleiche in Grafik 17<br />

mit einer erheblichen statistischen Unsicherheit belastet. So erweist sich zwar der Unterschied zwischen<br />

Gründern mit Nutzung externer Mittel und denjenigen ohne als statistisch signifikant. Die Differenzen<br />

innerhalb der Nutzer externer Finanzierungen liegen jedoch alle im Unsicherheitsbereich.


Gründungsfinanzierung 79<br />

Vorsicht geboten. Als solches ist das Ergebnis jedoch als bedenklich zu beurteilen, da gerade<br />

von größeren, häufig technologieorientierten Gründungen – die einen größeren Finanzierungsbedarf<br />

aufweisen – positive Effekte im Hinblick auf Innovationskraft, Wachstum und<br />

Beschäftigung zu erwarten sind.<br />

Welcher Art sind die Finanzierungsschwierigkeiten?<br />

Grafik 18 unterscheidet verschiedene Arten von Finanzierungsschwierigkeiten und weist die<br />

bedingten Anteile derjenigen Gründer mit Schwierigkeiten aus, die sich den jeweiligen Problemen<br />

gegenübersahen. 91 Mit 54,3 % am häufigsten genannt wurden nicht hinreichende Eigenmittel.<br />

Bezogen auf alle Gründer war dies für jeden zwanzigsten (5,4 %) ein Problem. 92<br />

Unzureichende Eigenmittel schränken im Gründungszusammenhang nicht nur selbstfinanzierte<br />

Investitionen ein, sondern können dadurch, dass weniger Sicherheiten gestellt werden<br />

können, auch als Hemmnis bei der Kreditfinanzierung wirken.<br />

In der Häufigkeit des Auftretens folgen Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der Akquisition<br />

von Bankkrediten. So waren angefragte Bankkredite teils gar nicht (29 %), teils nicht im<br />

gewünschten Umfang (17,2 %) oder nur zu schlechteren Konditionen, also beispielsweise nur<br />

mit Risikoaufschlägen auf den Kreditzinssatz (18,6 %) zu erhalten. Damit haben bezogen auf<br />

alle Gründer geschätzte 3 % einen gewünschten Bankkredit nicht bekommen. 93 Die Antwortkategorie<br />

schließt grundsätzlich nicht aus, dass betroffene Gründer für einen anderen angefragten<br />

Bankkredit eine Zusage bekommen haben. In Anbetracht der Tatsache, dass überhaupt<br />

nur 13,1 % aller Gründer Bankdarlehen (ohne Kontokorrentfinanzierungen) genutzt<br />

haben (vgl. Tabelle 15 im Anhang), erscheint das Ausmaß der erfahrenen Schwierigkeiten<br />

bei der Akquisition von Bankkrediten dennoch beachtlich: Auf 100 Gründer mit einer längerfristigen<br />

Bankfinanzierung kommen 23 Gründer, die zumindest einen angefragten Kredit nicht<br />

erhalten haben.<br />

Grundsätzlich steht die Häufigkeit des Auftretens von Schwierigkeiten mit einzelnen Finanzierungsquellen<br />

in einem engen Zusammenhang zur Nutzungshäufigkeit bei den jeweiligen<br />

Quellen (vgl. Grafik 15 in Abschnitt 5.1). Dementsprechend seltener wurden Probleme im<br />

Zusammenhang mit der Beantragung eines öffentlichen Förderkredits (17,3 %) oder eines<br />

91 Hier waren Mehrfachnennungen möglich.<br />

92<br />

Anteil mit Schwierigkeiten (10,2 %) x bedingter Anteil der Kategorie „Eigene Finanzmittel reichten<br />

nicht aus“ (54,3 %) = 5,5 %.<br />

93<br />

10,2 % x 29,0 % = 3,0 %.


80 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

BA-Förderzuschusses (15,9 %), sowie insbesondere mit der Akquisition von Beteiligungsoder<br />

Mezzanine-Kapital (1,6 %) genannt.<br />

Bankkredite gar nicht erhalten<br />

Bankkredite nicht in<br />

gewünschtem Umfang erhalten<br />

Bankkredite nur zu<br />

schlechteren Konditionen erhalten<br />

BA-Fördermittel<br />

beantragt aber nicht erhalten<br />

Öffentliche Förderkredite<br />

beantragt aber nicht erhalten<br />

Schwierigkeiten mit<br />

Beteiligungs- oder Mezzanine-Kapital<br />

Eigene Finanzmittel reichten nicht aus<br />

Sonstige Schwierigkeiten<br />

1,6<br />

0,0<br />

3,0<br />

4,5<br />

17,2<br />

9,5<br />

29,0<br />

23,5<br />

18,6<br />

24,8<br />

7,8<br />

15,9<br />

23,3<br />

17,3<br />

10,2<br />

25,9<br />

20,7<br />

30,7<br />

29,6<br />

38,6<br />

54,3<br />

62,8<br />

39,4<br />

35,0<br />

0% 30% 60% 90%<br />

Alle Gründer<br />

Vollerwerb<br />

Nebenerwerb<br />

95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer, die die genannten Arten von Finanzierungsschwierigkeiten erfahren<br />

haben, an allen n=66 Gründern, allen n=44 Vollerwerbsgründern bzw. allen n=22 Nebenerwerbsgründern, die Finanzierungsschwierigkeiten<br />

angegeben haben, wieder. Mehrfachnennungen möglich. Lesehilfe: 23,5 % der Vollerwerbsgründer mit<br />

Schwierigkeiten bei der Finanzierung haben, obwohl dies gewünscht war, keine Bankkredite erhalten.<br />

Grafik 18: Art der Schwierigkeiten von Gründern mit Finanzierungsschwierigkeiten, 2009<br />

Im Vergleich zwischen Gründern im Voll- und im Nebenerwerb haben Vollerwerbsgründer<br />

tendenziell weniger Schwierigkeiten, Bankkredite überhaupt (23,5 % derjenigen mit Schwierigkeiten;<br />

im Nebenerwerb: 38,6 %) oder in gewünschtem Umfang zu erhalten (9,5 % versus<br />

30,7 %). 94 Auch haben Gründer im Vollerwerb (10,2 %) seltener als Gründer im Nebenerwerb<br />

(29,6 % derjenigen mit Schwierigkeiten) einen beantragten Förderkredit nicht erhalten. Hierin<br />

dürfte sich die Tatsache widerspiegeln, dass viele Förderprogramme dezidiert auf Gründungen<br />

ausgerichtet sind, die zumindest mittelfristig als Vollerwerbsunternehmen vorgesehen<br />

sind. Vergleichsweise häufig sahen sich Vollerwerbsgründer schließlich mit schlechteren<br />

Konditionen (24,8 % versus 7,8 %) oder dem Problem unzureichender Eigenmittel (62,8 %<br />

94 Auch hier zeigen die breiten Konfidenzbänder eine erhebliche statistische Unsicherheit an, die aus<br />

den geringen Fallzahlen in den einzelnen betrachteten Gruppen resultiert.


Gründungsfinanzierung 81<br />

bzw. 39,4 % derjenigen mit Schwierigkeiten) konfrontiert. Auch in diesem Resultat manifestiert<br />

sich die i. d. R. größere Dimensionierung der Vollerwerbsprojekte.<br />

Multivariate Analyse: Wer hat Finanzierungsschwierigkeiten?<br />

Um möglichen Beeinträchtigungen des Gründungsgeschehens durch Finanzierungsengpässe<br />

zielgerecht entgegenwirken zu können, sind Erkenntnisse darüber, welche Gründer mit welchen<br />

Projekten von Finanzierungsschwierigkeiten betroffen sind, essenziell. In diesem Zusammenhang<br />

lässt sich die Informationsfülle des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s zur Schätzung<br />

partieller Effekte von Projekt- und Personenmerkmalen auf das Auftreten von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

nutzen. Die multivariate Analyse erfolgt mittels einer Probit-Regression. Hier<br />

nimmt die abhängige Variable den Wert 1 (0) an, wenn der Gründer (keine) Schwierigkeiten<br />

bei der Gründungsfinanzierung erfahren hat. Für die Schätzung sind die Gründungen der<br />

Befragungsjahre 2008 und 2009 heranzuziehen (Tabelle 6).<br />

Die deutlichen Unterschiede im Auftreten von Finanzierungsschwierigkeiten nach dem Ausmaß<br />

des Finanzmitteleinsatzes, die sich bereits im bivariaten Vergleich in Grafik 17 abgezeichnet<br />

haben, bleiben auch in der partiellen Betrachtung erhalten. Im Vergleich zur Referenzgruppe<br />

der Gründer mit einem positiven Finanzierungseinsatz von bis zu 10.000 EUR<br />

haben diejenigen Gründer, die gar keine Finanzierungsmittel eingesetzt haben, eine um<br />

6 Prozentpunkte geringere Wahrscheinlichkeit, von Schwierigkeiten betroffen zu sein. Auf der<br />

anderen Seite liegt die Wahrscheinlichkeit für Gründer mit Finanzierungen von über<br />

10.000 EUR um 18 Prozentpunkte nochmals signifikant höher. 95 Dieses Resultat untermauert<br />

zum einen den Umstand, dass für viele kleinere Gründungen – man denke etwa an Strukturvertrieb<br />

von Kosmetik oder Studentenprojekte zur Netzwerkadministration – Finanzierung<br />

schlichtweg gar kein Thema ist. Zum anderen belegt es, dass sich eher die größeren Gründungen,<br />

von denen auch stärkere Wachstums- und Beschäftigungswirkungen zu erwarten<br />

sind, Finanzierungsschwierigkeiten gegenübersehen. Offenbar greift das Losgrößenargument<br />

eines aus Sicht potenzieller Kapitalgeber schlechteren Aufwands-Ertragsver-hältnisses kleinerer<br />

Finanzierungen in der besonders kleinteiligen Gründungsfinanzierung nicht.<br />

95 Keine signifikanten Unterschiede zeigen sich hingegen zwischen den Effekten einer Finanzierung<br />

von über 10.000 bis 25.000 EUR und einer Finanzierungsgröße jenseits von 25.000 EUR. Zu dem<br />

Ergebnis, dass Finanzierungsschwierigkeiten im Gründungszusammenhang umso eher auftreten, je<br />

größer das Finanzierungsvolumen ist, kommt beispielsweise auch Metzger (2007).


