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SGV - Kreuz&Quer Ausgabe 4/2015

Ausgabe 4/2015 des Aktivmagazins Kreuz&Quer vom Sauerländischen Gebirgsverein. Weitere Informationen unter http://sgv.de/kreuz-und-quer.html.

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BERGISCHES LAND<br />

Das Bergische im Blut<br />

Von Geburt eigentlich ein „kölscher Jung“,<br />

zogen seine Eltern wenige Tage nach seiner<br />

Geburt ins Bergische und mit ihnen der kleine<br />

Sebastian. So sein Taufname in der 80er Jahren,<br />

ein bayrisches „Wastl“ – trotz nachweisbarer<br />

Wurzeln – mochte das Kölner Standesamt nicht<br />

eintragen. Erst später, mit viel Überredungskunst<br />

und hochrangigen Zeugen, wurde aus Sebastian<br />

offiziell Wastl.<br />

Trotz dieser weiß-blauen Anteile ist das Bergische<br />

Land seine Heimat und als gelernter Vermessungstechniker<br />

das Ausarbeiten von Wegen<br />

und ihr eindeutiges Markieren genau die richtige<br />

Aufgabe. Viel Herzblut ist spürbar, wenn er<br />

losmarschiert. Hier ist ein Blechschild verkratzt,<br />

dort muss eine Tafel gewaschen werden oder es<br />

fehlt plötzlich ein Hinweis. Ganz schlecht, denn<br />

die wunderbare Wortkreation „Unverlaufbarkeit“<br />

ist auch hier im Bergischen das Maß aller<br />

Markierungen. Oder wie Wastl es ausdrückt:<br />

„Unsere Gäste sollen ohne Karte laufen können<br />

und einfach nur die Natur genießen.“ Und das<br />

gilt auch für Wege, die nicht vom Deutschen<br />

Wanderverband zertifiziert wurden.<br />

Wegemanagement bedeutet auch Rückmeldung<br />

direkt von den Gästen: Mit einem Anruf oder per<br />

E-Mail samt Foto können fehlende Schilder oder<br />

sonstige Missstände sofort gemeldet werden.<br />

Nicht immer allerdings, schmunzelt Wastl, kann<br />

man den Wünschen gerecht werden. Wie die<br />

Beschwerde eines Wanderers, der an einer<br />

Steigung einen Abzweig versäumte, weil er den<br />

Blick auf Grund seiner vorgeneigten Haltung<br />

nicht heben mochte. Seinen Vorschlag, die<br />

Markierung einfach auf die Straße zu pinseln,<br />

musste Wastl ablehnen – mit Hinweis auf die<br />

Straßenverkehrsordnung. Aber die meisten<br />

Meldungen sind eine wertvolle Ergänzung für<br />

die Wegepaten, von denen 72 als Ehrenamtler<br />

mindestens zweimal im Jahr ihren Weg gehen<br />

und damit unschätzbare Dienste leisten.<br />

Seit dem vergangenen Jahr wurde einiges<br />

umgebaut im Bergischen Wanderland: Von<br />

insgesamt 6.000 Kilometern Weg wurden<br />

etwa 1.400 Kilometer gestrichen, weil sie<br />

nicht interessant genug waren. Dafür kamen<br />

1.000 Kilometer neue Wege hinzu – ein riesiger<br />

logistischer Aufwand, denn auch Hinweise an<br />

Straßen und Parkplätzen müssen angepasst<br />

werden. Motto: Komfortables Wandern. „Wenn<br />

man beim Frühstück hört: Das Wetter wird gut,<br />

soll der Wanderer kurzentschlossen starten.“<br />

bringt es Wastl auf den Punkt.<br />

Bei der Erstellung des Bergischen Weges<br />

und des Panoramasteigs war Wastl wichtiger<br />

Vermittler zwischen Behörden, Grundbesitzern,<br />

Landwirten, Förstern und Touristikern. Sein<br />

geliebtes Bergisches Land sollte nicht mehr länger<br />

als „grau, vermockt und verregnet“ gelten,<br />

sondern sich so präsentieren, wie es tatsächlich<br />

ist: bunt, blühend und innovativ. Und für ganz<br />

schwierige Fälle hat er, wie er es nennt, „die<br />

bergische Lösung“ parat: abwarten. Allerdings<br />

nicht ganz so lang, wie es die Kölner im Rahmen<br />

ihrer „kölschen Lösungen“ gerne tun – und<br />

dabei schon mal Notwendiges versäumen.<br />

Bergisches Heimatlied – ein Wanderland mit Hymne<br />

Bei hohem Staatsbesuch der preußischen Rheinprovinz 1892 vermisste man ein charakteristisches<br />

Lied. Anlass genug für Rudolf Hartkopf, den Hausdichter des „Solinger<br />

Sängerbundes 1854“, seine Heimatliebe in Worte zu fassen. Musikdirektor Caspar Joseph<br />

Brambach aus Koblenz lieferte die Melodie. Seit der Uraufführung 1892 ist das Lied die<br />

Hymne des Bergischen Landes. Auf Hinweis der Obrigkeit entstand eine sechste Strophe:<br />

In der sogenannten Kaiserstrophe wurde Kampfeswille für Kaiser und Vaterland erklärt –<br />

was man heute mit Blick auf jene Zeit sieht. Vor allem aber ist das Lied eine wunderbare<br />

Beschreibung der landschaftlichen Schönheiten des Bergischen Landes. Zu hören per<br />

Audiostation auf dem Heimatweg, Streifzug Nr. 3 bei Wipperführt.<br />

Wo Wälder noch rauschen, die Nachtigall singt,<br />

die Berge hoch ragen, der Amboss erklingt.<br />

Wo die Quelle noch rinnet aus moosigem Stein,<br />

die Bächlein noch murmeln im blumigen Hain.<br />

Wo im Schatten der Eiche die Wiege mir stand,<br />

da ist meine Heimat, mein Bergisches Land.<br />

REIN INS ERLEBNIS! KREUZ&QUER 4/15<br />

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