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MANmagazin Bus Österreich 2/2015

Seit 48 Jahren und vier Generationen fährt Familie Hietz Busse aus dem Hause MAN. Die Busunternehmer berichten über ihre Erfahrungen mit den Fahrzeugen und erzählen, warum sie MAN schon so lange treu sind. Außerdem lesen Sie in dieser Ausgabe des MANmagazin alles über das 100-jährige Jubiläum von MAN Truck & Bus, lernen das Bus Rapid Transit-Verkehrssystem in Haifa, Israel, kennen und begleiten den letzten NEOPLAN Starliner bei seiner Auslieferung.

Seit 48 Jahren und vier Generationen fährt Familie Hietz Busse aus dem Hause MAN. Die Busunternehmer berichten über ihre Erfahrungen mit den Fahrzeugen und erzählen, warum sie MAN schon so lange treu sind. Außerdem lesen Sie in dieser Ausgabe des MANmagazin alles über das 100-jährige Jubiläum von MAN Truck & Bus, lernen das Bus Rapid Transit-Verkehrssystem in Haifa, Israel, kennen und begleiten den letzten NEOPLAN Starliner bei seiner Auslieferung.

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2/<strong>2015</strong><br />

W<br />

o ist nur Nizza? Das<br />

muss hier irgendwo<br />

sein.“ Marianne Hietz<br />

durchforstet die goldbeklebte Fotokiste. Die<br />

ganze Familie steht um die 89-Jährige herum:<br />

Söhne, Schwiegertochter, Enkel. Es geht hoch<br />

her im Hause Hietz. „Schau doch mal in diesen<br />

Stapel, die Fotos sehen so alt aus“, sagt die fünfjährige<br />

Ur-Enkelin Alexia. „Ich hab’s“, ruft die<br />

alte Dame. „Das da ist der Meinige!“ Sie zieht<br />

ein schon etwas verblasstes Foto hervor. Es<br />

zeigt Reisebusse, fein säuberlich aufgereiht auf<br />

einem palmengesäumten Boulevard. Ganz vorne<br />

mit der Nummer 212 auf der Windschutzscheibe<br />

sticht ein schicker weißer Gräf & Stift-<br />

<strong>Bus</strong> (seit 1971 bei MAN) hervor. „Elegant und<br />

kraftvoll“, freut sich die vitale Seniorin an<br />

ihrem Bildfund. „Der hatte damals einen MAN-<br />

Motor mit stolzen 280 PS.“ Auf der <strong>Bus</strong>ausstellung<br />

in Nizza habe sie 1973 mit ihrem „Liebling“<br />

den ersten Platz für die beste Ausstattung<br />

erreicht. „Ich hatte den schönsten <strong>Bus</strong><br />

von allen“, schwärmt Marianne Hietz noch<br />

heute. Die Familie um sie herum macht große<br />

Augen, als sie erzählt, wie sie sich damals auf<br />

die 17-stündige Fahrt vom niederösterreichischen<br />

Pottendorf an die Côte d’Azur machte.<br />

„Da haben unterwegs viele gestaunt. Eine Frau<br />

am Steuer eines Luxusbusses!“ Hingefahren<br />

sei sie natürlich, um zu gewinnen. „Warum<br />

auch nicht? Die Leute sagten damals, in meinem<br />

<strong>Bus</strong> fühlten sie sich so komfortabel aufgehoben<br />

wie in einem Flugzeug.“<br />

Marianne Hietz, die im September ihren<br />

90. Geburtstag feiert, ist die allseits hochgeschätzte<br />

Grande Dame einer außergewöhnlichen<br />

österreichischen Familie, in der sich das<br />

Leben von mittlerweile vier Generationen vor<br />

allem um <strong>Bus</strong>se dreht. Schon in den 1930er-<br />

Jahren gründete die Familie ein Transportund<br />

Taxiunternehmen in Mitterndorf an der<br />

Fischa – damals allerdings noch ohne <strong>Bus</strong>verkehr.<br />

1967 rief dann Marianne Hietz mit ihrem<br />

