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Brigitte-Woman 10102 - frau & geld Helma Sick

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Finanzen<br />

Fragen<br />

zum Geld<br />

Beantwortet von <strong>Helma</strong> <strong>Sick</strong>,<br />

unabhängige Finanzexpertin in München<br />

Windpark-Beteiligung:<br />

Wie sicher<br />

sind solche<br />

Genussscheine?<br />

Immer wieder finde ich in<br />

meinem Briefkasten den<br />

Prospekt eines Windpark-<br />

Betreibers. Das Unternehmen<br />

bietet Genussscheine an mit<br />

7 bis 8 Prozent Zinsen! Ich<br />

möchte da gern etwas Geld<br />

anlegen: Erneuerbare Energien<br />

haben schließlich Zukunft.<br />

Außerdem handelt es sich hier<br />

um besonders sichere<br />

Sachwerte. Was meinen Sie?<br />

Ich kann Ihnen nur dringend<br />

abraten, denn diese Art von Werbung<br />

kenne ich zur Genüge.<br />

Ganz wichtig zu wissen: Es geht<br />

hier nicht, wie Sie annehmen, um<br />

eine Beteiligung an Sachwerten.<br />

Damit wären Sie in der Tat Miteigentümerin<br />

der Windpark-Anlage.<br />

Aber in diesem Fall handelt<br />

es sich um eine so genannte „stille<br />

Beteiligung“. Das heißt: Sie<br />

haben keinerlei Mitspracherecht<br />

bei unternehmerischen Entscheidungen.<br />

Das Unternehmen unterliegt<br />

auch keiner staatlichen<br />

Aufsicht. Dazu kommt, dass die<br />

Genussrechte „nachrangig“ sind.<br />

Sie würden Ihr Geld bei einer<br />

Pleite also erst dann bekommen,<br />

wenn die Ansprüche aller anderen<br />

Gläubiger befriedigt sind.<br />

Mit einer solchen Investition gehen<br />

Sie erhebliche Risiken ein. So<br />

attraktiv ein Zinssatz von 7 bis 8<br />

Prozent zunächst auch erscheinen<br />

mag – im schlimmsten Fall<br />

verlieren Sie Ihr ganzes Geld.<br />

84 BRIGITTE woman 10|10<br />

Kurzfristige Anlage:<br />

Ist eine Rentenversicherung<br />

okay?<br />

Ich bin 59 und habe bei meiner<br />

Bank nach einer guten Anlage<br />

für drei Jahre gefragt. Der<br />

Berater empfahl mir eine<br />

private Rentenversicherung.<br />

Die läuft zwar zwölf Jahre, aber<br />

nach drei Jahren würde ich<br />

gegebenenfalls problemlos<br />

den Rückkaufwert erhalten.<br />

Soll ich mich darauf einlassen?<br />

Auf keinen Fall. Sie haben ein<br />

klares Ziel, nämlich Ihr Geld für<br />

drei Jahre anzulegen. Da finde ich<br />

den Vorschlag ziemlich dreist.<br />

Alle Rentenversicherungen sind<br />

auf lange Laufzeiten ausgelegt;<br />

erst dann rentieren sie sich auch.<br />

Die anfallenden Kosten werden<br />

Ihrem Versicherungskonto zu Beginn<br />

der Laufzeit belastet. Das<br />

bedeutet, dass Sie die Versicherung<br />

zwar nach drei Jahren auflösen<br />

können, aber einen Verlust<br />

hinnehmen müssen. Wenn Sie Ihr<br />

Geld nicht länger als drei Jahre<br />

festlegen können oder wollen,<br />

nehmen Sie am besten Anlagen<br />

wie Fest<strong>geld</strong>, Sparbriefe und Ähnliches.<br />

Damit gehen Sie dann auch<br />

bestimmt kein Risiko ein.<br />

Elternhaus als Erbe:<br />

Bekommen wir<br />

einen Pflichtteil?<br />

Unsere Eltern haben im Jahre<br />

1999 ihr Einfamilienhaus<br />

meiner Schwester übertragen.<br />

Sie lebte in der Nähe und<br />

konnte sich mehr um die<br />

beiden kümmern als mein<br />

Bruder und ich. Unsere Eltern<br />

bewohnten das Haus nämlich<br />

auch weiterhin, weil sie sich bei<br />

der Übertragung ein lebenslanges<br />

Wohnrecht vorbehalten<br />

hatten. Nun sind beide in<br />

diesem Jahr kurz nacheinander<br />

gestorben und haben nichts<br />

weiter hinterlassen. Meine<br />

Schwester will das Haus jetzt<br />

verkaufen, uns aber nichts von<br />

Illustration: Anne Mair; Mitarbeit: Roswitha Wolff, Fachanwältin für Familienrecht; Redaktion: Barbara Voigt


