Die Neue Hochschule Heft 2-2014
Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. Themenschwerpunkt: Perspektiven der Akademisierung
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Themenschwerpunkt: Perspektiven der Akademisierung
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50 MARTSCHINK<br />
Akademische Eingangs -<br />
voraussetzungen: ein Lernportfolio<br />
als Unterstützung<br />
Beispiel schon, um sich alleine einen<br />
Stundenplan zusammenzustellen.<br />
Dr. Bastian Martschink<br />
Lehrkraft für besondere<br />
Aufgaben Mathematik<br />
<strong>Hochschule</strong><br />
Bonn-Rhein-Sieg<br />
Grantham-Allee 20<br />
53757 Sankt Augustin<br />
Bastian.Martschink@<br />
h-brs.de<br />
Bastian Martschink<br />
Seit vielen Jahren ist der Übergang von<br />
der Schule zur <strong>Hochschule</strong> eines der<br />
zentralen Themen für didaktische Theorien,<br />
empirische Untersuchungen und<br />
bildungspolitische Diskussionen. Ein<br />
dabei identifiziertes großes Problem<br />
vieler Studierender ist, dass mit dem<br />
Abitur „eine Lebensphase mit meist klar<br />
definierten Zielen in überschaubaren<br />
räumlichen, familiären und schulischen<br />
Strukturen endet“. 1) Entscheidet man<br />
sich als Studierender gegen die nicht<br />
akademische Laufbahn und nimmt ein<br />
Hochschulstudium auf, trifft man auf<br />
Studienstrukturen und -bedingungen,<br />
die einem fremd und chaotisch vor -<br />
kommen können. Der Weg an die<br />
Hoch schulen ermöglicht den Indivi -<br />
duen eine Reihe von Optionen, ist aber<br />
leider auch immer mit Risiken und<br />
Unsicherheiten behaftet. Entscheidungen<br />
müssen nun selbstständig vorberei -<br />
tet und getroffen werden und dies in<br />
einem Umfeld, das sehr unterschied lich<br />
im Vergleich zur bekannten Schulstruktur<br />
sein kann.<br />
<strong>Die</strong>ser Schritt von einem behüteten<br />
Leben als Schülerin oder Schüler zu<br />
einem eigenverantwortlichen Studium<br />
ist ein individuell-biografischer Übergang.<br />
Das heißt aber auch, dass sich die<br />
Studienanfänger mit den psychischen<br />
und sozialen Anforderungen des<br />
Hochschullebens auseinandersetzen<br />
und diese bewältigen müssen, um er -<br />
folgreich ein Studium absolvieren zu<br />
können. Studienanfänger müssen sich<br />
zunächst daran gewöhnen, dass die<br />
<strong>Hochschule</strong>n wesentlich größer als die<br />
Schulen sind und Informationen nicht<br />
mehr automatisch immer direkt bei<br />
ihnen ankommen. Durchgehend ist ein<br />
hohes Maß an Eigeninitiative notwen -<br />
dig, an manchen <strong>Hochschule</strong>n zum<br />
Schule und <strong>Hochschule</strong> „haben bisher –<br />
trotz vieler Anstrengungen in den letz -<br />
ten Jahren – für die mit dem Übergang<br />
verbundenen Probleme der Abitu rien -<br />
t(innen) beziehungsweise der Studienanfänger(innen)<br />
keine befriedigende<br />
Lösung gefunden“. 2) Haben Studierende<br />
schon die Befürchtung, sich in der<br />
neuen Umgebung der <strong>Hochschule</strong> nicht<br />
ausreichend zurechtzufinden, zum<br />
Beispiel aufgrund ihrer (Bildungs-)Bio -<br />
grafie oder persönlichen Rahmenbedingungen,<br />
sind „wachsende Unsicherhei -<br />
ten […] ebenso die Folge wie hohe<br />
Abbrecherquoten, zahlreiche Studienfachwechsel<br />
oder sogar der Verzicht, ein<br />
Studium aufzunehmen“. 3)<br />
Bei den Unsicherheiten vor Studienbeginn<br />
spielt die jeweilige Bildungsbio -<br />
grafie der Studierenden eine zentrale<br />
Rolle. <strong>Die</strong> Probleme beim Übergang von<br />
der Schule zur <strong>Hochschule</strong> zeigen sich<br />
bei den fachlichen Anforderungen, die<br />
die einzelnen Studiengänge in den Einstiegsveranstaltungen<br />
an die neuen<br />
Studierenden stellen. Mit Schule und<br />
<strong>Hochschule</strong> stehen sich immer noch<br />
„zwei Lern- und Lehrsysteme mit je<br />
spezifischen Rationalitäten, Praktiken<br />
und Traditionen gegenüber, die sich<br />
weder in der Frage, welche Kenntnisse<br />
und Fähigkeiten studienrelevant seien,<br />
noch darin, in welchem Maße sie<br />
Gegenstand des schulischen Lernens<br />
oder des hochschulischen Studierens<br />
seien, verständigen konnten“. 4)<br />
<strong>Die</strong> vielfach an <strong>Hochschule</strong>n angebotenen<br />
Vorkurse können alleine diese<br />
Lücke zwischen der Output-Orien-<br />
DNH 2 ❘ <strong>2014</strong>