Free download (PDF, 1,2 MB, 100 Seiten - Christoph Zimmer
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CHRISTOPH ZIMMER<br />
„ D e u s “<br />
Logische Syntax und Semantik<br />
1
2. Edition 2009<br />
2
Logica enim est omnium artium aptissimum instrumentum,<br />
sine qua nulla scientia perfecte sciri potest.<br />
(OCKHAM, Summa logicae, I, Prooem. ep.)<br />
Wer die ganze Macht der Sprache empfinden kann,<br />
wird nicht so leicht zu den Sachen selbst<br />
dringen zu können sich vermessen.<br />
(STENZEL, 108)<br />
In HAGENBACH’S Encyklopädie und Methodologie der Theologischen Wissenschaften,<br />
12 1889, 77:<br />
„Die gewöhnliche Logik, wie sie bisweilen schon auf den Schulen gelehrt<br />
oder im ersten Semester gehört zu werden pflegt, hatte wohl eine Zeit lang<br />
bei der gänzlichen Umgestaltung der Philosophie für Viele an Bedeutung<br />
verloren; allein nachdem man den Rausch ausgeschlafen, kehrte man umso<br />
lieber zur logischen Nüchternheit zurück, ohne die alles Philosophiren ein<br />
wirrer Taumel ist.“<br />
3
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung 7<br />
1.1. Gegenstand 7<br />
1.2. Logische Syntax 8<br />
1.3. Logische Semantik 10<br />
1.4. Logik und Theologie 12<br />
2. Der Ausdruck „Gott“ als Name 16<br />
2.1. Überblick 16<br />
2.2. Beispiele theologischer Namensauffassung 17<br />
2.2.1. Onomatologie 17<br />
2.2.2. Neuere Exegeten 19<br />
2.3. Irrationale Namensauffassung 20<br />
2.4. „Jahwe“ 23<br />
2.5. Terminologie der Namensrelation 25<br />
2.5.1. Prinzipien der Namensrelation 25<br />
2.5.2. Formale Eigenschaften der Namensrelation 27<br />
2.5.3. Konventionalität von Namen 28<br />
2.5.4. Äquivalenz und Synonymie 29<br />
2.5.5. Bedeutung und Referenz 30<br />
2.5.6. Name und Existenz 32<br />
2.5.7. Eigennamen und Gattungsnamen 34<br />
2.5.8. Mehrdeutigkeit von Namen 36<br />
2.6. Theologische Konsequenzen 37<br />
3. Der Ausdruck „Gott“ als Kennzeichnung 42<br />
3.1. Terminologie der Kennzeichnungen 42<br />
3.2. Die These von BOCHENSKI 43<br />
3.3. Eliminierbarkeit singulärer Termini 45<br />
3.4. Theologische Konsequenzen 46<br />
4. Der Ausdruck „Gott“ als Synkategorema 49<br />
4.1. Einführung 49<br />
4.2. Die These von KA<strong>MB</strong>ARTEL 49<br />
4.3. Die These von SCHUPP 51<br />
4.4. Die These von TRACK 52<br />
4.5. Terminologie der Synkategoremata 53<br />
4.5.1. Überblick 53<br />
4.5.2. PRISCIAN 55<br />
5
4.5.3. De generibus et speciebus 56<br />
4.5.4. Introductoria dialectice 56<br />
4.5.5. Fallacie Parvipontane 57<br />
4.5.6. PETER ABAELARD 58<br />
4.5.7. WILHELM VON SHYRESWOOD 60<br />
4.5.8. WILHELM VON OCKHAM 62<br />
4.5.9. JOHANNES BURIDAN 65<br />
4.5.10. Zusammenfassung 66<br />
4.6. Theologische Konsequenzen 68<br />
5. Der Ausdruck „Gott“ als Prädikat 75<br />
5.1. Überblick 75<br />
5.2. Terminologie der Prädikate 76<br />
5.3. THOMAS VON AQUIN 78<br />
5.4. CARNAP und POPPER 79<br />
5.5. Theologische Konsequenzen 80<br />
6. Zusammenfassender Vergleich 83<br />
Literaturverzeichnis 90<br />
6
1. Einleitung<br />
1.1. Gegenstand<br />
Gegenstand der Untersuchung sind diejenigen Thesen, die thematisch und<br />
explizit zum Problem der logischen Funktion des Terminus „Gott“, „deus“<br />
oder „θεός“ aufgestellt worden sind. Die fremdsprachlichen Äquivalente<br />
von „deus“ unterscheiden sich hinsichtlich ihrer logischen Funktion innerhalb<br />
von Aussagen nicht. Sie können deshalb als funktionell gleichwertig<br />
betrachtet werden. Da in diesen Thesen sowohl ihren Resultaten zufolge<br />
wie auch nach der Vorgehensweise, durch die sie gewonnen wurden, ausdrücklich<br />
Bezug auf die Logik genommen wird, gelangen ihre Methoden<br />
auch bei der Erörterung in einer relevanten Weise in Anwendung.<br />
Bezüglich der gegebenen Lösungsvorschläge lassen sich diese Thesen<br />
nach vier Typen einteilen:<br />
(1) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Name.<br />
(2) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Kennzeichnung.<br />
(3) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Synkategorema.<br />
(4) Der Ausdruck „Gott“ fungiert als Prädikat.<br />
Diese Aussagen stellen vier disparate Antworten dar betreffs der Frage,<br />
welcher Art von sprachlichen Ausdrücken das Wort „Gott“ zuzurechnen<br />
sei. Und wie es scheint, können sie nicht alle vier zugleich wahr sein.<br />
Trotzdem werden sie gegenwärtig offenbar gleichberechtigt nebeneinander<br />
vertreten, so daß man annehmen muß, daß über die sprachlogische Klassifizierung<br />
des Zentralterminus der Theologie Unklarheit besteht.<br />
Daraus ergibt sich unmittelbar die Aufgabe, die fraglichen Thesen auf ihren<br />
Erklärungswert hin zu überprüfen, um herauszufinden, welche von den<br />
Behauptungen (1) bis (4) bestätigt werden kann und welche von ihnen als<br />
falsch fallengelassen werden müssen. Diese Frage ist auf jeden Fall entscheidbar,<br />
weil es ein Sowohl-als-auch hier nicht gibt.<br />
In den Gegenstandsbereich fällt auch die Entwicklung der sich ergebenden<br />
und konstruierbaren Konsequenzen so weit wie möglich über das in den<br />
Thesen dem Wortlaut nach Gesagte hinaus, denn Konsequenzen bestehen<br />
7
ja unabhängig davon, was vielleicht ursprünglich beabsichtigt gewesen<br />
war. Das berührt vor allem semiotische und sprachphilosophische Aspekte,<br />
welche nach diesen Thesen eine Rolle spielen.<br />
Die sprachlogischen Untersuchungen betreffen stets fundamentale Grundlagenprobleme,<br />
weil mit ihnen nicht nur ein zusätzlicher Aspekt beigebracht<br />
wird, sondern Entscheidungen getroffen werden über die Art des<br />
Ausdrucks „Gott“, und was er aufgrund dessen prinzipiell zu leisten vermag.<br />
Wozu ein Ausdruck überhaupt dienen kann, hängt davon ab, was er<br />
seiner Art nach möglicherweise auszudrücken fähig ist. Und das ist etwas<br />
anderes als das, was er dann tatsächlich leistet, verglichen mit dem, was er<br />
vielleicht leisten sollte. Die Art von Sprache entscheidet letztlich darüber,<br />
wovon gesprochen wird, nicht die Objekte, auf die sich Ausdrücke beziehen<br />
können.<br />
1.2. Logische Syntax<br />
1.2.1. Das Auftreten eines Ausdrucks innerhalb von Aussagen ist nicht<br />
beliebig. Es regelt sich nach der Syntax einer vorgegebenen Sprache, die<br />
angibt, welche Stellung des Ausdrucks im Satz zulässig und welche syntaxwidrig<br />
ist. Für Aussagen einer natürlichen Sprache wie Deutsch gibt es<br />
grammatisch die Möglichkeiten, daß der Ausdruck „Gott“ an Subjekts-,<br />
Prädikats- oder Objektsstelle steht. Er kann also mehrere syntaktische Stellungen<br />
einnehmen, weil die Art des Ausdrucks die syntaktische Stellung<br />
nicht eindeutig bestimmt.<br />
Eine logische Einteilung der Ausdrücke, die ihre syntaktische Stellung der<br />
Art eines jeden Ausdrucks nach eindeutig bestimmt, muß vollständig disjunkt<br />
sein; d.h. ein Ausdruck kann entweder zu einer Klasse gehören oder<br />
zu einer andern, aber nicht zu mehreren zugleich. Diese Bedingung wird<br />
durch die Einteilung in syntaktische Kategorien erfüllt (vgl. BAR-HILLEL;<br />
BOCHENSKI [1]; [4] 17. 115f; BORKOWSKI, 6-27; MARCISZEWSKI [1] 43), wobei<br />
unerheblich ist, ob es sich um künstliche (symbolische) oder natursprachliche<br />
Ausdrücke handelt.<br />
Für die Klassifizierung nach syntaktischen Kategorien gilt, daß Ausdrücke<br />
ein und derselben syntaktischen Kategorie untereinander beliebig austauschbar<br />
sind – austauschbar salva congruitate –, und entsprechende Sub-<br />
8
stitutionen stets wieder syntaktisch zulässige, sinnvolle Gebilde erzeugen<br />
(vgl. CZARNAWSKA). Ist letzteres bei einer Einsetzung eines Ausdrucks durch<br />
einen andern nicht der Fall, dann gehören diese Ausdrücke verschiedenen<br />
Kategorien an. In „Hans ist blond“ und „Hans läuft“ gehören „Hans“ und<br />
„blond“ verschiedenen syntaktischen Kategorien an, „blond“ und „läuft“<br />
dagegen gehören zur selben Kategorie.<br />
Die wichtigsten syntaktischen Kategorien sind die folgenden:<br />
(1) Singuläre Termini (Hans),<br />
(2) einstellige Prädikate (blond),<br />
(3) mehrstellige Prädikate oder Relationen (x liebt y).<br />
Die logischen Konstanten (Funktoren, Operatoren oder Synkategoremata),<br />
z.B. „und“, „oder“, „wenn ..., dann ---“, „alle“, die eine sehr wichtige Klasse<br />
von Ausdrücken darstellen, können nicht als salva congruitate austauschbar<br />
gelten, da eine entsprechende Substitution nicht stets wieder eine<br />
syntaktisch zulässige Aussage ergibt (QUINE [2] 38f). So würde die Ersetzung<br />
von „nicht“ in „Hans ist nicht blond“ durch „oder“ Unsinn erzeugen.<br />
Die logischen Konstanten sind daher keine syntaktische Kategorie, sondern<br />
eine eigene Klasse von Ausdrücken, welche logische Funktionen ausüben,<br />
wie Negieren (nicht), Konditionalisieren (wenn ..., dann ---), Quantifizieren<br />
(alle) usw. Zu den syntaktischen Kategorien verhält sich die Klasse<br />
der logischen Konstanten jedoch ebenfalls disjunkt; d.h. sie haben keine<br />
gemeinsamen Elemente.<br />
1.2.2. Es fällt auf, daß der Ausdruck „Gott“ nach den in Kapitel 1.1. aufgeführten<br />
Typen einigen der syntaktischen Kategorien zugeordnet zu werden<br />
scheint. Da sich alle singulären Termini auf Kennzeichnungsform bringen<br />
lassen (s. Kap. 3.3.), umfaßt (1) Namen und Kennzeichnungen. Die<br />
Prädikatsthese bezieht sich auf einstellige Prädikate (2). Demgegenüber<br />
sind die synkategorematischen Ausdrücke die logischen Konstanten, denen<br />
der Ausdruck „Gott“ anscheinend ebenfalls zugeordnet wird, falls nicht etwas<br />
anderes gemeint sein sollte. Da diese Ausdrucksklassen keine gemeinsamen<br />
Elemente haben, folgt jetzt sensu stricto, daß der Ausdruck „Gott“<br />
nur zu genau einer Kategorie oder Klasse gehören kann.<br />
Die logische Syntax des Ausdrucks „Gott“ angeben heißt bestimmen, welcher<br />
syntaktischen Kategorie oder anderen Klasse von Ausdrücken er zuzurechnen<br />
ist. Diese Aufgabe datiert aus dem Jahre 1931, als RUDOLF CAR-<br />
9
NAP (1891-1970) in seiner Schrift „Überwindung der Metaphysik durch logische<br />
Analyse der Sprache“ ausdrücklich in bezug auf das Wort „Gott“<br />
die „Forderung nach Angabe seiner Syntax, d.h. der Form seines Vorkommens<br />
im Elementarsatz“ aufgestellt hat.<br />
Aus der von CARNAP vorgelegten Fragestellung würde sich für eine atomare<br />
Aussageform „Fx“ die Alternative ergeben, daß „Gott“ ein singulärer Terminus<br />
oder ein einstelliges Prädikat sein könnte. Die Synkategoremathese<br />
könnte nötigenfalls, wenn auch nicht auf der gleichen Ebene, als Erweiterung<br />
auf komplexe Aussagen angesehen werden.<br />
1.3. Logische Semantik<br />
1.3.1. Während die syntaktischen Untersuchungen Art und Reihenfolge<br />
der Ausdrücke betreffen, wobei davon abstrahiert wird, worauf sie sich beziehen,<br />
sind die Ausdrücke gerade hinsichtlich ihrer Bezugnahme auf etwas<br />
von ihnen selbst Verschiedenes, Gegenstand der Semantik. Sie handelt<br />
von der sprachlichen Bezugnahme und entsprechend von den Relationen,<br />
die Ausdrücke entweder zu andern Ausdrücken oder zu abstrakten oder<br />
realen Gegenständen haben.<br />
Wie die syntaktischen können auch die semantischen Untersuchungen einerseits<br />
deskriptiv, andererseits logisch erfolgen (BREKLE, 19f; CARNAP [4]<br />
78f; SCHAFF, 7-23; STEGMÜLLER [4] 41f; WANG, 1078f). Ersteres ist der Fall,<br />
wenn sie sich auf natürliche Sprachen beziehen und z.B. von der Etymologie,<br />
den Wortfeldern, Bedeutungsvarianten usw. handeln. Die deskriptive<br />
Semantik fällt in das Gebiet der empirischen Sprachwissenschaften, und<br />
ihre Ergebnisse werden u.a. in Wörterbüchern vorgelegt. Die deskriptive<br />
Semantik des Ausdrucks „Gott“ ist daher größtenteils in den jeweiligen<br />
sprachwissenschaftlichen, theologischen oder religionsgeschichtlichen<br />
Wörterbüchern zu finden.<br />
Wenn die Semantik hingegen nicht die lexikalischen Bedeutungen untersucht,<br />
sondern allgemeine semantische Funktionen, die Ausdrücke aufgrund<br />
ihrer Art erfüllen, wird sie logisch genannt. „Insofern ist die logische<br />
Semantik das formale Paradigma für jede spezielle Semantik“ (BREKLE,<br />
20).<br />
10
Bei dem Ausdruck „Gott“ kommt daher das Invariante in bezug auf Übersetzungen<br />
in beliebige Sprachen in Betracht. Für die Logik als Theorie der<br />
Sprache ist es wegen ihrer Universalität irrelevant, in welcher Sprache ein<br />
Ausdruck zufällig formuliert ist, wenn seine formale Funktion von Belang<br />
ist. „Gott“, „θεός“, „deus“, „got“, „aelohim“, usw. fungieren in dieser Hinsicht<br />
gleich.<br />
1.3.2. Die Funktion des Bedeutens oder der Bedeutung wird ausschließlich<br />
lexikalisch als Relation zwischen sprachlichen Ausdrücken derselben<br />
semantischen Stufe verstanden. Zu sagen, a hat die Bedeutung b, ist also<br />
nicht metasprachlich. Es ist auch nicht bekannt, daß auf die Frage: „Was ist<br />
die Bedeutung von ...?“ jemals etwas anderes als ein sprachlicher Ausdruck<br />
angeführt worden wäre. Wörterbucheintragungen sind die einschlägige<br />
Illustration für Bedeutungsrelationen.<br />
Das Bedeutete, das Zweitglied der Bedeutungsrelation, wird zwar meist<br />
abgekürzt Bedeutung genannt, doch umfaßt Bedeutung genaugenommen<br />
stets auch das Erstglied der Relation, den bedeutenden Ausdruck. Von Bedeutung<br />
kann immer nur in bezug auf einen andern Ausdruck die Rede<br />
sein. Deswegen wird die Bedeutung als grundlegend angesehen. Ein Ausdruck<br />
ohne Bedeutung stünde in keinerlei Beziehung zu andern Ausdrükken.<br />
Er könnte nicht in Wörterbüchern stehen. Er wäre inkommunikabel.<br />
„Even when a word is a name of something, its meaning would<br />
appear not to be identifiable with the thing named.“ (QUINE [1] 213)<br />
„Und auch wenn ein Wort eine Bezeichnung von etwas ist, so darf<br />
man doch seine Bedeutung nicht mit dem bezeichneten Ding identifizieren.“<br />
([1] 257)<br />
Die Bedeutung ist nie ein außersprachliches Objekt (BREKLE, 55; KALISH,<br />
354; QUINE [1] 257f; WITTGENSTEIN, PU 40; CAPPIO; ECO [1] 70f; [4] 88-93;<br />
[5]). Deshalb darf die Bedeutung nicht mit dem Referenten verwechselt<br />
werden, auf den sich z.B. ein Name beziehen kann. Von „Petrus“ ist der<br />
Ausdruck „Fels“ eine der Bedeutungen, nicht der Mensch Petrus.<br />
Da Bedeutung nichts anderes als ein sprachlicher Ausdruck ist, und damit<br />
ein materieller Bestand, bleibt für den Mentalismus der Bedeutung keine<br />
Möglichkeit mehr übrig. Das stoische σημαινόμενον, das, im Gegensatz<br />
zum körperlichen σημαῖον, als unkörperlich (ἀσώματον) aufgefaßt wor-<br />
11
den war (SEXTUS EMPIRICUS, Adv. math., 8,11f; KRETZMANN [2] 364; SCHENK,<br />
210), muß dementsprechend selbst als Ausdruck betrachtet werden. Dies<br />
ist auch ganz natürlich, denn eine asomatische, intelligible Bedeutung in<br />
mente kann nicht in einem Wörterbuch stehen. Sie könnte überhaupt nicht<br />
ausgedrückt werden, jeder Ausdruck macht sie zwangsläufig zu etwas Materiellem.<br />
Führt man noch eine weitere Unterscheidung zwischen Bedeutung und<br />
Sinn ein, dann mag man sich den Sinn als eine Art désir vorstellen, der<br />
vermittels immer neuer Bedeutungen nach dem Gesetz der Signifikation<br />
(GÜTTGEMANNS, 68ff) und der unbegrenzten Semiose (ECO [4] 105f) vielleicht<br />
nie vollständig erfaßt wird. Der Sinn kann durch Bedeutung nicht<br />
endgültig eingeholt werden. Der Unsinn aber braucht offenkundig nicht<br />
wie der Sinn von der Bedeutung gelöst zu werden. Denn ein Unsinn, wie<br />
z.B. eine Folgerung aus einem Widerspruch, ist deshalb nicht bedeutungslos,<br />
während ein bedeutungsloser Ausdruck wie „blityri“ stets auch sinnlos<br />
ist.<br />
1.4. Logik und Theologie<br />
1.4.1. Die Überzeugung, daß es auch für die Theologie ein fruchtbares<br />
Verhältnis zur Logik geben kann, ist in der Geschichte sowohl nachdrücklich<br />
vertreten als auch entschieden bestritten worden. Dies legt es nahe,<br />
nicht nur für die Theologie im besonderen, sondern auch für die Religionsgeschichte<br />
im allgemeinen, von zwei grundsätzlich einander entgegengesetzten<br />
Strömungen zu sprechen, der logischen Strömung und der antilogischen<br />
(BOCHENSKI [3] 27-30). Zur Charakterisierung genügt es, daß in der<br />
logischen Strömung die logischen Methoden konstruktiv angewandt, in der<br />
antilogischen jedoch prinzipiell abgelehnt und für schädlich gehalten werden.<br />
Gegenwärtig herrscht quantitativ die antilogische Einstellung vor. Diese<br />
Einschätzung hängt nicht davon ab, ob die Vertreter sich selbst als Antilogiker<br />
bezeichnet haben, das ist sogar ziemlich gleichgültig, sondern davon,<br />
daß sie die logischen Gesetze bei ihren Äußerungen für ungültig halten<br />
und programmatisch widersprüchlich reden. Nicht immer scheinen die absurden<br />
Folgen des Widersprüchlichen voll bewußt zu sein, so daß die abwehrende<br />
Haltung der Logik gegenüber auch zu abnehmender Scheu vor<br />
12
dem absurdum geführt hat. Andere Folgen sind ein gebrochenes Verhältnis<br />
zur Wahrheit und der Mangel an kommunikationsfördernder, beweisorientierter<br />
Argumentation (ZIMMER [8] 56f; 60f).<br />
Unmittelbar beeinflußt worden ist dieser Sachverhalt durch den Umstand,<br />
daß in den zwanziger Jahren die Meinung aufgebracht wurde, „Logik sei<br />
ein Instrument des „verfügenden“, des „objektiv distanzierten“, seine Gegenstände<br />
der „Berechnung“ unterwerfenden Denkens, das man im Engagement<br />
der betroffenen Existenz oder der von Gott angerufenen Person<br />
oder der dem historisch Fremden sich öffnenden Interpretation überwinden<br />
müsse“ (vgl. KAMLAH / LORENZEN, 12). Die tiefgreifende Fehleinschätzung<br />
der Natur der Logik, die in dieser Meinung zum Ausdruck kommt, und die<br />
Verbreitung von Unzutreffendem über ihr Wesen, beruht darauf, daß die<br />
Logik nicht zur Kenntnis genommen wurde.<br />
Eine kirchengeschichtliche Ausprägung der antilogischen Richtung ist beispielsweise<br />
die Annahme des PETRUS DAMIANI O.S.B. (<strong>100</strong>6-1072), nach<br />
welcher die Logik als ein Werk des Teufels diffamiert wurde, eine Meinung,<br />
der sich im großen und ganzen auch MARTIN LUTHER angeschlossen<br />
hat (BOCHENSKI [3] 28; MALTER, 103).<br />
1.4.2. Von größerer Bedeutung und höherem Wert ist demgegenüber die<br />
logische Strömung. Ein wichtiger Anhaltspunkt dafür besteht in der Tatsache,<br />
daß besonders, wenn auch nicht ausschließlich, während des gesamten<br />
Mittelalters die Personalunion von Logiker und Theologe häufig auftrat,<br />
wobei solche Denker gemeint sind, die auf beiden Gebieten schöpferisch<br />
hervorgetreten sind und auf die Entwicklung in beiden Bereichen deutlich<br />
Einfluß genommen haben. Zu diesen werden u.a. gezählt:<br />
PETRUS ABAELARDUS (1079-1142), ALBERT D. GR. O.P. (1193-1280), WILHELM<br />
VON OCKHAM O.F.M. (gest. 1349). Einige, wie auch der Doctor universalis,<br />
hatten kirchenleitende Ämter inne, als Bischof, wie ROBERT KILWARDBY<br />
(Erzbischof von Canterbury, gest. 1279) und ALBERT VON SACHSEN (Bischof<br />
von Halberstadt, gest. 1390), oder als Papst wie PETRUS HISPANUS (JOHANNES<br />
XXI., gest. 1277). Von letzterem stammt das für die folgenden drei Jahrhunderte<br />
maßgebende logische Lehrbuch, die Summulae logicales oder der<br />
Tractatus logicae, wie der ursprüngliche Titel lautete. Bis zum Beginn des<br />
17. Jahrhunderts erschien es in nicht weniger als 166 Auflagen (KNEALE,<br />
234; KONDAKOW, 374; SCHOLZ [1] 38). Auch sind die bedeutendsten Kommentare<br />
zu den aristotelischen Schriften, und von diesen wieder zu den lo-<br />
13
gischen des Organon, von Theologen geschaffen worden, darunter von<br />
THOMAS VON AQUIN O.P. (1225-1274) (UEBERWEG / GEYER, 353. 419).<br />
Zu der Personalunion gehört als eigens hervorzuhebendes Merkmal auch<br />
dies, daß einerseits Forschung in der Logik und andererseits tiefe Religiosität<br />
in Einklang gestanden haben, wie z.B. beim hl. ALBERTUS MAGNUS. Die<br />
Fähigkeit zum Logiker begegnet auch in Verbindung mit dem Beruf des<br />
Bußpredigers, so beim hl. VINZENZ FERRER O.P. (1350-1419). Ein weiteres,<br />
wenig bekanntes Beispiel ist GIROLAMO SAVONAROLA O.P. (1452-1498). Zu<br />
diesen Beispielen, die ein großes historisches Interesse haben, bemerkt BO-<br />
CHENSKI:<br />
„Ähnliche Verbindung von tiefem religiösem Leben mit Begabung<br />
und Interesse für die formale Logik finden wir im indischen Kulturkreis<br />
(vor allem bei den Buddhisten). Es scheint sich da um ein<br />
wenig bekanntes und bis jetzt unerklärtes Phänomen zu handeln.“<br />
([2] 190f, Anm.; vgl. [3] 28f)<br />
In neuerer Zeit wird die Personalunion von Logiker und Theologe ebenfalls<br />
angetroffen, u.a. bei BERNARD BOLZANO (1781-1848) und HEINRICH<br />
SCHOLZ (1884-1956). Auch in der Gegenwart besteht ein zunehmendes Interesse<br />
an der Erforschung der Logik theologaler Probleme, wie etwa auf<br />
dem Gebiet der Gottesbeweise oder dem neutestamentlicher Argumente.<br />
1.4.3. Neben diesen Hinweisen ist jetzt in systematischer Hinsicht wichtig,<br />
daß bezüglich der Anwendbarkeit der Logik nur eine Bedingung besteht,<br />
nämlich daß Logik überall dort angewandt werden kann, wo es bedeutungsvolle<br />
Sprache gibt, die objektive Strukturen ausdrückt (BOCHENSKI<br />
[3] 15-19; ESSLER, 260-263). Damit ergeben sich nur zwei Fälle, in denen<br />
Logik nicht anwendbar ist:<br />
„1. wo es überhaupt keine Sprache gibt; 2. wo es zwar Sprache<br />
gibt, wo sie aber keine objektiven Strukturen verkörpert oder ausdrückt.<br />
Das mag wiederum auf zwei Weisen geschehen: a) wenn<br />
die Sprache vollständig ohne Bedeutung ist, b) wenn sie zwar Bedeutung<br />
hat, aber diese nur subjektive und nicht objektive Strukturen<br />
meint.“ (BOCHENSKI [3] 18)<br />
Für die Theologie ist infolgedessen klar, daß Logik ohne weiteres auf sie<br />
anwendbar ist. Denn sie hat Anteil an einer Sprache, die aufgrund objekti-<br />
14
ver Strukturen Bedeutung hat, die mitteilbar ist, und die – wenigstens teilweise<br />
– aus Aussagen besteht.<br />
Einem Mißverständnis ist dabei noch zuvorzukommen, dem, daß es eine<br />
theologische oder religiöse Logik geben könnte. Das ist völlig ausgeschlossen,<br />
erst recht in dem Sinn, daß diese sich durch „mangelnde Konsequenz“<br />
(FRITZSCHE, 29) auszeichnen könnte, daß aus gegebenen theologischen<br />
Aussagen nicht alle möglichen Konsequenzen geschlußfolgert werden<br />
dürften. Eine solche Denkprohibition kann dem λόγος bestimmt nicht<br />
dienen. „Denn auch einem theologischen Satz wird niemand sinnvoll verbieten<br />
können, daß er irgendwelche logischen Folgen hat.“ (SCHOLZ [2] 96)<br />
Da die Logik rein formal ist und, indem sie die Form oder Struktur der<br />
Sprache zum Gegenstand hat, gerade von allem Inhaltlichen abstrahiert,<br />
kann sie von vornherein nicht theologisch oder anderswie inhaltlich charakterisiert<br />
sein. Logik ist inhaltlich immer neutral. Nur dadurch kann sie<br />
auch mehr als nur subjektives Meinen und Dafürhalten leisten: wahre, beweisbare<br />
