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Definierbarkeit und Definition des Ausdrucks „Gott“ - Christoph Zimmer

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1<br />

CHRISTOPH ZIMMER<br />

<strong>Definierbarkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong><br />

„Diffinitiones esse principia disputandi“. 1<br />

„<strong>Definition</strong>en sind viel weniger ein Ende als ein Anfang.“ 2<br />

1. Einleitung<br />

1.1. Was bisher von seiten der Theologie über <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Definition</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> gesagt wurde – zusammengefaßt in dem so gut wie kanonischen<br />

Diktum „deus definiri nequit“ –, ist praktisch durchgehend falsch. Das hat u.a. folgende<br />

Gründe:<br />

1.1.1. Der erste (<strong>und</strong> vielleicht hauptsächliche) Gr<strong>und</strong> scheint darin zu bestehen,<br />

daß dort, wo das Problem der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong><br />

ernsthaft behandelt worden ist, wie z.B. bei Thomas von Aquin (siehe 6.3.), leider<br />

nur auf einen unzureichenden Stand der <strong>Definition</strong>slehre Bezug genommen werden<br />

konnte. Denn während die traditionelle <strong>Definition</strong>slehre 3 seit Aristoteles kaum einen<br />

nennenswerten Fortschritt zu verzeichnen hatte, sind erst in der modernen <strong>Definition</strong>stheorie<br />

zahlreiche Entdeckungen gemacht worden, die das Wissen von der<br />

Struktur sowie von der Funktion <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit der <strong>Definition</strong> innerhalb<br />

von wissenschaftlichen Theorien erheblich erweitert haben. 4<br />

Für die Theologie ist <strong>des</strong>halb Anlaß gegeben, die Erkenntnisse der modernen Logik<br />

im allgemeinen <strong>und</strong> in Hinsicht auf <strong>Definition</strong>en im besonderen unbeirrt in Anwendung<br />

zu bringen, statt, wie in fast allen Dogmatiken, den oben erwähnten Locus nur<br />

unkritisch zu repristinieren. Sonst könnte sie in der erforderlichen Weise weder sagen,<br />

daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> definierbar noch daß er nicht definierbar sei.<br />

1.1.2. Der zweite Gr<strong>und</strong> besteht darin, daß die spezielle Eigenart <strong>des</strong> Problems teilweise<br />

verkannt wird. Denn bei der Frage der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong><br />

handelt es sich nicht in dem Maße um ein theologisches Problem, wie es die bisherige<br />

Behandlung vermuten läßt, sondern um ein sprachlogisches <strong>und</strong> wissenschafts-<br />

1 Boethius, A.M.S.: Liber de diffinitione. Migne PL 64, 895 B.<br />

2 Rahner, Karl: Über den Versuch eines Aufrisses einer Dogmatik. In: Schriften zur Theologie. I. 1954, 19.<br />

3 Vgl. Robinson, Richard: <strong>Definition</strong>. 1950; von Kutschera, Franz: Elementare Logik. 1967, 356-362; Stegmüller,<br />

Wolfgang: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie. Eine kritische Einführung. I. Stuttgart 6 1978 (KTA 308),<br />

368-380; Essler, Wilhelm K.: Wissenschaftstheorie. I. 2 1982, 49-75.<br />

4 Vgl. Kleinknecht, Reinhard: Gr<strong>und</strong>lagen der modernen <strong>Definition</strong>stheorie. Königstein/Ts. 1979 (Monogr. Wissenschaftstheorie<br />

u. Gr<strong>und</strong>lagenforschung; 14), 4.


2<br />

theoretisches Problem viel allgemeinerer Art; <strong>und</strong> zwar unbeschadet <strong>des</strong>sen, daß dieses<br />

Problem unzweifelhaft aus theologischem Interesse aufgeworfen wurde.<br />

Es muß hier unterschieden werden, daß sich zwar die Aufstellung einer bestimmten<br />

<strong>Definition</strong> in erster Linie von fachspezifischen <strong>und</strong> zweckgerichteten Interessen – in<br />

diesem Fall von theologischen – herleitet, aber sowohl die nachträgliche Frage, ob<br />

eine einmal vorgeschlagene <strong>Definition</strong> formal korrekt ist, als auch die vorgängige<br />

Frage, ob ein zu definierender Ausdruck bezüglich eines Vokabulars definierbar ist,<br />

gehen über den Bereich der fachspezifischen Belange hinaus. Für diese beiden Fragen<br />

sind theologische Gesichtspunkte sogar ziemlich irrelevant.<br />

Das ist <strong>des</strong>wegen leicht einzusehen, weil die Kriterien für korrekte <strong>Definition</strong>en von<br />

der Logik aufgestellt werden (siehe 4.). Und diese Kriterien gelten unabhängig davon,<br />

was definiert wird. Ebenso berührt die Frage der <strong>Definierbarkeit</strong> nur die Relation<br />

eines <strong>Ausdrucks</strong> zu einer gewissen Menge anderer Ausdrücke, nicht aber zu<br />

außersprachlichen Gegenständen (siehe 3.3.).<br />

Den logischen Bezug der Frage nach der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> hat<br />

insbesondere Thomas von Aquin deutlich gesehen <strong>und</strong> seine Antwort – die sich jedoch<br />

als falsch erweisen wird (siehe 7. <strong>und</strong> 8.) – dementsprechend logisch begründet.<br />

Dieses richtige Element muß daher die wesentliche Orientierung in der rationalen<br />

Behandlung dieses wichtigen Gr<strong>und</strong>lagenproblems darstellen.<br />

1.1.3. Der dritte Gr<strong>und</strong> besteht in der Annahme einer prinzipiellen Nichtdefinierbarkeit<br />

<strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong>. Wenn ein Ausdruck für nicht definierbar ausgegeben<br />

wird, so kann das dreierlei heißen:<br />

Erstens, daß dieser Ausdruck aufgr<strong>und</strong> entwicklungsbedingter Umstände nur zufällig<br />

noch nicht definiert werden konnte, vielleicht weil man noch zu viel mit anderen<br />

<strong>Definition</strong>en beschäftigt war, oder weil die betreffende wissenschaftliche Theorie<br />

noch zu fragmentarisch war, als daß sie schon zu einer hinreichenden Menge an <strong>Definition</strong>en<br />

fortgeschritten wäre. Und so verhält es sich auch.<br />

Zweitens könnte sich die Nichtdefinierbarkeit auf eine bestimmte Theorie beziehen<br />

(siehe 3.3.), so daß innerhalb dieser Theorie der fragliche Ausdruck zwar nicht definierbar<br />

wäre, dafür aber in einer anderen, umfassenderen Theorie.<br />

Dieser Fall scheidet für die Theologie aus, weil sie noch nicht aus Theorien besteht<br />

bzw. keine Theorien enthält, zu denen die <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> in<br />

Beziehung gesetzt werden könnte. Bis solche Theorien entwickelt worden sein werden,<br />

muß die <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> vorläufig noch in Relation zum<br />

allgemeinen Vokabular der Umgangssprache gesehen werden. In bezug darauf ist<br />

aber jeder Ausdruck definierbar.<br />

Neben der temporären <strong>und</strong> relativen Nichtdefinierbarkeit kommt drittens die prinzipielle<br />

Nichtdefinierbarkeit vor. Und es hat den Anschein, daß dies in der Theologie


die Meinung der meisten ist, die sich betreffs Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong><br />

<strong>„Gott“</strong> geäußert haben.<br />

Es ist <strong>des</strong>halb gleich jetzt klar zu sagen, daß es eine prinzipielle Nichtdefinierbarkeit<br />

nicht gibt, auch dann nicht, wenn sie mit Hilfe theologischer Hypothesen hinsichtlich<br />

<strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> vertreten werden sollte.<br />

Prinzipielle Nichtdefinierbarkeit (bezüglich eines beliebigen Vokabulars) würde besagen,<br />

daß der betreffende Ausdruck in keinerlei intensionaler Beziehung zu anderen<br />

Ausdrücken stände <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb inkommunikabel wäre.<br />

Ferner kann eine <strong>Definierbarkeit</strong>sfrage am einfachsten durch Vorweisen einer <strong>Definition</strong><br />

erledigt werden, denn wofür eine <strong>Definition</strong> existiert, das ist auch definierbar.<br />

Da sogar mehrere <strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong>, die bemerkenswerterweise in<br />

der Logik aufgestellt wurden, existieren (siehe 10.), steht jetzt schon fest, daß der<br />

Ausdruck <strong>„Gott“</strong> auf jeden Fall definierbar ist.<br />

1.1.4. Der vierte Gr<strong>und</strong> für das in 1.1. Gesagte besteht darin, daß das Problem gewöhnlich<br />

in einer vollkommen irreführenden (bzw. sinnlosen) Weise formuliert zu<br />

werden pflegt, nämlich als das Problem der sogenannten „<strong>Definierbarkeit</strong> Gottes“,<br />

anstatt, wie es allein sinnvoll heißen kann, der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong>.<br />

Denn <strong>Definition</strong>en beziehen sich auf sprachliche Ausdrücke <strong>und</strong> nicht auf außersprachliche<br />

Objekte.<br />

<strong>Definition</strong>en sind auch keine empirischen oder quasi-empirischen Beschreibungen<br />

(Deskriptionen) von Gegenständen, sondern Festlegungen oder Vereinbarungen über<br />

die Bedeutung sprachlicher Ausdrücke. Und die Bedeutungen sprachlicher Ausdrükke<br />

sind nichts anderes als ebenfalls sprachliche Ausdrücke. 5 Insbesondere sind es<br />

weder außersprachliche Objekte 6 noch intelligible Entitäten 7 .<br />

Wegen der semantischen Relationalität sprachlicher Ausdrücke kann man für jeden<br />

beliebigen Ausdruck immer einen andern als <strong>des</strong>sen Bedeutung auszeichnen, so daß<br />

auch eine <strong>Definition</strong> im Prinzip immer möglich ist.<br />

1.1.5. Als fünfter Gr<strong>und</strong> fällt die Verquickung der <strong>Definierbarkeit</strong>sfrage mit der<br />

Frage nach der Erkennbarkeit Gottes auf, was jedoch ganz disparate Fragen sind.<br />

Denn die <strong>Definierbarkeit</strong> eines sprachlichen <strong>Ausdrucks</strong> hat nichts mit der empirischen<br />

Erkennbarkeit eines Objekts zu tun, auf welches sich der Ausdruck möglicherweise<br />

bezieht. Es sind durchaus auch Ausdrücke definierbar, die sich auf nicht erkennbare<br />

Objekte beziehen, z.B. auf fiktive, die gar nicht existieren:<br />

3<br />

5 Vgl. Eco, Umberto: Zeichen. Einführung in einen Begriff <strong>und</strong> seine Geschichte. Übers. v. Günter Memmert. Frankfurt/M.<br />

1977 (es 895), 171f.<br />

6 Vgl. ebd, 172-174; Quine, Willard Van Orman: Word and Object. Cambridge, Mass. 1979, 201.<br />

7 Vgl. Eco, aaO, 178; anders Güttgemanns, Erhardt: fragmenta semiotico-hermeneutica. Bonn 1983 (FThL 9), 41f,<br />

314, 316.


4<br />

„Einhorn“ = Df „pferdeähnliche Kreatur mit einem Horn auf der Stirn“<br />

Für diese <strong>Definition</strong> braucht die empirische Frage nicht berührt zu werden, ob es<br />

Einhörner überhaupt gibt. Die <strong>Definierbarkeit</strong> von „Einhorn“ ist ganz unabhängig<br />

von der Tatsache, daß Einhörner nicht existieren. Und was es nicht gibt, ist auch<br />

nicht erkennbar. Folglich ist es falsch zu behaupten, etwas sei nicht definierbar, weil<br />

es nicht erkennbar sei.<br />

So auch in bezug auf <strong>„Gott“</strong>. Die Frage nach der Erkennbarkeit Gottes spielt für die<br />

Frage nach der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> keine Rolle, da die <strong>Definierbarkeit</strong>sfrage<br />

ohne Rekurs auf jene Erkennbarkeitsfrage erledigt werden kann.<br />

Doch ist es überdies schon formal falsch, von Nichterkennbarkeit auf Nichtdefinierbarkeit<br />

zu schließen, weil eine Negation nichts zu erschließen erlaubt (de nihilo nihil<br />

fit).<br />

Als Ursache für die sachfremde Vermengung von <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>und</strong> Erkennbarkeit<br />

ist anzusehen, daß zeitweilig ungerechtfertigte Forderungen an <strong>Definition</strong>en gestellt<br />

worden sind (siehe 5.), darunter die, daß <strong>Definition</strong>en „das Wesen“ von etwas ausdrücken<br />

müßten oder einen Gegenstand „objektiv widerspiegeln“. Bei der <strong>Definition</strong><br />

ist jedoch nicht auf derartige Annahmen der Metaphysik Rücksicht zu nehmen, sondern<br />

nur auf das, was logisch wirklich von Belang ist.<br />

1.1.6. Als (vorläufig) letzter Gr<strong>und</strong>, warum es mit „deus definiri nequit“ keinesfalls<br />

sein Bewenden haben kann, sind die tiefgreifenden Voreingenommenheiten zu nennen,<br />

die der Anwendung von <strong>Definition</strong>en in der Theologie überhaupt im Wege stehen.<br />

Von ihnen ist eine verhältnismäßig häufig auftauchende Variante die Fehleinschätzung,<br />

„daß Gott nicht in den Käfig einer <strong>Definition</strong> eingesperrt werden dürfe“. Entsprechend<br />

erscheint die <strong>Definition</strong> primär als „Gefahr“:<br />

„Alle <strong>Definition</strong>en stehen in der Gefahr, Gott zu begrenzen, denn 'definieren' heißt ja<br />

wörtlich übersetzt 'umgrenzen'.“ 8 „Wer Gott definiert, der stellt ihn fest, der macht<br />

ihn zu einem umgrenzten Gegenstand, zu einem Objekt.“ 9<br />

Eine angebliche Gefahr dieser Art zu wittern, kann nur dort möglich sein, wo das<br />

Ziel jeder <strong>Definition</strong>, „durch Näherbestimmung von Zeichen Verständigung zu erreichen<br />

oder zu verbessern“ 10 nicht bekannt ist oder unbegründet in Abrede gestellt<br />

wird.<br />

8 Zahrnt, Heinz: Wie können wir heute Gott erfahren? In: Blank, Josef u.a.: Gott-Frage <strong>und</strong> moderner Atheismus. Regensburg<br />

1972, 39.<br />

9 Ebd.<br />

10 Härle, Winfried: Systematische Philosophie. Eine Einführung für Theologiestudenten. München, Mainz 1982 (studium<br />

theologie; 6), 22.


Zwar heißt „definire“ auf Deutsch u.a. „abgrenzen“, aber einen Eindruck vom Funktionieren<br />

der <strong>Definition</strong> gewinnt man nicht dadurch, daß man das Wort „<strong>Definition</strong>“<br />

einfach übersetzt. Das wäre das gleiche Vorgehen, wie wenn man sich ein Verständnis<br />

der Mathematik durch bloßes Übersetzen <strong>des</strong> Wortes „Mathematik“ zu verschaffen<br />

hoffte.<br />

Eine <strong>Definition</strong> kann nur den Bedeutungsbereich sprachlicher Ausdrücke abgrenzen,<br />

d.h. bestimmte, zweckmäßig erscheinende Ausdrücke, die Elemente dieses Bereichs<br />

sind, auszeichnen, sie kann jedoch keine außersprachlichen Objekte „begrenzen“,<br />

„feststellen“ oder „zu umgrenzten Gegenständen machen“. Und eine <strong>Definition</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> könnte schon von vornherein gar nicht Gott begrenzen, sondern<br />

nur die opake Menge der vagen Bedeutungen <strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong>.<br />

So ist die in den Zitaten beschworene Gefahr eine sowohl gänzlich unberechtigte wie<br />

völlig fehlgeleitete Befürchtung; abgesehen davon, daß es auch theologisch außerordentlich<br />

befremdet, wenn eine rein sprachliche Operation wie die <strong>Definition</strong> in der<br />

Weise ins Abträgliche gebracht werden soll, daß ihr unterschoben wird, an Gott<br />

selbst beeinträchtigende Handlungen vollziehen zu können.<br />

Eine noch schwerwiegendere Fehlorientierung ist demgegenüber die, daß nicht nur<br />

die <strong>Definition</strong> als spezielle Form sprachlichen Operierens für theologisch „inadäquat“<br />

hingestellt, sondern die Sprache generell, was Gott anbelangt, als leistungsuntauglich<br />

abgewertet wird. Zwei entsprechende Äußerungen lauten z.B.:<br />

„Das Reden über Gott scheint die Möglichkeiten der Sprache zu überfordern.“ 11<br />

„Man mag sich das zunächst daran verdeutlichen, daß die Sprachstruktur nicht den<br />

Anforderungen entspricht, die vom Gottesgedanken her für Aussagen über Gott erhoben<br />

werden.“ 12<br />

Daß ausgerechnet vom Gottesgedanken her, der doch gemäß „deus definiri nequit“<br />

die dafür notwendige definitorische Klarheit quasi programmatisch vermissen läßt,<br />

über die Möglichkeiten der Sprache <strong>und</strong> über Anforderungen an Aussagen über Gott<br />

geurteilt wird, ist eine ganz absurde Vorstellung. Man kann nicht die Sprachmöglichkeiten<br />

vom Gottesgedanken her für beschränkt erklären, wenn man denselben Gedanken<br />

sprachlich in eine intersubjektiv-mitteilbare, eindeutige, überzeugende <strong>und</strong><br />

glaubwürdige Gestalt bringen will.<br />

Der Gottesgedanke, wie jeder beliebige andere Gedanke, existiert nur sprachlich ausgedrückt.<br />

Indem er aber sprachlich ausgedrückt ist, unterliegt er seinerseits den Anforderungen<br />

der Sprachstruktur. Nur dadurch erhält er erst kommunikativen Wert,<br />

wird diskutabel <strong>und</strong> präzisierbar.<br />

5<br />

11 Ebeling, Gerhard: Dogmatik <strong>des</strong> christlichen Glaubens. I: Prolegomena. Erster Teil: Der Glaube an Gott den Schöpfer<br />

der Welt. 1979, 160.<br />

12 Ebd.


6<br />

„Alles was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles was<br />

sich aussprechen läßt, läßt sich klar aussprechen.“ 13<br />

Die erste Anforderung, die für Aussagen über Gott erhoben werden muß, ist Klarheit<br />

über das Wort <strong>„Gott“</strong>, d.h. über die logische Syntax <strong>und</strong> Semantik dieses <strong>Ausdrucks</strong>.<br />

Während die erste Aufgabe als gelöst betrachtet werden kann, 14 ist die zweite noch<br />

weit von einer befriedigenden Lösung entfernt. Dies ist umso nachteiliger, als alles<br />

Reden über Gott höchstens so klar ist, wie der theologische Zentralterminus selbst.<br />

Von einer effektiven Lösung <strong>des</strong> Problems der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Definition</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> kann <strong>des</strong>halb nicht mehr, wie bisher ignorierend, abgesehen werden.<br />

Nicht die Möglichkeiten der Sprache sind es, die theologisch unzureichend wären,<br />

vielmehr ist die theologische Anwendung der vorhandenen, vor allem präzisierenden<br />

Möglichkeiten der Sprache, darunter der <strong>Definition</strong>, unzulänglich, besonders hinsichtlich<br />

der Genauigkeit, Widerspruchsfreiheit <strong>und</strong> Kohärenz. Und die Möglichkeiten<br />

der Sprache können nicht vom Gottesgedanken her bestimmt werden, sondern<br />

nur von Sprachlogik, Linguistik <strong>und</strong> Semiotik.<br />

1.2. Die Behauptung der Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> verweist,<br />

außer daß sie an den vorgenannten zersetzenden Gr<strong>und</strong>schwächen leidet, auch auf<br />

eine Art Theologieverfall. Sie beinhaltet nämlich, in ihrer herkömmlichen Form mit<br />

der traditionellen thomasischen Begründung (deus non habet genus, neque differentias<br />

15 ) (siehe 6.3. <strong>und</strong> 7.) versehen, wie in 8. bewiesen werden wird, das atheistische<br />

Votum.<br />

Darüber hinaus erweist sich die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung, einschließlich jener<br />

Begründung, als unverträglich sowohl mit Aussagen wie z.B.: „Es gibt genau einen<br />

Gott.“, als auch mit Aussagen der Form „Gott ist ...“, wo irgendetwas von Gott<br />

prädiziert wird. Diese Unverträglichkeit bezieht sich aber nicht nur auf Widersprüche,<br />

die, von der Nichtdefinierbarkeitsbehauptung verursacht, zwischen ihr <strong>und</strong> den<br />

anderen, soeben angedeuteten Aussagen bestehen, sondern besagt, daß Aussagen<br />

über Gott nicht einmal formulierbar sind, wenn die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung<br />

gleichzeitig beibehalten wird. Hieraus ist die Alternative ableitbar: Entweder die<br />

Nichtdefinierbarkeitsbehauptung oder die Aussagen über Gott, aber nicht bei<strong>des</strong> zugleich.<br />

Es werden hier also zwei wesentliche Vorwürfe vorgetragen; daß die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung<br />

eine atheistische Behauptung darstellt, <strong>und</strong> daß sie <strong>des</strong> weiteren<br />

(nicht <strong>des</strong>wegen) die meisten der gewöhnlich für theologisch geltenden Aussagen<br />

nicht zu formulieren gestattet.<br />

13 Wittgenstein, TLP 4.116.<br />

14 <strong>Zimmer</strong>, C.: „Deus“. Logische Syntax <strong>und</strong> Semantik. Bonn 1991 (FThL 20).<br />

15 Thomas von Aquin, ST 1 qu 3 ar 5 co.


Diese beiden Sachverhalte verdienen großes systematisches Interesse (abgesehen<br />

vom historischen) angesichts <strong>des</strong>sen, daß an der Nichtdefinierbarkeitsbehauptung<br />

jahrh<strong>und</strong>ertelang bis heute offenbar gleichbleibend festgehalten wurde, ungeachtet<br />

ihrer Falschheit, <strong>und</strong> unabhängig davon, welche spezielle Metaphysik in der Theologie<br />

gerade Mode war. Es will daher scheinen, daß die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung<br />

ein theologischer F<strong>und</strong>amentalfehler ist.<br />

1.3. Obgleich die Eliminierung <strong>des</strong> Unrichtigen, wie es sich bei „deus definiri nequit“<br />

als unumgänglich herausstellt, an sich schon positiv einschlägt, wird hier, um<br />

