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Dr. Klaus-Dieter Zastrow (59) ist Chefarzt des<br />

Instituts für Hygiene und Umwelt<strong>med</strong>izin<br />

am Vivantes-Klinikum in Berlin und Vorstands -<br />

mitglied der deutschen Gesellschaft für<br />

Krankenhaushygiene (DGKH)<br />

Die nosokomiale Infektion ist mit 525.000 -1.000.000 Fällen die<br />

häufigste Infektion in Deutschland. Keine andere Infektion erreicht<br />

diese Zahlen! Die große Schwankungsbreite ergibt sich aus der<br />

unterschiedlichen Zahl von Patienten, die in deutschen Kranken -<br />

häusern jährlich versorgt werden. Diese schwanken zwischen<br />

10,9 Millionen und 17,9 Millionen Patienten pro Jahr, die Infek -<br />

tionsrate liegt zwischen 4% und 6%.<br />

Das Ausmaß der nosokomialen Infektionen reicht vom leichten<br />

Verlauf bis zu schwer behandelbar, also von folgenlos bis hin zur<br />

Amputation oder Tod (Pneumonie und Sepsis), aber immer kosten<br />

Infektionen Geld und verursachen erhebliches Leid bei Betroffenen<br />

und Angehörigen.<br />

<strong>infodienst</strong> Ausgabe<br />

Wundinfektionen haben mit 25% einen erheblichen Anteil an noso-<br />

komialen Infektionen. Der größte Teil dieser postoperativen<br />

Infektionen ist - mit Ausnahme von klar definierten Operationen in<br />

kontaminierten und besiedelten Regionen - immer sicher vermeid-<br />

bar. Dies setzt ein umfassendes System der Infektionsprävention und<br />

eine adäquate Anwendung der Hygienevorschriften voraus.<br />

Mangelhafte staatliche Infektionsprävention<br />

Eindeutige Vorgaben zur Infektionshygiene beinhaltet die seit 2001<br />

gültige Fassung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG).<br />

In § 36 heißt es:<br />

„Krankenhäuser, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen,<br />

Einrichtungen für ambulantes Operieren, Dialyseeinrichtungen,<br />

Tageskliniken, Entbindungseinrichtungen, ... legen in Hygieneplänen<br />

innerbetriebliche Verfahrensweisen zur Infektionsprophylaxe fest.<br />

Hygienepläne sollen als verbindliches Instrument für die Festlegung<br />

konkreter Maßnahmen zur Einhaltung der Infektionshygiene die-<br />

nen.“<br />

Die Überwachung durch Gesundheitsämter erfolgt in den wenigsten<br />

Fällen so, dass eine tatsächliche Infektionsprävention stattfindet.<br />

Denn die Ämter sind häufig total überlastet oder chronisch unterbe-<br />

setzt. Darüber hinaus können die Gesundheitsämter nur<br />

Momentaufnahmen wahrnehmen und die eigentlichen<br />

Problemzonen, in denen nosokomiale Infektionen gesetzt werden,<br />

gar nicht erkennen, etwa ob hygienisch einwandfrei gearbeitet wird.<br />

Dazu zählen folgende Bereiche:<br />

• im OP (Wundinfektionen),<br />

• beim Verbandwechsel (Wundinfektionen),<br />

• beim Legen von Venen- und Blasenkathetern<br />

(Harnweginfektionen),<br />

• bei der Haut- und Händedesinfektion (alle Infektionen),<br />

• sowie bei der Durchführung einer konsequenten Isolierung von<br />

ansteckungsfähigen Patienten wie z.B. bei MRSA.<br />

Diese Aufgabe ist nur durch Hygieneexperten zu leisten, den Arzt für<br />