Aussagen. Nur sie verdienen auch Glauben.<br />
15
2. Der Ausdruck „Gott“ als Name<br />
2.1. Überblick<br />
Obwohl keine spezielle semantische Theorie über den Ausdruck „Gott“ als<br />
Eigenname ausgearbeitet worden ist, finden sich doch in den Kompendien<br />
der Dogmatik und in andern Schriften über die Grundlagen der Theologie<br />
einzelne Behauptungen derart, daß das Wort „Gott“ (bzw. seine fremdsprachlichen<br />
Entsprechungen) ausdrücklich den Namen zuzurechnen sei<br />
(DALFERTH [1] 571-583; [2] 184; [3] 86; DIEKAMP, 150; JOEST, 52; KUHN, 78;<br />
LUTHARDT, 141; MILDENBERGER, 48-53; PEIRCE, CP 6.452; VAN PEURSEN, 6-8;<br />
RAHNER [1] 56; SCHMAUS, 316).<br />
Im Gegensatz dazu stehen andere Auffassungen, nach denen diese Zuordnung<br />
gerade als falsch in Abrede gestellt (SAUTER / STOCK, 131f; SCHUPP,<br />
141-146), ja sogar als „heidnisch“ bezeichnet wird (KA<strong>MB</strong>ARTEL, 32). Einige<br />
behaupten auch, daß der Ausdruck „Gott“ zwar ein Name wäre, aber nicht<br />
wie andere Namen verwendet werden dürfe. Des weiteren wird die Unklarheit<br />
dadurch vermehrt, daß man den Ausdruck „Gott“ teils als nomen proprium,<br />
teils als nomen appellativum klassifiziert, und selbst Übergänge<br />
zwischen beiden Kategorien zuläßt (WEBER, I, 462f; QUELL [1] 79-82; [2]<br />
1056-1060). Außerdem scheinen zugleich auch drei Verwendungen der Vokabel<br />
„Gott“ für möglich gehalten zu werden, als Unterscheidungsname,<br />
Eigenname und Prädikator (SCHAEFFLER, 162f). Daneben kommt auch die<br />
Variante vor, daß der Ausdruck als Name und als Synkategorema klassifiziert<br />
wird (TRACK, 256. 261. 298; HASENHÜTTL, 223; JONES, 229).<br />
Diese Lage ist offenkundig nicht so, daß sie bereits als Folge einer genügend<br />
überlegten Auseinandersetzung mit der logischen Syntax und Semantik<br />
angesehen werden darf; und dies umso weniger, als die Einordnung des<br />
Ausdrucks „Gott“ in mehrere verschiedene Klassen, die einander ausschließen,<br />
schon von vornherein nicht richtig sein kann.<br />
Es ist deshalb als erstes erforderlich, an charakteristischen Beispielen herauszustellen,<br />
aus welchen Gründen behauptet wird, daß das Wort „Gott“<br />
ein Name wäre. Die dabei zutage tretende Namensauffassung muß dann<br />
mit der vom modernen sprachlogischen Standpunkt aus aufgestellten Terminologie<br />
konfrontiert und die daraus gewonnenen Resultate auf ihre theo-<br />
16
logischen Konsequenzen hin untersucht werden. Erst auf dieser Grundlage<br />
ist es möglich, zwischen der Kategorisierung als Name und andern Thesen<br />
einen Vergleich anzustellen sowie Gesichtspunkte zur Beurteilung ihres<br />
theoretischen Erklärungswertes zu erhalten.<br />
2.2. Beispiele theologischer Namensauffassung<br />
2.2.1. Onomatologie<br />
Ein sehr charakteristisches Beispiel theologischer Namensauffassung stellt<br />
die sogenannte Onomatologie der altprotestantischen Dogmatik dar. In der<br />
Theologia positiva acroamatica (1664) von JOHANN FRIEDRICH KÖNIG heißt<br />
es darüber:<br />
„§ 25 Esse deum singulae verbi scripti literae loquuntur; inprimis<br />
autem ex divinis nominibus, attributis atque operibus id innotescit.<br />
§ 26 Quid sit deus, edocet tum ὀνοματολογία tum πραγματολογία.<br />
§ 27 Ὀνοματολογία nomina divina in scripturis occurentia exponit.<br />
§ 28 Atque haec vel Ebraea vel Graeca sunt.<br />
§ 29 Ebraea potiora sunt jahveh, jah, ’aech e jaeh, ’el, ’aeloah,<br />
’aelohim, ’adonaj.<br />
§ 30 Graeca sunt θεὸς et κύριος.“ (Zit. n. RATSCHOW, II, 45)<br />
Die Onomatologie (§§ 27-30) ist hier Bestandteil des Locus de cognitione<br />
dei revelata und darin wieder Bestandteil der Antwort auf die Frage, quid<br />
sit deus (vgl. CALOV, Systema locorum theologicorum, 2, 2, 114-139). Ihre<br />
Bedeutung besteht, neben der Angabe, welche Namen für Gott in der<br />
Schrift vorkommen, in der Funktion, die sie für die geoffenbarte Gotteserkenntnis<br />
hat, nämlich darin, daß aus den Namen Erkenntnisse über esse<br />
deum und essentia dei gewonnen werden. Denn das esse deum ist aus Namen,<br />
Eigenschaften und Werken Gottes gefolgert (§ 25), während die essentia<br />
dei auf Onomatologie und Pragmatologie beruht (RATSCHOW, II, 45).<br />
Aufgrund dessen sind für die Namensauffassung besonders die folgenden<br />
Punkte wesentlich:<br />
17
(1) Als Namen für Gott gelten die Wörter „jahveh“, „jah“,<br />
„’aech e jaeh“, „’el“, „’aeloah“, „’aelohim“, „’adonaj“, „θεός“ und<br />
„κύριος“. Da sie sich alle auf ein und denselben Gegenstand – Gott<br />
– beziehen, müssen sie offenbar äquivalent sein.<br />
(2) Aus diesen Wörtern wird Wissen über Gott abgeleitet, und zwar<br />
erstens, daß Gott existiert (esse deum), und zweitens worin sein<br />
Wesen (essentia dei) besteht. Dies wird u.a. auch von CALOV (ebd.)<br />
bestätigt:<br />
„E nominibus ipsum agnoscamus, applicatione nominum, quis sit,<br />
discamus.“<br />
(3) Dieses Wissen wird jedoch nicht nur aus den Namen allein hergeleitet,<br />
sondern, vermutlich gleichzeitig, auch aus den Eigenschaften<br />
und Werken Gottes. Dabei bleibt unbestimmt, welcher Anteil<br />
hinsichtlich der Gotteserkenntnis auf die als Namen geltenden<br />
Wörter entfällt, verglichen mit den Eigenschaften und Werken; d.h.<br />
es wird nicht genau quantitativ angegeben, wieviel speziell auf die<br />
Namen ankommt, wenn man von den Eigenschaften und Werken<br />
absieht. Aber die Namen erscheinen als gleichberechtigte Erkenntnisquelle.<br />
(4) Der entscheidende Übergang vom Namen auf den Namensträger<br />
erfolgt „vi Etymi“ (CALOV, 2, 2, 2, 144), kraft der Wortbedeutung<br />
des Namens, so daß generell die Bedeutungen jener Wörter<br />
Aufschluß geben über Existenz und Wesen dessen, was sie bezeichnen.<br />
Auf diese Weise macht die Bedeutungsanalyse der Gottesnamen<br />
bereits den größten Teil der Gotteslehre aus, wie z.B. JOHANN<br />
GERHARD sagt:<br />
„Ad συνωνυμίαν pertinent divina nomina, quorum explicatione<br />
maxima pars doctrinae de deo continentur“. (Loci theologici, 2, 3,<br />
§ 20, zit. n. RATSCHOW, II, 53)<br />
Nach der sich hier ausdrückenden Meinung kann man eine zumindest partielle<br />
Erkenntnis von Gott durch Nachschlagen in etymologischen Wörterbüchern<br />
erlangen, indem man die Einträge hinter den vorhin als Namen angeführten<br />
Wörtern aufsucht. Wie sich noch zeigen wird, kann man beträchtliche<br />
Teile dieser Ansicht in der gegenwärtigen Theologie wiederfinden,<br />
so vor allem bei neueren Exegeten.<br />
18
2.2.2. Neuere Exegeten<br />
Ganz ähnlich wie in der altprotestantischen Dogmatik findet sich auch in<br />
der neueren Theologie des Alten Testaments die Meinung geäußert, daß<br />
der Name Gottes „Klarheit über Gott“ geben würde (BIETENHARD [1] 43).<br />
Dies scheint wegen der Annahme möglich zu sein, daß der Name „nicht eine<br />
auswechselbare Etikette bedeutet, sondern das Wesen des Benannten in<br />
sich befaßt“ (ZIMMERLI, 66; vgl. SCHÜNGEL, 187; BIETENHARD [2] 242). Zwischen<br />
Name und Namensträger bestünde somit „eine enge wesensmäßige<br />
Bezogenheit“ (VON RAD, I, 183), ja „Identität“ (GLADIGOW, 1206).<br />
Der Name stelle aber nicht nur „eine Aussage über das Wesen seines Trägers“<br />
dar (VON RAD, ebd.), er soll darüber hinaus die „Quintessenz“ (QUELL<br />
[2] 1068) der benannten Person oder Sache sein und ihre Kraft, Mächtigkeit<br />
und Potenz „enthalten“. Der Name gilt sogar als „Teil“ dessen, was er<br />
bezeichnet (HIRZEL, 15; VAN IMSCHOOT, 1215). Indem der Namensträger solchermaßen<br />
„im Namen existiert“ (VON RAD, ebd.), ist er im Namen anzutreffen<br />
und gegenwärtig (ZIMMERLI, 66; SCHMIDT, 58; MELZER, 428f. 432),<br />
wie allgemein als selbstverständlich angenommen wird, daß stets auch existiert,<br />
was ein Name benennt (QUELL [2] 1070; HIRZEL, 13): „Ohne den Namen<br />
sind die Dinge nicht,“ und „wo es einen Namen gibt, muß es auch das<br />
Bezeichnete geben“ (GLADIGOW, 1206).<br />
Dies gilt umso mehr, als die Namensgebung dem Schöpfungsakte gleicht<br />
(SCHMIDT / DELLING, 422). Und zu den Eigenschaften, die man Namen überdies<br />
zuschreibt, zählt ferner, außer daß sie Rechts-, Eigentums- und Herrschaftsverhältnisse<br />
begründen könnten (BIETENHARD [2] 252), das Vermögen,<br />
daß ein Name das Handeln Gottes nicht nur anzukündigen, sondern<br />
herbeizuführen fähig sei (SCHMIDT / DELLING, 422f).<br />
Die Auffassung, „im Namen etwas Wirkliches“ zu sehen, „ein Stück des<br />
Wesens der benannten Persönlichkeit, das Teil hat an deren Eigenschaften<br />
und Kräften“ (BAUER, 1132), wird auch in der neutestamentlichen Theologie<br />
vertreten, indem sich z.B. die Fülle von Jesu Christi Wesen und Wirken<br />
in seinem Namen zeige (BIETENHARD [2] 272). Auch soll der bloße Jesus-<br />
Name ewiges Leben, Wunder und Leiden bewirken, dank welcher Wirkung<br />
der christliche Glaube ein Glaube statt an Jesus an den Namen „Jesus“ sei<br />
(MELZER, 434ff).<br />
(Für weitere antike und mittelalterliche Beispiele ähnlicher oder gleicher<br />
Namensspekulation vgl. CURTIUS, 486-490, ebenso auch die extrem irratio-<br />
19
nalistische Namensmystik von GUARDINI, 59, und die „Identitätshermeneutik“<br />
von BOHREN, 94-103, als Erscheinungen pansemiotischer Metaphysiken,<br />
vgl. ECO [2] 111-117.)<br />
Nach dieser summarischen Erhebung ist es wichtig zu betonen, daß es<br />
nicht Gegenstand der Untersuchung ist, in exegetischer Hinsicht zu überprüfen,<br />
ob das Gesagte zutrifft oder nicht (eine andere Auffassung vertritt<br />
z.B. HELLER, 257). Nur dies ist für den vorliegenden Zweck von Belang,<br />
daß eine bestimmte Namensauffassung vorkommt, die auch heute anscheinend<br />
stark verbreitet ist. Es spielt auch keine Rolle, daß die zitierten Autoren<br />
häufig behaupten, daß jene Meinungen die Meinungen biblischer<br />
Schriftsteller wären. Es kommt nur auf die Meinung selbst an, und nicht<br />
darauf, ob sie ursprünglich vielleicht biblisch gewesen sein mag.<br />
2.3. Irrationale Namensauffassung<br />
2.3.1. Eine irrationale Namensauffassung liegt vor, wenn einige der folgenden<br />
Punkte zutreffen:<br />
(1) Zwischen Name und Benanntem besteht eine wesensmäßige<br />
Beziehung.<br />
(2) Der Name drückt das Wesen des Benannten aus.<br />
(3) Das Wesen des Benannten ist vollständig oder teilweise aus der<br />
Etymologie der jeweils als Namen dienenden Wörter erkennbar.<br />
(4) Der Name ist Teil des Benannten.<br />
(5) Der Name ist mit dem Benannten identisch.<br />
(6) Mit einem Namen ist automatisch gesagt, daß das Benannte existiert.<br />
(7) Das Benannte existiert im Namen.<br />
(8) Der Name bewirkt, daß das Benannte anwesend ist.<br />
(9) Der Name ist Träger von Kraft und Potenz des Benannten.<br />
Die Beurteilung als irrational hat ihre Berechtigung darin, daß den in Kapitel<br />
2.2.1. und 2.2.2. erwähnten Beispielen zufolge vorgegeben wird, aus<br />
Namen und ihrer Etymologie Aussagen gewinnen zu können, die nicht die<br />
Namen, sondern deren Designata betreffen, ohne daß aber diese Designata<br />
selbst untersucht worden wären. Es wird dabei der unfundierte Glaube vorausgesetzt,<br />
daß Eigenschaften und sogar das Wesen eines Benannten ledig-<br />
20
lich mit Hilfe seines sprachlichen Namens erkannt werden könnten, weswegen<br />
eine Untersuchung des benannten Objekts gar nicht erst in Betracht<br />
gezogen zu werden scheint. Wenn am Benannten Interesse besteht, dann<br />
würde es eher naheliegen, dieses selbst zu untersuchen, statt nur seinen<br />
Namen.<br />
Die Namensauffassung ist irrational, wenn das Designatum „im Namen“<br />
existieren oder anwesend sein soll, und ausgesprochen magisch, wenn der<br />
Name für einen Träger von „Macht und Potenz“ gehalten wird, damit man<br />
dem sich hier artikulierenden primitiven Namenszauber gemäß mit einem<br />
bloßen nomen etwas angeblich zu „bewirken“ und gar das Benannte herbeizuzitieren<br />
vermöchte.<br />
Auch ist es unsinnig, ein Wort, das ein Name darstellt, mit dem von ihm<br />
bezeichneten Objekt für identisch zu erklären. Das Wort „Hans“ müßte<br />
demnach mit allen Menschen, die Hans heißen, identisch sein! Spätestens<br />
hier ist die theologische Namensauffassung vom Absurden umfangen,<br />
nachdem schon mit der Namensmagie die Grenzen der Seriosität überschritten<br />
worden waren.<br />
2.3.2. Als wichtiger biblischer Beleg für die enge Beziehung zwischen<br />
Name und Namensträger word häufig 1 Sam 25, 25 angeführt, wo von dem<br />
Kalebiter Nabal behauptet wird: So wie er heißt, so ist er, ein Tor. Nabal<br />
aber galt durchaus nicht generell als Tor; im Gegenteil, lediglich sein Weib<br />
Abigail hat ihn so verleumdet, um sich damit als „treue Magd“ dem<br />
Schutzgelderpresser David, „ihrem Herrn“ anzubieten (nicht ohne zuvor<br />
noch reichlich unter seinen kriminellen Anhang vom Eigentum ihres Gemahls<br />
verteilt zu haben). Von dieser Art ist die „Klugheit“, auf deren Hintergrund<br />
das Opfer Nabal von den Tätern als Tor hingestellt wird.<br />
Doch ganz abgesehen davon, hieß nicht Nabal schon Nabal, bevor der<br />
„scharfe Verstand“ seiner lieben Gattin ihn als Toren erkannte? Also kann<br />
Nabal nicht so heißen, weil er nach ihrer Meinung ein Tor gewesen ist.<br />
Umgekehrt kann er kein Tor gewesen sein, weil er Nabal hieß. Und selbst<br />
wenn die Albernheit vorgekommen wäre, daß man ihn wegen der Verheissung<br />
seiner zukünftigen Torheit so genannt hätte, muß er sich etwa deswegen<br />
als Tor erweisen?<br />
Sind nicht unter denen, die Stark heißen, schlappe Schwächlinge und unter<br />
den Langes Liliputaner? Welche Erfahrung oder Eigenschaft drückt sich<br />
21
aus, wenn einer Niemand heißt oder Nazi (wie in WILHELM BUSCHS Schmetterling)<br />
oder – von den Namenstheologen geflissentlich übersehen – Karel<br />
Gott?<br />
2.3.3. Weitere Schwierigkeiten der irrationalen Namensauffassung liegen<br />
in dem unklaren Wesensbegriff. Statt kurz und praktisch zu bezeichnen,<br />
welches Objekt gemeint ist, wird von einem Namen verlangt, daß er das<br />
sogenannte Wesen dessen, was er bezeichnet, ausdrückt. Um jedoch plausibel<br />
sagen zu können, daß ein Name das Wesen seines Namensträgers tatsächlich<br />
ausdrückt, müßte zumindest dieses Wesen vorher zweifelsfrei<br />
feststehen, sonst könnte man gar nicht entscheiden, ob der Name wirklich<br />
dieses Wesen ausdrückt und kein anderes.<br />
Hinzu kommt, daß man sich fragt, ob ein Name, der mehrere verschiedene<br />
Personen bezeichnet, genau ein Wesen bezeichnet oder so viele Wesen, wie<br />
es Personen gibt, die diesen Namen tragen; d.h. ob alle Personen, die etwa<br />
Paul heißen, ein und dasselbe Wesen haben, oder ob der Name sozusagen<br />
ad hoc immer gerade das jeweilige Wesen desjenigen Paul ausdrückt, von<br />
dem zufällig die Rede ist.<br />
Umgekehrt ist es genauso verworren, denn da muß man sich fragen, ob<br />
z.B. bei der Umbenennung eines Objekts sein Wesen dasselbe bleibt oder<br />
dank der verschiedenen Namen so viele Wesen anzunehmen wären, wie es<br />
Namen gibt, mit denen das Objekt nötigenfalls benannt werden kann. Nach<br />
der Behauptung, ein Name drücke das Wesen seines Namensträgers aus,<br />
müßte man eigentlich denken, daß verschiedene Namen auch verschiedene<br />
Wesen ausdrücken. Vermöge dessen müßte folglich ein Mensch genau so<br />
viele Wesen haben, wie es bei seiner Erstbenennung nach der Geburt Möglichkeiten<br />
gegeben hat, ihn mit Namen zu versehen.<br />
Doch damit noch nicht genug. Was ist mit Doppelnamen? Bezeichnet etwa<br />
Klaus-Dieter ein Wesen oder zwei? Oder soll man sich ein zusammengesetztes<br />
Wesen vorstellen?<br />
Wie man es auch drehen und wenden mag, mit der Annahme, kraft der sich<br />
das Wesen von etwas in seinem Namen finden soll, läßt sich beim besten<br />
Willen nichts Vernünftiges anfangen.<br />
Bei den Punkten (1) bis (9) ist generell nicht zu sehen, wie sie zu einer diskutablen<br />
Hypothese beitragen sollen. Ihr durchweg irrationaler Charakter<br />
22
deutet auf Verwendung in der Magie hin und darauf, daß, wo vom Benannten<br />
nichts bekannt ist, das Namendeuten als bequemer Ersatz dient, ein<br />
Wissen von Unbekanntem zu simulieren.<br />
2.4. „Jahwe“<br />
2.4.1. Noch mehr als mit dem Ausdruck „Gott“ scheint die irrationale Namensauffassung<br />
mit dem Gottesnamen „Jahwe“ verbunden worden zu sein,<br />
da ihm sowohl in der Theologie des Alten Testaments als auch in der Dogmatik<br />
sehr hohe Relevanz für die Gotteserkenntnis beigemessen zu werden<br />
pflegt. Dies wird unter ganz direkter Bezugnahme auf die in den vorigen<br />
Kapitel erwähnten Ideen z.B. in der folgenden Frage ausgesprochen:<br />
„Läßt der in Israel angerufene Jahwename etwas von Art und Wesen<br />
dieses Gottes erkennen?“ (ZIMMERLI, 14)<br />
Von nicht wenigen wird diese Frage ohne weiteres bejaht, wobei sie sich<br />
auf nichts anderes als auf die Etymologie des Wortes „Jahwe“ berufen und<br />
auf das, was sie diesbezüglich aus Ex 3, 14 herleiten. Vorsichtig und zurückhaltend<br />
wird die Frage dagegen von TIELE / SÖDERBLOM, 82, GRETHER, 2,<br />
und JENNI, 702, behandelt und ablehnend beantwortet von KRAUS, 11-113,<br />
und RADDAY, 97f.<br />
Obgleich aber über die etymologisch-lexikalische Bedeutung des Jahwenamens<br />
weder Einhelligkeit noch Sicherheit besteht (JENNI, 702; BERNHARDT,<br />
407; RENDTORFF, R., 18; SAEBO, 43; KRUSE), nicht einmal die Vokalisation<br />
definitiv klar ist, und auch die verbale oder vielleicht nominale Grundform<br />
rein hypothetisch sind, sollen doch die betreffenden Mutmaßungen hinreichend<br />
sein, gewisse Bestimmungen von Gott pointiert vorzunehmen.<br />
So folgt auf die vorgängige Behauptung, daß der Jahwename eine Aussage<br />
über das Wesen dieses Gottes beinhalten würde, nur eine Erörterung der<br />
Etymologie des Namens. Während vorgeblich von Gott, seiner Art und Natur<br />
gesprochen wird, also von Eigenschaften dessen, worauf sich der Name<br />
bezieht, ist in Wahrheit bloß von rein sprachlichen Eigenschaften wie der<br />
Lexik und Etymologie des Namens die Rede. Die Eigenschaften des Namens<br />
werden als Eigenschaften des Namensträgers präsentiert.<br />
23
2.4.2. Wenn für das Wort „Jahwe“ z.B. die Bedeutung „er ist, er erweist<br />
sich als wirksam“ (JENNI, 703) oder irgendeine andere Bedeutung wahrscheinlich<br />
gemacht werden kann, dann bezieht sich diese Bedeutung als<br />
semantische Eigenschaft auf den Ausdruck „Jahwe“ und nicht auf Jahwe.<br />
Möglich, daß Jahwe wirksam ist, aber nicht weil er so heißt, sondern weil<br />
man dies anderweitig festgestellt haben müßte. Darauf aber scheint man<br />
sich gar nicht erst einlassen zu wollen, weshalb man lieber auf solche Fragen<br />
ausweicht:<br />
„Was läßt sich dogmatisch aus dem Jahwe-Namen entnehmen?“<br />
(WEBER, I, 460)<br />
Als Antwort wird angeboten, daß sich dem Namen dreierlei dogmatisch<br />
entnehmen ließe:<br />
(1) daß Gott „wirklich einen Namen hat“,<br />
(2) daß Gott „in seinem Namen er-selbst, Geheimnis bleibt“, und<br />
(3) „läßt sich aus dem Gebrauch des Jahwe-Namens lernen, daß<br />
sich die Aussage über Gott nicht von derjenigen über den Bund<br />
Gottes ablösen läßt“ (460f).<br />
Gleich beiseite lassen kann man (3), da das gar keine Antwort auf die gestellte<br />
Frage sein kann. Vom Namen selbst, dem Wort, wird unterderhand<br />
zu etwas ganz anderem, dem Gebrauch des Namens durch einige und deren<br />
Meinen übergegangen. Es findet ein Sprung von der Semantik zur<br />
Pragmatik statt.<br />
Ein Beispiel echter Dogmatik ist (1). Einem Wort, „Jahwe“, das als Name<br />
bekannt ist, wird dogmatisch entnommen, das das, worauf sich der Name<br />
dem Vernehmen nach bezieht, wirklich einen Namen hat. Nicht weil Gott<br />
bekannt ist, wird er Jahwe genannt, sondern der Name „Jahwe“ solle sagen,<br />
daß Gott Jahwe heißt. Nicht der Namensträger gibt Auskunft über seinen<br />
Namen, sondern der Name muß Auskunft geben, daß der, den er zu bezeichnen<br />
scheint, diesen Namen hat. Statt Gott spricht sein Name.<br />
Diese Spekulationen haben ihre Ursache darin, daß man von Gott praktisch<br />
nichts weiß, und daß dieser Mangel dadurch ausgeglichen werden soll, daß<br />
Sprachliches, das sich vielleicht auf Gott beziehen könnte, solange dogmatisch<br />
ausgeweidet wird, bis es den Anschein hat, als müsse, was von dem<br />
Sprachlichen zu sagen sei, auch von Gott gelten. (2) bestätigt das. Denn<br />
wenn Gott selbst „in“ seinem Namen Geheimnis bleibt, ist nicht einmal sicher,<br />
daß „Jahwe“ wirklich sein Name ist. Die Rede vom Geheimnis ka-<br />
24
schiert nur, daß von Unbekanntem gesprochen wird. Die Namensspekulation<br />
verbrämt das Unbekannte, bis es wie theologisches Wissen aussieht,<br />
und die Dogmatik stellt es als Erkenntnis dar.<br />
2.5. Terminologie der Namensrelation<br />
2.5.1. Prinzipien der Namensrelation<br />
Die Namensrelation wird nicht zur semantischen Analyse beliebiger Ausdrücke<br />
verwendet, sondern zur Präzisierung solcher Ausdrücke, die als Eigennamen,<br />
Individuenkonstanten oder singuläre Termini innerhalb von extensionalen<br />
Kontexten erscheinen. Unter einem extensionalen Kontext bezüglich<br />
eines Ausdrucks wird eine Aussage verstanden, in der dieser Ausdruck<br />
mit jedem ihm äquivalenten Ausdruck salva veritate austauschbar<br />
ist (ARISTOTELES, Met. III, 2,<strong>100</strong>3b 24-25; CARNAP [6] 59-66; STEGMÜLLER [4]<br />
142-145).<br />
Namen sind sprachliche Ausdrücke, mit denen singuläre Gegenstände bezeichnet<br />
werden, unabhängig davon, ob diese sprachlich oder außersprachlich,<br />
real oder abstrakt sind. Allgemein heißt das, was bezeichnet wird, Designatum.<br />
(Bei CARNAP [6] 123 wird es Nominatum genannt, bei FREGE [1]<br />
Bedeutung, vgl. ECO [2] 30; [5].)<br />
Das Designatum darf nicht mit dem semiotischen Signifikat verwechselt<br />
werden, da Designata nur eine bestimmte Teilklasse der Signifikate sind,<br />
wie auch die singulären Termini nur eine bestimmte Teilklasse der semiotischen<br />
Signifikanten. Jede Namensrelation ist zwar eine Signifikant-Signifikat-Relation,<br />
aber nicht jede Signifikant-Signifikat-Relation ist umgekehrt<br />
auch eine Namensrelation.<br />
Für die zweistellige Namensrelation „x bezeichnet y“, d.h. „der Ausdruck<br />
x ist ein Name für das Designatum y“, gelten folgende Prinzipien:<br />
(1) Eindeutigkeitsprinzip<br />
Diesem Prinzip entspricht die Forderung, daß ein Name eindeutig, also Name<br />
genau eines Gegenstandes sein soll. Eindeutigkeit kann logisch in be-<br />
25
zug auf ein Modell gewährleistet werden. Eindeutigkeit würde voraussetzen,<br />
daß die Anzahl der Namen mit der der Designata übereinstimmt und<br />
jedes Designatum von genau einem Namen bezeichnet wird.<br />
Umgangssprachliche Namen sind nicht eindeutig (s. Kap. 2.5.8.). Die Einführung<br />
von Kennzahlen für Personen ist z.B. ein Hinweis darauf. Die<br />
Kennzahlen sind jedoch keine Indizes von Namen, die die Namen eindeutig<br />
machen würden, sondern sie ersetzen sie faktisch durch automatische<br />
