PDF Katalog - Koller Auktionen
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Moderne Kunst<br />
Lot 3201- 3254<br />
Auktion: Freitag, 22. Juni 2012, 16.30 Uhr<br />
Vorbesichtigung: 9. bis 17. Juni 2012<br />
Bearbeitung: Barbara Guarnieri, Fabio Sidler, Sandra Sykora, Geraldine Ramphal, Silke Stahlschmidt<br />
English translation of our catalogue available on our homepage www.kollerauctions.com
Moderne Kunst<br />
Die Zustände der Werke sind im <strong>Katalog</strong> nur zum Teil und in Einzelfällen angegeben.<br />
Gerne senden wir Ihnen einen ausführlichen Zustandsberichte zu.<br />
The condition of the works are only partly and in particular cases noted in the catalogue.<br />
Please do not hesitate to contact us for a detailed condition report.<br />
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3201<br />
3201<br />
3201<br />
D’ESPAGNAT, GEORGES<br />
(1870 Paris 1950)<br />
Frau im Garten. Um 1900.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts monogrammiert:<br />
gdE.<br />
38,5 x 46 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />
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Moderne Kunst<br />
3202<br />
3202<br />
VAN DE VELDE, HENRY<br />
(Antwerpen 1863 - 1957 Zürich)<br />
Bäuerin auf dem Felde. Um 1884.<br />
Öl auf Leinwand.<br />
60 x 88 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.<br />
Ausstellung: 1958 Zürich: Henry van de Velde<br />
1863 - 1957 Persönlichkeit und Werk.<br />
Gedächtnis-Ausstellung Kunstgewerbemuseum<br />
Zürich. 6. Juni - 3. August 1958, Nr. 3.<br />
CHF 6 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 000.- / 7 500.-)<br />
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3203<br />
PISSARRO, CAMILLE<br />
(Charlotte Amalie 1830 - 1903 Paris)<br />
La porteuse de bois.<br />
Gouache auf Papier.<br />
Unten rechts signiert: C. Pissarro.<br />
20,5 x 15,5 cm.<br />
Die Authentizität des Werkes wurde von<br />
Claude Bonin-Pissarro und John Rewald bestätigt,<br />
23. August 1990 und 30. August 1990.<br />
Provenienz: Privatsammlung.<br />
Literatur: vgl. Pissarro, L.R. Venturi, L. Camille<br />
Pissarro, Son Art - Son Oeuvre, Catalogue<br />
Raisonnée, Paris 1939, Kat.Nr. 1634.<br />
CHF 200 000.- / 300 000.-<br />
(€ 166 670.- / 250 000.-)
3203<br />
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Moderne Kunst<br />
3204*<br />
HERBIN, AUGUSTE<br />
(Quiévy 1882 - 1960 Paris)<br />
Vase de Fleurs. 1906.<br />
Öl auf Leinwand, auf Holz aufgelegt. Oben<br />
rechts signiert: Herbin.<br />
61 x 36 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung Nieuwenhuizen Segaar, La Haye,<br />
Frankreich.<br />
- Sammlung Holland.<br />
Literatur: Claisse, Geneviève. Herbin:<br />
Catalogue Raisonné de l’oeuvre peint.<br />
Lausanne: Les Edition du Grand-Pont, 1993,<br />
Kat.Nr. 103 (mit Abb.).<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 20 830.- / 29 170.-)<br />
3205*<br />
RYSSELBERGHE, THEO VAN<br />
(Gand 1862 - 1926 Saint-Clair-en-Provence)<br />
Porträt Margareta von Kühlmann-Stumm. 1913.<br />
Öl auf Leinwand. Unten links ligiert monogrammiert<br />
und datiert: 19 TVR 13.<br />
107 x 89 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Atelier des Künstlers.<br />
- Sammlung Familie Kühlmann-Stumm, direkt<br />
vom Künstler erhalten.<br />
Literatur:<br />
- Colin, P. La peinture belge depuis 1830,<br />
Edition des Cahiers de Belgique, Bruxelles,<br />
1930, S. 323.<br />
- Feltkamp, Ronald. Théo van Rysselberghe<br />
1862-1926. Brüssel 2003, S. 408, Kat.Nr.<br />
1914-009 (mit Abb., fälschlicherweise im<br />
WVZ unter 1914 aufgeführt).<br />
- Feltkamp, Ronald. Théo van Rysselberghe<br />
1862-1926, Supplément du Catalogue<br />
Raisonné, Internet, Nr. 19013.027.<br />
CHF 60 000.- / 80 000.-<br />
(€ 50 000.- / 66 670.-)<br />
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3204
3205<br />
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Moderne Kunst<br />
3206<br />
SIGNAC, PAUL<br />
(1863 Paris 1935)<br />
Bateaux au mouillage à Locmalo. 1922.<br />
Öl auf Leinwand. Unten links signiert: P.<br />
Signac.<br />
46 x 55 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Charles Vildrac, Paris (1926).<br />
- Gaston Lévy (1927).<br />
- B. Pollak (1928).<br />
- Marcel und Liliane Pollak.<br />
Ausstellungen:<br />
- 1923 Paris: Bernheim-Jeune , Nr. 14.<br />
- 1923 Brüssel: Galerie Giroux, Nr. 190.<br />
- 1926 Tokyo: Exposition d’art français.<br />
- 1927 Berlin und Frankfurt: Galerie<br />
Goldschmidt.<br />
- 1930 Paris: Bernheim-Jeune, Nr. 37.<br />
Literatur:<br />
- Cachin, Françoise. Signac - Catalogue Raison<br />
né de l’oeuvre peint, Gallimard, Paris 2000,<br />
Nr. 552, S. 318 (mit Abb.).<br />
Am gegenüberliegenden Ufer stehend schaut<br />
der Betrachter auf den sich im Hintergrund<br />
erhebenden Leuchtturm von Locmalo. Ein<br />
Schiff mit gesetzten und aufgeblähten Segeln<br />
fährt von rechts kommend in den Kanal hinein.<br />
Es wirft seinen Schatten auf das leicht aufgewühlte<br />
Wasser. Im Hintergrund sehen wir zahlreiche<br />
Segelschiffe vor Anker liegen. Weit im<br />
Hintergrund sind einige Häuser zu erkennen.<br />
Die kräftigen blau, gelb und violett Töne verleihen<br />
dem Werk eine einzigartige Atmosphäre.<br />
Der 1863 in Paris geborene Paul Signac liebt das<br />
Wasser und das Segeln. Aus zahlreichen<br />
Berichten seiner Zeitgenossen und auch von<br />
Gemälden, wie z.B. Bonnards „Signac sur son<br />
bateau“ von 1924/25, wissen wir, dass er viel<br />
Zeit an der Seine, aber auch am Meer verbracht<br />
| 8<br />
hat. Reisen nach Italien, Südfrankreich und in<br />
die Bretagne beeinflussen sowohl seine<br />
Bildthemen als auch seine malerische<br />
Entwicklung. 1922, dem Entstehungsjahr des<br />
vorliegenden Gemäldes, verbringt Signac einige<br />
Zeit in Saint-Paul in der Bretagne, ca. 1 Stunde<br />
vom Locmalo entfernt. Auf all diesen Reisen<br />
sucht er immer wieder die Nähe zum Meer und<br />
so wundert es nicht, dass das Motiv des<br />
Segelschiffs sich durch sein gesamtes Oeuvre<br />
zieht und mit den Landschaftsdarstellungen den<br />
höchsten Stellenwert einnimmt. Das auch seine<br />
Zeitgenossen, und Signac ist schon zu<br />
Lebzeiten berühmt, diese Vorliebe erkennen<br />
und wertschätzen, beweist 1915 die Ernennung<br />
zum Peintre Officiel de la Marine.<br />
Das vorliegende Werk Signacs ist ein herausragendes<br />
Beispiel für die Kunst des Post-<br />
Impressionismus. 1884 treffen Paul Signac und<br />
Georges Seurat zusammen und entwickeln<br />
gemeinsam den divisionistischen Malstil, der als<br />
Post-Impressionismus oder Pointillimus in die<br />
Kunstgeschichte eingeht. Durch Seurats frühen<br />
Tod im Jahr 1891 wird Signac zum Wortführer<br />
dieser Kunstrichtung. Seine Farbtheorie legt er<br />
1899 in dem Standardwerk „D’Eugène<br />
Delacroix au Néo-Impressionisme“ fest; untermauert<br />
wird dieses Traktat durch den Kritiker<br />
Felix Fénéon und den Naturwissenschaftler<br />
Charles Henry. Signac hält sich konsequent an<br />
seine Theorie und setzt sie auch in unserem<br />
Gemälde eindrücklich um. Anders als sein grosses<br />
Vorbild Claude Monet mischt er die Farben<br />
nicht mehr auf seiner Palette, sondern nutzt die<br />
neu aufgekommene Farbenlehre und setzt die<br />
Pigmente auf den Gemälden nebeneinander.<br />
Auf diese Weise bleiben die verwendeten<br />
Farben rein, kräftig und strahlend und das Auge<br />
des Betrachters übernimmt selbst die<br />
„Vermischung der Farben. Erst direkt vor dem<br />
Bild erkennen wir, dass es sich um einzelne,<br />
aneinander gesetzte Farbpunkte handelt; von<br />
Weitem erschliesst sich dem Betrachter ein einheitliches<br />
Gemälde. Dieser revolutionäre<br />
Einsatz von Farben macht es notwendig, den<br />
Werken eine klare Komposition zu Grunde zu<br />
legen, damit diese einzigartige Wirkung in Kraft<br />
tritt. Signac führt aber mit dem Pointillismus<br />
nicht nur eine neue Kunstgattung im ausgehenden<br />
19. Jahrhundert ein, sondern die „formal<br />
abstrahierenden pointillistische Technik“ legt<br />
den Grundstein für die „gegenstands – und<br />
raumauflösenden Tendenzen des 20.<br />
Jahrhunderts“ (zit.: art Directory).<br />
CHF 1 200 000.- / 1 800 000.-<br />
(€ 833 330.- / 1 250 000.-)
3206<br />
Ausklapper<br />
| 9
Moderne Kunst<br />
3208<br />
THAULOW, FRITS<br />
(Kristiania b. Oslo 1847 - 1906 Volendam/<br />
Noord-Holland)<br />
Herbsttag in Norwegen, Blick vom Fluss Vallar<br />
in die Landschaft von Telemark. 1890.<br />
Pastell auf feiner Leinwand. Unten links signiert<br />
und datiert: Frits Thaulow 1890.<br />
62 x 97 cm.<br />
Das vorliegende Gemälde ist ein bisher undokumentiertes<br />
Werk, das vor dem Hintergrund von<br />
Thaulows Aufenthalt in Telemark, seiner<br />
Beteiligung an der Pariser Weltausstellung und<br />
dem damit erlangten Ruhm verstanden werden<br />
muss.<br />
Thaulow hat 1890 viel Zeit in Telemark verbracht<br />
und im Weiler Seljord gelebt. Im Jahr<br />
zuvor, während der Pariser Weltausstellung von<br />
1889 wird seine Kunst sowohl von Kritikern als<br />
auch vom Kunstpublikum sehr geschätzt.<br />
Ebenfalls Bekanntheit erlangt er als<br />
Gründungsmitglied des neuen Pariser „Salon“<br />
der „Société Nationale des Beaux-Arts“ im Jahr<br />
nach der Weltausstellung und wird darauf von<br />
führenden Kunsthändlern in Berlin (Fritz<br />
Gurlitt) und Paris (Georges Petit) kontaktiert,<br />
die Ausstellungen mit seinen Werken im Herbst<br />
| 10<br />
1891 organisieren will. Diese Ausstellungen sollen<br />
nicht stattfinden, dennoch findet Thaulow,<br />
dass er neue Motive in verschiedenen Versionen<br />
malen soll, im Falle, dass sie benötigt werden.<br />
Ebenso ist die Nachfrage für seine Kunst in<br />
München, der damaligen „Kunstmetropole“<br />
Deutschlands, in Entwicklung begriffen.<br />
Fünf Versionen des Motivs, das hier angeboten<br />
wird, sind dokumentiert. Alle Versionen sind in<br />
etwa von der gleichen Grösse. Drei Werke sind<br />
„1890“ oder „90“ datiert, eines undatiert und<br />
eines datiert „94“. Die am besten bekannte<br />
Version dieses Motivs war auf der „Münchner<br />
Jahresausstellung“ von 1891 mit dem Titel<br />
„Herbsttag in Norwegen“ ausgestellt. Es wird<br />
vom Prinzregenten Luitpold erworben.<br />
(Kunstchronik NF, 3, Leipzig 1892). Das Werk<br />
fand Eingang im weitverbreiteten Buch von<br />
Richard Muther „Geschichte der Malerei des<br />
XIX Jahrhundert“, München 1894, Band 3, S.<br />
315.<br />
Die Version datiert „94“ ist in Amerika aufgetaucht.<br />
Eine undatierte Version gehört zur<br />
Sammlung des Eremitage Museums in St.<br />
Petersburg, die 1926, wohl von einer russischen<br />
Sammlung in das Museum gelangt.<br />
Wir danken Herrn Vidar Poulsson, Mag.art. für<br />
