06.12.2012 Aufrufe

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

Fight Back 04 (Mai 2009) - Nazis auf die Pelle rücken

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

zum Thema „Jugend braucht Perspektiven“. Hier übernahm Thürmann<br />

sogar <strong>die</strong> Funktion des stellvertretenden Versammlungsleiters. Zudem ist<br />

er Stützpunktleiter der JN Treptow-Köpenick.<br />

Weiterhin in Schöneweide wohnhaft sind auch <strong>die</strong> NeonaziaktivistInnen<br />

Kaled Hassan, Uwe Dreisch, Anja Hahn, Deborah Lück (vormals aus Königs<br />

Wusterhausen), Schein-Aussteiger Marco Oemus und bis zu seinem<br />

Haftantritt der mehrfach verurteilte Schläger René Theobald.<br />

Dass <strong>die</strong>se hohe personelle Dichte von mehr oder minder organisierten<br />

Neonazis auch vor Ort nicht nur durch Propaganda deutlich wird, zeigt<br />

sich immer wieder beim alljährlichen „Fest für Demokratie“ am Bahnhof<br />

Schöneweide. Allerdings nimmt <strong>die</strong> Qualität rechter Gegenaktivitäten<br />

mit den Jahren spürbar ab. Waren 2005 und 2006 noch angemeldete<br />

Gegenkundgebungen durchgeführt worden, reduzierten sich 2007 <strong>die</strong><br />

Aktivitäten <strong>auf</strong> das Ausspähen der BesucherInnen und VeranstalterInnen<br />

durch Sebastian Schmidtke und andere „Freien Kräfte“. Ähnlich verhielt<br />

es sich 2008. Allerdings führten zusätzlich Andreas Thürmann, Bengt<br />

Bolle und 14 weitere Neonazis eine geschlossene Veranstaltung in der<br />

Neonazi-Kneipe Ostend durch.<br />

Zudem bescheinigen <strong>die</strong> Ergebnisse der Abgeordnetenhauswahl 2006<br />

Schöneweide mit bis zu 14,4 Prozent Stimmenanteile eine hohe NPD-<br />

Wählerdichte. Diese wurde nur noch durch den Ortsteil Altglienicke<br />

getoppt, in dessen Stimmbezirk 326 19,8 Prozent der WählerInnen bei<br />

der NPD ihr Kreuz machten. Hier sind vermehrt Neonazi-Aufkleber und<br />

-Sprühereien zu finden. Verantwortlich für das hohe Aufkommen von Neonazi-Propaganda<br />

ist hier in erster Linie <strong>die</strong> Clique um Marcel Königsberger,<br />

der hauptsächlich im angrenzenden Rudow politisch aktiv ist.<br />

Infrastruktur<br />

Extrem rechte Infrastruktur im Bezirk hat seit der letzten Ausgabe der<br />

„<strong>Fight</strong>-<strong>Back</strong>“ eine wechselvolle Geschichte hinter sich.<br />

Bereits im August 2006 schloss der Neonaziladen Parzifal (Marienstraße/<br />

Ortsteil Ober-Schöneweide) nach einer lediglich einjährigen Verk<strong>auf</strong>sphase<br />

überraschend. Betrieben wurde das Geschäft von Alexander Willibald<br />

Bahls, Inhaber waren Phillip Schlaffer und Ingo Kn<strong>auf</strong> aus Wismar. Nach<br />

der spontanen Räumung und Schließung des Geschäfts überfiel Bahls am<br />

5. Oktober 2006 zusammen mit zwei weiteren Tätern Schlaffer in dessen<br />

Wohnung. Bahls wurde deswegen im <strong>Mai</strong> 2007 zu einer mehrjährigen<br />

Haftstrafe verurteilt. Der Laden blieb geschlossen.<br />

Im November 2007 eröffnete in Baumschulenweg das Bekleidungsgeschäft<br />

Landskamp (Baumschulenstraße), das exklusiv <strong>die</strong> damals neue<br />

Marke Erik and Sons vertrieb. Diese arbeitet ganz ähnlich wie Thor Steinar<br />

mit zweideutiger nordischer Symbolik. So ist im Logo von Erik and Sons<br />

<strong>die</strong> Naudhiz-Rune verarbeitet, <strong>die</strong> unter anderem für „Widerstand“ steht.<br />

Der Vertrieb erfolgt aus Königs Wusterhausen. Geschäftsführer ist hier<br />

Udo Siegmund, der früher als Mitarbeiter <strong>die</strong> Webseite von Thor Steinar<br />

betreut hat und im Zusammenhang mit einem Neonazi-Konzert 2005 in<br />

Schweden <strong>auf</strong>fiel. Anfänglich wurde Erik and Sons ausschließlich über diverse<br />

Neonazi-Versände angeboten, mittlerweile ist <strong>die</strong> Marke aber fester<br />

