Semerkand Deutsch - August 2015

Dich nicht gesehen!“ Da fragt Er sie: „Und
wie wäre es, wenn sie Mich gesehen hätten?“
Sie antworten Ihm: „Wenn sie Dich gesehen
hätten, dann würden sie Dich noch mehr anbeten
und Dich noch mehr rühmen und Dich
noch mehr lobpreisen!“ Er fragt weiter: „Um
was bitten sie Mich denn?“ Sie antworten:
„Sie bitten Dich um das Paradies!“ Er fragt
weiter: „Haben sie dieses denn gesehen?“
Sie antworten: „Nein, bei Allah! O mein Herr!
Sie haben es nicht gesehen!“ Er fragt weiter:
„Wie wäre es dann, wenn sie es gesehen
hätten?“ Sie antworten: „Wenn sie es gesehen
hätten, dann wären sie noch begieriger
darauf und sie würden noch mehr danach
streben und es sich noch mehr wünschen!“
Er fragt weiter: „Vor was suchen sie denn ihre
Zuflucht?“ Sie antworten: „Vor dem Höllenfeuer!“
Er fragt weiter: „Haben sie dieses denn
gesehen?“ Sie antworten: „Nein, bei Allah! Sie
haben es nicht gesehen!“ Er fragt weiter: „Wie
wäre es dann, wenn sie es gesehen hätten?“
Sie antworten: „Wenn sie es gesehen hätten,
dann würden sie noch eifriger davor fliehen
und noch mehr Angst davor haben!“ Da
spricht Er: „Ich nehme Mir euch als Zeugen
dafür, dass Ich ihnen bereits vergeben
habe!“ Da erwidert Ihm der Anführer der Engel:
„Einer unter ihnen gehört nicht zu ihnen!
Wahrlich stieß er wegen einer anderen Angelegenheit
(zu ihnen)!“ Da spricht Er: „Sie
sind eine so (ehrwürdige) Gesellschaft, dass
wegen ihrer (Vorzüglichkeit) ihrem Gefährten
(ebenfalls vergeben sei und diesem) kein
Leid geschehen soll!“
(Bukhari: Ed-Da’wat: „Fadlu Dhikrillah“; Nr. 6408)
Es lohnt sich also auf alle Fälle, am gemeinschaftlichen
Dhikr teilzunehmen, denn
selbst wenn unsere Absicht dabei nicht
allein auf das Wohlgefallen des Erhabenen
Allah ausgerichtet sein sollte oder wir dabei
unkonzentriert sind oder gar einschlafen,
werden uns unsere Sünden trotzdem vergeben
werden.
Das gemeinschaftliche Dhikr ist sogar so
segensreich, dass uns dabei nicht nur unsere
schlechten Taten vergeben, sondern diese
sogar noch in ihr Gegenteil verkehrt und
in gute Taten umgewandelt werden. Dazu
sagte wiederum der Gesandte Allahs s.a.w.s. :
„Niemals kommen Menschen zusammen
um Allahs zu gedenken und dabei nichts
anderes anstreben als Dessen Wohlgefallen,
außer dass ihnen ein Rufer aus dem Himmel
zuruft: „Steht auf! Eure Sünden wurden euch
vergeben! Eure schlechten Taten wurden
euch bereits in gute Taten umgewandelt!““
(Suyuti: Dschami’ul Ehadith: Harful Mim; Nr. 20652)
Formen des gemeinschaftlichen Dhikrs
Der Gesandte Allahs s.a.w.s. praktizierte
also das gemeinschaftliche Dhikr im Kreise
seiner Sahabeh und seine Sahabeh führten
diese Tradition nach seinem Ableben fort
und gaben diesen Brauch an die nachfolgenden
Generationen weiter. Da es keine
Überlieferungen dazu gibt, welche Gedenkformeln
genau in solch einem Gedenkkreis
rezitiert werden sollen, gilt beim gemeinschaftlichen
Dhikr alles als Dhikr, was auch
sonst üblicherweise als Dhikr gilt, also beispielsweise
die Rezitation des Edlen Quran,
der Lobpreis auf den Erhabenen Allah und
das Aussprechen von Segenswünschen auf
den Gesandten Allahs s.a.w.s. .
So bildeten sich im Laufe der Zeit ganz
unterschiedliche Formen des gemeinschaftlichen
Dhikrs heraus, die später den
Gründervätern der verschiedenen Tariqahs 5
als Vorbild dienten. So hat jede Tariqah ihre
ganz eigene Form des gemeinschaftlichen
Dhikrs, das aus ganz unterschiedlichen
5 „Tariqah“ bedeutet „Weg, Methode“. In diesem Artikel sind
damit die verschiedenen Sufi-Schulen gemeint, wie die
„Tariqah Naqschibendiyye“, die „Tariqah Yesewiyye“ oder
die „Tariqah Qadriyye“. Jede Tariqah folgt ihren eigenen
Regeln und Gebräuchen.
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