30.10.2015 Aufrufe

Kolping Magazin | September - Oktover 2015

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

www.kolping.de I <strong>September</strong>–Oktober <strong>2015</strong><br />

magazin<br />

■ generationen Seite 6<br />

Ältere bürden den Jüngeren<br />

immer stärkere Lasten auf<br />

■ junge erwachsene Seite 18<br />

Trend: Abhängen zwischen Lavendel,<br />

Oregano und Estragon<br />

■ kolpingtag Seite 36<br />

Prominente zum Motto des<br />

<strong>Kolping</strong>tages „Mut tut gut“<br />

Bundesvorsitzender Thomas Dörflinger nimmt Schuhe von Papst em. Benedikt XVI. in Empfang<br />

Schuhspende<br />

Ein<br />

Sommer<br />

in der<br />

Ukraine<br />

mit 8Seiten


DIE SCHÖNSTEN BILDER UND<br />

MOMENTE DES KOLPINGTAGES<br />

128 Seiten, durchgehend vierfarbig illustriert, lieferbar ab Mitte<br />

November <strong>2015</strong><br />

Die schönsten Bilder und Momente sind in diesem Bildband für<br />

Dich festgehalten, verbunden mit Informationen, Berichten, Interviews<br />

und Reportagen. Lass den <strong>Kolping</strong>tag <strong>2015</strong> »Mut tut gut« Revue passieren<br />

und entdecke viele Gesichter und beeindruckende Aktionen<br />

von Mutmachern, erlebe tolle Events und die faszinierende Stimmung<br />

der Großveranstaltung in der Domstadt. Genieße die fesselnden<br />

Momente der Eröffnungsfeier, der vielfältigen Angebote in der Innenstadt,<br />

des <strong>Kolping</strong> Musicals und der gemeinsamen Abschlussveranstaltung.<br />

MUT TUT GUT<br />

Die schönsten Bilder und Momente des <strong>Kolping</strong>tages <strong>2015</strong><br />

Vorläufige Abbildungen.<br />

PREIS 9,95 Euro<br />

FORMAT 19 x 25 cm<br />

BESTELLUNGEN <strong>Kolping</strong> Verlag GmbH, <strong>Kolping</strong>-Shop, 50606 Köln<br />

TEL. (0221) 20701-228, Fax:-149, E-MAIL shop@kolping.de<br />

Am schnellsten geht es im Online-Shop unter: www.kolping-shop.eu<br />

Versandkostenpauschale 5,95 Euro. Mindestbestellwert 10 Euro.<br />

Keine Rabatte. Nur solange der Vorrat reicht. Vorbestellungen<br />

in Kombination mit anderen Artikeln sind nicht möglich.<br />

GUTE ERINNERUNGEN FÜR<br />

DAS GANZE JAHR<br />

Die schönsten Momente<br />

des <strong>Kolping</strong> tages kannst Du auch im<br />

kommenden Jahr gegenwärtig erhalten. Der neue Tischkalender<br />

2016 bietet dazu die beste Möglichkeit: Im Format 22 x 9 cm (B<br />

x H) zeigt er auf 56 Seiten die schönsten Motive und Schnappschüsse des <strong>Kolping</strong>tages<br />

<strong>2015</strong> in Köln.<br />

Vorläufige Abbildungen.<br />

Lieferung ab 9. November | Preis 4,95 Euro | Art.-Nr. : 1316<br />

BESTELLUNGEN: <strong>Kolping</strong> Verlag GmbH, <strong>Kolping</strong>-Shop, 50606 Köln<br />

TEL. (0221) 20701-228, FAX: -149, E-MAIL shop@kolping.de<br />

Am schnellsten geht es im Online-Shop unter: www.kolping-shop.eu<br />

Versandkostenpauschale 5,95 Euro. Mindestbestellwert 10 Euro.<br />

Keine Rabatte. Nur solange der Vorrat reicht. Vorbestellungen<br />

in Kombination mit anderen Artikeln sind nicht möglich.


EDITORIAL/INHALT<br />

Überraschend 6<br />

Unser Bundesvorsitzender Thomas Dörflinger<br />

hält die Originalschuhe von Papst em. Benedikt<br />

XVI. in der Hand – eine Szene, die sich bis vor<br />

kurzem niemand von uns vorgestellt hätte.<br />

Das Sozialprojekt der <strong>Kolping</strong>jugend im Kölner<br />

Stadtteil Blumenberg (mit einem Migrantenanteil<br />

von 65 Prozent, jedes dritte Kind ist auf<br />

staatliche Unterstützung angewiesen) macht<br />

es möglich. Auf Seite 12 informieren wir näher.<br />

Nachrichten ............4<br />

Generationen . .........6<br />

In welchem Ausmaß darf der Staat<br />

Lasten ungleich verteilen und auf<br />

zukünftige Generationen abladen?<br />

Schuhaktion ...........12<br />

Nicht nur der Papst soll seine<br />

Schuhe spenden<br />

Die vergangene Bundeskonferenz der <strong>Kolping</strong>jugend<br />

hat sich mit dem Thema der Generationengerechtigkeit<br />

befasst. Grund genug,<br />

um mit den qualifiziertesten Fachleuten, die<br />

es dazu bundesweit gibt, zu sprechen und die<br />

Fakten auf den Tisch zu legen.<br />

18<br />

Ratgeber .............14<br />

Junge Erwachsene ......18<br />

Neuer Trend: Abhängen zwischen<br />

Lavendel, Oregano und Estragon<br />

Viele Großstädter haben verlernt, wie man Kartoffeln<br />

oder Gemüse anbaut. Bewohnerinnen<br />

und Bewohner des <strong>Kolping</strong>-Jugendwohnens in<br />

Nürnberg setzen dagegen auf den Trend des Urban<br />

Gardening, also Gärtnern im Stadtgebiet.<br />

Die Rubrik Junge/Mädchen ist sehr beliebt. In<br />

dieser Ausgabe musst Du ausnahmsweise darauf<br />

verzichten: Der Bericht über die Jugendbegegnung<br />

in der Ukraine ist so interessant, dass<br />

wir ihm genug Platz geben wollen.<br />

34<br />

Junge Nachrichten ......20<br />

X-Mag: Jugendgruppe . . . 22<br />

Begegnung in der Ukraine<br />

X-Mag: Darf man das? . . .26<br />

X-Mag: Mut tut gut ..... 28<br />

X-Mag: Kalender/IQ ....29<br />

Titelseite: Barbara Bechtloff, Fotos S. 3: Barbara Bechtloff , Jule Roehr, Carmen Jaspersen/dpa, <strong>Kolping</strong>-SEK, Dale Yudelman<br />

Wer ist bekannter: Sarah Wiener, Rolf Zukowski,<br />

Christoph M. Herbst, Alois Glück, Célia Sasic,<br />

Michael Patrick Kelly, Samuel Koch, Kardinal<br />

Reinhard Marx, Golineh Atai, Peter Frey, Luca<br />

Hänni oder Cornelia Funke? Sie alle äußern ihre<br />

Meinung zum Motto des <strong>Kolping</strong>tages. Wir<br />

präsentieren hier die Torschützenkönigin der<br />

Frauenfußball-WM <strong>2015</strong>.<br />

Charlton ist acht Jahre alt. Er lebt in Kapstadt/Südafrika<br />

und besucht ein <strong>Kolping</strong>-<br />

Zentrum für Kinder und Jugendliche. Janne<br />

(19) lebt eigentlich im Ruhrgebiet, ist aber<br />

nach Kapstadt gereist, um dort mitzuhelfen.<br />

Merkwürdig: drei Frauen, die Kuchen verspeisen<br />

und damit anderen Menschen helfen. In<br />

Nigeria gibt es das. In einem <strong>Kolping</strong>-Projekt.<br />

Herzlichen Gruß<br />

und Treu <strong>Kolping</strong><br />

Dein Martin Grünewald<br />

Chefredakteur<br />

martin.gruenewald@kolping.de<br />

42<br />

44<br />

Aus den Diözesanverbänden . 30<br />

<strong>Kolping</strong>tag ........... 34<br />

Prominente zum Motto „Mut“<br />

Samstag in Köln ........40<br />

Infos für Tagesbesucher des<br />

<strong>Kolping</strong>tages am 19. <strong>September</strong><br />

Schnuffis Seite ........ 42<br />

Post aus Südafrika<br />

Wohnen für Jung und Alt . . 40<br />

Beispiele für<br />

Mehrgenerationenwohnen<br />

Eine Welt ........... 44<br />

Länderbericht: <strong>Kolping</strong> in Nigeria<br />

Glaube und Leben ...... 50<br />

Verbandsnachrichten . . . 51<br />

Impressum<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

3


NACHRICHTEN<br />

KURZ GEMELDET:<br />

Kooperationspartner<br />

Das bischöfliche Hilfswerk Adveniat<br />

und das <strong>Kolping</strong>werk sind Kooperationspartner.<br />

Das ist nicht neu, fällt<br />

aber in diesem Jahr besonders auf.<br />

Im diesjährigen 16-seitigen Aktionsheft<br />

(Foto), das an alle Pfarrgemeinden<br />

in Deutschland versendet wird,<br />

kommt <strong>Kolping</strong> mehrfach zu Wort:<br />

So wenden sich der <strong>Kolping</strong>-Bundesvorsitzende<br />

Thomas Dörflinger<br />

und Bundespräses Josef Holtkotte<br />

in einem gemeinsamen Vorwort an<br />

die Nutzer des Heftes. Und die Mitarbeiterinnen<br />

des Internationalen<br />

<strong>Kolping</strong>werkes, Sigrid Stapel und<br />

Simone Lehmann, beschreiben die<br />

Projekt- und Friedensarbeit des <strong>Kolping</strong>werkes<br />

Kolumbien. – Wenn das<br />

kein Grund ist, die Aktion Adveniat<br />

in diesem Jahr besonders aufmerksam<br />

zu begleiten…<br />

Chancen und Gefahren<br />

<strong>Kolping</strong> zur Ganztagsschule<br />

Domradio überträgt im Internet<br />

Das Domradio (www.domradio.de)<br />

überträgt den Abschlussgottesdienst<br />

des <strong>Kolping</strong>tages im Internet<br />

als Livestream. Über die Homepage<br />

kann der Gottesdienst mit Erzbischof<br />

Rainer Maria Kardinal Woelki<br />

von 11 bis 12.30 Uhr live miterlebt<br />

werden. Einzige technische Voraussetzung:<br />

internetfähiger Computer.<br />

Ganztagsschulen können eine notwendige<br />

und sinnvolle Erweiterung der Schullandschaft<br />

sein. Sie müssen eine Option, dürfen<br />

aber nicht verpflichtend sein, da der Vorrang<br />

des elterlichen Erziehungsrechts und<br />

Wahlfreiheit gewährleistet sein sollen. Dies<br />

stellt das <strong>Kolping</strong>werk Deutschland in einer<br />

im Bundesvorstand beschlossenen Positionsbestimmung<br />

fest.<br />

Zentrale Eckwerte für ein bundesweites<br />

Konzept für Angebote an Ganztagsschulen<br />

sowie verbindliche pädagogische und am<br />

Kindeswohl ausgerichtete Qualitätsstandards<br />

– einschließlich der Sicherstellung<br />

einer entsprechenden Finanzierung - seien<br />

zu entwickeln, erklärt der Bundesvorstand.<br />

Dabei seien die Angebote möglichst über<br />

den Tag zu verteilen. „Soweit Ganztagsschulen<br />

vor allem in der gebundenen Form<br />

bildungs- und sozialpolitische Ziele verfolgen,<br />

ist eine möglichst breite freiwillige<br />

Einbeziehung aller Schülerinnen und<br />

Schüler zu verfolgen“, betont das <strong>Kolping</strong>werk.<br />

Es sei darauf zu achten, dass individuelle<br />

Betreuung, Rückzugsmöglichkeiten, die<br />

Pflege von privaten Freundschaften oder<br />

persönlicher Hobbies gewährleistet sind.<br />

Bei der Erstellung und Weiterentwicklung<br />

eines Ganztagschulkonzeptes seien Kinder,<br />

Jugendliche und Eltern angemessen zu beteiligen.<br />

Wesentliche Impulse könne die<br />

Ganztagsschule durch außerschulische<br />

Partner – durch Jugendverbände und Vereine<br />

– erhalten. Sie seien daher subsidiär<br />

einzubinden.<br />

Mit Sorge nimmt das <strong>Kolping</strong>werk wahr,<br />

dass die Ausdehnung der täglichen Schulzeit<br />

aufgrund der Ganztagsangebote an<br />

Schulen jungen Menschen Zeit- und Freiräume<br />

für freiwilliges und selbstbestimmtes<br />

Engagement nimmt. Gerade in unserer<br />

heutigen Zeit brauche es Kreativität und<br />

eigenverantwortliches Handeln, betont das<br />

<strong>Kolping</strong>werk. Hier bieten Jugendverbände<br />

gute Möglichkeiten und Räume der Einübung.<br />

In jedem Bundesland müsse es deshalb<br />

mindestens einen landesweiten schulfreien<br />

Nachmittag geben. Für Kinder und Jugendliche,<br />

die sich nicht in Vereinen und<br />

Verbänden engagieren, müsse an diesen<br />

Nachmittagen eine entsprechende Betreuung<br />

gewährleistet werden.<br />

Foto: Bilderbox.com<br />

4 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


NACHRICHTEN<br />

Betreuungsgeld bot Unterstützung<br />

und Wahlfreiheit<br />

KURZ GEMELDET:<br />

Das Betreuungsgeld ist vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

gescheitert - aber nur aus<br />

Gründen der Zuständigkeit. Dass mit Steuergeldern<br />

eine familienpolitische Leistung<br />

finanziert wird, wodurch die Eltern eine<br />

Wahlfreiheit erhielten, stand in Karlsruhe<br />

nicht zur Debatte. Ebenso wenig die Frage,<br />

ob es angezeigt ist, für ein Kind, das zwischen<br />

dem 15. und 36. Lebensmonat zu<br />

Hause betreut wird, monatlich 150 Euro an<br />

die Familie zu zahlen, stellt der Bundesvorsitzende<br />

des <strong>Kolping</strong>werkes Deutschland<br />

Thomas Dörflinger, MdB fest.<br />

Das Betreuungsgeld kann es weiter geben,<br />

allerdings sind jetzt die Länder gefragt, so<br />

Dörflinger und verweist auf das Land Bayern<br />

wo es beibehalten werden soll. Erfreulich<br />

ist auch, dass diejenigen die einen bewilligten<br />

Antrag haben, das Betreuungsgeld<br />

weiter beziehen können und damit ein Stück<br />

Planungssicherheit erhalten.<br />

Das <strong>Kolping</strong>werk Deutschland will angesichts<br />

der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes<br />

das Prinzip der Gleichberechtigung<br />

gewahrt wissen. Dies gilt auch<br />

mit Blick auf die unterschiedlichen familienpolitischen<br />

Leistungen. Man werde Eltern<br />

und Kindern in der Familienphase nicht gerecht,<br />

wenn Leistungen allein auf die Erwerbsarbeit<br />

bzw. wirtschaftliche Interessen<br />

fokussiert werden.<br />

Wer Kinder erzieht und betreut, erbringt<br />

einen Dienst für die Gesellschaft, den die<br />

Gesellschaft auch honorieren darf. Für das<br />

<strong>Kolping</strong>werk Deutschland sind Familienarbeit<br />

und Erwerbsarbeit grundsätzlich gleichwertig,<br />

auch wenn sie nicht gleich bezahlt<br />

werden. Das Betreuungsgeld bietet diese<br />

Unterstützung mindestens im Ansatz; Eltern<br />

haben so die Wahl zwischen der eigenen erzieherischen<br />

Arbeit, der Nutzung der Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />

staatlicherseits<br />

oder der Kombination von beidem, so der<br />

Bundesvorsitzende<br />

Katholische Medien starten<br />

Themenwoche Familie<br />

Zahlreiche katholische Medien in Deutschland<br />

starten anlässlich der bevorstehenden<br />

römischen Bischofssynode eine Themenwoche<br />

Familie. „Liebe leben“ heißt das Leitwort<br />

der Aktion. Aufgerufen dazu<br />

hat der Katholischer Medienverband.<br />

„Es geht darum,<br />

einem Thema öffentliche<br />

Aufmerksamkeit zu verleihen<br />

und so die Schlagkraft<br />

und inhaltliche Qualität der<br />

katholischen Medien unter<br />

Beweis zu stellen“, schreibt<br />

der KM-Vorsitzende Ulrich<br />

Peters in einem Brief an die<br />

Mitgliedsverlage. „Wir kennen die Themen,<br />

wir können sie übersetzen und in Medien<br />

verschiedenster Art so umsetzen, dass sie<br />

auch ankommen.“<br />

Katholische Medienunternehmen wie<br />

Bistumszeitungen, kirchliche Zeitschriften,<br />

Buchverlage und Buchhandlungen planen<br />

vom 20. bis zum 27. <strong>September</strong> Berichte<br />

und Aktionen rund um das Thema Familie<br />

und die römische Synode. So werden viele<br />

Bistumszeitungen Themenschwerpunkte<br />

gestalten.<br />

In einigen Diözesen sind<br />

Diskussionsveranstaltungen<br />

geplant. Außerdem haben<br />

die beiden Büchereiverbände,<br />

der Sankt Michaelsbund<br />

und Borromäusverein sowie<br />

die borro medien gmbh eine<br />

Buchempfehlungsliste entwickelt.<br />

Diese Materialien<br />

stehen, ebenso wie das Logo und Plakatmotive,<br />

auf der Homepage des Katholischen<br />

Medienverbandes zum Download bereit.<br />

Das Internetportal katholisch.de beteiligt<br />

sich ebenfalls an der Gemeinschaftsaktion.<br />

Neu: Handwerk und Glaube<br />

Was haben Handwerk und christlicher<br />

Glaube gemeinsam? Mehr als<br />

erwartet! Das macht Josef Holtkotte,<br />

Bundespräses des <strong>Kolping</strong>werkes<br />

Deutschland, in seinem neuen Buch<br />

„Handwerk hat goldenen Boden“<br />

deutlich. Dabei entwickelt er kein<br />

theoretisches Gedankengebäude,<br />

sondern zeigt ganz alltägliche<br />

Parallelen zwischen Werkbank und<br />

Kirchenbank auf. Beispiel: Wenn<br />

von „Lossprechung“ die Rede ist,<br />

denken wir dann zuerst an die Feier<br />

nach Abschluss der Ausbildung im<br />

Handwerk oder an das Sakrament<br />

der Versöhnung? Ob es nun um den<br />

Chef geht, um den Stundenlohn, das<br />

Büro oder den Familienbetrieb – in<br />

21 kurzen Episoden beleuchtet Josef<br />

Holtkotte das Leben und den Glauben<br />

mit den jeweiligen, oft verblüffenden<br />

Ähnlichkeiten. Ein sehr unterhaltsames<br />

Buch, mit vielen Fotos<br />

lebendig und anregend illustriert.<br />

Bonifatius Verlag, ca. 120 Seiten,<br />

13,90 Euro, erhältlich im <strong>Kolping</strong><br />

Shop, Artikelnummer 1019.<br />

CROSS-MEDIA<br />

Aktuelle Stellung nahmen zu<br />

kirchlichen, gesellschaftlichen und<br />

poli tischen Themen online unter<br />

www. kolping.de<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

5


GENERATIONENGERECHTIGKEIT<br />

Schulden zu<br />

Lasten zukünftiger<br />

Generationen<br />

Die Nachhaltigkeitslücke belastet Jung und Alt sehr unterschiedlich: Ein 75-jähriger<br />

Mann muss 7.440 Euro schultern, eine 50-jährigen Frau 119.040 Euro, ein<br />

25-jährigen Mann 193.440 Euro und ein neu geborenen Mädchen 305.040 Euro.<br />

Zur Begleichung der Staatsschulden müsste jeder Deutsche 310 Euro monatlich<br />

zusätzlich zu bestehenden Abgaben und Steuern leisten – lebenslang.<br />

6 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


GENERATIONENGERECHTIGKEIT<br />

Wie ehrlich muss der Staat gegenüber seinen Bürgern<br />

sein? In welchem Ausmaß darf er Lasten ungleich verteilen<br />

und auf zukünftige Generationen abladen?<br />

TEXT: Martin Grünewald<br />

ILLUSTRATION: Thomas Plaßmann<br />

FOTOS: Jule Roehr<br />

Unser Staat verlangt Rechtstreue. Wer einem<br />

anderen einen Schaden zufügt, muss ihn ersetzen.<br />

Wer einen Kredit erschwindelt, obwohl<br />

er weiß oder in Kauf nimmt, dass er ihn nicht<br />

zurückzahlen kann, begeht einen Betrug und wird<br />

dafür bestraft. Aber wenn der Staat heute Verpflichtungen<br />

eingeht, die zukünftige Generationen schwer<br />

belasten und die Zukunft bereits „verfrühstückt“,<br />

dann ist das in Ordnung. Wirklich?<br />

Wir haben uns daran gewöhnt, dass Bund, Länder<br />

und Gemeinden in jedem Jahr neue Schulden aufnehmen.<br />

Die offiziellen Staatsschulden betragen mittlerweile<br />

2,2 Billionen Euro. Eine gewaltige Summe. Auf<br />

jeden Bundesbürger lastet so eine Verschuldung von<br />

nominell 26 537 Euro; umgerechnet auf jeden Erwerbstätigen<br />

sind das 53 074 Euro.<br />

Die letzte Große Koalition hat deshalb im Jahr 2009<br />

im Grundgesetz eine Schuldenbremse verankert. Erstmals<br />

seit 1969 hat jetzt die Bundesregierung tatsächlich<br />

einen ausgeglichenen Haushalt vorgelegt und auf<br />

neue Schulden verzichtet. Länder und Gemeinden<br />

haben – mit wenigen Ausnahmen – derzeit noch ihre<br />

Mühen damit. Sie sind verpflichtet, sich anzustrengen<br />

und die Schuldenbremse einzuhalten.<br />

Dennoch häuft auch der Bund weiterhin neue Leistungsverpflichtungen<br />

für die Zukunft an, ohne ihre<br />

Begleichung durch bereits erarbeitete Rückstellungen<br />

abzusichern.<br />

Im <strong>Kolping</strong>blatt wurde bereits vor zwölf Jahren darauf<br />

hingewiesen, dass es neben den offiziellen Staatsschulden,<br />

von denen jeder gehört hat, auch eine versteckte<br />

Staatsverschuldung gibt. Darauf hatte damals der Freiburger<br />

Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen hingewiesen.<br />

Sein Lehrstuhl veröffentlicht seit 1995 regelmäßig<br />

Generationenbilanzen der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Damals schrieben die Freiburger Finanzwissenschaftler<br />

im <strong>Kolping</strong>blatt (März 2003): „Die Ergebnisse<br />

(der Generationenbilanz) stoßen nur auf geringe<br />

Beachtung im politischen Entscheidungsprozess.“<br />

8. Juli <strong>2015</strong> in Berlin. Optimale Bedingungen für<br />

Journalisten: Die Pressekonferenz beginnt um 11 Uhr,<br />

eine ideale Uhrzeit. Und es gibt einen Imbiss. Eingeladen<br />

hat die Stiftung Marktwirtschaft; über die aktuelle<br />

Generationenbilanz referieren die Finanzwissenschaftler<br />

Bernd Raffelhüschen und Stefan Moog von<br />

der Universität Freiburg. Gut eine Handvoll Journalisten<br />

haben sich in der Nähe des Regierungsviertels eingefunden,<br />

ein überschaubares Medieninteresse.<br />

Bernd Raffelhüschen konzentriert sich auf die zentralen<br />

Neuigkeiten. Am Rande erwähnt er die bekannten<br />

Tatsachen, dass die Anzahl der Beitragszahler zurückgeht,<br />

dass die Zeiträume, in denen Beitragszahler<br />

in die Kassen der gesetzlichen Sozialversicherungen<br />

einzahlen, sich verkürzen, und die Lebenserwartung<br />

und damit die Phase, in der Renten ausbezahlt werden,<br />

sich verlängert. Das ist heute nicht sein Thema.<br />

Er freut sich, dass der Bund erstmals einen Überschuss<br />

gemacht und einen ausgeglichenen Haushalt<br />

vorlegt.<br />

Aber dann folgen die Dämpfer: Die Haushaltsüberschüsse<br />

wurden nicht zum Abbau von Schulden verwendet.<br />

Dass die offizielle Staatsverschuldung prozentual<br />

leicht rückgängig ist, hat einen anderen<br />

Grund: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat sich vergrößert,<br />

die konstante Schuldenmenge hat sich deshalb<br />

um zwei Prozent im Verhältnis zum BIP verringert.<br />

Und nach Mütterrente und Rente mit 63 soll es<br />

weitergehen mit Leistungsgesetzen: Im Koalitionsvertrag<br />

ist eine „solidarische Lebensleistungsrente“ vereinbart,<br />

die nach Ansicht von Bernd Raffelhüschen<br />

gegen das Lebensleistungsprinzip der Rente verstößt.<br />

Aus der Journalistenrunde ist dazu kein Widerspruch<br />

zu hören. Der Freiburger Finanzwissenschaftler warnt<br />

allerdings: Die Nachhaltigkeitslücke werde sich weiter<br />

um 70 Milliarden Euro verschlechtern. Bereits heute<br />

betrage sie insgesamt 6,68 Billionen Euro. Im Verhältnis<br />

zum BIP werde sie von 237,6 Prozent auf 240 Prozent<br />

steigen.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

7


GENERATIONENGERECHTIGKEIT<br />

Interview<br />

mit Bernd Raffelhüschen<br />

Bernd Raffelhüschen ist Direktor des<br />

Forschungszentrums Generationenverträge<br />

der Universität Freiburg<br />

und Vorstandsmitglied der Stiftung<br />

Marktwirtschaft in Berlin.<br />

Seit 1995 ist er Professor für Volkswirtschaftslehre,<br />

insbesondere Finanzwissenschaft,<br />

an der Universität<br />

Freiburg. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

sind der demographische<br />

Wandel sowie die Systeme der sozialen<br />

Sicherung. Das <strong>Kolping</strong>magazin<br />

befragte ihn zur Generationengerechtigkeit<br />

politischer Entscheidungen.<br />

Wo gibt es besondere Ungleichgewichte<br />

in der Generationengerechtigkeit?<br />

Gegenfrage – was ist Gerechtigkeit? Der<br />

Wissenschaftler kann Gerechtigkeit nicht<br />

messen, denn jeder von uns versteht darunter<br />

etwas anderes. Allerdings hat Gerechtigkeit<br />

meist etwas mit Gleichheit zu tun – und<br />

die können wir allerdings messen. Bei der<br />

Generationenbilanz analysieren wir, ob die<br />

einzelnen Jahrgänge und Generationen<br />

gleich oder ungleich behandelt werden. Ob<br />

das dann gerecht ist, ist eine politische Frage.<br />

In welchen Bereichen war die Entwicklung<br />

in letzter Zeit besonders<br />

auffällig?<br />

Bei der Staatsverschuldung unterscheiden wir<br />

in der Generationenbilanz zwei Formen: die<br />

sichtbare und die unsichtbare Staatsschuld.<br />

Durch die deutsche Wiedervereinigung und<br />

durch die spätere Übernahme von teils staatlichen<br />

teils privaten Banken hat die sichtbare<br />

Staatsverschuldung erheblich zugenommen. Sie<br />

liegt inzwischen bei fast 80 Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />

(BIP). Die unsichtbare Staatsschuld<br />

beträgt zusätzlich 160 Prozent des BIP<br />

und resultiert vielfach aus den Verpflichtungen<br />

der Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung.<br />

Diese beinhalten Leistungsversprechen, die heute<br />

in der Hoffnung gemacht werden, dass zukünftige<br />

Generationen entsprechende Beitragszahler<br />

hervorbringen. Allerdings wissen wir,<br />

dass diese nicht geboren worden sind.<br />

Die Bilanzierungsmethode der sozialen<br />

Sicherungssysteme haben sie<br />

heute vor der Presse mit der einer<br />

Frittenbude verglichen.<br />

Ja, es gibt keine wirkliche Bilanz, sondern<br />

eine Einnahmen-Ausgaben-Überschuss-Rechnung<br />

für das laufende Jahr. Wenn dann die<br />

Politik, wie bei der gegenwärtigen Rentenreform,<br />

Leistungsversprechungen macht, wird<br />

das nicht bilanziert. Es werden nur die Kosten<br />

fürs nächste Jahr in den Blick genommen.<br />

Dass sich dies jährlich erhöht und<br />

summiert, wird lieber nicht erwähnt, denn<br />

das würde die Wahlgeschenke sehr teuer<br />

machen.<br />

Wie groß ist denn die Differenz?<br />

Die Nachhaltigkeitslücke, womit die nicht<br />

bilanzierten, fehlenden Rückstellungen gemeint<br />

sind, beläuft sich inzwischen auf 160<br />

Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Wir<br />

geben also das Eineinhalbfache unserer jährlichen<br />

Wirtschaftsleistung zukünftigen Generationen<br />

als Hypothek mit auf den Weg.<br />

Wie hoch ist die Summe pro Bundesbürger?<br />

Die sichtbaren Staatsschulden belaufen sich<br />

auf 26 710 Euro pro Bundesbürger, die unsichtbaren<br />

betragen etwa 55 000 Euro. Zur<br />

Begleichung dieser Schulden müsste jeder<br />

Bundesbürger monatlich 310 Euro an zusätzlichen<br />

Steuern und Abgaben bezahlen,<br />

und zwar während seines ganzen Lebens.<br />

Bereits vor zwölf Jahren haben wir<br />

sie im <strong>Kolping</strong>blatt zitiert, dass zur<br />

Sicherung der Sozialsysteme entweder<br />

die Sozialleistungen wesentlich<br />

reduziert oder die Beiträge entsprechend<br />

erhöht werden müssten.<br />

Für die Sozialsysteme allein haben wir damals<br />

grob eine Halbierung der Leistungen<br />

berechnet. Wenn wir heute alle Staatsausgaben<br />

zusammen nehmen, bräuchten wir eine<br />

durchgehende Senkung um gut 10 Prozent,<br />

um die Generationenbilanz nachhaltig zu<br />

gestalten. Genauso wirksam wäre eine entsprechende<br />

Erhöhung der Einnahmen, also<br />

aller Steuern, Gebühren und Beiträge.<br />

Wenn wir diese Lasten zukünftigen Generationen<br />

überlassen und Beitragszahler demnächst<br />

mehr als 26 Prozent für die Rente<br />

und mehr als 28 % für die Gesundheitsvor-<br />

8 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


GENERATIONENGERECHTIGKEIT<br />

sorge leisten müssen, dann werden uns diese Generationen<br />

die rote Karte zeigen.<br />

Das ist völlig klar: In der Zukunft wird es ein Akzeptanzproblem<br />

mit den Generationenverträgen geben.<br />

Wir überziehen es, indem wir als Babyboomer, die<br />

sehr zahlreich sind, von so wenigen Kindern, denen<br />

wir selbst das Leben geschenkt haben, deutlich mehr<br />

wollen als vorherige Generationen.<br />

Meist sind die Reformen ja in sich schlüssig<br />

und wirken gerecht, zum Beispiel die Mütterrente,<br />

die ja den Generationenvertrag unterstützt.<br />

Bei der Rente mit 63 ist das Gegenteil<br />

der Fall.<br />

Da muss ich widersprechen. Die Mütterrente bedeutet<br />

nichts anderes als ein Geschenk an alle Mütter, die<br />

der gesetzlichen Rentenversicherung angehören. Das<br />

finanzieren die Kinder, die der Grund für das Geschenk<br />

waren. Das ist absurd.<br />

Die Rente mit 63 kommt nur relativ wenigen Jahrgängen<br />

– etwa von 1953 bis etwa 1964 – zugute, also der<br />

großen Babyboomer-Generation. Allerdings haben<br />

nur diejenigen etwas davon, die 45 Jahre lang durchgängig<br />

beschäftigt waren. Das sind beispielsweise<br />

Bankkaufleute oder Facharbeiter, die mit die höchsten<br />

Renten in der Republik beziehen. Die Rente mit 63<br />

privilegiert nur die Privilegierten weiter, und das auch<br />

nur auf Zeit. Die Älteren hatten keine Chance, und<br />

die Jungen gucken mal wieder in die Röhre.<br />

Armut hat heute übrigens nichts mit dem Alter zu tun.<br />

Die Alten sind die Altersgruppe, die am wenigsten<br />

überhaupt von Armut betroffen ist. Armut findet in<br />

Familien statt. Niedrigeinkommensbezieher mit mehreren<br />

Kindern oder allein Erziehende – das sind die<br />

Armen. Denen zu helfen, ist die größere Aufgabe. Wir<br />

werden auch im Jahr 2035 mehr arme Kinder haben<br />

als arme Alte.<br />

Immer weniger müssen immer mehr Lasten<br />

schultern. Wie lange geht das gut?<br />

Immer weniger müssen immer mehr Lasten immer<br />

länger leisten. Wir dürfen nicht vergessen: Die Babyboomer<br />

haben nicht nur weniger Kinder in die Welt<br />

gesetzt, sie leben auch immer länger. Nach vorsichtigen<br />

Schätzungen lebt diese Generation, der auch wir<br />

angehören, fünf Jahre länger als deren Eltern.<br />

Mit welchen Verwerfungen müssen wir rechnen?<br />

Wenn wir den Generationenvertrag überziehen, wenn<br />

wir also die Lasten für unsere Kinder zu hoch auftürmen<br />

und ein Akzeptanzproblem schaffen, dann werden<br />

wir hören: Ihr könnt uns nicht dazu zwingen, alles,<br />

was wir erarbeiten, an die ältere Generation<br />

abzugeben. Sie werden den Generationenvertrag kündigen,<br />

zum Beispiel, indem sie sich den Sozialsystemen<br />

entziehen oder das Land verlassen.<br />

Ist denn die Vorsorge für die staatlichen Pensionsverpflichtungen<br />

für Beamte besser abgesichert?<br />

Die Beamtenversorgungslasten, also sowohl die Pensionen<br />

wie die Beihilfeverpflichtungen zur Gesundheitsversorgung,<br />

kulminieren nach der Einstellungswelle<br />

in der Vergangenheit. In der Zeit zwischen 1972<br />

und 1982 haben wir den gesamten öffentlichen Dienst<br />

verdoppelt. Die Zahl der Pensionäre wird sich in Kürze<br />

entsprechend vermehren. Bundesländer, die bislang<br />

10 % ihrer Ausgaben für die passiven Beamten tätigen,<br />

werden im Jahr 2020 aufwärts 20 Prozent aufwenden.<br />

Der Barwert der Beamtenpensionen, zusammen mit<br />

den Beihilfeleistungen, die auch die Pflegeleistungen<br />

für die Beamten beinhalten, beträgt mittlerweile 1,3<br />

Billionen Euro an fehlenden Rückständen. Das Beamtenversorgungsproblem<br />

ist nicht nur schneller da als<br />

die Probleme in den gesetzlichen Sozialversicherungen,<br />

es ist auch relativ gesehen deutlich größer. Für<br />

VERSTECKTE SCHULDEN<br />

der Sozialversicherungen im Jahresvergleich<br />

in Prozent des BIP Basisjahr 2012 Basisjahr 2013<br />

102,8<br />

101,8<br />

Gesetzliche<br />

Rentenversicherung<br />

(GRV)<br />

68,6 75,4<br />

Gesetzliche<br />

Krankenversicherung<br />

(GKV)<br />

35,3 38,7 5,2 2,8<br />

Soziale<br />

Pflegeversicherung<br />

(SPV)<br />

Pressekonferenz am<br />

8. Juli mit dem Finanzwissenschaftler<br />

Bernd<br />

Raffelhüschen in Berlin.<br />

Sonstige Sozialversicherungen<br />

Die sonstigen Sozialversicherungen umfassen die Bundesagentur für Arbeit, die<br />

landwirtschaftlichen Alterskassen und die gesetzliche Unfallversicherung.<br />

Quelle: Stiftung Marktwirtschaft, Berlin<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