Bestätigung der Authentizität des vorliegenden<br />
Werks aufgrund einer Fotografie und für seine<br />
Unterstützung bei der <strong>Katalog</strong>isierung.<br />
CHF 30 000.- / 50 000.-<br />
(€ 25 000.- / 41 670.-)
3208<br />
| 11
Moderne Kunst<br />
3209<br />
3209*<br />
PAILLER, HENRI<br />
(Poitiers 1876 - 1954 Triel-sur-Seine)<br />
Le Moulin de Bourdeilles.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert: Henri<br />
Pailler.<br />
50 x 65 cm.<br />
CHF 4 000.- / 6 000.-<br />
(€ 3 330.- / 5 000.-)<br />
| 12
3210<br />
3210<br />
UTRILLO, MAURICE<br />
(Paris 1883 - 1955 Dax)<br />
Rue Norvins et place du Tertre, Montmartre.<br />
1938-40.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert:<br />
Maurice Utrillo, V.<br />
46 x 55 cm.<br />
Die Authentizität der Arbeit wurde von Jean<br />
Fabris und Cédric Pailler, Pierrefitte-sur-Seine,<br />
14. März 2012, bestätigt.<br />
Provenienz: Privatbesitz Schweiz.<br />
Literatur: Pétridès, Paul. L’oeuvre complet de<br />
Maurice Utrillo, Bd. III, Nr. 1659 (mit Abb.).<br />
(Bei Petrides um 1936 datiert).<br />
CHF 30 000.- / 50 000.-<br />
(€ 25 000.- / 41 670.-)<br />
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Moderne Kunst<br />
3211<br />
LEVY, RUDOLF<br />
(Stettin 1875 - 1944 Italien)<br />
Bildnis eines Herrn in roter Weste. Um 1930.<br />
Öl auf Leinwand.<br />
92,5 x 73,5 cm.<br />
Provenienz: Privatbesitz Schweiz.<br />
Ausstellungen:<br />
- 1954-56 München: Gedächtnisausstellung<br />
(Wanderausstellung durch deutsche Städte)<br />
München 1954-56, Kat.Nr. 35.<br />
- 1977 Hamburg-Frankfurt : Ausstellung Galerie<br />
Levy und Kunstkabinett Hanna Bekker vom<br />
Rath, Hamburg-Frankfurt 1977.<br />
Literatur:<br />
- Thesing, Susanne. Der Maler Rudolf Levy<br />
(1875-1944). Monographie und<br />
Werkverzeichnis, Phil. Diss. München 1979,<br />
S. 83 ff.<br />
- Thesing, Susanne. Rudolf Levy, Leben und<br />
Werk, Nürnberg 1990, S. 146, 171, Kat. Nr.<br />
144 (mit Abb.).<br />
CHF 6 000.- / 8 000.-<br />
(€ 5 000.- / 6 670.-)<br />
3212*<br />
VUILLARD, EDOUARD<br />
(Cuiseaux 1868 - 1940 La Baule)<br />
Afternoon Tea. 1905-1907.<br />
Öl auf Karton. Unten rechts mit der<br />
Stempelsignatur.<br />
37,5 x 27,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Nachlass des Künstlers.<br />
- Hanover Gallery, London (1955) (verso mit<br />
Etikett).<br />
- Terence Rattigan, London.<br />
- Galerie Beyeler, Basel (verso mit Etikett).<br />
- World House Galleries, New York.<br />
- Privatbesitz Schweiz.<br />
Ausstellungen:<br />
- 1955 London: „French Paintings“ Hanover<br />
Gallery, London, 1955, Kat.Nr. 19.<br />
- 1959 Caracas: „La Evolucion de la Pinture<br />
Moderna“, Fundacion Eugenio Mendoza,<br />
Caracas 1959, Kat.Nr. 56.<br />
Literatur: Salamon, A.; Cogeval, G. Vuillard,<br />
Catalogue of Paintings and Pastels 1899-1914,<br />
Paris 2003, Vol. II, Kat.Nr. VIII -143, S. 897<br />
(mit Abb.).<br />
CHF 48 000.- / 58 000.-<br />
(€ 40 000.- / 48 330.-)<br />
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3211
3212<br />
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Moderne Kunst<br />
3213<br />
RENOIR, PIERRE-AUGUSTE<br />
(Limoges 1841-1919 Cagnes-sur-mer)<br />
Nu dans la verdure. 1887.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert: renoir.<br />
41 x 33 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Ambroise Vollard, Paris.<br />
- Paul Vallotton S. A., Lausanne.<br />
- Galerie Paul Pétridès, Paris.<br />
- Drout-Montaigne, Paris 18. November 1989,<br />
Los 58.<br />
- Christie’s New York , 15. Mai 1990, Los 11.<br />
Literatur:<br />
- Vollard, Ambroise. Tableaux, pastels et des<br />
sins de Pierre-Auguste Renoir, Paris 1918,<br />
Bd.II, S. 32, Nr. 524 (mit Abb.).<br />
- Dauberville, Guy-Patrice und Michel. Renoir,<br />
Catalogue Raisonné des tableaux, pastels,<br />
dessins et aquarelles 1882-1894, Bd.II, S. 384,<br />
Kat.Nr. 1302 (mit Abb.).<br />
Es ist nicht die Jagdgöttin Diana nach dem<br />
Bade, umtänzelt von ihren Nymphen. Nicht die<br />
von zwei Alten beobachtete Susanna. Es ist<br />
eine junge Frau, die die Frische des vorbeiziehenden<br />
Bachs geniesst. Pierre-Auguste Renoir<br />
hat sie entkleidet von allen biblischen und<br />
mythologischen Verbrämungen, die über<br />
Jahrhunderte in der akademischen Malerei als<br />
Vorwand und Rechtfertigung dienten, den<br />
weiblichen Körper nackt darzustellen. Dessen<br />
zeitlose Schönheit zu huldigen, ihn ganz in das<br />
Zentrum seiner Malerei zu stellen und sich<br />
damit als Maler in eine grosse europäische<br />
Tradition einzureihen, das war Renoirs künstlerischer<br />
Antrieb ab den späten 1880er Jahren.<br />
Als einer der ganz Grossen des Impressionismus<br />
wird Renoir verehrt, als einer, der zusammen<br />
mit seinen Künstlerfreunden Claude Monet und<br />
Alfred Sisley die französische Malerei revolutionierte<br />
und „Ikonen“ wie den „Tanz im Moulin<br />
de la Galette“ („Bal du moulin de la Galette“,<br />
1876, Musée d’Orsay, Paris) schuf. Seine zweite<br />
Schaffensphase nach einer tiefen Krise Anfang<br />
der 1880er Jahre gerät hingegen lange in den<br />
| 16<br />
Hintergrund. Renoir hat auf einer Italienreise<br />
vor allem Raffael und Tizian für sich entdeckt<br />
und den tiefen Eindruck, den die weiblichen<br />
Formen in Raffaels Werken auf ihn gemacht<br />
hat, 1887 in der „Grossen Badenden“<br />
(Philadelphia Museum of Art) zum Ausdruck<br />
gebracht.<br />
Dieses Werk wurde zum wichtigen Impuls für<br />
seine zweite Schaffensphase, die heute breite<br />
Anerkennung findet. Deren Einfluss auf<br />
Künstler der Moderne wie Picasso und Matisse<br />
wird neuerdings aufgearbeitet und erschlossen<br />
(siehe dazu etwa die fulminante Ausstellung<br />
„Renoir in the 20th century“, Los Angeles<br />
County Museum of Art, 2009/2010).<br />
Distinguierte Sammler wie der als Pharmazeut<br />
reich gewordene amerikanische Arzt Albert C.<br />
Barnes bauen bereits in den ersten Jahrzehnten<br />
des 20. Jahrhunderts umfangreiche Sammlungen<br />
mit Renoirs Werken der Reife- und Spätzeit auf<br />
– Barnes alleine besass 180.<br />
Die zahlreichen Vorarbeiten zu den „Grossen<br />
Badenden“ wurden also prägend für Renoirs<br />
kommende Jahrzehnte, entdeckt er dabei doch<br />
eine Jungendliebe ganz neu: seine Verehrung für<br />
die Malerei des französischen Rokoko. Bereits<br />
kurz nach Abschluss seiner Porzellanmalerlehre<br />
hat Renoir zwischen 1860 und 1864 die<br />
Erlaubnis erhalten im Louvre Gemälde kopieren<br />
zu dürfen und sich dabei intensiv mit Antoine<br />
Watteau, Jean-Honoré Fragonard und François<br />
Boucher beschäftigt. Deren mit üppigem Grün<br />
gestalteten Szenerien als ideale Kulisse für den<br />
menschlichen Körper greift Renoir nun, mehr<br />
als zwanzig Jahre später, für die „Grossen<br />
Badenden“ auf. Die Ausstellung des von ihm so<br />
sorgfältig erarbeiteten Gemäldes mit seinen<br />
klassizistisch anmutenden Frauenfiguren in der<br />
Galerie Georges Petit 1887 wurde vom damaligen<br />
Publikum nicht goutiert.<br />
Dennoch wendet er sich noch im selben Jahr<br />
der Darstellung von einzelnen Akten in der von<br />
ihm neu erschlossenen Landschaft zu, diese entstehen<br />
im Studio. Dabei nimmt er von einer zu<br />
scharf umrissenen Zeichnung der Umrisslinie<br />
Abstand. Unsere noch im selben Jahr geschaffene<br />
„Nu dans la verdure“ muss zu den allerersten<br />
Exemplaren dieser wichtigen Werkgruppe<br />
gehören, die sich durch weiche Konturen der<br />
Figur auszeichnet. Wichtiger als die Form wird<br />
für Renoir die sensible farbliche Gestaltung des<br />
Inkarnats. Renoir bettet sein Modell mit den<br />
kokett aufgesteckten Haaren in eine perfekt<br />
abgestimmte Landschaft ein, die ihre Schönheit<br />
und Jugendlichkeit schützend umgibt und hervorhebt.<br />
Das Bild wird zur Feier der<br />
Weiblichkeit.<br />
CHF 1 200 000.- / 1 600 000.-<br />
(€ 1 000 000.- / 1 333 330.-)
3213<br />
| 17
Moderne Kunst<br />
3214*<br />
ROSSO, MEDARDO<br />
(Turin 1858 - 1928 Mailand)<br />
El Locch. 1881-82.<br />
Bronze mit schwarzgrüner Patina, auf originalem<br />
Marmorsockel.<br />
38 x 28 x 34,5 cm (ohne Sockel).<br />
Mit Zertifikat von Luciano Caramel, Mailand,<br />
5. Oktober 2004.<br />
Provenienz: Privatsammlung Frankreich.<br />
Literatur:<br />
- Mola, Paola; Vittuci, Fabio. Medardo Rosso.<br />
Catalogo Ragionato della scultura, Milano<br />
2009, III.3., S. 351.<br />
- Ausst.Kat.: „Medardo Rosso“, Dieter Schwarz,<br />
Birgit Brunk et. al., Kunstmuseum<br />
Winterthur, 6. September bis 23. November<br />
2003, Winterthur 2003, Kat.Nr. 1, S. 70/199<br />
(mit Abb.).<br />
- Fagioli, Marco. Medardo Rosso. Catalogo<br />
delle sculture, Florenz 1993, Kat.Nr. 2.<br />
- Vgl. Scolari Barr, Margaret. Medardo Rosso,<br />
New York 1963, S. 12 (mit Abb.).<br />
- Vgl. Caramel, Luciano. Medardo Rosso:<br />
Impressions in wax and bronze, 1882-1906,<br />
New York 1988, S. 17 (mit Abb.).<br />
Ausstellung: 2003 Winterthur: „Medardo<br />
Rosso“, Dieter Schwarz, Birgit Brunk et. al.,<br />
Kunstmuseum Winterthur, 6. September bis 23.<br />
November 2003, Winterthur 2003, S. 70 (mit<br />
Abb.).<br />
Der hier angebotene Kopf gilt als eine der frühesten<br />
bekannten Plastiken in Rossos Oeuvre,<br />
entstanden 1881-1882.<br />
Rosso hat neue Impulse in die Skulptur eingeführt<br />
und zählt neben Auguste Rodin und<br />
Aristide Maillol zu den grossen Neuerern.<br />
Typisch für die Künstler des Impressionismus<br />
hat er seine Motive im alltäglichen Leben<br />
gefunden. In der jährlichen Akademie-<br />
| 18<br />
Abb. Atelier Medardo Rosso.<br />
Ausstellung im September 1882 war diese<br />
Skulptur in Terrakotta mit bronzeartiger<br />
Fassung zusammen mit zwei anderen Plastiken<br />
Rossos vertreten (Brunk, Kunstmuseum<br />
Winterthur 2003, S. 13). Medardo Rosso wird<br />
1858 in Turin geboren. 1870 zieht seine Familie<br />
nach Mailand. Nach Beendigung des<br />
Militärdiensts 1881 bezieht Rosso ein eigenes<br />
Atelier. 1882 immatrikuliert er sich in der<br />
Accademia di Brera und belegt Kurse im<br />
Zeichnen (Brunk, Kunstmuseum Winterthur<br />
2003, S. 205).<br />
Der Kopf stellt einen jungen Mann dar, ruhig<br />
fast gleichgültig dreinblickend, seine<br />
Hutkrempe leicht über sein linkes Auge gezogen.<br />
Die Stofffalten der Jacke und des Hemds<br />
sind vollplastisch modelliert. Es gelingt ihm die<br />
Stimmung einzufangen und durch die unterschiedliche<br />
Gestaltung der Oberfläche eine<br />
Momentaufnahme plastisch umzusetzen.<br />
Dass Rosso Personen aus dem Alltag und Fokus<br />
auf das Zeitmoment setzt, zeigt, wie er<br />
Innovationen in der Skulptur einführt. Im Jahr<br />
1901 nennt Edmond Claris Rosso und Auguste<br />