überdies dem konstruktiven Prinzip zu genügen, die Untersuchung mit der Darlegung<br />

weitergeführt, was unternommen werden muß, damit der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> seiner<br />

tatsächlichen Rolle in der Theologie entsprechend so verwendet werden kann,<br />

daß er auch wirklich für den Aufbau von Theorien geeignet ist (siehe 9.).<br />

Bei der hinlänglichen Begründung <strong>des</strong> in 1.1. Gesagten wird somit nicht stehengeblieben,<br />

sondern ein Ausweg gezeigt, dank welchem die Alternative aus 1.2., die<br />

vielleicht als fatal empf<strong>und</strong>en werden mag, nicht als die letzte Möglichkeit übrig<br />

bleibt.<br />

Auf diesen Ausweg Hindeuten<strong>des</strong> enthält die überaus wichtige Tatsache, daß der<br />

Ausdruck <strong>„Gott“</strong> logisch als normales Prädikat fungiert 16 . Es ist klar, daß dies auch in<br />

den vorgestellten <strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> gebührend Berücksichtigung<br />

gef<strong>und</strong>en hat (siehe 10.).<br />

7<br />

2. Die theologische Relevanz der <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong><br />

2.1. Die theologische Relevanz der <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> läßt sich an<br />

zwei kaum zu überschätzenden Vorteilen wahrnehmen, die mit einer <strong>Definition</strong> immer<br />

gegeben sind: Überwindung intensionaler Vagheit <strong>und</strong> Theorienbezug. Diese<br />

beiden Vorteile, um derentwillen jede <strong>Definition</strong> aufgestellt wird, erfordern, besonders<br />

wegen ihrer Unverzichtbarkeit, in ihrer ganzen Wertigkeit <strong>und</strong> Tragweite deutlich<br />

gemacht zu werden; <strong>und</strong> dies umso mehr, als das Bewußtsein von diesen Vorteilen<br />

aufgr<strong>und</strong> nachteiliger, alogischer Einflüsse in der Theologie nicht in wünschenswertem<br />

Maße entwickelt ist.<br />

2.1.1. Unter intensionaler Vagheit eines <strong>Ausdrucks</strong> ist zu verstehen, daß eine <strong>Definition</strong><br />

dieses <strong>Ausdrucks</strong> fehlt <strong>und</strong> sich statt ihrer eine Menge heterogener Bedeutungselemente,<br />

die promiscue verwendet werden, in Umlauf befindet.<br />

Das wird z.B. durch die folgende rhapsodische Liste der sogenannten „Intentionen“<br />

<strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> illustriert, vor allem da mit Hilfe dieser Liste die intensionale<br />

Vagheit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> schon als dogmatische Lehre vorgetragen worden ist:<br />

16 Vgl. <strong>Zimmer</strong>, aaO, 79-87.


8<br />

(1) Causa sui;<br />

(2) Quo maius cogitari nequit;<br />

(3) Wozu man sich versehen soll alles Guten <strong>und</strong> Zuflucht haben in allen Nöten;<br />

(4) Schlechthinniges Abhängigkeitsgefühl – schlechthinnige Ursächlichkeit;<br />

(5) Was den Menschen letztlich angeht;<br />

(6) Die alles bestimmende Wirklichkeit – das ganz Andere;<br />

(7) Das Geheimnis der Wirklichkeit. 17<br />

Diese „Intentionen“ mögen vielleicht so verstanden werden, daß es sich mehr um Intentionen<br />

eines Menschen handelt, die er beim Aussprechen <strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> eventuell<br />

hat, etwa derart, daß er von (1) bis (7) eigentlich auszusprechen intendiert, in<br />

Wirklichkeit jedoch <strong>„Gott“</strong> sagt.<br />

Vielleicht sind aber gar nicht Intentionen beabsichtigt, sondern Intensionen. Doch<br />

auch das will nicht ohne weiteres passen, denn die Intension <strong>des</strong> Prädikats <strong>„Gott“</strong> ist<br />

ja die Eigenschaft, Gott zu sein.<br />

Immerhin kann man es sich aber auch so denken, daß (1) bis (7) gewisse Näherbestimmungen<br />

(oder möglicherweise sogar Synonyme oder Äquivalente) der Intension<br />

von <strong>„Gott“</strong> sein sollen. Unter diesem Aspekt stellen sie eine ziemlich willkürliche<br />

Auswahl dar, die sich, ohne daß man in derselben Tradition lange suchen muß, sehr<br />

leicht vervielfachen läßt.<br />

Was dabei den augenfälligen Mangel ausmacht, ist jedoch weniger dies, sondern der<br />

Sachverhalt, daß (1) bis (7) untereinander unvereinbar sind. Daher bereits können sie<br />

nicht alle Bestimmungen <strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> sein. Denn diese Angaben lassen sich<br />

beim besten Willen nicht zugleich als Erklärung ein <strong>und</strong> derselben Intension interpretieren.<br />

Der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> ist also <strong>des</strong>wegen intensional vage, weil seine Intension nicht<br />

eindeutig bestimmt ist, <strong>und</strong> weil eine konventionell festgelegte Bedeutung dieses<br />

<strong>Ausdrucks</strong> nicht vereinbart wurde.<br />

Hingegen werden min<strong>des</strong>tens sieben verschiedene, teils inkompatible, teils unvereinbare,<br />

teils kontradiktorische <strong>und</strong> einander ausschließende Angaben, die entweder<br />

konkurrieren oder gar für komplementär gehalten werden, dem Interessenten dargeboten,<br />

der sich sowohl das seinem Geschmack nach Bevorzugte wahlweise aussuchen<br />

kann, um je nach Opportunität bald das eine, bald das andere als angebliche Bedeutung<br />

<strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> in Anspruch zu nehmen, als auch das ganze, aus den widerstreitendsten<br />

Elementen Konglutinierte insgesamt beizuziehen, je nachdem, wie<br />

es gerade passend scheint.<br />

Daß diese Situation nicht hingenommen werden kann, sondern einer gr<strong>und</strong>sätzlichen<br />

Neuorientierung bedarf, ist eine intuitive Rechtfertigung, die <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> Aus-<br />

17 Vgl. Ebeling, aaO, 184-187.


9<br />

drucks <strong>„Gott“</strong> konsequent in Angriff zu nehmen.<br />

Zuerst muß aber noch gezeigt werden, wie es sich mit der Unvereinbarkeit von (1)<br />

bis (7) untereinander <strong>und</strong> in bezug auf <strong>„Gott“</strong> im einzelnen verhält.<br />

2.1.1.1. Für eine Klärung <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> scheidet (7), offenbar zur Okkulttheologie<br />

gehörig, von vornherein aus.<br />

Für alle weiteren Bestimmungen gilt, daß sie mit dem Prädikat <strong>„Gott“</strong> min<strong>des</strong>tens<br />

extensionsgleich sein müssen, d.h. <strong>„Gott“</strong> <strong>und</strong> die anderen prädikativen Angaben<br />

müssen auf dasselbe zutreffen, wenn sie bezüglich ein <strong>und</strong> <strong>des</strong>selben Gegenstan<strong>des</strong><br />

intensional verglichen werden sollen. Andernfalls wären es verschiedene Prädikate,<br />

die auf Verschiedenes zutreffen, <strong>und</strong> daher keine Möglichkeit ergeben, eine wie auch<br />

immer geartete intensionale Beziehung zwischen verschiedenen Prädikaten mit derselben<br />

Extension herzustellen.<br />

Das sieht man sofort bei (4), da das Prädikat „schlechthinniges Abhängigkeitsgefühl“<br />

nicht auf dasselbe zutrifft wie das Prädikat <strong>„Gott“</strong>; denn jenes soll ja auf einige<br />

Menschen zutreffen, dieses aber auf Gott. Folglich ist (4) extensionsverschieden, <strong>und</strong><br />

was extensionsverschieden ist, das ist auch intensionsverschieden, <strong>und</strong> damit bezüglich<br />

<strong>„Gott“</strong> unvereinbar.<br />

Genauso verhält es sich mit (5) <strong>und</strong> (3), wobei man sich bei (3) fragt, ob es sich nicht<br />

um eine Konjunktion zweier extensionsverschiedener Prädikate handelt. Das erste<br />

Konjunktionsglied von (3) ist auf jeden Fall analog zu (4) zu verstehen, das zweite<br />

notfalls als mit <strong>„Gott“</strong> extensionsgleich. Damit aber ist die Konjunktion insgesamt<br />

falsch <strong>und</strong> unvereinbar.<br />

„Die alles bestimmende Wirklichkeit“ sei, wie behauptet wird, als „unvollständige<br />

Nominaldefinition“ aufzufassen. 18 Das kann jedoch keineswegs der Fall sein, weil<br />

„die alles bestimmende Wirklichkeit“ widersprüchlich ist. Der Gesichtspunkt der<br />

„unvollständigen Nominaldefinition“, so unklar er in diesem Zusammenhang auch<br />

ist, kann <strong>des</strong>halb hier zunächst beiseite gelassen werden.<br />

Die Widersprüchlichkeit, rein quantorenlogisch gezeigt (daneben wäre es auch mengentheoretisch<br />

möglich, nach Analogie der Paradoxie von B. Russell), erkennt man<br />

leicht wie folgt:<br />

(6.1.) Die alles bestimmende Wirklichkeit soll so verstanden werden, daß alles von<br />

dieser Wirklichkeit bestimmt ist, <strong>und</strong> diese Wirklichkeit von nichts anderem bestimmt<br />

wird, außer von sich selbst. 19<br />

Es seien x <strong>und</strong> y Wirklichkeiten bezüglich <strong>des</strong> universalen Bereichs (für alles).<br />

Daß x alles andere bestimmt, würde mit dem betreffenden zweistelligen Prädikat D<br />

18 Pannenberg, Wolfhart: Wissenschaftstheorie <strong>und</strong> Theologie. Frankfurt/M. 1973, 304f.<br />

19 Vgl. ebd.


10<br />

lauten:<br />

(6.2.) Λx Λy Dxy<br />

Den Annahmen in (6.1.) gemäß soll zwar x y bestimmen, nicht aber y x; die Konverse<br />

soll also falsch sein:<br />

(6.3.) Λx Λy (Dxy → ¬ Dyx)<br />

Ferner wird verlangt, daß x nur durch sich selbst bestimmt wird:<br />

(6.4.) Λx Dxx<br />

Es ist mühelos zu sehen, daß es sich bei (6.3.) um eine asymmetrische Relation handelt,<br />

bei (6.4.) dagegen um eine reflexive. Eine asymmetrische Relation impliziert<br />

aber nicht eine reflexive, sondern eine irreflexive; d.h. aus (6.3.) folgt nicht (6.4.),<br />

sondern die Negation von (6.4.):<br />

(6.5.) Λx Λy (Dxy → ¬ Dyx) ⇒ Λx Λy (Dyx → ¬ Dxx ∧ ¬ Dyy)<br />

wegen der Äquivalenz<br />

(6.6.) Λx Dxx ≡ Λx Λy (Dxy → ¬ Dxx ∧ ¬ Dyy).<br />

Wenn man (6.3.) festhalten will, kann man nicht gleichzeitig (6.4.) behaupten, denn<br />

aufgr<strong>und</strong> von (6.3.) ist (6.4.) stets falsch. Von den Annahmen in (6.1.) muß folglich<br />

(6.4.) fallen gelassen werden, da die Vorstellung, daß die alles bestimmende Wirklichkeit<br />

auch sich selbst bestimme, die (1) ähnelt, mit (6.3.) nicht verträglich ist.<br />

Dieser Vorschlag wird gemacht, um von (6) wenigstens teilweise etwas zu retten.<br />

Man kommt damit in die Nähe der causa prima, die nicht mit den Widersprüchen von<br />

(6) <strong>und</strong> (1) behaftet ist, <strong>und</strong> so formuliert werden kann, daß sie sich als <strong>Definition</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> einführen läßt, wie in 10.2. explizit gezeigt werden wird.<br />

Aber (6) <strong>und</strong> (1) – für (1) ist der Nachweis ganz entsprechend – sind in dieser Form<br />

unhaltbar, weil jeweils Wahres <strong>und</strong> gleichzeitig Falsches behauptet wird. Und da<br />

„der Gottesgedanke an seinen eigenen Implikationen gemessen <strong>und</strong> geprüft“ werden<br />

soll, 20 ergibt sich, daß Gottesgedanken wie (6) <strong>und</strong> (1) jedenfalls inakzeptabel sind.<br />

Bleibt noch (2). Dies scheint von dem Vorgegebenen am ehesten einer <strong>Definition</strong><br />

<strong>des</strong> Prädikats <strong>„Gott“</strong> zugänglich zu sein, 21 vor allem <strong>des</strong>halb, weil diese Bestimmung<br />

einen quantitativ-metrischen Relationsbegriff (maius) enthält, 22 der mathematisch be-<br />

20 Vgl. ebd, 302, 335.<br />

21 Vgl. Henry, D. P.: Medieval Logic and Metaphysics. A Modern Introduction. London 1972, 113-117.<br />

22 Das Gegenteil behauptet Härle, aaO, 230.


11<br />

reits definiert ist (≻). Doch erfordert das eine eigene thematische Untersuchung. 23<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieses Überblicks genügt es noch nicht einmal, betreffs <strong>„Gott“</strong> nur von intensionaler<br />

Vagheit zu sprechen, denn es wird sogar Absur<strong>des</strong> mit dem Ausdruck<br />

<strong>„Gott“</strong> in Verbindung gebracht. Das entwertet die Liste als ganze, wofür folgende<br />

zwei Gründe ausschlaggebend sind:<br />

Erstens enthält sie Widersprüche wie (1) <strong>und</strong> (6). Dabei tritt verschärfend hinzu, daß<br />

diese Widersprüche in ihrem gemeinsamen Kern schon von Thomas von Aquin erkannt<br />

<strong>und</strong> ausgeschlossen worden sind (in seiner sec<strong>und</strong>a via). 24 Bereits im Mittelalter<br />

korrigierte Fehler werden hier also wieder neu aufgetischt.<br />

Zweitens geht es nicht an, sowohl extensionsverschiedene wie intensionsverschiedene<br />

Prädikate als „Intentionen“ <strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> anzuführen. Das heißt einfach,<br />

Verschiedenes miteinander zu verwechseln.<br />

Wenn aber der Gebrauch <strong>des</strong> Wortes <strong>„Gott“</strong> so diffus ist, wie durch die Liste (1) bis<br />

(7) dokumentiert, <strong>und</strong> der Klarheit schon in einem ganz elementaren Sinn ermangelt,<br />

wie will man dann glaubhaft machen, was inhaltlich unter Verwendung dieses <strong>Ausdrucks</strong><br />

zu sagen ist? Dies zeigt auch, daß die Forderung nach Klarheit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong><br />

<strong>„Gott“</strong> <strong>und</strong> seiner <strong>Definition</strong> durchaus nicht erst dem speziell theoretischen Bedürfnis<br />

entspringt, sondern ebenso der religiösen Motivation <strong>und</strong> deren kommunikativen<br />

Erfordernissen.<br />

2.1.1.2. Um jene Liste trotzdem nicht voreilig aufzugeben, wird noch probiert, ob<br />

sich einige Angaben nicht vielleicht als Bedeutungspostulate konstruieren lassen.<br />

Bedeutungspostulate 25 bieten nämlich die Möglichkeit, intendierte Bedeutungen, die<br />

ein Ausdruck haben soll, in der Form einer generalisierten Implikation so festzulegen,<br />

daß immer dann, wenn ein elementares Prädikat auf einen Gegenstand zutrifft,<br />

auch ein anderes Prädikat als postulierte Bedeutung <strong>des</strong> ersten zutrifft.<br />

Das Bedeutungspostulat<br />

(8) Λx (Gx → Hx)<br />

besagt somit, daß, wenn G (<strong>„Gott“</strong>) auf x zutrifft, auch H auf x zutrifft, wobei für H<br />

eins von (1) bis (7) oder die Konjunktion aller sieben substituierbar sein müßte.<br />

Für den Fall, daß die Konjunktion aller sieben eingesetzt wird, ergibt sich, daß (8)<br />

falsch wird, da die Konjunktion falsch ist aufgr<strong>und</strong> von (6), (1) <strong>und</strong> (3) (siehe<br />

23 <strong>Zimmer</strong>, C.: Logik der Ratio Anselmi.<br />

24 Vgl. Essler, Wilhelm K.: Einführung in die Logik. Stuttgart 2 1969 (KTA 381), 222f.<br />

25 Vgl. Carnap, Rudolf: Meaning Postulates. In: Philosophical Studies. 3. 1952, 65-73; deutsch in: Bedeutung <strong>und</strong> Notwendigkeit.<br />

Eine Studie zur Semantik <strong>und</strong> modalen Logik. Wien, New York 1972 (LEP 6), 278-288; Stegmüller,<br />

Wolfgang: Das Wahrheitsproblem <strong>und</strong> die Idee der Semantik. Eine Einführung in die Theorien von A. Tarski <strong>und</strong> R.<br />

Carnap. Wien, New York 2 1977, 304f; Kalish, Donald: Semantics. In: EncPh 7, 353.


12<br />

2.1.1.1.). Denn eine Konjunktion ist nur dann wahr, wenn alle Konjunktionsglieder<br />

wahr sind.<br />

Streicht man (6), (1) <strong>und</strong> (3) weg, die aus denselben Gründen auch einzeln für sich<br />

anstelle von H eingesetzt (8) falsch machen, so gilt für (4) <strong>und</strong> (5) (<strong>und</strong> ebenfalls für<br />

(3)), daß jeweils ihre Extensionsverschiedenheit bezüglich G nicht der Form <strong>des</strong> Bedeutungspostulats<br />

genügt. Nur wenn G <strong>und</strong> H <strong>und</strong> <strong>des</strong>sen Substitute auf dasselbe<br />

Objekt x zutreffen, kann eine Beziehung der intendierten Art vorliegen. Doch das ist<br />

nicht der Fall, da (3), (4) <strong>und</strong> (5) eventuell auf Menschen zutreffen, aber nicht auf<br />

dasselbe wie G.<br />

Für (2) scheint es sich bewerkstelligen zu lassen, daß es möglicherweise über den<br />

Umweg als Kennzeichnungsprädikat auf die Form von (8) gebracht werden kann.<br />

(7) entfällt, weil es rational nicht rekonstruierbar ist.<br />

Da mit Ausnahme von (2) die Angaben jener Liste nicht einmal als Bedeutungspostulate<br />

eingerichtet werden können, was in semantischer Hinsicht schon ein Entgegenkommen<br />

ist, kann von einem semantischem Verhältnis zu dem Ausdruck <strong>„Gott“</strong><br />

nicht im Ernst die Rede sein. Daß diese Angaben etwas mit der Bedeutung <strong>des</strong> Wortes<br />

<strong>„Gott“</strong> zu tun hätten, stimmt damit eindeutig nicht. Eine theologische Verwendung<br />

kann ihnen damit auch nicht zugebilligt werden.<br />

2.1.2. Die intensionale Vagheit, verstanden als Unbestimmtheit der Intension, ist<br />

anhand der zitierten Liste (siehe 2.1.1.), die das Wort <strong>„Gott“</strong> betreffen sollte, nur illustriert<br />

worden, so daß der täuschende Eindruck entstehen könnte, als würde sich<br />

das semantische Problem der Vagheit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> bloß aufgr<strong>und</strong> jener Liste<br />

ergeben, <strong>und</strong> daß man, wenn man die Liste korrigiert, auch das Problem gelöst<br />

hätte. Doch das ist bei weitem nicht so. Vielmehr deutet die Aufstellung einer solchen<br />

Liste auf einen ungleich umfangreicheren Vagheitskomplex hin, von dem sie<br />

nur einen quantitativ geringfügigen Ausschnitt darstellt.<br />

Um dies etwas deutlicher zu erklären, sei eine historische Bedeutungsanalyse gegeben,<br />

die etymologisch, lexikalisch, begriffsgeschichtlich erfaßt, wie der Ausdruck<br />

<strong>„Gott“</strong> jeweils aufgefaßt <strong>und</strong> verwendet worden ist, die den Sprachgebrauch in theologischen<br />

Kontexten berücksichtigt <strong>und</strong> wiedergibt. Im Unterschied zu den Beschreibungen<br />

<strong>des</strong> Sprachgebrauchs, die ausführlich in einschlägigen Monographien, Lexika<br />

<strong>und</strong> Wörterbüchern vorliegen, soll es hier so gedacht sein, daß listenartig alle Lexeme<br />

aufgereiht werden, die man als Bedeutungen <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> angegeben<br />

hat. Es interessiert dabei nicht, aus welchen Gründen ein Autor an einer bestimmten<br />

Stelle einen Ausdruck intensional zugeordnet hat. Ebensowenig interessiert im Moment,<br />

welche Lexeme oder Fügungen als Bedeutungen im einzelnen aufzuzählen wären.<br />

Nur das ist jetzt von Belang, daß es so<strong>und</strong>so viele verschiedene Ausdrücke sind,<br />

wobei deren Anzahl k sei. Man erhält auf diese Weise ein Bild der folgenden Art:


13<br />

I 1<br />

I 2<br />

G I 3<br />

.<br />

.<br />

.<br />

I k<br />

Die G bedeutungsmäßig zugeordneten Ausdrücke, die sich im betrachteten Spektrum<br />

finden (unter denen dann auch (1) bis (7) an gewissen Stellen wieder auftauchen<br />

müssen), sind unter Weglassung von Mehrfachvorkommen durchnumeriert. Welche<br />

Beträge k annehmen kann, je nach Abgrenzung <strong>des</strong> zugr<strong>und</strong>eliegenden Materials, ist<br />

nicht so wichtig. Wegen der Progressivität der Semiose 26 nimmt k aber weiter zu.<br />

Da I 1 , I 2 , I 3 ... I k die Intension von G betreffen, könnte man sie in gewissem Sinne zur<br />

Intensionsklasse <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> zusammenfassen, wenn klar ist, daß diese<br />

Klasse als Elemente Ausdrücke enthält, von denen es heißt, es seien Bedeutungen<br />

von <strong>„Gott“</strong>. Mit dieser Klasse gewinnt man ein Abbild intensionaler Vagheit.<br />