82 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Tabelle 6: Bestimmungsfaktoren von Finanzierungsschwierigkeiten (Probitschätzung)<br />

Abhängige Variable: Finanzierungsschwierigkeiten vorhanden (ja: y=1, nein: y=0)<br />

Gründermerkmale Strukturmerkmale Gründung + Kontrollvariablen<br />

dF/dx<br />

(1)<br />

t-Wert<br />

(2)<br />

dF/dx<br />

(3)<br />

t-Wert<br />

(4)<br />

Geschlecht (= weiblich) 0,038 1,40 Umfang (= Nebenerwerb) -0,039 * -1,72<br />

Alter (Ref.: 35–44 Jahre) Form (Ref.: Neugründung)<br />

18 bis 24 Jahre 0,067 1,27 Übernahme 0,008 0,17<br />

25 bis 34 Jahre 0,091 ** 2,36 Beteiligung 0,008 0,23<br />

45 bis 54 Jahre -0,012 -0,42 Branche (Ref.: wirtsch. Dienstleist.)<br />

55 bis 64 Jahre -0,022 -0,56 Verarbeitendes Gewerbe -0,068 -1,06<br />

Staatsangehörigkeit (Ref.: D) Baugewerbe -0,037 -0,66<br />

deutsch durch Einbürgerung 0,045 0,82 Handel 0,025 0,71<br />

EU27-Ausländer 0,028 0,41 persönliche Dienstleistungen 0,019 0,54<br />

sonstige Ausländer 0,140 * 1,79 sonstige Branchen -0,089 * -1,92<br />

Bildung (Ref.: Lehre) Berufsgruppe (Ref.: sonstige Berufe)<br />

Universität -0,020 -0,63 Freie Berufe -0,021 -0,67<br />

Fachhochschule, BA u. ä. 0,037 0,93 Handwerk -0,009 -0,23<br />

Fachschule, Meisterschule 0,144 ** 2,23 Marktneuheit (Ref.: keine Neuheit)<br />

kein Berufsabschluss 0,095 ** 2,16 regionale Neuheit 0,071 1,53<br />

Status (Ref.: sonstige Angestellte) deutschlandweite Neuheit 0,002 0,03<br />

Unt.leiter / Geschäftsführer -0,041 -0,68 weltweite Neuheit -0,086 -1,47<br />

leitender / hochq. Angestellte -0,079 ** -2,48 Größe (Ref.: Sologründer o. Mitarbeit.)<br />

Beamte 0,019 0,23 Sologründer mit Mitarbeitern -0,022 -0,78<br />

Facharbeiter 0,090 1,33 Teamgründer ohne Mitarbeiter -0,001 -0,01<br />

sonstiger Arbeiter -0,066 -0,76 Teamgründer mit Mitarbeitern 0,054 1,24<br />

Selbstständig 0,003 0,07 Finanzmitteleinsatz (Ref.: 1–10TEUR)<br />

arbeitslos 0,077 * 1,90 keine finanziellen Mittel -0,058 ** -2,35<br />

Nichterwerbsperson -0,039 -1,20 > 10.000 bis 25.000 EUR 0,186 *** 3,46<br />

Gründungsmotiv (Ref.: Chance) > 25.000 EUR 0,187 *** 3,71<br />

Notmotiv im Vordergrund 0,012 0,41 Jahr (= 2009) -0,036 * -1,71<br />

sonstiges Motiv im Vordergrund -0,035 -1,25<br />

Region (= Ostdeutschland) 0,007 0,21<br />

Ort (Ref.: ab 500.000 Einw.)<br />

bis 5.000 Einwohner -0,047 -1,51<br />

5.000 bis unter 20.000 Einw. -0,028 -0,94<br />

20.000 bis unter 100.000 Einw. -0,063 ** -2,25<br />

100.000 bis unter 500.000 Einw. -0,014 -0,38<br />

Anzahl Beobachtungen 1.031<br />

Beobachtete Wahrscheinlichkeit 0,124<br />

Geschätzte Wahrscheinlichkeit 0,126<br />

Pseudo-R 2 0,172<br />

***, **, * signifikant auf dem 1 %, 5 %, 10 %-Niveau, heteroskedastiekonsistente t-Werte in Klammern.<br />

Für die Schätzungen werden die Gründungen aus den Befragungswellen 2008 und 2009 zusammengefasst, um statistisch<br />

belastbare Ergebnisse zu erhalten. Die Schätzkoeffizienten geben die Veränderung der Wahrscheinlichkeit, Schwierigkeiten bei<br />

der Finanzierung der Gründung zu haben, relativ zu einem Referenzgründer für die diskrete Veränderung der Dummyvariablen<br />

von 0 nach 1 an. Mit Ausnahme der hier nicht aufgenommenen Dauer der Selbstständigkeit besitzt der Referenzgründer die<br />

selben persönlichen und Projektmerkmale wie die Referenzperson in der Schätzung zum Abbruch des Selbstständigkeitsprojekts<br />

(siehe Fußnote zu Tabelle 5).<br />

Die größeren Finanzierungsschwierigkeiten umfangreicherer Gründungen resultieren auch in<br />

einem signifikant negativen Effekt in Höhe von 4 Prozentpunkten für Nebenerwerbsgründungen.<br />

Die Unterschiede in Bezug auf die durch Teampartner und Mitarbeiter gemessene Grün-


Gründungsfinanzierung 83<br />

dungsgröße sind hingegen nicht signifikant. Lediglich Teamgründer mit Mitarbeitern erfahren<br />

tendenziell häufiger Schwierigkeiten. Ceteris paribus sind auch Branchenunterschiede betragsmäßig<br />

klein und i. d. R. insignifikant. 96 Weiterhin keine systematischen Unterschiede<br />

zeigen sich hinsichtlich der Dimensionen Gründungsform, Berufsgruppe und Innovativität.<br />

Mögliche Effekte dieser Attribute – verwandte Studien in der Literatur kommen bspw. häufig<br />

zu dem Ergebnis, dass Finanzierungsengpässe bei innovativen Jungunternehmen 97 besonders<br />

gravierend sind – wirken dementsprechend indirekt u. a. über die Finanzierungshöhe.<br />

Exkurs 8: Zur Einordnung der erhobenen Finanzierungsschwierigkeiten<br />

Wie ist das Ausmaß der erhobenen Finanzierungsschwierigkeiten im Hinblick auf seine Bedeutung<br />

für das Gründungsgeschehen in Deutschland insgesamt zu beurteilen? Auf der einen Seite steht<br />

das Ausmaß der von Seiten der Gründer angegebenen Finanzierungsschwierigkeiten im Einklang<br />

mit den Resultaten verwandter Studien. 98 Zudem ist zu berücksichtigen, dass der Großteil der<br />

Gründer mit Schwierigkeiten letztendlich doch Finanzmittel einsetzen konnte. In den Experteneinschätzungen<br />

des Global Entrepreneurship Monitor (GEM; Brixy et al. 2010) zu den Rahmenbedingungen<br />

für Existenzgründungen nimmt Deutschland im internationalen Vergleich in Bezug auf Finanzierungsbedingungen<br />

einen Mittelplatz (Rang 8 in der Vergleichsgruppe von 18 innovationsbasierten<br />

Volkswirtschaften) ein. Die öffentliche Förderinfrastruktur in Deutschland belegt hingegen<br />

regelmäßig den Spitzenplatz (Rang 1 aus 18).<br />

Grundsätzlich spiegeln selbst berichtete Schwierigkeiten nicht notwendigerweise ein Marktversagen<br />

wider. 99 Alternativ können lediglich die subjektive Wahrnehmung des Gründers zur Qualität<br />

seines Projektes und die entsprechende Einschätzung von Seiten des Marktes mit dem Resultat<br />

auseinanderfallen, dass kein Finanzierungsmatch zwischen Gründer und potenziellem Kapitalgeber<br />

zu Stande kommt. Aus diesem Betrachtungswinkel überzeichnen die berichteten Schwierigkeiten<br />

möglicherweise die Finanzierungsengpässe.<br />

Auf der anderen Seite bezieht sich die Analyse nur auf Gründer, die ihr Projekt tatsächlich realisiert<br />

haben. Diese haben damit alle Gründungsbarrieren, wie beispielsweise einen erschwerten Mittelzugang,<br />

letztlich überwunden. Nicht erfasst werden hingegen potenzielle Unternehmensgründer,<br />

die durch Finanzierungs- oder andere im Zusammenhang mit dem Gründungsprozess stehende<br />

Schwierigkeiten gänzlich an einer Realisierung ihres Gründungsprojektes gehindert wurden. Brixy<br />

et al. (2010) zufolge hat nicht einmal die Hälfte aller Personen mit konkreten Gründungsabsichten<br />

im GEM (‚nascent entrepreneurs’) ihren Plan innerhalb eines Jahres auch in die Tat umgesetzt.<br />

Rund ein Drittel hat hingegen in diesem Zeitraum die Gründungsabsicht endgültig wieder verworfen.<br />

Vor diesem Hintergrund wird das gesamte Ausmaß von Finanzierungsschwierigkeiten in der<br />

Gründungsfinanzierung insgesamt tendenziell unterschätzt.<br />

96<br />

Die im Vergleich zur Referenzbranche ‚wirtschaftliche Dienstleistungen’ um 9 Prozentpunkte signifikant<br />

geringere Wahrscheinlichkeit von Finanzierungsschwierigkeiten im Bereich der sonstigen Branchen<br />

dürfte maßgeblich durch die hier erfassten privaten Energieerzeugungsanlagen, für die klare<br />

Förderregeln existieren, bestimmt sein.<br />

97<br />

Vgl. die Übersicht in Kohn (2009).<br />

98<br />

Beispielsweise geben in der Umfrage von Kulicke (2000) unter jungen Dienstleistungsunternehmen<br />

diese in der Mehrheit (70 %) an, keine Finanzierungsschwierigkeiten bei der Betriebserrichtung gehabt<br />

zu haben.<br />

99<br />

Vgl. Kohn (2009).