Mann Josef ein Transportunternehmen im<br />

länd lichen Pottendorf nahe der österreichischen<br />

Hauptstadt Wien ins Leben – nebenher<br />

betrieb die Familie noch ein Lebensmittelgeschäft<br />

und eine Milchsammelstelle. Für den<br />

auf strebenden <strong>Bus</strong>unternehmer Josef Hietz<br />

und seine zupackende Frau war jedoch speziell<br />

das <strong>Bus</strong>fahren eine ganz besondere Herzensangelegenheit.<br />

„Ich war die erste Frau in<br />

Nieder österreich, die mit großen Autobussen<br />

ge fahren ist“, erzählt Marianne Hietz stolz.<br />

Mit Werksverkehren und regelmäßigen<br />

Direkt verbindungen in das nächste Mittelzentrum<br />

Baden kam die Firma in die Spur – und<br />

damit auch ins Gehege der Postbus-Linienverkehrsbetreiber.<br />

„Unter diesen Bedingungen<br />

überhaupt eine Konzession zu bekommen war<br />

ein echter Kraftakt“, sagt Sohn Gottfried.<br />

Dieser „Kraftakt“ war übrigens gerade für<br />

die Frauen in der Firma durchaus wörtlich zu<br />

nehmen: „<strong>Bus</strong>fahren war in den Zeiten vor der<br />

Servolenkung harte körperliche Arbeit. Wenn<br />

es darum ging, auf den 48 Kehren am Stilfser<br />

Joch aus dem Stand zu lenken, mussten beim<br />

Remissieren schon mal starke Fahrgäste am<br />

Lenker mit anfassen“, erinnert sich Marianne<br />

Hietz. „Aber viele Fahrgäste haben trotzdem<br />

gesagt, sie führen lieber mit mir als mit meinem<br />

Mann“, sagt sie mit einem Zwinkern.<br />

Mariannes Sohn Gottfried und seine<br />

Frau Lydia fanden so viel Gefallen am <strong>Bus</strong>fahren,<br />

dass das junge Paar 1973 in Vorarlberg<br />

selbst eine Filiale aufmachte. Gottfrieds<br />

Bruder Reinhard hatte Bauingenieurwesen<br />

studiert, war aber gleichfalls mit dem „Familien-<strong>Bus</strong>-Virus“<br />

infiziert. „Wir hatten drei bis<br />

vier <strong>Bus</strong>se in Vorarlberg und fünf bis sieben<br />

<strong>Bus</strong>se in Pottendorf“, erklärt Gottfried Hietz.<br />

„Alle aus der Familie saßen immer wieder<br />

am Steuer.“ Und das, so oft es ging. „Bei mir<br />

waren nach 17 Jahren Werks- und Linienverkehre<br />

sicher eine Million Fahrkilometer<br />

zusammenkommen!“, bemerkt Marianne<br />

Hietz nicht ohne Stolz. Als sich Marianne<br />

und Josef 1976 zur Ruhe setzten, übernah-<br />

180<br />

pferdestärken<br />

Der erste <strong>Bus</strong> der Familie Hietz 1967<br />

hatte einen 180-PS-Motor von MAN und<br />

fuhr rund eine Million Kilometer.<br />

440<br />

pferdestärken<br />

Die neuesten Fahrzeuge, ein NEOPLAN<br />

Cityliner und ein MAN Lion’s Coach,<br />

haben je 440 PS und beste Technik.<br />

„Alle aus der<br />

Familie saßen<br />

immer wieder<br />

am Steuer.“<br />

Gottfried Hietz, <strong>Bus</strong>unternehmer<br />

Fotos: Daniel Gebhart de Koekkoek<br />

<strong>Bus</strong>tradition: Alte<br />

Fotos erinnern an<br />

die lange Geschichte<br />

von Hietz-Reisen.<br />

Gut gepflegt: Bei Familie Hietz<br />

kümmern sich Groß und Klein<br />

hingebungsvoll um die <strong>Bus</strong>se.<br />

Familienbande: Marianne Hietz (l.) gründete das <strong>Bus</strong>unternehmen,<br />

heute lenkt Enkel Johannes (o.) die Geschicke der Firma.<br />

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