Bull Terrier Journal 2015
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10 Über Wölfe und Hunde<br />
Über Wölfe und Hunde – oder:<br />
Wie schizophren ist unsere Politik?<br />
Gregor von Dungen<br />
Der Wolf wandert nach Deutschland ein.<br />
In zahlreichen Berichten wird die deutsche<br />
Bevölkerung schon auf dieses kommende<br />
Ereignis vorbereitet. Und es scheint als sei er<br />
bei unseren Politikern herzlich willkommen,<br />
denn ein vom Ministerium für Ländlichen<br />
Raum und Verbraucherschutz herausgegebener<br />
„Handlungsleitfaden für das Auftauchen<br />
einzelner Wölfe in Baden-Württemberg“<br />
ist Teil einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit<br />
mit folgendem Zweck: Sie „hilft Ängste und<br />
Vorurteile ab- und ein wirklichkeitsnahes<br />
Bild vom Wolf aufzubauen.“ (S.36). Wie das<br />
wirklichkeitsnahe Bild aussieht, wird auf<br />
Seite 26 beschrieben:<br />
„Wölfe leben heute auch in Teilen Deutschlands<br />
in direkter Nähe zum Menschen, und<br />
es gehört zum normalen Verhalten, wenn<br />
sich Wölfe auch tagsüber von bewohnten<br />
Gebäuden aus beobachten lassen, nachts<br />
gelegentlich Dörfer durchqueren und nach<br />
unzureichend geschützten Nahrungsgütern<br />
des Menschen, besonders Schafen, greifen.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass ein solches Verhalten<br />
keine Gefährdung des Menschen darstellt<br />
und Schäden durch Wölfe mittels Vorsorgemaßnahmen<br />
erfolgreich begrenzt werden<br />
können. Wölfe sind reine Fleischfresser und<br />
das Töten von Wild- wie Haustieren ist keine<br />
Form der Aggression, sondern schlichter<br />
Nahrungserwerb. Trotzdem gibt es gelegentlich<br />
Wölfe, die ein davon abweichendes Verhalten<br />
zeigen und deswegen dem Menschen<br />
besondere Probleme bereiten.“<br />
Man beachte die beschwichtigende und<br />
beschönigende Sprache: „... und nach<br />
unzureichend geschützten Nahrungsgütern<br />
des Menschen, besonders Schafen, greifen.<br />
(Hervorhebung von mir, GVD).“ An anderer<br />
Stelle in diesem Leitfaden wird der Wolf als<br />
„Beutegreifer“ eingeordnet.<br />
Fakt ist: Der Wolf ist ein Raubtier. Er hetzt<br />
und reißt seine Beute, er zerfleischt und<br />
zerfetzt sie, – so hört es sich schon härter an<br />
und macht ihn unsympathischer. Aber genau<br />
das will man ja vermeiden. Wie bitte, das<br />
Töten von Tieren soll keine Aggression sein?<br />
Was denn sonst? Das Hetzen eines Rehs setzt<br />
doch ein hohes Maß an aggressivem Verhalten<br />
voraus!<br />
Erinnern sie sich bitte einmal an Berichte,<br />
die sie gelesen haben, über Hunde, die<br />
ausgebüxt sind und ein Reh oder ein Schaf<br />
auf der Weide töteten. Was fallen da nicht<br />
alles für Bezeichnungen: Bestie, Killer. Und<br />
was geschieht in einem solchen Fall mit dem<br />
Hund, wenn er identifiziert wird? Er wird als<br />
gefährlicher Hund eingestuft und muss zur<br />
Wesensprüfung – wenn er nicht gleich eingeschläfert<br />
wird –, sein Besitzer zur Zahlung<br />
einer hohen Sonder-(Kampfhund-)Steuer<br />
verdonnert.<br />
Mir liegen immer noch die Statements der<br />
Politiker vor 25 Jahren im Ohr (Ja, solange<br />
kämpfen wir in der GBF schon gegen die<br />
Diskriminierung!), als sie ihre Hundeverordnungen<br />
mit Rasselisten rechtfertigten.<br />
Der Begriff Kampfhund hielt Einzug in<br />
das tägliche Vokabular. Hunde, die mit<br />
uns in friedlicher symbiotischer Beziehung<br />
zusammenlebten, wurden und werden als<br />
Killermaschinen mit gesteigerter Aggressivität<br />
diskriminiert. Die Verwendung solcher krassen<br />
Begriffe hat Methode. Sie löst bei den<br />
Ahnungslosen selbst eine aggressive Haltung<br />
gegenüber den Hunden aus, die wiederum<br />
eine Zustimmung zu gesetzlichen Aktivitäten<br />
bewirkt.