Hygiene und die Krankenschwester/ oder -pfleger für<br />

Krankenhaushygiene.<br />

07<br />

Die nosokomiale Infektion<br />

– die vermeidbare<br />

Katastrophe<br />

Dr. Klaus-Dieter Zastrow über die<br />

Notwendigkeit konsequenter und<br />

fachgerechter Infektionsprävention<br />

1


Verbesserte Rahmenbedingungen<br />

durch Europäische Norm<br />

Im OP sind aus Sicht der Hygiene die am chirurgischen Eingriff<br />

beteiligten Personen - der Patient genauso wie das Personal - die<br />

größte Gefahrenquelle bei einem chirurgischen Eingriff. Beide kön-<br />

nen Mikroorganismen absondern, die sich auf der Körperoberfläche<br />

oder im Nasen-Rachen-Raum befinden. Als wichtigste Präventions -<br />

maßnahmen für das Personal gelten Haarschutz, Mund-Nasen-<br />

Schutz, Händedesinfektion und sterile Handschuhe. Enorm wichtig<br />

ist natürlich auch entsprechende Bekleidung des OP-Teams sowie<br />

die Abdeckung des Patienten. Hochwertige Funktionstextilien müs-<br />

sen hier in der Lage sein, den Keimdurchtritt im trockenen wie im<br />

nassen Zustand zu verhindern. Darüber hinaus müssen sie mikro-<br />

biologisch rein sein, frei von organischer Materie, frei von Teilchen -<br />

materie und dürfen möglichst keine Partikel freisetzen. Weiterhin<br />

muss gewährleistet sein, dass keine Flüssigkeit durchdringen kann.<br />

Eine wichtige Hilfestellung bei der Beurteilung der eingesetzten<br />

Materialien leistet die Norm DIN EN 13795. Mit der Einführung<br />

der Norm wurden Qualitäts-Anforderungen für OP-Textilien für<br />

jeden deutschen OP-Saal vorgeschrieben, um damit ein Minimum<br />

Präventions-<br />

Maßnahmen<br />

im OP<br />

<strong>infodienst</strong><br />

an hygienischer Sicherheit zu gewährleisten, bei-<br />

spielsweise gegen Keimdurchtritt, Reißfestigkeit<br />

und Flüssigkeitsdurchtritt.<br />

2<br />

Ein OP-Textil, das nicht mindestens dieser Norm entspricht, hat<br />

heute im OP nichts mehr zu suchen. Hier hat die Technik<br />

Fortschritte gemacht und neue Materialien entwickelt, die den bis-<br />

herigen überlegen sind. Die Erkenntnisse der Hygiene und des<br />

Arbeitsschutzes lassen es nicht mehr zu, auf Materialien zurückzu-<br />

greifen, die nicht der DIN EN 13795 entsprechen.<br />

Durch die neuen OP-Textilien/Medizinprodukte, die die<br />

Anforderungen der Norm erfüllen, ist ein Quantensprung geglückt,<br />

der sowohl die Arbeitsbedingungen im OP massiv verbessert und<br />

gleichzeitig das Infektionsrisiko reduziert hat.<br />

Grundsätzlich sind alle Medizinprodukte/OP-Textilien, die die Norm<br />

erfüllen, OP-geeignet. Selbstverständlich gibt es auch hier unter-<br />

schiedliche Qualitäten. Sich klar für wiederaufbereitbare Textilien<br />

und gegen Einmalprodukte auszusprechen oder umgekehrt, ist auf-<br />

grund der Vielfalt der Produkte mit den unterschiedlichen<br />

Qualitäten nicht möglich.<br />

Grundsätzlich sollte jedoch darauf geachtet werden, dass<br />

Tragekomfort und Luftdurchlässigkeit gesichert sind, was bei<br />

Einweg-Folienlaminaten eher zweifelhaft ist.