Rodin in einem Atemzug als Wegbereiter, welche<br />
die impressionistische Auffassung in der<br />
Skulptur bemerkbar machen „De<br />
l’Impressionisme en Sculpture: Auguste Rodin<br />
et Medardo Rosso“. Später hat Umberto<br />
Boccioni Rossos Werk in seinem Manifest von<br />
1912 als entscheidend für die Kunst des<br />
Futurismus identifiziert (Luciano Caramel, S.<br />
9-11).<br />
Rosso ist bekannt dafür, dass er für seine Werke<br />
je nach Kontext andere Titel verwendet. So<br />
sind auch für unseren Kopf Titel wie El Looch<br />
oder A Zonzo (ein Schlenderer) bekannt.<br />
Ebenfalls kennt man den Titel Il fumatore oder<br />
Impression d’un fumateur. Letztere Titel weisen<br />
auf ein interessantes Detail hin. In einer<br />
Atelierphotographie von 1883 tragen zwei El<br />
Locch-Köpfe kleine Ton- oder<br />
Meerschaumpfeifen im Mund (siehe<br />
Abbildung). Offenbar war eine Pfeife auch<br />
Bestandteil des Exemplars, das wohl der Maler<br />
Mihály Munkáscy 1889 auf der Weltausstellung<br />
in Paris erwarb (Brunk, Kunstmuseum<br />
Winterthur 2003, S. 14). Brunk meint, „da sich<br />
bei weiteren Motiven Ähnliches beobachten<br />
lässt, kann man schliessen, dass Rosso solche<br />
Details reduzieren und sich von der verspielterzählerischen<br />
Darstellung der frühen Jahre distanzieren<br />
wollte. Auf der posthumen<br />
Ausstellung von 1931 in Rom fehlte die Pfeife.“<br />
In unserem Kopf war wohl im linken<br />
Mundwinkel ursprünglich eine Pfeife angebracht,<br />
was durch einen einen noch sichtbaren<br />
Stiftansatz an dieser Stelle des Mundes erkennbar<br />
ist.<br />
Im Werkverzeichnis sind drei Fassungen in<br />
Bronze und eine Fassung in Gips dokumentiert.<br />
Letztere ist zerstört, eine Fassung aus Bronze ist<br />
verschollen und eine befindet sich heute in Rom<br />
in der Galleria Nazionale d’Arte<br />
(Inventarnummer 9068). Das vierte bekannte<br />
Exemplar ist der hier angebotene Kopf, der in<br />
der Medardo Rosso Ausstellung in Winterthur<br />
im Jahr 2003 ausgestellt war.<br />
CHF 125 000.- / 155 000.-<br />
(€ 104 170.- / 129 170.-)
| 19
Moderne Kunst<br />
3215<br />
VLAMINCK, MAURICE DE<br />
(Paris 1876 - 1958 Rueil-la-Gadelière)<br />
Bouquet de Fleurs.<br />
Öl auf Leinwand. Unten links signiert:<br />
Vlaminck.<br />
65 x 51 cm.<br />
Die Authentizität des Werkes wurde vom<br />
Wildenstein Institut, Paris, 15. März 2012,<br />
bestätigt. Das Gemälde wird in den in<br />
Vorbereitung befindlichen Catalogue Critique<br />
de l’Oeuvre de Maurice de Vlaminck aufgenommen.<br />
Provenienz:<br />
- Modern Art Centre, Max Bollag, Zürich.<br />
- Privatsammlung Schweiz.<br />
CHF 40 000.- / 60 000.-<br />
(€ 33 330.- / 50 000.-)<br />
3216*<br />
ROSSO, MEDARDO<br />
(Turin 1858 - 1928 Mailand)<br />
Gavroche. 1882.<br />
Bronze mit schwazer Patina, auf originalem<br />
Marmorsockel.<br />
Mit der eingeritzen Signatur auf der linken<br />
Schulter: M.Rosso.<br />
31 x 30 x 21,5 cm (ohne Sockel).<br />
Mit Zertifikat von Luciano Caramel, Mailand,<br />
1. Oktober 1994.<br />
Provenienz: Privatsammlung Frankreich.<br />
Literatur:<br />
- Mola, Paola; Vittuci, Fabio. Medardo Rosso.<br />
Catalogo Ragionato della scultura, Milano<br />
2009, III.2.c., S. 350.<br />
- Ausst.Kat.: „Medardo Rosso“, Dieter Schwarz,<br />
Birgit Brunk et. al., Kunstmuseum<br />
Winterthur, 6. September bis 23. November<br />
2003, Winterthur 2003, Kat.Nr. 7, S. 77/199<br />
(mit Abb.).<br />
- Fagioli, Marco. Medardo Rosso. Catalogo<br />
delle sculture, Florenz 1993, Kat.Nr. 6.<br />
Ausstellung: 2003 Winterthur: „Medardo<br />
Rosso“, Dieter Schwarz, Birgit Brunk et. al.,<br />
Kunstmuseum Winterthur, 6. September bis 23.<br />
November 2003, Winterthur 2003, S. 77 (mit<br />
Abb.).<br />
Wie Los 3214 gehört dieser Kopf ebenfalls zum<br />
Frühwerk von Medardo Rosso und ist Teil der<br />
Dreiergruppe von Plastiken, die Rosso in seiner<br />
Jahresausstellung der Akademie 1882 präsentiert.<br />
Neben dem Titel Gavroche sind unter<br />
anderem Dopo una scappata und Il Birichino<br />
dokumentierte Bezeichnungen für diesen Kopf.<br />
CHF 55 000.- / 65 000.-<br />
(€ 45 830.- / 54 170.-)<br />
| 20<br />
3215
| 21
Moderne Kunst<br />
| 22<br />
3217<br />
3217*<br />
CHAGALL, MARC<br />
(Witebsk 1887 - 1985 Saint-Paul-de-Vence)<br />
Nu debout. 1908.<br />
Bleistift auf Papier. Unten rechts signiert: Marc<br />
Chagall.<br />
33,7 x 22,5 cm.<br />
Mit Zertifikat von David McNeill, Succession<br />
Marc Chagall, Paris, 10. Juli 1987.<br />
Provenienz: Privatsammlung England.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />
3218<br />
KLIMT, GUSTAV<br />
(1862 Wien 1918)<br />
Brustbild eines Mädchens im Profil nach links.<br />
Bleistift auf Papier, weiss gehöht. Unten rechts<br />
mit dem Nachlassstempel: GUSTAV KLIMT<br />
NACHLASS.<br />
45 x 32 cm.<br />
Studie für das Mädchen im Vordergrund des<br />
Gemäldes „Mädchen mit Oleander“ 1890-92<br />
(Abb. Bd. I, S. 88, Novotny-Dobai Nr. 59).<br />
Literatur: Strobl, Alice. Gustav Klimt, Die<br />
Zeichnungen 1878-1918, Nachtrag, Bd. IV, Nr.<br />
3291b, S. 46 (mit Abb).<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 16 670.- / 25 000.-)
3218<br />
| 23
Moderne Kunst<br />
3219<br />
ARCHIPENKO, ALEXANDER<br />
(Kiew 1887 - 1964 New York)<br />
Seated Black Concave. 1915.<br />
Bronze, mit schwarzgrüner Patina. Unten an<br />
Hinterseite geritzt signiert, datiert und nummeriert:<br />
Archipenko 1915 5/6. Exemplar 5/6.<br />
Lebzeitguss.<br />
Höhe: 50 cm.<br />
Die Authentizität des Werkes wurde von<br />
Frances Archipenko Gray, Archipenko<br />
Foundation bestätigt, Bearsville, New York, 8.<br />
März 2012. Das Werk ist in der Archipenko<br />
Foundation registriert.<br />
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.<br />
Ausstellung: 1962/63 St. Gallen: Alexander<br />
Archipenko, Galerie Im Erker, St. Gallen, 17.<br />
November 1962-10. Januar 1963, Kat.Nr. 15.<br />
Seated Black Concave gehört zu einer sehr<br />
bedeutenden Gruppe von Archipenkos<br />
Skulpturen, die das Konkave als mögliche, für<br />
den Künstler sehr typische Aussparung innerhalb<br />
der Skulptur erkundet.<br />
Sie verkörpert die Theorien der „new concave“,<br />
die Archipenko 1912 formuliert. Zu dieser Zeit<br />
entwickelt er eine neue Weise der Darstellung<br />
| 24<br />
des Menschen, indem er positive und negative<br />
Formen in einer Figur zusammen kombiniert.<br />
Die vorliegende Skulptur verkörpert diese einzigartige<br />
Meisterhaftigkeit Archipenkos sehr<br />
gut: Während die Beine als positive Form dargestellt<br />
die Sitzende sehr klar evozieren, wird<br />
der Oberkörper nur noch durch einzelne<br />
Andeutungen als Leerraum angedeutet.<br />
Rücken, rechte Brust und rechter über den<br />
Kopf stützender Arm sind so geformt, dass sie<br />
zugleich auch den ausgesparten Raum als<br />
Körper mit darstellen. Der Übergang von<br />
Unter- zu Oberkörper, von Positiv- zu<br />
Negativformen ist dabei aber so harmonisch<br />
gestaltet, dass dem Betrachter dies gar nicht<br />
auffällt, sondern die Skulptur sofort die sitzende<br />
Frau evoziert.<br />
Die „sitzende Konkave“ nimmt Bezug auf Henri<br />
Bergsons Ideen, dass die Leerstellen als Symbol<br />
der abwesenden Form gesehen werden können.<br />
Es kann nichts Konvexes ohne das Konkave<br />
geben, das Positive und das Negative sind einander<br />
gegenseitig gleichbedeutende Kräfte.<br />
Es sind heute zwölf Bronzen dieser Version<br />
bekannt, wovon acht zu Lebzeiten des<br />
Künstlers gegossen wurden.<br />
CHF 80 000.- / 120 000.-<br />
(€ 66 670.- / 100 000.-)
| 25
Moderne Kunst<br />
3220<br />
KLEE, PAUL<br />
(Münchenbuchsee/Bern 1879 - 1940 Muralto)<br />
Häuser Treppe. 1923.<br />
Öl (und Wasserfarben) auf Papier mit gespachteltem<br />
Ölgrund, auf Karton aufgelegt. Unten<br />
links signiert: Klee. Unten mittig mit Randleiste<br />
bezeichnet: 1923 23 Häuser Treppe.<br />
34 x 25,6 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Herwarth Walden (Der Sturm), Berlin (ab<br />
1923).<br />
- Galerie Ferdinand Möller, Berlin (ab 1930).<br />
- Curt Valentin (Buchholz Gallery; Valentin<br />
Gallery), Berlin/New York.<br />
- Larry Aldrich, New York (1959-1963).<br />
- Hans Neumann, Caracas.<br />
- Nachlass Hans Neumann, Caracas (bis 1990).<br />
- Privatbesitz Spanien.<br />
Ausstellungen:<br />
- Berlin 1930: Vision und Formgesetz, Galerie<br />
Ferdinand Möller, Berlin, September 1930,<br />
Nr. 7.<br />
- New York 1938: Paul Klee, Buchholz Gallery<br />
Curt Valentin, New York, 28.3. - 30.4.1938,<br />
Nr. 16.<br />
- Providence 1947: 20th Century Abstract<br />
Painting and Sculpture, Providence, Rhode<br />
Island School of Design, 1947.<br />
Literatur:<br />
- Paul Klee Stiftung (Hrsg.). Catalogue<br />
Raisonné Paul Klee. Bern 1991, Bd. 4, S. 44,<br />
Nr. 3116 (mit Abb.).<br />
- Frey, Stefan. „Blaue Vier? In Deutschland<br />
kannte man sie bisher kaum“ - Zur „Blaue<br />
Vier“-Ausstellung, Galerie Ferdinand Möller,<br />
Berlin, Oktober 1929, in: Ausstellungskatalog<br />
Bern/Düsseldorf 1997/19998, S. 261.<br />
Im November des Jahres 1920 erhält Paul Klee<br />
von Walter Gropius die Einladung am Bauhaus<br />
in Weimar zu unterrichten. Zunächst übernimmt<br />
er die Buchbinderei, 1922 dann die<br />
| 26<br />
Gold-, Silber- und Kupferschmiede sowie die<br />
Glasmalerei und später noch die Weberei.<br />
Weimar hat viele Vorzüge für Paul Klee, hier<br />
erhält er ein regelmässiges Gehalt, ein grosses<br />
Atelier und wird Teil einer künstlerischen<br />
Gesellschaft, mit der er Ideen diskutieren und<br />
finden kann. Obwohl er anfänglich nur wenige<br />
Stunden unterrichtet, zwingt ihn diese<br />
Lehrtätigkeit dennoch dazu, seine Idee vom<br />
Gebrauch der malerischen Elemente in einer<br />
leicht verständlichen Theorie niederzuschreiben.<br />
In den zehn Jahren am Bauhaus erreicht Paul<br />
Klee nicht nur seinen künstlerischen Zenith,<br />
sondern schafft auch Kunstwerke, die in einem<br />
direkten Dialog mit seinen an der<br />
Bauhausschule gelehrten Theorien stehen:<br />
„Intuition trifft auf Vernunft, Analyse wird<br />
Inspiration und Ideen entwickeln neue Formen“<br />
(vgl.: The Klee Univers, Ausst.Kat. Neue<br />
Nationalgalerie, Berlin 2008, S. 254).<br />
Das Bauhaus stärkt bei Klee auch die Kräfte des<br />
Konstruktiven, aber auch jene der architektonischen<br />
Formen. Schon seit den Anfängen seiner<br />
künstlerischen Karriere ist er von den architektonischen<br />
Formen und den Rhythmen begeistert.<br />
Auch in dem vorliegenden Werk „Häuser<br />
Treppen“ kommt diese Vorliebe zu architektonischen<br />
und konstruktiven Formen zum tragen.<br />
Die kubischen Formen der Häuser, aus denen<br />
Klee Treppen entwirft, entsprechen den aktuel-<br />