84 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Neben den Projektmerkmalen üben verschiedene Persönlichkeitsmerkmale der Gründerperson<br />

deutliche Einflüsse auf die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Finanzierungsschwierigkeiten<br />

aus. So berichten jüngere Gründer ceteris paribus häufiger von Schwierigkeiten,<br />

was darauf zurückzuführen sein könnte, dass jüngere im Vergleich zu älteren weniger Gelegenheit<br />

hatten, eigene Ressourcen für den Start in die Selbstständigkeit aufzubauen. Ähnliches<br />

mag für Gründer ohne Berufsabschluss gelten, die um 10 Prozentpunkte häufiger als<br />

die Referenzgruppe derer mit Abschluss von Finanzierungsschwierigkeiten betroffen sind.<br />

Darüber hinaus wirken positive Bildungssignale auch in Richtung einer Reduzierung von In-<br />

formationsasymmetrien. 100<br />

Eine im Vergleich zu deutschen Staatsbürgern um 14 Prozentpunkte höhere Wahrscheinlichkeit<br />

von Finanzierungsschwierigkeiten weisen Nicht-EU-Ausländer auf. Für diese Gruppe<br />

mögen neben Sprachbarrieren auch kulturelle Unterschiede eine substanzielle Hürde im Kontakt<br />

mit potenziellen Kapitalgebern darstellen. Ausländer aus EU-Staaten berichten hingegen<br />

nicht häufiger von Finanzierungsschwierigkeiten. Zwar sind auch für diese Gruppe Sprachbarrieren<br />

zu erwarten, es überwiegen aber offensichtlich eine kulturelle Nähe und Erfahrungen<br />

der Gründer mit ähnlichen Finanzinstitutionen im gemeinsamen europäischen Markt.<br />

Mangelnde eigene Ressourcen oder Stigmatisierungseffekte der Arbeitslosigkeit könnten für<br />

die signifikant häufigeren Schwierigkeiten von Gründern, die aus der Arbeitslosigkeit heraus<br />

gestartet sind (Unterschied zu vormals angestellten Gründern: 8 Prozentpunkte), verantwortlich<br />

zeichnen. Vormals in leitender Tätigkeit angestellte Gründer können indes eher auf eigene<br />

Ressourcen für die Selbstständigkeit zurückgreifen, sodass sie signifikant seltener Finanzierungsschwierigkeiten<br />

begegnen (Wahrscheinlichkeit um 8 Prozentpunkte geringer als für<br />

die Referenzgruppe).<br />

Der signifikant negative Jahreseffekt für 2009 belegt schließlich, dass die Wahrscheinlichkeit<br />

von Schwierigkeiten bei der Gründungsfinanzierung auch nach Kontrolle der Gründer- und<br />

Gründungsmerkmale von 2008 auf 2009 um 4 Prozentpunkte gesunken ist. Der Rückgang<br />

der Finanzierungsschwierigkeiten ist also nicht nur auf messbare Verschiebungen in der Zusammensetzung<br />

des Gründungsgeschehens zurückzuführen, sondern spiegelt, wie oben<br />

diskutiert, auch einen Qualitätsaspekt der im Krisenjahr realisierten Gründungsprojekte sowie<br />

möglicherweise ein für Gründungen im Vergleich zu Bestandsunternehmen relativ positives<br />

Finanzierungsumfeld wider.<br />

100 Vgl. Werner (2007).


Gründungsfinanzierung 85<br />

Zwischenfazit zu Finanzierungsschwierigkeiten<br />

Im Zuge der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise hat sich zwar im Lauf des Jahres 2009 die<br />

Finanzierungssituation von Unternehmen allgemein verschlechtert, insgesamt ist jedoch keine<br />

flächendeckende Kreditklemme festzustellen; dies gilt besonders für die Finanzierung<br />

kleiner und mittlerer Unternehmen. 101 Unter den Gründern des Jahres 2009 hatte der überwiegende<br />

Teil keine Schwierigkeiten mit der Finanzierung des Gründungsprojekts. Aufgrund<br />

des häufig geringen Finanzierungsbedarfs waren mögliche Probleme für viele Gründer gar<br />

nicht relevant. Auch sind kleinvolumige Finanzierungen im Mikrofinanzierungsbereich weniger<br />

stark von Schwierigkeiten betroffen als Gründer mit größerem Finanzierungsengagement.<br />

Gründer, die zur Finanzierung ihres Investitionsvorhabens auf externes Kapital angewiesen<br />

sind, klagen überdurchschnittlich häufig über Finanzierungsschwierigkeiten. Darüber hinaus<br />

wird das Auftreten von Finanzierungsschwierigkeiten maßgeblich von der Fähigkeit des<br />

Gründers, auf eigene Ressourcen zurückgreifen zu können, beeinflusst. Unter den aufgetretenen<br />

Schwierigkeiten werden ‚unzureichende Eigenmittel’ am häufigsten genannt, es folgen<br />

Probleme bei der Akquisition von Bankkrediten.<br />

Im Vergleich zum Vorjahr ist im Jahr 2009 anhand der Selbstauskünfte der Gründer eine<br />

Verbesserung der Finanzierungssituation von Gründern festzustellen, die auf eine gestiegene<br />

Qualität der in der Krise realisierten Gründungen hindeutet. Dabei ist zu beachten, dass –<br />

wie auch in den Vorjahren – nur der Blickwinkel derjenigen Gründer eingenommen werden<br />

kann, die ihr Projekt tatsächlich unternommen und nicht ihre Gründungsabsichten angesichts<br />

von Finanzierungsschwierigkeiten oder anderen Gründungshürden zurückgestellt oder ganz<br />

aufgegeben haben.<br />

Mit Blick auf die nähere Zukunft muss es darum gehen, auch angesichts der aktuellen Risiken<br />

im Bankensektor und auf den Finanzmärkten sicherzustellen, dass potenzielle Gründer<br />

viel versprechende Gründungsideen auch in die Tat umsetzen können und Gründungen ihre<br />

gesamtwirtschaftlich wünschenswerten positiven Wachstums- und Beschäftigungswirkungen<br />

entfalten können. Insbesondere bedarf es flexibler und bedarfsgerechter Finanzierungsangebote,<br />

damit sich auch Gründer mit innovativen und technologieorientierten Projekten, die<br />

aufgrund einer erforderlichen Mindestgröße ihres Gründungsprojekts auf formelle externe<br />

Mittel angewiesen sind, in ausreichendem Maß mit geeignetem Startkapital versorgen können.<br />

101 Vgl. EZB (2010), ifo (2010), Denzer-Speck und Schoenwald (2010), Reize (2010), Schoenwald<br />

(2010) sowie und Bauer und Zimmermann (2010).


86 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010


6 Fazit<br />

Nach dem Rückgang der Gründerzahlen in den Jahren 2004 bis 2008 ist für das Jahr 2009<br />

eine deutliche Zunahme der Gründungsaktivität zu verzeichnen. Rund 872.000 Personen<br />

haben im Rezessionsjahr eine selbstständige Tätigkeit begonnen, 10 % mehr als im Jahr<br />

2008. Bezogen auf die Bevölkerung entspricht dies einer Gründerquote von 1,7 %. Besonders<br />

stark ist die Zahl der Vollerwerbsgründer gestiegen, und zwar um 20 % auf 397.000<br />

Personen. Die Zahl der Nebenerwerbsgründer ist hingegen im Vorjahresvergleich nahezu<br />

konstant geblieben (+2 % auf 475.000 Personen). Die Zunahme der Gründungsaktivität fiel<br />

in Westdeutschland stärker aus als in Ostdeutschland, sodass sich die Gründerquoten in den<br />

beiden Regionen weiter auseinander entwickeln (Gründerquoten 2009: Westdeutschland<br />

1,8 %; Ostdeutschland 1,3 %).<br />

Gesamtwirtschaftlich war das Jahr 2009 gekennzeichnet durch einen dramatischen Rückgang<br />

des Bruttoinlandsprodukts im ersten Halbjahr und erste konjunkturelle Erholungstendenzen<br />

im zweiten Halbjahr. Allerdings war diese Entwicklung noch bis in den Herbst hinein<br />

mit großer Unsicherheit behaftet. Auf dem Arbeitsmarkt stieg zwar die Erwerbslosenquote<br />

moderat an, angesichts der Schwere der Rezession zeigte sich der Arbeitsmarkt jedoch insgesamt<br />

erfreulich robust, da Unternehmen notwendige Beschäftigungsanpassungen häufig<br />

nicht über die Beschäftigtenzahl, sondern über die Arbeitszeit vorgenommen haben. Dabei<br />

haben nicht zuletzt die wirtschaftspolitischen Maßnahmen zum Kurzarbeitergeld unterstützend<br />

gewirkt.<br />

Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung der Gründerzahlen einzuordnen. Auf der einen<br />

Seite haben die höhere Erwerbslosenquote und die geschmälerten Perspektiven in abhängiger<br />

Beschäftigung vor allem Gründer im Vollerwerb hervorgebracht (Push-Wirkung eingetretener<br />

oder drohender Arbeitslosigkeit). Auf der anderen Seite generiert der dramatische Konjunktureinbruch<br />

dadurch einen gegenläufigen Effekt, dass die Risiken für Gründungen angesichts<br />

verringerter Nachfrage steigen und Gründungswillige besonders Hinzuverdienstprojekte<br />

als weniger aussichtsreich einstufen. Dieser negativ wirkende Pull-Effekt der Konjunktur<br />

beeinflusst insbesondere Nebenerwerbsgründer, deren Zahl nach Aufrechnung beider Effekte<br />

nahezu konstant geblieben ist.<br />

Für das Jahr 2010 deuten Konjunkturprognosen auf eine Fortsetzung der wirtschaftlichen<br />

Erholung hin, allerdings in gemäßigtem Tempo. Auch der Arbeitsmarkt dürfte sich geringfügig<br />

erholen, eine grundlegende Verbesserung der Beschäftigungsaussichten ist angesichts<br />

weiterhin verbleibender Risiken jedoch nicht in Sicht. Vor diesem Hintergrund ist für die<br />

Gründungsaktivität im laufenden Jahr eine Seitwärtsbewegung der Gründungszahlen zu er-


88 <strong>Gründungsmonitor</strong> 20092010<br />

warten. Für sich genommen führt die moderate konjunkturelle Erholung zu einem positiven<br />

Pull-Effekt auf das Gründungsgeschehen. Dieser dürfte jedoch wiederum schwach ausfallen,<br />

denn in der Vergangenheit hat sich das Gründungsgeschehen in Deutschland wenig konjunkturreagibel<br />

gezeigt. Auf dem Arbeitsmarkt baut sich kein zusätzlicher Druck zur Selbstständigkeit<br />

auf. Da sich aber gleichzeitig keine wesentliche Verbesserung der Situation für<br />

bereits arbeitslose Personen ankündigt, könnten weiterhin insbesondere Langzeitarbeitslose<br />

in Ermangelung von Erwerbsalternativen eine Selbstständigkeit in Betracht ziehen.<br />

In einer Wirtschaftskrise verstärkt sich der Strukturwandel und der „Prozess schöpferischer<br />

Zerstörung“ intensiviert sich (Günterberg et al., 2010). Dies manifestiert sich nicht zuletzt<br />

darin, dass Unternehmen aus dem Markt ausscheiden. Um den Unternehmensbestand wieder<br />

aufzufüllen und den Erneuerungsprozess der Wirtschaft voranzutreiben, sind Gründungen<br />

von essenzieller Bedeutung. Zum einen beleben Markteintritte neuer Unternehmen den<br />