Bestandteil im NPD-eigenen Deutsche Stimme-Versand. Ende Dezember<br />

war es jedoch schon aus mit dem neuen rechten Bekleidungsgeschäft in<br />

Baumschulenweg. Der Laden war nicht angemeldet und wurde <strong>auf</strong> Veranlassung<br />

des Gewerbeamtes geschlossen.<br />

Mitarbeiter im Landskamp Thomas Markgraf „Monty“<br />

Paul Barrington Andreas Thürmann<br />

fight.back Nr.4 - <strong>2009</strong><br />

Veränderungen gab es auch im Kneipenmilieu. Der Berlinweit genutzte<br />

Treffpunkt Spreehexe, der seit Ende 20<strong>04</strong> größtenteils von Gästen aus<br />

dem Kameradschaftsspektrum frequentiert worden war und als Treffpunkt<br />

für gemeinsame Anfahrten zu Aktionen, allgemeiner Rückzugsraum<br />

für lokale Neonazis und Ausgangspunkt von rechten Übergriffen <strong>die</strong>nte,<br />

schloss im Jahr 2006 und wurde noch im Oktober versteigert.<br />

Spätestens seit Sommer 2007 gilt das Ostend am Kaisersteg in Nieder-<br />

Schöneweide (Hasselwerderstraße) als neuer bevorzugter Treffpunkt für<br />

Neonazis aus Treptow-Köpenick aber auch Rudow. Betrieben wird <strong>die</strong><br />

Kneipe von Rainer Hoffmann. Vermutlich im Juli 2007 fand in <strong>die</strong>ser ein<br />

Neonazi-Konzert im kleineren Rahmen statt, das neben örtlichen Neonazis<br />

wie Markus Loszczinsky auch von mehreren Rudower AktivistInnen<br />

besucht worden war. Zudem <strong>die</strong>nte <strong>die</strong> Kneipe als Anl<strong>auf</strong>punkt vor und<br />

nach rechten Aktionen und es fanden mehrere interne Veranstaltungen<br />

statt, zuletzt am 27. September 2008 als Andreas Thürmann als Verantwortlicher<br />

eine interne Gegenveranstaltung zum „Fest für Demokratie“ am<br />

Bahnhof Schöneweide durchführte. Seit Ende 2008 ist das Ostend jedoch<br />

geschlossen. Es ist unklar, ob es seine Pforten wieder öffnen wird.<br />

Ein weiterer beliebter Anl<strong>auf</strong>punkt für Neonazis ist <strong>die</strong> Kneipe Balla-Balla<br />

in der Spreestraße, ebenfalls in Nieder-Schöneweide.<br />

Seit einigen Monaten entwickelt sich <strong>die</strong> Kneipe Zum Henker in der B<strong>rücken</strong>straße<br />

zum Treffpunkt der Berliner Neonaziszene. Zunächst waren<br />

mehr Aufkleber sichtbar, es gab erste Beschwerden über volksverhetzende<br />

Parolen, <strong>die</strong> vom Publikum des Henkers gerufen wurden. Mittlerweile<br />

ist klar, dass es sich um einen Treffpunkt nicht nur der Schöneweider<br />

Neonazis handelt. Am 21. <strong>Mai</strong> <strong>2009</strong> (Himmelfahrt) fand im Henker<br />

eine Party statt, bei der Neonazis aus Neukölln, Marzahn-Hellersdorf,<br />

Lichtenberg, Treptow-Köpenick und Teltow-Fläming anwesend waren.<br />

Die Internetseite des Henkers ist <strong>auf</strong> Paul Barrington angemeldet. Der<br />

Treptower war für <strong>die</strong> Internetseite www.SS88.de verantwortlich, worfür er<br />

zu sieben Monaten Haft <strong>auf</strong> Bewährung verurteilt wurde und ist eng mit<br />

dem Neonazi Sebastian Dahl befreundet, der wegen Mordversuch eine<br />

5jährge Haftstrafe verbüsst (siehe Artikel „Knast und Justiz“). Außerdem<br />

war Barrington 2002 an einem Übergriff <strong>auf</strong> einen linken Jugendlichen in<br />

Potsdam beteiligt.<br />

Eine undurchschaubare Mischszene hat sich in Oberschöneweide um<br />

den Klub Dark7side in den Spreehöfen etabliert. Das Berliner Gremium<br />

MC Chapter Darkside wird von ehemaligen FAP-Aktivisten um u.a. Percy<br />

Sauer und Lars Burmeister dominiert. Der Neonazisänger Burmeister<br />

war Mitbetreiber des nunmehr geschlossenen Klub Asgard der u.a.<br />

Neonazi Konzerte organisierte und Sitz des Gremium Chapters war. Der<br />

Klub Dark7side bietet heute neben teils extrem rechter Metall-Musik und<br />

Rockertreffen auch „kieznahe Aktivitäten“, so ein Familiensommerfest<br />

wie das Spreehöfefest 2007.<br />

Als Betreiber des Klubs Darkside, trat hier offiziell das Musik - Design und<br />

Management (MDM) <strong>auf</strong>, bzw. ein Berlin Metal Thunder e.V. in Gründung.<br />

Man habe gar einen sozialarbeiterischen Anspruch und verkündet: „mit<br />

der tatkräftigen Unterstützung des Bikerklub‘s MC Gremium 7 sind wir<br />

bereit, <strong>die</strong>ses in unserem Kiez durchzuführen“. (Zitat: Dörferblick 2007).<br />

Ansprechpartner war hier Robert Lange und Conny Kittscher von MDM.<br />

Unter MDM trat eine gleichnamige Konzertagentur (mdm konzerte) bzw.<br />

Booking-Agentur (mdm berlin) <strong>auf</strong>. Skepsis ist hier für AntifaschistInnen<br />

Deborah Lück Anja Hahn Danny Leszinski Michael Koth<br />

Sebastian Schmidtke Markus Loszczinsky Alexander Meurer Kaled Hassan

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!