Beispiele - IZT
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Û Zivilgesellschaftliches Engagement – Ressource für Innovation<br />
Zivilgesellschaftliche Beteiligung fördern und Teilhabe ermöglichen –<br />
Das Modell Bürgerhaushalt<br />
Angesichts begrenzter finanzieller Mittel in<br />
den Kommunen und zahlreicher erforderlicher Investitionen<br />
und Ausgaben stehen lokale Entscheidungsträger<br />
immer häufiger vor der Aufgabe, Prioritäten<br />
bei der Haushaltsplanung zu setzen, die zum Beispiel<br />
trotz Kürzungen auf eine möglichst breite Zustim-<br />
mung bei allen Akteuren stoßen. Ein Modell, das<br />
sich hierbei als sinnvoll und erfolgreich erwiesen<br />
hat, ist der „Bürgerhaushalt“. Bei Bürgerhaushalten<br />
bestimmen die Menschen vor Ort direkt über aus-<br />
gewählte finanzielle Belange der eigenen Kommune<br />
mit.<br />
Der erste Bürgerhaushalt wurde bereits 1989<br />
in der brasilianischen Stadt Porto Alegre eingeführt.<br />
In deutschen Kommunen gelangt das Verfahren seit<br />
1999 zur Anwendung und findet seitdem stetige Verbreitung.<br />
Mittlerweile verfügen ca. 65 Kommunen<br />
über einen Bürgerhaushalt und in rund 100 weiteren<br />
Kommunen wird dessen Einführung diskutiert (vgl.<br />
Bundeszentrale für politische Bildung, Servicestelle<br />
Kommunen in der Einen Welt: Bürgerhaushalte in<br />
Deutschland, Statusbericht 2011).<br />
Generell sind bei der Durchführung eines<br />
Bürgerhaushalts nur die freiwilligen Leistungen einer<br />
Kommune beeinflussbar. Zur Abstimmung stehen<br />
Veranstaltung „Kommunale Bürgerhaushalte - Erfahrungen und<br />
Perspektiven“ 2011 in Weimar<br />
daher nur Ausgabenbereiche im kommunalen Gesamthaushalt,<br />
die nicht gesetzlich festgeschrieben<br />
und gebunden sind.<br />
Anerkannte Kriterien für Bürgerhaushalte<br />
sind ein mehrstufiges Beteiligungsverfahren sowie<br />
eine Verstetigung des Modells. Hierzu gehören neben<br />
der fundierten Information über die Ziele, Inhalte<br />
und Beteiligungsmöglichkeiten vor allem ein offener<br />
Diskussionsprozess, bei dem Bürgerinnen und Bürger<br />
ihr Votum zu bestimmten Haushaltspositionen<br />
abgeben und auch aktiv eigene Vorschläge einbringen<br />
können. Wichtig sind dabei niedrigschwellige<br />
und nutzerfreundliche Zugänge, die unterschiedliche<br />
Altersgruppen und soziale Hintergründe berücksichtigen.<br />
Entsprechende Formate bieten Bürgerversammlungen,<br />
schriftliche Befragungen und Internetforen.<br />
Zudem sollte die Kommune jeweils Rechenschaft darüber<br />
ablegen, inwieweit die im Verfahren geäußerten<br />
Vorschläge aufgegriffen und umgesetzt werden.<br />
Die Einführung eines Bürgerhaushaltes ist<br />
dann erfolgversprechend, wenn neben dem öffentlichen<br />
Interesse an der Diskussion zu Haushaltsbelangen<br />
eine breite politische Unterstützung gegeben ist.<br />
Ebenso bedarf es qualifizierter und engagierter Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in der Verwaltung, die den<br />
Prozess managen und mit Sachkompetenz auf Fragen<br />
antworten können.