dem Erlös abgeben. Haben wir<br />

Geschwister nicht wenigstens<br />

Anspruch auf einen Pflichtteil?<br />

Nein, den haben Sie nicht! Das<br />

Haus gehört Ihrer Schwester ja<br />

schon seit 1999, wurde also nicht<br />

mehr von Ihren Eltern vererbt.<br />

Und weil die Schenkung länger<br />

als zehn Jahre her ist, können<br />

Sie auch nicht auf den so ge-<br />

nannten Pflichtteilsergänzungsanspruch<br />

hoffen. Der besteht nur,<br />

wenn die Schenkung zwischen<br />

einem und zehn Jahren zurückliegt.<br />

Damit soll erreicht werden,<br />

dass der übergangene gesetzliche<br />

Erbe doch noch einen gewissen<br />

Betrag als Pflichtteil verlangen<br />

kann. Dieser wird dann so berechnet,<br />

als habe sich der verschenkte<br />

Gegenstand noch im Nachlass befunden<br />

mit dem Wert, den er zum<br />

Zeitpunkt der Schenkung hatte.<br />

Nach einer neuen gesetzlichen<br />

Regelung wird die Schenkung innerhalb<br />

des ersten Jahres vor dem<br />

Erbfall in vollem Umfang berücksichtigt,<br />

die übergangenen Erben<br />

hätten also Anspruch auf den<br />

gesamten Pflichtteil. In der Folge<br />

wird von der Schenkung dann<br />

immer weniger in die Berechnung<br />

einbezogen: Jedes weitere Jahr<br />

vor dem Erbfall reduziert den<br />

Anspruch der nicht beschenkten<br />

Erben um ein Zehntel. Nach zehn<br />

Jahren wird die Schenkung überhaupt<br />

nicht mehr berücksichtigt.<br />

Aktienfonds:<br />

Was bedeutet<br />

„Sharpe Ratio“?<br />

Bei Aktienfonds finde ich<br />

immer die Bezeichnung<br />

„Sharpe Ratio“. Ich nehme an,<br />

das ist eine Kennzahl, aber<br />

wofür steht sie, und woher<br />

kommt dieser Name?<br />

Sie haben recht, es handelt sich<br />

um eine Kennzahl, benannt<br />

nach dem US-Wirtschaftswissenschaftler<br />

William Sharpe. Ihr liegt<br />

1/2 quer unten<br />

die Überlegung zugrunde, dass ein<br />

Fonds gegenüber dem Zins einer<br />

risikolosen Anlage – beispielsweise<br />

einer Bundesanleihe – einen<br />

höheren Ertrag bieten muss, quasi<br />

als Ausgleich für das erhöhte Risiko,<br />

das jemand mit dem Fonds<br />

eingegangen ist. Die Sharpe Ratio<br />

setzt die Mehrrendite (des Fonds<br />

gegenüber der Bundesanleihe) ins<br />

Verhältnis zum Risiko und ermittelt<br />

damit also sozusagen das<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis des jeweiligen<br />

Fonds. Die Leistung ist<br />

dabei die „Überrendite“ im Vergleich<br />

zu einer risikolosen Anlage.<br />

Der Preis ist die Schwankungsanfälligkeit,<br />

ausgedrückt in der<br />

Kennzahl Volatilität.<br />

Mit anderen Worten: Die Sharpe<br />

Ratio zeigt, ob ein Fondsmanager<br />

erfolgreich gearbeitet hat oder<br />

nicht. Dank dieser Kennzahl<br />

lassen sich Fonds gut vergleichen:<br />

je höher die Sharpe Ratio, desto<br />

besser das gesamte Investment. �

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