len Entwürfen der Bauhausarchitekten. Klar<br />
und funktional erscheinen die Häuser der<br />
Treppe auf den ersten Blick, doch auf den zweiten<br />
Blick erkennt der Betrachter, dass der<br />
Künstler hier reale Formen verwendet, um sie<br />
mit erfundenen und symbolhaften Elementen zu<br />
verändern und der Realität zu entheben.<br />
Ergebnis ist eine fantastische Stadt, mit mystisch<br />
fast märchenhaftem Charakter. Neben<br />
dem Einfluss der Architektur liegt den Werken<br />
Klees auch immer noch seine Liebe zu Theater<br />
und Oper zugrunde. Klee übernimmt die<br />
Elemente von Musik und Theater und übersetzt<br />
diese in seine visuellen Bilder.<br />
Die phantastische „Häuser Treppe“ bekommt<br />
durch die kindlich, flüchtig skizzierten Figurini,<br />
die sich an das Puppentheater anlehnen, eine<br />
märchenhafte Ebene. Klee versucht Gefühle<br />
und Sensibilität in seinen Werken auszudrücken<br />
„Das Bild hat immerhin den Zweck, uns glücklich<br />
zu machen“ (W. Grohmann, Paul Klee,<br />
Stuttgart 1954, S. 199).<br />
CHF 500 000.- / 800 000.-<br />
(€ 420 000.- / 666 700.-)
3220<br />
| 27
Moderne Kunst<br />
3221*<br />
FEININGER, LYONEL<br />
(1871 New York 1956)<br />
Ohne Titel. [Scheune, Neppermin]. 1910.<br />
Kreide auf Papier. Oben rechts datiert: SAT.<br />
Sep. 3.10.<br />
21 x 24,1 cm.<br />
Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />
bestätigt. Das Werk ist im Archiv des Lyonel<br />
Feininger Project, New York - Berlin, mit der<br />
Nummer 1122-03-02-12 registriert.<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 830.- / 7 500.-)<br />
3222*<br />
FEININGER, LYONEL<br />
(1871 New York 1956)<br />
Ohne Titel. [Woman in the Village of<br />
Neppermin]. 1910.<br />
Kreide auf Papier. Unten rechts datiert: SAT<br />
Sep. 3 10.<br />
21 x 24 cm.<br />
Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />
bestätigt. Das Werk ist im Archiv des Lyonel<br />
Feininger Project, New York - Berlin, mit der<br />
Nummer 1123-03-02-12 registriert.<br />
Das kleine Fischerdorf Neppermin mit seinen<br />
reetgedeckten Häusern und Scheunen, direkt<br />
am Achterwasser auf der Insel Usedom gelegen,<br />
hat bis heute nichts von dem Charme verloren,<br />
der Lyonel Feininger (1871-1956) schon vor über<br />
100 Jahren angezogen hat. Im Herbst 1910 hält<br />
er sich dort für einige Wochen auf und am 3.<br />
September entstehen diese beiden Studien, in<br />
denen er mit sicherem Strich die Atmosphäre<br />
der Ostseeinsel Usedom einfängt. Die<br />
Fachwerkhäuser, eingetaucht in die Farben des<br />
ausklingenden Sommers, und der in kräftigen<br />
Linien festgehaltene Dreikanthof zeigen dabei<br />
die ganze zeichnerische Meisterschaft<br />
Feiningers. Einen Tag bevor er diese<br />
Naturnotizen, wie Feininger seine vor der Natur<br />
entstandenen Skizzen nennt, festhält, schreibt<br />
er an seine Frau Julia: „Ich habe vor an der<br />
Studie zu arbeiten bis ich sie dahin bekomme,<br />
wo ich sie haben will. Es ist merkwürdig wie gut<br />
und stark meine Zeichnungen nach der Natur<br />
sind, verglichen zu den Bildern (...).“<br />
CHF 7 000.- / 9 000.-<br />
(€ 5 830.- / 7 500.-)<br />
| 28<br />
3221<br />
3222
3223<br />
3223*<br />
FEININGER, LYONEL<br />
(1871 New York 1956)<br />
Kirche. 1907.<br />
Öl auf Karton. Verso beschriftet: Juli 1907<br />
Günterstal b. Freiburg. (Hess 11).<br />
13,7 x 17,8 cm.<br />
Das Gemälde wird in den ersten Band des von<br />
Achim Moeller herausgegebenen<br />
Werkverzeichnisses der Gemälde von Lyonel<br />
Feininger aufgenommen.<br />
Provenienz:<br />
- Alois J. Schardt, Halle, Berlin, Los Alamos<br />
(Geschenk des Künstlers).<br />
- Durch Erbschaft lang in Familienbesitz.<br />
- Moeller Fine Art, New York - Berlin.<br />
Ausstellungen: 2006 Wuppertal: Von der<br />
Heydt-Museum, „Feininger: Frühe Werke und<br />
Freunde“, Wuppertal, 17. September - 19<br />
November 2006, S. 59 (Abb.).<br />
Literatur: Hess, Hans. Lyonel Feininger.<br />
Stuttgart, 1959, Nr. 11, S. 249 (Abb.).<br />
Nach einer erfolgreichen Karriere als einer der<br />
in Deutschland bekanntesten Karikaturisten,<br />
beginnt Lyonel Feininger (1871-1956) im April<br />
1907 im Alter von fast 36 Jahren als „vergnügter<br />
Greis“, wie er selbst sagt, damit zu malen. Kurz<br />
nachdem er seine ersten Gemälde in Paris fertigstellt,<br />
reist er mit seiner späteren Frau Julia<br />
Berg (geb. Lilienfeld) nach Süddeutschland, um<br />
dort vor der Natur zu malen. Im Juli sind sie am<br />
Schluchsee und in Günterstal in der Nähe von<br />
Freiburg. Dort entsteht direkt vor der Natur<br />
dieses Gemälde, welches die Liebfrauenkirche<br />
des ehemaligen Zisterzienserklosters zeigt. Die<br />
Kirche selbst entstand im Jahr 1834 nach Plänen<br />
von Gottlieb Lumpp im Stil des romantischen<br />
Historismus, nachdem der aus dem 18.<br />
Jahrhundert stammende Vorgängerbau ein Jahr<br />
zuvor abgebrannt war. Das Gemälde zeigt, wie<br />
stark Feininger am Anfang seiner Karriere als<br />
freischaffender Künstler von den französischen<br />
Impressionisten geprägt ist und stellt ein einmaliges<br />
Dokument von Feiningers Stilfindung dar.<br />
CHF 35 000.- / 45 000.-<br />
(€ 29 170.- / 37 500.-)<br />
| 29
Moderne Kunst<br />
3224<br />
3224<br />
PECHSTEIN, MAX<br />
(Eckersbach 1881 - 1955 Berlin)<br />
Pommersche Fischerkaten. 1927.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und<br />
datiert: HM Pechstein 1927. Verso bezeichnet:<br />
HMPechstein / Berlin W. 62. / Kurfürstenstr.<br />
126 / Pommersche Fischerkaten-.<br />
51 x 71,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sotheby’s London, 23. Juni 1993, Los 279.<br />
- Privatsammlung Schweiz, seit 1993.<br />
Ausstellung: 1927 Zwickau: Ausstellung,<br />
Zwickau 1927 (laut Leihgabenliste Pechsteins).<br />
Literatur: Soika, Aya. Max Pechstein, Das<br />
Werkverzeichnis der Ölgemälde, Bonn 2011,<br />
Bd. 2, S. 371, Kat.Nr. 1927/19 (mit Abb.).<br />
„... aber was ist das gegen meine Arbeitswut im<br />
geliebten Pommern, ich komme nicht darüber<br />
hinweg, das unverfälschte Leben in unverfälschter<br />
Natur fehlt mir. Ich zapple hin und wieder<br />
sehr, und sehne mich unentwegt danach, und<br />
hoffe doch es noch einmal zu erleben, einmal<br />
wieder hinauffahren zu können...“ (zit. Zeit für<br />
Kultur und Geschichte, Heft 4/2007, S. 30).<br />
Schon als Mitglied der „Brücke“ nutzt Max<br />
Pechstein die Gelegenheit in abgeschiedenen<br />
Orten in der Natur zu arbeiten; gemeinsam mit<br />
seinen „Brücke-Kollegen“ an den Moritzburger<br />
| 30<br />
Seen bei Dresden oder in Nidden, dem damaligen<br />
Ostpreussen. Seit 1921 reist er regelmässig<br />
nach Pommern, um dort einige Monate fernab<br />
der hektischen Grossstadt Berlin zu verbringen.<br />
Gleich im ersten Jahr lernt er in Leba seine<br />
zweite Frau Marta Möller kennen. Bis 1927 hält<br />
er sich, vornehmlich in den Sommermonaten,<br />
regelmässig in Leba auf, erkundet aber auch die<br />
Umgebung: „Ich lernte diese Küste nicht nur<br />
schätzen, sondern auch lieben. Sei es nun, dass<br />
ich auf meinen Streifzügen weiter ins Land hinein,<br />
ins ‚blaue Ländchen’ kam, in herrliche<br />
Wälder, zwischen denen verborgene Seen aufblitzten<br />
und sprudelnde Flüsse und Bäche sich<br />
durch die Landschaft schlängelten.“ (zit. Soika,<br />
Max Pechstein. Das Werkverzeichnis der<br />
Ölgemälde, München 2011, S. 76.). Auf diesen<br />
Wanderungen stösst er dann 1927 auf das<br />
Fischerdorf Rowe, das nur durch eine Düne von<br />
der Ostsee getrennt ist, aber durch seine Lage<br />
am Garder See schwer zu erreichen ist. Die<br />
kommenden Jahre verbringt er seine<br />
Aufenthalte in Pommern überwiegend dort.<br />
Aber wie schon zuvor in Leba zieht er sich<br />
gegen 1933 auch aus Rowe zurück, da die naturbelassene<br />
Idylle durch den zunehmenden<br />
Tourismus zerstört wird.<br />
Typisch für das kleine Fischerdorf Rowe sind<br />
die zahlreichen alten, mit Schilf bedeckten<br />
Fischerkaten, die auch in dem vorliegenden<br />
Werk dargestellt sind. Rechts und links von<br />
einem kleinen Weg stehen die Fischerkaten mit<br />
weissen Fassaden und den grün-bräunlichen<br />
Schilfdächern. Weisse Wolken ziehen über sie<br />
hinweg, lassen aber die Sonne doch durchscheinen.<br />
Eindrücklich spielt Pechstein hier mit<br />
Licht und Schatten. Etwas verloren, im<br />
Vordergrund des Bildes, kommt ein kleiner<br />
Junge den Weg entlang gelaufen.<br />
Die Auseinandersetzung mit dem „Primitiven“<br />
hat immer eine besondere Rolle für die<br />
Expressionisten gespielt. Dabei wenden sie<br />
ihren Blick aber nicht nur auf fremde Kulturen,<br />
sondern auch auf die raue, noch sehr ursprüngliche<br />
Lebensweise auf dem Land, fernab der<br />
Grossstadt. Anders als noch im 19. Jahrhundert<br />
suchen die Expressionisten das natürliche und<br />
idyllische Leben und finden es in den<br />
„Primitiven“. Natürlich stellen diese Motive zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts einen Affront dar,<br />
denn die Darstellung vom oftmals sehr einfachen<br />
und ärmlichen Leben auf dem Land ist bis<br />
dato nicht Gegenstand der anerkannten<br />
Bildenden Kunst gewesen. Pechstein selbst<br />
nimmt Teil an diesem Leben und scheint grosse<br />
Inspiration aus dem einfachen Leben zu ziehen.<br />
CHF 90 000.- / 150 000.-<br />
(€ 75 000.- / 125 000.-)
| 31
Moderne Kunst<br />
| 32<br />
3225<br />
3225*<br />
HECKEL, ERICH<br />
(Döbeln 1883 - 1970 Radolfzell)<br />
Belgische Landschaft. 1916.<br />
Aquarell und Bleistift auf Papier. Unten rechts<br />
mit Bleistift signiert, betitelt und datiert:<br />
EHeckel Belgische Landschaft / 16.<br />
38 x 45 cm.<br />
Mit Expertise von Hans Geissler, Nachlass<br />
Erich Heckel, Hemmenhofen, 23. Februar 2012.<br />
Verso mit der Nummer: H41 / B1356.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 16 670.- / 25 000.-)
3226<br />
3226<br />
ROHLFS, CHRISTIAN<br />
(Gross Niendorf 1849 - 1938 Hagen)<br />
Berglandschaft mit Hütte. 1909.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts monogrammiert<br />
und datiert: CR 9.<br />
46 x 67 cm.<br />
Provenienz:<br />
- A. Flechtheim, Berlin.<br />
- Privatbesitz Berlin.<br />
- Städtisches Museum, Mönchengladbach.<br />
- Galerie Nierendorf, Berlin.<br />
- Hutton Galleries, New York 1972/73 (verso<br />
mit dem Aufkleber).<br />
- Privatbesitz USA.<br />
- Christie’s London, 1. Februar 1987, Los 193.<br />
- Privatsammlung Schweiz, in obiger Auktion<br />
erworben.<br />
Ausstellung: 1972/73 New York: German<br />
Expressionists, Hutton Galleries New York,<br />
1972-1973, Kat.Nr. 64.<br />
Literatur: Vogt, Paul (Hrsg.). Christian Rohlfs.<br />
Oeuvre-<strong>Katalog</strong> der Gemälde. Recklinghausen<br />
