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Band 1 - Als der Horror laufen lernte - Retro-Park

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20. 1908<br />

bohrt zu tief und pfählt so versehentlich den über ihm wohnenden Nachbarn.<br />

Der originale französische Titel von The Magic Mirror (1908) 61 ist nicht mehr<br />

bekannt, <strong>der</strong> von Ferdinand Zecca Film hingegen überlebt. Ein Chemiker hat eine<br />

wun<strong>der</strong>same Flüssigkeit erfunden, und als er einen Spiegel damit einreibt, erwacht<br />

sein Spiegelbild zum Leben. Es steigt aus dem Spiegel und wie<strong>der</strong>holt als Zwilling<br />

des Wissenschaftlers alle seine Bewegungen.<br />

Nach Gaumonts The Doctor’s Experiment (1908) produzierten auch die Pathé<br />

einen Film, welcher sich im Kielwasser von H.G. Wells’ The Island of Dr. Moreau indirekt<br />

über die Evolutionslehre Charles Darwins und diejenigen, welche daran glaubten,<br />

lustig machte. Auch in L’homme-singe (1908) 62 wird entgegen Darwins Lehre<br />

ein Mensch in einen Affen zurückverwandelt, und zwar unter Zuhilfenahme mo<strong>der</strong>ner<br />

Wissenschaft. Einem Mann wird hier von einem Chirurgen ein Affenhirn implantiert<br />

und <strong>der</strong> Arzt nimmt wohlwollend zur Kenntnis, dass <strong>der</strong> Mensch sich jetzt wie ein Affe<br />

benimmt, und nimmt ihn zu einem Spaziergang mit auf die Straße.<br />

Die Rezeption des Publikums gegenüber <strong>der</strong> Verbindung zwischen dem Affen und<br />

dem Menschen war 1908 noch vorrangig Stoff für Komödien und Sticheleien. Dies än<strong>der</strong>te<br />

sich 1925, nach dem Scopes-Prozess in Dayton, Tennessee. Damals wurde einem<br />

Lehrer vorgeworfen, an Schulen die Evolutionstheorie gelehrt zu haben, was in Tennessee<br />

auf Betreiben <strong>der</strong> Fundamentalisten seit diesem Jahr verboten war. Nach diesem<br />

Zeitpunkt wurden Evolutionswissenschaftler im amerikanischen Kino nicht mehr belächelt,<br />

son<strong>der</strong>n als wahnsinnig und böse dargestellt, zum Beispiel in Dr. Renault’s<br />

Secret (1942).<br />

Die Pathé hatte 1906 noch einige weitere Produktionen auf Lager, <strong>der</strong>en Existenz<br />

nur durch die Nennung in Katalogen und Programmen wirklich belegt ist. Da diese<br />

Publikationen vorrangig aus dem englischsprachigen Raum stammen, sind in einigen<br />

Fällen daher auch nur Filmtitel in englischer Sprache überliefert. Es bleibt die Hoffnung,<br />

dass <strong>der</strong>artige Filme doch noch irgendwo und irgendwann gefunden werden.<br />

In L’invalide à la tête de bois (1908) 63 hat ein kopfloser Mann eine Kollektion von<br />

Schädeln in seinem Schrank, welche er nach Belieben aufsetzen kann. In dem handkolorierten<br />

Film Satan’s Smithy (1908) 64 entführt Satan einen Schmied in die Hölle,<br />

wird dann jedoch von einer guten Fee verjagt. Der titelgebende Geist aus Le Spectre<br />

(1908) 65 erschrickt seinen eigenen Mör<strong>der</strong>. Geister erscheinen ebenfalls in Spirituali-<br />

61 Magic Mirror (Pathé Frères, Frankreich 1908, Regie: Ferdinand Zecca, Länge: ca. 160m, 8 Minuten)<br />

62 L’homme-singe, aka Boireau, l’homme-singe, aka The Monkey Man, aka The Man Monkey<br />

(Pathé Frères, Frankreich 1908, Regie: Georges Monca, Länge: ca. 140m, 11 Minuten)<br />

63 L’invalide à la tête de bois, aka The Wooden Headed Veteran (Pathé Frères, Frankreich 1908,<br />

Länge: ca. 145m, 7 Minuten)<br />

64 Satan’s Smithy (Pathé Frères, Frankreich 1908, Länge: ca. 8 Minuten)<br />

65 Le Spectre, aka The Specter (Pathé Frères, Frankreich 1908, Länge: ca. 8 Minuten)<br />

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