Tragekomfort fördert<br />

die Leistungsfähigkeit<br />

Das Kriterium „Komfort“ fand trotz zahlreicher Diskussionen keinen<br />

Eingang in die Norm. Zugegebenermaßen ist es nicht leicht, die<br />

geeignete Maßeinheit zu finden, aber „Komfort“ ist nicht Luxus für<br />

Operateure, sondern erhöhte Sicherheit für Patienten. Wenig kom-<br />

fortable OP-Textilien sind „unangenehm, lästig, sitzen schlecht,<br />

passen nicht, sind unbequem, oder man schwitzt oder friert in<br />

ihnen“.<br />

Alle diese „Empfindungen“ führen dazu, dass man diese OP-<br />

Kleidung schnell wieder „los werden“ möchte. Dieser Wunsch führt<br />

zu Unmut bei den Operateuren, zu schnellerem „Fertigwerden“ und<br />

damit möglicherweise zu einer „schnelleren Arbeitsweise“, die oft<br />

nicht vorteilhaft ist. („Der Doktor brauchte für die OP nicht 90 Min.<br />

sondern nur 50 Min. Diese aber ein zweites Mal, nämlich bei einer<br />

weiteren OP in der Nacht nach der ersten OP.“) Bei fehlendem<br />

Komfort leidet die Konzentrationsfähigkeit des OP-Teams und damit<br />

die Qualität der handwerklichen Fähigkeiten, gleichzeitig steigt<br />

dabei das Risiko der postoperativen Wundinfektion durch den<br />

Eintrag von Mikroorganismen über Schweiß. Wer hier zu sparsam<br />

ist, stößt an Grenzen und tappt durch schlechte Qualität und eine<br />

sich daraus ergebende höherer Infektionsrate in die Kostenfalle!<br />

Nosokomiale Infektionen sind Kostentreiber<br />

Angesichts des enormen Kosten- und Wettbewerbsdrucks im<br />

Gesundheitswesen müssen gerade vermeidbare Zusatzkosten mög-<br />

lichst ausgeschlossen werden. Dies wird noch deutlicher, wenn man<br />

die Einsparungsbemühungen in den Krankenhäusern näher betrach-<br />

tet. Schon seit geraumer Zeit versuchen die Krankenhäuser, in allen<br />

Bereichen ihre Kosten zu senken, um Gewinne zu steigern oder rote<br />

Zahlen in schwarze umzuwandeln. Potenziale fanden sich z.B. in<br />

den Bereichen:<br />

• Speisenversorgung<br />

• Arzneimittelversorgung<br />

• Medizinprodukte und Sterilgutversorgung<br />

• Hausreinigung<br />

• Facility Management (z.B.: Energie, Wasser, Gartenpflege,<br />

Sicherheitsdienst)<br />

• Wäscheversorgung und OP-Textilien<br />

Moderne Textilien<br />

bieten effektive<br />

Keimbarrieren<br />

durch Laminate<br />

und qualifizierte<br />

Mikrofilamente<br />

3<br />

Ebenfalls hat man Einsparpotenzial erkannt bei den Personalkosten.<br />

Bei chronischem Personalmangel und der damit auch sinkenden<br />

Personalqualität, wird die Qualität der Patienten-Versorgung immer<br />

schlechter. Also zeichnet sich auch hier ein Ende der Kosten -<br />

reduktionsmöglichkeiten ab. Denn wer kann ernsthaft glauben,<br />

dass bei sinkenden Preisen und Löhnen die Qualität steigt?<br />

In der Vergangenheit war Hygiene ausschließlich für den Patienten<br />

von Vorteil, wenn er keine Infektion erlitt. Die Klinik selbst hatte<br />

keinerlei materiellen Vorteil. Jeder durch eine nosokomiale Infektion<br />

verursachte zusätzliche Liege-Tag wurde von den Krankenkassen<br />

bezahlt. Jede Krankenhausinfektion brachte zusätzliche Einnahmen,<br />

denn es gab immer den vollen Pflegesatz, bis zum letzten Tag.<br />

Mangelnde Hygiene hatte bisher keine Nachteile für das<br />

Krankenhaus.<br />

Dies hat sich geändert: Unter den Bedingungen des DRG-Systems,<br />

wird jede nosokomiale Infektion den möglichen Gewinn schmälern<br />

und gehäufte Infektionen verursachen empfindliche Gewinn-<br />

Einbußen. Deshalb ist wirksame Krankenhaushygiene ein wesent-<br />

licher Baustein für die Qualitätsverbesserung und die Erlös -<br />

steigerung für das erfolgreiche Krankenhaus der Zukunft.