1978, Kat.Nr. 446 (mit Abb.).<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />
| 33
Moderne Kunst<br />
3228<br />
3228<br />
VLAMINCK, MAURICE DE<br />
(Paris 1876 - 1958 Rueil-la-Gadelière)<br />
Le panier de raisins. 1920.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert:<br />
Vlaminck.<br />
65 x 80 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Lilienfeld Galleries, New York.<br />
- Privatbesitz Genf.<br />
Ausstellung: 1939/40 San Francisco: Golden<br />
Gate International Exposition, San Francisco<br />
18. Februar 1939 - 29. September 1940.<br />
Literatur: Jean Selz, Vlaminck, S. 29 (mit<br />
Abb.).<br />
CHF 40 000.- / 60 000.-<br />
(€ 33 330.- / 50 000.-)<br />
| 34<br />
3229*<br />
SEREBRYAKOVA, ZINAIDA<br />
EVGENIEVNA<br />
(Lanceray 1884 - 1967 Paris)<br />
Frühstück. Stillleben mit Samowar und<br />
Tulpenvase. 1914.<br />
Öl auf Karton. Verso auf dem Karton kyrillisch<br />
signiert und datiert: Z. Serebriakova 1914.<br />
71,5 x 62 cm.<br />
Die Authentizität des Werkes wurde von der<br />
Tretjakov-Galerie Moskau, Z.M. Zukova und<br />
I.E. Lomise, bestätigt, Moskau 15. Juli 2003.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung Deutschland.<br />
- Christie’s London, 26. November 2006, Los<br />
400.<br />
- Privatsammlung Deutschland.<br />
CHF 60 000.- / 80 000.-<br />
(€ 50 000.- / 66 670.-)
3229<br />
| 35
Moderne Kunst<br />
3230<br />
| 36
3231<br />
3230*<br />
FOUJTA, TSUGUHARU<br />
(Edogama/Tokyo 1886 - 1968 Zurich)<br />
La Fille avec l’oiseau. 1929.<br />
Aquarellierte Federzeichnung auf feinem<br />
Japanpapier. Rechts mittig signiert und datiert:<br />
Foujita 1929, zudem japanisch signiert. Verso<br />
mit dem Stempel der Sammlung Stinnes.<br />
35,5 x 27 cm.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 20 830.- / 20 830.-)<br />
3231<br />
FOUJTA, TSUGOUHARU<br />
(Edogawa/ Tokyo 1886 - 1968 Paris)<br />
Kreuzabnahme.<br />
Öl auf groben Leinen. Unten links signiert:<br />
Foujita, zudem japanisch signiert.<br />
41 x 33 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Privatsammlung Schweiz, direkt vom Künstler<br />
erhalten.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 20 830.- / 29 170.-)<br />
| 37
Moderne Kunst<br />
3232<br />
SCHAD, CHRISTIAN<br />
(Miesbach 1894 - 1982 Stuttgart)<br />
Napoli. 1951.<br />
Öl auf Hartfaserplatte. Unten rechts signiert:<br />
SCHAD. Zudem verso eigenhändig mit Bleistift<br />
bezeichnet: „Christian Schad, Napoli, 1951.“<br />
62 x 53,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Atelier des Künstlers bis 1979.<br />
- Kunstkabinett G. A. Richter Stuttgart-<br />
Rottach-Egern.<br />
- Galerie Neher, Essen.<br />
- Privatbesitz Schweiz.<br />
Ausstellungen:<br />
- 1955 Aschaffenburg: „Christian Schad. Bilder,<br />
Graphik“. Museum der Stadt Aschaffenburg<br />
im Schlossmuseum, 1955.<br />
- 1979 Stuttgart: „Christian Schad. Vom<br />
Expressionismus zum Magischen Realismus“.<br />
Werke aus sieben Jahrzehnten. Kunstkabinett<br />
G. A. Richter Stuttgart, 1979.<br />
- 1986 London: „German Expressionism“,<br />
Galerie Neher, London 1986.<br />
- 1994/1995 Aschaffenburg: „Christian Schad.<br />
Die späten Jahre 1942 - 1982“, Jesuitenkirche,<br />
Galerie der Stadt Aschaffenburg, 18.9. -<br />
13.11.1994 und Museum Moderner Kunst,<br />
Stiftung Wörlen, Passau, 18.11.1994-<br />
26.2.1995, und Kunsthalle Wilhelmshaven,<br />
9.3. - 23.4.1995, S. 111 (mit Abb.).<br />
Literatur:<br />
- Ratzka, Thomas. Christian Schad 1894-1982:<br />
Werkverzeichnis, hrsg. von der Christian-<br />
Schad-Stiftung Aschaffenburg.<br />
Werkverzeichnis Malerei, Köln Wienland<br />
2008, Bd. 1 , Kat.Nr. 175 (mit Abb.).<br />
- Richter, Günter A. (Hrsg.). Christian Schad:<br />
Texte, Materialien, Dokumente, Rottach-<br />
Egern 2004, S. 41 (mit Abb.).<br />
| 38<br />
Im Mittelpunkt des Gemäldes stellt Schad eine<br />
Frau in gelber Bluse mit blondem Haar dar, sie<br />
blickt den Betrachter an. Porträtiert ist Bettina<br />
Mittelstädt, die zweite Frau des Malers. Zwei<br />
weitere, uns unbekannte Frauen, flankieren<br />
Bettina. Eine- die, vom rechten Bildrand angeschnitten<br />
ist - umfasst Bettina an der Schulter.<br />
Eine dritte ist im Kopfprofil wiedergegeben. Im<br />
Hintergrund links sind Wohnbauten platziert<br />
und italienische Reklameaufschriften geben<br />
über die Läden im Erdgeschoss Auskunft.<br />
Entstanden ist das Gemälde in Aschaffenburg,<br />
jedoch bildet es sowohl thematisch wie motivisch<br />
einen Rückgriff auf Schads Zeit in<br />
Neapel, eine Stadt die er 1920 zum ersten Mal<br />
besucht und anschliessend auch einige Jahre<br />
dort lebt. Überwältigt spricht er von der Stadt<br />
und „alle Vorstellungen und Erfahrungen [wurden]<br />
über den Haufen geworfen.“ (Richter, S.<br />
92). Die Eindrücke in Neapel bewegen ihn dazu<br />
sich einer realistischen Malweise zuzuwenden<br />
und so entstehen Werke, für die er später als<br />
Exponent der Neuen Sachlichkeit gefeiert wird.<br />
Das vorliegende Gemälde malt Schad - wie<br />
erwähnt - erst 1951, doch es hat die Klarheit<br />
und die Leuchtkraft seiner früheren Werke. Es<br />
gelingt ihm einen intensiven Augenkontakt zwischen<br />
dem Betrachter und der dargestellten<br />
Person herzustellen, der Betrachter wird durch<br />
Bettinas Blick förmlich in das Bild hineingezogen.<br />
Die Komposition des hier angebotenen<br />
Werkes ist wie eine Momentaufnahme angelegt.<br />
Zwei Frauen sind angeschnitten wiedergegeben<br />
und die städtischen Wohnhäuser verorten das<br />
Bild, wie der Titel evoziert in Neapel.<br />
Ursprünglich war das Gemälde als Porträt von<br />
Bettina angelegt worden. Dann gefiel es Schad<br />
nicht mehr, und er wandelte es in vorliegende<br />
dreifigurige Komposition mit der Reminiszenz<br />
an Neapel um (Ratzka 2008).<br />
So beschreibt Günter A. Richter (Richter 2004)<br />
treffend: „Neapel als Kulisse der Häuser mit den<br />
schlankhohen Fenstern, dem tiefen, dunkelblauen<br />
Himmel. Bettina in der Mitte des Bildes. Es<br />
geht nicht um Bettina.... Drei Frauen aus dem<br />
Schmelztiegel der Stadt. Das Rohe, das<br />
Ungeschliffene, Vulgäre. Die Schminke, die<br />
Frisuren: die billige Tünche, die nur Bewegung<br />
und Lärm ins Kolorit tauchen.“<br />
„Napoli“ ist das ausdruckstärkste Werk des<br />
Künstlers aus dieser Schaffensperiode, meisterhaft<br />
in seiner Komposition und Malweise.<br />
CHF 90 000.- / 180 000.-<br />
(€ 75 000.- / 150 000.-)
3232<br />
| 39
Moderne Kunst<br />
| 40<br />
3233<br />
3233*<br />
MAILLOL, ARISTIDE<br />
(1861 Banyuls-sur-Mer 1944)<br />
Femme nue debout en face, un bras levé.<br />
Rötel auf Papier. Unten rechts mit dem<br />
Atelierstempel: M.<br />
30,7 x 23 cm.<br />
Mit Zertifikat von Olivier Lorquin, Musée<br />
Maillol, Paris, 9. März 2010. Expertise Nr. 2775.<br />
CHF 8 000.- / 10 000.-<br />
(€ 6 670.- / 8 330.-)<br />
3234*<br />
MUELLER, OTTO<br />
(Liebau 1874 - 1930 Breslau)<br />
Stehender Akt. Um 1928.<br />
Kohle und Farbstift auf Papier. Unten rechts signiert: Otto Mueller.<br />
49,5 x 38 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Bernhard A. Böhmer, Güstrow.<br />
- Privatsammlung Deutschland.<br />
Literatur: Lüttichau, Mario-Andreas von; Pirsig, Tanja. Otto Müller,<br />
Werkverzeichnis der Gemälde und Zeichnungen, München 2003,<br />
Kat.Nr. 818 (mit Abb.).<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 15 000.- / 23 330.-)
3234<br />
| 41
Moderne Kunst<br />
© Miserachs/Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres, 2012. Image Rights of<br />
Salvador Dalí reserved. Fundació Gala-Salvador Dalí, Figueres, 2012.<br />
3235<br />
DALÍ, SALVADOR<br />
(1904 Figueras 1989)<br />
Venus und Amoretten (Venus y cupidillos).<br />
1925.<br />
Öl auf Holz. Unten links signiert und datiert:<br />
Salvador Dali 1925.<br />
23 x 23,5 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Mercè Ros, Barcelona.<br />
- Privatsammlung Deutschland.<br />
Literatur:<br />
- Folch i torres, J. El pintor Salvador Dalí. In:<br />
Gaseta de les Arts (Nr. 60, 3 Jg.), Barcelona,<br />
1. November 1926 , S. 2 (mit Abb.).<br />
- Gaya Nuno, Juan Antonio. Salvador Dalí.<br />
Imprenta Clarasó:Barcelona 1950. Abb. T. 3.<br />
- Descharnes, R.; Néret, G. Salvador Dalí,<br />
l’oeuvre peint 1904-1946, Köln 1994, Bd. I, S.<br />
97, Nr. 212 (mit Abb.).<br />
- Fundació Gala-Salvador Dalí, Salvador Dalí,<br />
Catalogue Raisonné of Paintings, Nr. 161,<br />
www.salvador-dali.org.<br />
- Descharnes, Robert. Die Eroberung des<br />
Irrationalen, DALI, sein Leben - sein Werk,<br />
Köln 1984, S. 50 (mit Abb.).<br />
„Die schönen Formen sind gerade Flächen mit<br />
Rundungen. Formen sind dann schön, wenn sie<br />
| 42<br />
Festigkeit und Fülle haben, wenn die Details<br />
jedoch nicht den Gesamtaspekt der grossen<br />
Körpermasse beeinträchtigen.“ Mit diesem Zitat<br />
von Jean-Auguste-Dominique Ingres (1780-<br />
1867) kommentiert Salvador Dalí 1925 den<br />
<strong>Katalog</strong> zu seiner ersten Ausstellung in der<br />
Galerie Dalmau in Barcelona. Der junge Dalí<br />
befindet sich gerade in einer Periode seines<br />
Schaffens, die man als Ingres-Phase bezeichnen<br />
könnte, und die Verehrung für den klassizistischen<br />
Maler wird in „Venus und Amoretten“ aus<br />
demselben Jahr sichtbar. Der Rückenakt seiner<br />
Venus mit ihrem elegant geschwungenen<br />
Rückgrat, dem ausladenden Gesäss und der<br />
leichten Drehung zur rechten Seite sind deutliche<br />
Zitate von Ingres´ berühmten Akten wie<br />
„Die Badende von Valpincon“ („La Baigneuse“<br />
von 1808) oder dessen Spätwerk „Das türkische<br />
Bad“ („Le Bain turc“ von 1862), die sich heute<br />
beide im Pariser Louvre befinden. Zeitgleich<br />
beschäftigt sich übrigens ein weiterer Surrealist,<br />
der vor allem für seine Fotografien bekannt<br />
gewordene Man Ray, in Paris mit Ingres. Sein<br />
Werk „Le Violon d’Ingres“ (1924), das den<br />
nackten, in Manier der Ingresschen Rückenakte<br />
fotografierten Ansicht seiner Geliebten und<br />
Muse Kiki de Montparnasse mit zwei aufgemalten<br />
Öffnungen eines Cellos zeigt, gehört zu dessen<br />
bekanntesten Werken.<br />
1924/25 malt Dalí einige weitere<br />
Rückenansichten und -akte, für die meist seine<br />
jüngere Schwester Ana María und seine<br />
Cousine Montserrat Modell stehen. Auch auf<br />
dem Plakat der bereits erwähnten<br />
Einzelausstellung in der Galerie Dalmau ist ein<br />
„Junges Mädchen mit entblösstem Rücken aus<br />
Esquena“ (oder „Sitzendes Mädchen von hinten“,<br />
Museo Nacional Centro de Arte Reina<br />
Sofía, Madrid) abgebildet. Realistische weibliche<br />
Akte und Hinterteile bilden ab dieser Zeit<br />
einen wichtigen Teil des Dalíschen<br />
Motivrepertoires.