9


GENERATIONENGERECHTIGKEIT<br />

Interview mit Bernd Raffelhüschen<br />

NACHHALTIGKEITSLÜCKE DES STAATES<br />

( = Summe aus sichtbarer und unsichtbarer Staatsschuld)<br />

in Prozent des BIP<br />

sichtbare<br />

Staatsschuld<br />

79,3%<br />

unsichtbare<br />

Staatsschuld<br />

157,2%<br />

6 500 Mrd. Euro<br />

Basisjahr 2012<br />

Die Nachhaltigkeitslücke<br />

aus sichtbaren (expliziten)<br />

und unsichtbaren (impliziten)<br />

Staatsschulden für<br />

Deutschland beläuft sich<br />

aktuell auf 237,6 % des<br />

Bruttoinlandsprodukts<br />

(BIP), das sind 6 675,4 Milliarden<br />

Euro. Pro Person ergeben<br />

sich daraus Gesamtschulden<br />

in Höhe von 82 310<br />

Euro. Im Vergleich zum<br />

Vorjahr gibt es eine geringe<br />

Steigung um 1,1 Prozent.<br />

Die sichtbare Staatsschuld<br />

hat sich etwas von 79,3 %<br />

auf 77,1 % verringert, bei<br />

der unsichtbaren gab es<br />

Zuwächse. Zur Begleichung<br />

der Gesamtschuldenlast<br />

müsste jeder heute lebende<br />

Bürger bis zu seinem<br />

Lebensende – unabhängig<br />

von bestehenden Steuern<br />

und Sozialabgaben – einen<br />

zusätzlichen Betrag von<br />

310 Euro pro Monat an den<br />

Staat abführen.<br />

sichtbare<br />

Staatsschuld<br />

77,1%<br />

236,5% 237,6%<br />

unsichtbare<br />

Staatsschuld<br />

160,5%<br />

6 680 Mrd. Euro<br />

Basisjahr 2013<br />

diejenigen Beamten, die nicht mehr arbeiten, werden<br />

also die Ausgabenlasten verdoppelt. Und das in<br />

einer Zeit, in der möglicherweise die Zinsen steigen<br />

und die Bundesländer aufgrund der Schuldenbremse<br />

keine neuen Schulden aufnehmen dürfen. Mit wenigen<br />

Ausnahmen, wie zum Beispiel Bayern, wird das<br />

alle Bundesländer in große Schwierigkeiten bringen.<br />

Wurden die Kürzungen, die mit der letzten<br />

Rentenreform durch die Einführung eines<br />

demographischen Faktors eingeführt wurden,<br />

analog auch auf die Beamten angewandt?<br />

Nein, die Einführung des demographischen Faktors<br />

für eine größere Nachhaltigkeit in der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung hat die Beamtenschaft nicht erdulden<br />

müssen. Die Politik hat sich an dieses Privileg<br />

nicht herangetraut.<br />

Offenbart das Mentalitäten?<br />

Das zeigt eher Rationalität. Ich weiß nicht, wie wir<br />

uns als Politiker verhalten würden.<br />

Welchen Ausweg gibt es für die sich verdoppelnden<br />

Pensionslasten?<br />

Man muss den Beamten sagen, dass sich unsere Gesellschaft<br />

diese Ausgaben nicht mehr leisten kann.<br />

Das gilt sowohl für die aktiven wie für die passiven<br />

Beamten. Das muss zur Diskussion gestellt werden.<br />

Quelle: Stiftung Marktwirtschaft, Berlin<br />

Sind in Ihrer Generationenbilanz auch die<br />

jetzt notwendig werdenden Investitionen in<br />

Infrastruktur wie zum Beispiel die Instandsetzung<br />

von Brücken und Bahngleisen bereits<br />

enthalten?<br />

Wir können die Bilanz nur auf dem bisherigen Niveau<br />

fortschreiben. Allerdings ist das gegenwärtige Investitionsniveau<br />

absurd niedrig. In den siebziger Jahren wurden<br />

auf Landes- und kommunaler Ebene etwa 15 %<br />

der Ausgaben investiv getätigt. Gegenwärtig beträgt der<br />

Anteil 5-6 %. Es gibt also einen Riesen-Nachholbedarf.<br />

In den letzten 20 Jahren wurde es versäumt, Straßen<br />

und Brücken instand zu halten beziehungsweise auszubauen,<br />

die Bahn bräuchte deutlich schnellere Verbindungen<br />

etc. Die öffentlichen Mittel wurden vorzugsweise<br />

in das Soziale gesteckt. Aber wir können nur<br />

verteilen, was wir erwirtschaften. Das haben wir vergessen.<br />

Unser Sozialstaat hat seine Basis nicht mehr im Auge.<br />

Nun gehört auch die Belastung der Umwelt<br />

mit Schadstoffen zur Generationengerechtigkeit.<br />

Ist das Thema Ökologie für die Berechnung<br />

der Nachhaltigkeitslücke überhaupt<br />

berechenbar?<br />

Das ist das Problem: Die Generationenbilanz besteht<br />

aus einer Fortschreibung der fiskalischen Haushalte.<br />

Sie untersucht die fiskalische Nachhaltigkeit. Die ökologische<br />

Nachhaltigkeit ist ziemlich inoperativ, das<br />

heißt, wir können sie nicht berechnen. Persönlich bin<br />

ich der Ansicht, dass wir in Deutschland in der Ökologie<br />

Riesenfortschritte in den vergangenen Jahrzehnten<br />

gemacht haben.<br />

Global betrachtet sieht es aber ganz anders aus.<br />

Ich halte den statistischen Datenbestand nicht für<br />

ausreichend, um den menschlichen Faktor, der hinter<br />

der Klimaerwärmung steckt, zu identifizieren.<br />

Wie kann denn das steigende Nachhaltigkeitsdefizit<br />

gebremst werden? Können Politiker<br />

nicht rechnen?<br />

Politiker müssen wieder gewählt werden, Wissenschaftlern<br />

nicht. Deshalb sind wir eher mit unbequemen<br />

Botschaften unterwegs. Der Politiker weiß, dass<br />

der Überbringer der schlechten Botschaft geschlachtet<br />

wird. Deshalb halten sie sich zurück. Auch die letzte<br />

große Rentenreform, die deutliche Kürzungen beinhaltet<br />

hat, wurden anders deklariert. Da war von<br />

Nachhaltigkeitsfaktoren oder modifizierter Bruttolohnanpassung<br />

die Rede. Politikern lassen lieber Begriffe<br />

erfinden, die verschleiern, was dahinter steckt.<br />

10 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


GENERATIONENGERECHTIGKEIT<br />

Die Kürze von Legislaturperioden behindert<br />

also die Handlungsfähigkeit der Entscheider?<br />

Sie unterstellen, dass Politiker langfristig denken. Das<br />

ist nicht der Fall. Meist denken sie noch kurzfristiger<br />

als ihre Wahlperiode.<br />

Wie erhoffen sie sich denn eine Wende? Meinen<br />

sie, dass die fiskalische Nachhaltigkeit<br />

eines Tages genauso wichtig sein kann wie<br />

die ökologische Nachhaltigkeit?<br />

Eine solche Wende wird es irgendwann geben. Spätestens<br />

die nachfolgende Generation wird diese Frage<br />

aufwerfen. Und sie wird die von ihr geforderte Leistungsbereitschaft<br />

mit der unserer Generation vergleichen.<br />

Ist das nicht zu spät?<br />

Nein, unsere Kinder werden sagen: Wir zahlen euch<br />

so viel aus, wie ihr damals eingezahlt habt. Damit<br />

müsst ihr zurecht kommen. Dass wir heute als Babyboomer<br />

so viele sind, ist unser Problem. Und dass wir<br />

so wenige Kinder in die Welt gesetzt haben, auch.<br />

Ist dann nicht ausschlaggebend, dass die<br />

Mehrheit der Gesellschaft aus denjenigen<br />

besteht, die hohe Erwartungen an die nachfolgende<br />

Generation haben?<br />

Über die Verteilung des Bärenfells entscheidet derjenige,<br />

der ihn erledigt hat. Der Erwerbstätige, den der<br />

Babyboomer als Rentner schröpfen will, muss mitspielen.<br />

Die nachkommende Generation wird sagen:<br />

Ihr könnt uns nicht dazu zwingen, für euch zu arbeiten,<br />

wenn für mich nichts übrig bleibt. Wir Babyboomer<br />

sind dafür verantwortlich, die sozialen Sicherungssysteme<br />

innerhalb der nächsten Jahre und<br />

Jahrzehnte so zu stellen, dass unsere Kinder das mitmachen.<br />

debattieren. Politiker geben gerne das Geld anderer<br />

Leute aus, mögen aber keinen reinen Wein einschenken.<br />

Je populärer man als Politiker unterwegs ist, desto<br />

weniger braucht man Transparenz oder langfristige<br />

Generationenbilanzen. Weltweit sind Generationenbilanzen<br />

inzwischen üblich geworden, aber sie werden<br />

meistens von Sachverständigenräten oder Thinktanks<br />

gemacht. Öffentlich bekannt werden sie meist<br />

nur dort, wo sie günstig aussehen.<br />

Wollen sie uns keine Hoffnung machen?<br />

Hoffnung habe ich, ich habe ja Kinder! Ohne meine<br />

Kinder wäre das anders.<br />

Leider wächst der Anteil der Menschen in der Bevölkerung,<br />

die ohne Kinder sind und nicht wissen, was es<br />

bedeutet, etwas auf dieser Welt zu hinterlassen. Ein<br />

Kind ist Leben in Fortsetzung des Lebens. Viele wissen<br />

nicht, was ihnen da fehlt.<br />

Die Fragen stellte Martin Grünewald<br />

Die von der Bundesregierung<br />

geplante sogenannte<br />

solidarische Lebensleistungsrente<br />

begünstigt<br />

nur bestimmte, besonders<br />

geburtenstarke Jahrgänge,<br />

die „Babyboomer“. Jüngere<br />

und Ältere werden ausgeschlossen.<br />

Dazu müssen alle an einen gemeinsamen Tisch?<br />

Ich sehe noch nicht den Tisch, an dem wir da alle zusammensitzen.<br />

Es müsste eine bessere Wahrnehmung<br />

darüber geben, was wir den zukünftigen Beitragsund<br />

Steuerzahlern zumuten können. Darüber sollten<br />

wir diskutieren.<br />

Vor zwölf Jahren haben Wissenschaftler ihres<br />

Freiburger Institutes im <strong>Kolping</strong>blatt angeregt,<br />

dass bei jedem gesetzlichen Vorhaben<br />

eine Nachhaltigkeitstransparenz vorgelegt<br />

werden soll. In den USA wurde dies zumindest<br />

eine Zeit lang praktiziert. Hat sich dies<br />

international eingebürgert?<br />

Kein Politiker auf der Welt will wissen, was seine Geschenke,<br />

die er verteilt, außerhalb der nächsten Jahre<br />

wirklich kosten. Dass langfristig aus ein paar Millionen<br />

ein paar Milliarden werden, das will er gar nicht<br />

Verteilungseffekte der „solidarischen Lebensleistungsrente“<br />

Finanzieller Vorteil in Euro, Barwert über den verbleibenden Lebenszyklus<br />

1 500<br />

1 250<br />

1 000<br />

750<br />

500<br />

250<br />

0<br />

-250<br />

-500<br />

Euro<br />

2007<br />

2002<br />

1997<br />

1992<br />

1987<br />

1982<br />

1977<br />

1972<br />

1967<br />

1962<br />

2012<br />

Jahrgang<br />

1957<br />

1952<br />

1947<br />

1942<br />

1937<br />

1932<br />

1927<br />

1922<br />

Quelle: Stiftung Marktwirtschaft, Berlin<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

11


NACHRICHTEN<br />

Yvonne Willicks und Ulrich Vollmer stellten die gespendeten Papstschuhe am 18. August in Köln den Medien vor.<br />

Nicht nur der Papst soll Schuhe spenden<br />

Wenn jede(r) ein Paar mitbringt…<br />

„Wenn der päpstliche Nuntius zu den Gästen<br />

des <strong>Kolping</strong>tages gehört, dann kann er<br />

auch die roten Schuhe des Papstes, die in<br />

Rom nicht mehr gebraucht werden, mitbringen“,<br />

scherzte Yvonne Willicks. So berichtete<br />

die Kölner Kirchenzeitung über<br />

die Ankündigung der Schuhaktion am 18.<br />

Juni.<br />

Yvonne Willicks ist Patin der Aktion<br />

SchuhpunktNeumarkt, bei der die Teilnehmenden<br />

des <strong>Kolping</strong>tages gemeinsam mit<br />

der Kölner Bürgerschaft eingeladen sind,<br />

15 000 Paar Schuhe zu spenden. Im Andenken<br />

an Adolph <strong>Kolping</strong>, der gelernter<br />

Schuhmacher war, sind alle aufgerufen,<br />

durch eine Schuhspende das Projekt Blumenberg<br />

– eine Anlaufstelle für Kinder<br />

und Jugendliche aller Kulturen und Religionen<br />

– zu unterstützen.<br />

Bundessekretär Ulrich Vollmer gefiel<br />

diese Idee. Er setzte sich unverzüglich mit<br />

dem Bundesvorsitzenden des <strong>Kolping</strong>werkes,<br />

Thomas Dörflinger, in Verbindung.<br />

Vom Schwarzwald aus nahm Thomas Dörflinger<br />

direkten Kontakt zu Erzbischof Georg<br />

Gänswein auf, Präfekt des Päpstlichen<br />

Hauses und Privatsekretär von Papst em.<br />

Benedikt XVI. im Vatikan.<br />

Bereits am 25. Juni teilte Erzbischof Georg<br />

Gänswein dem <strong>Kolping</strong>-Bundesvorsitzenden<br />

mit, er werde in den nächsten Tagen<br />

ein Päckchen mit „getragenem<br />

Schuhwerk“ von Papst em. Benedikt XVI.<br />

erhalten. Wie versprochen traf bald darauf<br />

das angekündigte Päckchen mit den roten<br />

Papstschuhen in Tiengen ein. Mit dabei:<br />

ein Zertifikat über die Echtheit der Papstschuhe.<br />

„Es wäre völlig unangemessen, diese<br />

Schuhe zu versteigern“, erklärte Bundessekretär<br />

Ulrich Vollmer beim Pressetermin<br />

in Köln. „Um der Bedeutung dieser Schuhspende<br />

gerecht zu werden, bitten wir deshalb<br />

um Geldspenden, die dem sozialen<br />

Projekt in Köln zugute kommen. Wir<br />

möchten die Original-Papstschuhe dem<br />

Museum im Geburtshaus von Josef Ratzinger<br />

in Marktl zur Verfügung stellen.“ Auf<br />

die Spender hofft nun das <strong>Kolping</strong>werk,<br />

damit der Wert der Papstschuhe in dem Sozialprojekt<br />

ankommt.<br />

Die Papstschuhe können in einer Vitrine<br />

des Kölner Stadthotels am Römerturm<br />

(<strong>Kolping</strong>haus International) in der St.-<br />

Apern-Str. 32 vor und während des <strong>Kolping</strong>tages<br />

bestaunt werden. Im Stadthotel<br />

am Römerturm findet während des <strong>Kolping</strong>tages<br />

auch die „Stunde der Treue“ statt.<br />

Viele Besucher werden dort auch zu den<br />

attraktiven Verpflegungsangeboten während<br />

des <strong>Kolping</strong>tages erwartet.<br />

Die Aktion SchuhpunktNeumarkt „Mein<br />

Schuh tut gut“ ist eine große Sammelaktion<br />

mit Öffentlichkeitswirksamkeit im Rahmen<br />

des <strong>Kolping</strong>tages <strong>2015</strong>. Die große Aktions-Abschlussveranstaltung<br />

mit Yvonne<br />

Willicks findet am <strong>Kolping</strong>tagssamstag ab<br />

16 Uhr auf dem Neumarkt mit buntem<br />

Bühnenprogramm statt.<br />

Abgabestellen während des <strong>Kolping</strong>tages:<br />

Freitag von 17 bis 19.30 Uhr vor der Lanxess-Arena,<br />

Samstag von 9 bis 15 Uhr am<br />

Neumarkt. „Wenn jede teilnehmende Person<br />

ein Paar Schuhe mitbringt, können wir<br />

unser Ziel sicher erreichen“, betont Bundessekretär<br />

Ulrich Vollmer.<br />

Wichtiger Hinweis: Die Schuhe müssen<br />

paarweise gebündelt sein, also zum Beispiel<br />

mit einem Gummiband aneinandergebunden<br />

werden oder mit den Schnürsenkeln<br />

zusammengebunden sein.<br />

Spenden für die Papstschuhe werden erbeten<br />

auf das Konto: <strong>Kolping</strong>werk<br />

Deutschland n.e.V., Bank für Sozialwirtschaft,<br />

IBAN: DE56 3702 0500 0001 0829<br />

05. Verwendungszweck: Spende Papstschuhe.<br />

Martin Grünewald<br />

Fotos: Barbara Bechtloff (4), Martin Grünewald (2)<br />

12 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


NACHRICHTEN<br />

Schuhe und<br />

Echtheitszertifikat<br />

sind<br />

zunächst beim<br />

Bundesvorsitzenden<br />

Thomas<br />

Dörflinger in<br />

Tiengen angekommen.<br />

Sie<br />

waren sorgfältig<br />

verpackt.<br />

– Reges Medieninteresse<br />

bei<br />

der Präsentation<br />

in Köln.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

13


RATGEBER<br />

Leser fragen – Experten antworten<br />

Senden Sie einfach Ihre Fragen an ratgeber@kolping.de – oder per Post an<br />

Redaktion <strong>Kolping</strong> magazin, 50606 Köln<br />

ACA – was ist das?<br />

Die ACA – Arbeitsgemeinschaft Christlicher<br />

Arbeitnehmerorganisationen – ist eine Arbeits-<br />

und Aktionsgemeinschaft, zu der sich<br />

die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung<br />

(KAB), der Bundesverband<br />

Evangelischer Arbeitnehmerorganisationen<br />

(BVEA) und das <strong>Kolping</strong>werk<br />

Deutschland auf Bundes- und<br />

Landesebene zusammengeschlossen<br />

haben. Sie setzt sich für die Rechte<br />

der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer,<br />

für Entscheidungsfreiheit<br />

und Menschenwürde, für Selbstverantwortung<br />

und Selbstgestaltung im Arbeitsprozess<br />

ein. Die ACA versteht sich als Sprachrohr<br />

christlicher Arbeitnehmerinnen und<br />

Arbeitnehmer für die Grundsätze einer<br />

christlichen Gesellschaftslehre, die basiert<br />

auf der Katholischen Soziallehre und der<br />

Evangelischen Sozialethik.<br />

Sie verteidigt die Rechte der Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer, bejaht die soziale<br />

Marktwirtschaft und eine staatliche<br />

Ordnungspolitik, die soziale Schäden verhütet<br />

oder beseitigt und die freie<br />

Arbeitsplatzwahl erhält und fördert.<br />

Die ACA setzt sich besonders<br />

ein für Freiheit und Menschenwürde<br />

im Arbeitsprozess, für Entscheidungsfreiheit,<br />

Selbstverantwortung<br />

und Selbstgestaltung der<br />

Arbeitnehmerschaft, als der weitaus<br />

größten Gruppe unserer<br />

Staatsbürger, und dies vor allem in der „Sozialen<br />

Selbstverwaltung“ – mit und in den<br />

Gewerkschaften.<br />

Jürgen Peters<br />

Was müssen wir bei der Jugendparty beachten?<br />

Vermehrt ist die Frage nach einer Regelung<br />

mit minderjährigen Teilnehmenden des<br />

<strong>Kolping</strong>tages bei der Jugendparty gestellt<br />

worden. Unmittelbar nach dem Musical am<br />

Samstagabend findet die Jugendparty statt.<br />

Sie soll ein fröhlicher Ausklang des Tagesprogrammes<br />

sein. Ein DJ wird Musik auflegen,<br />

und alle sind dazu eingeladen, das<br />

Tanzbein zu schwingen. Dass dabei auch<br />

Alkohol ausgeschenkt wird, lässt sich nicht<br />

vermeiden, denn die umliegenden Bars und<br />

Stände der Arena werden für Imbiss und<br />

Getränke geöffnet sein. Umso wichtiger ist<br />

uns aber, das Jugendschutzgesetz zu wahren:<br />

Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren<br />

dürfen sich daher nur in Begleitung ihrer<br />

Personensorgeberechtigten oder mit der<br />

schriftlichen Erlaubnis ihrer Personensorgeberechtigten<br />

und in Begleitung einer/eines<br />

Aufsichtspflichtigen am Veranstaltungsort<br />

aufhalten. Für Teilnehmende unter 18 Jahren<br />

muss eine volljährige Person für die gesamte<br />

Dauer der Veranstaltung die Aufsichtspflicht<br />

übernehmen. Ab 16 Jahren<br />

wird in der Arena Alkohol ausgeschenkt, jedoch<br />

kann jederzeit eine Ausweiskontrolle<br />

erfolgen. Daher ist es wichtig, dass alle unter<br />

18-Jährige die schriftliche Einverständniserklärung<br />

dabei haben. Sie steht als Download<br />

bereit unter www.kolpingtag<strong>2015</strong>.de/teilnahme/anmeldung.<br />

Ich wünsche uns allen<br />

eine super Jugendparty und tolle Tage in der<br />

Domstadt!<br />

Magdalene Paul<br />

Wo kann ich internationale Partner treffen ?<br />

David aus Tansania.<br />

Jugendliche können z. B. einen Freiwilligen<br />

aus Tansania, er heißt David, in Deutschland<br />

begleiten. Seit Juli haben die <strong>Kolping</strong>-Jugendgemeinschaftsdienste<br />

zusammen mit<br />

dem Diözesanverband Hamburg einen Freiwilligen<br />

vom <strong>Kolping</strong>werk Tansania in Bukoba<br />

eingeladen, der für ein Jahr im Norden<br />

Deutschlands, im <strong>Kolping</strong>-Ferienland Salem,<br />

seinen Freiwilligendienst absolviert. Freiwillige<br />

lernen Deutschland kennen, und die<br />

Einsatzstellen werden durch den interkulturellen<br />

Austausch bereichert. Gleichzeitig<br />

wird dadurch die Partnerschaftsarbeit des<br />

<strong>Kolping</strong>werkes gefördert. Interessierte können<br />

David z. B. direkt in seiner Einsatzstelle<br />

besuchen oder ihn zu sich nach Hause einladen<br />

und mit ihm gemeinsam Deutschland<br />

entdecken.<br />

Bei Interesse geben die Jugendgemeinschaftsdienste<br />

gerne Informationen weiter.<br />

Kontakt: mfd@kolping.de.<br />

Annette Fuchs<br />

14 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


RATGEBER<br />

Thema Jugend<br />

Magdalene Paul<br />

Thema Familie<br />

Michael Griffig<br />

Thema Eine Welt<br />

Annette Fuchs<br />

Thema Arbeit<br />

Jürgen Peters<br />

Thema Glaube<br />

Josef Holtkotte<br />

Thema Verband<br />

Ulrich Vollmer<br />

Welche Bedeutung haben Altar, Tabernakel, Ewiges Licht?<br />

Der Mittelpunkt einer Kirche ist der Altar.<br />

Um ihn herum versammeln sich Priester<br />

und Gläubige zur Feier der Heiligen Messe.<br />

Der Altar ist Zeichen dafür, dass Christus<br />

in unserer Mitte ist: als Herr der Kirche,<br />

als Grund unseres Glaubens. Er ist gegenwärtig,<br />

wenn auf dem Altar die Eucharistie<br />

gefeiert wird. Aufbewahrt wird die heilige<br />

Eucharistie im Tabernakel.<br />

Das lateinische Wort „tabernaculum“ bedeutet<br />

Zelt. Die Erinnerung an das Volk<br />

Israel, welches die Bundeslade in einem<br />

Zelt aufbewahrte, scheint hier auf. So begleitete<br />

Gott sein Volk. Er war mit seinem<br />

Volk unterwegs. Im Tabernakel ist Christus<br />

gegenwärtig in der Gestalt des Brotes.<br />

Beim Tabernakel ist das Ewige Licht<br />

angebracht. Die Flamme im roten Glas<br />

brennt als Zeichen für die bleibende Gegenwart<br />

Christi im eucharistischen Brot.<br />

Ihn allein, unseren Gott, beten wir an. Er<br />

ist unser Ziel. Das Ewige Licht drückt aus,<br />

dass Gott in unserer Mitte wohnt.<br />

Altar und Tabernakel mit Ewigem Licht:<br />

hier zeigt sich Christi Gegenwart für uns.<br />

Er ist mit uns auf dem Weg, lebendig in unserem<br />

Leben.<br />

Josef Holtkotte<br />

Was ist der Weltgebetstag des <strong>Kolping</strong>werkes?<br />

Der Weltgebetstag des Internationalen <strong>Kolping</strong>werkes<br />

erinnert jedes Jahr an den Tag<br />

der Seligsprechung Adolph <strong>Kolping</strong>s am 27.<br />

Oktober 1991. Wie jedes Jahr steht dabei immer<br />

auch das <strong>Kolping</strong>werk eines Landes im<br />

Mittelpunkt. Im Jubiläumsjahr <strong>2015</strong> – wir<br />

feiern den 150. Todestag Adolph <strong>Kolping</strong>s –<br />

hat das <strong>Kolping</strong>werk Deutschland den Weltgebetstag<br />

vorbereitet.<br />

Durch den Bundesfachausschuss „Kirche<br />

mitgestalten“ wurden dazu Texte zu den<br />

Worten Adolph <strong>Kolping</strong>s „Wer Mut zeigt,<br />

macht Mut“ erstellt, die als Anregungen und<br />

Denkanstöße für die Gestaltung dienen.<br />

Diese können unterschiedlich zur Verwendung<br />

kommen: für eine Eucharistiefeier, einen<br />

Wortgottesdienst, für einen Impuls,<br />

eine Meditation oder Ähnliches.<br />

Alle Informationen, liturgischen Texte,<br />

Gedanken zum Weltgebetstag sowie weitere<br />

Worte von Adolph <strong>Kolping</strong> zum Thema<br />

„Mut“ sind in einem PDF-Dokument zusammengefasst.<br />

Es kann bei www.kolping.de<br />

heruntergeladen werden im Bereich Medien/Downloads.<br />

Ulrich Vollmer<br />

Wie können ältere Menschen gesund essen?<br />

Untersuchungen haben ergeben, dass insbesondere<br />

ältere alleinlebende Menschen, zumal<br />

bei leichten bis stärkeren geistigen oder<br />

körperlichen Einschränkungen, sich oftmals<br />

unzureichend verpflegen und kaum<br />

am sozialen Leben teilnehmen. Es gibt bereits<br />

viele Initiativen und unterschiedliche<br />

Modelle für ein Mittagstischangebot. Mittagstische<br />

ermöglichen je nach Form des<br />

Angebotes die Mitwirkung der älteren Menschen,<br />

insbesondere aber eine leckere Mahlzeit<br />

mit ausgewogenem Nährstoffangebot.<br />

Das Angebot an Mittagstischen ist derzeit<br />

jedoch noch unzureichend.<br />

Als Start für neue Initiativen plant die<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-<br />

Organisationen (BAGSO) im Frühjahr 2016<br />

eine Aktionswoche „Mittagstisch für ältere<br />

Menschen“. In dieser Woche sollten möglichst<br />

bundesweit Akteure vor Ort an einem<br />

Tag einen Mittagstisch für ältere Menschen<br />

anbieten. Ziel ist eine Bewusstseinsbildung<br />

für die Bedeutung der ausgewogenen Ernährung<br />

und der sozialen Teilhabe zur Erhaltung<br />

der Leistungsfähigkeit im Alter. Das<br />

Motto könnte lauten:<br />

„Auf Rädern (Zweirad, Rollator, Auto)<br />

zum Essen“ (statt „Essen auf Rädern“).<br />

Auch <strong>Kolping</strong>sfamilien sind eingeladen,<br />

die Durchführung eines Mittagstisches an<br />

einem Tag der Aktionswoche (April 2016)<br />

zu übernehmen. Wer Interesse hat, bei der<br />

„Aktionswoche Mittagstisch“ mitzumachen,<br />

meldet sich bis Ende <strong>September</strong> <strong>2015</strong> bei der<br />

BAGSO, E-Mail: inform@bagso.de, Tel.<br />

(02 28) 24 99 93 22. Michael Griffig<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

15


KOLPINGTAG<br />

Einzigartiger Altar<br />

15 000 Gläubige werden am 20. <strong>September</strong> in der Lanxess<br />

Das <strong>Kolping</strong>-Berufsbildungswerk in Essen baut den Altar<br />

TEXT: Georg Wahl | FOTOS: Ludolf Dahmen<br />

Wie wird der Altar wohl aussehen? Diese Frage<br />

werden und sollen auch diese zwei Seiten<br />

nicht beantworten. Das Geheimnis werden<br />

die Auszubildenden des <strong>Kolping</strong>-Berufsbildungswerkes<br />

Essen erst nach der Abschlussveranstaltung des <strong>Kolping</strong>tages<br />

am 20. <strong>September</strong> in der Lanxess-Arena lüften,<br />

also nur wenige Minuten vor dem danach beginnenden<br />

Gottesdienst. Der Altar soll eine Überraschung<br />

sein für die erwarteten 15 000 Gottesdienstbesucher.<br />

Der Altarbau ist für die Auszubildenden im <strong>Kolping</strong>-Berufsbildungswerk<br />

in Essen eine besondere<br />

Herausforderung. Im Frühjahr hat die Arbeitsgruppe,<br />

die den Gottesdienst vorbereitet, die ersten Skizzen an<br />

Tischlermeister Klaus Pieper geschickt; er ist Ausbilder<br />

im Berufsbildungswerk. Die Ideen wurden diskutiert<br />

und auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Danach<br />

haben die Auszubildenden in der Tischlerwerkstatt<br />

mit der Planung und dem Bau begonnen. Die Vorgaben<br />

sind klar: Der fertige Altar soll fünf Meter breit sein,<br />

er muss leicht zu transportieren sein, und die Gestaltung<br />

soll das Motto des <strong>Kolping</strong>tages aufgreifen.<br />

Im <strong>Kolping</strong>-Berufsbildungswerk in Essen können<br />

junge Menschen eine Ausbildung machen, die sonst<br />

auf dem freien Ausbildungsmarkt keine Chance haben.<br />

Bei <strong>Kolping</strong> werden sie besonders gefördert. Anders<br />

als andere Jugendliche absolvieren sie ihre Aus-<br />

16 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


KOLPINGTAG<br />

Vorarbeiten (oben): Zunächst<br />

werden Schablonen<br />

angefertigt und geeignete<br />

Farben ausgewählt.<br />

Rechts: Ausbilder Klaus<br />

Pieper und der Auszubildende<br />

Jan Geldermann<br />

wählen das Furnier aus.<br />

Unten links: An der Kreissäge<br />

schneiden die Auszubildenden<br />

die Anleimerleisten<br />

zu.<br />

Rechts: In der Presse werden<br />

Sperrholzplatten und<br />

Furnier unter hohem Druck<br />

miteinander verleimt.<br />

Arena den Abschlussgottesdienst des <strong>Kolping</strong>tages feiern.<br />

für diesen besonderen Anlass.<br />

bildung nicht in einem Handwerksbetrieb, sondern in<br />

den Werkstätten des Berufsbildungswerkes.<br />

Jan Geldermann (23) wird Holzbearbeiter; er hat<br />

gerade sein zweites Ausbildungsjahr begonnen. Er ist<br />

an allen Schritten des Altarbaus beteiligt: Zunächst<br />

hat er gemeinsam mit anderen Azubis die Vorlagen in<br />

Originalgröße auf Papier übertragen. Sperrholzplatten<br />

und Anleimerleisten wurden zugeschnitten. Das<br />

Eschenholzfurnier haben er und Klaus Pieper sorgfältig<br />

ausgewählt, damit der Altar auch eine schöne und<br />

ruhige Oberfläche bekommt. Jetzt freuen sich Jan und<br />

andere Jugendliche auf den <strong>Kolping</strong>tag. Dann dürfen<br />

sie den Altar in der Arena aufbauen.<br />

17


JUNGE ERWACHSENE<br />

Tanja ist zur Salatesserin<br />

geworden.<br />

Kartoffelpflanze<br />

Pflegetipp: Schädlingsbekämpfung<br />

geht auch in Bio: Aus kleingehäckselten<br />

Rhabarberblättern<br />

und Wasser entsteht ein Sud,<br />

der unerwünschten Pflanzenbewohnern<br />

biologisch korrekt den<br />

Garaus macht, aufzutragen mit<br />

einer Sprühflasche. Die giftige<br />

Oxalsäure der Rhabarberblätter<br />

ist übrigens hochdosiert auch für<br />

den Menschen giftig.<br />

Da haben wir den Salat<br />

Violetta, Linda und Emmalie – das sind drei Ladies mit<br />

überaus guten Geschmack – allerdings sind die Damen<br />

ein wenig aus der Mode gekommen. Beim <strong>Kolping</strong>jugendwohnen<br />

in Nürnberg setzt man trotzdem noch auf sie. Ein<br />

Besuch im hauseigenen urbanen Garten bringt Klarheit...<br />

ist Mädesüß“, erklärt Claudia.<br />

„Da wollten wir eigentlich Limo<br />

„Das<br />

draus machen, aber jetzt ist es<br />

schon fast verblüht.“ Die kleine Frau zuckt<br />

lachend mit den Schultern, knickt einen<br />

Blütenkopf ab und hält ihn ihrem Gegenüber<br />

unter die Nase. Es riecht süßlich, aber<br />

TEXT: Lea Albring<br />

auch herb und frisch. „Früher, als man Zucker<br />

noch nicht mal eben im Supermarkt<br />

um die Ecke kaufen konnte, haben die Menschen<br />

das als Süßungsmittel benutzt, sagt sie.<br />

Grinsend steht Claudia auf dem schmalen<br />

Hinterhof, umgeben von Grünzeug. Wo sich<br />

noch vor einem guten Jahr graue Betonplatten<br />

und kahle Mauern anödeten, wachsen<br />

nun Bohnen, Kartoffeln, Chili-Schoten und<br />

unzählige Kräuter. „Es ist eine grüne Oase<br />

mitten in der Stadt“, freut sie sich, während<br />

sie frisch gepflückten Rucola herumreicht,<br />

der so nussig-scharf schmeckt, dass sich der<br />

Gaumen fast erschrickt. Seit Mai 2014 gärt-<br />

Fotos: Barbara Bechtloff, Erich Daniel<br />

18 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


Claudia erklärt, wann<br />

die Chilis reif sind.<br />

JUNGE ERWACHSENE<br />

Wintertipp: Um die Qualität der<br />

Erde zu verbessern, empfiehlt<br />

Claudia die Gründüngung: Nach<br />

der Ernte zum Beispiel weißen<br />

Senf oder Raps aussähen. Vor<br />

Einbruch der Frostperiode die<br />

Pflanzen dann zerkleinern und unter<br />

die Erde mischen: Die untergehobenen<br />

Pflanzenteile enthalten<br />

Stoffe, die Krankheitserreger im<br />

Boden reduzieren und die Fruchtbarkeit<br />

verbessern.<br />

nern unter Claudias Leitung rund 10 junge<br />

Erwachsene im l-Förmigen Hinterhof. Das<br />

korridorhafte, gut 100 Quadratmeter große<br />

Areal gehört zum <strong>Kolping</strong>jugendwohnen in<br />

Nürnberg. Bei dem Urban Gardening-Projekt<br />

kann jeder der circa 200 Bewohner aktiv<br />

mitmachen oder auch herkommen, um zwischen<br />

Lavendel, Oregano und Estragon einfach<br />

nur abzuhängen oder mal abzuschalten.<br />

„Urban Gardening – das bedeutet zunächst<br />

nichts anderes als Gärtnern im Stadtgebiet“,<br />

sagt Cornelia Oschmann. Sie arbeitet an der<br />

Humboldt-Universität Berlin am Institut<br />

für Agrar- und Gartenbauwissenschaften,<br />

ihr Fachgebiet ist der urbane Gartenbau.<br />

„Die Formen sind ganz vielfältig, sie reichen<br />

vom Salat- und Kräuteranbau auf dem Balkon<br />

bis zur komplexen Stoffkreisläufen auf<br />

Dachterrassen.“ Zu den neueren Trends gehört<br />

laut Oschmann die Rückbesinnung auf<br />

den Anbau von Lebensmitteln in der Stadt,<br />

vor allem in Gemeinschaftsgärten. „Der soziale<br />

Faktor wird immer wichtiger“, sagt die<br />

Wissenschaftlerin.<br />

Und so ist das auch im <strong>Kolping</strong>haus<br />

Nürnberg: Die Gemeinschaftsgärtner<br />

schau en immer mal wieder in ‚ihrem’ Garten<br />

vorbei, verabreden sich zum Unkrautzupfen<br />

und achten auf die richtige Pflege<br />

der Pflanzen. Aus einem Zucchini-Missgeschick<br />

im letzten Jahr hat man gelernt: Die<br />

Pflanze wurde so eifrig gegossen, dass sie<br />

ertrank. Momentan ist Hochsaison, lange<br />

Kräuterhalme wachsen in ausgedienten Bäckerkisten<br />

in die Höhe, Radieschen sprießen<br />

auf Euro-Paletten und Kartoffeln ranken<br />

aus alten Reissäcken.<br />

Tanja ist von Beginn an mit dabei, seit<br />

eben hat sie Feierabend und schaut erst einmal<br />

im Garten vorbei. Gekonnt macht sie<br />

sich daran, Salat zu pflücken. „Von außen<br />

nach innen, das Herz muss stehen bleiben“,<br />

erklärt Claudia, die ihr über die Schulter<br />

schaut. Im Beet nebenan wächst Kapuzinerkresse,<br />

auch hiervon pflückt sich Tanja ein<br />

par Blätter ab: „Richtig gut schmeckt die auf<br />

einem frischen Brot mit Butter.“ Die 19-Jährige<br />

macht eine Ausbildung als Werkzeugmechanikerin,<br />

„noch vor einiger Zeit ist<br />

selbst Kresse bei mir eingegangen“, sagt sie<br />

und grinst übers ganze Gesicht. Wenn sie<br />

Netztipp: Wer sich nicht im eigenen<br />

oder in Gemeinschaftsgärten<br />

austobt, kann einfach mal<br />

draußen die Augen offen halten:<br />

In Parks und an Grünstreifen<br />

wachsen überall Obstbäume und<br />

Kräuter, die von jedem abgeerntet<br />

werden können. Eine interaktive<br />

Karte, die Deutschlandweit alle<br />

Standorte von Obst und Kräutern<br />

im öffentlichen Raum abbildet<br />

gibt’s unter mundraub.org.<br />

mit ihrer Ausbildung fertig ist und mal eine<br />

eigene Wohnung hat, will sie auf ihrem Balkon<br />

auch Salat anbauen: „Jetzt weiß ich ja,<br />

wie es geht. Und es schmeckt einfach viel<br />

besser als aus dem Supermarkt.“ Davon<br />

sind auch Markus und Matthias überzeugt,<br />

die beiden gehören ebenfalls zur Gärtnertruppe,<br />

auch für sie führt der erste Weg nach<br />

Feierabend direkt in den Garten. Die beiden<br />

freuen sich auf die Kartoffelernte, die war<br />

schon im letzten Jahr das Highlight. „Die<br />

Sorten, die wir hier anbauen, sind ganz Besondere“,<br />

sagen sie. Die ‚Damen’ heißen Violetta,<br />

Linda oder Rote Emmalie – im Handel<br />

sind diese Sorten nicht mehr erhältlich, weil<br />

sie vorgeblich zu unwirtschaftlich sind.<br />

Claudia erzählt, dass sie die Knollen bei einem<br />

Onlinehändler bestellt und sie dann<br />

treiben lässt: „Man muss die Kartoffeln nur<br />

anders lagern, als sonst: Statt dunkel und<br />

kalt hell und warm. Ideal sind offene Eierkartons<br />

im Sonnenlicht, dann keimen die<br />

Kartoffeln besonders gut.“ Etwa sechs vorgetriebene<br />

Kartoffeln haben die urbanen<br />

Gärtner im Frühjahr in einen Reissack gepflanzt<br />

– bei der Ernte werden ein bis zwei<br />

Kilogramm Kartoffeln aus jedem Sack rauskommen,<br />

danach wird dann noch gemeinsam<br />

gekocht: „Letztes Jahr haben wir dann<br />

lila Kartoffelchips mit Meersalz oder Chilipulver<br />

draus gemacht“, schwärmt Tanja. Na<br />

dann mal Bon Appetit. Vorher muss sie sich<br />

aber erst mal überlegen, was sie noch alles<br />

für ihren Salat pflücken will.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