Die Lage spitzt sich jetzt noch einmal zu, da es sich bei dieser Intensionsklasse um<br />

eine Fuzzy-Menge handelt, d.h. um eine Klasse, deren Elemente der Anzahl nach unbestimmt<br />

bzw. unscharf sind, also nicht vollständig <strong>und</strong> abschließend angeführt werden<br />

können. Die Unschärfe läßt sich zum einen daran erkennen, daß über die Zugehörigkeit<br />

nicht weniger intensionaler Ausdrücke zu dieser Klasse keine Einhelligkeit<br />

besteht. Z.B. ist offenk<strong>und</strong>ig, daß die Zugehörigkeit von „das Woher meines Umgetriebenseins“<br />

teils bejaht, teils verneint wird, oder daß über die Elementschaft von<br />

„die Tiefe <strong>des</strong> Seins“ <strong>und</strong> weiterer Phrasen kontrovers geurteilt wird. Selbst über die<br />

sieben Angaben der oben erwähnten Liste besteht diesbezüglich durchaus keine<br />

Übereinstimmung.<br />

Einerseits kann die Unschärfe durch den Konsensmangel hinsichtlich der Elementschaft<br />

gewisser Ausdrücke interpretiert werden, andererseits aber kommt sie in viel<br />

gr<strong>und</strong>legenderer Weise durch die prinzipielle Unabgeschlossenheit <strong>des</strong> intensionalen<br />

Zuordnungsprozesses zustande. Indem immer neue Ausdrücke als Bedeutungen etabliert<br />

werden, vollzieht sich ein Prozeß fortlaufender bedeutungsmäßiger Zuordnungen,<br />

der ein Teilprozeß der unbegrenzten Semiose 27 ist. Diesem semiotischen Tatbestand<br />

entspricht die Relativität jeder Bedeutung, eine Relativität, die der historischen<br />

Relativität zugr<strong>und</strong>eliegt <strong>und</strong> diese erst ermöglicht.<br />

26 Vgl. Eco, aaO, 168, 173.<br />

27 Vgl. ebd, 73.


14<br />

2.2. Unbegrenzte Semiose gehört zur Natur der Sprache. Eine Entwicklung wäre<br />

sonst ausgeschlossen. Das Entstehen intensionaler Vagheit ist <strong>des</strong>wegen auf den Prozeß<br />

der Semiose oder allgemein auf die semiotische Praxis 28 zurückzuführen. Und insofern<br />

ist intensionale Vagheit Ausdruck sprachlicher Entwicklung.<br />

Innerhalb dieser gesamtsemiotischen Entwicklung haben aber die partiellen Kommunikationseinheiten,<br />

die sich u.a. temporär abgrenzen lassen, einen relativen Bestand,<br />

d.h. sie verändern sich nicht permanent oder kontinuierlich, sondern stellen diskrete<br />

Zustände dar, deren relativer Bestand durch Konvention in Form von semiotischen<br />

Co<strong>des</strong> gewährleistet wird.<br />

Ein Ausdruck hat nur aufgr<strong>und</strong> der Konvention eines Co<strong>des</strong> überhaupt Bedeutung. 29<br />

Denn die Zuordnung verschiedener Ausdrücke, von denen üblicherweise gesagt<br />

wird, der eine sei die Bedeutung <strong>des</strong> andern, erfolgt durch eine konventionelle Entscheidung,<br />

die den Code repräsentiert. Innerhalb eines Co<strong>des</strong>ystems, dem konventionalisierten<br />

System metasprachlicher Regeln, 30 <strong>und</strong> damit innerhalb der Sprache, ist<br />

die Konvention gr<strong>und</strong>legend.<br />

Die gr<strong>und</strong>legende Rolle der Konvention für den Kommunikationsprozeß kann man<br />

am besten so erklären, daß ohne Konvention, ohne welche es weder Zeichen noch<br />

Sprache gibt, auch keinerlei Kommunikation vorsichgeht.<br />

Die Zuordnung zwischen Signifikant <strong>und</strong> Signifikat als syntaktische oder semantische<br />

Funktion, die aufgr<strong>und</strong> konventioneller Festlegung geschieht, charakterisiert<br />

sowohl den Code als auch die <strong>Definition</strong>, so daß die <strong>Definition</strong> als logische Formulierung<br />

semiotischer Co<strong>des</strong> aufgefaßt werden kann.<br />

Im Prozeß der Semiose sind Co<strong>des</strong> <strong>und</strong> <strong>Definition</strong>en diejenigen Elemente, welche<br />

die relative Beständigkeit abgrenzbarer Kommunikationseinheiten nach Umfang <strong>und</strong><br />

Zeitraum bewirken <strong>und</strong> garantieren. Sie ermöglichen <strong>des</strong>halb diskrete Zustände im<br />

Fluß der Semiose, weil Konventionen solange unverändert gelten, wie sie eingehalten<br />

werden. Eine einmal getroffene konventionelle Vereinbarung selbst ändert sich<br />

nicht, sie kann nur durch eine neue Konvention abgelöst werden, die wiederum einen<br />

Zustand von relativer Dauer schafft.<br />

2.2.1. Für das Funktionieren von Kommunikation ist es nicht immer nötig, daß jede<br />

Einzelkonvention vollständig <strong>und</strong> explizit formuliert erscheint. Häufig genügt schon,<br />

daß die Konvention nur teilweise expliziert wird, um diejenigen Zeichen zu kodifizieren,<br />

mit deren Hilfe die Verständigung stattfinden soll.<br />

Die Wahrscheinlichkeit von Mißverständnissen sinkt aber in dem Maße, in dem jede<br />

Konvention eine vollständig-explizite Form erhält. Diese vollständig-explizite Form<br />

28 Vgl. ebd, 189.<br />

29 Vgl. ebd, 167, 170f; von Savigny, Eike: Zum Begriff der Sprache. Konvention, Bedeutung, Zeichen. 1983 (UTB<br />

7997 [4]), 17-33, 197-244.<br />

30 Vgl. Eco, aaO, 184.


15<br />

der Konvention läßt sich in vielen Fällen als <strong>Definition</strong> formulieren.<br />

In der Sprache kommen <strong>Definition</strong>en weitaus häufiger vor als vielleicht vermutet<br />

wird, obgleich dies nur <strong>des</strong>wegen nicht immer wahrgenommen wird, weil viele <strong>Definition</strong>en<br />

aus Abkürzungsgründen nicht vollständig ausgeschrieben bzw. artikuliert<br />

werden, ohne daß dies jedoch den Konventionscharakter oder den <strong>Definition</strong>sgesichtspunkt<br />

beeinträchtigen müßte.<br />

So stellt z.B. das Vokabular der deutschen Sprache, wie es im Duden steht, unter<br />

syntaktischem Aspekt die Menge der definierten Buchstabenkombinationen dar.<br />

Denn das Vokabular umfaßt nicht jede beliebige Buchstabenkombination, sondern<br />

nur diejenigen, die als „Wörter“ definiert sind. Die Dudeneintragungen sind <strong>des</strong>halb<br />

als <strong>Definition</strong>en zu verstehen. Sie legen aufgr<strong>und</strong> der Konvention <strong>des</strong> Deutschen<br />

fest, welche Reihenfolgen von Buchstaben als Wörter gelten. Dabei ist aber nur die<br />

Hälfte der <strong>Definition</strong> jeweils ausgedruckt, das Definiens, während das Definiendum<br />

aus Gründen der Kürze <strong>und</strong> Übersichtlichkeit weggelassen ist. Vollständig sähe der<br />

Eintrag „laufen“ beispielsweise so aus:<br />

„L“, „a“, „u“, „f“, „e“, „n“ = Df „laufen“<br />

Dieses syntaktische Beispiel, das die elementare Rolle der <strong>Definition</strong> für die Sprache<br />

augenscheinlich macht, indem es darauf verweist, daß aus einem Alphabet erst durch<br />

konventionelle Kodifizierung von Art <strong>und</strong> Reihenfolge der Zeichen ein Vokabular<br />

entsteht, besagt bezüglich der <strong>Definition</strong> nichts anderes als die öfter beigezogenen<br />

semantischen Beispiele, wie etwa das häufig benutzte folgende verdeutlicht:<br />

„Unverheirateter Mann“ = Df „Junggeselle“<br />

Die Form der <strong>Definition</strong> ... = Df --- (siehe 4.1.) ist in beiden Fällen dieselbe, unabhängig<br />

davon, ob der Sachverhalt syntaktischer oder semantischer Natur ist. Die <strong>Definition</strong><br />

ist daher nicht auf ein ausschließlich semantisches Verhältnis einzuschränken, 31<br />

wenn auch die semantischen Beziehungen den Hauptbereich ihrer Anwendungen bilden.<br />

2.2.2. Vom semiotischen Gesichtspunkt aus fungiert die <strong>Definition</strong> als Kommunikationskonstituens.<br />

Zwar muß diese Funktion hinsichtlich der Alltagssprache meist<br />

erst durch linguistische <strong>und</strong> logische Analyse expliziert werden, doch ändert dies<br />

nichts daran, daß diese Funktion vorliegt. Die <strong>Definition</strong> ist demnach eine allgemeinsprachliche<br />

Elementarrelation, auch der nonverbalen Kommunikation, weil sie syntaktisch<br />

Zeichen konstituiert 32 <strong>und</strong> semantisch Bedeutung.<br />

Vom kommunikativen Gesichtspunkt aus gewährleistet die <strong>Definition</strong> methodisch<br />

Klarheit <strong>und</strong> Präzision, indem sie Eindeutigkeit <strong>des</strong> sprachlichen Materials herstellt.<br />

31 Vgl. ebd, 183.<br />

32 Vgl. Härle, aaO, 24.


16<br />

Klarheit <strong>und</strong> Präzision, obwohl sie selbst einen hohen ästhetischen Wert haben, sind<br />

aber auch keine letzten Zwecke. Sie dienen einfach der Verständigung <strong>und</strong> sind <strong>des</strong>halb<br />

im eigentlichen Sinne kommunikationsfördernd, in der Situation intensionaler<br />

Vagheit aber kommunikationskonstituierend. Denn in diffuser sprachlicher Unklarheit<br />

ist keinerlei Verständigung möglich.<br />

Hieraus läßt sich bereits folgern, daß die Ablehnung der <strong>Definition</strong>, wie sie sich in<br />

der Nichtdefinierbarkeitstheologie bemerkbar macht, einer kommunikationsstörenden<br />

Haltung gleichkommt.<br />

2.3. Die theologische Relevanz der <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> deutet sich<br />

inzwischen an durch den Hinweis auf die Relevanz, die die <strong>Definition</strong> für die Sprache<br />

im allgemeinen hat (siehe 2.2., 2.2.1. <strong>und</strong> 2.2.2.). Denn was in dieser Hinsicht<br />

gilt, kann theologisch nicht irrelevant sein.<br />

Die intensionale Vagheit (siehe 2.1.1. <strong>und</strong> 2.1.2.) bildet jetzt den speziellen Ansatzpunkt,<br />

da die Feststellung intensionaler Vagheit zur Forderung ihrer Überwindung<br />

führen muß. Dieser Forderung entspricht das <strong>Definition</strong>spostulat. Es besagt, daß ein<br />

Ausdruck definiert werden muß, weil er, bedeutungsmäßig verschwommen <strong>und</strong> in<br />

intensionaler Wucherung begriffen, die Verständigung behindert <strong>und</strong> sich zu theoretischen<br />

Zwecken nicht eignet.<br />

Nur die <strong>Definition</strong> ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, der intensionalen Ausuferung<br />

zu begegnen <strong>und</strong> der so durch Bestimmungslosigkeit ermöglichten hermeneutischen<br />

Praxis assoziativen Bedeutungsverleihs ein Ende zu bereiten. Durch die <strong>Definition</strong><br />

wird ein der Kontrolle entschwinden<strong>des</strong>, dafür aber der Manipulation <strong>des</strong>to offenstehenderes<br />

Intensionsspektrum eines <strong>Ausdrucks</strong> zugunsten einer konventionell vereinbarten<br />

Bedeutung festgelegt. Der Zweck <strong>des</strong>sen besteht darin, die Verwendung eines<br />

<strong>Ausdrucks</strong> mit ein <strong>und</strong> derselben Bedeutung zu sichern. Damit wird nichts anderes<br />

verlangt, als daß der Ausdruck innerhalb eines Aussagenzusammenhangs intensional<br />

derselbe bleibt <strong>und</strong> Bedeutungsänderungen, die unter der Hand sehr leicht vonstatten<br />

gehen könnten <strong>und</strong> die Argumentation notwendig verfälschen, ausgeschlossen werden.<br />

Es ist auch unrichtig anzunehmen, daß „eine völlig einheitliche <strong>und</strong> umfassend gültige<br />

<strong>Definition</strong> <strong>des</strong> Gottesbegriffes <strong>des</strong>halb nicht möglich (ist), weil über ihn in der<br />

Vorstellungswelt der einzelnen Religionen unterschiedliche Anschauungen bestehen“<br />

33 . Für eine <strong>Definition</strong> einheitliche oder übereinstimmende Anschauungen über<br />

Gott vorauszusetzen, ist in keiner Weise berechtigt. Denn eine <strong>Definition</strong> wird nicht<br />

aufgr<strong>und</strong> gemeinsamer Anschauungen über einen Gegenstand aufgestellt – in diesem<br />

Fall wäre sie gar nicht nötig –, sondern wegen unterschiedlicher Anschauungen, um<br />

rational <strong>und</strong> überprüfbar über dasselbe sprechen zu können. Bleibt <strong>„Gott“</strong> <strong>und</strong>efiniert,<br />

dann kann mit Sicherheit gesagt werden, daß diese verschiedenen Anschauungen<br />

nicht dasselbe betreffen, sondern Verschiedenes. Um über x verschiedene An-<br />

33 Lanczkowski, Günter: Gott. I. In: TRE 13, 601.


schauungen haben zu können, muß min<strong>des</strong>tens klar sein, was unter x genau zu verstehen<br />

ist. Und daß über Gott anscheinend verschiedene Anschauungen bestehen,<br />

verlangt gerade umgekehrt eine <strong>Definition</strong> von <strong>„Gott“</strong>, sonst sind es nicht verschiedene<br />

Anschauungen über Gott, sondern verschiedene Anschauungen über offenbar<br />

verschiedene Gegenstände. Denn komparabel werden verschiedene Auffassungen<br />

erst durch einen gemeinsamen, klar bestimmten, definierten Bezugspunkt.<br />

Da verschiedene Anschauungen über etwas voraussetzen, dass dieses sprachlich als<br />

dasselbe repräsentiert ist, kann man wegen der intensionalen Vagheit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong><br />

<strong>„Gott“</strong> ziemlich leicht bestreiten, daß es über Gott verschiedene Auffassungen gibt.<br />

Es gibt zwar verschiedene Auffassungen, ob es aber verschiedene Auffassungen über<br />

Gott sind, müßte noch bewiesen werden. Dafür jedoch braucht man eine <strong>Definition</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong>.<br />

2.4. Aus dem Charakter der <strong>Definition</strong> als Festsetzung <strong>und</strong> Vereinbarung über<br />

sprachliche Ausdrücke erhellt ganz unmittelbar ihre Relevanz für Konsensbildungen,<br />

zumal eine <strong>Definition</strong> selbst schon einen Elementarkonsens darstellt. Ohne Klarheit<br />

über das sprachliche Material gibt es keinen Konsens, <strong>und</strong> da <strong>Definition</strong>en diese<br />

Klarheit herstellen, gibt es einen Konsens auch nicht ohne <strong>Definition</strong>en.<br />

Der Bezug zu ökumenischen Konsensbestrebungen ist damit offensichtlich. Zwar<br />

machen <strong>Definition</strong>en allein noch keinen ökumenischen Konsens aus, aber ein solcher<br />

Konsens ohne <strong>Definition</strong>en ist unerreichbar, weil <strong>Definition</strong>en notwendige Elemente<br />

von Konsens sind.<br />

Es ist <strong>des</strong>halb nicht übertrieben zu sagen, daß der Fortschritt der ökumenischen Konsensbestrebungen<br />

wesentlich davon abhängt, ob die <strong>Definition</strong> als Strukturelement<br />

von Konsens erkannt wird <strong>und</strong> in Anwendung gelangt. Umgekehrt leuchtet ohne<br />

weiteres ein, daß dort, wo <strong>Definition</strong>en abgelehnt werden, erst recht kein Konsens, ja<br />

nicht einmal kommunikative Verständigung zustande kommen kann.<br />

Ebensowenig jedoch wie ein Konsens über das Verabredete sagt eine <strong>Definition</strong> über<br />

das Definierte aus, daß es wahr ist. Vielmehr wird in beiden Fällen nur konventionell<br />

vereinbart. Man kann aber nicht vereinbaren, daß etwas wahr sei, weil über Wahrheit<br />

oder Falschheit nicht ein Konsens bestimmt, sondern logischer <strong>und</strong> empirischer Beweis.<br />

Dem steht der Irrtum entgegen, die Wahrheit liege im Konsens, oder ein Konsens besage,<br />

daß das, worüber die Übereinkunft erzielt wurde, automatisch wahr sei. 34 Statt<br />

<strong>des</strong>sen kann weder aus einem Konsens auf die Wahrheit der betreffenden Aussage<br />

geschlossen werden, noch vermag eine konsensmäßige Übereinkunft irgendetwas<br />

wahr zu machen. Es kann nämlich durchaus auch über Falsches ein Konsens erzielt<br />

werden, wie die Geschichte lehrt.<br />

17<br />

34 Vgl. Ritschl, Dietrich: Zur Logik der Theologie. 1984, 149f, 269; anders: Sauter, Gerhard: Consensus. In: TRE 8,<br />

183, 187.


18<br />

Auch eine <strong>Definition</strong> ist nicht wahr oder falsch. 35 Sie kann korrekt aufgestellt sein<br />

oder nicht, aber Wahrheit oder Falschheit drückt sie nicht aus. Das ergibt sich aus ihrem<br />

konventionellen Charakter als Vereinbarung. Was manchmal als „wahre“ <strong>Definition</strong><br />

erscheinen mag, ist nur die Selbstverständlichkeit, mit der eine <strong>Definition</strong> konventionell<br />

akzeptiert wird.<br />

Der Nutzen einer <strong>Definition</strong> besteht wesentlich in ihrer Zweckmäßigkeit. Wenn sich<br />

eine <strong>Definition</strong> wegen ihres Zusammenhangs innerhalb einer Theorie als unzweckmäßig<br />

erweisen sollte, so kann sie um neuer Gesichtspunkte willen geändert werden,<br />

z.B. um das System einfacher formulieren zu können, d.h. es wird eine neue <strong>Definition</strong><br />

vereinbart anstelle der alten, die dann in zweckmäßigerer <strong>und</strong> brauchbarerer<br />

Weise den Bedürfnissen der Theorie Rechnung trägt, unter der Voraussetzung, daß<br />

in jedem Falle klar ist, welche <strong>Definition</strong>en für welchen Zusammenhang gelten.<br />

Keineswegs ist es jedoch zutreffend, daß durch eine <strong>Definition</strong> das Definitum als<br />

wahr festgelegt <strong>und</strong> quasi dogmatisiert werden würde, sondern es ist einfach ein Gebot<br />

der Effektivität für den Zweck einer Theorie, die begrifflichen Elemente bedeutungsmäßig<br />

eindeutig <strong>und</strong> übereinstimmend zu gebrauchen, wenn man über den lähmenden<br />

Zustand, daß der eine dies <strong>und</strong> der andere das mit einem Ausdruck „meint“,<br />

hinauskommen will.<br />

Die <strong>Definition</strong> steht also nicht etwa am Ende eines Erkenntnisweges, <strong>des</strong>sen Resultat<br />

sie wäre, sondern am Anfang, da sie die sprachlichen Mittel, mit deren Hilfe eine Erkenntnis<br />

theoretische Gestalt gewinnt, in Eigenart, Charakter <strong>und</strong> Bedeutung festlegt.<br />

Ob dann die Theorie wahr oder falsch ist, liegt nicht an den dafür verwendeten<br />

<strong>Definition</strong>en, sondern hängt von ihrer logischen Form <strong>und</strong> ihrer empirischen Bestätigung<br />

ab. Wie man die <strong>Definition</strong>en auch wählen mag, die Wahrheit der Theorie wird<br />

durch sie nicht berührt, da sie nicht den logischen Aussagenzusammenhang innerhalb<br />

der Theorie betreffen.<br />

2.5. Obgleich das <strong>Definition</strong>spostulat (siehe 2.3.) von allgemein-kommunikativem<br />

Wert ist, kommt sein spezieller Effekt erst in seinem Theorienbezug zur Geltung.<br />

Das <strong>Definition</strong>spostulat besagt nicht, daß für jeden beliebigen Ausdruck innerhalb<br />

von beliebigen Kontexten formgerechte <strong>Definition</strong>en aufzustellen wären. Es bezieht<br />

sich in erster Linie auf solche Kontexte, die von systematisch-theoretischer<br />

Struktur sind, in denen logisch gefolgert <strong>und</strong> argumentiert wird, um wahrheitsfähige<br />

Resultate zu erzielen.<br />

Theorien sind die Form, in der wissenschaftliche Erkenntnisse ausgedrückt werden.<br />

Sie stellen ein System von Begriffen <strong>und</strong> Aussagen dar, deren Zusammenhang durch<br />

die logische Folgebeziehung gekennzeichnet ist. Innerhalb einer Theorie hat die De-<br />

35 Whitehead, Alfred North / Russell, Bertrand: Principia Mathematica. I. Cambridge 1910, 11, 94; andere Auffassungen<br />

bei Sinowjew, A. / Wessel, Horst.: Logische Sprachregeln. Eine Einführung in die Logik. München, Salzburg<br />

1975, 399; Dölling, Johannes: <strong>Definition</strong>en in empirischen Wissenschaften. In: Wessel, Horst (Hg.): Logik <strong>und</strong> empirische<br />

Wissenschaften. 1977, 53; Lejewski, Czesław: On implicational definitions. In: Strudia Logica, 8, 1958,<br />

190f.


finition eine elementare Position inne, die darin besteht, daß sie die Eindeutigkeit der<br />

die Theorie durchlaufenden Ausdrücke gewährleistet (siehe 3.1., 3.2. <strong>und</strong> 3.3.).<br />

Der Theorienbezug betrifft aber nicht nur das Verhältnis der <strong>Definition</strong> zur Theorie,<br />

sondern auch umgekehrt das der Theorie zur <strong>Definition</strong>, weil ein definierter Ausdruck<br />

intensional abhängt von der Theorie, für die er definiert worden ist. Die Intensionen<br />

der Begriffe werden somit auch durch die ihnen zugr<strong>und</strong>eliegenden Theorien<br />

bestimmt. 36<br />

„Die abgeleiteten Begriffe einer Theorie erhalten ihre Intensionen durch die <strong>Definition</strong>en<br />