| 43
Moderne Kunst<br />
Sein eigentliches surrealistisches Schaffen wird<br />
um 1929 angesetzt. Doch die kühle Farbpalette<br />
aus Blau- Grau- und Brauntönen unseres Bildes<br />
und die drei gesichtslosen Amoretten auf der<br />
linken Bildseite - insbesondere der schwebende<br />
Putto mit dem rosa Stoffband - vermitteln eine<br />
traumähnliche, unwirkliche Atmosphäre. Rechts<br />
oben eröffnet ein eigentümliches Wolkengebilde<br />
eine Art zweite Welt, eine doppelte Realität.<br />
Dort türmt sich hinter den dichten, diagonal<br />
verlaufenden Schleierwolken ein grauer Berg,<br />
als wachse dort ein Gebirge aus der Luft. Venus<br />
und ihre Amoretten sitzen auf flachen grauen<br />
Steinen, die vor einer Steilküste mit schroffen<br />
Felsen aus dem Meer ragen. Es sind die von den<br />
Elementen wild zerklüfteten Felsen an der katalanischen<br />
Küste nahe Cadaqués, die Dalí über<br />
alles liebt und die nur wenige Jahre später die<br />
Szenerie für Dalís berühmtesten surrealistischen<br />
Bilder bilden wird - man denke nur an die<br />
Uhren, die in „La persistence de la mémoire“<br />
(1931, The Museum of Modern Art, New York)<br />
vor dem Hintergrund einer Küste mit rechts<br />
aufragenden Felsen zerfliessen.<br />
Dass Dalí sich intensiv mit den wichtigsten<br />
künstlerischen Strömungen seiner Zeit - dem<br />
Impressionismus, Kubismus, Neo-Klassizismus -<br />
auseinandergesetzt hat, ist umfangreich dokumentiert.<br />
Aber es ist der vielleicht gewagte<br />
Vergleich mit der wohl berühmtesten Venus-<br />
Darstellung der Kunstgeschichte, Botticellis<br />
„Geburt der Venus“ (um 1484-85, Uffizien,<br />
Florenz), der wichtige Ansätze für die<br />
Entschlüsselung unseres Bildes ergibt. Dieses<br />
Gemälde stellt eigentlich nicht die Geburt, sondern<br />
die Ankunft der auf einer Jakobsmuschel<br />
gleitenden Schaumgeborenen am Strand von<br />
| 44<br />
Sandro Botticelli. Die Geburt der Venus. Ca. 1484-85. Tempera auf Leinwand. 172,5 x 278,5 cm.<br />
©Uffizien, Florenz.<br />
Zypern dar. Links treibt sie der Westwind<br />
Zephyr an die lieblichen Gestade; er hält wohl<br />
die Nymphe Chloris im Arm, die sich erst<br />
durch seine Umschlingung in Flora, die Göttin<br />
der Frühlingsblüte, verwandelt. Am Strand wird<br />
Venus von einer der Horen, der Göttinnen der<br />
Jahreszeiten, mit einem rötlichen, blumengeschmückten<br />
Mantel empfangen.<br />
Dalís „Venus und Amoretten“ zeigt bemerkenswerte<br />
kompositorische Parallelen zu dieser<br />
Ikone der Renaissance. Er hat allerdings die<br />
Darstellung um 180 ° gedreht, sodass wir den<br />
Rücken der auf den Felsen sitzenden Venus zu<br />
sehen bekommen, während sich das hier als<br />
schroffes, abweisendes Terrain gestaltete Ufer<br />
nun links befindet. Selbst der links in weiter<br />
Ferne liegende flache Strand wirkt kahl und<br />
uneinladend. Kein Paradiesgarten für Venus!<br />
Zephyr und Chloris - hier als zwei Knaben dargestellt<br />
- kümmern sich nicht um die gestrandete<br />
Liebesgöttin und lassen sie auf dem kahlen,<br />
kalten Felsen sitzen, während sie sich selbst<br />
nicht der mystischen Vereinigung, sondern einer<br />
ungehemmten Umarmung hingeben. Man<br />
beachte den Putto, der beim Akt mit seiner linken<br />
Hand eine Halsfalte des zurückgelehnten<br />
Partners kneift. Der wiederum hält achtlos in<br />
seiner Rechten das Zeichen der Venus, die<br />
Jakobsmuschel, aus der Wasser ins Meer rinnt.<br />
Aus dem schützenden, prachtvoll geschmückten<br />
rötlichen Mantel ist ein schmales Bändchen<br />
geworden, mit dem sich der ziemlich ineffektiv<br />
links oben schwebende Putto beschäftigt. Nur<br />
ein kleiner Putto rechts neben Venus richtet<br />
seine Aufmerksamkeit auf sie und zeigt ihr eine<br />
Spitzschnecke.<br />
Das Gesicht der recht korpulenten Schönheit ist<br />
dunkel verschattet und nur im Profil zu sehen.<br />
Während die nackte Venus bei Botticelli ihre<br />
Blösse mit den langen Haaren verdeckt, hat<br />
Dalís Liebesgöttin vorne ein weisses Tuch über<br />
die Scham gelegt. Doch untergräbt der Maler<br />
ihre Sittlichkeit mit dem wohl ersten seiner<br />
berühmten Vexierbilder: Betrachtet man genau<br />
den unteren Rücken und das Gesäss, so kann<br />
man eine Frau erkennen, die sich zurücklehnt<br />
und ihre gespreizten Beine angezogen hat und<br />
so ihre offene Vulva darbietet, die durch die<br />
Pofalte der Venus gebildet wird. Dalís „Venus<br />
und Amoretten“ kann also als moderne, ironisierende<br />
Interpretation des berühmten Gemäldes<br />
von Botticelli gelesen werden, in der sich malerisches<br />
Können mit seinen wichtigsten<br />
Motivsträngen zu einem „prä-surrealistsichen“<br />
Meisterwerk verdichten.<br />
CHF 1 500 000.- / 2 200 000.-<br />
(€ 1 250 000.- / 1 833 330.-)
3235<br />
| 45
Moderne Kunst<br />
| 46<br />
3236<br />
3236*<br />
DALÍ, SALVADOR<br />
(1904 Figueras 1989)<br />
Étude de mobilier. Um 1934.<br />
Tusche auf Papier. Unten rechts signiert: S.<br />
Dali. Zudem verso signiert unten links: Dali.<br />
31,6 x 23,6 cm.<br />
Die Authentizität der Zeichnung wurde von<br />
Nicolas und Robert Decharnes bestätigt. Das<br />
Werk ist im Archiv Descharnes unter der<br />
Nummer d5025 registriert.<br />
Provenienz: Privatsammlung Deutschland.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 8 330.- / 12 500.-)
3237<br />
3237<br />
ROY, PIERRE<br />
(Nantes 1880 - 1950 Mailand)<br />
Querelle d’Hiver. 1940.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert: P. Roy.<br />
59 x 80 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Galerie André François Petit, Paris (verso mit<br />
Etikett).<br />
- Dalzell Hatfield Galleries, Los Angeles (verso<br />
mit Etikett).<br />
- Privatbesitz Schweiz.<br />
Ausstellung: 1967 Paris: Pierre Roy. 1880 - 1950.<br />
Galerie André François Petit, Paris (mit Abb.).<br />
Pierre Roy versteht seine Malerei ähnlich wie<br />
David Lynch seine Filme. Die Werke entstünden<br />
ohne jegliche symbolistische Intention, er<br />
habe, wie er selbst über sich schreibt beim<br />
Malen überhaupt keine Philosophie. Die tieferen<br />
Zusammenhänge erschliessen sich erst auch<br />
für ihn als Maler im Nachhinein; dies mache<br />
den Surrealismus ja gerade aus.<br />
Der inzwischen leider zu unrecht etwas in<br />
Vergessenheit geratene Surrealist Pierre Roy<br />
schreibt in einem Antworteschreiben auf eine<br />
Anfrage des Museum of Modern Art New York<br />
über dieses Gemälde: „Après avoir peint une<br />
table de faux marbre, avec deux bûches dressées<br />
dessus, sur un ciel d’hiver tourmenté je compris<br />
que c’était l’histoire d’une liaison dont j’avais été<br />
mis au courrant. La bûche de gauche, plus ou<br />
moins phallique, c’était l’homme. Celle de droite,<br />
la femme peut être enceinte ou dotée d’une<br />
grosse poitrine. L’une et l’autre affrontées, et<br />
séparées par une canne (pouvant aussi bien servir<br />
à la marche qu’à battre quelqu’un) des feuilles<br />
mortes (évoquant déclin et tristesse) des oignons<br />
(évoquant des pleurs). J’appelai cette peinture<br />
: « Querelle d’Hiver ». Ce qui est intéressant,<br />
c’est que j’ai fait cette œuvre sans la<br />
moindre idée préconçue et sans intention volontaire.<br />
Je suppose que c’est ce qu’on appelle<br />
Surréalisme, qui a existé depuis que le monde<br />
est le monde.“ (Zit. nach Ausstellungskatalog<br />
1967, Pierre Roy, Galerie André François Petit).<br />
CHF 15 000.- / 18 000.-<br />
(€ 12 500.- / 15 000.-)<br />
| 47
Moderne Kunst<br />
3238<br />
3238*<br />
DE CHIRICO, GIORGIO<br />
(Volos 1888 - 1978 Rom)<br />
Cavallo in riva al mare. Um 1935.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert: G. de<br />
Chirico.<br />
24 x 41 cm.<br />
Die Authentizität des Werkes wurde von der<br />
Fondazione Giorgio e Isa de Chirico, Rom,<br />
bestätigt. Es ist dort unter der Nummer 101/80<br />
registriert.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung Pallini.<br />
- Galleria del Milione, Rom, 1973.<br />
- Il Ridotto Galleria d’ Arte Moderna, Turin.<br />
- Pier Maria Bardi, Sao Paolo.<br />
- Privatsammlung Italien.<br />
- Wohl Privatsammlung Deutschland.<br />
- Privatsammlung Schweiz.<br />
Giorgio de Chirico, 1880 als Sohn italienischer<br />
Eltern auf Volos in Griechenland geboren,<br />
beschäftigt sich bereits vor dem Ersten<br />
Weltkrieg mit der Frage, wie der<br />
Impressionismus als Malerei des schönen<br />
Scheins überwunden und zum eigentlichen<br />
Kern der Dinge vorgedrungen werden kann und<br />
formuliert die Ästhetik der „pittura metafisica“,<br />
der Darstellung von „metaphysischen“ Räumen<br />
von grosser Einsamkeit und Leere und ebenso<br />
grosser Verrätselung. Dafür greift de Chirico auf<br />
die Meister der italienischen Frührenaissance -<br />
Uccello, Masaccio, Piero della Francesca -<br />
zurück, zu ihrer präzisen Wiedergabe von<br />
| 48<br />
Figuren und Dingen sowie ihrer ebenso sorgfältig<br />
kalkulierten wie irritierenden Perspektive. Im<br />
formalen Bildaufbau folgt er den Theorien der<br />
italienischen Frühklassik und übernimmt als<br />
„Handlungsorte“ für seine Werke deren<br />
Schauplätze, und studiert die Farbgebung der<br />
grossen Koloristen bis hin zu Renoir. In die auf<br />
Leinwand projizierten menschenleeren Plätze<br />
treten in der Folge die „manichini“<br />
(Schaufensterpuppen), Phantome aus Holz und<br />
Leder, und Gegenstände ohne Bezug untereinander.<br />
De Chiricos Erschaffen einer traumhaften<br />
Wirklichkeit, in dieser paradoxen<br />
Verbindung des Widersprüchlichen, wird später<br />
von den Surrealisten zur Grundlage ihrer<br />
Ästhetik genommen. Unbeeindruckt von<br />
Impressionismus, Fauvismus oder Futurismus<br />
findet de Chirico zu seiner ganz persönlichen<br />
Ausdrucksform. Das hier angebotene Werk,<br />
entstanden um 1935, versteht sich vor dem<br />
Hintergrund des reifen Werkes de Chiricos als<br />
wunderbares Beispiel für die Qualität des<br />
Frühwerks des Künstlers.<br />
CHF 50 000.- / 70 000.-<br />
(€ 41 670.- / 58 330.-)
3239<br />
3239<br />
DE CHIRICO, GIORGIO<br />
(Volos 1888 - 1978 Rom)<br />
Landschaft mit Tempel (bei Mefistofele).<br />
Anfang 1950er Jahre.<br />
Öl auf Leinwand, fest auf Holzplatte aufgelegt.<br />
Unten rechts signiert: G. de chirico.<br />
39,8 x 50 cm.<br />
Die Authentizität des Werkes wurde von der<br />
Fondazione Giorgio e Isa de Chirico, Rom,<br />
bestätigt. Es ist dort unter der Nummer<br />
0015/03/10 OT registriert.<br />
Provenienz: Direkt beim Künstler erworben,<br />
seither in Schweizer Privatsammlung.<br />
CHF 75 000.- / 95 000.-<br />
(€ 62 500.- / 79 170.-)<br />
| 49
Moderne Kunst<br />