19


JUNGE NACHRICHTEN<br />

Mach mal ne Digital-Diät<br />

Es ist normal, täglich 300 und mehr Nachrichten aufs Handy zu bekommen – da braucht<br />

man schon mal eine Pause. Und deshalb ist digitales Fasten mittlerweile nicht mehr nur zur<br />

Fastenzeit ein Trend. Neudeutsch heißt der bewusste Verzicht auf Handy, Tablet oder PC „Digital<br />

Detox“. Wer seinen Netzkonsum drosseln will, kann kleinere „Helferlein“, wie zum Beispiel<br />

die App „Timewaste Timer“ (timewaste.prettymind.co) nutzen. Nach der Installation<br />

müssen die User Geld auf ein Timewasting-Konto einzahlen, das Plug-In erlaubt eine Stunde<br />

Facebook-Konsum am Tag, für jede überzogenen Minute wird man zur Kasse gebeten. Der<br />

Slogan der App lautet übrigens: „Punish yourself for wasting your life on Facebook.“ Alternativ-Vorschlag:<br />

Facebook und Konsorten selbst den Saft abdrehen und zum Beispiel ein Eis<br />

essen gehen, ganz nach dem Motto: Nutze den Tag – und belohne Dich dafür.<br />

Billig ist Banane<br />

Termintipp<br />

Insider am <strong>Kolping</strong>tag<br />

Der <strong>Kolping</strong>tag naht mit großen<br />

Schritten. Hier sind ein paar<br />

Insider-Tipps, die Du besser nicht<br />

verpasst: Viele Kölner Museen<br />

lassen die Teilnehmer des <strong>Kolping</strong>tages<br />

vergünstigt rein, im<br />

Käthe-Kollwitz-Museum ist der<br />

Eintritt sogar frei. Am Samstag<br />

kannst Du Prälat Peter Kossen<br />

ab 10:45 Uhr bei seinem Vortrag<br />

zum Thema „Mut zum Christentum<br />

– ein <strong>Kolping</strong>-Mitglied<br />

muss politisch sein“ am Hot<br />

Spot 4 erleben. Der Kirchenmann<br />

wirbt seit Jahren für eine sozial<br />

engagierte Kirche. Wer danach<br />

mal Ruhe braucht, kann in der<br />

Chilloutzone auf dem Hinterhof<br />

vom <strong>Kolping</strong>-Jugendwohnen<br />

bei einem Kaltgetränk – na was<br />

wohl? – genau: chillen und auch<br />

mal nix tun.<br />

„Wohl kaum ein anderes Lebensmittel symbolisiert seit Jahrzehnten<br />

so sehr den Luxus und Wohlstand der westlichen Welt“<br />

– das sagt Sarah Zierul über die Banane. Die Journalistin hat zwei<br />

Jahre lang recherchiert und neben harten Fakten – wir essen jedes<br />

Jahr über eine Million Tonnen Bananen – auch Hintergründe<br />

aufgedeckt. In ihrem Buch „Billig Billiger Banane“ (Oekom<br />

Verlag, 19,95 Euro) beschreibt sie, dass auch der Verbraucher<br />

eine wichtige Rolle spielt: „Wir alle haben täglich die Wahl, ob<br />

wir Lebensmittel weiter verramschen oder zu einer nachhaltigen<br />

Zukunft beitragen wollen. Es wird Zeit, dass wir unserer Verantwortung<br />

gerecht werden.“ Leseempfehlung für alle, die sich dieser<br />

Verantwortung stellen wollen – und die, die weiterhin Billigbananen<br />

kaufen wollen, lassen lieber die Finger vom Buch.<br />

Uneinheitliche<br />

Erinnerungen<br />

Acht Infotafeln auf etwa acht Kilometer verteilt: Das ist<br />

der Weg der Geschichte, der 2013 bei der 72-h-Aktion<br />

von der <strong>Kolping</strong>jugend im DV Erfurt realisiert wurde.<br />

Entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Thüringen und Niedersachsen,<br />

rund um die Örtchen Besenhausen und Kirchgandern, informieren große Holztafeln über<br />

die Zeit des geteilten Deutschlands. Neben historischen Fakten sind hier auch Zeitzeugenberichte<br />

festgehalten. QR-Codes auf den Tafeln leiten den Besucher auf die Internetseite<br />

wegdergeschichte.de, wo man sich natürlich auch aus der Ferne über das Projekt informieren<br />

kann. Wer sich aber so richtig, im ‚real life’, mit der deutschen jüngeren Geschichte<br />

beschäftigen will, der sollte einen Ausflug in den DV Erfurt planen. Vielleicht ja sogar schon<br />

am 3. Oktober – denn da feiert die Deutsche Einheit ganz offiziell ihr 25-Jähriges Bestehen.<br />

Fotos: Oekom Verlag, wegdergeschichte.de, Ausbildung.de, Reinhard Kleist, der<br />

Traum von Olympia, Carlsen Verlag, Nadine Magner; TEXT: lal/Jonas Göcke<br />

20 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


JUNGE NACHRICHTEN<br />

Orientierung im Job-Orbit<br />

Was hält das Universum nach der Schule<br />

für Dich bereit? Abertausende von Möglichkeiten.<br />

Und damit Du Dich in den unendlichen<br />

Weiten des Berufe-Kosmos nicht verirrst,<br />

gibt es Portale wie ausbildung.de: Hier<br />

findest Du mit dem Berufscheck mögliche<br />

Ausbildungen, die zu Dir passen. Außerdem<br />

kannst Du mit einer Suchfunktion gezielt<br />

nach Ausbildungsplätzen oder dualen Studiengängen<br />

schauen. Das geht sowohl am PC<br />

als auch via Smartphone. Auch die Bundesagentur<br />

für Arbeit setzt mit ihrer Homepage<br />

planet-beruf.de auf Weltraum-Metaphorik.<br />

Im Selbsttest werden hier Interessen<br />

und Stärken analysiert, anschließend gibts<br />

Vorschläge für passende Ausbildungsberufe.<br />

Und wer nach dem Abi lieber studieren will,<br />

findet auf studienwahl.de aus den unzähligen<br />

Möglichkeiten des Studi-Universums<br />

hoffentlich die richtige für sich.<br />

Todesursache:<br />

Flucht<br />

Samia Yusuf Omar gehört zu den unzähligen Flüchtlingen,<br />

die bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen,<br />

auf grausame Weise gestorben sind. Doch im Gegensatz<br />

zu vielen hundert anonymen Opfern, ist das Schicksal<br />

von Samia bekannt geworden: Als Underdog trat sie<br />

2008 bei den Olympischen Spielen in Peking für Somalia<br />

an, die Welt sympathisierte mit der Sprinterin<br />

aus Somalia. Vier Jahre später, mit 21 Jahren, ertrank<br />

Samia auf ihrer Flucht vor der Küste Maltas.<br />

Sie war aus Somalia geflohen, weil islamistische<br />

Extremisten sie bedrohten: als Frau<br />

dürfe sie kein Sport treiben. Eindrücklich und<br />

bedrückend zeigt und beschreibt Zeichner und<br />

Autor Reinhard Kleist in seiner Graphic Novel<br />

„Der Traum von Olympia“ (Carlsen, 17,90 Euro)<br />

Samias traurige Geschichte. Dabei geht die Kombination aus<br />

brutalen Fakten und einfühlsamer Darstellung in Text und<br />

Bild so nah, dass es weh tut – und genau das ist die Qualität<br />

der Graphic Novel. Man möchte dieses Buch zur Pflichtlektüre<br />

für europapolitische Entscheidungsträger machen.<br />

Portrait<br />

Stefan Wenninger, (18)<br />

Diözesanleiter DV Passau<br />

Auch wenn Stefan Wenninger<br />

eine Ausbildung zum Mechatroniker<br />

für Kältetechnik macht, ist<br />

der Fachmann für Kühlschränke<br />

und Klimaanlagen überhaupt<br />

nicht kalt, sondern offen und<br />

freundlich. Freunde sind ihm<br />

wichtig, denn „ohne die ist das<br />

Leben wenig wert“, sagt der<br />

18-Jährige. Am liebsten sitzt er<br />

mit ihnen zusammen im Schneckenhaus,<br />

einem Bistro in seiner<br />

Heimatstadt Landau, um mal<br />

so richtig zu „ratschen“. Ja, man<br />

hört Stefan an, dass er aus Bayern<br />

kommt. Außerdem ist er im<br />

Schützenverein und trägt ab und<br />

an Lederhosen. Der junge Bayer<br />

ist auf dem Boden geblieben<br />

und doch möchte er hoch hinaus:<br />

„Mein Traum ist es einmal ins<br />

Weltall zu fliegen.“ Jetzt ist er<br />

aber erst mal Diözesanleiter im<br />

DV Passau. Im letzten Jahr war<br />

er schon Schnupper-DLer. Überzeugt<br />

hat ihn dann die Großaktion<br />

„losgelöst 2014“ in Altötting.<br />

Dort half er vor allem beim Auf-,<br />

und Abbau: „Wenn jeder ein bisschen<br />

macht, ist etwas Großes<br />

möglich.“ Und so packt Stefan<br />

immer mit an. Für seine Zeit als<br />

DLer hat er sich vorgenommen,<br />

Kinder und Jugendliche noch<br />

mehr für <strong>Kolping</strong> zu begeistern,<br />

damit eine Aktion wie in Altötting<br />

kein Einzelereignis bleibt.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

21


JUGENDBEGEGNUNG<br />

GES CHÜ T T<br />

UND GERÜHRT<br />

1100 Kilometer, 24 Stunden Busfahrt,<br />

dann ist die <strong>Kolping</strong>jugend g in der Westukraine<br />

angekommen. Dort wartet ein etwas anderer<br />

Urlaub auf sie: Spaß und Arbeit, Tränen<br />

und Lachen, Zeichensprache<br />

und Freundschaft. Das alles<br />

ist hier: all inklusive.<br />

TEXT: Agata Wojcieszak FOTOS: Yaroslav Tabinskyy<br />

Die Disziplinen bei der lustigen<br />

Sommerolympiade: Weitsprung<br />

für Fortgeschrittene, Sackhüpfen,<br />

Wasserballonwerfen und<br />

Huckepacktragen. Die Sprache:<br />

Hände, Füße, Lachen und Sportsgeist.<br />

22 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER-OKTOBER <strong>2015</strong>


E<br />

LT<br />

Mit beiden Händen zeichnet er einen großen<br />

Kreis in die Luft. Sie schaut konzentriert<br />

auf die Luftmalerei und macht es ihm nach,<br />

nur dass ihr Kreis noch größer ist. Schließlich<br />

sagt die dunkelblonde Ukrainerin mit<br />

den feinen Strähnchen im Haar: „Bag.“<br />

„Bag?“, fragt Lukas, dann noch mal: „Bag!<br />

MTasche!“ Und grinst. Nein, die beiden spielen<br />

keine Pantomime, aber sie versuchen,<br />

ohne oder mit wenigen Worten zu kommunizieren.<br />

Denn Lukas spricht kein Ukrainisch<br />

und Oxana nur wenig Deutsch und<br />

Englisch. „Bag – Martin fahren Machina,<br />

Auto“, fügt sie hinzu. „Ja, die Tasche ist bei<br />

Martin im Auto liegengeblieben“, wiederholt<br />

Lukas, streckt seine Arme weit von sich<br />

und umfasst ein imaginäres Lenkrad, das er<br />

nach rechts und links dreht. Auf einer Straße<br />

würde er so lenkend Slalom fahren. Tatsächlich<br />

war genau das der Fahrstil, den sich die<br />

vier Fahrer der VW-Busse auf den letzten<br />

Etappen der Fahrt vom Bistum Erfurt bis in<br />

den Westen der Ukraine aneignen mussten.<br />

„Das sind eher Schlaglochpisten“, fasst Lorenz<br />

zusammen, der zusammen mit Lukas<br />

und 19 weiteren Jugendlichen von der<br />

<strong>Kolping</strong>jugend Heiligenstadt im Bistum Erfurt<br />

eine Woche in der Ukraine verbringt.<br />

Ganz wie James Bonds Lieblingsdrink<br />

kommen sie nach einer 24-Stündigen Busfahrt<br />

an: geschüttelt, nicht gerührt. Die Busse<br />

ruckeln, zuckeln, quietschen. Ab und zu,<br />

wenn das Schlagloch seinem Namen die allergrößte<br />

Ehre macht, springen die Insassen<br />

in die Höhe. Zuvor ein Sommertag bei 34<br />

KOLPINGMAGAZIN JULI-AUGSUST <strong>2015</strong><br />

23


JUGENDBEGEGNUNG<br />

Grad im Bus ohne Klimaanlage, mit Stau<br />

und drei Stunden Warten an der polnisch-ukrainischen<br />

Grenze, der EU-Außengrenze.<br />

Laura hat den mittleren Platz auf der<br />

Rückbank einer der VW-Busse erwischt.<br />

Um zu schlafen, legt das zierliche Mädchen<br />

den Kopf abwechseln in den Nacken oder<br />

stützt den Kopf auf die Hände. Als sich die<br />

Lüftung in einen Föhn verwandelt hat, sind<br />

die Haare nass vor Schweiß, das T-Shirt<br />

klebt am Rücken. Igitt. Warum tut sich die<br />

17-Jährige so eine Fahrt an? „Um zu sehen,<br />

wie das dort ist. Meine Schwester war schon<br />

mal mit in der Ukraine und hat so viel erzählt.“<br />

„Die Leute sind einfach cool“, ruft<br />

Franzi, die eine Reihe vor Laura sitzt, herüber.<br />

Deswegen fährt sie das dritte Mal mit<br />

der <strong>Kolping</strong>jugend in die Ukraine.<br />

Einen ersten Eindruck davon geben die<br />

Ukrainer zu Begrüßung. Bis um zwei Uhr<br />

nachts haben sie ausgeharrt und stehen in<br />

Wenn aus einer Flasche und einem<br />

Autoreifen eine Giraffe wird.<br />

nicht viele Klamotten haben.“ So wenig die<br />

Fragen nach Armut und Unterschieden auf<br />

den ersten Blick ein Rolle spielen; da sind sie<br />

trotzdem. Genauso wie Auswirkungen des<br />

Krieges: Seit 2014 wird im über 600 km entfernten<br />

Osten des Landes gekämpft. Auf<br />

dem Spielplatz des Kindergartens, von dem<br />

abwechselnd Lachen und Bohrmaschinenukrainischen<br />

Trachten – weiße Blusen oder<br />

Kleider mit gestickten roten Blumenmuster<br />

- und einem Willkommensplakat da. Viele<br />

kennen sich schon von letzten Besuchen:<br />

Alex! Igor! Oxana! Natascha! Martin! Namen<br />

werden gerufen, Lachen schallt durch<br />

die warme Sommernacht. Geschüttelt war<br />

eben, jetzt sind alle gerührt.<br />

Gerührt wird auch am nächsten Tag –<br />

und zwar in einem Farbtopf, denn neben<br />

Ferien und Feiern steht für die internationale<br />

Gruppe ein bisschen Arbeit auf dem Programm:<br />

Der Dorfkindergarten soll verschönert<br />

werden. Und was kann man machen,<br />

wenn nicht so viel Geld da ist? Upcycling –<br />

alte Autoreifen einbuddeln, anmalen und<br />

Gartenfiguren bauen. Katrin und Franzi<br />

machen sich „an eine Giraffe oder ein Zebra“<br />

erklären sie. Sie heben Erde aus, rammen<br />

einen Reifen tief hinein. Wie der lange<br />

Kopf – eine leere Plastikflasche – an einen<br />

Pfahl montiert wird, das weiß Achim. Er<br />

steckt die Flasche in ein Rohr und montiert<br />

sie samt Silikon und Schrauben an den<br />

Pfahl. „Die Kanten müssen geglättet<br />

Konzentration mit Schmirgelpapier:<br />

Damit die Handwerker nicht schneiden“, erklärt er<br />

sein, damit sich die Kinder<br />

die Küchentür im Kinder garten fachmännisch, bevor zurückgeht<br />

in die alte, ziemlich herunter-<br />

streichen können, schmirgelt<br />

Christoph sie glatt.<br />

gekommene Küche des Kindergartens.<br />

Dort werkeln vier seiner Kollegen, alles Profis<br />

im Malen, Schmirgeln und Montieren.<br />

Das dritte Mal findet die Ukrainefahrt statt<br />

und sie, die man beinahe Heinzelmännchen<br />

nennen möchte, kommen mit, um jedes Mal<br />

einen weiteren Raum in dem Kindergarten<br />

zu renovieren.<br />

„Die Menschen hier sind arm“, sagt Lukas<br />

kurz und knapp. Die Häuser sind klein,<br />

manchmal aus Holz. Die wenigsten Jugendlichen<br />

haben ein eigenes Zimmer. Das Wasser<br />

kommt aus einem Brunnen, das heißt:<br />

schnell duschen. Wasser ist kostbar. Ganz so<br />

schlimm hat es sich auch Vincent nicht vorgestellt.<br />

„Manche sagen, dass es ist der DDR<br />

so gewesen sein soll. Aber das kann ich mir<br />

nicht vorstellen“, sagt der 18-Jährige Abiturient,<br />

der das zweite Mal mit in die Ukraine<br />

gefahren ist. Bis 1991 gehörte das Land der<br />

Sowjetunion an. Die war kommunistisch<br />

organisiert. Das heißt: Alles gehörte dem<br />

So eine Friseurin hätte sich sogar<br />

Rapunzel gewünscht: Oxana zaubert<br />

den Mädels künstlerische Frisuren.<br />

Eine Ziege, die nicht Määh, sondern<br />

Cheese macht: Bei Oxana<br />

(vierte von links) im Garten<br />

wohnen Ziegen, die natürlich<br />

auch aufs Foto wollen.<br />

Staat. Die Regierung hatte das Sagen. Im<br />

Umkehrschluss bedeutete das: Die Menschen<br />

durften und konnten sich nicht selbst<br />

organisieren. Eigeninitiative war unerwünscht.<br />

Die Folgen davon sind heute noch<br />

zu spüren. Und wenn ohnehin kein Geld da<br />

ist, macht es die Sache nicht besser. „Dabei<br />

ist es doch so toll, etwas aus eigenem Antrieb<br />

und in einer Gruppe auf die Beine zu stellen“,<br />

sagt Igor, der vom ersten Augenblick an<br />

dabei war, als die <strong>Kolping</strong>gruppe aus<br />

Deutschland mit am Kindergarten anpackte.<br />

Die Idee hinter <strong>Kolping</strong>, dass jeder dazu<br />

beitragen kann, dass es besser wird, dass<br />

man etwas aufbauen und zusammen eine<br />

gute Zeit haben kann, hat ihm gefallen. Letzten<br />

Herbst gründete er zusammen mit anderen<br />

Jugendlichen eine <strong>Kolping</strong>jugend, die<br />

sogar ohne <strong>Kolping</strong>sfamilie existiert. Die<br />

orangen <strong>Kolping</strong>-T-Shirts bekamen sie aus<br />

Deutschland. „Letztes Jahr, als die Ukrainer<br />

bei uns zu Besuch waren, haben sie sie dauernd<br />

getragen“, erinnert sich Annkathrin.<br />

„Zuerst fanden wir das total rührend, dann<br />

kam die Vermutung auf, dass sie vielleicht<br />

So viel Spaß und Lachen – und dann<br />

plötzlich auch traurige Momente.<br />

24 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER-OKTOBER <strong>2015</strong>


Wie eine Reise in die Vergangenheit: g In dem Holzhaus<br />

wohnen alle Familienmitglieder in einem Zimmer.<br />

geräusche ausgehen, wo Jugendliche versuchen,<br />

sich mit Händen und Füßen zu verständigen,<br />

wo bei der lustigen Olympiade<br />

jeder jeden Huckepack nimmt, mit Wasser<br />

gefüllte Luftballons hin- und hergeworfen<br />

werden, spürt man davon erst mal nichts.<br />

Nur manchmal, aber dann ganz plötzlich,<br />

lugt das Traurige hindurch. Zum Beispiel als<br />

Vitalis Oma zu einer Unterhaltung dazukommt,<br />

scherzt, dass ihr Enkel nicht immer<br />

auf sie höre, dass er doch jetzt der Mann im<br />

Haus sei, weil… Die zierliche, alte Frau<br />

schluchzt plötzlich laut auf. Ihr Sohn, der<br />

Vitalis Onkel ist, befindet sich im Krieg. Seit<br />

zwei Wochen haben sie nichts von ihm gehört.<br />

Alle schauen zu Boden. „Da musste ich<br />

mich zusammenreißen“, sagt Laura später.<br />

„Ich hätte auch fast geweint.“ Nach dem<br />

Krieg würde er nie fragen, erklärt Christoph.<br />

„Das käme mir rücksichtslos vor.“ Oxana<br />

SLOWENIEN<br />

WEISSRUSSLAND<br />

POLEN<br />

UNGARN<br />

RUMÄNIEN<br />

MOLDAVIEN<br />

S<br />

UKRAINE<br />

eit 1991 ist<br />

die Ukraine<br />

unabhängig. Vorher<br />

gehörte sie<br />

zur Sowjetunion<br />

(Russland ist der<br />

Nachfolgestaat).<br />

Der Einfluss<br />

SCHWARZES<br />

MEER<br />

RUSSLAND<br />

Russlands auf<br />

die Ukraine ist<br />

groß. Ob das für<br />

das Land gut ist,<br />

darüber streitet<br />

sich die Bevölkerung<br />

seit fast<br />

zwei Jahren. Seit<br />

Holterdipolter:<br />

Die Schlaglöcher in der<br />

Ukraine sind berüchtigt.<br />

sagt: „Ich wäre bereit darüber zu reden, aber<br />

keiner fragt.“<br />

Die 18-Jährige hat dieses Jahr ihre Ausbildung<br />

zur Frisörin abgeschlossen. Auch einer<br />

ihrer Jahrgangskollegen wurde eingezogen.<br />

Auf ihre Leben wirkt sich der Krieg nicht so<br />

gewaltig aus. Trotzdem: Auf ihr Diplom<br />

wartet sie seit über zwei Monaten. „Die Regierung<br />

stellt die Zeugnisse aus. Doch die<br />

INFOS<br />

INFOS<br />

April 2014 wird<br />

deswegen sogar<br />

gekämpft: Separatisten<br />

(von<br />

separare, d.h.<br />

trennen) erobern<br />

Städte im Osten<br />

und wollen sie<br />

Russland ähnlicher<br />

machen. Da<br />

im Osten aber<br />

auch viele Menschen<br />

leben, die<br />

INFOS<br />

UKRAINE<br />

INFOS<br />

sich als Ukrainer<br />

fühlen, bestehen<br />

sie auf ihrem<br />

Land. Wegen der<br />

Kämpfe sind in<br />

der Ukraine inzwischen<br />

1,3 Millionen<br />

Menschen<br />

auf der Flucht.<br />

Viele Ukrainer ab<br />

18 Jahren müssen<br />

als Soldaten<br />

kämpfen.<br />

Sascha studiert sonst Informatik<br />

mit Giraffen kann er aber auch ganz gut.<br />

hat gerade andere Sorgen.“ Sorgen bereitet<br />

das der 1,60 großen Oxana auch: Ohne Abschlusszeugnis<br />

kein Job, ohne Job kein Geld.<br />

Deswegen macht sie zwischendurch eine<br />

Fortbildung zur Kosmetikerin. Einen Job<br />

hat sie in Aussicht. Und dass sie was kann,<br />

beweist sie gern. Endlich ist das Auto mit ihrem<br />

lang ersehnten „Bag“ da. Darin Kämme,<br />

Bürsten, Zopfgummis und Haarspangen.<br />

Die Ukrainerin macht den Mädchen aus<br />

Deutschland kunstvoll geflochtene Frisuren.<br />

„Das macht sie so schnell und es sieht so toll<br />

aus“, schwärmt Annkathrin, deren langes,<br />

volles Haar bereits zu zwei eng anliegenden<br />

Zöpfen geflochten ist. Laura hingegen<br />

wünscht sich einen Zopf um den Hinterkopf<br />

herum, streicht mit den Zeigefinger ihrer<br />

linken Hand einmal um ihren Hinterkopf.<br />

Oxana runzelt die Stirn, versteht nicht. „Julia<br />

Timoschenko“, ruft Laura. Die ukrainische<br />

Politikerin ist auch wegen ihrer blonden<br />

Haarkrone bekannt geworden. „Ah“,<br />

Oxana hat verstanden, greift fix nach einen<br />

Kamm und flicht drauf los.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER-OKTOBER <strong>2015</strong><br />

25


DARF MAN DAS?<br />

Darf man...<br />

auch mal nicht erreichbar sein?<br />

Bei 2 700 Whatsapp-Nachrichten gab Manuels Handy auf –<br />

und stürzte ab. Wann aber wird die ständige Kommunikation dem<br />

Menschen zu viel oder wollen viele das Handy gar<br />

nicht mehr weglegen?<br />

Moderation: Agata Wojcieszak<br />

Um uns für unser Gespräch<br />

zu verabreden,<br />

haben wir 3,5 Stunden<br />

gebraucht. Seid<br />

Ihr immer erreichbar?<br />

manuel Ich habe<br />

mein Handy fast<br />

immer dabei, und<br />

schaue stündlich<br />

drauf. Nur wenn ich<br />

mit Freunden wegfahre<br />

oder auf einer<br />

Freizeit bin, kann es<br />

passieren, dass ich<br />

nicht erreichbar bin.<br />

lukas Ich bin auch<br />

meistens erreichbar<br />

und habe mein Handy<br />

immer bei mir. Wenn<br />

Als Azubi zur Hörgeräteakustikerin<br />

trägt Judith Borchhardt<br />

von Berufs wegen zur gelungeneren<br />

Kommunikation zwischen<br />

Menschen bei. Um nichts<br />

zu verpassen, hat die 18-Jährige<br />

aus dem Bistum Hamburg ihr<br />

Handy immer an. Mit Freunden<br />

kommuniziert sie trotzdem lieber<br />

persönlich als über Whatsapp.<br />

ich zu Hause bin, lasse<br />

ich es aber schon<br />

mal liegen und<br />

schaue einfach drauf.<br />

judith Mein Handy ist<br />

auf jeden Fall immer<br />

an. Ob und für wen<br />

ich erreichbar bin, ist<br />

hingegen eine andere<br />

Sache.<br />

Aber Whatsapp ist<br />

doch genau darauf<br />

aus, dass man alle<br />

Nachrichten bekommt,<br />

sobald man<br />

online ist.<br />

lukas Whatsapp tut<br />

alles, damit die Leute<br />

nicht in Versuchung<br />

kommen, den Dienst<br />

weniger zu nutzen.<br />

Das machen sie, indem<br />

sie einen quasi<br />

dazu nötigen, so<br />

schnell wie möglich<br />

zu antworten.<br />

Und funktioniert es?<br />

lukas Ich finde schon,<br />

dass die blauen Häkchen<br />

einen unter<br />

Druck setzen. Meine<br />

Freundin ist ab und<br />

an sauer, wenn ich<br />

nicht gleich antworte,<br />

obwohl sie weiß,<br />

dass ich die Nachricht<br />

gesehen habe.<br />

judith Ich kenne das<br />

auch. Durch den blauen<br />

Haken wissen die<br />

Leute, dass ich eine<br />

Nachricht gelesen<br />

habe und sind böse,<br />

wenn ich nicht gleich<br />

antworte. Es gibt deswegen<br />

auch Streit.<br />

Dabei wird der Ton<br />

auch ganz anders.<br />

Solche Konflikte löse<br />

ich dann aber lieber<br />

in einem persönlichen<br />

Gespräch als im<br />

Chat.<br />

Trotz der ständigen<br />

Erreichbarkeit gibt es<br />

das Phänomen, das<br />

sich „Connected but<br />

alone“ nennt. Kennt<br />

Ihr das?<br />

judith Ein paar Nachrichten<br />

am Tag zu<br />

kriegen, ist schon<br />

schön, sonst fühlt<br />

man sich so unwichtig,<br />

und es ist langweilig.<br />

manuel Wenn alle im<br />

Urlaub sind oder lernen<br />

und sich niemand<br />

meldet, ist das<br />

schon doof. Ich muss<br />

allerdings auch nicht<br />

ständig mit Leuten<br />

kommunizieren.<br />

Wenn ich Basketballfinals<br />

gucke, kann ich<br />

das alleine und muss<br />

nicht parallel mit anderen<br />

darüber schreiben.<br />

Thema: Selbstbeherrschung.<br />

Fällt es Euch<br />

schwer, das Handy<br />

wegzulegen oder<br />

nicht online zu<br />

gehen?<br />

manuel Wenn ich<br />

eine Beschäftigung<br />

habe, im Urlaub bin<br />

oder auf Freizeiten<br />

fahre, lasse ich das<br />

Handy liegen, weil ich<br />

dann anderes zu tun<br />

26 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


Fotos: istockphoto (AnnaFrajtova, blueringmedia, Alex Belomlinsky)<br />

habe. Wenn ich allein<br />

bin, kommuniziere<br />

ich öfter per Handy<br />

oder schaue mir etwas<br />

auf Instagram an.<br />

lukas Ich bin eigentlich<br />

froh, wenn ich<br />

das Handy weglegen<br />

kann und nicht erreichbar<br />

sein muss.<br />

Und habt Ihr das Handy<br />

auch mal über einen<br />

längeren Zeitraum<br />

weggelegt oder<br />

Handyfasten gemacht?<br />

manuel Also, ich<br />

könnte mir das im Alltag<br />

überhaupt nicht<br />

vorstellen, weil ich für<br />

die Planung meiner<br />

Gruppenstunden erreichbar<br />

sein muss.<br />

Ohne Handy würde<br />

gar nichts gehen.<br />

judith Es ist schon<br />

ein Unterschied, ob<br />

ich eine kürzere oder<br />

längere Zeit auf das<br />

Handy verzichten<br />

müsste. Ich glaube<br />

nicht, dass ich es längere<br />

Zeit ohne aushalten<br />

würde. Ich bin<br />

ja damit aufgewachsen,<br />

und irgendwo ist<br />

da dieser Drang, vielleicht<br />

auch eine Abhängigkeit,<br />

up to date<br />

sein zu müssen.<br />

lukas Ich fände es interessant,<br />

das auszuprobieren,<br />

aber weiß<br />

nicht, ob es umsetzbar<br />

ist, weil unsere<br />

ganze Gesellschaft<br />

über das Handy kommuniziert.<br />

Wenn ich<br />

kein Handy habe,<br />

weiß ich nicht, was<br />

los ist.<br />

Gibt es Situationen, in<br />

denen man das Handy<br />

trotzdem weglegen<br />

sollte?<br />

Fußbank, Sitzbank, Gartenstuhl<br />

– wenn Lukas Buchholz dem<br />

Tischlern nachgeht, legt er<br />

sein Handy weg. Nur für seine<br />

Freundin will der 17-jährige<br />

Berliner immer erreichbar sein.<br />

Schöner als eine Liebeserklärung<br />

in der Statusmeldung<br />

findet er aber den klassischen<br />

Liebesbrief auf Papier.<br />

judith Auf jeden Fall<br />

bei Beerdigungen,<br />

größeren Feiern und<br />

wenn man mit dem<br />

Freund ausgeht. Vor<br />

allem bei einem Date<br />

hat man sich nur auf<br />

die andere Person zu<br />

konzentrieren.<br />

manuel Bei einem<br />

Date finde ich es<br />

schlimmer, aber<br />

wenn man mit Freunden<br />

unterwegs ist,<br />

schaue ich schon mal<br />

drauf. Das kommt automatisch,<br />

wenn das<br />

Handy ständig<br />

vibriert. Und das Gegenüber<br />

macht das<br />

auch – ich finde das<br />

nicht so schlimm.<br />

lukas Ich finde es generell<br />

unhöflich,<br />

wenn man mit anderen<br />

unterwegs ist und<br />

parallel bei Whatsapp<br />

schreibt. Ich weiß<br />

aber, dass der Großteil<br />

das nicht so sieht.<br />

Ein Leben ohne Handy<br />

und Internet,<br />

könntet Ihr Euch das<br />

vorstellen?<br />

judith Ich bin damit<br />

fast von Anfang an<br />

aufgewachsen und<br />

wüsste definitiv nicht,<br />

wie es ohne wäre.<br />

manuel Ich kann es<br />

mir persönlich nicht<br />

vorstellen, weil ich<br />

nicht weiß, wie ich<br />

meine Gruppenstunden<br />

organisieren sollte.<br />

Außerdem hängt<br />

an dem Zweig ja inzwischen<br />

ein Teil der<br />

Wirtschaft dran.<br />

Microsoft, Google<br />

und Facebook sind<br />

Weltunternehmen,<br />

die davon abhängen,<br />

dass wir ihre Dienste<br />

nutzen.<br />

lukas Das Schwierige<br />

ist, dass man, sobald<br />

man in dem Medienkreis<br />

drin ist, da<br />

kaum rauskommt.<br />

Wenn man nie ein<br />

Smartphone hatte,<br />

ist es wahrscheinlich<br />

einfacher, darauf zu<br />

verzichten.<br />

Kennt Ihr den Vorwurf<br />

Älterer, dass<br />

junge Leute gar nicht<br />

mehr ohne Handy<br />

sein können?<br />

manuel Ich finde es<br />

nicht gut, wenn Ältere<br />

sich über die Jugend<br />

beschweren,<br />

nur weil sie glauben,<br />

besser zu sein. Meine<br />

Mutter hat immer<br />

geschimpft, dass ich<br />

immer über dem<br />

Handy hänge. Kurze<br />

Zeit später hat sie<br />

sich dann beschwert,<br />

dass ich nicht erreichbar<br />

bin. Diese<br />

Vorwürfe machen so<br />

gar keinen Sinn.<br />

judith Bei uns haben<br />

bis auf die Uroma<br />

alle in der Familie ein<br />

Handy. Und meine<br />

Mama benutzt es<br />

wahrscheinlich noch<br />

öfter als ich. Nur<br />

beim gemeinsamen<br />

Essen mit der Familie<br />

gilt das stille Gebot,<br />

dass keiner ans Handy<br />

geht. Das ist auch<br />

OK.<br />

Vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Als Manuel Dörr sein Handy<br />