<strong>und</strong> <strong>Definition</strong>sketten aus den Gr<strong>und</strong>begriffen. Ändert man die Intensionen<br />

der Gr<strong>und</strong>begriffe, so ändern sich, wenn man die <strong>Definition</strong>en beibehält, damit automatisch<br />

auch die Intensionen der meisten abgeleiteten Begriffe. 37 Unter Beibehaltung<br />

der <strong>Definition</strong>en führt eine Änderung der Intensionen der Gr<strong>und</strong>begriffe zu einer<br />

Änderung <strong>des</strong> Axiomensystems. Dies zeigt auch, daß die <strong>Definition</strong> bezüglich der<br />

Theorie eine wahrheitsinvariante Funktion hat.<br />

Für die Wahl einer bestimmten <strong>Definition</strong> unter verschiedenen <strong>Definition</strong>smöglichkeiten<br />

sind die Bedürfnisse der Theorie ausschlaggebend. Von der Theorie her bestimmt<br />

sich die Zweckmäßigkeit einer <strong>Definition</strong>, während man unabhängig von der<br />

Theorie nichts über die Zweckmäßigkeit einer <strong>Definition</strong> sagen könnte, da dann die<br />

verschiedenen <strong>Definition</strong>smöglichkeiten alle gleichberechtigt wären.<br />

2.6. Die theologische Relevanz der <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> wird hergeleitet<br />

aus der Tatsache, daß dieser Ausdruck für die Theologie zentral ist, nicht nur<br />

weil er zufällig namengebend war, sondern wegen seiner f<strong>und</strong>amentalen Rolle im<br />

Begriffsgefüge der Theologie. Einem Zentralbegriff aber kommt höhere Relevanz zu<br />

als peripheren Begriffen. Andererseits kann die intensionale Vagheit, die eine kommunikationsbeeinträchtigende<br />

Defizienz darstellt, nicht mit einer zentralen Rolle in<br />

Einklang gebracht werden, die der Ausdruck in bezug auf andere Ausdrücke einnehmen<br />

soll. Folglich wird der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> nur dann als Zentralbegriff gelten können,<br />

wenn seine intensionale Vagheit durch <strong>Definition</strong> überw<strong>und</strong>en wird. Demgegenüber<br />

muß ein Sichbegnügen mit intensionaler Vagheit so bewertet werden, daß<br />

der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> anscheinend so peripher ist, daß von einer <strong>Definition</strong> abgesehen<br />

werden könnte, da es offensichtlich nicht darauf ankommt, wie er zu verstehen<br />

ist.<br />

Es wäre auch verfehlt, wenn der Einwand vorgebracht würde, daß eine <strong>Definition</strong><br />

„die Fülle <strong>des</strong> Gottesbegriffs“ nicht auszuloten vermöchte. Denn „Fülle“ <strong>und</strong> „Tiefe“<br />

eines Begriffs sind bloß Unbestimmtheit <strong>und</strong> Verschwommenheit. Dahinter verbirgt<br />

sich ein Übermaß an intensionaler Vagheit. Und mit Ausdrücken wie „Fülle“ <strong>und</strong><br />

„Tiefe“, die auf einen Begriff hermeneutisch bezogen werden, wird lediglich ein<br />

conceptual slough of meaning bemäntelt.<br />

19<br />

36 Vgl. Essler, Wissenschaftstheorie, I, 98.<br />

37 Ebd. 119; Hervorhebungen getilgt. Vgl. ebd. 116-123.


20<br />

Es geht nicht an, mit einem Gottesbegriff operieren zu wollen, der alles umfaßt, was<br />

je als Bedeutung dieses <strong>Ausdrucks</strong> angenommen worden ist. Nicht jedoch, weil dies<br />

geringzuschätzen wäre, sondern weil nur intensionale Eindeutigkeit die theoretische<br />

Brauchbarkeit eines <strong>Ausdrucks</strong> ausmacht. Ein Ausdruck mit der intensionalen Masse<br />

<strong>des</strong>sen, was man ihm im Laufe der Zeit an Bedeutungen angehängt hat, ist letztlich<br />

nichtssagend <strong>und</strong> theoretisch wertlos. Denn man kann nicht mit einem Wort alles sagen.<br />

Zwar sind in den Religionen „bestimmte Anschauungen von Gott <strong>und</strong> Göttern lebendig<br />

<strong>und</strong> mächtig auch ohne streng formulierte <strong>und</strong> definierte Begriffe“ 38 , doch diese<br />

Begriffe sind <strong>des</strong>halb primitiv. Zu den Gr<strong>und</strong>lagen der Wissenschaft hingegen gehört<br />

die Präzisierung ihrer Termini mit Hilfe von <strong>Definition</strong>en. Dafür gibt es immer mehrere<br />

Möglichkeiten, unter denen die Zweckmäßigkeit hinsichtlich der Theorie entscheidet.<br />

Im gegenwärtigen Stadium kann diese Zweckmäßigkeitsfrage noch nicht ausreichend<br />

beantwortet werden, da erst Theorien <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen in der Theologie geschaffen<br />

werden müssen, um unter verschiedenen <strong>Definition</strong>smöglichkeiten für den<br />

Ausdruck <strong>„Gott“</strong> eine begründete Wahl treffen zu können. Das macht die Erarbeitung<br />

<strong>und</strong> Diskussion von <strong>Definition</strong>en <strong>und</strong> deren Theorienbezug zu einer weiterbestehenden<br />

Aufgabe.<br />

Von einer <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> kann sich die Theologie nicht einfach<br />

dispensieren, <strong>und</strong> das Angebot von Undefinierbarem stellt eine Fehlleistung dar. Abgesehen<br />

von den systematischen Belangen wird eine <strong>Definition</strong> auch unter praktischtheologischem<br />

Aspekt erfordert. Denn die Verkündigung von Gott ist wahrscheinlich<br />

erfolgreicher, wenn das Wort <strong>„Gott“</strong> nicht im Unklaren belassen wird, wie es nach<br />

ihren geringwertigen Resultaten die Nichtdefinierbarkeitstheologie belassen zu können<br />

glaubt. Schließlich sollte auch aus seelsorgerlichen Gründen der Wert einer <strong>Definition</strong><br />

eingesehen werden, da eine klare Antwort immer hilfreicher ist als das Ausweichen<br />

in Undefinierbares.<br />

3. <strong>Definition</strong>en als Strukturelement wissenschaftlicher Theorien<br />

3.1. „Nach traditioneller Auffassung ist eine wissenschaftliche Theorie eine Klasse<br />

von Sätzen, die nach bestimmten Formregeln aus einer vorgegebenen Kollektion<br />

von Gr<strong>und</strong>zeichen gebildet sind. Die Theorie hat ferner axiomatischen Charakter,<br />

d.h. jeder Satz der Theorie ist entweder ein Gr<strong>und</strong>satz ('Axiom') oder ein aus den<br />

Axiomen gemäß gewissen Regeln abgeleiteter Satz ('Theorem'). 39<br />

„Ein Axiom unterscheidet sich von den anderen Aussagen <strong>des</strong> Systems [der Theo-<br />

38 Köstlin, J.: Gott. In: RE 3 6, 779.<br />

39 Kleinknecht, aaO, 1.


ie]nur dadurch, daß es im System [in der Theorie] nicht abgeleitet ist.“ 40 „Falls die<br />

Wahrheit der Gr<strong>und</strong>sätze bereits anderweitig gesichert ist, sichert die Logik die<br />

Wahrheit der Lehrsätze [Theoreme] somit durch Deduktion aus den Gr<strong>und</strong>sätzen.“ 41<br />

Der Zusammenhang von Axiomen <strong>und</strong> Theoremen ist die Konditionalbeziehung<br />

oder Implikation.<br />

Eine Implikation kann inkonsistent (kontradiktorisch), konsistent (erfüllbar) oder allgemeingültig<br />

(tautologisch) sein. Im ersten Fall ist sie logisch falsch, im letzten logisch<br />

wahr. Konsistenz liegt dagegen vor, wenn die Implikation nur für einige Wahrheitswertverteilungen<br />

wahr ist <strong>und</strong> für die restlichen falsch.<br />

Um nun sagen zu können, daß eine Aussage aus anderen logisch folgt, wird Allgemeingültigkeit<br />

der betreffenden Implikation verlangt. Andernfalls folgt die Aussage<br />

nicht.<br />

Hieraus ergibt sich für die Kohärenz einer Theorie, daß diese nicht darin besteht, daß<br />

sich die Aussagen in irgendwelchen Beziehungen befinden – etwa nur in thematischinhaltlichen<br />

oder sonstigen assoziativen Zusammenhängen –, sondern Kohärenz ist<br />

erst dann gegeben, wenn es innerhalb der Theorie nur logisch wahre Implikationen<br />

gibt, wie es das „Hempel-Oppenheim-Schema“ 42 besagt.<br />

3.1.1. Der hier benutzte Begriff von Kohärenz differiert etwas von dem, den H.<br />

Scholz verwendet hat. 43 Insbesondere stellt hier die Kohärenz keinen Gegenstandsbezug<br />

her. Sie betrifft vielmehr die logische Form der Theorie.<br />

Was in 3.1. als Kohärenz bezeichnet wird, scheint aber bei H. Scholz in der sogenannten<br />

Höchstforderung der Axiomatisierbarkeit enthalten zu sein. Es wird jedoch<br />

dafür gehalten, daß in bezug auf Wissenschaftlichkeit nicht nach Min<strong>des</strong>t- <strong>und</strong><br />

Höchstforderungen zu differenzieren ist. Es entscheidet allein die Theoriefähigkeit,<br />

die der Höchstforderung von H. Scholz entspricht. Vor allem aber bestimmt sich die<br />

Wissenschaftlichkeit der Theologie nicht nach einem wie immer auch gearteten Gegenstandsbezug,<br />

sondern danach, ob sie sich bemüht, Theorien aufzustellen. Demgegenüber<br />

ist der Gegenstandsbezug ganz sek<strong>und</strong>är.<br />

3.2. Innerhalb von Theorien sind <strong>Definition</strong>en eliminierbare, nichtkreative Axiome<br />

(siehe das Schema von R. Kleinknecht über den Status von <strong>Definition</strong>en in wissenschaftlichen<br />

Theorien auf der folgenden Seite).<br />

21<br />

40 Bochenski, J. M.: Die zeitgenössischen Denkmethoden. 5 1971 (UTB 6), 79; vgl. 73-99 (Kap. IV: Die axiomatische<br />

Methode).<br />

41 Essler, Wilhelm K. / Martinez Cruzado, Rosa F.: Gr<strong>und</strong>züge der Logik. I. 1983, 4.<br />

42 Vgl. Hempel, C. C. / Oppenheim, P.: Studies in the Logic of Explanation. In: Philosophy of Science, 15, 1948, 135-<br />

175; Hauffe, Heinz: Der Informationsgehalt von Theorien. 1981 (LEP 13), 30; Stegmüller, Wolfgang: Probleme <strong>und</strong><br />

Resultate der Wissenschaftstheorie <strong>und</strong> Analytischen Philosophie. I. Wissenschaftliche Erklärung <strong>und</strong> Begründung.<br />

Berlin, Heidelberg, New York. 2 1983, 72ff.<br />

43 Vgl. Scholz, Heinrich: Wie ist eine evangelische Theologie als Wissenschaft möglich? In: ZZ 9, 1931, 20; Nachdruck<br />

in: Sauter, Gerhard (Hg.): Theologie als Wissenschaft. 1971. 221-264.


22<br />

Die per conventionem akzeptierten Axiome zerfallen in kreative <strong>und</strong> nichtkreative,<br />

je nachdem, ob sie neue deduktive Zusammenhänge stiften oder nicht. Die nichtkreativen<br />

Axiome gestatten also nicht die Ableitung von Theoremen, da aus einer Theorie<br />

mit Hilfe nichtkreativer Axiome keine Aussage logisch folgt, die nicht bereits<br />

ohne solche Axiome folgt. 44<br />

„Daß die <strong>Definition</strong> keine neuen Zusammenhänge schafft, besagt dann, daß von diesen<br />

Sätzen (die den definierten Ausdruck nicht enthalten) keiner aus der Theorie unter<br />

Zuhilfenahme der <strong>Definition</strong> logisch folgt, der nicht schon aus der Theorie allein<br />

folgt, so daß die <strong>Definition</strong> zur Ableitung von Tatsachenwissen überflüssig ist.<br />

Wenn ein solcher Satz aus der Theorie allein nicht ableitbar ist, kann er demnach<br />

auch nicht unter Zuhilfenahme der <strong>Definition</strong> aus ihr deduziert werden.“ 45<br />

Im Gegensatz dazu heißt eine Aussage kreativ, wenn nur mit ihrer Hilfe Aussagen<br />

deduzierbar sind, die ohne sie nicht deduzierbar wären.<br />

Ferner sind <strong>Definition</strong>en insbesondere eliminierbar, „d.h. die definierten Begriffe<br />

müssen in allen Sätzen der Theorie salva veritate durch die Gr<strong>und</strong>begriffe ersetzbar<br />

sein“ 46 . „Die definierten Begriffe sind also, wenn auch nicht praktisch, so doch theoretisch<br />

überflüssig.“ 47<br />

Durch <strong>Definition</strong>en erhält man aus den Gr<strong>und</strong>begriffen „abgeleitete“ (definierte) Begriffe.<br />

Die <strong>Definition</strong>en der abgeleiteten Begriffe werden als konventionelle Axiome<br />

verstanden, die wegen der Kohärenz der Theorie (siehe 3.1.) automatisch der Bedingung<br />

der Widerspruchsfreiheit unterliegen. „Keine <strong>Definition</strong> darf zusammen mit<br />

den übrigen Sätzen der Theorie zu einem Widerspruch führen.“ 48<br />

3.3. Wegen der Relativität einer <strong>Definition</strong> bezüglich eines Systems ist ein Ausdruck,<br />

der weder als Gr<strong>und</strong>begriff noch als abgeleiteter Begriff in einem System vorkommt,<br />

innerhalb dieses Systems nicht definierbar. Diese Nichtdefinierbarkeit besagt<br />

folglich, daß ein innerhalb einer Theorie nicht definierbarer Ausdruck von dieser<br />

Theorie unabhängig ist, was mithilfe <strong>des</strong> Padoa-Kriteriums bewiesen werden<br />

kann. 49 Man sieht jedoch leicht, daß durch geeignete Erweiterung der Theorie ein<br />

vorher innerhalb dieser Theorie nicht definierbarer Ausdruck in die Theorie integrierbar<br />

ist, wodurch der betreffende Ausdruck dann innerhalb der erweiterten Theorie<br />

definierbar wird. „Ob ein Begriff definierbar ist, kann also nur im Hinblick auf eine<br />

vorgegebene Theorie entschieden werden.“ 50<br />

44 Vgl. Kleinknecht, aaO, 2; anders Borkowski, Ludwik: Formale Logik. Berlin 1976, 488f, 490, 500.<br />

45 Essler, Wissenschaftstheorie, I, 83; Hervorhebung hinzugefügt.<br />

46 Kleinknecht, aaO, 3.<br />

47 Ebd. Hervorhebung hinzugefügt.<br />

48 Ebd. 2.<br />

49 Vgl. ebd. 216, 219-223; Marek, Victor: Definability. In: Marciszewski, Witold (Ed.): Dictionary of Logic as Applied<br />

in the Study of Language. Concepts, Methods, Theories. The Hague, Boston, London 1981 (Nijhoff International<br />

Philosophy Series, 9), 85; Essler, aaO, 123-133.<br />

50 Essler, aaO, 122.


..........................................................................................................................................<br />

Schema von Kleinknecht (aaO, 3) über der Status von <strong>Definition</strong>en in wissenschaftlichen<br />

Theorien<br />

kreativ<br />

23<br />

Gr<strong>und</strong>sätze<br />

(„Axiome“)<br />

nichtkreativ<br />

eliminierbar<br />

(„<strong>Definition</strong>en“)<br />

nichteliminierbar<br />

Sätze<br />

Theorie<br />

abgeleitete Sätze<br />

(„Theoreme“)<br />

Begriffe<br />

Gr<strong>und</strong>begriffe<br />

abgeleitete („definierte“) Begriffe<br />

..........................................................................................................................................<br />

Eine prinzipielle Nichtdefinierbarkeit existiert aufgr<strong>und</strong> dieser Relativität nicht (siehe<br />

1.1.3.). „Es gibt keine schlechthin <strong>und</strong>efinierbaren Begriffe, die sozusagen von<br />

Natur aus Gr<strong>und</strong>begriffe sind; zu jeder Theorie mit einem gewissen Vorrat an definierten<br />

<strong>und</strong> <strong>und</strong>efinierten Begriffen gibt es eine andere, die mit ihr logisch gleichwertig<br />

ist, die andere Begriffe als Gr<strong>und</strong>begriffe <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>begriffe der einen als<br />

definierte Begriffe enthält.“ 51 Die relative Nichtdefinierbarkeit eines <strong>Ausdrucks</strong> kann<br />

51 Ebd. 121.


24<br />

man daher sowohl durch Erweiterung der Theorie als auch durch geeignete Änderung<br />

der Gr<strong>und</strong>begriffe beseitigen.<br />

Allgemein wird gesagt, daß sich die <strong>Definierbarkeit</strong> eines <strong>Ausdrucks</strong> in bezug auf<br />

ein Vokabular bestimmt. Je umfangreicher ein Vokabular ist, <strong>des</strong>to geringer fällt der<br />

Grad an Nichtdefinierbarkeit aus. Das umfassendste Vokabular ist aber die Umgangssprache,<br />

von welcher alle Theorien Teilvokabulare sind. In Relation zur Umgangssprache<br />

verschwindet somit die Nichtdefinierbarkeit eines beliebigen <strong>Ausdrucks</strong>,<br />

denn es gibt kein umfangreicheres Vokabular, bezüglich <strong>des</strong>sen die Nichtdefinierbarkeit<br />

eines <strong>Ausdrucks</strong> der Umgangssprache nachgewiesen werden könnte.<br />

Folglich ist in bezug auf die Umgangssprache jeder Ausdruck definierbar.<br />

3.4. <strong>Definition</strong>en als eliminierbare, nichtkreative Axiome sind selbst keine Bestandteile<br />

<strong>des</strong> deduktiven Zusammenhangs einer Theorie, sondern gehören zur Metatheorie.<br />

52 Sie stellen keine objektsprachlichen Aussagen dar, wie es die kreativen<br />

Axiome <strong>und</strong> Theoreme der Theorie sind. Deshalb können <strong>Definition</strong>en weder innerhalb<br />

einer Theorie abgeleitet, noch können aus ihnen Aussagen abgeleitet werden.<br />

Die Unterscheidung von kreativen <strong>und</strong> nichtkreativen Axiomen fällt hier zusammen<br />

mit der Unterscheidung von objektsprachlichen Aussagen der Theorie <strong>und</strong> metasprachlichen<br />

Regeln (transformation rules). Während die kreativen Axiome objektsprachliche<br />

Aussagen der Theorie sind, aus denen deduktive Zusammenhänge gefolgert<br />

werden können, sind die metasprachlichen <strong>Definition</strong>en „Regeln der Übersetzung<br />

von einer Sprache in die andere“ 53 , indem sie sagen, wie ein Ausdruck der Metasprache<br />

– ein Gr<strong>und</strong>begriff – in einen Ausdruck der Objektsprache der Theorie – in<br />

einen definierten Ausdruck – <strong>und</strong> umgekehrt zu transformieren ist.<br />

Aus dem metasprachlichen Charakter der <strong>Definition</strong> erhellt jetzt auch, warum von<br />

<strong>Definition</strong>en nicht in gleicher Weise wie von Aussagen Wahrheit oder Falschheit<br />

prädiziert werden kann (siehe 2.4.). Denn <strong>Definition</strong>en sind keine Aussagen der<br />

Theorie, sondern Vereinbarungen über bestimmte Ausdrücke. Nur Aussagen aber<br />

können wahr oder falsch sein, Vereinbarungen dagegen nur zweckmäßig oder nicht.<br />

4. Form <strong>und</strong> Kriterien der <strong>Definition</strong><br />

4.1. Die Form von <strong>Definition</strong>en angeben heißt sagen, wie der Ausdruck „<strong>Definition</strong>“<br />

syntaktisch zu definieren ist. Dazu muß metasprachlich beschrieben werden,<br />

welche Form eine <strong>Definition</strong> in der Objektsprache hat.<br />

Doch dabei ist zu beachten, daß die so gewonnene objektsprachliche <strong>Definition</strong> in<br />

bezug auf die Theorie, für die sie vielleicht verwendet werden soll, wiederum metasprachlich<br />

ist <strong>und</strong> nicht etwa zur Objektsprache der Theorie gehört (siehe 3.4.).<br />

52 Vgl. ebd. 87; Kleinknecht, aaO, 4; Eco, aaO, 183.<br />

53 Wittgenstein, TLP 3.343; vgl. Hughes, G. H., NEBrit 23, 1985, 254a; Essler, aaO, 79.


Des näheren handelt es sich um eine dreistellige Relation zwischen dem Vokabular,<br />

bezüglich <strong>des</strong>sen die <strong>Definition</strong> aufgestellt wird, der <strong>Definition</strong> selbst <strong>und</strong> dem definierten<br />

Ausdruck, dem Definiendum.<br />

Es sei M ein Vokabular (eine Klasse von Ausdrücken), S n ein n-stelliges Prädikat,<br />

das Definiendum, <strong>und</strong> A eine <strong>Definition</strong>, die S n enthält.<br />

Dann definiert A den Ausdruck S n in M genau dann, wenn A logisch äquivalent ist<br />

mit der folgenden universellen Äquivalenz:<br />

Λx 1 ,..., Λx n [ ε S n ↔ D],<br />

wobei das Definiens D ein Ausdruck sein muß, der S n nicht enthalten darf, damit Zirkularität<br />

der <strong>Definition</strong> ausgeschlossen wird, <strong>und</strong> in dem nur Ausdrücke aus M vorkommen<br />

dürfen, abgesehen von Variablen, logischen Konstanten <strong>und</strong> Hilfszeichen<br />

(Klammern). Die Individuenvariablen x 1 ,..., x n müssen paarweise verschieden sein,<br />

<strong>und</strong> diese müssen im Definiens frei vorkommen, d.h. nicht durch Quantoren geb<strong>und</strong>en.<br />

54<br />

Eine mit A äquivalente <strong>Definition</strong> für einstellige Prädikate hat dann die Form:<br />