Numerierung.<br />
(2) Designationsprinzip<br />
Jede Aussage, in der Namen vorkommen, handelt von den Designata, auf<br />
die sich die Namen beziehen, und nicht von den Namen. Das ist z.B. für<br />
Personennamen leicht einsichtig. In der Aussage:<br />
Tertius schrieb den Römerbrief,<br />
kommt nicht der Mensch Tertius vor, sondern sein Name. Wird über<br />
sprachliche Ausdrücke gesprochen, so gilt die Namensrelation in genau<br />
derselben Weise. Auch der sprachliche Ausdruck muß mit Hilfe eines Namens<br />
angeführt werden, damit über ihn gesprochen werden kann. Dafür ist<br />
die Methode der Anführungszeichen üblich (FREGE [2] I, 4) oder die der<br />
Schrägstriche (ECO [2] 28), wie in der Semiotik. Das Versehen eines<br />
sprachlichen Ausdrucks mit Anführungszeichen (oder mit Schrägstrichen)<br />
bildet einen Namen für diesen Ausdruck. In der Aussage:<br />
„Tertius“ hat sieben Buchstaben,<br />
ist somit klargestellt, daß von dem Wort „Tertius“ und nicht von dem Menschen<br />
Tertius die Rede ist. Der an Subjektsstelle stehende Ausdruck ist also<br />
der Name eines Namens.<br />
Diesen Zusammenhang kann man auch so ausdrücken, daß man sagt: In<br />
der ersten Aussage steht „Tertius“ in formaler Supposition, in der zweiten<br />
Aussage steht „„Tertius““ in materialer Supposition (BOCHENSKI [4] 18).<br />
Oder man kann sagen, daß das Subjekt der ersten Aussage objektsprachlich,<br />
das der zweiten metasprachlich ist (CARNAP [5] 109; STEGMÜLLER [5] I,<br />
30-33), oder daß es in der ersten Aussage gebraucht, in der zweiten dagegen<br />
erwähnt wird (QUINE [1] 67f).<br />
Das Designationsprinzip drückt die Bezugnahme für Namen aus. Es besagt<br />
26
aber nichts darüber, was für Entitäten die Designata sind. Es können reale<br />
Gegenstände sein, aber auch sprachliche Abstraktionen wie Klassen. Aber<br />
es können auch nicht existierende, erlogene, phantasierte oder simulierte<br />
Dinge sein. Der Name gibt darüber keine Auskunft, nur empirische Forschung<br />
vermag dies.<br />
(3) Prinzip der Austauschbarkeit<br />
Wenn zwei verschiedene Namen ein und dasselbe Designatum haben, dann<br />
kann der eine durch den andern beliebig ausgetauscht werden, ohne daß<br />
dies den Wahrheitswert der betreffenden Aussage berührt; z.B. „Morgenstern“<br />
durch „Abendstern“. Vgl. den Bezug auf extensionale Kontexte,<br />
Kap. 2.5.1.<br />
2.5.2. Formale Eigenschaften der Namensrelation<br />
Es seien N die Namensrelation sowie x, y und z Individuenvariablen. Dann<br />
gelten für N die folgenden formalen Eigenschaften (vgl. SAARNIO, 226):<br />
(1) N ist symmetrisch: Λx Λ y (Nxy → ¬ Nyx)<br />
Wenn x ein Name für y ist, dann kann nicht y ein Name für x sein. Da jede<br />
symmetrische Relation stets irreflexiv ist, gilt auch für N:<br />
(2) N ist irreflexiv: ¬ Ⅴx<br />
Nxx<br />
Kein Name kann Name von sich selbst sein; vgl. auch das Designationsprinzip.<br />
(3) N ist intransitiv: Λx Λy Λz (Nxy & Nyz → ¬ Nxz)<br />
Wenn x y bezeichnet und y z, dann kann nicht x auch z bezeichnen.<br />
Die formalen Eigenschaften der Namensrelation stellen genauere Formulierungen<br />
des Designationsprinzips dar.<br />
27
2.5.3. Konventionalität von Namen<br />
In betreff der Konventionalität von Namen (ECO [2] 170; KRETZMANN [1]<br />
359f; WITTGENSTEIN, PU 15) sagt bereits Hermogenes im Kratylos:<br />
„Denn kein Name (ónoma) gehört einem Gegenstand von Natur<br />
aus (physei) zu, sondern durch Festsetzung (nómo) und Gebrauch<br />
(éthei) derjenigen, welche diesen Namen einführen und ihn zur Bezeichnung<br />
verwenden.“ (384d; übers. n. VON KUTSCHERA, 356, Anm.<br />
14; vgl. ECO [2] 138)<br />
In diesem Punkt bezeugt PLATON die konventionalistische Anschauung,<br />
wenngleich er diese nicht teilt, sondern eine naturalistische Auffassung<br />
vertritt (VON KUTSCHERA, 120f). Doch die Erkenntnis, daß Namen auf Konvention<br />
beruhen, begegnet schon, vielleicht 500 Jahre früher, beim<br />
Jahwisten, Gen 2, 19f, wo es diesbezüglich heißt:<br />
„Und Jahwe Gott bildete aus Erde allerlei Tiere des Feldes und allerlei<br />
Vögel des Himmels, und er brachte sie zum Menschen, um zu<br />
sehen, wie er sie benennen würde; und ganz so, wie der Mensch<br />
sie, die Lebewesen, benennen würde, so sollte ihr Name sein. Und<br />
der Mensch nannte Namen für alles Vieh und für die Vögel des<br />
Himmels und für alle Tiere des Feldes.“ (Übers. n. WESTERMANN, I,<br />
249)<br />
Was für die konventionalistische Anschauung wesentlich ist, kommt hier<br />
klar zum Ausdruck. Von Natur aus gibt es keine Namen. Sie müssen erst<br />
willkürlich festgesetzt werden; und sogar Gott ist gespannt, was für Namen<br />
Adam bestimmen wird.<br />
Zur Konvention, einer Vereinbarung, gehört jedoch nicht nur die Festsetzung<br />
eines Namens, sondern auch der Gebrauch dieser Festsetzung und ihre<br />
Einhaltung durch jene, die den Namen verwenden. Das ist auch ganz natürlich,<br />
wie z.B. in bezug auf Personennamen aus der Tatsache erhellt, daß<br />
für jeden Menschen nach seiner Geburt ein Name willkürlich bestimmt<br />
wird, womit konventionell vereinbart ist, wie der betreffende fortan zu<br />
nennen ist.<br />
Wenn eine Umbenennung nötig werden sollte, muß eine neue Vereinbarung<br />
getroffen werden. Dabei steht nicht in Frage, daß eine Umbenennung,<br />
wie allgemein auch jede Erstbenennung, von seiten des Namensgebers be-<br />
28
Venus = Venus<br />
Die Wahrheit der ersten Aussage beruht darauf, daß sich die beiden Namen,<br />
obgleich verschieden, auf einen und denselben Planeten Venus beziehen.<br />
Ohne dieses astronomische Wissen könnte die Äquivalenz nicht behauptet<br />
werden. Es läge vielmehr nahe, die Aussage für falsch zu halten.<br />
Entsprechend scheinen auch vor der babylonischen Zeit Morgenstern und<br />
Abendstern als zwei verschiedene Planeten gegolten zu haben (FREYDANK,<br />
56).<br />
Andererseits sind „Phosphoros“ und „Hesperos“ nicht synonym. Die Namen<br />
sind bedeutungsverschieden, unbeschadet dessen, daß sie äquivalent<br />
sind. Während über Äquivalenz Tatsachen über die Designata entscheiden,<br />
ist Synonymie eine Frage innersprachlicher Beziehungen auf derselben semantischen<br />
Ebene (VON KUTSCHERA, 186; PELZ) (s. Kap. 1.3.).<br />
Umgekehrt heißt Synonymie nicht automatisch auch Äquivalenz. Z.B. sind<br />
„Petrus“ und „Fels“ Synonyme, die jedoch nicht extensionsgleich und<br />
nicht äquivalent sind.<br />
2.5.5. Bedeutung und Referenz<br />
Die mittels der Prinzipien der Namensrelation ausgedrückte Primärfunktion<br />
von Namen ist ihre Referenz (ARNOLD; CHISHOLM, 55; BURKHARDT;<br />
PLATTS, 113-150). Dementsprechend könnte man die Bedeutung von Namen<br />
als ihre Sekundärfunktion bezeichnen, und zwar in dem Sinne, daß es<br />
hinsichtlich der Namensrelation auf sie nicht ankommt.<br />
Bedeutung und Referenz sind vollständig voneinander unabhängige Funktionen<br />
(MCDOWELL, 162ff; KALISH, 354; QUINE [1] 257; andere Meinungen<br />
hierzu u.a. von LOKTIONOW, 65-70; SINOWJEW / WESSEL, 375; WITTGENSTEIN,<br />
TLP 3.203; vgl. STENIUS, 157-160). Deshalb dürfte das Designatum, das ein<br />
Name bezeichnet, eigentlich nicht mit der Bedeutung des Namens verwechselt<br />
oder womöglich ineinsgesetzt werden können. Bedeutung hat ein<br />
Name zusätzlich und unabhängig von seiner Referenz.<br />
Da für die Referenz keinerlei Rekurs auf lexikalische Wortbedeutungen<br />
nötig ist, haben die Bedeutungen auch keinerlei Erklärungswert für die Re-<br />
30
ferenz, selbst dann nicht, wenn die Bedeutung zufällig oder beabsichtigt<br />
eine Eigenschaft des Designatums ausdrücken würde.<br />
Das ist deswegen deutlich, weil die referentielle Funktion nicht kraft der<br />
Wortbedeutung besteht, die ein Name haben mag, sondern aufgrund eines<br />
konventionellen Zusammenhangs (s. Kap. 2.5.3.). Deswegen ist ein Name<br />
prinzipiell beliebig. Desto weniger kann die Bedeutung eines Namens für<br />
die Namensrelation eine Rolle spielen.<br />
Es kann zwar der Fall sein, daß Namen semantisch empirische Eigenschaften<br />
ausdrücken, z.B. „Zeruja“, was „die mit Mastixbalsam Parfümierte“<br />
bedeutet (NOTH, 227). Diese Bedeutung ist aber bezüglich der Namensträgerin<br />
völlig ohne Nutzen, da man nicht aufgrund des Namens wissen kann,<br />
ob die Namensträgerin die durch den Namen ausgedrückte Eigenschaft tatsächlich<br />
aufweist. Für diese Tatsachenfrage ist die Wortbedeutung des Namens<br />
wertlos, sie verleitet höchstens zu dem falschen Schluß, daß alle, die<br />
Zeruja heißen, mit Mastixbalsam parfümiert sein müßten, obgleich es mit<br />
Sicherheit Zerujas gibt, die nicht mit Mastixbalsam parfümiert sind, sondern<br />
vielleicht mit Moschus oder gar nicht.<br />
Eins der Designata von „Petrus“ ist der Apostel. Aber daß der Apostel Petrus<br />
genannt wird, beruht auf der Willkür derer, die eine referentielle Beziehung<br />
zwischen dem Wort „Petrus“ und ihm hergestellt haben. Die Benennung<br />
besteht nicht zwischen den Wörtern „Petrus“ und „Fels“. Man<br />
darf sich nicht von nachträglichen dogmatischen Bedeutungsverwertungen<br />
wie Mt 16, 18 irremachen lassen.<br />
Wenn die Bedeutung eines Ausdrucks (abgekürzt für den bedeuteten Ausdruck;<br />
s. Kap. 1.3.) angegeben wird, so sind die Eigenschaften des Bedeuteten<br />
stets leicht als sprachlich zu erkennen. Z.B. ist das Genus eine solche<br />
Eigenschaft, die durchaus nicht mit Eigenschaften des Designatums verwechselt<br />
werden darf. „Fels“ ist griechisch feminin, Petrus jedoch nicht.<br />
Grammatische Eigenschaften der Bedeutung und empirische Eigenschaften<br />
des Designatums auseinanderzuhalten, macht Schwierigkeiten, wenn die<br />
Grammatik als Abbild der Natur aufgefaßt wird; z.B. von den Feministen,<br />
die nicht ertragen können, daß das grammatische Geschlecht, eine sprachliche<br />
Eigenschaft, nicht zugleich das natürliche Geschlecht, eine außersprachliche<br />
Eigenschaft, ist. Das wird ihnen immer zu schaffen machen:<br />
„Cur dicite grammatici, cur mascula nomina cunnus,<br />
Et cur femineum mentula nomen habet?“ (CASANOVA, I, 43)<br />
31
Das Geschlecht eines Wortes ist eben etwas völlig anderes als das Geschlecht<br />
eines Menschen. Allein die kuriose Forderung, hier eine „Übereinstimmung“<br />
zu verlangen (wozwischen eigentlich genau?), kann wirklich<br />
nicht ernst genommen werden.<br />
Die Beispiele lassen sich noch reichlich vermehren. Auch daß sich Plurale<br />
ohne weiteres auf Individuen beziehen können (aelohim) und umgekehrt<br />
Singulare auf Vielheiten (der Mensch = alle Menschen) sind hier, neben<br />
vielem anderen, sehr geeignete Beispiele, daß Schlußfolgerungen von der<br />
Bedeutung auf das Designatum in die Irre führen müssen. Doch es ist klar,<br />
daß die Bedeutung eines Namens immer auf derselben Ebene liegt wie das<br />
als Name dienende Wort, während das Designatum metasprachlich um eine<br />
Stufe tiefer liegt.<br />
2.5.6. Name und Existenz<br />
Mit der Referenzfunktion ist zwar gesagt, dank wessen sich Namen auf<br />
ihre Designata beziehen können, damit ist aber noch keineswegs gesagt,<br />
daß mit einem Namen eo ipso stets auch ein Designatum gegeben wäre.<br />
„Ein singulärer Terminus hat immer die Aufgabe, ein Objekt zu bezeichnen,<br />
aber nicht die Macht zu garantieren, daß es das angebliche<br />
Objekt gibt“ (QUINE [1] 254).<br />
Namen wie „Zerberus“ oder „Beelzebub“ mögen zwar den Anschein erwecken,<br />
als ob es Gegenstände geben würde, auf welche diese Namen referieren,<br />
in Wahrheit existieren sie aber nicht. Und auch dies, daß einige<br />
mit diesen Namen etwas meinen, wie wahrscheinlich eingewandt wird,<br />
kann die Existenz der fraglichen Designata nicht herstellen, denn es existiert<br />
auch nicht das Gemeinte.<br />
Derartige leere Namen, deren Designata nicht existieren, weisen darauf<br />
hin, daß bei Namen immer die Frage unvermeidlich ist, was sie bezeichnen,<br />
und ob es das gibt, was sie zu bezeichnen scheinen. Diese Frage kann<br />
nicht durch Betrachtung von Namen allein beantwortet werden.<br />
Doch auch für diejenigen Namen, deren Designata unzweifelhaft existieren,<br />
kann man nicht sagen, daß sie die Existenz ihrer Designata vorausset-<br />
32
zen würden oder auch nur aussagen könnten. Ein Name ist ein Elementarausdruck,<br />
aber keine Existenzaussage. Er kann deshalb Existenz weder<br />
ausdrücken noch voraussetzen.<br />
Wenn es sich anders verhielte, würde die paradoxe Situation eintreten, daß<br />
eine Existenzaussage, die einen Namen enthält, die Existenz seines Designatums<br />
verdoppelt, oder, wenn diese Aussage negiert ist, würde die Existenz<br />
des Designatums vorausgesetzt und gleichzeitig verneint (CARLS,<br />
550f). So würde gemäß ersterem:<br />
Zerberus existiert,<br />
dem durch den Namen schon als existierend vorausgesetzten Zerberus<br />
noch ein zweites Mal Existenz zugesprochen, und gemäß letzterem in der<br />
Aussage:<br />
Zerberus existiert nicht,<br />
die Existenz von Zerberus zugleich vorausgesetzt und negiert.<br />
Diese Paradoxa können nicht auftreten, wenn man die Namen nicht mit<br />
Voraussetzungen betreffs Existenz von Designata belastet. Will man sagen,<br />
daß ein bestimmtes Objekt existiert, dann genügt es nicht, einfach einen<br />
Namen hinzuwerfen, sondern man wird Aussagen formulieren, in denen<br />
Namen und Ausdrücke wie „es gibt“ oder „existiert“ Bestandteile sind.<br />
Eine Existenzaussage hat z.B. diese Form:<br />
Ⅴx<br />
(x = a),<br />
woraus klar hervorgeht, daß es nicht der Name ist, der die Existenzbedeutung<br />
trägt oder tragen könnte, sondern der Quantor (QUINE [5] 131f).<br />
33
2.5.7. Eigennamen und Gattungsnamen<br />
In der Grammatik teilt man die Namen manchmal nach zwei Arten ein, in<br />
Eigennamen, nomina propria, und Gattungsnamen, nomina appellativa.<br />
Der Unterschied zwischen beiden soll darin bestehen, daß Eigennamen Individuen<br />
bezeichnen und Gattungsnamen Gesamtheiten, Kollektionen oder<br />
Klassen von Individuen (BACH, I, 1; Duden, 750. K 316). Für das, was ein<br />
Appellativum bezeichnet, wird, wenn auch nicht einheitlich, meistens eins<br />
von Folgendem angegeben:<br />
eine Klasse (Gattung),<br />
eine Kollektion,<br />
eine Klasse und jedes einzelne ihrer Elemente,<br />
eine Kollektion und jedes einzelne ihrer Elemente.<br />
Unter Klassen werden abstrakte Zusammenfassungen von Objekten verstanden<br />
aufgrund gewisser Eigenschaften, die diesen Objekten zugeschrieben<br />
werden. Als abstrakte Zusammenfassungen sind Klassen zu Zwecken<br />
der Abkürzung vorgenommene sprachliche Operationen (STEGMÜLLER [150-<br />
158). Das Operieren mit Klassen stellt eine sehr ökonomische Sprachform<br />
dar, wenn klar ist, daß die Klassen neben den Elementen, die sie umfassen,<br />
kein Eigendasein führen, sondern als Abstraktion erfunden oder konventionell<br />
festgelegt werden.<br />
Ein Name kann ohne weiteres auch ein Abstraktum wie eine Klasse bezeichnen.<br />
Wenn der herkömmlicherweise als Gattungsname geltende Ausdruck<br />
„Mensch“ die Klasse der Menschen bezeichnen würde, dann könnte<br />
er sich jedoch nicht auf Menschen beziehen. Denn die konkreten Menschen<br />
sind etwas anderes als die Zusammenfassung aller Menschen zu einem<br />
abstrakten Objekt, das realiter gar nicht existiert. Die Klasse der Menschen<br />
ist eine sprachliche Abkürzung, dank welcher über alle Menschen<br />
gesprochen werden kann, ohne jeden einzelnen namentlich extra nennen<br />
zu müssen. Der Ausdruck „Mensch“ kann sich entweder auf Menschen<br />
oder die abstrakte Klasse der Menschen beziehen, aber nicht auf beides zugleich.<br />
Der Ausdruck „Mensch“ kann daher auch nicht die Klasse der Menschen<br />
und jedes ihrer Elemente bezeichnen. Wenn „Mensch“ ein Name für jeden<br />
Menschen wäre, dann auch für Aristoteles. Folglich müßten „Aristoteles“<br />
und „Mensch“ bezüglich Aristoteles äquivalent sein. Wegen der Austauschbarkeit<br />
äquivalenter Namen müßte man statt:<br />
34
Aristoteles ist ein Grieche,<br />
Mensch ist ein Grieche,<br />
sagen können, was aber falsch ist. Demnach kann „Mensch“ kein Name für<br />
jeden Menschen sein, wenn der Ausdruck schon nicht einmal ein Name für<br />
einen Menschen ist.<br />
Im Gegensatz zu Klassen sind Kollektionen, Anhäufungen oder Aggregate,<br />
empirische Objekt, genau wie ihre Elemente, die sie enthalten. Von einer<br />
Kollektion kann immer gesagt werden, was von ihren Elementen gilt, weil<br />
sich diese Elemente zur Kollektion wie Teile zum Ganzen verhalten.<br />
Die Elemente eine Klasse sind demgegenüber keine Teile der Klasse (CAR-<br />
NAP [8] 49f). Wenn eine Kollektion schwarze Steine enthält, dann ist auch<br />
die Kollektion als deren Anhäufung schwarz. Es wäre jedoch ungereimt zu<br />
sagen, daß daß auch die Klasse der schwarzen Steine schwarz wäre, da eine<br />
Abstraktion überhaupt keine Farbeigenschaften haben kann.<br />
Wenn jetzt „Mensch“ die Kollektion der Menschen bezeichnen würde,<br />
dann würde wieder „Mensch“ ein Name für jeden Menschen sein, was<br />
schon durch das Aristoteles-Beispiel ad absurdum geführt ist. Und wenn<br />
„Mensch“ zusätzlich zur Kollektion der Menschen jedes ihrer Elemente<br />
bezeichnen würde, dann würden die Menschen verdoppelt, weil die Kollektion<br />
nichts anderes ist als alle Menschen zusammengenommen, und die<br />
Einzelmenschen nicht zusätzlich zu deren Kollektion existieren.<br />
Diese Gründe genügen inzwischen vollauf, um die Annahme, daß Appellativa<br />
Namen seien, fallenzulassen. In Wahrheit sind die Appellativa keine<br />
Namen, sondern Prädikate (CRESSWELL, 213; VON KUTSCHERA, 39. 64; QUINE<br />
[1] 261-267. 289; SEEBOLD, 117-126). Sie bezeichnen Objekte nicht, sondern<br />
treffen auf Objekte zu (s. Kap. 5.2.). Das ist eine ganz andere semantische<br />
Funktion als das Referieren auf Gegenstände. Entsprechend sind Namen<br />
und Prädikate verschiedene syntaktische Kategorien (s. Kap. 1.2.).<br />
Das falsche Verständnis rührt erstens daher, daß man in der Grammatik die<br />
unterschiedlichsten Ausdrücke nomina zu nennen gewöhnt ist, zweitens<br />
und hauptsächlich aber auch daher, daß man „significare“ rücksichtslos mit<br />
„bezeichnen“ übersetzt (s. Kap. 4.5.8.), weil jedes signum, ohne daß der<br />
hier einschlägigen Semiotik Rechnung getragen würde, einfach als Name<br />
behandelt wird. Doch daß die sogenannten Gattungsnamen keine Namen<br />
sind, wurde bereits in der Scholastik deutlich ausgesprochen, so u.a. von<br />
VINZENZ FERRER (PINBORG [2] 147).<br />
35
So kann jetzt gesagt werden, daß das Prädikat „Mensch“ auf all die Objekte<br />
zutrifft, die die Eigenschaft, Mensch zu sein, haben, wobei diese Eigenschaft<br />
die Intension des Prädikats ist und die Klasse (oder Gattung) der<br />
Objekte, auf die das Prädikat zutrifft, seine Extension (CARNAP [4] 39-42).<br />
Klassen sind also Extensionen von Prädikaten, aber ein Prädikat ist nicht<br />
etwa der Name seiner Extension, sondern die Extension ist der Bereich,<br />
über den das Prädikat läuft (QUINE [1] <strong>100</strong>).<br />
2.5.8. Mehrdeutigkeit von Namen<br />
Nur in einem logischen Modell können singuläre Termini eindeutig sein (s.<br />
Kap. 2.5.1.). Die in der Umgangssprache verwendeten Namen wie „Hans“<br />
sind nicht eindeutig (SEEBOHM, 166), sondern mehrdeutig, homonym, äquivok.<br />
Sie können auch nicht eindeutig gemacht werden, etwa relativ bezüglich<br />
eines Kontextes. Wenn in einer Familie nur einer Hans heißt, ist dieser<br />
Name nicht einmal bezüglich dieser Familie eindeutig, weil dadurch der<br />
Bezug auf außerhalb dieses Kontextes befindliche Designata nicht ausgeschlossen<br />
werden kann.<br />
Namen stellen eher ein Extrembeispiel für Homonymie dar (Eco [2] 54).<br />
Das Funktionieren von sprachlicher Bezugnahme setzt indessen nicht im<br />
geringsten das Vorliegen eindeutiger Relationen zwischen Namen und Designata<br />
voraus. Ein Name erfüllt nicht deswegen seinen Zweck, weil er ein<br />
referentielles Vermögen hätte, sondern weil eine Konvention vermittels<br />
seiner die referentielle Funktion erfüllt.<br />
Mit einem Namen, der seiner Natur nach weder überhaupt ein Designatum<br />
verbürgt, noch ausschließlich ein bestimmtes bezeichnet, kann man, wie<br />
das Phänomen der Pseudonymität, der Falschbenennung zeigt, auch lügen<br />
– wie stets mit allen Arten von Zeichen:<br />
„Eine Zeichen-Funktion liegt immer dann vor, wenn es eine Möglichkeit<br />
zum Lügen gibt“ (ECO [3] 44; [4] 89. 26).<br />
36
2.6. Theologische Konsequenzen<br />
2.6.1. Will man den Ausdruck „Gott“ als Eigennamen etablieren, so<br />
müßte zuerst klar sein, daß er dann nicht ein Name sui generis sein kann,<br />
sondern einer, der wie jeder andere Name funktioniert. Zweitens müssen<br />
die Namenmythen und der Mythos überhaupt, dessen Kern ausgerechnet<br />
Götternamen bilden (BADER, 306), als für das Erkennen der tatsächlichen<br />
Zusammenhänge schädlich beiseite gelassen werden. Demzufolge ist nun<br />
das in den Kapiteln 2.5. bis 2.5.7. Gesagte speziell für „Gott“ geltend zu<br />
machen.<br />
Ein Teilproblem kann dabei bereits als erledigt ausscheiden, die Frage, ob<br />
der Ausdruck „Gott“ eventuell ein Gattungsname sei. Da die für Gattungsnamen<br />
gehaltenen Ausdrücke generell Prädikate sind (s. Kap. 2.5.7.), reduziert<br />
sich die Sachlage darauf, ob die betreffenden hypothetischen Äußerungen<br />
entsprechend der Prädikatsthese interpretiert werden können.<br />
Mit der Terminologie der Namensrelation ist die unbegründete Annahme<br />
eines irrationalen Wesenszusammenhangs zwischen Name und Designatum<br />
grundsätzlich unvereinbar. Der Zusammenhang zwischen Name und<br />
Designatum besteht weder aufgrund der Wortbedeutung des Namens, noch<br />
aufgrund des Wesens, der Natur oder sonstiger Eigenschaften des Designatums,<br />
sondern einzig und allein aufgrund der referentiellen Funktion, die<br />
der Name wegen der Konvention hat, die diese Funktion bewirkt. Damit ist<br />
klar, daß der Ausdruck „Gott“ keinerlei Material oder Quelle darstellen<br />
könnte, um daraus Erkenntnisse über Gott abzuleiten.<br />
Insbesondere ist es abwegig, aus der Etymologie von „Gott“ oder gewisser<br />
Synonyme irgendwelche Eigenschaften oder Merkmale Gottes herauszudestillieren.<br />
Das wäre das gleiche Vorgehen, wenn jemand aus dem Namen<br />
„Tilmann Riemenschneider“ folgern wollte, daß dieser Mann Riemen geschnitten<br />
hätte. Entweder man weiß aus empirischen Gründen, wer oder<br />
was Gott ist, dann braucht man nicht den Namen dazu, oder man weiß<br />
nichts über Gott, dann hilft einem der Name auch nicht weiter.<br />
2.6.2. Desweiteren erledigt sich auch die verschiedentlich aufgeworfene<br />
Frage nach der Adäquatheit von Namen für Gott, bzw. danach, ob Gott<br />
überhaupt mit einem Namen benannt werden kann, der tauglich und der<br />
göttlichen Majestät angemessen erscheint. Wie schon bei PSEUDO-DIONYSIUS<br />
37
AREOPAGITA (De divinis nominibus, 1, 5) und THOMAS VON AQUIN (ST1 qu13<br />