einmal einige Stunden<br />

nicht anhatte und dann<br />

auf einen Schlag 2 700<br />

Nachrichten bei Whatsapp<br />

bekam, stürzte sein Handy<br />

ab. „Damals ist die Klassengruppe<br />

eskaliert“, erzählt<br />

der 16-Jährige. An normalen<br />

Tagen kriegt der DL-er aus<br />

dem DV Würzburg um die<br />

300 Nachrichten pro Tag.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

27


MUT TUT GUT<br />

TAKE IT TO THE LIMIT?<br />

Sportlich, naturverbunden und bereit, Leben<br />

zu retten: Sie haben Heldenpotetial. Dabei<br />

ist Selbstüberschätzung das schlechteste,<br />

was einem Bergretter passieren kann.<br />

TEXT: Agata Wojcieszak<br />

Endlich, gefunden: Ein paar Meter<br />

weiter die Böschung runter liegt sie.<br />

Eine Fahrradfahrerin, offene Wunden<br />

und eine Wirbelsäulenverletzung.<br />

Das heißt: nicht zu stark bewegen. Die<br />

Bergretter stabilisieren die junge Frau<br />

und legen ihr eine Halskrause um. Der<br />

Notarzt verabreicht eine Infusion. Währenddessen<br />

bauen die Bergretter eine<br />

Seilwinde mit Statikseil, um die Patientin<br />

in einem Bergrettungssack mit Vakuumbett<br />

abzuseilen. Zwischendurch gibt der<br />

Einsatzleiter seinem achtköpfigen Team<br />

Kommandos, denn beim Einsatz gilt immer:<br />

Keiner handelt auf eigene Faust.<br />

Den Waldweg erreicht, tragen zwei<br />

Bergretter unter Navigation eines Kameraden<br />

die Trage durch den Wald zum Wagen,<br />

von wo die Patientin zur nächsten<br />

befestigten Straße gefahren und dem Rettungswagen<br />

übergeben wird.<br />

„Wenn alles gut gegangen ist, kommt<br />

schon ein Glücksgefühl auf“, sagt Mario,<br />

und das obwohl es nur eine Einsatzübung<br />

war. Die Gestürzten auch professionell<br />

Zwei, die die Berge lieben: Mario (links)<br />

befindet sich noch in der Ausbildung.<br />

Sein Kamerad, Sebastian, ist schon<br />

seit mehreren Jahren Bergretter.<br />

FOTOS: Wolfgang Fehringer & Bergwacht Inzell<br />

geschminkt – mit offenen Wunden und<br />

Schrammen. Die Ausbilder wollen die<br />

Übungen so realistisch ist wie möglich<br />

für Mario, Wolfgang und Andreas machen.<br />

Die drei sind am Ende ihrer Ausbildung<br />

zu Bergrettern in Bayern. Insgesamt<br />

fünf Einsatzübungen sind während der<br />

dreijährigen Ausbildung vorgesehen.<br />

Hinzu kommen Eignungstests, Sommerund<br />

Winterprüfung, Kurse in Notfallmedizin<br />

und ein Luftrettungsmodul mit<br />

Hubschrauberübung. Die ehrenamtlichen<br />

Bergretter, das ist der Rettungsdienst<br />

in den Bergen. Wenn diese Menschen<br />

ihre Zeit nicht hergeben, gibt es<br />

niemanden, der ausrücken und Menschen<br />

retten kann.<br />

Mario hat sich entschieden, Bergretter<br />

zu werden, weil er auf diese Weise sein<br />

Hobby – die Berge, das Wandern und vor<br />

allem Klettern – mit etwas Nützlichem<br />

verbinden will. „Wenn man die Möglichkeit<br />

hat, zu helfen, warum soll man es<br />

verwehren?“, fragt der gebürtige Bayer,<br />

der privat fast jedes Wochenende in den<br />

Bergretter müssen sich bis zu 80 Meter tief<br />

aus dem Hubschrauber abseilen können.<br />

deutschen, österreichischen oder italienischen<br />

Bergen verbringt. Sein Highlight<br />

diesen Sommer war Hochtour auf die<br />

Wildspitze, dem zweithöchsten Berg Österreichs<br />

mit fast 3800 Metern. „Wenn<br />

man den Berg beim Klettern mit der eigenen<br />

Muskelkraft bezwingt – das ist schon<br />

faszinierend.“ Sprüche wie „Take it to the<br />

Limit?“ aus Filmen wie Vertical Limit fielen<br />

da aber nicht. „Man muss sich vor jeder<br />

Tour genau überlegen, was man<br />

macht, das Wetter und allem voran die<br />

eigenen Fähigkeiten in Betracht ziehen.“<br />

Das Extreme mögen und trotzdem mit<br />

Bedacht handeln – das gilt fürs Hobby genauso<br />

wie fürs Ehrenamt. Denn auch bei<br />

Alles nur Fake: Für die<br />

Einsatzübungen werden<br />

die zu bergenden<br />

Menschen professionell<br />

geschminkt.<br />

Einsätzen der Bergwacht geht es weniger<br />

um Action: „Vertrauen ist das wichtigste,<br />

denn alles was du machst, kann auch<br />

Konsequenzen für die zu Rettenden und<br />

das Team haben.“<br />

Trotzdem, gäbe es nicht auch entspanntere<br />

Beschäftigungen? Schließlich<br />

wird der 21-Jährige mit seinem dualen<br />

Studium ab <strong>September</strong> ganz gut beschäftigt<br />

sein. „In den Bergen kann ich abschalten,<br />

da fühle ich mich frei“, sagt Ma-<br />

rio.<br />

Und<br />

zu einfach, das<br />

ist nicht seins.<br />

Hoch<br />

hinaus scheint eher Marios<br />

Motto zu sein: „Herausforderungen<br />

sind für<br />

mich ganz wichtig.<br />

Denn<br />

nur, wenn<br />

man etwas macht,<br />

was nicht einfach<br />

ist, hat man die<br />

Chance, daran zu<br />

wachsen.“<br />

Fotos: istockphoto (incomible, yewkeo)<br />

28 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


Mit Unterstützung der <strong>Kolping</strong>sfamilie Lüdinghausen<br />

reisten Jugendliche nach Uganda und sammelten<br />

faszinierende Eindrücke. In diesem Jahr geht es<br />

wieder los.<br />

Münster<br />

Begegnungsprojekt in Uganda<br />

Partnerschaftsarbeit lebendig machen<br />

Die <strong>Kolping</strong>-Stiftung im Diözesanverband<br />

(DV) Münster und die<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie Lüdinghausen unterstützen<br />

ein Begegnungsprojekt der <strong>Kolping</strong>jugend<br />

DV Münster in Uganda. „Das<br />

Projekt der <strong>Kolping</strong>jugend hat uns überzeugt.<br />

Mit dieser Reise im August <strong>2015</strong> geben<br />

wir jungen Menschen die Möglichkeit,<br />

die Internationalität unseres Verbandes, die<br />

Aktivitäten der Uganda <strong>Kolping</strong> Society –<br />

des <strong>Kolping</strong>werkes in Uganda – sowie Land<br />

und Leute kennenzulernen“, sagte Friedhelm<br />

Theveßen, Vorsitzender der <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

Lüdinghausen, nach der Projektvorstellung<br />

durch eine Planungsgruppe um<br />

Diözesanleiterin Maximiliane Rösner. Nach<br />

guten Erfahrungen bei einer Begegnung im<br />

Jahr 2012 führt die <strong>Kolping</strong>jugend in diesem<br />

Sommer mit zehn jungen Erwachsenen<br />

ein weiteres Projekt im Partnerland durch.<br />

„Partnerschaftsarbeit gestalten, das Partnerland<br />

kennenlernen, selbst einen Eindruck<br />

gewinnen und Kontakte knüpfen“,<br />

beschreibt Rösner die Projektinhalte. Es<br />

gehe vor allem darum, sehr persönliche Erfahrungen<br />

im Partnerland zu machen. „Das<br />

erreichen wir einerseits durch ein Leben in<br />

der Gemeinde und in Gastfamilien, andererseits<br />

durch Besuche von <strong>Kolping</strong>-Einrichtungen<br />

und Gespräche mit den ugandischen<br />

<strong>Kolping</strong>mitgliedern“, ergänzt die<br />

ehrenamtliche Projektverantwortliche.<br />

Das Begegnungsprojekt unterstützte die<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie Lüdinghausen mit den Erlösen<br />

aus dem Fonds vom Verkauf ihres ehemaligen<br />

<strong>Kolping</strong>hauses Lüdinghausen. Diesen<br />

Unterstützungsvorschlag befürwortete<br />

das Kuratorium der <strong>Kolping</strong>-Stiftung DV<br />

Münster. Dazu Theveßen: „Die Erlöse werden<br />

gut eingesetzt – für praktische Projekte<br />

des Verbandes vor Ort in den <strong>Kolping</strong>sfamilien,<br />

aber auch größere Projekte wie dieses<br />

Partnerschaftsprojekt mit Uganda.“ Geld,<br />

das gute Verwendung findet, denn die Finanzierung<br />

setzt sich aus einer Projektförderung,<br />

Zuschüssen aus Gliederungen des<br />

Verbandes sowie den für die jungen Erwachsenen<br />

nicht gerade geringen Teilnahmebeitrag<br />

zusammen.<br />

Informationen zum Begegnungsprojekt<br />

<strong>2015</strong>: http://uganda<strong>2015</strong>.tumblr.com.<br />

Informationen zur <strong>Kolping</strong>-Stiftung DV<br />

Münster: http://stiftung.kolping-ms.de.<br />

Benedikt Vollmer<br />

Eine starke Gemeinschaft: Mitglieder der <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

und der <strong>Kolping</strong>jugend Lüdinghausen.<br />

30 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Münster<br />

Aachen<br />

Tag der Treue<br />

„Wir brauchen Mut-Macher!“<br />

Perspektiven geschaffen<br />

20 Jahre Prodia in Aachen<br />

Die Ortschaft Mühlen war in diesem<br />

Jahr Gastgeber für 450 Teilnehmende<br />

des Tags der Treue im <strong>Kolping</strong><br />

Landesverband Oldenburg. In seiner<br />

Predigt in der bis auf den letzten Platz gefüllten<br />

Pfarrkirche knüpfte Landespräses<br />

Stefan Jasper-Bruns eine Verbindung des<br />

Evangeliums zur heutigen Zeit. Adolph <strong>Kolping</strong><br />

hatte den Mut, die ihm überlassenen<br />

Gaben anzunehmen und zu entwickeln und<br />

trotz vieler Einbrüche und Rückschläge den<br />

Grundstein für das heutige <strong>Kolping</strong>werk zu<br />

legen. In Bezug auf die aktuelle Flüchtlingssituation<br />

forderte er auf, nicht wegzuschauen,<br />

sondern zu handeln, wie Adolph <strong>Kolping</strong><br />

sich damals den Nöten der Zeit<br />

angenommen hatte.<br />

In seinem Festvortrag forderte BDKJ-Präses<br />

Heiner Zumdohme, dass Europa sich<br />

seiner christlichen Grundwerte bewusst<br />

werde und dass dieses gelingen könne, wenn<br />

man sich über das Positive freue und nicht<br />

immer nur das Negative sehe. Europa brauche<br />

Mutmacher und keine Miesmacherei,<br />

da das Christentum schließlich Freude auszeichne.<br />

Nachmittags konnten der Reiterhof<br />

Schockemöhle und eine Seefahrtschule besucht<br />

werden. Monika Südbeck-Hörmeyer<br />

Tag der offenen Tür bei Prodia, der <strong>Kolping</strong> Werkstatt für behinderte Menschen in Aachen-Brand.<br />

DV MÜNSTER<br />

} Start in die Gruppenleitung:<br />

Vom 13. bis 15. <strong>September</strong> findet<br />

ein Schnupperwochenende auf<br />

der Jugendburg in Gemen statt. Es<br />

bietet allen 13- bis 15-Jährigen einen<br />

Einstieg in die Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Infos und Anmeldung<br />

unter www.kolpingjugend-ms.de/<br />

schnupperwochenende<br />

} Urlaub im Ferienland Salem –<br />

Wanderwoche: In drei geführten<br />

Wanderungen durch die nahezu<br />

unberührte Natur der Mecklenburgischen<br />

Schweiz, Flussauen und<br />

Buchenwäldern, entlang uralter<br />

Bäume, Feldsteinkirchen und<br />

malerischer Parkanlagen wird die<br />

Landschaft zu Fuß und mit dem<br />

Schiff erkundet. Termin: 21. bis 27.<br />

Mai 2016. Weitere Infos beim Ferienland<br />

Salem, Tel.: (03 994)-23 40,<br />

E-Mail: info@kolpingurlaub-mv.de.<br />

} Berlin – 25 Jahre Einheit: Auf<br />

dem Programm der politischen<br />

Bildungsreise des <strong>Kolping</strong>-Bildungswerkes<br />

DV Münster stehen<br />

u.a. eine Stadtrundfahrt, der<br />

Reichstag, ein Treffen mit MdB<br />

Karl Schiewerling, das Jüdische<br />

Museum uvm. Termin: 4. bis 7. November.<br />

Infos: Manfred Eissing, Tel.<br />

(02 541) 80 34 19, E-Mail: eissing@<br />

kolping-ms.de.<br />

Fotos: Matthias Knauff, <strong>Kolping</strong>sfamilie Lüdinghausen<br />

Zweihundert Menschen mit psychischer<br />

Behinderung finden bei der<br />

„Prodia“ – der <strong>Kolping</strong> Werkstatt für<br />

behinderte Menschen in Aachen – einen Arbeitsplatz<br />

und damit eine Perspektive. Und<br />

das seit mittlerweile 20 Jahren. In einer Feierstunde<br />

erinnerten Geschäftsführer Norbert<br />

Schwertfeger sowie die pädagogische<br />

Leiterin Inge Henn-Schiffer an die Anfänge<br />

der Werkstatt.<br />

Mariele Biesemann, stellvertretende Diözesanvorsitzende<br />

des <strong>Kolping</strong>werkes im Bistum<br />

Aachen, gratulierte im Namen des Trägers<br />

und zeigte sich beeindruckt vom<br />

besonderen Engagement der Angestellten<br />

und Mitarbeiter, dessen Erfolg letztlich am<br />

stetigen Wachstum der Prodia gemessen<br />

werden kann. Auch die Aachener Landtagsabgeordnete<br />

Daniela Jansen war von den<br />

Menschen von Prodia begeistert. Sie habe<br />

erlebt, dass die Mitarbeiter mit Freude bei<br />

der Arbeit und stolz auf ihre Leistung seien.<br />

Wer neu zur Prodia kommt, durchläuft ein<br />

dreimonatiges Eingangsverfahren. In dieser<br />

Zeit wird herausgefunden, welche Fähigkeiten<br />

der Mitarbeiter mitbringt und wo er<br />

später tätig wird. Dabei gibt es so unterschiedliche<br />

Arbeitsfelder wie die Weberei, in<br />

der hochwertige Tuchwaren hergestellt werden,<br />

oder den Industrieservice, in dem vorwiegend<br />

manuelle Serienarbeit geleistet<br />

wird. Vielen <strong>Kolping</strong>mitgliedern bekannt ist<br />

die Küche, die nicht nur die beiden Kantinen<br />

der Prodia betreibt und die Mittagsverpflegung<br />

für verschiedene Kindertagesstätten<br />

liefert, sondern auch immer wieder bei<br />

Veranstaltungen das Catering übernimmt,<br />

wie zuletzt beim Familientag 2014 in Hinsbeck.<br />

Einen Tag nach der offiziellen Feier<br />

strömten viele Besucher, darunter auch<br />

zahlreiche <strong>Kolping</strong>mitglieder aus dem Bistum<br />

Aachen, zum „Tag der offenen Tür“ in<br />

die Werkstatt in Aachen-Brand.<br />

} Gut, dass es dich gibt! Ein Tag<br />

für Patenkinder mit ihren Taufpaten<br />

vom <strong>Kolping</strong>-Bildungswerk DV<br />

Münster. Am 3. Oktober von 10 bis<br />

16 Uhr in Coesfeld. Infos: Birgit Vormann,<br />

Tel. (02 541) 80 34 73, E-Mail:<br />

vormann@kolping-ms.de.<br />

} Familienkreise auf Wochenendtour:<br />

Spaß und Gemeinschaft, Spiel<br />

und Kreativität, Impulse für das Zusammenleben.<br />

Das Programm wird<br />

von Referentinnen aus dem „Team<br />

Familienbildung“ des <strong>Kolping</strong>-Bildungswerkes<br />

DV Münster gestaltet.<br />

Freie Termine: 27.-29.11.<strong>2015</strong> Bad<br />

Essen, 11.-13.3.2016, 9.-11.9.2016, 28.-<br />

30.10.2016, 18.-20.11.2016 in Salzbergen.<br />

Kontakt: Birgit Vormann, Tel.<br />

(02 541) 80 34 73, E-Mail: vormann@<br />

kolping-ms.de.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong> 31


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Köln<br />

Solidaritätsaktion<br />

23 000 Glockenschläge für Flüchtlinge<br />

Diese Postkarten wurden verteilt und konnten an die Bundeskanzlerin geschickt werden.<br />

Am 19. Juni kamen etwa 4 000 Menschen<br />

auf der Kölner Domplatte zusammen, um<br />

sich mit Flüchtlingen solidarisch zu zeigen.<br />

Auch der Diözesanverband Köln war mit einem<br />

eigenen Stand vertreten und verteilte<br />

viele hundert Postkarten, die man an die<br />

Bundeskanzlerin schicken konnte. Das <strong>Kolping</strong>werk<br />

Diözesanverband Köln lädt dazu<br />

ein, die Postkartenaktion für eine Seenotrettungsaktion<br />

zu unterstützen. Auf dem <strong>Kolping</strong>tag<br />

besteht die Möglichkeit, eine Karte<br />

beim Stand des Diözesanverbandes Köln<br />

vor der Minoritenkirche zu verschicken. Außerdem<br />

steht die Postkarte zum Download<br />

unter www.kolping-koeln.de bereit. Noch<br />

bis Ende <strong>September</strong> können die Karten verschickt<br />

werden.<br />

Tobias Kanngießer<br />

Köln<br />

Zeitreise ins historische Köln<br />

„Adolph <strong>Kolping</strong> – Spuren mutigen Lebens“<br />

Der Countdown zum <strong>Kolping</strong>tag läuft. Der<br />

Diözesanverband Köln hat sich intensiv<br />

vorbereitet: Die <strong>Kolping</strong>-Stadtführer begrüßen<br />

die Gäste an neun Punkten in der Kölner<br />

Innenstadt und laden sie ein, die Stadt<br />

durch Adolph <strong>Kolping</strong>s Augen zu sehen.<br />

Auf zwei intensiven Workshops beschäftigten<br />

sich die <strong>Kolping</strong>-Stadführer mit historischen<br />

Quellen, Tagebuchauszügen und<br />

Stadtansichten. Das Material hatten Martin<br />

Rose, Peter Jansen und Tobias Kanngießer<br />

zusammengestellt. Wie sah Köln durch <strong>Kolping</strong>s<br />

Augen aus? Wie lebten Menschen zur<br />

Zeit der „Kölner Wirren“?<br />

Viele Teilnehmende der Workshops hatten<br />

Erfahrungen als Stadtführer gesammelt<br />

und brachten eine Fülle an historischem<br />

Wissen mit. „Wir sind völlig begeistert, wie<br />

viel fundiertes Fachwissen und wie viele Details<br />

zusammen kamen“, sagte Katja Joussen,<br />

die Organisatorin der Workshops. Aber<br />

auch die Beantwortung folgender Fragen ist<br />

wichtig: Wo sind Toiletten? Wo gibt es einen<br />

Imbiss? Und wo ist der nächste Hot Spot?<br />

Der <strong>Kolping</strong>tag kann kommen!<br />

ZEITREISE<br />

Adolph <strong>Kolping</strong> heißt Euch in<br />

Köln persönlich willkommen. An<br />

diesen neun Stationen erwarten Euch<br />

am 19. <strong>September</strong> von 10 bis 16 Uhr<br />

die <strong>Kolping</strong>-Stadtführer:<br />

1. St. Ursula, Ursulaplatz 24<br />

2. Marzellenstr. 32<br />

3. Dom, vor dem Domforum<br />

4. Rathaus, Eingang Spanischer Bau<br />

5. Minoritenkirche, <strong>Kolping</strong>platz<br />

6. Kolumbahof 3<br />

7. St. Maria in der Kupfergasse<br />

8. Ehemaliges Gesellenhospitium,<br />

Breite Straße 106-110<br />

9. Mariensäule, Gereonsdriesch<br />

Für eine begrenzte Zahl von Gruppen<br />

(jeweils 25 Personen) sind Führungen<br />

ab St. Ursula bzw. ab dem Rathaus<br />

möglich. Anmeldungen dafür bitte<br />

bis 11. <strong>September</strong> an kolpingweg@<br />

kolping.de.<br />

Dieser Adolph-<strong>Kolping</strong>-Pappaufsteller begrüßt<br />

die <strong>Kolping</strong>tagsteilnehmenden in Köln.<br />

32 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Paderborn<br />

<strong>Kolping</strong>-Forum Soest<br />

Baubeginn noch im Herbst<br />

Das geplante <strong>Kolping</strong> Hotel Susato in einer Projektion des Architektenbüros.<br />

Neben dem Hotel Aspethera in Paderborn<br />

und dem Ardey Hotel in Witten wird mit<br />

dem Hotel Susato in Soest das nächste Integrationshotel<br />

entstehen. Der Baubeginn ist<br />

für Herbst <strong>2015</strong> terminiert, die Eröffnung<br />

soll Ende 2016 sein.<br />

Das Hotel neben der Stadthalle wird 60<br />

Doppelzimmer haben, wovon sechs barrierefrei<br />

sind. Das Tagungshotel bietet Kapazitäten<br />

für bis zu 250 Personen und wird über<br />

Restaurant, Bar und Sauna verfügen. Für 24<br />

Mitarbeiter, darunter für zwölf Menschen<br />

mit Behinderungen, werden Arbeitsplätze<br />

entstehen. Das Integrationsunternehmen<br />

wird gefördert durch das Integrationsamt<br />

des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe,<br />

das NRW Landesprogramm „Integration<br />

unternehmen“, die Aktion Mensch e.V. und<br />

die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW.<br />

„Die Integrationsunternehmen sind ein<br />

Erfolgsmodell“, sagt die Geschäftsführerin<br />

Regina Schafmeister. „Sie sind im besten<br />

Sinne des Wortes wertvoll. Gesellschaftlich<br />

und volkswirtschaftlich stellen sie einen<br />

enormen Gewinn dar. Besonders natürlich<br />

auch für jeden einzelnen Menschen, der<br />

dort die Chance auf eine Beschäftigung bekommt.<br />

Wir haben im Hotel Aspethera beispielsweise<br />

Mitarbeiter, die jahrelang arbeitslos<br />

waren und nun schon über fünf<br />

Jahre dauerhaft bei uns beschäftigt sind.<br />

Man kann förmlich sehen, wie schnell ihr<br />

Selbstbewusstsein wächst, und dass sie Spaß<br />

haben, ihren Teil zum Gemeinwohl beizutragen.“<br />

Die <strong>Kolping</strong> Hotels in Paderborn und<br />

Witten werden von <strong>Kolping</strong>sfamilien für<br />

Schulungen und Seminare genutzt, aber<br />

auch Freizeitunternehmungen sind von hier<br />

aus möglich. Für Bildungsveranstaltungen<br />

hält der Diözesanverband (DV) Paderborn<br />

einen besonderen Fördertopf bereit, auf den<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilien aus dem DV Paderborn<br />

zurückgreifen können. Mehr Informationen<br />

unter www.kolping-paderborn.de.<br />

Paderborn<br />

Formular- und Behörden-Lotse<br />

Eine nachahmenswerte Idee<br />

Paderborn<br />

Ehrung<br />

Solidarität<br />

Ältere Menschen stoßen manchmal an ihre<br />

Grenzen, wenn es um das richtige Ausfüllen<br />

von Formularen, Behördengänge, Briefwechsel<br />

oder Telefonate mit Ämtern geht.<br />

Vor allem das oft unverständliche Beamtendeutsch<br />

verunsichert viele Bürger. Der Bedarf<br />

wird in Zukunft steigen, weil selbst im<br />

ländlichen Raum immer weniger Senioren<br />

von ihren Kindern begleitet werden können.<br />

Daher hat die <strong>Kolping</strong>sfamilie Neuenkirchen<br />

beschlossen, Hilfestellung als Formular-<br />

und Behörden-Lotse im Rahmen der<br />

Initiative „Zeitwerk für das Leben im Alter“<br />

anzubieten. Das Zeitwerk wurde 2007 von<br />

den Kreisverbänden der Caritas und der<br />

AWO gegründet. Die <strong>Kolping</strong>sfamilie Neuenkirchen<br />

hat sich jetzt dort angeschlossen.<br />

Natürlich dürfen keine Rechts-, Steuerund<br />

Rentenberatungen vorgenommen werden.<br />

Aber bei Bedarf wird die erforderliche<br />

Beratung vermittelt, und auf Wunsch geht<br />

eine Begleitperson die notwendigen Wege<br />

mit. Absolute Vertraulichkeit wird auf jeden<br />

Fall zugesichert.<br />

Die <strong>Kolping</strong>sfamilie Neuenkirchen wird<br />

das Stadtgebiet Rietberg betreuen. Ansprechpartner<br />

ist der Vorsitzende Hubert<br />

Dreisewerd. Termine können beim Zeitwerk<br />

unter der zentralen Rufnummer 0800 307<br />

307 0 zu vereinbart werden.<br />

„In seinem Einsatz für den Lebensschutz, für<br />

die Eine Welt, für den Klima- und Verbraucherschutz<br />

und für den Sonntagsschutz bezeugt<br />

Peter Liese seine Mitverantwortung<br />

zur Gestaltung einer menschenwürdigen<br />

Welt.“ Mit dieser Begründung ehrte das <strong>Kolping</strong>werk<br />

Diözesanverband Paderborn den<br />

Europaparlamentarier Peter Liese in Meschede<br />

mit der Konrad-Martin-Medaille.<br />

Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung<br />

und ehemalige Präsident des Europäischen<br />

Parlaments, Hans-Gert Pöttering,<br />

hielt einen Festvortrag zum Thema „Unsere<br />

christliche Verantwortung für die Einigung<br />

Europas“.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

33


Der neu gewählte Diözesanvorstand beschäftigt sich mit der Zukunftsfähigkeit des Diözesanverbandes Osnabrück.<br />

Osnabrück<br />

Neues Schwerpunktthema<br />

Atemholen für unseren Weg<br />

Das Bistum Osnabrück hat durch Bischof<br />

Franz-Josef Bode für den Zeitraum von<br />

<strong>September</strong> <strong>2015</strong> bis <strong>September</strong> 2016 zu einem<br />

Zukunftsgespräch eingeladen. Grundlage<br />

dieser Gespräche sollen Texte aus dem<br />

Buch Exodus sein: „… damit sie zu Atem<br />

kommen“ (Ex 23, 12)<br />

Das <strong>Kolping</strong>werk im Diözesanverband<br />

Osnabrück wird sich an diesem Zukunftsgespräch<br />

beteiligen. „Auch wir nehmen<br />

wahr, dass wir in einem Zeitalter der Beschleunigung<br />

leben. Zeitdruck und Zeitersparnis<br />

prägen viele Lebens- und Arbeitsbereiche.<br />

Menschen haben offensichtlich<br />

weniger Zeit für Beziehungen und für die<br />

Sorge umeinander“, erklärt der Diözesanvorstand.<br />

Für Menschen in schwierigen Lebenssituationen<br />

und Benachteiligte stelle<br />

sich in besonderer Weise die Frage, wie sie<br />

„zu Atem kommen“ können. Viele suchen<br />

auch nach einem nachhaltigeren Lebensstil,<br />

der die Schöpfung aufatmen lässt.<br />

„Wir reagieren im <strong>Kolping</strong>werk auf diese<br />

gesellschaftlichen und kirchlichen Herausforderungen<br />

und wollen uns gemeinsam<br />

auf den Weg in die Zukunft machen.“<br />

Die Diözesanversammlung im Juni <strong>2015</strong><br />

in Twistringen stand unter dem Thema<br />

„Atemholen für unseren Weg“. Am geistlichen<br />

Morgen haben sich die<br />

Teilnehmenden bewusst mit Hilfe eines Bibliologs<br />

mit einigen Bibelstellen aus dem<br />

Buch Exodus beschäftigt.<br />

Während eines Dialogcafés am Samstag<br />

überlegten die <strong>Kolping</strong>er gemeinsam, was<br />

wichtig und wesentlich ist, wenn sie an die<br />

Herausforderungen für die <strong>Kolping</strong>sfamilien<br />

und den Diözesanverband denken. Anschließend<br />

kamen die Teilnehmer über ihre<br />

Visionen und Ideen für lebendige <strong>Kolping</strong>sfamilien<br />

ins Gespräch. In einer dritten<br />

Dialogrunde ging es um wichtige und wesentliche<br />

Leitbilder für die Zukunft, darum,<br />

was wir erreichen wollen und wie die Zukunftsideen<br />

umgesetzt werden können.<br />

Die Ergebnisse des Dialogscafés werden<br />

die Ziele des <strong>Kolping</strong>werkes Diözesanverband<br />

Osnabrück in den nächsten Jahren<br />

mit beeinflussen.<br />

Darüber hinaus werden im „Jahr des<br />

Atemholens“ einige Veranstaltungen angeboten,<br />

die sich mit den Fragen beschäftigen:<br />

„Wie kann ich zu Atem kommen?“ „Wie<br />

kann ich mich auf das Wesentliche besinnen?“<br />

und „Wie kann ich das nachhaltig<br />

umsetzten?“<br />

Die regelmäßig am letzten Sonntag im<br />

Monat stattfindenden Gottesdienste in der<br />

Reihe „<strong>Kolping</strong> am Sonntag“ haben das<br />

Oberthema „Atemholen für unseren Weg“.<br />

Auf unterschiedliche Weise wird es so gelingen,<br />

im Laufe des Jahres auf das Buch<br />

Exodus einzugehen.<br />

Vom 7. bis 8. November bietet das <strong>Kolping</strong>werk<br />

unter dem Motto „Zeit für uns“<br />

ein Wochenende für Paare im <strong>Kolping</strong>-Bildungshaus-Salzbergen<br />

an. An diesem Wochenende<br />

sollen Paare, egal welchen Alters,<br />

die Möglichkeit zum Abschalten und zur<br />

gemeinsamen Zeit finden.<br />

Unter dem Titel „Auszeit im Advent“ finden<br />

vom 30. November bis 2. Dezember<br />

und vom 2. bis 4. Dezember im <strong>Kolping</strong>-Bildungshaus-Salzbergen<br />

zwei Angebote für<br />

Jungsenioren und Senioren statt.<br />

„Auf dem Weg nach Ostern“ – so ist der<br />

Titel der im nächsten Jahr stattfindenden<br />

Kar- und Ostertage. Die Feste auf dem Weg<br />

nach Ostern erleben, gemeinsam Atem holen,<br />

stressfreie Vorbereitung auf Ostern.<br />

Das Angebot richtet sich an Familien mit<br />

Kindern, wir laden aber auch die Großeltern<br />

ein, mit ihrer Familie besinnliche und<br />

kreative Tage zu verbringen.<br />

Vom 12. bis 14. Februar findet ein Grundund<br />

Aufbaukurs zum Thema „Perlen des<br />

Glaubens“ im <strong>Kolping</strong>-Bildungshaus-Salzbergen<br />

statt. Nähere Informationen zu den<br />

Angeboten gibt es unter Telefon (05976)<br />

9494-0 oder unter www.kolping-os.de.<br />

30 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Hildesheim<br />

Delegation aus der Ukraine zu Gast<br />

Besuch aus der Mitte Europas<br />

Mit dem Besuch einer sechsköpfigen Reisegruppe<br />

unter der Leitung von Orest Kleinik,<br />

Vorsitzender der <strong>Kolping</strong>sfamilie Kitzman,<br />

hat die <strong>Kolping</strong>sfamilie Bavenstedt in der<br />

Zusammenarbeit mit der Ukraine einen<br />

neuen Weg beschritten. Nach ersten Delegationsreisen<br />

ist es hier gelungen, zwei <strong>Kolping</strong>sfamilien<br />

zusammenzubringen.<br />

Austausch und Begegnung zwischen den<br />

<strong>Kolping</strong>mitgliedern standen im Vordergrund<br />

dieser Tage. Davon profitierten auch<br />

die Mitglieder der <strong>Kolping</strong>sfamilie Hönnersum,<br />

die die Gäste aus der Ukraine und deren<br />

Gastgeber aus dem Nachbarort zu einem<br />

Begegnungsabend eingeladen hatten.<br />

An diesem Abend waren auch Vertreter<br />

aus dem Arbeitskreis Partnerschaftsarbeit<br />

des Diözesanverbandes anwesend. AG-Leiter<br />

Martin Knöchelmann lobte ausdrücklich<br />

den langen Atem der beteiligten <strong>Kolping</strong>sfamilien,<br />

denn „nach einer ersten Begegnungsreise<br />

hatten wir angenommen, dass<br />

sich sehr viel schneller ein Kontakt auf der<br />

örtlichen Ebene finden würde.“<br />

Schon am ersten Abend zeichnete sich bei<br />

guter Stimmung ab, dass Sprachbarrieren<br />

überwunden werden können. Geholfen hat<br />

dabei sicher, dass Vasyl Savka, der Sekretär<br />

des <strong>Kolping</strong>nationalverbandes der Ukraine,<br />

sehr gut Deutsch spricht. Beim gegenseitigen<br />

Vorstellen der Aktivitäten machte er<br />

deutlich, wo der Gewinn für die <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

in der Ukraine liegt. „Wir sind ein junger<br />

Verband und suchen unseren Platz in<br />

der Gesellschaft noch. Deshalb ist es so<br />

wichtig, die Arbeit von <strong>Kolping</strong>sfamilien in<br />

Deutschland mit langer Tradition kennenzulernen.“<br />

Eine der ersten <strong>Kolping</strong>sfamilien ist in<br />

Kitzman gegründet worden. Sie hat heute 20<br />

Mitglieder und liegt in der gleichnamigen<br />

Stadt mit rund 7 500 Einwohnern. Insgesamt<br />

gibt es in der Westukraine 25 <strong>Kolping</strong>sfamilien<br />

mit 557 Mitgliedern.<br />

Die Gastgeber sind in diesen Tagen beeindruckt<br />

von dem vielfältigen sozialen Engagement<br />

der <strong>Kolping</strong>er in der Ukraine, beispielsweise<br />

bei der Betreuung von „Binnenvertriebenen“,<br />

Projekten für beeinträchtigte<br />

Kinder oder die „Senioren-Uni 55 plus“,<br />

ähnlich einer Volkshochschule.<br />

Es gab ein abwechslungsreiches Programm,<br />

unter anderem mit dem Besuch des<br />

Kindergartens Sankt Heinrich in Bavenstedt,<br />

mit der Teilnahme am Seniorennachmittag<br />

der politischen Gemeinde, an gemütlichen<br />

Zusammen künften und mit der Besichtigung<br />

des Mariendomes im nahegelegenen<br />

Hildesheim. Natürlich ließen es sich die<br />

Gastgeber nicht nehmen, das Ferienparadies<br />

Pferdeberg in Duderstadt mit den<br />

Freunden zu besuchen.<br />

„Der Inhalt des Programms hat uns Impulse<br />

gegeben, wie wir das Leben in unserer<br />

kleinen Stadt durch unser Engagement in<br />

der <strong>Kolping</strong>sfamilie verändern können“,<br />

sagt dazu Orest Kleinik, der auch der Vorsitzende<br />

des Nationalverbandes der Ukraine<br />

ist. „Auf unserer ersten Multiplikatorenfahrt<br />

habe ich die Nutzung der Pfarrheime in den<br />

deutschen Gemeinden bewundert und nach<br />

der Rückkehr ein <strong>Kolping</strong>cafe initiiert. Nach<br />

dieser Fahrt haben wir neue Ideen, wie wir<br />

den Raum noch besser nutzen können.“<br />

Das freut besonders Monika Wolf, die Vorsitzende<br />

in Bavenstedt ist. „Die guten Fortschritte<br />

bei der Einrichtung des <strong>Kolping</strong>cafes<br />

können nicht genug bewundert werden.<br />

Schließlich tauschen wir uns per Mail über<br />

die Entwicklungen aus.“<br />

Im nächsten Jahr wollen die Bavenstedter<br />

zu einem Gegenbesuch aufbrechen. Bereits<br />

jetzt wird dieser Besuch sehnsüchtig in der<br />

Ukraine erwartet.<br />

Besuch von der <strong>Kolping</strong>sfamilie Kitzman aus der Südwest-Ukraine in Bavenstedt. Hinter<br />

dem Banner die „Väter der Partnerschaft“, Orest Kleinik (von links) und Bernd Wilke.<br />