Λx (Ax ↔ Bx),<br />

wofür abgekürzt auch manchmal<br />

Ax = Df Bx<br />

geschrieben wird (siehe 1.1.5. <strong>und</strong> 2.2.1.).<br />

4.2. Es kann nun gezeigt werden, wie sich Bedeutungspostulate (siehe 2.1.1.2.)<br />

als <strong>Definition</strong>en einrichten lassen.<br />

Für ein <strong>Definition</strong>spostulat der Form<br />

Λx (Ax → Bx)<br />

ist es gemäß der semantischen Relationalität der Bedeutung (siehe 1.1.4. <strong>und</strong> 2.1.2.)<br />

intuitiv naheliegend, zusätzlich zu Ax → Bx auch Bx → Ax zu verlangen, so daß<br />

Λx [(Ax → Bx) ∧ (Bx → Ax)]<br />

ein semantisch erweitertes Bedeutungspostulat darstellen würde.<br />

Da jedoch die Konjunktion der beiden Konditionale junktorenlogisch äquivalent ist<br />

mit Ax ↔ Bx, so ergibt sich<br />

25<br />

54 Vgl. Essler, aaO, 87.


26<br />

Λx (Ax ↔ Bx),<br />

was der allgemeinen <strong>Definition</strong>sform (siehe 4.1.) entspricht.<br />

Die Möglichkeit, aus Bedeutungspostulaten in der angegebenen Weise <strong>Definition</strong>en<br />

zu machen, trägt dem Bedürfnis Rechnung, eine intendierte Bedeutung semantisch in<br />

eine definitorisch befriedigende Form zu bringen. Das Verfahren kann <strong>des</strong>halb auch<br />

allgemein zur Bildung von <strong>Definition</strong>en benutzt werden.<br />

4.3. Zwei Kriterien für <strong>Definition</strong>en sind bereits nebenbei erwähnt worden: Das<br />

Kriterium der Widerspruchsfreiheit (siehe 3.2.) <strong>und</strong> das Kriterium der Nichtzirkularität<br />

(siehe 4.1.). Sie sollten sich von selbst verstehen. Aber sie sind noch nicht hinreichend.<br />

Hinreichend <strong>und</strong> notwendig ist das Kriterium der Eliminierbarkeit. 55<br />

Dieses Adäquatheitsprinzip für <strong>Definition</strong>en besagt, daß das Definiendum in allen<br />

Kontexten salva veritate durch das Definiens austauschbar sein muß. Jede Aussage,<br />

in der der definierte Ausdruck vorkommt, muß aufgr<strong>und</strong> der <strong>Definition</strong> immer in eine<br />

logisch äquivalente Aussage übersetzbar sein, in der der definierte Ausdruck nicht<br />

mehr vorkommt.<br />

Ausdrücke, die als <strong>Definition</strong>en angeboten werden, aber nicht dem Kriterium der<br />

Eliminierbarkeit genügen, sind folglich keine <strong>Definition</strong>en, sondern wahre oder falsche<br />

Aussagen. Denn das Kriterium der Eliminierbarkeit gewährleistet, daß Wahrheit<br />

oder Falschheit von Aussagen nicht durch <strong>Definition</strong>en der in den Aussagen vorkommenden<br />

Termini (Prädikate <strong>und</strong> Individuenausdrücke) verändert wird (siehe<br />

2.4., 2.5. <strong>und</strong> 3.4.).<br />

Um Eliminierbarkeit nachzuweisen, ist zu zeigen, daß aus einer Äquivalenz, gebildet<br />

aus einer Aussage B, die S n enthält, <strong>und</strong> einer Aussage C, die aus B aufgr<strong>und</strong> von<br />

S n = λx 1 ,..., x n D<br />

durch Substitution von S n durch λx 1 ,..., x n D entsteht, die universelle Äquivalenz<br />

(siehe 4.1.) folgt. 56<br />

Das Eliminierbarkeitskriterium, das auf Blaise Pascal (1623-1662) zurückgeht, 57 ent-<br />

55 Vgl. Kleinknecht, aaO, 206f, 165, 3; Stegmüller, Wolfgang: Probleme <strong>und</strong> Resultate der Wissenschaftstheorie <strong>und</strong><br />

Analytischen Philosophie. II/1, Berlin, Heidelberg, New York 1974, 227; Carnap, Rudolf: Einführung in die Logik<br />

mit besonderer Berücksichtigung ihrer Anwendungen. Wien, New York 3 1968, Nachdruck 1973, 56; Dubislav, Walter:<br />

Über die <strong>Definition</strong>. Mit einer Einführung v. W. K. Essler. 4 1981, 38; von Kutschera, aaO, 42; Essler, aaO, 76-<br />

82.<br />

56 Vgl. Essler, aaO, 103f.<br />

57 Vgl. Pascal, Blaise: De l´esprit gèomètrique. In: Œvres IX, 1914, 277; Risse, Wilhelm: Die Logik der Neuzeit. II,<br />

1970, 136, Anm. 555.


hält das Kriterium der Nichtkreativität, 58 das zuerst von Stanisław Leśniewski (1886-<br />

1939) formuliert wurde 59 <strong>und</strong> welches besagt, daß aus einer <strong>Definition</strong> keine neuen<br />

Aussagen deduktiv abgeleitet werden können, die nicht bereits ohne die <strong>Definition</strong><br />

ableitbar sind (siehe 3.2. <strong>und</strong> 3.4.).<br />

Wenn unter Zuhilfenahme einer <strong>Definition</strong> mehr gefolgert werden könnte als ohne<br />

die <strong>Definition</strong>, dann wäre die vermeintliche <strong>Definition</strong> für der deduktiven Zusammenhang<br />

notwendig <strong>und</strong> könnte demzufolge keine Eliminierbarkeit gewährleisten,<br />

so daß es keine <strong>Definition</strong> wäre. Der Zusammenhang zwischen Eliminierbarkeit <strong>und</strong><br />

Nichtkreativität ist daher so, daß alle <strong>Definition</strong>en, die Eliminierbarkeit gewährleisten,<br />

stets auch nichtkreativ sind. 60<br />

27<br />

5. Ungerechtfertigte Forderungen an <strong>Definition</strong>en<br />

5.1. Da unter <strong>Definition</strong>en manchmal andere Typen sprachlicher Ausdrücke verstanden<br />

werden als hier gezeigt, 61 treten Fälle auf, wo aufgr<strong>und</strong> außerlogischer Voraussetzungen<br />

philosophischer oder metaphysischer Art Forderungen erhoben werden,<br />

die von <strong>Definition</strong>en angeblich zu erfüllen seien. Derartige ungerechtfertigte<br />

Forderungen sind meistens auf die Verwechslung von <strong>Definition</strong>en mit Gegenstandsbeschreibungen<br />

zurückzuführen (siehe 1.1.4. <strong>und</strong> 1.1.5.) oder haben ihre Ursache in<br />

unrichtigen Auffassungen über die sprachliche Funktion von <strong>Definition</strong>en (siehe<br />

1.1.6. <strong>und</strong> 2.3.).<br />

Eine solche ungerechtfertigte Forderung ist z.B. das folgende Objektivitätspostulat:<br />

„Eine korrekte <strong>Definition</strong> muß vor allem objektiv sein, d.h. sie muß die Merkmale<br />

<strong>des</strong> außerhalb von uns existierenden Gegenstan<strong>des</strong> widerspiegeln.“ 62<br />

Hieran ist falsch, daß <strong>Definition</strong>en für Beziehungen zwischen sprachlichen Zeichen<br />

<strong>und</strong> außersprachlichen Gegenständen gehalten werden, <strong>und</strong> außerdem, daß sie etwas<br />

„widerspiegeln“ würden. Bei<strong>des</strong> ist <strong>des</strong>wegen nicht der Fall, weil es sich bei <strong>Definition</strong>en<br />

um innersprachliche Relationen handelt.<br />

<strong>Definition</strong>en sind daher auch keineswegs demonstrativen oder <strong>des</strong>kriptiven Charakters,<br />

wie z.T. angenommen wird, 63 weil <strong>Definition</strong>en weder auf Gegenstände „zeigen“<br />

noch Gegenstände beschreiben oder deren Eigenschaften aufzählen.<br />

Diese Verwechslung von <strong>Definition</strong>en mit empirischen Beschreibungen von Objek-<br />

58 Vgl. Kleinknecht, aaO, 206f; Essler, aaO, 82-86; Marciszewski, Witold: <strong>Definition</strong>. In: W. Marciszewski (Ed.): Dictionary<br />

of Logic. Concepts, Methods, Theories. The Hague, Boston, London 1981 (Nijhoff International Philosophy<br />

Series; 9) 87.<br />

59 Vgl. Leśniewski, Stanisław: Über <strong>Definition</strong>en in der sogenannten Theorie der Deduktion. In: Comptes Rendus <strong>des</strong><br />

Sèances de la Sociètè <strong>des</strong> Sciences et <strong>des</strong> Lettres de Varsovie. CP III, 24, 1931, 289-309.<br />

60 Vgl. Kleinknecht, aaO, 206f.<br />

61 Vgl. Robinson, Richard: <strong>Definition</strong>. 1950, 1-11 (Disagreements about definitions), 189; Abelson, Raziel: <strong>Definition</strong>.<br />

In: EncPh 2, 314-324.<br />

62 Kondakow, N. I.: Wörterbuch der Logik (Hg. der deutschen Ausgabe Erhardt Albrecht u. Günther Asser). Leipzig<br />

2<br />

1983, 79a.<br />

63 Vgl. Pupier, Paul: Lexikon. In: Martinet, Andrè (Hg.): Linguistik. Ein Handbuch. 1973, 140.


28<br />

ten hat dazu geführt, die „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ mit der Nichterkennbarkeit<br />

Gottes in Zusammenhang zu bringen, derart, daß von einem nicht erkennbaren Objekt<br />

auch keine Eigenschaften angegeben werden können, was fälschlich als Nichtdefinierbarkeit<br />

erscheint.<br />

Gleichzeitig wird gesagt, daß wegen der Nichterkennbarkeit keine „adäquate“ <strong>Definition</strong><br />

möglich sei, als ob die Adäquatheit von <strong>Definition</strong>en von der vollständigen<br />

Erkenntnis empirischer Objekte abhängen würde. Adäquat ist eine <strong>Definition</strong> nur<br />

dann, wenn sie Eliminierbarkeit gewährleistet (siehe 3.2. <strong>und</strong> 4.3.).<br />

5.2. Gelegentlich wird behauptet, daß eine <strong>Definition</strong> das „Wesen“ <strong>des</strong> Definierten<br />

zum Ausdruck bringen müßte. Obwohl diese Ansicht bis auf Aristoteles zurückzugehen<br />

scheint, 64 kann sie nicht als akzeptabel gelten. 65<br />

Erstens ist „Wesen“ kein logischer Begriff, sondern ein metaphysischer, der hier<br />

nichts beitragen kann. Zweitens ist dieser Begriff vage <strong>und</strong> unbestimmt. Drittens<br />

weiß man nicht, ob das Wesen „in den Dingen“ liegt oder ob man es als etwas<br />

Sprachliches auffassen soll.<br />

Und wenn man probeweise annimmt, eine <strong>Definition</strong> würde das Wesen von etwas<br />

ausdrücken, dann müßte zusätzlich herausgef<strong>und</strong>en werden, ob tatsächlich dieses<br />

Wesen <strong>und</strong> kein anderes ausgedrückt ist, <strong>und</strong> ob es wirklich das Wesen ist <strong>und</strong> nicht<br />

etwas Nebensächliches. Man müßte also das Wesen vor <strong>und</strong> unabhängig von der <strong>Definition</strong><br />

klar vorliegen haben, um zweifelsfrei überprüfen zu können, ob es durch die<br />

<strong>Definition</strong> zum Ausdruck gebracht ist. Folglich wird die <strong>Definition</strong> sinnlos <strong>und</strong> unnütz,<br />

da sie ja nur etwas zum Ausdruck bringen könnte, was schon anderweitig ausgedrückt<br />

worden ist.<br />

Es ist <strong>des</strong>halb klar, daß <strong>Definition</strong>en nichts mit einem wie immer auch gearteten Wesen<br />

zu tun haben.<br />

In bezug auf den Ausdruck <strong>„Gott“</strong> ergibt sich daraus unmittelbar, daß weder <strong>Definierbarkeit</strong><br />

noch Nichtdefinierbarkeit mit Wesensspekulationen darüber, was von<br />

Gottes Wesen ganz oder teilweise zugänglich ist, auch nur im entferntesten in Zusammenhang<br />

stehen.<br />

5.3. Irreführend ist ferner die Unterscheidung zwischen Realdefinitionen <strong>und</strong> Nominaldefinitionen.<br />

Sie erweckt den Eindruck, daß es verschiedene Sorten von <strong>Definition</strong>en<br />

gäbe, solche, die reale Dinge definieren, <strong>und</strong> solche, die sprachliche Ausdrükke<br />

definieren.<br />

Die „Realdefinitionen“ sind aber in Wahrheit keine <strong>Definition</strong>en, sondern empirische<br />

Beschreibungen, da sich <strong>Definition</strong>en überhaupt nicht auf außersprachliche Dinge<br />

64 Vgl. Aristoteles, Top. I, 5, 101b; Dimitriu, Anton: History of Logic. I. 1977, 159.<br />

65 Vgl. von Kutschera, aaO, 357; Dubislav, aaO, 2-7.


29<br />

beziehen können.<br />

Nur die Nominaldefinitionen entsprechen weitgehend der modernen Auffassung,<br />

weil sie den innersprachlichen Charakter der <strong>Definition</strong>en betreffen (siehe 1.1.4.,<br />

2.2., 2.2.1. <strong>und</strong> 2.2.2.).<br />

Daß nur Nominaldefinitionen als <strong>Definition</strong>en gelten können, geht auf Thomas Hobbes<br />

(1588-1679) zurück. 66<br />

5.4. Ungerechtfertigt ist auch die Unterscheidung von synthetischen <strong>und</strong> analytischen<br />

<strong>Definition</strong>en.<br />

Eine synthetische <strong>Definition</strong> soll eine Festsetzung sein, 67 „in der eine Zeichenmenge<br />

zusammengefaßt <strong>und</strong> durch ein neues Zeichen ersetzbar gemacht wird,“ 68 während<br />

eine analytische <strong>Definition</strong> keine Festsetzung, sondern eine Feststellung sein soll, die<br />

wahr oder falsch ist. 69<br />

Demnach ist die analytische <strong>Definition</strong>, unabhängig davon, was sie feststellt, empirisch<br />

<strong>und</strong> folglich keine <strong>Definition</strong>, sondern eine Aussage oder Beschreibung. Diese<br />

Auffassung von „analytisch“ entspricht außerdem nicht der in der Logik üblichen. 70<br />

Doch auch die synthetischen <strong>Definition</strong>en sind nicht einwandfrei, wenn sie einerseits<br />

Äquivalenzen 71 , andererseits aber als rein intensional 72 vorgestellt werden. Denn<br />

Äquivalenz heißt Wahrheitswertverlaufsgleichheit, <strong>und</strong> der Wahrheitswert ist gerade<br />

die Extension einer Aussage.<br />

Der <strong>Definition</strong> liegt zwar primär das Interesse an der Intension zugr<strong>und</strong>e, aber eine<br />

Intension existiert nicht losgelöst vom Bezug zur Extension. Deshalb erfaßt jede <strong>Definition</strong><br />

stets die betreffenden Extensionen. Überdies haben zu definierende Prädikate<br />

immer Extensionsgleichheit zur Voraussetzung (siehe 2.1.1.1., 2.1.1.2., 4.1. <strong>und</strong><br />

4.2.).<br />

6. Die „Nichtdefinierbarkeit Gottes“<br />

6.1. Die Antwort auf die Frage nach der <strong>Definierbarkeit</strong> Gottes, bzw. wie es richtig<br />

heißen muß, <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> (siehe 1.1.4.), lautet in der theologischen Tradition<br />

hauptsächlich verneinend. 73 Unter den Gründen, die dafür geltend gemacht<br />

66 Vgl. Hobbes, Thomas: De corpore. 2, 10; 5, 7; Dubislav, aaO, 21.<br />

67 Vgl. Härle, aaO, 29f.<br />

68 Ebd. 25.<br />

69 Vgl. ebd. 30.<br />

70 Vgl. Carnap, Rudolf: Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaft. München 1969, 255-270.<br />

71 Vgl. Härle, aaO, 27; Gabriel, Gottfried: <strong>Definition</strong>en <strong>und</strong> Interessen. (problemata 13) 1972, 27.<br />

72 Vgl. Härle, aaO, 28; Gabriel, aaO, 28.<br />

73 Vgl. Luthardt, Chr. Ernst: Kompendium der Dogmatik. Völlig umgearb. u. erg. v. Robert Jelke. Leipzig 14 1937, 139;<br />

Ratschow, Carl Heinz: Lutherische Dogmatik zwischen Reformation <strong>und</strong> Aufklärung. II. Gütersloh 1964, 59-75;


30<br />

werden, finden sich logische <strong>und</strong> außerlogische.<br />

Zu den außerlogischen Gründen zählt z.B. die Behauptung, daß „wir Gott nie völlig<br />

begreifen, nie im strengen Sinne wissen, was Gott ist“ 74 . Diese Behauptung hat, unabhängig<br />

davon, ob sie sachlich zu bejahen ist oder nicht, mit der <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> nichts zu tun, da sie auf einer Verwechslung von <strong>Definition</strong> <strong>und</strong><br />

empirischer Beschreibung beruht (siehe 1.1.5.). Sie ist <strong>des</strong>halb als Begründung für<br />

die Nichtdefinierbarkeit wegen Sachfremdheit zurückzuweisen.<br />

Die fehlerhafte Verbindung von Nichtdefinierbarkeit <strong>und</strong> Nichterkennbarkeit kommt<br />

auch noch in einer um einige Punkte vermehrten Fassung vor. Sie lautet als Erklärung<br />

für „deus definiri nequit“: „Was sich aber nicht definieren, d.h. in der logischen<br />

Form <strong>des</strong> Urteils nicht darstellen läßt, das kann nicht in der Weise vorliegen, daß es<br />

als ein eindeutig bestimmter Sachverhalt aufweisbar ist. Es kann nicht eigentlich erkannt<br />

werden. Mehr noch: es kann im Sinne der Tradition nicht einmal wahr sein.“ 75<br />

Zu der Abwegigkeit, daß Nichtdefinierbarkeit logisch nicht darstellbar sei (siehe<br />

3.3.), tritt die empirische Vermutung, daß Nichtdefinierbares als Sachverhalt nicht<br />

aufweisbar wäre. Letzteres mag vielleicht möglich sein, ergibt sich aber nicht im geringsten<br />

aus Nichtdefinierbarkeit, ebensowenig wie sich aus Nichtdefinierbarkeit<br />

Nichterkennbarkeit ergibt. Und daß Nichtdefinierbares nicht wahr sein könne, ist<br />

falsch, wenn Aussagen mit nichtdefinierbaren Ausdrücken gemeint sein sollten, <strong>und</strong><br />

ungereimt, wenn an nichtdefinierbare Ausdrücke als Bestandteile von Aussagen gedacht<br />

ist.<br />

6.2. Ein dem Anschein nach sprachlogisch anmutender Versuch, die „Nichtdefinierbarkeit<br />

Gottes“ mit einer Begründung zu versehen, ist die folgende Annahme:<br />

„Der Logiker würde heute die Nichtdefinierbarkeit Gottes damit begründen, daß<br />

<strong>„Gott“</strong> kein Autosemantikon sei, sondern ein Synsemantikon: ein Wort, das seine<br />

Bedeutung erst durch die Redewendung, in der es gebraucht wird, erhält.“ 76<br />

Auch das ist jedoch vollkommen falsch, 77 <strong>und</strong> es ist offenk<strong>und</strong>ig, daß der Logiker so<br />

etwas tatsächlich nicht behaupten würde.<br />

Als erstes kann nicht von der „Nichtdefinierbarkeit Gottes“ gesprochen werden, sondern<br />

nur von der Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong>, doch auch dies gibt es<br />

ja nicht im prinzipiellen Sinn (siehe 1.1.3. <strong>und</strong> 3.3.). Es ist daher schon ganz verkehrt,<br />

dem Logiker zu unterstellen, daß er die sogenannte „Nichtdefinierbarkeit Got-<br />

Sparn, Walter: Wiederkehr der Metaphysik. Stuttgart 1976 (CThM 4), 141; Jüngel, Eberhard: Gott als Geheimnis<br />

der Welt. Tübingen 4 1982, 7; Link, Christian: In welchem Sinn sind theologische Aussagen wahr? EvTh 42, 1982,<br />

523; Härle, aaO, 230, Anm. 38.<br />

74 Ebeling, Gerhard: Existenz zwischen Gott <strong>und</strong> Wort. In: Wort <strong>und</strong> Glaube. II. Beiträge zur F<strong>und</strong>amentaltheologie<br />

<strong>und</strong> zur Lehre von Gott. Tübingen 1969, 269.<br />

75 Link, aaO, 523.<br />

76 Ebeling, Gerhard: Gott <strong>und</strong> Wort. In: Wort <strong>und</strong> Glaube. II, 416, Anm. 12; vgl. Dogmatik, I, 182f.<br />

77 Vgl. <strong>Zimmer</strong>, „Deus“, 52, 78f.


31<br />

tes“ überhaupt irgendwie begründen würde.<br />

Zweitens muß von einem Bedeutungsbegriff ausgegangen werden, der semantisch<br />

f<strong>und</strong>iert ist, <strong>und</strong> nach dem die Bedeutung eines sprachlichen <strong>Ausdrucks</strong> stets ein anderer<br />

sprachlicher Ausdruck ist (siehe 1.1.4. <strong>und</strong> 2.2.).<br />

Der Unterschied zwischen Autosemantika <strong>und</strong> Synsemantika bezieht sich somit weder<br />

darauf, ob ein Ausdruck selbst Bedeutung hat, noch darauf, ob er vom Kontext<br />

Bedeutung erhält oder nicht.<br />

Ein Autosemantikon zu verstehen als einen Ausdruck, der selbst Bedeutung hat, ist<br />

offensichtlich nichtssagend, da jeder Ausdruck Bedeutung hat, wie z.B. die Wörterbücher<br />

zeigen, abgesehen von speziellen Illustrationskonstruktionen, wie etwa dem<br />

stoischen „βλίτυρι“, die genau zu dem Zweck erf<strong>und</strong>en wurden, um zu zeigen, was<br />

Bedeutungslossein heißt. Ein Ausdruck, der keine Bedeutung hat, ist eine sinnlose<br />

Artikulation.<br />

So muß ein synsemantischer Ausdruck ebenfalls selbst Bedeutung haben, wenn er<br />

keine sinnlose Artikulation sein soll. Das „syn“ in „synsemantisch“ schließt nicht etwa<br />

aus, daß ein Synsemantikon Bedeutung hat, sondern bezieht sich auf die kontextuelle<br />

Einschränkung <strong>des</strong> Bedeutungsbereichs, der für diesen Ausdruck vorliegt, keineswegs<br />

jedoch darauf, daß der Kontext eine zunächst nicht vorhandene Bedeutung<br />

erst herstellen oder verleihen würde.<br />

Z.B. die Präposition „μετά“. Ihr Bedeutungsbereich enthält min<strong>des</strong>tens die Elemente<br />

„mit“ <strong>und</strong> „nach“ (temporal). Der Kontext beschränkt diesen Bedeutungsbereich auf<br />

nur ein Element, je nachdem, ob ein Genitiv oder Akkusativ folgt. Auch ohne Kontext<br />

hat die Präposition sehr wohl Bedeutung, sogar mehrere, unter denen der Kontext<br />

eine Auswahl trifft. Mit (syn) dem Kontext wird eine passende Bedeutung aus<br />

dem Bedeutungsspektrum gewählt, aber nicht eine Bedeutung verliehen.<br />

In semantischer Hinsicht kann zu den Synsemantika im eben erwähnten Sinn im<br />

Prinzip je<strong>des</strong> Wort gehören, wenn auch unter syntaktischem Aspekt kasusabhängige<br />

Ausdrücke wie die Präpositionen, ferner Konjunktionen, Artikel <strong>und</strong> Hilfsverben besonders<br />

deutliche Teilklassen darstellen. 78 Aber die Auffassung, daß ein Synsemantikon<br />

ein Wort sei, „das seine Bedeutung erst durch die Redewendung, in der es gebraucht<br />

wird, erhält“, ist auf jeden Fall unrichtig. Der Unterschied zwischen Synsemantika<br />

<strong>und</strong> Autosemantika ist kein Unterschied <strong>des</strong> Bedeutunghabens, sondern <strong>des</strong><br />

Gra<strong>des</strong> der kontextuellen Bedeutungsbeschränkung.<br />

Drittens ist unzutreffend, daß die Nichtdefinierbarkeit eines sprachlichen <strong>Ausdrucks</strong><br />

mit <strong>des</strong>sen grammatischer Klassifizierung als autosemantisch oder synsemantisch in<br />

Zusammenhang gebracht wird. Dem Zitat nach sieht es so aus, als ob die Autose-<br />

78 Vgl. Gr<strong>und</strong>züge einer deutschen Grammatik. Von einem Autorenkollektiv unter der Leitung v. Karl Erich Heidolph,<br />

Walter Flämig u. Wolfgang Motsch. Berlin 1981, 462, 698f.