ar1 ag1) ist diese Frage der Benennbarkeit auch in der Gegenwart verneint<br />
worden (DIEKAMP, I, 1, 148; OTT, 29; SCHMAUS, I, 263), wobei hauptsächlich<br />
die folgende thomasische Begründung bedeutsam ist:<br />
„Ad primum ergo dicendum quod ea ratione dicitur deus non habere<br />
nomen, vel esse supra nominationem, quia essentia eius est supra<br />
id quod de deo intelligimus et voce significamus.“ (ST1 qu13 ar1<br />
ra1)<br />
Demnach müßte Gott dann benennbar sein, wenn sein Wesen vollständig<br />
oder mindestens teilweise bekannt wäre. Von andern Objekten müßte umgekehrt<br />
gelten, daß sie deswegen benennbar sind, weil ihr Wesen für hinreichend<br />
bekannt gehalten wird. Das Kriterium für Benennbarkeit wäre somit<br />
der Grad der Bekanntheit der mit Namen versehenen Objekte, welchem<br />
zufolge nur wesensmäßig Erkanntes benannt werden kann und Unerkanntes<br />
solange unbenannt bleibt, bis es vielleicht später einmal erkannt<br />
worden sein wird (ST1 qu 13 ar1 rc; qu12 ar11 rc). Dem muß die Voraussetzung<br />
zugrundeliegen, daß es benennbare und unbenennbare Gegenstände<br />
gäbe.<br />
Spricht man über ein beliebiges Objekt, so ist das nur möglich, wenn es<br />
sprachlich erwähnt wird, und was dazu dient, es sprachlich zu erwähnen,<br />
sind Namen. Daher sind bereits alle Objekte, von denen überhaupt gesprochen<br />
werden kann, benennbar. Also muß auch Gott benennbar sein, denn<br />
über ihn wird ja durchaus gesprochen. Unbenennbar müßten dagegen solche<br />
Objekte sein, über die gar nicht gesprochen werden kann, etwa weil sie<br />
nicht existieren.<br />
Doch auch über nicht existierende Gegenstände, wie z.B. Engel und Dämonen,<br />
kann man ohne weiteres sprechen, u.a. simulierend, so daß sich<br />
nicht einmal Nichtexistenz als Kriterium für Unbenennbarkeit eignet. Es<br />
gibt folglich nichts, was nicht benennbar ist. Auch ein angeblich unbenennbares<br />
Objekt, ist, wenn es als unbenennbar behauptet wird, immer<br />
schon mit einem Namen versehen.<br />
2.6.3. Wie das Problem der Benennbarkeit ist auch das der Adäquatheit<br />
ein Scheinproblem. Ein Name würde demgemäß für adäquat gehalten werden,<br />
wenn er das Wesen seines Designatums vollständig ausdrückt. Das ist<br />
aber nicht möglich, wie bereits ausführlich dargetan, Doch wenn man ein-<br />
38
mal probeweise diese irrige Meinung gelten läßt, dürfte Adäquatheit am<br />
ehesten dort anzutreffen sein, wo zwei Dinge in gewisser Weise übereinstimmen<br />
können. Bei einem Namen ist nur in dem einen Fall Übereinstimmung<br />
möglich, wo das Designatum derselbe sprachliche Ausdruck wie der<br />
Name ist, nur daß sich der Name vom Designatum durch Anführungszeichen<br />
unterscheidet (s. Kap. 2.5.1.): Der Name „„Tertius““ ist für das Designatum<br />
„Tertius“ adäquat.<br />
Wenn statt dessen das Designatum ein anderer sprachlicher Ausdruck ist<br />
oder ein außersprachliches Objekt, dann ist beim besten Willen nicht zu<br />
sehen, wie der Name damit adäquat oder auch nur ähnlich sein soll. Ist<br />
etwa „Hans“ mit Hans ähnlich, ein paar Buchstaben mit einem Menschen?<br />
Daß ein Name für einen Menschen adäquat sei, ist genauso ohne Sinn, wie<br />
daß ein Name für Gott adäquat sei. Denn es ist nicht die Aufgabe von Namen,<br />
mit den Designata mehr oder weniger übereinzustimmen, sondern auf<br />
Designata konventionell zu referieren.<br />
2.6.4. Bei Berücksichtigung der bisher erörterten Aspekte ist die schließlich<br />
entscheidende Frage, ob der Ausdruck „Gott“ als Name überhaupt ein<br />
Designatum hat, noch weitgehend unberücksichtigt gelassen worden. Jetzt<br />
nicht mehr, denn es genügt nicht, daß ein Name bezeichnen kann, es ist<br />
wichtig zu wissen, ob existiert, was der Name zu bezeichnen vorgibt. Dieses<br />
Problem ist empirischer Art. Die Antwort wird sich so gestalten, wie<br />
sich die Tatsachen verhalten. Solange die einfache Tatsachenfrage, ob es<br />
für den Namen „Gott“ ein Designatum gibt, nicht definitiv entschieden zu<br />
werden vermag, bleibt der Vorwurf bestehen, daß der Name „Gott“ höchstens<br />
ein leerer Name wie „Beelzebub“ oder „Zerberus“ sein könne.<br />
Die Theologie ist nicht in der Lage, diese Frage zu beantworten, weil sie<br />
keine empirische Wissenschaft ist. Ihre Aussagen sind analytisch (ZIMMER<br />
[6]), ihr Gegenstand nicht von dieser Welt. Außerdem äußert sich die<br />
Mehrheit der Theologen programmatisch paradox, widersprüchlich, was<br />
jeden Realitätsbezug von vornherein ausschließt (ZIMMER [8]). Die Theologie<br />
wäre darauf angewiesen, den empirischen Nachweis eines Designatums<br />
anderwärts in Auftrag zu geben, womit sie die Verfügungsgewalt über ihren<br />
Zentralterminus und seine Leistung verliert.<br />
Aus diesen Schwierigkeiten gibt es solange kein Herauskommen, wie daran<br />
festgehalten wird, daß der Ausdruck „Gott“ ein Name sein müsse. Entweder<br />
will man, daß der Ausdruck „Gott“ zu den Namen gehört, dann kann<br />
39
man sich nicht von der Verpflichtung dispensieren, ein entsprechendes Designatum<br />
vorzuweisen (GATZEMEIER, I, 128. II, 30), oder man läßt die ganze<br />
Vorstellung vom Namen fallen, dann entledigt man sich auch der mißliebigen<br />
empirischen Verpflichtung.<br />
Aber sans façon zu behaupten, „Gott“ sei ein Name, um das Designatum<br />
dem Glauben oder Unglauben zu überlassen, ist zu wenig, als daß es ernsthafter<br />
Diskussion würdig wäre. Dies umso weniger, als damit der Theologie<br />
nicht einmal gedient wäre, denn die so heraufbeschworene ständige<br />
Kritik, als Zentralterminus nur einen leeren Namen zu haben, führt zu einer<br />
aussichtslosen Lähmung.<br />
Um der Deutlichkeit willen muß noch hinzugefügt werden, daß es hier<br />
nicht darum geht, diese oder jene Annahme über die Existenz Gottes zu<br />
präzipieren, sondern darum, den Umstand zu betonen, daß derjenige, welcher<br />
behauptet, der Ausdruck „Gott“ sei ein Name, sich selbst die Verpflichtung<br />
aufbürdet, ein Designatum nachzuweisen. Diese Verpflichtung<br />
würde er aber nicht dadurch einlösen, daß er auf einen Glauben, den eigenen<br />
oder den anderer, an die Existenz Gottes verweist.<br />
Denn wenn etwas existiert, existiert es auch dann, wenn niemand daran<br />
glaubt, und wenn es nicht existiert, existiert es selbst dann nicht, wenn alle<br />
glauben, daß es existieren würde. Der Glaube kann nicht ersetzen, was hier<br />
erforderlich ist. Und der Glaube an Gott besagt ja auch nichts darüber, ob<br />
der Ausdruck „Gott“ ein Name ist oder nicht.<br />
2.6.5. Es kommen aber noch weitere Schwierigkeiten hinzu, die daher<br />
rühren, daß in der Theologie keine Einhelligkeit besteht, was das Designatum<br />
überhaupt sein könnte. Angenommen, das Designatum wäre das<br />
schlechthinnige Abhängigkeitsgefühl, das einige Menschen verspüren. Gott<br />
wäre dann zumindest nichts vom Menschen Verschiedenes, sondern eine<br />
Eigenschaft von Menschen, und somit auf jeden Fall dem Prädikat<br />
„Mensch“ subordiniert.<br />
Wenn hingegen Gott das primum movens oder die causa prima wäre, und<br />
folglich etwas grundsätzlich sowohl vom Menschen als auch von allem<br />
Bewegten und Verursachten Verschiedenes, dann würde sich der Name<br />
„Gott“ auf etwas dem Menschen Übergeordnetes beziehen, auf ein anderes<br />
Designatum als nach der ersten Annahme.<br />
40
Angenommen ferner, Gott wäre die alles bestimmende Wirklichkeit, etwas,<br />
das alles andere bestimmt, aber nicht von etwas anderem bestimmt wird,<br />
dann würde „Gott“ bloß ein Name für einen Widerspruch sein. Denn die<br />
alles bestimmende Wirklichkeit bestimmt auch sich selbst und gehört damit<br />
nicht mehr zur bestimmenden, sondern zur bestimmten Wirklichkeit<br />
(ZIMMER [4] I, 18f.).<br />
Ebenfalls ein Name für einen Widerspruch wäre „Gott“, wenn er die causa<br />
sui bezeichnen würde. Die causa-Relation ist asymmetrisch, und eine<br />
asymmetrische Relation ist stets irreflexiv. Irreflexivität aber ist die Negation<br />
der causa sui.<br />
Ein wiederum völlig anderes Designatum wäre das, worüber hinaus nichts<br />
Größeres gedacht werden kann. Wegen des quantitativ-metrischen Relationsbegriffs<br />
(maius) würde hiernach „Gott“ ein Name für das maximum<br />
sein (ZIMMER [7] Kap. 5.2.).<br />
Angenommen, Gott wäre das Geheimnis der Wirklichkeit, wie es die Okkulttheologie<br />
will, dann wäre „Gott“ ein Name für das Unbekannte, von<br />
dem auch unbekannt ist, ob es existiert.<br />
Weitere mögliche Designata sind das ganz Andere, das Woher meines Umgetriebenseins,<br />
das, was mich unbedingt angeht.<br />
Selbst wenn man „Gott“ als Name einführen will, verhindert die Unbestimmtheit<br />
des Designatums diese Funktion. Was theologiegeschichtlich<br />
als Menge möglicher Designata erscheint, ist unvereinbar, widersprüchlich.<br />
Was nützt der Name, wenn nicht klar ist, was er bezeichnen soll?<br />
41
3. Der Ausdruck „Gott“ als Kennzeichnung<br />
3.1. Terminologie der Kennzeichnungen<br />
Namen sind, logisch gesehen, einfache singuläre Termini, die sich nicht in<br />
Teile zerlegen lassen. In der logischen Schreibweise werden sie deshalb<br />
mit jeweils einem Zeichen dargestellt, unbeschadet dessen, daß Namen<br />
sonst gewöhnlich aus mehreren Wörtern bestehen. Kennzeichnungen, definite<br />
descriptions (WHITEHEAD / RUSSELL, I, 69-75; HILBERT / ACKERMANN, 131-<br />
137; CARNAP [6] 41ff; ASSER, II, 158-161; BORKOWSKI, 184-188; MARCISZEWS-<br />
KI [2]; BOCHENSKI [4] 79f; SEARLE, 93), sind demgegenüber zusammengesetzte<br />
singuläre Termini, die dadurch Objekte bezeichnen, daß sie diese mittels<br />
einer kennzeichnenden Eigenschaft bestimmen. Sie bestehen aus dem<br />
Kennzeichnungsoperator, Jota-Operator, und einem Prädikat mit Individuenvariable.<br />
Die Form einer Kennzeichnung,<br />
(1) ℩ x (Fx),<br />
hat somit die Bedeutung: Dasjenige Objekt, auf das das Prädikat ... zutrifft.<br />
Setzt man in die durch „F“ bzw. „...“ angedeutete Leerstelle ein Prädikat<br />
ein, z.B. „Verfasser von Waverley“, so erhält man:<br />
(2) ℩ x (x ist Verfasser von Waverley)<br />
(3) Der, der Verfasser von Waverley ist.<br />
(4) Der Verfasser von Waverley.<br />
Eine Kennzeichnung heißt referentiell, wenn es genau ein Objekt gibt, das<br />
die prädikative Bedingung erfüllt (STEGMÜLLER / VARGA, 271). Während Namen<br />
auf Objekte referieren, ohne daß dazu Merkmale dieser Objekte nötig<br />
sind, bezeichnen die Kennzeichnungen gerade mit Hilfe charakteristischer<br />
Eigenschaften, wobei eine Eigenschaft dann charakteristisch ist, wenn sie<br />
auf das zu kennzeichnende Objekt allein zutrifft. Ansonsten spielt es keine<br />
Rolle, welche Eigenschaft genommen wird. Für (4) könnte genausogut<br />
„der Verfasser von Ivanhoe“ gesagt werden. Zur Not erreichen auch mehrere<br />
Prädikate, adjunktiv verbunden, den beabsichtigten Effekt. Jedenfalls<br />
hat auch hier die kennzeichnende Eigenschaft nichts mit dem Wesen zu<br />
tun.<br />
42
3.2. Die These von BOCHENSKI<br />
3.2.1. In bezug auf den syntaktischen Status des Ausdrucks „Gott“ wird<br />
bei BOCHENSKI von der Alternative ausgegangen, daß es sich entweder um<br />
einen Namen handelt oder um eine Kennzeichnung. Für das erste besteht<br />
eine bedeutsame Voraussetzung darin, daß die Verwendung als Name nur<br />
dann möglich ist, „wenn der Benutzer dieses Ausdrucks schon auf Grund<br />
einer gewissen Bekanntschaft ein Wissen von Gott hat“ (BOCHENSKI [3] 64).<br />
Die in dieser Weise einschlägige epistemologische Situation der Benutzer<br />
erweist sich somit als derart, daß hauptsächlich nur Propheten oder Autoren<br />
heiliger Schriften autorisiert zu sein scheinen, den Ausdruck „Gott“ als<br />
Name zu gebrauchen, weil die Gläubigen von ihnen annehmen, daß jene<br />
eine direkte Erfahrung von Gott gehabt hätten.<br />
Hieraus erhellt wieder der Gesichtspunkt, daß für die Namensthese empirisches<br />
Wissen verlangt wird (s. Kap. 2.6.4.), ungeachtet dessen, ob man bei<br />
Propheten solches Wissen vorauszusetzen berechtigt ist. Bei denjenigen<br />
aber, die weder Autoren heiliger Schriften noch Propheten sind, und diese<br />
machen auf jeden Fall die große Mehrheit der Gläubigen aus, kann Wissen<br />
von Gott kraft eigener Bekanntschaft nicht angenommen werden.<br />
„Obwohl ernsthafte empirische Untersuchungen auf diesem Gebiet<br />
fast völlig fehlen, scheint es doch, daß die Mehrheit der Gläubigen,<br />
wie sie heute nun einmal ist, keinerlei wirkliche Erfahrung von<br />
Gott besitzt. Sie beten zu ihm, verehren ihn, aber so, wie sie ihn<br />
kennen, und nichts in ihren Erklärungen gibt Anlaß zu der Annahme,<br />
daß sie bei einem Akt des Gebetes oder anderen religiösen<br />
Handlungen auch nur irgend etwas über Gott wissen, als was sie<br />
bereits aus G [d.h. aus dem durch die Tradition vorgegebenen Glaubensgehalt]<br />
kennen.“ (BOCHENSKI [3] 65f)<br />
Was von Gott gesagt wird, ist daraus geschöpft, was andere schon vorher<br />
gesagt hatten, und diese berufen sich wiederum auf Vorgänger und Tradenten,<br />
so daß immer nur „dasselbe anders“ gesagt wird, ohne daß überprüfbare<br />
Erfahrung von Belang wäre. Es ist nicht einmal entscheidend, ob zutrifft,<br />
daß die Gläubigen heutzutage kein Wissen von Gott aus persönlicher<br />
Erfahrung haben, es genügt bereits, daß kein empirisches Wissen von Gott<br />
nachweisbar ist, wie nicht zuletzt am Beispiel der Existenz Gottes unmittelbar<br />
einleuchtet (ZIMMER [7] Kap. 6. u. 7.; [8] 81-86).<br />
Da also der Ausdruck „Gott“ in Ermangelung eines nachgewiesenen De-<br />
43
signatums kein echter Name sein kann, muß er eine Kennzeichnung sein,<br />
und damit<br />
„eine Abkürzung für eine Einsetzung in die Formel<br />
⋂ x f(x),<br />
in der für „f“ die Vereinigung aller Prädikate einzusetzen ist, die<br />
Gott durch den entsprechenden G [d.h. Glaubensgehalt] zugeordnet<br />
werden.“ (BOCHENSKI [3] 66)<br />
Das Zeichen „ ⋂“ ist hier der Kennzeichnungsoperator ( ℩)<br />
und „f“ gibt die<br />
Prädikatsstelle an, die vorhin mit „F“ bezeichnet worden war, so daß die<br />
Formel dasselbe besagt wie (1) in Kapitel 3.1.<br />
3.2.2. Gegen diesen Vorschlag ist, nachdem die Kennzeichnung als Appellativum<br />
mißverstanden wurde (KAEMPFERT, 26), der Einwand vorgebracht<br />
worden, daß diese Kennzeichnung „auch wieder eine Abkürzung“<br />
sei, wodurch das Problem entstünde, „wie dieses „f“ zustande kommen<br />
soll, wie also die „Vereinigung aller Prädikate“ so geschehen soll, daß sich<br />
daraus eine Kennzeichnung ergibt (SCHUPP, 146). Es würde den Anschein<br />
haben, daß die Vereinigung keine Kennzeichnung mehr ergäbe, „da die<br />
Vereinigung selbst bereits weder als logische Summe noch als logisches<br />
Produkt von Sätzen oder Klassen von Sätzen anzusehen sein dürfte“, weswegen<br />
der Ausdruck „Gott“ nicht als Kennzeichnung gelten könne.<br />
Hierzu ist zu sagen, daß dieser Einwand fehlgeht, weil er auf Unzutreffendem<br />
in Hinsicht auf Kennzeichnungen beruht. Es steht nämlich terminologisch<br />
fest, daß ein Ausdruck weder aufgrund der Art gewisser Prädikate<br />
noch ihrer Zusammensetzung eine Kennzeichnung ist, sondern aufgrund<br />
des Kennzeichnungsoperators. Deshalb ist es für eine Kennzeichnung, die<br />
durch diesen Operator eben als solche kenntlich ist, völlig unerheblich,<br />
was für charakteristische Prädikate substituiert werden. Wie eine Vereinigung<br />
von Prädikaten zustandekommt, ist für die Frage, ob ein Ausdruck eine<br />
Kennzeichnung ist oder nicht, ganz irrelevant.<br />
Trotzdem kann ohne weiteres gezeigt werden, wie die Vereinigung, von<br />
der Bochenski spricht, möglich ist. Es seien D1, D2, D3, ..., Dn die Prädikate,<br />
die Gott kanonisch zugeschrieben zu werden pflegen, z.B. „allmächtig“,<br />
„ewig“ usw. Die Vereinigung oder logische Summe dieser Prädikate,<br />
44
Daß der Ausdruck „Gott“ nicht logisch eingeführt werden könne, weil er<br />
nichts bezeichne (WESSEL, 126-130, wo BOCHENSKI O.P. als „Jesuitenpater“<br />
tituliert wird), ist daher unrichtig. Denn ob existiert, was ein Ausdruck bezeichnet,<br />
ist eine außerlogische Frage; die Logik sagt nichts über die Welt<br />
(CARNAP [9] 128; HUGHES, 38; SINOWJEW / WESSEL, 24-28. 39).<br />
Wenn gesagt wird, daß der Ausdruck „Gott“ als Kennzeichnungsprädikat<br />
zu verwenden sei, so ist praktisch alles getan, was zu einer logischen Einführung<br />
nötig ist. Er ist vollständig syntaktisch und semantisch klassifiziert.<br />
Folglich kann die Behauptung, es gäbe keinen Gott, und deswegen<br />
sei der Ausdruck logisch nicht einführbar, höchstens ein atheistisches Votum<br />
sein, aber keine Begründung dafür, daß der Ausdruck logisch nicht<br />
einführbar wäre.<br />
Ob es Gott gibt, spielt für den Ausdruck „Gott“ keine Rolle. Es könnte deshalb<br />
sogar eingeräumt werden, daß „Gott“ ein leerer Name ist, gleichgültig<br />
aus welchen Gründen. Dann kann er – einschließlich seiner Leerheit – eliminiert<br />
werden.<br />
48
4. Der Ausdruck „Gott“ als Synkategorema<br />
4.1. Einführung<br />
Die Versuche, das Wort „Gott“ als synkategorematischen Ausdruck aufzufassen,<br />
sollen, so sagt es EBELING, auf einen Hinweis von PAUL LORENZEN zurückgehen,<br />
nach welchem das Wort „Gott“ seine Bedeutung erst durch die<br />
Redewendung erhielte, in der es gebraucht wird (EBELING [2] 416, Anm. 12;<br />
RENDTORFF, T., 30; SCHUPP, 141, Anm. 1). Deswegen sei es, statt als Autosemantikon,<br />
als Synsemantikon zu klassifizieren, wobei die Ausdrücke „synsemantisch“<br />
und „synkategorematisch“ anscheinend dasselbe bedeuten<br />
sollen (s. Kap. 4.3.).<br />
Von EBELING ist dies zu der Annahme verwandt worden, daß der Logiker in<br />
dieser Weise die „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ begründen würde, d.h. die<br />
„Nichtdefinierbarkeit Gottes“ soll nach dieser Meinung damit begründet<br />
werden können, daß der Ausdruck „Gott“ als Synsemantikon vorgestellt<br />
wird, was jedoch völlig falsch ist (s. Kap. 4.6.).<br />
Ausdrücklich hat KA<strong>MB</strong>ARTEL die These aufgestellt, daß der Ausdruck<br />
„Gott“ ein Synkategorema wäre. Darauf scheinen sich, ohne daß nennenswerte<br />
Modifikationen vorgenommen worden wären, die Annahmen<br />
SCHUPPS zu beziehen, und auf beide wiederum die TRACKS. Von allen drei<br />
Vertretern wird betont hervorgehoben, daß „synkategorematisch“ in speziell<br />
logischem Sinn zu verstehen sei (KA<strong>MB</strong>ARTEL, 32; SCHUPP, 143; TRACK,<br />
159f). Später tauchen diese Vorstellungen u.a. bei HASENHÜTTL, 223, und<br />
JONES, 229, auf.<br />
4.2. Die These von KA<strong>MB</strong>ARTEL<br />
Eine mittelbare Zweckcharakterisierung dieser These ist, daß sie durch<br />
„Veränderung der Rede von Gott“ zur entmythologisierten Theologie beitragen<br />
soll, und zwar durch „Aufhebung des darin noch enthaltenen mythologisch<br />
begründeten Heidentums“ (KA<strong>MB</strong>ARTEL, 35). Demnach werden<br />
49
sowohl Motiv wie Intention folgendermaßen angegeben:<br />
„Wird das Wort „Gott“ selbständig als Eigenname oder als Prädikator<br />
verwendet, so sei von einem heidnischen Gebrauch von „Gott“,<br />
mit (nur) anderen Worten: von einem heidnischen Gottesverständnis<br />
die Rede. Insofern ein christliches Gottesverständnis jedenfalls<br />
nicht heidnisch ist, muß eine christliche Lebensorientierung, wenn<br />
sie den Terminus „Gott“ noch verwenden will, einen Weg finden,<br />
dieses Wort weder als Eigenname noch als Prädikator einzuführen.“<br />
(32f)<br />
Eine explizite Begründung, warum der Gebrauch des Ausdrucks „Gott“ als<br />
Eigenname oder als Prädikat für „heidnisch“ deklariert wird, fehlt. Jener<br />
Weg, der die heidnischen Gefahren zu vermeiden verspricht, ist der, dem<br />
Wort „Gott“ eine „synkategorematische Verwendung“ zu geben, worunter<br />
dies zu verstehen sei:<br />
„Eigennamen und Prädikatoren finden als selbständige Aufbaubestandteile<br />
von Sätzen Verwendung. Sprachliche Ausdrücke, die nur<br />
in einem komplexen Wortverband sinnvoll gebraucht werden können,<br />
heißen in der heutigen Logik im Anschluß an einen mittelalterlichen<br />
Sprachgebrauch synkategorematische Ausdrücke. So ist<br />
z.B. das Wort „entweder“ ein synkategorematischer Ausdruck, weil<br />
es ohne das nachgestellte dazugehörige „oder“ keine Bedeutung<br />
hat. Ähnlich steht es mit den Worten, aus denen sich Heideggers<br />
Terminus „in der Welt sein“ oder die Aufforderung „fang an“ zusammensetzen,<br />
weil diese Ausdrücke wohl nicht auf Grund isolierter<br />
Einführung in den Gebrauch von „in“, „der“, „Welt“ und „sein“<br />
bzw. „fang“ und „an“ verständlich werden.“<br />
Bei dieser Meinung findet eine indirekte Bezugnahme auf OCKHAM statt:<br />
„Die mittelalterliche Logik (z.B. Ockham) nannte „synkategorematisch“<br />
jene Ausdrücke, denen erst im Zusammenhang mit Prädikatoren<br />
im Rahmen des syllogistischen Urteils eine Bedeutung zukommen<br />
sollte. In diesem Sinne gelten dann alle logischen Ausdrücke,<br />
zum Beispiel „alle“, und „einige“ als Synkategoremata.“<br />
(KA<strong>MB</strong>ARTEL, 33, Anm. 5)<br />
Als synkategorematische Verwendung des Wortes „Gott“ wird der prädikative<br />
Ausdruck „Leben in Gott“ angegeben. „Ein Synonym zu „Leben in<br />
Gott“ soll „gemäß der christlich-theologischen Formel „Gott ist die Liebe“<br />
50
„Die kategorematischen Ausdrücke haben eine bestimmte und feststehende<br />
Bedeutung (Nomen, Verbum). Die synkategorematischen<br />
Ausdrücke haben keine bestimmte und feststehende Bedeutung,<br />
und sie bedeuten auch nicht gewisse Dinge, die von den durch Kategoremata<br />
bedeuteten verschieden sind.“ (Vgl. OCKHAM, Summa<br />
logicae, I, 4, 3-9)<br />
Daß der Ausdruck „Gott“ als Synkategorema verstanden werden müsse,<br />
lautet jetzt: „Das Wort „Gott“ ist in diesem Gebrauch kein Autosemantikon,<br />
sondern ein Synsemantikon.“ (SCHUPP, 141) Als „logische Voraussetzung“<br />
dieser Behauptung wird diese angegeben: „In christlich theologischem<br />
Gebrauch ist das Wort „Gott“ bestimmt durch den (jeweiligen) Gebrauch<br />
der Worte „Freiheit“ und „Zukunft“.“ Die zweite Aussage „behauptet<br />
die Unumkehrbarkeit eines Funktionszusammenhangs“, der die logische<br />
Voraussetzung der ersten Aussage sein soll.<br />
„Dieser Funktionszusammenhang besagt, insofern „Freiheit“ im<br />
christlichen Gebrauch wiederum bezogen ist auf „Zukunft“, daß in<br />
der jeweiligen Interpretation des „Eschatos-Logos“ die Interpretation<br />
von „Theos“ enthalten ist und letztere nicht unabhängig von<br />
ersterer gesehen wer kann.“ (143)<br />
4.4. Die These von TRACK<br />
Ähnlich wie bei KA<strong>MB</strong>ARTEL und SCHUPP werden auch bei TRACK jene Ausdrücke<br />
„synkategorematisch“ genannt, „die erst im Zusammenhang mit<br />
Prädikatoren oder Eigennamen eine vollständige Bedeutung erhalten“<br />
(TRACK, 159). Während aber dort den Synkategoremata „keine selbständige“<br />
Bedeutung zugeschrieben worden war, sollen sie hier „keine vollständige“<br />
haben.<br />
Doch scheint auch dies keinen wesentlichen Unterschied auszumachen, da<br />