Rechts: Monika Wolf.<br />

Foto: Reinhard Burghardt<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

31


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

In Köln dabei!<br />

Region Ost<br />

Maßgebliche Aufbauarbeit<br />

Elisabeth-Medaille an Gerhard Kunze<br />

Gerhard Kunze ist ein <strong>Kolping</strong>-Urgestein.<br />

Seit frühester Jugend engagiert sich der Heiligenstädter<br />

im <strong>Kolping</strong>werk und baute von<br />

1990 bis 2006 den <strong>Kolping</strong>werk-Diözesanverband<br />

Erfurt als Vorsitzender maßgeblich<br />

mit auf. Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr<br />

nimmt Kunzes 75. Geburtstag zum<br />

Anlass, ihm die Elisabeth-Medaille des Bistums<br />

Erfurt zu verleihen und ihm für seinen<br />

ehrenamtlichen Einsatz auch im <strong>Kolping</strong>werk<br />

Deutschland sowie im Katholikenrat<br />

des Bistums Erfurt zu danken. Es ist die erste<br />

Elisabeth-Medaille, die Bischof Neymeyr<br />

verleiht.<br />

Außerdem wurde der langjährige Diözesansekretär<br />

des <strong>Kolping</strong>werk Diözesanverbandes<br />

Erfurt und Geschäftsführer des <strong>Kolping</strong>werkes<br />

Erfurt e.V., Karl Smettan aus<br />

Zella in der Rhön, feierlich in den Ruhestand<br />

verabschiedet. Seit 1991 hat er mit viel<br />

Seit November 2013 war<br />

die <strong>Kolping</strong>jugend im<br />

Diözesanverband Hamburg<br />

ohne hauptamtliche<br />

Unterstützung. Am<br />

1. Juli endete diese<br />

Durststrecke. Bereits<br />

wenige Tage nach ihrem<br />

Arbeitsbeginn wurde<br />

Ida interviewt:<br />

Frage: Ida, was sind<br />

die wichtigsten Fakten<br />

über Dich?<br />

Antwort: Mein Name<br />

ist Ida Schütt und ich<br />

bin 1988 in Hamburg<br />

geboren. Im Jahr 2014 habe ich mein Lehramtsstudium<br />

abgeschlossen und bin seitdem<br />

hauptamtlich in der Jugendverbandsarbeit<br />

tätig. In meiner Freizeit lerne ich gern<br />

neue Menschen, Perspektiven und Länder<br />

kennen, weshalb ich sehr gern auf Reisen<br />

gehe.<br />

Bedeutet Verbandsarbeit für Dich Neuland<br />

zu betreten oder kannst Du bereits auf<br />

verbandliche Erfahrungen zurückblicken?<br />

Ich kann sowohl ehrenamtlich auf ein<br />

über zehnjähriges Engagement zurückblicken<br />

als auch auf einen<br />

Berufseinstieg im letzten<br />

Jahr. Allerdings lerne ich<br />

noch immer neue Perspektiven<br />

kennen, und<br />

auch die Projekte verändern<br />

sich – die Verbandsarbeit<br />

bleibt also<br />

spannend für mich!<br />

Was motiviert Dich<br />

an der Arbeit mit Kindern<br />

und Jugendlichen?<br />

„Grundsätzlich finde<br />

ich es toll, Kindern und<br />

Jugendlichen „etwas<br />

mitgeben zu können“.<br />

Der Moment, in dem man in den Gesichtern<br />

erkennt, dass ein Lernprozess angestoßen<br />

ist, ist großartig! Noch großartiger ist<br />

wiederum, wenn damit ein Impuls zu eigenständigem<br />

Handeln gegeben ist. Aus den<br />

Ideen der Kinder und Jugendlichen lerne<br />

ich wiederum etwas. Insofern begreife ich<br />

die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

immer als etwas Gegenseitiges.<br />

Worauf freust Du Dich am meisten?<br />

Auf die vielen neuen Gesichter und mit<br />

allen ins Gespräch zu kommen. Insgesamt<br />

Engagement, Energie und guten Ideen den<br />

Verband geleitet, gestaltet und weiter entwickelt.<br />

Er wird für seine „gute und segensreiche<br />

Arbeit“ vom Verband mit der Auszeichnung<br />

„Spuren hinterlassen“ geehrt.<br />

Hamburg Neue Mitarbeiterin: Ida Schütt freue ich mich darauf, die Vorhaben der<br />

<strong>Kolping</strong>jugend als fachliche Ansprechpartnerin<br />

unterstützen zu können.<br />

Bist Du beim diesjährigen <strong>Kolping</strong>tag<br />

dabei?<br />

Auf jeden Fall!<br />

Was hat Dich dazu gebracht, Dein Engagement<br />

quasi zum Beruf zu machen?<br />

Während des Pädagogikstudiums war ich<br />

nebenbei auch immer ehrenamtlich in unterschiedlichen<br />

Funktionen engagiert. So<br />

entwickelte sich ein produktives Gemisch<br />

aus Spaß an dem Engagement und fachlichem<br />

Erkenntnisgewinn an der Uni. Daraus<br />

ergab sich eben auch ein mögliches Berufsfeld.<br />

Dafür bin ich sehr dankbar.<br />

Dein Wunsch für die Zukunft?<br />

Ich wünsche mir, dass die Jugendverbände<br />

weiterhin als wichtiger Ort außerschulischer<br />

Bildung begriffen und ihnen Räume<br />

für eine dynamische Weiterentwicklung eröffnet<br />

werden.<br />

TERMINE<br />

Diözesanverband Hamburg<br />

} Mi. 9.9. und 8.10. ab 19 Uhr „<strong>Kolping</strong>jugend<br />

Stammtisch“ im<br />

Hofbräuhaus Hamburg, Esplanade<br />

6. Informationen unter (040)<br />

22 72 16 28 oder info@kolpingjugend-dv-hamburg.de<br />

} So., 13.9.<strong>2015</strong> – 10.30 Uhr – „Mit<br />

offenen Sinnen unterwegs“ – 63.<br />

Ansveruswallfahrt, Einhaus/<br />

Ratzeburg. Informationen unter<br />

(040) 22 72 16 28 oder info@kolping-dv-hamburg.de<br />

} 18.-20.9.<strong>2015</strong> – „Mut tut gut“ <strong>Kolping</strong>tag<br />

in Köln - Informationen<br />

unter (040) 22 72 16 28 oder info@<br />

kolping-dv-hamburg.de<br />

Ehrungen:<br />

(von links)<br />

Karl Smettan,<br />

stellvertretender<br />

Diözesanpräses<br />

Winfried<br />

Mucke,<br />

Gerhard<br />

Kunze und<br />

Diözesanpräses<br />

Suitbert<br />

Schellenberg.<br />

32 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Region Ost Eindrücke eines Besuches im Kosovo<br />

<strong>Kolping</strong> Kosova feiert 15-jähriges Bestehen<br />

Unter dem Motto „Nicht alle von uns können<br />

große Dinge tun, aber alle können kleine<br />

Dinge mit großer Liebe tun“ (Mutter Teresa)<br />

lud der <strong>Kolping</strong> Regionalverband Kosova<br />

zum 15-jährigen Bestehen des <strong>Kolping</strong>verbandes<br />

zu einem Festakt Mitglieder des Diözesanverbandes<br />

Berlin ein. Seit 2002 leistet<br />

der Diözesanverband Berlin materielle Hilfe.<br />

Anlass genug für drei Mitglieder des Diözesanvorstandes,<br />

für fünf Tage in den Kosovo<br />

zu reisen – nicht nur, um an der Jubiläumsfeier<br />

teilzunehmen, sondern auch um einige<br />

unterstützte Projekte zu besuchen und <strong>Kolping</strong>sfamilien<br />

kennenzulernen.<br />

Als stellvertretender Diözesanvorsitzender<br />

war Michael Stengert zum ersten Mal im<br />

Kosovo. Durch die bisherige Partnerschaftsarbeit<br />

hatte er schon vieles gehört, aber trotzdem<br />

stellte sich heraus: Es ist etwas anderes,<br />

das Land und die Leute persönlich kennenzulernen.<br />

In Prishtina wurde die Besuchergruppe<br />

von der Geschäftsführerin des <strong>Kolping</strong>-Regionalverbandes<br />

Kosova, Mimoza<br />

trotzdem der <strong>Kolping</strong>sfamilie angehört. Im<br />

Rahmen der Rundreise gelangte die Gruppe<br />

auch in die Landeshauptstadt Prishtina. Dort<br />

besuchte sie die Mutter-Teresa-Kathedrale,<br />

wo es zu einer spontanen Begegnung mit<br />

dem kosovarischen Bischof Dode Gjergji<br />

kam, mit dem über die Zukunft von <strong>Kolping</strong><br />

Kosova gesprochen wurde. Er sagte, dass finanzielle<br />

Unterstützung von <strong>Kolping</strong> Kosova<br />

zweitrangig sei. Zuerst sollten die <strong>Kolping</strong>mitglieder<br />

in den <strong>Kolping</strong>sfamilien zusammen<br />

beten, zusammen für das tägliche Brot<br />

sorgen, sowie zusammen Freude haben.<br />

Fazit der Reise: Der Kosovo ist junges und<br />

kleines Land im Aufbau. Die Christen haben<br />

als Minderheit (Anteil der Muslime: 95 Prozent)<br />

großes Gottvertrauen. Die <strong>Kolping</strong>arbeit<br />

ist vielfältig, aber aufgrund der Diasporasituation<br />

nicht einfach.<br />

TERMINE<br />

Begegnung von Kosovaren und Deutschen nach der Jubiläumsfeier auf der Terrasse des <strong>Kolping</strong>hauses.<br />

Thaqi, empfangen. Zusammen mit dem Regionalvorsitzenden<br />

Fanol Nushi hatte sie ein<br />

abwechslungsreiches Programm für die Gäste<br />

vorbereitet. Nach einer Stunde Autofahrt<br />

kam die Gruppe in Prizren an. Ein Durchschnittsgehalt<br />

im Kosovo liegt bei 300 bis 500<br />

Euro. Aus diesem Grunde sind viele Kosovaren<br />

Gastarbeiter in Deutschland, Schweiz<br />

und Österreich. Allerdings sind die Kosten<br />

höher: Im örtlichen Kaufhaus in Prizren werden<br />

etwa 80 Prozent der deutschen Preise erreicht.<br />

Bereits am ersten Abend erfuhren die Berliner<br />

die Gastfreundlichkeit der Kosovaren<br />

beim St. Georg-Fest in Zym, wo sie den Ehrenvorsitzenden<br />

von <strong>Kolping</strong> Kosova und<br />

auch die Vorsitzende der <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

Zym kennenlernten. Das Fest ähnelte dem<br />

Johannesfeuer. Das gesamte Dorf traf sich<br />

am Dorfplatz, wo ein riesiger Holzstapel angezündet<br />

wurde, und die Menschen tanzten.<br />

Bei den vielen Gesprächen in den fünf Tagen<br />

wurde festgestellt, dass der gegenseitige Besuchsaustausch<br />

intensiviert werden sollte. So<br />

wurden junge Kosovaren zum 20-jährigen<br />

Jubiläum des Engagements in der Gedenkstätte<br />

Ravensbrück eingeladen. Auch für neue<br />

Projekte hat es vor Ort gute Gespräche gegeben.<br />

Bei einem Treffen mit dem Präses und<br />

Jugendlichen aus der <strong>Kolping</strong>sfamile Prizren<br />

wollten die Kosovaren wissen, wie die Berliner<br />

Gäste zur <strong>Kolping</strong>sfamilie gekommen<br />

sind. Auch Generalpräses Ottmar Dillenburg<br />

und der Projektleiter des Internationalen<br />

<strong>Kolping</strong>werkes nahmen an dem Gespräch teil.<br />

Natürlich ging es nicht ohne Dolmetscherin,<br />

denn die Landessprache ist albanisch. Es war<br />

ein sehr interessanter Abend, wobei auffiel,<br />

dass ein Jugendlicher Moslem ist und<br />

Region Ost<br />

} 6.9.<strong>2015</strong>: <strong>Kolping</strong>wallfahrt des DV<br />

Erfurt in Worbis<br />

} 11.-13.9.: Generationsübergreifendes<br />

Workcamp des DV Berlin in<br />

Ravensbrück mit Jubiläumsfeier<br />

am 12.9. für 20 Jahre Engagement<br />

in der Mahn- und Gedenkstätte<br />

} 14.-20.9.: Partnerschaftstreffen des<br />

DV Erfurt mit <strong>Kolping</strong>-Banat in<br />

Deutschland<br />

} 18.-20.9.<strong>2015</strong>: KOLPINGTAG in Köln<br />

} 2.-4.10.<strong>2015</strong>: Partnerschaftstreffen<br />

des DV Dresden-Meißen mit der<br />

KF Prag in Blansko (Tschechien)<br />

} 5.-12.10.<strong>2015</strong>: Bildungs- und Begegnungstage<br />

des DV Berlin in Zinnowitz<br />

unter dem Thema „Ernährung<br />

im globalen Wettstreit“<br />

} 17.10.-4.12.<strong>2015</strong>: Ausstellung „<strong>Kolping</strong><br />

verbindet“ des DV Berlin im<br />

Kathedralforum St. Hedwig, Berlin<br />

} 6.-8.11.<strong>2015</strong>: Bildungstage des DV<br />

Dresden-Meißen zum Thema „Leben<br />

bis zuletzt – Sterben in Würde“<br />

mit anschließenden Werktagen in<br />

Schirgiswalde<br />

} 14.11.2105: <strong>Kolping</strong>hilfe – Paketaktion<br />

des DV Erfurt<br />

} 27.-29.11.<strong>2015</strong>: Oasentage des DV<br />

Berlin in Birkenwerder<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

33


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Christian Kossmann, verkleidet als Adolph <strong>Kolping</strong>.<br />

Trier<br />

Kein Job wie jeder andere<br />

Traumberuf Priester<br />

Der <strong>Kolping</strong>er Christian Kossmann will ein Geistlicher werden – doch bevor es für ihn ins<br />

Priesterseminar geht, will er erst einmal sein Lehramtsstudium beenden. Im Interview<br />

spricht der 21-Jährige über seine Ziele, sein Gottvertrauen, aber auch über Unsicherheiten.<br />

Wann ist Dir klar geworden, dass Du Priester<br />

werden möchtest?<br />

Ich bin in der Kirche aktiv, da ist man ständig<br />

in Kontakt mit Priestern. Ich fand schon<br />

als kleiner Messdiener immer toll, was die<br />

alles so machen. Einen konkreten Auslöser<br />

für meine Entscheidung gab es aber nicht.<br />

Wem hast Du von Deinem Plan erzählt?<br />

Zuerst habe ich mit meinen beiden besten<br />

Freunden gesprochen. Aber natürlich auch<br />

mit meinem Pastor, der in meinem engsten<br />

Freundeskreis der vierte im Bunde ist. Auch<br />

wenn die Entscheidung noch nicht endgültig<br />

gefallen ist, so bin ich trotzdem mit ihnen<br />

über dieses Thema in einem ständigen<br />

Austausch – das ist wichtig, denke ich.<br />

Würdest Du von einer Berufung sprechen?<br />

Eher von einer „Entwicklungs-Berufung“,<br />

wenn man das so sagen kann.<br />

Gerade studierst Du noch?<br />

Genau, ich habe jetzt schon vier Semester<br />

Geschichte, katholische Theologie und Bildungswissenschaften<br />

hinter mir, außerdem<br />

habe ich zwei Schulpraktika gemacht. Nach<br />

Bachelor und Master soll es dann Richtung<br />

Priesterseminar gehen.<br />

Und dann?<br />

Irgendwann möchte ich ein guter Theologe<br />

sein und damit auch ein guter Priester.<br />

Was hast Du auf deinem bisherigen Weg<br />

als härteste Probe empfunden?<br />

Mich selbst.<br />

Ein Leben ohne Gott wäre für Dich....<br />

Es gibt ihn. Also habe ich auch noch nie darüber<br />

nachgedacht. Aber ich denke, wenn<br />

man nicht glaubt, kostet es Lebensfreude<br />

und somit Lebensqualität.<br />

Wann fühlst Du Dich Gott nahe?<br />

Vor allem im Gottesdienst. Aber auch, wenn<br />

ich mit anderen Menschen zusammen bin.<br />

Dabei sind für mich die Wallfahrten mit guten<br />

Freunden nach Rom am schönsten.<br />

Und wann fühlst Du dich ihm fern?<br />

Wenn ich mit mir unzufrieden bin.<br />

Adolph <strong>Kolping</strong> war auch Priester – was<br />

gefällt Dir an ihm?<br />

Ich mag vor allem seinen großen Fleiß.<br />

„Schuster bleib bei deinen Leisten“ – dieser<br />

Spruch galt für ihn nicht. Er hat gezeigt, dass<br />

man mit viel Initiative und Mut über sich<br />

hinauswachsen und seine Wünsche erfüllen<br />

kann.<br />

Hast Du ein Lieblingszitat von ihm?<br />

„Wer Menschen gewinnen will, muss das<br />

Herz zum Pfande einsetzen.“<br />

Was bedeutet es für Dich?<br />

Wenn man begeistern will, muss man selber<br />

begeistert sein. Zudem muss man in Beziehung,<br />

Familie und Freundschaft, aber auch<br />

im kirchlichen Leben und im Vereinsleben,<br />

auch mal in der Lage sein, seine eigenen Belange<br />

unterzuordnen.<br />

Das Interview führte Petra Heusler<br />

30 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Fulda<br />

1 200-Jahr-Feier in Großentaft<br />

Besuchermagnet <strong>Kolping</strong>stand<br />

Anlässlich der 1 200-Jahr-Feier von Großentaft<br />

präsentierte sich die <strong>Kolping</strong>sfamilie des<br />

Ortes mit einem Stand und leuchtend-orangenem<br />

Kampagnenmobil. Schon von weitem<br />

waren Sonnenschirm und Strandstühle<br />

zu sehen. Beispielhaft wurde den Besuchern<br />

von den <strong>Kolping</strong>ern ein Zisternenprojekt<br />

im Nordosten Brasiliens erklärt, welches Familien<br />

mit Wasserspeichern versorgt. Wer<br />

hierfür spenden wollte, konnte das tun. Als<br />

Dankeschön gab es Großentäfter Jubiläumsbuttons.<br />

Am Ende des Tages kam eine Spendensumme<br />

in Höhe von rund 150 Euro zusammen,<br />

ein schöner Erfolg.<br />

Ein weiterer Anziehungspunkt war außerdem<br />

der Probierstand für fair gehandelten<br />

Tatico-Kaffee aus Mexiko. Hier kam man<br />

mit den Besuchern ins Gespräch, der gesamte<br />

Kaffee wurde restlos verkauft. Auch für<br />

Kinder und Jugendliche gab es die verschiedensten<br />

Spielmöglichkeiten. Besonders beliebt<br />

war die Button-Maschine und das Entchenangeln.<br />

Betreut wurde der <strong>Kolping</strong>stand<br />

vom Familienkreis und von der <strong>Kolping</strong>jugend<br />

Großentaft im Wechsel, so dass auch<br />

für die Standbetreuer noch genügend Zeit<br />

blieb, die Jubiläumsfeier zu besuchen.<br />

Christina Nophut<br />

Das <strong>Kolping</strong>-Kampagnenmobil – augenzwinkernd<br />

auch oft ‚Möhre‘ genannt – kommt viel<br />

herum. Auch in Großentaft war es dabei.<br />

Freiburg<br />

Benefizessen<br />

Erst schlemmen, dann spenden<br />

Aus der Frage „Könnten wir mal mit dem<br />

Chefkoch kochen?“, ist in der <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

Freiburg Zentral die Idee für ein Benefizessen<br />

entstanden. Im Frühjahr gewann<br />

man den Pächter des „Stadthotel Freiburg<br />

<strong>Kolping</strong> Hotels & Resorts“, Herrn Ollhoff,<br />

als Ausrichter und Stifter der Lebensmittel.<br />

Schnell waren auch ‚Gastköche‘ gefunden,<br />

darunter sieben junge <strong>Kolping</strong>er, die gemeinsam<br />

mit dem Chefkoch des Hauses ein<br />

beachtliches Essen auf den Tisch brachten.<br />

Das Menü konnte sich sehen lassen: Nach<br />

einer Erdbeer-Holunder-Bowle als Aperitif<br />

folgten Vorspeise, Suppe und Hauptgang.<br />

Angesagt wurden die einzelnen Gänge übrigens<br />

von den jungen Köchen – und das sogar<br />

in Reimform.<br />

Zwischen den Gängen gab es Informationen<br />

vom Vorsitzenden des <strong>Kolping</strong>haus e. V.,<br />

Hansjörg Sandler, und der Vorsitzenden der<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie, Irmgard Waldner. Außerdem<br />

stellten zwei Studentinnen ein Projekt<br />

für Flüchtlingskinder vor. Nach dem Essen<br />

wurden die rund 80 Gäste im völlig ausgebuchten<br />

Restaurant zur Kasse gebeten: Auf<br />

Spendenbasis gaben die satten Esser das,<br />

was ihnen angemessen erschien. Rund 3 000<br />

Euro sind so zusammengekommen.<br />

Der Erlös ging zum Teil an das Flüchtlings-Projekt,<br />

welches zuvor vorgestellt wurde.<br />

Die Kinder konnten sich über Bälle, andere<br />

Sportgeräte und einen Scheck freuen.<br />

Der andere Teil des Erlöses ging an die Jugend-U-Haft<br />

in Freiburg. Stolz überreichte<br />

die <strong>Kolping</strong>sfamilie die Schecks und Spielsachen.<br />

Irmgard Waldner<br />

Freuten sich über Fußbälle: Flüchtlingskinder. Sach- und Geldspenden sind der Erlös eines Benefizessens.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

31


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Speyer<br />

Jubiläum<br />

125 Jahre Grünstadt<br />

„Ihr tut viel Gutes und habt einen großen<br />

Anteil daran, dass es in unserer Gemeinde so<br />

gut aussieht“, lobte Präses Martin Tiator vor<br />

mehr als 200 Gästen die Mitglieder seiner<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie in Grünstadt. Der Geistliche<br />

sprach beim Festabend im Pfarrheim St.<br />

Peter zum 125-jährigen Bestehen der <strong>Kolping</strong>sfamilie.<br />

Als Gäste dabei waren der Bürgermeister<br />

von Grünstadt, Klaus Wagner,<br />

der Bundestagsabgeordnete Norbert<br />

Schindler, Diözesanpräses Michael Baldauf,<br />

Diözesanvorsitzender Andreas Stellmann<br />

und Diözesansekretär Thomas Bettinger<br />

mit dabei. Nach der Begrüßung aller Gäste<br />

durch das <strong>Kolping</strong>-Maskottchen „Schnuffi“<br />

eröffnete der Chor Nova Cantica einen langen<br />

Festabend. Die beiden Vorsitzenden<br />

Wolfgang Lenhart und Rita Schmid führten<br />

durch das dreistündige Programm. Von den<br />

schwierigen Anfangsjahren der 1965 gegründeten<br />

<strong>Kolping</strong>jugend berichteten die<br />

damaligen Gruppenleiter Alexander Reidick<br />

und Josef Fischer: Der 1970 neu entstandene<br />

35-köpfige Jugendchor mit Band war mit<br />

seinen rhythmischen Messen dem damaligen<br />

Pfarrer ein Dorn im Auge, der Chor<br />

durfte nur außerhalb Grünstadts auftreten.<br />

Noch heute sind die rhythmischen Familiengottesdienste<br />

ein Markenzeichen der<br />

Grünstadter <strong>Kolping</strong>sfamilie.<br />

Eine Präsentation zeigte außerdem den<br />

Aufstieg des <strong>Kolping</strong>-Fußballteams, die Geschichte<br />

des Pfingstzeltlagers in Obermohr<br />

und die jährlichen Wanderungen auf dem<br />

Jakobsweg. Anschließend stand ein Kurzfilm<br />

über das „Kreuz 2000 Grünstadt“ aus<br />

dem Stadtpark auf dem Programm – errichtet<br />

wurde es von der <strong>Kolping</strong>sfamilie. Mit<br />

zahlreichen Fotos stellte Arno Deuker danach<br />

soziale Projekte und Aktionen der <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

und seine Arbeitseinsätze in<br />

Ruanda und Brasilien vor. Eine Überraschung<br />

gab es anschließend auch noch: In<br />

einer Videobotschaft aus Ruanda überbrachten<br />

Simon Schmid, der ein freiwilliges<br />

Soziales Jahr absolviert, und die <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

Nkanka Glückwünsche an die <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

im Bistum Speyer.<br />

Für die Zukunft wünschte sich Präses Tiator<br />

ein Zusammenwachsen der drei <strong>Kolping</strong>sfamilien<br />

innerhalb der neuen Großpfarrei<br />

zu einer „starken Gemeinschaft, die<br />

auf alle anderen ausstrahlt“, er bat um Mithilfe<br />

im Prozess der Neugestaltung des<br />

pfarrlichen und seelsorgerlichen Lebens<br />

und für die „wandernden Gesellen unserer<br />

Tage: die Flüchtlinge“.<br />

Am Festgottesdienst nahmen knapp 500<br />

Personen teil, der mit Grünstadt eng verbundene<br />

Diözesanehrenpräses, Prälat Gerhard<br />

Fischer, zelebriert mit Präses Tiator einen<br />

lebendigen Gottesdienst.<br />

Neuer Diözesanpräses<br />

Mit einem Wort Adolph <strong>Kolping</strong>s bedankte<br />

sich Pfarrer Michael Baldauf für seine Wahl<br />

zum neuen Diözesanpräses des <strong>Kolping</strong>werkes<br />

im Bistum Speyer: „Wer Menschen gewinnen<br />

will, muss sein Herz zum Pfande<br />

setzen.“ Dazu sei er bereit. Zuvor hatten die<br />

100 Delegierten der Diözesanversammlung<br />

Eine kurze Pause haben sich die fleißigen den 54-jährigen Helfer verdient. Priester mit großer Mehrheit<br />

zum Nachfolger von Pfarrer Andreas<br />

König gewählt. Pfarrer Baldauf ist in Sembach<br />

geboren, 1991 wurde er zum Priester<br />

geweiht. Durch sein Engagement in den<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilien Heßheim und Beindersheim<br />

sowie als Bezirkspräses ist er dem <strong>Kolping</strong>werk<br />

schon lange verbunden.<br />

Thomas Bettinger<br />

TERMINE<br />

DV Limburg<br />

} 26.9.: Kleidersammlung<br />

} 2.-4.10.: Mutter-Kind-Wochenende<br />

in Hübingen<br />

} 10.10.: Frauentag in Wiesbaden-Naurod<br />

} 9.-11.10.<strong>2015</strong>: Vater-Kind-Wochenende<br />

in Kirchähr<br />

} 17.10.: Vorsitzendentagung in<br />

Limburg<br />

DV Speyer<br />

} 22.9.: Diözesan-Seniorentag in<br />

Godramstein<br />

} 26.9.: Altkleidersammlung<br />

} 9.+10.10.: Klausurtagung des<br />

Diözesanvorstandes auf Maria<br />

Rosenberg<br />

} 10.+11.10.: Pfarrgremienwahlen<br />

DV Trier<br />

} 19.9.: Der DV Trier beim <strong>Kolping</strong>tag<br />

(10:00 - 16:00 Uhr)<br />

- Hot Spot ‚Kirche und Gesellschaft‘:<br />

Tankstelle Kloster: Heute<br />

schon getankt?<br />

- Hot Spot ‚Eine Welt‘: Bolivien-Partnerschaft<br />

auf Augenhöhe<br />

- Hot Spot ‚Ehe, Familie, Lebenswege‘:<br />

Familien in Aktion/Burgleben<br />

im Mittelalter<br />

} 10.10.: Vorsitzendentagung im <strong>Kolping</strong>haus<br />

Trier (10:00 - 17.00 Uhr),<br />

Kosten: 10 Euro. Anmeldung bis<br />

zum 24.9. im Diözesanbüro<br />

Der Vorstand der <strong>Kolping</strong>sfamilie Grünstadt im Jubiläumsjahr.<br />

Pfr. König, Pfr. Baldauf und Diakon Stellmann (v.l.n.r.)<br />

32 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Rottenburg-Stuttgart<br />

Häusle renovieren in Bad Cannstatt<br />

Grünes Licht für die Sanierung des <strong>Kolping</strong>hauses<br />

Das <strong>Kolping</strong>haus Bad Cannstatt wird renoviert.<br />

Das <strong>Kolping</strong>haus Bad Cannstatt ist in die<br />

Jahre gekommen. Nach 70 Jahren stehen<br />

nun dringende Sanierungsarbeiten an, um<br />

das Jugendwohnen auch in der Zukunft zu<br />

ermöglichen. Die Mitgliederversammlung<br />

des Stuttgarter <strong>Kolping</strong>häuser e.V. hat dieses<br />

Sanierungsprojekt einstimmig befürwortet.<br />

13,1 Millionen Euro werden<br />

nun in die Sanierung investiert,<br />

die Bundesagentur für<br />

Arbeit bezuschusst das Sanierungsvorhaben<br />

mit 4,3 Millionen<br />

Euro. Bereits im April<br />

hatte sich der Diözesanverband<br />

Rottenburg-Stuttgart<br />

eindeutig für die Unterstützung<br />

der Sanierung ausgesprochen.<br />

Von diesem breiten<br />

Votum der <strong>Kolping</strong>geschwister<br />

getragen, ist eine Spendenkampagne<br />

in Vorbereitung.<br />

Mindestens 300 000 Euro<br />

Spendengelder sollen eingeworben werden.<br />

Der Verein hofft auf die großzügige Unterstützung<br />

seiner Mitglieder, um das Projekt<br />

leichter stemmen zu können (Spenden können<br />

auf folgendes Konto bei der Baden-Württembergischen<br />

Bank, IBAN: DE87<br />

6005 0101 0002 0174 48, eingezahlt werden).<br />

Aktuell gibt es 191 Betten im <strong>Kolping</strong>haus<br />

Bad Cannstatt. Für 2014 weist das Haus<br />

47 000 Übernachtungen auf. Mit der Sanierung<br />

wird die Wohnqualität auf einen zeitgemäßen<br />

Stand gebracht. Alle Zimmer verfügen<br />

zukünftig über Dusche und WC und<br />

werden modern möbliert. Das Gebäude<br />

selbst wird energetisch kernsaniert. Die Sanierung<br />

beginnt im Frühjahr 2016, ab August<br />

bleibt das Haus bis zu seiner Wiedereröffnung<br />

im <strong>September</strong> 2017 geschlossen.<br />

Viele <strong>Kolping</strong>mitglieder des DVRS haben<br />

selbst als Auszubildende im Cannstatter<br />

<strong>Kolping</strong>haus gewohnt und erinnern sich<br />

gerne an diese Zeit. Noch heute bietet das<br />

<strong>Kolping</strong>haus jungen Leuten, die zum Blockunterricht<br />

an Stuttgarter Berufsschulen<br />

kommen, oder Auszubildende in Stuttgarter<br />

Betrieben sind, auswärts ein gemütliches<br />

Zuhause.<br />

Martina Lachenmaier<br />

Limburg<br />

Ding Dong<br />

Wenn <strong>Kolping</strong> tönt<br />

<strong>Kolping</strong>spuren<br />

In dieser SERIE stellen die DVs besondere<br />

Abbildungen und Denkmale Adolph <strong>Kolping</strong>s<br />

aus ihrer Region vor.<br />

Die katholische Kirchengemeinde Allerheiligste<br />

Dreifaltigkeit in Frankfurt hat vor<br />

zehn Jahren ein neues Gotteshaus mit angeschlossenem<br />

Gemeindezentrum und einem<br />

freistehenden Glockenturm gebaut. Für den<br />

22 Meter hohen Turm sollten zwei neue<br />

Glocken angeschafft werden, was allerdings<br />

nur durch private Spender möglich war. Somit<br />

hat unter anderem eine Familie aus der<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie Frankfurt-Frankfurter Berg<br />

eine Glocke gespendet. Da die zwei Glocken<br />

ohne das private Engagement der beiden<br />

Spender nicht gekauft werden konnten,<br />

durften sie die Glocken einer heiligen oder<br />

seligen Person widmen. Die Spenderfamilie<br />

hat sich dazu entschlossen, ihre Glocke dem<br />

Seligen Adolph <strong>Kolping</strong> zu widmen. Auf der<br />

Glocke steht: „Wer Mut zeigt, macht Mut“.<br />

Auf zwei weiteren Zeilen am Glockenrand<br />

ist zu lesen: „Allerheiligste Dreifaltigkeit<br />

und Seliger Adolph <strong>Kolping</strong>, stärket uns im<br />

Glauben. In dankbarer Erinnerung an unsere<br />

Eltern“. Mit der Glockenspende wollte die<br />

Familie ein Zeichen für die Ideen des Sozialreformers<br />

Adolph <strong>Kolping</strong> am Frankfurter<br />

Berg setzen.<br />

Die beiden neuen Glocken der Allerheiligsten<br />

Dreifaltigkeit wurden am 6. November<br />

2005 von Weihbischof Gerhard Pischl<br />

beim Gottesdienst geweiht und haben ihren<br />

Dienst neben ihren drei kleineren und rund<br />

50 Jahre älteren Geschwisterglocken in neu<br />

errichteten Glockenturm aufgenommen.<br />

Die Spenderfamilie hatte für den Guss der<br />

Adolph <strong>Kolping</strong>-Glocke rund 4 900 Eurogespendet.<br />

Stefanie Gubisch<br />

Eine <strong>Kolping</strong>-Glocke läutet seit 2005 im Frankfurter<br />

Ortsteil Frankfurter Berg.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

33


Ecuadorianische Partner beim Tanz. Auf dem <strong>Kolping</strong>tag wird eine Delegation diese Tradition vorführen.<br />

München und Freising 25 Jahre Partnerschaft<br />

„Silberhochzeit“ mit Ecuador<br />

Die Eine-Welt-Arbeit gibt es im DV München und Freising nicht erst seit gestern – mit dem<br />

Partnerland Ecuador dauert sie in diesem Jahr bereits 25 Jahre: Gegenseitige Besuche, Fachkräfteaustausche<br />

und gemeinsame Projekte wurden realisiert. Das sind viele Gründe, diese<br />

langjährige Partnerschaft gebührend zu feiern.<br />

25 Jahre Partnerschaft: Der Diözesanverband<br />

München und Freising feiert gerade<br />

sozusagen Silberhochzeit mit dem <strong>Kolping</strong>werk<br />

Ecuador – ein Vierteljahrhundert gelungener<br />

Zusammenarbeit liegt hinter beiden.<br />

Bereits auf der Diözesanversammlung im<br />

vergangenen April stand der Studienteil unter<br />

dem Motto „echte Partnerschaft“. Peter<br />

Schwab vom Internationalen <strong>Kolping</strong>werk,<br />

Projektreferent für Lateinamerika, betonte<br />

in seinem Vortrag: „Das <strong>Kolping</strong>werk sieht<br />

Partnerschaft als dauerhafte Beziehung, in<br />

der man sich den gemeinsamen Herausforderungen<br />

stellt.“ Die anlässlich des Jubiläums<br />

erstellte Festschrift zeigt von Beginn<br />

der Partnerschaft bis heute anschaulich auf:<br />

„Wenn man Freud und Leid miteinander<br />

teilt, wächst man zusammen“ (Adolph <strong>Kolping</strong>).<br />

Auch auf dem Bennofest in München<br />

boten sich genügend Informationsmöglichkeiten<br />

zu der langjährigen Partnerschaft mit<br />

Ecuador. Die Besucher erfuhren über ein<br />

Quiz oder Memory mehr zu dem Südamerikanischen<br />

Land und aktuellen <strong>Kolping</strong>-Projekten<br />

vor Ort.<br />

Der Höhepunkt des Jubiläumsjahres wird<br />

der Besuch einer ecuadorianischen Delegation<br />

sein: Gemeinsam mit bis zu 15 000 anderen<br />

<strong>Kolping</strong>-Mitgliedern werden sie am<br />

<strong>Kolping</strong>tag in Köln teilnehmen. Im Anschluss<br />

daran ist geplant, dass die ecuadorianischen<br />

Besucher bei einem vielfältigen<br />

Programm mehr über Kultur, Strukturen<br />

und Land ihres Partnerverbandes lernen. Es<br />

wird also viele Möglichkeiten für Begegnungen<br />

und zum Kennenlernen geben – genau<br />

das ist ein wichtiges Ziel der Eine-Welt-Arbeit<br />

im Diözesanverband. Gegenseitige Besuche,<br />

Fachkräfteaustausche und Freiwilligendienste<br />

sind die probatesten Mittel<br />

hierfür, viele Freundschaften sind entstanden.<br />

Und so sind beide Seiten zuversichtlich,<br />

dass in 25 Jahren das nächste Jubiläum gefeiert<br />

werden kann: die goldene Hochzeit.<br />

30 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Regensburg<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie Nittenau<br />