32<br />

mantika definierbar wären, weil sie selbst Bedeutung hätten, die Synsemantika aber<br />

wären nicht definierbar, weil sie keine Bedeutung hätten, sondern diese erst durch<br />

Einsetzen in Phrasen erhalten würden. <strong>Definierbarkeit</strong> gerät damit in Abhängigkeit<br />

von Annahmen über das Bedeutunghaben gewisser Ausdrücke.<br />

Doch das ist bereits aus den genannten Gründen falsch, <strong>und</strong> zusätzlich, weil nicht erkannt<br />

ist, daß nur durch <strong>Definition</strong> eine neue Bedeutung vereinbart werden kann.<br />

Selbst wenn es bedeutungslose Ausdrücke im Sinne der Ebelingschen Synsemantika<br />

geben würde, hätte auch dies wiederum nichts mit deren <strong>Definierbarkeit</strong> zu tun, da<br />

man ihnen sehr leicht durch <strong>Definition</strong> eine Bedeutung zuordnen kann. Folglich würden<br />

die ehedem für synsemantisch gehaltenen Ausdrücke dann autosemantisch geworden<br />

sein, <strong>und</strong> die Synsemantika wären verschw<strong>und</strong>en.<br />

6.3. Die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung hat insbesondere Thomas von Aquin<br />

vertreten <strong>und</strong> in charakteristischer Weise logisch begründet. Dieser Begründung<br />

kommt daher besondere Relevanz zu.<br />

Die vier wichtigsten, einschlägigen Stellen lauten wie folgt:<br />

(9) „Ex quo etiam patet quod deus definiri non potest: quia omnis definitio est ex<br />

genere et differentis.“ 79<br />

(10) „<strong>und</strong>e manifestum est quod deus non est in genere sicut species. et ex hoc patet<br />

quod non habet genus, neque differentias; neque est definitio ipsius; neque demonstratio,<br />

nisi per effectum, quia definitio est ex genere et differentia, demonstrationis<br />

autem medium est definitio.“ 80<br />

(11) „Ad quintum dicendum, quod deus definiri non potest. omne enim quod definitur,<br />

in intellectu definientis comprehenditur; deus autem est incomprehensibilis ab<br />

intellectu.“ 81<br />

(12) „ostensum est autem, quod divina essentia non concluditur sub aliquo genere,<br />

nec sub aliqua specie. <strong>und</strong>e non potest eius esse aliqua definitio.“ 82<br />

Nach diesen Zitaten wird die Behauptung der Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong><br />

<strong>„Gott“</strong> nur in (11) außerlogisch, in (9), (10) <strong>und</strong> (12) dagegen rein logisch begründet.<br />

Der Verweis auf die „incomprehensibilitas“ Gottes in (11) kann wegen <strong>des</strong> nicht anzuerkennenden<br />

Zusammenhangs von <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>und</strong> Erkennbarkeit bereits als<br />

erledigt gelten (siehe 1.1.5.). Auch der in (10) erwähnte Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Definition</strong> <strong>und</strong> Beweis kann nicht akzeptiert werden, da ein Beweis im Zeigen einer<br />

allgemeingültigen Folgerung besteht, deren Gültigkeit durch <strong>Definition</strong>en nicht be-<br />

79 Summa contra gentiles, lb 1 cp 25 n. 7.<br />

80 ST 1 qu 3 ar 5 co; vgl. Quaest. disp. de potentia, qu 7 ar 3 ra 4; De ente et essentia, cp 6.<br />

81 De potentia, qu 7 ar 3 ra; vgl. qu 7 ar 3 sc 2; Contra errores graecorum, ps 1 cp 1.<br />

82 Compendium theologiae, lb 1 cp 26.


33<br />

rührt wird (siehe 3.1., 3.2., 3.4. <strong>und</strong> 4.3.). 83<br />

Die charakteristisch thomasische Begründung dafür, daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> nicht<br />

definierbar sei, ist wesentlich in der Anführung <strong>des</strong> logischen Lehrsatzes „definitio<br />

est ex genere et differentias“ gegeben, der in der Tradition gewöhnlich die Form „definitio<br />

fit per genus proximum et differentiam specificam“ hat, 84 <strong>und</strong> seiner Anwendung<br />

auf das Prädikat <strong>„Gott“</strong>. Die Begründung besagt, daß <strong>„Gott“</strong> nicht unter eine<br />

Gattung (Klasse) fällt <strong>und</strong> auch keine (spezifischen) Differenzen aufweist. Die<br />

Nichtdefinierbarkeitsbegründung läßt sich jedoch gemäß (10) einstweilen auf „deus<br />

non habet genus“ reduzieren, da dies den (spezifischen) Differenzen gegenüber primär<br />

ist, wie die folgende Aussage <strong>des</strong> Thomas belegt:<br />

„genus enim dividitur in species per oppositas differentias.“ 85<br />

Die Nichtdefinierbarkeitsbegründung „deus non habet genus“ erlaubt eine verhältnismäßig<br />

selbständige Behandlung, wenn in Rechnung gestellt wird, daß die gesamte<br />

thomasische <strong>Definition</strong>slehre die meisten der schon kritisierten Elemente enthält, wie<br />

daß eine <strong>Definition</strong> das Wesen ausdrücken würde 86 (siehe 5.2.), oder daß eine <strong>Definition</strong><br />

wahr oder falsch wäre 87 (siehe 3.4.).<br />

7. „Deus non habet genus“<br />

7.1. Die sich in dem herkömmlichen Lehrsatz „definitio fit per genus proximum<br />

et differentiam specificam“ ausdrückende Auffassung der <strong>Definition</strong> entspricht nicht<br />

der modernen Auffassung als Metatheorie formaler Systeme (siehe 3.4.), sondern gehört<br />

zur Mengenlehre, von der sie als Teil anzusehen ist, bzw. als deren Anwendung<br />

sie gelten kann. Diese mengen- oder klassentheoretische Auffassung geht auf Aristoteles<br />

zurück 88 <strong>und</strong> besagt, daß die <strong>Definition</strong> in der Angabe eines Art-Gattung-Verhältnisses<br />

oder einer Teilklassen-Klassen-Relation besteht.<br />

Um das zu illustrieren, sei z.B. das Prädikat „Mensch“ gegeben. Dessen Extension<br />

(genus) ist die Klasse aller der Objekte, auf die das Prädikat „Mensch“ zutrifft. Um<br />

hierfür ein genus proximum (nächsthöhere Gattung) zu finden, muß eine umfangreichere<br />

Klasse gesucht werden, die zusätzlich zu den Extensionselementen der Gattung<br />

der Menschen noch weitere enthält. Eine solche Klasse ist etwa die der Lebewesen,<br />

denn sie umfaßt sowohl die Extensionselemente <strong>des</strong> Prädikats „Mensch“ als<br />

83 Vgl. <strong>Zimmer</strong>, C.: Logik der thomasischen Gottesbeweise. Ein Beitrag zur Aussagenlogik bei Thomas von Aquin.<br />

Franziskanische Studien 71, 1989, 212-223; Existenz-Simulation in den Gottesbeweisen. In: Das Phänomen der „Simulation“.<br />

Beiträge zu einem semiotischen Kolloquium. Hg. v. Erhardt Güttgemanns. Bonn 1991 (FThL 17), 86-<br />

106.<br />

84 Vgl. Boethius, De syllogismo categorico, PL 64, 794f; In Topica Ciceronis commentaria, PL 64, 1088-1090; Commentaria<br />

in Porphyrium, PL 64, 125; Liber de divisione, PL 64, 880.<br />

85 In lib. post anal., lb 1 cp 12.<br />

86 Vgl. ST 1 qu 13 ar 1 co; qu 29 ar 2 co; SCG lb 1 cp 21 n. 3; lb 2 cp 93 n. 2; lb 4 cp 40 n. 5; De ente et essentia, cp 1;<br />

De potentia, qu 9 ar 1 ag 7; In librum Boethii de trinitate, lb 3 cp 6 ar 4 sc 3.<br />

87 Vgl. In librum post anal., lb 1 ar 26 n. 3; In lib. met., lb 5 cp 22 n. 13.<br />

88 Vgl. Met. 998 b 16f; Seebohm, Thomas M.: Philosophie der Logik. Freiburg, München 1984, 75.


34<br />

auch die <strong>des</strong> Prädikats „Tier“, bzw. die Klassen der Menschen <strong>und</strong> Tiere sind beide<br />

in der Klasse der Lebewesen enthalten. Folglich sind die Extensionen von „Mensch“<br />

<strong>und</strong> „Tier“ Teilklassen der Extension von „Lebewesen“, was traditionell heißt, daß<br />

Menschen <strong>und</strong> Tiere Arten (species) bezüglich der Gattung der Lebewesen sind.<br />

Nimmt man Rationalität als Unterschied zwischen diesen Arten, so weist die <strong>Definition</strong><br />

„homo est animal rationale“ das Prädikat „rational“ als differentia specifica aus,<br />

welche die Teilklassen unterscheidet.<br />

Es werden jedoch sofort auch die Schwächen dieses Verfahrens deutlich. 89 Was jeweils<br />

genau genus proximum sein soll, hat keinen präzisen Sinn. So ist z.B. die Klasse<br />

der Menschen in bezug auf die Klasse der Lebewesen eine Art, in bezug auf die<br />

Klasse der Deutschen aber eine Gattung, wie auch das genus proximum nicht die<br />

nächsthöhere Gattung ist – als solche dürfte nur eine um genau ein Element umfangreichere<br />

Klasse zugelassen sein –, sondern bloß irgendeine umfangreichere Klasse.<br />

Auch als differentia specifica genügt schon je<strong>des</strong> beliebige klassendistributive Prädikat,<br />

ohne daß deutlich würde, was das Spezifische genau sein soll.<br />

Mit Hilfe von Arten <strong>und</strong> Gattungen lassen sich keine empirischen Beziehungen erkennen,<br />

sondern nur abstrakte Zuordnungen konstruieren. Ob etwas unter eine Art<br />

oder unter eine Gattung fällt, ist <strong>des</strong>halb eine Frage der Betrachtungsweise <strong>und</strong> nicht<br />

eine Frage der Erkenntnis von der Welt zugr<strong>und</strong>eliegenden Ordnungen.<br />

7.2. Für die Aussage „deus non habet genus“ <strong>und</strong> ihre Entsprechungen gibt es<br />

jetzt zwei Interpretationsmöglichkeiten. Die erste besteht darin, die Aussage so zu<br />

verstehen, daß die Extension <strong>des</strong> Prädikats <strong>„Gott“</strong> keine Teilklasse einer andern<br />

Klasse ist, bzw. daß es kein genus proximum gibt, wobei ausdrücklich zu betonen<br />

ist, daß auch Thomas den Ausdruck <strong>„Gott“</strong> als Prädikat ansieht. 90<br />

Es läßt sich jedoch leicht zeigen, daß für je<strong>des</strong> Prädikat, also auch für <strong>„Gott“</strong>, eine<br />

Klasse existiert, die min<strong>des</strong>tens ein Element mehr enthält als die Extension <strong>des</strong> betreffenden<br />

Prädikats, weil jede Klasse Teilklasse der Allklasse ist, d.h. derjenigen<br />

Klasse, die alle Objekte <strong>des</strong> universalen Bereichs enthält.<br />

Nach dem Abstraktionsprinzip 91<br />

Ⅴγ Λx (x ε γ ≡ Gx)<br />

hat je<strong>des</strong> einstellige Prädikat eine Klasse als Extension, so daß in diesem Fall<br />

γ = {x | Gx}<br />

89 Vgl. Stegmüller, Hauptströmungen, I, 369; von Kutschera, aaO, 356-359.<br />

90 Vgl. <strong>Zimmer</strong>, aaO, 82f; Liske, Michael-Thomas: Die Perspektive <strong>des</strong> Sprechers <strong>und</strong> ihre logische Bedeutung. Ein<br />

Deutungsversuch zu Thomas von Aquin s. th. I, q. 13, a. 10. ThPh 56, 1981, 111; Dalferth, Ingolf U.: Existenz <strong>und</strong><br />

Identifikation. Erwägungen zum Problem der Existenz Gottes im Gespräch mit der Analytischen Philosophie.<br />

NZSTh 25, 1983, 182f.<br />

91 Vgl. Quine, W. V.: Methods of Logic. London, Henley 3 1978, 251; Stoll, Robert R.: Set Theory. NEBrit (1985) 27,<br />

239b.


die Extensionsklasse <strong>des</strong> Prädikats <strong>„Gott“</strong> ist. Da jede Klasse Teilklasse der Allklasse<br />

U ist, gilt<br />

γ ε U,<br />

was äquivalent ist mit<br />

Λx (x ε γ → x ε U).<br />

Damit ist bewiesen, daß die Extension <strong>des</strong> Prädikats <strong>„Gott“</strong> Teilklasse einer „höheren“,<br />

mehr Elemente enthaltenden Klasse ist, daß es folglich auch ein genus proximum<br />

gibt, nämlich U (oder wahlweise Teilklassen von U mit mehr Elementen als γ),<br />

<strong>und</strong> daß aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen die anders lautenden Annahmen nach (10) falsch sein müssen.<br />

Dieser Zusammenhang erlaubt übrigens eine interessante Berechnung der Extension<br />

von <strong>„Gott“</strong>. 92<br />

Des weiteren folgt, daß die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung gemäß (9), (10) <strong>und</strong><br />

(12) falsch ist, da die dort verlangten Erfordernisse für die <strong>Definierbarkeit</strong> von G soeben<br />

erfüllt werden konnten. Die Bestreitung der Nichtdefinierbarkeitsbegründung<br />

ist dabei von den thomasischen Voraussetzungen her erfolgt, <strong>und</strong> nicht einfach durch<br />

die Ablehnung der in (9) bis (12) zugr<strong>und</strong>eliegenden <strong>Definition</strong>slehre bewerkstelligt<br />

worden.<br />

7.3. Die zweite Interpretationsmöglichkeit für „deus non habet genus“ ergibt sich<br />

daraus, daß <strong>„Gott“</strong> nicht wie in Kapitel 7.2. als Prädikat, sondern eventuell als Individuenkonstante<br />

aufgefaßt werden könnte. Obwohl sich für diese Variante in den<br />

Texten von Thomas kein Anhalt findet, wird sie wegen einer gewissen Vollständigkeit<br />

konstruiert, um zu zeigen, daß es in dieser Richtung keinen Ausweg gibt.<br />

Nach dieser Interpretationsmöglichkeit würde die Behauptung „deus non habet genus“<br />

besagen, daß das Objekt Gott nicht Element einer Klasse ist. Während vorhin<br />

eine Teilklassen-Klassen-Relation vorlag, handelt es sich hier um eine Element-<br />

Klassen-Relation, die nicht mehr mit dem Art-Gattung-Verhältnis zusammenfällt.<br />

Es sei g die Individuenkonstante, eine Abkürzung für den Namen <strong>„Gott“</strong>.<br />

Auf das so bezeichnete Objekt trifft auf jeden Fall irgendein Prädikat zu, andernfalls<br />

bestünde keine Möglichkeit, von Gott als von etwas zu sprechen. 93 Dieses sei F.<br />

Wenn F auf g zutrifft, dann muß – wie das Abstraktionsprinzip zeigt (siehe 7.2.) – g<br />

als Element in der Extensionsklasse <strong>des</strong> Prädikats F enthalten sein. Folglich ist g<br />

Element einer Klasse <strong>und</strong> somit die Ausgangsbehauptung falsch.<br />

35<br />

92 <strong>Zimmer</strong>, C.: Negation <strong>und</strong> via negationis. LingBibl 64, 1990, 79f.<br />

93 Ebd, 81-86.


36<br />

Überdies ist darauf hinzuweisen, daß singuläre Termini generell eliminierbar sind<br />

(siehe 9.1.), so daß die Annahme, bei dem Ausdruck <strong>„Gott“</strong> würde es sich um einen<br />

Namen handeln, gegenüber der Prädikatsdeutung ohnehin keine Alternative darzustellen<br />

vermag (siehe 9.2.).<br />

Die zweite Interpretationsmöglichkeit ist demnach ebenfalls nicht geeignet, die<br />

Nichtdefinierbarkeitsbehauptung zu stützen. Vielmehr führt sie zu dem Resultat, daß<br />

sich „deus non habet genus“ auch in dieser Hinsicht als unrichtig erweist.<br />

7.4. Aufgr<strong>und</strong> der in den beiden letzten Kapiteln angestellten Überlegungen ist<br />

der Versuch, die Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> unter Inanspruchnahme<br />

<strong>des</strong> <strong>Definition</strong>sverfahrens nach genus proximum <strong>und</strong> differentia specifica zu begründen,<br />

als Fehlschlag abzulehnen.<br />

Dieser Versuch führt vor allem <strong>des</strong>wegen nicht zu dem Beabsichtigten, weil die konsequente<br />

Anwendung <strong>des</strong> mengentheoretischen Verfahrens „definitio fit per genus<br />

proximum et differentiam specificam“ auf das Prädikat <strong>„Gott“</strong> gerade das Gegenteil<br />

<strong>des</strong> von Thomas in (9), (10) <strong>und</strong> (12) Behaupteten ergibt, so daß die Nichtdefinierbarkeit<br />

selbst dann nicht auf diese Weise zu begründen ist, wenn man das unzureichende<br />

<strong>Definition</strong>sverfahren probeweise anerkennt.<br />

Gegen dieses Ergebnis könnten jetzt vermutlich Einwände vorgebracht werden, etwa<br />

derart, daß man mit modernen Vorstellungen <strong>und</strong> Begriffen wie „Klasse“, „Extension“<br />

usw. den Gedanken <strong>des</strong> Thomas „nicht gerecht“ werden würde. Solche Einwände<br />

sind jedoch wegen der folgenden Gründe hinfällig:<br />

Die extensionale Betrachtung, worunter zu verstehen ist, daß einem Prädikat eine<br />

Klasse – die Extension – zugeordnet wird, gebildet aus den Elementen, auf welche<br />

das Prädikat zutrifft, geht nach den erhaltenen Zeugnissen min<strong>des</strong>tens bis auf den<br />

Baum <strong>des</strong> Porphyrius von Thyrus (ca. 232 – ca. 304) in der Isagoge zurück, wo die<br />

Begriffe der Extension (<strong>des</strong> Umfangs) <strong>und</strong> der Intension (<strong>des</strong> Inhalts), den heutigen<br />

ziemlich genau entsprechend, vorausgesetzt werden. 94 „Diese Auffassung wird so<br />

weit geführt, daß man hier eigentlich vom Anfang <strong>des</strong> Klassenkalküls sprechen<br />

kann.“ 95 Ihr scholastisches Gegenstück hat sie in der Theorie der einfachen <strong>und</strong> der<br />

personalen Supposition (suppositio simplex, suppositio personalis), an der Thomas<br />

selbstverständlichen Anteil hat, wie den diesbezüglichen Stellen in der Summa theologiae<br />

deutlich entnommen werden kann. 96<br />

Diese engste Verbindung von Theologie <strong>und</strong> Logik, wie sie u.a. bei Thomas wegweisend<br />

auftritt, erfordert auch bei der Interpretation stärkste Berücksichtigung <strong>des</strong><br />

logischen Zusammenhangs, der größeres Gewicht hat als abhängige Einzelbehauptungen.<br />

Es besteht also eher dort eine sachgemäßere Verpflichtung den thomasischen<br />

94 Bochenski, J. M.: Formale Logik. Freiburg, München 3 1970 (Orbis Academicus III/2), 302, 155f.<br />

95 Ebd, 156.<br />

96 Vgl. ST 4 qu 16 ar 7 co; ST 4 qu 16 ar 7 ra 4 sowie die Übersetzung <strong>und</strong> Erläuterung von Bochenski, aaO, 195f<br />

(27.20), 189 (27.08), 209f.