überall dasselbe Beispiel, HEIDEGGERS „in der Welt sein“, beigezogen wird<br />
(TRACK, 160. 219). Zu den synkategorematischen Ausdrücken, „die nur in<br />
einem komplexen Wortverband sinnvoll gebraucht werden können“ (219),<br />
sollen „neben den situationsbedingten Kennzeichnungen und den Indikatoren<br />
die logischen Partikel und die Präpositionen“ gehören (159).<br />
52
„Ihre Durchschlagskraft“ (228) würde die Synkategoremathese nach Meinung<br />
von TRACK aufgrund der folgenden vier Punkte gewinnen:<br />
(1) „Die Bestimmung des Wortes Gott als synkategorematischer<br />
Ausdruck enthebt der Schwierigkeiten, die durch die Behauptung<br />
der Existenz und des Wirkens einer transzendenten Macht entstehen.“<br />
(227)<br />
(2) Diese These „verzichtet auf allgemeines Reden über Gott“, weil<br />
es „wenig sinnvoll“ sei, „allgemein über das Wort Gott zu sprechen“,<br />
sondern es gelte, „das christliche Reden von Gott als konkretes<br />
Reden beim Wort zu nehmen“, derart, daß der „je geschichtliche<br />
Kontext, die geschichtlichen Sprachspiele und Lebensformen“<br />
„über den Sinn des Wortes Gott“ entscheiden würden, so daß<br />
z.B. von „der von Jesus ausgehenden Geschichte (Ostern) erfahren<br />
werden könne, „was das Wort Gott meint“.<br />
(3) Die These sei „kritisch gegenüber jedem unhinterfragbarem Autoritätsanspruch<br />
und gegen jede Vertröstung auf ein Jenseits“.<br />
(4) Schließlich würde sie erlauben, „eine für jeden verstehbare Bedeutung<br />
des Redens von Gott anzugeben“ (228).<br />
Ungeachtet dieser „durchschlagenden“ Punkte sei es jedoch „mindestens<br />
grammatikalisch verwunderlich, daß der oberflächengrammatische Gebrauch<br />
des Wortes Gott (als Eigenname und Kennzeichnung) so stark vom<br />
tiefengrammatischen Gebrauch (als synkategorematischer Ausdruck in der<br />
Interpretation dieser Theorie) abweicht“ (229).<br />
Explizit lautet die These von TRACK so:<br />
„Das Wort Wort „Gott“ kann im christlichen Sprachgebrauch als<br />
ein synkategorematischer Ausdruck aufgefaßt werden, der auf eine<br />
bestimmte Daseins- und Handlungsorientierung hinweist. Das<br />
Wort hat in diesem Zusammenhang demonstrative und integrierende<br />
Funktion. [...] Will man von Gott darüber hinaus als von einem<br />
Eigennamen reden, dann wird man sagen, daß Gott zu dieser Daseins-<br />
und Handlungsorientierung ruft und ermächtigt.“ (216)<br />
Hieraus ist offenbar zu entnehmen, daß sich die Varianten, das Wort<br />
„Gott“ als Synkategorema oder als Name zu verstehen, wie es scheint,<br />
komplementär verhalten, so daß der Ausdruck „Gott“ (tiefengrammatisch)<br />
53
als Synkategorema „und darüber hinaus“ (oberflächengrammatisch) als<br />
singulärer Terminus gelten können soll.<br />
4.5. Terminologie der Synkategoremata<br />
4.5.1. Überblick<br />
Für die synkategorematischen Ausdrücke gibt es eine Terminologie, die,<br />
zuerst in grammatischer Hinsicht, bis in die Antike zu PRISCIAN zurückreicht<br />
(KRETZMANN [3] 211-215; O’DONNELL, 47; PINBORG [1] 31; ROOS 110;<br />
ZIEHEN, 584, Anm. 8). Die Angabe bei PAPE / SENGEBUSCH, II, 966, daß der<br />
Ausdruck „Synkategorema“ bis auf ARISTOTELES zurückzuführen sei, ist dagegen<br />
nicht verbürgt. Auch im Index Aristotelicus von BONITZ fehlt das<br />
Lemma. Als Entsprechung für „Synkategorema“ bei ARISTOTELES ist aber<br />
am ehesten „συνδεσμός“ (Poetik, 20, 1456b38) anzusehen (KRETZMANN [1]<br />
363a).<br />
Nicht hierher gehören die Verbformen „συγκατεγορέω“ in der Bedeutung<br />
„simulaccuso“, die sich bei DEMOSTHENES findet, und das Substantiv „συγκατηγόρησις“<br />
mit der Bedeutung „accusatio“ in den Scholien zu den<br />
Equites von ARISTOPHANES (Thesaurus, VII, 965; PASSOW / ROST, II/2,<br />
1592b). Auch das Passiv „συγκατεγοροῦ μαι“ in der Bedeutung „simul iudicor<br />
vel praedicor vel intellegor“ bei APOLLONIUS DYSKOLOS (Περὶ συντάξεως,<br />
12, vgl. Fragmenta, 257) ist hier nicht einschlägig.<br />
Die Scholastiker haben den Term „Synkategoremata“ direkt von PRISCIAN<br />
übernommen (KRETZMANN [1] 373; DE RIJK [1] I, 22). (Nach MANTHEY, 38,<br />
sollen die Lateiner die Einteilung der Satzteile in Subjekte, Prädikate und<br />
Synkategoremata jedoch erst von AVERROES (1126-1198) übernommen haben.)<br />
Die von PRISCIAN ausgehende Terminologie der Synkategoremata ist<br />
später in speziell logischer Hinsicht ausführlich ausgearbeitet worden, und<br />
zwar derart, daß darunter die logischen Konstanten verstanden wurden.<br />
Spezielle Traktate de syncategorematibus, außer denen in den logischen<br />
Summen, z.B. von OCKHAM, stammen neben der ersten Abhandlung durch<br />
WILHELM VON SHYRESWOOD u.a. auch von ROBERT KILWARDBY, HEINRICH VON<br />
GENT (um 1217-1293) oder WALTER BURLEIGH (1273-1357). Die Terminolo-<br />
54
gie der synkategorematischen Ausdrücke ist somit außerordentlich fest und<br />
ziemlich unabhängig von den verschiedenen philosophischen Schulen.<br />
In den referierten Thesen (s. Kap. 4.1. bis 4.4.) scheint aber etwas anderes<br />
angenommen zu werden. Es ist deshalb besonders wichtig, diese Unterschiede<br />
genau herauszustellen. Um dafür das nötige Material bereitzuhaben,<br />
wird jetzt die Terminologie der Synkategoremata, wie sie in der Geschichte<br />
der Logik deutlich vorliegt, dargestellt. Gleichzeitig werden sich<br />
daraus auch die wesentlichen Kriterien zur Überprüfung jener Thesen ergeben,<br />
und auch zur Überprüfung, ob die dort vorgenommene Berufung auf<br />
OCKHAM oder die Scholastik im allgemeinen zu Recht besteht. Außerdem<br />
stellt die historisch sehr weitgespannte, und doch überwiegend einheitliche<br />
Terminologie schon durch sich selbst ein überaus bedeutsames Element<br />
dar hinsichtlich der Ausgangsfrage, ob oder inwiefern es überhaupt möglich<br />
wäre, den Ausdruck „Gott“ unter die Synkategoremata zu rechnen.<br />
4.5.2. PRISCIAN<br />
Das vermutlich früheste Vorkommen des Ausdrucks „Synkategoremata“<br />
begegnet bei PRISCIANUS CAESARIENSIS, um 500 Lehrer der lateinischen Sprache<br />
in Byzanz. Die einschlägige Stelle in den Institutiones grammaticae,<br />
dem für Jahrhunderte maßgeblichen Standardwerk, lautet:<br />
„Partes igitur orationis sunt secundum dialecticos duae, nomen et<br />
verbum, quia hae solae etiam per se coniunctae plenam faciunt orationem,<br />
alias autem partes ‚syncategoremata‘, hoc est consignificantia,<br />
appellabant.“ (2, 15: I, 54)<br />
Sowohl für „syncategoremata“ als auch für die lateinische Entsprechung<br />
„consignificantia“ handelt es sich hier um die einzige Belegstelle. Die erwähnten<br />
dialectici sind nicht genauer bekannt (O’DONNELL, 47), es könnten<br />
jedoch die Stoiker gemeint sein (BOEHNER [3] 20; PRANTL, II, 150).<br />
Der Textstelle ist zu entnehmen, daß unter synkategorematischen Ausdrükken<br />
Wörter solcher Wortarten verstanden wurden, mit denen allein keine<br />
Sätze gebildet werden können. Synkategoremata sind demnach eine grammatische<br />
Kategorie, welche die Wortarten außer nomina und verba umfaßt.<br />
55
4.5.3. De generibus et speciebus<br />
Eine etwas genauere Bestimmung der Synkategoremata findet sich in der<br />
wahrscheinlich GAUSLENUS VON SOISSON (1125-1151 Bischof) oder einem<br />
seiner Schüler zuzurechnenden Schrift De generibus et speciebus (PRANTL,<br />
II, 143-153; UEBERWEG / GEYER, 211f), wo unter ausdrücklichem Bezug auf<br />
die vorhin zitierte Stelle PRISCIANS gesagt wird:<br />
„Mihi autem videtur quod praedicari est principaliter significari per<br />
vocem praedicatam; subjici vero, significari principaliter per vocem<br />
subjectam, et hoc quodammodo videor habere a Prisciano,<br />
quod in tractatu orationis ante nomen dicit praepositiones et conjunctiones<br />
syncategoreumata, id est consignificantia. Scimus autem<br />
syn apud graecos cum praepositionem significare, categorare (Sic.<br />
cod.) autem praedicari; unde categoriae praedicamenta dicuntur.“<br />
(531f)<br />
Die bei PRISCIAN noch nicht eigens als Synkategoremata klassifizierten<br />
Wortarten sind hiernach die Präpositionen und Konjunktionen. Und die<br />
Bedeutung von „synkategorematisch“ scheint ungefähr mit „das, was mit<br />
etwas anderem zusammen von etwas ausgesagt (prädiziert) wird“ erklärt<br />
zu werden. Das ist auch der Sprachgebrauch, der sich in den Wörterbüchern<br />
findet (LIDDELL / SCOTT, II, 1664; PAPE / SENGEBUSCH, II, 966; PASSOW /<br />
ROST, II/2, 1592b; GEORGES, I, 1526; II, 2992).<br />
4.5.4. Introductoria dialectice<br />
Die inzwischen herausgestellte Bedeutung der synkategorematischen Ausdrücke<br />
findet man auch noch um 1200, wie aus einem von GRABMANN mitgeteilten<br />
Initium eines anonymen Kompendiums der Logik, Introductoria<br />
dialectice betitelt, hervorgeht:<br />
„Nam ea adverbia, que subici non possunt, et conjunctiones et<br />
praepositiones et interjectiones non sunt partes orationis, sed colligamenta<br />
partium orationis i.e. synchathegoremata quasi consignificata<br />
propter exilitatem sue significationis.“ (GRABMANN, 1399)<br />
56
Zu den Synkategoremata werden hier außer den Präpositionen und Konjunktionen<br />
noch die Adverbien und Interjektionen gezählt. Sie haben im<br />
Satz verbindende Funktion, was allerdings für die Interjektionen nicht ohne<br />
weiteres einleuchten will.<br />
4.5.5. Fallacie Parvipontane<br />
Weiteren Aufschluß ermöglicht eine Stelle aus den Fallacie Parvipontane,<br />
einer von DE RIJK edierten anonymen, logischen Abhandlung über die<br />
Trugschlüsse, die in das späte 12. Jahrhundert datiert:<br />
„Non solummodo in declinabilibus, verum etiam in sincathegoreumatibus<br />
huiusmodi deceptiones proveniunt. Sunt enim quedam varias<br />
consignificationes habentia variis adiuncta. Hec enim prepositio<br />
‚de‘ quandoque est materiale, ut ‚istud est de ferro‘; quandoque<br />
locale, ut ‚iste venit de scolis‘; quandoque causale, ut ‚lis est de<br />
paupere regno‘; quandoque personale, ut ‚iste loquitur de Socrate‘;<br />
quandoque finale, ut ‚iste studet de dialectica‘, idest hunc appetit<br />
finem quod fit dialecticus.“ (DE RIJK [1] I, 559; vgl. 127. 136)<br />
Die inzwischen von logischem Interesse geleitete thematische Untersuchung<br />
der Trugschlüsse durch Äquivokation hatte nämlich ergeben, daß<br />
besonders die Synkategoremata aufgrund ihrer Mehrdeutigkeit solche<br />
Trugschlüsse verursachen. Ein Synkategorema ist solange mehrdeutig, als<br />
es nicht durch seinen jeweiligen Kontext in seinem modus, und damit in<br />
seiner Funktion und Bedeutung bestimmt wird. So bestimmt sich z.B. die<br />
Bedeutung der Präposition „de“ (bzw. die der außerdem noch erörterten<br />
Präpositionen „in“, „cum“, „super“, „pro“ und „propter“) je nachdem, ob<br />
sie dem Kontext gemäß material, lokal, kausal, personal, final usw. aufgefaßt<br />
werden muß.<br />
Insofern könnte man sagen, daß die Bedeutung der Synkategoremata kontextabhängig<br />
ist, da der Kontextbezug die Mehrdeutigkeit auf Eindeutigkeit<br />
oder zumindest einen geringeren Grad an Mehrdeutigkeit reduziert.<br />
Aber der Kontext kreiert keine Bedeutung, die nicht schon durch das semantische<br />
Potential der Teilausdrücke vorgegeben ist. Der Kontext hilft,<br />
eine im Sprachsystem mögliche Bedeutung aktuell zu bestimmen oder auszuwählen.<br />
57
4.5.6. PETER ABAELARD<br />
Der Übergang von der grammatischen Kategorisierung der Synkategoremata<br />
in gewisse indeklinable Wortarten zu einer logischen läßt sich insbesondere<br />
bei ABAELARD (1079-1142) erkennen, dessen subtilitas ingenii auch<br />
in dieser Frage weiterführt, obwohl der Ausdruck „Synkategoremata“ in<br />
der Dialectica nicht vorkommt.<br />
In betreff der significatio von Konjunktionen und Präpositionen, die von<br />
Anfang an als Synkategoremata gegolten hatten, neigt er der Meinung derjenigen<br />
Grammatiker zu, die auch Beiträge zur Logik leisten (grammaticis<br />
consentientes qui etiam logicae deserviunt). Neben seiner eigenen nennt<br />
ABAELARD noch andere Auffassungen über die significatio von Präpositionen<br />
und Konjunktionen, so daß man sagen kann, daß in den sogleich zu zitierenden<br />
Stellen bereits die wesentlichen Ansichten über die significatio<br />
der Synkategoremata angedeutet sind, die durch die späteren Scholastiker<br />
dann ausführlicher erörtert wurden. Und zwar lauten diese Stellen in Teil I,<br />
Buch III der Dialectica folgendermaßen:<br />
„Oportet enim ut etiam per se dictae coniunctiones vel praepositiones<br />
aliquam significationem habeant. [...] Qui autem intellectus ab<br />
huiusmodi dictionibus designentur, non est facile declarare; [...]<br />
Sunt autem quibus videantur huiusmodi dictiones solos intellectus<br />
generare nullamque rem subiectam habere, sicut et de propositionibus<br />
concedunt. [...] Sunt etiam nonnulli qui omnino a significativis<br />
huiusmodi dictiones removisse dialecticos astruant. [...] Illa ergo<br />
mihi sententia praelucere videtur, ut grammaticis consentientes qui<br />
etiam logicae deserviunt, has quoque per se significativas esse confiteamur,<br />
sed in eo significationem earum esse dicamus, quod quasdam<br />
proprietates circa res eorum vocabulorum quibus apponuntur<br />
praepositiones, quodammodo determinent; [...] Coniunctiones quoque,<br />
dum quidem rerum demonstrant coniunctionem, quamdam circa<br />
eas determinant proprietatem; veluti cum dio: ‚homo et<br />
equus currit‘, per ‚et‘ coniunctionem simul eos in cursu uno ac<br />
per ‚et‘ ipsum quamdam simul demonstrationem facio.“ (1, 118-<br />
120)<br />
Über die significatio von Konjunktionen und Präpositionen liegen hier<br />
zwei Fragen zugrunde, nämlich ob diese Ausdrücke significatio haben,<br />
und, wenn das bejaht werden sollte, von welcher Art diese ist. Diesbezüglich<br />
werden drei Meinungen angeführt:<br />
58
(1) Von Präpositionen und Konjunktionen gilt, wie auch von Aussagen,<br />
daß sie Bedeutung haben (solos intellectus generare), aber<br />
nicht auf Gegenstände referieren (nullamque rem subiectam habere).<br />
(2) Diese Ausdrücke haben keine significatio.<br />
(3) Die Präpositionen haben significatio, derart, daß die significationes<br />
gewisse Eigenschaften (quasdam proprietates) derjenigen<br />
Dinge bestimmen (determinent), auf welche sich die von den Präpositionen<br />
gelenkten Wörter beziehen (apponuntur); ebenso die<br />
Konjunktionen, da sie eine Eigenschaft bestimmen (determinant<br />
proprietatem), indem sie auf die Verknüpfung von Dingen verweisen<br />
(rerum demonstrant coniunctionem).<br />
Nach ABAELARDS Ansicht (3) ist die significatio der Präpositionen und Konjunktionen<br />
keine Bezeichnung von Objekten, sondern eine determinatio<br />
von Eigenschaften der Dinge, auf die konjunktional oder präpositional Bezug<br />
genommen wird. In seinem Beispiel „homo et equus currit“ bestimmt<br />
„und“ die Verbindung von einem Menschen und einem Pferd bezüglich<br />
Laufen. Das „und“ bezieht sich nicht auf die Verbindung der Termini „homo“<br />
und „equus“, sondern auf die Verbindung der Signifikate dieser Termini.<br />
Dies scheint ein Nachteil dieser Ansicht zu sein, denn die so vorgestellte<br />
significatio der Konjunktionen und Präpositionen erlaubt keine klare Abgrenzung<br />
zur significatio der Termini (Subjekte und Prädikate). Wenn die<br />
präpositionale und konjunktionale Signifikation Eigenschaften bestimmt,<br />
dann fällt sie fast ganz mit der prädikativen zusammen, da Prädikate Eigenschaften<br />
ausdrücken (s. Kap. 5.2.)<br />
Aus diesem Grund kann die Signifikation der Synkategoremata nicht so<br />
verstanden werden. Da die Synkategoremata keine Termini sind, kann auch<br />
ihre significatio nicht die von Termini sein. Auch die Meinung (2) ist nicht<br />
geeignet, hauptsächlich, weil sie zu undeutlich ist.<br />
Dagegen enthält die von ABAELARD angeführte Meinung (1), die er zwar<br />
selbst nicht vertritt, vermutlich weil er in den synkategorematischen Ausdrücken<br />
noch nicht eines der Hauptthemen der Logik gesehen hat (BOCHEN-<br />
SKI [2] XXI), die zwei für alles Folgende grundlegenden Gesichtspunkte:<br />
Erstens, daß die Synkategoremata auf jeden Fall Bedeutung haben, und<br />
59
zweitens, daß Bedeutung haben nicht dasselbe ist wie Gegenstände bezeichnen.<br />
4.5.7. WILHELM VON SHYRESWOOD<br />
Die höchstwahrscheinlich erste speziell thematische Abhandlung über die<br />
synkategorematischen Ausdrücke ist der Traktat Syncategoremata des WIL-<br />
HELM VON SHYRESWOOD (gest. 1249), eines Lehrers von PETRUS HISPANUS. In<br />
der Einleitung werden zwei Aussageteile, partes enuntiationes, unterschieden,<br />
principales und secundariae, und auf folgende Weise bestimmt:<br />
„Partes principales sunt nomen substantivum et verbum; haec enim<br />
necessaria sunt ad hoc ut cognoscatur enuntiatio. Partes secundariae<br />
sunt nomen adjectivum et adverbium et conjunctiones et praepositiones;<br />
haec enim non sunt necessaria ad esse enuntiationis.<br />
Partium autem secundariarum quaedam sunt determinationes partium<br />
principalium ratione suarum rerum; et haec non sunt syncategoremata,<br />
ut cum dico ‚homo albus‘, ly albus enim significat quod<br />
aliqua res ejus, quod est homo, sit alba.<br />
Quaedam sunt determinationes partium principalium in quantum<br />
sunt subjecta vel praedicata, ut cum dico ‚omnis homo currit‘, ly<br />
omnis enim, quod est signum universale, non significat quod aliqua<br />
res ejus, quod est homo, sit universalis, sed quod ‚homo‘ sit quoddam<br />
universale subjectum. Hujusmodi dicuntur syncategoremata,<br />
de quibus tractandum est, quia faciunt plurimam difficultatem in<br />
sermone.<br />
Dicitur ergo hoc nomen ,syncategorema‘ a ,sin‘ quod est ,con‘ et<br />
‚categoreuma‘ quod est ‚significativum‘ vel ‚praedicativum‘ quasi<br />
conpraedicativum; semper enim cum alio jungitur in sermone. Sed<br />
quaeritur, cum quaedam sint determinationes subjecti, quare omnia<br />
determinantur a praedicato. Dicendum quod praedicatum est pars<br />
completiva enuntiationis; omne autem syncategorema attingit aliquo<br />
modo subjectum et praedicatum, et propterea a praedicato<br />
tanquam a complemento et digniori denominantur syncategoremata.“<br />
(48)<br />
60
„Uterque“ und „neutrum“ können quantorenlogische wie junktorenlogische<br />
Funktion haben, je nachdem, ob der Kontext eine Quantifikation verlangt,<br />
oder ob Aussagen konjunktional verbunden sind. Ebenso ist kontextuell<br />
abhängig, ob „praeter“ oder „sive“ konjunktional oder adjunktiv formalisiert<br />
werden müssen. Mit „incipit“ und „desinit“ werden Vorderglied<br />
und Hinterglied mehrteiliger Aussagen bezeichnet.<br />
Von „est“ sagt WILHELM VON SHYRESWOOD, daß dieser Ausdruck von vielen,<br />
unter ihnen ABAELARD (O’DONNELL 70, Anm. 165), als Synkategorema behandelt<br />
wird. Unter Berufung auf ARISTOTELES erwähnt er die kopulative<br />
Funktion („est“ significat compositionem von Subjekt und Prädikat). Doch<br />
wendet er dagegen ein, daß „est“ Bestandteil des Prädikats, radix omnium<br />
verborum, ist, und daher als Kopula kein Synkategorema sein kann.<br />
Synkategoremata sind „words that have special logical or semantic effects<br />
on subjects, predicates, or combinations of subjects and predicates“<br />
(KRETZMANN, Wilhelm von Shyreswood [3] 13). Als solche sind sie von den<br />
Termini eindeutig unterschieden.<br />
Hiermit stimmt auch THOMAS VON AQUIN überein, der „omnis“, „nullus“ und<br />
„solus“ als Beispiele für Synkategoremata anführt (ST1 qu31 ar3 co).<br />
4.5.8. WILHELM VON OCKHAM<br />
Die Theorie der Synkategoremata als der logischen Form von Aussagen<br />
und somit als Hauptgegenstand der Logik findet sich bei OCKHAM standardmäßig<br />
ausgearbeitet. Außerdem erklärt OCKHAM auch sehr genau den Zusammenhang<br />
von Synkategoremata und significatio. In dem betreffenden<br />
Kapitel der Summa logicae heißt es:<br />
„Termini categorematici finitam et certam habent significationem,<br />
sicut hoc nomen ‚homo‘ significat omnes homines, et hoc nomen<br />
‚animal‘ omnia animalia, et hoc nomen ‚albedo‘ omnes albedines.<br />
Termini autem syncategorematici, cuiusmodi sunt tales: ‚omnis‘,<br />
‚nullus‘, ‚aliquis‘, ‚totus‘, ‚praeter‘, ‚tantum‘, ‚inquantum‘ et huiusmodi<br />
non habent finitam significationem et certam, nec significant<br />
aliquas res distinctas a rebus significatis per categoremata; immo<br />
sicut in algorismo cifra per se posita nihil significat, sed addita al-<br />
62
teri figurae facit eam significare, ita syncategorema proprie loquendo<br />
nihil significat, sed magis additum alteri facit ipsum significare<br />
aliquid sive facit ipsum pro aliquo vel aliquibus modo determinato<br />
supponere, vel aliud officium circa categorema exercet. Unde hoc<br />
syncategorema ‚omnis‘ non habet aliquod certum significatum, sed<br />
additum ‚homini‘ facit ipsum stare seu supponere actualiter sive<br />
confuse et distributive pro omnibus hominibus; additum autem ‚lapidi‘<br />
facit ipsum stare pro omnibus lapidibus; et additum ‚albedini‘<br />
facit ipsum stare pro omnibus albedinibus. Et sicut est de isto syncategoremate<br />
‚omnis‘, ita proportionaliter de aliis est tenendum,<br />
quamvis distinctis syncategorematibus distincta officia conveniant,<br />
sicut de aliquibus inferius ostendetur.“ (1, 4)<br />
OCKHAM erläutert hier ausführlich das Funktionieren der Synkategoremata<br />
u.a. am Beispiel des Allquantors (omnis). Dessen Funktion (officium),<br />
nämlich zu quantifizieren, wird an anderen Termini ausgeübt, so daß, indem<br />
„omnis“ zu „homo“ tritt, aus einem partikularen ein generalisierter<br />
Ausdruck entsteht. Der Ausdruck „omnis homo“ hat dann suppositio confusa<br />
et distributiva, d.h. er bezieht sich auf jeden einzelnen Menschen je<br />
für sich und nicht etwa auf die Klasse der Menschen.<br />
Um diese Generalisierungsfunktion erfüllen zu können, wird stets ein zu<br />
generalisierender Terminus erfordert; omnis kann nicht quantifizieren,<br />
wenn es allein steht. Zur Funktionserfüllung bedarf es des Hinzugefügtwerdens<br />
zu Kategoremata als dem Material, an dem die Operation oder<br />
Funktion ausgeführt wird. Diese wird von OCKHAM nicht signifcatio genannt,<br />
sondern officium exercere.<br />
Hinsichtlich der Aufgabe der Synkategoremata sagt er daher, daß sie nicht<br />
darin besteht, Dinge zu bezeichnen (nec significant aliquas res), auch nicht<br />
darin, überhaupt eine Bezugnahme auf andere semantische Ebenen auszudrücken,<br />
da das gerade die Aufgabe der Kategoremata ist. „Bezugnahme“<br />
heißt „signifcatio“ oder „suppositio“. Deshalb besagt die Aussage OCK-<br />
HAMS, daß die Synkategoremata nicht signifizieren, daß sie semantisch<br />
nicht auf etwas anderes Bezug nehmen, wie sich etwa ein Name auf ein<br />
Designatum bezieht. Die Aufgabe der Synkategoremata wäre also mit significare<br />
falsch beschrieben.<br />
Das mathematische Beispiel scheint noch deutlicher. Wenn einer ganzen<br />
Zahl (algorismus) eine Null (cifra) angehängt wird, verzehnfacht die Null<br />