Wettbewerb auf den Gütermärkten und Bestandsunternehmen werden zu Effizienzsteigerungen<br />

angehalten. Zum anderen generieren Gründer mit innovativen Ideen neue Wachstumschancen.<br />

Darüber hinaus kann eine – eventuell auch nur auf Zeit angelegte – Selbstständigkeit<br />

als Alternative für Arbeitslose helfen, dass sich die konjunkturell bedingte höhere<br />

Arbeitslosigkeit nicht strukturell verfestigt.<br />

Insgesamt hat sich die Wirtschaftskrise positiv auf die Gründungsaktivitäten in Deutschland<br />

ausgewirkt, es sind mehr und im Durchschnitt größere Gründungen zu verzeichnen. Hinter<br />

diesem Gesamtbild verbirgt sich jedoch eine Polarisierung des Gründungsgeschehens. Diese<br />

zeigt sich, wenn die Gründer zu den Auswirkungen der Wirtschaftskrise befragt werden:<br />

Auf der einen Seite hat sich für 20 % der Gründer der Druck zur Selbstständigkeit erhöht, auf<br />

der anderen Seite geben 17 % aller Gründer an, dass die Wirtschaftskrise ihnen eine explizite<br />

Gründungschance eröffnet hat. Ferner manifestiert sich die Polarisierung in den Strukturmerkmalen<br />

der Gründungsprojekte. Im Vergleich zu 2008 sind einerseits größere Anteile von<br />

Gründern mit Unternehmensübernahmen und von Gründungen mit höherem Gesamtmittelbedarf<br />

(von mehr als 50.000 EUR) zu verzeichnen. Andererseits ist der Anteil der vormals<br />

Langzeitarbeitslosen unter den Gründern gestiegen und ein höherer Anteil von Gründern<br />

setzt nur geringe Sach- und Finanzmittel (weniger als 10.000 EUR) ein.<br />

Nicht verändert hat sich der Anteil innovativer Projekte. 13 % aller Gründer gaben an, mit<br />

einer zumindest regionalen Marktneuheit gestartet zu sein, und wie im Vorjahr brachten lediglich<br />

2 % eine Weltmarktneuheit an den Start. Da diese Angaben die Selbsteinschätzung<br />

der Gründer wiedergeben und deshalb eher als eine optimistische Obergrenze für den Anteil<br />

tatsächlich innovativer Gründungsprojekte zu verstehen sind, lässt die Innovationsaktivität<br />

des Gründungsgeschehens demnach weiterhin zu wünschen übrig.


Fazit 89<br />

Die Beschäftigungswirkungen des Gründungsgeschehens setzen sich aus den geschaffenen<br />

Arbeitsplätzen für Gründer selbst und gegebenenfalls eingestellten Mitarbeitern zusammen.<br />

Neben der höheren Anzahl von Vollerwerbsgründern sind auch ein höherer Anteil von Gründungen<br />

mit Mitarbeitern (2009: 38 %, 2008: 28 %) und durchschnittlich höhere Mitarbeiterzahlen<br />

zu verzeichnen. So hatte eine Vollerwerbsneugründung im Jahr 2009 durchschnittlich<br />

1,69 vollzeitäquivalente Stellen (2008: 1,56). Insgesamt ergibt sich ein Anstieg des direkten<br />

Bruttobeschäftigungseffekts des Neugründungsgeschehens von 447.000 auf 517.000 vollzeitäquivalente<br />

Stellen.<br />

Der direkte Bruttobeschäftigungseffekt berücksichtigt naturgemäß keine (indirekten) Verdrängungseffekte<br />

in Bestandsunternehmen und keine späteren Marktaustritte. Einen ersten<br />

Hinweis auf die Nachhaltigkeit des Gründungsgeschehens gibt die Abbruchquote der Selbstständigkeitsprojekte<br />

in der ersten Zeit nach Aufnahme der Geschäftstätigkeit. Die Ergebnisse<br />

des <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>s zeigen, dass zwischen einem Fünftel und einem Viertel aller<br />

Gründer bereits spätestens nach drei Jahren wieder aus dem Markt ausgeschieden sind.<br />

Damit ist eine hohe Sterblichkeit der Projekte in den ersten Monaten und Jahren nach Gründung<br />

zu konstatieren. Da ein Scheitern von Gründungen sowohl individuelle als auch gesellschaftliche<br />

Kosten mit sich bringt, muss es ein wirtschaftspolitisches Ziel sein, die Überlebenschancen<br />

Erfolg versprechender Gründungsprojekte zu erhöhen.<br />

Für das Bestehen am Markt ist in der Regel eine Mindestprojektgröße notwendig, für deren<br />

Erreichen der Einsatz entsprechender Ressourcen erforderlich ist. Die Analyse des Abbruchs<br />

von Gründungsprojekten kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass der Einsatz finanzieller<br />

Mittel (oberhalb von 10.000 EUR) mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit des Fortbestandes<br />

des Gründungsprojekts einhergeht. Gründer, die den Schritt in die Selbstständigkeit<br />

zwar mit Teampartnern, aber ohne Mitarbeiter unternehmen oder die ohne jeglichen Einsatz<br />

finanzieller Mittel starten, haben dagegen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, mit<br />

ihrem Projekt frühzeitig zu scheitern.<br />

Die erfreuliche Entwicklung, dass im Jahr 2009 nur rund 10 % der Gründer und damit<br />

6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr über Finanzierungsschwierigkeiten berichten, stützt<br />

die Aussage, dass in Deutschland aus der Wirtschafts- und Finanzkrise bisher keine flächendeckende<br />

Kreditklemme erwachsen ist. Allerdings klagen Gründer, die zur Finanzierung<br />

ihres Investitionsvorhabens auf externes Kapital angewiesen sind, nach wie vor überdurchschnittlich<br />

häufig (2009: 23 %, 2008: 32 %) über Finanzierungsschwierigkeiten. Für die weitere<br />

Entwicklung der jungen Unternehmen und die in 2010 erfolgenden Gründungen ist von<br />

zentraler Bedeutung, dass es auch im Aufschwung trotz Eigenkapitalproblemen der Kapitalgeber<br />

nicht zu Finanzierungsengpässen kommt.


90 <strong>Gründungsmonitor</strong> 20092010<br />

Für die <strong>KfW</strong> Bankengruppe bilden Gründer eine wichtige Zielgruppe, die mit spezifischen<br />

Förderprogrammen unterstützt wird. Diese Programme werden der großen Bandbreite des<br />

Gründungsgeschehens gerecht und bieten sowohl Kreditfinanzierungen als auch Eigenkapitalfinanzierungen<br />

sowie Mischformen in Mezzanine-Programmen an. Beispielsweise konzentriert<br />

sich das „<strong>KfW</strong>-Startgeld“ auf Gründer mit kleinerem Mittelbedarf (Kredite bis<br />

50.000 EUR). Mit der Einbeziehung auch von Nebenerwerbsgründern (sofern sie mittelfristig<br />

auf einen Vollerwerb ausgerichtet sind) und gründerfreundlichen Konditionen (u. a. lange<br />

Laufzeiten, tilgungsfreie Anlaufjahre, kostenfreie außerplanmäßige Tilgung, Mehrfachgewährung<br />

an Gründerteams) ist dieses Förderprogramm sehr gut auf das breite, kleinteilige Gründungsgeschehen<br />

in Deutschland angepasst. Für Gründer mit höherem und mezzaninem Mittelbedarf<br />

steht das Programm „ERP-Kapital für Gründung“ zur Verfügung; und speziell auf die<br />

Bedürfnisse von innovativen Technologie-Gründungen ist das Private-Equity-Programm<br />

„ERP-Startfonds“ zugeschnitten.<br />

Ergänzt werden die Finanzierungsangebote durch die Unterstützung der Gründungsberatung.<br />

Hier sind insbesondere die „startothek“ (Internet-Plattform mit aktuellen Rechtsinformationen<br />

für Gründer und Berater mit der Möglichkeit für Gründer, online Kontakt mit Beratern aufzunehmen)<br />

und das „Gründercoaching Deutschland“ (Zuschüsse zu den Kosten für Gründer,<br />

die Beratung von Experten in Anspruch nehmen möchten) zu nennen. Im Hinblick auf einen<br />

erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit ist die Verbindung von geeigneter Finanzierung<br />

und qualifizierter Beratung im Rahmen einer gründlichen Vorbereitung der Gründer wesentlich.


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Anhang<br />

Bis unter 5.000<br />

5.000 bis unter 20.000<br />

20.000 bis unter 100.000<br />

100.000 bis unter 500.000<br />

500.000 und mehr<br />

1,43<br />

0,43<br />

0,99<br />

1,62<br />

0,67<br />

0,95<br />

1,40<br />

0,58<br />

0,82<br />

0,46<br />

2007 2008 2009<br />

1,43<br />

0,98<br />

1,35<br />

1,89<br />

2,34<br />

1,23<br />

0,53<br />

0,70<br />

0,78<br />

1,01<br />

1,25<br />

0,51<br />

0,74<br />

1,79<br />

1,50<br />

0,58<br />

0,92<br />

0,78<br />

1,14<br />

1,92<br />

0,78<br />

0,90<br />

1,68<br />

1,58<br />

0,69<br />

0,90<br />

1,43<br />

0,56<br />

0,87<br />

1,03<br />

1,04<br />

1,01<br />

0,95<br />

0% 1% 2% 3% 0% 1% 2% 3% 0% 1% 2% 3%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Gründerquoten wurden auf Grundlage der folgenden Stichprobenumfänge bestimmt (2007, 2008, 2009). n=6.481, 4.277,<br />

10.123 für Orte unter 5.000 Einwohner, n=9.671, 6.473, 12.689 für Orte von 5.000 bis unter 20.000 Einwohner, n=9.916, 6.307,<br />

11.937 für Orte von 20.000 bis unter 100.000 Einwohner, n=6.423, 3.726, 6.373 für Orte von 100.000 bis unter 500.000 Einwohner,<br />

n=5.129, 3.978, 6.908 für Orte ab 500.000 Einwohner.<br />

Grafik 19: Gründerquoten nach Gemeindegrößenklassen<br />

2,07<br />

1,96


102 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Neugründung<br />

Übernahme<br />

Beteiligung<br />

8,0<br />

4,6<br />

13,6<br />

13,9<br />

2007 2008 2009<br />

24,7<br />

31,3<br />

67,3<br />

64,1<br />

72,4<br />

6,6<br />

8,4<br />

5,2<br />

20,0<br />

12,9<br />

26,0<br />

0% 20% 40% 60% 80%100% 0% 20% 40% 60% 80%100% 0% 20% 40% 60% 80%100%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=758, 630, 650) Gründern,<br />

an allen (n=292, 279, 295) Vollerwerbsgründern bzw. allen (n=463, 348, 351) Nebenerwerbsgründern wieder, die Angaben<br />

zur Form ihres Gründungsprojektes gemacht haben (erste Angabe für 2007, zweite Angabe für 2008, dritte Angabe für<br />

