Ohne Lehre in die Leere? Ergebnisse der BiBB/BA
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Zu e<strong>in</strong>er Abweichung vom tatsächlichen Verbleib<br />
kann es aber auch dann kommen, wenn sich e<strong>in</strong><br />
Jugendlicher im Laufe des Geschäftsjahres ohne<br />
erneuten Kontakt mit <strong>der</strong> Berufsberatung umentscheidet.<br />
Gibt er beispielsweise im Januar<br />
bekannt, er wolle ab August e<strong>in</strong>e weiterführende<br />
Schule besuchen, kann <strong>die</strong>ser Beratungsfall abgeschlossen<br />
werden, <strong>der</strong> Verbleib des Jugendlichen<br />
wird entsprechend verbucht. Entscheidet sich <strong>der</strong><br />
Jugendliche dann aber nachträglich doch noch für<br />
e<strong>in</strong>e duale Ausbildung und setzt <strong>die</strong> Berufsberatung<br />
nicht davon <strong>in</strong> Kenntnis, dann wird er fälschlicherweise<br />
weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kategorie „Verbleib <strong>in</strong><br />
Schule“ geführt, obwohl er e<strong>in</strong>e duale Ausbildung<br />
absolviert.<br />
Beschäftigungslose Bewerber<br />
Neben den 57.826 Lehrstellenbewerbern, <strong>die</strong> trotz<br />
an<strong>der</strong>s verbuchtem Verbleib e<strong>in</strong>e <strong>Lehre</strong> machen,<br />
fallen <strong>in</strong> Übersicht 7 <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>die</strong>jenigen<br />
50.481 Jugendlichen auf, <strong>die</strong> angeben, arbeitslos<br />
zu se<strong>in</strong>. Erwartungsgemäß s<strong>in</strong>d <strong>die</strong>s unter den zum<br />
30. September „noch nicht Vermittelten“ mit 37,7 %<br />
<strong>die</strong> meisten. Ebenfalls sehr hoch (33,2 %) ist <strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> Arbeitslosen jedoch unter den Jugendlichen,<br />
<strong>die</strong> nach <strong>der</strong> Geschäftsstatistik <strong>in</strong> Arbeit<br />
verblieben s<strong>in</strong>d bzw. an <strong>die</strong> Arbeitsvermittlung<br />
weitergeleitet wurden. Aber auch <strong>in</strong> den an<strong>der</strong>en<br />
Verbleibskategorien bezeichnet sich e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong><br />
Befragten als arbeitslos. Auch hier stellt sich <strong>die</strong><br />
Frage, weshalb Jugendliche sich als arbeits- bzw.<br />
beschäftigungslos bezeichnen, obwohl aus <strong>der</strong><br />
offiziellen Verbleibsstatistik – sieht man von den<br />
Anmerkungen von Jugendlichen, <strong>die</strong> arbeitslos s<strong>in</strong>d<br />
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noch nicht Vermittelten ab – e<strong>in</strong>e vollständige „Versorgung“<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen abgeleitet werden<br />
könnte. Wie<strong>der</strong> besteht e<strong>in</strong>e Erklärung dar<strong>in</strong>, dass<br />
zwischen <strong>der</strong> Erledigung <strong>der</strong> Beratungsfälle und<br />
dem Verbleib im Spätherbst oft mehrere Monate<br />
vergehen. Mündet beispielsweise e<strong>in</strong> Jugendlicher<br />
im August <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e berufsfachschulische Ausbildung<br />
e<strong>in</strong> und bricht <strong>die</strong>se im September ab, ohne erneut<br />
das Arbeitsamt aufzusuchen, kann <strong>die</strong> zwischenzeitlich<br />
e<strong>in</strong>getretene Arbeitslosigkeit natürlich nicht<br />
mehr registriert werden.<br />
Entscheidend ist aber auch, dass <strong>die</strong> Verbleibskategorie<br />
„Arbeitsstelle“ <strong>die</strong> Weitergabe an <strong>die</strong><br />
Arbeitsvermittlung e<strong>in</strong>schließt, ohne dass damit<br />