jene Zahl, und verändert dadurch deren significatio. Alleinstehend übt die<br />
Null diese Funktion actualiter zwar nicht aus, wird aber dadurch nicht be-<br />
63
deutungslos, sondern symbolisiert nihil, d.h. die leere Klasse.<br />
Diese Sachverhalte werden jedoch völlig verzerrt, wenn „significare“ auf<br />
das oberflächlichste „bedeuten“ heißt und „bedeuten“ nach Analogie der<br />
Namen „bezeichnen“. Die sprachlichen Ausdrücke sind nicht alle nur Namen.<br />
Und alle Ausdrücke, die nicht bezeichnen, als bedeutungslos behandeln<br />
zu wollen, ist Dürftigkeit im Verständnis (s. Kap. 1.3.).<br />
Es ist ganz eindeutig, daß die Synkategoremata selbstverständlich Bedeutung<br />
haben, auch dann, wenn sie nicht zusammen mit Kategoremata stehen.<br />
Wenn sie keine Bedeutung hätten, würden sie ihre speziellen Funktionen<br />
nicht erfüllen können. Da sie keine Namen sind, ist klar, daß sie auch<br />
nicht bezeichnen.<br />
Der Ausdruck „significare“ wird für sehr viele verschiedene Zwecke verwandt.<br />
Stets berührt er die Suppositionslehre (GEACH, 56), die scholastische<br />
Form der Semiotik. OCKHAM sagt in SL 1, 3, wo er verschiedene Bedeutungen<br />
aufzählt, daß nach einer die significatio der suppositio entspricht, so<br />
daß sich nach den 16 Suppositionsarten ebenso viele Unterschiede in der<br />
significatio ergeben. Daß dies alles auf Deutsch zureichend mit „bedeuten“<br />
wiedergegeben werden könne, wird wohl niemand ernsthaft behaupten.<br />
Mit „significatio“ (oder „suppositio“, KNEALE, 269; BOEHNER [2]) wird am<br />
allgemeinsten die Relation zwischen einem sprachlichen Zeichen (signum)<br />
und dem, wofür es stellvertretend steht, zum Ausdruck gebracht, so daß<br />
sehr viele verschiedene Funktionen mit diesem Terminus umfaßt werden.<br />
Von diesen ist eine die Namensrelation. Nur in dem einen ganz speziellen<br />
Fall, in dem das signum ein Name ist, kann es ein Designtum bezeichnen.<br />
Nur dann kann „significare“ „bezeichnen“ bedeuten.<br />
Ist das signum hingegen ein Prädikat, dann muß „significare“ mit „zutreffen<br />
auf“ übersetzt werden. So sagt OCKHAM, daß „Mensch“ alle Menschen<br />
signifiziert, was ganz genau heißt, daß das Prädikat „Mensch“ auf jedes<br />
Element seiner Extension zutrifft, und damit auf alle Menschen. Hier wäre<br />
es falsch, „significat“ mit „bezeichnet“ wiedergeben zu wollen (s. Kap.<br />
2.5.7.).<br />
Es ergibt sich nun, daß „significare“ in Abhängigkeit davon, welcher<br />
sprachliche Ausdruckstyp es ist, der signifiziert, mindestens die folgenden<br />
vier Grundbedeutungen umfaßt:<br />
64
(1) „referieren auf“ oder „bezeichnen“, wenn das signum ein Name<br />
ist;<br />
(2) „zutreffen auf“, wenn das signum ein Prädikat ist;<br />
(3) „fungieren als“ oder „die Funktion ausüben“, wenn das signum<br />
ein Synkategorema ist;<br />
(4) „bedeuten“, wenn die Relation zwischen signum und significatum<br />
lexikalischer Art ist.<br />
Unspezifisch ist die Übersetzung von „significare“ mit „sich beziehen<br />
auf“, da die Art der Beziehung offengelassen ist, während „stehen für“ die<br />
allgemeinste Bedeutung ist, weil ein signum nichts anderes ist, als etwas,<br />
das aufgrund von Konvention für etwas anderes steht.<br />
4.5.9. JOHANNES BURIDAN<br />
Die zuletzt herausgestellten Gesichtspunkte hinsichtlich der Synkategoremata<br />
und deren Charakterisierung als logische Konstanten werden in ausdrücklicher<br />
Weise von dem Logiker JOHANNES BURIDAN (gest. 1360), Rektor<br />
der Pariser Universität, einem der ganz wenigen nichttheologischen Scholastiker,<br />
bestätigt und um die Explikation vermehrt, daß die Synkategoremata<br />
die logische Form von Aussagen ausmachen. Dies besagt folgende<br />
Stelle aus dem Tractatus de consequentiis (cap. 7):<br />
„Insoweit hier von Form und Stoff die Rede ist, versteht man unter<br />
dem Stoff der Aussage bzw. der Konsequenz die rein kategorematischen<br />
Termini, d.h. die Subjekte und die Prädikate, unter Ausschließung<br />
(circumscriptis) der synkategorematischen, welche zu<br />
ihnen hinzugefügt sind, durch welche sie verbunden, verneint oder<br />
verteilt werden und ihnen eine bestimmte Weise der Supposition<br />
gegeben wird (trahuntur). Man sagt aber (hier), daß zur Form alles<br />
übrige gehört. Deshalb sagt man, daß die Kopula der kategorischen<br />
wie der hypothetischen (Aussage) zur Form der Aussage gehört;<br />
und (auch) Negationen, und Zeichen, und die Anzahl sowohl der<br />
Aussagen sowie der Termini, und die gegenseitige Ordnung alles<br />
Genannten, und die Beziehungen der relativen Termini und die Modi<br />
der Bedeutung (modos significandi), welche sich auf die Quantität<br />
der Aussage beziehen, wie die Diskretion, die Allgemeinheit<br />
usw. ...<br />
65
Z.B.: ... wegen der untereinander und von den assertorischen verschiedenen<br />
Kopulae der modalen (Aussagen) sind diese von verschiedener<br />
Form; und wegen der Negationen und der Zeichen (signa)<br />
sind die bejahenden (Aussagen) von anderer Form als die verneinenden<br />
und die allgemeinen als die partikulären“ (zit. n. BO-<br />
CHENSKI [2] 181f).<br />
Die Synkategoremata machen die logische Form der Aussagen aus und bestimmen<br />
damit ihren Wahrheitswert. BURIDAN führt eigens das Beispiel<br />
„Der Mensch läuft und derselbe läuft nicht“ an, das wegen des Widerspruchs<br />
durch Bejahung und Verneinung desselben eine formal unmögliche<br />
Aussage ist.<br />
4.5.10. Zusammenfassung<br />
Ursprünglich galten in rein grammatischer Bedeutung bestimmte Wortarten,<br />
hauptsächlich Präpositionen und Konjunktionen, als Synkategoremata,<br />
die durch diese Klassifizierung von den Nomina und Verba unterschieden<br />
werden sollten. Später wurde explizit ausgeführt, daß diese Unterscheidung<br />
darauf beruht, daß die drei Hauptausdrucksarten – Subjekte, Prädikate<br />
und Synkategoremata – innerhalb von Aussagen verschiedene Funktionen<br />
erfüllen. Daran anknüpfend konnten diese Funktionen logisch detailliert<br />
bestimmt werden.<br />
Nach der scholastischen Terminologie wurden in den sprachlogischen Untersuchungen<br />
de proprietatibus terminorum von den kategorematischen<br />
Termini, die an Arguments- oder Prädikatsstelle stehen, Funktionsausdrükke,<br />
die Synkategoremata, unterschieden und als die logischen Konstanten,<br />
die die logische Form von Aussagen darstellen, bestimmt (KNEALE, 233;<br />
PINBORG [2] 60f). Und die scholastische Logik hat gerade die so aufgefaßte<br />
Form zum Gegenstand (BOCHENSKI [2] 182).<br />
Zwischen den kategorematischen und synkategorematischen Ausdrücken<br />
hat jedoch nie, auch nicht nach der grammatischen Auffassung, ein Unterschied<br />
im Bedeutunghaben bestanden.<br />
„Both categoremata and syncategoremata were meaningful expressions“<br />
(LEJEWSKI, 61).<br />
66
„By the way of summary, then, we might say, that the syncategorematic<br />
terms have meaning and signification“ (BOEHNER [3] 19).<br />
„Wie nämlich der Ausdruck (dictio) ein Ausdruck ist (dictio), bevor<br />
(antequam) er in eine Rede eingeordnet wird (ordinatur in oratione),<br />
so hat er gleicherweise (schon) vorher (ante) eine Bedeutung<br />
(significationem), und nicht (erst) daraus, daß er mit anderem zusammengeordnet<br />
wird.“ (WILHELM VON SHYRESWOOD, Introd. [1] 76,<br />
übers. n. BOCHENSKI [2] 189)<br />
Die Synkategoremata für Ausdrücke ohne Bedeutung zu halten, ist auch<br />
deswegen schon ganz unmöglich, weil dann die Logik von bedeutungslosen<br />
Ausdrücken handeln würde. Aber genauso abwegig ist es, ihnen abhängige,<br />
unselbständige oder unvollständige Bedeutungen zuzuschreiben. Das<br />
ist durch die genauen Bestimmungen durch die Scholastiker eindeutig ausgeschlossen.<br />
Die Synkategoremata haben eigene und wohlbestimmte Bedeutungen, ja<br />
sogar mehrere, so daß Mehrdeutigkeiten und Trugschlüsse herausragender<br />
Gegenstand wichtigster Arbeiten werden mußte, in denen herausgestellt<br />
wurde, daß der Kontextbezug diese Mehrdeutigkeiten reduzieren kann, indem<br />
er ein Element aus der für ein Synkategorema lexikalisch vorliegenden<br />
Bedeutungsmenge prädisponiert. ALBERT VON SACHSEN (gest. 1390), erster<br />
Rektor der Universität Wien, hat z.B. in seinen Sophismata 254 durch<br />
Synkategoremata veranlaßte Sophismen behandelt, wie dies überhaupt ein<br />
Hauptthema der Exponibilien-, Insolubilien- und Obligatorien-Traktate der<br />
Logica Moderna war.<br />
Wo in der heutigen Logik der Begriff der Synkategoremata verwendet<br />
wird, hat er überwiegend dieselbe Bedeutung, er bezieht sich also auf die<br />
logischen Operatoren (LEJEWSKI, 61; BRODY, 76; TUGENDHAT, 145. 166f).<br />
Dem Unterschied zwischen kategorematischen und synkategorematischen<br />
Ausdrücken entspricht der zwischen deskriptiven und logischen Zeichen<br />
(LEJEWSKI, 61; MOODY, 310f; SCHENK, 29), wobei es sich hier wie dort um<br />
disjunkte Klassen von Ausdrücken handelt.<br />
Gelegentlich wurde auch versucht, Prädikate als Synkategoremata anzusehen,<br />
und zwar um zu bestreiten, daß Prädikate Namen sind (QUINE [2] 36;<br />
[8] 103. 126. 132f; STEGMÜLLER [2] 49; PINBORG [2] 147). Das ist jedoch gar<br />
nicht nötig, denn daß Prädikate nicht bezeichnen, läßt sich auch ohne daß<br />
sie Synkategoremata genannt werden müssen, klarstellen (s. Kap. 2.5.7.,<br />
5.2.). Außerdem würde dann die sehr präzise scholastische Kategorisie-<br />
67
eingegangen werden.<br />
4.6.2. Mit der zweiten Möglichkeit steht es jedoch nicht viel besser,<br />
wenngleich sie noch eine Überlegung erfordert, die die Annahme betrifft,<br />
daß es neben Ausdrücken mit selbständiger oder vollständiger Bedeutung<br />
auch solche mit unselbständiger oder unvollständiger gäbe, zu welchen<br />
dann der Ausdruck „Gott“ geschlagen werden müsse.<br />
Als erstes steht fest, daß der Ausdruck „Gott“ Bedeutung hat, und nicht nur<br />
eine, sondern sehr viele verschiedene, wie die Wörterbücher zeigen. Wenn<br />
der Ausdruck keine Bedeutung hätte, dann müßte in den Wörterbüchern<br />
hinter „Gott“, „deus“ usw. ein Fragezeichen stehen oder leerer Raum gelassen<br />
sein. Das wäre das mindeste, was verlangt wird, wenn der Ausdruck<br />
keine Bedeutung hätte.<br />
Die Frage nach der Bedeutung ist aber in Wahrheit keine Frage, ob der<br />
Ausdruck „Gott“ Bedeutung hat, sondern eine Frage danach, welche Bedeutung<br />
aus der immensen Vagheitsmasse der einzelne Theologe favorisiert<br />
sehen möchte. Dieser Streit, der schon die kuriosesten Früchte abgeworfen<br />
hat (z.B. „das Woher meines Umgetriebenseins“), bringt immer<br />
neue Bedeutungen hervor. Das ist eine Frage der Definition des Ausdrucks<br />
„Gott“ (ZIMMER [4]), und daß sie gestellt wird, beweist, daß der Ausdruck<br />
„Gott“ mehr als reichlich Bedeutungen hat, von „prima causa“ bis zum okkulten<br />
„Geheimnis der Wirklichkeit“. Es ist daher ein abstrusum, wenn unter<br />
der Überschrift der „theologischen Sprachlogik“ dem Ausdruck „Gott“<br />
Bedeutung abgesprochen wird.<br />
Als nächstes die Frage nach den Bedeutungen eines Ausdrucks in Abhängigkeit<br />
davon, ob er separat steht oder zusammen mit andern. Hierfür waren<br />
von KA<strong>MB</strong>ARTEL drei Beispiele,<br />
(1) entweder – oder,<br />
(2) in der Welt sein,<br />
(3) fang an,<br />
gegeben und von andern übernommen worden, um glaubhaft zu machen,<br />
daß die jeweiligen Teilausdrücke Synkategoremata wären, deren Bedeutung<br />
nur dann vorliegt, wenn sie in einem komplexen Wortverband vorkommen<br />
(s. Kap. 4.2.).<br />
69
Die zu einer formelhaften Fügung erstarrte, paarige Konjunktion „entweder<br />
... oder ---“ (JUNG, K 90. 923) in der Umgangssprache kann in der Logik<br />
ausschließenden (0110) oder einschließenden (1110) Sinn haben, wobei<br />
der nichtausschließende weitaus am häufigsten ist (STEGMÜLLER [4] 19f;<br />
[5] 9; QUINE [1] 27-30; SINOWJEW / WESSEL, 230. 529, Anm. 2). Die Konjunktion<br />
ist also ein klar definierter Junktor und damit ein synkategorematischer<br />
Ausdruck, wobei es irrelevant ist, daß er umgangssprachlich zweiteilig<br />
auftritt. Die Zweiteiligkeit ist lediglich rhetorisch von Belang und<br />
kann auf keinen Fall als Begründung dafür gelten, daß „entweder“ ohne<br />
„oder“ keine Bedeutung hätte, und deshalb synkategorematisch wäre. Der<br />
Ausdruck „entweder ... oder ---“ besagt genau dasselbe wie „... oder ---“<br />
und ist insgesamt ein Synkategorema.<br />
Es trifft zwar zu, daß (1) ein Beispiel für einen synkategorematischen Ausdruck<br />
ist, KA<strong>MB</strong>ARTEL hat aber trotzdem nicht recht, denn er hatte ja behauptet,<br />
daß „entweder“ deswegen ein Synkategorema wäre, weil es ohne<br />
„oder“ keine Bedeutung hätte. Deswegen ist es kein Synkategorema. Ausserdem<br />
hat es sehr wohl Bedeutung, es kennzeichnet fakultativ das Vorderglied<br />
einer Alternative.<br />
Was nun das „In-der-Welt-sein“ (2) betrifft, so scheint es sich tatsächlich<br />
so zu verhalten, daß HEIDEGGERS Dictum „wohl nicht auf Grund isolierter<br />
Einführung in den Gebrauch von „in“, „der“, „Welt“ und „sein““ verständlich<br />
werden würde, umso weniger als bezüglich des so benannten „phänomenalen<br />
Befundes“ dessen „Unauflösbarkeit in zusammenstückbare Bestände“<br />
(HEIDEGGER, 53) zu berücksichtigen sei. Daß die Phrase nicht aufgrund<br />
ihrer morphologischen Bestandteile verständlich werden mag, wird<br />
aber nicht durch Synkategoremata verursacht, sondern liegt an der Verschrobenheit<br />
des Ausdrucks.<br />
Grammatisch gesehen ist „In-der-Welt-sein“ eine durchgekoppelte substantivierte<br />
Fügung, bei der ein dreiteiliges präpositionales Bestimmungswort<br />
mit dem Grundwort „sein“ zu einem Verbalkompositum verbunden<br />
ist (Duden, K 188. 191). Die Konstruktion soll folglich wie ein Wort verstanden<br />
werden. In logischer Hinsicht kann der Ausdruck entweder als<br />
Subjekt oder als Prädikat auftreten. Für beide syntaktischen Stellungen finden<br />
sich in HEIDEGGERS Äußerungen Beispiele:<br />
„Das In-der-Welt-sein wird [...] unsichtbar.“ (59)<br />
„Das Wovor der Angst ist das In-der-Welt-sein als solches.“ (188)<br />
Ausdrücke aber, die Subjekte oder Prädikate sind, sind gerade Kategore-<br />
70
mata und keine Synkategoremata. Subjekte und Prädikate sind elementare<br />
Termini, wobei es keine Rolle spielt, aus wieviel Wörtern sie rhetorisch zusammengesetzt<br />
sind. Sie enthalten logisch keine Teile, schon gar keine<br />
Synkategoremata, da Synkategoremata überhaupt nicht an Subjekts- oder<br />
Prädikatsstelle stehen können, sonst würden sie ja kategorematisch geworden<br />
sein. KA<strong>MB</strong>ARTEL sagt sogar selbst, wenn auch wiedersprüchlich und<br />
nolens volens, daß (2) ein Terminus ist (35), was stimmt. Termini aber sind<br />
stets Kategoremata.<br />
Bei „anfangen“ handelt es sich um eine unfeste Zusammensetzung eines<br />
Verbs mit einem verbalen Präfix, das als Wortbildungsmorphem fungiert.<br />
Derartige Distanzkomposita treten nur in den Konjugationsformen auseinander,<br />
so daß das Präfix nach hinten rückt (JUNG, K 939. 1053f. 1056). Das<br />
ist beim Imperativ „fang an“ der Fall, so daß der Eindruck entsteht, als ob<br />
das Wortbildungsmorphem, der verbale Bestandteil, ein eigenes Wort wäre.<br />
Offenbar ist dieser Eindruck durch die Homonymie des Präfixes „an-“ mit<br />
der Präposition „an“ verursacht.<br />
Daß die Gesamtbedeutung präfigierter Verben erheblich von der Bedeutung<br />
der unpräfigierten abweichen kann (vgl. BRENNENSTUHL), hat gar nichts<br />
mit den Synkategoremata zu tun. Ein Verbalpräfix ist grundsätzlich Prädikatsbestandteil,<br />
und alle grammatischen Prädikatsteile machen ein logisches<br />
Prädikat aus, das ein Kategorema ist. Die aus ihrem morphologischen<br />
Zusammenhang herausgelösten Verbalpräfixe können niemals Synkategoremata<br />
sein.<br />
4.6.3. Die drei Beispiele von KA<strong>MB</strong>ARTEL können somit nichts in bezug auf<br />
die synkategorematischen Ausdrücke erklären. Doch diese mißglückten<br />
Beispiele sollten auch noch erhellen, wie der Ausdruck „Gott“ dadurch eine<br />
Bedeutung erlangen könne, daß er in die Phrase „Leben in Gott“, also in<br />
die Wortreihenfolge „Leben“, „in“, „Gott“, gebracht wird. Da der Ausdruck<br />
nur innerhalb dieses „Wortverbandes“ sinnvoll gebraucht werden<br />
könne, hängt seine Bedeutung davon ab, daß er als drittstelliges Vorkommnis<br />
in der Phrase „Leben in Gott“ auftaucht.<br />
Welche Bedeutung sollte das sein, die der Ausdruck „Gott“ dadurch erhält?<br />
Ein sinnloser Ausdruck soll dadurch Bedeutung „erhalten“, daß er neben<br />
sinnvolle geschrieben wird? Man wird nicht sagen können, daß dies den<br />
geringsten Wert hätte. Das hat seinen Grund einfach darin, daß es zwischen<br />
Bedeutunghaben und Bedeutungslossein nichts Drittes gibt: tertium non<br />
71
datur. Entweder hat ein Ausdruck Bedeutung oder er hat keine, dann ist er<br />
eine sinnlose Artikulation wie „blityri“ oder „babig“, die immer sinnlos<br />
bleibt, auch wenn man sie in wer weiß was für komplexe Wortverbände<br />
stellt.<br />
Wenn der Ausdruck „Gott“ als Lemma für sinnlos gilt, dann wird ihm keine<br />
Phrase Bedeutung geben. Dieses Vermögen hat kein Kontext (GIPPER,<br />
759). Denn Bedeutung ist nicht etwas, das einem Wort, das selbst keine<br />
Bedeutung hat, von seinen Nachbarn gegeben werden könnte. Bedeutung<br />
ist eine Relation zwischen sprachlichen Ausdrücken, so daß jeder Ausdruck,<br />
der überhaupt mit andern Ausdrücken in semantischen Beziehungen<br />
steht, selbstverständlich Bedeutung hat. Es gibt gar keine bedeutungslosen<br />
Ausdrücke, außer jenen, die extra zu diesem Zweck künstlich konstruiert<br />
wurden, wie eben das stoische „blityri“. Bedeutungslosigkeit heißt Inkommunikabilität<br />
und damit Ausscheiden aus dem Vokabular, mit dessen Hilfe<br />
kommuniziert wird.<br />
Selbstverständlich können komplexe Ausdrücke andere Bedeutungen haben<br />
als ihre einzelnen Bestandteile unabhängig voneinander. Die Bedeutungen<br />
der Elemente eines komplexen Ausdrucks (z.B. einer Aussage oder eines<br />
Textes) sind auch hinsichtlich des Ganzen nicht unselbständig oder unvollständig.<br />
Erst das semantische Potential aller Teilausdrücke ermöglicht<br />
neue Bedeutungen von Komplexen. Aber umgekehrt ist ein Komplex aus<br />
bedeutungslosen Teilen ebenfalls stets bedeutungslos.<br />
Da ferner die Phrase „Leben in Gott“ als prädikativer Ausdruck, und damit<br />
gerade wieder widersprüchlich als Kategorema, vorgestellt worden war,<br />
wird gleichzeitig die Bestimmung, „wann für ein Leben ... x der Satz „x<br />
Leben in Gott“ gelten soll“ (KA<strong>MB</strong>ARTEL, 34), gegenstandslos. Auch darauf,<br />
wie „Leben in Gott“ noch mit „Leben in der Liebe“ usw. für „synonym“<br />
deklariert wird, braucht es nicht mehr anzukommen, ebensowenig wie auf<br />
die angebliche „Adäquatheitskontrolle“ aufgrund „weitgehender Mitberücksichtigung<br />
des traditionellen Wortverständnisses“.<br />
Es ist auch nicht einzusehen, wie das Wort „Gott“, ganz gleich in welchem<br />
Gebrauch, durch Ausdrücke wie „Freiheit“ oder „Zukunft“ „bestimmt sein<br />
soll“ (s. Kap. 4.3.). Überdies trifft weder zu, daß die „Bestimmung“ des<br />
Wortes „Gott“ durch andere Wörter eine „logische Voraussetzung“ dafür<br />
wäre, daß „Gott“ ein Synkategorema ist, noch daß dadurch die „Unumkehrbarkeit<br />
eines Funktionszusammenhangs“ behauptet sei. Auch kann ein<br />
und derselbe Ausdruck nicht gleichzeitig logisch in verschiedene disjunkte<br />
Klassen, Synkategoremata und Eigennamen, eingeordnet werden (s. Kap.<br />
72
4.4.). Das ist alles konfus.<br />
4.6.4. Wegen der inzwischen genannten zahlreichen Gründe können die<br />
Thesen von KA<strong>MB</strong>ARTEL, SCHUPP und TRACK keineswegs, auch nicht teilweise,<br />
akzeptiert werden. Sie sind durchweg mit Hilfe defizienter Subsidiärbegriffe<br />
bzw. aus unrichtigen Behauptungen zusammengesetzt.<br />
Der entscheidende Fehler besteht darin, irrige Ansichten über Bedeutung<br />
mit den Synkategoremata in Verbindung zu bringen. So besagen auch die<br />
Darlegungen des Venerabilis Inceptor durchaus nicht, daß die Synkategoremata<br />
keine Bedeutung hätten, sondern das Gegenteil. Die Berufung auf<br />
OCKHAM und die Scholastik allgemein ist unsachgemäß.<br />
Wie neuartig die Versuche zuerst vielleicht anmuten mochten, „Gott“ den<br />
Synkategoremata zu subsumieren, so gibt es doch einen, den Synkategorematisten<br />
freilich nicht bekannten historischen Bezug in dem Merkwürdigen,<br />
das JOHN WICLIF (um 1324-1384) hierzu beigetragen hat. In seinen<br />
Dialogen heißt es nämlich im Munde der Phronesis, welche „als reiflich<br />
durchdachte Gotteslehre den Entscheid gibt“ (PRANTL, IV, 38, Anm. 149):<br />
„Nam omne incomplexum, tam categorema quam syncategorema,<br />
primarie vel secundarie significat substantiam, imo divinam essentiam,<br />
et tunc nomina idearum significant tam substantias quam divinam<br />
essentiam ... Idea ergo est essentialiter natura divina et formaliter<br />
ratio, secundum quam deus intelligit creaturas.“ (zit. n.<br />
PRANTL, IV, 38f, Anm. 151)<br />
Obscurium per obscurius erklären scheint hier durchgängig zu sein, wenn<br />
„zuletzt sogar die Syncategoremata nur Gottes Wesen bezeichnen“ sollen.<br />
4.6.5. Es bedarf jetzt nur noch wenig, um zu zeigen, daß es vollständig<br />
falsch sein muß, die „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ – wie EBELING – mit<br />
Synsemantika oder Synkategoremata in Zusammenhang bringen zu wollen<br />
(s. Kap. 4.1.). Die vier wichtigsten Gründe, die bereits auf das eingehendste<br />
erläutert werden konnten (ZIMMER [4]), sind diese:<br />
Erstens ist es falsch, von Nichtdefinierbarkeit Gottes zu sprechen. Es kann<br />
höchstens Nichtdefinierbarkeit des Ausdrucks „Gott“ heißen, da Definitio-<br />
73
nen grundsätzlich nur sprachliche Ausdrücke betreffen.<br />
Zweitens sind Definitionen als explizite Festsetzungen über Bedeutungen<br />
für jeden beliebigen Ausdruck möglich, was auch für den Ausdruck „Gott“<br />
gilt. Außerdem gibt es bereits mehrere Definitionen des Ausdrucks „Gott“,<br />
so daß es ganz ausgeschlossen ist, hier Nichtdefinierbarkeit anzunehmen.<br />
Drittens heißt Nichtdefinierbarkeit des Ausdrucks „Gott“ wegen deus non<br />
habet genus eine atheistische Voraussetzung machen, und ferner, den Ausdruck<br />
als inkommunikabel und theoretisch zwecklos aus dem theologischen<br />
Vokabular ausscheiden.<br />
Viertens war sehr umfangreich nachgewiesen worden, daß Synkategoremata<br />
die logischen Konstanten sind und damit die Klasse der bestdefinierten<br />
Zeichen überhaupt. Folglich ist es erst recht absurd, die Nichtdefinierbarkeit<br />
des Ausdrucks „Gott“ damit zu „begründen“, daß er ausgerechnet den<br />
Synkategoremata zugezählt wird.<br />
Wenn aber die synkategorematischen etwas anders als die synsemantischen<br />
Ausdrücke sein sollen, und „Gott“ zu den letzteren zu rechnen wäre,<br />
dann kommt ebenfalls Absurdes heraus, weil Synsemantika Funktionsoder<br />