Kleiderkammer voll in Schwung<br />

Seit der Eröffnung im Jahr 2014 hat sich die<br />

Kleiderkammer der <strong>Kolping</strong>sfamilie Nittenau<br />

voll etabliert: Über 10 000 Euro wurden<br />

bisher eingenommen – und dies bei einem<br />

Obolus von nur zwei bis drei Euro, die für<br />

abgegebene Kleidungsstücke zu entrichten<br />

sind. Von den Einnahmen gingen Spenden<br />

an diverse soziale Projekte wie die Ukraine-Hilfe,<br />

die Spektrum-Kinderhilfe oder an<br />

Hochwas- seropfer. Mit der Qualität der<br />

Kleiderspenden sind die Hüter der Kleiderkammer<br />

sehr zufrieden. Die ehrenamtlichen<br />

<strong>Kolping</strong>-Helferinnen prüfen genau, ob<br />

sich die Objekte zur Abgabe eignen. Wegen<br />

des guten Angebots ist die Kleiderkammer<br />

rege besucht. Geöffnet ist sie jeden Mittwoch<br />

und Freitag von 15.30 bis 17 Uhr .<br />

Bedürftigen wird hier in zweifacher Hinsicht<br />

geholfen: zum einen mit der günstigen<br />

Kleidung, zum anderen durch die Unterstützung<br />

sozialer Projekte durch Spenden<br />

aus dem Erlös.<br />

Auch Diözesanpräses Stefan Wissel hat<br />

sich schon ein Bild gemacht, vor Ort dankte<br />

er dem Team der Ehrenamtlichen für ihren<br />

Einsatz. Kleiderspenden können während<br />

der Öffnungszeiten in der Kleiderkammer<br />

abgegeben werden. Ludwig Haindl<br />

Von dem großen Engagement der ehrenamtlichen<br />

Helferinnen in der Kleiderkammer konnte<br />

sich Diözesanpräses Stefan Wissel bei seinem<br />

Besuch überzeugen.<br />

Würzburg<br />

Studieren ohne Abitur<br />

<strong>Kolping</strong>-Akademie findet Kooperationspartner<br />

Ausgelöst durch das Bedürfnis der Akademie-Absolventen,<br />

noch mehr aus ihrer Weiterbildung<br />

zu machen und sich erbrachte<br />

Leistungen anrechnen zu lassen sowie dem<br />

Bestreben, einem zukünftigen Fachkräftemangel<br />

entgegen zu wirken, war die <strong>Kolping</strong>-Akademie<br />

Würzburg seit einiger Zeit<br />

auf der Suche nach einem geeigneten Hochschul-Kooperationspartner.<br />

Diesen hat sie<br />

in der Technischen Hochschule Mittelhessen<br />

(THM) und ihrem StudiumPlus-Angebot<br />

gefunden. Gemeinsam wird ab dem<br />

Sommersemester 2016 ein maßgeschneiderter<br />

berufsbegleitender Bachelor-Studiengang<br />

Betriebswirtschaft angeboten. Erstmals<br />

wird das Studium an der Kol -<br />

ping-Akademie in Würzburg für alle Absolventen<br />

des Wirtschaftsfachwirtes (IHK)<br />

durchgeführt. Zukünftig kann von Berufstätigen<br />

mit einer abgeschlossenen Ausbildung<br />

das Rundumpaket IHK-Wirtschaftsfachwirt<br />

in Kombination mit dem Bachelor-Studium<br />

Betriebswirtschaft genutzt werden. Studieren<br />

ohne Abitur und das auch noch neben<br />

der eigenen beruflichen Tätigkeit wird so<br />

realisiert – Voraussetzung ist eine erfolgreich<br />

abgeschlossene Berufsausbildung, idealerweise<br />

im kaufmännischen Bereich.<br />

Das Studium, das arbeitnehmerfreundlich<br />

an den Wochenenden – zum Teil in Bad<br />

Vilbel und zum Teil in Würzburg durchgeführt<br />

wird – können die Studierenden dank<br />

der Anrechnung von Leistungen aus der<br />

Wirtschaftsfachwirt-Weiterbildung in fünf<br />

Semestern absolvieren. So können sie trotz<br />

der hohen Qualitätsstandards der THM ein<br />

Semester sparen und zügiger studieren. Alle<br />

weiteren Informationen gibt es im Netz auf<br />

kolping-akademie-wuerzburg.de<br />

Bamberg<br />

Diözesan-Familienwallfahrt<br />

In und um Virnsberg <strong>Kolping</strong> entdecken<br />

Ende Juni haben rund 40 <strong>Kolping</strong>er aus Erlangen-Büchenbach<br />

und Fürth eine Wallfahrt nach<br />

Virnsberg, im äußersten südwestlichen Eck der<br />

Diözese Bamberg, unternommen. Nach Begrüßung<br />

und Fahnen auspacken, folgte auch schon<br />

die stimmungsvolle Eucharistiefeier in der<br />

Pfarrkirche Virnsberg St. Dionysius.<br />

Dann zogen die Wallfahrer los, der Weg führte<br />

durch ein Tal, vorbei an schönen Häuschen<br />

und Gärten und auch die Pfarrkirche und das<br />

Schloss von Virnsberg lagen an der Strecke. An<br />

Haltepunkten lernten Groß und Klein – der<br />

jüngste Teilnehmer war drei Jahre alt – viel Neues<br />

über das Leben von Adolph <strong>Kolping</strong>.<br />

So schön ist Virnsberg.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

31


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Bayern<br />

Im Freizeitpark und in Action<br />

Großer Spaß für Großfamilien<br />

Begrüßten die Großfamilien im Legoland: Sabine<br />

Weingarten mit der <strong>Kolping</strong>jugend.<br />

Für viele Kinder aus bayerischen Groß- und<br />

Mehrlingsfamilien ging vor kurzem ein<br />

Traum in Erfüllung. Sie durften mit der ganzen<br />

Familie einen Tag in einem der größten<br />

Freizeitparks Deutschlands verbringen.<br />

„Mama, Papa, fahrt ihr mit uns eine Runde<br />

Drachenbahn?“ Katharina, eine der 9-jährigen<br />

Drillinge aus Regensburg, wartete die<br />

Antwort gar nicht ab und stürmte direkt mit<br />

ihren beiden Schwestern zur Bahn. So wie<br />

sie genossen im Frühsommer über 650 Kinder<br />

zusammen mit ihren Eltern einen Tag<br />

im Legoland, insgesamt waren 225 kinderreiche<br />

Familien dabei.<br />

Das <strong>Kolping</strong>werk Landesverband Bayern<br />

hatte hier ein Treffen für kinderreiche Familien<br />

aus ganz Bayern organisiert. „Gerade<br />

Familien mit vielen Kindern können sich<br />

hohe Eintrittsgelder in Freizeiteinrichtungen<br />

wie diese immer weniger leisten“, erklärt<br />

Sabine Weingarten, Familienreferentin<br />

beim Bayerischen <strong>Kolping</strong>werk. Der Landesverband<br />

kümmert sich seit nunmehr fast<br />

30 Jahren im Auftrag des Bayerischen Sozialministeriums<br />

um so genannte Groß- und<br />

Mehrlingsfamilien, also Familien mit fünf<br />

und mehr Kindern bzw. Eltern mit Drillingen<br />

und Vierlingen. Für die meisten von ihnen<br />

wäre ein regulärer Besuch in einem solchen<br />

Freizeitpark finanziell nicht machbar.<br />

Durch das preisliche Entgegenkommen des<br />

Parks und die finanzielle Unterstützung von<br />

Seiten der Prof. Hermann Auer Stiftung<br />

konnte den Familien ein reduzierter Preis<br />

angeboten werden. Nachdem um 10 Uhr die<br />

Pforten für die Besucher geöffnet wurden,<br />

fand um 12.30 Uhr die offizielle Begrüßung<br />

aller Familien in der Arena statt. Sowohl<br />

eine Managerin des Parks als auch der Geschäftsführer<br />

des <strong>Kolping</strong>werk Landesverbandes,<br />

Willi Breher, hießen die versammelten<br />

Familien herzlich willkommen. Auch<br />

von Seiten der <strong>Kolping</strong>jugend im Landesverband<br />

Bayern waren zwei Vertreterinnen<br />

angereist und überreichten einen Scheck<br />

über 500 Euro an die Familienreferentin für<br />

in Not geratene Groß- und Mehrlingsfamilien.<br />

Gegen Ende des Tages traf man so<br />

manche Eltern mit erschöpften, aber glücklichen<br />

Kindern auf dem Arm und an der<br />

Hand. Eine Mutter meinte: „Die werden<br />

jetzt auch auf der Heimfahrt noch von Rittern<br />

und Piraten träumen!“<br />

Weitere Infos gibt es auf der Internetseite<br />

www.kolping-grossfamilienservice.de<br />

Sabine Weingarten<br />

Großfamilien<br />

beim<br />

<strong>Kolping</strong>tag<br />

in Köln<br />

Unter den 15 000 Teilnehmenden des <strong>Kolping</strong>tages<br />

in Köln vom 18. bis 20. <strong>September</strong><br />

werden auch viele kinderreiche Familien dabei<br />

sein. Gerade für diese Zielgruppe eignet<br />

sich der <strong>Kolping</strong>tag ideal, da für Kinder von<br />

0 bis 17 Jahren ohnehin keinen Teilnehmerbeitrag<br />

fällig wird. Zudem besteht die Möglichkeit<br />

einer kostengünstigen Übernachtung<br />

in Turnhallen, Jugendherbergen und<br />

Privatquartieren.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft der <strong>Kolping</strong>-Familienferienstätten<br />

wird mit zwei zentralen<br />

Ständen bei den sogenannten Hot Spots am<br />

Samstag vor Ort sein, und zwar an den Plätzen<br />

bei Groß St. Martin und am Neumarkt.<br />

Hier gibt es dann Infos rund um den Familienurlaub<br />

bei <strong>Kolping</strong>. Außerdem warten<br />

ein Preisausschreiben und viele weitere familienfreundliche<br />

Aktionen. Mit dabei sein<br />

auf dem <strong>Kolping</strong>tag wird natürlich auch das<br />

Familienreferat des Landesverbandes Bayern.<br />

KOMMENTAR<br />

von Willi Breher,<br />

Landesgeschäftsührer<br />

LV Bayern<br />

„WIR SIND ANWALT FÜR FAMILIE“<br />

(Leitbild <strong>Kolping</strong>werk Deutschland)<br />

Geballtes Familienleben in der Arena eines<br />

Freizeitparkes. Das war schon sehr beeindruckend<br />

für alle, die sich im Günzburger Legoland<br />

an diesem Tag aufgehalten haben. „Die<br />

Wurzel der Menschheit ist die Familie“ –<br />

kaum ein anderer überlieferter Satz von unserem<br />

Verbandsgründer Adolph <strong>Kolping</strong> hätte<br />

augenscheinlich besser zu den über 200 Großund<br />

Mehrlingsfamilien gepasst.<br />

Schließlich geht ohne Familien nichts! Und<br />

ohne den Schutz dieser Wurzel der Gesellschaft<br />

würden der Staat und das Zusammenleben<br />

der Menschen vor sich hinfaulen und<br />

letztendlich vertrocknen. Familie hat für die<br />

Menschen bei allen Umfragen ungebrochen<br />

einen sehr hohen Stellenwert und es ist unverständlich,<br />

warum ein so geschätztes Gut ständig<br />

geschützt und verteidigt werden muss. Das<br />

<strong>Kolping</strong>werk bezeichnet sich in seinem Leitbild<br />

als „Anwalt für Familie“, weil in der Realität<br />

das Zusammenleben und Wirtschaften<br />

von Familien ständig unter die Räder zu kommen<br />

droht. Aufgrund vielfältiger wirtschaftlicher,<br />

sozialer und auch gesellschaftlicher Konkurrenz<br />

verändern sich immer wieder die<br />

Rahmenbedingungen, oft dramatisch schnell.<br />

Darum ist es wichtig, für die Familie immer<br />

wieder in Politik, Kirche und Gesellschaft<br />

Flagge zu zeigen.<br />

Häufig braucht es auch ganz konkret Hilfe:<br />

Zum Beispiel versucht der Landesverband in<br />

Bayern unter anderem mit einem Zuschuss<br />

aus dem Spenden-Fonds für Kinderreiche Familien<br />

bei Alltagsnöten zu helfen, wenn plötzlich<br />

die Waschmaschine kaputt geht, der alte<br />

Kleinbus eine Reparatur braucht, oder sonst<br />

das Familienbudget knapp ist.<br />

Das <strong>Kolping</strong>werk hilft in Notsituationen<br />

und ermöglicht Familien gemeinsame Unternehmungen,<br />

wie zuletzt durch den Ausflug ins<br />

Legoland. Möglich wird das durch die Hilfe<br />

vieler Spenderinnen und Spender. Nicht zuletzt<br />

wird dadurch auch der Zusammenhalt<br />

von und die Arbeit in den Familien gewürdigt<br />

und anerkannt – eine Leistung, die vielen<br />

selbstverständlich erscheint, aber nicht selbstverständlich<br />

ist.<br />

32 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


AUS DEN DIÖZESANVERBÄNDEN<br />

Eichstätt<br />

Familienhüttenlager<br />

Spanferkel zum Abendessen<br />

An einem Freitagnachmittag im Juli<br />

ging es bei perfektem Sommerwetter<br />

los: Sieben Familien hatten sich<br />

auf dem Hüttenlagerplatz in der Almosmühle<br />

bei Pfünz eingefunden,<br />

um gemeinsam ein schönes Wochenende<br />

zu verbringen, das unter<br />

dem Motto „Römer“ stand. So wurde<br />

auch in den ersten Workshops in<br />

das Thema eingeführt. Aus Bettlaken<br />

wurden schöne römische Togas<br />

gebastelt und und es wurden antike<br />

Namenschilder aus Kupfer gefertigt.<br />

Der Abend klang an einem gemütlichen<br />

Lagerfeuer aus. Am nächsten<br />

Tag ging es römisch weiter, die Teilnehmenden<br />

machten sich auf zum<br />

Römerkastell in Pfünz, später gab es<br />

stilecht ein Sparnferkel zum Abendessen<br />

– für alle ein Highlight.<br />

Am Sonntag stand noch der Abschlussgottesdienst<br />

mit Diözesanpräses<br />

Christoph Wittmann auf<br />

dem Programm.<br />

Im nächsten Jahr findet das Hüttenlager<br />

übrigens wieder statt.<br />

Die Teilnehmenden des Hüttenlagers waren nicht nur wie Römer<br />

gekleidet, sondern haben auch viel über das antike Rom gelernt.<br />

Passau<br />

Augsburg<br />

Geschäftsstelle im <strong>Kolping</strong>haus<br />

Kinderschutzbund mit neuem Sitz<br />

Der Kinderschutzbund Regen-Viechtach hat seine<br />

Geschäftsstelle im <strong>Kolping</strong>haus Regen<br />

(Foto: Jutta Rotter/Pixelio)<br />

Fremde werden Freunde<br />

Flüchtlingen helfen – aber wie?<br />

Mitten in Regen hat der Kinderschutzbund<br />

Regen-Viechtach im Frühsommer seine<br />

neue Geschäftsstelle eröffnet – und zwar im<br />

zweiten Stockwerk des <strong>Kolping</strong>hauses. Das<br />

neue Domizil mitten in der Stadt bietet Besuchern<br />

nun geregelte Geschäftszeiten und<br />

ist leicht erreichbar, auch die angegliederte<br />

Kleiderkammer hat hier ihren neuen Sitz gefunden.<br />

Der Vorsitzende der <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

Regen, Karl-Heinz Barth, freut sich über<br />

die neuen Mieter im <strong>Kolping</strong>haus: „Ihre Ziele<br />

ergänzen sich mit unseren Schwerpunkten,<br />

der Bildung und Ausbildung von lernbehinderten<br />

jungen Menschen.“<br />

Der Kinderschutzbund Regen-Viechtach<br />

wurde vor fünf Jahren gegründet und setzt<br />

sich für ein Kinder- und Familienfreundliches<br />

Miteinander ein.<br />

MELDUNG EICHSTÄTT<br />

Die Seminarreihe ‚Übergänge<br />

gestalten‘ widmet sich dem gelungenen<br />

Eintritt in den Ruhestand, die<br />

nächste Veranstaltung findet zwischen<br />

dem 20. und 23.10. im Kloster<br />

Plankstetten statt. Anmeldungen<br />

sind bis zum 18.9. per Post oder per<br />

Mail via kolpingwerk@bistum-eichstaett.de<br />

möglich. Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 350 Euro.<br />

MELDUNG AUGSBURG<br />

Diözesanpräses Alois Zeller feierte<br />

mit vielen Gläubigen am 15. Juli sein<br />

40-jähriges Priesterjubiläum. Vertreter<br />

der <strong>Kolping</strong>sfamilien, des <strong>Kolping</strong>werkes<br />

Deutschland und des<br />

<strong>Kolping</strong>-Landesverbandes Bayern<br />

waren ebenso unter den zahlreichen<br />

Gästen wie Angehörige der Pfarreien,<br />

in denen Zeller bisher gewirkt<br />

hat.<br />

Flüchtlingen helfen? Ja, gerne! Da waren<br />

sich die 19 Teilnehmenden beim Workshop<br />

in Schrobenhausen einig. Im Laufe der<br />

nächsten Monate werden Asylbewerber in<br />

der Stadt aufgenommen – da stellen sich natürlich<br />

Fragen: Wie hilft man sinnvoll? Wie<br />

und wo beginnt man am besten?<br />

Diesen und weiteren Punkten gingen die<br />

Anwesenden im Frühsommer auf Einladung<br />

der <strong>Kolping</strong>sfamilie im <strong>Kolping</strong>haus Schrobenhausen<br />

nach. Mechthild Gerbig und Sabine<br />

Liebermann aus der Projektgruppe<br />

„Fremde werden Freunde“ waren für die<br />

eintägige Schulung angereist. Angesprochen<br />

wurden Themen wie „Grundlagen zum<br />

Asylverfahren“, „eigene Grenzen abstecken“<br />

oder auch „Hilfestellungen für Flüchtlinge“.<br />

Klar wurde aber auch: Nach einem Tag<br />

Schulung waren noch viele Themen offen<br />

oder konnten nur angerissen werden – die<br />

Gruppe hätte locker noch mehr Zeit im<br />

Workshop verbringen können, Diskussionsstoff<br />

gab es reichlich.<br />

Die Schulung ist ein Angebot im Rahmen<br />

des Projekts „Fremde werden Freunde“ des<br />

<strong>Kolping</strong>werkes Diözesanverband Augsburg.<br />

Interessierte können sich im Diözesanbüro<br />

melden. Die Inhalte und die Dauer der Seminare<br />

werden auf die Bedürfnisse der<br />

Gruppe zugeschnitten.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

33


KOLPINGTAG<br />

Neues zum Thema:<br />

Mut<br />

tut<br />

gut<br />

Wozu ist heute in unserer Gesellschaft Mut gefragt? Diese Frage hat das <strong>Kolping</strong>magazin<br />

zwölf Persönlichkeiten aus Kirche, Medien und Sport gestellt.<br />

Die Antworten: so unterschiedlich und individuell wie die Menschen selbst.<br />

Eine Inspiration für den <strong>Kolping</strong>tag <strong>2015</strong> – und darüber hinaus.<br />

34 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


KOLPINGTAG<br />

Sarah Wiener, Köchin<br />

Rolf Zuckowski, Liedermacher<br />

Für eine lebenswerte Zukunft<br />

Der Mut, den es in unserer Gesellschaft, in unseren Breitengraden<br />

braucht, ist im Grunde ein einfacher: Steh auf mit Deiner ganzen<br />

individuellen Persönlichkeit! Verteidige und respektiere die Vielfalt<br />

aller Menschen und der Tiere, der Pflanzen und der Samen und lass<br />

das andere, andersartige, natürliche gelten, achte und schätze es.<br />

Auch kochen kann zu einem revolutionären bewussten Akt werden.<br />

Nämlich dann, wenn wir aufhören, ein Ernährungssystem zu<br />

unterstützen, das die Böden auslaugt, die Tiere quält und die Landwirte<br />

in den Ruin treibt. Sich gegen eine konventionelle Lebensmittellobby<br />

zu behaupten, erfordert in unserer Gesellschaft Mut zum<br />

Eigensinn und zur Eigenverantwortung.<br />

Vor den vielen Menschen, die sich gegen Gentechnik in der Nahrung,<br />

für eine wesensgemäße Tierhaltung und gegen die Vergiftung<br />

unserer Böden einsetzen, habe ich großen Respekt. Sie möchten sich<br />

für die Gemeinschaft einsetzen. Für eine lebenswerte Zukunft.<br />

Ich wünsche mir einen natürlicheren Umgang mit unseren Lebensmitteln,<br />

der auf Ursprünglichkeit und Genuss setzt. Für mich ist<br />

es eine pure Freude, mit frischen, regionalen und ökologischen<br />

Grundzutaten zu kochen.<br />

Global gehandelte und stark verarbeitete Nahrungsmittel sind für<br />

mich kein Genuss. Lebensmittel mit Zutatenlisten, für die ein Lexikon<br />

vonnöten ist, ebenso wenig. Chemie gehört ins Labor und nicht<br />

in meinen Magen. Und schon gar keine vorgeblichen Diät-Produkte<br />

und sogenanntes Functional Food, mit dem Konzerne ihre Gewinne<br />

erhöhen. Ich zahle doch nicht fürs Krankmachen.<br />

Mit jedem Einkauf können wir ein Zeichen setzen und ausdrücken,<br />

welche Welt wir uns wünschen, wenn es um Ernährung geht.<br />

Im Herzen Kind bleiben<br />

Im Zusammenhang mit Kindern in der Familie möchte ich den Mut<br />

hervorheben, ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu führen und<br />

sich nicht zu sehr von außen leiten zu lassen. Angepasst sein durch<br />

Moden und Trends ist nicht unbedingt ein Zeichen von Selbstbewusstsein.<br />

Viele Formen der medialen Unterhaltung und damit Ablenkung<br />

vom wahrhaft gelebten Miteinander sollten insbesondere<br />

mit Blick auf die Kinder selektiv und behutsam genutzt werden. Es<br />

erfordert heute durchaus Mut, Kindern den Zugang zu digitalen Medien<br />

und Geräten wie Smartphones oder Tablet-PCs nur bedingt frei<br />

zu geben und die Kontrolle über ihren Medienkonsum nicht zu verlieren.<br />

Dem Druck der Kinder („Die anderen dürfen das ja auch!“)<br />

standzuhalten, kann ganz schön Nerven kosten. Entsprechende Restriktionen<br />

mit Autorität und spürbarer Liebe zum Kind durchzustehen<br />

ist eine schwierige Elternaufgabe unserer Zeit.<br />

Ihr lieben Erwachsenen, habt bitte auch den Mut, selber im Herzen<br />

Kind zu bleiben, mögen die anderen Euch auch belächeln.<br />

Dein Herz für Kinder,<br />

dein Herz für die Zukunft ihrer Welt.<br />

Dein Herz für Kinder,<br />

für das, was in ihrem Leben zählt,<br />

dein Herz für ihre Träume,<br />

ihre Sorgen und ihr Glück.<br />

Dein Herz für Kinder<br />

trägt dich in deine eigne kleine<br />

Kinderwelt zurück.<br />

(Rolf Zuckowski „Dein Herz für Kinder“<br />

by Musik für Dich, Rolf Zuckowski OHG, Hamburg)<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

35


KOLPINGTAG<br />

Christoph M. Herbst,<br />

Schauspieler<br />

Mut = Machen Und Tun<br />

Mut also. Mutet irgendwie vorgestrig an.<br />

Spontan assoziiert man ´Regenwurm zerstückeln´,<br />

´An einer Dachrinne hängen´, `Schellemännchen<br />

machen´. Die ´kleinen Strolche´<br />

trinken ´Feuerzangenbowle´ und züchten<br />

`Vorstadtkrokodile´. Früher haben wir Mut<br />

geprobt. Heute könnten wir doch mal Mut<br />

probieren.<br />

Ich zum Beispiel habe vor drei Jahren mal<br />

all meinen zusammengenommen und bin<br />

in ein Kinder- und Jugendhospiz gegangen.<br />

Boah, hatte ich Schiss. Ich hatte Begegnungen,<br />

Gespräche. Ich tröstete, lachte, schwieg.<br />

Seitdem bin ich Pate und 5 cm gewachsen.<br />

Tatsache. Du wächst über Dich hinaus,<br />

wenn Du Dich aus Deiner Komfortzone<br />

wagst, und dort, wo Du über Deinen Schatten<br />

sprangst, ist nur noch Licht.<br />

Vor sechs Jahren war ich schon mal mutig.<br />

Ich sprang von einem 1 800 m hohen Berg<br />

ins Tal. Mit Gleitschirm. Ohne Worte. Ein<br />

Traum. Ein Alpen-Traum. Wieder war ich<br />

ein anderer. Ich hatte wenig gegeben und<br />

unfassbar viel bekommen. Sowas schwingt<br />

nach. Ich fühlte mich niemals mehr so frei,<br />

wobei ich gleichzeitig viel geerderter bin.<br />

Mal anders sein. Mal aus dem Rahmen fallen.<br />

Die Masse hinter sich lassen und den<br />

eigenen Kopf benutzen. Den inneren Schweinehund<br />

mitten durchs Dorf treiben, auffällig<br />

und unbequem sein unter all den Uniformen,<br />

Weichspülern und Unkonturierten.<br />

Mut ist das kürzeste Wort der deutschen<br />

Sprache. Nur Ei ist kürzer, hat es aber nicht<br />

halb so in sich. Mut lässt sich außerdem vertikal<br />

und horizontal vermessen. In einem<br />

Fall heißt es Hochmut, im anderen Langmut.<br />

Wir haben die Wahl. Auf jeden Fall ist<br />

Mut aber eine Abkürzung. Nämlich für Machen<br />

Und Tun.<br />

Mut zu sich selbst<br />

„Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit,<br />

das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut.“<br />

So Thukydides, ein antiker griechischer Historiker.<br />

Hier kommt mein Kulturwissenschaftsstudium<br />

ein wenig durch! :-) Heute<br />

wird immer sehr viel von Freiheit gesprochen,<br />

und um diese zu haben und zu leben,<br />

bedarf es einer großen Portion Mut. Mut ist<br />

unabdingbar, um voranzukommen. Zu jeder<br />

Entscheidung, zur Veränderung gehört<br />

mehr oder weniger Mut. Mut ist aber auch<br />

zu sich selbst und seinem Denken und Tun<br />

zu stehen. Es bedeutet oft Überwindung<br />

und dementsprechend auch Zutrauen. Dabei<br />

eröffnet Mut neue Perspektiven und<br />

Chancen, z. B. Dinge zu verändern oder neu<br />

zu erleben. Auch meine Entscheidung mit<br />

dem Profi-Fußball aufzuhören, haben viele<br />

Wer sich engagiert gewinnt!<br />

Wollen wir aktiv leben, oder gelebt werden?<br />

„Natürlich wollen wir unser Leben selbst aktiv<br />

gestalten“, werden die meisten sagen.<br />

Aber keiner lebt für sich allein. Nur mit Nabelschau<br />

und Egoismus wird keiner glücklich.<br />

Wenn wir unser Leben aktiv gestalten<br />

wollen, dann müssen wir uns engagieren.<br />

Einmal für eine bewusste eigene Lebensgestaltung<br />

und zum anderen in der Gemeinschaft<br />

und in dem Lebensraum, in den wir<br />

hineingestellt sind. Die Haltung des Zuschauers<br />

– oft auch besserwisserisch und nur<br />

kritisch – ist bequem. Wir haben zu viele Zuschauer<br />

und zu wenig engagierte Mitgestalter.<br />

In unserer Kirche, in den Gemeinschaften,<br />

in der Politik. Zu viele, die gegen etwas<br />

sind und zu wenige, die sich für etwas engagieren.<br />

Die Engagierten gestalten die Entwicklungen!<br />

Alle Entwicklungen werden von<br />

engagierten Minder heiten geprägt und nicht<br />

von den bequemen und trägen Mehrheiten.<br />

Grundvoraussetzung für jedes wirksame Engagement,<br />

speziell aber für Führungsaufgaben,<br />

ist die Verbindung von Wertorientierung,<br />

Sachkompetenz und Engagement mit<br />

langem Atem. Das sollte das besondere Markenzeichen<br />

unseres christlichen Engagements<br />

sein. Natürlich ist der Mut zur eigenständigen<br />

Position oft auch mit der<br />

Erfahrung von Spannung und Konflikt verbunden.<br />

Aber auch dies gehört zu den wichtigen<br />

Lernerfahrungen in unserem Leben,<br />

Célia Šašić, Fußballerin<br />

als sehr mutig bezeichnet. Gerne möchte ich<br />

alle Lesenden ermutigen, mutige Entscheidungen<br />

zu treffen.<br />

zur Entwicklung unserer Persönlichkeit. Mut<br />

zum Engagement ist aber nicht nur anstrengend,<br />

es ist eine Bereicherung für unser Leben.<br />

Mit den Aufgaben und der Verantwortung<br />

entwickeln wir neue Fähigkeiten. Etwa<br />

im Team zu arbeiten, ein Team zu führen,<br />

vor Menschen zu sprechen, zu organisieren.<br />

Diese Fähigkeiten, diese „Sozialkompetenz“<br />

ist in allen Lebensbereichen wertvoll und<br />

wichtig. Gerade auch in der Arbeitswelt. Wir<br />

erwerben dabei aber nicht nur Fähigkeiten,<br />

wir entwickeln uns dabei auch als Mensch,<br />

als Persönlichkeit. Die Begegnung mit anderen<br />

Menschen bereichert uns, wir lernen aus<br />

ihren Erfahrungen für unser Leben. Wer sich<br />

engagiert, gewinnt für sein Leben!<br />

Alois Glück, Präsident des<br />

Zentral komitees der deutschen Katholiken<br />

36 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


KOLPINGTAG<br />

Samuel Koch, Autor<br />

Michael Patrick Kelly, Musiker<br />

Giganten des Mutes<br />

Ich bin jemand, der einen Apfel mit all seinen Zähnen beißt. Jemand,<br />

der gerne ganz in das einsteigt, was er tut, aber ich würde mich nicht<br />

als eine Referenz in Sachen Mut bezeichnen. Ich bin aber Menschen<br />

begegnet, deren Mut mich bewegt und inspiriert hat. Aus solchen<br />

Inspirationen entstehen manchmal Songs.<br />

Vor einigen Jahren hörte ich von einem Jungen aus Indien, der mit<br />

seiner kleinen Schwester im Dschungel von einem Tiger angegriffen<br />

wurde. Er stellte sich zwischen den Tiger und seine Schwester, um<br />

die Kleine zu schützen. Sie konnte wegrennen, während ihr Bruder<br />

mit dem Tiger kämpfte. Aber er musste sterben. Was für ein Mut!<br />

Das brachte mich auf die Idee, einen Song über solche kleinen<br />

Helden zu schreiben, um sie zu ehren. So entstand 2014 das Lied<br />

„Little Giants“ (Kleine Giganten). Ich recherchierte und stieß auf Geschichten<br />

von Kindern und Jugendlichen, die wirklich mutige Dinge<br />

getan haben. Der Text basiert auf wahren Geschichten von Kindern<br />

und Jugendlichen, die für mich Vorbilder in Sachen Mut sind. Einer<br />

von diesen Kids war ein 8-jähriger Junge, der mitten in der Nacht<br />

Rauch gerochen hatte, und daraufhin die ganze Familie weckte.<br />

Während sich alle retten konnten, ging er noch zum Opa, um ihn zu<br />

holen. Doch für die beiden war es zu spät, sie starben. Aber der Junge<br />

hatte den Mut gehabt, sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, um<br />

das seines Opas zu retten.<br />

Im Chorus von Little Giants geht der Text so:<br />

The whole World is resting upon the<br />

shoulders of little giants<br />

Die ganze Welt ruht<br />

auf den Schultern von kleinen Giganten.<br />

Denn ich frage mich, ob ohne die vielen mutigen und selbstlosen<br />

Menschen das Böse in dieser Welt nicht über das Gute gesiegt hätte.<br />

Ja, Mut tut gut! Ja, Mut tut gut!<br />

Mut zur Menschlichkeit<br />

Ich habe mittlerweile schon oft erlebt, dass Personal in Flughäfen<br />

oder Bahnhöfen sich schlicht weigert, mir zu helfen, weil das „gegen<br />

die Vorschrift“ ist. Auch wenn es nur drei Sekunden und ein Handgriff<br />

wären. Einmal musste ich am Flughafen in ein anderes Flugzeug<br />

umsteigen. Zwischen den Gates stand ein breitschultriger<br />

Mann in Dienstbekleidung. Ich musste vom Flugzeugrollstuhl in<br />

meinen Transportrollstuhl hinüber. Mein Bruder griff mir von hinten<br />

unter die Arme, und ich bat den Mann: „Könnten Sie bitte kurz<br />

meine Kniekehlen nehmen und mich mit hinüberheben?“<br />

„Nicht mein Zuständigkeitsbereich“, sagte er. „Dafür bin ich nicht<br />

verantwortlich, und wenn etwas passiert, sind wir nicht versichert.“<br />

Wir hatten es eilig, es bestand die Gefahr, dass wir den Anschlussflug<br />

verpassen, und so hievte mein Bruder mich mal wieder allein<br />

hinüber. Wir baten den Mann, mich im Rollstuhl wenigstens ein<br />

Stück zu schieben, damit mein Bruder nicht zwei Rollstühle und das<br />

Gepäck bewegen musste. Der Breitschultrige schüttelte den Kopf. Er<br />

durfte mich auch nicht schieben.<br />

Leider ist es mir auch schon mehrfach passiert, dass ich aus dem<br />

Rollstuhl gekippt bin und hilflos auf der Straße lag – und mehrere<br />

Passanten einfach vorbeiliefen. Und ich bin ja da kein Einzelfall. Immer<br />

häufiger hört man, dass Leute bei Verkehrsunfällen mit Verletzten<br />

nicht anhalten, sondern lieber wegschauen.<br />

Gegenseitige Hilfe ist nicht mehr selbstverständlich, die Gesetze<br />

bestimmen uns. Freundlichkeit gegenüber anderen Menschen empfinden<br />

wir immer weniger als unseren „Aufgabenbereich“, dafür sind<br />

Berufshelfer zuständig oder der Staat. Ein bisschen mehr Mut zur<br />

Menschlichkeit wäre da manchmal schön.<br />

ROLLE VORWÄRTS ...<br />

... das neue Buch von Samuel Koch, erscheint Ende <strong>September</strong><br />

<strong>2015</strong> im adeo Verlag. Zum Thema: „Wer Mut zeigt, macht<br />

Mut“ ist Samuel am 4. <strong>September</strong> 2016 als Referent beim 109.<br />

<strong>Kolping</strong>tag in Cappeln dabei.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