2009). Lesehilfe: 67,3 % der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 haben eine Neugründung unternommen.<br />

Grafik 20: Form der Gründung (Neugründung, Übernahme oder Beteiligung)<br />

73,4<br />

68,8<br />

78,7<br />

12,6<br />

6,6<br />

19,3<br />

18,2<br />

13,4<br />

22,6<br />

69,2<br />

67,3<br />

70,8


Anhang 103<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Baugewerbe<br />

Handel<br />

Versicherungs-/Finanzdienstleistungen<br />

Wirtschaftliche Dienstleistungen<br />

Persönliche Dienstleistungen<br />

Sonstige Wirtschaftszweige<br />

3,8<br />

2,8<br />

4,5<br />

8,4<br />

13,2<br />

5,6<br />

5,4<br />

7,7<br />

4,0<br />

2007 2008 2009<br />

10,3<br />

11,5<br />

9,6<br />

23,0<br />

19,6<br />

25,1<br />

27,5<br />

27,0<br />

27,5<br />

21,6<br />

18,2<br />

23,7<br />

3,7<br />

2,0<br />

5,1<br />

7,0<br />

10,4<br />

4,3<br />

5,6<br />

4,4<br />

6,6<br />

9,8<br />

9,0<br />

10,4<br />

19,2<br />

20,5<br />

18,1<br />

27,9<br />

33,4<br />

23,8<br />

26,8<br />

20,2<br />

31,6<br />

3,2<br />

5,1<br />

1,7<br />

6,7<br />

10,8<br />

3,3<br />

5,0<br />

8,4<br />

2,2<br />

12,6<br />

8,8<br />

15,9<br />

20,3<br />

19,7<br />

20,8<br />

28,6<br />

26,5<br />

30,0<br />

23,7<br />

20,6<br />

26,2<br />

0% 10% 20%30% 40% 0% 10% 20%30% 40% 0% 10% 20% 30%40%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=743, 630, 611) Gründern,<br />

an allen (n=289, 276, 271) Vollerwerbs- bzw. allen (n=451, 352, 336) Nebenerwerbsgründern wieder, für deren Projekte<br />

Branchenangaben zur Verfügung stehen (erste Angabe für 2007, zweite Angabe für 2008, dritte Angabe für 2009). Lesehilfe:<br />

10,8 % der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 haben eine Gründung im Baugewerbe vollzogen.<br />

Grafik 21: Gründer nach Branche


104 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Freie Berufe<br />

Handwerk<br />

Andere Berufsgruppe<br />

2007 2008 2009<br />

21,9<br />

22,6<br />

21,0<br />

18,4<br />

15,7<br />

23,2<br />

59,7<br />

54,1<br />

63,3<br />

17,8<br />

19,2<br />

16,1<br />

29,2<br />

27,6<br />

30,6<br />

0% 20% 40% 60% 80% 0% 20% 40% 60% 80% 0% 20% 40% 60% 80%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=743, 630, 611) Gründern,<br />

an allen (n=289, 276, 271) Vollerwerbs- bzw. allen (n=451, 352, 336) Nebenerwerbsgründern wieder, für die Angaben zur<br />

Berufsgruppe verfügbar sind (erste Angabe für 2007, zweite Angabe für 2008, dritte Angabe für 2009). Lesehilfe: 24 % der<br />

Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 haben sich im Handwerk selbstständig gemacht.<br />

Grafik 22: Gründer nach Berufsgruppe<br />

53,0<br />

53,3<br />

53,3<br />

16,7<br />

10,8<br />

27,6<br />

25,0<br />

29,8<br />

24,0<br />

55,7<br />

51,1<br />

59,4


Anhang 105<br />

Keine Marktneuheit<br />

Regionale Marktneuheit<br />

Deutschlandweite Marktneuheit<br />

Weltweite Marktneuheit<br />

8,2<br />

11,7<br />

6,2<br />

3,6<br />

2,2<br />

4,3<br />

3,9<br />

5,1<br />

2,8<br />

2007 2008 2009<br />

84,4<br />

81,0<br />

86,7<br />

8,8<br />

9,1<br />

8,6<br />

4,2<br />

3,6<br />

4,6<br />

2,0<br />

2,1<br />

2,0<br />

85,0<br />

85,3<br />

84,8<br />

8,6<br />

9,8<br />

7,8<br />

1,8<br />

2,4<br />

1,4<br />

2,0<br />

2,8<br />

1,3<br />

0% 30% 60% 90% 0% 30% 60% 90% 0% 30% 60% 90%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=791, 649, 664) Gründern,<br />

an allen (n=300, 283, 293) Vollerwerbsgründern bzw. allen (n=486, 363, 367) Nebenerwerbsgründern wieder, die Angaben<br />

zur Form ihres Gründungsprojektes gemacht haben (erste Angabe für 2007, zweite Angabe für 2008, dritte Angabe für<br />

2009). Lesehilfe: 9,8 % der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 bieten ein Produkt an, das eine regionale Marktneuheit darstellt.<br />

Grafik 23: Neuheitsgrad der angebotenen Produkte und Dienstleistungen<br />

87,5<br />

85,0<br />

89,5


106 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Sologründer ohne Mitarbeiter<br />

Sologründer mit Mitarbeitern<br />

Teamgründer ohne Mitarbeiter<br />

Teamgründer mit Mitarbeitern<br />

12,4<br />

19,8<br />

8,0<br />

11,2<br />

6,3<br />

14,4<br />

14,0<br />

13,6<br />

14,3<br />

2007 2008 2009<br />

62,4<br />

60,2<br />

63,4<br />

17,0<br />

25,1<br />

10,7<br />

9,6<br />

6,5<br />

12,0<br />

10,7<br />

8,9<br />

12,2<br />

62,8<br />

59,5<br />

65,0<br />

23,4<br />

30,4<br />

17,6<br />

6,7<br />

3,0<br />

9,8<br />

14,6<br />

16,4<br />

13,4<br />

55,2<br />

50,2<br />

59,2<br />

0% 30% 60% 90% 0% 30% 60% 90% 0% 30% 60% 90%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=733, 646, 657) Gründern,<br />

an allen (n=286, 283, 292) Vollerwerbsgründern bzw. allen (n=442, 360, 362) Nebenerwerbsgründern wieder, für die<br />

Angaben zur Anzahl der Mitarbeiter und zur Anzahl der Teampartner verfügbar sind (erste Angabe jeweils für 2007, zweite<br />

Angabe für 2008, dritte Angabe für 2009). Lesehilfe: 30,4 % der Gründer im Vollerwerb im Jahr 2009 haben ohne Teampartner<br />

(als Sologründer), aber mit Mitarbeitern gegründet.<br />

Grafik 24: Größe der Gründung


Anhang 107<br />

Sologründer ohne Mitarbeiter<br />

Sologründer mit Mitarbeitern<br />

Teamgründer ohne Mitarbeiter<br />

Teamgründer mit Mitarbeitern<br />

11,4<br />

16,7<br />

7,9<br />

8,5<br />

6,9<br />

9,8<br />

9,0<br />

10,3<br />

8,2<br />

2007 2008 2009<br />

71,1<br />

66,2<br />

74,1<br />

17,4<br />

24,5<br />

10,9<br />

6,5<br />

6,6<br />

6,4<br />

6,4<br />

4,7<br />

8,0<br />

69,8<br />

64,2<br />

74,6<br />

5,7<br />

3,3<br />

7,8<br />

25,4<br />

29,8<br />

21,4<br />

10,0<br />

13,0<br />

7,6<br />

58,9<br />

53,9<br />

63,2<br />

0% 30% 60% 90% 0% 30% 60% 90% 0% 30% 60% 90%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Neugründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=478, 472, 479)<br />

Neugründern, an allen (n=201, 222, 221) Neugründern im Vollerwerb bzw. allen (n=275, 247, 256) Gründern im Nebenerwerb<br />

wieder, für die Angaben zur Anzahl der Mitarbeiter und zur Anzahl der Teampartner verfügbar sind (erste Angabe jeweils für<br />

2007, zweite Angabe für 2008, dritte Angabe für 2009). Lesehilfe: 29,8 % der Neugründer im Vollerwerb im Jahr 2009 haben<br />

ohne Teampartner (als Sologründer), aber mit Mitarbeitern gegründet.<br />

Grafik 25: Größe der Neugründung


108 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Deutsche Staatsbürgerschaft<br />

schon immer vorhanden<br />

Deutsche Staatsbürgerschaft durch<br />

Einbürgerung oder als Spätaussiedler<br />

EU27-Ausländer<br />

Sonstige Ausländer<br />

7,6<br />

8,0<br />

7,4<br />

4,9<br />

5,2<br />

4,8<br />

9,0<br />

12,5<br />

5,8<br />

2008 2009<br />

78,4<br />

74,4<br />

82,0<br />

6,8<br />

9,6<br />

4,5<br />

6,5<br />

4,2<br />

8,5<br />

6,6<br />

9,1<br />

4,7<br />

80,1<br />

77,1<br />

82,4<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100% 0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=602) Gründern, an<br />

allen (n=264) Vollerwerbs- bzw. allen (n=335) Nebenerwerbsgründern wieder, für die Angaben zur Staatsangehörigkeit verfügbar<br />

sind (erste Angabe jeweils für 2008, zweite Angabe für 2009). Lesehilfe: 9,1 % der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 waren<br />

nicht aus der EU stammende Ausländer.<br />

Grafik 26: Gründer nach Staatsangehörigkeit


Anhang 109<br />

Universität<br />

Fachhochschule, Berufsakademie u.ä.<br />

Fachschule, Meisterschule<br />

Lehre, Berufsfachschule<br />

Kein Berufsabschluss<br />

5,4<br />

6,0<br />

4,9<br />

15,2<br />

16,9<br />

14,0<br />

10,3<br />

11,2<br />

9,6<br />

2008 2009<br />

23,5<br />

17,9<br />

27,4<br />

45,6<br />

48,0<br />

44,1<br />

8,6<br />

9,1<br />

8,4<br />

13,8<br />

13,8<br />

13,6<br />

8,4<br />

13,0<br />

4,7<br />

28,3<br />

21,3<br />

34,0<br />

40,8<br />

42,8<br />

39,4<br />

0% 20% 40% 60% 0% 20% 40% 60%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=584) Gründern, an<br />

allen (n=256) Vollerwerbs- bzw. allen (n=326) Nebenerwerbsgründern wieder, für die Angaben zum Berufsabschluss verfügbar<br />

sind (erste Angabe jeweils für 2008, zweite Angabe für 2009). Lesehilfe: 13,8 % aller Gründer besitzen einen Universitätsabschluss.<br />