Hilfswörter sind, Präpositionen, Konjunktionen, Artikel, Hilfsverben,<br />
deren Wortbedeutungen die verknüpften grammatischen Einheiten semantisch<br />
charakterisieren (Grundzüge, 462. 698f).<br />
Nach EBELING sieht es so aus, als ob die Autosemantika definierbar wären,<br />
weil sie Bedeutung hätten, die Synsemantika aber wären nicht definierbar,<br />
weil sie selbst keine Bedeutung hätten, sondern diese erst durch Plazieren<br />
in Phrasen erhalten würden. Durch Definitionen werden aber gerade neue<br />
Bedeutungen festgelegt. Selbst wenn es bedeutungslose Ausdrücke im<br />
Sinne der EBELINGSCHEN Synsemantika geben würde, kann man ihnen per<br />
definitionem sehr leicht eine Bedeutung geben. Folglich wären die ehedem<br />
für synsemantisch gehaltenen Ausdrücke autosemantisch geworden, und<br />
die Synsemantika wären verschwunden.<br />
74
5. Der Ausdruck „Gott“ als Prädikat<br />
5.1. Überblick<br />
Die Prädikatsthese ist ein notwendiger Bestandteil der Versuche, den Ausdruck<br />
„Gott“ als Terminus darzustellen. Nachdem seine Funktion als Name<br />
und als Kennzeichnung an Subjektsstelle untersucht worden war, fehlt<br />
noch die Überlegung der prädikativen Funktion. Außerdem sind im Laufe<br />
der Darstellung eine Reihe von Gründen aufgetreten, die die Behandlung<br />
der Prädikatsthese, auch wenn sie nicht eigens formuliert worden wäre, unumgänglich<br />
machen.<br />
Der erste Grund ist der, daß die von CARNAP angegebene Alternative (s.<br />
Kap. 1.2.) eine Erörterung dieser These erfordert. Der zweite Grund ergibt<br />
sich daraus, daß der Ausdruck „Gott“ nach der Kennzeichnungsthese bereits<br />
als Prädikat eingeführt worden war (s. Kap. 3), und der dritte daraus,<br />
daß, da die Gattungsnamen Prädikate sind (s. Kap. 2.5.7.), der Ausdruck<br />
„Gott“ auch in dieser Hinsicht neu in Betracht kommt, umso mehr als Namen<br />
generell in Prädikate umgeformt werden können (s. Kap. 3.3.).<br />
Weiterhin kommt der Prädikatsthese nicht zuletzt deswegen hohe Relevanz<br />
zu, weil sie von THOMAS VON AQUIN an hervorragender Stelle der Namensthese<br />
korrigierend gegenübergestellt worden zu sein scheint.<br />
Andererseits glauben einige, die Prädikatsthese mit dem Polytheismus verbinden<br />
zu müssen, was vielleicht KA<strong>MB</strong>ARTEL veranlaßt haben mag, den<br />
Ausdruck „Gott“ für „heidnisch“ zu halten, wenn er als Prädikat verwendet<br />
wird (s. Kap. 4.2.).<br />
75
5.2. Terminologie der Prädikate<br />
5.2.1. Hierher gehört das schon in den Kapiteln 2.5.7. und 3.1. bis 3.4. zu<br />
den Prädikaten Gesagte. Ohne dies wiederholen zu müssen, ist für die logischen<br />
Prädikate wichtig, daß sie nicht mit den grammatischen verwechselt<br />
werden, zumal der grammatische Gebrauch des Ausdrucks „Prädikat“ dem<br />
logischen gegenüber sekundär ist. Die Termini „Subjekt“ und „Prädikat“<br />
sind erst im späten Mittelalter aus der Logik in die Grammatik als Charakterisierungen<br />
von Satzteilen übergegangen, nachdem BOETHIUS mit „subiectum“<br />
und „praedicatum“ das „ὑποκείμενον“ und das „κατηγορούμενον“<br />
des ARISTOTELES übersetzt hatte (SCHERER, 175).<br />
Das Wesentliche bei Prädikaten ist, daß sie all dasjenige zum Ausdruck<br />
bringen, von dem man sagen kann, daß es in irgendeiner Weise auf Objekte<br />
zutrifft (QUINE [1] 99. 176). Das können Eigenschaften sein, Handlungen,<br />
Beziehungen, Merkmale, Attribute usw. Prädikate haben die Aufgabe, auf<br />
etwas zuzutreffen, ohne daß sie jedoch die Macht hätten, zu garantieren,<br />
daß es das betreffende Etwas auch gibt.<br />
Die Semantik der Prädikate wird durch Zuordnen von Intension und Extension<br />
erklärt (MARCISZEWSKI [3]). Von „gelb“ z.B. ist die Eigenschaft, gelb zu<br />
sein, die Intension, und die Klasse der Objekte, die diese Eigenschaft haben,<br />
die Extension. Bei mehrstelligen Prädikaten, den Relationen, sind die<br />
Elemente der Extensionen entsprechend n-Tupel.<br />
Wenn demgegenüber die Prädikate jedoch nach der platonistischen Anschauung<br />
wie Namen behandelt werden, dann führt dies zur Antinomie der<br />
Namensrelation und zur Namensverdopplung (QUINE [1] 261-267. 287-<br />
294; CARNAP [6] 127-148. 167-180). Anstatt sich diese schwerwiegenden<br />
Nachteile einzuhandeln, ist es auch viel natürlicher zu sagen: „Auf Hans<br />
trifft zu, daß er blond ist.“, als „Blond bezeichnet die Blondheit, an der<br />
Hans teilhat.“<br />
5.2.2. Durch die Kennzeichnungsthese haben sich Umwandlungsmöglichkeiten<br />
von Namen in Prädikate herausgestellt. Jetzt kann dazu übergegangen<br />
werden, Namen generell durch Prädikate zu ersetzen. Dies war auf<br />
zwei verschiedenen Wegen möglich (s. Kap. 3.3.).<br />
Der erste Weg, von Namen auf Prädikate zu kommen, führt nicht über<br />
76
Kennzeichnungen. Er stellt eine Anknüpfung an die scholastische Handhabung<br />
dar, nach der die impositio nominis, die Namensfunktion, eine „verkappte<br />
Prädizierung“ gewesen ist (PINBORG [2] 39-42; vgl. DE RIJK [2] 31);<br />
d.h. Namen prädikativ erklärt wurden, indem die Eigenschaft, den Namen<br />
zu haben, vom Namensträger prädiziert wird.<br />
Der zweite Weg war die Kennzeichnungstheorie, nach der ein Designatum<br />
vermittels eines kennzeichnenden Prädikats bezeichnet wird. Zwischen<br />
beiden Wegen besteht aber ein sehr enger Zusammenhang, da auch ein Name<br />
als kennzeichnendes Prädikat für eine Kennzeichnung verwendet werden<br />
kann. Die Kennzeichnung könnte man als die allgemeine Form singulärer<br />
Termini auffassen. Sie kennzeichnet prädikativ.<br />
5.2.3. Auch für Prädikate gilt, daß sie als Elementarausdrücke keinerlei<br />
Existenz aussagen. Insbesondere besagt ein einzelnes Prädikat nichts darüber,<br />
auf wieviel Objekte es zutrifft. Es besagt nicht einmal, daß es überhaupt<br />
etwas gibt, worauf es zutreffen könnte. Dazu ist die Existenzquantifikation<br />
nötig:<br />
Ⅴx<br />
(Fx),<br />
wobei F Platzhalter für einstellige Prädikate und x Platzhalter für Individuenausdrücke<br />
der Objekte ist, auf die das Prädikat zutreffen soll. Der<br />
Quantor macht die Existenzaussage, nicht das Prädikat.<br />
Weder die Extensionselemente noch die Extensionsklasse werden von einem<br />
Prädikat bezeichnet. Die Extension ist der Bereich, über den das Prädikat<br />
läuft, der entsprechend null bis unendlich viele Objekte umfassen<br />
kann. Die Extensionsklasse als abstrakte Zusammenfassung der Objekte,<br />
auf die das Prädikat zutrifft, kann deswegen nicht vom Prädikat wie ein<br />
Name bezeichnet werden. Das wäre eine Verwechslung zwischen der Klasse<br />
als abstraktem Objekt und den Objekten, auf die das Prädikat zutrifft.<br />
77
5.3. THOMAS VON AQUIN<br />
Einer der bedeutendsten Anhaltspunkte, daß der Ausdruck „Gott“ zu den<br />
Prädikaten zu rechnen ist, findet sich bei THOMAS VON AQUIN. Seine hierhergehörigen<br />
Darlegungen sind deutlich und ausführlich genug, um ihnen die<br />
Prädikatsthese entnehmen zu können. Um die Wahrscheinlichkeit von<br />
Fehlinterpretationen so gering wie möglich zu halten, ist noch einmal vorauszuschicken,<br />
daß die Möglichkeit der Prädikatsfunktion des Terminus<br />
„Gott“ bereits überall dort gegeben ist, wo seine Funktion als Eigenname<br />
ausdrücklich in Abrede gestellt wird.<br />
Daß „deus“ kein Eigenname ist, wird von THOMAS eindeutig gesagt (IN-<br />
CIARTE, 259; LISKE, 111; LYTTKENS, 288; MAURER, 280):<br />
„Ad secundum dicendum quod hoc nomen deus est nomen appellativum,<br />
et non proprium“ (ST1 qu13 ar9 ra2).<br />
Der Eigenname Gottes ist das nomen tetragrammaton, weil dies genau einen<br />
Gegenstand, ein Individuum, bezeichnet und deshalb nicht auf andere<br />
übertragbar (incommunicabile) ist (ST1 qu13 ar9 co; ar11 ra1). „Jahwe“ ist<br />
also der eigentliche singuläre Terminus, der Gott bezeichnet, obwohl für<br />
die Eigennamen generell gilt: nomina propria sunt communicabilia. Das<br />
Tetragramm ist nicht wegen seiner Eigennamensnatur incommunicabile,<br />
sondern deswegen, weil es wegen der monotheistischen Voraussetzung<br />
nichts gibt, worauf es übertragbar wäre.<br />
Dies wäre jetzt eigentlich auch von „deus“ zu erwarten, denn wenn es nur<br />
einen Gott gibt, dürfte „deus“ ebenfalls nicht übertragbar sein. THOMAS sagt<br />
daher auch ganz entsprechend, daß „deus“ incommunicabile ist secundum<br />
rei veritatem, soll heißen: nach der Glaubenswahrheit. Aber secundum opinionem<br />
ist „deus“ durchaus übertragbar, da sogar in den heiligen Schriften<br />
von einer pluralitas deorum gesprochen wird, wenn auch nur, um ihre Existenz<br />
zu bestreiten. Der Ausdruck „deus“ allein gibt keine Auskunft darüber,<br />
ob er sich auf ein Individuum oder auf mehrere Objekte bezieht.<br />
Nach THOMAS ist „deus“ folglich grundsätzlich communicabile; d.h. mehrdeutig<br />
(s. Kap. 2.5.8.). Da „deus“ ferner als nomen appellativum klassifiziert<br />
wird, und dies nur ein anderer Ausdruck für „Prädikat“ ist (s. Kap.<br />
2.5.7.), ergibt sich die Intension als die Eigenschaft, Gott zu sein, die natura<br />
divina zu haben, und die Extension als die Klasse der Götter. „Deus“<br />
könnte auf so viele Objekte zutreffen, wie die göttliche Natur aufweisen.<br />
78
Allerdings will THOMAS auch das Prädikat „deus“ für ein Objekt sozusagen<br />
reservieren, weil sich die göttliche Natur nicht vervielfachen läßt (natura<br />
autem divina multiplicabilis non est). Das Prädikat „deus“ wird auf diese<br />
Weise extensional eingeschränkt, so daß es wegen der theologisch-monotheistischen<br />
Einzigkeitsbedingung praktisch als Kennzeichnungsprädikat<br />
verstanden ist. THOMAS führt das Prädikat „deus“ von einer monotheistischen<br />
Voraussetzung her ein. Die Frage, wieviel Götter es gibt, hat aber<br />
nichts damit zu tun, zu welcher Kategorie der Ausdruck „Gott“ gehört.<br />
5.4. CARNAP und POPPER<br />
Von CARNAP war die Frage nach der logischen Funktion des Ausdrucks<br />
„Gott“ ursprünglich als Alternative zwischen singulärem Terminus und<br />
Prädikat vorgelegt worden (s. Kap. 1.2.). BOCHENSKI hat ihr Erstglied in die<br />
zweite Alternative – Name oder Kennzeichnung – zerlegt, wofür er als Lösung<br />
die Kennzeichnungsthese aufgestellt hat, in der „Gott“ als Prädikat<br />
vorkommt. Auch CARNAP gibt als Entscheidung seiner Alternative an, daß<br />
der Ausdruck „Gott“ „instead of the alleged proper name „God““ Prädikat<br />
ist ([3] 875).<br />
Damit stimmt auch POPPER überein, der die folgende Existenzquantifikation<br />
anführt, die ebenfalls „Gott“ als einstelliges Prädikat enthält:<br />
„(Ex)G(x) – in words: „there exists something that has the properties<br />
of God.“ (210, Anm. 357a)<br />
In der hier verwendeten Schreibweise mit D für G lautet dies:<br />
Ⅴx<br />
(Dx)<br />
Mit dieser Formel wird ausgedrückt, daß es mindestens ein Objekt gibt,<br />
das D ist.<br />
Hinsichtlich des Wahrheitswertes dieser Formel ist von Belang, daß er<br />
nicht einfach als wahr oder falsch bestimmt werden zu können scheint, etwa<br />
je nachdem, ob die Existenz mindestens eines Gottes für möglich gehalten<br />
wird oder nicht. POPPER verneint daher sofort, daß diese Formel<br />
überhaupt empirisch überprüfbar ist:<br />
79
„My own view is that it is non-testable and therefore non-empirical<br />
and non-scientific.“<br />
Nicht die Frage, ob D auf etwas zutreffen kann, sondern die, ob existiert,<br />
worauf D zuzutreffen scheint, ist nicht überprüfbar, weil die Formel offenbar<br />
keinen empirischen Gehalt hat, aber auch nicht analytisch ist.<br />
Daß CARNAP ungeachtet dessen den Ausdruck „Gott“ als meaningless angesehen<br />
hat ([1] 220-227; FRANK, 161; KRAUTH, 139; STEGMÜLLER [3] I, 384;<br />
PANNENBERG, 34f), kann jetzt keine Rolle mehr spielen, da Bedeutung rein<br />
lexikalisch verstanden wird und nichts mit Verifikationsmöglichkeiten zu<br />
tun hat (s. Kap. 1.3.).<br />
5.5. Theologische Konsequenzen<br />
5.5.1. Nach einigen Autoren zieht der Versuch, den Ausdruck „Gott“ als<br />
Prädikat einzuführen, polytheistische Konsequenzen nach sich. So lautet<br />
die Annahme der polytheistischen Konsequenz, die das Prädikat „Gott“<br />
hätte, bei SAUTER und STOCK:<br />
„Im Alten Testament sind „el“ und „elohim“ keine Eigennamen,<br />
sondern Prädikatoren. Im Bereich der griechischen Sprachwelt ist<br />
„theos“ ursprünglich ein Prädikatsbegriff. Dasselbe gilt für das lateinische<br />
Wort „deus“ und die ursprüngliche Verwendung des altnordisch-gotischen<br />
Wortes „got“. Es ist klar: „Gott“ als Prädikator<br />
zu gebrauchen, impliziert einen polytheistischen Sprachgebrauch.“<br />
(132)<br />
Diese Meinung wird u.a. von WESSEL (127) und GOLLWITZER (167) vertreten.<br />
Ähnlich behaupten auch KAMLAH und LORENZEN, daß „Gott“, als Prädikat<br />
gebraucht, Polytheismus bedeute (173).<br />
Daß dies nicht stimmt, das Prädikat „Gott“ keineswegs zu polytheistischen<br />
Konsequenzen führt, kann aufgrund der folgenden Überlegungen eingesehen<br />
werden.<br />
Das Prädikat D hat als Extension die Klasse derjenigen Objekte, auf welche<br />
D zutrifft:<br />
80
5.5.2. Ein einzelnes Prädikat ist keine Aussage darüber, auf wieviel Objekte<br />
es zutrifft. Es kann auf mehrere oder auf genau eins zutreffen, es<br />
kann aber auch auf nichts zutreffen. Worauf es zutrifft, kann man nicht am<br />
Prädikat ablesen, sondern erfordert empirische Untersuchungen über die<br />
Objekte, die für das Zutreffen des Prädikats möglicherweise in Betracht<br />
kommen. Aber ein Prädikat allein ist keine Existenzaussage. Bereits die<br />
Form der Quantifikation zeigt, daß das Prädikat gar nicht sagen kann, wieviel<br />
Elemente seine Extension enthält.<br />
Die angeblichen polytheistischen Konsequenzen entpuppen sich als Quasi-<br />
Designata von als Namen aufgefaßten Prädikaten. Weil ein Prädikat auf<br />
mehreres zutreffen kann, müsse es auch gleich mehreres „bezeichnen“.<br />
Nicht zufällig werden dort, wo die polytheistischen Konsequenzen befürchtet<br />
werden, die Prädikate für „Gemeinnamen“ gehalten (SAUTER /<br />
STOCK, 131) (s. Kap. 2.5.7.).<br />
Will man atheistische, monotheistische oder polytheistische Existenzbehauptungen<br />
aufstellen, so ist dazu, wie aus (1*), (2*) und (3*) hervorgeht,<br />
mehr als bloß der Ausdruck „Gott“ nötig. Es handelt sich dann um Glaubenssätze,<br />
die keinen empirischen Gehalt haben, aber auch nicht analytisch<br />
sind.<br />
Bemerkenswert ist der historisch interessante Umstand, daß, während THO-<br />
MAS VON AQUIN mit dem Prädikat „deus“ eine monotheistische Annahme<br />
prädisponiert hatte (s. Kap. 5.3.), mittlerweile polytheistische Vermutungen<br />
damit verbunden worden sind. Dies zeigt, daß die jeweiligen inhaltlichen<br />
Voraussetzungen dominierten, und nicht die faktischen sprachlichen<br />
Funktionen das leitende Interesse waren.<br />
82
6. Zusammenfassender Vergleich<br />
6.1. Von den vier behandelten Vorschlägen zur logischen Funktion des<br />
Ausdrucks „Gott“ ist weitaus der schwächste der, nach welchem dieser<br />
Terminus als Synkategorema dargeboten wird. Der erste Grund dafür sind<br />
die unzutreffenden Vermutungen über die Synkategoremata, obwohl in der<br />
scholastischen Logik eine eindeutige Terminologie entwickelt worden war.<br />
Statt diese in Betracht zu ziehen, sind die synkategorematischen Ausdrükke<br />
als solche, die keine selbständige Bedeutung hätten, fehlinterpretiert<br />
worden.<br />
Vor allem spielt dabei der Begriff der Bedeutung eine wichtige Rolle, der<br />
in allererster Linie hätte definiert werden müssen, bevor er zur Erklärung<br />
anderer sprachlicher Funktionen in Anspruch genommen wird. Da auch<br />
dies versäumt wurde, ist der Eindruck der Verworrenheit nicht zu vermeiden.<br />
Insgesamt müssen die Synkategoremathesen als Fehlschlag fallengelassen<br />
werden. Sie führen zu zwei absurden Konsequenzen: „Gott“ als logische<br />
Konstante oder als sinnloser Ausdruck.<br />
Trotzdem ist es recht und billig, jene Versuche gegen unberechtigte Einlassungen<br />
in Schutz zu nehmen, die sich in der völligen „Preisgabe des Gottesbegriffes“,<br />
ja in der „Auflösung des christlichen Glaubens“ (HORNIG,<br />
309ff) sehr unverständig artikulieren. Dies hat wegen Sachfremdheit überhaupt<br />
nichts zu sagen.<br />
6.2. Mit der Namensthese verhält es sich hingegen so, daß sie erst in<br />
eine diskutable Form gebracht werden mußte, während zuvor lediglich eine<br />
irrationale Namensspekulation vorkam.<br />
Der wichtigste Punkt hierbei war der Zusammenhang zwischen dem Namen<br />
und dem, was er benennt. Die unfundierte Spekulation warf die<br />
sprachlichen Eigenschaften von Namen mit den Eigenschaften der von Namen<br />
bezeichneten Designata durcheinander, um so durch bloßes Namendeuten<br />
Erkenntnisse über den empirisch nicht zugänglichen Namensträger<br />
zu simulieren.<br />
Stellt man sich die Frage, warum der Ausdruck „Gott“ so vehement als Name<br />
geführt werden soll, so liegen die Gründe gar nicht in den Bereichen,<br />
83
die etwas mit der Namensrelation zu tun haben oder auch nur am tatsächlichen<br />
sprachlichen Funktionieren dieser Ausdrücke Interesse erkennen liessen.<br />
Vom Namen wird in Hinsicht auf ein numen spekuliert, ja er selbst<br />
wird als etwas mehr oder weniger Numinoses aufgefaßt.<br />
Die ganze Namenstheologie beruht darauf, daß man Gott zumindest partiell<br />
in dem Wort „Gott“ (oder in anderen Namen) zu finden wünscht: Gott<br />
enthüllt sich dem „Tieferverstehenden“ im Namen. Wenn sich Gott „in“<br />
seinem Namen offenbart (wobei nicht klar ist, wie sich in dieser Hinsicht<br />
„Jahwe“ und „Gott“ unterscheiden, und ob sich die Namensoffenbarung<br />
nur auf „Jahwe“ beschränkt oder auch auf „Gott“ ausdehnt), gilt der Name<br />
als vom Wesen Gottes berührt.<br />
Vom analytischen Standpunkt, wie Namen sprachlich fungieren, dürfte der<br />
Locus von der Namensoffenbarung nicht besagen, daß sich Gott „in“ seinem<br />
Namen offenbart hätte. Vielmehr besagt er nur, daß Gott seinen Namen<br />
mitgeteilt hat. Sich selbst bekannt machen ist mehr als bloß seinen<br />
Namen nennen. Und wenn einer seinen Namen nennt, dann sagt er nur, wie<br />
er konventionell heißt, sonst nichts. Sein Wesen, seinen Charakter, seine<br />
Eigenschaften lernt man durch persönliche Bekanntschaft kennen – empirisch<br />
–, aber nicht aus der bloßen Namensnennung oder der Etymologie.<br />
Empirisches Wissen kann durch Namendeuten nicht ersetzt werden.<br />
Obgleich einleuchten müßte, daß ein Name etwas anderes ist, als das, wofür<br />
er zur Benennung verwendet wird, und daß damit eine Eigenschaft des<br />
Namens etwas anderes ist als eine Eigenschaft des Namensträgers, und daß<br />
insbesondere mit einem Namen über ein von ihm völlig verschiedenes<br />
Ding gesprochen wird, das bei weitem nicht „im“ Namen vorkommt, wird<br />
dies alles mit Hilfe der einzelnen irrationalen Versatzstücke der Namensmagie<br />
geleugnet.<br />
Nur weil der oder das Benannte entweder nicht bekannt ist oder nicht existiert,<br />
entsteht bei einigen eine Motivation, Namen als Wünsche oder Postulate<br />
von Designata zu mißdeuten. Wenn der Namensträger bekannt ist,<br />
kommt niemand auf die Idee, statt ihn seinen Namen über ihn zu befragen.<br />
Da auf diese Weise der Ausdruck „Gott“ nicht ernsthaft als Name eingeführt<br />
werden kann, mußte die Terminologie entwickelt werden, die die<br />
Grundlage für eine rationale Namensthese darstellt. Ihre wichtigsten<br />
Aspekte sind die Konventionalität und die Formulierung der Namensrelation.<br />
Erst dadurch wurde ermöglicht, das Funktionieren von Namen zu erklären.<br />
Und dies wiederum war die Voraussetzung für eine sachgemäße<br />
84
Untersuchung, ob der Ausdruck „Gott“ als Name dienen kann.<br />
Rein syntaktisch gesehen, kann der Ausdruck „Gott“ ohne weiteres als Name<br />
gelten. Es genügt, daß er in Aussagen an Argumentsstelle steht, in Fx<br />
anstelle von x. Erweitert man die Überlegung jedoch durch Einbeziehen<br />
der Semantik, so fragt man sich, was dieser Name dann bezeichnet. Die<br />
vorschnelle Antwort, daß „Gott“ Gott bezeichnen würde, läßt tatsächlich<br />
nur erkennen, daß „Gott“ Gott bezeichnen soll, nicht aber, daß der Name<br />
diese gewünschte Funktion auch wirklich erfüllt. Um hier Klarheit zu gewinnen,<br />
geht es nicht anders, als daß ein Nachweis für das postulierte Designatum<br />
verlangt werden muß. Nur dann, wenn es Gott gibt, kann „Gott“<br />
ein Name für ihn sein. Doch das ist bekanntlich höchst umstritten.<br />
Zu behaupten, „Gott“ wäre ein Name, sagt noch gar nichts darüber, was<br />
das Designatum sei, geschweige denn, daß es überhaupt eins gibt. Falls<br />
„Gott“ als Name gelten soll, dann kann er unter gar keinen Umständen zugleich<br />
das Geheimnis der Wirklichkeit, die alles bestimmende Wirklichkeit,<br />
das schlechthinnige Abhängigkeitsgefühl, die causa sui, die causa<br />
prima, das Woher meines Umgetriebenseins usw. bezeichnen. Das wäre so,<br />
als wenn man von „Hans“ verlangte, daß dieser Name zugleich Peter, Paul,<br />
Zerberus und die Chimäre bezeichne. Wenn alles, was bisher für Gott gehalten<br />
wurde, zusammengenommen als Designatum vorgeschlagen würde,<br />
dann wäre „Gott“ nur der Name einer amorphen Masse.<br />
Bevor der Ausdruck „Gott“ die Chance hat, als Name zu fungieren, muß<br />
klar sein, auf welches Objekt seine konventionelle Referenz zu beziehen<br />
ist. Sonst bezeichnet er nicht das Beabsichtigte, und damit nicht etwa<br />
etwas anderes, sondern gar nichts. Denn ein Name bezeichnet nicht von<br />
sich aus, sondern nur aufgrund einer konventionellen Beziehung, die zwischen<br />
beiden Komponenten, dem Namen und dem Designatum, hergestellt<br />
wird. Es lohnt nicht, die Frage des Namens zu thematisieren, solange man<br />
sich nicht über das Designatum einig ist.<br />
6.3. Mit der Terminologie der Namensrelation konnte bereits der Weg<br />
geebnet werden, der zur Kennzeichnungsthese führt. Mit ihr wird sowohl<br />
dem Gesichtspunkt der Singularität des zu kennzeichnenden Objekts als<br />
auch dem der prädikativen Funktion des Ausdrucks „Gott“ Rechnung getragen.<br />
Ferner werden sämtliche Voraussetzungen empirischer oder ontologischer<br />
Art, die die Namensthese bis zur Untauglichkeit belasteten, vermieden.<br />
Existenzfragen sind eindeutig unabhängig von den singulären Ter-<br />
85
mini. Dies ist bereits an der Form der Kennzeichnung erkennbar.<br />
Die Möglichkeit, singuläre Termini zu eliminieren, beweist, daß sie nicht<br />
unbedingt nötig sind. Sie sind ersetzbar. Der Ausdruck „Gott“ als singulärer<br />
Terminus kann dabei keine Ausnahme machen. Wo davon, daß er allein<br />
als Name denkbar scheint, alles abhängt, dürfte mit der Eliminierbarkeit<br />
und der grundsätzlichen sprachlichen Relativität endgültig der Boden entzogen<br />
sein. Eliminierbarkeit heißt jedoch nicht, daß jeder Name eliminiert<br />
werden müsse. Sie stellt quasi eine Warnung dar, nicht allzuviel Hoffnung<br />
auf singuläre Termini und ihre Leistungsfähigkeit zu setzen. „Die Welt der<br />