37


KOLPINGTAG<br />

Kardinal Reinhard Marx,<br />

Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz<br />

Nur Mut!<br />

Angesichts der drängenden Fragen und Probleme unserer Zeit können<br />

wir nicht einfach sitzen bleiben und warten, bis es von alleine<br />

besser wird. In unserer Gesellschaft braucht es mutiges Engagement,<br />

Menschen, die sich berühren und begeistern lassen und die anpacken,<br />

um dort zu helfen, wo es notwendig ist. Es gibt viele Möglichkeiten,<br />

sich für den Zusammenhalt der Gesellschaft zu engagieren,<br />

sei es im Engagement für Flüchtlinge und Fremde, sei es in der Begleitung<br />

Sterbender, sei es, um Jugendlichen eine Perspektive zu ermöglichen.<br />

Adolph <strong>Kolping</strong> ist ein motivierendes Vorbild für diese<br />

Haltung, die auf zentralen christlichen Werten beruht und dem<br />

Wohl des Menschen dienen soll.<br />

Auch die <strong>Kolping</strong>gemeinschaft ist ein ermutigendes Zeichen für<br />

unsere Gesellschaft und für unsere Kirche. Mit Ideenreichtum bringt<br />

sich <strong>Kolping</strong> in viele gesellschaftliche Debatten ein. Dazu gehört<br />

auch oft genug Mut! Es sind immer Einzelne, die mutig sind und<br />

sich dann in einem starken Verband gemeinsam Zuversicht geben<br />

können. Denn ohne den Mut, sich für eine Sache einzusetzen, die<br />

einem wirklich am Herzen liegt – sei es in kleinen oder in großen<br />

Fragen – kann Veränderung zum Guten nicht gelingen. Dazu gehört<br />

auch der Einsatz der Mitglieder des <strong>Kolping</strong>werkes, sich für eine<br />

chancengerechte Gesellschaft stark zu machen. Dadurch geht von<br />

<strong>Kolping</strong> ein Signal aus, das beim diesjährigen Bundestag auch das<br />

Motto ist: Mut tut gut! Ganz in diesem Sinne rufe ich allen Mitgliedern<br />

von <strong>Kolping</strong> zu: Wir sind nicht alleine, sondern Jesus Christus<br />

geht mit. Nur Mut!<br />

Golineh Atai, ARD-Korrespondentin<br />

Der Mut, nicht wegzuschauen<br />

In meinem journalistischen Leben habe ich oft in Ländern gearbeitet,<br />

in denen die Minderheit es schwer hatte, von der Mehrheit gehört<br />

zu werden. Mehr noch, wo Missstände offen anzusprechen,<br />

eine öffentliche Diskussion darüber in Gang zu setzen, für Grundrechte<br />

zu kämpfen, Lebensgefahr bedeutete. Folteropfer erzählten<br />

mir, wie die ägyptische Polizei ihre eigenen Bürger erpresste und<br />

demütigte. Ukrainische Demonstranten vertrauten mir an, wie sie<br />

auf dem Maidan in Kiew von der Polizei misshandelt wurden. Homosexuelle<br />

erzählten mir, wie sie auf den Straßen Russlands angegriffen<br />

wurden, ihre Arbeit verloren. Iranische Journalisten berichteten,<br />

wie sie nach den gefälschten Präsidentschaftswahlen von 2009<br />

aus ihrer Heimat fliehen mussten.<br />

Nicht nur als Journalistin, auch als Zuwanderin war ich immer<br />

umgeben von mutigen Menschen, die große Opfer brachten, damit<br />

die Wahrheit gehört wird. Menschen, die den Kampf mit Autoritäten<br />

aufnahmen, ihr ganzes Leben einer Sache widmeten. Sie inspirierten<br />

mich, keine Angst zu haben. Sie machten mir klar, wie wertvoll<br />

meine Freiheit ist, dass ich für sie verantwortlich bin, weil sie ein<br />

zerbrechliches Gut ist. Wenn ich meine deutschen Freunde und Kollegen<br />

mit den Geschichten der Mutigen aus anderen Kulturen konfrontierte,<br />

dann wurden sie still, lauschten fassungslos, wurden sich<br />

jäh ihrer eigenen Freiheit bewusst, und der vielen ungenutzten Möglichkeiten,<br />

diese Freiheit zu gestalten. Für viele klaffte eine Leere auf,<br />

die eigenen Urteile und Vorurteile standen plötzlich bloß, und dann<br />

kam die Frage: Nach was strebe ich eigentlich? Bin ich mutig?<br />

Mut ist für mich zuerst die Offenheit und Kraft eines jeden, sich<br />

die Grenzerfahrungen der Mutigen anzuhören, sich ihrer Erfahrungen<br />

auszusetzen. Die Kraft, kontinuierlich auf die Kriege da draußen<br />

in der Welt hinzuschauen. Und das Bewusstsein, dass ich nicht frei<br />

sein kann, wenn mein Nächster es nicht ist.<br />

Fotos: Amos Sussigan, Ben Wolf, Carmen Jaspersen/dpa, Christian Hartmann, Christian Kaufmann, Conny Wenk, Erzbischöfliches Ordinariat München, Ingo Wagner/dpa, Karlheinz Schindler/dpa, privat<br />

38 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


KOLPINGTAG<br />

Peter Frey, ZDF-Chefredakteur<br />

Die Courage der Mutigen<br />

Menschen rufen zur Gewalt gegen Menschen<br />

auf, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung<br />

fliehen; Menschen versuchen, mit Ressentiments<br />

gegen Menschen Stimmen zu<br />

sammeln; Menschen zünden Häuser an, in<br />

denen Menschen Schutz suchen. Es sind bedrückende<br />

Nachrichten, die wir Journalisten<br />

in diesem Jahr aus Deutschland vermelden<br />

müssen. Und es ist beschämend, dass es<br />

heute Mut bedarf in einigen Regionen, sich<br />

für Flüchtlinge einzusetzen. Dass es viele<br />

Menschen gibt, die diesen Mut haben,<br />

macht allerdings Hoffnung. Die Anschläge,<br />

der Hass auf den Straßen und in den sozialen<br />

Netzwerken – der feige Hass ist lärmend<br />

laut. Die Courage der Mutigen, gerade auch<br />

im Kleinen, verhallt zu oft, ohne dass wir<br />

davon Notiz nehmen. Die Hilfsbereitschaft<br />

ist groß, viel größer als sie noch Anfang der<br />

1990er Jahre war, als auch viele Asylsuchende<br />

nach Deutschland kamen. Wir sollten<br />

den Menschen dankbar sein, die in dieser<br />

zweifellos schwierigen Situation Nächstenliebe<br />

leben und zeigen. Menschen helfen<br />

Menschen – diese Mut machende Schlagzeile<br />

sollten wir viel häufiger lesen.“<br />

MUTPROBE GEFÄLLIG?<br />

Während des <strong>Kolping</strong>tags lädt<br />

die <strong>Kolping</strong>jugend zu verschiedene<br />

„mutigen Aktionen“ ein.<br />

} Wann? Samstag, 19. August ab<br />

17.30 Uhr<br />

} Wo? Im südlichen Foyerbereich<br />

der Lanxess Arena<br />

Wann bin ich mutig?<br />

Im ersten Moment ist mir alles klar: Ich bin<br />

jung und mutig, ist doch logisch. Aber je<br />

länger ich darüber nachgedacht habe, desto<br />

mehr Fragen sind aufgetaucht.<br />

Das Wort Mut begegnet mir plötzlich<br />

überall im Alltag ...<br />

... wenn es ums Abgrenzen und Nein sagen<br />

geht:<br />

Auf den Skiern außerhalb der Piste runterkurven,<br />

hoch über die Schanze springen,<br />

Bungeejumping, mit dem Auto die Kurven<br />

schneiden, im Kletterpark die Schlucht<br />

überqueren. Das ist doch cool. Aber wenn<br />

ich das nicht tun möchte, habe ich da den<br />

Mut, nein zu sagen?<br />

... wenn es darum geht, sich zu entschuldigen:<br />

Wie sieht es aus, wenn ich einen Fehler gemacht<br />

habe? Sende ich eine Entschuldigung<br />

per SMS oder habe ich den Mut, das persönliche<br />

Gespräch zu suchen?<br />

... wenn es um Gefühle geht:<br />

Oft schreiben mir Fans: Luca, ich hatte<br />

nicht den Mut dich anzusprechen, bei<br />

Autogrammstunden oder Konzerten.<br />

Dann schreib ich zurück: Sei mutig, ich höre<br />

dir zu.<br />

... wenn es um Benachteiligte in unserer<br />

Gesellschaft geht:<br />

Schaue ich weg oder traue ich mich auf<br />

sie zuzugehen?<br />

Ich bin auch nicht immer mutig, nage oft an<br />

Entscheidungen und begegne Menschen,<br />

mit denen ich arbeite manchmal mit Vorsicht.<br />

Dabei unterstützen mich meine Familie<br />

und Freunde Sie machen mir immer wieder<br />

Mut: „Das schaffst du, Luca. Wir stehen<br />

hinter dir.“<br />

Luca Hänni, Sänger, DSDS-<br />

Gewinner 2012<br />

Cornelia Funke, Autorin<br />

Angst macht klein, Mut groß!<br />

Mut macht glücklich (schließlich braucht<br />

man ihn sogar für die Liebe), unternehmungslustig,<br />

neugierig, offen für das Andere,<br />

so wichtig in dieser Zeit. Mut lässt uns<br />

Neues versuchen, Grenzen überschreiten,<br />

mehr von uns selbst verlangen. Mut lässt<br />

uns wachsen, wo Angst uns klein macht.<br />

Mut lässt uns daran glauben, dass wir die<br />

Welt besser machen können. Aber er macht<br />

auch uns besser – es braucht Mut, gegen Unrecht<br />

aufzustehen, Mut, sich für Schwächere<br />

einzusetzen....<br />

Kurz – man braucht Mut zum Leben.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

39


KOLPINGTAG<br />

<strong>Kolping</strong>tag <strong>2015</strong>:<br />

Am Samstag, 19. <strong>September</strong>, finden die Veranstaltungen<br />

des <strong>Kolping</strong>tages öffentlich in der Kölner City<br />

statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Das<br />

234-seitige Programmheft kann für fünf Euro bei Bedarf<br />

im Infopoint im Domforum 7 , im <strong>Kolping</strong>tags-<br />

SAMSTAG, 19. SEPTEMBER<br />

<strong>Kolping</strong>-Weg (10-16 Uhr)<br />

Hot Spots (10-16 Uhr)<br />

1 Hot Spot Ehe, Familie, Lebenswege; Groß St. Martin<br />

2 Hot Spot Eine Welt; <strong>Kolping</strong>platz<br />

3 Hot Spot Arbeitswelt; Neumarkt<br />

4 Hot Spot Kirche und Gesellschaft; St. Aposteln<br />

5 Hot Spot Junge Menschen; Rudolfplatz<br />

Weitere Aktionsorte<br />

6 Minoritenkirche (10-19 Uhr)<br />

7 Domforum (Infopoint) (9.30-17 Uhr)<br />

3 Schuhaktion am Neumarkt (16-17 Uhr)<br />

8 Tag des Handwerks / Heumarkt (13-18 Uhr)<br />

Ausstellungen (10-18 Uhr)<br />

9 1. „Die Zukunft gehört Gott und den<br />

Mutigen“ – Adolph <strong>Kolping</strong> 1813–1865<br />

Spanischer Bau, Rathausplatz<br />

9 2. „<strong>Kolping</strong> – verantwortlich leben,<br />

solidarisch handeln“ – das <strong>Kolping</strong>werk<br />

Deutschland<br />

Spanischer Bau, Rathausplatz<br />

10 3. „Wer Menschen gewinnen will, muss<br />

sein Herz zum Pfande einsetzen“ –<br />

Adolph <strong>Kolping</strong> und seine Nachfolger<br />

Maternushaus, Kardinal-Frings-Str.1-3<br />

10 4. „Mut tut gut“ – Künstler sehen <strong>Kolping</strong><br />

Maternushaus, Kardinal-Frings-Str.1-3<br />

Vorträge<br />

5 „Adolph <strong>Kolping</strong> – Ein Mensch, der begeistert“<br />

Groß St. Martin (10.30-11.30 Uhr)<br />

11 <strong>Kolping</strong> in der DDR / 25 Jahre <strong>Kolping</strong>werk<br />

Deutschland<br />

St. Michael, Brüsseler Platz 1 (10.30-11.30 Uhr)<br />

12 100 Jahre Verbandsgeschichte im Wandel der Zeit<br />

St. Mauritius, Mauritiuskirchplatz (10.30-11.30 Uhr)<br />

13 Vom Deutschen zum internationalen Verband<br />

St. Maria im Kapitol, Kasinostraße 6<br />

(10.30-11.30 Uhr)<br />

1 „<strong>Kolping</strong> – verantwortlich leben, solidarisch<br />

handeln“ – 15 Jahre Leitbild des <strong>Kolping</strong>werk<br />

Deutschland<br />

Groß St. Martin (14-15 Uhr)<br />

13 <strong>Kolping</strong> 2017 – Verbandsentwicklungsprozess<br />

des Internationalen <strong>Kolping</strong>werkes<br />

St. Maria im Kapitol, Kasinostraße 6 (14-15 Uhr)<br />

4 „Mit <strong>Kolping</strong> in der Welt“ – Erinnerungen<br />

Pfarrzentrum St. Aposteln, Neumarkt 30<br />

(15-16 Uhr)<br />

Gedenkveranstaltung (10.30-11.30 Uhr)<br />

14 Märtyrer des <strong>Kolping</strong>werkes<br />

St. Andreas, Komödienstraße 4<br />

Stunde der Treue (ab 14.30 Uhr)<br />

15 Stadthotel am Römerturm<br />

St. Apern-Str. 32<br />

<strong>Kolping</strong>tagsbüro (9-18.30 Uhr)<br />

15 Stadthotel am Römerturm<br />

St. Apern-Str. 32<br />

11<br />

40 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


KOLPINGTAG<br />

Samstag<br />

büro 15 und im Voraus per Post (drei Euro Versandkosten) erworben<br />

werden. Das Programm beginnt mit dem Morgenlob in 15 Kirchen<br />

der Innenstadt (s. Programmheft). Den Abschluss der öffentlichen<br />

Angebote bildet die Aktion „SchuhpunktNeumarkt“ mit der ARD-<br />

Moderatorin Yvonne Willicks um 16 Uhr auf dem Neumarkt.<br />

10<br />

14<br />

7<br />

15<br />

2<br />

6<br />

9<br />

1<br />

5<br />

4<br />

3<br />

8<br />

12<br />

13<br />

Kartendaten: Stadt Köln, cc-BY 4.0<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

41


SCHNUFFIS SEITE<br />

Post<br />

Post aus<br />

Goeie dag!<br />

Das heißt Guten Tag auf Afrikaans. Diese Sprache<br />

spricht man in Südafrika. Südafrika liegt, wie der<br />

Name sagt, ganz im Süden von Afrika. Dort bin<br />

ich letztens hingereist, um Janne zu besuchen.<br />

Janne ist der blonde Typ auf dem Foto. Er kommt<br />

aus Essen, ist 19 Jahre alt und verbringt ein<br />

Jahr in der Nähe von Kapstadt. Dort arbeitet er<br />

in einem Zentrum für Kinder und Jugendliche.<br />

Da hat Janne auch Charlton kennengelernt. Das<br />

ist der Junge in orange. Über ihn und sein<br />

Leben berichte ich auf dieser Seite.<br />

Tschüss oder wie man in Südafrika sagt: Bye!<br />

Euer Schnuffi<br />

zeit zum toben<br />

Im Sand buddeln, fangen oder Fußball spielen<br />

– auf dem Spielplatz herumzutoben ist immer<br />

toll! Leider gibt es Orte auf der Welt, an denen<br />

es für Kinder nicht so selbstverständlich ist,<br />

einfach mal eine schöne Zeit zu haben.<br />

Zusammen spielen und lernen<br />

Das Viertel in Kapstadt ist so ein Ort. Für Kinder, die hier leben, bedeutet das, dass sie nicht<br />

viele Spielsachen haben oder nicht immer etwas zu essen bekommen. Einige Kinder gehen<br />

auch nicht in die Schule, weil niemand darauf achtet. Deshalb ist das Zentrum für Kinder<br />

und Jugendliche etwas Besonderes: Hier bekommen die Kinder ein warmes Mittagessen<br />

und haben einen Ort, an dem sie sich wohl fühlen. Menschen wie Janne passen auf sie auf.<br />

Das Zentrum ist auch ein Ort, an<br />

dem die Kinder Freunde finden. Sie<br />

spielen auf dem Spielplatz und machen<br />

gemeinsam Hausaufgaben. Das<br />

macht mehr Spaß als zuhause.<br />

Außerdem gibt es verschiedene<br />

Clubs, zum Beispiel den Bücherclub<br />

oder den Computerclub.<br />

42 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


:<br />

Sudafrika!<br />

SCHNUFFIS SEITE<br />

• Interview mit Charlton, 8 Jahre<br />

<br />

Charlton: Ja, ich wohne nur zwei Minuten von dem<br />

<br />

sprechen Afrikaans und Englisch.<br />

<br />

<br />

liebsten verbringe ich Zeit im Computerraum.<br />

<br />

Ja, einen älteren Bruder und einen Schäferhund.<br />

Spaghetti.<br />

Mathe.<br />

Recycling<br />

In dem Zentrum lernen die Kinder auch, wie man Müll<br />

entsorgt, um die Umwelt zu schützen. Denn so selbstverständlich<br />

wie bei uns, ist Mülltrennung in Südafrika nicht.<br />

Jeden Freitag bringen die Kinder ihren Plastikmüll von<br />

zuhause mit. Der wird gewogen und je nach Gewicht<br />

bekommen die Kinder Spielgeld, das sie einlösen können,<br />

zum Beispiel gegen Stifte oder Hefte.<br />

Fotos: Dale Yudelman<br />

<br />

Text: Juliane Ziegler<br />

Warum sind manche<br />

Sudafrikaner so arm?<br />

:<br />

Die Menschen in den Townships leben meistens in Hütten aus Holz<br />

oder Blech und haben nur wenig zum Leben. Das liegt an der Politik,<br />

die hier früher herrschte. Man nennt sie Apartheid. In der Sprache der<br />

Südafrikaner bedeutet das Trennung, denn früher durften in Südafrika<br />

Weiße über Schwarze bestimmen. Das ging so weit, dass Schwarze nur<br />

schlechtbezahlte Jobs bekamen und nicht dort wohnen durften, wo sie<br />

wollten. So entstanden diese Armenviertel. Obwohl die Schwarzen<br />

heute die gleichen Rechte haben wie die Weißen, ist es immer noch so,<br />

dass es Gegenden gibt, in denen nur Schwarze wohnen.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

43


GENERATIONEN<br />

Barrierefrei – aber<br />

nicht ohne Hürden<br />

Was früher als Utopie von Weltverbesserern galt, macht mittlerweile<br />

Karriere: Das Mehrgenerationenwohnen boomt. Immer mehr Menschen<br />

wollen mit Jung und Alt unter einem Dach leben, Barrierefreiheit<br />

ist dabei ein ganz großes Thema – doch ausgerechnet für<br />

junge Menschen gibt es die oft nicht.<br />

TEXT: Lea Albring<br />

FOTOS: Barbara Bechtloff<br />

habe ich in einem Hochhauskomplex<br />

gewohnt, ich kannte die Nachbarn rechts<br />

„Früher<br />

und links von mir, doch der Rest war anonym“,<br />

sagt Manfred Flottrong. Heute sitzt der 68-Jährige<br />

auf der Terrasse von Nachbarin Christa – ganz<br />

selbstverständlich, obwohl sie gerade nicht da ist.<br />

„Das ist kein Problem, wir helfen uns hier“, sagt der<br />

Rentner mit dem bunten Karo-Hemd und den modernen<br />

Sportschuhen. Zusammen mit seinen Nachbarinnen<br />

Anneliese, Illona und Siglinde hat er es sich<br />

hier im Schatten gemütlich gemacht. Der Rest des Innenhofs<br />

– kleine Vorgärten, bunt bepflanzte Balkone<br />

und ein großer Gemeinschaftsgarten mit Bänken,<br />

Steingrill und Klettergerüst – liegt in der prallen Son-<br />

44 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


GENERATIONEN<br />

ne. Es fehlt lediglich ein Pool, um zu glauben, man<br />

befände sich in einem Urlaubsressort.<br />

„Als ich erzählt habe, dass ich hierher ziehe, haben<br />

mich viele Freunde gefragt, ob ich verrückt geworden<br />

bin,“ erzählt Anneliese Habernickel, lacht und streicht<br />

ihr kurzes blondes Haar hinters Ohr. „Wir hatten vorher<br />

ein riesiges Haus und einen tollen Garten. Dass<br />

man das alles für eine kleine Wohnung mit Balkon<br />

aufgibt, verstehen viele erst mal nicht.“ Ihre Entscheidung,<br />

hier einzuziehen, habe sie keine Sekunde bereut,<br />

sagt die Rentnerin. Seit Mai 2014 lebt sie zusammen<br />

mit rund 40 Menschen in dem Mehrgenerationenwohnprojekt<br />

‚Gemeinsam wohnen mit Jung und Alt’<br />

in Sankt Augustin. Emilia, die jüngste Bewohnerin, ist<br />

ein Jahr alt; Hertha, die Älteste, dieses Jahr ihren 95.<br />

Geburtstag. Hier wohnen Familien, Singles und Rentner<br />

unter einem Dach, jede Partei hat aber ihre eigene<br />

Wohnung. Neben den privaten Rückzugsräumen gibt<br />

es viele gemeinschaftlich genutzte Flächen, wie etwa<br />

den großen Garten, einen Gemeinschaftsraum oder<br />

einen Handwerkskeller.<br />

Mehrgenerationen-Wohnprojekte sind eine besondere<br />

Form des gemeinschaftlichen Wohnens. Die zentrale<br />

Charaktereigenschaft ist die Unabhängigkeit von<br />

der Familie, verwandtschaftliche Beziehungen können<br />

selbstverständlich bestehen, sind aber nicht ausschlaggebend<br />

für das Zusammenwohnen. Es gibt<br />

auch nicht den einen Typ von Mehrgenerationenprojekten:<br />

Sie entstehen in bereits bestehenden Gebäuden<br />

oder als Neubau, sie werden entweder von den<br />

künftigen Bewohnern selbst, aber auch durch Wohnungsgesellschaften<br />

ins Leben gerufen. Einige Initiativen<br />

bestehen viele Jahre lang, andere sind kurzweiliger.<br />

Experten, wie der Raumplaner und Projektberater<br />

Micha Fedrwoitz, beobachten, dass Hausgemeinschaften<br />

mit separaten Wohnungen eine sehr beliebte<br />

Form des generationenübergreifenden Zusammenlebens<br />

sind, immer mehr Menschen möchten so zusammen<br />

leben. Genaue Zahlen zu der Anzahl der<br />

Wohnprojekte in Deutschland gibt es nicht. Zum einen,<br />

weil sie an keiner Stelle offiziell erfasst werden<br />

und zum anderen, weil viele Initiativen auch informell<br />

bestehen. Mit Sicherheit kann er allerdings sagen,<br />

dass es gerade in den letzten Jahren einen regelrechten<br />

Boom gegeben habe: „Jedes Jahr entstehen viele neue<br />

Projekte, mittlerweile auch längst nicht mehr nur in<br />

den Großstädten.“ Demographische und soziale Faktoren,<br />

wie der beständig steigende Anteil älterer Menschen,<br />

und die Veränderung von Haushalts- und Lebensformen,<br />

befeuern diese Entwicklung.<br />

„Es fällt schon auf, dass es eher ältere Menschen sind,<br />

die solche Projekte ins Leben rufen,“ sagt Josef Bura.<br />

Er ist Vorsitzender vom ‚Forum Gemeinschaftliches<br />

Wohnen e.V., deutschlands größtem Interessensverband<br />

für Wohnprojekte. Wenn man so will, ist Bura<br />

Chef-Lobbyist für neue Wohnformen jeglicher Art.<br />

„Die Phase, in der man gedacht hat, das sind alles Spinner<br />

und Esoteriker, die die Welt verändern wollen, ist<br />

längst vorbei“, sagt er. Mit Blick auf gesellschaftliche<br />

und demographische Veränderungen fordert er schon<br />

lange: „Wir müssend das Soziale neu erfinden.“ Es<br />

brauche ein staatliches Förderprogramm für Wohnprojekte,<br />

Städte und Kommunen sollten bei der<br />

Grundstückvergabe nicht den Höchstbietenden, sondern<br />

den nachhaltigsten Ansatz berücksichtigen: „In<br />

der Realität zeigt sich immer wieder, dass ganze Viertel<br />

und Nachbarschaften von solchen Initiativen profitieren.<br />

In der Regel kapseln sich solche Projekte<br />

nicht als Insel der Glückseligen ab. Sie wirken durch<br />

ihre Infrastruktur in das Viertel hinein.“ So auch in<br />

Sankt Augustin: Als der benachbarte Kindergarten renoviert<br />

wurde, vermieteten die Mehergenerationenwohner<br />

kurzfristig ihren Gemeinschaftsraum.<br />

Auch für das Projekte in Sankt Augustin gilt allerdings:<br />

Es wurde maßgeblich durch Menschen vorangetrieben,<br />

die Zeit und Geld haben, meistens sind das<br />

Rentner. Aber auch die 52-jährige Illona Kremer packt<br />

bei ‚Gemeinsam wohnen mit Jung und Alt eG’ kräftig<br />

an, sie ist Vorstandsvorsitzende des Bewohnervereins<br />

„und das gute Herz des Projektes“, mischt sich<br />

Seit Mai 2014 wohnen rund<br />

40 Menschen in dem Mehrgenerationenwohnprojekt<br />

in Sankt Augustin.<br />

Wird herzlich beglückwünscht:<br />

Alex hat Geburtstag,<br />

die Nachbarn gratulieren.<br />

Egal ob auf der Terrasse<br />

oder im Gemeinschaftsgarten,<br />

Zeit zum Klönen gibt<br />

es immer.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

45


GENERATIONEN<br />

Geburtstagskind Alex mit<br />

Mutter Illona Kremer.<br />

} Das Projekt „Gemeinsam wohnen mit Jung<br />

und Alt eG“ aus Sankt Augustin findet man<br />

im Netz unter www.gemeinsamwohnen.com.<br />

Interessierte können unter 02241-2006373<br />

Kontakt aufnehmen. Es gibt eine Liste, auf<br />

der sich Anwärter für frei werdende Wohnungen<br />

vormerken lassen können.<br />

} Eine Übersicht aller Städte, in denen es die<br />

Initiative „Wohnen für Hilfe“ gibt, steht im<br />

Internet unter www.wohnenfuerhilfe.info.<br />

Tim fühlt sich im großen<br />

Gemeinschaftsgarten pudelwohl.<br />

Jeder packt an und hilft wo<br />

er kann: Jüngere mähen<br />

den Rasen, Ältere passen<br />

auf die Kinder auf.<br />

Christa Lamberty, die gerade<br />

nach Hause gekommen<br />

ist und sich zu ihren<br />

Nachbarn auf ihrer Terrasse<br />

gesellt, ein.<br />

„Ganz ehrlich – “, sagt<br />

Illona, „als ich eingezogen<br />

bin, hat mich eine<br />

Bekannte gefragt, was ich<br />

denn im Altersheim will?“<br />

Am Tisch bricht Lachen<br />

aus. „Mittlerweile ist das<br />

total gekippt“, sagt Illona.<br />

„Wenn mich Freunde hier<br />

besuchen kommen, kriegen sie oft ganz große Augen<br />

und sagen, dass sie auch so leben wollen.“ In vielen<br />

Initiativgruppen engagieren sich in der Anfangsphase<br />

lediglich ältere Menschen. Raumplaner Fedrowitz erklärt,<br />

was die Gründe dafür sind: „Von der Idee bis<br />

zur Realisierung eines solchen Projekts vergehen oft<br />

viele Jahre. Wenn sie nun ihr ganzes Leben beispielsweise<br />

in Essen gelebt, 30 Jahre bei Thyssen-Krupp gearbeitet<br />

haben und so langsam auf die Rente zugehen,<br />

kann es ihnen ja egal sein, ob ein Umzug in fünf oder<br />

sechs Jahren stattfindet. Jüngere Leute hingegen haben<br />

einen ganz anderen Zeithorizont.“ Fünf oder<br />

sechs Jahre: In dieser Zeit absolvieren junge Menschen<br />

ein komplettes Studium oder haben bereits<br />

mehrfach den Arbeitsplatz gewechselt – keine Seltenheit<br />

in Zeiten maximaler Flexibilität und Mobilität.<br />

Sich unter solchen Bedingungen dauerhaft auf ein<br />

Mehrgenerationenwohnprojekt einzulassen, ist für<br />

junge Singles oder Familien oft und schlicht nicht<br />

möglich.<br />

Neben diesen zeitgeistlichen Phänomenen ist auch<br />

der Faktor Geld ausschlaggebend: Finanzielle Barrierefreiheit<br />

gibt es bei vielen Projekten nicht, die Zugangsschwelle<br />

ist oft hoch. „Wir hätten schon gerne<br />

ein paar mehr junge Leute hier in unserem Projekt“,<br />

sagt Manfred Flottrong, in Sankt Augustin kennt man<br />

das Problem. Dadurch, dass die Bewohnergemeinschaft<br />

genossenschaftlich organisiert ist, finanziert die<br />

Gemeinschaft das Projekt selbst, beim Einzug wird<br />

ein Genossenschaftsanteil fällig, der zwischen 20 und<br />

50 Prozent liegt. Für die vier Wohnberechtigungsschein-Wohnungen,<br />

die es hier auch gibt, muss immerhin<br />

noch eine Einlage von 13 Prozent aufgebracht<br />

werden. Für eine 50-Quadratmeter-Wohnung sind<br />

das 15 000 Euro, hinzu kommt eine monatliche<br />

Warmmiete von circa 400 Euro. „Wer hier genossenschaftlicher<br />

Teilhaber wird und sich eine große Wohnung<br />

leistet, kann sich auch ein kleines Reihenhäuschen<br />

in der Vorstadt finanzieren“, fasst Flottring das<br />

Dilemma zusammen.<br />

Andere Projekte haben solche finanziellen Hürden<br />

nicht, sind dafür aber auch ganz anders konzipiert. So<br />

zum Beispiel die Initiative ‚Wohnen für Hilfe.’ Dabei<br />

handelt es sich nicht ausschließlich um ein Mehrgenerationenprojekt,<br />

„aber häufig ergibt es sich einfach so“,<br />

erzählt Heike Bermond, die als Koordinatorin für das<br />

Projekt in Köln zuständig ist. „Wir vermitteln Wohnpatenschaften<br />

zwischen Studenten und Wohnraumanbietern<br />

– und meistens sind die Wohnraumanbieter<br />

eben Senioren“, erklärt sie.<br />

Für Studenten ist nicht nur Wohnraum, sondern<br />

oft auch das Geld knapp, deshalb fußt ‚Wohnen für<br />

Hilfe’ auf folgender Regel: Pro von ihm bewohnten<br />

Foto Seite 47 unten rechts: Lea Albring<br />

46 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


GENERATIONEN<br />

Erste Informationen, konkrete Beratung und<br />

Kontakt zu bereits bestehenden Initiativen und<br />

Projekten gibt es hier:<br />

} Forum gemeinschaftliches Wohnen e.V.<br />

(fgw-ev.de/0234-904400)<br />

} Wohnbund-Beratung NRW<br />

(wbb-nrw.de/0511-1659100)<br />

} wohnprojekte-portal.de<br />

Quadratmeter leistet der Student eine Stunde Hilfe<br />

im Monat. Ein 30-Quadratmeter-Zimmer bedeutet<br />

also täglich eine Stunde beim Kochen helfen, Einkaufen<br />

gehen, Vorlesen, das Auto reparieren – oder was<br />

Vermieter und Student sonst als Gegenleistung ausgemacht<br />

haben. Pflegerische Aufgaben gehören explizit<br />

nicht dazu.<br />

„Man muss großzügig und tolerant sein und den anderen<br />

so nehmen, wie er ist“, sagt Elise Pisacarne. Seit<br />

vielen Jahren stellt die pensionierte Lehrerin jungen<br />

Studenten ein Zimmer zur Verfügung, momentan<br />

wohnt Jorge Sandoval, ein junger Ecuadorianer, bei<br />

ihr. „Der eine lässt dem anderen seinen Frieden, aber<br />

man ist füreinander da“, sagt sie. Anders als in Sankt<br />

Augustin leben hier die verschiedenen Generationen<br />

nicht nur unter einem Dach, sondern in einem Haushalt<br />

zusammen. Die Dauer des Zusammenlebens ist<br />

meistens kürzer als in anderen Projekten. „Es gibt<br />

auch Wohnpatenschaften, die das genaue Studium<br />

über bestehen bleiben“, sagt Koordinatorin Bermond.<br />

„Üblich ist aber eine Dauer von ungefähr einem Jahr.“<br />

Studenten brechen ihr Studium ab, beginnen ein<br />

Neues in einer anderen Stadt oder ziehen mit ihrem<br />

Partner zusammen. Auch hier gestalten die unterschiedlichen<br />

Alltagswelten von Jung und Alt das Zusammenleben<br />

nicht immer barrierefrei. Und trotzdem<br />

soll die temporäre Wohngemeinschaft keine<br />

reine Zweckgemeinschaft sein. „Die Leute, die wir<br />

vermitteln, bringen alle ein prinzipielles Interesse am<br />

Gegenüber mit und kommen fast immer gut miteinander<br />

aus“, sagt Bermond.<br />

Zwischen tendenziell hochschwelligen Projekten<br />

und eher niedrigschwelligen Initiativen, gibt viele<br />

weitere Ausprägungen und Formen des Mehrgenerationenwohnens.<br />

Die Beispiele aus Sankt Augustin und<br />

Köln sind nur zwei Enden eines breiten Spektrums.<br />

Gemeinsam ist den allermeisten Projekten, dass sich<br />

die Bewohner Austausch und Hilfe zwischen den Generationen<br />

– also eine Win-Win-Situation wünschen.<br />

Lebten 1991 noch in 39 Prozent aller Haushalte mindestens<br />

zwei Generationen, galt dies 2008 nur noch<br />

für 30 Prozent der Haushalte. Und bis heute wächst<br />

die Zahl der Singlehaushalte beständig. Auch aufgrund<br />

solcher Entwicklungen ist für viele Experten<br />

und Befürworter das Mehrgenerationenwohnen die<br />

Wohnform des 21. Jahrhunderts.<br />

In Sankt Augustin ist sich die Runde auf der Terrasse<br />

einig, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.<br />

Gerade kommt Alex in den Hof geschlendert, seine<br />

Mutter Illona raunt in die Runde, dass er heute Geburtstag<br />

hat. Schnell springen alle auf, um dem<br />

23-Jährigen zu gratulieren.<br />

Anfangs wohnte Alex übrigens nicht mit im Projekt,<br />

erst vor Kurzem ist er doch bei seinen Eltern mit eingezogen.<br />

Es scheint, als hätte die Verjüngungskur für<br />

das Projekt erfolgreich begonnen...<br />

Tim auf dem Schoß von Anneliese,<br />

Manfred Flottrong<br />

freut sich im Hintergrund.<br />

Projekt Wohnen für Hilfe:<br />

Elise Pisacarne und ihr Mitbewohner<br />

Jorge Sandoval<br />

verstehen sich prächtig.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

47


EINE WELT<br />

Zwischenprüfung im <strong>Kolping</strong>-Hotel in Umuahia. Kritisch begutachen die Prüferinnen die Arbeitsergebnisse der Auszubildenden.<br />

Mit Bodyguards auf Projektbesuch<br />

Eine Reise nach Nigeria hat es in sich – trotzdem besucht<br />

Afrikareferent Volker Greulich regelmäßig das Land, das derzeit vor<br />

allem im Zusammenhang mit der Terrororganisation Boko Haram<br />

immer wieder in den Medien auftaucht.<br />

Eigentlich wollte Volker Greulich, Afrikareferent<br />

des Internationalen <strong>Kolping</strong>werkes,<br />

bereits in der letzten<br />

Mai-Woche nach Nigeria fliegen. Doch die<br />

Geschäftsführerin des <strong>Kolping</strong>werkes Nigeria,<br />

die Ordensschwester Mary-Genevieve<br />

Okoro, hatte ihm dringend davon abgeraten.<br />

Ab 29. Mai sollte der neue Staatspräsident,<br />

Muhammadu Buhari, vereidigt werden.<br />

Und niemand konnte sicher sagen, ob es an<br />

diesen Tagen nicht zu Unruhen und Protesten<br />

kommen würde. So flog er dann Anfang<br />

Juni nach Port Harcourt im Südosten Nigerias,<br />

und am nächsten Tag ging es weiter mit<br />

dem Auto nach Umahia, dem Sitz des <strong>Kolping</strong>werkes<br />

Nigeria. Die Spannung im Land<br />

unmittelbar nach Ende der Übergangsperiode<br />

zwischen der Wahl des neuen Präsidenten<br />

im März und seiner Amtseinführung im<br />

Mai war deutlich zu spüren. Generell<br />

herrschte Erleichterung darüber, dass diese<br />

relativ friedlich verlaufen war. Im Nordosten<br />

machte allerdings die Terrororganisation<br />

Boko Haram mit mehreren schweren<br />

Bombenanschlägen darauf aufmerksam,<br />

dass ihr Krieg gegen den nigerianischen<br />

Staat noch nicht vorbei ist. Im überwiegend<br />

christlichen Südosten Nigerias, wo Volker<br />

Greulich unterwegs war, spielt Boko Haram<br />

keine Rolle. Aber ‚normale‘ Kriminalität ist<br />

weit verbreitet. Zwar gibt es überall Straßensperren<br />

der Polizei und anderer Sicherheitskräfte,<br />

aber das Vertrauen in die Polizei<br />

ist eher gering. So musste der Referent sich<br />

damit abfinden, dass seine Kollegen vom<br />

<strong>Kolping</strong>werk Nigeria ihm zwei bewaffneten<br />

Sicherheitsbeamten zur Seite stellten. Diese<br />

waren während seines Besuches auf allen<br />

Reisen außerhalb Umuahias dabei. Eine<br />

48 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


EINE WELT<br />

PROJEKT DES MONATS<br />

Das Geld ist gut investiert<br />

Nigerias Reichtum sind die zahlreichen jungen Menschen. Was fehlt<br />

sind Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze. Mit dem Ausbildungsprogramm<br />

