Rheinland-Pfalz Wahlen 2016
Das Land, die Wahlen und die Favoritinnen. (CC BY-SA 3.0)
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2.2. GRÜNDUNG VON RHEINLAND-PFALZ 29<br />
wesen auf deutschem Boden, welches auf bürgerlichdemokratischen<br />
Grundsätzen beruhte.<br />
Die Proklamation einer Cisrhenanischen Republik im<br />
Sommer 1797 war ein weiterer Versuch, im <strong>Rheinland</strong><br />
eine republikanische, demokratische Staatsform zu etablieren.<br />
Vorausgegangen waren die Verhandlungen beim<br />
Vorfrieden von Loeben (8. April 1797), in denen Österreich<br />
u. a. den Verzicht auf seine linksrheinischen Interessen<br />
in Aussicht stellte. Frankreich wies daraufhin<br />
den Oberkommandierenden der Besatzungstruppen und<br />
Chef der Ziviladministration General Hoche an, eine mit<br />
Frankreich assoziierte Republik zu errichten. Das Vorhaben<br />
scheiterte sowohl an der mangelnden Unterstützung<br />
der rheinischen Bevölkerung, als auch an einem französischen<br />
Regierungswechsel, bei dem die Befürworter einer<br />
Annexion des <strong>Rheinland</strong>es an die Macht gelangten. [3]<br />
Bis zum Sturz Napoléons wurden 1798 bis 1814 auf<br />
den Gebieten links des Rheins die Départements Rhinet-Moselle,<br />
Saar und Donnersberg eingerichtet. Danach<br />
fielen die Gebiete an Preußen (Rheinprovinz), das<br />
Großherzogtum Hessen (Rheinhessen), das Herzogtum<br />
Oldenburg (Fürstentum Birkenfeld) und das Königreich<br />
Bayern (<strong>Pfalz</strong>).<br />
Der freiheitliche Geist der französischen Revolution blieb<br />
aber in vielen Städten noch sehr lange erhalten. Auf dem<br />
Hambacher Schloss bei Neustadt an der Weinstraße feierten<br />
am 27. Mai 1832 etwa 30.000 freiheitsliebende<br />
Bürger aus allen Teilen Deutschlands das Hambacher<br />
Fest. Inzwischen gilt diese Demonstration als Meilenstein<br />
auf dem Weg zur deutschen Einheit und das Hambacher<br />
Schloss als die „Wiege der deutschen Demokratie“. An<br />
die Bedeutung dieser Epoche für Deutschland erinnert<br />
die Straße der Demokratie.<br />
Nach Schaffung des Deutschen Bundes wurden die Festungen<br />
Mainz und Landau zu Bundesfestungen ausgebaut.<br />
Im preußischen Koblenz entstand die mächtigste der<br />
damals gebauten Befestigungssysteme, die Festung Koblenz.<br />
Der verlorene Erste Weltkrieg und der Versailler<br />
Vertrag von 1918 bedeuteten das Ende der Festungen<br />
im heutigen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> und letztendlich deren<br />
Schleifung. Nur wenige Festungsteile blieben vollständig<br />
erhalten, so beispielsweise die Festung Ehrenbreitstein<br />
in Koblenz, da ihre historische Bedeutung und ihr landschaftsprägender<br />
Charakter sie vor einer Entfestigung bewahrte,<br />
sowie die Zitadelle Mainz.<br />
Das <strong>Rheinland</strong> wurde im Zuge der Alliierten <strong>Rheinland</strong>besetzung<br />
1918 bis 1930 von zunächst amerikanischen<br />
dann französischen Truppen besetzt und entmilitarisiert.<br />
In den wirtschaftlich und politisch katastrophalen Zeiten<br />
nach dem Ersten Weltkrieg kam es in verschiedenen<br />
Städten zu separatistischer Bewegungen und der Gründung<br />
der Rheinischen Republik sowie der Autonomen<br />