Eigennamen ist einfach eine sprachlich ziemlich arme Welt.“ (ECO [1] 105)<br />
Die Kennzeichnungsthese ist als eine Anwendung der Prädikatsthese auf<br />
den Einzigkeitsfall aufzufassen, da der Ausdruck „Gott“ als Prädikat vorkommt,<br />
dessen Zutreffen gemäß der Kennzeichnungsform auf genau ein<br />
Objekt beschränkt ist. Kennzeichnungsthese und Prädikatsthese besagen<br />
also bezüglich des Ausdrucks „Gott“ dasselbe, nämlich daß er ein einstelliges<br />
Prädikat ist. Das ist auch das Resultat der vergleichenden Gesamtuntersuchung.<br />
6.4. Die Prädikatsthese war, ähnlich wie die Namensthese, mit mehreren<br />
metaphysischen Annahmen durchsetzt, die nicht auf der tatsächlichen<br />
Funktion von Prädikaten, sondern auf einem unbegründeten, viel zu engen<br />
Zusammenhang zwischen Wörtern und Dingen beruhten. Wie bei der Namensmagie<br />
der Name über das Designatum, so sollten auch die Prädikate<br />
bereits Aufschluß über die Quantität der Objekte geben, auf die sie zutreffen.<br />
Ausdruck dessen war die Polytheismusvermutung.<br />
Daß es sich bei dem Ausdruck „Gott“ nur um ein Prädikat handeln kann,<br />
wie bereits als Ergebnis der Kennzeichnungsthese hervorging, stellte einen<br />
bereits bekannten Umstand dar. Nicht nur, daß u.a. THOMAS VON AQUIN dies<br />
formuliert hat, die bedeutenden Logiker CARNAP, POPPER und BOCHENSKI dies<br />
bestätigt haben, und alles Anderslautende leicht als falsch ausgeschieden<br />
werden konnte, sondern auch das Operieren mit dem Ausdruck „Gott“ in<br />
Aussagen verlangt es. Auch die Definitionen von „Gott“ und die Gottesbeweise<br />
(ZIMMER [5], [7]) machen die Prädikatsfunktion augenscheinlich.<br />
Da eine der wichtigsten Aussagen zur Prädikatsfunktion des Ausdrucks<br />
„Gott“ von THOMAS VON AQUIN stammt, war es richtungweisend, schon im<br />
Titel der Untersuchung das lateinische „deus“ erscheinen zu lassen, so daß<br />
86
ereits der Titel einen Hinweis auf das Ergebnis gibt.<br />
6.5. Die Frage nach der logischen Syntax und Semantik des Ausdruck<br />
„Gott“ war von Anfang an mit der Frage nach der Leistungsfähigkeit<br />
sprachlicher Ausrücke im allgemeinen verquickt, so daß die Trennung zwischen<br />
dem, was ein Ausdruck seiner Art nach überhaupt leisten kann, und<br />
dem, was er angeblich leisten müßte, mit zu den Hauptaufgaben gehörte.<br />
Diese Trennung ist durch Explizitmachen der spezifischen Aufgaben möglich,<br />
die die verschiedenen Ausdruckstypen haben.<br />
Der Bezug von Sprachlichem auf das, worüber gesprochen wird, vollzieht<br />
sich nicht dadurch, daß einzelne Elementarausdrücke unmittelbar oder mittelbar<br />
über die „Bedeutung“ mit einzelnen Objekten der Welt verbunden<br />
wären. Einerseits dient Sprache dazu, über etwas zu sprechen, aber andererseits<br />
kann dadurch nicht garantiert werden, daß das, worüber so leicht<br />
gesprochen werden kann, wirklich existiert. Simulation, Lüge, Täuschung<br />
sind sprachlich genauso organisiert. Die Betrachtung von Sprachlichem allein<br />
kann daher nie genügen, um über das, was abgesehen davon der Fall<br />
ist, Klarheit zu gewinnen.<br />
Der entgegengesetzte und die Irre führende Weg ist der, möglichst viel<br />
subjektiven oder kollektiven Glaubensgehalt auf das Wort „Gott“ aufzupfropfen,<br />
als ob dieses Wort allein alles sagen könnte, was man sich im<br />
Laufe der Zeit unter Gott vorgestellt hat. Um über Gott zu sprechen, reicht<br />
das Wort „Gott“ bei weitem nicht aus, es garantiert nicht einmal, daß überhaupt<br />
von Gott gesprochen wird.<br />
Trotzdem finden die verschiedensten Versuche statt, Gott derart an das<br />
Wort „Gott“ zu binden, daß es Gott definitiv verbürgt. Das Wort „Gott“<br />
soll für Gott garantieren (FRIES, 55). Wenn es „ausfiele“, würde Gott mit<br />
verloren gehen, die Wirklichkeit des Menschen und der Welt würde „verfehlt“.<br />
Der Mensch ohne „Gott“ im Vokabular würde Gott vergessen. „Er<br />
würde aufhören, ein Mensch zu sein. Er hätte sich zurückgekreuzt zum findigen<br />
Tier.“ (RAHNER [2] 18)<br />
Das Wort „Gott“ soll nota praesentis rei sein, ein Unterschied zwischen<br />
dem Ausdruck „Gott“ und Gott nicht bestehen, weil Gott nicht „als vom<br />
Wort getrennter Wortinhalt“ in Betracht käme (EBELING [2] 417; JÜNGEL [2]<br />
12) (vgl. ZIMMER [6] 336f). Nicht daß der Mensch über Gott spräche, was<br />
doch offensichtlich der Fall ist, dürfe anerkannt werden, sondern nur um-<br />
87
gekehrt, daß Gott „zur Sprache käme“, könne gesagt werden (JÜNGEL [1]<br />
289).<br />
Neben diesen Extrempositionen, deren Hauptcharakteristikum die programmatische<br />
Vermengung von Gott und Wort „Gott“ zu einem hermeneutischen<br />
Durcheinander ist, dessen intrikater Sinn starke Parallelen zur Namensmystik<br />
durchscheinen läßt, stehen liberalere Auffassungen, die den<br />
Zusammenhang von Gott und Ausdruck „Gott“ in der Singularität des<br />
Wortes „Gott“ sehen. Die Einzigartigkeit Gottes, eine Glaubensangelegenheit,<br />
wird auf das Wort „Gott“ übertragen:<br />
„Das heißt aber, daß wir in dem Wort Gott ein sprachliches Zeichen<br />
von singulärem Rang erblicken müssen: Auf der einen Seite kommt<br />
es mit den anderen sprachlichen Zeichen darin überein, daß es einen<br />
Gegenstand neben anderen bezeichnet; auf der anderen Seite<br />
kann es seine Verweisungsfunktion nur in der Weise wahrnehmen,<br />
daß es sich selbst als sprachliches Zeichen negiert, und zwar handelt<br />
es sich hierbei nicht um eine Negation, die das Zeichen zugunsten<br />
des Bezeichneten, der gemeinten Sache, hinter sich läßt, sondern<br />
um eine Negation, welche die Unangemessenheit des Zeichens<br />
als solches impliziert.“ (LEUZE, 102f)<br />
Eine „Negation“, die „die Unangemessenheit des Zeichens als solches impliziert“,<br />
gibt es nicht; das ist ausgeschlossen (ZIMMER [8] 66f).<br />
Der Einzigartigkeit Gottes kann nicht damit gedient werden, daß man<br />
einfach das Wort „Gott“ für ein Zeichen sui generis erklärt. Der Ausdruck<br />
„Gott“ ist gerade kein sprachliches Zeichen von singulärem Rang, es unterscheidet<br />
sich sprachlich in nichts von andern sprachlichen Zeichen. Was<br />
seine semantische Leistungsfähigkeit betrifft, so ist sie ausgesprochen unbestimmt,<br />
theologisch vage.<br />
6.6. Zu den wichtigen Einsichten gehört, daß nicht mit Hilfe isolierter<br />
Einzelwörter, sondern mit Aussagen, die im Zusammenhang einer Theorie<br />
stehen, über die Welt und was ihr zugrunde liegt, gesprochen wird. „Die<br />
Wissenschaft spricht nicht Namen aus, sondern formuliert Sätze, die wahr<br />
oder falsch sein können.“ (STEGMÜLLER [5] II/1, 15) Nur so kann das Gesagte<br />
auf Wahrheit hin überprüft werden.<br />
Aussagen haben dann empirischen Gehalt, wenn sie aufgrund von Tatsa-<br />
88
chen wahr oder falsch sind. Die Bestandteile von Aussagen können keinen<br />
empirischen Gehalt haben, ebensowenig wie von Elementarausdrücken gesagt<br />
werden kann, daß sie wahr oder falsch wären.<br />
Deshalb kann nur von theologischen Aussagen als ganzen gehofft werden,<br />
daß sie von Gott handeln. Der Ausdruck „Gott“ allein hat im Vergleich mit<br />
ihnen nur eine auxiliare Aufgabe. Er charakterisiert Aussagen per definitionem<br />
als theologisch:<br />
Eine Aussage is genau dann theologisch, wenn sie das Prädikat<br />
„Gott“ enthält oder wenn sie aus einer Aussage logisch folgt, die<br />
das Prädikat „Gott“ enthält. (ZIMMER [6] 327)<br />
Die Definition der theologischen Aussage bestimmt nicht nur genau, worin<br />
die Aufgabe des Terms „Gott“ besteht – und diese Aufgabe kann er nicht<br />
nur erfüllen, er erfüllt sie auch tatsächlich –, die Definition ermöglicht vor<br />
allem den Aufbau von Theorien und einen konstruktiven Fortschritt: die<br />
quantitative Zunahme wahrer Aussagen. Ohne diese ist keine Erkenntnis<br />
möglich.<br />
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Contributions to Logic and Methodology in Honour of J. M. Bochenski. Ed. by<br />
Anna Teresa Tymieniecka in collaboration with Charles Parsons. Amsterdam<br />
1965, 272-289.<br />
Maurer, Armand: St. Thomas on the Sacred Name ‚Tetragrammaton’. MS 34, 1972,<br />
275-286.<br />
McDowell, John: On the Sense and Reference of a Proper Name. Mind 86, 1977, 159-<br />
185.<br />
Melzer, Friso: Unsere Sprache im Lichte der Christus-Offenbarung. Tübingen 2 1952.<br />
Mildenberger, Friedrich: Gotteslehre. Eine dogmatische Untersuchung. Tübingen 1975.<br />
Moody, Ernest A.: William of Ockham. EncPh 8, 306-317.<br />
Müller, H.-P.: Der Jahwe-Name und seine Deutung. Ex 3, 14 im Licht der Textpublika-<br />
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Noth, Martin: Die israelischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung.<br />
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O’Donnell, J. Reginald s. Wilhelm von Shyreswood [2].<br />
Ott, Ludwig: Grundriß der katholischen Dogmatik. Freiburg, Basel, Wien 8 1970.<br />
Pannenberg, Wolfhart: Wissenschaftstheorie und Theologie. Frankfurt/M. 1973.<br />
Pape, W.: Griechisch-Deutsches Handwörterbuch. Bearb. v. M. Sengebusch. 2 Bde.<br />
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Passow / Rost: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Begr. v. Franz Passow. Neu<br />
bearb. u. zeitgemäß umgestaltet v. Val. Chr. Fr. Rost u.a. Leipzig 5 1841-1857.<br />
Peirce, C. S.: Collected Papers. 6 vols. Cambridge, Mass. 1931-1935.<br />
Pelz, Jerzy: Synonymy. In: Encyclopedic Dictionary, II, 1036-1042.<br />
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[1] Peter Abaelards philosophische Schriften. I: Die Logica ‚Ingredientibus’.<br />
Zum ersten Male hg. v. Bernhard Geyer. Münster 1919-1927 (BGPhMA 21).<br />
[2] Dialectica. First complete edition of the Parisian manuscript by L. M. de<br />
Rijk. Assen 1956 (WTS 1).<br />
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Ed. I. M. Bochenski. Turin 1947).<br />
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Heinrich Stoevesandt. Göttingen 1969.<br />
The Philosophy of Rudolf Carnap. Ed. by Paul Arthur Schilpp. La Salle, Ill. 1963 (The<br />
Library of Living Philosophers; 11).<br />
Pinborg, Jan:<br />
[1] Die Entwicklung der Sprachtheorie im Mittelalter. Münster 2 1985<br />
(BGPhMA 42/2).<br />
[2] Logik und Semantik im Mittelalter. Ein Überblick. Stuttgart-Bad Cannstatt<br />
1972 (problemata; 10).<br />
Platonis opera. Rec. I. Burnet. 5 vol. Oxonii 1899-1907.<br />
Platts, M.: Ways of Meaning. An Introduction to a Philosophy of Language. London<br />
1979.<br />
Popper, Karl R.: The Demarkation between Science and Metaphysics. In: The Philosophy<br />
of Rudolf Carnap 183-226.<br />
Prantl, Carl: Geschichte der Logik im Abendlande. 4 Bde. Leipzig 1855-1870; Nachdruck<br />
Graz 1955.<br />
Prisciani Grammatici Caesariensis Institutionum Grammaticarum libri XVIII ex. rec.<br />
Martini Hertzii. 2 vol. Lipsiae 1855/59 (Grammatici latini; 2/3).<br />
Pseudo-Dionysius Areopagita:<br />
[1] Opera. Ed. J. P. Migne. Paris 1857 (PG 3).<br />
[2] De divinibus nominibus. In: S. Thomae Aquinatis In librum beati Dionysii<br />
De divinis nominibus expositio. Hg. v. Ceslao Pera. Rom 1950.<br />
[3] Die Namen Gottes. Eingel., übers. u. mit Anm. vers. v. B. R. Suchla. Stuttgart<br />
1988 (BGrL 26).<br />
Quell, Gottfried:<br />
[1] El und Elohim im AT. ThWNT III, 79-90.<br />
[2] Der at.liche Gottesname. ThWNT III, 1056-1080.<br />
Quine, Willard van Orman:<br />
[1] Grundzüge der Logik. Übers. v. Dirk Siefkes. Frankfurt/M. 1969. Original:<br />
Methods of Logic. London, Henley 3 1978.<br />
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[2] Philosophie der Logik. Übers. v. Hermann Vetter. Stuttgart 1973 (UB 164).<br />
[3] Ontologische Relativität und andere Schriften. Übers. v. Wolfgang Spohn.<br />
Stuttgart 1975 (Reclam; 9804).<br />
[4] Ontologische Relativität. In: [3] 41-96).<br />
[5] Existenz und Quantifikation. In: [3] 127-156.<br />
[6] Die Wurzeln der Referenz. Frankfurt/M. 1976.<br />
[7] Mengenlehre und ihre Logik. Übers. v. Anneliese Oberschelp. Frankfurt/M.,<br />
Berlin, Wien 1978 (Ullstein Buch; 3532).<br />
[8] Word and Object. Cambridge, Mass. 1979.<br />
[9] Von einem logischen Standpunkt. Neun logisch-philosophische Essays. Mit<br />
einem Nachwort v. Peter Bosch. Übers. v. Peter Bosch. Frankfurt/M., Berlin,<br />
Wien 1979 (Ullstein Materialien; 35010).<br />
[10] Was es gibt. In: [9] 9-25.<br />
[11] Anmerkungen zur Theorie der Referenz. In: [9] 125-132.<br />
[12] Theorien und Dinge. Übers. v. Joachim Schulte. Frankfurt/M. 1985.<br />
[13] Metaphern – ein Postskriptum. In: [12] 227-229.<br />
Von Rad, Gerhard: Theologie des Alten Testaments. 2 Bde. München 1957/60 (EETh 1).<br />
Radday, Yehuda T.: „Wie ist sein Name?“ (Ex 3: 13). LingBibl 58, 1986, 87-104.<br />
Radulphus Brito: Priscian, Quaestionen 3, 4, 11, 18-23. In: Enders, 213-245.<br />
Rahner, Karl:<br />
[1] Grundkurs des Glaubens. Einführung in den Begriff des Christentums.<br />
Leipzig 1978.<br />
[2] Meditation über das Wort „Gott“. In: Wer ist das eigentlich – Gott? Hg. v.<br />
Hans Jürgen Schulz. München 1969, 13-21.<br />
Ratschow, Carl Heinz: Lutherische Dogmatik zwischen Reformation und Aufklärung. 2<br />
Bde. Gütersloh 1964/66.<br />
Rendtorff, Rolf: Das Alte Testament. Eine Einführung. Neukirchen-Vluyn 1983.<br />
Rendtorff, Trutz: Aufforderung zum Argumentieren. Ein Hinweis aus Anlaß des Beitrages<br />
von F. Kambartel. ZEE 15, 1971, 30-32.<br />
De Rijk, Lammert M.:<br />
[1] Logica Modernorum. A Contribution to the History of Early Terminist Logic.<br />
I: On the Twelfth Century Theories of Fallacy. II/1, II/2: The Origin and<br />
Early Development of the Theory of Supposition. Assen 1962/1967 (WTS 6).<br />
[2] Die Wirkung der neuplatonischen Semantik auf das mittelalterliche Denken<br />
über das Sein. In: Sprache und Erkenntnis im Mittelalter, 19-35.<br />
S. Petrus Abaelardus [2].<br />
S. Petrus Hispanus.<br />
Roos, Heinrich: Die modi significandi des Martinus de Dacia. Münster, Kopenhagen<br />
1952 (BGPhMA 37/2).<br />
Saarnio, Uuno: Betrachtungen über die scholastische Lehre der Wörter als Zeichen. Acta<br />
Academiae Paedagogicae Jyväskylänsis 17, 1959, 235-249.<br />
Saebo, Magne: Offenbarung oder Verhüllung? Bemerkungen zum Charakter des Gottesnamens<br />
in Ex 3, 13-15. In: Die Botschaft und die Boten. Festschrift für Hans<br />
Walter Wolff zum 70. Geburtstag. Hg. v. Jörg Jeremias u. Lothar Perlitt. Neukirchen-Vluyn<br />
1981, 43-55.<br />
Sauter, Gerhard / Stock, Alex: Arbeitsweisen systematischer Theologie. Eine Anleitung.<br />
München, Mainz 1976 (studium theologie; 2).<br />
Schaeffler, Richard: Neue Aspekte des Sprechens von Gott. In: Der Streit um den Gott<br />
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1985, 157-182.<br />
Schaff, Adam: Einführung in die Semantik. Berlin 1966.<br />
Schenk, Günter: Zur Geschichte der logischen Form. I: Einige Entwicklungstendenzen<br />
von der Antike bis um Ausgang des Mittelalters. Berlin 1973.<br />
Scherer, Anton: Handbuch der lateinischen Syntax. Heidelberg 1975.<br />
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Schmidt, Werner H.: Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte. Neukirchen-Vluyn<br />
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Schmidt, Werner H. / Delling, Gerhard: Wörterbuch zur Bibel. Berlin 2 1973.<br />
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[1] Geschichte der Logik. Berlin 1931 (Geschichte der Philosophie in Längsschnitten;<br />
4).<br />
[2] Was ist unter einer theologischen Aussage zu verstehen? In: Theologische<br />
Aufsätze. Karl Barth zum 50. Geburtstag. München 1936, 25-73; Nachdrucke<br />
in: Theologie als Wissenschaft. Aufsätze und Thesen. Hg. u. eingel. v. Gerhard<br />
Sauter. München 1971 (TB 43), 265-278; Beckmann, 86-97.<br />
Schüngel, Paul Herbert: Die Entscheidungen zur Frage nach Gott im Alten Testament.<br />
In: Gott. Hg. v. Anton Grabner-Haider. Mainz 3 1976 (Grünewald-Materialbücher;<br />
1), 183-204.<br />
Schüngel-Straumann, Helen: Überlegungen zum JAHWE-Namen in den Gottesgeboten<br />
des Dekalogs. ThZ 38, 1982, 65-78.<br />
Schupp, Franz: Auf dem Weg zu einer kritischen Theologie. Freiburg, Basel, Wien 1975<br />
(QD 64).<br />
Searle, John R.: Proper Names. In: Philosophical Logic. Ed. by P. F. Strawson. Oxford<br />
1973, 89-96.<br />
Seebohm, Thomas M.: Philosophie der Logik. Freiburg/München 1984.<br />
Seebold, Elmar: Etymologie. Eine Einführung am Beispiel der deutschen Sprache. München<br />
1981.<br />
Sexti Empirici Opera rec. Hermannus Mutschmann. III: Adversus Mathematicos libros<br />
I-VI continens. Ed. J. Mau. Lipsiae 1954.<br />
Sinowjew, A. / Wessel, Horst: Logische Sprachregeln. Eine Einführung in die Logik.<br />
München, Salzburg 1975.<br />
Smirnowa, E. D. / Tawanjez, P. W.: Logische Semantik. In: Quantoren – Modalitäten –<br />
Paradoxien. Beiträge zur Logik. Hg. v. Horst Wessel. Berlin 1972, 123-178.<br />
Sprache, Logik und Philosophie. Akten des 4. Internationalen Wittgenstein Symposiums,<br />
28.9.-2.10.1979 Kirchberg am Wechsel (Österreich). Hg. v. Rudolf Haller<br />
u. Wolfgang Grassl. Wien 1980.<br />
Sprache und Erkenntnis im Mittelalter. Akten des VI. Internationalen Kongresses für<br />
Mittelalterliche Philosophie der Société Internationale pour l’Etude de la Philosophie<br />
Médiévale, 29.8.-3.9.1977. Hg. v. Jan P. Beckmann u.a. unter Leitung v.<br />
Wolfgang Kluxen. Berlin, New York 1981 (Miscellanea Mediaevalia; 13/1).<br />
Stegmüller, Wolfgang:<br />
[1] Metaphysik, Skepsis, Wissenschaft. Berlin, Heidelberg, New York 2 1969.<br />
[2] Das Universalienproblem einst und jetzt. In: Ders.: Glauben, Wissen und<br />
Erkennen. Das Universalienproblem einst und jetzt. Darmstadt 3 1974 (Libelli;<br />
94).<br />
[3] Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Eine kritische Einführung. I.<br />
Stuttgart 6 1978 (KTA 308).<br />
[4] Das Wahrheitsproblem und die Idee der Semantik. Eine Einführung in die<br />
98
Theorien von A. Tarski und R. Carnap. Wien, New York 21977. [5] Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und Analytischen Philosophie.<br />
I: Wissenschaftliche Erklärung und Begründung. Berlin, Heidelberg,<br />
New York 21983. II: Theorie und Erfahrung. II/1, 1970, II/2, 1973.<br />
Stegmüller, Wolfgang / Varga von Kibéd, Matthias: Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie<br />
und Analytischen Philosophie. III: Strukturtypen der Logik. Berlin<br />
u.a. 1984.<br />
Stenius, Erik: Wittgensteins Traktat. Eine kritische Darlegung seiner Hauptgedanken.<br />
Übers. v. Wilhelm Bader. Frankfurt/M. 1969.<br />
Stenzel, Julius: Philosophie der Sprache. München, Berlin 1934 (HPh IV A).<br />
Thesaurus Graece Linguae, ab Henrico Stephano constructus. Post editionem anglicam<br />
novis additamentis auctum, ordineque alphabetico digestum tertio ediderunt<br />
Carolus Benedictus Hase, Guilelmus Dindorfius, et Ludovicus Dindorfius. 8<br />
vol. Parisiis 1831-1865.<br />
S. Thomae Aquinatis Opera Omnia, cur Roberto Busa. 6 vol. Stuttgart-Bad Cannstatt<br />
1980 (Indicis Thomistici Supplementum).<br />
Tiele-Söderblom: Kompendium der Religionsgeschichte. Berlin 61931. Track, Joachim: Sprachkritische Untersuchungen zum christlichen Reden von Gott.<br />
Göttingen 1977 (FSÖTh 37).<br />
Tugendhat, Ernst: Vorlesungen zur Einführung in die sprachanalytische Philosophie.<br />
Frankfurt/M. 1976 (stw 45).<br />
Ueberweg, Friedrich: Grundriß der Geschichte der Philosophie. II: Die patristische und<br />
scholastische Philosophie. Hg. Bernhard Geyer. Basel, Stuttgart 131956. Vinzenz Ferrer. Vincentius Ferrarius: Tractatus de suppositionibus. Critical Edition with<br />
an introduction by John A. Trentman. Stuttgart-Bad Cannstatt 1977 (Grammatica<br />
speculativa; 2).<br />
Wang, Hao: Metalogic. NEBrit 151980, 11, 1078-1086.<br />
Weber, Otto: Grundlagen der Dogmatik. 2 Bde. Berlin 31977. Wessel, Horst: Logik und Philosophie. Berlin 1976 (Weltanschauung heute; 9).<br />
Westermann, Claus: Genesis. 2 Bde. Neukirchen-Vluyn 21976/81 (BK I/1.2.).<br />
Whitehead, Alfred North / Russell, Bertrand: Principia Mathematica. 3 vols. Cambridge<br />
21927. Wilhelm von Ockham:<br />
[1] Venerabilis Inceptoris Guillelmi de Ockham Summa Logicae. Eds.: Philotheus<br />
Boehner, Gedeon Gál, Stephanus Brown. St. Bonaventure, N. Y. 1974.<br />
[2] Summe der Logik. Aus Teil I: Über die Termini. Lateinisch-Deutsch. Ausgew.,<br />
übers. u. mit Einf. u. Anm. hg. v. Peter Kunze. Hamburg 1984 (PhB 363).<br />
Wilhelm von Shyreswood:<br />
[1] Grabmann, Martin: Die Introductiones in logicam des Wilhelm von Shyreswood<br />
(† nach 1267). Literarhistorische Einleitung und Textausgabe. München<br />
1937 (SBAW 10); Nachdruck in: Grabmann, Martin: Gesammelte Akademieabhandlungen.<br />
Paderborn 1979 (VGI 25/II), II, 1255-1360.<br />
[2] O’Donnell, J. Reginald: The Syncategoremata of William of Sherwood. MS<br />
3, 1941, 46-93.<br />
[3] William of Shyreswood’s Introduction to Logic. Translated with an Introduction<br />
and Notes by Norman Kretzmann. Minneapolis 1966.<br />
[4] William of Shyreswood’s Treatise on Syncategorematic Words. Translated<br />
with an Introduction and Notes by Norman Kretzmann. Minneapolis 1968.<br />
Wittgenstein, Ludwig:<br />
99
<strong>100</strong><br />
[1] Philosophische Untersuchungen. Frankfurt/M. 2 1980 (stw 203).<br />
[2] Tractatus Logico-Philosophicus. With an Introduction by Bertrand Russell.<br />
German Text with an English translation en regard by C. K. Ogden. London,<br />
Boston, Henley 1981.<br />
Ziehen, Th.: Lehrbuch der Logik auf positivistischer Grundlage mit Berücksichtigung<br />
der Geschichte der Logik. Bonn 1920.<br />
<strong>Zimmer</strong>, <strong>Christoph</strong>:<br />
[1] Das logische Quadrat in Luthers „Dictata super Psalterium“. LingBibl 54,<br />
1983, 97-110.<br />
[2] Die logische Funktion des Ausdrucks „Gott“. Typoskript 1984.<br />
[3] Die Lügner-Antinomie in Titus 1, 12. LingBibl 59, 1987, 77-99.<br />
[4] Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“. Teil 1: LingBibl 62,<br />
1989, 5-48; Teil 2: LingBibl 63, 1989, 5-32.<br />
[5] Logik der thomasischen Gottesbeweise. Ein Beitrag zur Aussagenlogik bei<br />
Thomas von Aquin. FS 71, 1989, 212-223.<br />
[6] Was ist unter einer theologischen Aussage zu verstehen? FZPhTh 36, 1989,<br />
311-340.<br />
[7] Existenz-Simulation in den Gottesbeweisen. In: Das Phänomen der „Simulation“.<br />
Beiträge zu einem semiotischen Kolloquium. Hg. v. Erhardt Güttgemanns.<br />
Bonn 1991 (FThL 17), 86-106.<br />
[8] Negation und via negationis. LingBibl 64, 1990, 53-91.<br />
[9] Veritas est deus noster. Augustins arithmetischer Gottesbeweis. FS 73,<br />
1991, 159-169.<br />
[10] Das argumentum resurrectionis 1 Kor 15, 12-20. LingBibl 65, 1991, 25-<br />
36.<br />
[11] Sakrament und Simulation. Zur Semiotik der eucharistischen „Realpräsenz“.<br />
LingBibl 67, 1992, 5-28.<br />
<strong>Zimmer</strong>li, Walther: Grundriß der alttestamentlichen Theologie. Berlin 1978.<br />
www.zmm.cc Dr. <strong>Christoph</strong> <strong>Zimmer</strong> 920@who.net<br />
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