KEEDS will das <strong>Kolping</strong>werk Nigeria zumindest einigen<br />

Menschen den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen.<br />

KEEDS ist ein Programm, das jungen Menschen die Gelegenheit bietet, einen<br />

Beruf zu erlernen. In Umuahia führt das <strong>Kolping</strong>werk Nigeria selbst Ausbildungsmaßnahmen<br />

durch (Kochen, Computer, Videoherstellung). Aber vor<br />

allen sucht <strong>Kolping</strong> erfahrene Handwerker und Handwerkerinnen, die gegen<br />

die Zahlung eines Lehrgeldes die jungen Leute bei sich ausbilden. Eine solche<br />

Ausbildung kann zwei Jahre dauern, hat aber den Vorteil, dass sie häufig ganz<br />

in der Nähe der Heimatorte der jungen Männer und Frauen arrangiert werden<br />

kann. Ausbildungen lassen sich in den verschiedensten Berufen organisieren: als<br />

Automechaniker, Schweißer, Friseur, Schneider, Koch, Elektriker. Die Kosten pro<br />

Person können 500 bis 600 Euro betragen. Aber das Geld ist gut angelegt, wenn<br />

junge Menschen sich eine Existenz aufbauen können. Im Jahr 2014 befanden<br />

sich 190 Jugendliche und junge Erwachsene in der Ausbildung. Das <strong>Kolping</strong>werk<br />

Nigeria würde gerne noch mehr jungen Menschen diese Chance bieten.<br />

Werkstatt<br />

in Nigeria.<br />

Dieses Projekt können Sie unter dem Stichwort<br />

„PM-Ausbildung“ unterstützen: Sozial- und<br />

Entwicklungs hilfe des <strong>Kolping</strong>werkes e. V. (SEK),<br />

Konto 15 640 014, BLZ 370 601 93, Pax Bank eG Köln<br />

BIC: GENODED1PAX,<br />

IBAN: DE97 3706 0193 0015 6400 14<br />

Informationen zum Projekt und zu Spendenmöglichkeiten<br />

finden Sie unter www.kolping.net.<br />

Fragen beant worten die SEK-Mitarbeiter gerne<br />

telefonisch unter der Nummer (0221) 77 880-37.<br />

Woche lang reiste Greulichdurch alle fünf südöstlichen<br />

Bundesstaaten. Denn es tut sich etwas im <strong>Kolping</strong>werk<br />

Nigeria, vor allem seit vor gut vier Jahren<br />

die resolute Ordensschwester Genevieve Okoro die<br />

Geschäftsführung übernommen hat. In dieser Zeit<br />

hat sie das Nationalbüro reorganisiert und engagierte<br />

Mitarbeiter um sich gesammelt. Zwei Programme<br />

führt das <strong>Kolping</strong>werk Nigeria durch, ein<br />

sehr interessantes und innovatives Landwirtschaftsprogramm<br />

und das Berufsbildungsprogramm<br />

„<strong>Kolping</strong> Economic Empowerment Development<br />

Strategy“, kurz KEEDS.<br />

Ausbildung unter schwierigen<br />

Bedingungen<br />

Hinter diesem sperrigen Namen steht ein Programm,<br />

das jungen Männern und Frauen in Handwerksbetriebe<br />

vermittelt, damit sie in ihren Heimatdörfern<br />

die notwendigen Kenntnisse erwerben,<br />

mit denen sie Geld verdienen können. Während<br />

seines Besuches konnte Volker Greulich junge<br />

Männer sehen, die unter freiem Himmel bei einem<br />

erfahrenen Meister das Schweißen lernen, oder<br />

junge Frauen, die in einer Schneiderwerkstatt von<br />

einer Schneiderin und Designerin die Tricks und<br />

Kniffe für die Herstellung modischer Kleidung vermittelt<br />

bekommen.<br />

Am meisten beeindruckt hat ihn aber ein Besuch<br />

im <strong>Kolping</strong>-Hotel in Umuahia. In der Bankett-Halle<br />

des Hotels präsentierten 23 junge Frauen und ein<br />

Mann ihre Künste. Sie wurden in der Küche des<br />

<strong>Kolping</strong>hotels ausgebildet und mussten eine praktische<br />

Zwischenprüfung ablegen. Schon seit dem<br />

Morgen waren sie dabei, Kuchen zu backen und<br />

mit jeder Menge Zuckerguss zu verzieren sowie<br />

Snacks herzustellen. Jeder musste einen Tisch vorbereiten,<br />

dekorieren und die Ergebnisse seines<br />

Könnens darauf ausstellen. Am Nachmittag mussten<br />

sich die jungen Leute in einer öffentlichen Präsentation<br />

den kritischen Blicken zweier Prüferinnen<br />

aussetzen, welche Noten verteilten.<br />

Beeindruckt war Volker Greulich von dem Stolz,<br />

den er im Gesicht von Patricia Igbegwu, der Leiterin<br />

der <strong>Kolping</strong> Catering School, sehen konnte. Mit<br />

großem Engagement betreut sie die Auszubildenden,<br />

33 waren es 2014, trotz ziemlich widriger Umstände.<br />

Bis jetzt gibt es keine eigene Lehrküche und<br />

Unterrichtsräume, stattdessen werden beengte Nebenräume<br />

im <strong>Kolping</strong>hotel und die Hotelküche<br />

genutzt. Und die staatliche Stromversorgung ist<br />

sowieso notorisch unzuverlässig. Trotz alledem:<br />

Auszubildende und Ausbilder nehmen das Programm<br />

ernst.<br />

Es gibt viele junge Menschen in Nigeria, die Arbeit<br />

suchen und sich eine Existenz aufbauen möchten,<br />

aber für viele ist das ein unerreichbarer Traum.<br />

Mit KEEDS will das <strong>Kolping</strong>werk Nigeria erreichen,<br />

dass dieser Traum zumindest für einige von ihnen<br />

Wirklichkeit wird.<br />

<strong>Kolping</strong> Nigeria<br />

Das <strong>Kolping</strong>werk Nigeria<br />

hatte Ende 2014<br />

2 021<br />

Mitglieder in<br />

74<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilien<br />

vor allem im Südosten<br />

des Landes.<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong><br />

49


GLAUBE UND LEBEN<br />

Schleichende Resignation<br />

Es gibt sie im persönlichen Leben, und auch in der Kirche sind wir nicht frei<br />

davon: schleichende Resignation. Jesus zeigt dagegen einen Weg, der auch<br />

heute Wunder wirken kann.<br />

Fotos: Barbara Bechtloff, photocase.de / miss.sophie<br />

Mut tut gut, so heißt es<br />

beim <strong>Kolping</strong>tag in<br />

Köln. Solchen Mut<br />

brauchen wir auch gegen manche<br />

schleichende Resignation<br />

im Leben und im Glauben.<br />

„Es gibt nur ein Problem, ein<br />

einziges, in der Welt“, schrieb<br />

der französische Dichter Antoine<br />

de Saint-Exupéry in einem Brief. Und zwar: „Dem<br />

Menschen eine geistige Bedeutung geben. Geistige Verunsicherung<br />

abbauen. Wir können nicht mehr von<br />

Kühlschränken, Skat und Kreuzworträtseln leben, verstehen<br />

Sie. Das geht nicht mehr. Man kann nicht mehr<br />

ohne Poesie, ohne Farbe, ohne Liebe leben.“<br />

Viele Jahrzehnte sind diese Zeilen alt. Sie könnten<br />

heute geschrieben sein. Denn nach wie vor kommt es<br />

uns durchaus auf den Kühlschrank an, auf Skat und<br />

Kreuzworträtsel – nur im anderen Gewand: Das Geld<br />

muss stimmen, die richtige Kleidung, Handy, der PC<br />

mit der schnellsten Version sind nötig. Die Unterhaltungsindustrie<br />

liefert mir Zerstreuung ohne Ende.<br />

Ganze Nächte kann ich vor dem PC und mit TV-Programmen<br />

zubringen, zu jeder Zeit mir alles herunterladen,<br />

was mir Freude macht. Der Sog der Äußerlichkeiten,<br />

der Oberflächlichkeiten ist groß.<br />

Auch in unserer Kirche sind wir nicht frei von diesem<br />

Sog. Manch einer sieht darum schwarz für die Zukunft:<br />

Wie sollen wir Christen da noch in dieser Gesellschaft<br />

überleben? Gerade angesichts solcher pessimistischer<br />

Stimmung lohnt es sich, an der jahrzehntealten Überzeugung<br />

von Saint-Exupéry festzuhalten: Es kann doch<br />

nicht sein, dass das Leben von Äußerlichkeiten abhängt,<br />

von Geld und Struktur, von Betriebsamkeit, von Aktivismus!<br />

Das gilt in der Kirche genauso wie im persönlichen<br />

Josef Holtkotte<br />

Bundespräses<br />

<strong>Kolping</strong>werk Deutschland<br />

50606 Köln<br />

bundespraeses@kolping.de<br />

Leben. Spätestens dann, wenn<br />

das Äußerliche nicht mehr zur<br />

Verfügung steht – spätestens<br />

dann werden wir spüren, dass<br />

wir etwas anderes brauchen als<br />

materielle Güter.<br />

Schauen wir in die Heilige<br />

Schrift. Da glauben die Menschen,<br />

alles hänge von ihren<br />

Brotvorräten ab. Doch nur ein kleiner Junge mit fünf<br />

Broten und zwei Fischen steht bereit, als die Jünger den<br />

Hunger der vielen Menschen wahrnehmen. „Was ist<br />

das für so viele?!“ Was Andreas da ausruft, klingt nach<br />

Resignation. Eine Resignation, die sich heute in Kirchengemeinden<br />

breitmacht. „Was haben wir schon zu<br />

bieten, wenn Geld und bezahltes Personal immer weniger<br />

werden?“ Eine Resignation, die auch das eigene<br />

Leben erfüllt, wenn die Kräfte nicht reichen, wenn der<br />

berufliche Erfolg ausbleibt, wenn ich an meinen Fähigkeiten<br />

oder meinem Aussehen zweifle.<br />

Das Argument, das Wenige sei zu wenig, ist wie eine<br />

lähmende „Killer-Phrase“, die jede Hoffnung im Keim<br />

erstickt: „Das geht doch sowieso nicht!“ – „Das kann<br />

ich mit meinen Mitteln doch gar nicht!“ – „Dazu fehlt<br />

mir die Kraft!“ – „Das ist zu viel verlangt!“ Jesus setzt<br />

ein Zeichen gegen dieses Denken. Nein, sagt er, die<br />

Mittel, die dir gegeben sind, reichen aus – und seien es<br />

noch so wenige! Fang einfach mit den Kräften an, die<br />

dir jetzt zur Verfügung stehen. Das Wenige reicht,<br />

wenn Gott mit ins Spiel kommt.<br />

Jesus trägt die paar Gaben des kleinen Jungen vor<br />

Gott – und empfängt zurück, was dann im Überfluss<br />

für alle reicht. Die Kommunikation mit Gott ist das<br />

Entscheidende: Von IHM empfangen die Menschen,<br />

was wirklich sattmacht. Im Kontakt mit IHM genügen<br />

die begrenzten Mittel und Kräfte – wie durch ein Wunder.<br />

Das wirklich zu glauben und darauf zu vertrauen<br />

macht Mut!<br />

Unsere äußerlichen Wünsche bleiben vielleicht<br />

manchmal unerfüllt, von Gott her wächst uns aber<br />

eine Kraft zu, die uns auf ganz andere, neue Weise erfüllt.<br />

Vielleicht wird uns dann auch die Erfahrung zuteil,<br />

dass wir trotz vieler unerfüllter Wünsche zu einem<br />

erfüllten Leben finden: zum Glauben.<br />

50 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


VERBANDSNACHRICHTEN<br />

48. Internationale Friedenswanderung<br />

Die 48. Internationale <strong>Kolping</strong>-Friedenswanderung<br />

fand vom 30. Juli bis 2. August<br />

in Oberfranken am Wallfahrtsort Vierzehnheiligen,<br />

im „Gottesgarten am oberen Main“,<br />

statt. Sie wurde von der <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

Bamberg aus Anlass ihres 160-jährigen Jubiläums<br />

organisiert. 275 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer aus Litauen, Rumänien,<br />

Tschechien, Luxemburg, Schweiz, Österreich,<br />

Südtirol und Deutschland nahmen<br />

unter dem Motto „Frieden braucht Mut“<br />

daran teil. Hauptzelebrant beim Eröffnungsgottesdienst<br />

in der Wallfahrtskirche<br />

Vierzehnheiligen war der Bamberger Erzbischof<br />

Ludwig Schick. 2016 ist die Friedenswanderung<br />

in Prag zu Gast.<br />

<strong>Kolping</strong>magazin 11–12/<strong>2015</strong><br />

Die nächste Ausgabe erscheint am<br />

31. Oktober <strong>2015</strong>.<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Kolping</strong>magazin<br />

Mitglieder- und Verbandszeitschrift<br />

des <strong>Kolping</strong>werkes Deutschland<br />

Für Mitglieder des <strong>Kolping</strong>werkes ist<br />

der Bezug des <strong>Kolping</strong>magazins im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

Mitglied des Katholischen Medienverbandes<br />

e.V. (KMV)<br />

Erscheinungsort: Köln<br />

Erscheinungsweise: sechsmal jährlich<br />

Herausgeber und Verleger:<br />

<strong>Kolping</strong>werk Deutschland,<br />

Ulrich Vollmer, Bundessekretär<br />

St.-Apern-Straße 32, 50667 Köln<br />

Redaktion <strong>Kolping</strong>magazin:<br />

St.-Apern-Straße 32, 50667 Köln<br />

magazin@kolping.de<br />

Telefon (0221) 20701-225<br />

Telefax (0221) 20701-224<br />

Martin Grünewald (Chefredakteur),<br />

Georg Wahl (-221),<br />

Agata Wojcieszak (-222)<br />

Lea Albring (-223).<br />

Renate Wiegels, Grafik und Layout<br />

(Titel, mehrseitige Beiträge)<br />

Gestaltung Seiten 22 bis 29: Agentur2,<br />

München<br />

Gruppenfoto mit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick nach dem Eröffnungsgottesdienst in Vierzehnheiligen.<br />

„Lächerlich ist der Mensch, der sich auf sein<br />

Wissen was einbildet, und wenn er gleich auf<br />

dem Katheder steht und in zehn Sprachen seine<br />

Weisheit auskramt. Für das Wissen gibt man im<br />

Himmel keinen Deut, da fragt man nach was<br />

ganz anderem, nach tüchtigem Wirken.“<br />

Adolph <strong>Kolping</strong><br />

Vertrieb: Petra Gippert<br />

Buchhaltung: Christiane ten Haaf<br />

Alle:<br />

St.-Apern-Straße 32, 50667 Köln,<br />

Briefadresse: 50606 Köln,<br />

Telefon (0221) 20701-0<br />

Anzeigenverwaltung:<br />

Joh. Heider Verlag GmbH<br />

Paffrather Straße 102–116,<br />

51465 Bergisch Gladbach<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Eva-Maria Schleder,<br />

Susanne Krausewitz,<br />

Tel. (02202) 9540-35,<br />

Telefax (02202) 21531,<br />

kolpingmagazin@heider-verlag.de<br />

Druck und Versand:<br />

Bechtle Druck&Service, Esslingen<br />

Gültige Anzeigenpreisliste:<br />

Mediadaten <strong>2015</strong><br />

Druckauflage:<br />

2. Quartal <strong>2015</strong>: 182315<br />

Verbreitete Auflage:<br />

2. Quartal <strong>2015</strong>: 181437.<br />

Für unverlangt eingesandte<br />

Fotos und Manuskripte wird<br />

keine Haftung übernommen.<br />

TOTENGEDENKEN<br />

Für die Verstorbenen unserer<br />

Gemeinschaft feiern<br />

wir am 8. <strong>September</strong> und<br />

am 13. Oktober um 9 Uhr<br />

die Heilige Messe in der<br />

Minoritenkirche in Köln.<br />

Foto Ballinskelligs Abbey/Irland: Georg Wahl<br />

Internet:<br />

http://www.kolping.de<br />

Außerdem erscheint im Kol ping werk<br />

vierteljährlich eine Zeitschrift für<br />

Leitungskräfte: „Idee & Tat“.<br />

KOLPINGMAGAZIN MONAT–MONAT 2014<br />

51


VERBANDSNACHRICHTEN<br />

Pfronten<br />

Haus Zauberberg<br />

37 Jahre lang haben sie die Gäste verzaubert<br />

Mit einer Feier wurde das Hausleiter-Ehepaar Charly und Paula Lindauer<br />

in Pfronten verabschiedet. 37 Jahre haben sie die <strong>Kolping</strong>-Familienferienanlage<br />

in Pfronten, das „Haus Zauberberg“, geleitet. Die<br />

stellvertretende Bundesvorsitzende Barbara Breher würdigte das<br />

Wirken und den Einsatz der beiden. „Eine Ära“ gehe nun zu Ende<br />

– eine Zeit in der Charly und Paula die Gäste „verzaubert haben“, sagte<br />

sie. So sei auch der Name der Hauses vielfältig zu interpretieren,<br />

vom Zauber der Berge, in dem die Familienferienstätte liegt, bis hin<br />

zu den Zauberkünsten, die Charly mit Unterstützung von vielen anderen<br />

immer wieder dargeboten hat. „Die beiden übergeben ein gut<br />

bestelltes Haus“, so Breher.<br />

Bei der Verabschiedung wurde auch der neue Hausleiter vorgestellt.<br />

Es ist Mathias Owerrin. Er engagiert sich seit vielen Jahren<br />

im <strong>Kolping</strong>werk Deutschland. Zurzeit ist er noch Hausleiter im<br />

<strong>Kolping</strong>haus Reutlingen. Im Herbst übernimmt er die Nachfolge in<br />

Pfronten.<br />

Paula und Charly Lindauer verabschieden sich vom Zauberberg. Neuer Hausleiter<br />

wird Mathias Owerrin (links.)<br />

Uni Eichstätt<br />

Ehrenamts-Umfrage<br />

Euer Wissen ist gefragt<br />

Vom 10. bis 12. Juli fand in Hopsten (Diözesanverband<br />

Münster) die 39. Deutsche <strong>Kolping</strong>-Fußballmeisterschaft<br />

statt. Auf dem Platz begegneten<br />

sich 38 Fußballteams aus 21 <strong>Kolping</strong>sfamilien. Gewinner<br />

in den einzelnen Gruppen waren bei den<br />

Herren und bei den Alten Herren die <strong>Kolping</strong>sfamilie<br />

Holzhausen-Ohrbeck, bei den Damen die<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie Miesbach und bei der Jugend die<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilie Hopsten.<br />

Am 1. Juli ist eine große bundesweite Umfrage<br />

über die Situation von Ehrenamtlichen<br />

im <strong>Kolping</strong>werk Deutschland in Zusammenarbeit<br />

mit der katholischen<br />

Universität Eichstätt gestartet. Der Fragebogen<br />

ist bis Ende <strong>September</strong> dort veröffentlicht.<br />

Es ist eine Online-Befragung. Mitmachen<br />

kann jedes Mitglied, vor allem aber<br />

sind ehrenamtliche Leitungskräfte in den<br />

<strong>Kolping</strong>sfamilien und auf überörtlicher<br />

Ebene gebeten, sich an der Umfrage zu beteiligen.<br />

Eine große Beteiligung ist für den<br />

Erfolg der Umfrage wichtig. Aus den Ergebnissen<br />

werden wertvolle und interessante<br />

Hinweise für die künftige Verbandsarbeit<br />

erhofft. Die Daten der Umfrage sind anonymisiert.<br />

Die Universität Eichstätt nimmt die<br />

Auswertung vor. Die Ergebnisse werden später<br />

veröffentlicht. Beteiligen auch Sie sich an<br />

der Umfrage! Teilnehmen kann man bis<br />

Ende <strong>September</strong>.<br />

Unter allen Einsendern werden zehn Bücher<br />

„<strong>Kolping</strong> – eine Geschichte mit Zukunft“<br />

verlost.<br />

Castrop-Rauxel<br />

Josef Holtkotte<br />

Silbernes Priesterjubiläum gefeiert<br />

Köln<br />

Jugendgemeinschaftsdienste<br />

Gute Arbeit<br />

Vor 25 Jahren ist <strong>Kolping</strong>-Bundespräses Josef<br />

Holtkotte im Paderborner Dom zum Priester<br />

geweiht worden; am 3. Juni 1990 feierte er in<br />

seiner Heimatgemeinde Heilig Kreuz in Castrop-Rauxel<br />

seine Primiz. Mit Freude und<br />

Dankbarkeit blickte er jetzt darauf zurück<br />

und feierte in seiner Heimat gemeinsam mit<br />

Freunden und Wegbegleitern sein silbernes<br />

Priesterjubiläum. Zu den Gratulanten zählten<br />

neben Mitgliedern des Bundespräsidiums<br />

und der örtlichen <strong>Kolping</strong>sfamilie auch<br />

seine Amtsvorgänger Ottmar Dillenburg,<br />

Alois Schröder und Heinrich Festing.<br />

Mit einem Festgottesdienst beging Bundespräses<br />

Josef Holtkotte sein silbernes Priesterjubiläum.<br />

Die <strong>Kolping</strong>-Jugendgemeinschaftsdienste<br />

(JGD) haben das „Gütezeichen Internationaler<br />

Freiwilligendienst“ verliehen bekommen.<br />

Über die JGD werden seit 2008 Freiwillige<br />

in 13 verschiedene Partnerländer<br />

entsendet. Dabei stehen für die JGD die Begleitung<br />

der jungen Menschen vor, während<br />

und nach ihrem Freiwilligendienst genauso<br />

im Mittelpunkt, wie die guten Kontakte zu<br />

den Projektpartnern weltweit. Mit dem Gütesiegel<br />

wird die transparente und qualitativ<br />

hochwertige Arbeit in diesen und anderen<br />

Bereichen gewürdigt.<br />

52 KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


VERBANDSNACHRICHTEN<br />

Köln <strong>Kolping</strong>tag <strong>2015</strong><br />

Anmeldungen weiter möglich<br />

In zwei Wochen steht der <strong>Kolping</strong>tag (18.<br />

bis 20. <strong>September</strong>) bevor. 15 000 Teilnehmende<br />

werden in Köln erwartet. Mitte bis<br />

Ende August wurden die Teilnahmeunterlagen<br />

versendet, ein 234-seitiges Programmheft<br />

und der Teilnahmeausweis (auch gültig<br />

als Fahrausweis für den öffentlichen Nahverkehr).<br />

Ausgenommen waren diejenigen,<br />

die ihren Teilnahmebeitrag noch nicht<br />

überwiesen hatten. Wer angemeldet ist und<br />

wessen Teilnahmebeitrag rechtzeitig vor der<br />

Veranstaltung auf dem Konto des <strong>Kolping</strong>tages<br />

eingeht (Zahlungseingang 10. <strong>September</strong>),<br />

erhält die Unterlagen noch zugeschickt.<br />

Danach besteht nur noch die Möglichkeit,<br />

die Teilnahmeunterlagen gegen Barzahlung<br />

im Tagungsbüro im Stadhotel am Römerturm<br />

oder der Lanxess Arena am Freitag,<br />

18. <strong>September</strong>, bis 18.30 Uhr abzuholen. Andernfalls<br />

verfällt die Reservierung und die<br />

Tickets gehen in den Verkauf an der Abendkasse.<br />

Gegenwärtig gibt es noch freie Plätze,<br />

sodass eine Anmeldung weiterhin möglich<br />

ist (online unter www.kolpingtag<strong>2015</strong>.de<br />

oder per Formular, nur noch Lastschrifteinzug).<br />

Alle wichtigen und aktuellen Informationen<br />

gibt es vor und während des <strong>Kolping</strong>tages<br />

auf der Homepage www.kolpingtag<strong>2015</strong>.<br />

de, bei Facebook und Twitter!<br />

Weinheim<br />

Bikertreffen<br />

Zündkerzenschätzspiel und Motorradbrötchen<br />

Vom 5. bis 7. Juni trafen sich 150 Motorradfahrer<br />

zum diesjährigen Bikertreffen in<br />

Weinheim an der Bergstraße. Am Freitag,<br />

nachdem alle wohlbehalten am Veranstaltungsort<br />

rund um die Dietrich-Bonhoeffer-Schule<br />

angekommen waren, wurden alle<br />

vom 1. Bürgermeister Thorsten Fetzner und<br />

dem Leitungsteam der <strong>Kolping</strong>sfamilie offiziell<br />

begrüßt.<br />

Bis in den späten Abend feierten dann<br />

alle die Welcome Party. Ein Zündkerzenschätzspiel,<br />

bei dem ein Tankgutschein der<br />

erste Preis war, und Brötchen in Form eines<br />

Motorrades sorgten auch für einen kurzweiligen<br />

Abend. Der Erlös von diesen Aktionen<br />

und die Kollekte des Gottesdienstes am<br />

Samtag kommt den von Überschwemmungen<br />

betroffenen <strong>Kolping</strong>sschwestern und<br />

Brüdern aus Chile zugute.<br />

Das Bikertreffen im nächsten Jahr wird<br />

die <strong>Kolping</strong>sfamilie Salzbergen ausrichten.


REISEMARKT<br />

NORD-/OSTSEE<br />

Ostseebad, Ferienhaus und 4 Fewos,<br />

Telefon (0 23 68) 9 80 89 oder 5 73 74,<br />

www.sonnenblume-kellenhusen.de<br />

Vulkaneifel/Berndorf-Eifelsteig,<br />

<strong>Kolping</strong>bruder verm. ****-FW+FH<br />

( (0 65 93) 85 53 · www.OttoLeuer.de<br />

EIFEL/MOSEL/HUNSRÜCK<br />

Erholung auf Gutshof<br />

ostseenah, großzügig,<br />

stilvoll eingerichtete FEWO 2–5 Pers.<br />

www.natzmers.de<br />

E-Mail: natzmers@t-online.de<br />

(01 73) 2 05 91 63<br />

Norderney, Fewo f. 2 Pers., 33 qm,<br />

Terrasse, Schwimmbad/Sauna, strandnah,<br />

Fahrräder vorhanden.<br />

Telefon (02 01) 51 21 61 oder 51 07 35.<br />

RÜGEN<br />

<strong>Kolping</strong>bruder vermietet Fewos<br />

in Sellin, Tel. (0 53 61) 88 81 54<br />

oder (03 83 03) 8 69 46<br />

www.villaanna.de<br />

PFALZ<br />

SPESSART<br />

Wangerooge, <strong>Kolping</strong>-Bruder vermietet neue<br />

Fewo f. 2–4 Pers. in Strandlage mit Balk., Dünenblick<br />

u. Strandkorb, Tel.: (05 41) 38 46 49.<br />

Borkum<br />

Fewo direkt am Südstrand<br />

www.hemken-borkum.de<br />

HARZ<br />

Hotel Waldfrieden, Waldstraße 3,<br />

37441 Bad Sachsa, Inh. L. Lohoff,<br />

6 x HP ab 199 € p. P.! Tel. (0 55 23) 5 37.<br />

Pension Coesfeld, Natur pur,<br />

Garten/Teich/Grill und Parkplatz,<br />

Waldrand/Stadtnähe,<br />

Komfort-DZ/Fr.-Buffet, 25 € p. P.<br />

www.pensioncoesfeld.de<br />

Telefon (0 55 22) 7 12 22.<br />

Staatl. anerk. Erholungsort in Franken, 90 km<br />

Wanderw. Alle Zi. Du/WC/TV/Fön/Safe/WLan, Lift,<br />

HP 41 €, VP 48 € (gr. Buffet), EZZ 9 €, inkl. Kurtaxe,<br />

zwei rollstfrdl. Zimmer, Livemusik, Reiseleitung, Bingo,<br />

Grillen & Kegeln. Ideale Ausflugsmöglichkeiten.<br />

BAYERISCHER WALD<br />

FRANKEN<br />

Zwischen Bamberg und Coburg, waldreiche<br />

Gegend. Angeln, eigene Metzgerei,<br />

Menü wahl, 75 Betten, Du/WC/TV,<br />

Lift, HP 5 Tage ab 159 €. Zur Sonne,<br />

96126 Pfaffendorf, Tel. (0 95 35) 2 41,<br />

Prospekt, www.zur-sonne-urlaub.de<br />

Vulkaneifel, komf. Landhotel, 3*, ruhige<br />

Lage, Lift, Sauna, Sol., Dorfgastst.,<br />

Z. m. DU, WC, TV, WLAN. ÜF ab 32 €,<br />

HP ab 43 €, Tel. (0 65 73) 3 06, Inh.<br />

R. Schend, Hauptstr. 9, 54552 Immerath,<br />

www.landhaus-schend.de<br />

Mosel b. Bernkastel, DZ ÜF ab 24 € p. P.<br />

Neue moderne Fewo 2–4 P. ab 40 €. Tel.<br />

(0 65 35) 5 63, www.ferienweingut-schmitt.de<br />

Mosel, direkt in Bernkastel-Kues<br />

8 Fewo, 2–8 P., 1–3 Schlafz., Balkon<br />

mit Blick auf Weinberge und Burg.<br />

Tel. (0 65 31) 14 21, www.mosel-ferien.de<br />

BODENSEE<br />

INSEL REICHENAU –<br />

Weltkulturerbe<br />

<strong>Kolping</strong>bruder verm. moderne Fewos<br />

mit Seeblickbalkon: 1-Zi. 1 Wo. 299 €,<br />

2 Wo. 549 €, 2-Zi. 1 Wo. 439 €, 2 Wo.<br />

769 €, regionale, freie Bus- und Bahnfahrt,<br />

Fahrradtouren, historische Museen.<br />

Zentraler 3-Länder-Ausflugsstützpunkt.<br />

Info: Telefon (0 75 34) 13 39, Fax<br />

99 94 15, E-Mail: spicker@online.de<br />

OBERBAYERN<br />

RHEIN<br />

Fewos bei Bingen am Rhein, schön gelegen<br />

u. eingerichtet, ab 2 P. 42 €/Tg.,<br />

Telefon/Fax (0 67 21) 4 47 88.<br />

HOCHSAUERLAND<br />

Ihr Landidyll Hotel<br />

im Hochsauerland<br />

Nähe Winterberg, alle Zimmer mit<br />

Du/WC, Telefon, TV.<br />

Familie Dollberg<br />

Liesetal 9 ž 59969 Hallenberg-Liesen<br />

Tel. (0 29 84) 9 21 20, Fax (0 29 84) 92 12 44<br />

Pauschalen:<br />

Drei Tage Kennenlern-Angebot ab 169 €<br />

Fünf Tage Wanderwoche ab 315 €<br />

Mehr Infos unter: www.haus-liesetal.de<br />

ALLGÄU<br />

Allgäu – Bodensee, komfortable Fewo<br />

mit Bergblick ab 30 € von <strong>Kolping</strong>bruder<br />

zu vermieten, Telefon (0 83 87) 9 51 25.<br />

info@hausmarianne.de,<br />

www.hausmarianne.de<br />

Rupertiweg 17, D-83404 Ainring<br />

BAYERN<br />

Advent im Allgäu<br />

1. bis 7. Dezember <strong>2015</strong><br />

â 6 Tage verwöhnen inklus. VP<br />

â Guten-Morgen-Geschichten<br />

â Festl. Dinner bei Kerzenschein<br />

â 5-Gänge-Menü mit Musik<br />

und Moderation<br />

â Fahrt durch verschneite Berge mit<br />

Besuch eines Christkindlmarktes<br />

â Alpenländisches Konzert<br />

â Adventliche Zauberstunde<br />

â Advent-Kaffee-Kränzchen<br />

Preis/Pers.: 357 €/DZ, 405 €/EZ<br />

Haus Zauberberg<br />

Telefon (0 83 63) 9 12 60<br />

www.haus-zauberberg.de<br />

54<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong>


REISEMARKT<br />

FRANKEN<br />

ODENWALD<br />

Gottesgarten im Obermain, Fewo<br />

auch für Rollstuhlgäste ab 30 €<br />

2 Pers./Nacht, Tel./Fax (0 95 73) 70 97,<br />

www.staffelstein-urlaub.de<br />

Vorra/Pegnitztal<br />

Großes Ferienhaus für bis zu 8 Personen,<br />

ruhige Lage, großes Freizeit- und<br />

Kulturangebot, Telefon (0 91 52) 8 99 80.<br />

www.ferienamrumpelbach.de<br />

SÜDTIROL/<br />

DOLOMITEN/ITALIEN<br />

Wir laden Sie ein zur Herbstwoche mit<br />

dem Pauschalpreis von 590 € p. P. mit HP<br />

und Tagesausflug zum Gardasee.<br />

Informieren Sie sich über weitere Details<br />

auf www.kolpingmeran.it<br />

<br />

<br />

Tel.: +390473253200<br />

Genuss –<br />

Kultur – Sport<br />

<br />

Frankenweines<br />

<br />

<br />

Telefon: (0 97 21) 7 88 30<br />

www.kolpinghotel-schweinfurt.de<br />

Anzeigenschluss für Ausgabe 11–12/<strong>2015</strong><br />

1. Oktober <strong>2015</strong><br />

UNGARN<br />

««««<br />

Abano Montegrotto Terme<br />

(40 km von Venedig, am Fuße der Euganeischen Berge)<br />

5 Thermalschwimmbäder, Kurabteilung im Hotel für Fangotherapie, Inhalationen, Massagen,<br />

Beauty-Farm, Kneippanlagen, Fitnessraum. Zusätzlich: toller Spa-Bereich mit Sauna,<br />

Thermalgrotte, Dampfbad, emotionale Dusche, Salzraum. Ab 19. Dezember 2014 ist das<br />

CONTINENTAL ohne Unterlass für das ganze Jahr geöffnet.<br />

SONDERANGEBOTE für <strong>2015</strong>: Vollpension ab 78 € · Kurpauschale mit ärztl.<br />

Untersuchung, Fangopackungen, Ozonbädern, Ganzkörpermassagen: 6 Behandlungen<br />

305 € · In Sonderangebotszeiten 7. 1. bis 21. 3. · 3. 6. bis 8. 8. · 15. 11. bis 8. 12.<br />

nur 197 € (Mindestaufenthalt: 10 Tage in „Sonderangebotszeiten“).<br />

Gastlichkeit und Superkomfort: alle Zimmer und Suiten mit Balkon, Sat-TV, Safe, Minibar,<br />

Klimaanlage, Enogastronomie und Spezialitäten, Frühstücksbuffet. Man spricht deutsch!<br />

Fordern Sie auch, mit dem Hinweis, dass Sie <strong>Kolping</strong>-Mitglied sind, unseren Hausprospekt<br />

an! Bei Ihrer Ankunft erwartet Sie, als <strong>Kolping</strong>-Mitglied, eine kleine Überraschung.<br />

Tel. 00 39 049 793 522<br />

www.continentaltermehotel.it<br />

Gebührenfreie Servicenummer:<br />

00 800 – 210 999 00<br />

AUSLAND<br />

KOLPINGMAGAZIN SEPTEMBER–OKTOBER <strong>2015</strong> 55


<strong>Kolping</strong>werk Deutschland, 50606 Köln – Ausgabe A<br />

Macht´s wie der Papst:<br />

Spendet Eure Schuhe und<br />

bringt sie mit zum <strong>Kolping</strong>tag.<br />

(Mehr auf Seite 12)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!