Erörterungen gegenüber, wo man sich die logische Orientierung <strong>des</strong> Thomas zu eigen<br />

macht, auch dann, wenn einigen unhaltbaren Annahmen nicht gefolgt werden<br />

kann.<br />

37<br />

8. Atheistische Konsequenzen der Nichtdefinierbarkeitsbehauptung<br />

8.1. Nachdem sich die als Begründung gedachte Annahme, es gäbe für <strong>„Gott“</strong><br />

keine Gattung, als unrichtig erwiesen hat, verschärft sich die Lage jetzt noch erheblich<br />

dadurch, daß die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung eine atheistische Konsequenz<br />

zu ziehen zwingt. Das wird wie folgt bewiesen:<br />

Die Extensionsklasse für das Prädikat <strong>„Gott“</strong> ist, wie bereits in Kapitel 7.2. gesagt<br />

γ = {x | Gx}.<br />

Als nächstes sind drei Fälle interessant, welche die Anzahl der Elemente betreffen,<br />

die γ nach der polytheistischen, monotheistischen oder atheistischen Option enthalten<br />

könnte:<br />

n ≻ 1,<br />

n = 1,<br />

n = 0,<br />

d.h. nach den Polytheisten trifft G auf mehr als ein Objekt zu, nach den Monotheisten<br />

auf genau eins, <strong>und</strong> nach den Atheisten trifft es auf kein Objekt zu. Somit sind<br />

nach der Anzahl der Elemente, die angenommen werden, drei mögliche Extensionen<br />

oder extensionale Varianten zu unterscheiden, die G zugeordnet erhält:<br />

γ 1 = {x | x ≠ y},<br />

γ 2 = {x | x = y},<br />

γ 3 = {x | x ≠ x}.<br />

„Deus non habet genus“ heißt jetzt in einem präzisen Sinn, daß G keine Extension<br />

hat. Da aber γ 3 äquivalent ist mit<br />

¬ Ⅴx (x ε γ),<br />

d.h. es gibt kein Objekt x, das Element von γ wäre, bedeutet G keine Extension zuordnen<br />

nichts anderes als G die Nullextension zuordnen.<br />

Eine Nicht-Klasse, die sich selbst als Element enthält, 97 enthält dieselben Elemente<br />

wie die Nullklasse, was genau dem mengentheoretischen Gr<strong>und</strong>satz entspricht:<br />

97 Quine, Methods of Logic, 254.


38<br />

„identity of classes is identity of membership“ 98 .<br />

Es läuft also auf dasselbe hinaus zu sagen, G hat keine Extension (Gattung), wie zu<br />

sagen, G hat die Nullextension. Da eine Klasse nicht unabhängig von den durch sie<br />

sprachlich zusammengefaßten Elementen existiert, ist ein extensionsloses Prädikat<br />

nur eine andere <strong>Ausdrucks</strong>weise dafür, daß diesem Prädikat die Nullklasse zugeordnet<br />

wird. Und die Nullextension ist das, was die Atheisten dem Prädikat <strong>„Gott“</strong> zuordnen.<br />

8.2. Die atheistische Konsequenz der Nichtdefinierbarkeitsbehauptung liegt <strong>des</strong>wegen<br />

vor, weil das Prädikat <strong>„Gott“</strong> gemäß „deus non habet genus“ extensionslos<br />

sein soll. Denn wenn es für G keine Extension gibt, dann gibt es auch kein Objekt,<br />

auf das G zutreffen könnte, da die Extension gerade die Klasse derjenigen Objekte<br />

ist, auf die das Prädikat zutrifft. G wäre somit ein atheistischer Ausdruck.<br />

Völlig sinnlos ist es jedoch, wenn mit Hilfe <strong>des</strong> als extensionslos titulierten Prädikats<br />

behauptet wird, es existiere ein bestimmtes Objekt Gott <strong>und</strong> hätte die <strong>und</strong> die bekenntnismäßigen<br />

Eigenschaften, nachdem gerade die Existenz eines solchen Objektes<br />

kraft „deus non habet genus“ unmöglich gemacht worden ist. Die Behauptung<br />

„deus non habet genus“ schließt die Behauptung, daß Gott existiert, aus, weil die eine<br />

Behauptung der andern logisch widerspricht.<br />

Eine monotheistische Existenzbehauptung – die Aussage, daß es genau ein Objekt<br />

gibt, auf das das Prädikat G zutrifft, – der Form<br />

Ⅴx Λy (Gx ∧ Gy ↔ x = y)<br />

ist bereits analytisch falsch, wenn γ = 0. Demzufolge ist die Behauptung der Existenz<br />

Gottes entweder sinnlos oder falsch, wenn gleichzeitig das Prädikat <strong>„Gott“</strong> keine<br />

Gattung hat.<br />

Das Prädikat <strong>„Gott“</strong> mit Nullextension erlaubt weder die Formulierung sinnvoller<br />

noch wahrer theologischer Aussagen, sofern theologische Aussagen jene sind, die<br />

das Prädikat <strong>„Gott“</strong> enthalten 99 . Geht man ferner davon aus, daß sich die Theologie<br />

sprachlich dem Prädikat <strong>„Gott“</strong> nicht nur verdankt, sondern auch darauf angewiesen<br />

bleibt, so stellt „deus non habet genus“ eine Sinnloserklärung der gesamten Theologie<br />

dar.<br />

8.3. Die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung entpuppt sich als chamouflierter Atheismus,<br />

eine Tatsache, die besonders auch dadurch prekär wirkt, daß die Auseinandersetzung<br />

zwischen Theisten <strong>und</strong> Atheisten plötzlich als eine rein inneratheistische<br />

Angelegenheit erscheint. Während sich die Theologie mit einem von außen an sie<br />

herantretenden Atheismus beschäftigt, trägt sie gleichzeitig dazu bei, wenn auch in<br />

98 Hughes, Set Theory, NEBrit (1985) 23, 270b.<br />

99 <strong>Zimmer</strong>, C.: Was ist unter einer theologischen Aussage zu verstehen? FZPhTh 36, 1989, 311-340.


isher anscheinend nicht erkannter Weise, einen internen Atheismus nicht nur nicht<br />

zu liquidieren, sondern in dem dogmatischen Topos der Nichtdefinierbarkeit sogar<br />

dauerhaft zu konservieren. Bezeichnen<strong>des</strong> Licht fällt dabei auf die Dogmatik, die ihre<br />

eigenen atheistischen Bestandteile nicht einmal erkennt. Dieser historisch aufschlußreiche<br />

Umstand zeigt sehr nachdrücklich, welcher Desorientierung <strong>und</strong> welchen<br />

degenerativen Entwicklungen sich die Theologie aussetzt, wenn sie nicht die<br />

Entschlossenheit aufbringt, ihre Äußerungen vorbehaltlos der Logik zu unterwerfen.<br />

Die durch die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung erfolgte Extensionsbeschneidung <strong>des</strong><br />

Prädikats <strong>„Gott“</strong> heißt semantisch, von Chimären sprechen, <strong>und</strong> religionsphilosophisch,<br />

das atheistische Votum fällen. Da aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong>sen nicht einmal gesagt werden<br />

kann, daß Gott existiert, kann auch nicht geglaubt werden, daß Gott existiert. Denn<br />

um etwas glauben zu können, muß vorher etwas gesagt worden sein. Dieser Zusammenhang<br />

lehrt nebenbei, daß klare Aussagen <strong>und</strong> ihre beweisbaren Folgerungen eine<br />

Voraussetzung für Glauben sind, während „Unsagbares“ von vornherein unglaubwürdig<br />

ist, weil es nicht wahrheitsfähig ist.<br />

8.4. Um Mißverständnisse soweit wie möglich auszuschalten, ist es wahrscheinlich<br />

nötig, noch einmal extra herauszustellen, daß es hier nicht Gegenstand, ja nicht<br />

einmal von Interesse ist, jemandem Atheismus vorzuwerfen, sondern zu zeigen, daß<br />

die Nichtdefinierbarkeitsbehauptung vi formae die atheistische Annahme beinhaltet.<br />

Das darf aber nicht damit verwechselt werden, daß aus dem bloßen Prädikat <strong>„Gott“</strong><br />

etwas bezüglich der Existenz Gottes oder der Anzahl existierender Götter hergeleitet<br />

werden könnte. Die atheistische Konsequenz besteht aufgr<strong>und</strong> der Formgleichheit<br />

<strong>des</strong> angeblich extensionslosen Prädikats mit G, wenn ihm die Nullextension zugeordnet<br />

wird, <strong>und</strong> nicht etwa aufgr<strong>und</strong> einer Existenzbedeutung, die das Prädikat<br />

selbst hätte.<br />

Es mag sein, daß dies alles von den Vertretern der Nichtdefinierbarkeitstheologie<br />

nicht gesehen worden ist, so daß jetzt etwas anderes herauskommt, als ursprünglich<br />

vielleicht beabsichtigt gewesen war. Aber Konsequenzen bestehen unabhängig davon,<br />

was vielleicht beabsichtigt gewesen war, wie auch die Verantwortung für die<br />

Konsequenzen bei denen liegt, die behaupten, woraus die Konsequenzen folgen.<br />

Will man die Konsequenzen vermeiden, dann darf man dasjenige nicht behaupten,<br />

was zu den Konsequenzen führt.<br />

39<br />

9. Logische Syntax <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong><br />

9.1. Bei dem Ausdruck <strong>„Gott“</strong> handelt es sich um ein einstelliges Prädikat. 100 Wie<br />

viele Elemente seine Extension enthält, kann an dem Prädikat nicht abgelesen werden<br />

– wie an Prädikaten generell nicht –, sondern ist eine außerlogische Frage, für<br />

deren Beantwortung je nach der polytheistischen, monotheistischen <strong>und</strong> atheisti-<br />

100 <strong>Zimmer</strong>, „Deus“, 79-87, 91.


40<br />

schen Option eine Klasse mit min<strong>des</strong>tens zwei Elementen, die Einerklasse oder die<br />

Nullklasse angegeben zu werden pflegt (siehe 8.1.). Diese extensionalen Varianten<br />

stellen willkürliche, außerlogische Annahmen dar hinsichtlich <strong>des</strong> Wertebereichs,<br />

über den das Prädikat G laufen soll.<br />

Um mit dem Ausdruck <strong>„Gott“</strong> etwas anfangen zu können, muß er als ganz normales<br />

Prädikat eingeführt werden ohne leitende Vorurteile über die Anzahl seiner Extensionselemente.<br />

Denn nur mit einem normal funktionierenden Prädikat besteht überhaupt<br />

die Chance, eine monotheistische Aussage mit Minimalplausibilität aufzubauen,<br />

an der die Theologie eigentlich interessiert sein müßte. Das geht folgendermaßen<br />

vor sich:<br />

Man setzt G in die Kennzeichnungsform 101 ein <strong>und</strong> erhält:<br />

℩ x Gx.<br />

Dieser singuläre Terminus wird unter Verwendung der Einzigkeitsbedingung<br />

Λx (Gx ↔ x = y)<br />

eliminiert <strong>und</strong> auf die folgende Existenzquantifikation gebracht:<br />

Ⅴx Λy (Gx ∧ Gy ↔ x = y).<br />

Damit ist gesagt, daß es genau dann ein Objekt x gibt, wenn G darauf zutrifft. An<br />

dieser monotheistischen Aussage (siehe 8.2.) ist klar zu erkennen, daß die Existenzbedeutung<br />

nicht mit dem Prädikat gegeben ist, sondern allein mit der Form der Existenzquantifikation.<br />

9.2. Einige vertreten demgegenüber die Ansicht, daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> ein Name<br />

wäre. 102 Das ist jedoch allein schon wegen der generellen Eliminierbarkeit von<br />

singulären Termini ausgesprochen schlecht überlegt. Von diesem Eliminationsverfahren<br />

ist soeben Gebrauch gemacht worden (siehe 9.1.), denn der singuläre Term ℩ x<br />

Gx kommt in der monotheistischen Existenzbehauptung nicht mehr vor. Doch auch<br />

unabhängig davon fungiert der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> eindeutig <strong>und</strong> prinzipiell als Prädikat,<br />

ein Sachverhalt, der nicht nur unbestreitbar, sondern auch für die Formulierung<br />

theologischer Aussagen ganz gr<strong>und</strong>legend ist.<br />

Die aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Abstraktionsprinzips (siehe 7.2.) Prädikaten zugeordneten Extensionen<br />

sind Klassen als abstrakte Zusammenfassungen von Gegenständen. 103 Diese<br />

101 Ebd, 45-52.<br />

102 Dalferth, aaO, 184; Existenz Gottes <strong>und</strong> christlicher Glaube. Skizzen zu einer eschatologischen Ontologie. München<br />

1984, 86; Joest, aaO, 52; Mildenberger, Friedrich: Gotteslehre. Eine dogmatische Untersuchung. Tübingen<br />

1975, 48-53; van Peursen, Cornelis A.: Das Wort <strong>„Gott“</strong>. Erwägungen eines Philosophen. Göttingen 1969, 6-8;<br />

vgl. dazu <strong>Zimmer</strong>, aaO, 18-44.<br />

103 Vgl. Stegmüller, Probleme I, 113; Quine, Methods, 80, 235-240; Carnap, Rudolf: Der logische Aufbau der Welt.<br />

Frankfurt, Berlin, Wien 4 1974 (Ullstein-Buch 35007), 44, 49f.


Zusammenfassungen haben, weil sie abstrakt sind, gr<strong>und</strong>sätzlich sprachlichen Charakter,<br />

d.h. sie existieren nur als sprachliche Operationen. Das Operieren mit Klassen<br />

ist eine Form <strong>des</strong> Ökonomieprinzips der Sprache, insofern als das Handhaben von<br />

Klassen eine sprachlich abkürzende Funktion hat, die darin besteht, daß man von allen<br />

Elementen einer Klasse etwas Gemeinsames sagen kann, ohne je<strong>des</strong> Element einzeln<br />

aufzählen zu müssen.<br />

Daß die Zuordnung einer Extension zu einem Prädikat eine sprachlich-abstrakte<br />

Operation darstellt, kann insbesondere nicht heißen, daß es sich um eine Aussage<br />

über die empirische Existenz der Extensionselemente handeln würde. Ob es Objekte<br />

gibt, <strong>und</strong> wie viele es sind, auf die ein Prädikat zutrifft, sind empirische Fragen, die<br />

mit der sprachlichen Konstruktion von Klassen nicht verwechselt werden dürfen.<br />

Hat man z.B. ein einzelnes Prädikat, so sagt dieses nichts darüber aus, ob es Objekte<br />

gibt, auf die es zutrifft, bzw. auf wie viele es zutrifft. Um das herauszubekommen,<br />

braucht man die Objekte, das Prädikat allein genügt nicht.<br />

Deshalb ist auch die Vorstellung zurückzuweisen, daß ein Prädikat automatisch auf<br />

Mehreres (de pluribus) zutreffen würde 104 . Ein Prädikat kann auf Mehreres zutreffen,<br />

muß es aber nicht. Es kann genausogut auf nichts zutreffen oder auf nur ein Element.<br />

Worauf es aber zutrifft, kann nicht am Prädikat abgelesen werden, sondern verlangt<br />

die Berücksichtigung der Objekte, über die mit Hilfe <strong>des</strong> Prädikats gesprochen werden<br />

soll.<br />

Der Irrtum, daß Prädikate angeblich stets auf Mehreres zutreffen würden, war auch<br />

der Gr<strong>und</strong> dafür, daß einige glaubten, der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> als Prädikat bedeute Polytheismus<br />

105 . Da jedoch ein Prädikat allein keine Existenzaussage ist, kann leicht<br />

eingesehen werden, daß dies falsch sein muß.<br />

9.3. Die gelegentlich begegnende Ansicht, der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> sei ein Synkategorema,<br />

die durchweg auf Unklarheit über die mit Priscian beginnende grammatische<br />

<strong>und</strong> in der Scholastik eindeutig logische Terminologie beruht, muß als Absurdität<br />

bewertet werden, 106 weswegen sie hier nicht noch einmal berührt zu werden<br />

braucht, zumal eine teilweise ähnlich irrige Meinung, die von Ebeling (siehe 6.2.),<br />

schon erwähnt worden ist. Demgegenüber stellt die Behauptung, daß <strong>„Gott“</strong> als Interjektion<br />

107 zu bestimmen wäre, einen pseudo-grammatischen Mißgriff dar. Vollständig<br />

irrational <strong>und</strong> ohne jeden theoretischen Erklärungswert ist schließlich die in<br />

41<br />

104 Vgl. Aristoteles, Top. A 5, 102 a 31f; Thomas von Aquin, SCG lb 1 cp 25 n. 4; Brody, Boruch A.: Logical Terms,<br />

Glossary of. EncPh 5, 65b.<br />

105 Vgl. Sauter, Gerhard u. Axel Stock: Arbeitsweisen systematischer Theologie. Eine Anleitung. München, Mainz<br />

1976 (studium theologie; 2), 132; Kamlah, Wilhelm u. Paul Lorenzen: Logische Propädeutik oder Vorschule <strong>des</strong><br />

vernünftigen Redens. Rev. Ausg. Mannheim, Wien, Zürich 1974 (B.I. Hochschultaschenbücher; 227/227a), 173;<br />

Wessel, Horst: Logik <strong>und</strong> Philosophie. Berlin 1976 (Weltanschauung heute; 9), 127; vgl. dazu <strong>Zimmer</strong>, aaO, 84-<br />

87.<br />

106 Vgl. <strong>Zimmer</strong>, aaO, 52-79.<br />

107 Ebeling, Gerhard: Existenz zwischen Gott <strong>und</strong> Gott. Ein Beitrag zur Frage nach der Existenz Gottes. In: Wort <strong>und</strong><br />

Glaube, II, 286.


42<br />

den Bereich der Magie verweisende Meinung, der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> sei als nota presentis<br />

rei 108 aufzufassen.<br />

10. <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong><br />

10.1. Es kann jetzt eine <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> vorgestellt werden, die<br />

die Theologie der Logik verdankt. Sie stammt von W. K. Essler, der in seinem Werk<br />

Wissenschaftstheorie, Band 1, von 1970, 2. Auflage 1982, eine <strong>Definition</strong> mit dem<br />

Definiens „erste Ursache“ („prima causa“) gegeben hat, nachdem er sie bereits in seinem<br />

Buch Einführung in die Logik <strong>und</strong> 1967 in einem Aufsatz in den Franziskanischen<br />

Studien verwendet hatte, ohne daß dies theologischerseits in dem notwendigen<br />

Maße zur Kenntnis genommen worden wäre.<br />

Diese <strong>Definition</strong> geht auf Thomas von Aquin zurück, der, obwohl er die <strong>Definierbarkeit</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> verneint hat (siehe 6.3.), bei seinen Gottesbeweisen doch<br />

definitorische Festlegungen treffen mußte, die sich zu einer geeigneten, mit den traditionellen<br />

Vorstellungen konformlaufenden <strong>Definition</strong> ausbauen lassen. Die auf<br />

thomasischen Gr<strong>und</strong>gedanken fußende <strong>Definition</strong> von Essler entspricht den erläuterten<br />

Bedingungen (siehe 4.3.) <strong>und</strong> dient im Zusammenhang seiner Ausführungen als<br />

Beispiel <strong>und</strong> Illustration der modernen <strong>Definition</strong>stheorie. Deren Nutzeffekt <strong>und</strong> Anwendungsbreite<br />

auch für speziell theologische Belange ist damit unmittelbar augenscheinlich.<br />

Ferner ermöglicht diese <strong>Definition</strong> eine monotheistische Interpretation (siehe 8.1.<br />

<strong>und</strong> 9.1.) im Gegensatz zu der atheistischen Nichtdefinierbarkeitsbehauptung (siehe<br />

8.). Der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> fungiert als einstelliges Prädikat. Aus dem Vorliegen dieser<br />

<strong>Definition</strong> folgt, daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> definierbar <strong>und</strong> die gegenteilige Annahme<br />

falsch ist.<br />

Nebenbei wird erwähnt, daß Essler in seinem oben zuerst genannten Werk noch zwei<br />

weitere <strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> aufgestellt hat, die in gleicher Weise zur<br />

Wahl stehen wie die im nächsten Kapitel ausführlicher betrachtete mit dem Definiens<br />

„prima causa“. Die erste <strong>Definition</strong>, in modallogischer Form, lautet:<br />

(13) „Ein göttliches Wesen ist notwendig, <strong>und</strong> wenn es überhaupt etwas Notwendiges<br />

gibt, dann ist es ein göttliches Wesen.“ 109<br />

Der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> ist auch hier ein einstelliges Prädikat, weswegen die Formulierung<br />

„göttliches Wesen“ bevorzugt wurde. Würde das Definiendum statt <strong>des</strong>sen als<br />

Individuenkonstante aufgefaßt, so würde (13) keine <strong>Definition</strong>, sondern eine kreative<br />

Aussage sein, da dann die Existenzbehauptung:<br />

108 Ebeling, Gott <strong>und</strong> Wort, 417; Jüngel, aaO, 12.<br />

109 Essler, Wissenschaftstheorie, I, 85.


43<br />

(14) Es gibt genau ein Objekt, das notwendig ist,<br />

die nicht logisch wahr ist, folgen würde. 110 Die zweite <strong>Definition</strong>, mit einem Definiens<br />

aus drei konjunktional verb<strong>und</strong>enen Prädikaten, die wie (13) nichtkreativ ist<br />

<strong>und</strong> Eliminierbarkeit gewährleistet (siehe 3.2. <strong>und</strong> 4.3.), lautet:<br />

(15) „Ein göttliches Wesen ist allmächtig, allgütig <strong>und</strong> allwissend.“ 111<br />

10.2. Ein wesentlicher Punkt für das Definiens „prima causa“, den Thomas in der<br />

sec<strong>und</strong>a via ausdrücklich hervorgehoben hat, besteht darin, daß die Relation <strong>des</strong> Bewirkens,<br />

bei der es sich um eine zweistellige Relation handelt, irreflexiv ist, da<br />

nichts sich selbst bewirken kann:<br />

„nec est possibile, quod aliquid sit causa efficiens sui ipsius; quia sic esset prius seipso,<br />

quod est impossibile.“ 112<br />

Irreflexivität schließt die Annahme einer causa sui aus (siehe 2.1.1.1.). Die Relation<br />

<strong>des</strong> Bewirkens ist <strong>des</strong> weiteren transitiv <strong>und</strong> asymmetrisch. Der Begriff „erste Ursache“<br />

bezüglich <strong>des</strong> Vokabulars „bewirkt“ ist <strong>des</strong>halb nach Thomas so zu definieren:<br />

(16) „Ein Ding ist erste Ursache eines Objekts genau dann, wenn es dieses bewirkt,<br />

aber selbst von keinem Gegenstand bewirkt wird.“ 113<br />

„Unter Benützung der Abkürzung „Eu“ <strong>und</strong> „Wi“ für „erste Ursache“ <strong>und</strong> „bewirkt“<br />

kann dieser Satz in der formalen Objektsprache folgendermaßen formuliert werden:<br />

(16.1) „Λx Λy [ ε Eu ↔ ε Wi & ¬ Ⅴz ( ε Wi)]“.<br />

Das ist für zweistellige Prädikate bzw. Relationen ein Satz der Form:<br />

(17) Λx 1 Λx 2 ( ε S 2 ↔ D);<br />

S 2 ist der durch <strong>Definition</strong> eingeführte Begriff der ersten Ursache, <strong>und</strong> D ist der Teilsatz<br />

(das Definiens)“ 114 .<br />

„Auch durch den folgenden Satz wird der Begriff „erste Ursache“ im Vokabular, bestehend<br />

aus „bewirkt“, definiert:<br />

(18) „Wenn ein Ding erste Ursache eines anderen ist, so bewirkt es dieses <strong>und</strong><br />

wird selbst von keinem Gegenstand bewirkt, <strong>und</strong> wenn es keine erste Ursache jenes<br />

anderen ist, so ist es, wenn es jenes bewirkt, selbst von einem Gegenstand bewirkt.“<br />

110 Vgl. ebd.<br />

111 Ebd.<br />

112 ST 1 qu 2 ar 3 co.<br />

113-119 Essler, aaO, 88-90; Numerierung <strong>und</strong> Hervorhebungen hinzugefügt.