3240*<br />
DALÍ, SALVADOR<br />
(1904 Figueras 1989)<br />
Benvenuto Cellini und Jupiter. 1945.<br />
Aquarell, Bleistift und Tinte auf feinem Karton.<br />
Unten links signiert und datiert: Dalí 1945.<br />
Zudem am unteren Rand, ausserhalb der<br />
Darstellung von Gala bezeichnet: volume 2ieme<br />
page 42 „j’allumai m’a torche et comme elle se<br />
trouvait un peu au dessus de la tête du Jupiter,<br />
... produisaient un effet merveilleux.“<br />
18,8 x 10,8 cm.<br />
Die Authentizität des Werkes wurde von<br />
Nicolas Descharnes bestätigt, Mai 2012, das<br />
Zertifikat ist von Robert, Nicolas und Oliver<br />
Descharnes unterschrieben.<br />
Provenienz:<br />
- Galerie du Dragon, Paris.<br />
- Christie’s London, 5. Dezember 1978, Los<br />
170 (mit Abb).<br />
Als im Jahre 1936 in Spanien der Bürgerkrieg<br />
ausbricht, verlassen Salvador Dalí und seine<br />
Frau Gala das Land und reisen einige Zeit ohne<br />
festes Ziel durch Europa. Sie stranden in Italien<br />
und verbringen hier einige Monate. Die Werke<br />
der Italienischen Meister der Renaissance beeindrucken<br />
Dalí sehr und er wird Zeit seines<br />
Lebens immer auf diese Erfahrung zurückgreifen.<br />
Über London reist das Paar weiter in die<br />
USA, dort wird Salvador Dalí ein triumphaler<br />
Empfang bereitet und er wird als „Mister<br />
Surrealism“ gefeiert, sein Foto, gemacht von<br />
Man Ray, ziert im Dezember 1936 sogar die<br />
Titelseite des Time Magazine. Im Januar 1939<br />
kehren Gala und Salvador nach Südfrankreich<br />
zurück und leben dort in Arcachon, wo sich<br />
auch Marcel Duchamp, Coco Chanel und<br />
Leonor Fini zurückgezogen haben. Die deutschen<br />
Truppen besetzen 1940 Frankreich und<br />
die Dalís verlassen Europa erneut in Richtung<br />
der Vereinigten Staaten von Amerika. Sie<br />
| 50<br />
leben bei Freunden in Kalifornien und New<br />
York. Erst 1948 verlassen die Dalís die USA<br />
und reisen zurück in ihr Haus in Portlligat an<br />
der spanischen Mittelmeerküste.<br />
Im November 1941 eröffnet das Museum of<br />
Modern Art in New York eine Retrospektive<br />
der spanischen Surrealisten Miró und Dalí.<br />
Diese Ausstellung zieht als Wanderausstellung<br />
durch acht Städte der USA, beide Künstler sind<br />
nun in aller Munde. Dalí trifft in diesem<br />
Zusammenhang den Schweizer Surrealisten und<br />
Schriftsteller Maurice-Yves Sandoz, der in diesen<br />
Jahren ebenfalls in New York lebt. Sandoz<br />
bittet Salvador Dalí seine Bücher zu illustrieren.<br />
Diese feinen und sehr lusxuriösen Bücher fallen<br />
dem New Yorker Verlag Doubleday auf, der<br />
Dalí für die Illustrationen von drei bedeutenden<br />
Werken gewinnt So entstehen zwischen 1945-<br />
47 die Buchillustrationen für die<br />
„Autobiographie von Benvenuto Cellini“, für die<br />
„Essays von Michel de Montaigne“ und für<br />
„Don Quixote de la Mancha“. In der<br />
Autobiographie von Benvenuto Cellini, übersetzt<br />
von J.A. Symonds, Doubleday New York,<br />
1946 werden einundvierzig Zeichnungen von<br />
Dalí abgedruckt, die die bewegenden Momente<br />
im Leben Cellinis illustrieren. Die grösste<br />
Anzahl dieser Originalzeichnungen für die<br />
„Autobiographie von Benvenuto Cellinis“ befinden<br />
sich heute in der Sammlung der „Gala-<br />
Salvador Dalí Foundation“ in Fuigeras. Unsere<br />
Zeichnung ist ebenfalls ein Entwurf, und zwar<br />
für die Illustration auf S. 309 und befand sich<br />
seit Jahrzehnten in Privatbesitz. Sie zeigt einen<br />
künstlerisch bedeutenden Moment im Leben<br />
des populären italienischen Bildhauers. Mit<br />
einer Fackel leuchtet Cellini auf die Statue von<br />
Jupiter und durch das sich bündelnde Licht der<br />
Fackel, erscheint die Skulptur in einem neuen<br />
Licht und begeistert den Bildhauer erneut.<br />
Meisterhaft gibt Dalí hier diesen erhellenden<br />
Moment wieder. Mit gekonnter Hand setzt er<br />
die Pinselstriche und die Linien der Feder, so<br />
dass er das Momenthafte der Situation ebenso<br />
wie das Geniale des italienischen Bildhauers in<br />
dieser kleinformatigen Zeichnung einfängt.<br />
CHF 150 000.- / 180 000.-<br />
(€ 125 000.- / 150 000.-)
3240<br />
| 51
Moderne Kunst<br />
| 52<br />
3241<br />
3241*<br />
KLEE, PAUL<br />
(Münchenbuchsee/Bern 1879 - 1940 Muralto)<br />
Überfall durch ein Tier. 1940.<br />
Schwarze Kleisterfarbe auf Papier, auf Karton.<br />
Unten links auf dem Blatt und dem Karton signiert,<br />
datiert und bezeichnet: Klee 1940 K1,<br />
zudem unten rechts betitelt.<br />
21 x 29,5 cm (Blattmass Zeichnung), 33 x 41 cm<br />
(Unterlagekarton).<br />
Provenienz:<br />
- Lily Klee, Bern (ab 1940).<br />
- Werner Allenbach, Bern (bis 1956).<br />
- Berggruen & Cie, Paris (1956).<br />
- Moderne Galerie Otto Stangl, München (ab<br />
1956).<br />
- Sammlung Dr. Hans Hülsberg, Hagen (ab<br />
1960).<br />
- Privatsammlung Deutschland (ab 1976).<br />
Ausstellung: 1940 Zürich, Paul Klee, Kat.Nr.<br />
155.<br />
Literatur: Paul Klee Stiftung (Hrsg.). Catalogue<br />
Raisonné Paul Klee. Bern 1991, Bd. 9, S. 179,<br />
Nr. 9300 (mit Abb.).<br />
CHF 15 000.- / 25 000.-<br />
(€ 12 500.- / 20 830.-)
3242<br />
3242*<br />
FEININGER, LYONEL<br />
(1871 New York 1956)<br />
Scuttling Away. 1947.<br />
Tuschfeder und Aquarell auf Papier. Unten links<br />
signiert: Feininger. Unten rechts datiert: 23.<br />
IX.47. Verso mit Tuschfederskizze und dem<br />
Titel in Bleistift: SCUTTLING AWAY.<br />
23,3 x 30,9 cm.<br />
Achim Moeller hat die Echtheit des Werkes<br />
bestätigt. Das Werk ist im Archiv des Lyonel<br />
Feininger Project, New York - Berlin, mit der<br />
Nummer 277-11-18-09 registriert.<br />
Ein kristallblaues Meer mit einem einsamen<br />
Segelschiff, in dessen Hintergrund Eisschollen<br />
in das zart lila-blaue Firmament mit dem hochstehenden<br />
Halbmond empor ragen. Im<br />
Vordergrund eine Gruppe angedeuteter<br />
Menschen auf einem schmalen Küstenstreifen.<br />
„Scuttling Away“ -“davoneilen“ hat Lyonel<br />
Feininger dieses Aquarell aus dem Jahr 1947<br />
betitelt. Doch die changierenden Farben und<br />
die sorgfältig gesetzten Linien laden eher zum<br />
Verweilen ein. Zum Eintauchen in eine Welt, in<br />
der vieles nur angedeutet ist und sich nur erahnen<br />
lässt, wohin die Menschen zu so später<br />
Stunde gehen.<br />
CHF 20 000.- / 30 000.-<br />
(€ 16 670.- / 25 000.-)<br />
| 53
Moderne Kunst<br />
3243*<br />
KIRCHNER, ERNST LUDWIG<br />
(Aschaffenburg 1880 - 1938 Davos)<br />
Sängerin am Klavier. Um 1935.<br />
Aquarell und Tusche auf Papier. Unten links<br />
mit Bleistift signiert: ELKirchner.<br />
49,3 x 34,7 cm.<br />
Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner<br />
Archiv Wichtrach/Bern dokumentiert.<br />
Literatur: Vgl. Ketter, Roman Norbert (Hrsg.).<br />
Ernst Ludwig Kirchner, Zeichnungen und<br />
Pastelle, Stuttgart und Zürich 1979.<br />
Mit schwungvollen Strichen umreisst Kirchner<br />
die Kontur der Sängerin, welche im Seitenprofil<br />
wiedergegeben ist. Flügel und Pianist sind im<br />
Gegensatz zur Sängerin klein dargestellt. Die<br />
Körper sind ausgespart und setzen sich vom<br />
lavierten Hintergrund ab. Das Lavis ist in verschiedenen<br />
Hell-Dunkel Abstufungen angebracht,<br />
unterstreicht die Präsenz des Klaviers<br />
und die elegante Rückenlinie der Sängerin. Das<br />
Stilmittel des „Negativeffekts“, bewirkt durch<br />
die ausgesparten Körper gegen den dunklen<br />
Hintergrund, wendet Kirchner auch in der<br />
Tuschfederzeichnung betitelt „Tänzerin“ von<br />
1931 an (Ketterer, 1979, <strong>Katalog</strong> 93). Das Motiv<br />
und die körperliche Haltung des Seitenprofils<br />
nach links und die erhobenen Arme der<br />
Hauptfigur ist ebenfalls vergleichbar zum vorliegenden<br />
Blatt.<br />
| 54<br />
Die meisterhafte Perfektion der Linienführung<br />
zeigt den grossen Zeichner Ernst Ludwig<br />
Kirchner auch in diesem Werk. Es stellt nicht<br />
nur eine Sängerin und ein Klavier dar, sondern<br />
mit dem gekonnten Einsatz der Linien und<br />
Farbflächen versetzt Kirchner das Blatt in<br />
Vibration, so dass der Betrachter nicht nur<br />
sehen, sondern das Werk auch hören kann. Die<br />
Musik scheint förmlich aus dem Bild heraus zu<br />
strömen. Meisterhaft verbindet Kirchner in diesem<br />
Aquarell die Bewegung mit dem Stillstand.<br />
CHF 40 000.- / 60 000.-<br />
(€ 33 330.- / 50 000.-)
3243<br />
| 55
Moderne Kunst<br />
| 56<br />
3244
3245<br />
3244<br />
SCHMIDT-ROTTLUFF, KARL<br />
(Rottluff 1884 - 1976 Berlin)<br />
Stillleben mit Flasche und Blumen.<br />
1940er Jahre.<br />
Farbkreide über Tusche auf Papier. Unten links<br />
signiert: SRottluff.<br />
40 x 25 cm.<br />
Wir danken Prof. Gerlinger für seine wissenschaftliche<br />
Unterstützung.<br />
Provenienz:<br />
- Galerie Kornfeld, Bern 1995.<br />
- Privatsammlung Schweiz.<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />
3245<br />
DIX, OTTO<br />
(Untermhaus b. Gera 1891 - 1969 Singen/<br />
Hohentwiel)<br />
Dorf im Schnee. 1955.<br />
Aquarell auf Papier. Unten rechts signiert und<br />
datiert: Dix 1955.<br />
39 x 52 cm.<br />
Die Authentizität der Arbeit wurde von Rainer<br />
Pfefferkorn bestätigt. Das Werk wird in das in<br />
Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis der<br />
Aquarelle von Otto Dix aufgenommen.<br />
Provenienz: Privatbesitz Schweiz.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />
| 57
Moderne Kunst<br />
3246*<br />
DIX, OTTO<br />
(Untermhaus b. Gera 1891 - 1969 Singen/<br />
Hohentwiel)<br />
Landschaft mit Blaukraut. 1947.<br />
Öl auf Hartfaserplatte. Unten rechts datiert und<br />
mit Ligatur: 4 DIX 7.<br />
85 x 79,5 cm.<br />
Literatur: Löffler, Fritz. Otto Dix 1891 - 1969:<br />
Oeuvre der Gemälde, Recklinghausen 1981, S.<br />
251, Nr. 1947/15 (mit Abb.).<br />
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.<br />
Nach einigen Reisen in die Schweiz lässt Otto<br />
Dix sich 1936 in Hemmenhofen am Bodensee<br />
nieder. Während der Kriegsjahre hält er sich in<br />
Dresden, der Schweiz und in Böhmen auf, entscheidet<br />
sich jedoch 1946 nach Hemmenhofen<br />
zurückzukehren. Trotz der sehr schwierigen<br />
Situation in der Nachkriegszeit, sind diese Jahre<br />
unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in seinem<br />
Oeuvre sehr produktive Jahre. Schon während<br />
des Krieges, um schnell und somit viel<br />
malen zu können, wendet er sich von der<br />
Lasurmalerei ab hin zur alla prima Malerei.<br />
| 58<br />
Im Vordergrund rechts unseres Werkes fällt<br />
sofort das titelgebende Blaukraut ins Auge. Im<br />
Kontrast dazu erheben sich dahinter und seitlich<br />
goldgelbe Ähren, die sich bis zum Horizont ziehen.<br />