Grafik 27: Gründer nach Berufsabschluss


110 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Angestellte Unternehmensleiter<br />

Leitende/hochqualifizierte Angestellte<br />

Sonstige Angestellte<br />

Beamte<br />

Facharbeiter<br />

Sonstige Arbeiter<br />

Selbstständige<br />

Arbeitslose<br />

Nicht-Erwerbspersonen<br />

2007 2008 2009<br />

1,1<br />

1,9<br />

0,6<br />

15,6<br />

15,8<br />

15,5<br />

22,4<br />

21,6<br />

22,8<br />

3,3<br />

0,6<br />

4,9<br />

5,7<br />

5,2<br />

6,0<br />

2,8<br />

0,5<br />

4,3<br />

6,2<br />

6,9<br />

5,7<br />

17,5<br />

30,7<br />

9,2<br />

25,5<br />

16,8<br />

30,9<br />

4,0<br />

6,1<br />

2,1<br />

13,6<br />

17,6<br />

10,2<br />

21,7<br />

15,8<br />

26,6<br />

2,5<br />

1,0<br />

3,9<br />

4,6<br />

4,2<br />

5,0<br />

1,6<br />

1,4<br />

1,7<br />

10,6<br />

7,9<br />

12,9<br />

20,7<br />

32,4<br />

10,8<br />

20,7<br />

13,5<br />

26,8<br />

6,4<br />

6,8<br />

6,0<br />

12,6<br />

12,9<br />

12,4<br />

24,9<br />

26,0<br />

23,9<br />

1,9<br />

0,5<br />

3,2<br />

3,4<br />

1,6<br />

5,1<br />

1,7<br />

1,9<br />

1,5<br />

10,7<br />

11,3<br />

10,1<br />

21,4<br />

28,0<br />

15,0<br />

17,0<br />

11,0<br />

22,9<br />

0% 10% 20% 30% 40% 0% 10% 20% 30% 40% 0% 10% 20% 30% 40%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=755, 572, 571) Gründern,<br />

an allen (n=312, 217, 259) Vollerwerbs- bzw. allen (n=443, 354, 312) Nebenerwerbsgründern wieder, für die Angaben<br />

zum Erwerbsstatus vor Gründung verfügbar sind (erste Angabe jeweils für 2007, zweite Angabe für 2008, dritte Angabe für<br />

2009). Lesehilfe: 17,6 % der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 waren vor ihrer Gründung als leitende oder hoch qualifizierte<br />

Angestellte beschäftigt.<br />

Grafik 28: Gründer nach Erwerbsstatus


Anhang 111<br />

Ausnutzung Geschäftsidee<br />

Fehlende Erwerbsalternativen<br />

Sonstiger Hauptgrund<br />

2008 2009<br />

30,6<br />

29,6<br />

31,5<br />

35,0<br />

31,1<br />

34,3<br />

30,8<br />

39,6<br />

37,3<br />

19,5<br />

27,3<br />

26,9<br />

33,9<br />

32,9<br />

39,2<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=592) Gründern, an<br />

allen (n=256) Vollerwerbs- bzw. allen (n=332) Nebenerwerbsgründern wieder, für die Angaben zum Gründungsmotiv verfügbar<br />

sind (erste Angabe jeweils für 2008, zweite Angabe für 2009). Lesehilfe: Bei 35,3 % der Vollerwerbsgründer im Jahr 2009 stellte<br />

die Ausnutzung einer Geschäftsidee das vorrangige Gründungsmotiv dar.<br />

Grafik 29: Gründer nach hauptsächlichem Gründungsmotiv<br />

39,0<br />

39,8<br />

41,5


112 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Selbstverwirklichung<br />

Pekuniäre Gründe<br />

Familiäre / private Gründe<br />

Geschäftsübergabe<br />

Andere Gründe<br />

3,6<br />

5,2<br />

2,6<br />

4,6<br />

8,3<br />

13,4<br />

14,2<br />

13,0<br />

17,8<br />

10,0<br />

2008 2009<br />

30,3<br />

37,7<br />

37,4<br />

49,5<br />

52,5<br />

0,9<br />

4,5<br />

4,9<br />

10,1<br />

10,3<br />

12,6<br />

22,5<br />

20,2<br />

20,3<br />

28,0<br />

32,4<br />

29,9<br />

29,1<br />

30,7<br />

43,7<br />

0% 20% 40% 60% 0% 20% 40% 60%<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb 95%-Konfidenzintervall<br />

Die Zahlen neben den Balken geben die Anteile der Gründer der jeweiligen Gründergruppen an allen (n=199) Gründern, an<br />

allen (n=77) Vollerwerbs- bzw. allen (n=122) Nebenerwerbsgründern wieder, für die Angaben zu sonstigen hauptsächlichen<br />

Gründungsmotiven (Motive außer „Ausnutzung einer Geschäftsidee“ oder „Ermangelung von Erwerbsalternativen“) verfügbar<br />

sind (erste Angabe jeweils für 2008, zweite Angabe für 2009). Lesehilfe: 52,5 % der Nebenerwerbsgründer im Jahr 2009, die<br />

ein sonstiges hauptsächliches Gründungsmotiv angaben, gründeten hauptsächlich aus pekuniären Gründen.<br />

Grafik 30: Verteilung sonstiger Gründungsmotive


Anhang 113<br />

Tabelle 7: Gründerquoten nach Region, 2000–2009<br />

Deutschland West Ost<br />

Gesamt Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Gesamt Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Gesamt Vollerwerb Nebenerwerb<br />

2000 2,43 1,12 1,31 2,45 1,09 1,36 2,32 1,23 1,09<br />

2001 2,92 1,16 1,76 2,91 1,09 1,82 2,94 1,42 1,52<br />

2002 2,76 1,26 1,50 2,86 1,24 1,62 2,36 1,37 0,99<br />

2003 2,84 1,24 1,60 2,99 1,27 1,72 2,25 1,12 1,13<br />

2004 2,59 1,24 1,35 2,64 1,15 1,49 2,38 1,58 0,80<br />

2005 2,47 1,17 1,30 2,55 1,12 1,43 2,15 1,36 0,79<br />

2006 2,10 0,86 1,24 2,07 0,84 1,23 2,20 0,92 1,28<br />

2007 1,66 0,61 1,05 1,72 0,62 1,10 1,43 0,57 0,86<br />

2008 1,54 0,64 0,90 1,61 0,61 1,00 1,22 0,78 0,44<br />

2009 1,69 0,77 0,92 1,78 0,78 1,00 1,30 0,74 0,56<br />

Zur eingeschränkten Vergleichbarkeit der Gründerquoten der Jahre 2000 und 2001 vgl. die Anmerkungen in der Fußnote zu<br />

Grafik 1.<br />

Tabelle 8: Gründerzahlen (hochgerechnet in Tausend) nach Region, 2000–2009<br />

Deutschland West Ost<br />

Gesamt Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Gesamt Vollerwerb Nebenerwerb<br />

Gesamt Vollerwerb Nebenerwerb<br />

2000 1.290 596 695 1.054 469 586 233 124 109<br />

2001 1.548 616 932 1.252 470 782 295 143 152<br />

2002 1.461 669 791 1.230 532 698 234 136 99<br />

2003 1.496 655 841 1.280 546 735 222 111 111<br />

2004 1.357 651 706 1.125 491 633 233 155 78<br />

2005 1.286 608 678 1.081 474 607 208 131 77<br />

2006 1.088 446 643 874 357 518 211 88 123<br />

2007 859 315 544 726 262 465 136 54 82<br />

2008 795 330 465 680 256 424 114 73 41<br />

2009 872 397 475 752 329 422 122 69 52<br />

Zur eingeschränkten Vergleichbarkeit der Gründerzahlen der Jahre 2000 und 2001 vgl. die Anmerkungen in der Fußnote zu<br />

Grafik 1.


114 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Tabelle 9: Push- und Pull-Faktoren des Gründungsgeschehens<br />

Veränderung des realen saison- und kalenderbereinigten<br />

BIP in Prozent<br />

Erwerbslosenquote nach ILO-Standard<br />

in Prozent<br />

Veränderung der ILO-Erwerbslosenquote<br />

in Prozent<br />

Bestand an gemeldeten freien Stellen<br />

(Jahresdurchschnitt)<br />

Zugänge zur BA-Förderung der Selbstständigkeit<br />

Veränderung der Zugänge zur BA-Förderung<br />

der Selbstständigkeit in Prozent<br />

nachrichtlich: Gründerquote in Prozent<br />

(<strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>)<br />

nachrichtlich: Anteil Gründer aus der Arbeitslosigkeit<br />

in Prozent (<strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>)<br />

nachrichtlich: Gründungen aus der Arbeitslosigkeit<br />

(<strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>)<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

1,9 3,5 1,4 0 -0,2 0,7 0,9 3,4 2,6 1,0 -4,9<br />

8,2 7,4 7,5 8,3 9,2 9,7 10,6 9,8 8,3 7,2 7,6<br />

-9,0 1,2 9,7 11,4 5,0 8,6 -7,4 -14,7 -12,8 2,5<br />

456.379 515.474 507.241 451.972 354.762 285.607 413.078 564.210 621.391 568.513 485.528<br />

98.114 92.596 95.926 124.885 253.894 351.355 265.134 218.285 158.096 144.119 157.571<br />

--- -5,6 3,6 30,2 103,3 38,4 -24,5 -17,7 -27,6 -8,8 9,3<br />

--- 2,43 2,92 2,76 2,84 2,59 2,47 2,10 1,66 1,54 1,69<br />

--- --- --- --- --- --- 22,3 17,7 17,3 20,5 21,4<br />

--- --- --- --- --- --- 287.000 192.000 148.000 163.000 186.000<br />

Zur eingeschränkten Vergleichbarkeit der Gründerquoten der Jahre 2000 und 2001 vgl. die Anmerkungen in der Fußnote zu Grafik 1.<br />

Quellen: Statistisches Bundesamt (2010a, 2010b,2010d), Bundesagentur für Arbeit (2010d), <strong>KfW</strong>-<strong>Gründungsmonitor</strong>.