44<br />

Dieser Satz, der die Konjunktion aus einer hinreichenden <strong>und</strong> einer notwendigen Bedingung<br />

für den Begriff „erste Ursache“ darstellt, ist logisch äquivalent mit jener<br />

universellen Äquivalenz (siehe 4.1.) <strong>und</strong> kann <strong>des</strong>halb mit gleichem Recht „<strong>Definition</strong>“<br />

genannt werden.“ 115<br />

„Wegen <strong>des</strong> Extensionalitätsprinzips der Klassenalgebra (nach dem extensionsgleiche<br />

Prädikate identisch sind, weil zwei Extensionsklassen identisch sind, wenn sie<br />

dieselben Elemente enthalten) ist die universelle Äquivalenz<br />

(19) Λx 1 ... Λx n ( ε S n ↔ D),<br />

logisch äquivalent mit<br />

(20) S n = λx 1 ... x n D.<br />

Der Begriff der ersten Ursache hätte daher auch durch die folgende Identitätsaussage<br />

eingeführt werden können:<br />

(21) „Die Relation der ersten Ursache ist identisch mit dem Inbegriff (der Gesamtheit,<br />

der Klasse) der geordneten Paare von Dingen, deren erstes das zweite bewirkt,<br />

aber selbst von keinem Gegenstand bewirkt wird“, symbolisch:<br />

116<br />

(21.1) „Eu = λxy [ ε Wi & ¬ Ⅴz ( ε Wi)]“.“<br />

Die Asymmetrie der Relation „bewirkt“ <strong>und</strong> damit der ersten Ursache kommt hier<br />

explizit zum Ausdruck. Vor allem aber ist der Sachverhalt von Belang, daß die <strong>Definition</strong>en<br />

(16) bzw. (16.1), (18) <strong>und</strong> (21) bzw. (21.1) nur in der Art der Formulierung<br />

differieren, dem intuitiven Gehalt <strong>des</strong> Begriffs „erste Ursache“ nach jedoch übereinstimmen.<br />

Demzufolge kann auch jede von ihnen wahlweise für die <strong>Definition</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> benutzt werden. Die <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> mit dem inzwischen<br />

hinreichend geklärten Definiens „erste Ursache“ lautet jetzt wie folgt:<br />

(22) „„Etwas ist ein göttliches Wesen genau dann, wenn es sich nicht selbst bewirkt,<br />

wenn es alle anderen Dinge bewirkt, aber von keinem anderen Ding bewirkt<br />

wird.“<br />

Über die damit logisch gleichwertige, aber umständlichere Formulierung<br />

(22.1) „Für jeden Gegenstand x gilt: x ist ein göttliches Wesen genau dann, wenn x<br />

nicht x bewirkt, <strong>und</strong> wenn für alle Dinge y gilt: falls y von x verschieden ist, so bewirkt<br />

x y, aber y nicht x“<br />

erhält man den Satz der symbolischen Sprache:<br />

(22.2) „Λx [x ε Gt ↔ ¬ ( ε Wi) &<br />

Λy (y ≠ x → ε Wi & ¬ ( ε Wi))]“.“ 117


Für <strong>„Gott“</strong> steht hier „Gt“, sonst war bisher „G“ verwendet worden. Logisch gleichwertig<br />

ist auch diese <strong>Definition</strong>:<br />

(23) „„Ein göttliches Wesen ist der Inbegriff der Dinge, die sich nicht selbst bewirken,<br />

die alle anderen Dinge bewirken, aber von keinem anderen Ding bewirkt<br />

werden“, symbolisch:<br />

(23.1) „Gt = λx [¬ ( ε Wi) & Λy (y ≠ x → ε Wi &<br />

¬ ( ε Wi))]“.“ 118<br />

10.3. Läßt man die Formulierungsunterschiede zwischen (22) bis (23.1) außer acht,<br />

so stehen jetzt min<strong>des</strong>tens drei inhaltlich verschiedene <strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong><br />

<strong>„Gott“</strong> zur Wahl, nämlich (13), (15) <strong>und</strong> (22). Für die damit gegebene Situation ist<br />

wesentlich, daß nicht alle drei <strong>Definition</strong>en gleichzeitig eingeführt werden können,<br />

sondern nur genau eine.<br />

Würde man dagegen mehrere verschiedene <strong>Definition</strong>en zugleich annehmen, so würde<br />

auch deren Konjunktion als <strong>Definition</strong> in Frage kommen. Doch diese Konjunktion<br />

ist immer kreativ, <strong>und</strong> damit keine <strong>Definition</strong> mehr, sondern eine Aussage, aus der<br />

andere folgen. Z.B. folgt aus der Konjunktion von (13) <strong>und</strong> (15) die Aussage<br />

„Etwas Notwendiges ist allmächtig, allgütig <strong>und</strong> allwissend“,<br />

die nicht logisch wahr ist. 119 Und aus der Konjunktion von (15) <strong>und</strong> (22) folgt<br />

„Etwas Allmächtiges, Allgütiges <strong>und</strong> Allwissen<strong>des</strong> ist erste Ursache“,<br />

was ebenfalls nicht logisch wahr ist.<br />

Es stehen zwar immer mehrere Möglichkeiten, einen Ausdruck zu definieren, zur<br />

Wahl, aber nur auf eine <strong>Definition</strong> kann die Wahl fallen. Die jeweils übrigbleibenden<br />

stellen dann empirische Postulate oder Hypothesen dar, falls sie nicht schon als<br />

Theoreme im theologischen System vorkommen. 120 Die Einführung einer <strong>Definition</strong><br />

hinsichtlich eines Systems (Vokabulars) zieht nach sich, daß alle ungenutzten <strong>Definition</strong>smöglichkeiten<br />

Theoreme oder empirische Hypothesen werden, die wahr oder<br />

falsch sein können, wenn diese überschüssigen <strong>Definition</strong>smöglichkeiten nicht schon<br />

aus andern Gründen fallengelassen worden sind.<br />

Dieser Zusammenhang leuchtet auch <strong>des</strong>wegen sofort ein, weil die gleichzeitige Annahme<br />

mehrerer verschiedener <strong>Definition</strong>en für einen <strong>und</strong> denselben Ausdruck mehrere<br />

verschiedene Bedeutungen für diesen Ausdruck festlegen würde, was dem Sinn<br />

<strong>und</strong> Zweck der <strong>Definition</strong> widerspricht.<br />

45<br />

120 Vgl. ebd. 85, 117.


46<br />

10.4. Die Frage, welche <strong>Definition</strong> angesichts der sich aus Kapitel 10.3. ergebenden<br />

Konsequenzen vorzuziehen ist, kann, wie bereits erwähnt (siehe 2.6.), nicht allein<br />

von den <strong>Definition</strong>smöglichkeiten her beantwortet werden, sondern nur im Hinblick<br />

auf die Zweckmäßigkeit für eine Theorie. In der Theologie gibt es aber noch<br />

keine genügend ausgearbeitete Theorie im Sinne von Kapitel 3.1., bezüglich der die<br />

Zweckmäßigkeitsfrage mehrerer <strong>Definition</strong>smöglichkeiten entschieden werden<br />

könnte. Es gibt in der Theologie überwiegend nur mehr oder weniger assoziativ zusammenhängende<br />

„Systeme“ bzw. Äußerungskomplexe, die meist nicht einmal der<br />

elementaren Anforderung der Widerspruchsfreiheit genügen, geschweige denn kohärent<br />

(siehe 3.1.1.) sind. Erst die logische Analyse <strong>und</strong> Rekonstruktion einiger Gottesbeweise<br />

– darunter die von J. Salamucha, H. Scholz, Ch. Hartshorne, W. K. Essler,<br />

D. P. Henry, H. G. Hubbeling, E. Nieznanski u.a. – setzt in den Stand, den Zusammenhang<br />

von <strong>Definition</strong>en <strong>und</strong> Theorienbezug deutlich machen zu können, weil die<br />

Gottesbeweise, sofern sie logisch korrekte Ableitungen darstellen, die einzigen wissenschaftlich<br />

verwertbaren Theorieansätze in der Theologie sind. 121<br />

Die Situation aber, daß verschiedene Gottesbeweise gewöhnlich auch mit verschiedenen<br />

<strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> operieren, verweist dabei auf einen Prozeß<br />

der Theorienkonstruktion, der noch bis zu dem Stadium einer mehrere Gottesbeweise<br />

umfassenden Theorie, die nur eine <strong>Definition</strong> von <strong>„Gott“</strong> benötigen darf, weiterentwickelt<br />

werden muß, um eine mögliche Ausgangslage für die Wahl einer geeigneten<br />

<strong>Definition</strong> zu erhalten. Bis dahin sind diejenigen verschiedenen Gottesbeweise,<br />

welche logisch gültig sind, als konkurrierende (Minimal-) Theorien zu verstehen.<br />

Auch für diesen Punkt liefert Thomas von Aquin eine interessante Vorlage. Für seine<br />

12 Gottesbeweise, deren Gültigkeit nachgewiesen werden konnte, verwendet er 10<br />

verschiedene <strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> „deus“, 122 ohne daß sich Anhaltspunkte für<br />

das Bewußtsein zu finden scheinen, daß damit definitiv von 10 verschiedenen Göttern<br />

die Rede ist. Daß tatsächlich auch <strong>Definition</strong>en vorliegen, die terminologisch<br />

mit „et hoc dicimus deum“ u.ä. überhaupt erst einen Zusammenhang der Argumente<br />

mit dem Ausdruck <strong>„Gott“</strong> herstellen, läßt sich schon <strong>des</strong>wegen nicht bestreiten, weil<br />

es sich ohne diese <strong>Definition</strong>en gar nicht um Gottesbeweise handelt. Denn keines<br />

der 12 thomasischen Argumente enthält den Ausdruck <strong>„Gott“</strong>. Es ist in diesem Fall<br />

ganz klar, daß man mit der Leugnung von <strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> bei<br />

Thomas zwangsläufig auch leugnet, daß Thomas Gottesbeweise aufgestellt hat.<br />

Diese wichtigen, an den angegebenen Orten ausführlicher dargestellten Beobachtungen<br />

<strong>und</strong> Überlegungen machen augenscheinlich, daß Thomas trotz seiner Nichtdefinierbarkeitsannahme<br />

<strong>Definition</strong>en aufgestellt hat, die den modernen Belangen eher<br />

zu genügen scheinen, wenn sie auch nicht seinen eigenen <strong>Definition</strong>sbedingungen<br />

entsprechen.<br />

121 <strong>Zimmer</strong>, C.: Was ist unter einer theologischen Aussage zu verstehen? FZPhTh 36, 1989, 327.<br />

122 <strong>Zimmer</strong>, Logik der thomasischen Gottesbeweise, 222f.


47<br />

11. Zusammenfassung<br />

11.1. Die Behauptung, daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> nicht definierbar sei, hauptsächlich<br />

unter Berufung auf Thomas von Aquin mit der nicht dem Stand der Entwicklung<br />

entsprechenden <strong>Definition</strong>slehre nach genus proximum <strong>und</strong> differentia specifica begründet,<br />

ist ausnahmslos unrichtig <strong>und</strong> <strong>des</strong>halb inakzeptabel.<br />

Erstens hat die Begründung „deus non habet genus“ die Form einer atheistischen Annahme,<br />

dergestalt daß das Prädikat <strong>„Gott“</strong> kraft dieser Begründung die Nullextension<br />

zugeordnet erhält <strong>und</strong> damit auf nichts zutrifft. Doch auch unter Absehung von dem<br />

atheistischen Testimonium wird durch jene <strong>Definition</strong>slehre keineswegs eine Begründung<br />

für Nichtdefinierbarkeit ermöglicht. Es läßt sich im Gegenteil zeigen, daß<br />

der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> auch dann definierbar ist, wenn nur das Verfahren nach genus<br />

proximum <strong>und</strong> differentia specifica zur Verfügung stünde<br />

Zweitens besagt Nichtdefinierbarkeit eines <strong>Ausdrucks</strong> bezüglich eines Systems oder<br />

Vokabulars, daß der Ausdruck von diesem System unabhängig ist bzw. nicht dazugehört.<br />

Nichtdefinierbarkeit <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> im Begriffssystem der Theologie<br />

kommt somit dem Ausscheiden dieses <strong>Ausdrucks</strong> aus der Theologie gleich, was darauf<br />

hinausläuft, daß <strong>„Gott“</strong> ein nichttheologaler Begriff ist. Im Gegensatz dazu zeigen<br />

die bereits vorliegenden <strong>Definition</strong>en, daß der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> auf jeden Fall<br />

definierbar ist, ebenso wie deren dem theologischen Vokabular entstammende Definientia<br />

<strong>„Gott“</strong> als theologalen Begriff sicherstellen.<br />

Drittens finden sich über die thomasischen Bezüge hinaus noch untauglichere Vorschläge,<br />

nach denen die Nichtdefinierbarkeit mit dem angeblichen Fehlen einer selbständigen<br />

Bedeutung <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> zu verbinden versucht wird, so daß zusätzlich<br />

zur Extensionslosigkeit auch Intensionslosigkeit als Begründung für <strong>des</strong>sen<br />

Nichtdefinierbarkeit herhalten muß. Damit hat die Nichtdefinierbarkeitstheologie das<br />

Wort <strong>„Gott“</strong> zu einer sinnlosen Artikulation degradiert <strong>und</strong> nebenbei die Arbeit an<br />

Wörterbüchern <strong>und</strong> Lexika negiert, in denen bekanntlich die Bedeutungen verzeichnet<br />

sind.<br />

Andererseits drückt sich gleichzeitig eine hermeneutische Freude an intensionaler<br />

Vagheit aus, deren damit einhergehen<strong>des</strong> Sichbegnügen mit terminologischer Unklarheit<br />

für die nichtdefinierbarkeitstheologischen Ansichten charakteristisch ist,<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>des</strong> Irrtums, daß mit <strong>Definition</strong>en der Majestät Gottes zu nahe getreten<br />

werden würde. Eine <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> sagt aber nichts über <strong>„Gott“</strong><br />

aus, sondern betrifft nur die Art <strong>und</strong> Weise, wie über Gott gesprochen werden soll.<br />

11.2. Die Bedeutsamkeit der <strong>Definierbarkeit</strong>sfrage in der Behandlung durch Thomas<br />

von Aquin liegt in der klaren Erkenntnis, um was für eine Frage es sich hier<br />

handelt, nämlich um eine logische, <strong>und</strong> in der ernsthaften Inanspruchnahme <strong>des</strong> zu<br />

Gebote stehenden logischen Instrumentariums zu ihrer Beantwortung. Später ist man<br />

weit dahinter zurückgefallen infolge der antilogischen Einstellung in der Theologie,<br />

die zudem den bequemen Effekt hat, die Details nicht so genau nehmen zu müssen.


48<br />

So konnte das <strong>Definierbarkeit</strong>sproblem schon in bezug auf Thomas mißverstanden<br />

werden, als ob die Angelegenheit mit seinen Darlegungen bereits erledigt sei, wie<br />

die apodiktischen Repristinationsbehauptungen suggerieren, nach welchen die sogenannte<br />

„Frage nach der Definibilität Gottes“ unter Berufung auf Thomas verneint<br />

wird, ohne eine logische Untersuchung überhaupt erst in Betracht zu ziehen. Diese<br />

Berufung auf Thomas ist <strong>des</strong>halb wenig sachgemäß.<br />

Aus Thomas lassen sich dagegen mehrere wichtige Aspekte gewinnen, die ungeachtet<br />

seiner Antwort für die <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> eine wesentliche Rolle<br />

spielen, darunter der, daß <strong>„Gott“</strong> als Prädikat zu verstehen ist, <strong>und</strong> der der klar<br />

durchgeführten prima-causa-<strong>Definition</strong>. Doch auch hinsichtlich dieser beiden Punkte<br />

ging die Entwicklung nicht vorwärts, sondern rückwärts, was bezüglich <strong>des</strong> ersten<br />

der Polytheismusvorwurf gegen die Prädikatdeutung <strong>und</strong> bezüglich <strong>des</strong> zweiten die<br />

Ersetzung der causa prima durch die widersprüchliche causa sui erweist, wodurch<br />

die Theologie nicht nur zu einem Rückschritt veranlaßt, sondern ihr auch Absur<strong>des</strong><br />

zugemutet wird.<br />

11.3. Die <strong>Definierbarkeit</strong> <strong>des</strong> einstelligen Prädikats <strong>„Gott“</strong> ist daran erkennbar, daß<br />

prinzipiell jeder Ausdruck definierbar ist, <strong>und</strong> daß es ca. 20 verschiedene, korrekte<br />

<strong>Definition</strong>en <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> gibt. Die <strong>Definition</strong> von <strong>„Gott“</strong> ist aber nicht nur<br />

möglich, sondern vor allem theorienrelevant zu entscheiden, weil die Theologie<br />

sonst nicht in der Lage ist, klar zu sagen, wovon sie handelt.<br />

Da der Ausdruck <strong>„Gott“</strong> unzweifelhaft zum Gegenstandsbereich der Theologie gehört,<br />

besteht unmittelbar die Aufgabe, über ihn definitorische Klarheit zu schaffen.<br />

Somit stellt die <strong>Definition</strong> <strong>des</strong> <strong>Ausdrucks</strong> <strong>„Gott“</strong> ein kommunikatives Erfordernis dar<br />

für den innertheologischen wie auch für den interreligiösen Dialog <strong>und</strong> den Dialog<br />

mit Atheisten. Und Dialog, der auf Verständigung abzielt, ist auf <strong>Definition</strong>en angewiesen.<br />

Abstract: Although theology is prevailingly used to denying the definibility of the<br />

term „God“, logical and linguistic penetrations do not enable this opinion to be maintained.<br />

In rendering some of the most important issues of modern definition theory<br />

and related semiotic connections applicable to the predicate „God“, traditional arguments<br />

for its <strong>und</strong>efinability have been scanned with special respect to Thomas<br />

Aquinas. Hence it follows that the assertion of <strong>und</strong>efinability turns out atheistic, for<br />

it makes the extension of the predicate „God“ confirming with the empty class, so<br />

that the term does not apply to anything. Furthermore, <strong>und</strong>efinability means „God“<br />

to fall out of the conceptual system of theology. These grave disadvantages also corresponding<br />

to semantic indeterminacy and intensional vagueness devaluate the term<br />

„God“ as a meaningless expression. Therefore the re-enactment of the communicative<br />

advantages of definition as well as of its theoretic and practical necessity had to<br />

be taken place. In order to correct the inadequate deus definiri nequit-assumption<br />

„God´s“ definibility has been demonstrated by pointing out definitions especially<br />

presented by W. K. Essler. Since definitions are f<strong>und</strong>amental prerequisites to clear<br />

and distinct speaking.


49<br />

Index<br />

Abelson 27<br />

Aristoteles 1 28 33 41<br />

Bochenski 21 36f<br />

Boethius 1 33<br />

Borkowski 22<br />

Brody 41<br />

Carnap 11 26 29 41<br />

Dalferth 34 40<br />

Dimitriu 28<br />

Dölling 18<br />

Dubislav 26 28f<br />

Ebeling 5 8 30 32 42<br />

Eco 3 13f 24<br />

Essler 1 11 19 21-27 42f 46 49<br />

Gabriel 29<br />

Güttgemanns 3 33<br />

Härle 4 11 15 29f<br />

Hartshorne 46<br />

Hauffe 21<br />

Heidolph 31<br />

Hempel 21<br />

Henry 10 46<br />

Hobbes 29<br />

Hubbeling 46<br />

Hughes 24 38<br />

Joest 41<br />

Jüngel 30 42<br />

Kalish 11<br />

Kamlah 41<br />

Kleinknecht 1 20 22ff 26f<br />

Köstlin 20<br />

Kondakow 27<br />

von Kutschera 1 26 28 34<br />

Lanczkowski 16<br />

Lejewski 18<br />

Leśniewski 27<br />

Link 30<br />

Liske 34<br />

Lorenzen 41<br />

Luthardt 30<br />

Marciszewski 22 27<br />

Marek 22<br />

Mildenberger 41<br />

Nieznanski 46<br />

Oppenheim 21<br />

Padoa 22<br />

Pannenberg 9<br />

Pascal 27<br />

van Peursen 41<br />

Porphyrius 36<br />

Priscian 42<br />

Pupier 28<br />

Quine 3 35 38 41<br />

Rahner 1<br />

Ratschow 30<br />

Risse 27<br />

Ritschl 17<br />

Robinson 1 27<br />

Russell 9 18<br />

Salamucha 46<br />

Sauter 17 21 41<br />

von Savigny 14<br />

Scholz 21 46<br />

Seebohm 34<br />

Sinowjew 18<br />

Sparn 30<br />

Stegmüller 1 11 21 26 34 41<br />

Stock 41<br />

Stoll 35<br />

Thomas von Aquin 1f 6 11 32-37 41ff 46ff<br />

Wessel 18 41<br />

Whitehead 18<br />

Wittgenstein 6 24<br />

Zahrnt 4<br />

www.zmm.cc Dr. <strong>Christoph</strong> <strong>Zimmer</strong> 920@who.net<br />

Copyright © 1989, 2006 Dr. <strong>Christoph</strong> <strong>Zimmer</strong>. All rights reserved.

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