automatisch e<strong>in</strong>e Vermittlung <strong>in</strong> Arbeit sichergestellt<br />
ist. Dies sollte bei <strong>der</strong> bildungspolitischen<br />
Bewertung <strong>die</strong>ser Verbleibskategorie berücksichtigt<br />
werden. Es gibt offenbar e<strong>in</strong>e Vielzahl von Fällen,<br />
<strong>in</strong> denen <strong>die</strong> Jugendlichen sich wegen mangeln<strong>der</strong><br />
Aussicht auf e<strong>in</strong>e Lehrstelle an <strong>die</strong> Arbeitsvermittlung<br />
weiterreichen lassen, aber weiterh<strong>in</strong><br />
„unversorgt“ s<strong>in</strong>d – sowohl h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>er Lehrstelle<br />
als auch h<strong>in</strong>sichtlich e<strong>in</strong>es Arbeitsplatzes<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er sonstigen Alternative. Insgesamt handelt<br />
es sich um 21.114 Bewerber, <strong>die</strong> im Berichtsjahr<br />
2000/01 nach <strong>der</strong> Geschäftsstatistik „<strong>in</strong><br />
Arbeit“ verblieben, de facto aber beschäftigungslos<br />
s<strong>in</strong>d. Davon führen 13.917 ihre Lage darauf<br />
zurück, dass ihre Lehrstellenbewerbungen erfolglos<br />
geblieben waren; 12.356 würden nach Möglichkeit<br />
noch im bereits begonnenen Ausbildungsjahr<br />
mit e<strong>in</strong>er <strong>Lehre</strong> beg<strong>in</strong>nen wollen.<br />
● Werte Damen und Herren Nehmen Sie <strong>die</strong>sen Brief nicht persönlich, aber ich f<strong>in</strong>de <strong>die</strong>se Umfrage<br />
e<strong>in</strong>fach unverschämt. Schon wenn ich das Wort „Arbeitsamt“ höre, könnte ich „<strong>in</strong> <strong>die</strong> Luft gehen“!<br />
Ich habe mich zwar nicht übermäßig viel beworben, weil ich eigentlich sehr gern e<strong>in</strong>en Beruf erlernt<br />
hätte, <strong>der</strong> mich auf künstlerische und handwerkliche Weise beansprucht! Ich habe Bewerbungen<br />
geschrieben nach Stuttgart, Krefeld und auch hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gegend. Ich habe mich sogar nach Österreich<br />
gewendet, und mich dort um e<strong>in</strong>en Beruf beworben als Hotelassistenten, obwohl mich <strong>die</strong>ser<br />
Beruf nicht gerade herausfor<strong>der</strong>t. Und wenn ich mich dann 2 Stunden <strong>in</strong>s Arbeitsamt setzen<br />
soll, damit man mir sagt, dass sie e<strong>in</strong>e Unterschrift von mir brauchen, damit es amtlich ist, dass<br />
ich e<strong>in</strong>e Ausbildung jetzt mache und ke<strong>in</strong>er irgendwie Interesse zeigt, dafür, vielleicht noch mal zu<br />
versuchen e<strong>in</strong>e <strong>Lehre</strong>, <strong>in</strong> den von mir ausgesuchten Berufen zu f<strong>in</strong>den, könnte ich verzweifeln. Da<br />
helfen auch ke<strong>in</strong>e Versprechen von Politikern, dass sie <strong>die</strong> Arbeitslosenquote senken wollen, wenn<br />
sich ke<strong>in</strong>er dafür richtig e<strong>in</strong>setzt. E<strong>in</strong>en Politiker <strong>in</strong>teressiert <strong>die</strong> Arbeitslosenzahl relativ wenig,<br />
denn er könnte schon von den Diäten alle<strong>in</strong> gut überleben. E<strong>in</strong> Beispiel aus dem Arbeitsamt: Als<br />
ich mich nach me<strong>in</strong>em Schulabschluss im Arbeitsamt arbeitslos gemeldet habe, saß e<strong>in</strong>e Frau<br />
neben mir, <strong>die</strong> seit 5 Jahren arbeitslos ist und schon 2 Berufe erlernt hatte, um e<strong>in</strong>e Arbeit zu f<strong>in</strong>den.<br />
Bisher war <strong>die</strong> Suche für sie aussichtslos, aber mir wollten <strong>die</strong> Leute vom Arbeitsamt unbe-<br />
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