Anhang 115<br />

Tabelle 10: Förderung von Existenzgründungen durch die Bundesagentur für Arbeit: Instrumentarium<br />

Zugangsvoraussetzungen<br />

Überbrückungsgeld 1)<br />

(bis 31.7.2006)<br />

• Anspruch auf Alg I oder Teilnahme<br />

an Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

nach SGB III<br />

(ab 1.2.2005)<br />

• Tragfähigkeitsbescheinigung<br />

einer fachkundigen Stelle<br />

Leistungen • Überbrückungsgeld für 6 Monate<br />

in Höhe des zuletzt bezogenen<br />

Alg I<br />

• Zzgl. darauf entfallende pauschalierteSozialversicherungsbeiträge<br />

• Soziale Absicherung in eigener<br />

Verantwortung<br />

Sonstiges • Rechtsanspruch auf Förderung<br />

• Restansprüche auf Arbeitslosengeld<br />

können 4 Jahre ab<br />

ihrer Entstehung geltend gemacht<br />

werden<br />

1) existent seit 1986 2) existent seit 2003<br />

Existenzgründungszuschuss 2)<br />

(bis 30.6.2006)<br />

• Anspruch auf Alg I oder Teilnahme<br />

an Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

nach SGB III<br />

(ab 1.2.2005)<br />

• Tragfähigkeitsbescheinigung<br />

einer fachkundigen Stelle (ab<br />

1.11.2004)<br />

• Das Einkommen aus Selbstständigkeit<br />

darf 25 TEUR im<br />

Jahr nicht überschreiten.<br />

• Zuschuss für bis zu drei Jahre;<br />

Bewilligung für jeweils ein Jahr<br />

• 600 EUR pro Monat im ersten,<br />

360 EUR pro Monat im zweiten<br />

und 240 EUR pro Monat<br />

im dritten Förderjahr<br />

• Obligatorische Mitgliedschaft<br />

in der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

• Nach Ablauf der Förderung<br />

soziale Absicherung in eigener<br />

Verantwortung<br />

• Rechtsanspruch auf Förderung<br />

• Restansprüche auf Arbeitslosengeld<br />

können 4 Jahre ab<br />

ihrer Entstehung geltend gemacht<br />

werden<br />

Gründungszuschuss<br />

(seit 1.8.2006)<br />

• Anspruch auf Alg I von mindestens<br />

90 Tagen oder Teilnahme<br />

an Arbeitsbeschaffungsmaßnahme<br />

nach SGB III<br />

• Tragfähigkeitsbescheinigung<br />

einer fachkundigen Stelle<br />

• Nachweis der persönlichen und<br />

fachlichen Eignung<br />

• Gründungszuschuss für<br />

9 Monate in Höhe des zuletzt bezogenen<br />

Alg I, zzgl. Pauschale<br />

von 300 EUR pro Monat zur sozialen<br />

Absicherung (Pflichtleistung)<br />

• 300 EUR pro Monat für weitere<br />

6 Monate, wenn die geförderte<br />

Person intensive Geschäftstätigkeit<br />

und hauptberufliche unternehmerische<br />

Aktivitäten nachweisen<br />

kann (Ermessensleistung)<br />

• Soziale Absicherung in eigener<br />

Verantwortung<br />

• Rechtsanspruch auf Förderung<br />

• Förderung wird auf Restansprüche<br />

auf Alg I angerechnet<br />

• Freiwillige Weiterversicherung in<br />

der Arbeitslosenversicherung<br />

möglich<br />

Einstiegsgeld (Selbstständigkeit)<br />

(seit 1.1.2005)<br />

• Anspruch auf Alg II • Erwerbsfähigkeit<br />

(mind. 3 Std. Arbeit pro<br />

Tag)<br />

• Langfristig müssen von der<br />

Selbstständigkeit Einkünfte in<br />

solcher Höhe zu erwarten sein,<br />

dass der Anspruch auf Alg II erlischt.<br />

• Zuschuss zum Alg II, dessen<br />

Höhe sich nach der bisherigen<br />

Dauer der Arbeitslosigkeit und<br />

der Größe der Bedarfsgemeinschaft<br />

richtet<br />

• Monatl. Förderbetrag für Alleinstehende:<br />

50 % der Alg II-Regelleistung,<br />

d.h. aktuell ca.<br />

180 EUR; bei gravierenden Vermittlungshemmnissen<br />

oder längerer<br />

Arbeitslosigkeitsdauer max.<br />

100 % der Alg II-Regelleistung<br />

• Dauer der Förderung:<br />

12 Monate, verlängerbar auf maximal<br />

24 Monate<br />

• Bewilligung liegt im Ermessen<br />

des Fallmanagers, kein Rechtsanspruch<br />

auf Förderung<br />

Quelle: Kohn et al., 2010, basierend auf Caliendo und Kritikos, 2009, Caliendo et al., 2009, Noll et al., 2006.


116 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Tabelle 11: Form der Gründung<br />

Neugründung<br />

Deutschland West Ost<br />

Übernahme <br />

Beteiligung <br />

Neugründung <br />

Übernahme<br />

Beteiligung <br />

Neugründung <br />

Übernahme <br />

Beteiligung<br />

Gesamt<br />

2001 61,8 9,6 28,6 58,7 11,5 29,8 73,2 2,4 24,4<br />

2002 60,4 13,9 25,7 60,1 14,2 25,7 61,8 12,4 25,8<br />

2003 70,1 10,2 19,7 68,5 10,7 20,8 78,7 7,4 13,9<br />

2004 71,7 10,5 17,8 71,2 11,3 17,5 74,3 6,9 18,9<br />

2005 69,8 6,5 23,7 68,7 7,2 24,1 75,2 3,1 21,7<br />

2006 62,7 7,1 30,3 64,1 7,8 28,1 57,1 4,6 38,3<br />

2007 67,3 8,0 24,7 67,0 8,7 24,3 69,0 4,2 26,8<br />

2008 73,4 6,6 20,0 73,2 6,3 20,5 74,5 8,1 17,4<br />

2009<br />

Vollerwerb<br />

69,2 12,6 18,2 68,5 13,5 18,1 73,7 7,4 18,9<br />

2001 72,0 13,4 14,6 68,5 16,4 15,1 81,9 4,8 13,3<br />

2002 61,7 20,8 17,5 61,7 21,3 17,0 61,8 18,9 19,3<br />

2003 76,4 14,2 9,4 74,0 16,1 9,9 87,8 5,4 6,9<br />

2004 72,5 16,5 11,0 70,8 19,5 9,9 77,1 8,8 14,1<br />

2005 79,7 7,5 12,8 79,0 9,2 11,8 82,0 2,2 15,8<br />

2006 72,4 10,1 17,4 69,5 11,5 19,0 83,5 5,1 11,4<br />

2007 72,5 13,6 13,9 68,4 15,5 16,1 91,2 4,9 4,0<br />

2008 78,8 8,4 12,9 78,3 7,8 13,9 80,0 10,2 9,8<br />

2009<br />

Nebenerwerb<br />

67,3 19,3 13,4 66,6 21,6 11,8 71,0 8,1 21,0<br />

2001 54,4 6,8 38,9 52,2 8,3 39,6 64,2 0 35,8<br />

2002 59,0 7,5 33,5 58,7 8,3 33,1 60,9 2,7 36,4<br />

2003 65,4 7,1 27,5 64,7 6,7 28,7 69,6 9,5 20,9<br />

2004 71,6 4,5 23,9 72,0 4,7 23,2 68,5 2,9 28,7<br />

2005 60,5 5,5 34,1 60,2 5,6 34,2 62,4 4,7 33,0<br />

2006 55,3 5,0 39,7 60,3 5,2 34,5 35,7 4,4 59,8<br />

2007 64,1 4,6 31,3 65,9 4,8 29,3 55,2 3,8 41,0<br />

2008 68,8 5,2 26,0 69,3 5,4 25,3 64,1 4,1 31,8<br />

2009 70,8 6,6 22,6 70,0 6,6 23,4 77,5 6,4 16,1


Anhang 117<br />

Tabelle 12: Gründeranteile nach Geschlecht und Region<br />

Gesamt<br />

Deutschland West Ost<br />

Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen<br />

2000 59,9 40,1 58,8 41,2 64,3 35,7<br />

2001 62,7 37,3 61,5 38,5 67,4 32,6<br />

2002 66,0 34,0 65,7 34,3 67,6 32,4<br />

2003 61,7 38,3 61,6 38,4 62,4 37,6<br />

2004 64,2 35,8 63,4 36,6 67,6 32,4<br />

2005 63,6 36,4 62,5 37,5 68,7 31,3<br />

2006 59,8 40,2 59,3 40,7 61,7 38,3<br />

2007 60,4 39,6 58,8 41,2 68,0 32,0<br />

2008 58,6 41,4 58,0 42,0 61,1 38,9<br />

2009<br />

Vollerwerb<br />

61,7 38,3 61,2 38,8 65,2 34,8<br />

2000 62,6 37,4 60,4 39,6 70,3 29,7<br />

2001 68,5 31,5 63,7 36,3 83,0 17,0<br />

2002 68,6 31,4 68,2 31,8 70,0 30,0<br />

2003 71,8 28,2 72,2 27,8 70,3 29,7<br />

2004 70,2 29,8 68,6 31,4 74,8 25,2<br />

2005 69,5 30,5 67,6 32,4 75,7 24,3<br />

2006 66,7 33,3 67,5 32,5 63,7 36,3<br />

2007 63,9 36,1 62,9 37,1 68,3 31,7<br />

2008 66,7 33,3 69,5 30,5 58,3 41,7<br />

2009<br />

Nebenerwerb<br />

68,7 31,3 68,6 31,4 69,0 31,0<br />

2000 57,5 42,5 57,5 42,5 57,4 42,6<br />

2001 58,8 41,2 60,1 39,9 52,7 47,3<br />

2002 63,8 36,2 64,1 35,9 62,4 37,6<br />

2003 53,7 46,3 53,6 46,4 54,2 45,8<br />

2004 58,8 41,2 59,6 40,4 53,2 46,8<br />

2005 58,3 41,7 58,5 41,5 56,6 43,4<br />

2006 55,2 44,8 53,9 46,1 60,1 39,9<br />

2007 58,2 41,8 56,3 43,7 68,0 32,0<br />

2008 52,5 47,5 50,8 49,2 65,9 34,1<br />

2009 56,1 43,9 55,7 44,3 60,1 39,9


118 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Tabelle 13: Gründeranteile nach Alter<br />