Dort scheint sich mit bedrohlichen, dunklen<br />
Wolken ein Sturm zusammenzubrauen. Im<br />
rechten Bildhintergrund steht geschützt unter<br />
Bäumen ein kleines Haus, das durch seine weisse<br />
Fassade heraussticht. Der schnelle und<br />
dynamische Pinselstrich unterstreicht die<br />
Dramatik des Bildes.<br />
Die Landschaftsdarstellungen in der zweiten<br />
Hälfte der 1940er Jahre entstehen in der<br />
Umgebung von Hemmenhofen, wie wohl auch<br />
das vorliegende Werk. In nur wenigen Jahren<br />
vollzieht sich in seiner Malerei die Hinwendung<br />
zum Expressiven Realismus. Während die<br />
Landschaftsdarstellungen aus dem Jahr 1946 mit<br />
ihrer Genauigkeit und Detailliertheit an die<br />
Arbeiten der frühen 1940er Jahre erinnern, werden<br />
die Werke ab 1947 expressiver, grosszügiger<br />
in den Motiven und letztendlich abstrakter. Das<br />
vorliegende Werk von 1947 zeigt eindrucksvoll<br />
diese Entwicklung. Während der pastose<br />
Farbauftrag und die Dynamik schon für den<br />
Expressiven Realismus sprechen, so bleibt doch<br />
die Darstellung präzise und detailliert.<br />
CHF 60 000.- / 80 000.-<br />
(€ 50 000.- / 66 670.-)
3246<br />
| 59
Moderne Kunst<br />
| 60<br />
3247<br />
3247<br />
KOKOSCHKA, OSAKR<br />
(Pöchlarn 1886 - 1980 Montreux)<br />
Malven. 1961.<br />
Aquarell auf Papier. Unten rechts signiert und<br />
datiert: OKokoschka 61.<br />
66 x 48 cm.<br />
Provenienz: Privatsammlung Schweiz.<br />
CHF 25 000.- / 35 000.-<br />
(€ 20 830.- / 29 170.-)
3248<br />
3248*<br />
MASSON, ANDRÉ<br />
(Balagny-sur-Thérain 1896 - 1987 Paris)<br />
Les rochers à Belle Ile. 1947.<br />
Tusche und Pastell auf Papier, auf Leinwand aufgelegt.<br />
69 x 47 cm.<br />
Mit einem Gutachten vom Comité André Masson, Diego<br />
Masson, Paris 16. April 2010. Das Werk ist im Archiv des<br />
Comité André Masson unter der Nummer C.A.M. 1815<br />
registriert.<br />
Provenienz: Privatsammlung Italien.<br />
CHF 18 000.- / 28 000.-<br />
(€ 15 000.- / 23 330.-)<br />
| 61
Moderne Kunst<br />
3249<br />
3249<br />
CHAGALL, MARC<br />
(Witebsk 1887 - 1985 Saint-Paul-de-Vence)<br />
Paniers de fruits, légumes et fleurs. 1950.<br />
Tusche und Aquarell auf Papier. Unten rechts<br />
signiert und datiert: Marc Chagall 1950.<br />
50 x 65,2 cm.<br />
Das Comité Chagall bestätigt die Authentizität<br />
des Werkes, Paris, April 2012.<br />
Provenienz:<br />
- Galerie Maeght, Paris.<br />
- Privatbesitz, La-Chaux-de-Fonds.<br />
- Durch Erbschaft an den heutigen Eigentümer.<br />
Für dieses 1950 entstandene Stillleben arrangiert<br />
Chagall zwei Körbe und einen Blumenstock. Es<br />
ist nur sehr abstrakt ein Tisch angedeutet und<br />
der Hintergrund ist in einem kräftigen Blau<br />
gehalten. Der linke Korb ist wohl nach vorn<br />
| 62<br />
überkippend an etwas angelehnt worden, so<br />
dass man einen besseren Blick auf das darin enthaltene<br />
Gemüse hat, wohl beispielsweise eine<br />
Aubergine, einen Blumenkohl und Tomaten.<br />
Der rechte Korb scheint hauptsächlich Trauben<br />
zu beeinhalten, steht aber so auf dem Tisch,<br />
dass er seitlich gesehen wird. Hinter ihm ist der<br />
Blumenstock. Es könnte sich um Azaleen handeln,<br />
Blumen, welche Chagall sehr gerne in dieser<br />
Zeit darstellt. Sie dienen ihm wohl als<br />
Symbol der Lebenskraft und mit ihren intensiven<br />
Farben als zusätzliches Element der<br />
Farbenprächtigkeit, die wenn man dieses<br />
Arrangement mit einigen Stillleben aus just derselben<br />
Zeit vergleicht, fällt einem auf, dass hier<br />
oft dieselben Gegenstände unterschiedlich<br />
zusammengestellt wurden.<br />
Dieses Werk ist ein sehr schönes Beispiel der<br />
um diese Zeit Chagalls einsetzenden noch<br />
zusätzlich intensiveren Leuchtkraft seiner<br />
Farben.<br />
CHF 250 000.- / 350 000.-<br />
(€ 208 330.- / 291 670.-)
| 63
Moderne Kunst<br />
3250<br />
CHAGALL, MARC<br />
(Witebsk 1887 - 1985 Saint-Paul-de-Vence)<br />
Soleil au dessus de Vence. Um 1964.<br />
Öl auf Karton und Leinwand. Unten rechts mit<br />
dem Nachlass-Signaturstempel: Marc Chagall.<br />
51 x 41cm.<br />
Mit Zertifikat von Jean-Louis Prat, Fondation<br />
Chagall, Paris, 15. April 1996.<br />
Provenienz:<br />
- Nachlass des Künstlers.<br />
- Privatsammlung Schweiz.<br />
Die endgültige Rückkehr Marc Chagalls nach<br />
Frankreich 1948 bedeutet eine grundlegende<br />
Neuerung in seiner Kunst. Mit seiner jüngeren<br />
Ehefrau Virginia Haggard, deren Tochter<br />
Virginia aus erster Ehe und dem gemeinsamen<br />
Sohn David, lässt sich Chagall erst in Paris nieder<br />
bevor er 1950 den Landsitz „Les Collines“ in<br />
Vence kauft, wo der Maler auch sein Atelier<br />
einrichtet. Chagall legt in den Jahren von Vence<br />
eine unglaubliche Vitalität und schöpferische<br />
Kraft an den Tag. Hier beendet er denn auch<br />
zahlreiche Werke, die er bereits zu einem früheren<br />
Zeitpunkt begonnen hat. Die wesentliche<br />
Leistung, die in diese Zeit fällt, sind die grossen<br />
Kompositionen wie beispielsweise „Der blaue<br />
Zirkus“ von 1950. Das Erlebnis der spektakulären<br />
Natur und des Lichtes des Mittelmeeres, im<br />
Besonderen von Griechenland und der Côte<br />
d’Azur, und in welche Stimmung es die<br />
Landschaft tauchen kann, üben auf Chagall<br />
eine nachhaltige Wirkung aus. In dieser magischen<br />
Umgebung webt Chagall Motiv, Farbe<br />
und Form zu wunderbaren, farbintensiven und<br />
leuchtenden Traumwelten zusammen.<br />
| 64<br />
Soleil au dessus de Vence ist ein wunderbares<br />
Beispiel für dieses lodernde Farbenspiel und die<br />
Ausdruckskraft der Werke aus den Jahren in<br />
Südfrankreich. Eine Patina der Fröhlichkeit<br />
dominiert das Gemälde: kräftiges Rot, Grün,<br />
Blau und Gelb strukturieren die Anordnung der<br />
einzelnen Bildelemente, unter ihr erstreckt sich<br />
die mittelalterliche Stadt in starken Farben.<br />
Links im Bild balanciert ein Bauer einen grossen<br />
Korb mit Früchten auf seinem Haupt. Von der<br />
linken Bildseite her reckt sich eine Mutter mit<br />
einem Kleinkind in den Armen gegen die<br />
Bildmitte hin, Blumen in den Händen haltend.<br />
Unterhalb von ihr blickt eine Ziege den<br />
Betrachter aus dem Bild heraus direkt an.<br />
Der untere Bildrand ist in hellem Blau gehalten<br />
und führt den Betrachterblick zur rechten unteren<br />
Bildecke, in der eine männliche Figur die<br />
Hand zum Gruss erhebt. Ein dünnes Bäumchen<br />
ragt in den Himmel, über ihm schwebt im goldenen<br />
Abendhimmel ein grosses Huhn. Dieses<br />
sind Chagalls typische Bildfiguren, die er immer<br />
wieder dem dörflichen Motivkreis entnimmt:<br />
der Bauer, die Ziege, das Huhn. Indem er das<br />
Städtchen ins Zentrum des Bildes rückt, betont<br />
er dessen Bedeutung für ihn als Künstler. In der<br />
Literatur wird der Blick aus dem Atelier<br />
Chagalls in Vence als zauberhaft beschrieben:<br />
die Sicht aus dem Fenster fällt unweigerlich auf<br />
das Städtchen mit Mauerring und der mittelal-<br />
terlichen Kathedrale, welche bereits Henri<br />
Matisse begeistert hat.<br />
In manchen Gemälden im Reifewerk Chagalls<br />
sind das Städtchen und die es umgebende<br />
Landschaft die zentralen Motive. Diese verbinden<br />
sich mit den Farben, die Chagall bisweilen<br />
zu einem heftigen Expressionismus führt, zu<br />
einem wunderbar angelegten Stimmungsbild<br />
jener glücklichen Lebensphase und der Kraft<br />
seines reifen Werkes. Die prächtige Fülle der<br />
Natur und das magische Licht des Südens<br />
erhalten in dem vorliegenden Gemälde Soleil au<br />
dessus de Vence ihren tiefgreifenden Ausdruck.<br />
CHF 500 000.- / 700 000.-<br />
(€ 416 670.- / 583 330.-)
3250<br />
| 65
Moderne Kunst<br />
3251<br />
DOMERGUE, JEAN GABRIEL<br />
(Bordeaux 1889 - 1962 Paris)<br />
Elegante au Corset.<br />
Öl auf Holz. Unten rechts signiert: Jean Gabriel<br />
Domergue.<br />
32 x 23,5 cm.<br />
CHF 8 000.- / 12 000.-<br />
(€ 6 670.- / 10 000.-)<br />
3252<br />
DOMERGUE, JEAN GABRIEL<br />
(Bordeaux 1889 - 1962 Paris)<br />
Solitude.<br />
Öl auf Holz. Unten links signiert: Domergue.<br />
33 x 24 cm.<br />
CHF 3 000.- / 5 000.-<br />
(€ 2 500.- / 4 170.-)<br />
3253<br />
DIULGHEROFF, NICOLA<br />
(Kjustendil 1901 - 1982 Turin)<br />
Tänzerinnen. 1928.<br />
Tempera auf dünnem Karton. Je unten links<br />
signiert: DIULGHEROFF.<br />
Je 49 x 34 cm.<br />
Provenienz:<br />
- Sammlung Gianni Versace.<br />
- Privatbesitz Schweiz.<br />
CHF 10 000.- / 15 000.-<br />
(€ 8 330.- / 12 500.-)<br />
3254<br />
ANDREENKO-NECHITALYIO, MIKHAIL<br />
FEDOROVICH<br />
(Cherson 1894 - 1982 Paris)<br />
Abstrakte Komposition. 1966.<br />
Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und<br />
datiert: Andreenko 66.<br />
38 x 61 cm.<br />
CHF 2 000.- / 3 000.-<br />
(€ 1 670.- / 2 500.-)<br />
| 66<br />
3251<br />
3252
3253<br />
3254<br />
| 67
Die folgenden drei Objekte von Diego Giacometti werden in der Auktion<br />
Schweizer Kunst am 22. Juni 2012, ab 14.00 Uhr in Zürich versteigert.<br />
The following three objects by Diego Giacometti will be offered in the Swiss Art auction,<br />
taking place 22 June 2012, from 2pm.<br />
3075<br />
GIACOMETTI, DIEGO<br />
(Stampa 1902 - 1985 Paris)<br />
Konsole „La Promenade des amis“.<br />
Entwurf um 1976.<br />
Bronze patiniert. Auf der hinteren Verstrebung<br />
signiert und monogrammiert: DIEGO. DG.<br />
90,7 x 35,9 x 122,5 cm. (Glasplatte später<br />
ergänzt).<br />
Provenienz:<br />
Privatbesitz Schweiz. Von den Eltern des heutigen<br />
Besitzers direkt bei Diego Giacometti in<br />
Paris gekauft.<br />
Der Name des heutigen Besitzers, der hier nicht<br />
erwähnt werden möchte, wird dem Käufer<br />
bekannt gegeben.<br />
CHF 300 000.- / 500 000.-<br />
(€ 250 000.- / 416 670.-)<br />
| 68<br />
3076*<br />
GIACOMETTI, DIEGO<br />
(Stampa 1902 - 1985 Paris)<br />
Lampes au chien et faucon. Um 1965.<br />
Bronze, grüne und braune Patina. Höhe 34 cm.<br />
(Lampenschirme ergänzt).<br />
Gutachten: Denis Vincenot, 28. Januar 2010.<br />
Provenienz:<br />
Privatbesitz New York.<br />
CHF 70 000.- / 100 000.-<br />
(€ 58 330.- / 83 330.-)<br />
3077<br />
GIACOMETTI, DIEGO<br />
(Stampa 1902 - 1985 Paris)<br />
Ein paar Fauteuil „à têtes de lionnes“. 1970er<br />
Jahre (zweite Version).<br />
Bronze, schwarz und grün patiniert.<br />
Höhe 81 cm. (Bezüge wohl später).<br />
Provenienz:<br />
Privatbesitz Schweiz. Von den Eltern des heutigen<br />
Besitzers direkt bei Diego Giacometti in<br />
Paris gekauft.<br />
Der Name des heutigen Besitzers, der hier nicht<br />
erwähnt werden möchte, wird dem Käufer<br />
bekannt gegeben.<br />
CHF 100 000.- / 150 000.-<br />
(€ 83 330.- / 125 000.-)
| 69