Wenn die Sparpotenziale bei Sach- und Personalkosten erschöpft<br />

sind, ist eine Steigerung der Erlöse nur über eine Verkürzung der<br />

Verweildauer möglich! Dies wiederum erfordert einen komplika-<br />

tionslosen Behandlungsverlauf und setzt beispielsweise voraus,<br />

dass keine nosokomiale Infektion auftritt.<br />

Denn nosokomiale Infektionen<br />

• bringen einen erhöhten Betreuungsaufwand mit sich,<br />

• fordern häufiger und mehr <strong>med</strong>izinisches Material<br />

(z.B. Verbandmaterial),<br />

• verursachen den Einsatz zusätzlicher Medikamente<br />

• und benötigen Antibiotika.<br />

Zudem „blockieren“ die betroffenen Patienten Bettenkapazitäten<br />

für neue „Fälle“. Nosokomiale Infektionen gefährden kostendek-<br />

kendes Arbeiten, zumindest jedoch das Erwirtschaften von<br />

Gewinnen.<br />

Wer profitiert also von guter Hygiene und dadurch reduzierter<br />

Infektionsrate?<br />

• Der Patient leidet weniger und nimmt keinen vermeidbaren<br />

gesundheitlichen Schaden.<br />

• Der Arzt hat einen größeren Behandlungserfolg und gewinnt<br />

damit an Ansehen.<br />

• Das Krankenhaus erzielt höhere Erlöse und verzeichnet einen<br />

Image-Gewinn.<br />

• Die Krankenkassen sparen Zusatzkosten.<br />

• Es ensteht weniger Verlust beim Bruttosozialprodukt durch<br />

geringere Arbeitsausfallzeiten.<br />

Wenn nosokomiale Infektionen vermieden werden, gibt es also nur<br />

Gewinner und gleichzeitig erheblichem volkswirtschaftlichen<br />

Nutzen.<br />

……und noch etwas:<br />

Man stelle sich vor, einer der liebsten Verwandten, Mutter, Vater,<br />

Kind oder Ehepartner ist plötzlich behindert, querschnittsgelähmt,<br />

verstorben oder einfach nur 3 Wochen länger krank im Kranken -<br />

haus, weil die Verantwortlichen eines Krankenhauses Hygiene für<br />

nicht erforderlich halten. Oder die Vorteile der sachgerecht durchge-<br />

führten Hygiene immer noch nicht verstanden haben.<br />

Würden Sie das wirklich akzeptieren?<br />

<strong>infodienst</strong><br />

4<br />

<strong>intex</strong> <strong>med</strong> –<br />

Kompetenz für textile Medizinprodukte<br />

Der Industrieverband Textil Service – <strong>intex</strong> e.V. – ist der Zusam -<br />

men schluss industriell geführter Textil-Dienstleistungsunternehmen.<br />

Mit <strong>intex</strong> <strong>med</strong>, der Initiative für textile Mehrweg-OP-Systeme, hat<br />

sich der Verband zum Ziel gesetzt, durch aktuelle, fundierte und<br />

objektive Informationen die Leistungsfähigkeit von textilen Medi -<br />

zin pro dukten aufzuzeigen.<br />

Die Initiative wird von den Verbandsmitgliedern getragen, die sich<br />

auf die Versorgung des Gesundheitswesens mit Medizinprodukten<br />

spezialisiert haben und ihren Kunden hohe Flexibilität bieten können.<br />

Die Mitglieder bieten umfassenden Service mit Produkten, die<br />

auf den OP-Prozess optimal abgestimmt sind und mit Dienst -<br />

leistun gen, die den steigenden Anforderungen der Einrichtungen<br />

an Hygiene, Qualität, Logistik und Kostenoptimierung bestens<br />

gerecht werden.<br />

Speziell für die Wiederverwendung und Aufbereitbarkeit ent -<br />

wickelte Materialien und Komponenten sorgen heute für einen<br />

nachhaltigen und sinnvollen Umgang mit wertvollen natürlichen<br />

Ressourcen, der sich besonders in der Wirtschaftlichkeit der Ver -<br />

sorgung und der effizienten Logistik widerspiegelt – ideal für den<br />

Bedarf im OP.<br />

Eingesetzte textile Medizinprodukte sind moderne, hoch entwickelte<br />

OP-Textilien. Aufgrund mehrlagiger Bauweise und speziellen<br />

Ver <strong>med</strong>elungen bieten sie einen hohen Grad an Sicherheit gegen<br />

den Durchtritt von potenziell kontaminierten Flüssigkeiten. OP-<br />

Textilien dienen damit als wesentlicher Baustein der Infektions -<br />

prophylaxe dem Schutz von Chirurgen und Patienten und helfen<br />

nosokomiale Infektionen zu verhindern. Die textilen Hoch leistungs -<br />

materialien haben daneben auch thermoregulierende Eigen schaf -<br />

ten und ermöglichen dem Operationsteam so auch bei längeren<br />

Eingriffen die dringend notwendige Atmungsaktivität.<br />

D-60329 Frankfurt am Main • Mainzer Landstraße 55<br />

www.<strong>intex</strong>-<strong>med</strong>.de • info@<strong>intex</strong>-verband.de<br />

Fon: 069 - 25 56 18 10 • Fax: 069 - 25 56 18 15

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