Literatur vor Ort Bilderbuch-Slam Qualifizierung

Den Zauber
eines Buches erleben
Eine Kinderführung in der Gottfried Wilhelm Leibniz
Bibliothek leistete wertvolle Vermittlungsarbeit.
Text: Ariane Walsdorf
Fotos: Jutta Wollenberg
Dass man mit 26 Zeichen alle Gedanken
festhalten und speichern kann, das wissen
die 15 Kinder im Alter von sieben
bis zehn Jahren nur zu gut. Die meisten
befinden sich noch selbst in dem fundamentalen
Prozess des Lesen- und Schreibenlernens.
Gemeinsam tauchten sie am 14. September
2011 in der Gottfried Wilhelm Leibniz
Bibliothek ein, in die Welt der Bücher.
Ein sinnliches Erlebnis
In unserer zunehmend technisierten Informationsgesellschaft
ist der Kontakt
mit Büchern und den manuellen Prozessen
der Buchherstellung und Erhaltung
nicht mehr selbstverständlich. Für
Kinder sind die elektronischen Medien
Alltag geworden, mit ihren meist flüchtigen
und grellen Reizen.
Der Wert eines Buches, das Vertiefen in
eine schöne, nicht multimediale Informationsquelle,
wie sie gedruckte Bücher
bieten, muss heute wieder neu vermittelt
werden. Denn der Umgang mit ge-
So kunstvoll wurden frühe Landkarten gestaltet.
druckten und besonders mit alten Büchern
erfordert Konzentration, Sorgfalt
und auch Achtung vor Objekten und
Schätzen unseres gemeinsamen kulturellen
Erbes. Lassen sich die Kinder neben
der von Fernsehen und Internet geprägten
Welt auf dieses Abenteuer ein,
dann können sie den besonderen Zauber
eines Buches selbst erleben. Sie stellten
bei ihrem Besuch in der Bibliothek fest:
Bücher riechen speziell, sie fühlen sich
verschieden an, sie sind auf unterschiedliche
Weise hergestellt. Bücher haben eine
Aura, die elektronische Textquellen sicherlich
nie erreichen werden.
Den Zugang vermitteln
Die Förderung des erneuten Einlassens
auf das Medium Buch bedarf einer Vermittlungsarbeit,
der sich die Bibliothe-
Beiträge
ken in ihren Bildungsangeboten zukünftig
sicherlich mehr und mehr annehmen
müssen.
In einem Rundgang durch die Bibliothek
lernten die Kinder die Büchermagazine
kennen, warfen einen Blick in die Tresore
der Handschriftenabteilung, erfuhren in
der Buchbinderei, wie ein Buch entsteht,
und in der Restaurierungswerkstatt, wie
alte Schriften wieder lesbar werden.
Anhand ausgesuchter Exponate aus der
Abteilung Handschriften und Alte Drucke
bekamen sie z. B. eine Vorstellung
davon, wie prachtvoll frühe Karten gestaltet
waren oder was es bedeutete, ein
ganzes Buch von Hand abzuschreiben.
Besonders beeindruckte ein Werk über
tropische Meerestiere von Louis Renard.
In der „Histoire naturelle des plus rares
curiosités de la mer des Indes“ von 1719
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