Gesamt<br />

Altersgruppe<br />

18–24 25–34 35–44 45–54 55–64<br />

2000 34,1 28,0 24,4 8,8 4,7<br />

2001 16,8 28,2 28,0 18,8 8,2<br />

2002 16,4 25,1 29,4 18,4 10,7<br />

2003 12,6 26,6 29,8 22,1 9,0<br />

2004 11,9 26,8 33,0 18,9 9,5<br />

2005 13,3 25,7 35,5 17,6 8,0<br />

2006 16,6 26,0 33,0 16,0 8,6<br />

2007 17,8 29,2 29,7 15,2 8,1<br />

2008 15,0 29,9 29,2 17,3 8,6<br />

2009<br />

Vollerwerb<br />

14,0 23,6 29,0 21,3 12,0<br />

2000 32,4 40,0 24,7 8,7 3,3<br />

2001 11,3 26,3 33,7 19,8 9,0<br />

2002 14,3 24,2 33,5 17,4 10,7<br />

2003 6,8 26,5 33,9 25,2 7,6<br />

2004 10,4 26,1 35,3 18,9 9,3<br />

2005 8,9 25,0 39,3 18,2 8,6<br />

2006 11,8 26,4 37,6 15,9 8,3<br />

2007 12,8 29,0 30,8 18,3 9,1<br />

2008 10,4 27,7 33,1 19,6 9,2<br />

2009<br />

Nebenerwerb<br />

8,5 22,0 32,6 26,0 10,9<br />

2000 35,5 25,5 24,1 8,9 6,0<br />

2001 20,4 29,4 24,3 18,1 7,8<br />

2002 18,3 26,0 26,2 19,1 10,4<br />

2003 17,2 26,3 26,7 19,7 10,0<br />

2004 12,9 27,9 30,7 19,1 9,5<br />

2005 17,3 26,1 32,2 17,1 7,3<br />

2006 20,2 25,4 29,9 16,0 8,5<br />

2007 20,9 29,0 29,1 13,5 7,6<br />

2008 18,6 31,3 26,3 15,7 8,1<br />

2009 18,8 24,9 26,2 17,2 12,9


Anhang 119<br />

Tabelle 14: Finanzierungsstruktur von Gründungen 2007 bis 2009, Anteile (bedingte Häufigkeiten) in Prozent<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb<br />

2009 2008 2007 2009 2008 2007 2009 2008 2007<br />

Mittelnutzung nach Sach- und finanziellen Mitteln<br />

Weder Sach- noch finanzielle Mittel 10,3 8,4 9,2 7,3 2,9 8,2 12,7 12,0 9,9<br />

Nur Sachmittel 19,8 24,2 34,1 16,2 20,2 28,7 22,3 27,4 37,5<br />

Nur finanzielle Mittel 15,1 12,4 9,2 15,5 19,1 10,0 14,8 7,5 8,8<br />

Sach- und finanzielle Mittel<br />

Finanzmittelnutzung nach eigenen und externen Mitteln<br />

54,8 54,9 47,4 60,9 57,7 53,1 50,2 53,1 43,9<br />

Nur eigene Mittel 63,2 65,2 59,3 57,9 59,7 48,3 68,1 70,6 67,6<br />

Nur externe Mittel 7,3 7,3 6,5 7,8 7,3 5,4 6,8 6,9 7,3<br />

Eigene und externe Mittel<br />

Nutzung externer Finanzierungsquellen<br />

29,5 27,5 34,1 34,3 32,9 46,2 25,1 22,5 25,1<br />

Bankdarlehen (ohne Kontokorrent) 50,8 34,9 44,9 53,8 34,2 22,0 46,9 35,8 70,3<br />

Kontokorrentkredit 34,3 15,0 21,6 21,1 11,0 17,8 51,1 20,0 25,8<br />

Förderkredite 29,2 18,7 16,7 21,0 11,4 15,6 39,7 27,5 17,9<br />

Darlehen, Geschenke von Verwandten, Freunden etc. 20,8 33,6 38,6 21,1 34,1 36,6 20,5 33,0 40,7<br />

Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit 21,6 23,4 31,6 18,8 37,4 50,6 25,2 6,2 10,4<br />

Sonstiges (z. B. Beteiligungskapital)<br />

Nachrichtlich: Volumenanteile<br />

19,3 22,0 18,0 14,2 16,3 10,5 25,8 29,0 26,4<br />

Bankdarlehen (ohne Kontokorrent) 45,6 40,7 41,3 53,4 39,7 15,5 37,9 42,9 80,4<br />

Kontokorrentkredit 10,2 2,4 4,3 7,1 2,5 4,6 13,3 2,4 3,7<br />

Förderkredite 13,7 12,9 3,2 13,5 10,8 5,1 14,0 17,5 0,3<br />

Darlehen, Geschenke von Verwandten, Freunden etc. 18,0 25,1 33,8 11,6 24,7 52,3 24,4 26,0 5,8<br />

Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit 4,6 8,7 11,5 6,2 11,5 18,4 3,0 2,4 1,1<br />

Sonstiges (z. B. Beteiligungskapital) 7,9 10,3 6,0 8,3 10,9 4,1 7,5 8,9 8,7<br />

Anteilswerte in Prozent. Die Angaben zur Mittelnutzung nach Sach- und finanziellen Mitteln beziehen sich auf alle (n=623, 620, 745) Gründer, alle (n=265, 268, 281) Vollerwerbsgründer bzw. alle (n=355,<br />

349, 461) Nebenerwerbsgründer; die Angaben zur Finanzmittelnutzung nach eigenen und externen Mitteln beziehen sich auf alle (n=426, 413, 2262) Gründer, alle (n=201, 199, 118) Vollerwerbsgründer<br />

bzw. alle (n=224, 212, 143) Nebenerwerbsgründer mit Finanzmittelbedarf; die Angaben zur Nutzung externer Finanzierungsquellen beziehen sich auf alle (n=129, 126, 81) Gründer, alle (n=81, 71, 48)<br />

Vollerwerbsgründer bzw. alle (n=48, 55, 33) Nebenerwerbsgründer mit Bedarf an externen finanziellen Mitten (bedingte Häufigkeiten, erste Angaben zum Stichprobenumfang jeweils für 2009, zweite<br />

Angaben für 2008, dritte Angaben für 2007). Zur Vermeidung des Einflusses von Ausreißern erfolgt die Berechnung der Volumenanteile jahresspezifisch auf Basis der 95 % der Gründer mit den niedrigsten<br />

externen Finanzierungsbedarfen (95%-Perzentil). Die Kategorie ‚Kontokorrentkredit’ umfasst die Inanspruchnahme von Dispositions- oder Überziehungskrediten auf Girokonten sowie die Ausnutzung<br />

des Kreditrahmens von Kreditkarten. Lesehilfe: 50,8 % aller Gründer des Jahres 2009, die externe Mittel genutzt haben, haben Bankdarlehen in Anspruch genommen.


120 <strong>Gründungsmonitor</strong> 2010<br />

Tabelle 15: Finanzierungsstruktur von Gründungen 2007 bis 2009, Anteile (unbedingte Häufigkeiten) in Prozent<br />

Alle Gründer Vollerwerb Nebenerwerb<br />

2009 2008 2007 2009 2008 2007 2009 2008 2007<br />

Mittelnutzung nach Sach- und finanziellen Mitteln<br />

Weder Sach- noch finanzielle Mittel 10,3 8,4 9,2 7,3 2,9 8,2 12,7 12,0 9,9<br />

Nur Sachmittel 19,8 24,2 34,1 16,2 20,2 28,7 22,3 27,4 37,5<br />

Nur finanzielle Mittel 15,1 12,4 9,2 15,5 19,1 10,0 14,8 7,5 8,8<br />

Sach- und finanzielle Mittel<br />

Finanzmittelnutzung nach eigenen und externen Mitteln<br />

54,8 54,9 47,4 60,9 57,7 53,1 50,2 53,1 43,9<br />

Nur eigene Mittel 44,2 43,9 33,6 44,2 45,9 30,5 44,3 42,8 35,6<br />

Nur externe Mittel 5,1 4,9 3,7 6,0 5,6 3,4 4,4 4,2 3,8<br />

Eigene und externe Mittel<br />

Nutzung externer Finanzierungsquellen<br />

20,6 18,5 19,3 26,2 25,3 29,2 16,3 13,6 13,2<br />

Bankdarlehen (ohne Kontokorrent) 13,1 8,2 10,3 17,3 10,6 7,2 9,7 6,4 12,0<br />

Kontokorrentkredit 8,8 3,5 5,0 6,8 3,4 5,8 10,6 3,6 4,4<br />

Förderkredite 7,5 4,4 3,8 6,8 3,5 5,1 8,2 4,9 3,1<br />

Darlehen, Geschenke von Verwandten, Freunden etc. 5,3 7,9 8,9 6,8 10,5 11,9 4,3 5,9 6,9<br />

Zuschuss der Bundesagentur für Arbeit 5,6 5,5 7,3 6,0 11,5 16,5 5,2 1,1 1,8<br />

Sonstiges (z. B. Beteiligungskapital) 5,0 5,2 4,1 4,6 5,0 3,4 5,4 5,2 4,5<br />

Anteilswerte in Prozent, jeweils bezogen auf alle Gründer bzw. auf alle Voll- oder Nebenerwerbsgründer (unbedingte Häufigkeiten). Die Auswertungen beruhen auf folgenden Beobachtungszahlen (erste<br />

Angabe jeweils für 2009, zweite Angabe für 2008, dritte Angabe für 2007): Mittelnutzung nach Sach- und finanziellen Mitteln (alle Gründer n=623, 620, 745, Vollerwerb: n=265, 268, 281, Nebenerwerb:<br />

n=355, 349, 461), Finanzmittelnutzung nach eigenen und externen Mitteln (n=426, 413, 2262, Vollerwerb: n=201, 199, 118, Nebenerwerb: n=224, 212, 143), Nutzung externer Finanzierungsquellen (alle<br />

Gründer: n=129, 126, 81, Vollerwerb: n=81, 71, 48, Nebenerwerb: n=48, 55, 33). Die Kategorie ‚Kontokorrentkredit’ umfasst die Inanspruchnahme von Dispositions- oder Überziehungskrediten auf Girokonten<br />

sowie die Ausnutzung des Kreditrahmens von Kreditkarten. Lesehilfe: 17,3 % aller Vollerwerbsgründer des Jahres 2009 haben Bankdarlehen (ohne Kontokorrentkredite) in Anspruch genommen.

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