<strong>Pfalz</strong>. Beide Bewegungen waren aber nur von kurzer Dauer<br />
und spätestens mit dem wirtschaftlichen Aufschwung<br />
nach Ende der Inflation verschwunden. Reichspräsident<br />
Paul von Hindenburg besuchte im Jahr 1930 nach Abzug<br />
der alliierten Truppen anlässlich der Befreiungsfeiern<br />
viele Städte im <strong>Rheinland</strong> und löste eine Welle nationaler<br />
Begeisterung aus. Die nationale Befreiungsfeier<br />
fand am 22. Juli 1930 in Koblenz statt. Der Tag endete<br />
mit dem Umkippen einer Pontonbrücke; 38 Menschen<br />
(die nicht schwimmen konnten) starben. Nach der<br />
<strong>Rheinland</strong>besetzung von 1936 wurden wieder deutsche<br />
Truppen im <strong>Rheinland</strong> stationiert.<br />
Der Nationalsozialismus und der folgende Zweite Weltkrieg<br />
veränderte das Leben der Menschen und das<br />
Aussehen der Städte einschneidend. Die jüdischen Gemeinschaften<br />
wurden fast vollständig ausgelöscht. Die<br />
Luftangriffe der Alliierten zerstörten die meisten größeren<br />
Städte zu 80 % und mehr, da die Bomberflotten<br />
die im Westen des Reiches gelegenen Ziele leicht erreichen<br />
konnten. US-Truppen erreichten im März 1945 den<br />
Rhein; ihnen gelang es, die Brücke von Remagen zwischen<br />
Remagen und Erpel unzerstört zu erobern.<br />
2.2 Gründung von <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong><br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> war nach dem Zweiten Weltkrieg Teil<br />
der französischen Besatzungszone und entstand aus<br />
der ehemals bayerischen <strong>Pfalz</strong>, aus den Regierungsbezirken<br />
Koblenz und Trier der ehemaligen preußischen<br />
Rheinprovinz, aus den linksrheinischen Teilen<br />
der ehemals zum Volksstaat Hessen gehörigen Provinz<br />
Rheinhessen, aus Teilen der preußischen Provinz<br />
Hessen-Nassau (Montabaur) und aus dem ehemals<br />
oldenburgischen Gebiet um Birkenfeld.<br />
2.2.1 Nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
Im Zuge des Vormarsches der Westalliierten standen im<br />
Gebiet des heutigen <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bis zum 27. März<br />
1945 keine deutschen Soldaten mehr. [4] Nahezu das gesamte<br />
Gebiet wurde amerikanisch besetzt; lediglich in der<br />
Südpfalz übernahmen Anfang April 1945 mit den amerikanischen<br />
Truppen kämpfende französische Einheiten<br />
das Kommando. [5][6] Die Amerikaner setzten bereits im<br />
März und April in denen von ihnen kontrollierten Gebieten<br />
kommunale Verwaltungen ein, die sie mit nationalsozialistisch<br />
unbelasteten Deutschen besetzten. [6]<br />
Die Amerikaner bildeten am 25. April 1945 eine Militärregierung<br />
für die Bezirke Koblenz, Trier, <strong>Pfalz</strong>, Rheinhessen<br />
und das Saarland. [7][8] Wenige Tage nach der<br />
Kapitulation der Wehrmacht installierten die Amerikaner<br />
am 10. Mai für die <strong>Pfalz</strong> (ohne die von Frankreich besetzten<br />
südlichen Gebiete), Rheinhessen (inklusive dessen<br />
rechtsrheinischer Teile) und das Saarland eine Provinzialregierung<br />
in Neustadt an der Haardt unter Vorsitz von<br />
Hermann Heimerich und Beteiligung von u.a. Alexander<br />
Mitscherlich. [7][9][10][11] Zum 1. Juni 1945 wurde diese<br />
Provinz unter Zufügung der ehemaligen preußischen